Mount Everest: zum 60. Gedenken
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Mount Everest: zum 60. Gedenken
Mount Everest: zum 60. Gedenken – Bergsteigen nicht nur Passion Wer die Grenzen des Ichs auslotet, mag völlig unterschiedliche Möglichkeiten in Betracht ziehen, obwohl meist dieser Auseinandersetzung ein in Frage stellen jedweder psychischphysischer Belastung vorausgeht, man in Versuchung gerät, dem Wahnsinn nahe übers Maß hinaus zu schießen. Das gilt für künstlerisch schaffende Menschen genauso wie für Erfinder, Wissenschaftler und Extremsportler, unter ihnen die Bergsteiger. Es war der neuseeländische Imker und Bergsteiger, Edmund Percival Hillary, der schließlich als erster Mensch den Mount Everest erfolgreich bestieg. Heute zum 60. Gedenken sollte man erst recht betonen, daß Bergsteigen nicht nur eine Passion ist, sondern eine nachvollziehbare Kette menschlicher Bedürfnisse im Dialog zwischen dem jeweiligen Berg und eigenem Leben. Zu Beginn wagte es George Leigh Mallory als erster Und zwar knapp 29 Jahre zuvor, nachdem die Royal Geographical Society (RGS) endlich 1921 erstmals Expeditionen zum Mount Everest zustimmten. Mallory und sein Kollege Andrew Irvine versuchten am 08. Juni 1924 das letzte Stück des Aufstiegs vom Lager VI aus, um nie wieder für die in den unteren Lagern wartenden Expeditionsteilnehmer zurückzukehren, zunächst für die Nachwelt da draußen als verschollen zu gelten. Kein geringerer als der niederländische Journalist und Dichter Aleid Johan Herman August Wensink verfaßte unter dem Pseudonym Willem Enzinck das äußerst packend geschriebene Buch „Der große Berg. Drama am Mount Everest“, welches 1966 im Paulus Verlag erschien. Wunderschön formuliert sein Gleichnis der letzten Eindrücke des Mallory aus der Sicht des Autors: Sternbild des ewigen Bergsteigers. Zu spät, er hatte bereits den letzten Schritt zu jenem anderen Himmel getan – zu seinem Himmel der Freiheit und der Stille. Es sollten noch 75 Jahre vergehen, bis die Leiche von George Leigh Mallory schließlich doch noch geborgen werden konnte, während die von Andrew Irvine für immer dem Qomolangma (tibetischer Name des Mount Everest) gehört. Unter der Leitung von John Hunt gelang Hillary die Erstbesteigung An einem Freitag, dem 29. Mai 1953 brachen morgens gegen 6:30 Uhr George Hillary und der fünf Jahre ältere Tenzing Norgay (aus dem Himalaya-Volk der Sherpa) auf, um den 8.848 m hohen Berg zu besteigen, nachdem drei Tage zuvor das erste Team unter der Expeditionsleitung des britischen Bergsteigerführers und Offiziers, John Hunt, aufgrund technischer Probleme des Sauerstoffsystems die Südgipfel-Besteigung abbrechen mußte. In sofern bot sich auf diese Weise die Chance für das sherpaneuseeländische Zweitteam, welches um 11:30 den welthöchsten Gipfel schließlich erreichte. Auch wenn von asiatischer Seite aus Norgay als Erstbesteiger gefeiert wurde, so bestätigte zwei Jahre später dieser, daß Hillarys Füße als erster den Gipfel betraten. Einige berühmte Bergsteiger und ihre Errungenschaften Neben Mallory und Hillary sowie dessen Begleiter seien hier noch vier andere berühmte Bergsteiger erwähnt unter all den vielen, die solch derart grenzwertige Herausforderungen aufsuchten. Dem Notar und Bergsteiger Gerhard Schmatz gelang es, nachdem zuvor drei Nordamerikaner dies erreichten, als erster Europäer die erfolgreiche Besteigung der Seven Summits (das sind die höchsten Berge der sieben Kontinente) und war 1979 bei der Besteigung des Mount Everest als 50-Jähriger der älteste Mensch, dem das bis dato gelang. Natürlich muß man hierbei Reinhold Messner zitieren, mit einer der erfolgreichsten Bergsteiger aber auch Abenteurer, der obendrein es sehr gut verstand, seine Liebe zu diesen Extremtouren zu beschreiben und zu vermarkten. So gelang ihm nicht nur als erster Mensch der Aufstieg zum Mount Everest gänzlich ohne Zuhilfenahme von Flaschensauerstoff, sondern er bestieg darüber hinaus auch als erster alle vierzehn Achttausender. Dem Südtiroler Extrembergsteiger und -skifahrer Hans Kammerlander gelang zusammen mit Reinhold Messner die erste Doppelüberschreitung von zwei Achttausendern. In nur acht Tagen schafften sie diese Herausforderung bei den Bergen Gasherbrum II (8.034 m) und Hidden Peak (8.080 m) ohne Abstieg ins Basislager oder andere Unterstützung. Über die Risiken berichtete er in diesem Interview. Der schwedische Extrembergsteiger Göran Kropp bewies sportliche Höchstleistung, in dem er mit dem Fahrrad von Stockholm nach Nepal in den Himalaya fuhr, ohne irgend eine Hilfe und natürlich ebenso ohne Sauerstoff den Mount Everest besteigen wollte, sogar noch in Bergnot geratenen Kollegen half, dadurch den Aufstieg abbrach, um im zweiten Anlauf den Gipfel zu erreichen. Anschließend fuhr er mit dem Fahrrad wieder zurück in seine skandinavische Heimat Schweden. Es war George Leigh Mallory, der einmal wie im Buch „Der große Berg“ zitiert, bemerkte: Wenn wir auf dem Gipfel eines Berges stehen, haben wir dann einen Feind besiegt? – Keinen anderen als uns selbst. Haben wir einen Erfolg erzielt? Dieser Begriff bedeutet hier nichts. Haben wir ein Königreich erobert? Nein und ja – wir haben ein Schicksal erfüllt. Kämpfen und begreifen lernen, und nie das eine ohne das andere – das ist das Gesetz des Lebens. Ihr Lotar Martin Kamm Artikelbildquelle: skeiwoker / www.pixelio.de