Merkblatt 7,738 Sexing-up: Pop

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Merkblatt 7,738 Sexing-up: Pop
Veranstaltungs­ und Prüfungsmerkblatt Herbstsemester 2013
7,738: Sexing­up: Pop­Kultur und Geschlecht
ECTS­Credits: 3
Überblick Prüfung/en
(Verbindliche Vorgaben siehe unten)
Dezentral ‑ Präsentation (in Gruppen) (50%)
Dezentral ‑ schriftliche Hausarbeit (einzel) (50%)
Zugeordnete Veranstaltung/en
Stundenplan ‑‑ Sprache ‑‑ Dozent
7,738,1.00 Sexing‑up: Pop‑Kultur und Geschlecht ‑‑ Deutsch ‑‑ Binswanger Christa Veranstaltungs­Informationen
Veranstaltungs­Vorbedingungen
keine
Veranstaltungs­Inhalt
Die Erotisierung von Körpern, Gegenständen und Texten hat eine lange Geschichte und ist grundlegender Bestandteil
ästhetischer Wahrnehmungsweisen des Menschen. So ist die Sexualisierung der (visuellen) Kultur nicht prinzipiell neu. Neu am
„Sexing‑up“ der (Pop‑)Kultur ist die in den vergangenen Jahren technisch möglich gemachte Omnipräsenz erotisierter Bilder,
welche als permanenter Stimulus unseren Alltag begleiten. Die soziale Bewegung des Feminismus hat in den 1970er Jahren
einerseits die befreite und lustvolle Sexualität zu einer der wichtigen Forderungen erhoben, wobei ein Fokus auf weiblicher
Selbstverwirklichung in der Sexualität lag. Andererseits hat sich im Lauf der 1990‑er Jahre gerade auch innerhalb des Feldes der
Geschlechterforschung ein sehr heftiger Konflikt darüber artikuliert, wo die Grenzen einer befreiten Sexualität zu liegen haben.
Die sog. ‚sex wars‘ haben zu einer tiefen Spaltung innerhalb geschlechtertheoretischer Auseinandersetzungen geführt. Zentraler
Streitpunkt war, ob weibliche Körper per se eine Verletzungsoffenheit aufweisen, die es zu schützen gilt. Oder ob, wie es die
Stimmen am andern Ende des Spektrums einforderten, beispielsweise S/M‑Szenarien in ihrer Verbindung von Lust und Gewalt
als mögliche Spielart weiblicher ‚befreiter‘ Sexualität anerkannt werden sollte. Gerade queere, also nicht‑heteronormative
Lesarten von Sexualität, plädieren hierfür. Die Veranstaltung geht der Frage nach, wie das „Sexing‑up“ auf Körper und
Geschlecht zurück wirkt. Foucault hat eindrücklich gezeigt, dass die bürgerliche Moderne von einem Sexualitätsdispositiv
gekennzeichnet ist, das die Wahrheit über das Selbst eng an die Wahrheit über die eigene sexuelle Identität knüpft. In dieser Zeit
etablieren sich verschiedene Institutionen, die einen dauernden Zwang ausüben, in Form von Geständnissen über Sexualität zu
sprechen. Sexualität wird somit als zutiefst sozial und kulturell bestimmtes Verhalten erkennbar, das zwar in und durch Körper
gelebt wird, aber von Machtverhältnissen fern von Natur oder Natürlichkeit durchdrungen ist. Darüber hinaus wird Begehren –
in historisch veränderlicher Weise – seit der bürgerlichen Moderne an heterosexuelle Liebesvorstellungen geknüpft. Wie also
lässt sich das zeitgenössische „Sexing‑up“ der Pop‑Kultur im Hinblick auf Beziehungskonzepte deuten? Welche Bedeutung hat
die Medialisierung von Ratgeberkulturen, die Sexualität als ein Problem konstruieren, das öffentlich diskutiert wird? Die
Anrufung, vor allem an junge Körper, sich immer als begehrend wie auch begehrenswert zu präsentieren, die
Vermarktungslogik von „Sex sells“, die sich immer grösserer Explizitheit bedient und die „Pornographisierung“ der
Alltagskultur als Bestandteil eines westlich‑demokratischen Selbstverständnisses werden in diesem Seminar aus der Perspektive
der Geschlechterforschung einer Analyse unterzogen. Denn was bedeutet dies alles für Verständnisweisen von Geschlecht?
Veranstaltungs­Struktur
Der Kurs findet semesterbegleitend wöchentlich statt. Pro Sitzung steht ein theoretischer Text im Zentrum, der von einer Gruppe präsentiert und im Plenum diskutiert wird. Theoretische Themenfelder: Merkblatt­Version: 2.0 vom 10.10.2013, gültig für das Herbstsemester 2013
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Was ist Sexualität (Foucault, McNair, Simon) Sexuelle Körper aus geschlechtersoziologischer Perspektive (Villa) Orientalismus und Sexualpolitik (Dietze) Konsum der Romantik (Illouz) Medialisierung von Beziehungssex (Wellmann) Top Girls, Postfeminismus und Sexualität (McRobbie; Binswanger/Davis) Sexualisierung und Pornographisierung von Pop‑Kultur (Attwood, McNair) In der zweiten Sitzungshälfte wenden wir das theoretisch Erarbeitete jeweils auf Beispiele (Werbung, Vidoe‑Clips,
Ratgeberkolumnen, Textauszüge aus literarischen Texten) an.
Veranstaltungs­Literatur
Foucault (1983): Sexualität und Wahrheit 1: Der Wille zum Wissen (Auszug); Wiliam Simon (1996): Postmodern Sexualities
(Auszug); Stevie Jackson (2007): The sexual self in late modernity; Gabriele Dietze (2013) Feministischer Orientalismus und
Sexualpolitik; Paula Villa (2011): Sexy Bodies (Auszüge); Feona Attwood(2006) Sexed Up: Theorizing the Sexualization of Culture;
Mc Robbie (2010): Top Girls. Junge Frauen und der neue Geschlechtervertrag (Auszug); Christa Binswanger/Kathy Davis (2012):
Sexy Stories; Eva Illouz (2003): Der Konsum der Romantik (Auszug); Annika Wellmann (2012): Beziehungssex (Auszug); McNair
(2002): Striptease Culture (Auszug) Kleine Änderungen und Ergänzungen vorbehalten
Veranstaltungs­Zusatzinformationen
Keine.
Prüfungs­Informationen
Prüfungs­Teil/e
1. Prüfungs­Teil (1/2)
Prüfungs­Zeitpunkt und ­Form
Dezentral ‑ Präsentation (in Gruppen) (50%)
Bemerkungen
Gruppeninput (20‑30 Min)
Hilfsmittel­Regelung
Praktische Prüfungsleistung
Für diese Prüfungsleistung ist keine Hilfsmittel‑Regelung notwendig. Es gelten subsidiär die Ordnungen und Reglemente der
Universität St. Gallen.
Hilfsmittel­Zusatz
‑‑
Prüfungs­Sprachen
Fragesprache: Deutsch
Antwortsprache: Deutsch
2. Prüfungs­Teil (2/2)
Prüfungs­Zeitpunkt und ­Form
Dezentral ‑ schriftliche Hausarbeit (einzel) (50%)
Bemerkungen
Essay, 3 bis 5 Seiten (1200 – 2000 Wörter)
Merkblatt­Version: 2.0 vom 10.10.2013, gültig für das Herbstsemester 2013
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Hilfsmittel­Regelung
Schriftliche Arbeiten
Schriftliche Arbeiten müssen ohne fremde Hilfe nach den bekannten Zitationsstandards verfasst werden und es ist eine
Eigenständigkeitserklärung anzubringen.
Das Dokumentieren (Zitate, Literaturverzeichnisse) hat durchgängig und konsequent nach APA‑ oder MLA‑Standard zu
erfolgen. Die Quellenangaben für wörtlich und sinngemäss übernommene Informationen (Zitate) sind entsprechend der
Vorgaben des verwendeten Zitationsstandards in den Text zu integrieren, informierende und bibliografische
Anmerkungen sind als Fussnoten anzubringen (Empfehlungen und Standards z.B. bei METZGER, C. (2010), Lern‑ und
Arbeitsstrategien (11. Aufl.). Aarau: Sauerländer).
Für alle Arbeiten, welche an der Universität St. Gallen geschrieben werden, ist die Angabe von Seitenzahlen sowohl nach
MLA‑ wie auch nach APA‑Standard nie fakultativ.
Wo in Quellen die Seitenangabe fehlt, muss die präzise Bezeichnung anders erfolgen: Kapitel‑ oder Abschnittüberschrift,
Abschnittsnummer, Akt, Szene, Vers, usw.
Für juristische Arbeiten wird der juristische Standard empfohlen (vgl. beispielhaft FORSTMOSER, P., OGOREK R. et.
VOGT H. (2008), Juristisches Arbeiten: Eine Anleitung für Studierende (4. Auflage), Zürich: Schulthess oder beachten Sie die
Empfehlungen der Law School).
Hilfsmittel­Zusatz
‑‑
Prüfungs­Sprachen
Fragesprache: Deutsch
Antwortsprache: Deutsch
Prüfungs­Inhalt
Die Prüfungsleistung besteht aus zwei Teilen: Einerseits aus einem Gruppeninput­Referat zu einem theoretischen Text (50%).
Andererseits aus einem je einzeln verfassten Essay (50%). Die Studierenden wählen für den Essay ein selber ausgesuchtes
mediales Produkt aus – z.B. eine Werbung, ein kurzes Video­Clip oder eine Beratungskolumne – und analysieren dieses mit dem
theoretischen Wissen, das im Kurs erarbeitet worden ist. Die theoretische Basis für den Essay bilden alle im Kurs besprochenen
Texte, die im Script abgedruckt sind.
Prüfungs­Literatur
Foucault, Michel ([1977] 1995), Vorwort zur deutschen Ausgabe, in: Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, 7‑8.
Foucault, Michel ([1977] 1995), Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, 27‑48.
Foucault, Michel ([1977] 1995), Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit 1, 97‑124.
Jackson, Stevie (2007) The sexual self in late modernity, in: Kimmel, Michael (Hg.) The Sexual Self. The Construction of Sexual
Scripts, 3‑15.
Attwood, Feona (2006) Sexed Up: Theorizing the Sexualization of Culture, Sexualities 2006/9, 77‑94.
Binswanger, Christa und Davis, Kathy (2012) Sexy stories and postfeminist empowerment: From Häutungen to Wetlands,
Feminist Theory, 2012/13(3), 245‑263.
Annika Wellmann (2012): Der Sex im Feld des Sozialen, in: dies., Beziehungssex. Medien und Beratung im 20. Jahrhundert, Wien,
199‑234.
McRobbie, Angela (2010), Top Girls? Junge Frauen und der neue Geschlechtervertrag, in: dies., Top girls: Feminismus und der
Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes; hrsg. von Sabine Hark u. Paula‑Irene Villa, Wiesbaden, 88‑128.
McNair: Striptease Culture. The sexualization of the public sphere, in: Striptease Culture. Sex, Media and the Democratization of
Desire, 88‑108.
Gill, Rosalind (2012), Media, Empowerment and the ‘Sexualization of Culture’ Debates, Sex Roles 2012/66, 736–745.
Merkblatt­Version: 2.0 vom 10.10.2013, gültig für das Herbstsemester 2013
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Wichtige Hinweise
Wir machen Sie darauf aufmerksam, dass dieses Merkblatt vor anderen Informationen wie Studynet, persönlichen
Datenbanken der Dozierenden, Angaben in den Vorlesungen etc. den absoluten Vorrang hat.
Verbindlichkeit der Merkblätter:
Veranstaltungsinformationen sowie Prüfungszeitpunkt (zentral/dezentral) und Prüfungsform ab Biddingstart am
22. August 2013
Prüfungsinformationen (Hilfsmittel‑Regelung, Prüfungs‑Inhalt, Prüfungs‑Literatur) für dezentrale Prüfungen nach
der 4. Semesterwoche am 14. Oktober 2013
Prüfungsinformationen (Hilfsmittel‑Regelung, Prüfungs‑Inhalt, Prüfungs‑Literatur) für zentrale Prüfungen ab
Start der Prüfungsanmeldung am 4. November 2013
Bitte schauen Sie sich das Merkblatt nach Ablauf dieser Termine nochmals an.
Merkblatt­Version: 2.0 vom 10.10.2013, gültig für das Herbstsemester 2013
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