MillenniuMsdörfer
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MillenniuMsdörfer
Millenniumsdörfer Hier beginnt die Welt von morgen Welthungerhilfe – Der Anfang einer guten Entwicklung Foto: Barbara Frommann Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, Initiative Millenniumsdörfer Chancen entdecken, Zukunft gestalten 4 Hunger bekämpfen Vereinte Kräfte lindern Not 6 Afrika Erfolg mit Methode 8 Lateinamerika Solidarisches Wirtschaften verstärkt Effekte 10 Asien Verlässliche Ernten geben Sicherheit 12 Monitoring Den Fortschritt dokumentieren 14 Partner in Deutschland Viele Menschen helfen mit 16 Partner in der Welt Klare Worte fördern Taten 18 Auf einen Blick Dörfer und Ziele in der Übersicht 20 Ausstellung und Materialien Die Millenniumsdörfer multimedial 22 IMPRESSUM Herausgeberin: Deutsche Welthungerhilfe e. V. Friedrich-Ebert-Straße 1, D-53173 Bonn Telefon +49(0)228 2288-0, Fax +49(0)228 2288-333 [email protected], www.welthungerhilfe.de Verantwortlich: Mathias Mogge Konzeption und Redaktion: Sonja Eberle 2 Autoren: Marion Aberle, Rainer Hörig, Stefanie Koop, Claudia Kressin, Wolfgang Kunath, Iris Schöninger, Heike Wülfing Gestaltung: www.bertramsturm.de Titelfoto: Thomas Lohnes Bestellnr. 460-9317/A die Welt soll bis zum Jahr 2015 gerechter werden. Die Vision: Menschen werden nicht mehr hungern und in Armut leben, Kinder eine Chance auf Bildung erhalten, Frauen ihre Rechte wahrnehmen können und niemand mehr von vermeidbaren Krankheiten bedroht werden. Das beschlossen 189 Länder- und Regierungschefs im Jahr 2000, als sie in New York die Millenniumserklärung mit acht für alle verbindlichen Millenniumszielen verabschiedeten. In der Zwischenzeit hat sich der Überlebenskampf für viele Menschen weltweit verschärft: Im Zuge steigender Nahrungsmittelpreise und der Finanzkrise gehen über eine Milliarde Menschen abends hungrig zu Bett – das ist rund ein Siebtel der Weltbevölkerung. Dabei müssten gerade einmal 30 Milliarden Euro pro Jahr in die Förderung der Landwirtschaft, ländlichen Entwicklung und Ernährungssicherheit der Entwicklungsländer fließen, um alle Menschen vom Hunger zu befreien. Verglichen mit den weltweiten Konjunkturpaketen zur Stabilisierung der Wirtschaft ist dies ein billiges Paket! Auch die Welthungerhilfe sieht sich in der Pflicht, einen Beitrag zu Erreichung der Millenniumsziele zu leisten. Bereits im Jahr 2005 hat sie daher 15 Dörfer oder Regionen in Afrika, Asien und Lateinamerika für die „Initiative Millenniumsdörfer“ ausgewählt: Dort soll beispielhaft gezeigt werden, wie Hunger, Armut, Krankheit oder Umweltzerstörung erfolgreich bekämpft werden können – sofern ein Minimum an finanziellen Mitteln und entsprechende Fachkenntnisse zur Verfügung stehen. Von großer Bedeutung ist das Engagement der Bevölkerung und lokaler Partnerorganisationen. Alle Millenniumsdörfer erhalten die gleiche Förderung wie sonstige Projekte der Hilfsorganisation. Allerdings werden sie intensiver beobachtet, die Entwick- lung vor Ort dokumentiert und die Erreichung spezifischer Ziele überprüft. Überall blicken die Beteiligten bei ihrer Arbeit durch eine Art „Millenniums-Brille“ auf den Fortgang ihrer Aktivitäten. Mit der Initiative Millenniumsdörfer zeigt die Welthungerhilfe konkret, welchen Beitrag sie zum Erreichen der Millenniumsziele im ländlichen Raum leistet: auf Basis der Hilfe zur Selbsthilfe. Es sind kleine, wichtige Schritte in der Welt von heute – gezeichnet von Ungerechtigkeit und Not – für eine Welt von morgen, in der Menschen ihre Lebensbedingungen eigenverantwortlich verbessern. Deshalb folgt die Initiative auch dem Motto „Hier beginnt die Welt von morgen“: Der Blick nach vorn verleiht den Menschen in den Millenniumsdörfern neue Hoffnung und Motivation für eine Zukunft, in der sie genug zu essen haben, ihre Kinder eine Schule besuchen und ausreichend für ihre Gesundheit gesorgt wird. Allerdings brauchen wir auch weltweit entschlossenes politisches Handeln. Gemeinsam stellen wir uns dieser großen Herausforderung. Alle unsere Unterstützer, so auch Spenderinnen und Spender, Unternehmen und Städte oder Medienpartner, leisten einen wichtigen Beitrag dazu, den Millenniumszielen ein gutes Stück näher zu kommen. Bärbel Dieckmann Präsidentin der Welthungerhilfe 3 8 Ziele für eine bessere Welt Es ist das größte Vorhaben in der Geschichte der Vereinten Nationen: Bis zum Jahr 2015 sollen nicht nur der weltweite Anteil der Armen halbiert, sondern auch noch sieben weitere Entwicklungsziele erreicht werden. Der Startschuss fiel im Jahr 2000 in New York. 189 Staatschefs verpflichteten sich damals, die vereinbarten Millenniumsziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Initiative Millenniumsdörfer EXTREME ARMUT UND HUNGER BESEITIGEN Chancen entdecken, Zukunft gestalten Dass die Zahl der Hungernden wieder steigt und einer von sieben Menschen weltweit hungrig zu Bett geht, ist ein Skandal. Millionen sterben ebenfalls an vermeidbaren Krankheiten. Hier entschieden gegenzusteuern, beschlossen Staats- und Regierungschefs in einer gemeinsamen Millenniumserklärung zur Jahrtausendwende. Wir werden uns beteiligen, entschied die Welthungerhilfe, und rief 2005 die Initiative Millenniumsdörfer ins Leben. Inzwischen gehen von diesen 15 ausgewählten Dörfern oder Regionen positive Signale aus: Mit entsprechender Eigeninitiative und der notwendigen Unterstützung werden hier konkrete Beiträge zur Erreichung der Millenniumsziele geleistet. Über drei Kontinente sind die Millenniumsdörfer verteilt: Sie liegen in Afrika, Asien und Lateinamerika und repräsentieren eine große Vielfalt an Kulturen, landwirtschaftlichen Bedingungen, Gesellschaftsstrukturen und klimatischen Gegebenheiten. Eines verbindet die Bewohner der Millenniumsdörfer: Sie kennen Hunger und Armut, es fehlt an Bildungsmöglichkeiten und einer angemessenen Gesundheitsversorgung. Auch sind sie entschlossen, die Lebensbedingungen für sich und ihre Kinder zu verbessern. In jedem Dorf streben die Menschen an, bis zum Jahr 2010 eines oder mehrere Millenniumsziele zu erreichen. Die Bewohner entschieden selbst, welche Ziele in erster Linie dazu beitragen, Probleme im eigenen Dorf zu lösen. Mit der Welthungerhilfe und lokalen Partnerorganisationen wurde daraufhin das Vorgehen geplant und abgestimmt und gemeinsam Hand angelegt: sei es bei der Ackerlandgewinnung in Ruanda, beim Bau eines Brunnens in Äthiopien oder einer Schule in Mosambik. Durch Hilfe zur Selbsthilfe stärkt die Welthungerhilfe die Eigenver antwortlichkeit der Menschen und fördert so die Nachhaltigkeit des Erreichten. Wer gelernt hat, sein Reisfeld besser zu bewirtschaften, kann sich und seine Familie später dauerhaft selbst versorgen. Wer am Brunnen mitgebaut hat, fühlt sich für seine Instandhaltung verantwortlich. Dabei werden die Entwicklungen in den Dörfern mithilfe von Haushaltsbefragungen und Gruppendiskussionen beobachtet. Dieses sogenannte MDG-Monitoring (s. Seite 14) bilanziert Fortschritte und Probleme und ermöglicht so auch Anpassungen in der Projektarbeit. Allerdings können unvorhersehbare Ereignisse die Projektarbeit negativ beeinflussen: So musste die Welthungerhilfe beispielsweise ihre Arbeit im afghanischen Millenniumsdorf Quarabator aufgrund der problematischen Sicherheitssituation einstellen. Stärken nutzen, Chancen erkennen, Krisen begegnen Alle Millenniumsdörfer befinden sich auf dem Land, also dort, wo zwei von drei Hungernden leben. Fortschritte gehen an den abgelegenen Gebieten meist vorbei. Deshalb müssen gerade hier die Menschen dabei unterstützt werden, sich selbst zu ernähren und zu organisieren. Schulen sind in ländlichen Gebieten rar und für medizinische Versorgung müssen oft weite Wege in Kauf genommen werden. Der Entwicklungsprozess erfordert zivilgesellschaftliches und politisches Engagement. So kann der Handel in den Dörfern nur in Schwung kommen, wenn Straßen gebaut werden. Lehrer für neue Schulen muss der Staat stellen – und die Bewohner in den Millenniumsdörfern müssen lernen, sich zu organisieren und ihre Rechte einzufordern. Foto oben: Friedhelm Maedje, Fotos rechts von oben nach unten: Thomas Lohnes, Cordula Kropke, Clive Shirley, Sebastian Bolesch, Welthungerhilfe, Bill Lyons, David Klammer, Miriam Boettner 4 Erfolge ziehen Kreise Erste Erfolge in den Millenniumsdörfern werden sichtbar: In Ecuador sind die landwirtschaftlichen Erträge durch die Bewässerung gestiegen. Schon heute wirkt die Initiative über die Grenzen der Millenniumsdörfer hinaus. Menschen in benachbarten Dörfern profitieren ebenfalls von neu geschaffenen Einkommensmöglichkeiten, neuen Schulen und Gesundheitsstationen. Die Initiative zieht Kreise, sogar bis auf Regierungsebene. Mit Mitteln des Infrastrukturministeriums wurde in Ruanda beispielsweise eine 15 Kilometer lange Zufahrtsstraße von der Millenniumsregion zur Hauptverkehrsachse des Landes gebaut. Wo immer möglich, arbeitet die Welthungerhilfe mit kommunalen Behörden und einheimischen Partnerorganisationen zusammen, die auch Ergebnisse des Monitorings nutzen können. Die Menschen in den Millenniumsdörfern lernen, dass die auf höchster Ebene beschlossenen Ziele genau ihnen Fortschritte bringen können. In Deutschland appelliert die Initiative an eine breite Öffentlichkeit, die Millenniumsdörfer zu unterstützen. Dabei ist das vielfältige Engagement von Städten, Unternehmen, Vereinen, Verbänden und ehrenamtlichen Unterstützern ein wichtiges Element vom Millenniumsziel 8 – dem Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft. Denn erst wenn alle an einem Strang ziehen, wird es möglich, die unwürdigen Lebensbedingungen von Millionen Menschen dauerhaft zu verbessern. GRUNDSCHULBILDUNG FÜR ALLE KINDER GEWÄHRLEISTEN GLEICHSTELLUNG DER GESCHLECHTER FÖRDERN UND DIE ROLLE DER FRAUEN STÄRKEN DIE KINDERSTERBLICHKEIT SENKEN DIE GESUNDHEIT VON MÜTTERN VERBESSERN HIV/AIDS, MALARIA UND ANDERE KRANKHEITEN BEKÄMPFEN DIE ÖKOLOGISCHE NACHHALTIGKEIT SICHERN EINE GLOBALE PARTNERSCHAFT FÜR ENTWICKLUNG AUFBAUEN 5 UNSERE WELT HEUTE – UND IM JAHR 2015 Eine Milliarde Menschen hungern, davon ca. 300 Millionen Kinder. Weitere 400 Millionen Menschen können sich täglich satt essen. Über 75 Millionen Kinder wachsen ohne jede Schulbildung auf. Hunger bekämpfen Alle Jungen wie Mädchen besuchen die Grundschule und schließen diese ab. Zwei Drittel aller Kinder, die nicht zur Schule gehen, sind Mädchen. Jungen und Mädchen werden in Schulen gleich behandelt. Mehr als acht Millionen Kinder unter fünf Jahren sterben jedes Jahr in Entwicklungsländern. Vereinte Kräfte lindern Not Die Bekämpfung von Hunger und Armut steht im Zentrum der Millenniumserklärung, die im Jahr 2000 von 189 Regierungschefs in New York unterzeichnet wurde. Positive Trends in den vergangenen Jahren ließen die Hoffnung wachsen, dass sich der Anteil notleidender Menschen bis 2015 tatsächlich halbieren lässt. Doch seit 2008 sind in vielen Ländern die Lebensmittelpreise explodiert und die Zahl der Hungernden auf über eine Milliarde angestiegen. Die Finanzkrise ist in den Entwicklungsländern angekommen. Heute ist die Herausforderung größer denn je, an einem Strang zu ziehen, um diese international vereinbarten Ziele doch noch zu erreichen. Zwei von drei Menschen, die hungern, leben auf dem Land. Ausgerechnet dort, wo Nahrungsmittel angebaut werden. Kleine Anbauflächen, schlechtes Saatgut und veraltete Anbaumethoden bringen nur geringe Ernteerträge. Dürren und Hochwasser richten oft zusätzlichen Schaden an. Wenn die Vorräte schon vor der nächsten Ernte verbraucht sind, leiden die Menschen Hunger. Damit beginnt ein Teufelskreis: Kinder armer Eltern kommen bereits mit Untergewicht zur Welt, als Erwachsene sind sie häufiger krank und haben einen niedrigeren Ausbildungsstand. Damit die Folgen von Hunger und Mangelernährung nicht von einer Generation auf die nächste „vererbt“ werden, müssen die Menschen über effizientere Anbaumethoden informiert werden und benötigen besseres Saatgut. Nur wer gesund und satt ist, denkt an morgen Mangelnde Ernährung, Hygiene sowie ein unzureichendes Gesundheitssystem führen in Entwicklungsländern zu hohen KinFoto: Sebastian Bolesch 6 der- und Müttersterblichkeitsraten. Jährlich sterben fast neun Millionen Kinder an vermeidbaren Krankheiten. Gerade in Afrika wird Hunger durch die HIV/Aids-Epidemie verschärft. Wenn Männer und Frauen an der Immunschwächekrankheit sterben, können sie ihre Felder nicht mehr bestellen und für ihre Familien sorgen. Jeden Tag sterben 5.400 Menschen an Aids, jeden Tag infizieren sich über 7.000 Menschen neu. Indem offen über die Gefahren der Krankheit, über Ursachen und Schutz davor aufgeklärt wird, besteht eine Chance, sie einzudämmen. Wer hungert, schickt Kinder nicht zur Schule Hunger ist auch ein Hemmschuh bei der Bildung. Wer nicht genügend zu essen hat und von weniger als einem Dollar am Tag leben muss, schickt seine Kinder nicht zur Schule. Zum einen, weil Bücher oder die in vielen Ländern vorgeschriebene Schuluniform zu teuer sind, aber auch, weil auf die Arbeitskraft der Jungen und Mädchen bei der Haus- und Feldarbeit nicht verzichtet werden kann. Über 75 Millionen Kinder im Grundschulalter besuchen keine Schule. Nur wer nicht von der Hand in den Mund leben muss, kann das Angebot einer Schulbildung in Anspruch nehmen. Bildungschancen zu verbessern ist ein wirkungsvoller Weg, Hunger zu bekämpfen – gerade auch bei Frauen. Je besser die Bildung, desto besser die Ernährung. Ein Leben in Hunger und Armut hingegen bedeutet ein Leben ohne Zukunftsperspektive. Hier sind allerdings Industrienationen und Entwicklungsländer gleichermaßen gefordert. Gerechtere Handelsbedingungen, beispielsweise freier Marktzugang für Exporte aus Ländern des Südens und die Abschaffung von Agrarsubventionen in Industrieländern, sind unumgängliche Maßnahmen. Die Regierungen der Entwicklungsländer wiederum stehen in der Verantwortung, Korruption und Missmanagement im eigenen Land zu bekämpfen. Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe leisten auf mehreren Ebenen einen Beitrag im Kampf gegen den Hunger: Auf Dorfebene geht es um die unmittelbare Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen – bei akuter Not durch rasche Unterstützung wie auch langfristig durch nachhaltige Maßnahmen, um die Ernährung zu sichern. Darüber hinaus ist politischer Wille von Nöten. Deshalb wendet sich die Welthungerhilfe gemeinsam mit Partnern im Norden und Süden immer wieder an politische Entscheidungsträger, damit Zusagen zur Erreichung der Millenniumsziele tatsächlich eingehalten werden. Krankheiten können mehr als 7,5 Millionen Kindern nichts mehr anhaben, weil ihr Organismus stark genug ist. Jeden Tag sterben 1.370 Frauen und Mädchen an den Folgen von Schwangerschaft und Geburt. Schwangere Frauen in Entwicklungsländern erhalten ausreichende medizinische Betreuung. Täglich sterben 5.400 Menschen an Aids. Allein Malaria tötet in Subsahara-Afrika alle 30 Sekunden ein Kind. Das HIV-Virus, die Malaria und andere schwere Krankheiten breiten sich nicht weiter aus. 1,1 Milliarden Menschen müssen verschmutztes Wasser trinken. Weitere 550 Millionen Menschen haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die Millenniumsziele sind keine Utopie Wenn alle an einem Strang ziehen und konsequent gegen die Ursachen von Hunger vorgehen, bleiben die Millenniumsziele keine Utopie. Ohne öffentlichen Druck aber bewegt sich nichts, und so sind politische wie zivilgesellschaftliche Akteure zum Handeln aufgefordert. Bis zum Jahr 2015 ist noch viel zu tun. Die Menschen in den Millenniumsdörfern sind schon auf dem Weg. Verzerrende Handelsbedingungen wie Zölle und Quoten für Exporte aus Entwicklungsländern benachteiligen Kleinbauern im Süden. Ein gerechteres Handels- und Finanzsystem erlaubt es Entwicklungsländern, ein angemessenes Einkommen zu erzielen. In Ländern mit schlechter Regierungsführung bereichert sich eine korrupte Elite, hohe Schulden hemmen den wirtschaftlichen Aufschwung. Unter guter Staatsführung fließen Gelder gezielt in die Armutsbekämpfung, ein Schuldenerlass setzt zusätzliche Mittel hierfür frei. Asien 7 Afrika Erfolg mit Methode In allen Klassenräumen der zwei neuen, großen Schulen im Base-Kiryango-Tal in Ruanda wird fleißig gelernt. Allein 480 Kinder besuchen das Anfang 2008 fertiggestellte Gebäude in Muyunzwe, das die Bewohner des Tals gemeinsam mit der Welthungerhilfe gebaut und ausgestattet haben. Damit alle Kinder des Tals die Chance zum Schulbesuch haben, wurde an drei weiteren Standorten mit dem Bau und der Renovierung von zusätzlichen Schulgebäuden begonnen: Bald werden 760 Schülerinnen und Schüler dort lesen und schreiben lernen. Kinder sind Zukunft, und wer in ihre Bildung investiert, erreicht Fortschritt für das ganze Dorf. Grund für die Welthungerhilfe, einen Schwerpunkt ihrer Arbeit auf den Bau und die Instandsetzung von Schulen zu legen. Noch immer gehen 75 Millionen Kinder weltweit nicht zur Grundschule, in Afrika südlich der Sahara betrifft dies sogar fast ein Drittel aller Kinder. In ländlichen Gebieten des Kontinents sieht die Bilanz sogar noch schlechter aus. Doch in den Millenniumsdörfern in Mosambik, Angola, Burkina Faso, Äthiopien und Ruanda ist das schon heute anders. So wurden im mosambikanischen Mabote schon 2006 zwei neue Schulen eingeweiht, in Mangue haben jetzt 400 statt zuvor 160 Kinder die Chance zur Schule zu gehen, im burkinischen Tangaye und Boalin gibt es seit 2008 zwei neue Schulen und alle Kinder wurden mit den nötigen Unterrichtsmaterialien ausgestattet. Die Mitarbeiter der Welthungerhilfe wirken bei den lokalen Behörden darauf hin, dass die Lehrer der Schulen zuverlässig und dauerhaft mit den Kindern arbeiten. Beim Bau der Schulen haben die Dorfbewohner selbst mitgeholfen. Davon profitieren sie aber auch ganz persönlich, denn abends finden in den Gebäuden Alphabetisierungskurse für Erwachsene oder Informationskurse zu den Themen Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft statt. Im madagassischen Millenniumsdorf Anosikely ist die Begeisterung für Literatur so groß, dass die Dorfbewohner jetzt sogar eine Bibliothek bauen. Gute Ernte trotz schlechter Böden In allen afrikanischen Millenniumsdörfern herrschten Hunger und bittere Armut. Die Menschen lebten hier von dem Wenigen, das auf den Feldern wächst, oder von ihrer kleinen Viehzucht. Bei den Beratungen, welche Millenniumsziele im Dorf erreicht werden sollen, stehen deshalb Verbesserungen in der Landwirtschaft an erster Stelle. Von der Welthungerhilfe und ihren Partnerorganisationen haben die Bauern Saatgut erhalten, das auch in extremem Klima gedeiht und den harten Böden trotzt. Im äthiopischen Sodo beispielsweise liefert schon jetzt die in dieser Region neu eingeführte Getreidesorte Triticale einen zehnmal höheren Ertrag als das traditionell angebaute Teff. Auch wissen die Bauern jetzt, wie sie ihre Ernte als Vorrat im neu gebauten Getreidespeicher sicher lagern können. Die Trockenzeiten haben an Schrecken verloren. Frauen profitieren von Brunnen im Dorf Sauberes Wasser ist für die Gesundheit der Menschen in den Dörfern essenziell. Um an Wasser zu gelangen, mussten die Frauen aber oft kilometerweit laufen, um ihre schweren Gefäße an Flüssen oder Tümpeln mit oft verschmutztem Wasser zu fül- len und nach Hause zu schleppen. Im Dorfzentrum Anosikelys gibt es jetzt – wie auch in den anderen afrikanischen Millenniumsdörfern – einen sauberen Brunnen. Dort erinnert sich die fünfjährige Narindrasoa, deren Vater im Wasserkomitee mitarbeitet, noch gut an die zweimonatige Bauzeit und die Eröffnung des Brunnens 2008. Das kostbare Nass ist in vieler Hinsicht unverzichtbar: Im Base-Kiryango-Tal in Ruanda beispielsweise bauten die Bewohner Drainagen und Wehre für die kontrollierte Bewässerung der neu entstandenen Reisfelder. Zudem gelingt hier mit der Anlage von Terrassen und Erosionsschutzstreifen der Schutz der kostbaren Erde. Kampf gegen die Ausbreitung von HIV/Aids Noch immer zählt die erschreckende Ausbreitung von HIV/Aids zu den größten Problemen Afrikas. So auch im Millenniumsdorf Mabote in Mosambik, wo ein Großteil der Männer außerhalb des Landes arbeitet und bei der Rückkehr das Virus ins Heimatdorf bringt. Aufklärung über die Krankheit und die Möglichkeit sich zu schützen sind deshalb dringend nötig. Deshalb informieren von der Welthungerhilfe ausgebildete Aids-Berater und -beraterinnen alle Männer und Frauen des Dorfes über das Virus. Die Bewohner haben jetzt die Chance, der Infektion Einhalt zu gebieten. „Mit Aufklärung und Vorsorge können wir so viel erreichen“ Sara Fazeta, Mabote, Mosambik „Viele meiner Nachbarn wollen gar nicht wissen, ob sie krank sind oder nicht“, stellt Sara Fazeta fest, die als AidsBeraterin in ihrem Heimatdorf Mabote arbeitet. „Es ist ihnen peinlich, zu öffentlichen Aids-Informationsveranstaltungen zu kommen. Deshalb gehe ich von Haus zu Haus und rede im kleinen Kreis mit den Männern und Frauen.“ Die 32-Jährige, im Dorf Sarita genannt, hat mit Unterstützung der Welthungerhilfe eine Fortbildung zur Aids-Beraterin absolviert. Ihren Lebensunterhalt für sich und ihren 16-jährigen Sohn verdient sie mit einem kleinen Dorfladen. „Ich verkaufe dort Kekse, Schulhefte – und Kondome. Und ich erkläre auch, wie man sie benutzt und wieso sie nützlich sind.“ Langsam akzeptieren die Menschen, dass Vorsorge sinnvoll ist. „Am besten ist es, wenn ich den Menschen Geschichten erzähle und dann eher nebenbei beginne, über die Krankheit zu sprechen. Dann hören sie mir zu, und das ist der erste Schritt.“ Sarita ist zufrieden: „Als Beraterin habe ich jetzt eine neue und wichtige Rolle im Dorf. Sonst sind es die Männer, die sagen, was wichtig ist.“ Für die traditionelle Dorfgemeinschaft ein positiver Schritt, der alle Frauen stärkt. Foto oben: Welthungerhilfe, Foto rechts: Cordula Kropke 8 9 lateinamerika Solidarisches Wirtschaften verstärkt Effekte Luz Quinde aus San Andrés bietet an den Markttagen ihr selbst-angebautes Obst und Gemüse zum Verkauf an. Die Produkte aus ökologischem Anbau werden von den Bäuerinnen des ecuadorianischen Millenniumsdorfes gemeinsam vermarktet. Luz Quinde war eine der Ersten, die auf ihren Feldern die von der Welthungerhilfe und ihrer Partnerorganisation Central Ecuatoriana de Servicios Agricolas (CESA) eingeführte Beregnungsanlage einsetzten. Damit spart sie Zeit und konnte ihre Ernte auf den trockenen Böden steigern: Luz und die anderen Bäuerinnen erwirtschaften damit ein eigenes Einkommen für die Familie. In Ecuador wie auch in Bolivien und Nicaragua steht die Stärkung der Frauen ganz oben auf der Liste der angestrebten Millenniumsziele. Dies ist dringend nötig, zumal viele Männer dieser strukturschwachen Regionen saisonal in den Städten oder im Ausland arbeiten. So müssen die Frauen ihre Familie versorgen und zudem auf den Feldern arbeiten. Landwirtschaftliche Fortbildungen und Beratung richten sich deshalb vor allem an die Bäuerinnen des Dorfes. Sie haben gelernt, wie sie durch Fruchtwechsel, den Einsatz von organischem Dünger oder dem Bau einfacher Bewässerungsleitungen dem kargen Boden höhere Erträge abringen können. Heute bewässern neue Beregnungsanlagen zusätzliche 100 Hektar Land rund um San Andrés und fast drei Kilometer Bewässerungsleitung wurde installiert. Lokale Bewässerungskomitees wurden in Betrieb, Unterhalt und Management des neuen Bewässerungssystems geschult und haben auch die Anerkennung ihrer Wasserrechte bei den zuständigen regionalen Behörden durchgesetzt. Foto oben: Thomas Lohnes, Foto rechts: Michael Kottmeier 10 Im Millenniumsdorf Cañadón Peñas werden kleine Käsereien von der bolivianischen Partnerorganisation Associación de Instituciones de Promoción y Educación (AIPE) in Kooperation mit der Welthungerhilfe gefördert. Auch hier sind es vor allem die Frauen, die gemeinsame Strukturen zur Produktverarbeitung und Vermarktung aufgebaut haben und deren Kleinstbetriebe den Familien jetzt ein sicheres Einkommen verschaffen. Die Gesundheit der Menschen in den lateinamerikanischen Millenniumsdörfern war von Mangel- und Unterernährung geprägt. Im bolivianischen Cañadón Peñas war sogar jedes vierte Kind unter fünf Jahren unterernährt. Um die Hauptursachen hierfür – schlechte Anbaubedingungen und das geringe Einkommen der Bevölkerung – zu verbessern, unterstützt die Welthungerhilfe die Kleinbauern mit hochwertigem Saatgut und landwirtschaftlicher Beratung. So hat sich mit dem Anbau von vitaminreichem Obst und Gemüse die Ernährungssituation der Menschen spürbar verbessert. Vitamine gegen Mangel Auch im nicaraguanischen Auhya Pihni wurde und wird – gerade auch nach den dramatischen Schäden durch den Hurrikan Felix im September 2007 – nachhaltig landwirtschaftlich gearbeitet. So geben die Familien die gleiche Menge Saatgut, die sie erhalten haben, nach der Ernte an andere Bauern weiter und behalten einen Teil der Saat für das nächste Jahr. Allerdings standen hier in den vergangenen Jahren der Wiederaufbau des Dorfes und der Bau sturmsicherer Schulen im Vordergrund. Die Welthungerhilfe ist überall bestrebt, mit den kommunalen Behörden eng zusammenzuarbeiten und Erfolge darüber zu sichern. So erhalten inzwischen Schulkinder in Cañadón Peñas regelmäßig ein Frühstück aus Produkten der einheimischen Bauern. Dadurch steigen die Einkommen der Familien, die Ernährungssituation der Kinder verbessert sich und es wird ein weiterer Anreiz zum Schulbesuch geschaffen. Bei der Primarschulbildung und Alphabetisierung ist schon viel Positives geschehen, auch haben deutlich mehr Kinder Zugang zu sauberem Trinkwasser. „Wir haben viel gelernt und werden noch mehr lernen“ Maura Choque, Cañadón Peñas, Bolivien „Ich habe schon immer gern gehandelt“, sagt Maura Choque, die im Peñas-Tal auf 4.000 Meter Höhe im bolivianischen Hochland lebt. „Früher lebten wir nur von der Schafzucht und ein bisschen Landwirtschaft. Durch das Projekt halten wir seit einigen Jahren Milchvieh. Jetzt leben wir vom Käse.“ Maßnamen zum Umweltschutz Zu Beginn des Projektes gab es hohe Wasserverluste bei der Feldbewässerung in San Andrés – bedingt durch brüchige Kanäle, aber auch fehlende Betriebsregeln, fehlende Nutzer- und Verteilungspläne und kaum Know-how in sachgerechtem und dauerhaftem Bewässerungsmanagement. Heute wird im Millenniumsdorf auch der Umweltschutz beachtet. An den Kanälen und auf den Feldern des ecuadorianischen Hochlandes pflanzt die Partnerorganisation der Welthungerhilfe CESA gemeinsam mit der Bevölkerung Bäume und Sträucher. Damit wird ein Wegschwemmen der fruchtbaren Bodenschicht verhindert und die ökologische Nachhaltigkeit gesichert. Nach Abschluss aller Bau- und Pflanzenarbeiten am Bewässerungssystem werden die Sickerverluste um 60 Prozent verringert sein. Doña Maura geht in ihre kleine Käserei. „Ich muss sorgsam mit meiner Ware umgehen“, weiß die Fachfrau, die sowohl in Schulungen über die Käseherstellung als auch über Betriebswirtschaftliches viel gelernt hat. „Mein Haupteinkommen ist der Handel. Am Tag vor den beiden Markttagen in Oruro gehe ich zu meinen Nachbarinnen im Tal und sammele ihren Käse ein. Den schleppe ich auf dem Rücken nach Hause und fahre dann drei Stunden mit dem Nachtbus zum Markt.“ „Käse aus dem Peñas-Tal!“, ruft sie an ihrem Marktstand und die Leute bleiben stehen, denn die Qualität hat sich bei den Zwischenhändlern herumgesprochen. Unermüdlich arbeitet sie mit den anderen Milchbauern an Qualitätsentwicklung und Vermarktungsideen. „Bald werde ich alle Käsesorten produzieren, die ich auf den Seminaren der Welthungerhilfe kennengelernt habe. Und vom Erlös kann ich für all meine Kinder ein gutes Schulgeld zahlen. Es geht uns besser, die Kinder sind gesund und munter und haben die Kraft zum Lernen.“ 11 asien Verlässliche Ernten geben Sicherheit Wer in Veshab eine Flasche Öl oder Nudeln benötigt, kommt zu Schachbas‘ Kiosk. Die Bewohner sind sehr froh, dass es den Kolonialwarenhändler mit seinem kleinen Laden gibt, denn das nächste Geschäft ist zwei Autostunden entfernt, und wer besitzt hier im tadschikischen Bergdorf schon ein Auto? klein für ihr Alter und zeigte Anzeichen von Blutarmut. Um dem entgegenzuwirken, haben die Frauen des Dorfes Einweckgläser erhalten und gelernt, Obst und Gemüse für den Winter zu konservieren. Brunnen verhindern Krankheiten Veshab liegt auf 1.800 Meter Höhe über dem Meeresspiegel und ist nur über eine gefährliche Passstraße zu erreichen. Ringsum erheben sich schwarze Berggiganten; die Häuser und Hütten aus Lehm und Stein schmiegen sich wie kleine Schwalbennester an die Felsen. Ein Kleinkredit der Welthungerhilfe ermöglichte es Schachbas, sich mit seinem Laden selbstständig zu machen und so ein dauerhaftes Auskommen im Dorf für sich und seine Familie zu finden – auch zum Nutzen der ganzen Dorfgemeinschaft. In allen Millenniumsdörfern in Asien gibt es wenig Einkommensmöglichkeiten. Aufgrund der schlechten landwirtschaftlichen Bedingungen blieb den Menschen in Veshab zu Beginn der Initiative Millenniumsdörfer kaum genug, um die Familie das ganze Jahr über satt zu machen. Deswegen bauten Mitarbeiter der Welthungerhilfe gemeinsam mit den Dorfbewohnern das Bewässerungssystem für die abgelegenen Felder aus. Jetzt ernten die Bauern deutlich mehr. Sie konnten sogar weitere Flächen urbar machen, womit sich das Dorf vergrößerte. Inzwischen produzieren die Bewohner in diesem Millenniumsdorf so viel, dass ein Teil der Ernte – vor allem die Spezialität Veshabs, Aprikosen – gut vermarktet werden kann. Bisher litten die Menschen hier gerade in der Winterzeit unter Vitaminmangel und Unterernährung, rund ein Viertel aller Kinder war zu Fehl- und Mangelernährung war auch im kambodschanischen Kanat Toch an der Tagesordnung: Rund 70 Prozent der Kinder waren unterernährt, der höchste Wert landesweit. Während die Bevölkerung weiter stark wächst, schwinden die Anbauflächen für die tägliche Nahrung. Schuld daran ist vor allem die Abholzung riesiger Waldflächen für Cashewnuss- und Kautschukplantagen. Deshalb war es oberstes Ziel der Dorfbewohner, die wenigen Felder besser zu nutzen. Mit hochwertigem Saatgut und einer effektiveren Anbaumethode der Nassreisfelder haben sie jetzt eine 50-prozentige Steigerung der Reisernte erreicht. Durch die Anlage von Fischteichen und Beratung bei der Frosch- und Fischzucht durch Welthungerhilfe-Mitarbeiter wurde die Ernährung vielseitiger. Noch vor wenigen Jahren gab es kein sauberes Trinkwasser, deshalb kursierten ständig Infektionskrankheiten in Kanat Toch. Doch durch den Bau von Brunnen und Latrinen sowie Gesundheits- und Hygienefortbildungen wurden diese Krankheiten, vor allem auch bei Kindern, stark reduziert. Nie wirklich satt zu sein – dieses Gefühl kannten die Bewohner der beiden indischen Millenniumsdörfer Sarwan und Gandhiji Songha nur zu gut. Ähnlich wie in Kambodscha lagen die Gründe hierfür vor allem in der Abholzung der Wälder sowie damit einhergehender Erosion und zu geringen Anbauflächen. Des- halb entschieden sich die Dorfbewohner gemeinsam mit der Welthungerhilfe sowie den Partnerorganisationen Kalyan und Centre for World Solidarity (CWS) ein gezieltes Bewässerungssystem einzuführen. So erzielen sie jetzt eine zweite Ernte, beispielsweise von Nassreis oder Mais, und konnten die Anbauvielfalt erhöhen. Zugleich wurde die Aufforstung vorangetrieben, um kostbare Ressourcen zu schützen, und die Brunnen liefern heute sauberes Trinkwasser. Zwei Schulen wurden in Gandhiji Songha bereits saniert und ein Schulspeisungsprogramm eingerichtet. Jetzt steht die Arbeit für Kindergartenkinder im Fokus: 90 Prozent aller Kinder zwischen drei und vier Jahren sollen demnächst dort gezielt auf die Schule vorbereitet werden. Die Schere öffnet sich immer weiter Der rasante wirtschaftliche Aufschwung Indiens ist bisher nicht auf dem Land angekommen. Auch Tadschikistan geht es wirtschaftlich besser als vor einigen Jahren, doch der Fortschritt kommt nicht in den abgelegenen Regionen des Landes an. In Afghanistan wiederum musste die Welthungerhilfe angesichts der schwierigen Sicherheitslage die Arbeit im Millenniumsdorf Quarabator einstellen. Entwicklung ohne ein Minimum an politischer Stabilität ist nicht möglich. In allen weiteren Millenniumsdörfern in Asien ist es nun wichtig, die Arbeit zu intensivieren, um angesichts der Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Hungerkrise weitere Fortschritte zu erzielen. „Jetzt entscheiden wir beide“ Sonamuni Murmu, Sarwan, Indien „Früher hat mein Mann das Geld für die Familie verdient und ich war meistens mit Hausarbeit beschäftigt“, verrät Sonamuni Murmu. „Ich habe meinen Topf auf die Feuerstelle gesetzt und gehofft, dass mein Mann am Abend etwas zum Kochen nach Hause bringt. Heute verbringe ich viel Zeit auf meinem eigenen Feld und konnte dieses Jahr 200 Kilo Weizen ernten“, erzählt sie stolz. Im indischen Millenniumsdorf Sarwan, das zum ländlichen Gebiet im Bundesstaat Jharkland gehört, werden Frauen wie Sonamuni bei der Verbesserung landwirtschaftlicher Anbaumethoden unterstützt. Außerdem haben sie die Möglichkeit, über Selbsthilfe-Kreditgruppen zum Beispiel besseres Saatgut und Arbeitsgerät zu kaufen. Dadurch hat sich auch ihre gesellschaftliche Stellung verändert, weiß Sonamumi: „Früher musste ich die Vorstellungen meines Mannes für unsere Familie akzeptieren. Aber heute entscheiden wir beide, was wir für unsere Familie tun sollen. Jetzt überlegen wir zusammen, wie wir unseren Anbau verbessern können, um unsere Lebensgrundlage zu stärken.“ Foto oben: Guido Ohlenbostel, Foto rechts: Welthungerhilfe 12 13 Monitoring Den Fortschritt dokumentieren August 2006. Nein, sie habe jetzt keine Zeit, sagt Lot Mai. Sie habe ein wichtiges Meeting im Nachbarort. Ob wir sie vielleicht mit dem Auto mitnehmen könnten? Nein? Gut, dann gehe sie zu Fuß, kein Problem. Aber sie müsse jetzt los. Das Team der Deutschen Welthungerhilfe verschafft sich schon mal einen Eindruck vom Stand der Projektaktivitäten im Millenniumsdorf Kanat Toch in Kambodscha. Die Menschen, die hier leben, gehören der ethnischen Minderheit der Kachok an. Sie zählen im ohnehin armen Kambodscha zu den Ärmsten. Am Nachmittag trifft das Team in Andong Meas ein, wo die Hilfsorganisation ein kleines Büro hat. Dort wird in den nächsten Tagen ein Workshop mit einem repräsentativ ausgewählten Teil der Bewohner des Millenniumsdorfes stattfinden. Auch Lot Mai ist eingetroffen. Sie hat sich ihre beste Bluse angezogen und ein buntes Tuch als Rock umgewickelt. Rückblick. In einem engen Raum, in dem die Klimaanlage unaufhörlich summt, rauchen die Köpfe. Der Projektleiter der Welthungerhilfe hat die Millenniumserklärung erläutert, die 189 Staats- und Regierungschefs im Jahr 2000 feierlich unterzeichnet haben, und die Ziele, die sich daraus ableiten. Nun geht er Schritt für Schritt den geplanten Workshop durch. Auf geflochtenen Strohmatten sitzen die künftigen Moderatoren und Assistenten des Workshops. Es sind kambodschanische Mitarbeiter der Welthungerhilfe. Normalerweise geben sie Hygienetrainings, bearbeiten Projektanträge oder machen die Buchhaltung. Chea Hor, der Büroleiter, übersetzt auf Khmer, denn nur ein Teil der Mitarbeiter spricht Englisch. Während sich die Interviewer mit den vielen Fragen auseinandersetzen, die sie den Familien stellen werden, sind die Teilnehmer des Workshops beim schwierigsten Punkt angelangt: aus der Sammlung von Gründen für die Bewertung einer Situation zu klaren Faktoren zu kommen, die in Beziehung zu den Millenniumszielen stehen. Der Rest ist dann fast ein Kinderspiel: In den schönen Khmer-Buchstaben, die wie Ornamente aussehen, werden große weiße Paperbögen und bunte Karten beschriftet. Lagebild aus erster Hand Am Tag des Workshops sind alle aufgeregt. Die Moderatoren und Assistenten sowieso. Aber auch die Dorfbewohner, weil sie in einer ungewohnten Umgebung sind. Am nächsten Tag Frühstück, die traditionelle Nudelsuppe, dann geht es los. Zunächst zögerlich, dann immer lebhafter kommen die Beiträge: „Letztes Jahr war die Reisernte schlecht, die Felder sind vertrocknet.“ „Die Büffel sterben an einer komischen Krankheit.“ „Die Kinder können nicht zur Schule gehen.“ „Die Krankenstation ist zu weit weg, es gibt keinen Transport. Wir müssen die Kranken mit einer an einer langen Bambusstange aufgehängten Decke transportieren.“ Beim Thema Geschlechtergerechtigkeit wird heiß diskutiert. „Soll eine Frau in den Gemeinderat?“ Die großen weißen Papierbögen füllen sich mit bunten Karten. Inzwischen sind die Interviewer in Kanat Toch angekommen. Einen Teil des Millenniumsdorfes kann man nämlich nur mit dem Boot erreichen. Eine Interviewerin sitzt mit einer älteren Frau und einem jungen Ehepaar mit Kind auf dem Holzboden eines Hauses. Ein Sack Reis, zwei Tragekörbe, eine Tonflasche Das MDG-Monitoring mit selbstgemachtem Reiswein, eine Plastikschüssel, ein paar Teller, ein paar Strohmatten als „Matratze“ – das ist die Ausstattung des Haushalts. Sie geht mit den Interviewern geduldig alle 70 Fragen durch: Wie lange sind Sie zur Schule gegangen, hatten Sie Malaria, wie ist die Ernährungs- und Einkommenssituation? Die Kinder unter fünf Jahren werden gemessen und gewogen. Schließlich die letzten drei Fragen, die meistens für Gelächter sorgen, aber nun mal in den Indikatoren enthalten sind: Gibt es im Haushalt ein Handy/einen Computer/einen Internetanschluss? Fundament des Fortschritts Am Ende der vier Tage sind alle Fragebogen ausgefüllt, alle Papierbögen beschriftet und abfotografiert, das Protokoll geschrieben. Lot Mai macht sich auf den Weg nach Hause. Sie ist glücklich, dass sie ein paar Tage ihrem harten Alltag entfliehen konnte, und auch ein bisschen stolz, dass sie einmal ausführlich darüber sprechen könnte, was die Probleme im Dorf sind. Das Monitoring-Team weiß nun, wie sich die Bewohner im Millenniumsdorf ihre Zukunft vorstellen. Die Träume von Kanat Toch sind abstrahiert und säuberlich so geordnet, dass man sie den großen Millenniumszielen zuordnen kann. In einigen Jahren wird man wissen, welche Fortschritte das Dorf mit Unterstützung der Welthungerhilfe gemacht hat. Mit dem MDG-Monitoring misst die Welthungerhilfe die Entwicklungsfortschritte in den 15 Millenniumsdörfern. Das Monitoring besteht aus zwei Teilen: einem Fragebogen (quantitative Methode) und einem partizipativen Workshop (qualitative Methode). Anhand des Fragebogens erhebt die Welthungerhilfe einmal im Jahr Daten in den Dörfern. Die Fragen decken die meisten der 48 Indikatoren ab, mit denen die Vereinten Nationen offiziell die Millenniumsziele überprüfen. Beispielsweise ist ein Indikator für das Ziel „Ökologische Nachhaltigkeit sichern“ (MDG 7) der Anteil der Menschen, die Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Ebenso gibt es Fragen zum Einkommen, zur Ernährungssicherheit und zur Einschulungsrate. Mit den standardisierten Ergebnissen lassen sich sowohl Entwicklungen in jedem Millenniumsdorf messen als auch die Veränderungen der Dörfer untereinander vergleichen. Außerdem nehmen Repräsentanten des Dorfes einmal im Jahr an einem Workshop teil, dem „Participatory Impact Assessment“ (PIA). In diesem Workshop übersetzen die Teilnehmer die acht Millenniumsziele in ihre lokale Wirklichkeit. Sie definieren für das Dorf relevante Entwicklungsziele, die sie in den nächsten fünf Jahren erreichen möchten. In dem Millenniumsdorf in Kambodscha definieren die Teilnehmer das Ziel „Halbierung der Armut“ beispielsweise als „Pro Familie ein Wasserbüffel“. Der Einsatz von Wasserbüffeln im Reisanbau erhöht den Ertrag maßgeblich. Foto oben: Florian Kopp, Foto rechts: Welthungerhilfe 14 15 „1 Käse kaufen - 1 Glas Milch für ein bolivianisches Kind“ – mit dieser Aktion unterstützt der französiche Käsehersteller FROMI den Kampf der Welthungerhilfe gegen Unterernährung im bolivianischen Millenniumsdorf Cañadón Peñas. Der Aktionskäse ist an den Käsetheken von Globus, Kaufland, REAL, REWE, EDEKA und Handelshof erhältlich. Pro Kilo verkauftem Käse der Marke Xavier David helfen 25 Cent beim Aufbau kleiner Käsereien im Peñas-Tal. Die Bauern verbessern durch die Käseproduktion ihre Ernährung, der Verkauf sichert ihr Einkommen und dadurch die Ausbildung ihrer Kinder. 16 Düsseldorf für Kongoussi Das ganze Jahr 2008 über engagierte sich die Landeshauptstadt Düsseldorf für Kongoussi in Burkina Faso mit zahlrei2. Millenniumsdorf San Andrés chen Aktivitäten. Dabei ist es Ecuador nicht geblieben: Im August 2009 trafen sich 15 DüsseldorferInnen aus Unternehmen, Institutionen, Stadt und Schulen und beschlossen, die Unterstützung für Burkina Faso 3. Millenniumsdorf fortzusetzen. Nun sind Sportveranstaltungen, Benefiz-Konzerte, Auhya Pihni Nicaragua ein Fußballspiel mit der Fortuna Düsseldorf und neue Projektwochen in Düsseldorfer Schulen in Planung. LandFrauen und Landjugend engagieren sich für Ruanda Seit 2007 unterstützt der Deutsche LandFrauenverband e. V. die Millenniumsregion Base-Kiryango-Tal in Ruanda. Frauen helfen Frauen: Vielerorts verkaufen LandFrauen selbstgepressten Saft zugunsten ruandischer Frauengruppen, die wirtschaftlich selbstständig werden wollen. Auch der Bund der Deutschen Landjugend hat seine Mitglieder anlässlich seines 60-jährigen Bestehens 2009 aufgerufen, ein ehrenamtliches Wochenende mit Aktionen unter dem Motto „Wir fürs Land!“ zu gestalten – Spenden werden für die Jugendlichen im Base-Kiryango-Tal gesammelt. 7. Millenniumsdorf Kongoussi Burkina Faso Foto: Christian-Liebig-Stiftung Foto: Thomas Haferburg 4. Millenniumsdorf Mangue Angola 10. Millenniumsdorf Base-Kiryango Tal Ruanda Christian-Liebig-Stiftung sorgt für Schulen in Mosambik Die Christian-Liebig-Stiftung e. V., die im Verlagshaus Hu5. Millenniumsdorf 8. Millenniumsdorf bert Burda angesiedelt ist, Sodo Anosikely unterstützt seit September Äthiopien Madagaskar 2007 das Millenniumsdorf Mabote in Mosambik. Gemäß dem Kooperationsvertrag, der von der Vorsitzenden, Beatrice von Keyserlingk (rechts) und Schäuble, der ehemaligen 6. Millenniumsdorf 9. Millenniumsdorf Welthungerhilfe, unterzeichnet wurde, werden ManigriVorsitzenden der Mabote Benin vor Ort hauptsächlich MosambikBildungsprojekte finanziert. Aber auch Maßnahmen im Gesundheitsbereich und die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung werden unterstützt. Sport für die Millenniumsdörfer 15.000 Kilometer auf dem Fahrrad?! Markus Wagner radelte von Gengenbach bis China – und alles für einen guten Zweck: Er sammelte Spenden für das tadschikische Millenniumsdorf Veshab. Auch bei den LebensLäufen der Welthungerhilfe können Kinder und Erwachsene mit Spendenläufen den Millenniumsdörfern helfen. Im Sommer 2009 fand im Rahmen des Düsseldorfer Olympic Adventures Camp ein 800-Meter-Lauf entlang der Rheinpromenade zugunsten des Millenniumsdorfes Kongoussi statt. 11. Millenniumsdorf Quarabator Afghanistan 14. Millenniumsdorf Kanat Toch Kambodscha Foto: Gunnar Rechenburg FROMI unterstützt bolivianische Käsereien 1. Millenniumsdorf Cañadón Peñas Bolivien ASIEN Ulm für Gandhiji Songha Foto: Welthungerhilfe Foto: Fromi Gemeinsam geht es besser: Die Welthungerhilfe setzt auf Unterstützer, die den Millenniumsdörfern langfristig zur Seite stehen. Zahlreiche Kooperations-Partner aus den unterschiedlichen Bereichen sind bereits aktiv. AFRIKA Foto: Welthungerhilfe Viele Menschen helfen mit LATEINAMERIKA Foto: Markus Wagner Partner in Deutschland … Hamburger Freundeskreis fördert Sodo Anfang 2009 gab es bei der Vernissage der Wanderausstellung „15 Dörfer. 8 Ziele. 12. Millenniumsdorf 15. Millenniumsdorf1 Welt.“ im Museum der BrotGandhiji Songha Veshab kultur Ulm für die Besucher Indien Tadschikistan und die Welthungerhilfe eine schöne Überraschung: Oberbürgermeister Ivo Gönner entschloss sich spontan zu einer Partnerschaft seiner Stadt mit dem indischen Millenniumsdorf. 13. Millenniumsdorf In Ulm wurde nun ein Verein für die Partnerschaft mit Gandhiji Sarwan Indien Songha gegründet. Auf Initiative des Hamburger Senats wurde im Oktober 2005 der Hamburger Freundeskreis der Welthungerhilfe gegründet. Er zählt heute 19 Mitglieder aus Wissenschaft, Politik, Medien, Wirtschaft, Kultur und Sport, darunter die Hamburger Unternehmen Iwan Budnikowsky und J.J. Darboven. Unterschiedliche Benefizaktionen kommen unmittelbar dem äthiopischen Millenniumsdorf Sodo zugute, Ausstellungen und politische Veranstaltungen runden die jährlichen Aktivitäten ab. Sprecher des Freundeskreises ist Dr. Theo Sommer, langjähriges Vorstandsmitglied der Welthungerhilfe und ehemaliger Herausgeber der ZEIT. 17 Die 42-jährige Agraringenieurin Susanna Porras ist bei der lokalen Partnerorganisation CESA in Foto: Detlef Szillat Ecuador tätig. Oscar Sawadogo ist studierter Landwirt und Vorsitzender von Zood Nooma, einer Partnerorganisation der Welthungerhilfe in Burkina Faso. 18 Wir müssen die Erträge aus der Landwirtschaft verbessern. Durch Sprinkleranlagen, durch ständige Fortbildungen, gezielte Marktstrategien und eine straffe Organisation der Bauern. Wenn sich die Produktion verbessert, steigen die Einnahmen. So erhöht sich die Lebensqualität der Familien automatisch.“ ‚‚ Wir hoffen, dass sich die internationale Gemeinschaft dafür einsetzt, den freien Handel und die Preisspekulationen zu überwachen, und sich solidarisch zeigt in Krisen, die häufig mehrere Länder gleichzeitig treffen. Immens wichtig ist zudem eine Sensibilisierung für die Entwicklungshilfe für Länder wie Burkina Faso – auch bei den Regierungen der Entwicklungsländer.“ Epifania Alaya Humeroz ist Sprecherin von APAC, einer Vereini- 3. Millenniumsdorf gung von kleinen Milchbauern Auhya Pihni in CañadónNicaragua Peñas im Hochland Mein Mann macht den Käse und kümmert sich ums Vieh. Der verkauft nicht gern, deshalb mache ich das. Seit wir unseren Käse mit dem Siegel „Producto APAC Peñas“ versehen, gehen die weg wie warme Semmeln, denn unsere Kunden wissen um die Qualität unserer Produkte. Demnächst werde ich sogar bis nach La Paz exportieren! Boliviens. Dort unterstützt die 5. Millenniumsdorf Sodo Äthiopien 7. Millenniumsdorf Kongoussi Burkina Faso 8. Millenniumsdorf Anosikely Madagaskar Der 41-jährige Familienvater Asror Bobev, aus Veshab in Tad- 6. Millenniumsdorf 9. Millenniumsdorf als Manigrischikistan, erwirtschaftet Mabote Benin Bauer den Lebensunterhalt Mosambik für seine siebenköpfige Familie. Welthungerhilfe die technische und betriebswirtschaftliche Ausbildung der Bauern und die Gründung von Käsereien. Ursula Langkamp und Manfred Bischofsberger betreuen ne- ben weiteren Projekten auch die beiden Millenniumsdörfer Mangue in Angola und Mabote in Mosambik. ‚‚ Mit dem Anschub der Initiative der Welthungerhilfe konnte in Mangue viel erreicht werden. Wichtig war die sehr partizipatorische Haltung der Bevölkerung, deshalb wurden viele der Maßnahmen mit dem Einsatz der Menschen – der oft größer als erwartet war – umgesetzt. Wir haben die große Hoffnung, dass die Lebensverhältnisse in Mangue nachhaltig besser geworden sind!“ Rajesh Kumar ist bei der Partnerorganisation Centre for World Solidarity für das indische Millenniumsdorf Sarwan zuständig und organisiert dort unter anderem Monitoring-Workshops mit der Dorfbevölkerung. ‚‚ 10. Millenniumsdorf Base-Kiryango Tal Ruanda Das neue Saatgut, das wir Bauern im Millenniumsdorf im Frühjahr 2008 von der Welthungerhilfe erhalten haben, hat unsere Erwartungen weit übertroffen. Die Ernte hat sich mit diesem Saatgut verdoppelt. Und dank einer zwölf Kilometer langen Pipeline, die die Welthungerhilfe gemeinsam mit uns instandgesetzt hat, ist nun eine ganzjährige Bewässerung möglich. Denn: Je mehr Wasser wir haben, desto mehr Land können wir nutzen.“ 11. Millenniumsdorf Quarabator Afghanistan 12. Millenniumsdorf Gandhiji Songha Indien Wir haben einen ganz neuen Brunnen in unserem Weiler – ich kann mich gut daran erinnern, 15. Millenniumsdorfwie er gebaut wurde. Mein VaVeshab ter ist Mitglied im WasserkoTadschikistan mitee, dass sich um die Pflege und Reparatur des Brunnens kümmert.“ Die fünfjährige Narindrasoa lebt in Anosikely, Madagaskar. 13. Millenniumsdorf Sarwan Indien ‚‚ Bis 2006 hatte hier niemand von den Millenniumszielen gehört. Doch die Initiative Millenniumsdörfer hat die Menschen über die Ziele der UN informiert und sie in die Projektplanungen und – über das Monitoring – in die Überprüfung der Fortschritte miteinbezogen. Nun können die Dorfvertreter in den PIAWorkshops die Fortschritte bei der Zielerreichung ihren Bemühungen und den Projektaktivitäten der Welthungerhilfe zuordnen.“ ‚‚ 14. Millenniumsdorf Kanat Toch Kambodscha Foto: Welthungerhilfe Foto: Anja Kessler ‚‚ 2. Millenniumsdorf San Andrés Ecuador ‚‚ 4. Millenniumsdorf Mangue Angola Foto: CWS Foto: Thomas Lohnes Wenn die Millenniumsziele erreicht werden sollen, kommt es auf die Menschen vor Ort an – auf aktive, engagierte Dorfbewohner und leidenschaftliche Mitarbeiter in den Projekten. Foto: Welthungerhilfe Klare Worte fördern Taten 1. Millenniumsdorf Cañadón Peñas Bolivien ASIEN Die 44-jährige Domitille arbeitet im Base-Kiryango-Tal in Ruanda bei der Anlage von Terrassen, Kanälen und Straßen. Foto: Laura Steurer …und in der welt AFRIKA Foto: Welthungerhilfe LATEINAMERIKA ‚‚ Ich verdiene 10.000 Ruandische Francs, die die Welthungerhilfe für die Mitarbeit beim Kanalbau zahlt. Ich konnte es kaum glauben, wie viel Geld die „Muzungus“ – die Weißen aus Deutschland – pro Tag ihren Arbeitskräften bezahlen: 500 Francs gibt es für das Ausschaufeln von Lehm aus einem Flussbett. 10.000 Francs im Monat, das reicht für das Schulgeld meiner beiden älteren Töchter und zum Überleben.“ 19 auf einen blick VESHAB Tadschikistan QUARABATOR Afghanistan KONGOUSSI Burkina Faso AUHYA PIHNI Nicaragua San Andrés Ecuador Die kargen und trockenen Böden der Anden bieten den Menschen aus San Andrés nur geringe Ernten. Der Bau eines Bewässerungssystems hat nun die Nahrungssituation nachhaltig verbessert. Neben Schulungen in neuen Anbaumethoden und der Handhabung des Wassersystems fördert die Welthungerhilfe auch die Einrichtung einer Spar- und Kreditkooperative. Auhya Pihni Nicaragua Dank der 27 neu gebauten Brunnen können die Dorfbewohner von Auhya Pihni nun endlich sauberes Wasser trinken. Um die Ernährung zu sichern, wird die Ernte und die nächste Aussaat in kleinen Getreidesilos gelagert. Durch den Hurrikan im Jahr 2007 wurden allerdings große Teile des Dorfes zerstört, die inzwischen größtenteils wieder aufgebaut wurden. Manigri Benin In Manigri galt es, die Menschen beim Einsatz verbesserten Saatguts und beim Anbau verschiedener Feldfrüchte zu beraten. Auch der Aufbau der Bienenzucht war ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Nahrungssituation. Die Projektaktivitäten der Welthungerhilfe werden Ende 2009 – wie ebenfalls in der gesamten umliegenden Region – planmäßig beendet. Selbsthergestellter, organischer Dünger und Steinwälle um die Felder sorgen heute dafür, dass die Getreideernten in Kongoussi fast verdoppelt wurden. Neu gebaute Brunnen sichern dort jetzt auch während der Trockenzeit genügend Trinkwasser. Auch der Bau der neuen Schulanlage ist abgeschlossen. 20 AFRIKA ANOSIKELY Madagaskar Sodo Äthiopien 1. Millenniumsdorf Cañadón Peñas Bolivien Mabote Mosambik Lange Dürreperioden und sandhaltige Böden gewährten den Menschen in Mabote nur mangelhafte Ernährung durch Ackerbau und Viehzucht. Dank der Verteilung von speziellem Saatgut und Kenntnissen, die sie sich in Workshops aneignen, sind ihre 2. Millenniumsdorf Ernteerträge besser geworden. Dringend notwendige AufkläSan Andrés rungsarbeit leisten die lokalen HIV/Aids-BeraterInnen, um dem Ecuador Virus, das sich auch in Mosambik rasch ausbreitet, mit Wissen entgegenzutreten. Mangue 3.Angola Millenniumsdorf Auhya Pihni Die Bewohner des angolanischen Dorfes Mangue haben UnterNicaragua stützung benötigt, um den Folgen des schrecklichen Bürgerkrieges zu begegnen. Eine neue Schule ermöglicht heute allen Jungen und vor allem Mädchen Grundbildung. Frisch renovierte und ausgestattete Gesundheitsposten sowie neue Brunnen sorgen dafür, dass Krankheiten wie Typhus oder Diarrhoe deutlich auf dem Rückzug sind. In Sodo, Äthiopien, verbessert heute eine neue Getreideart die Ernährungssituation ganz deutlich: Triticale, eine Kreuzung aus Roggen und Weizen, garantiert zehnmal Erträge als her4. Millenniumsdorf 7. Millenniumsdorf 10. höhere Millenniumsdorf Um den MangelBase-Kiryango an sauberemTal Trinkwasser Mangue kömmliches Getreide. Kongoussi Angola zu bekämpfen,Burkina Faso zehn neue Ruanda sind bereits Brunnen entstanden – weitere werden folgen. Anosikely Madagaskar 5. Millenniumsdorf 8. Millenniumsdorf Zu Projektbeginn haben viele Bewohner unter unzureichender Sodo Anosikely schlechten hygienischen Bedingungen gelitten. ÄthiopienErnährung undMadagaskar Trainings zur effektiveren Landnutzung und Schulungen von Hebammen verbessern heute die Lage. Der Ausbau von Schulen, ein Schulspeisungsprogramm und Schreibkurse für Erwachsene bringen die Alphabetisierung von Jung und Alt voran. 6. Millenniumsdorf 9. Millenniumsdorf Manigri Mabote Quarabator Mosambik Benin Afghanistan Nachdem sich die Sicherheitslage in Afghanistan zunehmend verschärft hat und 2007 zwei Mitarbeiter der Welthungerhilfe bei Anschlägen ums Leben kamen, musste die Projektarbeit in Quarabator eingestellt werden. In anderen Distrikten Afghanistans im Norden und Osten des Landes arbeitet die Welthungerhilfe weiter. Gandhiji Songha Indien ASIEN Ein großes Problem für die Menschen in Gandhiji Songha sind Bodenerosionen. Um dem entgegenzuwirken ergreifen die Dorfbewohner zusammen mit der Welthungerhilfe und einer Partnerorganisation Maßnahmen wie die Aufforstung der Wälder oder die Installation von Bewässerungssystemen. Auch der Schulbesuch soll für alle Kinder möglich sein, die oft benachteiligten Mädchen erhalten dabei 14. eineMillenniumsdorf gezielte Förderung. 11. Millenniumsdorf Quarabator Afghanistan Kanat Toch Kambodscha Sarwan Indien Wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen lassen eine ertragreiche Landwirtschaft im indischen Dorf Sarwan kaum zu. Besseres Saatgut und sauberes Wasser helfen den Bewohnern 12. Millenniumsdorf 15. Millenniumsdorf nun dabei,Songha ihre Felderträge zu steigern. Dadurch werden ganz Gandhiji Veshab Indien neue Kräfte freigesetzt: zum Beispiel bei den Kindern, die nicht Tadschikistan mehr auf dem Feld arbeiten müssen, sondern in die Schule gehen können. Kanat Toch 13. Millenniumsdorf Kambodscha Sarwan Das Dorf Kanat Toch liegt in einem Waldgebiet Kambodschas. Indien Zwei Drittel seiner Bewohner sind chronisch unterernährt, denn auf dem radikal abgeholzten Waldboden lassen sich mit Monokulturen nur für kurze Zeit ertragreiche Ernten erzielen. Nun erlernen die Bauern neue Anbau- und Viehhaltungsmethoden. Von sauberem Brunnenwasser und grundlegenden Hygienekenntnissen profitieren vor allem die Kinder in Kanat Toch. Diese Millenniumsziele werden in den Dörfern verfolgt: Base-Kiryango-Tal Ruanda Kongoussi Burkina Faso BASE-KIRYANGO-TAL Ruanda MABOTE Mosambik LATEINAMERIKA KANAT TOCH Kambodscha MANGUE Angola CAÑADÓN PEÑAS Bolivien Cañadón Peñas Bolivien Die Familien im bolivianischen Peñas-Hochlandtal betreiben unter schwierigen klimatischen Verhältnissen fast ausschließlich Land- und Viehwirtschaft. Die Welthungerhilfe hilft ihnen bei der Verbesserung der Viehhaltung, ermöglicht die Aufnahme von Kleinkrediten zum Aufbau von Käsereien und errichtet Schulen, die auch Mittagessen für die Schüler anbieten. GANDHIJI SONGHA Indien SODO Äthiopien MANIGRI Benin SAN ANDRÉS Ecuador SARWAN Indien Das Base-Kiryango-Tal ist ein extrem dicht besiedeltes Gebiet, der Hunger groß und der Druck auf die ohnehin schon ausgelaugten Äcker an Hängen und Hügeln enorm. Gemeinsam mit den Einwohnern des Tals legt die Welthungerhilfe Terrassen und Erosionsschutzstreifen an und sorgt dafür, dass die Anbauflächen gezielt be- und entwässert werden. Dank der neuen Schule ist es jetzt auch um die Chancen auf Bildung viel besser bestellt. Extreme Armut und Hunger beseitigen Veshab Tadschikistan Grundschulbildung für alle Kinder gewährleisten Für die Bewohner in Veshab sind die kargen Hochgebirgsäcker ihre einzige Lebensgrundlage. Extreme Temperaturen erfordern Wissen über den Kälteschutz des Obst- und Gemüseanbaus. Schulungen hierzu werden kontinuierlich angeboten, der Ausbau des Bewässerungs- und Trinkwassersystems realisiert und die Frauen in ihrem Engagement in Gemeindekomitees unterstützt. Die Kindersterblichkeit senken Gleichstellung der Geschlechter fördern, die Rolle der Frauen stärken Die Gesundheit von Müttern verbessern HIV / Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen Die ökologische Nachhaltigkeit sichern Eine globale Partnerschaft für Entwicklung aufbauen 21 Materialien Die Ausstellung Welthunger-Index 2009: Filme und Unterrichtsmaterialien Unter dem Motto „15 Dörfer. 8 Ziele. 1 Welt.“ tourt die Wanderausstellung der Welthungerhilfe seit 2007 durch Deutschland. Sie führt ihre Besucher auf drei Kontinente und vermittelt mit Bildern und Filmen sowie Karten und Texten lebhafte Eindrücke und gleichzeitig grundlegende Informationen aus den 15 Dorfgemeinschaften. Die kostenlos zur Verfügung stehende Ausstellung erklärt die acht UN-Millenniumsziele und zeigt, wie die Welthungerhilfe mit ihrer Initiative Millenniumsdörfer zum Erreichen der Millenniumsziele beiträgt. Auch die Partner in Deutschland, ohne deren Unterstützung die Aktivitäten nicht möglich wären, werden vorgestellt. Frauen stärken, Hunger bekämpfen: Mit dem Welthunger-Index, kurz WHI, hat die Welthungerhilfe gemeinsam mit dem Washingtoner Forschungsinstitut International Food Policy Research Institute (IFPRI) ein Instrument geschaffen, mit dem die weltweite Hunger- und Ernährungssituation dargestellt werden kann. In diesem Jahr hat der WHI einen besonderen Fokus: Frauen. Der Welthunger-Index misst in diesem Jahr zum ersten Mal den Zusammenhang zwischen Chancengleichheit für Frauen und Hunger. Auch Stimmen aus dem Millenniumsdorf Sarwan in Indien illustrieren die wichtigsten Ergebnisse zur aktuellen Hungersituation. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch acht unserer insgesamt 15 Millenniumsdörfer in folgenden Ländern: Äthiopien, Angola, Bolivien, Burkina Faso, Madagaskar, Nicaragua, Ruanda und Tadschikistan. Unsere Kurzfilme vermitteln eindrücklich den Alltag der Bevölkerung und zeigen die Aktivitäten und Arbeit der Welthungerhilfe. Die Filme „Leben und Lernen in Angola“ und „Ruanda: Wir gehen in die Schule“ richten sich speziell an Kinder und Jugendliche. Auch die Arbeitsmappe „Millenniumsziele. Für eine bessere Welt“ richtet sich an junge Menschen ab 15 und ist für den Unterricht gut geeignet. Zahlreiche Beispiele erläutern den politischen Hintergrund der Millenniumsziele und erzählen aus der Wirklichkeit in den Entwicklungsländern. Jungredakteuren und angehenden Journalisten empfehlen wir die Dokumentation „Schülerredaktionsseminare“. Die Website Die Wanderausstellung besteht aus einzelnen Modulen, die variierbar als Stellwände oder Quader aufzubauen sind. Damit ist sie überall einsetzbar, schmückt Lichthöfe und Foyers in öffentlichen Gebäuden oder Unternehmen und bildet einen vielseitigen Hintergrund für Veranstaltungen wie Workshops, Podiumsdiskussionen oder Lesungen. Nach den Standorten Magdeburg, Hamburg, Berlin, Stuttgart und Düsseldorf werden weitere Orte der Ausstellung gesucht. Holen Sie die Wanderausstellung gerne auch in Ihre Stadt. Wir freuen uns über Ihre Hilfe und Vorschläge zur Tourplanung! Ansprechpartnerin für die Vermittlung der Ausstellung ist: Sonja Eberle, Tel.: +49(0)228 2288 -118, E-Mail: [email protected] Foto rechts: Felix Hoffmann 22 Mit einem Klick geht’s ins Millenniumsdorf: Ausgehend von der Startseite der Welthungerhilfe werden Interessierte über den Navigationsreiter „Millenniumsdörfer“ auf die entsprechende Seite geführt: www.millenniumsdoerfer-der-welthungerhilfe.de. Dort finden sich aktuelle und umfassende Informationen rund um die Initiative sowie über konkrete Aktivitäten in den Dorfgemeinschaften. Dazu gibt es ausführliche Länderdaten, vertiefendes Hintergrundwissen, Porträts der Dorfbewohner und eindrucksvolle Bildergalerien. Verfolgen Sie selbst, wie die Dorfbewohner gemeinsam mit den Mitarbeitern der Welthungerhilfe und ihren Partnerorganisationen auf dem Weg in eine bessere Zukunft vorankommen. Welthungerhilfe Die Welthungerhilfe setzt sich weltweit für eine gesicherte Ernährung, ländliche Entwicklung und den Erhalt der natürlichen Ressourcen ein. Die Arbeit ist dann erfolgreich, wenn Menschen ihre Lebensbedingungen so verbessern, dass sie eigenverantwortlich für sich sorgen können – durch Hilfe zur Selbsthilfe. Gemeinsam mit den Menschen in Deutschland und mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Medien wirbt die Welthungerhilfe für eine gerechtere Zusammenarbeit mit den Entwicklungsländern – damit Solidarität mit den Ärmsten kein leeres Wort bleibt. Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen für Mut, Leidenschaft und Kompetenz bei der Erfüllung ihres Auftrags. Die Welthungerhilfe leistet Hilfe aus einer Hand: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristig angelegten Entwicklungsprojekten. Dabei arbeitet die Organisation möglichst eng mit einheimischen Partnerorganisationen zusammen. Die Welthungerhilfe finanziert ihre Arbeit aus Spenden von Privatpersonen und Unternehmen sowie mit öffentlichen Zuschüssen. Ihre Arbeit ist streng qualitäts- und wirkungsorientiert. Mit den ihr anvertrauten Mitteln geht die Welthungerhilfe sparsam, effektiv und transparent um. Dafür erhält sie seit vielen Jahren regelmäßig das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI). 23 460-9317/A Bro-Midö-47/09 100% Recycling-Papier Welthungerhilfe, Sparkasse KölnBonn, BLZ 370 501 98, Konto 1115 Deutsche Welthungerhilfe e.V., Friedrich-Ebert-Str. 1, D-53173 Bonn, Tel. +49 (0)228 2288-0, Fax +49 (0)228 2288-333, www.welthungerhilfe.de