Roche - Geschäftsbericht 2011

Transcription

Roche - Geschäftsbericht 2011
F. Hoffmann-La Roche AG
4070 Basel, Schweiz
Geschäftsbericht
© 2012
war ein bemerkenswert gutes Jahr für die personalisierte Medizin
von Roche. Der vorliegende Geschäftsbericht beleuchtet die erzielten
Fortschritte dieser von der gesamten Roche-Gruppe getragenen
Strategie: Wir kommen gut voran, neue Therapien und Tests anzubieten
und weitere zu entwickeln, die besser auf die Bedürfnisse spezifischer
Patientengruppen zugeschnitten und damit sicherer und wirksamer sind.
Wir sind überzeugt, dass medizinisch differenzierte Produkte Werte
für all unsere Anspruchsgruppen schaffen: Patienten, Ärzte, Zulassungsbehörden und Kostenträger im Gesundheitswesen.
Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.
Roche | Geschäftsbericht 2011
www.roche.com
7 000 916
D
war ein bemerkenswert gutes Jahr für die personalisierte Medizin
von Roche. Der vorliegende Geschäftsbericht beleuchtet die erzielten
Fortschritte dieser von der gesamten Roche-Gruppe getragenen
Strategie: Wir kommen gut voran, neue Therapien und Tests anzubieten
und weitere zu entwickeln, die besser auf die Bedürfnisse spezifischer
Patientengruppen zugeschnitten und damit sicherer und wirksamer sind.
Wir sind überzeugt, dass medizinisch differenzierte Produkte Werte
für all unsere Anspruchsgruppen schaffen: Patienten, Ärzte, Zulassungs­behörden und Kostenträger im Gesundheitswesen.
Unser Geschäftsfeld
Von der präzisen
Diagnostik zur
gezielten Therapie.
Ein wirksames neues Medikament und ein Bluttest, der Aufschluss darüber gibt, ob ein Patient auf
eine bestimmte Behandlung ansprechen wird, können das Leben von Patienten nachhaltig verändern.
Roche ist in beiden Bereichen führend: Als weltweit grösstes Biotech-Unternehmen und führender
Anbieter von In-vitro-Diagnostika hat Roche innovative Arzneimittel für wichtige Krankheitsbereiche
wie Krebs und Virologie auf den Markt gebracht. Roche verfügt über eine exzellente Forschung
und Entwicklung. Wir setzen diese für die Entwicklung von Arzneimitteln, Diagnostika oder einer Kombination aus beiden ein, um so einen Beitrag zur Bewältigung dringendster medizinischer Heraus­
forderungen zu leisten.
Kennzahlen
Roche-Gruppe
42 531
Index 2009 = 100
Verkäufe
Mio. CHF
3 904
47 473
49 051
8 073
Forschung und Entwicklung 2
Mio. CHF
9 509
15 149
Betriebsgewinn 2
Mio. CHF
16 272
2 895
Ertragssteuern 2
Mio. CHF
3 287
9 544
Konzerngewinn
Mio. CHF
8 510
12,30
CHF
12,34
40
60
80
100
120
Dividende
Mio. CHF
2011
5 693
2010
5 175
2009
Anzahl Mitarbeitende
2011
80 653
2010
81 507
2009
Personalaufwand
Mio. CHF
2011
11 934
2010
12 080
2009
Patienten, die an klinischen
Versuchen teilnehmen 4
2011
277 079
2010
268 614
2009
0,539
12,78
Index1
3
332 183
8 891
Kerngewinn je Titel
2010
2009
10 300
3 135
2011
8 893
80 129
16 591
Mio. CHF
4 699
5 865
9 050
Freier Geldfluss
Eco-Efficiency Rate 5
2011
0,414
2010
0,460
2009
Index1
40
60
80
100
120
Kursentwicklung des Genussscheins in CHF
2009
2010
250
200
150
100
Roche-Genussschein
1
2
3
4
Kennzahlen indexiert auf das Jahr 2009 = 100.
Kernbetriebsgewinn.
Vorschlag des Verwaltungsrates.
Entwicklungsphasen I bis IV. Die Zahlen enthalten nicht die
Patienten in Genentech-Studien, die vor dem Zusammenschluss
von Roche und Genentech begonnen wurden.
5 Für die Berechnung der Eco-Efficiency Rate vergleiche:
http://www.roche.com/de/environment
Swiss Market Index (angeglichen)
Zahlen für das Jahr 2009 wie im Geschäftsbericht 2010.
Für eine Übersicht über die verwendeten
Global Reporting Initiative (GRI) Indikatoren:
www.roche.com/de/reporting_and_indices
2011
Kennzahlen
Highlights 2011
Roche-Gruppe
42 531
Index 2009 = 100
Verkäufe
Mio. CHF
3 904
47 473
49 051
Freier Geldfluss
Mio. CHF
2011
4 699
2010
8 893
2009
Februar
Studie mit Avastin zeigt für Patientinnen mit nicht vorbehandeltem fortgeschrittenem Eierstockkrebs
signifikant längeres progressionsfreies
Überleben
März
Roche-Generalversammlung stimmt
einer Erhöhung der Dividende um
10% zu
März
EU-Markteinführung des innovativen,
vollautomatischen Moduls cobas
c 702 für die klinische Chemie
10 %
8 073
Forschung und Entwicklung 2
Mio. CHF
5 865 3
9 050
9 509
15 149
Betriebsgewinn 2
Mio. CHF
16 272
2 895
Ertragssteuern 2
Mio. CHF
3 287
9 544
Konzerngewinn
Mio. CHF
8 510
12,30
Kerngewinn je Titel
CHF
12,34
40
60
80
100
120
Anzahl Mitarbeitende
2011
80 653
2010
81 507
2009
Personalaufwand
Mio. CHF
2011
11 934
2010
12 080
2009
US-Gesundheitsbehörde FDA
ge nehmigt cobas HPV-Test für
das Screening auf Gebärmutterhalskrebs; Test weist die Hochrisiko-Genotypen 16 und 18 nach
April
Mai
August
Marktzulassung in den USA für gezielt
wirkendes Hautkrebsmedikament
Zelboraf und den dazugehörigen
cobas BRAF-Test
September
Roche zum dritten Mal in Folge zum
Supersector Leader der Gesundheitsbranche im Dow-Jones-Nachhaltigkeits-Index ernannt
September
Oktober
November
Dezember
April
Behandlung mit Prüfmedikament
MetMAb plus Tarceva erreicht bei
Patienten mit Lungenkrebs Verdopplung der progressionsfreien Überlebenszeit
2011
2010
268 614
2009
Eco-Efficiency Rate 5
2011
0,414
2010
0,460
2009
Index1
Roche gibt positive Ergebnisse einer
klinischen Studie mit dem Prüfpräparat
T–DM1 zur Behandlung einer aggressiven Form von metastasierendem
Brustkrebs bekannt
Patienten, die an klinischen
Versuchen teilnehmen 4
277 079
0,539
12,78
Index1
2010
2009
332 183
8 891
2011
5 175
10 300
3 135
Mio. CHF
5 693
80 129
16 591
Dividende
40
60
80
100
Tarceva erhält EU-Zulassung für Erstlinienbehandlung eines spezifischen
genetischen Typs von Lungenkrebs
120
KursentwicklungdesGenussscheins in CHF
2009
2010
Studie mit Ocrelizumab zeigt eine
fast zwei Jahre anhaltende deutliche
Reduktion der Krankheitsaktivität
bei Patienten mit multipler Sklerose
250
200
150
100
Roche-Genussschein
1
2
3
4
2011
Kennzahlen indexiert auf das Jahr 2009 = 100.
Kernbetriebsgewinn.
Vorschlag des Verwaltungsrates.
Entwicklungsphasen I bis IV. Die Zahlen enthalten nicht die
Patienten in Genentech-Studien, die vor dem Zusammenschluss
von Roche und Genentech begonnen wurden.
5 Für die Berechnung der Eco-Efficiency Rate vergleiche:
http://www.roche.com/de/environment
Swiss Market Index (angeglichen)
Zahlen für das Jahr 2009 wie im Geschäftsbericht 2010.
Für eine Übersicht über die verwendeten
Global Reporting Initiative (GRI) Indikatoren:
www.roche.com/de/reporting_and_indices
FDA gewährt beschleunigtes Prüfverfahren bei Zulassungsgesuch für
Vismodegib zur Behandlung einer
fortgeschrittenen Form von Hautkrebs
Zulassungsgesuch für Pertuzumab
zur Behandlung von HER2-positivem,
metastasierendem Brustkrebs in
der EU und den USA eingereicht
Inhaltsverzeichnis
Umschlag
Kennzahlen
Umschlag
Highlights 2011
4
Aktionärsbriefe
10
Management
Geschäftsentwicklung
16
21
Konzernergebnisse und Ausblick
Marktumfeld und Konzernstrategie
28
Unternehmerische Verantwortung
Forschung und Entwicklung
36Arzneimittel, für die ein grosser Bedarf besteht
48Diagnostika für bessere
Behandlungsentscheidungen
52Zugang zu externer Innovation
53Verantwortungsbewusst forschen
und entwickeln
Produktion und Einkauf
60
64
Produktion
Qualität und Compliance
65
67
Nachhaltige Logistik
Einkauf
Marketing und Vertrieb
73
78
Zugang zur Gesundheitsversorgung
Leistungen mit Wertschöpfung
81
83
Pflege von Kundenbeziehungen
Patientensicherheit
Unsere Mitarbeitenden
103 Schaffung eines erstklassigen Arbeitsumfelds
106 Mitarbeitergewinnung
107 Mitarbeiterentwicklung
108Vergütung und Anerkennung
von Mitarbeitenden
Gemeinnütziges Engagement
113 Humanitäre und soziale Projekte
114 Wissenschaft und Bildung
115 Kunst und Kultur
116 Gemeinschaft und Umfeld
Gesundheits- und Umweltschutz
121 Gesundheitsschutz und Sicherheit
122Minimierung des ökologischen Fussabdrucks
128 Förderung der Biodiversität
128 Pharmazeutische Substanzen in der Umwelt
Corporate Governance, Entschädigungsbericht
132 Corporate Governance
138 Entschädigungsbericht
150
Assurance-Bericht
14
30
58
70
100
112
118
130
Aktionärsbriefe
4
Roche Jahresbericht 2011 | Aktionärsbriefe
Sehr geehrte Aktionärinnen
und Aktionäre
Das Wirtschaftsjahr 2011 war von der sich weiter verschärfenden Schuldenkrise in Europa und den USA, Währungs­
turbulenzen sowie der Verlangsamung des globalen Wachstums geprägt. Der enorme Druck, der durch die
­Finanzkrise auf den Staatsbudgets lastet, hat auch auf den Gesundheitsmärkten tiefe Spuren hinterlassen. Aufgrund
der knappen Mittel orientieren sich heute viele Länder an kurzfristigen Budgetzielen: Um die stark defizitären
Staatshaushalte zu entlasten, sind in einigen Ländern, vor allem in Europa, die staatlich reglementierten Medika­
mentenpreise — auch für innovative, patentgeschützte Produkte — erheblich gesenkt worden.
Vor diesem Hintergrund ist die währungsbereinigte weitere Zunahme der Konzernverkäufe um 2% (ohne das
­Grippemedikament Tamiflu) auf 42,2 Milliarden Franken sowie die nochmalige Steigerung der Ertragskraft
von Roche im vergangenen Jahr — der Konzerngewinn legte in Franken um 7% auf 9,5 Milliarden Franken zu —
ein sehr starkes Ergebnis.
Sehr gefreut hat mich auch, dass Roche im Dow-Jones-Nachhaltigkeits-Index zum dritten Mal in Folge zum Super­
sector Leader als weltweit nachhaltigstes Unternehmen der Gesundheitsbranche ernannt worden ist. Wir sind
fest davon überzeugt, dass nachhaltige Grundsätze und Unternehmenspraktiken letztlich langfristigen Unterneh­
menswert schaffen und Innovation fördern. Unser Hauptanliegen ist und bleibt, Patienten durch wissenschaftliche
Spitzenleistungen zu einer besseren Lebensqualität und wenn möglich zu einem längeren Leben zu verhelfen.
Deshalb verfolgen wir die jüngsten gesundheitspolitischen Entwicklungen, bei denen kurzfristiges Kostendenken
im Vordergrund steht, als forschendes Gesundheitsunternehmen mit Sorge. Natürlich habe ich volles Verständnis,
dass auch wir — die Industrie, und insbesondere Roche als global führendes Pharma- und Diagnostikunternehmen
— unseren Beitrag zur Bewältigung der Finanz- und Schuldenkrise leisten müssen. Dazu sind wir auch bereit. In
einem konstruktiven Dialog wollen wir dazu beitragen, dass ein langfristig tragbarer und fairer Interessenausgleich
zwischen Gesundheits- und Industriepolitik gefunden wird, der innovative Leistungen, von der die gesamte
­Gesellschaft profitiert, weiterhin fördert und honoriert.
Ich bin nun fast vierzig Jahre in dieser Industrie tätig. In all diesen Jahrzehnten war ich — trotz der aktuellen
Herausforderungen — noch kaum je so optimistisch bezüglich der mittel- und längerfristigen Zukunftsaussichten
für forschende, auf Innovation fokussierende Unternehmen. Da sind zunächst die grundlegenden Trends: das
anhaltende Bevölkerungswachstum bei gleichzeitig steigender Lebenserwartung, der zunehmende Wohlstand in
den Schwellen- und Entwicklungsländern, viele Krankheiten, für die es noch keine wirksamen Therapien gibt,
und nicht zuletzt der rasante wissenschaftliche und technologische Fortschritt, der gezieltere, kosteneffizientere
Therapien ermöglicht: Das sind fundamental die treibenden Kräfte.
Immer wichtiger werden zudem der volkswirtschaftliche Aspekt der Innovation und der globale Standortwett­
bewerb um Investitionen und Arbeitsplätze. So setzen zahlreiche Staaten vermehrt auf eine gezielte, aktive Förde­
rung von Forschung und Innovation. Beeindruckt bin ich in dieser Hinsicht von den enormen Fortschritten, die
Schanghai, aber auch Peking, Singapur und andere Standorte in Schwellenländern machen, um zu weltweit führen­
den Zentren für Life Science, besonders in den Bereichen Pharma und Diagnostik, zu werden. Hinzu kommt eine
allgemein positive und offene Einstellung neuen Wissenschaften und Technologien gegen­über.
Aktionärsbriefe | Roche Jahresbericht 2011
5
Diese Länder haben erkannt, dass die forschende Gesundheitsindustrie dank ihrer überdurchschnittlich hohen
Produktivität ein wichtiger volkswirtschaftlicher Wachstumsmotor ist, der hochqualifizierte Arbeitsplätze, Inves­
titionen und Exporte generiert. Die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung schlagen sich letztlich
auch in einem hohen Wertschöpfungswachstum nieder. Dass wir einen Grossteil unserer Forschungs- und Ent­
wicklungsaktivitäten nach wie vor an unserem Konzernhauptsitz in der Schweiz tätigen, liegt an den vorhan­
denen Standortvorteilen. Werden diese weiter gepflegt und angesichts des globalen Standortwettbewerbs auch
weiter entwickelt, wird die Schweiz einer der besten Wissenschafts- und Innovationsstandorte der Welt bleiben.
Besonders optimistisch bin ich für die Zukunft unseres Unternehmens. Warum? — Wir verfolgen seit einem
J­ ahrzehnt eine klare Strategie der Innovation in Diagnose und Therapie. Als das grösste Biotechnologie-Unter­
nehmen der Welt, mit 14 biopharmazeutischen Produkten auf dem Markt, verfügen wir über beste Voraus­
setzungen, um aus unseren Erkenntnissen über die biologischen Grundlagen und Zusammenhänge von Krank­
hei­ten neuartige Therapien und diagnostische Tests zu entwickeln. Wir werden unsere hohen Investitionen in
Forschung und Entwicklung — auch im Vergleich zu anderen Branchen belegen wir mit 8 Milliarden Franken, die
wir 2011 dafür einsetzten, einen Spitzenplatz — im Unterschied zu einigen unserer Konkurrenten aufrechterhal­
ten, namentlich auf den Forschungsgebieten, in denen wir unsere besonderen Stärken sehen: Krebs, Diabetes,
Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten sowie zentrales Nervensystem. Natürlich werden wir dabei den
­möglichst effizienten Einsatz unserer Mittel und die kontinuierliche Steigerung der Produktivität nicht ausser
Acht lassen. Roche ist und bleibt das führende Unternehmen in der Krebsbehandlung und wir sind mit Abstand
die Nummer eins in der In-vitro-Diagnostik. Mit der Verknüpfung von Pharma und Diagnostics und der aus­­ge­
wiesenen Expertise in der Molekularbiologie ist Roche wie kein anderes Unternehmen in der Lage, das Konzept
der personalisierten Medizin in die Realität umzusetzen. Die Erfolge im letzten Jahr, darunter die Einführung
des neuen Hautkrebsmedikaments Zelboraf in den USA in Rekordzeit, das positive Gutachten der EU-Arznei­
mittelbehörde für die Zulassung dieser Krebstherapie sowie das Voranbringen der Entwicklungspipeline
­bestätigen dies.
Gezielt wirkende, kosteneffiziente Therapeutika können einen wichtigen Beitrag leisten, die gegenwärtigen
Herausforderungen im Gesundheitswesen besser zu bewältigen. Auch die Bedeutung der Diagnostika wird
­weiter steigen. Wenn der Preisdruck zunimmt, werden die Krankenkassen die Mittel dorthin lenken, wo der
Zusatznutzen für den Patienten am grössten ist. Mit unserer Fokussierung auf Medikamente und Tests, die
für Arzt und Patient einen spürbaren Mehrwert schaffen, sind wir sehr gut gerüstet, um in einem zunehmend
anspruchsvollen Gesundheitsmarkt erfolgreich zu bleiben. Unsere heutigen Stärken werden in Zukunft nur
noch wichtiger.
Trotz des anhaltend schwierigen Wirtschafts- und Finanzumfelds hat der Verwaltungsrat aufgrund des guten
Jahresergebnisses und der sehr guten Perspektiven beschlossen, Ihnen die Ausschüttung einer um 3% erhöhten
Dividende von 6,80 Franken je Aktie und Genussschein (2010: 6,60 Franken) zu beantragen. Ihre Zustimmung
vorausgesetzt, ist dies die 25. Erhöhung der Dividende in Folge.
Abschliessend möchte ich Sie gerne auf die anstehenden Bestätigungswahlen im Verwaltungsrat hinweisen. An
der Generalversammlung vom 6. März stellen sich mit André Hoffmann und Professor Sir John Irving Bell zwei
bewährte Verwaltungsräte zur Wiederwahl für eine weitere Amtsperiode zur Verfügung. Auch ich stelle mich als
Verwaltungsratspräsident von Roche sehr gerne zur Wiederwahl und danke Ihnen für Ihr Vertrauen.
Franz B. Humer
Verwaltungsratspräsident
6
Roche Jahresbericht 2011 | Aktionärsbriefe
Sehr geehrte Aktionärinnen
und Aktionäre
2011 war für Ihr Unternehmen aufgrund des deutlich härteren Marktumfeldes kein leichtes und dennoch in
verschiedener Hinsicht ein erfolgreiches Jahr.
Lassen Sie mich zunächst auf die finanziellen Ergebnisse eingehen. Hier haben wir all unsere Anfang Jahr
gesteckten Ziele erreicht, obwohl die Währungsentwicklung unser in Schweizer Franken ausgewiesenes
Ergebnis stark beeinträchtigt hat. Wenn wir die währungsbereinigte Geschäftsentwicklung betrachten und
die wie erwartet erheblich geringeren Verkäufe des Grippemedikaments Tamiflu ausklammern, erreichte
Roche insgesamt ein Verkaufswachstum von 2%, wobei die Pharmaverkäufe im Rahmen des Marktwachstums
um 1% zulegten. Die Division Diagnostics erhöhte ihre Verkaufszahlen um 6% und hat damit ihre führende
Position im Markt der In-vitro-Diagnostika weiter ausgebaut.
Besonders eindrücklich ist, dass es uns trotz tieferer Preise in wichtigen Märkten gelungen ist, die Profitabilität
auf Gruppenebene dank Produktivitätssteigerungen und Kosteneinsparungen weiter zu verbessern. Der für
die laufende Geschäftsentwicklung massgebliche Kerngewinn pro Titel — also der Gewinn ohne Sonderpositi­
onen wie globale Restrukturierungen oder Abschreibungen und Wertminderungen auf immateriellem Anla­ge­
vermögen — hat sich währungsbereinigt um 11% erhöht. Sehr positiv entwickelte sich der Kernbetriebs­
gewinn; er nahm zu konstanten Wechselkursen um 6% auf 15,1 Milliarden Franken zu — also stärker als die
Verkäufe. Entsprechend hat sich die Kernbetriebsgewinnmarge beider Divisionen weiter verbessert. Diese
erfreuliche Ertragsentwicklung wird es uns ermöglichen, auch weiterhin weit überdurchschnittlich in die
Erforschung der Entstehung von Krankheiten zu investieren und unsere wachsende Anzahl von Projekten in
der späten Entwicklungsphase voranzubringen.
Sehr zuversichtlich für die Zukunft von Roche stimmt mich, dass im vergangenen Jahr 17 der 20 wichtigen
­k linischen Studien mit neuen Medikamenten positive Resultate hervorgebracht haben — ein im Branchen­
vergleich hervorragender Wert. Damit haben wir die Basis für die zukünftige Geschäftsentwicklung weiter
gestärkt.
Hinter all diesen Erfolgen stehen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die es auch im vergangenen Jahr
mit grossem Einsatz und Engagement und trotz schwierigeren Marktumfelds möglich gemacht haben, unsere
Ziele zu erreichen. Dafür bedanke ich mich an dieser Stelle auch im Namen der gesamten Konzernleitung
ganz herzlich.
2011 war vor allem ein bemerkenswertes Jahr für die personalisierte Medizin. Aufgrund der Erkenntnisse der
modernen Molekulardiagnostik können Therapien mittlerweile immer gezielter auf unterschiedliche Patienten­
gruppen ausgerichtet werden. Bereits rund die Hälfte unserer neuen pharmazeutischen Wirkstoffe in der
späten Entwicklungsphase ist dank spezifischer diagnostischer Testmethoden auf ganz bestimmte Patienten­
gruppen zugeschnitten.
Aktionärsbriefe | Roche Jahresbericht 2011
7
Einen ganz besonderen Meilenstein für Patienten, behandelnde Ärzte und auch für Roche stellt unsere perso­
nalisierte Behandlung einer bestimmten Form des aggressiven schwarzen Hautkrebses (malignes Melanom)
dar. Die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat im August vergangenen Jahres unser neuartiges Haut­
krebsmedikament Zelboraf sowie den diagnostischen Begleittest zugelassen, und von der europäischen
­A rzneimittelbehörde erhielten wir Ende 2011 ein positives Gutachten für die Zulassung. Zum ersten Mal brin­
gen wir damit eines unserer Medikamente gleichzeitig mit einem von Roche entwickelten diagnostischen
Test auf den Markt. Die enge Zusammenarbeit der Divisionen Pharma und Diagnostics hat es uns zudem
ermöglicht, das Medikament in der Rekordzeit von nur fünf Jahren zur Marktreife zu entwickeln. Das meta­s­
tasierende Melanom ist eine sehr schwer zu behandelnde Erkrankung, an der weltweit jede Stunde ein
Mensch stirbt. In rund der Hälfte aller Melanom-Patienten tritt eine mutierte Form des BRAF-Proteins auf.
Hier setzt Zelboraf mit seinem Wirkmechanismus an, nachdem der Roche-Test die Patienten mit dieser
­spezifischen Mutation identifiziert hat. Erstmals ermöglicht ein Arzneimittel bei diesem aggressiven Hautkrebs
nachweislich nicht nur eine erhebliche Verbesserung der Lebensqualität, sondern auch ein längeres
­Überleben. Wir werden im Laufe dieses Jahres die Zulassung für Zelboraf in zahlreichen weiteren Ländern
erhalten und damit Test und Therapie Patienten weltweit zur Verfügung stellen.
Nebst Zelboraf konnten wir 2011 bei den Gesundheitsbehörden auch das Zulassungsgesuch für das neue
biopharmazeutischen Medikament Pertuzumab zur Behandlung von Brustkrebs einreichen. Auch bei dieser
Krankheit ist der medizinische Bedarf enorm: Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen.
­Jährlich werden mehr als 1,4 Millionen Neudiagnosen gestellt. Trotz grosser therapeutischer Erfolge sterben
pro Jahr weltweit noch immer über 450 000 Patientinnen an Brustkrebs.
Pertuzumab wirkt bei Patientinnen, deren Tumoren aufgrund einer genetischen Mutation ein bestimmtes
Eiweiss (den Rezeptor HER2) in übermässigen Mengen produzieren. Solche HER2-positive Tumoren sind
besonders aggressiv, wachsen schnell und führen häufig zu Rückfällen. Davon betroffen sind rund 20% aller
Frauen mit Brustkrebs. Pertuzumab ist speziell darauf ausgerichtet, die Paarbildung des HER2-Rezeptors
mit anderen HER-Rezeptoren zu verhindern. Dieser Prozess spielt eine wichtige Rolle beim Wachstum und
bei der Ausbildung verschiedener Krebstypen. Bei Frauen, die Pertuzumab in Kombination mit unserem
Medikament Herceptin und einer Chemotherapie erhielten, sank das Risiko, dass ihre Krankheit fortschreitet
oder zum Tod führt, um eindrückliche 38%. Die klinischen Studienergebnisse sind so überzeugend aus­ge­
fallen, dass die verwendete Arzneimittelkombination zum neuen Standard bei der Erstlinienbehandlung von
HER2-positiven Brustkrebspatientinnen werden könnte.
Es ist und bleibt unser Anspruch, gute Behandlungen noch weiter zu verbessern. Eines unserer Ziele ist es,
aus der einst tödlichen Krankheit Krebs immer mehr eine chronische Krankheit zu machen. Leider ist es so,
dass Tumoren in vielen Fällen gegen bestehende Therapien resistent werden. Krebszellen sind «erfinderisch»
und suchen Wege, um medikamentösen Interventionen auszuweichen. Oft beginnen sie sich irgendwann
wieder zu vermehren. Kombinationstherapien, die Tumoren gleichzeitig von mehreren Seiten angehen, werden
deshalb an Bedeutung gewinnen.
8
Roche Jahresbericht 2011 | Aktionärsbriefe
Zelboraf und Pertuzumab sind konkrete Beispiele aus dem Therapiebereich Krebs, die zeigen, wie wir mit
unserem Fokus auf wissenschaftliche Spitzenleistungen signifikante Fortschritte für Patientinnen und Patienten
erzielen. Auf Erfolgen wie diesen wollen wir aufbauen und Krebsleiden sowie andere schwere Erkrankungen
mit gezielten und wirksameren Strategien bekämpfen. Nebst Krebstherapeutika forschen wir bei Roche auch
an personalisierten Hepatitis-C-Medikamenten, an Asthmatherapien und an verschiedenen Stoffen, die
Hirnerkrankungen (wie Alzheimer, Schizophrenie und Depressionen) heilen oder lindern sollen. Zurzeit
bearbeiten wir rund 200 Projekte, bei denen parallel zu den Wirkstoffen auch die Grundlagen für ­spätere dia­
gnostische Tests erforscht werden.
Dank der Molekularbiologie stehen wir am Anfang einer revolutionären Entwicklung. Hier besitzen wir bei
Roche klare strategische Wettbewerbsvorteile, die auch für künftige Erfolge in der Forschung und Entwick­
lung immer wichtiger werden. Unser vertieftes Verständnis der biologischen Ursachen von Krankheiten wird
es uns zunehmend gestatten, gezielte Therapien mit Begleitdiagnostika zu entwickeln. Die personalisierte
Medizin wird damit mehr und mehr zur Realität. Sie hat ein enormes Potenzial für den Patienten, das Gesund­
heitswesen — und für Roche.
Wir werden die kommenden, grossen Herausforderungen und Chancen des Gesundheitsmarktes zuversicht­
lich in Angriff nehmen und nutzen, im Interesse unserer Patientinnen und Patienten und Mitarbeitenden,
und auch von Ihnen, unseren Aktionärinnen und Aktionären. Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen in unser Unter­
nehmen.
Severin Schwan
CEO der Roche-Gruppe
Aktionärsbriefe | Roche Jahresbericht 2011
9
Verwaltungsrat
Dr. Franz B. Humer
Prof. Dr. Bruno Gehrig
André Hoffmann
Dr. Andreas Oeri
Prof. Dr. Pius Baschera
Prof. Sir John Irving Bell
Paul Bulcke
William M. Burns
Lodewijk J. R. de Vink
Dr. Christoph Franz
Dr. DeAnne Julius
Dr. Arthur D. Levinson
Der Verwaltungsrat
per 31. Dezember 2011
Peter R. Voser
10
Roche Jahresbericht 2011 | Management
Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro
Verwaltungsrat
Name (Geburtsjahr)
Verwaltungsrat
Gewählt bis
Erstwahl
Dr. Franz B. Humer (1946)
D *, E
Präsident
2012
1995
Prof. Dr. Bruno Gehrig (1946)
C *, D, E
Vizepräsident
2013
2004
André Hoffmann (1958)
A, C, D, E
Vizepräsident
Prof. Dr. Pius Baschera (1950)
A, E
Prof. Sir John Irving Bell (1952)
Paul Bulcke (1954)
2012
1996
2013
2007
B, E
2012
2001
B, E
2013
2011
William M. Burns (1947)
A, E
2013
2010
Lodewijk J. R . de Vink (1945)
B, E
2013
2004
Dr. Christoph Franz (1960)
C, E
2013
2011
Dr. DeAnne Julius (1949)
B *, E
2013
2002
Dr. Arthur D. Levinson (1950)
C, E
2013
2010
Dr. Andreas Oeri (1949)
A *, E
2013
1996
Peter R. Voser (1958)
C, E
2013
2011
Prof. Dr. Beatrice Weder di Mauro (1965)
B, E
2013
2006
Sekretär des
Verwaltungsrates
Dr. Gottlieb A. Keller (1954)
Ehrenpräsident des
Verwaltungsrates
Dr. h. c. Fritz Gerber (1929)
A
B
C
D
E
Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Ausschuss.
Prüfungsausschuss.
Entschädigungsausschuss.
Präsidium/Nominationsausschuss.
Mitglied ohne Beteiligung an der Geschäftsführung.
* Vorsitz des jeweiligen Ausschusses.
Management | Roche Jahresbericht 2011
11
Konzernleitung
Dr. Severin Schwan
Dr. Pascal Soriot
Daniel O’Day
Dr. Alan Hippe
Silvia Ayyoubi
Dr. Gottlieb A. Keller
Dr. Richard Scheller
Dr. Jean-Jacques Garaud
Dr. Dan Zabrowski
Osamu Nagayama
Dr. Stephan Feldhaus
Dr. Sophie Kornowski-Bonnet
(Mitglied per 1. Februar 2012)
Das Gremium
per 31. Dezember 2011
12
Roche Jahresbericht 2011 | Management
Konzernleitung
Name (Geburtsjahr)
Konzernleitung
Funktion
Dr. Severin Schwan (1967)
Dr. Alan Hippe (1967)
Dr. Pascal Soriot (1959)
Daniel O’Day (1964)
CEO der Roche-Gruppe
Chief Financial und IT Officer
COO Division Roche Pharma
COO Division Roche Diagnostics
Dr. Gottlieb A. Keller (1954)
Silvia Ayyoubi (1953)
Erweiterte Konzernleitung
General Counsel
Leiterin Group Human Resources
Osamu Nagayama (1947)
Dr. Richard Scheller (1953)
Präsident und CEO Chugai
Leiter Genentech Forschung und
Frühe Entwicklung (gRED)
Dr. Jean-Jacques Garaud (1955)
Leiter Pharma Forschung und
Dr. Stephan Feldhaus (1962)
Leiter Group Communications
Frühe Entwicklung (pRED)
Bis Februar 2012
Dr. Dan Zabrowski (1959)
Per 1. Februar 2012
Dr. Sophie Kornowski-Bonnet (1963)
Leiter Roche Partnering
Leiterin Roche Partnering
Sekretär
der Konzernleitung
Per-Olof Attinger (1960)
Revisionsstelle
KPMG Klynveld Peat Marwick Goerdeler SA (Berichtsjahre 2004–2008)
Roche Holding AG
KPMG AG (Mandat seit 2009)
Chief Compliance Officer
Leitender Revisor:
John A. Morris (2004–2010)
Ian Starkey (seit 2011)
Dr. Urs Jaisli (1956)
Management | Roche Jahresbericht 2011
13
Franken
Kerngewinn pro Titel
14
Roche Jahresbericht 2011
GESCHÄFTS­
ENTWICKLUNG
Konzernergebnisse 2011. In einem anspruchsvollen Geschäftsumfeld erreichte
Roche 2011 ein starkes Gesamtergebnis. Der Kernbetriebsgewinn nahm schneller zu
als die Verkäufe, und der Kerngewinn pro Titel wuchs zweistellig.
Ausblick 2012. Für den Konzern und die Division Pharma wird mit einem Verkaufs­
zuwachs im unteren bis mittleren einstelligen Bereich gerechnet. Die Division Dia­
gnostics erwartet erneut ein über dem Markt liegendes Wachstum. Für den Kern­
gewinn pro Titel hat sich Roche für 2012 ein Wachstum im hohen einstelligen Bereich
zum Ziel gesetzt.
Marktumfeld. Ein im Umbruch befindlicher Gesundheitssektor, Kostendruck und
das grosse Potenzial der modernen Wissenschaft verändern sowohl die Entwicklung
der Medizin als auch die Gesundheitsversorgung, wobei innovativen Lösungen
immer grössere Bedeutung zukommt.
Konzernstrategie. Innovation durch wissenschaftliche Spitzenleistungen war
seit jeher unsere Antwort auf medizinische und wirtschaftliche Herausforderungen —
zum Vorteil für die Patienten und für mehr Effizienz im Gesundheitswesen.
Roche Jahresbericht 2011
15
Geschäftsentwicklung
Kennzahlen
42 531
15 149
9 544
Verkäufe
Kernbetriebsgewinn
Konzerngewinn
In Millionen CHF
Verkäufe
+1%
+6%
+26%
Millionen CHF
Millionen CHF
Millionen CHF
Veränderung in %
(CER)
(CER)
Veränderung in %
der Verkäufe
2011
2010
CER
In CHF
In USD
2011
2010
42 531
47 473
1
–10
5
100
100
77
78
ohne Tamiflu
42 172
46 600
2
–10
6
— Division Pharma
32 794
37 058
0
–12
4
ohne Tamiflu
32 435
36 185
1
–10
5
10
— Division Diagnostics
(CER 1)
9 737
10 415
6
–7
23
22
Kernbetriebsgewinn
15 149
16 591
6
–9
35,6
34,9
— Division Pharma
13 406
14 776
5
–9
40,9
39,9
2 178
2 202
14
–1
22,4
21,1
13 733
14 149
14
–3
32,3
29,8
12,30
12,78
11
–4
— Division Diagnostics
Freier Geldfluss aus
operativen Tätigkeiten
Kerngewinn pro Titel (in CHF)
1 CER (constant exchange rates): Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
Konzernergebnisse und Ausblick
Gesamtergebnis
In einem anspruchsvollen Geschäftsumfeld erzielte die RocheGruppe 2011 ein starkes Gesamtergebnis. Der Kernbetriebs­
gewinn nahm schneller zu als die Verkäufe, und der Kernge­
winn pro Titel wuchs zu konstanten Wechselkursen um 11%
(–4% in Franken) 1. Die Aufwertung des Schweizer Frankens
gegenüber anderen wichtigen Währungen, insbesondere
gegenüber dem US-Dollar und dem Euro, hat sich auf das in
Franken dargestellte Konzernergebnis signifikant negativ aus­
gewirkt. Das dem Geschäft zugrunde liegende Währungs­
1 Das Konzept zur Darstellung des Kernergebnisses wird auf Seite 160
des Finanzberichtes (Teil 2 dieses Geschäftsberichtes) beschrieben.
16
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
risiko wird jedoch dadurch stark reduziert, dass die Kosten­
basis des Konzerns grösstenteils (83%) ausserhalb der
Schweiz liegt.
Solides Verkaufswachstum
Die Konzernumsätze stiegen zu konstanten Wechselkursen
um 1% (–10% in Franken; +5% in US-Dollar) auf 42,5 Milliar­
den Franken, wobei das zugrunde liegende Umsatzwachstum
den erwarteten Rückgang der Verkäufe bei Tamiflu und Avas­
tin sowie die Auswirkungen von Gesundheitsreformen, Spar­
massnahmen und Preiskürzungen ausgleichen konnte. Ohne
Tamiflu erhöhten sich die Verkäufe zu konstanten Wechsel­
kursen um 2%. Die Division Pharma steuerte 77% und die Divi­
sion Diagnostics 23% zum Konzernumsatz bei.
Division Pharma — Verkäufe nach Regionen
–4%
+3%
–3%
+7%
Westeuropa (25%)
Vereinigte Staaten (37%)
Japan (12%)
International (26%)
Ohne Tamiflu.
Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
Pharma
Ohne Tamiflu stiegen die Verkäufe der Division Pharma 2011
um 1%. Bezieht man das Geschäft mit Tamiflu ein, so waren die
Umsätze zu konstanten Wechselkursen stabil (–12% in Fran­
ken; +4% in US-Dollar) und erreichten 32,8 Milliarden Fran­
ken. Die Umsätze stützen sich auf solides Wachstum bei den
meisten Schlüsselprodukten wie auch bei kürzlich am Markt
eingeführten Produkten. Die Nachfrage nach den Krebsprä­
paraten MabThera/Rituxan, Herceptin, Xeloda und Tarceva
nahm weiterhin zu, und die ersten Verkäufe des im August auf
dem US-Markt eingeführten neuen Hautkrebsmedikaments
Zelboraf sind sehr ermutigend. Als wichtige Wachstumsträger
erwiesen sich zudem das Augenheilmittel Lucentis, Actemra/
RoActemra gegen rheumatoide Arthritis und Mircera zur
Behandlung der renalen Anämie. Geschmälert wurden die
Umsätze durch erwartungsgemäss rückläufige Verkäufe von
Tamiflu, Avastin (in der Indikation metastasierender Brust­
krebs), NeoRecormon/Epogin, Bonviva/Boniva und CellCept.
Die Gesundheitsreformen in den USA, Sparmassnahmen in
Europa und ein Basiseffekt der alle zwei Jahre verordneten
Preiskürzungen in Japan führten zu negativen Auswirkungen
auf das Wachstum von 295 Millionen Franken, was 1,0 Pro­
zentpunkt des divisionalen Verkaufswachstums entspricht.
Krebsmedikamente machen erneut die Mehrheit der Verkäufe
aus, wobei das anhaltende Wachstum von Herceptin und
MabThera/Rituxan den erwarteten Rückgang der Verkäufe
von Avastin kompensierte. Im Bereich Virologie nahmen die
Verkäufe von Tamiflu wiederum deutlich ab. Auch der Umsatz
von Pegasys ging für das Jahr 2011 insgesamt zurück, begann
sich jedoch im zweiten Halbjahr zu erholen, da in den USA
neue Hepatitis-C-Medikamente eingeführt wurden, die in
Kombination mit Pegasys verwendet werden. Im Bereich Ent­
zündungskrankheiten/Autoimmunerkrankungen/Transplanta­
tion stiegen die Verkäufe dank der guten Aufnahme von
Actemra/RoActemra und des Wachstums von MabThera/
Rituxan zur Behandlung von rheumatoider Arthritis, wodurch
der Verkaufsrückgang von CellCept aufgrund der anhaltenden
Konkurrenz durch Generika mehr als kompensiert werden
konnte.
Nach Regionen betrachtet ergibt sich folgendes Bild: In den
USA wuchsen die Verkäufe der Division Pharma insbesondere
aufgrund der Nachfrage nach Lucentis, Rituxan und Actemra.
Geringere Umsätze in Westeuropa waren vor allem auf Spar­
massnahmen von Regierungen und Budgetzwänge zurückzu­
führen, darunter Zwangsrabatte und höhere Abschläge sowie
häufigere Verwendungskontrollen in einigen Ländern. Ohne
Verkäufe von Tamiflu wurde in der Region International ein
Umsatzplus von 7% erzielt, zu dem die steigende Nachfrage
nach Schlüsselprodukten in Ländern der Regionen Asien—
Pazifik und Lateinamerika — speziell in China (+34%), Vene­
zuela (+76%) und Brasilien (+12%) — beitrug.
In Japan fielen die Verkäufe (ohne Tamiflu) um 3% tiefer aus,
vor allem wegen der direkten und indirekten Auswirkungen
des verheerenden Erdbebens im März. Nothilfemassnahmen
und die schnelle Umsetzung eines Wiederaufbauprogramms
durch Chugai zur Sicherstellung von Produktlieferungen und
zur Wiederaufnahme der Produktion hatten Vorrang vor Mar­
keting-Aktivitäten, bis die normale Geschäftstätigkeit Ende
2011 schliesslich wieder aufgenommen werden konnte. Um
die ununterbrochene Versorgung der Patienten mit Medika­
menten zu gewährleisten, wurden sofort nach dem Erdbeben
für eine Reihe wichtiger Produkte Lieferkontrollen eingeführt.
In einigen Fällen wurden diese Kontrollen bis weit ins vierte
Quartal beibehalten, wobei die Promotionsaktivitäten dement­
sprechend gedrosselt wurden.
Diagnostics
Im Jahr 2011 wuchs der Umsatz der Division Diagnostics deut­
lich schneller als der Markt für In‑vitro‑Diagnostik (IVD), und
zwar um 6% zu konstanten Wechselkursen (–7% in Franken;
+10% in US-Dollar) auf insgesamt 9,7 Milliarden Franken. Mit
einem Anteil von 20% führte Roche weiterhin den globalen
IVD-Markt an. Wesentlich zum Zuwachs beigetragen haben
die Geschäftsbereiche Professional Diagnostics (+9%) und
Tissue Diagnostics (+15%).
Die Verkäufe von Professional Diagnostics, des mit Abstand
grössten Geschäftsbereichs, profitierten von der anhaltend
starken Dynamik bei den Immunoassays und der Platzierung
von Instrumenten. Seit Anfang 2011 ist Roche Professional
Diagnostics Weltmarktführer in seinem Segment, das IVDLösungen für klinische Labore und die stationäre/ambulante
patientennahe Diagnostik umfasst. Bei Tissue Diagnostics
führte die starke Nachfrage nach Produkten im Bereich
«Advanced Staining» zum Nachweis von Genen und Proteinen
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
17
Division Diagnostics — Verkäufe nach Regionen
+3%
+6%
+17%
+15%
+4%
Europa, Nahost
und Afrika (EMEA) (50%)
Japan (5%)
Asien—Pazifik (13%)
Lateinamerika (7%)
Nordamerika (25%)
Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
in Gewebeproben zu doppelt so schnellem Wachstum wie
der Markt. Im Bereich Diabetes Care (+2%) stützten sich die
Verkäufe weiterhin vor allem auf die neue Generation der
Accu-Chek Blutzuckermesssysteme und bei Molecular Dia­
gnostics (+4%) auf die Tests zur Bestimmung der Viruslast
bei Infektionskrankheiten. Der Umsatz von Applied Science
(–3%) wurde beeinträchtigt durch den Rückgang der Nach­
frage nach Tests auf das Influenza-A/H1N1-Virus gegen­über
dem Vorjahr, den zunehmenden Wettbewerb in der Gen­
sequenzierung und rückläufige Forschungsausgaben.
Die Verkäufe der Division Diagnostics nahmen in allen Regi­
onen zu, wozu sowohl die etablierten als auch die Schwel­
lenmärkte massgeblich beitrugen. Die stärksten Zugewinne
wurden in der Region Asien—Pazifik verzeichnet und sind
auf die grosse Nachfrage nach den Immunoassays (Professio­
nal Diagnostics) sowie die starke Präsenz der Division in
China zurückzuführen (+27%). In Lateinamerika erzielten alle
Geschäfts­­bereiche ein Umsatzplus, wobei sich hier Professio­
nal Diagnostics und Diabetes Care als wichtigste Wachstums­
träger erwiesen. Vor allem Professional Diagnostics sorgte
auch in der Region EMEA (Europa, Nah­ost und Afrika) für Ver­
kaufswachstum, wo Preisdruck und Budgetbeschränkungen
spürbar waren. In Nordamerika gewann Roche infolge der
Lan­cierung neuer Immunoassays, Molekular- und Gewebe­
tests Marktanteile im IVD-Kerngeschäft hinzu. Das sehr gute
Ergebnis im IVD-Kern­geschäft glich hier auch den Rückgang
des Umsatzes bei Diabetes Care aus, welcher auf Verzöge­
rungen in der Markt­einführung des neuesten Produktport­
folios in den USA zurückzuführen ist. Angetrieben durch
Zuwächse bei Professional Diagnostics und Tissue Dia­
gnostics stiegen die Umsätze in Japan erneut um ein Mehr­
faches des Marktdurchschnitts.
18
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Operative Ertragskraft weiter gestärkt
Der Kernbetriebsgewinn der Roche-Gruppe erhöhte sich zu
konstanten Wechselkursen um 6% (–9% in Franken), während
die Kernbetriebsgewinnmarge um 0,7 Prozentpunkte auf
35,6% stieg. Der anhaltende Druck auf die Verkaufspreise
wurde durch ein höheres Verkaufsvolumen sowie Mass­
nahmen zur Effizienzsteigerung mehr als ausgeglichen. Die
Betriebskosten wurden vor allem mit Hilfe des im November
2010 angekündigten «Operational Excellence»-Programms
gesenkt.
Die Division Pharma verbesserte ihren Kernbetriebsgewinn
zu konstanten Wechselkursen um 5% auf 13,4 Milliarden
­F ranken. Die Kernbetriebsgewinnmarge der Division stieg
auf derselben Grundlage signifikant um 1,0 Prozentpunkt,
was primär auf Kostensynergien infolge der Genentech-Inte­
gration, Ressourcen-Priorisierung und Produktivitätssteige­
rungen zurückzuführen ist. Dies wurde trotz des erwarteten
Rückgangs der Verkäufe von Tamiflu um 0,5 Milliarden Fran­
ken, signifikant geringerer Umsätze bei Avastin in der Indika­
tion metastasierender Brustkrebs und der Auswirkungen von
Gesundheitsreformen und Sparmassnahmen erreicht.
Der Kernbetriebsgewinn der Division Diagnostics stieg zu
konstanten Wechselkursen um 14% auf 2,2 Milliarden Fran­
ken. Die Kernbetriebsgewinnmarge der Division stieg auf der­
selben Grundlage um 1,3 Prozentpunkte auf 22,4% der Ver­
käufe, was in erster Linie Verkaufszuwächsen und laufenden
Produktivitätsverbesserungen zuzuschreiben ist.
Konzerngewinn und Kerngewinn pro Titel
signifikant gestiegen
Im Jahr 2011 erhöhte sich der Konzerngewinn stark, vor
allem aufgrund des guten operative Ergebnisses, geringerer
Finanzierungskosten sowie einer niedrigeren Steuerquote,
und wuchs zu konstanten Wechselkursen um 26% auf 9,5 Mil­
liarden Franken (+7% in Franken).
Der Kerngewinn pro Titel, der keine kernergebnisfremden
Positionen wie globale Restrukturierungskosten sowie keine
Abschreibungen und Wertminderungen von immateriellem
Anlagevermögen enthält, stieg um 11% zu konstanten Wech­
selkursen (–4% in Franken).
Starker freier Geldfluss aus operativer Tätigkeit
und geringere Nettoverschuldung
Mit gut 13,7 Milliarden Franken erzielte die Roche-Gruppe
wiederum einen starken freien Geldfluss aus operativer Tätig­
keit. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 14% zu
konstanten Wechselkursen (–3% in Franken).
Vor allem der freie Geldfluss reduzierte die Nettoverschuldung
des Konzerns von 19,2 Milliarden Franken am Jahresanfang
um 3,6 Milliarden Franken auf 15,6 Milliarden Franken zum
Jahresende 2011. Die Nettoverschuldungsquote lag bei 25%.
Ausblick 2012
Für 2012 rechnet die Roche-Gruppe für den Konzern und die
Division Pharma mit einem Verkaufszuwachs im unteren bis
mittleren einstelligen Bereich, zu konstanten Wechselkursen.
Es wird erwartet, dass sich das Verkaufswachstum der Divi­
sion Pharma beschleunigt, gestützt auf die Stärke des beste­
henden Portfolios sowie geplante Produkteinführungen. Für
die Division Diagnostics wird wieder ein über dem Markt lie­
gendes Verkaufswachstum erwartet.
Trotz des zunehmend anspruchsvollen Marktumfelds hat sich
Roche für 2012 aufgrund der erwarteten Verkaufsentwicklung
und fortgesetzten Effizienzsteigerungen ein Wachstum des
Kerngewinns pro Titel im hohen einstelligen Bereich zu kon­
stanten Wechselkursen zum Ziel gesetzt.
Auf dieser Basis wird Roche auch für 2012 an der attraktiven
Dividendenpolitik festhalten.
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
19
Wichtige Fortschritte im Jahr 2011*
Finanz- und Geschäfts­
Konzernverkäufe steigen ohne Tamiflu um 2%. Signifikanter negativer Währungseinfluss von
ergebnisse
12 Prozentpunkten aufgrund Aufwertung des Schweizer Frankens; Konzernverkäufe erreichen
42,5 Milliarden Franken
Verkäufe der Division Pharma steigen ohne Tamiflu um 1% im Rahmen des Marktwachstums;
die der Division Diagnostics um 6% und liegen damit deutlich über dem Markt
Kernbetriebsgewinn steigt um 6% und damit deutlich über den Verkäufen, vor allem dank Ein­s parungen infolge des «Operational Excellence»-Programms und weiterer Produktivitätssteigerungen
Kerngewinn pro Titel wächst um 11%, aufgrund von soliden operativen Ergebnissen, geringeren
Finanzierungskosten und einer niedrigeren Steuerquote
Starker freier Geldfluss aus operativer Tätigkeit von 13,7 Milliarden Franken (+14%)
Dividendenerhöhung von 10% für Geschäftsjahr 2010; Verwaltungsrat beantragt für 2011 eine
Erhöhung der Dividende um 3% auf 6,80 Franken — die 25. Dividendenerhöhung in Folge
Unternehmerische
Roche zum dritten Mal in Folge in Dow-Jones-Nachhaltigkeits-Index zum Supersector Leader
­Ver­a ntwortung
der Gesundheitsbranche ernannt
Einführung eines IT-Systems und eines Prozesses zur Berichterstattung über Zuwendungen
an einzelne Mediziner, um neuen Rechtsvorschriften zu entsprechen
Forschung und Entwicklung
Ausgezeichnete Fortschritte in der späten klinischen Entwicklung: 17 von 20 Studien erzielen 2011
positive Ergebnisse; 24 wichtige Zulassungen für Medikamente erhalten; 21 wichtige Zulassungs­
anträge eingereicht; 50 diagnostische Tests und 13 Instrumente in Schlüsselmärkten eingeführt
Führende Position in der personalisierten Medizin gestärkt: Hautkrebsmedikament Zelboraf und
dazugehörigen cobas BRAF-Test erfolgreich in den USA eingeführt; Tarceva in der EU für nicht­
kleinzelligen Lungenkrebs mit EGFR-Mutation zugelassen; Begleittest zum Nachweis der EGFRMutation eingeführt. Zulassungsanträge für die gezielt wirkenden Krebsmedikamente Vismodegib
und Pertuzumab in den USA und der EU eingereicht
Sehr starke Pipeline mit 79 neuen pharmazeutischen Wirkstoffen, die alle darauf abzielen, die
ersten beziehungsweise besten Vertreter ihrer Wirkstoffklasse zu sein
Zusammenarbeit der Divisionen Pharma und Diagnostics an mehr als 200 Projekten
Produktion und Einkauf
Gemeinsam mit anderen Vertretern der Branche Verabschiedung eines einheitlichen Protokolls
für Audits zur Nachhaltigkeit
Marketing und Vertrieb
Grundprinzipien künftiger HTA in der Schweiz in einer gemeinsamen Initiative von Pharmaindustrie
und santésuisse, dem Branchenverband der schweizerischen Krankenversicherer, mitentwickelt
Weitere Erprobung differenzierter Preismodelle, um den Zugang zu unseren Medikamenten
in Schwellenländern zu verbessern, zum Beispiel durch ein Patientenhilfsprogramm in China
Ausrichtung des dritten jährlichen International Experience Exchange, an dem über 130 Patienten­
organisationen teilnahmen und sich über Herausforderungen und beste Praktiken austauschten
sowie Beziehungen untereinander aufbauten
Unsere Mitarbeitenden
Erste globale Mitarbeiterumfrage der Roche-Gruppe durchgeführt, an der sich 80% der Beleg­
schaft beteiligten
Weltweite Einführung von CHRIS, einer globalen IT-Lösung, die alle mitarbeiterbezogenen
Informationen sowie zwölf wichtige Personalprozesse beinhaltet, für 2012 vorbereitet
Anteil der Frauen in Schlüsselpositionen steigt 2011 von 13% im Jahr 2009 auf 18%, im Einklang
mit unserem Fünfjahresziel, das eine Steigerung um 50% im Zeitraum 2009 bis 2014 vorsieht
Gemeinnütziges Engagement
Nach Zerstörungen durch Naturkatastrophen Bau und Ausstattung von zwei Schulen in Haiti
sowie einer Schule in Pakistan in Angriff genommen
Grundstein für neues Lehrerausbildungszentrum in Malawi gelegt, in dem einmal 540 künftige
Lehrer studieren und wohnen sollen (2013)
Gesundheits- und
Ökologische Auswirkungen pro Mitarbeitenden um 4,3% gesenkt und damit auf dem richtigen
Umweltschutz
Weg, unsere Ökobilanz bis 2020 gegenüber 2010 um 15% zu verbessern
Energieverbrauch um 7,7% gesenkt und somit gut aufgestellt, unser Fünfjahresziel einer
10-prozentigen Steigerung der Effizienz gegenüber 2009 bis 2014 zu erreichen
* Alle Wachstumsraten zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
20
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Marktumfeld und
Konzernstrategie
Unser Marktumfeld
Die Welt, in der wir agieren, ist durch zwei gegensätzlich
­w irkende Entwicklungen gekennzeichnet: Einerseits steigt
der Bedarf an besseren Gesundheitslösungen sowohl in den
Industriestaaten als auch in den Schwellenländern weiter an
— bedeutende naturwissenschaftliche Fortschritte und neue
Technologien können dazu beitragen, diesen Bedarf zu
decken. Andererseits sieht sich unsere Branche einem bisher
nicht gekannten Preisdruck und wachsenden Hürden bei der
Zulassung neuer Medikamente gegenüber. In dieser Situation
kommt es darauf an, mit Hilfe von Innovationen neue Wege zu
finden, um Lösungen für die anstehenden Herausforderungen
anzubieten und nachhaltiges Wachstum zu schaffen.
Wachsender Bedarf an besseren
Gesundheitslösungen
Obwohl bei der Behandlung schwerer Krankheiten immer wie­
der grosse Fortschritte erzielt werden, besteht nach wie vor
enormer Bedarf an neuartigen Therapien und diagnostischen
Tests. Auch heute noch werden zwei Drittel aller bekannten
Krankheiten — von denen es rund 5 000 gibt — entweder nicht
diagnostiziert oder nicht behandelt. Bei den sogenannten
behandelbaren Krankheiten ist die Wirksamkeit mancher
Medikamente unbefriedigend: Im Durchschnitt sprechen nur
50% der Patienten auf die heute verfügbaren Arzneimittel an.
Darüber hinaus können viele Therapien schwere Nebenwir­
kungen hervorrufen.
Ein wesentlicher Grund hierfür sind die genetischen Unter­
schiede zwischen den Patienten. Jeder Mensch ist anders,
aber die verfügbaren Medikamente bilden diese Unterschiede
noch nicht ab. Wenn bestimmte genetische Faktoren bestimmt
werden können, lässt sich die Wirksamkeit von Arzneimitteln
enorm verbessern.
Daneben besitzt der Einsatz von Diagnostika grosses Poten­
zial für höhere Ansprechraten von Therapien. Gegenwärtig
werden nur 2% der Gesundheitsausgaben für diagnostische
Tests aufgewendet, obwohl sie über die gesamte Einsatzbreite
im Gesundheitswesen — von der Prävention über die Diagnose
bis hin zur Überwachung — Mehrwert schaffen und über 70%
aller Entscheidungen in Bezug auf die Behandlung auf Test­
ergebnissen beruhen.
Der Bedarf an einer verbesserten medizinischen Betreuung
ergibt sich auch aus der Zunahme der Weltbevölkerung. Leben
heute sieben Milliarden Menschen auf der Erde, so werden es
im Jahr 2050 neun Milliarden sein. Darüber hinaus führen wirt­
schaftliches Wachstum, die Überalterung der Bevölkerung
und ungesunde Lebensweisen zu einer Zunahme akuter und
chronischer Krankheiten, darunter Krebs, Diabetes, rheuma­
Rund um den Globus warten Patienten auf bessere Behandlungsoptionen
12Millionen
erhalten jedes Jahr die Diagnose Krebs
235Millionen
leiden an Asthma
21Millionen leiden an rheumatoider Arthritis
170Millionen sind mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert
17Millionen
sterben jedes Jahr an Herz-Kreislauf-Erkrankungen
346Millionen
sind Diabetiker
24Millionen
leiden an Schizophrenie
1,3Millionen
leiden an multipler Sklerose
Onkologie
Entzündungs- und Autoimmunkrankheiten
Virologie
Stoffwechsel
Neurowissenschaften
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
21
toider Arthritis, Atemwegserkrankungen, Parkinson und Alz­
heimer. Bereits heute entfallen weltweit drei von fünf Todes­
fällen auf die vier häufigsten nicht übertragbaren Krankheiten
— Herz-Kreislauf-Leiden, Krebs, chronische Lungenkrank­
heiten und Diabetes — mit gravierenden sozialökonomischen
Folgen, insbesondere in den Entwicklungsländern.
gels an Spezialisten im Laborbereich oft hoch automatisierte
Instrumente benötigt werden.
Für viele Schwellenmärkte stellen politische Volatilität und
das Halten von Fachkräften eine grosse Herausforderung dar.
Dennoch bieten die betreffenden Länder ein bedeutendes
Potenzial für die Gesundheitsbranche.
Wachstum in Schwellenländern kompensiert Preisdruck
in wichtigen Märkten
Wachsende regulatorische Hürden in Bezug
Das in den vergangenen Jahren eingetretene verlangsamte
Wachstum der Pharmamärkte auf Werte im niedrigen einstelli­
gen Bereich reflektiert die zunehmende Konkurrenz durch
Generika, die nach dem Ablauf von Patenten die Erlöse welt­
weit führender Produkte beeinträchtigt haben.
auf therapeutischen Nutzen und Sicherheit
Um die Kosten im Gesundheitswesen einzudämmen, sind
2011 zudem in mehreren Ländern deutliche Preissenkungen
für Medikamente vorgenommen worden. Die Regierungen
Deutschlands, Frankreichs, Spaniens, Grossbritanniens, Grie­
chenlands und weiterer europäischer Länder haben konzer­
tierte Sparmassnahmen eingeleitet, und in Japan, China,
Indien, Brasilien und Russland sind staatlich verordnete Preis­
senkungen in Kraft getreten. In den USA wurde im Rahmen
der Gesundheitsreformen eine neue Gebühr für Marken-Arz­
neimittel eingeführt. Darüber hinaus werden für die kommen­
den Jahre weitere Einsparungen bei der Bereitstellung von
Medikamenten durch die Programme Medicare und Medicaid
erwartet. Aus all diesen Gründen ist davon auszugehen, dass
das Wachstum in den entwickelten Märkten stagnieren wird.
Im Gegensatz zum verhaltenen Ausblick für die Industrieländer
erwarten wir für die Schwellenmärkte ein anhaltend hohes
Wachstum. Diese positive Entwicklung wird gestützt durch
schnelle Bevölkerungszuwächse, steigende persönliche Ein­
kommen und Massnahmen, die den Zugang zur medizinischen
Grundversorgung verbessern sollen. Ein gestiegenes Gesund­
heitsbewusstsein und mehr Mitsprache der Patienten zeich­
net sich praktisch in allen Schwellenmärkten ab.
Heute zählen bereits acht Schwellenländer zu den 20 wich­
tigsten Gesundheitsmärkten. Der asiatische Markt ist in den
letzten Jahren doppelt so schnell gewachsen wie der Welt­
markt. Mit einer Bevölkerung von 1,35 Milliarden Menschen ist
China die zweitgrösste Wirtschaftsmacht, der drittgrösste
Pharmamarkt der Welt. Im Jahr 2030 wird fast ein Viertel der
chinesischen Bevölkerung 60 Jahre oder älter sein, und die
Inzidenzraten von Krebs und chronischen Erkrankungen wer­
den mit steigendem Alter der Bevölkerung zunehmen. Darüber
hinaus werden von den Regierungen zunehmend diagnos­
tische Infrastrukturen aufgebaut, wofür angesichts des Man­
22
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Insbesondere die Zulassungsbehörden in den USA und in
­Europa haben ihre Standards für die Bewertung des therapeu­
tischen Nutzens und der Sicherheit neuer Arzneimittel konti­
nuierlich angehoben. Von der Entwicklung bis zur Marktein­
führung eines Medikaments vergehen im Durchschnitt zehn
bis zwölf Jahre. Aber auch für innovative Diagnostika sind
vorab hohe Investitionen erforderlich, um klinische Daten zu
gewinnen und ihren medizinischen Wert nachzuweisen.
Behörden und forschende Unternehmen arbeiten immer enger
zusammen, um den raschen Fortschritt in den medizinischen
Wissenschaften in den Zulassungsanforderungen abzubilden.
Dabei geht es um die Entwicklung der zweckmässigen Werk­
zeuge und Standards für die künftige Bewertung des Nutzens
und der Sicherheit von neuen Produkten.
Pharmaunternehmen müssen vermehrt den Wert ihrer Pro­
dukte nachweisen. Viele Länder nutzen Verfahren zur Bewer­
tung medizinischer Leistungen (Health Technology Assess­
ments [HTA]), um die Effizienz im Gesundheitswesen zu
optimieren und ihre Entscheidungen hinsichtlich Preisgestal­
tung, Erstattung und Mittelbereitstellung an der evidenzba­
sierten Medizin auszurichten. Dieser Bereich entwickelt sich
in Europa und den USA sehr schnell. Andere Länder nehmen
wertorientierte Entscheidungsfindungen oder Preisgestal­
tungen in ihre Bewertungssysteme auf, um den Erwartungen
und Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden. Entschei­
dungen darüber, welche Medikamente verordnet werden,
treffen immer häufiger nicht Ärzte, sondern Behörden oder
Krankenkassen.
Vertieftes Verständnis der Biologie von Krankheiten
bietet hohes Potenzial
Trotz wissenschaftlichen Fortschritts setzen die heutigen
Medikamente nur an rund 150 der über 2 Millionen Proteine
im menschlichen Körper an, von denen solche Krankheiten
auslösen können, die nicht richtig funktionieren. Was das Ver­
ständnis von Krankheitsprozessen angeht, stehen wir noch
ganz am Anfang.
Neue Forschungszweige wie Genomik und Proteomik eröff­
nen laufend neue Möglichkeiten für medizinische Fortschritte.
Die Erkenntnisse der Wissenschaftler bezüglich der Mecha­
nismen von Krankheiten auf molekularer Ebene tragen dazu
bei, neue Strategien für deren Entdeckung und Bekämpfung
zu entwickeln.
So wissen wir aus der Molekularforschung, dass Krebs kein
einheitliches Krankheitsbild darstellt, sondern vielmehr als
Sammelbegriff für rund 250 verschiedene Erkrankungen dient,
die fast alle das Körpergewebe betreffen. Dank ultramoderner
Methoden der Genomsequenzierung sind den Forschern bis­
her rund 350 Gene bekannt, die an der Entstehung von Krebs­
leiden beteiligt sind. Hierzu gehören die so genannten Brust­
krebsgene BRCA1 und BRCA2 und eine vor kurzem entdeckte
Genmutation, die bei rund 50% aller Fälle von Hautkrebs und
bei etwa 8% aller soliden Tumoren nachweisbar ist.
Die Suche nach Genen, die bei der Entstehung von Krebs eine
Rolle spielen, ist keinesfalls abgeschlossen. Weltweit beteili­
gen sich Wissenschaftler am internationalen Krebsgenompro­
jekt, einem koordinierten Forschungsprojekt zur Erfassung
aller Mutationen, welche die 50 häufigsten Krebsarten hervor­
rufen. Von derartigen Projekten erhofft man sich einen schnel­
len Zuwachs an Wissen über die Biologie von Tumorkrank­
heiten, um dann bei deren Behandlung gezielte diagnostische
Methoden und Medikamente einsetzen zu können, die auf die
genetische Konstitution degenerierter Zellen zugeschnitten
sind.
Krankheitsmechanismen verstehen
1000
Neue Technologien ermöglichen ein besseres Verständnis von Krankheiten
Anzahl
möglicher
Ziele
Signalgebung
DNS-Struktur
Genetischer Code
Menschliches Genom
Zellen und
Organismen
Empirische
Biologie
vor 1950
Krankheitsmechanismen
Grundlegende biologische Mechanismen
1950er/60er-Jahre
1970er/80er-Jahre
1990er/2000er-Jahre
heute
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
23
Zusammenarbeit von der frühen Forschung bis zur Markteinführung
Diagnostics
Forschungstest
Biomarker
Antikörper
Krankheitsmechanismen
Pharma
Technisch validierter IVD-Test
Instrumente
z.B. Sequenzierung
Forschung
Konzernstrategie
Die Mission von Roche hat sich seit der Gründung des Unter­
nehmens im Jahr 1896 nicht geändert: die Gesundheit von
Patienten verbessern, damit diese länger und so beschwerde­
frei wie möglich leben können. Unternehmergeist und Ideen­
reichtum unserer Gründerväter prägen noch heute unsere
Kultur. Sie bilden die Basis für medizinische Fortschritte wie
die Entwicklung therapeutischer Antikörper, bei der Roche
Pionierarbeit geleistet hat, und deswegen zum weltweit füh­
renden Anbieter von Krebsmedikamenten geworden ist.
Wir wollen auch künftig neue Trends vorwegnehmen und
bestimmen. Heute arbeiten wir daran, auf der Grundlage eines
vertieften Verständnisses der Biologie von Krankheiten die
Behandlungen von morgen sicherer und effektiver zu machen
und präziser auf spezifische Patientengruppen abzustimmen,
so dass sie das genetische Profil und weitere Merkmale der
Patienten berücksichtigen. Wir sind der Auffassung, dass
medizinisch differenzierte Produkte — sowohl Arzneimittel als
auch Diagnostika — eher Marktzulassungen erhalten und von
Patienten, Ärzten und Kostenträgern im Gesundheitswesen
eher akzeptiert werden, wenn sie für unsere Anspruchsgrup­
pen und das gesamte Gesundheitssystem einen Mehrwert
bieten. Diese Strategie verfolgt Roche seit zehn Jahren konse­
quent.
Pharma und Diagnostics: Fokussierung auf Innovation
Wir sind davon überzeugt, dass Innovation in der Gesundheits­
branche der Motor für bessere und kosteneffizientere Behand­
lungen ist. Dank der Konzentration auf Medikamente und
24
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Pipeline-Projekte
z.B. Lungenkrebs,
Asthma, Hepatitis C
Entwicklung
Klinisch validierter IVD-Test
Medikamente und
Tests
Vermarktung
Tests, die für Ärzte und Patienten einen echten Mehrwert
erbringen, ist Roche gut gerüstet, in einem zunehmend schwie­
rigen Marktumfeld erfolgreich zu agieren. Angesichts des
steigenden Kostendrucks werden die Kostenträger im Gesund­
heitswesen ihre Mittel auf diagnostische und therapeutische
Massnahmen konzentrieren, die Patienten den grössten Zusatznutzen bieten.
Die enge Zusammenarbeit von Pharma und Diagnostics unter
einem Dach verschafft uns einen einzigartigen Wettbewerbs­
vorteil, da wir beim Aufspüren und bei der Entwicklung
gezielter Therapien entlang der gesamten Wertschöpfungs­
kette — von der Entdeckung bis zur Vermarktung — einzigar­
tige Synergien nutzen können.
Dennoch müssen unsere Divisionen Pharma und Diagnostics
— angesichts unterschiedlicher Geschäftsmodelle und Erfolgs­
faktoren — unabhängig voneinander am Markt bestehen. Wir
führen daher beide Geschäfte getrennt voneinander. Das gilt
auch für die Produkt- und Führungsverantwortung. Wo es sich
anbietet, insbesondere im Bereich der personalisierten Medi­
zin, arbeiten die ­beiden Divisionen jedoch entlang der gesam­
ten Wertschöpfungskette eng zusammen.
Pharma. Unsere Division Pharma strebt danach, gezielt wir­
kende Arzneimittel zu entdecken, zu entwickeln und auf den
Markt zu bringen, welche die ersten und besten Vertreter ihrer
Wirkstoffklasse sind und Patienten einen besonderen Nutzen
bieten. Indem wir wissenschaftliche Spitzenleistung in den
Vordergrund stellen und die hohen Investitionen in Forschung
und Entwicklung beibehalten, wird die Division auch künftig
differenzierte Medikamente entwickeln können, für die ein
hoher medizinischer Bedarf besteht. Wir werden unsere Arz­
neimittelforschung weiterhin auf Bereiche konzentrieren, in
denen wir unserer Einschätzung nach mit unserem Know-how
viel bewirken können: Onkologie, Virologie, Entzündungs-,
Autoimmun-, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten
sowie Erkrankungen des Zentralnervensystem.
Diagnostics. Mit einem Marktanteil von 20% ist unsere Divi­
sion Diagnostics im Bereich der In-vitro-Diagnostik (IVD)
weltweit mit Abstand führend. Wir entwickeln Instrumente und
Tests zur Früherkennung, Diagnose und Überwachung von
Krankheiten — im Labor, vor Ort sowie für die Selbstkontrolle
der Patienten. Um auch künftig erfolgreich zu sein, legen wir
besonderen Fokus auf Testeffizienz und medizinischen Nut­
zen. Testeffizienz bedeutet für uns, den diagnostischen Labo­
ren komplette Testmenüs und Lösungen für effiziente Arbeits­
abläufe und das Informationsmanagement zur Verfügung zu
stellen, damit Patienten schnelle, genaue und zuverlässige
Testergebnisse erhalten. Darüber hinaus wenden wir erheb­
liche Mittel auf für den Erwerb geistigen Eigentums und die
Entwicklung neuartiger IVD-Tests, die sich durch einen hohen
medizinischen Nutzen auszeichnen und Patienten und Ärzten
Antworten auf wichtige medizinische Fragen geben. Wir vali­
dieren diese Tests und weisen ihre medizinischen und wirt­
schaftlichen Vorteile nach.
Nutzen unserer Kompetenzen in der Molekularbiologie
Das rasch zunehmende Wissen über die Biologie und die
Ursachen von Krankheiten birgt ein enormes Potenzial, signi­
fikante Fortschritte zugunsten der Patienten zu erzielen. Des­
halb hat Roche bereits in Gentechnologie und verwandte
Molekularwissenschaften investiert, als diese Gebiete noch in
den Kinderschuhen steckten. Heute ist Roche mit 14 Biophar­
mazeutika am Markt weltweit das grösste BiotechnologieUnternehmen. Diese Biopharmazeutika stellen 65% unseres
Produktportfolios dar, während es im Branchendurchschnitt
nur 16% sind.
zin den Weg zu bahnen. Ausgangspunkt dieser Initiative waren
Forschungsergebnisse zu den molekularen Ursachen von
Krankheiten. Mit Hilfe dieses sich ständig erweiternden Wis­
sensschatzes und unserer eigenen Forschung können wir jetzt
nachweisen, wozu die personalisierte Medizin in vielen Fällen
in der Lage ist:
• Identifizierung von Patienten, die mit hoher Wahrscheinlich­
keit am besten auf eine bestimmte Behandlung ansprechen
werden,
• Steigerung der Kosteneffizienz im Gesundheitswesen durch
Auswahl geeigneter Patienten,
• Erhöhung der Effizienz und Produktivität von Forschung und
Entwicklung,
• Unterstützung der Entwicklung sicherer, wirksamerer Be­­
handlungen und damit Verringerung des Risikos und der
Kosten von Nebenwirkungen und
• Verbesserung der therapeutischen Erfolge und der Lebens­
qualität für die Patienten.
Heute führen wir das Wissen unserer Divisionen Pharma und
Diagnostics immer wirksamer zusammen, und dies im gesam­
ten Prozess der Entwicklung neuer Medikamente und Tests:
• Viele unserer neuen Wirkstoffe erzielen in wissenschaft­
lichen Studien sehr gute Resultate.
• Unser Hautkrebsmedikament Zelboraf und sein diagnos­
tischer Begleittest wurden 2011 in den USA in Rekordzeit
zugelassen.
• Unser Krebsmedikament Tarceva erhielt in der EU in einer
weiteren Indikation, die mit der Verwendung eines diagnos­
tischen Begleittests einhergeht, die Zulassung.
• Jedes zweite Arzneimittel, das sich derzeit bei Roche in der
späten Entwicklung befindet, verfügt über einen diagnos­
tischen Begleittest und ist auf eine spezielle Patientenpopu­
lation zugeschnitten.
• Mit jedem Medikament, das sich bei Roche in der Entwick­
lung befindet, ist ein Biomarker-Programm verbunden (über
200).
Innovation fördern, Mitarbeitende befähigen
In dem Masse, wie unser Verständnis bezüglich der moleku­
laren Mechanismen von Krankheiten wächst, sind wir auch
besser in der Lage, gezielt wirkende Behandlungen zu entwi­
ckeln, die wesentlich zum Gesundheitsmanagement und zur
Gesellschaft beitragen können. Aufgrund unserer Stärken in
der biotechnologischen Forschung, Entwicklung und Produk­
tion sind wir ideal aufgestellt, wissenschaftliche Durchbrüche
in Vorteile für die Patienten umzuwandeln.
Personalisierte Medizin Wirklichkeit werden lassen
Roche verknüpft die in ihren Divisionen Diagnostics und
Pharma vorhandene Expertise, um der personalisierten Medi­
Roche verfügt über ein weltweites Netzwerk spezialisierter
Forschungszentren, die jeweils grosse Autonomie geniessen.
Zusätzlich unterhält Roche Pharma weltweit mit rund 150
Unternehmen Partnerschaften.
Dies im Wissen, dass innovative Forschung aus neuen Ideen
entsteht und am ehesten in Unternehmen gedeiht, die über
eigene starke Forschungkapazitäten verfügen und diese mit
einem breiten Netzwerk aus Partnerschaften kombinieren. Wir
kombinieren die kritische Masse eines grossen Pharmaunter­
nehmens mit der Flexibilität und dem Unternehmergeist
kleinerer Geschäftseinheiten, mit dem Ziel, medizinische Spit­
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
25
zenleistungen zu erreichen. Das gilt auch für unsere Talent­
management-Prozesse, die grundsätzlich darauf ausgerichtet
sind, innovative Leistungen anzuerkennen und voranzutrei­
ben. Darüber hinaus legen wir grossen Wert auf die Schaffung
eines Arbeitsumfeldes, in dem sich alle geschätzt und respek­
tiert fühlen. Die Förderung von Vielfalt ist entscheidend für den
Erfolg unseres Unternehmens. Unter anderem haben wir uns
das Ziel gesetzt, den Anteil der Frauen in Schlüsselpositionen
aus dem Jahr 2009 bis 2014 um mindestens 50% zu erhöhen.
Nachhaltige Wertschöpfung
Unser wichtigster Beitrag für die Gesellschaft ist und bleibt
die Erforschung und Entwicklung innovativer Produkte und
Dienstleistungen, die kommerziell erfolgreich sind und dabei
helfen, die gesellschaftlichen Herausforderungen von heute
zu meistern. Für uns bedeutet Nachhaltigkeit die Schaffung
gemeinsamer Werte. Dabei haben wir alle unsere Anspruchs­
gruppen im Blick — Patienten und Ärzte, Mitarbeitende, Inves­
toren und die Gesellschaft als Ganzes. Wie erfolgreich wir
das Leben von Patienten verbessern können, hängt zu einem
grossen Teil davon ab, wie es uns gelingt, die Elemente der
sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Nachhaltigkeit in
alle Aspekte unserer Tätigkeit zu integrieren.
Aus diesem Grund haben wir uns für alle unsere Aktivitäten die
folgenden Ziele gesteckt:
• Fokussierung auf Innovation bei Diagnostika und Pharma­
produkten,
• Verbesserung des Zugangs zu unseren Produkten für Pati­
enten, die neue Medikamente benötigen, und
• Respekt für unsere Mitarbeitenden, der auch in qualitativ
hochwertiger, lohnender Beschäftigung seinen Ausdruck
findet.
Indem Nachhaltigkeit bei uns fester Bestandteil der täglichen
Arbeit ist und von unserem Corporate Sustainability Commit­
tee koordiniert wird, fördern wir eine Unternehmenskultur, die
ein Höchstmass an Nachhaltigkeit anstrebt. Darüber hinaus
erkennt Roche die «Guiding Principles on Business and Human
Rights» der Vereinten Nationen an und setzt die internationale
Norm ISO 26000 um, den Leitfaden zur gesellschaftlichen Ver­
antwortung.
Wie wirksam diese Herangehensweise ist, wurde 2011 aber­
mals deutlich: Zum dritten Mal in Folge ist Roche im DowJones-Nachhaltigkeits-Index als weltweit nachhaltigstes Un­­
ternehmen der Gesundheitsbranche ausgezeichnet worden.
26
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Roche Personalisierte Medizin
Mit vereinten Kräften
2011 stand für Roche im Zeichen
der personalisierten Medizin.
Diese Beiträge behandeln das Thema aus vier verschiedenen Blickwinkeln.
Seite
56
Wie funktioniert die personalisierte Medizin?
57
Wie wird personalisierte Medizin bei Roche zur Realität?
68
Intervention auf molekularer Ebene
Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung ermöglichen
es, Krankheiten besser zu verstehen und Untergruppen von
Patienten zu identifizieren, bei denen unterschiedliche Ursachen
zum vermeintlich gleichen Krankheitsbild führen.
Roche verfügt über eine breite Expertise in den Bereichen Pharma,
Diagnostik und in der Molekularbiologie. Indem wir dieses Wissen
systematisch verknüpfen, bringen wir die personalisierte Medizin
weiter voran. Dies widerspiegelt sich in der steigenden Anzahl entsprechender Entwicklungsprojekte.
69
e4
Tes
tW
och
Behandlungsbeginn
Krebs als Vorzeigebeispiel für wichtige Erkenntnisse der molekular
ausgerichteten Forschung: Dank modernster Analyse-Technologien,
darunter einer Reihe innovativer Systeme von Roche, kennen
Wissenschaftler heute rund 350 Gene, die an der Entstehung von
Krebs beteiligt sind.
24 Wochen
Therapie
Personalisierte Behandlungskonzepte
72 Wochen
Therapie
Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) können Lebererkrankungen verursachen. Informationen zu verschiedenen HCV-Untertypen
erlauben es Ärzten, die richtige Behandlungsdauer zu bestimmen und
Voraussagen über den Erfolg der Therapie zu tätigen.
Einstellung
der Behandlung
24
oche
Test W
Te
st
W
oc
he
12
HCV-Konzentration:
Geschäftsentwicklung
Roche Personalisierte
Medizin | Roche Jahresbericht 2011
Virusmenge
signifikant gesunken
Virusmenge
geringfügig gesunken
Virusmenge
keine Abnahme
48 Wochen
Therapie
Einstellung
der Behandlung
27
Unternehmerische Verantwortung
Unsere Unternehmenskultur wird bestimmt von unseren Werten Integrität, Mut und Leidenschaft. Unser Engagement für
verantwortungsvolles Handeln bedeutet nicht nur, alle geltenden gesetzlichen Vorschriften streng einzuhalten, sondern
setzt auch ethisches und transparentes Verhalten voraus, um
langfristige Werte für unsere Anspruchsgruppen zu schaffen.
umfassenden Korruptionsbekämpfungsprogramms von Roche
und den Fragebogen zur Compliance in Marketing und Vertrieb berichteten. Darüber hinaus unterzeichneten die Linienmanager eine Erklärung, in der sie die Einhaltung der Inte­
gritätsstandards des Unternehmens sowie ihre Verpflichtung
anerkennen, diese Standards anzuwenden, zu kontrollieren
und durchzusetzen.
Integrität und Compliance
Unsere Vertrags- und Lieferpartner, mit denen wir zusammenarbeiten, müssen dieselben hohen Standards einhalten, die
auch für unsere eigenen Mitarbeitenden gelten. Die lokalen
Geschäftsführer sind für die Überwachung der Einhaltung der
Integritätsstandards durch die Geschäftspartner verantwortlich und müssen schnell reagieren, falls diese Vorschriften
missachten. Zu ihrer Unterstützung haben wir 2011 einen Fragebogen zur Compliance bei der Korruptionsbekämpfung für
Geschäftspartner eingeführt.
Unser Verhaltenskodex ist für unsere Mitarbeitenden in der
ganzen Welt der Leitfaden für integres Handeln im Beruf. Er
formuliert klar und deutlich die Erwartungen des Unternehmens an die Beschäftigten. Der Verhaltenskodex von Roche
behandelt Themen wie Unternehmensintegrität und persönliche Integrität, soziale Verantwortung und ComplianceManagement. Er zeigt auf, wo man Rat und Hilfe finden kann
und wie vermutete Verstösse gegen den Kodex gemeldet
werden können.
Um unsere Mitarbeitenden mit den einzuhaltenden Standards
im Geschäftsverhalten vertraut zu machen, bieten wir geeignete Schulungen, Anleitungen und Unterstützung an. Darüber
hinaus sind die Führungskräfte verpflichtet, bei der Auswahl,
Instruktion und Überwachung der ihnen unterstellten Beschäftigten die Leitlinien zum Geschäftsgebaren zu beachten.
Der Chief Compliance Officer wird unterstützt durch ein Netzwerk von 118 Compliance Officers, durch Group Audit & Risk
Advisory sowie das Linienmanagement. Er setzt sich dafür ein,
dass der Verhaltenskodex im gesamten Konzern konsequent
eingehalten wird. In allen Fragen, welche die Umsetzung
und Einhaltung betreffen, ist er für unsere Anteilseigner, Mitarbeitenden, Kunden, Lieferanten und die Allgemeinheit der
Ansprechpartner.
Ferner verfügt Roche über ein weltweites Netz von Export
Control Compliance Officers, die dafür sorgen, dass alle für
die Ausfuhrkontrolle geltenden Rechtsvorschriften eingehalten werden.
Compliance festigen
In Ergänzung zu unserem bereits umfangreichen ComplianceProgramm haben wir 2011 mehrere Initiativen umgesetzt. So
wurden unter anderem sechs regionale Treffen durchgeführt,
bei denen Compliance Officers über die lokale Umsetzung des
28
Roche Jahresbericht 2011 | Geschäftsentwicklung
Jeder Mitarbeitende von Roche ist zu fairem und korrektem
Verhalten im Wettbewerb verpflichtet. Im Verlaufe des Jahres
2011 haben wir unseren Fragebogen zur Compliance im Verhalten im Wettbewerb aktualisiert. Auch der konzernweite
Leitfaden zu angemessenem Verhalten im Falle einer Durch­
suchung durch Behörden wurde überarbeitet.
Neue Rechtsvorschriften zur Transparenz, wie der vom USSenat verabschiedete «Sunshine Act» und ähnliche Regelungen in anderen Ländern, verpflichten Unternehmen zur
Offenlegung von Zahlungen und anderen Zuwendungen an
Ärzte und medizinische Einrichtungen. Um diesen neuen Vorschriften gerecht zu werden, hat die Roche-Gruppe 2011 eine
umfassende interne Berichterstattung eingeführt, mit der sie
ihre Zuwendungen an Patientenorganisationen, Gesundheitseinrichtungen und Mediziner überwacht und sicherstellt, dass
diese Zahlungen den Integritätsstandards des Konzerns entsprechen.
Meldesystem zu Compliance
Wir erwarten von unseren Mitarbeitenden, dass sie Verstösse
gegen den Verhaltenskodex ihrem Linienvorgesetzten, dem
lokalen Compliance Officer oder dem Chief Compliance Officer melden. Alternativ kann dies anonym über die Roche
Group SpeakUp Line geschehen. Diese wurde 2009 eingerichtet und steht in 47 Sprachen und 98 Ländern zur Verfügung. 2011 gingen über dieses Meldesystem 81 Hinweise ein.
Darüber hinaus sind schwere Verstösse gegen die Integritäts-
standards von Roche dem Chief Compliance Officer über das
Business Ethics Incident Reporting System zu melden.
Die Roche-Gruppe duldet keinerlei Verstösse gegen ihren
Verhaltenskodex. Mitarbeitende, die ihn verletzen, werden zur
Verantwortung gezogen und mit angemessenen Sanktionen
belegt; dazu kann auch die Kündigung des Arbeitsverhältnisses mit Roche gehören. Im Jahr 2011 wurden 114 derartige
Verstösse registriert. Wir sind jeder Meldung nachgegangen
und haben angemessene Massnahmen getroffen. In 69 Fällen
wurde das Arbeitsverhältnis wegen unethischen Verhaltens
gekündigt.
Risiko- und Krisenmanagement
Unsere Risikomanagement-Charta bestimmt den Rahmen
für das Erkennen, Beherrschen und die Berichterstattung
von internen und externen Risiken bei Roche. Wir nutzen
auch Erkenntnisse aus dem Dialog mit unseren Anspruchsgruppen, um soziale, ökologische und ethische Risiken besser
zu beherrschen. Unsere Risikomanagement-Charta ist auf
unserer Website einsehbar, ergänzt durch eine Auflistung
typischer Risiken in unserem Geschäft.
Wir nutzen konsistente Methoden und Prozesse, um routinemässig auf allen Ebenen unseres Unternehmens Risiko­
bewertungen vorzunehmen. Ein Risikobericht für den Konzern
beleuchtet alle materiellen Risiken und wird jährlich mit der
Konzernleitung und dem Prüfungsausschuss des Verwaltungsrates erörtert. Wir aktualisieren unsere Risikomanagementprozesse regelmässig, um zur Sensibilisierung und Stärkung des Verständnisses für das Thema im gesamten Konzern
beizutragen. So erarbeiten wir zum Beispiel für die Arzneimittelentwicklung eine Risikomanagement-Methode, die es uns
gestattet, Risiken, die das Erreichen von Projektzielen beeinträchtigen könnten, zu erkennen und zu beherrschen.
Zusätzlich wurden in der gesamten Roche-Gruppe Ereignisstäbe gebildet, damit gewährleistet ist, dass wir bei Bedarf
schnell reagieren können. Diese Teams gehen regelmässig die
Abläufe für verschiedene Krisenszenarien, Alarm- und Eskalationssituationen durch.
Die Task Force entwickelt einen konzernweiten Rahmen für
die Geschäftskontinuität sowie Leitlinien für die lokale Umsetzung. Sie wird ihre Arbeit 2012 fortsetzen und Strategien und
Konzepte zur Minderung der Risiken für die Geschäftskontinuität entwickeln.
Politische Spenden
Roche bleibt weiterhin unabhängig von jeglicher politischer
Zugehörigkeit.
In der Schweiz wendet Roche rund 8 Millionen Franken in
Form von Beiträgen und Spenden an verschiedene Organi­
sationen zur Wahrung ihrer Interessen auf. Hierzu gehören
Zahlungen an Interpharma, economiesuisse, scienceindustries, SwissHoldings sowie verschiedene Handelskammern,
die finanzielle Unterstützung von Gewerkschaften und Spenden an politische Parteien auf Kantons- und Bundesebene. Die
Spenden an politische Parteien in Franken bewegen sich
jeweils im niedrigen fünfstelligen Bereich und belaufen sich
insgesamt auf weniger als 4% aller Beiträge und Spenden.
Unsere Mitarbeitenden in den Vereinigten Staaten können
sich mit persönlichen Spenden an das Good Government
Committee von Roche oder an Genentechs GenenPAC wenden. Beides sind auf freiwilliger Basis arbeitende, parteiübergreifend zusammengesetzte, gemeinnützige Political Action
Committees (PACs). Im Jahr 2011 stellten Mitarbeitende über
diese Fonds insgesamt 273 304 US-Dollar für politische Kampagnen zur Verfügung.
Weitere Informationen dazu unter:
• Verhaltenskodex der Roche-Gruppe: http://www.roche.com/de/
about_roche/corporate_governance/code_of_conduct.htm
• Konzernweit gültige Grundsätze, Richtlinien und Positionen:
http://www.roche.com/de/corporate_responsibility/principles/
policies_guidelines_and_positions.htm
• Risikomanagement und Compliance: http://www.roche.com/de/
corporate_responsibility/business_ethics/
risk_management_and_compliance.htm
• Integrität im Geschäft und Marketing-Praxis: http://www.roche.com/
de/corporate_responsibility/business_ethics/
business_integrity _and_responsible_marketing.htm
Im Jahr 2011 haben wir das Kontinuitätsmanagement der
Geschäftsprozesse gestärkt und in diesem Zusammenhang
eine Business Continuity Management Task Force eingerichtet, um sicherzustellen, dass alle Standorte wirksam auf Katastrophenereignisse reagieren können. Wie wichtig dies ist,
zeigte sich im März 2011 beim Tsunami in Japan und im Herbst
2011 bei den grossflächigen Überschwemmungen in Thailand.
Geschäftsentwicklung | Roche Jahresbericht 2011
29
Kooperationen der Divisionen
Pharma und Diagnostics
30
Roche Jahresbericht 2011
Forschung und
Entwicklung
Engagiert. 2011 investierte die Roche-Gruppe 8 073 Millionen Franken ­
in Forschung und Entwicklung.
Innovativ. Unsere Pharma-Pipeline gehört zu den stärksten der Branche.
Per Januar 2012 umfasste sie 122 Projekte, darunter 79 neue Wirkstoffe und
43 ­zusätzliche Indikationen beziehungsweise neue Darreichungsformen
bestehender Arzneimittel.
Erfolgreich. Die Division Pharma reichte 21 wichtige Zulassungsanträge ein —
darunter drei für neue Wirkstoffe —, erhielt 24 entscheidende Marktzulassungen und
gab 17 positive Ergebnisse aus 20 Studien in der späten klinischen Entwicklung
bekannt.
Wirkungsvoll. Die Division Diagnostics führte 50 Tests, welche die Informationsgrundlage für medizinische Entscheidungen verbessern, und 13 neue oder optimierte
Instrumente in Schlüsselmärkten ein.
Integriert. Pharma und Diagnostics kooperieren bei mehr als 200 Projekten in allen
von Roche bearbeiteten Therapiegebieten.
Roche Jahresbericht 2011
31
Forschung und Entwicklung
Zahlen und Fakten
Investitionen in Forschung und Entwicklung 2011 (auf Kernergebnisbasis)
Roche-Gruppe 1
Pharma
Diagnostics
8 073
7 173
900
–1%
–2%
+12%
Millionen CHF
Millionen CHF
Millionen CHF
19,0%
21,9%
9,2%
(CER 2)
(CER)
(CER)
der Verkäufe
der Verkäufe
der Verkäufe
1 Rückgang um 1% ist hauptsächlich der Priorisierung von Projekten und den Einsparungen durch «Operational Excellence» zuzuschreiben.
2 CER (constant exchange rates): Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
Mitarbeitende in F + E
18 449
15 502
332 183
Roche-Gruppe
Pharma
2 947
Diagnostics
Teilnehmer in klinischen Studien
Pharma-Projekte in der klinischen Entwicklung
Neue Wirkstoffe (Prüfmedikamente)
Phase I
Phase II
Phase III/Registrierung
47
21
11
2
7
34
Erweiterungen von Produktlinien (zusätzliche Indikationen
und neue Darreichungsformen)
Unsere F+E-Strategie
32
Kein Unternehmen weltweit investiert mehr in die Suche nach
innovativen Gesundheitslösungen als Roche. 2011 lagen die
Investitionen der Roche-Gruppe für Forschung und Entwicklung (F + E ) bei rund 8,1 Milliarden Franken auf Basis des Kern­
ergebnisses 1. Währungsbereinigt ist dies eine Abnahme von
1% gegenüber dem Vorjahr. Gegenwärtig nehmen mehr als
330 000 Patienten an über 2 100 klinischen Studien zur Prüfung zugelassener oder neuer pharmazeutischer Wirkstoffe
von Roche teil. Wir planen das hohe Niveau unserer
F + E-­Investitionen auch künftig zu halten, um ständig neue
Produkte einführen und viel versprechende Wirkstoffe in die
­Spätphase der klinischen Entwicklung bringen zu können.
Darüber hinaus entwickeln wir neuere und bessere diagnostische Systeme und erweitern die Palette ihrer Testmenüs, die
bereits heute zu den umfassendsten der In-vitro-DiagnostikaBranche gehören.
1 Das Konzept zur Darstellung des Kernergebnisses wird auf Seite 160
des Finanzberichtes (Teil 2 dieses Geschäftsberichtes) beschrieben.
Patienten sprechen auf die Behandlung mit dem gleichen
Medikament oft unterschiedlich an. Der Grund dafür liegt in
ihrer individuellen genetischen Ausstattung. Die Bestimmung
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Innovationsfördernde Organisationsstruktur
Forschung und
Frühe Entwicklung
Roche Pharma
pRED
Genentech
gRED
Späte Entwicklung
Pharma Medicines
pMED
Roche Partnering
Chugai Pharmaceuticals
Roche Diagnostics
genetischer Faktoren, welche die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines Medikaments beeinflussen, ist ein Schlüssel­
element unserer F + E-Tätigkeit. Wir treiben die personalisierte
Medizin — die Anpassung der Behandlung an klar definierte
Patientengruppen — voran, indem wir systematisch die Kompetenzen unserer Divisionen Pharma und Diagnostics ­bündeln.
In den letzten Jahren hat Roche gezeigt, wie das Zusammenführen der Expertise der beiden Divisionen der personalisierten Medizin den Weg bahnt, insbesondere in der Onkologie,
aber nun auch in der Immunologie und in den Neurowissenschaften. Wir wollen Ärzten und Patienten aussagekräftigere
diagnostische Werkzeuge und gezielter wirkende Behandlungen zur Verfügung stellen, die auf neuen Erkenntnissen
über die Entstehung von Krankheiten auf molekularer Ebene
basieren.
Vielfalt der Ansätze
Wissenschaftliche Durchbrüche gelingen am ehesten, wenn
Forscher frei sind, verschiedene Wege zu beschreiten und
Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Unsere Forscher haben diese Freiheit. Wir sind überzeugt
davon, dass insbesondere in Forschung und früher Entwicklung eine Vielfalt von Ansätzen, Kulturen und Denkweisen die
Kreativität fördert: Roche Pharma Forschung und Frühe Entwicklung (pRED), Genentech Forschung und Frühe Entwicklung (gRED), Roche Diagnostics und Chugai arbeiten innerhalb der Roche-Gruppe unabhängig voneinander und bilden
die Knotenpunkte eines Innovationsnetzwerks, das auch Allianzen mit über 150 externen Partnern wie Universitäten, Forschungsinstituten und Biotech-Unternehmen einschliesst. Im
Berichtsjahr wurde Roche erneut als einer der branchenweit
wichtigsten Partner für Forschungskollaborationen ausgezeichnet. Gemeinsam mit unseren Partnern setzen wir Ideen in
medizinische Innovationen um; rund ein Drittel aller Projekte,
die sich gegenwärtig bei Roche in der Pipeline befinden, ist im
Rahmen solcher Allianzen entstanden. Weitere Informationen
über Forschungspartnerschaften von Roche im Jahr 2011 finden Sie unter Zugang zu externer Innovation (auf Seite 52).
Gemeinsam von der Entdeckung
bis zur Vermarktung
In den letzten Jahren haben wir die organisatorischen und
technologischen Rahmenbedingungen für die Zusammen­
arbeit zwischen unseren Divisionen Pharma und Diagnostics
kontinuierlich verbessert. Obwohl beide Divisionen über
unter­schiedliche Forschungs- und Entwicklungsprozesse verfügen, können sie — bei der Arbeit an internen Projekten —
Forschungs­s tätten, Technologien und Entdeckungen gemeinsam nutzen. Dieser Vorteil unterscheidet Roche von ihren
Wettbewerbern.
Diagnoseinstrumente finden zunehmend Eingang in die pharmazeutische Forschung. Aber vor allem die enge Zusammenarbeit der beiden Divisionen ermöglicht die erfolgreiche
Umsetzung unserer Strategie der personalisierten Medizin.
Roche hat eine Vielzahl potenzieller Biomarker identifiziert, die
zur Bewertung von Krankheitsprozessen, für das Verständnis
der Vielfalt der Krankheiten, zur Bestimmung von Zielstrukturen für Arzneimittel und zum Erkennen von Unterschieden
zwischen Patienten herangezogen werden können. Sobald ein
Biomarker — ein verlässliches Signal aus dem Körperinneren,
das als aussagekräftiger Messwert für einen bestimmten bio-
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
33
Anzahl Kooperationen zwischen Pharma und Diagnostics
200+
2011
169
101
2009
70
2008
38
2007
25
2006
logischen Prozess, eine Krankheit oder ein Therapieansprechen genutzt werden kann — gefunden ist, kann vor oder während der Durchführung klinischer Studien ein standardisierter
diagnostischer Test entwickelt und zur Zulassung als Begleittest vorbereitet werden.
Heute ist mit jedem Medikament, das sich bei Roche in der
Entwicklung befindet, ein Biomarker-Programm verbunden,
und für jedes Entwicklungspräparat gibt es ein BiomarkerTeam. Im Berichtsjahr kooperierten die Divisionen Pharma und
Diagnostics bei mehr als 200 Projekten in allen von Roche
bearbeiteten Therapiegebieten. Mehr als die Hälfte dieser
­P rojekte entfiel auf die Onkologie, gefolgt von den Bereichen
­Entzündungskrankheiten/Immunologie, Neurowissenschaften,
Virologie und Stoffwechselkrankheiten.
Mit diesen gemeinsamen Anstrengungen verbessern wir nicht
nur die Perspektiven für eine wirksamere Gesundheitsversorgung und bessere Nutzung der Ressourcen im Gesundheitswesen, sondern auch die Effizienz, mit der wir neue Therapien
und diagnostische Tests auf den Markt bringen.
Verbesserung der Entwicklung
dank personalisierter Medizin
Mit unserem Konzept der personalisierten Medizin verstärken
wir weiterhin unsere Bemühungen, die F+E-Produktivität zu
steigern und Neuerungen in die Entwicklung von Arzneimitteln einzubringen. Aufgrund der Expertise in der Molekular­
biologie hat Roche klare strategische Wettbewerbsvorteile
auf zahlreichen Gebieten, wozu auch die Fähigkeit gehört, die
Produktivität von Forschung und Entwicklung zu steigern.
Das Verständnis der Heterogenität von Krankheiten und der
Einsatz von Diagnoseinstrumenten zur Verbesserung von Entdeckung und klinischer Entwicklung von Arzneimitteln, lassen
34
2010
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
uns bessere Angriffspunkte für Medikamente finden und
Untergruppen von Patienten auswählen, die am ehesten von
bestimmten Therapien profitieren. Das ist ein zentraler Wesens­
zug der personalisierten Medizin von Roche. Dieses gezielte
Vorgehen hat bereits erfolgreich zur Reduzierung der Ausfallrate von Arzneimittelkandidaten beigetragen durch:
• eine bessere Profilierung von Arzneimittelkandidaten in frühen Entwicklungsphasen,
• die Verbesserung der Ergebnisse klinischer Studien aufgrund einer sinnvolleren Auswahl von Endpunkten und aussagekräftigerer Daten sowie
• die Erhöhung der Wirksamkeit von Prüfmedikamenten in klinischen Studien durch Rekrutierung der richtigen PatientenUntergruppen.
Auf diese Weise können wir Projekte verfolgen, die anderenfalls aufgrund von Nebenwirkungen oder wegen mangelnder
signifikanter Wirksamkeit in der Patientenprobe insgesamt
eingestellt würden, obwohl bei einigen Patienten viel versprechende Ergebnisse erreicht wurden.
F+E-Pipeline
Wachsende Anzahl neuer
Arzneimittelkandidaten und
Diagnostika
Indem wir unsere Stärken in der Biotechnologie und in der Invitro-Diagnostik zusammenführten, produzierten wir in den
zurückliegenden Jahren einen stetigen Strom neuer Arznei-
Diagnostische Begleittests von Roche, die sich auf dem Markt oder in der Endphase der Entwicklung befinden *
Bereich
Erkrankung
Medikament
Diagnostischer Test * *
Technologie
Anwendung
Virologie
CMV
Valcyte
CMV-Viruslast
PCR
Überwachung
HBV
Pegasys und andere
HBV-Viruslast
PCR
Überwachung
HBV
Pegasys, Peginterferon
HBsAg-Spiegel
Immunoassay
Überwachung
HCV-Viruslast
PCR
Überwachung
­antivirale Medikamente
alfa-2b (Merck/SP)
HCV
Pegasys, Peginterferon
alfa-2b (Merck/SP)
Onkologie
HCV
Mericitabine (R7128)
HCV-Viruslast
PCR
Überwachung
HCV
Danoprevir (RG7227)
HCV-Viruslast
PCR
Überwachung
HIV
Antivirale Medikamente
HIV-Viruslast
PCR
Überwachung
HIV
Abacavir (GlaxoSmithKline)
HLA-B-Genotyp
PCR
Screening
Bauchspeichel­
CP-4126
hENT1-Expression
IHC
Auswahl
drüsenkrebs
(Clovis Oncology)
Brustkrebs
Herceptin, Lapatinib
HER2-Expression/
IHC, ISH
Auswahl
(GlaxoSmithKline)
Genamplifikation
Tamoxifen oder andere
ER/PR-Expression
IHC
Auswahl
IHC, ISH
Auswahl
IHC, ISH
Auswahl
Brustkrebs
Hormontherapien
Brustkrebs
Pertuzumab (RG1273)
HER2-Expression/­
Brustkrebs
Trastuzumab Emtansin
HER2-Expression/­
(T–DM1, RG3502)
Genamplifikation
Genamplifikation
Dickdarmkrebs
Cetuximab (Merck)
KRAS-Mutationen
PCR
Auswahl
Dickdarmkrebs
Panitumumab (Amgen)
KRAS-Mutationen
PCR
Auswahl
Krebs
Wirkstoff (Merck)
p53-Mutationen
Mikroarray
Auswahl
Magenkrebs
Herceptin
HER2-Expression/­
IHC, ISH
Auswahl
Melanom
Zelboraf
BRAF-Mutation
PCR
Auswahl
NSCLC
Tarceva * **, Gefitinib
EGFR-Mutationen
PCR
Auswahl
Met-Expression
IHC
Auswahl
Genamplifikation
(AstraZeneca)
NSCLC
Onartuzumab
(MetMAb, RG3638)
NSCLC
TG4010 (Transgene)
MUC1-Expression
IHC
Auswahl
NSCLC
Crizotinib (Pfizer)
ALK
IHC
Auswahl
Sarkom
MDM2-Antagonist
p53-Mutationen
PCR
Auswahl
Asthma
Lebrikizumab
Serum-Periostin-­
Immunoassay
Auswahl
(RG3637)
Spiegel
MabThera/Rituxan
RF, Anti-CCP Ab
Immunoassay
Auswahl
Immunoassay
Überwachung
Immunoassay
Überwachung
(RG7112)
Entzündungskrankheiten
Rheumatoide
Arthritis
Andere
Osteoporose
Transplantation
Bonviva/Boniva und
B-Crosslaps;
andere Bisphosphonate
P1NP-Spiegel
CellCept
MPA-Spiegel
* Wir arbeiten mit anderen Pharmaunternehmen an weiteren Projekten, die aus Gründen der Vertraulichkeit nicht offengelegt werden.
** Nicht in allen Märkten erhältlich.
***Auswahl der Patienten, die für eine Erstlinienbehandlung in Frage kommen.
Schwarz = auf dem Markt; Grau = in der Entwicklung. Überwachung = Überwachung des Ansprechens der Patienten auf eine Therapie; Screening =
Screening der Patienten auf eine spezielle genetische ­Variante des humanen Leukozyten-Antigens, das mit einer Überempfindlichkeitsreaktion auf
­A bacavir in Zusammenhang steht; Auswahl = Auswahl der Patienten, die für eine bestimmte Therapie in Frage kommen. ALK = anaplastische LymphomRezeptor-Tyrosinkinase; Anti-CCP = Antikörper gegen zyklische citrullinierte Peptide; BRAF = B-Isoform des schnell wachsenden Fibrosarkom-Onkogens
(RAF); CMV = Zytomegalovirus; EGFR = epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor; ER/PR = Östrogenrezeptor/­P rogesteronrezeptor; HBV = Hepatitis-BVirus; HBsAg = Hepatitis-B-Oberflächen-Antigen; HCV = Hepatitis-C-Virus; HER2 = humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2; HIV = humanes
Immunschwächevirus; hENT1 = humaner equilibrativer Nukleosid-Transporter; HLA = humanes Leukozyten-Antigen; IHC = Immunhistochemie;
ISH = In-situ-Hybridisierung; KRAS = Mitglied der RAS-Familie der Onkogene; MPA = Mycophenolsäure; NSCLC = nichtkleinzelliger ­L ungenkrebs;
PCR = Polymerase-Kettenreaktion; P1NP = N-terminales Propeptid vom Prokollagen-Typ 1; RF = Rheumafaktor; SP = Schering Plough.
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
35
mittelkandidaten und Diagnostika in wichtigen therapeutischen Bereichen. Ende 2011 befanden sich 13 neue pharmazeutische Wirkstoffe in der letzten Entwicklungsphase, während
es 2007 nur zwei waren. Bedeutsam ist, dass sieben der 13
neuen Wirkstoffe in der fortgeschrittenen klinischen Entwicklung als personalisierte Therapien entwickelt werden.
Unser Ziel ist es stets, neue Arzneimittel zu entwickeln, die zu
den ersten beziehungsweise besten Vertretern ihrer Wirkstoffklasse gehören. Dank unserer engagierten wissenschaftlichen Arbeit haben im Berichtsjahr 17 von 20 klinischen Studien in späten Entwicklungsphasen positive Ergebnisse erzielt;
sieben davon dienten bereits als Grundlage für Marktzu­
lassungen oder Zulassungsanträge. Die Ergebnisse deuten
darauf hin, dass viele unserer Prüfpräparate geeignet sein
könnten, signifikante Fortschritte in Bereichen zu erzielen, in
denen neue Behandlungsoptionen gebraucht werden, darunter Brust-, Lungen- und Hautkrebs, Asthma sowie rheumatoide Arthritis im Kindes- und Erwachsenenalter.
Anfang 2012 umfasste das F+E-Portfolio der Division Pharma
(Phase I bis III/Registrierung) 79 neue pharmazeutische Wirkstoffe (NMEs) und 43 zusätzliche Indikationen. Zum Vergleich:
Ende 2010 befanden sich 62 NMEs in unserer Pipeline. Im Jahr
2011 haben wir zudem für nicht weniger als drei NMEs die
Marktzulassung beantragt. Eine Übersicht über die PharmaPipeline finden Sie auf den Seiten 40 und 41 dieses Jahresberichts. Weitere Informationen dazu unter www.roche.com/de.
Die F+E-Tätigkeit der Division Diagnostics schlug sich in der
Markteinführung von 50 Tests und 13 neuen oder verbesser­
ten Instrumenten in Schlüsselmärkten nieder. Die neu eingeführten Produkte liefern erweiterte Informationen für Behandlungsentscheidungen und erhöhen die Effizienz in klinischen
Laboratorien und Forschungszentren.
Arzneimittel, für die ein grosser
Bedarf besteht
Nebst Fortschritten bei wichtigen Prüfsubstanzen hat Roche
2011 auch wichtige Meilensteine bei den Zulassungen und bei
der Entwicklung bereits verfügbarer Arzneimittel erreicht.
Eine Übersicht hierzu ist den Tabellen klinische Studien, Zulassungsanträge und Marktzulassungen auf den Seiten 38, 46
und 47 zu entnehmen. Im Folgenden sind die wichtigsten
Ergebnisse der Entwicklungs- und Zulassungsprogramme in
den Bereichen Onkologie, Immunologie und Augenleiden
zusammengefasst, ergänzt durch Informationen zum aktuellen
Entwicklungsstand viel versprechender Prüfpräparate zur
36
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Therapie viraler Infektionen und von Erkrankungen des Zentralnervensystems.
Onkologie
Auf dem Gebiet der Onkologie umfasst unsere Pipeline 42
neue Wirkstoffe. Neben positiven Ergebnissen aus zehn wichtigen klinischen Studien reichten wir 2011 in den USA und der
Europäischen Union (EU) Zulassungsanträge für die am weitesten fortgeschrittenen unserer neuen Wirkstoffe ein: Zel­
boraf, zur Behandlung des metastasierenden Melanoms (für
den US-amerikanischen Markt, die Schweiz und Brasilien
bereits zugelassen); Vismodegib, zur Behandlung des Basalzellkarzinoms, einer Form von Hautkrebs; und Pertuzumab, zur
Behandlung von HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs. Darüber hinaus wurden signifikante Fortschritte bei der
Entwicklung weiterer Prüfmedikamente sowie bei Projekten
zur Erweiterung der zugelassenen Indikationen oder der Einführung neuer Darreichungsformen für bereits am Markt eingeführte Produkte wie Avastin, Herceptin und Tarceva erreicht.
Zelboraf in den USA zur Behandlung
des metastasierenden Melanoms zugelassen
Im August erteilte die US-Gesundheitsbehörde FDA (Food
and Drug Administration) die Zulassung für Zelboraf zur
Behandlung des inoperablen oder metastasierenden Melanoms, das eine BRAF-V600E-Mutation aufweist. Gleichzeitig
wurde der von Roche Diagnostics als Begleittest entwickelte
cobas BRAF-Test von der FDA zugelassen. Mit ihm können
jene Patienten ermittelt werden, die für eine Behandlung mit
Zelboraf in Frage kommen. Dank dieser Marktzulassung eines
Begleittests konnte Genentech das neue, oral zu verabreichende, gezielt wirkende Krebsmedikament in den USA weniger als vier Monate nach Einreichung des Zulassungsantrags
und innerhalb von nur fünf Jahren seit Beginn der klinischen
Studien auf den Markt bringen. Im vierten Quartal 2011 wurden in der Schweiz und in Brasilien die Zulassungen erteilt. Im
Dezember sprach sich der Ausschuss für Humanarzneimittel
(CHMP) der europäischen Arzneimittel-Agentur EMA in seiner Empfehlung einstimmig für die Zulassung von Zelboraf in
der EU aus. Die Marktzulassungen und die Empfehlung stützen sich auf Ergebnisse aus zwei klinischen Studien (BRIM3
und BRIM2), in denen ein bedeutender klinischer Nutzen von
Zelboraf bei Patienten mit inoperablem oder metastasieren­
dem Melanom mit einer BRAF-V600-Mutation nachgewiesen
wurde. Zulassungsgesuche für Zelboraf werden zurzeit von
den Gesundheitsbehörden in einer Reihe weiterer Länder
geprüft, darunter auch in Australien und Neuseeland, wo das
maligne Melanom besonders häufig vorkommt. Im August
F+E-Projekte nach therapeutischen Bereichen (Roche und Genentech)
Forschung und frühe Entwicklung
Späte Entwicklung
345
2
42
42
62
50
147
42
2
3
4
5
28
Forschungsprogramme sowie Projekte der Phasen 0-II
Projekte
Augenleiden
Virologie
Stoffwechselkrankheiten
Zentralnervensystem
Entzündungs- und
Autoimmunerkrankungen
Phase-III-Projekte und Registrierung
Projekte
Augenleiden
Stoffwechselkrankheiten
Zentralnervensystem
Entzündungs- und
Autoimmunerkrankungen
Onkologie
Onkologie
erhielt der BRAF-Test von Roche Diagnostics die CE-Kennzeichnung 2.
­ ervoy (Ipilimumab) zur Behandlung des BRAF-MutationY
positiven metastasierenden Melanoms auf den Weg gebracht.
Zelboraf (Vemurafenib; RG7204, PLX4032) wird gemeinsam
von Roche und Plexxikon, einem Unternehmen der Daiichi
Sankyo Gruppe, im Rahmen einer Lizenz- und Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 2006 entwickelt. Zelboraf hemmt
gezielt mutierte Formen des BRAF-Proteins, die bei rund der
Hälfte aller Melanom-Tumoren — der aggressivsten und am
häufigsten tödlich verlaufenden Form von Hautkrebs — festgestellt werden. Das BRAF-Protein ist ein wichtiger Bestandteil
des RAS-RAF-Signalwegs, der an der Steuerung von Zellwachstum und -überleben beteiligt ist. Dieser Signalweg wird
überaktiv, wenn spezielle Mutationen an Position V600 bewirken, dass das BRAF-Protein aktiv bleibt. Dies kann zu unkontrolliertem Zellwachstum und damit zu Krebs führen. Roche
führt ein breit angelegtes Entwicklungsprogramm mit Zelboraf
durch, das die Prüfung von Kombinationen mit anderen Medikamenten (sowohl zugelassene Arzneimittel als auch Prüfpräparate von Roche, Genentech und anderen Unternehmen)
sowie Studien bei weiteren Tumorarten umfasst. Im Dezember
wurde in Zusammenarbeit mit Bristol Myers Squibb eine
Phase-I/II-Studie mit einer Kombination aus Zelboraf und
Vismodegib zur Behandlung des Basalzellkarzinoms in
2 Diese Kennzeichnung bedeutet, dass ein Produkt der In-vitro-Diagnostik sämtliche Anforderungen für den Einsatz in der Europäischen Union
erfüllt.
den USA und in der EU zur Zulassung eingereicht
Im November nahm die FDA das Zulassungsgesuch von
Genentech für Vismodegib (RG3616) zur Behandlung von
Patienten mit fortgeschrittenem Basalzellkarzinom, bei denen
eine Operation nicht in Frage kommt, zur Prüfung an. Für das
Gesuch wurde ein beschleunigtes Prüfverfahren zugesichert,
das bis zum März 2012 abgeschlossen sein soll. Im Dezember
beantragte Roche die Zulassung für dieselbe Indikation in der
EU. Beide Zulassungsgesuche stützen sich auf Ergebnisse der
entscheidenden Phase-II-Studie ERIVANCE BCC. Sie hat
gezeigt, dass Vismodegib bei 43% der Patienten mit lokal
­fortgeschrittenem Basalzellkarzinom und bei 30% der Patienten mit metastasierendem Basalzellkarzinom die Tumoren
erheblich schrumpfen liess oder sichtbare Läsionen heilte. Vismodegib ist ein oral verabreichtes Prüfmedikament mit ziel­
gerichteter Wirkung, das die Signalweiterleitung im Hedgehog-Signalweg selektiv hemmt. Dieser gilt als ein zentraler
molekularer Mechanismus bei der Entwicklung des Basalzellkarzinoms und spielt bei mehr als 90% aller Fälle eine Rolle.
Roche entwickelt Vismodegib im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit dem Unternehmen Curis, Inc. Das Basalzellkarzinom ist die häufigste Art von Hautkrebs und gilt allgemein
als heilbar, indem es chirurgisch entfernt wird. Im fortgeschrittenen Stadium kann es jedoch entstellende und stark beein-
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
37
Division Pharma — Wichtige klinische Studien 2011
Produkt
Indikation
Studie (Phase)
Ergebnis
Ziel
Actemra
Mittelschwere bis schwere rheumatoide Arthritis; Actemra als Mono­
therapie im Vergleich zur Kombinationsbehandlung mit Methotrexat
ACT-RAY (IIIb)
Wirksamkeit (Remission)
und Sicherheit
Zusatzdaten
Actemra (sub­
kutane Dar­
reichungsform)
Rheumatoide Arthritis
Doppelblinde, randomisierte Parallel­
gruppen-Studie (III)
Subkutane Darreichungsform
nicht weniger wirksam als intravenöse Infusion
Zulassung
(neue Darreichungsform)
Actemra
Morbus Bechterew
Builder 1 + 2 (III)
Builder 1 hat primären Endpunkt gemäss Protokoll nicht
erreicht; Programm ­e ingestellt
Zulassung
(mögliche neue Indikation)
Avastin
Vorbehandelter (wiederauftretender)
platinsensitiver Eierstockkrebs im
Vergleich zu Chemotherapie
OCEANS (III)
Signifikante Verbesserung des
progressionsfreien Überlebens
Zulassung
(mögliche neue Indikation)
Avastin
Unbehandelter fortgeschrittener
NSCLC ausser Plattenepithelkarzinom, Erhaltungstherapie in Kombination mit Pemetrexed-Chemotherapie
AVAPERL (III)
Signifikante Verbesserung des
progressionsfreien Überlebens
Zusatzdaten
Avastin +
Herceptin
HER2-positiver, metastasierender
Brustkrebs
AVEREL (III)
Studie hat Primärziel gemäss
Protokoll nicht erreicht
Zulassung
(mögliche neue ­Indikation)
Dalcetrapib
Patienten mit koron. Herz­k rankheit
(KHK) oder KHK-Risiko­ä quivalent
dal-PLAQUE (IIb)
Daten sprechen für positive
Effekte auf Blutgefässe,
V­e rträglichkeit insgesamt gut
Exploration
(Sicherheit, Wirksamkeit)
Dalcetrapib
Patienten mit koronarer Herz­
krankheit (KHK) oder KHK-Risiko­
äquivalent
dal-VESSEL (IIb)
Endotheliale Funktion erhalten,
kein Einfluss auf Blutdruck,
­Verträglichkeit gut
Exploration
(Sicherheit, Wirksamkeit)
Herceptin (subkutane Dar­
reichungsform)
HER2-positiver Brustkrebs im
­F rühstadium
HannaH (III)
subkutane Darreichungsform
nicht weniger wirksam als intravenöse Infusion
Zulassung (neue
­ ar­r eichungsform),
D
­p ersonalisierte Medizin
Lebrikizumab
Asthma bei Erwachsenen, das mit
Kortikosteroiden nur unzureichend
beherrscht werden kann
MILLY (II)
signifikante Erhöhung von
FEV1 vor Einnahme eines
Bronchodilators
Nachweis der
Wirksamkeit,
personalisierte ­M edizin
Lucentis
Diabetisches Makulaödem, im
­ ergleich zu Placebo-Injektion
V
RIDE, RISE (III),
2-Jahres-Daten
Rasche und anhaltende Verbesserung der Sehleistung (signifikante Verbesserung der Ergebnisse auf der Sehtest-Tafel)
Zulassung
(mögliche neue ­Indikation)
Lucentis
«Feuchte» altersbedingte Makuladegeneration, Vergleich alternativer
Dosierschemata mit Lucentis 1-malmonatlich
HARBOR (III)
Wirksamkeitsdaten sprechen
nicht für die Initiierung weiterer
Hochdosis-Studien; PRNDosierung zu 0,5 mg soll mit
FDA besprochen werden
Zulassung
(neues Dosierschema)
Obinituzumab
(GA101)
Wiederauftretendes indolentes NHL,
direkter Vergleich mit MabThera/
Rituxan
GAUSS (II)
Ansprechraten bei GA101
höher als bei MabThera, PhaseIII-Entwicklung eingeleitet
Nachweis der
­W irksamkeit
Ocrelizumab
Schubförmig remittierende multiple
Sklerose
Randomisierte, multizentr., placebo-kontrollierte Studie (II)
Signifikante Reduzierung der
Krankheitsaktivität über
96 Wochen aufrechterhalten
Dosisfindung mit
­O pen-Label-Extension
Onartuzumab
(MetMAb)
Zweit- und Drittlinientherapie, Kombinationsbehandlung mit Tarceva
OAM4558g (II), endgült. Daten, einschl.
Gesamtüberleben
Signifikante Verbesserung des
progressionsfreien Überlebens
und des Gesamtüberlebens
Nachweis der
Wirksamkeit,
personalisierte ­M edizin
Pertuzumab
HER2-positiver, metastasierender
Brustkrebs, Kombinationsbehandlung
mit Herceptin und Docetaxel
CLEOPATRA (III)
Signifikante Verlängerung des
progressionsfreien Überlebens
Zulassung,
personalisierte Medizin
Tarceva
Fortgeschrittener nichtkleinzelliger
Lungenkrebs mit EGFR-aktivierenden
Mutationen, Erstlinienbehandlung, im
Vergleich zu Chemotherapie
EURTAC (III)
Signifikante Verbesserung des
progressionsfreien Überlebens
Mögliche neue Indikation,
personalisierte Medizin
Trastuzumab
Emtansin
(T–DM1)
HER2-positiver, metastas. Brustkrebs,
Erstlinienbehandlung im Vergleich zu
Herceptin plus Chemotherapie
TDM4450g (II)
Signifikante Verbesserung des
progressionsfreien Überlebens
Nachweis der
­ irksamkeit,
W
personalisierte Medizin
Vismodegib
Fortgeschrittenes Basalzellkarzinom,
(kein Kontrollarm)
ERIVANCE BCC/
SHH4476G (II)
Objektive Ansprechrate
(Tumorschrumpfung und
­H eilung von Läsionen)
Zulassung
Zelboraf
Zuvor unbehandeltes metastasierendes BRAF-mutiertes Melanom,
im Vergleich zu Chemotherapie
BRIM3 (III)
Signifikante Verbesserung des
Gesamtüberlebens und des
progressionsfreien Überlebens
Zulassung,
personalisierte Medizin
BRAF = B-Isoform des schnell wachsenden Fibrosarkom-Onkogens (RAF); KHK = koronare Herzkrankheit; FEV1 (Forced Expiratory Volume 1) =
Einsekundenkapazität, das Luftvolumen, welches nach tiefem Luftholen während einer Sekunde ausgeatmet werden kann, ein Parameter zur Messung
der Lungenfunktion; HER2 = humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2; EGFR = epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor; NHL = Non-HodgkinLymphom; NSCLC = nichtkleinzelliger Lungenkrebs; Gesamtüberleben = Zeitspanne zwischen Beginn einer Behandlung und Tod des Patienten; Progressionsfreies Überleben = Zeitspanne zwischen Beginn einer Behandlung und Beginn des Fortschreitens der Krankheit; PRN = pro re nata (nach Bedarf ).
38
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
trächtigende Auswirkungen haben und bei manchen Patienten schliesslich lebensbedrohend sein.
Pertuzumab in den USA und der EU zur Zulassung für die
Behandlung von HER2-positivem Brustkrebs eingereicht
Im Dezember beantragte Roche bei den zuständigen Behörden in den USA und der EU die Zulassung von Pertuzumab für
die Behandlung von Patientinnen mit nicht vorbehandeltem
HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs. Die Zulassungsanträge stützen sich auf Ergebnisse der ersten randomisierten Phase-III-Studie mit Pertuzumab (CLEOPATRA), die
Pertuzumab und Herceptin (Trastuzumab) plus Chemotherapie mit Docetaxel einer Kombination aus Herceptin und Docetaxel bei Patientinnen mit nicht vorbehandeltem HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs gegenüberstellte. Bei
Patientinnen, die Pertuzumab in Kombination mit Herceptin
und Chemotherapie erhielten, reduzierte sich das Risiko, dass
sich ihre Erkrankung verschlechterte oder sie zum Tode führte,
um 38% (progressionsfreies Überleben). Das mediane progressionsfreie Überleben der Studienteilnehmer verbesserte
sich um 6,1 Monate von 12,4 Monaten für Herceptin plus Chemotherapie auf 18,5 Monate für Pertuzumab und Herceptin
plus Chemotherapie.
Pertuzumab (RG1273) ist der erste Vertreter einer neuen
Klasse gezielt wirkender Krebsmedikamente, der sogenannten HER2-Dimerisierungshemmer, und verhindert die Vereinigung (Dimerisierung) des HER2-Rezeptors mit anderen HERProteinen. Die HER-Dimerisierung spielt bei der Entstehung
und beim Wachstum verschiedener Krebsarten vermutlich
eine wichtige Rolle. Man geht davon aus, dass sich die Wirkmechanismen von Pertuzumab und Herceptin ergänzen, da
beide Medikamente an den HER2-Rezeptor binden, jedoch an
verschiedenen Regionen des Rezeptors ansetzen. Pertuzumab
wird im Vergleich zur gegenwärtigen Standardtherapie — Herceptin plus Chemotherapie — bei HER2-positivem Brust- und
Magenkrebs untersucht.
Aktueller Stand der Zulassungen für Avastin
Brustkrebs. Im Juni genehmigte die Europäische Kommission
die Erweiterung der bestehenden Zulassung von Avastin bei
Brustkrebs in der EU auf die Kombinationsbehandlung mit
Xeloda (Capecitabin) zur Erstlinientherapie von Patientinnen
mit metastasierendem Brustkrebs, bei denen die Behandlung
mit anderen Chemotherapien nicht in Frage kommt. Im September erteilten die japanischen Behörden Avastin die Zu­­
lassung für die Behandlung von inoperablem oder rezidi­
vierendem Brustkrebs. Im November gab die FDA ihren
abschliessenden Entscheid bekannt, Avastin die Zulassung
für die Behandlung von metastasierendem Brustkrebs zu entziehen. Diesem Entscheid waren eine Empfehlung eines
Expertengremiums der FDA vom Juli 2010, die ursprüngliche
Ankündigung des Widerrufs durch die Behörde im Dezember
2010 sowie eine Anhörung von Roche gegen den Rückzug der
Zulassung in dieser Indikation 2011 vorausgegangen. Die Entscheidung der FDA hat keine Auswirkungen auf die Zulassung
des Medikaments in weiteren Indikationen in den USA und
anderswo.
Eierstockkrebs. Im Dezember wurde Avastin in der EU für
die Therapie von Patientinnen mit nicht vorbehandeltem fort­
geschrittenem Eierstockkrebs zugelassen. Gestützt auf die
Ergebnisse der Phase-III-Studien ICON-7 und GOG 218 gilt
die Zulassung für den Einsatz von Avastin in Kombination
mit Standardchemotherapie (Carboplatin und Paclitaxel) als
Front-Line-Therapie (Erstlinienbehandlung nach Operation)
für Frauen mit fortgeschrittenem epithelialem Ovarialkarzinom,
primärem peritonealem Karzinom oder Eileiterkarzinom. Im
August beantragte Roche ebenfalls bei den EU-Behörden die
Zulassung von Avastin für die Anwendung bei wiederauftretendem Eierstockkrebs. Das Gesuch in der EU stützt sich auf
die Ergebnisse der Phase-III-Studie OCEANS, die auch auf
der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology
(ASCO) im Juni vorgestellt wurden und zeigen, dass eine
­Avastin-basierte Therapie bei Patientinnen mit rezidivieren­
dem Eierstockkrebs das Risiko des Fortschreitens der Erkrankung halbierte. Diese Daten sind — neben den Studien ICON-7
und GOG 218 zu Avastin bei nicht vorbehandeltem Eierstockkrebs — weitere Belege für den potenziellen Nutzen von Avas­
tin bei dieser Erkrankung. Roche wird über einen Zulas­
sungsantrag in den USA für Avastin zur Behandlung von
Eierstockkrebs entscheiden, wenn die endgültigen Daten
bezüglich des Gesamtüberlebens aus allen Phase-III-Studien
vorliegen. Diese werden für 2013 erwartet. Eierstockkrebs ist
die sechste Indikation für dessen Therapie das Krebsmedikament Avastin zugelassen wurde.
Seit der Erstzulassung zur Behandlung von metastasierendem
Dickdarm- und Enddarmkrebs in den USA im Jahr 2004 wurde
Avastin (Bevacizumab) als erste antiangiogene Therapie in
zahlreichen Ländern zur Behandlung von Patienten mit fort­
geschrittenen Stadien von Krebs zugelassen. Heute kommt
Avastin aufgrund seines erwiesenen Überlebensvorteils bei
verschiedenen Krebsarten grosse Bedeutung in der Krebsbehandlung zu. In den USA und in der EU ist das Medikament
zur Behandlung fortgeschrittener Stadien von Dickdarm- und
­End­darmkrebs, nichtkleinzelligem Lungenkrebs sowie Nierenkrebs zugelassen. Ausserdem steht Avastin in den USA und 32
weiteren Ländern zur Behandlung von Patienten mit Glioblastom-Hirntumor zur Verfügung. Zur Behandlung von Brustkrebs ist Avastin in über 80 Ländern weltweit, zugelassen,
darunter in der EU und neuerdings auch in Japan.
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
39
Projekt-ID
RG7112
RG7116
RG7155
RG7167
RG7204
RG7212
RG7256
RG7304
RG7334
RG7356
RG7420
RG7421
RG7388
RG7440
RG7444
RG7446
RG7450
RG7458
RG7459
RG7593
RG7594
RG7596
RG7597
RG7598
RG7599
RG7600
RG7601
RG7602
RG7603
RG7604
RG7686
CHU
CHU
CHU
RG1273
RG1273
RG3502
RG3616
RG3638
RG3638
RG7160
RG7204
RG7321
RG7422
RG7414
RG105
RG435
RG435
RG435
RG435
RG435
RG435
RG435
RG435
RG435 1
RG597
RG597
RG1273
RG1415 1
RG1415
RG3502
RG3502
Projekt/Produkt
MDM2-Antagonist (2)
mAk gegen HER3
mAk gegen CSF1R
CIF/MEK-Hemmer
Zelboraf + Ipilimumab
TWEAK-mAk
BRAF-Hemmer (2)
Dualer RAF-/MEK-Hemmer
mAk gegen PLGF
mAk gegen CD44
MEK-Hemmer
MEK-Hemmer
MDM2 (4)
AKT-Hemmer
mAk gegen FGFR3
Tumorimmuntherapie
AWK
AWK
IAP-Antagonist (2)
anti-D22-AWK
Antiangiogener Wirkstoff
AWK
mAk gegen HER3/EGFR
AWK
AWK
AWK
Bcl-2-Hemmer
CHK-1-Hemmer
—
PI3K-Hemmer
mAk gegen Glypican-3
ALK-Hemmer
PI3 Kinase-Hemmer
WT-1-Impfstoff
Pertuzumab
Pertuzumab
T–DM1
Vismodegib
Onartuzumab (MetMAb)
Onartuzumab (MetMAb)
mAk gegen EGFR (GA201)
Zelboraf
PI3 Kinase-Hemmer
PI3K-/mTOR-Hemmer
mAk gegen EGFL7
MabThera/Rituxan
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Avastin
Herceptin
Herceptin
Pertuzumab
Tarceva
Tarceva
T–DM1 (AKW)
T–DM1 (AKW)
Indikation
Solide und hämatologische Tumoren
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Met. Melanom
Krebs
Melanom mit BRAF-Mutation
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Solide Tumoren
Krebs
Solide Tumoren
Krebs
Krebs
Prostatakrebs
Eierstockkrebs
Solide Tumoren und Lymphome
Hämatologische Tumoren
Solide Tumoren
Hämatologische Tumoren
Met. Epitheltumoren
Multiples Myelom
Krebs
Krebs
Chronische lymphatische Leukämie
Tumoren oder Lymphome
Solide Tumoren oder Non-Hodgkin-Lymphom
Krebs
Leberkrebs
NSCLC
Solide Tumoren
Krebs
Met. HER2-pos. Brustkrebs, Zweitlinientherapie
Met. HER2-pos. Magenkrebs
Früher HER2-pos. Brustkrebs
Operierbares Basaliom
Met. Brustkrebs
Met. Dickdarmkrebs, Erstlinientherapie
Solide Tumoren
Papillärer Schilddrüsenkrebs
Solide Tumoren
Solide und hämatologische Tumoren
Met. Dickdarmkrebs, Erstlinientherapie
Non-Hodgkin-Lymphom, subkutan
HER2-pos. Brustkrebs, adj.
HER2-negativer Brustkrebs, adj.
Dreifach negativer Brustkrebs, adj.
Met. Brustkrebs, Zweitlinientherapie
NSCLC, adj.
Hochrisiko-Karzinoid
Glioblastom, Erstlinientherapie
Met. Dickdarmkrebs, mehrere Therapielinien
Eierstockkrebs, Erstlinientherapie
HER2-pos. Brustkrebs, subkutan
HER2-pos. Brustkrebs, adj. (2-jährig)
Früher HER2-pos. Brustkrebs
NSCLC, EGFR-aktiv. Mutationen, Erstlinientherapie
NSCLC, adj.
Fortgeschrittener met. HER2-pos. Brustkrebs
Met. HER2-pos. Brustkrebs, Drittlinientherapie
1 zugelassen in der EU
2 zur Zulassung eingereicht
in der EU
3 zugelassen in den USA,
positiver CHMP-Entscheid
in der EU
4 zur Zulassung eingereicht
in den USA
adj
AIS
AMD
AWK
DMARD-IR
DME
GRI
mAk
met.
40
RG-NR.
CHU
RG105
RG1569
Von Roche bzw. Genentech geführt
Von Chugai geführt
MabThera wird in den USA und Japan unter
dem Handelsnamen Rituxan vertrieben
Actemra wird in der EU unter dem
Handelsnamen RoActemra vertrieben
Projekt im Rahmen der personalisierten
Medizin
adjuvante Therapie
akuter ischämischer Schlaganfall
altersbedingte Makuladegeneration
Antikörper-Wirkstoff-Konjugat
ungenügendes Ansprechen auf
krankheitsmodifizierende Antirheumatika
diabetisches Makulaödem
Glycin-Wiederaufnahme-Hemmer
monoklonaler Antikörper
metastasierend
Forschung und Entwicklung
Roche Jahresbericht 2011 | Pharma-Pipeline
NK
NSCLC
pos.
RA
rhu
RVO
Onkologie
Pharma-Pipeline
Nierenkrankheit
nichtkleinzelliger Lungenkrebs
positiv
rheumatoide Arthritis
rekombinant, humanisiert (mAk)
retinaler Venenverschluss
Forschung und
Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
Pharma-Pipeline
41
RG3502
RG3638
RG7159
RG7159
RG7159
RG7159
RG105
RG435 2
RG1273
RG3616
RG7204 3
RG4934
RG7185
RG7258
RG7624
CHU
RG3637
RG7413
RG7415
RG7416
RG7449
RG105
RG1569
RG1569
RG1569
RG3648
CHU
RG7795
RG7667
RG7128
RG7227
RG7790
RG7236
RG7273
RG7652
RG7685
RG4929
RG1512
RG7418
RG1439
RG1658
CHU
RG3626 4
RG1662
RG7314
RG7129
RG1450
RG1577
RG1578
RG7090
RG7412
RG1594
RG1594
RG1678
RG1678
RG3645
RG7417
RG3645
RG3645 4
CHU
T–DM1 (AKW)
Onartuzumab (MetMAb)
Obinituzumb (GA101)
Obinituzumb (GA101)
Obinituzumb (GA101)
Obinituzumb (GA101)
Mabthera/Rituxan
Avastin
Pertuzumab
Vismodegib
Zelboraf
mAk gegen IL-17
CRTH2-Antagonist
mAk gegen TSLPR
mAk gegen IL-17
mAk gegen IL-6
Lebrikizumab
rhu mAk gegen Beta7
Rontalizumab
mAk gegen LT alpha
mAk gegen M1-prime
MabThera/Rituxan
Actemra/RoActemra
Actemra/RoActemra
Actemra/RoActemra
Xolair
Suvenyl
TLRH7-Agonist
—
Mericitabine
Danoprevir
Setrobuvir
Cat-S-Antagonist
ABCA1-Inducer
—
Dualer GIP-/GLP-1-Agonist
11-beta-HSD-Hemmer
mAk gegen P-Selektin
mAk gegen oxLDL
Aleglitazar
Dalcetrapib
Tofogliflozin (SGLT2)
Activase
GABA-A-α5-Inversagonist
V1-Rezeptor-Antagonist (2)
BACE-Hemmer
Gantenerumab
MAO-B-Hemmer
mGluR2-Antagonist (2)
mGluR5-Antagonist (2)
mAk gegen Abeta
Ocrelizumab
Ocrelizumab
Bitopertin (GRI)
Bitopertin (GRI)
Lucentis
mAk gegen Faktor D
Lucentis
Lucentis
EPOCH
Phase I
Met. HER2-pos. Brustkrebs, Erstlinientherapie
Met. NSCLC
Chronische lymphatische Leukämie
Rezidivierendes indolentes Non-Hodgkin-Lymphom
Diffuses grosszelliges B-Zell-Lymphom
Indol. Non-Hodgkin-Lymphom, Front-Line-Therapie
Non-Hodgkin-Lymphom, schnelle Infusion
Rezidivierender Eierstockkrebs
Met. HER2-pos. Brustkrebs, Erstlinientherapie
Fortgeschrittenes Basaliom
Met. Melanom
Autoimmunerkrankungen
Asthma
Asthma
Autoimmunerkrankungen
Rheumatoide Arthritis
Schweres Asthma
Ulzerative Kolitis
Systemischer Lupus erythematodes
Rheumatoide Arthritis
Asthma
ANCA-assoziierte Vaskulitis
Rheumatoide Arthritis, subkutan
Frühe rheumatoide Arthritis
RA, DMARD-IR, Direktvergleich mit Adalimumab
Chronische idiopathische Urtikaria
Enthesopathie
Hepatitis C
Infektionskrankheiten
Hepatitis C
Hepatitis C
Hepatitis C
Reduzierung v. Herz-Kreislauf-Risiken b. chron. NK
Dyslipidämie
Stoffwechselkrankheiten
Typ-2-Diabetes
Stoffwechselkrankheiten
Akutes Koronarsyndrom, kardiovask. Krankheiten
Sekundärprävention von Herz-Kreislauf-Ereignissen
Reduz. v. Herz-Kreislauf-Risiken b. Typ-2-Diabetes
Atherosklerose, Reduz. v. Herz-Kreislauf-Risiken
Typ-2-Diabetes
Erweitertes Zeitfenster bei AIS
Kognitive Störungen
Autismus
Alzheimer-Krankheit
Alzheimer-Krankheit
Alzheimer-Krankheit
Depression
Behandlungsresistente Depression
Alzheimer-Krankheit
Schubförmig remittierende multiple Sklerose
Primär progrediente multiple Sklerose
Schizophrenie, Negativsymptome
Schizophrenie, suboptimal kontrolliert
AMD/RVO/DME, verzögerte Wirkstoff-Freisetzung
Geographische Atrophie
AMD, 0,5mg, Verabreichung nach Bedarf
Diabetisches Makulaödem
Anämie infolge Chemotherapie
Phase II
Phase III
Registrierung
Sonstige
Augenheilkunde
ZNS
Stoffwechsel
Herz-Kreislauf
Virologie
Entzündung
Immunologie
Herceptin als subkutane Injektion erzielt positive
Ergebnisse in Phase-III-Studie
Im Oktober gab Roche bekannt, dass eine Phase-III-Studie
(HannaH) ihre primären Endpunkte erreicht hat. Die Studiendaten zeigen, dass die neue subkutane Formulierung bei
­P atientinnen mit HER2-positivem Brustkrebs im Frühstadium
in ihrer Wirkung vergleichbar mit der intravenösen Infusion von
Herceptin ist. Herceptin subkutan verwendet die von Halozyme Therapeutics Inc. entwickelte Enhanze-Technologie, die
es ermöglicht, grössere Mengen eines Arzneimittels durch
Injektion unter die Haut (subkutan) zu verabreichen. Die subkutane Verabreichung dauert rund fünf Minuten, während die
intravenöse Darreichungsform rund 30 Minuten in Anspruch
nimmt. Bei der subkutanen Darreichungsform müssen Patientinnen für eine Behandlung weniger Zeit im Krankenhaus verbringen als bei der intravenösen Infusion.
Herceptin (Trastuzumab) ist ein humanisierter Antikörper, der
gezielt die Funktion von HER2 hemmt. HER2 ist ein Protein, das
von einem spezifischen Gen mit krebserzeugendem Potenzial
gebildet wird. Herceptin unterdrückt HER2 und aktiviert
­darüber hinaus das körpereigene Immunsystem, was so zur
gezielten Zerstörung von Krebszellen führt. Herceptin hat
sowohl bei HER2-positivem Brustkrebs im frühen und fortgeschrittenen (metastasierenden) Stadium als auch bei HER2positivem, fortgeschrittenem (metastasierendem) Magenkrebs eine bislang nie erreichte Wirksamkeit bewiesen. Seit
1998 haben weltweit fast eine Million Patienten mit HER2-positivem Brust- oder Magenkrebs eine Therapie mit Herceptin
erhalten, das in mehr als 150 Ländern zugelassen ist.
Tarceva für spezifischen Typ von NSCLC zugelassen
Im August haben die europäischen Behörden Tarceva für die
Anwendung bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder
metastasierendem nichtkleinzelligem Lungenkrebs (NSCLC)
mit EGFR-aktivierenden Mutationen zugelassen. Gestützt auf
die Ergebnisse der Phase-III-Studie EURTAC sowie weitere
Daten ermöglicht diese Zulassung den Einsatz von Tarceva als
Erstlinien-Monotherapie bei Patienten mit diesem spezifischen
genetischen Typ von NSCLC. Bei der Behandlung dieser Patientengruppe mit Tarceva wurde festgestellt, dass sich die
Anzahl der Patienten, deren Tumoren schrumpften (Ansprechrate), mehr als verdreifachte, und die Zeit, in der die Patienten
ohne Fortschreiten ihrer Erkrankung leben (progressionsfreies Überleben) nahezu verdoppelte, jeweils im Vergleich zur
Behandlung mit Chemotherapie. Im August reichte Roche bei
den Gesundheitsbehörden der Schweiz ein Zulassungsgesuch für Tarceva für diese Indikation ein; in den USA soll die
Zulassung 2012 beantragt werden.
42
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Tarceva (Erlotinib) ist eine einmal täglich oral einzunehmende,
nicht chemotherapeutische Behandlung für Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasierendem NSCLC und fortgeschrittenem Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es wurde nachgewiesen, dass das Medikament den Rezeptor des epidermalen
Wachstumsfaktors (EGFR) wirkungsvoll hemmt. EGFR ist ein
am Wachstum und der Entwicklung von Tumoren beteiligtes
Protein. Tarceva wird gemeinsam mit OSI Pharmaceuticals entwickelt, das zur internationalen Unternehmensgruppe Astellas
Pharma gehört.
Onartuzumab verlängert Gesamtüberlebenszeit
bei NSCLC mit Met-Expression
Auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology im Juni wurden abschliessende Daten einer wichtigen
Phase-II-Studie vorgelegt. Sie ergaben, dass Patienten mit
metastasierendem NSCLC, deren Tumoren eine hohe, mit
dem von Roche Diagnostics entwickelten gewebebasierten
Begleittest nachweisbare Met-Expression aufwiesen, unter
einer Behandlung mit Onartuzumab (MetMAb, RG3638) plus
Tarceva doppelt so lange ohne Verschlechterung ihres Krankheitszustands lebten als bei einer Behandlung mit Tarceva
allein. Ihre Gesamtüberlebenszeit verdreifachte sich. Eine
Phase-III-Studie zur Kombinationsbehandlung mit Onartuzu­
mab und Tarceva als Zweit- und Drittlinientherapie bei Patien­
ten mit metastasierendem Met-positivem NSCLC (MetLung)
begann im Januar 2012.
Onartuzumab (MetMAb, RG3638) ist ein monovalenter (ein­
armiger) monoklonaler Antikörper, der gegen das Protein Met
gerichtet ist, das bei vielen Krebsarten mit einem ungünstigen
Krankheitsverlauf in Zusammenhang gebracht wird. Er blockiert die Met-Signalübermittlung in Krebszellen durch spezifische Bindung an den Met-Rezeptor auf der Zelloberfläche.
Onartuzumab wird als potenzielle Behandlung für metastasierenden NSCLC, Brust- sowie Dickdarm- und Enddarmkrebs
geprüft.
Trastuzumab Emtansine (T–DM1) verlängert
progressionsfreies Überleben bei HER2-positivem
Brustkrebs
Im September wurden auf der Jahrestagung der European
Society for Medical Oncology (ESMO) viel versprechende
Daten einer Phase-II-Studie zur Überprüfung der Wirksamkeit
des Therapieansatzes vorgestellt. Die Ergebnisse der Studie
TDM4450g zeigten für Patientinnen mit zuvor nicht behandeltem HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs im Vergleich zu jenen Patientinnen, die die Standardtherapie aus
Herceptin (Trastuzumab) plus Chemotherapie mit Docetaxel
erhielten, unter T–DM1 eine signifikante Verlängerung des
progressionsfreien Überlebens und weniger typische Neben-
wirkungen einer Chemotherapie. Die Rekrutierung von Patientinnen für eine Phase-III-Studie (EMILIA) ist abgeschlossen.
Die Studie EMILIA vergleicht T–DM1 mit Xeloda (Capecitabin)
in Kombination mit Lapatinib bei Patientinnen mit HER2-positivem, metastasierendem Brustkrebs, deren Erkrankung nach
der Erstbehandlung fortschreitet. Resultate werden für das
zweite Quartal 2012 erwartet. Gestützt auf diese Ergebnisse
planen wir für das zweite Halbjahr 2012 die Einreichung von
Zulassungsgesuchen in Europa und den USA.
Trastuzumab Emtansine (T–DM1, RG3502) ist ein neuartiges
Antikörper-Wirkstoff-Konjugat, das die therapeutische Wirkung von Trastuzumab (dem Wirkstoff von Herceptin) mit der
intrazellulären Zufuhr von DM1 — einer hoch wirksamen chemotherapeutischen Substanz — kombiniert, um gezielt HER2positive Tumore zu bekämpfen. Der Antikörper (Trastuzumab)
blockiert jene Signale, die HER2-positive Krebszellen aggressiver machen, und regt gleichzeitig das Immunsystem an, die
Krebszellen zu vernichten. Ausserdem schleust er den chemotherapeutischen Wirkstoff DM1 direkt in Tumorzellen ein, um
dort den Zelltod auszulösen.
Obinituzumab mit höherer Gesamtansprechrate
Entzündungs- und Autoimmunerkrankungen,
Augenleiden
Weitere Marktzulassungen und Zulassungsanträge sowie
neue Daten aus Phase-III-Studien bestätigten erneut den Nutzen von Actemra/RoActemra bei rheumatoider Arthritis (RA)
sowie von Lucentis bei häufig vorkommenden Augenleiden.
Darüber hinaus befinden sich gegenwärtig zehn neue Wirkstoffe gegen chronische und fortschreitende Autoimmun- und
Entzündungskrankheiten wie rheumatoide Arthritis, ulzerative
Kolitis, systemischer Lupus erythematodes und Asthma in der
Entwicklung.
Lebrikizumab verbessert Lungenfunktion
bei erwachsenen Asthmapatienten
Im August wurden positive Ergebnisse einer Phase-II-Studie
(MILLY) zum Nachweis der Wirksamkeit mit dem Prüfmedikament Lebrikizumab vorgelegt. Sie zeigten, dass die Behandlung mit Lebrikizumab bei Erwachsenen mit Asthma, deren
Symptome mit inhalierten Kortikosteroiden nur unzureichend
beherrscht werden konnten, zu einem statistisch signifikanten
Anstieg von FEV1, einem Parameter zur Messung der Lungenfunktion, führten.
bei wiederauftretendem NHL
Die abschliessenden Ergebnisse einer Phase-II-Studie
(GAUSS), welche bei Patienten mit wiederauftretendem indolentem Non-Hodgkin-Lymphom (NHL) die Monotherapie mit
Obinituzumab einer Monotherapie mit MabThera/Rituxan
(Rituximab) gegenüberstellt, wurden im ersten Halbjahr 2011
angekündigt und auf dem Jahreskongress der Amerikanischen
Gesellschaft für Hämatologie im Dezember vorgelegt. Die Studie ergab, dass Obinituzumab die Gesamtansprechrate von
Patienten mit CD20-positivem indolentem NHL, einer häufigen
Form von Blutkrebs, gegenüber einer Therapie mit MabThera/
Rituxan erhöhte. Im Jahr 2011 wurden zwei Phase-III-Studien
zur Zulassung für die Erstlinienbehandlung des diffus grosszelligen B-Zell-Lymphoms (DLBCL) beziehungsweise zur Erst­
linienbehandlung des indolenten NHL auf den Weg gebracht.
Darüber hinaus umfasst das Phase-III-Programm laufende
Studien, die Obinituzumab bei chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) und bei wiederauftretendem/therapieresistentem
indolentem NHL untersuchen.
Obinituzumab (RG7159, GA101) ist ein monoklonaler, im Glycoengineering-Verfahren hergestellter Anti-CD20-Antikörper vom Typ II zur Behandlung des NHL und der CLL. Er zielt
darauf ab, die Vernichtung bösartiger B-Zellen durch die Aktivierung anderer Immunzellen oder die direkte Auslösung des
Zelltods zu verstärken.
Lebrikizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper,
der für die Behandlung von persistierendem mittelgradigem
bis schwerem Asthma geprüft wird. Er blockiert den Botenstoff Interleukin-13 (IL-13), dem bei Entzündungen der Atemwege, Hyperreaktivität und Obstruktion bei Asthmapatienten
eine Schlüsselrolle zugeschrieben wird. IL-13 trägt zu den
Symptomen von Asthma bei und erhöht darüber hinaus Periostin, ein Protein, das sich mit Hilfe eines Bluttests messen
lässt. Die MILLY-Studie zeigte, dass Lebrikizumab bei Patienten, die vor der Behandlung einen hohen Periostinspiegel
aufwiesen, zu einer stärkeren Verbesserung der Lungenfunktion führte als bei Patienten mit niedrigerem Periostinspiegel.
Die Resultate stützen die weitere Erforschung von Lebrikizumab
als mögliche personalisierte Behandlung für Patienten, die
unter mittelschwerem bis schwerem unkontrolliertem Asthma
leiden. Roche entwickelt gegenwärtig einen Periostin-Immunoassay als diagnostischen Begleittest. Dieser wird zur Unterstützung von Phase-III-Studien mit Lebrikizumab eingesetzt
werden, die Anfang 2012 beginnen.
Actemra/RoActemra gegen Arthritis
bei Kindern zugelassen
Im April genehmigte die FDA Actemra für die Behandlung der
aktiven systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis (sJIA),
auch als juvenile rheumatoide Arthritis bekannt, einer seltenen
und schweren Form von Arthritis bei Kindern ab zwei Jahren.
Die Europäische Kommission erteilte RoActemra die Zulas-
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
43
sung in dieser Indikation im August. Beide Marktzulassungen
stützen sich auf positive Daten der Phase-III-Studie TENDER,
die zeigte, dass sich unter einer Behandlung mit Actemra/
RoActemra die Krankheitszeichen und Symptome von sJIA
signifikant bessern können. Actemra/RoActemra kann Patienten mit sJIA als Monotherapie oder in Kombination mit
Methotrexat verabreicht werden.
Bei rheumatoider Arthritis als Monotherapie wirksam. Im
Mai zeigte eine zweijährige Phase-lllb-Studie (ACT-RAY) die
Wirksamkeit von Actemra/RoActemra als Monotherapie bei
Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die auf eine Behandlung mit Methotrexat (MTX) nicht ansprechen. Methotrexat ist
ein krankheitsmodifizierendes Antirheumatikum, das Patienten mit rheumatoider Arthritis häufig verschrieben wird. Bis
zu 40% der Patienten, die mit MTX behandelt werden, sprechen jedoch nicht ausreichend auf die Behandlung an oder
leiden unter Nebenwirkungen und benötigen andere Medikamente, um ihre Entzündung unter Kontrolle zu bringen. Die
Ergebnisse zeigten, dass Actemra/RoActemra allein bei Patienten mit RA eine vergleichbare klinische Wirksamkeit hatte
wie Actemra/RoActemra plus MTX.
Neue subkutane Darreichungsform nicht weniger wirksam. Im Juli gab Chugai positive Ergebnisse einer Phase-III-
Studie mit Actemra in einer neuen subkutanen Darreichungsform bei Patienten mit RA bekannt; sie belegen, dass die neue
Darreichungsform nicht minder wirksam ist als die derzeitige
intravenöse Formulierung. Subkutane Injektionen sind für Patienten und Leistungserbringer im Gesundheitswesen vorteilhafter, weil kein intravenöser Zugang erforderlich ist und die
Verabreichung weniger Zeit in Anspruch nimmt. Die subkutane Darreichungsform wird in Japan von Chugai sowie ausserhalb Japans von Chugai und Roche gemeinsam entwickelt;
die Einreichung von Zulassungsgesuchen ist für 2012 und
2013 vorgesehen.
Actemra (Tocilizumab) — in der EU unter dem Namen
RoActemra vermarktet — ist das Ergebnis einer Forschungskooperation zwischen Chugai und der Universität Osaka.
Weltweit wird es von Roche, Chugai und Genentech gemeinsam entwickelt. Actemra/RoActemra ist der erste, für die
Behandlung von RA zugelassene, monoklonale Antikörper, der
den Interleukin-6 (IL-6)-Rezeptor blockiert. IL-6 ist ein Protein
des Immunsystems, das bei Entzündungsprozessen im Zusammenhang mit RA und einigen anderen Autoimmunkrankheiten
eine entscheidende Rolle spielt. Actemra/RoActemra ist in
den USA, der EU, Japan sowie in 90 weiteren Ländern für die
Behandlung von RA zugelassen, als Monotherapie oder in
Kombination mit MTX oder anderen krankheitsmodifizieren­
den Antirheumatika. In den USA und der EU ist es darüber
44
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
hinaus zur Behandlung der systemischen Form der juvenilen
idiopathischen Arthritis zugelassen, und in Japan zur Behandlung der Castleman-Krankheit sowie der polyartikulären und
systemischen Form der juvenilen idiopathischen Arthritis.
Zulassungsgesuch für Lucentis zur Behandlung
des diabetischen Makulaödems in den USA eingereicht
Im Dezember nahm die FDA ein ergänzendes Zulassungsgesuch (sBLA) von Genentech für Lucentis zur Behandlung des
diabetischen Makulaödems zur Prüfung an und sagte eine
­Entscheidung bis August 2012 zu. Das Gesuch stützt sich
auf die Ergebnisse zweier Phase-III-Studien, RISE und RIDE.
Sie zeigten, dass Patienten, die Lucentis erhielten, im Gegensatz zur Kontrollgruppe, die Placebo-Injektionen verabreicht
bekam, eine signifikante, rasche und anhaltende Verbesserung ihrer Sehleistung erlebten.
Lucentis (Ranibizumab) ist von der FDA zur Behandlung der
neovaskulären (feuchten) altersbedingten Makuladegeneration (AMD) und des Makulaödems nach Netzhautvenenverschluss zugelassen. Lucentis bindet an den vaskulären endothelialen Wachstumsfaktor (VEGF) und hemmt diesen. Dem
Protein VEGF, wird eine entscheidende Rolle bei der Bildung
neuer Blutgefässe (Angiogenese) und der übermässigen
Durchlässigkeit (Hyperpermeabilität) der Gefässe zugeschrieben. Bei der feuchten AMD wachsen hinter der Netzhaut neue
Blutgefässe, aus denen Blut und Flüssigkeit austreten, wodurch schnell der zentrale Bereich der Netzhaut, die Makula,
geschädigt wird. Bei Netzhautvenenverschluss können Angio­
genese und Hyperpermeabilität zur Schwellung und Verdickung der Makula führen, dem Makulaödem. Makuladegeneration and Makulaödem können die Abnahme der Sehschärfe
oder einen Verlust der Sehkraft verursachen. Genentech hat
Lucentis entwickelt und vertreibt es auch in den USA; Novartis
verfügt über die exklusiven Rechte für die Vermarktung im
Rest der Welt.
Virologie
Erweitertes Portfolio von Prüfmedikamenten
zur Behandlung von Hepatitis C
Der Hepatitis-Markt ist in Bewegung, und es ist davon auszugehen, dass künftige Behandlungsoptionen sowohl interferon­
freie als auch interferonhaltige Dreifach- und Vierfachkombinationstherapien umfassen werden, um den unterschiedlichen
Bedürfnissen von Patienten mit Hepatitis C gerecht zu werden.
Bei Roche befinden sich mehrere zur oralen Einnahme
bestimmte, direkt antiviral wirksame Substanzen zur Behandlung von Hepatitis C in der Spätphase der Entwicklung: der
Nukleosid-Polymerasehemmer Mericitabine (RG7128; in Zu-
sammenarbeit mit Pharmasset), der Proteasehemmer Danoprevir (RG7227) und nach der Übernahme von Anadys Pharmaceuticals Ende 2011 auch der nicht-nukleosidale
Polymerasehemmer Setrobuvir. Danoprevir (in Phase II der
Entwicklung, Kommerzialisierungsentscheidung 3 2011 gefallen) und Mericitabine (in Phase II der Entwicklung, Kommerzialisierungsentscheidung 2010 gefallen) werden in Kombinationen mit interferonfreien und interferonhaltigen Therapien
untersucht. Ergebnisse aus Phase-II-Studien (INFORM SVR,
DAUPHINE, MATTERHORN, PROPEL und JUMP-C) werden
für 2012 erwartet. Setrobuvir wird derzeit in einer Phase-IIStudie in Kombination mit der gegenwärtigen Standardtherapie mit dem pegylierten Interferon Pegasys von Roche und
Ribavirin (Copegus) geprüft. Roche und Merck/MSD haben
im Rahmen einer strategischen Vereinbarung mit einer Reihe
klinischer Studien begonnen, in denen neue Kombinationen
bereits zugelassener und in Entwicklung befindlicher Medikamente für Patienten mit chronischer Hepatitis C getestet werden. Ende 2011 begann eine Phase-II-Studie (DYNAMO 1),
welche die ­Kombinationstherapie mit Mericitabine, Victrelis
von Merck, ­Pegasys und Copegus bei Patienten prüft, die bisher auf keine Therapie angesprochen haben.
Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Bei Roche befinden sich derzeit zehn neue Wirkstoffe zur
Behandlung von Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen in der Entwicklung. Zwei viel versprechende Prüfmedikamente mit neuartigen Wirkmechanismen sind Dalcetrapib
zur Behandlung von Patienten mit koronarer Herzkrankheit,
Arteriosklerose und Fettstoffwechselstörungen; sowie Aleglitazar zur Reduzierung des Infarkt- und Schlaganfallrisikos bei
Patienten mit Typ-2-Diabetes.
Aktueller Stand der Entwicklung von Dalcetrapib
Im August gab Roche die Ergebnisse von zwei explorativen
Phase-IIb-Studien zu den Auswirkungen von Dalcetrapib auf
das Fortschreiten der Arteriosklerose (dal-PLAQUE) beziehungsweise auf die Gefässfunktion (dal-VESSEL) von Patienten bekannt, die an koronaren Herzkrankheiten leiden
beziehungsweise bei denen ein entsprechendes Risiko vorliegt. Die Studien wurden auf einer wichtigen europäischen
Fachkonferenz vorgestellt und bestätigen erneut das Sicherheitsprofil des Wirkstoffs und sein Potenzial, die Ablagerung
arteriosklerotischer Plaques zu verlangsamen.
3 Kommerzialisierungsentscheidung: Überführung in die späte klinische
Entwicklung zwecks Beantragung der Marktzulassung beschlossen.
Dalcetrapib (RG1658, JTT-705; einlizensiert von Japan
Tobacco) ist ein neuartiger Cholesterylester-Transferprotein
(CETP)-Hemmer, der nachweislich den Spiegel des «guten»
funktionellen HDL-Cholesterins anhebt und damit den Abtransport von Cholesterin aus den Blutgefässen fördern
könnte. Die laufende Phase-III-Studie dal-OUTCOMES mit
mehr als 15 800 Teilnehmern untersucht, ob Dalcetrapib das
Infarkt- und Schlaganfallrisiko von Patienten, bei denen kürzlich ein akutes Koronarsyndrom-Ereignis stattgefunden hat,
vermindern kann.
Aktueller Stand der Entwicklung von Aleglitazar
Über 60% der Patienten mit Typ-2-Diabetes sterben an HerzKreislauf-Erkrankungen und Schlaganfällen und nicht aufgrund von Schwierigkeiten bei der Einstellung ihrer Blutzuckerwerte. Aleglitazar ist oral einzunehmen und könnte die
erste Therapie werden, die das kardiovaskuläre Risiko bei Patienten mit Typ-2-Diabetes gezielt senkt. Ein weltweites PhaseIII-Programm (ALECARDIO) wurde 2010 begonnen und untersucht, ob Aleglitazar die kardiovaskuläre Morbidität und
Mortalität bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die vor kurzem ein
akutes Koronarsyndrom erlitten haben, reduzieren kann.
Darüber hinaus wurde 2011 die Rekrutierung von Patienten für
eine Phase-II-Studie (AleNEPHRO) abgeschlossen, welche
die Vorteile von Aleglitazar bei der Behandlung von Patienten
mit Typ-2-Diabetes und leichten bis mittelschweren Nierenfunktionsstörungen untersucht.
Aleglitazar (RG1439) nutzt einen neuen Ansatz zur Reduzierung des kardiovaskulären Risikos bei Patienten mit Typ-2-­
Diabetes. Es aktiviert zwei Schlüsselproteine, welche die
­Signalgebung in Stoffwechselprozessen regulieren, die bei
Typ-2-Diabetes beeinträchtigt sind: die Peroxisom-Proliferator-aktivierten Rezeptoren PPAR-alpha und PPAR-gamma. Die
Aktivierung von PPAR-alpha soll eine Erhöhung der Fettverbrennung, eine Reduktion der Triglyzeride und eine Erhöhung
des HDL (des «guten Cholesterins») bewirken, wodurch das
Fortschreiten der Arteriosklerose potenziell verlangsamt wird.
Die Aktivierung von PPAR-gamma verbessert den GlukoseStoffwechsel und bekämpft die Insulinresistenz.
Neurowissenschaften
Im Entwicklungsportfolio von Roche befinden sich zehn neuartige Wirkstoffe zur Therapie von Erkrankungen des Zentralnervensystems, für die ein hoher medizinischer Bedarf besteht.
Am weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung von Prüfpräparaten zur Behandlung von Schizophrenie und multipler Sklerose, die sich in Phase III der Entwicklung befinden. Darüber
hinaus befinden sich gegenwärtig mehrere Prüfpräparate zur
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
45
Division Pharma — Wichtige Produktzulassungen 2011
Produkt
Für die Zulassung
entscheidende Studie
Indikation oder oder Darreichungsform
Land
Avastin
RIBBON 1
Metastasierender Brustkrebs, Kombinationsbehandlung
EU
mit Xeloda
Avastin
Internationale Phase-III-Daten,
Inoperabler oder rezidivierender Brustkrebs,
japanische Phase-II-Daten
Erstlinienbehandlung
Japan
Avastin
ICON-7, GOG 218
Metastasierender Eierstockkrebs, postoperativ
EU
Actemra/
LITHE (2-Jahres-Daten)
Rheumatoide Arthritis, Verringerung oder Verhinderung
USA
RoActemra
des Fortschreitens von Gelenkschäden und Verbesserung
der physischen Mobilität
TENDER
Systemische juvenile idiopathische Arthritis
USA, EU,
Herceptin
ToGA
Fortgeschrittener HER2-positiver Magenkrebs bei Patienten,
Japan
Herceptin
NOAH (Japan: NOAH und
HER2-positiver Brustkrebs, neoadjuvante und/oder
öffentlich verfügbare Daten)
­adjuvante Behandlung
PRIMA
Fortgeschrittenes follikuläres Lymphom, Erstlinien-­
Schweiz
die für eine chirurgische Therapie nicht in Frage kommen
MabThera/
Rituxan
Japan, EU
USA
Erhaltungstherapie nach Induktionsbehandlung mit
Rituxan/MabThera plus Chemotherapie
RAVE
Wegener-Granulomatose, mikroskopische Polyangiitis —
Japanische Phase-II/III-Daten
Chronische Hepatitis B
Japan
4 klinische Studien
Pegasys Fertigpen, Pegasys ProClick Einweg-Autoinjektor
EU, USA,
SATURN
Nichtkleinzelliger Lungenkrebs, Erstlinien-Erhaltungs­
USA
schwere Formen von ANCA-assoziierter Vaskulitis
Pegasys
Schweiz
Tarceva
China
therapie nach Chemotherapie
EURTAC, veröffentlichte
Metastasierender nichtkleinzelliger Lungenkrebs mit
­k linische Erfahrungen
EGFR-aktivierenden Mutationen, Erstlinientherapie
PA 3, japanische
Bauchspeicheldrüsenkrebs, der nicht für eine kurative
­P hase-II-Daten
Resektion geeignet ist, Kombinationsbehandlung mit
EU
Japan
­G emcitabin
Xeloda
Öffentlich verfügbare Daten
Fortgeschrittener oder therapieresistenter Magenkrebs
Japan
bei Patienten, die für eine chirurgische Therapie nicht in
Frage kommen
XELOXA
Dickdarmkrebs, adjuvante Therapie, Kombinations­
Schweiz
behandlung mit Oxaliplatin
Zelboraf
BRIM2, BRIM3
Inoperables oder metastasierendes Melanom, das eine
USA, Schweiz,
BRAF-Mutation aufweist
Brasilien
Behandlung der Alzheimer-Krankheit in frühen Phasen der klinischen Entwicklung.
Aktueller Stand der Entwicklung von Bitopertin
Bitopertin (RG1678, ehemals GlyT-1) ist ein Glycin-Wiederaufnahmehemmer, der weltweit gemeinsam mit Chugai entwickelt
wird. Ende 2010 wurde ein Phase-III-Programm aufgelegt, in
dessen Rahmen Bitopertin in drei Studien in Kombination mit
Antipsychotika zur Behandlung der negativen Symptome, und
46
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
in drei weiteren Studien bei Patienten mit suboptimal kontrollierten positiven Symptomen der Schizophrenie untersucht
wird. Im ersten Quartal 2011 begann eine Phase-II-Studie zum
Nachweis der Wirksamkeit von Bitopertin als Monotherapie
bei Patienten mit einer akuten Exazerbation einer Schizophrenie. Als erster Vertreter einer völlig neuen Medikamentenklasse könnte Bitopertin der erste Wirkstoff zur Behandlung
der negativen Symptome der Schizophrenie werden. Darüber
hinaus könnte Bitopertin in Kombination mit verfügbaren
Division Pharma — Wichtige Zulassungsanträge 2011
Produkt
Für die Zulassung
entscheidende Studie
Indikation oder Darreichungsform
Land
Avastin
ICON-7, GOG 218
Metastasierender Eierstockkrebs
Schweiz
OCEANS (AVF4095)
Rezidivierender Eierstockkrebs
EU
NOAH; öffentlich verfügbare
HER2-positiver Brustkrebs, neoadjuvante und/oder
EU, Schweiz,
Daten (Japan)
­adjuvante Therapie
Japan
Lucentis
RISE, RIDE
Diabetisches Makulaödem
USA
MabThera/
RAVE
ANCA-assoziierte Vaskulitis
Schweiz
RATE
Schnellere (90 Minuten) Infusionsabläufe von Rituxan
USA
Herceptin
Rituxan
in Kombination mit einer Chemotherapie zur Behandlung
des NHL
RoActemra
TENDER
Systemische juvenile idiopathische Arthritis
Schweiz
Tarceva
EURTAC
Metastasierender nichtkleinzelliger Lungenkrebs mit
Schweiz
­EGFR-aktivierenden Mutationen, Erstlinientherapie
Pegasys
Japanische Phase-II/III- Daten
Chronische Hepatitis B
Pertuzumab
CLEOPATRA
HER2-positiver, metastasierender Brustkrebs
EU, USA
Vismodegib
ERIVANCE BCC (SHH4476G)
Fortgeschrittenes Basalzellkarzinom, das für eine
USA, EU
Zelboraf
BRIM2, BRIM3
Inoperables oder metastasierendes Melanom, das eine
EU, USA,
BRAF-Mutation aufweist
Schweiz,
Japan
­c hirurgische Therapie nicht in Frage kommt
­A ustralien,
Neuseeland,
Brasilien
T­ herapien zur Behandlung suboptimal kontrollierter positiver Symptome eingesetzt werden, dies bei geringen beziehungsweise nicht höheren Nebenwirkungen. Sein neuartiger
Wirkmechanismus könnte möglicherweise auch bei anderen
psychiatrischen Störungen wertvolle therapeutische Anwendungsmöglichkeiten eröffnen.
Schübe gekennzeichnet, die sich vollständig oder unvollständig zurückbilden. Für die Behandlung der PPMS, einer viel selteneren Form der Erkrankung, die bei rund 10% der Patienten
mit MS auftritt, ist noch keine zugelassene Therapie verfügbar.
Differenzierte Ausrichtung auf Amyloid
bei Alzheimer-Krankheit
Ocrelizumab bewirkt Reduktion der MS-Aktivität
bis zu 96 Wochen
Ocrelizumab (RG1594) ist ein humanisierter monoklonaler
Antikörper, der selektiv auf CD20-positive B-Zellen abzielt, die
bei multipler Sklerose (MS) vermutlich eine wichtige Rolle
spielen. Das Phase-III-Programm mit Ocrelizumab besteht aus
zwei Studien (Opera I und II) mit Patienten mit schubförmig
remittierender multipler Sklerose (SRMS) und einer Studie
(Oratorio) mit Patienten mit primär progredienter multipler
Sklerose (PPMS). Das Programm wurde 2011 aufgelegt und
rekrutiert gegenwärtig Patienten für alle drei Studien. Ergebnisse einer Phase-II-Studie mit Ocrelizumab bei Patienten mit
SRMS, der häufigsten klinischen Form der Erkrankung, wurden auf einer wichtigen Fachtagung im Oktober vorgestellt.
Die Studie zeigte, dass die zuvor für 24 Wochen berichtete
signifikante Reduzierung der Krankheitsaktivität über 96
Wochen der Behandlung anhielt. Die SRMS ist durch einzelne
Der gegenwärtige Stand der Erforschung der AlzheimerKrankheit deutet darauf hin, dass die jenes Leiden kennzeichnende Anhäufung von Beta-Amyloid-Peptiden im Gehirn der
Patienten der wichtigste Grund für deren Gedächtnisverlust
ist. Zu den weiter fortgeschrittenen Prüfpräparaten von Roche
zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit gehören zwei monoklonale Antikörper, die an das Beta-Amyloid anbinden sollen.
Beide befinden sich in der klinischen Erprobung in Phase-IIStudien. Sie stellen zwei unterschiedliche Ansätze zur Reduzierung der Amyloid-Last im Gehirn dar.
Gantenerumab (RG1450), ein vollständig humaner Antikörper, entwickelt in Forschungszusammenarbeit mit MorphoSys,
bindet und neutralisiert krankheitsrelevante aggregierte Formen von Beta-Amyloid, und zwar sowohl jener, die sich als
Plaques im Gehirn anhäufen, als auch jener, welche die Funktion der Gehirnzellen beeinträchtigen. In einer Phase-I-Studie
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
47
wurde mit Hilfe des bildgebenden Verfahrens der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nachgewiesen, dass die
Behandlung mit Gantenerumab zu einer Verringerung der
Amyloid-Last im Gehirn führte, möglicherweise durch einen
immunologischen Clearance-Mechanismus, an dem Gliazellen
beteiligt sind. Eine laufende Phase-II-Studie, SCarlet RoAD,
soll Patienten mit frühen (prodromalen) Stadien der Alz­heimerKrankheit identifizieren und behandeln, ehe substanziellere
Schädigungen des Gehirns eintreten.
RG7412, ein von AC Immune einlizenzierter humanisierter
Antikörper, bindet an alle Formen von Beta-Amyloid im Gehirn,
einschliesslich Plaques. Im Jahr 2011 begannen zwei Phase-IIStudien, welche die Behandlung von Patienten mit leichter bis
mittelschwerer Alzheimer-Krankheit mit RG7412 untersuchen:
mit der Kognitionsstudie ABBY soll eine Reduzierung der Verschlechterung der kognitiven Leistungsfähigkeit festgestellt
werden, um die klinische Aktivität nachzuweisen; in der Studie
BLAZE sollen mit Hilfe eines Biomarkers in einem bildgebenden Verfahren (PET) Veränderungen in der Amyloid-­
Plaque-Last im Gehirn festgestellt werden.
Diagnostika für bessere
Behandlungsentscheidungen
Im Jahr 2011 investierte Roche 900 Millionen Franken in die
Entwicklung neuer diagnostischer Tests und Instrumente, welche die Informationsgrundlage für medizinische Entscheidungen verbessern und Effizienzsteigerungen in klinischen
Laboratorien und Forschungszentren unterstützen.
Produkteinführungen 2011
Infolge unserer Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
konnten wir im Berichtsjahr 50 Tests und 13 neue oder
­optimierte Instrumente in Schlüsselmärkten einführen (siehe
Tabelle auf der gegenüberliegenden Seite). Nachstehend
sind die wichtigsten Zulassungen und Produkteinführungen
zusammengefasst, mit denen wir unser Angebot weiter ausbauen und differenzieren konnten.
aller Gebärmutterhalskrebserkrankungen verantwortlich. Wie
die ATHENA-Studie, eine der grössten Zulassungsstudien in
der Diagnostik, gezeigt hat, kann der Test dazu beitragen,
Erkrankungen nachzuweisen, die sich mit herkömmlichen Vorsorgeuntersuchungen nicht entdecken lassen. In Schweden
wird der cobas HPV-Test gegenwärtig in einem Pilotprojekt für
das primäre Screening auf Gebärmutterhalskrebs eingesetzt.
Personalisierte Krebstherapie
Im zweiten Halbjahr 2011 erhielten drei Molekulartests die CEKennzeichnung 4, welche eine massgeschneiderte Behandlung für Patienten mit Haut-, Dickdarm-/Enddarm- und Lungenkrebs unterstützen:
• Der cobas BRAF-Test ist ein diagnostischer Begleittest für
unser Hautkrebsmedikament Zelboraf und wurde im August
ebenfalls von der FDA zugelassen (siehe Seiten 36–37).
• Der cobas EGFR-Test identifiziert Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkrebs, die für eine Erstlinienbehandlung mit
Anti-EGFR (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor)-Hemmern wie Tarceva in Frage kommen.
• Der cobas KRAS-Test weist Mutationen im KRAS-Gen nach.
Diese treten bei 35–45% der Dick- und Enddarmkarzinome
auf und sind ein Indiz dafür, dass ein Patient auf Anti-EGFRAntikörper (wie etwa Cetuximab und Panitumumab) wahrscheinlich nicht ansprechen wird.
Alle drei Tests laufen auf der Plattform cobas 4800 und bieten
einen bisher unerreichten Grad an Sensitivität.
Im Juni erteilte die FDA die Zulassung für unseren Inform HER2
Dual ISH-Gewebetest. Mit dem Test lässt sich vorhersagen, ob
eine Brustkrebspatientin wahrscheinlich auf eine Behandlung
mit Herceptin ansprechen wird. Es handelt sich um den ersten
vollautomatisierten Gewebetest, der sowohl das HER2-Gen
als auch einen zentralen Teil des Chromosoms 17 auf einem
einzigen Objektträger nachweist. Somit erlaubt dieser Test den
Pathologen, Unterschiede in der Genexpression innerhalb des
Tumorgewebes leicht zu erkennen, und erhöht damit die
Genauigkeit der Diagnose. Der Test lässt sich mit unserem
HER2 (4B5) IHC-Test und der Companion Algorithm HER2
(4B5)-Bildanalyse-Software kombinieren. Roche bietet damit
die einzige komplette Workflow-Lösung für die HER2-Diagnostik im Labor an.
Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge
Im April erteilte die US-Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung für den neuen cobas HPV-Test zur Identifizierung von
Frauen mit dem höchsten Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu
erkranken. Dabei handelt es sich um den einzigen von der FDA
zugelassenen Test, der 14 Genotypen des humanen Papillomavirus (HPV) nachweist — 12 als gepooltes Ergebnis und die
Genotypen 16 und 18 einzeln. Letztere sind für mehr als 70%
48
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Hepatitis-B-Therapieüberwachung
Im Februar erhielt unser HBsAg quant-Immunoassay zur Therapieüberwachung bei Hepatitis B die CE-Kennzeichnung. Der
4 Erforderliche Kennzeichnung für Medizinprodukte, die für den Verkauf
in Europa bestimmt sind.
Division Diagnostics — Wichtige Produkteinführungen 2011
Bereich
Produkt
Beschreibung
Markt
Zeit­r aum
Instrumente/Geräte
Labor­a torien
cobas c 702
Modul für die klinische Chemie für Labore mit hohem Arbeitsvolumen
EU, USA
Q1, 3
OptiView
Nachweissystem für die BenchMark-Instrumente zur Gewebeschnittfärbung
EU, USA
Q2
Ultimate Reagent
Access
Weiter verbessertes BenchMark ULTRA Färbesystem für die
­ eschleunigte Bearbeitung von Gewebeschnitten
b
Weltweit
Q2, 3
iScan Coreo
Scanner für die digitale Visualisierung von Gewebeschnitten
EU
Q2
Diabetes Care
Accu-Chek Mobile
Blutzuckermesssystem ohne Teststreifen (zweite Produktgeneration)
EU, APAC
Q4
Accu-Chek FastClix
Stechhilfe (Spannen und Auslösen mit einem Klick)
EU
Q1
Life
Sciences
LightCycler Nano
Kompaktes Instrument für die Echtzeit-PCR-Analyse
Weltweit
Q2
GS FLX+ System
Weiter verbessertes Sequenzierungs-Instrument und -Kit
Weltweit
Q2
SeqCap EZ Choice,
SeqCap EZ Exome v3
Mikroarrays für die Sequenzanreicherung
Weltweit
Q1, 4
4.2M CGH,
2.1M CGH/SNP
Mikroarrays für hochauflösende Analysen von genomischen ­Variationen
Weltweit
Q4
Cedex Bio
Bioprozessanalysegerät für die Herstellung von Biotherapeutika
Weltweit
Q3
Tests/Assays
Onkologie
Virologie/
Infektiöse
Krankheiten
Stoffwechsel
HE4
Immunoassay für die Früherkennung von Eierstockkrebs
EU
Q1
HPV
PCR-Test für die Gebärmutterhalskrebs-Vorsorge
USA
Q2
BRAF
PCR-Test; identifiziert Patienten, die für eine Therapie mit Zelboraf in
Frage kommen
EU, USA
Q3
KRAS
PCR-Test; unterstützt die Therapieauswahl bei Dick-/Enddarmkrebs
EU
Q3
EGFR
PCR-Test; unterstützt die Therapieauswahl bei Lungenkrebs
EU
Q4
HER2 Dual ISH
Gewebetest; unterstützt die Diagnose von HER2-positivem
­ rustkrebs
B
USA
Q2
29 IHC-Primärantikörper
Für IHC-Gewebetests, darunter BCL2 (Lymphom), ERG (Prostatakrebs), H. pylori (Vorform von Gastritis und Magengeschwüren),
MLH1 (Dickdarm-/Enddarmkrebs) sowie PR (Brustkrebs)
Weltweit
Q1–4
HER2 (4B5) Algorithm
Software für die digitale Bildanalyse, unterstützt die HER2-Diagnostik
USA
Q4
HBsAg quant
Immunoassay zur Hepatitis-B-Therapieüberwachung
EU
Q1
CMV Avidity,
Toxo IgG Avidity
Immunoassays, helfen primäre und nicht-primäre Infektionen mit dem
Zytomegalievirus in der Schwangerschaft zu unterscheiden
EU
Q1, 4
MPX 2.0
PCR-Blut-Screening-Test, weist HIV, HCV und HBV nach
EU
Q2
DPX
PCR-Test, weist Parvovirus B19 und HAV in humanem Plasma nach
USA
Q1
CMV
PCR-Test zur Überwachung von Infektionen mit dem Zytomegalievirus
EU
Q1
HIV-1 2.0
Dualer PCR-Test, weist zwei HIV-Subtypen nach
EU
Q2
HCV 2.0
PCR-Test zur Messung der Hepatitis-C-Viruslast
USA
Q1
HCV 2.0 (qual. und quant.)
PCR-Test zum Nachweis akuter HCV-Infektionen und der Viruslast
EU
Q4
HLA-B 5701
PCR-Test zur Untersuchung von HIV-Patienten auf eine Überempfindlichkeit gegen Abacavir
EU
Q4
Vitamin D Total
Immunoassay zur Messung der Vitamine D2 und D3
EU
Q2
hGH
Immunoassay, unterstützt die Diagnose von hgH (Wachstumshormon)Störungen
EU, USA
Q1, 2
PTH (1-84)
Immunoassay zur Überwachung von Patienten mit chronischer
­ ierenerkrankung
N
EU
Q3
Maltose-unabhängige
Teststreifenchemie
für das Blutzuckermessgerät Accu-Chek Aviva
USA,
Japan
Q3
GS GType HLA Primer Sets
Primer Sets zur Gensequenzierung für die Forschung am Immunsystem
Weltweit
Q1
Schwarz = neues Produkt/erste Markteinführung; Grau = neues Produkt/Einführung in weiteren Märkten.
APAC = Asien—Pazifik; EU = Europäische Union; USA = Vereinigte Staaten von Amerika.
BCL2 = B-Zell-Lymphom-2-Gen; BRAF = B-Isoform des schnell wachsenden Fibrosarkom-Onkogens; CGH = vergleichende genomische Hybridisierung;
EGFR = epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor; ERG = ETS (E-twenty six) Related Gen; GS = Genomsequenzierer; HAV = Hepatitis-A-Virus;
HBsAg = Hepatitis-B-Oberflächen-Antigen; HBV = Hepatitis-B-Virus; HCV = Hepatitis-C-Virus; HE4 = humanes Epididymis-Protein E4;
HER2 = humaner epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor 2; HIV = humanes Immunschwächevirus; HLA = humanes Leukozyten-Antigen; HPV = humanes
Papillomavirus; IHC = Immunhistochemie; ISH = In-situ-Hybridisierung; KRAS = Mitglied der RAS-Familie der Onkogene; MLH1= MutL Homolog 1 gene;
PCR = Polymerase-Kettenreaktion; PR = Progesteron-Rezeptor; PTH = Parathormon; SNP = Einzel-Nukleotid-Polymorphismus; Toxo IgG = Toxoplasmaspezifischer Immunglobulin-G-Antikörper.
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
49
Test nutzt unsere Elecsys-Technologie, um die Konzentration
des Hepatitis-B-Virus-Oberflächenantigens in Serum oder
Plasma zu messen. Das ermöglicht den Ärzten, den nachhaltigen Behandlungserfolg mit Pegasys oder anderen Interferon-basierten Medikamenten zu beurteilen und die Therapie
auf die Bedürfnisse der einzelnen Patienten auszurichten.
Laufende Prioritäten in Forschung und Entwicklung
Sicherere und einfachere Blutzuckerkontrolle
Neuartige Biomarker
Im September erteilte die FDA die Zulassung für die Mal­tose-unabhängigen Teststreifen für das Blutzuckermessgerät
Accu-Chek Aviva. Weil es bei den neuen Teststreifen nicht zu
einer Kreuzreaktion mit Maltose kommt, ermöglichen sie eine
sicherere Blutzuckerkontrolle, denn in seltenen Fällen kann
eine Maltose-Interferenz zu fälschlicherweise erhöhten Messwerten führen. Die Zulassung des Teststreifens durch die
FDA bereitet den Weg für die Einführung unseres neuen
­Accu-Chek-Portfolios in den USA.
Im Jahr 2011 hat sich Roche gemeinsam mit ihren Partnern aus
der phamazeutischen Industrie weiter mit der Biomarker-­
Forschung beschäftigt und dazu ihre breite Technologiebasis
in den Bereichen Gen-, Protein- und Gewebe-Diagnostik
genutzt. Schwerpunkte lagen dabei auf der Onkologie, Virologie sowie Entzündungs-, Herzkreislauf- und Stoffwechselkrankheiten. Roche Diagnostics arbeitete mit der Division
Pharma an über 200 Projekten — darunter auch die zur MetExpression und zum Periostin-Spiegel (siehe Seiten 42 und 43)
— sowie mit mehr als 20 anderen Pharma-Partnern an diagnostischen Begleittests.
Im November begannen wir in Australien und den Niederlanden mit der Markteinführung der nächsten Generation unseres
Blutzuckermesssystems Accu-Chek Mobile. Das deutlich verkleinerte Messsystem hat wie sein Vorgänger eine integrierte
Testkassette mit 50 Tests auf einem Band — das Hantieren mit
einzelnen Teststreifen entfällt.
Breiteres Angebot für Laboratorien
Wir erweiterten unsere vollautomatische modulare System­
familie cobas für Zentrallabore mit der Einführung des neuen
Analysegerätes cobas c 702 für die klinische Chemie in den
USA und der EU. Mit seinem innovativen Reagenzienmanager
kann dieses Modul 2000 Tests pro Stunde durchführen und
ermöglicht damit Laboren mit hohem Arbeitsvolumen einen
unterbrechungsfreien Arbeitsablauf. Wir lancierten zudem
sieben Immunoassays, darunter einen Vitamin D Total-Test,
welche unser Elecsys Menü für Analysegeräte der System­
familie cobas auf 95 Tests erweiterten. Wir bieten damit das
umfassendste, auf einer einzigen Plattform verfügbare Immunoassay-Menü an.
Weitere PCR-Einsatzmöglichkeiten in der Forschung
Im Juni brachte Roche das LightCycler Nano auf den Markt,
ein kompaktes und erschwingliches Tischgerät für die Echtzeit-Polymerasekettenreaktion (PCR)-Analyse für Genotypisie­
rung, Genexpressionsstudien und andere Anwendungen. Das
Nano-System ergänzt die grösseren Instrumente der Light­
Cycler-Serie und ermöglicht damit wesentlich mehr Forschern
weltweit, die Echtzeit-PCR-Technik zu nutzen.
50
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Auch 2011 investierte die Division Diagnostics erheblich in
Technologien und Produkte, die in den kommenden Jahren auf
den Markt kommen sollen. Besonderer Fokus lag auf den folgenden fünf Bereichen:
Gerinnungstests für Labore
Roche tätigte bedeutende Investitionen in neuartige Lösungen
zur Untersuchung der Blutgerinnung und hämostatischen
Faktoren von Patienten. Für das kommende Jahr planen wir die
Einführung eines neuen Instruments für Labore mit mittlerem
und hohem Durchsatz. Dieses soll zusammen mit einem umfassenden Testmenü auf den Markt kommen. Es ergänzt
unsere führenden tragbaren Testsysteme, welche zur Blut­
gerinnungskontrolle zu Hause und in Arztpraxen genutzt werden. Die Übernahme von Verum Diagnostica, einem führenden
Unternehmen auf dem Gebiet der Thrombozytenfunktions­
diagnostik, wird das Portfolio von Roche im Segment Gerinnungskontrolle weiter stärken.
Integrierte Systeme für Menschen mit Diabetes
Bei der Produktentwicklung im Bereich Diabetes Care setzen
wir auf umfassende Lösungen, die ein individuelles DiabetesManagement erleichtern und die Anzahl der Geräte und
Arbeitsschritte verringern, um Blutzucker zu kontrollieren und
Insulin zu verabreichen. So ermöglicht unsere neue SOLO
Mikropumpe eine dem Bedarf des Patienten entsprechende
kontinuierliche Insulinverabreichung. Sie besteht aus einer
teilweise wiederverwendbaren Insulinpumpe und einer Steuerungseinheit. Ihre Markteinführung in der EU ist für 2012
­geplant. Zudem schlossen wir im November 2011 eine Entwicklungs- und Vertriebsvereinbarung mit dem Unternehmen
DexCom. Diese ermöglicht uns, die führende Sensorentechnologie von DexCom zur kontinuierlichen Glukosemessung
in unsere zukünftigen Insulinverabreichungssysteme zu integrieren.
Division Diagnostics — Wichtigste für 2012 geplante Produkteinführungen
Bereich
Produkt
Beschreibung
Markt
cobas t 611
Gerinnungsmessgerät für den mittleren und hohen Durchsatz
EU
BenchMark Special
Vollautomatisches System zur Gewebeschnittfärbung
Weltweit
Instrumente/Geräte
Labor­a torien
Stains
VENTANA iScan HT
Scanner mit hohem Durchsatz zur digitalen Visualisierung von Gewebeschnitten
Weltweit
Point-of-
cobas b 101
Multiparameter-Analysegerät zur Messung von Blutfetten und Blutzucker
EU
Care
cobas b 123 *
Blutgasanalysegerät für die Intensivmedizin
USA
Diabetes
Accu-Chek Nano
Kleines Blutzuckermesssystem, keine Codierung der Teststreifen erforderlich
USA
Care
SmartView *
Accu-Chek Mobile
Blutzuckermesssystem ohne Teststreifen (zweite Produktgeneration)
EU
Accu-Chek
Insulinpumpe mit Steuerungseinheit und Blutzuckermesssystem
USA
Mikroinsulinpumpe mit Steuerungseinheit und Blutzuckermesssystem
EU
Combo*
SOLO Mikropumpe
Tests/Assays
Onkologie
HE4
Immunoassay für die Früherkennung von Eierstockkrebs
USA
p16 Histology
IHC-Gewebetest zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
EU, USA
ER *
IHC-Gewebetest zur Diagnose von Brustkrebs
USA
GS GType TET2/
Primer Sets zur Gensequenzierung für die Leukämie-Forschung
Weltweit
CBL/KRAS &
RUNX1 Primer Sets
Virologie/
CMV
PCR-Test zur Überwachung von Infektionen mit dem Zytomegalievirus
USA
Infektiöse
CT/NG
PCR-Test zum Nachweis von Infektionen mit Chlamydien/Gonorrhö
USA
Vitamin D Total
Immunoassay zur Messung der Vitamine D2 und D3
USA
Krankheiten
Stoffwechsel
Schwarz = neues Produkt/erste Markteinführung; Grau = neues Produkt/Einführung in weiteren Märkten.
EU = Europäische Union; USA = Vereinigte Staaten von Amerika.
* Diese Produkte sollten ursprünglich 2011 eingeführt werden; ihre Zulassung wurde bei der FDA beantragt, und Roche wird sie lancieren, sobald die
Zulassung erteilt ist.
CBL = Casitas B-Zell-Lymphom-Gen; CT/NG = Chlamydia trachomatis/Neisseria gonorrhoeae; ER = Östrogenrezeptor; GS = Genomsequenzierer;
HE4 = humanes Epididymis-Protein E4; IHC = Immunhistochemie; KRAS = Mitglied der RAS-Familie der Onkogene; p16 = Protein p16INK4a;
PCR = Polymerase-Kettenreaktion; RUNX1 = Runt-verwandter Transkriptionsfaktor 1; TET2 = Mitglied der TET-Familie der Onkogene.
Hochautomatisierte DNA-Diagnostik
Roche entwickelt die voraussichtlich weltweit ersten Plattformen, die Molekulartests für die Bereiche Frauengesundheit
wie auch Virologie und Blut-Screening durchführen können.
Diese Plattformen werden Laboratorien für Molekulardiagnostik und Blut-Screening ermöglichen, Automatisierungsgrad,
Durchsatz und Kosteneffizienz zu erhöhen, indem sie Arbeitsabläufe vereinfachen sowie Ausrüstung und Komplexität
­reduzieren. Es ist geplant, die Entwicklung auch 2012 weiterzuführen.
Genoms und der genetischen Ursachen für Erkrankungen
erlauben. Wir führten unsere exklusive Partnerschaft mit DNA
Electronics fort, um einen elektrochemischen DNA-Sequenzierer zu entwickeln, sowie die Zusammenarbeit mit IBM zur
Entwicklung eines Einzelmolekül-Sequenzierers auf der Basis
von Nanoporen. Im Oktober erwarb Roche von der Arizona
State University und der Columbia University die Lizenzen
für verschiedene Technologien zur direkten Auslesung der
Sequenz von Nukleinsäuren in einem DNA-Einzelmolekül bei
dessen Passage durch eine Nanopore. Die Technologien werden unser Entwicklungsprojekt mit IBM weiter voranbringen.
Neue Sequenzierungstechnologien
Im Jahr 2011 engagierte sich Roche weiterhin für die Entwicklung schnellerer und effizienterer Sequenzierungssysteme,
die noch umfassendere Untersuchungen des menschlichen
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
51
Zugang zu externer Innovation
Zugang zu externer Innovation mit Hilfe gezielter Übernahmen
und Lizenzvereinbarungen über den Austausch geistigen
Eigentums sowie durch wissenschaftliche Allianzen ist ein
wichtiges Mittel zur Stärkung und Erweiterung unseres globalen Innovationsnetzwerks. Im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen verfolgt Roche mit einigen der besten Forscher
weltweit Ideen, wie neue wissenschaftliche Erkenntnisse in
klinisch differenzierte Arzneimittel und neuartige Diagnostika
umgesetzt werden können. In einer 2011 von der Boston
­C onsulting Group veröffentlichten Umfrage unter wichtigen
Pharmaunternehmen zum Thema Partnering wurde Roche von
Biotech-Unternehmen als einer der begehrtesten Partner
genannt. Für diese Unternehmen besitzt Roche besondere
Stärken in der Flexibilität bei der Vertragsgestaltung, bei der
Unternehmensleitung, dem Allianz-Management sowie bei
der Fertigungskompetenz. Roche gehörte auch zu den Firmen,
mit denen Biotech-Unternehmen insgesamt gesehen am liebs­
ten Partnerschaften eingehen würden.
Übernahmen und Lizenzvereinbarungen
Roche Partnering unterzeichnete 2011 insgesamt 67 neue
Vereinbarungen, darunter drei produktbezogene für insgesamt vier Produkte sowie 53 Forschungs- und Technologiepartnerschaften. Ausserdem wurden 11 Produkte auslizensiert. Es wurde ein spezielles Team zur Beschaffung «offener
Innovation» gebildet, um die Zusammenarbeit mit akademischen Institutionen und anderen externen Partnern bereits
in einem sehr frühen Stadium zu suchen und Produktentwicklungspartnerschaften einzugehen. Zu den wichtigsten Transaktionen des Teams gehörte 2011 die Zusammenarbeit zwischen PTC Therapeutics und der SMA Foundation, mit der
Roche Zugang zu einem ersten Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse zur Behandlung der spinalen Muskelatrophie
(SMA) erhält, einer folgenschweren Erkrankung bei Kindern
und Jugendlichen und der häufigsten genetisch bedingten
Todesursache bei Säuglingen und Kleinkindern. Des Weiteren
kam mit der Übernahme von Anadys Pharmaceuticals der
Wirkstoff Setrobuvir in die Virologie-Pipeline von Roche. Das
US-Unternehmen Anadys betreibt in einer Phase-I-Studie
auch die Entwicklung von ANA773, einer oral verabreichten,
kleinmolekularen Substanz, welche die angeborene Immunität
hervorruft und sich möglicherweise bei der Behandlung von
Hepatitis C und anderen chronischen Infektionen sowie
von Krebserkrankungen als wirksam erweisen kann. Zudem
schloss Roche mit der Evotec AG Deutschland eine Vereinbarung über die gemeinsame Entwicklung und Kommerzialisie-
52
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
rung des Wirkstoffs EVT-302 ab, der das Fortschreiten der
Alzheimer-Krankheit verlangsamen könnte.
Genentech Partnering schloss im Berichtsjahr drei produktbezogene Transaktionen ab und unterzeichnete sechs
Forschungs- und Technologiepartnerschaften. Diese Vereinbarungen unterstützen die Tätigkeit von Genentech Forschung und Frühe Entwicklung und umfassen eine Einlizen­
zierungsvereinbarung mit Kaufoption mit dem in den USA
ansässigen Unternehmen FORMA Therapeutics, über ein
neues Zielmolekül für Krebsmedikamente. Die Vereinbarung
wurde von IN VIVO, einem führenden Informationsdienstleister
für die Healthcare-Industrie, für die Auszeichnung als «Alliance of the Year» nominiert. Durch eine Einlizenzierungsvereinbarung mit dem US-amerikanischen Unternehmen Array
Biopharma gelangte ein zweiter Wirkstoff für einen wichtigen
Angriffspunkt für Krebsmoleküle, ein ChK1-Inhibitor, in das
Entwicklungsportfolio von Genentech Forschung und Frühe
Entwicklung.
Roche Diagnostics unterzeichnete im Jahr 2011 mehr als 40
Lizenzvereinbarungen und übernahm die Unternehmen PVT
Probenverteiltechnik (Deutschland)/PVT Lab Systems (USA),
mtm laboratories (Deutschland) und Anfang 2012 Verum Diagnostica (Deutschland). PVT ist weltweit führend bei massgeschneiderten Automatisierungs- und Workflow-Lösungen für
die In-vitro-Diagnostik in grossen Privat- und Krankenhaus­
laboren. Das Unternehmen mtm ist in der Gewebediagnostik
tätig und verfügt über ein führendes Portfolio von In-vitro-­
Diagnostika zum frühen Nachweis und zur Diagnose von
Gebärmutterhalskrebs. Verum Diagnostica ist auf die Gerinnungsanalytik im Labor spezialisiert. Die Division ging zudem
Forschungs- und Technologiepartnerschaften ein, unter
anderem zur Entwicklung von PCR-Biomarkertests (mit Merck
und Clovis), gewebebasierten Begleitdiagnostika (mit Bayer
und Pfizer) sowie zur automatischen Zielanreicherung für die
biomedizinische Forschung (mit Caliper).
Wissenschaftliche Allianzen
Das Innovationsnetzwerk von Roche wurde durch mehrere
neue Kooperationsvereinbarungen mit akademischen Institutionen weltweit ausgebaut. Das Netzwerk von Roche Pharma
Forschung und Frühe Entwicklung (pRED) umfasst 130 Partner in 76 wissenschaftlichen Einrichtungen und 15 Ländern
Amerikas, Asiens und Europas. Im Jahr 2011 wurden mehrere
führende akademische Institutionen in das Programm Expand­
ing the Innovation Network (EIN) aufgenommen, das nunmehr
auf elf Rahmenvereinbarungen verweisen kann, darunter mit
der Hebrew University in Jerusalem und der Harvard University. Vier weitere Vereinbarungen in Europa, den USA und
China stehen vor dem Abschluss. Die Zusammenarbeit hat
bereits greifbare Ergebnisse gebracht, indem zwei Projekte in
die eigene Entwicklung überführt wurden und gemeinsames
geistiges Eigentum entstanden ist. Im Jahr 2011 ging Roche
eine strategische Partnerschaft mit dem Cancer Prevention
and Research Institute of Texas, eine Kooperation mit der
schwedischen Life Science Initiative Uppsala BIO und eine
dreiseitige Forschungsvereinbarung mit der Harvard University und dem chinesischen Biotechnologie-Unternehmen Biobay ein.
Beginnend im Jahr 2010 hat die pRED-Abteilung für wissenschaftliche Allianzen, Zentren für Forschung und Entwicklung
im Bereich translationale Medizin eingerichtet. Diese sind in
Frankreich, den USA, Kanada, der Schweiz, den Niederlanden
und Singapur angesiedelt und hatten bis Ende 2011 über 80
Programme und Projekte aufgelegt. Im Berichtsjahr eröffnete
pRED in Frankreich ein Forschungs- und Entwicklungsinstitut,
das als zentrale Anlaufstelle für wissenschaftliche Zusammenarbeit über mehrere Krankheitsbereiche und wissenschaftliche Disziplinen hinweg fungiert. Auf ähnliche Weise wird
auch ein in Zürich eröffnetes externes wissenschaftliches
Zentrum für translationale Medizin die Zusammenarbeit zwischen Roche Pharma und Diagnostics sowie Wissenschaftlern
des Schweizer Bundesinstituts für Technologie (ETH), der
Universität Zürich und dem Universitätsspital Zürich fördern.
Verantwortungsbewusst forschen
und entwickeln
Klinische Studien
2011
2010
2009
2 174
2 173
2 182
35 849
34 636
34 508
332 183
277 079
268 614
Anzahl klinischer
­S tudien
Anzahl beteiligter
Gesundheits­
einrichtungen
Anzahl Patienten, die an
klinischen Studien der
Phasen I–IV teilnahmen *
* Die Zahlen enthalten nicht die Patienten in Genentech-Studien,
die vor dem Zusammenschluss von Roche und Genentech begonnen
wurden.
Roche verfügt über strenge Richtlinien und Prozesse, um die
Sicherheit, das Wohlergehen und die Rechte der Teilnehmer
an klinischen Studien zu gewährleisten. Unsere klinischen
­S tudienprogramme berücksichtigen auch die Good Clinical
­P ractice (GCP)-Richtlinien der International Conference on
Harmonisation (ICH). Damit die Einhaltung dieser Richtlinien
sichergestellt ist, werden alle Beteiligten von uns geschult,
überwacht und auditiert — dies gilt auch für Auftragsforschungsinstitute (CRO), die in unserem Auftrag Studien durch­
führen oder organisieren. Wir führen klinische Studien nur in
Ländern durch, in denen die Zulassung des untersuchten
Arzneimittelkandidaten auch beantragt werden soll.
Wir stellen die Daten unserer klinischen Studien in die
­durch­suchbaren Datenbanken www.clinicaltrials.gov und
www.roche-trials.com ein. Einzelheiten zu klinischen Studien
von Roche sind auch über das Klinische-Studien-Portal des
Weltpharmaverbands (IFPMA) sowie über das weltweite Register der US National Institutes of Health einsehbar.
Sichere und transparente klinische Studien
In klinischen Studien werden die Sicherheit und die Wirksamkeit neuer Arzneimittel und der klinische Nutzen diagnostischer Tests überprüft. Sie liefern auch wichtige Informationen über die Wirtschaftlichkeit einer Behandlung oder eines
diagnostischen Tests sowie darüber, wie ein Medikament die
Lebensqualität der Patienten verbessert. Diese Informationen
machen wir Zulassungsbehörden und Kostenträgern im
Gesundheitswesen zugänglich, um die Marktzulassung und
schliesslich die Kostenübernahme für Arzneimittel zu erlangen. Im Jahr 2011 erhielten über 320 000 Patienten als Teilnehmer an von Roche gesponserten Studien kostenlose Be­­
handlungen mit modernsten Medikamenten. Darüber hinaus
wurden mehr als 30 000 beteiligte medizinische Zentren durch
Schulungen, sowie finanziell und medizinisch unterstützt.
Roche sorgt darüber hinaus für den Austausch klinischer
Daten, indem es die Forscher ermutigt, die Ergebnisse ihrer
Arbeit in medizinischen Zeitschriften zu veröffentlichen und
auf wissenschaftlichen und medizinischen Kongressen vorzutragen. Forscher von Roche veröffentlichten im Berichtsjahr
1025 wissenschaftliche Artikel, einige davon in bedeutenden
Zeitschriften wie Nature, Cell, Science und dem New England
Journal of Medicine.
Ethik in Forschung und Entwicklung
Wir haben klare Richtlinien und Verfahren eingeführt, um die
hohen ethischen Standards in unserer Forschung und Entwicklung aufrechtzuerhalten. Dazu gehört auch, dass wir
regelmässig Ethik-Kurse für unsere Belegschaft durchführen.
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
53
Mitarbeitende, die im Rahmen ihrer Tätigkeit in Gewissenskonflikte geraten, die sich nicht in Gesprächen mit ihren
­Kollegen lösen lassen, haben die Möglichkeit, sich an unser
Global Ethics Liaison Office zu wenden, das sich mit Experten
innerhalb und ausserhalb des Unternehmens abstimmt, um
Lösungen zu finden. Im Jahr 2011 wurden dieser Anlaufstelle
keine Fälle vorgelegt.
Roche hat eine Science and Ethics Advisory Group (SEAG)
zusammengestellt, die Beratung zu einer Vielfalt von ethischen
Themen anbietet. Das Gremium tritt einmal jährlich zusammen;
nebst externen Experten der Fachgebiete Genetik, Bioethik,
Rechts- und Sozialwissenschaften, die von Roche ernannt
werden, gehören ihm auch Nichtfachleute wie Vertreter von
Patientenorganisationen an. Im Jahr 2011 leistete die SEAG
wertvolle Beiträge zur neuen Politik von Roche bezüglich des
Zugangs zu Medikamenten vor deren Zulassung. Dabei handelt es sich um einen globalen Ansatz für den Zugang zu noch
nicht zugelassenen Arzneimitteln für Patienten, die lebens­
bedrohlich erkrankt sind, jedoch nicht die Möglichkeit haben,
an klinischen Studien teilzunehmen. Ferner wirkte die SEAG
beratend an der Entwicklung von Prinzipien für die Durchführung von Stammzellforschung bei Roche mit.
Bioethik
Roche integriert ethische Praktiken durch kompetente, verantwortungsbewusste und transparente Ansätze bei der
­Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika in ihre wissenschaftliche Forschung. Das Unternehmen hat mehrere
Positionspapiere zu seinen Forschungs- und Entwicklungs­
aktivitäten in Bereichen wie Genetik, Stammzellforschung und
Tierversuche veröffentlicht. Wir überprüfen und aktualisieren
diese Positionen sowie unsere Grundsätze in Bezug auf den
Einsatz von Menschen oder Tieren in der Forschung regelmässig und berücksichtigen dabei wissenschaftliche Entwicklungen und Bedenken der Öffentlichkeit.
Die konzernweit gültige Charta zur Genetik gewährleistet
Exzellenz und soziale Verantwortung in unserer genetischen
Forschung. Wir glauben an das Recht jedes einzelnen auf
Selbstbestimmung, Privatsphäre und Vertraulichkeit bei der
Erhebung und Nutzung genetischer Daten. Roche wird die
Schaffung genetisch identischer menschlicher Wesen nicht
betreiben.
Stammzellen und ihre Anwendung in der Arzneimittelforschung bieten enormes Potenzial für die Entwicklung von
Krankheitsmodellen, die dazu beitragen können, geeignete
neue biologische Ziele für Arzneimittel zu identifizieren und
54
Roche Jahresbericht 2011 | Forschung und Entwicklung
Tierversuche in der Forschung (Roche und von Roche
beauftragte Forschungsinstitute) 2011
97,8%
0,7%
0,3%
0,5%
0,8%
Mäuse und Ratten
Andere Nagetiere
und Kaninchen
Hunde
Primaten
Andere
Wirkstoffe zu prüfen. Roche nimmt Stammzellforschung im
eigenen Haus und extern im Rahmen von Kooperationen vor,
um die Arzneimittelentwicklung voranzutreiben und dabei die
Anzahl der Tierversuche und die Häufigkeit möglicher schwerwiegender Ereignisse in klinischen Studien zu reduzieren.
Unser Ziel ist es, Behandlungsstrategien für unheilbare oder
nicht ausreichend behandelbare schwere Erkrankungen zu
etablieren, zum Beispiel Krankheiten des Zentralnerven­
systems, Herz-Kreislauf- und Stoffwechselkrankheiten sowie
Virus­erkrankungen. Roche erkundet auch den potenziellen
therapeutischen Nutzen von Stammzellen für unheilbare oder
nicht ausreichend behandelbare schwere Erkrankungen.
Verantwortungsvolle Tierversuche
Bei Roche engagieren wir uns seit langem für die Aufrecht­
erhaltung hoher Standards im Tierschutz und nehmen die
Bedenken der Öffentlichkeit über den Einsatz von Tieren in der
Forschung sehr ernst. Wo immer dies möglich ist, versuchen
wir, Tierversuche durch alternative Verfahren wie Computer­
simulation oder In-vitro-Tests mit differenzierten Zellen oder
Stammzellen zu ersetzen.
Dennoch ist der Einsatz von Tieren aus wissenschaftlichen
sowie rechtlichen Gründen in der biomedizinischen Forschung
unabdingbar. Zulassungsbehörden fordern von allen Healthcare-Unternehmen, die Sicherheit und Wirksamkeit neuer
Produkte zunächst an Tieren zu testen, ehe sie Menschen verabreicht werden dürfen. Roche hat sich verpflichtet, ethisch zu
handeln und die höchsten Standards bei der Pflege der Tiere
einzuhalten, die für wissenschaftliche Verfahren erforderlich
sind, und alle geltenden Vorschriften, Gesetze und Branchenstandards einzuhalten.
Im Jahr 2011 wurden in unserem Unternehmen 469 004 Tiere
in der Forschung eingesetzt, das ist ein Rückgang von 6,6%
gegenüber dem Vorjahr. Die Anzahl jener Tiere, die externe
Forschungsinstitute bei von uns in Auftrag gegebenen Tierversuchen eingesetzt haben, stieg von 55 913 in 2010 auf
68 606 im Berichtsjahr. In rund 98% der Fälle handelte es sich
um Mäuse und Ratten.
Weitere Informationen dazu unter:
• Produktpipeline von Roche Pharma und Diagnostics:
www.roche.com/de/research_and_development/pipeline.htm
• Personalisierte Medizin: www.roche.com/de/personalised_healthcare
• Konzernweit gültige Grundsätze, Richtlinien und Positionen:
www.roche.com/de/corporate_responsibility/principles
• Klinische Studien und Patientensicherheit:
•
Wir streben danach, eine möglichst geringe Zahl von Tieren
einzusetzen, ohne die Zuverlässigkeit und Gültigkeit von Forschungs- und Testergebnissen zu gefährden. Dazu praktizieren wir das 3R-Konzept, indem wir die Anzahl der benötigten
Tiere verringern (Reduce), Verfahren so gestalten, dass Tieren
möglichst wenig Schmerzen und Leiden zugefügt werden
(Refine), sowie Tierversuche durch alternative Methoden
beziehungsweise die Verwendung von Tierzellen oder -gewebe
ersetzt werden (Replace).
•
•
•
www.roche.com/de/clinical_trials.htm; www.roche.com/de/
managing_medication_safety
Innovation und Technologie: www.roche.com/de/
research_and_development/innovation_and_technologies.htm
Ethische Standards: www.roche.com/de/corporate_responsibility/
csr_research_and_development/ethical_standards.htm
Genetik und Bioethik: http://www.roche.com/de/
corporate_responsibility/csr_research_and_development/
genetics_and_bioethics.htm
Tierschutz: www.roche.com/de/corporate_responsibility/
csr_research_and_development/animal_welfare.htm
Im Jahr 2011 organisierte das Roche Ethics Committee on Animal Welfare zum dritten Mal die Auszeichnungen mit dem
3R-Award, der an Mitarbeitende von Roche und beauftragte
Forschungsinstitute für ihr Engagement bei der Umsetzung
der 3R-Strategie sowie für Verbesserungen im Tierschutz in
drei Kategorien vergeben wird: Pflege und Haltung von Labortieren; wissenschaftlicher Fortschritt; sowie Chirurgie, Methodologie, Ausbildung und Verfahren. Mit einem Preis gewürdigt
wurden unter anderem die Entwicklung eines computergestützten Vohersageinstrumentes zur Vermeidung toxikologi­
scher Wirkungen, das zur Reduzierung von Tierexperimenten
eingesetzt werden kann sowie ein Projekt, mit dessen Hilfe
Forscher humane Antikörper gewinnen können, ohne Labortiere zunächst immunisieren zu müssen.
Roche gehört zu den Mitbegründern der 2010 verabschiedeten neuen Charta für den Tierschutz von Interpharma, dem
Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen in der
Schweiz. Als Unterzeichner der Charta verpflichten wir uns zur
Einhaltung durchgängig hoher Standards im Tierschutz durch
Auditing-Systeme, Weiterbildung und Schulung aller Mitarbeitenden, den Dialog mit unseren Anspruchsgruppen, die Förderung der Tierschutzprinzipien gemäss dem 3R-Konzept und
die vertragliche Verpflichtung unserer Geschäftspartner in
diesem Sinne.
Forschung und Entwicklung | Roche Jahresbericht 2011
55
Roche Personalisierte Medizin
Wie funktioniert die
personalisierte Medizin?
Von zehn Patienten mit gleicher Behandlung profitiert im Durchschnitt etwa die Hälfte. Bei den anderen zeigt sich
kein Effekt oder sie erleiden sogar Nebenwirkungen.
Heute können Forscher die Ursachen von Krankheiten dank neuer Erkenntnisse aus der Grundlagenfor schung viel
besser verstehen. Sie ermöglichen ihnen, Untergruppen von Patienten zu identifizieren, bei denen unterschiedliche
Ursachen zu einem traditionell als «gleich» betrachteten Krankheitsbild führen. Basierend auf diesen genetischen
Unterschieden kann die passende Therapie für die richtige Patientengruppe ermittelt werden.
Die Unterscheidung von Patientenuntergruppen ist ein Kernelement unserer Strategie
der personalisierten Medizin — für gezieltere und effizientere Therapien.
Insgesamt sind wir dank der personalisierten Medizin in der Lage
• die Heterogenität von Krankheiten besser zu verstehen,
• Unterschiede zwischen Patientengruppen zu identifizieren,
• bessere Angriffspunkte für Medikamente zu finden,
• die entsprechenden Biomarker und Therapien zu entwickeln sowie
• die Qualität und Effizienz unserer Forschung und Entwicklung zu verbessern.
56
Forschung
und Entwicklung
Roche Jahresbericht 2011 | Roche
Personalisierte
Medizin
Roche Personalisierte Medizin
Wie wird personalisierte Medizin
bei Roche zur Realität?
Weltweit machen Forscher grosse Fortschritte bei der Aufklärung von Krankheitsmechanismen
und -ursachen. Diese Erkenntnisse führen zu einem rasanten Anstieg möglicher biologischer
Ansatzpunkte für die Behandlung von Krankheiten. Bei Roche kombinieren wir die im Unternehmen
vor handenen Forschungskapazitäten und unser Know-how mit den neusten extern erzielten
wissenschaftlichen Fortschritten, um potenzielle Medikamentenkandidaten und Biomarker zu
identifizieren.
Pharma und Diagnostics:
Unter einem Dach vereint
Diagnostics
Forschungstests
Technisch validierter
IVD-Test
Medizinisch validierter
IVD-Test
Effizientere
Entwicklung
gezielt wirkender
Therapien
Pharma
Forschung
Entwicklung
Vermarktung
Unsere beiden Divisionen Pharma und
Diagnostics können ihre jeweilige Expertise
von der Forschung über die Entwicklung
bis hin zur Vermarktung eines neuen Wirkstoffs oder diagnostischen Tests austauschen und zum gegenseitigen Vorteil nutzen.
Diese divisionsübergreifende, enge Zusammenarbeit unserer Wissenschaftler in
Forschung und Entwicklung ist einzigartig
und unterscheidet Roche von anderen
Unternehmen.
Forschung
und Entwicklung
Roche
Personalisierte
Medizin | Roche Jahresbericht 2011
57
Produktionsstandorte
58
Roche Jahresbericht 2011
PRODUKTION
und Einkauf
Zuverlässig. Über 120 Medikamente, 2 600 diagnostische Tests und
140 Instrumente für Patienten und Fachkräfte im Gesundheitswesen in der
ganzen Welt bereitgestellt.
Agil. 100 Entwicklungsprojekte für neue Arznei­mittel unterstützt und rund
600 globale klinische Studien mit Studienmedikationen beliefert.
Umweltfreundlich. CO2-Emissionen in Pilotprojekten in der Logistik durch
Umstellung auf alternative Transport­mittel, etwa Lkw- und Schiffstransport statt
Luftfracht, um bis zu 85% gesenkt.
Roche Jahresbericht 2011
59
Produktion und Einkauf
Zahlen und Fakten
Produktionsstandorte
Mitarbeitende
Portfolio
28
14 786
über 120
17 Pharma-, 9 Diagnostics- und 2 gemeinsame Standorte
in Produktion und Logistik
Medikamente
Unsere Divisionen Pharma und Diagnostics betreiben globale
Produktions- und Liefernetzwerke, die den gesamten Lebens­
zyklus unserer Produkte unterstützen — angefangen von der
frühen Produktentwicklung und Gestaltung der Herstellungsprozesse. Dabei verfolgen wir eine gemeinsame Zielrichtung:
Wir wollen Medikamente und Diagnostika in hoher Qualität
bereitstellen, entsprechend allen geltenden Vorschriften und
mit optimaler wirtschaftlicher Leistung. Egal an welchem
unserer weltweiten Standorte ein Roche-Produkt hergestellt
wird, verpflichten wir uns denselben strengen Standards in
Bezug auf Sicherheit, Qualität, Ethik, Arbeitsschutz, Gesundheit und Umwelt.
2 600
Tests
140
Instrumente
Innovation ist die Basis des Erfolgs von Roche. Um unsere Produktpipelines bestmöglich zu unterstützen, neue Marktchancen wahrnehmen zu können und neuen Anforderungen und
Qualitätsstandards zu entsprechen, passen wir unsere Produktionsnetzwerke fortlaufend an und optimieren ständig
unsere Fähigkeiten.
Im Einkauf erzielen wir eine nachhaltige Wertschöpfung, indem
wir für die effiziente Beschaffung von Waren und Dienstleis­
tungen sorgen und Qualität und Compliance gewährleisten.
Unsere Einkaufsteams unterstützen die Geschäftseinheiten
bei der Erreichung ihrer Ziele und helfen ihnen Mittel einzusparen, die in das Geschäft reinvestiert werden können.
Produktion
Pharma
Unser Netzwerk. Unser pharmazeutisches Produktionsnetzwerk umfasst 19 Standorte in Euro­pa, Nord- und Südamerika
sowie Asien, einschliesslich dreier Standorte von Chugai in
Japan. Unsere Mitarbeitenden managen dort die Herstellung
von mehr als 120 verschiedenen Medikamenten für klinische
Studien und den kommerziellen Vertrieb. Wir synchronisieren
Angebot und Nachfrage von der globalen Produktionsplanung
bis zur Auslieferung der fertigen Medikamente an unsere Kunden. Wir stellen einige Wirkstoffe für unsere Medikamente mittels chemischer Synthese her (kleinmolekulare Wirkstoffe) und
andere auf biologischem Weg mit Hilfe lebender Zellen in
einem komplexen Prozess (biologische Wirkstoffe). Wir verarbeiten die Wirkstoffe anschliessend in sterile Arzneimittelpro-
60
Roche Jahresbericht 2011 | Produktion und Einkauf
dukte, wie Spritzen und Durchstechfläschchen, oder in feste
Arzneimittelprodukte, wie Tabletten und Kapseln. Für die
­P roduktion einiger Schlüsselprodukte haben wir mehrfach
Genehmigungen erworben; so können wir diese an mehr als
einem Standort produzieren und dadurch das Risiko von Lieferunterbrechungen minimieren und unsere Kapazitäten besser austarieren.
Lohnhersteller (Contract Manufacturing Organisations
[CMOs]) ergänzen unsere eigenen Kapazitäten und tragen zur
Schnelligkeit und Effizienz bei der Entwicklung und Produktion
neuer Wirkstoffe bei. CMOs sind in verschiedenste Produktionsschritte involviert, was uns erlaubt, Kapazitäten zu schaf-
Produktionsstandorte der Roche-Gruppe
Mannheim
Basel
Kaiseraugst
Penzberg
Rotkreuz
Burgdorf
Graz
Segrate
Reykjavik
Clarecastle
Hillsboro
South San Francisco
Vacaville
Indianapolis
Oceanside Tucson
Toluca
Branford
Branchburg
Florence
Leganés
Shanghai
Utsunomiya
Fujieda Ukima
Puerto Rico
Singapur
Rio de Janeiro
Pharma
Biologische
Wirkstoffe
Kleinmolekulare
Wirkstoffe
Sterile Arzneimittelprodukte
Feste Arzneimittelprodukte
Diagnostics
Tests/
Reagenzien
Instrumente
Diabetes Care
per 31. Dezember 2011
fen, auf spezielle Fähigkeiten zuzugreifen und Kosten zu optimieren. Bei Roche kümmert sich ein spezielles Team um alle
Aspekte unserer Beziehungen zu CMOs, einschliesslich der
Produktqualität, Nachhaltigkeit sowie operativer und finanzieller Leistung. Im Rahmen der Strategie von Roche für Schwellenländer arbeiten wir gemeinsam mit Regierungen und anderen Partnern am Ausbau und an der Verbesserung lokaler
Produktionskapazitäten. Mit solchen Initiativen wollen wir den
Zugang zur Gesundheitsversorgung erleichtern (siehe Zugang
in Schwellenländern auf Seite 76).
Roche ist weltweit führend in der Biotechnologie und besitzt
rund 25% der weltweiten biotechnologischen Produktions­
kapazitäten sowie jahrzehntelange Erfahrung. Die biotechno-
logische Herstellung ist ein sehr komplexes Verfahren, da hier
lebende Zellen für die Produktion genutzt werden, welche
äusserst sensibel auf kleinste Veränderungen in ihrer Umgebung reagieren. Verschiedenste Faktoren wie Nährlösung,
Zeit und Design der Anlagen können über die Ausbeute des
Wirkstoffs, die Menge ungewollter Nebenprodukte und sogar
die Wirkstoffstruktur entscheiden. Der Biotech-Produktionsprozess ist auf der nächsten Seite illustriert. Wir verfolgen
­weiterhin die Produktion von Nachahmerversionen unserer
biotechnologisch hergestellten Medikamente — Biosimilars
genannt — und unterstützen regulatorische Aktivitäten, um
sicherzustellen, dass diese sicher und wirksam auf den Markt
gebracht werden (siehe Biosimilars auf Seite 85).
Produktion und Einkauf | Roche Jahresbericht 2011
61
Ziele und Resultate. Im Jahr 2011 stand die Unterstützung
der wachsenden Forschungs- und Entwicklungspipeline von
Roche im Vordergrund. Ziel war zudem, Produktionsnetzwerk
und -prozesse von Roche weiter zu verbessern und gleichzeitig einen starken Fokus auf die Zuverlässigkeit unserer Lieferkette und die Produktqualität beizubehalten. Dazu pflegten
und förderten wir weiterhin eine Kultur der ständigen Verbesserung, einschliesslich des Austausches vorbildlicher Praktiken und Methoden unter den Standorten, und lancierten im
Berichtsjahr eine Reihe neuer Initiativen. So erweiterten wir
unsere Standards für die Produktion kleiner Moleküle, was die
Leistungen der einzelnen Standorte in diesem Bereich trans-
parenter machte, und ermittelten vorbildliche Praktiken für
Materialflüsse und vorausschauende Instandhaltung. Bei der
Herstellung von Biopharmazeutika optimierten wir einige Prozesse, womit wir niedrigere Produktions­kosten und höhere
Ausbeute für Produkte wie Pulmozyme und Nutropin realisieren konnten.
Unterstützung der Pipeline. Im Berichtsjahr unterstützte die
pharmazeutische Produktion 100 Entwicklungsprojekte für
neue Medikamente und stellte Prüfpräparate für rund 600 globale klinische Studien mit zehntausenden Patienten zur Verfügung. Besonders hervorzuheben ist hierbei die beschleunigte
Biotech-Produktionsprozess
1
2
3
4
Der Produktionsprozess läuft unter sterilen
Bedingungen und strenger Temperaturkontrolle ab.
Umfangreiche Tests während des Prozesses
­gewährleisten die Produktqualität.
1
Zelllinie
2
Anzucht
5
3
Fermentation
4
Aufreinigung
5
Formulierung, Abfüllung und Verpackung
Eine einzigartige MasterZelllinie entsteht, indem
spezifische humane Gene
in bakterielle oder Säugetierzellen eingepflanzt
werden. Diese Zellen sind
die eigentlichen Produzenten des gewünschten
therapeutischen Proteins.
Sie werden tiefgefroren
in der Master-Zellbank
verwahrt.
62
Für die Produktion werden Zellen der Zellbank
entnommen und in einem
flüssigen Medium vermehrt. Mit wachsender
Anzahl der Zellen wird
die Zellkultur schrittweise
in grössere Gefässe überführt.
Roche Jahresbericht 2011 | Produktion und Einkauf
Die Zellkultur wird in
immer grössere Bioreaktoren überführt. Die
Zugabe einer speziellen
Nährlösung, welche
für die jeweilige Zelllinie
optimiert ist, ermöglicht
die Produktion des
gewünschten Proteins
(Wirkstoffs).
Das Protein wird von der
Biomasse (Zellen, Kulturmedium und Abfallstoffen)
getrennt, bis eine hochreine Substanz übrig
bleibt. Die Zentrifugations-, Aufreinigungs- und
Konzentrierungsschritte
sind für jedes Protein speziell.
Der Wirkstoff wird in
eine stabile Formulierung
gebracht (eine sterile
Flüssigkeit oder ein
Puder), in Spritzen oder
Durchstechfläschchen
abgefüllt und für den
Transport verpackt.
technische Entwicklung des Hautkrebsmedikaments Zelboraf
(siehe Forschung und Entwicklung, Seiten 36–37). Die rasche
Skalierung der Chemie und die innovative Tablettenformulierung auf Basis eines via Mikro-Fällung erhaltenen Pulvers leis­
teten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung des Produkts.
So konnte Roche Zelboraf innerhalb von nur fünf Jahren seit
Beginn der klinischen Studien auf den Markt bringen und
bereits fünf Tage nach der Zulassung durch die FDA den Patienten zur Verfügung stellen. Die Produktion von Zelboraf zeigt
die Effektivität unseres integrierten globalen Produktionsnetzwerkes: Basel, Schweiz, stellt den Wirkstoff her, Segrate in Italien das Medikament und Leganés in Spanien übernimmt die
Verpackung.
Investitionen. Wir haben 2011 in neue Produktionsgebäude
investiert sowie bestehende Anlagen modernisiert — insgesamt waren dies 25 grössere Bauvorhaben —, um sicherzustellen, dass wir der steigenden Nachfrage nach unseren Arzneimitteln nachkommen und für künftige Produkteinführungen
am Markt vorbereitet sind. Dabei setzten wir die Umgestaltung
unserer Produktionsanlage in Shanghai für feste Arzneiformen
von einem lokalen zu einem globalen Lieferanten fort. Anfang
2011 erhielt die Anlage Zulassungen sowohl von der FDA als
auch von der EMA für die Produktion von Xeloda für die USA
und die EU. Die Zulassungen gehören zu den allerersten dieser
Art, die einem internationalen Unternehmen in China erteilt
wurden.
Im Juni schloss Roche in Penzberg, Deutschland, das Projekt
TP Expand ab, in dessen Verlauf die Kapazitäten des Standorts
zur Entwicklung und Produktion therapeutischer Proteine
modernisiert und erweitert wurden. Das Projekt hat ein Inves­
titionsvolumen von 191 Millionen Franken. Es wurden fünf
Gebäude renoviert sowie Anlagen und Laboreinrichtungen für
die biotechnologische Produktion und Entwicklung neu errichtet. Im November wurde in Basel ein neues technisches Forschungs- und Entwicklungsgebäude eröffnet — ein Projekt mit
einem Investitionsvolumen von rund 250 Millionen Franken. In
dem neuen Zentrum sind Laboratorien, Büros und kleine Produktionslinien untergebracht. Es wird dafür genutzt, innovative Verfahren und Technologien für die Verarbeitung neuer
Wirkstoffe zu Tabletten, Kapseln und Injektionslösungen zu
entwickeln.
Herausforderungen an die Lieferkette. Die Flexibilität und
Robustheit unserer weltweiten Lieferkette musste sich im
März beweisen, als das katastrophale Erdbeben in Japan die
Produktion von Chugai am Standort Utsunomiya unterbrach,
und ein weiteres Mal im September, als ein Brand unser Werk
in Segrate beschädigte. Als Reaktion auf die Vorfälle bildeten
Roche und Chugai sofort Task Forces, die in enger Zusammen-
arbeit mit den Gesundheitsbehörden für die kontinuierliche
Bereitstellung der Produkte unter Einhaltung aller regulatorischen Vorschriften sorgten. Inzwischen haben sich beide
Standorte von den Vorfällen vollständig erholt und die Produktion wieder aufgenommen.
«Operational Excellence». Im Rahmen des Ende 2010 angekündigten «Operational Excellence»-Programms und infolge
der ständigen Evaluierung unseres Produktionsnetzwerks veräusserten wir die Anlagen zur technischen Entwicklung und
Produktion kleiner Moleküle in Boulder, USA, an Corden
Pharma. Corden wird uns weiterhin mit Peptiden und Wirkstoffen für wichtige Medikamente beliefern. Darüber hinaus
verkauften wir eine Anlage für die Produktion klinischer Präparate in Oceanside, USA, an Gilead Sciences, und konsolidierten damit weiter unsere klinische Produktion und Prozess­
entwicklung in den USA. Insgesamt reduzierte sich damit
unsere Belegschaft in den USA um 15%.
Diagnostics
Unser Netzwerk. Die Division Diagnostics verfügt über 11
Produktions- und 2 globale Versorgungsstandorte in Europa
und den USA. Dort koordinieren unsere Mitarbeitenden alle
Aspekte der Beschaffung, Produktion und Logistik für ein
umfangreiches Portfolio an diagnostischen und Diabetes Care
Produkten. Zu diesem Portfolio zählen mehr als 2 600 Tests für
den Einsatz auf unseren Instrumenten, wofür wir 140 verschiedene Instrumente (von grossen Laborsystemen bis hin zu
Handmessgeräten), 6 400 Reagenzien-Kits mit 14 000 Reagenzien- und Kontrollkomponenten sowie 160 Verbrauchsmaterialien wie Pipetten und Küvetten herstellen. Eine spezielle
globale Funktion unterstützt das weltweite Produktions­
netzwerk bei der Qualitätssicherung und im regulatorischen
Bereich.
Den grössten Teil unserer Instrumente und Tests fertigen wir
selbst, was uns ermöglicht, Kosten- und Qualitätsvorteile,
unternehmenseigene Technologien und spezielles Fachwissen
zu nutzen. Auf externe Hersteller greifen wir im Allgemeinen
zurück, um Zugang zu geistigem Eigentum und einzigartigen
Technologien zu erlangen. Zudem erlaubt uns dies, uns auf
unsere Kernkompetenzen zu konzentrieren und Effizienz und
Kosten zu optimieren. Ausgelagert haben wir beispielsweise
die Produktion von Handgeräten für die Blutzuckermessung,
grossen Laborsystemen und Verbrauchsmaterialien.
Ziele und Resultate. Diagnostics Global Operations wurde
im Jahr 2010 als eigenständige, integrierte, globale Funktion
geschaffen, um Exzellenz in Produktion, Supply Chain Ma­nage­
Produktion und Einkauf | Roche Jahresbericht 2011
63
ment und Beschaffung zu fördern und voranzutreiben. Seitdem verfolgen wir Kosteneinsparungsziele bei gleichzeitigem
Fokus auf den Ausbau unserer Fähigkeiten, mit dem Ziel, ein
nachhaltig hohes Leistungsniveau in Qualität, Kosten und Lieferzuverlässigkeit zu realisieren.
Im Jahr 2011 erreichten wir erneut ein aggressives Kosteneinsparungsziel, was zur Steigerung der Profitabilität der Division
beitrug. Zudem haben wir Fortschritte mit drei Initiativen zur
Leistungssteigerung erzielt:
• Asset Management — Wir investierten in unsere Anlagen, um
Kapazitäten zu erweitern und damit Engpässe zu beseitigen
und Versorgungsrisiken zu minimieren. Zudem initiierten wir
Transferprojekte zur Konsolidierung von Produktionskapazitäten, Steigerung der Auslastung und Kostensenkung. Ausserdem konsolidierten wir unsere Zulieferbasis weiter, um
eine optimale Abstimmung zwischen Zulieferern und internen Kapazitäten zu gewährleisten.
• Right First Time (RFT) in der Produktion — Wir führten ein
Programm zur Leistungssteigerung durch systematische
Fehlerbeseitigung ein, was an allen Standorten zu Verbesserungen bei RFT-Ergebnissen, Qualität und Kosten führte.
Zudem diente dieses Programm als Forum für den Austausch vorbildlicher Praktiken im gesamten Netzwerk.
• Design für Qualität und Herstellbarkeit — Wir entwickelten
Tools und Methoden zur Schaffung robuster Produktionsprozesse und wendeten diese bei Produktentwicklungsprojekten in der gesamten Division an. Wir gehen davon aus,
dass sich diese Änderungen bei der Markteinführung neuer
Produkte in Form von optimierter Qualität und Herstellbarkeit auszahlen werden.
Unterstützung der Pipeline und Investitionen. Die diagnostische Produktion gewährleistete die zuverlässige Belieferung
für ein wachsendes und zunehmend vielfältiges Portfolio von
Instrumenten und Tests, darunter über 60 Produkteinführungen (siehe Tabelle auf Seite 49). Um der weltweit steigenden Nachfrage zu entsprechen und für die Produktion
neuer Produkte vorbereitet zu sein, investierten wir im
Berichtsjahr in Anlagen und Ausrüstungen — mit mehr als 20
laufenden wichtigen Investitionsprojekten. Dazu zählten der
Bau einer neuen Ansatz- und Abfüllanlage in Mannheim,
Deutschland, und die Erweiterung einer Zellfermentationsanlage in Penzberg, die beide der Produktion von Immunoassays
dienen.
rialien und der Analytik von Mannheim nach Penzberg. In
­Rotkreuz, Schweiz, fingen wir an, die für die Herstellung von
Instrumenten für die Blutgas- und Elektrolytdiagnostik erforderliche Infrastruktur aufzubauen, um deren Produktion von
Graz, Österreich, nach Rotkreuz zu verlagern. Die Aktivitäten
für den Umzug der Produktion von Insulinpumpen von Burgdorf, Schweiz, nach Mannheim liegen ebenfalls im Zeitplan.
Qualität und Compliance
Jeder Patient hat das Recht auf sichere Arzneimittel und zuverlässige diagnostische Testergebnisse. Roche verfügt über
robuste und umfassende Qualitätsmanagementsysteme, die
darauf ausgelegt sind, allen relevanten Gesetzen und regulatorischen Anforderungen zu entsprechen und die aktuellsten
Qualitätsstandards und -normen umzusetzen, einschliesslich
cGMP und jener von ICH und ISO 1.
Im Berichtsjahr investierten unsere Divisionen Pharma und
Diagnostics weiter in ihre Qualitätssysteme, um neuen regulatorischen Anforderungen zu genügen. Wir ergriffen auch proaktive Massnahmen zur nachhaltigen Förderung von Qualität
und Compliance und zur Minimierung von Risiken, darunter:
• die globale Harmonisierung unserer Qualitätssysteme,
• ein Qualitätsmanagementprogramm von Roche Pharma zur
fortlaufenden Optimierung unserer Produktionsprozesse
über die gesamte Lieferkette hinweg und
• eine verstärkte Überwachung der Qualität unserer Lieferanten und Lohnhersteller.
Im Berichtsjahr managten wir erfolgreich über 60 Inspektionen
durch Gesundheitsbehörden aus der ganzen Welt an Pro­
duktionsanlagen der Division Pharma. Diagnostics Operations bestand über 30 Inspektionen an ihren Produktionsstandorten.
Roche arbeitete auch mit Gesundheitsbehörden und Branchenverbänden zusammen, um unsere Kompetenz und Vorreiterrolle bei technischen Qualitätsanforderungen einzubringen.
So standen wir der FDA bei der Festlegung der Zulassungsstandards für Arzneimittel, die mit diagnostischen Begleittests
auf den Markt kommen sollen, als beratende Experten zur
­Verfügung. Darüber hinaus brachten wir uns in Fragen der
guten Herstellungspraktiken ein, etwa indem wir den Vorsitz
einer gemeinsamen Konferenz von FDA/EMA/PDA zur Umset-
«Operational Excellence». Im Zuge des «Operational
Excellence»-Programms konsolidierten wir an verschiedenen
Standorten die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten und
die Produktion. Im zweiten Halbjahr 2011 begannen wir mit
dem Transfer der chemischen Produktion von Ausgangsmate-
64
Roche Jahresbericht 2011 | Produktion und Einkauf
1 cGMP = aktuelle gute Herstellungspraktiken; ICH = Internationale
­K onferenz zur Angleichung der technischen Anforderungen an die
Zulassung von Humanarzneimitteln; ISO = Internationale Organisation
für Normung.
zung einer ICH-Richtlinie (Q10) übernahmen und an unseren
Anlagen für die biologische Wirkstoff- und aseptische Produktion Schulungen für Inspektoren von Gesundheitsbehörden
ausrichteten. Weiterhin lieferten wir Beiträge für die Erarbeitung von mehr als 130 Leitlinien, Verfahrens- und Gesetzes­
vorlagen.
Nachhaltige Logistik
Unser Engagement für Nachhaltigkeit erstreckt sich auf alle
Stufen der Lieferkette. Wir wollen auf diese Weise nicht nur
unsere Prozesse verbessern, sondern vor allem Patienten­
sicherheit und Produktqualität gewährleisten.
Zur Verringerung der Umweltbelastung — unseres ökologischen Fussabdrucks — beim Transport von Rohstoffen und
Produkten hat die Division Pharma eine Green Logistics Initia-
tive ins Leben gerufen. Dabei wurden in mehreren Pilot­
projekten alternative Transportmöglichkeiten geprüft: Insbe­
sondere wurde für Transporte zwischen der Schweiz und
Griechenland, bei denen die Kühlkette nicht unterbrochen
werden darf, der Wechsel vom Luftfrachtverkehr zu Kühltransporten auf Strasse und per Schiff getestet. Hierdurch konnten
die Kohlendioxidemissionen um rund 85% gesenkt werden,
und auch die Verpackungs­kosten reduzierten sich durch den
Wegfall von Isoliermaterial ganz erheblich.
In ähnlicher Weise konnte die Division Diagnostics ihre CO2Emissionen durch den Einsatz alternativer Verkehrsträger und
neuartiger Verpackungen verringern. So wurde der Kohlen­
dioxidausstoss im Zusammenhang mit Lieferungen zwischen
den USA und Frankreich um 84% gesenkt, indem von Luftfracht auf Lkw- und Schiffstransport umgestellt wurde. In Italien reduzierte die Division mit der Verlagerung von Transporten von der Strasse auf die Schiene die Kohlendioxidemissionen
Verringerung unseres ökologischen Fussabdrucks durch alternative Transportarten
Kanada
Frankfurt
Amsterdam
Kaiseraugst
USA
Kaiseraugst
Athen
Rio de Janeiro
–85%
Kohlendioxid (CO 2)-Emissionen
Umstellung von Luftfracht auf Lkw- oder Schiffstransport senkte
CO 2-Emissionen in Pilotprojekten in der Logistik um bis zu 85%.
Produktion und Einkauf | Roche Jahresbericht 2011
65
um 67%. Weitere Einsparungen von 33% erbrachte der Einsatz
temperaturgesteuerter Sattelzüge bei Transporten zwischen
Deutschland und Grossbritannien.
Im Berichtsjahr verfolgten wir zum ersten Mal die Senkung von
CO2-Emissionen, Abfallaufkommen und Energieverbrauch in
der Logistik. Dabei zeigten sich einige Herausforderungen in
Bezug auf die Verfügbarkeit und Qualität von Daten, und es
wurde deutlich, dass die Methoden der Standorte zur Errechnung ihres Energieverbrauchs teilweise voneinander abwichen.
Wir werden 2012 weiter an der Entwicklung zuverlässiger
Methoden zur Erhebung konsistenter Daten innerhalb der
gesamten Organisation arbeiten. Weitere Informationen im
Kapitel Gesundheits- und Umweltschutz, Seiten 122–125.
66
Roche Jahresbericht 2011 | Produktion und Einkauf
Einkauf
Der Einkauf ist eine wichtige Funktion bei Roche. Unsere Einkaufsorganisationen arbeiten eng mit den Geschäftseinheiten
von Roche zusammen, um sie bei der Erreichung ihrer Zielsetzungen zu unterstützen und Mittel einzusparen, die in das
Geschäft reinvestiert werden können. Wir steuern die Aus­
gaben an externe Leistungserbringer; darunter fallen sowohl
direkte Ausgaben für Güter wie Rohstoffe, pharmazeutische
Wirkstoffe, Geräte, Bauteile, Ersatzteile und Auftragsproduktion, als auch indirekte Ausgaben, zum Beispiel für Dienstleistungen, Zeitarbeit, Reise­kosten, Kreditkarten, IT und Laborbedarf.
Im Jahr 2011 schloss die Division Pharma die Zentralisierung
ihrer Einkaufsfunktionen ab, in deren Verlauf verschiedenste
Abteilungen zu einem Einkaufsteam zusammengeführt wurden, um Prozesse zu vereinfachen, Strategien eng abzustimmen und unsere Kaufkraft verstärkt zu nutzen. Gemeinsam
haben beide Divisionen einen strukturierten Prozess für wichtige direkte und indirekte Ausgaben entwickelt. Wir erhoffen
uns von der Einführung eines global abgestimmten Prozesses,
der lokal umgesetzt wird, Kostenersparnisse durch höhere
Einkaufsvolumina und engere, stärker strategisch ausgerichtete Beziehungen zu unseren Lieferanten.
Roche nutzte 2011 signifikante Einsparpotenziale bei den
direkten und indirekten Ausgaben, insbesondere für Zeit­
arbeit, Konferenzen, Veranstaltungen und Reisen. Darüber
hinaus handelten wir eine Vereinbarung über eine weltweit
gültige Firmenkreditkarte aus, mit deren Einführung 2012
bedeutende Einsparungen verbunden sein werden.
Partnerschaften mit Lieferanten
Wir wollen gegenseitig vorteilhafte Beziehungen zu unseren
Lieferanten aufbauen und ermutigen sie zu ständigen Verbesserungen, indem wir
• gemeinsam mit ihnen an Kostenreduzierungen und finanzieller Stabilität arbeiten,
• ein abgestimmtes Risikomanagement gewährleisten,
• unseren gemeinsamen ökologischen Fussabdruck verringern,
• ethisches Verhalten verlangen und
• Innovationen fördern.
Der Verhaltenskodex für Zulieferer von Roche verpflichtet
unsere Lieferanten zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsprinzipien. Er umfasst auch die Prinzipien der Initiative für ver­
antwortungsvolles Lieferkettenmanagement in der pharmazeutischen Industrie (PSCI), zu deren Gründungsmitgliedern
Roche zählt, und setzt Standards für die Bereiche Ethik, Arbeit,
Gesundheit, Sicherheit, Umwelt und Managementsysteme.
Darüber hinaus schulen wir unsere Mitarbeitenden darin,
unsere Lieferanten zu Nachhaltigkeit anzuhalten.
Bei wichtigen Lieferpartnern führen wir Audits durch, um die
Einhaltung unserer Nachhaltigkeitskriterien zu überprüfen. Im
Jahr 2011 führten wir 47 Audits im Bereich direkte Ausgaben
und 30 Audits bei Dienstleistungserbringern durch, davon 36
in China, Indien, Russland und Osteuropa. Die meisten der von
uns auditierten Lieferpartner erfüllten oder übertrafen unsere
Mindestanforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit. Wo Abhilfemassnahmen erforderlich wurden, betraf dies hauptsächlich
die Arbeitsbedingungen sowie Gesundheitsschutz, Sicherheit
und überlange Arbeitszeiten. Wir werden weiterhin eng mit
jenen Zulieferern zusammenarbeiten, bei denen es Beanstandungen gab, um sicherzustellen, dass sie die festgestellten
Mängel beheben, und ihnen Schulungen zur besseren Berücksichtigung der Aspekte von Nachhaltigkeit sowie zur Risiko­
minderung anbieten. Weitere Informationen im Kapitel Gesundheits- und Umweltschutz, Seite 121.
Gemeinsam mit weiteren Mitgliedern der PSCI haben wir
ein einheitliches Protokoll für Audits zur Nachhaltigkeit ver­
abschiedet. Es definiert Mindeststandards, fördert den
­Austausch von Auditergebnissen zwischen Unternehmen
und kann somit Doppelarbeit bei den Audits verringern. Im
Berichtsjahr begannen einige Lieferanten, den PSCI-Mitgliedern Selbstbewertungsberichte zur Verfügung zu stellen, und
2012 wird es zum ersten Mal gemeinsame Audits bei Zuliefe­
rern unter Verwendung des neuen PSCI-Protokolls geben.
Weitere Informationen dazu unter:
• Roche Produktübersicht: www.roche.com/de/products
• Biotech-Produktion: www.roche.com/de/biotechnology/production
• Initiative für verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement in der pharmazeutischen Industrie (PSCI): www.pharmaceuticalsupplychain.org
• Beziehungen zu unseren Lieferanten: www.roche.com/de/
stakeholder_engagement
• Verhaltenskodex für Zulieferer von Roche: www.roche.com/
roche_supplier_code_of_conduct.pdf
Produktion und Einkauf | Roche Jahresbericht 2011
67
Roche Personalisierte Medizin
Intervention auf molekularer Ebene
Dank modernster Methoden zur Sequenzierung des Erbguts — darunter einer Reihe innovativer
Technologien von Roche — kennen Wissenschaftler heute rund 350 Gene, die an der Entstehung von Krebs beteiligt sind. Ein Beispiel ist das BRAF-Gen, dessen mutierte Abart bei rund
der Hälfte aller Melanom-Tumoren (der aggressivsten Form von Hautkrebs) und bei etwa 8%
aller soliden (organbezogenen) Tumoren gefunden wurde.
Rezeptoren
Grb2
RAF
MEK
KSR
ERK
Onkogenes
BRAF
ERK
Transkriptionsfaktor
Ein durch Mutation des BRAF -Gens verändertes BRAF-Protein ist in seiner «Aktivform»
blockiert. Dies kann zu unkontrolliertem Zellwachstum und damit zu Krebs führen.
Unser neues Krebsmedikament Zelboraf blockiert selektiv die Funktion des veränderten
BRAF-Proteins. Dadurch wird das Wachstum der Krebszellen gehemmt oder sie sterben
sogar ab. In der Folge kann sich das Tumorgewebe zurückbilden, was mit einem geringeren Risiko des Fortschreitens der Krankheit und einer Verlängerung der Überlebenszeit einhergeht.
Personalisierte Medizin ist die Strategie der Zukunft, nicht nur bei Krebs, sondern auch
bei der Bekämpfung anderer Krankheiten wie Infektionen mit den Hepatitis-C- und
Hepatitis-B-Viren, Entzündungskrankheiten wie Asthma oder Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
68
Produktion
und EinkaufMedizin
Roche Jahresbericht 2011 | Roche
Personalisierte
Roche Personalisierte Medizin
Personalisierte Behandlungskonzepte
Infektionen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) können akute und chronische Lebererkrankungen verursachen,
mit Leberversagen, Leberzirrhose und Leberkrebs als möglichen Folgen. Rund 170 Millionen Menschen sind
weltweit mit HCV infiziert.
Wo
ch
Tes
t
Behandlungsbeginn
e4
Heute weiss man, dass es verschiedene Untertypen des Hepatitis-C-Virus gibt. Sie unterscheiden sich nicht nur
in ihrem molekularen Aufbau, sondern auch in ihrer Behandelbarkeit. Die verschiedenen Varianten lassen sich
mit molekularen Tests von Roche bestimmen, die eine Voraussage erlauben, ob die Behandlung z.B. 24, 48 oder
72 Wochen erfolgen muss, um einen dauerhaften Therapieerfolg zu erzielen, und wie erfolgversprechend sie
verlaufen wird.
24 Wochen
Therapie
72 Wochen
Therapie
Einstellung
der Behandlung
24
oche
Test W
Te
st
W
oc
he
12
HCV-Konzentration:
Virusmenge
signifikant gesunken
Virusmenge
geringfügig gesunken
Virusmenge
keine Abnahme
48 Wochen
Therapie
Einstellung
der Behandlung
Personalisierte Medizin — bessere Prognose und Anpassung
der Behandlungsdauer bei HCV-Infektionen
Die Kenntnisse der modernen Molekularbiologie werden bei Roche
im Rahmen der personalisierten Medizin beispielsweise genutzt, um
• den Erfolg einer Therapie zu kontrollieren,
• die Dauer einer Behandlung an die individuellen Bedürfnisse des Patienten
anzupassen sowie
• diagnostische Tests und Medikamente gezielt und effizient zu entwickeln.
Produktion undMedizin
Einkauf | Roche Jahresbericht 2011
Roche Personalisierte
69
Patienten wurden im
Jahr 2011 mit den
innovativen Medikamenten
von Roche behandelt
70
Roche Jahresbericht 2011
Marketing
und Vertrieb
Wert aufzeigen. Wir arbeiteten mit Kostenträgern und anderen Anspruchs­
gruppen an der Entwicklung systematischer Methoden zur Bewertung der Kosten
und Wirksamkeit neuer Arzneimittel und Diagnostika.
Zugang erleichtern. Wir setzten unsere Pilotprogramme zur differenzierten
­P reisgestaltung für mehrere führende Roche-Medikamente in Ägypten, Brasilien,
China und anderen Schwellenländern fort.
Gesundheitssysteme stärken. Wir unterstützten Regierungen und andere
Organisationen bei der Stärkung von Gesundheitssystemen, durch Weiterbildung
medizinischer Fachkräfte und Verbesserung der Krankenhausinfrastruktur.
Ergebnisse verbessern. Wir förderten Programme zur Schärfung des Bewusst­
seins und zum vertieften Verständnis von Krankheiten, für das Screening und
die Früherkennung sowie für Compliance in der Behandlung und Rehabilitation.
Roche Jahresbericht 2011
71
Marketing und Vertrieb
Zahlen und Fakten
Kernausgaben für Marketing und Vertrieb (M+V) 2011
Roche-Gruppe
Division Pharma 1
Division Diagnostics 2
7 967
5 564
2 403
Millionen CHF
Millionen CHF
Millionen CHF
–2%
–6%
+8%
(CER)*
(CER)
(CER)
18,7%
16,9%
24,7%
des Umsatzes
des Umsatzes
des Umsatzes
1 Rückgang um 6% dank eines straffen Kostenmanagements sowie Einsparungen aus dem «Operational Excellence»-Programm.
2 Anstieg um 8% aufgrund höherer Einführungskosten in mehreren Geschäftsbereichen und gestiegenen Vertriebskosten nach dem Erdbeben in Japan.
* CER (constant exchange rates): Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
Mitarbeitende in M+V
27 748
Roche-Gruppe
Die Nachfrage nach medizinischen Innovationen zu befriedi­
gen und den Zugang von Patienten zur Gesundheitsversor­
gung zu erleichtern stellt eine Herausforderung dar, welche
die Zusammenarbeit vieler verschiedener Bereiche der Gesell­
schaft erfordert. Bahnbrechende wissenschaftliche Neuerun­
gen versetzen Roche in die Lage, das Leben von Patienten zu
verbessern und die Bereitstellung von Arzneimitteln grundle­
gend umzugestalten. Um wirklich effektiv handeln zu können,
müssen wir die Bedürfnisse unterschiedlicher Patienten und
Kunden kennenlernen und erfüllen.
Unser Ansatz besteht in der stärkeren Hinwendung zu regio­
nalen und lokalen Aktivitäten, die Werte schaffen, den Zugang
zu medizinischer Versorgung erleichtern und die hohen Stan­
dards der Patientenbetreuung und -sicherheit aufrechter­
halten. Dabei ist es unser Ziel, innovative Medikamente und
­Diagnostika zur Verfügung zu stellen, die gegenüber vorhan­
denen Lösungen einen wesentlich höheren medizinischen,
wirtschaftlichen und sozialen Nutzen darstellen.
Überall sind Patienten auf der Suche nach mehr und besseren
Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung und einem verbes­
serten Zugang zu ihr. Darauf richten wir auch unsere Markt­
strategie aus, wobei der Schwerpunkt auf der steigenden
Nachfrage in Schwellen- und Entwicklungsländern liegt. Die
Wirkung unserer Strategie widerspiegelt sich im starken Umsatzwachstum bei den wichtigsten Medikamenten und Dia­
gnostika von Roche im Jahr 2011, trotz schwieriger Bedin­
gungen auf vielen Märkten.
72
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
16 967
Pharma
10 781
Diagnostics
Weitere Informationen zu den Ergebnissen unserer Produkte
finden Sie im Kapitel Geschäftsentwicklung, Seiten 14–19, und
im Finanzbericht (Teil 2 dieses Geschäftsberichtes), Seiten
10–17.
Verdeutlichung des Wertbeitrags
Bereits mit Beginn der ersten Entwicklungsstufen legen wir
unser Augenmerk auf den medizinischen Wert unserer Pro­
dukte. Es geht uns darum, nur solche Arzneimittel und dia­
gnostische Tests auf den Markt zu bringen, die Patienten ein
längeres und besseres Leben ermöglichen und einen eindeu­
tigen medizinischen und wirtschaftlichen Nutzen für die Gesundheitssysteme und die Gesellschaft insgesamt erbringen.
Um den Wert unserer Produkte und Leistungen verdeutlichen
zu können und im Gegenzug eine angemessene Kostener­
stattung und einen adäquaten Marktzugang zu erhalten, ko­­
operieren wir eng mit Kostenträgern im Gesundheitswesen.
Gemeinsam mit verschiedenen Behörden und politischen Ent­
scheidungsträgern erarbeiten wir Systeme zur Bewertung
medizinischer Leistungen (Health Technology Assessments —
HTA) und andere Modelle, mit denen sich die Kosten, die
­Vorteile und die effiziente Nutzung neuer Medikamente und
Diagnostika beurteilen lassen. Hierbei verfolgen wir das Ziel,
medizinische Innovationen zu fördern, medizinischen Bedürf­
nissen zu entsprechen und den zunehmenden Druck auf die
Gesundheitsbudgets zu berücksichtigen.
Um beispielsweise eine angemessene Kostenerstattung für
unseren neuen Onkologietest zu erhalten, mit dessen Hilfe
Patienten identifiziert werden können, die eine bestimmte
Mutation des BRAF-Gens aufweisen, hat die deutsche Kon­
zerngesellschaft von Roche Diagnostics eine umfassende HTA
erarbeitet, welche die höhere Leistung des Roche-Tests im
Vergleich zu aktuellen Methoden nachweist. Durch die HTA
wurde deutlich, dass der Wechsel zu einem Test, der weniger
falsche Ergebnisse anzeigt, die Behandlungsresultate für Pati­
enten verbessert und die Ausgaben für die Kostenträger im
Gesundheitswesen und die Labors senkt.
In ähnlicher Weise wirkte die britische Konzerngesellschaft
von Roche Diagnostics im Berichtsjahr mit dem National
­In­s ti­t ute for Health and Clinical Excellence (NICE) bei der
Erar­beitung von dessen Diagnostics Assessment Programme
(Diagnostika-Folgenabschätzungsprogramm) zusammen, das
darauf abzielt, erstens eine schnelle und konsequente Anwen­
dung diagnostischer Tests zu fördern, die sowohl klinisch
wirksam als auch kostengünstig sind, und zweitens Behand­
lungsentscheidungen durch den Einsatz von Diagnostika zu
verbessern, die über das Potenzial verfügen, wesentliche kli­
nische Entscheidungen zu unterstützen.
Anfang 2011 gründete Roche gemeinsam mit anderen Anspruchsgruppen Green Park Collaborative, eine internationale
Initiative, die untersucht, inwieweit Richtlinien für das Design
klinischer Studien entwickelt werden können, die den Anfor­
derungen von HTA-Organisationen und Kostenträgern ent­
sprechen. Wir gehen davon aus, dass sich dadurch die Rele­
vanz der klinischen Forschung erhöhen würde und Patienten
schneller Zugang zu neuen Arzneimitteln und Techno­logien
bekämen.
Darüber hinaus beteiligten wir uns aktiv an einer gemeinsamen
Initiative zur Entwicklung der Grundprinzipien künftiger HTA in
der Schweiz, die von der Pharmaindustrie und santésuisse,
dem Verband Schweizer Krankenversicherer, ergriffen wurde.
Wir einigten uns auf Vorschläge zur Bewertung von Gesund­
heitstechnologien, die auf eine höhere Qualität und Trans­
parenz im Gesundheitssystem sowie auf eine Erhöhung der
Wirtschaftlichkeit abzielen und somit eine Kostensenkung
bewirken.
Zugang zur Gesundheitsversorgung
verbessern
Der unterschiedliche Zugang zur Gesundheitsversorgung
bleibt ein systemischer Grund für die bestehenden Ungleich­
heiten, welche die Kooperation zwischen Regierungen,
Gesundheitseinrichtungen, den Medien, Patientengruppen,
Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen erforder­
lich machen. Roche ist entschlossen, dazu einen Beitrag zu
leisten, und arbeitet deshalb mit Anspruchsgruppen daran,
den Zugang zur Gesundheitsversorgung und dazugehörigen
Leistungen weltweit zu ermöglichen und zu erleichtern. Wir
suchen nach wirksamen und nachhaltigen Möglichkeiten für
einen breiteren Zugang zu Medikamenten und Diagnostika.
Daneben wenden wir uns weiterreichenden Problemen auf
dem Weg zu besseren Gesundheitsbedingungen insgesamt
zu, beispielsweise der mangelnden Sensibilisierung für Krank­
heiten, dem geringen Einsatz von Diagnostika, der begrenzten
Infrastruktur und den knappen Budgets im Gesundheits­
wesen.
Im Jahr 2011 arbeiteten wir weiter mit den Kostenträgern an
der Einführung kommerzieller Vereinbarungen, die den Zugang
zu unseren Produkten verbessern. Zu ihnen gehören flexible
Optionen wie Mengenrabatte, Preisobergrenzen, eine gemein­
same Kostenübernahme und leistungsabhängige Bezahlung.
Ebenso führten wir die Patientenprogramme fort, mit denen
wir Menschen helfen, Krankenversicherungsschutz oder Kos­
tenbeihilfen zu erhalten beziehungsweise in einigen Fällen für
den Beginn oder die Fortsetzung einer Behandlung die Arznei­
mittel teilweise bereitgestellt zu bekommen. Besonders wich­
tig waren diese patientenorientierten Lösungen für die Auf­
rechterhaltung des Zugangs zu unseren Produkten während
der Finanzkrise 2010 und 2011, als viele Regierungen ange­
sichts des wachsenden Drucks auf die öffentlichen Haushalte
versuchten, das Wachstum der Gesundheitsbudgets zu verrin­
gern oder zu begrenzen.
Zugang in entwickelten Ländern
Selbst in entwickelten Ländern mit modernen Gesundheits­
systemen können sich viele Menschen keine medizinische
Behandlung leisten. Auch Patienten, die über einen Versiche­
rungsschutz verfügen, sind mitunter nicht in der Lage, die not­
wendige Therapie zu bezahlen, wenn die Kosten nicht in vollem
Umfang erstattet werden.
Angesichts dieses Missverhältnisses verfolgt Roche eine Reihe
von Patientenunterstützungsprogrammen, um den Zugang
zu unseren Medikamenten zu erleichtern. In den Vereinigten
Staaten hilft Genentech Access Solutions beispielsweise ver­
sicherten Patienten dabei, sich in der Komplexität der Kran­
kenversicherungen zurechtzufinden und die jeweiligen Zuzah­
lungen für Medikamente aufzubringen. Die Genentech Access
to Care Foundation (GATCF) stellt Patienten, die nicht versi­
chert sind oder ihren Versicherungsschutz verloren haben und
bestimmte finanzielle und medizinische Kriterien erfüllen, kos­
tenlos Medikamente zur Verfügung. Während des Jahres 2011
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
73
Meistverkaufte Medikamente
6 005
5 292
5 253
in Millionen CHF
1 523
1 438
Produkt
MabThera/
Rituxan
Avastin
Herceptin
Lucentis**
Pegasys
–7%
+9%
+23%
–3%
Bevacizumab
Trastuzumab
Ranibizumab
Peginterferon alfa-2a
Dickdarm-/Enddarm-,
Brust-, nichtkleinzelliger
Lungen-, Nieren-, Eier­
stockkrebs, Glioblastom
HER2-positiver Brust­
krebs, fortgeschrittener
HER2-positiver Magen­
krebs
«Feuchte» altersbedingte
Makuladegeneration,
Makulaödem nach Netz­
hautvenenverschluss
Hepatitis B und C
Verkaufswachstum (CER)*
+8%
Wirkstoff
Rituximab
Indikationen
Non-Hodgkin-Lymphom,
chronische lymphatische
Leukämie, rheumatoide
Arthritis, ANCA-assozi­
ierte Vaskulitis
* CER (constant exchange rates): Zu konstanten Durchschnittswechselkursen 2010.
** Verkäufe in den USA. Lucentis wird ausserhalb der Vereinigten Staaten durch Novartis vermarktet.
74
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
Meistverkaufte Diagnostika
cobas c 502
in Millionen CHF
Accu-Chek Aviva Nano
cobas e 602
cobas TaqMan 48
Ventana IHC-Reagenzien
2 470
1 987
1 397
541
cobas e Module,
Modular Analytics,
Elecsys
cobas c Module,
Modular Analytics,
Cobas Integra
Cobas AmpliPrep/
Cobas TaqMan
Immunhistochemie und
In-situ-Hybridisierung
+13%
+7%
+3%
+15%
Immunoassays
Klinische Chemie
Diagnostik von Viruser­
krankungen (Hepatitis B,
Hepatitis C, HIV)
Advanced Staining (Nach­
weis von Genen und Pro­­
teinen in Gewebeproben)
Professional Diagnostics
Professional Diagnostics
Molecular Diagnostics
Tissue Diagnostics
444
Produkt
Accu-Chek
Messsysteme
Verkaufswachstum (CER)*
+3%
Marktsegment
Blutzuckermessung
Geschäftsbereich
Diabetes Care
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
75
erhielten mehr als 40 000 Patienten ohne Versicherungsschutz
dringend benötigte Medikamente von der GATCF.
Zugang in Schwellenländern
Weltweit wächst die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen.
In den Schwellenländern sind jedoch die hierfür benötigte
Infrastruktur und finanziellen Ressourcen — ebenso wie die
Nachhaltigkeit der jeweiligen Systeme — sehr unterschiedlich
ausgeprägt.
Roche unterstützt aktiv die Regierungen von Schwellenlän­
dern bei deren Anstrengungen, die öffentlichen Gesundheits­
systeme zu stärken. Mit unserer Strategie konzentrieren wir
uns auf die Durchführung lokaler klinischer Studien, auf die
Beschleunigung von Zulassungen durch die zuständigen Behörden und die Unterstützung der Marktentwicklung. Wei­
terhin finanzieren wir Programme zur Sensibilisierung für
Krankheiten; wir wirken an der Entwicklung geeigneter Thera­
pierichtlinien mit und bieten Schulungen für medizinisches Per­
sonal und andere Massnahmen an, mit denen wir die Entwick­
lung der Infrastruktur im Gesundheitswesen fördern wollen.
Die Kosten für Arzneimittel und die geringe Nutzung diagnos­
tischer Tests stellen ebenfalls Hindernisse für die gesund­
heitliche Behandlung in Schwellenländern dar. Damit mehr
Menschen sich diese leisten und mehr Bedürftige erreicht
werden können, führen wir Pilotprogramme zur differen­
zierteren Preisgestaltung bei Produkten zur Behandlung von
Krebs, Hepatitis C und weiteren chronischen Leiden durch. Im
Rahmen solcher Vereinbarungen geben wir unsere Produkte
an das öffentliche Gesundheitswesen zu niedrigeren Preisen
ab als auf etablierten Märkten, wofür uns im Gegenzug die
Kostenrückerstattung für Produkte zugesichert wird. Derzeit
untersuchen wir die Wirksamkeit verschiedener Zugangs­
modelle, darunter:
• Rabattregelungen für Medikamente, die über die öffent­
lichen Gesundheitssysteme verschrieben werden,
• Zweitmarken für Verträge mit Regierungen und
• Beauftragung lokaler Unternehmen mit dem Abfüllen, Ver­
packen und Vertrieb unserer Marken.
Wir streben Partnerschaften mit Regierungen in Schwellen­
ländern an, durch die wir massgeschneiderte Programme kon­
zipieren können, die den lokalen Anforderungen hinsichtlich
Preisgestaltung, Service, Vertrieb und Teilhabe entsprechen.
Unser Ziel ist ein nachhaltiges Geschäftsmodell, das ein
Gleichgewicht zwischen den Erfordernissen aller Anspruchs­
gruppen einerseits und unserer Selbstverpflichtung zur Ver­
besserung des Zugangs zu Gesundheitsversorgung in den
Schwellenmärkten andererseits herstellt.
76
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
In Ägypten, Brasilien, der Ukraine, in China und weiteren Län­
dern haben wir für mehrere unserer führenden Medikamente
Pilotprogramme für eine differenzierte Preisgestaltung auf­
gelegt. In Ägypten umfasst unser Programm die lokale Ver­
packung und das lokale Branding einer alternativen Darrei­
chungsform unseres Präparats Pegasys zur Behandlung von
Hepatitis C. Inzwischen gehört Ägypten mit über 104 000 seit
2006 mit diesem Medikament behandelten Patienten zu
unseren absatzstärksten Märkten.
Mit der brasilianischen Regierung hat Roche für MabThera,
ein Präparat, das zur Behandlung von Patienten mit dem
Non-Hodgkin-Lymphom eingesetzt wird, einen Rabatt unter
der Voraussetzung ausgehandelt, dass es erstattungsfähig ist.
Vorher stand MabThera lediglich jenen Patienten zur Verfü­
gung, die privat versichert waren oder die Behandlung aus
eigener Tasche bezahlten. Im Ergebnis stieg die Zahl derer, die
das Präparat erhalten, auf nunmehr 2 000 Patienten an.
In China erhalten weniger als 10% der Frauen mit HER2-po­
sitivem Brustkrebs Herceptin. Als Reaktion auf die vielen
Herausforderungen, die den Zugang zu unserer Behandlung
erschweren, rief Roche China gemeinsam mit chinesischen
Regierungsinstitutionen und gemeinnützigen Organisationen
mehrere Programme ins Leben, die unter anderem die Verbes­
serung der HER2-Testqualität und die Durchführung von Pati­
entenaufklärungsveranstaltungen zum Ziel hatten. Im August
erarbeiteten wir zusammen mit der Cancer Foundation of China
ein Patientenhilfsprogramm, in dessen Rahmen anspruchs­
berechtigte Patientinnen für die erste Behandlungshälfte auf­
kommen und anschliessend die gemeinnützige Organisation
mit Unterstützung von Roche die zweite Hälfte bezahlt, um
sicherzustellen, dass die Frauen die gesamte Behandlung
bekommen. Zwar stehen wir noch am Anfang, doch bis jetzt
haben wir bereits einen signifikanten Anstieg der Anzahl von
Frauen gesehen, die Zugang zu Herceptin erhalten.
Zugang in den am wenigsten entwickelten Ländern
Die am wenigsten entwickelten Länder der Welt (least devel­
oped countries — LDC) haben die höchsten Krankheitsraten
und zugleich die schwächsten Gesundheitssysteme. Viele sind
mit sehr knappen Budgets und einem kritischen Mangel
an medizinischem Fachpersonal ebenso konfrontiert wie mit
einem sehr gering ausgeprägten Verständnis für die Ursachen,
die Prävention und die Behandlung von Krankheiten.
Zur Überwindung dieser Ungleichheit unterstützen wir mit
unserer Expertise die Modernisierung von Gesundheitssyste­
men. Anstatt Geld zu spenden, legen wir Programme auf und
bilden Partnerschaften, die ausgerichtet sind auf:
• eine nachhaltige Patent- und Preispolitik,
• die Erforschung von Krankheiten, für die dringender medizi­
nischen Bedarf besteht und
• Bildung, Wissenstransfer und den Aufbau von Kapazitäten.
Die Erarbeitung und Umsetzung dieser Programme übersteigt
die Möglichkeiten eines einzelnen Unternehmens. Deshalb
kooperiert Roche in der Gesundheitsversorgung von Patienten
mit lokalen Regierungen, gemeinnützigen Organisationen und
anderen Unternehmen und ermöglicht so einen Erfahrungs­
austausch sowie die Schulung medizinischer Fachkräfte, wobei
der Schwerpunkt auf Aktivitäten vor Ort liegt.
Hinsichtlich unserer Initiativen im Bereich Diabetesversorgung
hat sich unsere partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Novo
Nordisk im Rahmen des Programms Changing Diabetes in
Children auf nunmehr neun Länder erweitert; hinzugekommen
sind Indien, Äthiopien und Kenia. 2011 nahmen etwa 3 300
Kinder an diesem Programm teil, das Insulin und anderes Dia­
beteszubehör bereitstellt sowie grundlegende Aufklärung und
Schulungen für Angehörige und Mitarbeitende im Gesund­
heitswesen anbietet. Bis jetzt wurden 47 Kliniken eingerichtet
und über 600 Vertreter des medizinischen Fachpersonals fort­
gebildet.
Im Rahmen des 2002 von der Division Diagnostics ins Leben
gerufenen Programms AmpliCare wird weiterhin in Ländern
südlich der Sahara und in verschiedenen Staaten Südamerikas
und Asiens der Test zur Ermittlung der Viruslast bei Patienten
mit HIV weiterhin zum niedrigstmöglichen Preis zur Verfügung
gestellt. Im Berichtsjahr arbeiteten wir mit Gesundheitsmi­
nisterien und Förderinstitutionen zusammen, um die Finanzie­
Kennzahlen zur Beteiligung an Zugangsprogrammen zur Gesundheitsversorgung
(Einzelheiten dazu auf unserer Website)
806 045
>40 000
3 300
Menschen erreichte der Transnet-
Patienten erhielten durch die
Kinder wurden in neun afrikanischen
Phelophepa-Gesundheitszug im länd­
Genentech Access to Care Foundation
Ländern und in Indien bei der Überwa­
lichen Südafrika seit seiner ersten
kostenfrei Medikamente
chung ihres Diabetes durch das in Partner­
Reise im Jahr 1994
schaft mit Novo Nordisk durchgeführte
Programm «Changing Diabetes in Children»
unterstützt
1 350 000
54
13
Kleinkinder im Rahmen der Initiative
Länder, in denen Roche auf die Anmel­
HIV/Aids-Technologieverträge mit
AmpliCare auf HIV getestet
dung und Durchsetzung von Patentrechten
Unternehmen in den ärmsten Ländern der
für sämtliche Medikamente verzichtet
Welt und in Ländern in Subsahara-Afrika
für die Vor-Ort-Unterstützung bei der
Herstellung generischer Versionen des
HIV-Präparats Saquinavir von Roche
abgeschlossen
3–12
11 000 000
>50
Monate dauernde Auslandseinsätze
komplette Behandlungsdosen
medizinische Fachkräfte beteiligten
können Mitarbeitende absolvieren
des Grippemedikaments Tamiflu
sich in Subsahara-Afrika im Rahmen des
und so ihre Fähigkeiten und Fachkennt­
für die im Falle einer Pandemie
gemeinsam mit der IAEA gestarteten
nisse für eine Verbesserung in der Gesund­
bedürftigsten Länder an die WHO
­P rogramms EDUCARE an Pilotkursen der
heitsversorgung in den am wenigsten
gespendet
Online-Universität in Onkologie
entwickelten Ländern anwenden
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
77
rung der AmpliCare Early Infant Diagnosis (HIV) Initiative für
die HIV-Diagnose bei Säuglingen und Kleinkindern sicherzu­
stellen. Bis zum Jahresende haben 23% der teilnehmenden
Länder die Mittel für das Programm selbst aufbringen können
und 46% vermochten auf Mittel des Global Fund oder auf
Drittmittel zuzugreifen, während 31% weiter von UNITAIDMitteln abhängig waren. Neu verhandeln konnten wir darüber
hinaus unsere Finanzierungsvereinbarung mit der Clinton
Health Access Initiative, einer globalen Gesundheitsorganisa­
tion, die sich den Ausbau integrierter Gesundheitssysteme in
den Entwicklungsländern und die Ausweitung des Zugangs
zur Versorgung und Therapie von HIV/Aids, Malaria und Tuber­
kulose zum Ziel gesetzt hat.
Patente sind eine Grundvoraussetzung für unser Geschäfts­
modell der Investition in risikoreiche Innovationen. Dennoch
sind wir uns bewusst, dass Patente eine von vielen Hürden bei
der Bereitstellung einer medizinischen Grundversorgung in
den ärmsten Ländern der Welt darstellen können. Daher ver­
zichtet Roche in den LDC gemäss Definition der Vereinten
Nationen beziehungsweise in den Ländern mit niedrigem Ein­
kommen gemäss Definition der Weltbank bei sämtlichen Arz­
neimitteln sowohl auf die Anmeldung als auch auf die Durch­
setzung von Patentrechten. Das Gleiche trifft auf Patente für
antiretrovirale HIV-Medikamente in den stark betroffenen afri­
kanischen Ländern südlich der Sahara zu. Deshalb können in
diesen Ländern von allen Roche-Präparaten Generika herge­
stellt und vertrieben werden, ohne dass dafür eine Lizenz
beantragt werden muss.
78
Linie wollen wir dafür sorgen, dass es erkrankten Menschen
schneller besser geht, sie gesund bleiben, länger leben und
ihre Schaffenskraft bewahren.
Stärkere Sensibilisierung für Gesundheitsfragen
und Hilfe für Patienten
Für das Wohl eines Patienten können gesundheitliche Sensi­
bilisierung und Aufklärung genauso wichtig sein wie die kor­
rekte medizinische Diagnose und eine geeignete Therapie.
Angesichts dessen geben wir Newsletter, Magazine und Zeit­
schriften heraus, die Menschen dabei helfen sollen, gesund
zu leben und Krankheiten zu vermeiden. Des Weiteren organisieren wir gemeinsam mit Patientengruppen oder lokalen Krankenhäusern Sensibilisierungskampagnen und führen
Screening-Programme durch. Mit diesen Kampagnen wollen
wir nicht nur das allgemeine Bewusstsein schärfen, sondern
auch die Früherkennung von Krankheiten wie Brust-, Lungenund Darmkrebs, rheumatoide Arthritis, Hepatitis, Osteoporose
und Diabetes verbessern.
Leistungen mit Wertschöpfung
Im Jahr 2011 organisierten wir in Rom gemeinsam mit dem
National Observatory on Women’s Health und der Patienten­
gruppe ACTO einen multidisziplinären Workshop zum Thema
Eierstockkrebs. Unter den Teilnehmern waren Vertreter nationaler und regionaler Behörden, regionaler Einrichtungen,
­w issenschaftlicher Gesellschaften, der Ärzteschaft und der
Medien. Die Veranstaltung unterstrich, wie notwendig die
stärkere Zusammenarbeit der verschiedenen Anspruchsgrup­
pen bei der Errichtung von Kompetenzzentren und bei der
Schärfung des Bewusstseins für Eierstockkrebs ist. Dies
betrifft auch das Verständnis dafür, wie wichtig regelmässige
ärztliche Untersuchungen sind.
Die Erforschung und Entwicklung neuartiger Arzneimittel und
Diagnostika ist der Grundpfeiler unseres Beitrags zur Bewälti­
gung von Herausforderungen im Gesundheitswesen. Dennoch
glauben wir, dass wir als ein führendes Healthcare-Unterneh­
men auch dafür verantwortlich sind, Patienten durch einen
ganzheitlichen Ansatz bei der Gesundheitsbetreuung zu hel­
fen. Dazu erbringen wir zahlreiche Leistungen, die zur Ent­
wicklung der Infrastruktur im Gesundheitswesen ebenso bei­
tragen wie zur Erhöhung der Sensibilisierung für Erkrankungen;
wir führen Screening-Programme durch, schulen Mediziner
und richten Netzwerke zur Patientenunterstützung ein.
In Zusammenarbeit mit vier Patientenverbänden veröffent­
lichte Roche in Argentinien Reflejos del Alma (etwa: Spiegel­
bilder der Seele), um die Bevölkerung für Brustkrebs zu sensi­
bilisieren. Das Buch erzählt die Geschichten von 26 betroffenen
Frauen, die zeigen, wie man der Krankheit mit positiver Einstel­
lung begegnen kann, und dass das Leben weitergeht — selbst
nach einer Brustoperation, Chemo- und/oder Strahlenthera­
pie, und nach möglichen Rückfällen. Das Buch und seine hoff­
nungsvolle Botschaft erreichten Tausende Frauen in Argenti­
nien, wo Brustkrebs mit 16 500 Neuerkrankungen pro Jahr der
Krebs mit der höchsten Mortalitätsrate bei Frauen ist.
Darüber hinaus arbeiten wir mit Regierungen und anderen
Kostenträgern im Gesundheitswesen daran, die Produktivität
in der Gesundheitsbetreuung zu erhöhen und finanzielle Mittel
wirtschaftlich zu nutzen. Zwar stärkt dies unsere Position
gegenüber den Gesundheitseinrichtungen bei Preisverhand­
lungen über unsere Medikamente und Tests, doch in erster
Anlässlich des Weltdiabetestages führt Roche Diabetes Care
jedes Jahr zahlreiche Aufklärungsaktivitäten durch, welche
die Menschen ermutigen sollen, aktiv etwas zur Vermeidung
von Diabetes zu tun. Diese Aktivitäten, zu denen Blutzucker­
messungen etwa in öffentlichen Einrichtungen in Deutsch­
land, der Schweiz, Frankreich, Spanien und Italien gehören,
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
Leistungen mit Wertschöpfung
Rehabilitationsprogramme
durchführen
Material zur Gesundheitsförderung entwickeln
Programme zur
Therapietreue anbieten
Aufklärungskampagnen
über Krankheiten durchführen
EIB
BL
EN“
„GE
S
UN
N“
UN
MENSCHEN/
PATIENTEN
HE
AC
„GE
S
Information über
Krankheiten und
Therapien anbieten
D
M
D
Gesunde Lebensweise
fördern
Unterstützungsprogramme für
Patienten organisieren
ScreeningProgramme
veranstalten
Wirtschaftsmodelle
mitentwickeln
Schulung und Weiterbildung anbieten
GESUNDHEITSFACHLEUTE
KOSTENTRÄGER
Therapierichtlinien
mitverfassen
Teilnahme an
klinischen Studien
ermöglichen
Managed-Care-Programme
unterstützen
Gesundheitsnetzwerke
einrichten
Spital- und Laborinfrastrukturen ausbauen
werden von Workshops, Sportangeboten und Veranstal­
tungen über gesunde Ernährung begleitet, die aufzeigen, wie
sich Ernährung und sportliche Betätigung auf die Blutzucker­
werte auswirken. In den USA unterstützte Roche den «Big
Blue Test» der Diabetes Hands Foundation finanziell, eine Auf­
klärungskampagne, deren Ziel es ist, die Bedeutung sport­
licher Betätigung für Menschen mit Diabetes ins öffentliche
Bewusstsein zu rufen.
Patientenregister
etablieren
Unterstützungsangebote für Patienten
Wir erarbeiteten auch Informationsmaterial für Patienten,
Angehörige und Betreuer, das ihnen Krankheiten, Behand­
lungsoptionen und die sachgemässe Anwendung unserer
­P rodukte verständlich macht. Auf unseren Websites veröf­
fentlichen wir die neuesten Informationen über diagnostische
Tests und Behandlungsmöglichkeiten, einschliesslich der
Überwachung und Kontrolle potenzieller Nebenwirkungen.
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
79
Diese Websites dienen als Portale für Ressourcenzentren oder
Patientenhilfsprogramme und ermöglichen den Zugang zu
ausgebildetem Pflegepersonal und zu Strategien für das Leben
mit einer Krankheit. Zudem bieten wir Beratungsstellen und
Telefon-Hotlines an und koordinieren Leistungen, um die Com­
pliance und die Rehabilitation zu verbessern.
Unterstützung von Patientenorganisationen
Zu unseren Online-Diensten zählt auch www.accu-chekcon­
nect.com, wo Tools für das Diabetes-Management und andere
Hilfsangebote für Menschen mit Diabetes ebenso bereit­
gestellt werden wie klinische Daten und Fallstudien für medi­
zinische Fachkräfte. Im Hinblick auf die Vorbeugung und
Behandlung der Osteoporose unterstützt www.boniva.com
das verschreibungspflichtige Roche-Medikament Boniva mit
Sicherheitsinformationen und dem MyBoniva Programm,
einem persönlichen Ratgeber für eine bessere Compliance.
In ähnlicher Weise erhalten Patienten, deren HER2-positiver
Brust- oder Magenkrebs mit Herceptin behandelt wird, auf
der Seite www.herceptin.com Ratschläge, Hinweise und Aus­
künfte, unter anderem zu finanziellen Beihilfen.
Festgelegte
Schulungsprojekte
Zusammenarbeit mit Patientengruppen
Patientengruppen sind wichtige Partner für Roche. Sie gewäh­
ren uns Einblick in die Herausforderungen, vor denen Patien­
ten und ihre Angehörigen stehen, und sind genauso wie wir
daran interessiert, Patienten dabei zu helfen, ihre Krankheit zu
verstehen und bestmöglich mit ihr umgehen zu lernen. Durch
die sich wandelnde Rolle von Patientengruppen und Patienten
— von passiven zu aktiven, informierten Anwendern — ist
unsere Verantwortung gewachsen.
Transparenz ist von grundlegender Bedeutung. Daher geben
wir auf unserer Website sämtliche Patientenorganisationen an,
mit denen wir zusammenarbeiten, und beschreiben kurz die
gemeinsamen Aktivitäten. Gemäss den Vorgaben der Euro­
pean Federation of Pharmaceutical Industries and Associa­
tions (EFPIA) führen wir zudem die von uns bereitgestellten
finanziellen und sachbezogene Mittel auf.
Über viele verschiedene Kanäle arbeiten wir gemeinsam
an Aufklärungs- und Schulungsmaterialien und ‑leistungen,
die zwar oft global konzipiert, doch anschliessend unter
Berücksichtigung kultureller Besonderheiten und sprach­
licher Präferenzen an lokale Gegebenheiten angepasst und
ganz gezielt eingesetzt werden. Finanzielle Unterstützung
leisten wir im Rahmen von Projekten von gemeinsamem Inte­
resse und Nutzen im Bereich Brustkrebs, Dickdarm- und
Enddarmkrebs sowie Krebs ganz allgemein. Einzelpersonen
beraten wir, indem wir Anfragen zu neuen Medikamenten
wie beispielsweise Zelboraf beantworten. Darüber hinaus
unterstützen wir die Hepatitis-Behandlung über die World
80
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
nach Bereichen
35,8%
9,2%
10,3%
44,7%
Sensibilisierung für
Krankheiten und Aufklärung
Workshops
und Tagungen Projekte zur
Behandlungstreue
Hepatitis Alliance und die European Liver Patient Associ­
ation.
Zu unseren zahlreichen Aktivitäten mit Patientengruppen im
Jahr 2011 gehörte die Ausrichtung des dritten jährlichen Inter­
national Experience Exchange for Patient Organisations in
Frankfurt am Main. An der zweitägigen Veranstaltung, die ein
Diskussionsforum für Tendenzen und Herausforderungen in
der Gesundheitsversorgung und bei der Durchsetzung von
Patienteninteressen bot, nahmen Vertreter von 130 Patienten­
organisationen aus der ganzen Welt teil.
Im Juli führten wir eine Schulung für zwölf Patientengruppen
zum Thema rheumatoide Arthritis (RA) durch. Weiterhin för­
derten wir eine Veranstaltung des EU-Parlaments für RA-Pati­
entenorganisationen mit dem Ziel, zur Sensibilisierung für die
sozialen und wirtschaftlichen Folgen dieser Krankheit beizu­
tragen.
Roche setzte auch im Berichtsjahr die langjährige Zusam­
menarbeit mit dem European Patient Network for Medical
Research and Health (EGAN) fort. Gemeinsam wurde der
siebte ­gemeinsame Strategie-Workshop für Patientenorgani­
sationen, Gesundheitsbehörden, Universitäten und Unterneh­
men abgehalten. Als Reaktion auf die Frage, wie Patienten in
allen Phasen der Forschung und klinischen Entwicklung bes­
ser einbezogen werden können, leiteten Roche und EGAN aus
den Workshop-Diskussionen zehn strategische Empfehlungen
ab, wie dies praktisch erreicht werden kann.
Förderung der fachlichen Entwicklung
Wir helfen medizinischen Fachkräften bei der Verbesserung
der Patientenbetreuung, indem wir eine Vielzahl verschiedener
Aufklärungs- und Schulungsmaterialien über Erkrankungen,
Behandlungsoptionen, Sicherheitsprofile, die Anwendung von
Produkten sowie allgemeine Themen der Gesundheitsver­
sorgung veröffentlichen. Darüber hinaus organisieren unsere
Medizin-Teams Symposien zur Weiterbildung und Unterstüt­
zung von Ärzten. So haben wir beispielsweise Online-Medizin­
konferenzen im Zusammenhang mit dem Jahrestreffen der
American Society of Clinical Oncology (ASCO) etabliert, das
als weltweit grösste Veranstaltung auf dem Gebiet der kli­
nischen Onkologie das Interesse von Tausenden von Medizi­
nern an den neuesten klinischen Studien und Ergebnissen der
Krebsforschung weckt.
Unser Zusammenwirken mit medizinischen Fachkräften dient
dem Austausch wissenschaftlicher Informationen zur Verbes­
serung der Anwendung und Wirksamkeit unserer Produkte
und Leistungen. Aus diesem Grund holen wir regelmässig die
Meinungen dieser Fachkräfte ein, können dadurch spezielle
Krankheitsgebiete erkennen, in denen hoher medizinischer
Bedarf besteht, und unsere klinischen Studien, Publikationen
und Schulungsunterlagen danach ausrichten. Ebenso führen
wir zertifizierte Weiterbildungslehrgänge in Bereichen wie
­Epidemiologie, Behandlungsoptionen und Patientenberatung
durch. Darüber hinaus helfen wir bei der Entwicklung von
Gesundheitsnetzwerken, die sich für medizinische Fachkräfte
in Bezug auf den Austausch von Wissen über Krankheiten und
neue Technologien sowie für Diskussionen über Versorgungs­
standards als äusserst hilfreich erwiesen haben.
Auf dem Gebiet der Diagnostik richten wir Testlabors ein,
unterweisen Assistenten in der korrekten Handhabung von
Instrumenten, halten Pathologie-Kurse ab und erstellen Quali­
tätskontrollprogramme, um die Zuverlässigkeit diagnostischer
Testergebnisse zu gewährleisten. Ebenso führen wir Schu­
lungen dazu durch, wie diagnostische Produkte den medizi­
nischen Wert erhöhen, und helfen bei der Entwicklung von
Test- und Behandlungsrichtlinien zur Verbesserung der Ergeb­
nisse für die Patienten.
Auf dem Cancer Stakeholders Forum 2011 der ASEAN-Staaten
(Association of Southeast Asia Nations) kündigte Roche eine
wegweisende Prospektivstudie mit dem Titel «The Burden of
Cancer and its Economic and Social Impact on ASEAN Com­
munities» (Die Belastung durch Krebskrankheiten und ihre
wirtschaftlichen und sozialen Folgen für die ASEAN-Länder)
an, die mehr als 10 000 Krebspatienten in allen zehn ASEANLändern umfasst. Die Studie, die vollständig von Roche finan­
ziert und vom George Institute for Global Health aus Sydney,
Australien, durchgeführt wird, soll als Grundlage für evidenz­
basierte politische Entscheidungen, die Planung der Krebs­
bekämpfung und die Setzung von Prioritäten für die Forschung
in der Region dienen.
Aufwendungen zur Unterstützung von Einrichtungen
des Gesundheitswesens
40,8%
6,7%
52,5%
Schulung von medizinischen
Fachkräften
Aufklärung von Patienten
und der Öffentlichkeit
Forschung
Verfügung. Mit dessen Hilfe wurde ein Lehrgang zu Gebär­
mutterhalskrebs und HPV durchgeführt wurde, in dem auch
ein Bericht über die Ergebnisse unserer HPV-Studie vorge­
stellt wurde.
Managed-Care-Programme und Finanzierungsmodelle
Unsere in der Branche führende Expertise und unser innova­
tives Denken nutzen wir für die Entwicklung von Gesundheits­
netzwerken und Managed-Care-Programmen für Kosten­trä­
ger und Krankenhäuser. In diesem Zusammenhang erstellen
wir Patientenregister für unsere neuen Medikamente, in denen
wir reale Daten zur Wirksamkeit, Sicherheit und PatientenCompliance erfassen. Kostenträger und Ärzte nutzen diese
Daten, um fundierte Behandlungs- und Budgetentscheidun­
gen zu treffen.
Unsere Managed-Care-Programme, beispielsweise Cancer
Champion, stellen Gesundheitsorganisationen Mittel zur Ver­
fügung, damit sie ihre eigenen umfassenden Programme für
die Versorgung von Tumorpatienten auflegen können. Ausser­
dem ermitteln wir gemeinsam mit Kostenträgern die Wirt­
schaftlichkeit von Gesundheitsversorgungsplänen, wobei wir
ihnen Modelle für die Kapazitätsplanung sowie die Auswir­
kungen auf Kosten und Haushalte zur Unterstützung ihrer
Budgetplanung bereitstellen.
Pflege von Kundenbeziehungen
Da unser Kundenstamm von Patienten über Ärzte bis hin zu
Krankenhäusern, Labors und Kostenträgern im Gesundheits­
wesen reicht, müssen wir unterschiedlichste Anforderungen
und Erwartungen erfüllen. Unabhängig davon, wer der Kunde
ist, streben wir danach, langfristige Beziehungen aufzubauen,
die sowohl professionell als auch transparent sind.
Anforderungen von Kunden erfüllen
In den USA stellten wir Omnia Education, einem Träger für
medizinische Weiterbildungen, der sich ausschliesslich The­
men der weiblichen Gesundheit zuwendet, ein Stipendium zur
In regelmässigen Abständen, meist jährlich oder alle zwei
Jahre, überprüfen wir die Kundenzufriedenheit, indem wir
unsere Leistungen mit denen unserer Wettbewerber und des
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
81
Branchendurchschnitts vergleichen. Mit Hilfe von Befragun­
gen, die von Roche und Dritten durchgeführt werden, messen
wir die Zufriedenheit unserer Kunden bezüglich der Fach­
kenntnis und Hilfsbereitschaft unserer Pharmaberater wäh­
rend der Kundenbesuche, die Wirksamkeit unserer medizi­
nischen Unterstützung und Bereitstellung klinischer Daten
sowie die Qualität unserer Informationen und unseres Schu­
lungsmaterials. Daneben untersucht unsere Division Diag­nos­
tics die Zufriedenheit punkto Lieferzeiten, Service und tech­
nischem Support.
Bei der Analyse dieser Rückmeldungen erkennen wir die
geeignetsten Kommunikationskanäle und können Marketingund Vertriebspläne mit Zielen in den Bereichen erarbeiten, die
von unseren Kunden als wichtig eingestuft wurden und in
denen wir Möglichkeiten zur Leistungssteigerung sehen.
In mehreren Ländern befinden wir uns mit unseren Teams in
einer Übergangsphase vom Transactional Selling zum Consul­
tative Selling, durch das wir ein engeres Arbeitsverhältnis
beziehungsweise eine engere Partnerschaft mit wichtigen
Kunden eingehen wollen. In Spanien haben wir beispielsweise
über mehrere Jahre eine Methode entwickelt, die das Ver­
ständnis für Bedürfnisse und Erwartungen von Kunden ver­
bessert, während sie zugleich deren Zufriedenheit mit unseren
Leistungen misst. Dafür hat Roche als erstes Pharmaunterneh­
men den Madrider Excelente-Preis für hohes Kundenver­
trauen und nachhaltige Wertschöpfung erhalten.
Unser Schweizer Programm «Effect — The Roche way of sel­
ling» rückt die Bedürfnisse des Kunden in den Mittelpunkt des
Verkaufsgesprächs, um für den Kunden und für Roche einen
Mehrwert zu schaffen. Die Verantwortungsbereiche, der
Schulungsrahmen und das Coaching der Pharmavertreter sind
auf deren jeweilige persönliche Fähigkeiten und Ziele zuge­
schnitten, sodass die Verkaufskompetenz kontinuierlich ver­
bessert wird und schliesslich in allen Aussendienstteams
herausragende Leistungen im wertorientierten Vertrieb erreicht
werden.
Die kommerzielle Effektivität erhöhen
Als Unternehmen, dessen Schwerpunkt in der Entwicklung
innovativer Arzneimittel und diagnostischer Tests liegt, ist der
Grossteil unserer Aufwendungen auf den Nachweis von deren
klinischer Sicherheit und Wirksamkeit gerichtet. Die Daten, die
wir in klinischen Studien generieren, nutzen wir zum Verfassen
von Artikeln in Fachpublikationen und Schulungsmaterialien.
Die Zuverlässigkeit dieser Daten für den Nachweis der Wirt­
schaftlichkeit ist für Roche genauso wichtig; sie wird aber
auch immer wichtiger für Ärzte, welche die Ergebnisse kli­
nischer Studien zur Begründung ihrer eigenen klinischen
82
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
E­ ntscheidungen nutzen wollen. Des Weiteren spielen einige
Akteure, die traditionell nicht zu unseren Kunden gehörten —
zum Beispiel Kostenträger, Regulierungsbehörden oder Ma­n­
a­ged-Care-Organisationen — im Entscheidungsprozess zwi­
schen Zulassung und tatsächlicher Ausgabe an in Frage
kommende Patienten eine immer grössere Rolle. Dabei kann
uns unsere Fähigkeit, diese neuen Zielgruppen anzusprechen
und ihnen komplexe Daten verständlich zu machen, neue
Chancen eröffnen.
Aufgrund dieser Veränderungen hat sich unsere Vertriebsund Marketingtätigkeit immer stärker hin zur Aufklärung und
Schulung von Kunden und Patienten verlagert. Heutzutage
müssen unsere Pharmavertreter über detaillierte medizinische
Kenntnisse verfügen, da es häufig erforderlich ist, klinische
Daten und Sicherheitsprofile ausführlich mit Ärzten zu dis­
kutieren. Die kommerzielle Effektivität erhöhen wir zudem
durch Intensivlehrgänge für professionelles Verkaufen und kun­
­den­orientiertes Herangehen, was den Aufbau langfristiger
Geschäftsbeziehungen zu unseren Kunden ermöglicht.
In Spanien führten wir für unsere Pharmavertreter ein qualita­
tives Leistungsbewertungssystem ein, das auf ausgezeichnete
Vertriebskompetenzen ausgerichtet ist. Parallel dazu richtete
eine Reihe unserer Konzerngesellschaften Abteilungen für
Commercial Excellence ein, die professionelle Verkaufskurse
und professionelles Coaching für Vertriebsmanager anbieten.
Mit der zunehmenden Nutzung sozialer Medien ergeben sich
Chancen, mehr Patienten und Anspruchsgruppen zu errei­
chen und somit die Effektivität unserer geschäftlichen Tätig­
keit zu verbessern. Nach Einführung der Roche-Grundsätze
für Social Media im Jahr 2010 erarbeitete unser Social Media
Advisory Board 2011 Schulungsmaterialien für Mitarbeitende,
die aufzeigen, wie unsere Geschäftsziele und Politiken zur
Nutzung sozialer Medien am besten in die Praxis umgesetzt
werden können. Darunter waren Schulungsprogramme für
Mitarbeitende und eine interne Aufklärungskampagne über
verfügbare Kanäle und deren Nutzungsmöglichkeiten. In zehn
Ländern wurden dabei in 23 Ganztageskursen über 300
«Social Media Ambassadors» ausgebildet.
Zusammenarbeit unserer Divisionen
Um auf dem Gebiet der personalisierten Medizin weiter voranzukommen, arbeiten unsere Divisionen Pharma und Dia­
gnostics in vielen Krankheitsbereichen verstärkt zusammen,
von den frühesten Stufen der Entwicklung bis hin zur Vermark­
tung. Sie führen gemeinsam Kundengespräche, um den Mehr­
wert und die Effektivität unserer Produkte zu erläutern und
damit bessere Entscheidungen in der klinischen Praxis zu
ermöglichen. Ausserdem veranstalten sie gemeinsam wissen­
schaftliche Symposien, veröffentlichen Schulungsmaterial für
Mediziner und entwickeln kombinierte Kostenerstattungs­
strategien.
gesamte Belegschaft ist aufgefordert, jeden Sachverhalt, der
die Sicherheit oder Qualität unserer Produkte berührt, sofort
zu melden.
In Frankreich haben die beiden Divisionen beispielsweise
zusammen ein Qualitätssicherungsprogramm für HER2-Tests
entwickelt, mit dem sich die falsch negativen Ergebnisse um
1% verringern. Aufgrund der höheren diagnostischen Zuver­
lässigkeit erhielten fast 500 Frauen in Frankreich Zugang zu
einer Herceptin-Therapie, für die sie ansonsten nicht in Frage
gekommen wären. Mit solchen Aktivitäten können wir unseren
Kunden einen Mehrwert bieten, der es ihnen gestattet, effizi­
enter zu werden und die vorhandenen Ressourcen bestmög­
lich zu nutzen. Dieser Ansatz lässt sich von unseren Wett­
bewerbern nur schwer nachahmen oder kopieren und hebt
Roche deutlich vom Markt ab.
Sämtliche unerwünschten Ereignisse, die in der weltweiten
Sicherheitsdatenbank hinterlegt sind, werden von einem
­qualifizierten Arzt überprüft. Gemäss den geltenden Bestim­
mungen werden ausgewählte Berichte unverzüglich den zuständigen Aufsichtsbehörden zugeleitet. Falls es einen Zusam­
menhang zu einem unserer Produkte gibt, schätzen wir ein, ob
der Nutzen des Medikaments noch immer grösser ist als
die Risiken. Bestimmte Verfahren sorgen bei uns dafür, dass
Ärzte, Gesundheitseinrichtungen und Aufsichtsbehörden so­­
fort über neue Sicherheitsinformationen in Kenntnis gesetzt
werden. Gegebenenfalls bringen wir die Produktkennzeich­
nung mit den neuen Sicherheitsangaben auf den aktuellen
Stand und informieren Gesundheitseinrichtungen über die
neuesten Hinweise zur Anwendung unserer Präparate. Wir
verfügen über einen strengen Prozess, mit dem wir sicherstel­
len können, dass wir Produkte schnell zurückrufen können,
falls sich ein Qualitäts- oder Sicherheitsproblem ergeben
sollte. Die Qualität unserer Prozesse und Systeme wird regel­
mässig sowohl intern als auch von Aufsichtsbehörden kon­
trolliert.
Patientensicherheit
Die Produkte von Roche müssen nicht nur wirksam, sondern
auch jederzeit sicher sein. Zwar kann jedes Medikament
Nebenwirkungen hervorrufen, doch unser Hauptaugenmerk
liegt darauf, diese so weit wie möglich einzugrenzen und zu
gewährleisten, dass für Patienten, bei denen sie indiziert sind,
der Nutzen grösser ist als die Risiken.
Wir haben weltweite Systeme im Einsatz, mit denen wir Daten
zu unerwünschten Ereignissen erfassen und das Sicherheits­
profil ab dem Zeitpunkt, an dem ein Medikament in klinischen
Studien bewertet wird, bis zur Rücknahme vom Markt über­
wachen. Für jedes Produkt gibt es einen proaktiven Sicher­
heitsmanagementplan, der von einem qualifizierten Arzt
betreut wird, der die Gesamtsicherheit kontinuierlich über­
wacht. Wir verfügen über Risikomanagementpläne, die von
wichtigen Aufsichtsbehörden überprüft und genehmigt sind.
Unser Drug Safety Committee ist für die Kontrolle der Arznei­
mittelsicherheit und eine proaktive Gewährleistung der Patien­
tensicherheit zuständig. Den Vorsitz im Ausschuss führt ent­
weder der Global Head of Safety Risk Management oder unser
Chief Medical Officer.
Regelmässig analysieren wir Präparate im Vergleich zu Refe­
renz-Sicherheitsdatenbanken, was uns dabei helfen soll, poten­
zielle Sicherheitsrisiken zu identifizieren. Uns stehen qualifi­
zierte Mitarbeitende, Prozesse und Systeme zur Verfügung,
um sicherheitsrelevante Informationen von Leistungserbrin­
gern im Gesundheitswesen und Patienten zu erfassen. Zudem
verfolgen wir medizinische Publikationen im Hinblick auf
Sicherheitsinformationen zu unseren Arzneimitteln. Unsere
Im Jahr 2011 wurden die Massnahmen zum Zusammenschluss
von Genentech und Roche abgeschlossen, darunter auch die
Einführung einheitlicher Sicherheitsprozesse und einer neuen,
weltweit genutzten Sicherheitsdatenbank.
Produktfälschungen
Gefälschte Medikamente und diagnostische Produkte sehen
oft genauso aus wie die Originale und sind, insbesondere für
Patienten, nur schwer zu erkennen. Enthalten sie schädliche
Substanzen, können Nachahmerprodukte zu schweren Erkran­
kungen oder sogar zum Tod führen; falls sie wirkungslos sind,
wird den Patienten eine angemessene Therapie vorenthalten.
Für Regierungen entsteht durch Produktfälschungen zudem
eine finanzielle Belastung — nicht nur, weil Geld für wertlose
Produkte und Behandlungen und damit für die entsprechen­
den Durchsetzungsmassnahmen ausgegeben wird, sondern
auch wegen der Kosten, die entstehen, falls Nachahmer­
produkte der Gesundheit von Patienten schweren Schaden
zufügen.
Wenngleich Schätzungen zum Ausmass des Problems stark
voneinander abweichen, ist der Handel mit gefälschten Medi­
zinprodukten, einschliesslich Medizintechnik und Diagnostika,
weit verbreitet und betrifft sowohl die Entwicklungsländer als
auch die entwickelten Länder. Von der Weltgesundheitsorga­
nisation (WHO) wurden Produktfälschungen als wachsende,
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
83
oft unterschätzte Gefahr erkannt, wobei speziell auf deren
Toxizität, Instabilität und Wirkungslosigkeit verwiesen wurde.
Die Verantwortung für die Verhinderung und Bekämpfung von
Produktfälschungen liegt in erster Linie bei nationalen Regie­
rungen und internationalen Organisationen. Roche beteiligt
sich an Anstrengungen zur Erarbeitung strengerer Gesetze,
zur Verbesserung ihrer Umsetzung und zur Aufklärung der
Öffentlichkeit und Schulung lokaler Beamter. Hierbei geht es
darum, negative Auswirkungen medizinischer Nachahmerpro­
dukte auf die öffentliche Gesundheit zu verhindern. Darüber
hinaus haben wir im Kampf gegen Produktfälschungen intern
technische Massnahmen im Hinblick auf das Design, die Ver­
packung und die Kennzeichnung unserer Produkte ergriffen.
Mit Behörden arbeiten wir zudem weiter an einem System, mit
dem sich der Weg von Produkten vom Vertrieb bis zur Apo­
theke verfolgen lässt.
Durch unsere Mitgliedschaft in der EFPIA haben wir an der
Erarbeitung der Richtlinie der Europäischen Kommission zur
Fälschungssicherheit von Arzneimitteln mitgewirkt, die im Berichtsjahr verabschiedet wurde. Die Richtlinie hat das Ziel, in
Europa die Patienten zu schützen und durch strenge Sicher­
heitsmassnahmen, wie eindeutige Produktidentifikationsnum­
Weltweites Netzwerk von Fachkräften zur Beaufsichtigung der Patientensicherheit
Zulassung durch
Gesundheitsbehörden
Klinische Studienphasen I bis III
Vermarktung
Vertreter von Roche
Studienleitung
Gesundheitsdienstleister
Patienten
Daten zur Arzneimittelsicherheit
in der Drug Safety Database
Abteilung Drug Safety Operations
Einreichung bei den zuständigen Zulassungsbehörden (im Allgemeinen 7 bis 15 Tage)
Integrierter Sicherheitsrisiko-Management-Prozess
Meldung
Signalerkennung
Signalauswertung
Neue
unerwünschte
Nebenwirkung?
Y
N
Keine Massnahme
Governance: Ausschuss für Arzneimittelsicherheit (Drug Safety Committee)
84
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
Label-Änderung
oder Rückruf
mern, manipulationssichere Verpackungen und Umpackbe­
schränkungen zu verhindern, dass gefälschte Medikamente in
die Lieferkette gelangen. Des Weiteren gehören dazu Schritte,
welche die Zuverlässigkeit im Grosshandelsvertrieb ebenso
gewährleisten wie die genauere Überprüfung von Wirkstofflie­
feranten und eine engere Zusammenarbeit mit Zollbehörden,
speziell mit der Weltzollorganisation. Gemeinsam mit anderen
Unternehmen haben wir die Ermittlungstätigkeit intensiviert,
um Fälschungen zu verhindern. Zu diesem Zweck stellten wir
in Shanghai, China, Ermittlungspersonal ein und planen die Ein­
führung neuer Massnahmen in Hochrisikoregionen wie Latein­
amerika und dem Nahen Osten.
Unterdessen fordern wir weiterhin ein harmonisiertes EUSystem zur Überprüfung der Produktechtheit und zur Lösung
von Fragestellungen zum Produktverkauf über das Internet.
Daneben haben wir uns für eine stärkere Sensibilisierung der
Öffentlichkeit für Produktfälschungen eingesetzt und auf unse­
rer Website Informationen zu deren Risiken bereitgestellt und
Kontaktmöglichkeiten zur Meldung eines Verdachts auf Nach­
ahmerprodukte angegeben.
Biosimilars
Anders als herkömmliche Arzneimittel, die kleine, chemisch
her­gestellte Moleküle enthalten, weisen Biopharmazeutika
komplexe molekulare Strukturen auf und werden mit Hilfe
komplizierter Prozesse, die sich nur sehr schwer reproduzie­
ren lassen, aus lebenden Organismen mit einer einzigartigen
genetischen Eigenschaft gewonnen. Daher sind Nachahmer­
versionen eines Biopharmazeutikums dem Original zwar ähn­
lich, aber nicht mit ihm identisch. Solche ähnlichen, Biosimilars
genannten Produkte können nicht als Generika betrachtet oder
aufgrund der von den meisten Zulassungsbehörden für Gene­
rika akzeptierten geringeren Datensätze genehmigt werden.
Wir unterstützen die Entwicklung eines eindeutigen ord­
nungspolitischen Rahmens für die Zulassung von Biosimilars.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hat ein solches
System etabliert, und 2010 setzte der Kongress der Vereinig­
ten Staaten im Rahmen der Gesundheitsreform einen Gesetz­
gebungsprozess für die Zulassung von Biosimilars in Gang.
Was Länder betrifft, in denen kein spezieller Rahmen für die
Zulassung von Biosimilars existiert, sind wir der Auffassung,
dass die Zulassungsbehörden den WHO-Leitlinien für Bio­
pharmazeutika folgen sollten. Diese stellten unserer Ansicht
nach den Mindeststandard dar, der gewährleistet, dass ähn­
liche Versionen unserer Biotherapeutika sicher und wirksam
auf den Markt gebracht werden. Weitere Informationen dazu
finden Sie im Kapitel Produktion und Einkauf auf den Seiten
61–62 in diesem Geschäftsbericht sowie in unserer Position zu
Biosimilars auf der Website von Roche.
Im gesamten Berichtsjahr führte Roche aktiv Diskussionen
über die Entwicklung geeigneter Wege zur Zulassung von Bio­
similars, einschliesslich Biosimilar-Antikörper, und informierte
nationale Aufsichtsbehörden über die Ergebnisse. Grössten­
teils wurden unsere Aktivitäten von Verbänden geleitet, so von
Emerging Biopharmaceutical Enterprises (EBE), der Biotech­
nology Industry Association of America und der International
Federation of Pharmaceutical Manufacturers and Associa­
tions (IFPMA).
Im Verlauf des Jahres 2011 setzten Regulierungsbehörden in
Entwicklungsländern, darunter Argentinien, Brasilien, Mexiko
und Peru, Richtlinien und Vorgaben für die Zulassung von Bio­
similars um. Chile, Kolumbien, Indien und weitere Länder sind
dabei, ähnliche Regelungen zu entwickeln. Insgesamt signali­
sieren diese Massnahmen das starke Bekenntnis der Entwick­
lungsländer zur Einhaltung der WHO-Richtlinie und der Grund­
sätze zu Biosimilars.
In den Dialog mit der
Politik eintreten
Roche leistet einen Beitrag zum demokratischen Prozess,
indem wir politischen Entscheidungsträgern und Zulassungs­
behörden unsere Meinungen und Expertise zur Verfügung
stellen und sie bei der Entwicklung wirksamer Gesetze, Ver­
ordnungen und Richtlinien für die öffentliche Gesundheit unterstützen. Wir lassen unsere Ansichten und Kompetenzen
auch in allgemeinere Bereiche einfliessen, zum Beispiel bei der
Beurteilung des Wertes der Gesundheitsversorgung und bei
der Arbeit mit Einrichtungen des öffentlichen Gesundheits­
wesens, politischen Beraterstäben und Experten.
Auch im Rahmen unserer Mitgliedschaft in Branchenorgani­
sationen wie dem Europäischen Diagnostikaverband (EDMA),
der Advanced Medical Technology Association (AdvaMed),
EBE, IFPMA und EFPIA treten wir in den Dialog mit der Politik
ein.
Durch unsere Mitwirkung in der EFPIA waren wir an der Über­
arbeitung von Rechtsvorschriften der Europäischen Union
beteiligt, die zum einen auf die Stärkung der Systeme zur
Überwachung der Arzneimittelsicherheit ausgerichtet sind,
insbesondere auf den Schutz vor gefälschten Medikamenten,
und zum anderen gewährleisten sollen, dass Patienten zuver­
lässige Informationen über verschreibungspflichtige Medika­
mente erhalten. Zudem waren wir in Diskussionen über EURichtlinien zum Schutz personenbezogener Daten und zur
Vermarktung von In-vitro-Diagnostika (IVD) einbezogen und
äusserten uns zu mehreren EU-Gesetzgebungsprozessen im
Marketing und Vertrieb | Roche Jahresbericht 2011
85
Zusammenhang mit der Modernisierung der Regelungen für
die Durchführung klinischer Studien.
Gemeinsam mit AdvaMed setzten wir uns in den Vereinigten
Staaten sowohl bei der FDA als auch den Centers for Medicare
& Medicaid Services (CMS) für eine Zulassungs- und Kosten­
erstattungsreform ein. Dabei lag unser Hauptaugenmerk auf
zügigeren FDA-Zulassungsverfahren und einer zeitnaheren
Festlegung der Kostenübernahme und Bezahlung seitens der
CMS. Zusammen mit Patientenorganisationen wie dem Natio­
nal Health Council engagierten wir uns auch gegenüber dem
US-Kongress für die Anwendung von IVD, die nebst dem
Wert von Diagnostika für die Senkung der Gesundheitsver­
sorgungskosten im Allgemeinen insbesondere die Früherken­
nung von Krankheiten und eine zielgenaue Auswahl der rich­
tigen Therapie für jeden Patienten ermöglichen.
Im Jahr 2011 sprach sich Roche Diabetes Care gegenüber der
EU für eine innovative Herangehensweise an das personali­
sierte Diabetesmanagement als Fallstudie für den Umgang mit
chronischen Erkrankungen aus.
­ ertrieb weltweit einen Compliance-Fragebogen, der lokalen
V
Führungskräften dabei helfen soll, ein verantwortungsvolles
Marketing zu erkennen und dessen Umsetzung einzuschät­
zen. Darüber hinaus müssen alle General Manager eine Erklä­
rung unterzeichnen, mit der sie die Einhaltung dieser Vor­
schriften bestätigen.
Im Jahr 2011 haben wir auch unsere Anstrengungen zur För­
derung guter Geschäftspraktiken durch Einhaltung ordnungs­
politischer Auflagen zum Thema Transparenz, vor allem des
Sunshine Act in den USA und der Richtlinien der Association
of the British Pharmaceutical Industry, weiter verstärkt (siehe
auch Kapitel Unternehmerische Verantwortung, Seiten 28–29).
Weitere Informationen dazu unter:
• Unsere Produkte: www.roche.com/de/products
• Medizinischer Nutzen und Preise: www.roche.com/de/
medical_value_patents_and_pricing
• Zugang zur Gesundheitsversorgung im Überblick: www.roche.com/
de/access_to_healthcare
• Genentech Access Solutions: www.GenentechAccessSolutions.com
• Liste unterstützter Patientengruppen: www.roche.com/de/
patient-groups
Verantwortlich und ethisch
vertretbar vermarkten
In der Pharmaindustrie gelten strenge Vorschriften und Richt­
linien für die Vermarktung und den Vertrieb von Produkten. Als
eines der grössten Healthcare-Unternehmen der Welt nimmt
Roche die Verpflichtung zur Erfüllung dieser hohen Standards
sehr ernst. Intern verfügen wir über konsequente Arbeitsab­
läufe, mit denen wir sicherstellen, dass sich unsere Mitarbei­
tenden an Gesetze, Regelungen und branchenübliche Ver­
haltensweisen halten, die ein gutes Marketing fördern. Unter
anderem wollen wir unsere soziale Verantwortung wahrneh­
men und dafür sorgen, dass Entscheidungen über Produkte
und Dienstleistungen im Gesundheitsbereich mit Hilfe trans­
parenter, offener, fairer und einheitlicher Prozessen getroffen
werden.
Unser Verhaltenskodex legt die Standards für das Zusammen­
wirken und den Umgang mit medizinischem Fachpersonal fest,
das in die Lage versetzt werden soll, gestützt auf alle verfüg­
baren relevanten Daten unabhängig Entscheidungen zu tref­
fen, die den grössten medizinischen Nutzen für die Patienten
mit sich bringen. Kontinuierlich schulen wir jene Mitarbeiten­
den, die mit Medizinern in Kontakt stehen, um die Sensibilität
und das Verständnis für unseren eigenen Verhaltenskodex, für
andere in der Branche übliche sowie für länderspezifische
Marketing-Regularien, Richtlinien und Best Practices zu ver­
bessern. Daneben nutzt Roche im Bereich Marketing und
86
Roche Jahresbericht 2011 | Marketing und Vertrieb
• Klinische Studien von Roche und Patientensicherheit: www.roche.com/
de/clinical_trials; www.roche.com/de/managing_medication_safety
• Produktfälschungen: www.roche.com/de/counterfeiting
• Patente und Biosimilars: www.roche.com/de/patents
• Verantwortliches Marketing: www.roche.com/de/
business_integrity _and_responsible_marketing
• Grundsätze, Richtlinien und Positionen von Roche: www.roche.com/
de/policies_guidelines_and_positions
• Einbeziehung von Anspruchsgruppen: www.roche.com/de/
stakeholder_engagement
Personalisierte Medizin
Vorteile aus Sicht
von Patienten
und Experten
Klinischer Forscher
Prof. Henry Lik-Yuen Chan
Ärztin
Dr. Caroline Robert
Patientin
Doretha «Dee» Burrell
Versicherer
Prof. Thomas Szucs
Wissenschaftlerin
Dr. Shirin Khambata Ford
Labormediziner
Dr. José Gilberto Vieira
«Die unmittelbare Kombination von Dia­gnose,
Behandlung und Monitoring des Erfolges
bei der Behandlung der Infektion mit dem
Hepatitis-B-Virus ist ein sehr grosser Schritt
nach vorne. Dies verbessert den Nutzen für
unsere Patienten erheblich!»
«Weltweit sind etwa 350 Millionen Menschen mit dem
Hepatitis-B-Virus infiziert, hiervon leben ungefähr 75 Prozent
in Asien. Die bessere und frühere Vorhersage, welcher
Pati­ent auf die Thera­pie ansprechen wird, ermöglicht es uns,
effizienter zu behandeln. Diese verbesserte Prognose
hilft unseren Patienten zudem, die Behandlung wie geplant
durchzuführen, eine wichtige Voraus­setzung zum Erreichen
des gewünschten Erfolges. Für Patienten, bei denen die
Behandlung nicht gut wirkt, können wir mit anderen Vor­
gehensweisen eventuell die Chance wahren, von modernen
Therapien Nutzen zu ziehen.»
Klinischer Forscher
Prof. Henry Lik-Yuen Chan
88
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Direktor, Cheng Suen Man Shook
Centre for Hepatitis Studies, Director,
Centre for Liver Health, The Chinese
University of Hong Kong, Hong Kong, China
«Es ist eine sehr aufregende Zeit für uns. Wir
alle sind uns bewusst, dass wir eine neue Ära in
der Behandlung von Hautkrebs beginnen!»
«Hautkrebs war ein Gebiet mit hohem, ungedecktem medi­
zinischen Bedarf. Aber dank der neuen Substanzen, die
nun verfügbar werden, können wir die Überlebenszeit unserer
Patienten verbessern. Die Stratifizierung und die gezielte
Behandlung dieser tödlichen Krankheit sind ein wichtiger
Schritt nach vorne. Als Nächstes müssen wir die Unter­
suchung auf die entsprechenden genetischen Mutationen
etablieren. Daneben ist es wichtig zu verstehen, wie wir
die verschiedenen Substanzen, manche noch in Entwicklung,
ideal kombinieren. Damit können wir Erfolg und Nutzen für
die Patienten maximieren.»
Ärztin
Dr. Caroline Robert
90
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Chef de Service
Institut de Cancérologie Gustave Roussy
Villejuif bei Paris, Frankreich
«Die Option einer gezielten Therapie gab mir
Hoffnung und eine bessere Lebensqualität.»
«Die Wörter Sie haben Brustkrebs waren die schlimmsten,
die ich je gehört hatte. Ich war völlig verunsichert, nicht
mehr sicher, wie mein Leben weitergehen würde. Dass mein
Onkologe von der gezielten Behandlung überzeugt war,
gab mir eine gewisse innere Sicherheit, und ich bin extrem
dankbar dafür, dass ich eine solche Behand­lung erhalten
habe. Sie hat meine Lebensqualität in den letzten vier Jahren
eindeutig verbessert.»
Patientin
Doretha «Dee» Burrell
92
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Autorin, Motivationsrednerin, Mutter,
Grossmutter, Lebensbejaherin
Philadelphia, USA
«Aus meiner Sicht wird die personalisierte
Medizin die einzige Möglichkeit sein,
eine optimale Ressourcenbewirtschaftung
zu ermöglichen!»
«Personalisierte Medizin ist für uns Versicherer extrem
wichtig, weil das Giesskannenprinzip, Medikamente oder
Technologien den Patienten sozusagen unselektiert
zur Verfügung zu stellen, einfach in Zukunft nicht mehr
zahl­bar ist. Es gibt mittlerweile hervorragende ökonomische Analysen, die zeigen, dass eine Diagnostikbasierte, optimierte Therapie, z.B. die Behandlung
der Hepatitis–C-Infektion, auch aus gesundheits­öko­no­
mischer Sicht wirtschaftlicher als eine traditionelle
Strategie ist.»
Versicherer
Prof. Thomas Szucs
94
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Verwaltungsratspräsident Helsana-Gruppe
Zürich, Schweiz
«Als Wissenschaftlerin, die sehr daran interes­
siert ist, die personalisierte Medizin voranzu­
treiben, schätze ich die entscheidenden Vorteile,
die sich daraus ergeben, dass die Divisionen
Roche Pharma und Roche Diagnostics im gleichen
Unternehmen sind.»
«In der Onkologie ist es besonders hilfreich, die Diagnostik
möglichst frühzeitig in die klinische Entwicklung einzubeziehen. Dadurch lassen sich die Effizienz und das Tempo bei
der Entdeckung und Entwicklung von Markern erhöhen,
die benötigt werden, um jene Patienten auszuwählen, die für
eine bestimmte Therapie in Frage kommen. Diese Marker
können für die Behandlung eine wichtige Rolle einnehmen und
das Leben von Patienten entscheidend verbessern. Damit
dies in hoher Zahl für unsere Arzneimittelkandidaten über
mehrere Indikationen hinweg ohne Zeitverlust getan werden
kann, muss intern eine entsprechende Diagnostik-Sparte
vorhanden sein — und Roche verfügt zweifellos über eine der
grössten und stärksten der Branche.»
Wissenschaftlerin und
Biomarker-Expertin
Dr. Shirin Khambata Ford
96
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Senior Biomarker & Experimental Medicine Leader
Oncology Translational Medicine
Roche Nutley, USA
«Unsere Aufgaben haben sich enorm gewandelt.
Mit der Entwicklung der personalisierten Medizin
gewinnen diagnostische Dienstleistungen schnell
an Bedeutung, weil unsere Testergebnisse bei der
Entwicklung moderner Behandlungsstrate­gien
einen festen Platz einnehmen.»
«Immer öfter stützen sich Behandlungsentscheidungen bei
komplexen Erkrankungen, so zum Beispiel bei Krebs, auf
hochentwickelte Laboranalysen. Mit Hilfe moderner diagnostischer Verfahren können wir exakte Daten und damit eine
zuverlässige Grundlage für solche Entscheidungen liefern.
Dank dieser Strategie kann schnell die richtige Behandlung
eingeleitet werden, und die begrenzten Ressourcen unserer
Gesundheitssysteme werden gezielt eingesetzt. Das nutzt
sowohl den Patienten als auch der Gesellschaft.»
Labormediziner
Dr. José Gilberto Vieira
98
Roche Jahresbericht 2011 | Personalisierte Medizin
Medical Advisor, Fleury Laboratory
São Paulo, Brazil
173
Mitarbeitende weltweit
100
Roche Jahresbericht 2011
35
Unsere
Mitarbeitenden
Global. Roche beschäftigt 81 735 Mitarbeitende in 108 Ländern; 23% der
Mitarbeitenden arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung.
Vielfältig. In unserem Unternehmen sind über 136 Nationalitäten vertreten.
Der Anteil der Frauen in Schlüsselpositionen stieg von 13% im Jahr 2009 auf 18%
im Jahr 2011, im Einklang mit unseren Fünfjahres-Unternehmenszielen.
Engagiert. Zum ersten Mal haben wir eine globale Mitarbeiterumfrage
durchgeführt. 80% der Belegschaft beteiligten sich daran.
Einheitlich und leistungsorientiert. Wir haben unsere Entschädigungs­
strategie und unsere Prinzipien für das Leistungsmanagement weltweit
vereinheitlicht, um eine engere Verbindung zwischen Unternehmens- und
Einzelleistung und Vergütung herzustellen.
Roche Jahresbericht 2011
101
Unsere Mitarbeitenden
Zahlen und Fakten
Frauen in Schlüsselpositionen
+38%
18%
Mitarbeitende von Roche weltweit
seit 2009
auf gutem Weg zur Zielerreichung 2014
Personalbestand (VZÄ) nach Funktionen
(Vollzeitäquivalent/VZÄ*)
2011
2010
2009
15 041
15 160
13 408
14 786
14 770
16 395
27 748
27 536
28 682
Forschung und Entwicklung
18 449
19 039
18 894
Allgemeines und Verwaltung
4 105
4 148
4 128
80 129
80 653
81 507
2011
2010
2009
78 013
78 537
79 631
2 116
2 116
1 876
76 911
76 767
77 866
4 824
4 845
4 562
2011
2010
2009
Dienstleistungen
Europa
35 509
35 811
35 310
Produktion und Logistik
Nordamerika
22 429
23 695
25 412
Marketing und Vertrieb
Asien
16 251
14 964
14 169
4 506
4 633
4 930
Lateinamerika
Australien
755
858
891
Afrika
679
692
795
80 129
80 653
81 507
Gesamt
* Vollzeitäquivalent (VZÄ) steht für die tatsächlich von Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigten geleistete Arbeitszeit. So ergeben zwei Beschäftigte
mit je 50% Beschäftigungsgrad die Arbeitsleistung von 1 VZÄ, während
sie im Personalbestand (Anzahl der Mitarbeitenden) als 2 Beschäftigte
geführt werden.
Gesamt
Personalbestand nach Arbeitsvertrag
Unbefristet (VZÄ)
Befristet (VZÄ)
Vollzeit
Personalbestand (VZÄ) — Verteilung im Konzern
(Anzahl Mitarbeitende)
Teilzeit
Roche Pharmaceuticals
Chugai
Division Diagnostics
Andere
Gesamt
2011
2010
2009
44 397
46 335
48 181
6 908
6 852
6 632
27 380
26 194
25 508
1 444
1 272
1 186
80 129
80 653
81 507
Roche arbeitet engagiert an der Umsetzung wissenschaftlicher Innovationen zum Wohle der Patienten. Zur Verwirk­
lichung dieses Anspruchs benötigen wir hochqualifizierte, leidenschaftliche und motivierte Mitarbeitende, die sich aktiv für
eine Verbesserung der Gesundheit weltweit einsetzen.
Um dieses Ziel zu erreichen,
• fördern wir unsere Mitarbeitenden auf allen Ebenen, um ihr
volles Leistungspotenzial auszuschöpfen,
• bieten wir eine integrative Unternehmenskultur, die das Wissen und Können sowie die vielfältigen Fertigkeiten jedes
Mitarbeitenden nutzt, und
102
Roche Jahresbericht 2011 | Unsere Mitarbeitenden
(Anzahl Mitarbeitende)
• finden wir innerhalb und ausserhalb unseres Unternehmens
Talente — Mitarbeitende mit den entsprechenden Kompetenzen für unsere gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben.
Zusammen versetzen uns diese Massnahmen in die Lage,
­P robleme schneller zu lösen, neue Herangehensweisen zu finden und die Effektivität und Leistungsfähigkeit unserer Teams
und Führungskräfte zu verbessern. Durch die Einbeziehung
unserer Mitarbeitenden fördern wir ihr Engagement, was wiederum ihre Produktivität und Kreativität stärkt. Unsere Mitarbeitenden in der ganzen Welt machen Roche zu einem Unternehmen, das sich von anderen abhebt und als bevorzugter
Arbeitgeber anerkannt wird. Talentierte Mitarbeitende in verschiedensten Bereichen für uns zu gewinnen und an unser
Unternehmen zu binden, garantiert unseren Patienten heute
und in der Zukunft innovative Gesundheitslösungen.
Schaffung eines erstklassigen
Arbeitsumfelds
Unsere Mitarbeitenden sind der Motor unseres Unternehmens. Indem wir konsequent die Besten einstellen und fördern, haben wir Jahr für Jahr unsere Unternehmensziele
erreicht und uns durch hervorragende wissenschaftliche
Leistungen und Innovationen ausgezeichnet. Um die talentiertesten Bewerber zu gewinnen und an unser Unternehmen
zu binden, sorgen wir für ein erstklassiges Arbeitsumfeld.
Nebst attraktiver Vergütung und einer Reihe von Zusatzleis­
tungen bietet die Roche-Gruppe ihren Mitarbeitenden die
Möglichkeit, sich persönlich und beruflich zu entwickeln. Ihre
Leistungen und Erfolge werden anerkannt, und mit ihrer Arbeit
tragen sie entscheidend zu Entwicklungen in ihrem Fachgebiet bei.
Roche wird von renommierten Organisationen immer wieder
als ausgezeichneter Arbeitgeber gewürdigt. Darin spiegelt
sich unser beharrliches Engagement wider, eine Arbeitskultur
zu schaffen und aufrechtzuerhalten, die unseren zentralen
Unter­nehmenswerten Integrität, Mut und Leidenschaft entspricht. Unsere Unternehmensstruktur schafft die Voraussetzung für ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Vielfalt, Unter­
nehmensgrösse, Umsetzung unserer Ziele, Schnelligkeit und
Geschlossenheit, um Innovationen entlang der gesamten Wert­
schöpfungskette voranzutreiben.
Im Oktober 2011 wurde Roche vom Great Place to Work Institute als einer der besten multinationalen Arbeitgeber geehrt.
Auswahl von Auszeichnungen und Anerkennungen für unser Unternehmen
Platz
Auszeichnung
Roche-Standort
EXAME
Roche Brasilien
Bestes Pharmaunternehmen in Brasilien
CRF Institute
Roche China
Top-Arbeitgeber China
2
Universum — Ideal Employers 2011
Roche Schweiz
Top-Arbeitgeber im Bereich Naturwissenschaften
4
Universum — Ideal Employers 2011
Gesamteuropäisch
Top-Arbeitgeber im Bereich Naturwissenschaften
5
Universum — Ideal Employers 2011
Roche Deutschland
Top-Arbeitgeber im Bereich Naturwissenschaften
6
Deloitte — Beste Arbeitgeber
Südafrika
Standard of Excellence Award
10
Fortune — 100 Beste Arbeitgeber
Genentech SSF *
Grosse Unternehmen
15
Top-Arbeitgeber im Bereich Wissenschaft
Roche Basel
15
Great Place to Work
Roche Portugal
21
Great Place to Work
Roche-Gruppe
Top 25 multinationale Arbeitgeber
23
Great Place to Work
Region Lateinamerika
Top 50
Fortune — 100 Beste Arbeitgeber
Genentech SSF
Grosse Unternehmen
Top 100
Working Mother Magazine — 100 Beste Unternehmen
Genentech SSF
* South San Francisco
Unsere Mitarbeitenden | Roche Jahresbericht 2011
103
Mehr als 350 multinationale Unternehmen waren für diesen
erstmals stattfindenden Wettbewerb ausgewählt worden und
nur drei Pharmaunternehmen wurden als beste Arbeitgeber
ausgewählt.
aussetzungen dafür, die richtigen Initiativen ergreifen zu können, um auch weiterhin die besten Talente zu gewinnen und an
uns zu binden.
Vielfalt wirksam einsetzen
Mitarbeiterbindung
Eine aktive emotionale und intellektuelle Beteiligung unserer
Mitarbeitenden ist ein wesentlicher Aspekt für ein ausgezeichnetes Arbeitsumfeld. Aus unserer Erfahrung und zahlreichen
Studien wissen wir, dass die Einbindung der Mitarbeitenden
einen wesentlichen Faktor für ihr Wohlbefinden, ihr individuelles Leistungsvermögen und die gesamte Unternehmens­
leistung darstellt. Wir sind daher immer bestrebt, neue Möglichkeiten zu finden, unsere Mitarbeitenden einzubinden und
Innovationen voranzutreiben. Darüber hinaus ist es auch eines
unserer Fünfjahres-Unternehmensziele, eine Mitarbeiterbindungsrate von 80% zu erreichen, womit wir den höchsten
Standards für Mitarbeiterzufriedenheit bei attraktiven Arbeitgebern entsprächen.
Um dieses Ziel zu verwirklichen, führten wir 2011 zum ersten
Mal eine globale Mitarbeiterumfrage durch. Sie fand an allen
Standorten und in 20 Sprachen statt und gab den Mitarbeitenden die Gelegenheit, sich offen und anonym zu verschiedenen
Themen zu äussern. Mit der Umfrage stellten wir fest, welche
Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche unsere Mitarbeitenden haben. Die Informationen helfen uns, auch künftig die Bindung an unser Unternehmen zu verbessern sowie Bereiche zu
erkennen, in denen Massnahmen eingeleitet werden müssen
oder weitere Unterstützung erforderlich ist. 80% der RocheBelegschaft nahmen an der Umfrage teil. Auf der Grundlage
dieser fundierten Daten heben wir die besten Praktiken hervor,
beschliessen Verbesserungen und stellen wirkungsvolle Programme zusammen. Insgesamt wies die Umfrage eine Mitarbeiterbindungsrate von 62% aus und lag damit leicht über der
Benchmark für die Pharmabranche.
Zur Umsetzung unserer Innovationsziele fördern wir eine
Unternehmenskultur, die von gegenseitigem Respekt, Integrität und Vertrauen gekennzeichnet ist. So können unterschiedliche Auffassungen offen geäussert, diskutiert und weiter­
entwickelt und schliesslich in wertvolle wissenschaftliche
Erkenntnisse und Unternehmenserfolge umgesetzt werden.
Gegenwärtig liegt der Anteil der Frauen unter den 81 735 Mitarbeitenden bei 46%. Über 136 Nationalitäten sind in unserem
Unternehmen vertreten. An unserem Hauptsitz in Basel sind
mehr als 82 Nationalitäten tätig.
Vielfalt und Engagement in der Belegschaft schaffen Inspiration und Innovation, die entscheidend für unsere Unternehmenstätigkeit sind. Menschen verschiedener Herkunft bringen
ein breites Spektrum an unterschiedlichen Herangehens­
weisen, Ideen und Kenntnissen in ihre Arbeit ein und treiben
dadurch Kreativität, Problemlösungen und eine einzigartige
Zusammenarbeit in unserem Unternehmen voran.
Ein wichtiges Unternehmensziel ist die Erhöhung des Anteils
von Frauen im gehobenen Management. Wir haben uns verpflichtet, den Anteil von Frauen in Schlüsselpositionen 1 bis
2014 zu erhöhen.
Frauenanteil bei Roche
2010
2009
46%
46%
46%
35%
37%
37%
15%
15%
9%
18%
16%
13%
Anteil Frauen in der
Gesamtbelegschaft
Anteil Frauen im Linien­
management
104
2011
Die konzernweiten Ergebnisse zeigen, dass unsere Belegschaft
stolz darauf ist, für Roche zu arbeiten und vom weiteren Erfolg
des Unternehmens überzeugt ist. Die Mitarbeitenden sind mit
ihrem unmittelbaren Arbeitsumfeld sehr zufrieden. Wichtige
Faktoren hierfür sind die Kollegen, die direkten Vorgesetzten
und die Arbeitsbedingungen. Weniger gut bewertet wurden
die Bereiche Entscheidungsfindung, Arbeitsprozesse und Beziehungen zu Führungskräften. Vor allem für diese Bereiche
wird die Konzernleitung in den kommenden Monaten neue Initiativen entwickeln.
Zur Umsetzung dieses Ziels bedient sich Roche einer reichhaltigen Palette von Programmen und Vorkehrungen, um Frauen
— und andere talentierte Mitarbeitende — während ihrer
gesamten beruflichen Entwicklung zu fördern. Das reicht
von grundlegenden Massnahmen wie Gewährung von Eltern­
Roche wird die Motivation und Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden auch in Zukunft messen und dazu in 18 Monaten eine
Nachfolgeumfrage durchführen. Damit schaffen wir die Vor­
1 Definiert als Aufgabenbereiche, die entscheidend für den Unter­
nehmenserfolg sind, wesentlich zur Wertschöpfung beitragen und
ein besonders hohes Mass an Verantwortung erfordern.
Roche Jahresbericht 2011 | Unsere Mitarbeitenden
Anteil Frauen in
Top-120-Führungspositionen
Anteil Frauen in
Schlüsselpositionen 1
urlaub und Angeboten für flexible Arbeitszeiten bis hin zu
Mentoren- und Förderprogrammen sowie der Zusammen­
arbeit mit Führungsnetzwerken.
Im Jahr 2011 wurden weitere Initiativen umgesetzt, um vielfältige Talente für uns zu gewinnen. Dazu gehörten Markenbildung und Rekrutierungsprogramme, die auf Vielfalt und Ein­
beziehung setzen. Unser Roche-Karriereportal unterstreicht
unser Bekenntnis zu Respekt, Förderung und Chancengleichheit für alle. Ein weiteres Beispiel kommt aus Italien. Unsere
Konzerngesellschaft nahm an der Veranstaltung «Vielfalt am
Arbeitsplatz» teil, deren Ziel es ist, Kontakte zwischen unterschiedlichen Bewerbern (zum Beispiel im Hinblick auf ethnische Herkunft, Geschlecht, körperliche Fähigkeiten usw.)
und potenziellen Arbeitgebern zu vermitteln sowie auf offene
Stellen aufmerksam zu machen.
Im Berichtsjahr wurden die Konzerngesellschaften aufgefordert, über die Wirksamkeit regionaler Zusatzleistungen zur
Unterstützung der Vielfalt in unserer Belegschaft zu berichten.
Die erfassten Daten werden wir 2012 auswerten, um auf dieser
Grundlage unsere Angebote weiter zu verbessern. Dazu
gehören familienfreundliche Leistungen wie flexible Arbeitsplatz- und Arbeitszeitmodelle ebenso wie die Aufnahme einer
verbesserten Unterstützung der Kinderbetreuung in entsprechende lokale Pläne. In der Division Pharma sind darüber
hinaus in den 20 besten Konzerngesellschaften Aktionspläne
vorhanden. Nach Auswertung ihrer Stärken und Chancen im
Vergleich zu den sechs besten Beispielen für Vielfalt — von der
Rekrutierung bis zu flexiblen Arbeitsbedingungen — wurden
Massnahmepläne zur Förderung der Vielfalt aufgestellt, die
sich an den jeweiligen lokalen Bedürfnissen orientieren.
Unsere Richtlinien für Zusatzleistungen sowie die Mobilitätsprogramme wurden überarbeitet und durch neue Programme
ergänzt, die unter anderem mehr Möglichkeiten für Frauen
bieten, zu Beginn ihrer beruflichen Laufbahn internationale
Erfahrungen zu sammeln. Wir suchten nach neuen Wegen,
berufstätige Eltern stärker zu unterstützen. Dazu gehören eine
verbesserte Kinderbetreuung sowie Unterstützung für Familien, in denen beide Partner berufstätig sind. Ausserdem starteten wir ein Programm zur Unterstützung der Partner von entsandten Mitarbeitenden bei der Arbeitssuche im Gastland.
Roche bietet Programme für eine positive Work-Life-Balance.
Ein Beispiel hierfür ist das 2010 in Basel gegründete Netzwerk
Family & Career, das unsere Mitarbeitenden dabei unterstützt,
ihre familiären und beruflichen Pflichten miteinander in Einklang zu bringen. Im Rahmen dieses Netzwerkes wurden 2011
verschiedene neue Initiativen ins Leben gerufen. Dazu gehörte
die Einbeziehung von Empfehlungen als Ergebnis einer inter-
nen Prüfung der Interessen berufstätiger Eltern, die täglich zur
Arbeit pendeln. Dazu wurden die besten Erfahrungen anderer
Länder analysiert und zusammengefasst. Auf dieser Grundlage entstand eine zweisprachige Webseite, um den Alltag für
berufstätige Eltern in Basel leichter zu gestalten.
Roche setzt sich für ein ausgewogenes Gleichgewicht von
Männern und Frauen in den konzernweiten Entwicklungsprogrammen für Führungskräfte ein. Im Berichtsjahr waren 33%
aller Teilnehmenden an 16 wichtigen unternehmensweiten
Programmen Frauen; 2010 hatte ihr Anteil in 14 Programmen
bei 32% gelegen. Der Anteil der weiblichen viel versprechenden Führungskräfte (Mitarbeitende die auf Führungs­
positionen vorbereitet werden) blieb 2011 mit 39% stabil.
Führungskräfteentwicklung
Hochtalentierte Führungskräfte
2011
2010
4 690
4 681
39%
38%
33%
32%
Anteil Frauen an hochtalentierten
Führungskräften
Anteil Frauen an konzernweiten
­P rogrammen zur Entwicklung von
Führungskräften
Unsere Anstrengungen zeigen bereits erste Erfolge. So stieg
der Anteil der Frauen unter den Nachfolgekandidaten für
Schlüsselpositionen im Unternehmen 2011 auf 30%, während
er im Vorjahr bei 26% gelegen hatte. Auch in den Schlüssel­
positionen erhöhte sich der Anteil der Frauen von 16% im Jahr
2010 auf 18% Ende 2011.
Ende 2011 wurde Sophie Kornowski-Bonnet, damals General
Manager von Roche Pharma in Frankreich, zur Leiterin von
Roche Partnering ernannt. Sie übernimmt ihre neue Funktion
am 1. Februar 2012 und gehört der Erweiterten Konzernleitung
an.
2011 wurde Roche Mitglied der internationalen gemeinnützigen Organisation Catalyst, die sich für den Aufbau eines
angenehmen Arbeitsumfeldes sowie die Chancenverbesserung für Frauen in der Wirtschaft engagiert. Dadurch haben
alle Mitarbeitenden jetzt freien Zugang zu Informationen, wissenschaftlichen Ergebnissen und Beratung. Darüber hinaus
unterstützten wir auch 2011 das Verständnis und Bewusstsein
für Vielfalt in unserem Unternehmen durch interne Kommunikation und Information. Hierzu gehörten der Start einer neuen
Intranet-Seite zum Thema Vielfalt und Inklusion sowie ein aktualisiertes Kapitel Vielfalt auf der Website unseres Unternehmens.
Unsere Mitarbeitenden | Roche Jahresbericht 2011
105
Förderung von Innovation
Innovation ist entscheidend für den Erfolg unseres Unternehmens. Unsere Talentmanagement-Prozesse fördern aktiv das
Entwickeln und Äussern neuer Ideen.
Unsere Strategie umfasst vier Aspekte:
• Gewinnung und Bindung hochtalentierter Mitarbeitender
für alle Bereiche,
• Schaffung eines integrativen Arbeitsumfeldes, in dem ein
kontinuierlicher Dialog und Leistungsrückmeldungen gefördert werden,
• Unterstützung der persönlichen und beruflichen Entwicklung unserer Mitarbeitenden und
• Anerkennung und Würdigung herausragender Leistungen.
Roche unterstützt in jedem Jahr zahlreiche Wettbewerbe,
Symposien und Auszeichnungen, die Kreativität fördern, zur
Zusammenarbeit anspornen und die innovativsten Denker in
unserem Unternehmen würdigen. Wir unterstützen viel versprechende junge Menschen durch Programme, die sie verstärkt mit führenden Wissenschaftlern in Kontakt bringen,
oder durch die Bereitstellung von Mitteln für ihre Mitwirkung
an neuen wissenschaftlichen Entdeckungen. Unsere Forscher
gaben der jungen Generation Einblick in ihre Arbeit, um bei
Kindern und Jugendlichen Neugier und Interesse für naturwissenschaftliche Berufe zu wecken. Aus Anlass des von der
UNESCO ausgerufenen Internationalen Jahres der Chemie
2011 und im Rahmen des Nationalen Zukunftstages präsentierten unsere Wissenschaftler in Basel ein Theaterstück und
organisierten eine Veranstaltung unter dem Titel «Vom Molekül
zum Medikament». Andere engagierten sich regelmässig in
Projekten der Stiftung «Schweizer Jugend forscht».
Unser Ziel ist es immer, entwicklungsfähige, innovative Ideen
zu kreieren und zu fördern, die für unsere Patienten, Kunden,
Mitarbeitenden und Investoren den grösstmöglichen Wert
schaffen.
Gewinnung der talentiertesten
Mitarbeitenden
Die besten Mitarbeitenden zu werben ist zentrales Element
unserer Unternehmensziele in der Personalpolitik, denn nur
mit den talentiertesten Mitarbeitenden können wir kontinuierlich viel versprechende neue Ideen entwickeln, welche Innovation vorantreiben.
Inwieweit es uns gelingt, Menschen verschiedenster Herkunft
an allen Standorten unseres Unternehmens für uns zu gewin-
106
Roche Jahresbericht 2011 | Unsere Mitarbeitenden
nen und an uns zu binden, wird auch in Zukunft von verschiedenen Variablen beeinflusst. Dazu gehören:
• der Wettbewerb um die besten Talente,
• Veränderungen in der Wachstumsdynamik der Schwellenmärkte,
• neue Technologien (die flexible Arbeitsbedingungen und
neue Arbeitsweisen ermöglichen), sowie
• der weltweite demografische Wandel.
Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, entwickeln
wir kontinuierlich neuartige Rekrutierungsstrategien, die sich
an bewährten Verfahren und Marktbedingungen orientieren.
So setzen wir ein Team von Talentsuchern besonders für
­w ichtige Zielgruppen ein, um vorausschauend an unserer
Nachfolgeplanung zu arbeiten. Wir wenden uns an führende
Wirtschaftshochschulen und nehmen an Konferenzen und
Veranstaltungen teil, um gezielt auf Roche als attraktiven
Arbeitgeber und als fortschrittliches und innovatives Unternehmen aufmerksam zu machen.
Um weiterhin sicherzustellen, dass wir unsere Zielgruppe von
Bewerberinnen und Bewerbern wirksam erreichen, wurde
unternehmensweit eine Social-Media-Strategie eingeführt.
Vom Corporate Leadership Council, einer international anerkannten Organisation für Analysen der besten Praktiken international führender Unternehmen, wurden diese Initiative sowie
unsere Strategie für das Talent Relations Management als
beste Praktiken gewürdigt.
Um möglichst viele potenzielle Bewerber zu erreichen, betreiben wir in 91 Ländern Karriereportale, die 2011 etwa 2,8 Millionen Besucher anzogen. Zusätzlich zählte das Karriereportal
von Genentech 1,06 Millionen Besucher. Insgesamt gingen bei
Roche 2011 rund 360 000 Bewerbungen für ausgeschriebene
Stellen ein, und 205 000 neue Bewerber registrierten sich im
Talentpool des Roche-Konzerns, einer Datenbank für Mitarbeitende und Bewerber, die an einer Tätigkeit bei Roche interessiert sind. Ausserdem wurden etwa 43% der angebotenen
Stellen intern besetzt, denn wir ermutigen unsere Mitarbeitenden, neue berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen
und anzunehmen.
Wir haben uns das Ziel gesetzt, die besten Wissenschaftler für
unser Unternehmen zu gewinnen, indem wir Spitzenforschung
fördern, unser Innovationsnetzwerk stärken und mit akademischen Einrichtungen zusammenarbeiten. Hierzu gehören
Initiativen wie unsere Programme für Post-Doktoranden in der
Forschung und Frühen Entwicklung bei Roche Pharma (pRED)
und bei Genentech (gRED). Diese Programme sind darauf
ausgerichtet, Fortschritte in den Naturwissenschaften voranzutreiben, wobei die Grundlagenforschung und fundamentale
Entdeckungen einen besonderen Platz einnehmen. Die PostDoktoranden arbeiten Seite an Seite mit führenden Wissenschaftlern und mit einer klaren Verpflichtung, in führenden
wissenschaftlichen und medizinischen Fachzeitschriften zu
veröffentlichen. Im Jahr 2011 umfasste das Post-DoktorandenProgramm von Genentech Forschung und Frühe Entwicklung
120 Stellen, während bei Roche Pharma Forschung und Frühe
Entwicklung 117 Projekte angeboten wurden, in denen 85
Post-Doktoranden tätig waren.
Als attraktiver Arbeitgeber widmen wir den sich ändernden
Werten und Ansprüchen der Belegschaft von morgen grosse
Aufmerksamkeit. Wir erkennen an, dass viele Mitarbeitende
heutzutage eine andere Einstellung und andere Erwartungen
zu flexibleren Arbeitsbedingungen und der Verbindung von
Beruf und Privatleben haben. Durch kontinuierliche Anpassung unserer Politiken an die neuen Erfordernisse am Arbeitsplatz stellen wir sicher, dass Roche auch für künftige Generationen ein bevorzugter Arbeitgeber sein wird.
Gewinnung von Mitarbeitenden: Personalbestand
Neueinstellungen
2011
2010
2009
8 463
8 279
8 192
Bewerber aus dem Konzern
43%
45%
29%
Bewerber von ausserhalb
57%
55%
70%
Fluktuation
Insgesamt
Europa
2011
2010
2009
10,1%
9,5%
7,0%
6,8%
5,7%
5,1%
15,1%
12,3%
7,8%
8,9%
10,0%
7,2%
Lateinamerika
14,8%
19,3%
13,4%
Australien
18,2%
20,2%
10,9%
Afrika
18,4%
16,8%
18,3%
Nordamerika
Asien
Entwicklung unserer Mitarbeitenden
Die Förderung, Aus- und Weiterbildung bei Roche ist nicht nur
für die persönliche Entwicklung der Mitarbeitenden, sondern
auch für den Erfolg des Unternehmens entscheidend. Durch
ihren Erfolg am Arbeitsplatz und die Bereitschaft, neue Auf­
gaben und Führungspositionen zu übernehmen, erzielen sie
bestmögliche Leistungen. Auch in Zeiten struktureller Umgestaltungen im Unternehmen engagieren wir uns weiterhin entschlossen für die Entwicklung unserer Mitarbeitenden.
Mitarbeitende
Roche stellt für alle Mitarbeitenden Entwicklungsprogramme
zur Verfügung. Sie reichen von formalen Schulungsprogrammen zur Aneignung von Fachkenntnissen und der Entwicklung
von Führungsqualitäten bis hin zu Einsätzen, die dazu dienen,
wertvolle Erfahrungen am Arbeitsplatz zu erwerben. Darüber
hinaus bieten wir Mentoring- und Coaching-Programme an.
Auch 2011 wurden diese regionalen Angebote in gut etablierten Märkten weiter aktualisiert, so am Standort South San
Francisco und in Basel. In den Schwellenmärkten wird eine
Vielzahl neuer Programme angeboten, beispielsweise an der
Roche China Academy in Shanghai, die Anfang 2012 ihre
Tätigkeit aufnehmen wird.
Unsere Präsenzschulungen werden durch moderne Techno­
logieprogramme ergänzt, unter anderem durch webbasierte
Simulationen und virtuelle Klassenzimmer. Wie die nachfolgende Tabelle verdeutlicht, konnten wir dadurch unsere Ausgaben für Aus- und Weiterbildung effektiv einsetzen und
gleichzeitig allen Mitarbeitenden den Zugang zu unseren Entwicklungsprogrammen anbieten.
Aus- und Weiterbildung
2011
2010
2009
116
150
146
1 417
1 829
1 794
2,08
1,87
2,16
26
23
26
1 050
780
656
Gesamtausgaben Aus- und
Weiterbildung (in Mio. CHF)
Ausgaben pro Beschäftigten
Gründe für das Ausscheiden aus dem Unternehmen
(CHF)
Aus- und Weiterbildungs-
2011
2010
2009
stunden insgesamt (in Mio.)
Mitarbeiterbedingt
50%
46%
51%
Durchschnittliche Aus-
Arbeitgeberbedingt
41%
44%
40%
und Weiterbildungszeit
Neutral
10%
10%
9%
pro Beschäftigten
Post-Doktoranden,
Studenten und Praktikanten *
* Ohne Chugai.
Unsere Mitarbeitenden | Roche Jahresbericht 2011
107
Roche ermutigt alle Mitarbeitenden, Gespräche zur Karriereplanung mit ihren Vorgesetzten zu führen. Hierbei werden
Angebote für die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen
gemacht sowie ermittelt, welche Kenntnisse und Qualifizierungen zur Erreichung beruflicher Ziele erforderlich sind. Im
Jahr 2011 führten wir eine Reihe von Online-Tools ein, die zahlreiche Möglichkeiten der Karriereplanung umfassen. Dazu
gehören die Entwicklung von Kernkompetenzen, die Fest­
legung von Schwerpunktbereichen und das Abstecken der
weiteren beruflichen Laufbahn. Die Entwicklung unserer Mitarbeitenden zu unterstützen und zu fördern ist auch künftig
eines unserer wichtigsten Anliegen. Dazu werden wir einen
systemweiten Prozess sowie ein Online-Programm zur Entwicklungsplanung einführen, die allen Mitarbeitenden und
Führungskräften von Roche zur Verfügung stehen werden.
Führungskräfte und Führungskräftenachwuchs
Ein strategischer Schwerpunkt des Jahres 2011 lag erneut auf
der Nachfolgeplanung von Führungskräften. Eine Vielzahl von
Initiativen ist darauf ausgerichtet, die Entwicklung der nächs­
ten Generation unserer Führungskräfte voranzutreiben. Dazu
gehört auch unser Programm «Perspectives», ein konzern­
weites Rotationsverfahren für Führungskräfte. Zwanzig Mit­
arbeitende, die dieses Programm absolvierten, erarbeiten sich
zurzeit auf eindrucksvolle Weise ihre berufliche Karriere im
Roche-Konzern — in Hongkong, Vietnam, Shanghai, Spanien,
Basel und South San Francisco.
Ausserdem bieten wir neuen und potenziellen Führungskräften
zahlreiche Schulungsprogramme, um sie in ihrer beruflichen
Entwicklung zu fördern. Dazu gehören spezielle Entwicklungsund Bewertungszentren sowie tätigkeitsorientierte Weiter­
bildung in weltweit arbeitenden Projektgruppen. Ziel ist es, zu
vermitteln, welche Erwartungen Roche an Führungspersönlichkeiten richtet, und die Teilnehmenden mit jenen Fähigkeiten auszustatten, die für hervorragende Leistungen erforderlich sind. Wir unterstützen den Ansatz «Führungskräfte
leiten Führungskräfte an», zu dem das Mentoring und Coaching
durch leitende Mitarbeitende gehört. Die Konzernleitung führt
ausserdem Einzelgespräche mit zukünftigen Führungskräften
und überprüft vierteljährlich ihre Entwicklungspläne.
Im Berichtsjahr setzten wir die Förderung von Führungskräften fort, indem wir talentierten Mitarbeitenden weltweit die
Möglichkeit gaben, Bereiche an verschiedenen Standorten
des Unternehmens zu durchlaufen. Wir führten Talentsichtungen in allen Funktionen und Divisionen durch. Die Entwicklung von Führungsqualitäten ist für Roche der Schlüssel, auch
weiterhin ein in Wissenschaft und Innovation führendes Unternehmen zu sein, mit einer internationalen und kulturell viel­
fältigen Belegschaft.
108
Roche Jahresbericht 2011 | Unsere Mitarbeitenden
Globale Mobilität
Internationale Erfahrungen sind wesentlicher Bestandteil der
Entwicklung unserer Führungskräfte. Unterschiedliche Sichtweisen miteinander zu teilen und andere Kulturen zu respektieren trägt dazu bei, unsere internationale Unternehmens­
tätigkeit weiter zu verbessern. Die Anzahl der Auslandseinsätze
ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, von 340 Einsätzen im Jahr 2005 auf 658 im Jahr 2011. Im Rahmen unserer
Strategie zur Erhöhung der Vielfalt stieg auch der Anteil der
Frauen bei Auslandseinsätzen, und zwar von 21% im Jahr 2005
auf 26% im Jahr 2011.
Roche unterstützt die Mitarbeitenden und ihre Familien vor,
während und nach Auslandseinsätzen, um ihnen den Übergang in eine neue Kultur und Umgebung sowie die Rückkehr
in ihr Heimatland zu erleichtern. Wir überprüfen kontinuierlich
unsere Mobilitätsprogramme, um sicherzustellen, dass sie den
unterschiedlichen Erfordernissen von Mitarbeitenden im Auslandseinsatz Rechnung tragen.
Die Gesundheit und Sicherheit der entsandten Mitarbeitenden
und ihrer Familien ist uns ein wichtiges Anliegen. Deshalb
wurde 2011 mit einem führenden, weltweit agierenden Anbieter von Krankenversicherungen ein Vertrag geschlossen, der
Mitarbeitenden im Auslandseinsatz und deren Familien in allen
Ländern der Erde erstklassige Behandlung und Zugang zu aus­
gezeichneten medizinischen Einrichtungen garantiert. Darüber
hinaus erhalten Mitarbeitende und ihre Familien, die in Länder
mit hohem Sicherheitsrisiko entsandt werden, im Rahmen
unse­rer Vorbereitungsprogramme vor Beginn ihres Auslands­
einsatzes individuelle Sicherheitsinstruktionen.
2012 werden wir uns auf eine Angleichung unserer Leistungen
für unsere Mitarbeitenden am Zielort konzentrieren. Dazu
gehören die Unterstützung bei der Einreise, bei der Eingewöhnung im Gastgeberland und bei der Suche nach geeignetem
Wohnraum. Unser Ziel ist es, allen entsandten Mitarbeitenden
und ihren Familien unabhängig vom Einsatzort eine gleichbleibend hohe Qualität ihrer Auslanderfahrung zu sichern.
Vergütung und Anerkennung
von Mitarbeitenden
Roche belohnt Leistung und Engagement. Dafür nutzen wir
transparente und einheitliche Verfahren, die Fairness, Entwicklung und kontinuierlichen Dialog zwischen Mitarbeitenden und Vorgesetzten fördern. Dieser Ansatz in Verbindung
mit unseren konkurrenzfähigen Vergütungsprogrammen und
Zusatzleistungen trägt entscheidend dazu bei, dass Roche die
besten Mitarbeitenden für sich gewinnen und an das Unternehmen binden kann. Nach der Integration von Genentech im
Jahr 2010 konzentrierten wir uns auf die Vereinheitlichung
unserer Entschädigungspolitiken und -verfahren. Ein bedeutender Schritt hierzu war die Einführung unserer neuen Ver­
gütungsstrategie und der unternehmensweiten Grundsätze
für das Leistungsmanagement 2011, die allen Mitarbeitenden
weltweit unsere Unternehmensphilosophie und Herangehensweise vermitteln.
Um die Einführung unserer einheitlichen Prinzipien für das
L­ eistungsmanagement zu erleichtern, führte die Personalabteilung 2011 gemeinsam mit leitenden Vorgesetzten Seminare
und Informationsveranstaltungen mit unseren Personalma­
nagern durch. Diese Veranstaltungen fanden während des
gesamten Berichtsjahrs an Standorten unserer Hauptmärkte
statt. Darüber hinaus haben Mitarbeitende die Möglichkeit,
zusätzliches Informationsmaterial zu nutzen, unter anderem
zum Leistungsmanagement zu jährlichen Bonuszahlungen oder
zu web-basierten Aus- und Weiterbildungsangeboten.
Leistungsmanagement
Da immer mehr Mitarbeitende in einer immer grösseren Zahl
von Projekten und Aufgaben länderübergreifend und für verschiedene Funktionen und Standorte tätig sind, gewinnen
transparente, konsequente und einheitliche Standards der
Leistungsbewertung und -vergütung zunehmend an Bedeutung.
Im Berichtsjahr 2011 erzielten wir gute Fortschritte bei der
Umsetzung dieser Zielstellung gute Fortschritte und schufen
die Basis für die Einführung einheitlicher Grundsätze für das
Leistungsmanagement, die 2012 wirksam werden. Damit sind
wir besser gerüstet, als einheitliches und globales Unternehmen aufzutreten und unsere wissenschaftlichen und kommerziellen Ergebnisse zu maximieren, indem wir eine engere Verbindung zwischen Leistung und Vergütung herstellen. Darüber
hinaus können die Leitungskräfte ausgezeichnete Leistungen
ihrer Mitarbeitenden nun differenzierter belohnen.
Das neue Programm setzt verstärkt auf den kontinuierlichen
Dialog zwischen Mitarbeitenden und ihren Vorgesetzten
anstelle einer einmal im Jahr stattfindenden formellen Leis­
tungsbewertung. Beide Seiten erhalten so die Möglichkeit,
gemeinsam Ziele, Leistungen und Vergütungen festzulegen,
und bekommen häufiger die Gelegenheit, Ideen auszutauschen, Unternehmensziele zu definieren, Strategien den sich
verändernden Marktbedingungen anzupassen und Mitarbeitende verstärkt zu fördern. Im Jahr 2011 führten 91% unserer
Mitarbeitenden Leistungsmanagement-Gespräche mit ihren
Vorgesetzten.
Arbeitsplatzbeurteilungen aller Mitarbeitenden erfolgen nun
nach einheitlichen Politiken und Verfahren mit Leistungseinschätzungen, die Fairness und Konsistenz gewährleisten. Bei
diesen Einschätzungen werden wir uns darauf konzentrieren,
welche Art von Ergebnissen erzielt wurden — ob individuell
gesteckte Ziele oder die des Teams erreicht wurden — aber
auch, wie diese Ergebnisse erzielt wurden, ob unsere Unternehmenswerte Integrität, Mut und Leidenschaft sowie Führungskompetenz sich darin widerspiegeln.
Darauf aufbauend werden 2012 Qualifizierungsveranstaltungen
stattfinden, um das Wissen und die fachlichen Kompetenzen,
die unsere Mitarbeitenden für unsere leistungsorientierte
Unternehmenskultur benötigen, weiter zu schulen.
Vergütung
Die Vergütung unserer Mitarbeitenden ist Bestandteil eines
umfangreichen Massnahmenpakets, mit dem wir talentierte
Mitarbeitende für uns gewinnen, unsere Belegschaft moti­
vieren und an uns binden sowie besonders gute Leistungen
fördern. Im Jahr 2011 beliefen sich die Gesamtinvestitionen in
Vergütungen auf rund 10,3 Milliarden Franken.
Im Zusammenhang mit den neuen Leistungsmanagementprinzipien setzt Roche eine konzernweit vereinheitlichte Vergütungsstrategie um, die eine engere Verbindung zwischen
­Leistung und Vergütung vorsieht. Sie ermöglicht es unseren
Mitarbeitenden, am Erfolg des Unternehmens teilzuhaben,
indem sie persönliche Ziele mit denen des Unternehmens verbinden und eine Kultur von Leistung, Wachstum und Innovation fördern.
Unsere neue Vergütungsstrategie beinhaltet auch ein einheitliches Bonussystem für alle anspruchsberechtigten Mitarbeitenden. Mit den jährlichen Bonuszahlungen werden drei Kriterien honoriert: individuelle Leistung, Leistung der jeweiligen
globalen Funktion, Region oder Konzerngesellschaft sowie
Umsetzung der strategischen Ziele der Roche-Gruppe.
Für die Mehrheit der Mitarbeitenden ist die neue Verfahrensweise seit Januar 2012 in Kraft. Die ersten Bonuszahlungen auf
dieser Grundlage werden Anfang 2013 erfolgen. Für das Jahr
2012 wird es wesentlich darauf ankommen, unsere Führungskräfte und Mitarbeitenden durch Schulungen und Seminare
bei der Umsetzung dieser Prinzipien und Herangehensweise
zu unterstützen. Dazu werden wir die Erfahrungen unseres
Geschäftsbereiches North America Pharmaceuticals analy­
sieren, wo die Umsetzung bereits 2011 erfolgte.
Unsere Mitarbeitenden | Roche Jahresbericht 2011
109
Um die Interessen unserer Belegschaft noch stärker an die
unserer Aktionäre anzugleichen, führen wir unser Mitarbeiterbeteiligungsprogramm fort. Mit unserem Plan Roche Connect
wird den Mitarbeitenden in den meisten Ländern die Möglichkeit geboten, Genussscheine mit bis zu 20% Ermässigung zu
erwerben. Im Berichtsjahr machten 16 512 Beschäftigte in
42 Ländern — das sind etwa 37,28% der Berechtigten — davon
Gebrauch und erwarben Genussscheine im Wert von insgesamt 58 Millionen Franken. Im Rahmen des Programms Roche
Long-Term erhielten ausserdem 18 150 Führungskräfte und
Mitarbeitende Optionen auf Roche-Genussscheine.
Zusatzleistungen
Konkurrenzfähige Zusatzleistungen sind ein wichtiger Bestandteil des Vergütungspakets, das Roche den Mitarbeitenden anbietet. Neben einer finanziellen Absicherung im Falle
von Krankheit, Erwerbsunfähigkeit, Pensionierung oder Tod
umfasst es eine Reihe zusätzlicher Programme zur Förderung
einer gesunden Lebensweise. Mehr als 93% der Ländergesellschaften bieten umfangreiche Zusatzleistungen an.
Roche überprüft diese Zusatzleistungen kontinuierlich, um zu
gewährleisten, dass sie die sich ändernden Bedürfnisse der
Belegschaft widerspiegeln. So führten wir 2011 in einigen
Schwellenländern entsprechende neue Programme ein. Durch
Vereinheitlichung der Zusatzleistungen innerhalb der Länder
gewährleisten wir Gerechtigkeit und nutzen Grössenvorteile.
Mit International SOS wurde ein globales Hilfeprogramm eingeführt, mit dem Mitarbeitende im Ausland direkten Zugang
zu medizinischen und sicherheitsrelevanten Informationen
haben. Seit Januar 2011 steht dieses Programm zur Unterstützung in Notfällen allen Mitarbeitenden von Roche und deren
engsten Familienangehörigen bei Geschäfts- und Privatreisen
zur Verfügung.
Roche ist bestrebt, finanzielle Risiken im Zusammenhang mit
den Programmen für unsere Zusatzleistungen zu verringern.
Angesichts der unsicheren Lage auf den internationalen
Finanzmärkten im Jahr 2011 haben wir die Entwicklung unserer
Pensionsfonds genau beobachtet. Es wurden in einigen Ländern zusätzliche Mittel bereitgestellt, was häufig mit Änderungen der Regelungen zu Pensionsplänen verbunden war. So
haben wir zum Beispiel Anreize für Vorruhestandsregelungen
beseitigt und vermehrt durch flexiblere Ruhestandsregelungen ersetzt, um die unterschiedlichen Bedürfnisse einer
älter werdenden Belegschaft besser zu berücksichtigen.
Für 2012 sind weitere Initiativen geplant, um die von Roche
angebotenen Zusatzleistungen für die Belegschaft noch besser zu kommunizieren.
110
Roche Jahresbericht 2011 | Unsere Mitarbeitenden
Vereinheitlichung von Prozessen
im Personalbereich
Roche setzt einheitliche Verfahren für das Leistungsmanagement und die Vergütung ein, die durch unsere Datenbank
CHRIS (Common Human Resource Information Solution)
unterstützt werden. Dieses umfangreiche Programm beinhaltet zwölf wichtige Personalprozesse, darunter Organisationsmanagement, Vergütungs- und Zusatzleistungen, Leistungsmanagement, Nachfolgeplanung und Talentmanagement,
internationales Entsendemanagement, alle Aus- und Weiterbildungsprogramme sowie in einigen Ländern Gehaltsabrechnung und Zeitmanagement.
CHRIS nutzt die besten Praktiken von Genentech und Roche
und schafft damit die Grundlage für eine leistungsfähigere und
wirksamere Personalarbeit durch Rationalisierung, Standardisierung und Vereinfachung der Verfahren zum Stammdatenmanagement sowohl zwischen den Konzerngesellschaften als
auch über Ländergrenzen hinaus. Hierdurch kann Roche
international noch erfolgreicher agieren.
Die Realisierung dieser Datenbank war 2010 und 2011 ein
wichtiges Vorhaben des Personalmanagements. Die grössten
Herausforderungen bestanden in der Zusammenführung der
mehr als 17 verwendeten Systeme auf unterschiedlichen Plattformen und in verschiedenen Ländern, sowie der Übersetzung
in 10 Sprachen. In dieses Projekt waren praktisch alle Ländergesellschaften eingebunden, und die Teammitglieder waren
weltweit im Einsatz.
Die Umstellung bei der Division Pharma Nordamerika auf das
neue System mit nur minimalen Störungen im November 2011
war ein wichtiger Meilenstein bei der Einführung dieser Datenbank. Per Januar 2012 wird CHRIS in 108 Ländern und von
187 Konzerngesellschaften und Geschäftsstellen genutzt.
Einhaltung fairer
Beschäftigungspraktiken
Die Beschäftigungspolitik unseres Unternehmens gibt die
Richtlinien für die Einhaltung der Menschenrechte und
Arbeitsbeziehungen an allen Roche-Standorten vor. Sie legt
unser Konzept eines integrativen Arbeitsumfeldes sowie
unsere hohen Ansprüche an die Arbeitsbedingungen in
unserem Unternehmen dar. Roche duldet keinerlei Diskriminierung am Arbeitsplatz aus Gründen des Geschlechts, der
Rasse, des Alters, der Hautfarbe, des religiösen Bekenntnisses, des Familienstandes, der sexuellen Neigungen, der
Herkunft sowie körperlicher oder geistiger Behinderung. Die
Roche-Standorte dulden ferner keinerlei Form von Diskriminierung, die in den Ländern und an den Standorten, wo Roche
tätig ist, gesetzlich oder durch sonstige einschlägige Bestimmungen verboten sind.
In Zusammenarbeit mit den Personalverantwortlichen und
Compliance Officers aller Standorte überwacht der Chief
Compliance Officer die Umsetzung und Einhaltung dieser
­Politik. Gemeinsam stellen sie sicher, dass Politiken und Programme vorhanden sind, die eine faire, respektvolle und einheitliche Behandlung aller Mitarbeitenden sicherstellen. So
überprüfte Basel in enger Zusammenarbeit mit einem externen Sachverständigen erneut, ob Männer und Frauen für gleiche Arbeit gleich entlohnt werden und kam zu einem guten
Ergebnis: Gleiches Entgelt für gleiche Arbeit ist bei Roche
Realität.
Die Weisung des Roche-Konzerns zum Schutz personen­
bezogener Daten gewährleistet, dass wir Informationen über
unsere Mitarbeitenden vertraulich behandeln und alle lokalen
gesetzlichen Vorschriften einhalten.
Ende März 2011 schlossen wir die Gespräche über das Programm mit den Mitarbeitervertretungen ab und gewährleis­
teten, dass an allen betroffenen Standorten Sozialpläne und
Entlassungspakete für die entsprechenden Mitarbeitenden
zur Verfügung stehen.
Die Entlassungspakete umfassen zum Beispiel Abfindungs­
leistungen, Unterstützung durch Outplacement, Beratung,
Zugang zu Career Centers sowie Umschulungs- und Wiedereingliederungsangebote.
Weitere Informationen dazu unter:
•
•
•
•
Mitarbeitende: www.roche.com/de/employees
Globales Karriereportal: http://careers.roche.com
Personalpolitik: www.roche.com/de/employment_policy.pdf
Konzernweit gültige Grundsätze, Richtlinien und Positionen:
www.roche.com/de/policies_guidelines_and_positions
• Grundsätze: www.roche.com/de/commitments
Roche achtet das Recht aller Mitarbeitenden, sich in Vereinigungen zu organisieren und Tarifverhandlungen zu führen. Sie
können sich durch Gewerkschaften, Betriebsräte oder ähnliche Organisationen vertreten lassen. Gegenwärtig sind 8 800
unserer Beschäftigten Mitglieder einer Gewerkschaft. Mehr
als 30 980 gehören anderen Organisationen an, die ihre Interessen vertreten. Darüber hinaus repräsentiert das Roche
­Europa Forum fast 35 300 Mitarbeitende in 26 Ländern. Unser
Ziel ist es, immer einen offenen Dialog mit den Arbeitnehmervertretungen zu führen. So traten wir 2011 an Arbeitnehmervertretungen an 25 Standorten und auf europäischer Ebene
heran, um sie in die Umsetzung unserer neuen Vergütungsstrategie und Prinzipien für das Leistungsmanagement einzubeziehen.
Wir sorgen dafür, dass unsere Mitarbeitenden in allen Phasen
ihrer Tätigkeit in unserem Unternehmen fair behandelt werden
und unterstützen diejenigen, die von organisatorischen Ver­
änderungen im Rahmen unseres «Operational Excellence»Programms betroffen sind. Bisher wurden in unserer Division
Pharma im Ergebnis dieses Programms 4 100 Stellen gestrichen, 1 400 davon bereits im Jahr 2010 und weitere 2 700 im
Verlauf von 2011, einschliesslich Transfers an Dritte. Diese
­Veränderungen wurden teilweise durch zusätzliche Stellen in
unserer Division Diagnostics und in den Wachstumsmärkten,
beispielsweise in China, ausgeglichen. Angesichts der wachsenden Bedeutung dieser Märkte für Roche werden wir
unsere Kapazitäten und Leistungen an diesen Standorten
auch künftig weiter ausbauen.
Unsere Mitarbeitenden | Roche Jahresbericht 2011
111
gemeinnütziges
engagement
Gezielt unterstützen. Wir fokussieren unsere Förderung auf vier strategische
Bereiche, wobei das Schwergewicht auf Innovation, Zusammenarbeit und Nach­
haltigkeit liegt. Ein Beispiel hierfür ist das EDUCARE-Programm für die Aus- und
­Weiterbildung von Ärzten in der Onkologie.
Erfolge messen. Wir messen den Erfolg unseres Engagements an den Ergebnis­
sen der von uns unterstützten Programme. Um hierzu besser in der Lage zu sein,
haben wir 2011 unsere Prozesse zur Erhebung der Ergebnisse aus unseren Länder­
gesellschaften gestärkt.
Wiederaufbau vorantreiben. Ein besonderer Schwerpunkt waren 2011
­W iederaufbauprojekte in von Naturkatastrophen zerstörten Gebieten, darunter
der Bau von Schulen in Haiti und Pakistan.
Bildung fördern. Gemeinsam mit unserem Partner UNICEF Schweiz haben wir
den Grundstein für ein neues Lehrerausbildungszentrum in Malawi gelegt, in
dem später 540 künftige Lehrer studieren und wohnen werden. Das Gebäude soll
2013 fertig gestellt sein.
112
Roche Jahresbericht 2011
Unser Ansatz
Ebenso wie das Kerngeschäft ist auch die gemeinnützige
Tätigkeit von Roche darauf ausgerichtet, Innovation und
Zusammenarbeit wirksam einzusetzen, um nachhaltigen Nut­
zen zu schaffen. Deshalb messen wir den Erfolg der von uns
unterstützten Projekte nicht am Aufwand, sondern an den
Ergebnissen.
Wir sind in vier Bereichen aktiv: humanitären und sozialen Pro­
jekten, Wissenschaft und Bildung, Kunst und Kultur sowie
Gemeinschafts- und Umweltprojekten. Dabei möchten wir
unsere Ressourcen für Bedürfnisse einsetzen, die ohne Betei­
ligung von Roche nicht abgedeckt werden könnten. Wir inves­
tieren in ausgewählte Projekte, deren Schwergewicht auf fol­
genden Kriterien liegt:
• Innovation — kreative und wirksame Lösungen für gesell­
schaftliche Herausforderungen,
• Nachhaltigkeit — in einer dynamischen Welt mit begrenzten
Ressourcen auf dauerhafte Wirkung ausgelegt,
• Zusammenarbeit — die Stärken und Kapazitäten der jewei­
ligen Partner einbeziehend und
• Wirkung — mit spürbarem und langfristigem Nutzen für die
Betroffenen.
Unser Handeln orientiert sich an unseren Unternehmensgrund­
sätzen über Spenden und nichtkommerzielles Sponsoring.
Gemeinnützige Spenden, sowohl des Unternehmens als auch
der Firmenstiftungen, gehen an eingetragene oder anerkannte
nichtstaatliche Organisationen und nicht gewinnorientierte
Wohltätigkeitsorganisationen. Darüber hinaus werden Spen­
den lokaler Roche-Gesellschaften für lokale Verwendungen
getätigt. Auf diese Weise kann Roche die betreffenden Aktivi­
täten der Kultur und den Bedürfnissen vor Ort anpassen,
gleichzeitig das Engagement der Mitarbeitenden unterstützen
und bei Bedarf schnell handeln.
Wir ziehen es vor, uns als echter Kooperationspartner und zu
einem möglichst frühen Zeitpunkt zu engagieren. Dabei wollen
wir uns aktiv und langfristig einbringen und durch Teilen des
Risikos, des Engagements und der Investitionen dem Projekt
zum Erfolg verhelfen. Wir setzen unsere Ressourcen in ausge­
wählten Projekten ein, bei denen unser Beitrag Wesentliches
bewirken kann, statt diese Mittel auf eine grosse Zahl von
­Initiativen zu verteilen.
Unterstützung 2011 nach Bereichen
88%
4%
5%
3%
Humanitäre
und soziale Projekte
Wissenschaft
und Bildung
Kunst
und Kultur
Gemeinschafts und Umweltprojekte
Alle Roche-Niederlassungen müssen die von ihnen geleis­
teten Zuwendungen jährlich über das Financial Group
­Reporting System melden. Dazu werden auch Daten über
Projekt­ergebnisse eingeholt, zum Beispiel Anzahl der durch
Katastrophenhilfe erreichten Personen, der Weiterbildungen
oder errichteten Klassenzimmer.
Humanitäre und soziale Projekte
Der grösste Teil unserer Aufwendungen für gemeinnützige
Spenden wird in humanitäre und soziale Projekte gelenkt. Wir
sind der Meinung, dass die Verbesserung der Gesundheits­
versorgung sowie der Infrastruktur am wirksamsten zum Auf­
bau starker und gesunder Gemeinschaften beizutragen ver­
mag. Wir wollen auch Unterstützung leisten, die langfristig mit
lokalen Mitteln fortgesetzt werden kann. In Ländern, die noch
nicht über eine angemessene Infrastruktur oder Einrichtungen
des Gesundheitswesens verfügen, erachten wir Investitionen
in Schulung und Prävention oft als nachhaltigere Lösung als
Spenden in Form von Arzneimitteln und Diagnostika.
Zur Förderung von Initiativen zum Kapazitätsaufbau haben
wir weiter das Programm EDUCARE unterstützt, das 2010
gemeinsam mit der Internationalen Atomenergie-Organisation
(IAEA) ins Leben gerufen wurde und sich der Weiterbildung
von Onkologen über eine Online-Universität und über das
Regional African Cancer Training Network widmet. Im Berichts­
jahr führte EDUCARE eine Schulung durch, bei der das
­Konzept im Rahmen eines 18-stündigen Kurses mit über 50
Teilnehmenden zum Thema Gebärmutterhalskrebs erprobt
wurde. Ferner wurden zehn Schwerpunkte für die Aus- und
Weiterbildung in den vier Teilnehmerstaaten des Pilotpro­
gramms (Ghana, Tansania, Uganda und Sambia) bestimmt.
Gemeinnütziges Engagement | Roche Jahresbericht 2011
113
In Zusammenarbeit mit dem Albert Einstein College of Medi­
cine in den USA haben wir in Äthiopien ein Modellprogramm
zur Verbesserung der Betreuung von Krebspatienten und zur
Sensibilisierung für Krebserkrankungen eingeführt, das zu
geringeren Verzögerungen in der Behandlung, mehr Kapazi­
täten für die Grundversorgung und einer höheren Qualität der
Versorgung führen soll und dessen Hauptaugenmerk auf
Brust- und Gebärmutterhalskrebs liegt. Das Programm star­
tete 2011 anlässlich der jährlichen Ethiopian Oncology National
Conference, an der nahezu 100 führende äthiopische Vertreter
des Bereichs Krebsversorgung sowie Fachkräfte teilnahmen.
Nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti und den starken
Überschwemmungen in Pakistan hat der Roche Em­ployee
Action and Charity Trust (Re & Act) im Jahr 2011 Katastrophen­
hilfe-Aktionen zur Unterstützung des Wiederaufbaus ins
Leben gerufen. Mitarbeitende von mehr als 40 Ländergesell­
schaften ermöglichen mit ihren persönlichen Spenden, die
durch eine Kernfinanzierung von Roche ergänzt wurden, den
Bau, die Ausstattung und den Betrieb von zwei Schulen in
Haiti und einer Schule in Pakistan. Bis zum Frühjahr 2012 sollen
alle drei Schulen eröffnet sein. Beide Projekte wirken über die
Errichtung dieser Schulgebäude hinaus, da es sich um Proto­
typen handelt, die andernorts nachgebaut werden können.
Spendenprojekte werden von uns weitgehend vor Ort entwi­
ckelt und koordiniert, damit jeder Unternehmensteil die kon­
kreten Bedürfnisse an seinem Standort berücksichtigen kann.
Im März 2011 erschütterte ein starkes Erdbeben Japan. Unsere
Kollegen von Chugai leisteten sofort Katastrophenhilfe und
spendeten zur Unterstützung der Hilfsmassnahmen eine signi­
fikante Summe an das Japanische Rote Kreuz. Ausserdem
wurden den Gesundheitsbehörden rund 60 000 Behandlungs­
dosen des Grippemedikaments Tamiflu zur Bekämpfung der
Influenza in Flüchtlingszentren übergeben. Zudem stellten wir
eine Reihe diagnostischer Instrumente sowie Produkte für das
Diabetes-Management zur Verfügung, mit denen fast 11 000
Patienten geholfen werden konnte.
Wir ermutigen unsere Mitarbeitenden zu freiwilligem Engage­
ment. In jedem Jahr findet am 16. Juni der Roche Children’s
Walk für unsere Belegschaft statt, mit dessen Erlösen bedürf­
tige Kinder unterstützt werden. 2011 beteiligten sich fast
16 000 Beschäftigte an 104 Standorten. Dabei wurden — ein­
schliesslich des vom Unternehmen beigesteuerten Betrags —
rund eine Million Franken aufgebracht.
Der grösste Teil dieses Geldes wird zur weiteren Unterstüt­
zung von Programmen im südostafrikanischen Malawi ver­
wendet, die Aids-Waisen aufnehmen und verpflegen und
ihnen Schulbildung und Ausbildung ermöglichen. Ein weiterer
114
Roche Jahresbericht 2011 | Gemeinnütziges Engagement
Teil der Spendengelder geht an die UNICEF Schweiz und wird
für den Bau eines Lehrerausbildungszentrums in Malawi ein­
gesetzt. Im April 2011 wurde der Grundstein für die Einrich­
tung gelegt, in der später 540 Lehrer studieren und wohnen
sollen. Mit dem verbleibenden Teil der Spendengelder aus dem
Children’s Walk werden andere bedürftige Kinder unterstützt,
die jeweils vor Ort von den Roche-Ländergesellschaften aus­
gewählt werden.
Auf lange Sicht kann die Weitergabe von Know-how mehr
bewirken als Sach- oder Geldspenden. Seit 2005 unterstützt
Roche ein Projekt des Internationalen Komitees vom Roten
Kreuz (IKRK), das Vertriebenen Zugang zu sauberem Trink­
wasser verschafft. Insgesamt sind seitdem über 1,4 Millionen
Bedürftige in sieben Ländern mit Geld- und Sachspenden
unterstützt worden. In diesem Jahr haben wir unsere Partner­
schaft mit dem IKRK bis zum Jahr 2017 verlängert.
Wissenschaft und Bildung
Unser Geschäft beruht auf Exzellenz und Innovation in Wis­
senschaft und Technik. Wir wollen die besten Wissenschaftler
für uns gewinnen, indem wir Spitzenforschung fördern, unser
Innovationsnetzwerk stärken und wissenschaftliche Zusam­
menarbeit mit Universitäten aufbauen. Daneben unterstützen
wir Programme, die naturwissenschaftliche Bildung verbrei­
ten, talentierte junge Leute in wissenschaftliche Laufbahnen
lenken und herausragende junge Forscher einbinden.
Um junge Menschen für naturwissenschaftliche Berufe zu
gewinnen, unterstützten wir massgeblich den schweizweiten
Wettbewerb. So haben wir im Jahr 2011 in der Schweiz den
landesweiten Wettbewerb «Science on the Move» der Stif­
tung Simply ­Science unterstützt. In diesem Wettbewerb, in
welchem Gymnasialklassen im Bereich Naturwissenschaften
gegeneinander antreten mussten, geht es um das stärkste
Bekenntnis zu Naturwissenschaft und Technik. Das Finale der
zehn besten Klassen fand am Roche-Hauptsitz in Basel statt.
Alle Teil­nehmenden der Abschlussrunde durften einen Sci­
ence-Tag in Basel beziehungsweise Rotkreuz verbringen, und
die Siegerklasse gewann eine «Science Week» in San Fran­
cisco, Kali­fornien.
Im September waren wir ein Hauptsponsor des Swiss Talent
Forums 2011, bei dem 100 ausgewählte Jugendliche aus der
Schweiz und anderen europäischen Ländern zusammenka­
men, um über die Zukunft der Gesundheit zu diskutieren. Nach
ausführlichen Debatten entwickelte diese Ideenfabrik junger
Leute mehrere konkrete Vorschläge, wie auf neue Herausfor­
derungen im Gesundheitssektor reagiert werden kann.
Beispiele der Resultatemessung
Kategorie
Begünstigte vor Ort
Beitrag von
Roche-Mitarbeitenden
Infrastruktur- und System­
veränderungen
Humanitäre
Untersuchte Personen
Beratung für Lagerwirtschaft
Servicezentren renoviert
und soziale
Ausgebildete Lehrer
Ehrenamtliche Arbeit
Bau von Prototypen für Schulen
Projekte
mit behinderten Kindern
Schüler an weiterführenden
Sammeln von Spenden für
Betrieb und Unterstützung eines
­S chulen
bedürftige Kinder durch Teil­
neuen Gesundheitszuges
nahme am Childrens Walk
Vertriebene, die Zugang zu
Brunnenschächte gebaut und
­s auberem Trinkwasser erhalten
­r epariert
Geförderte Kinder mit
Tageszentren an Stromversorgung
­B ehinderungen
angeschlossen
Mütter in Gesundheitskursen
Wissenschaft
Lehrer, die an Workshops
und Bildung
­t eilnehmen
Kunst
Wissenschaftler leiten Workshops
Industriepraktika ermöglicht
Kinder, die von Tutoren
Wissenschaftlich-technische
Lehrmethoden überarbeitet
unterstützt werden
Präsentationen
Schüler in Gymnasien, die natur­
Ehrenamtliche Tätigkeit als Tutor
wissenschaftlich forschen
oder Mentor
Museumsbesucher
Roche-Experten leiten
und Kultur
Kreativitäts-Workshops etabliert
­Workshops
Studenten der Kunst, Musik
Aufführung in Auftrag gegebener
und Naturwissenschaften in
Werke
gemeinsamen Projekten
Kinder, die an Kreativitäts-
Betrieb des Museums
Workshops teilnehmen
Konzertpublikum
Nachbarschaft
Einzelpersonen und Familien,
In örtlichen Programmen
die von Gemeinschaftsdiensten
­e hrenamtlich tätige Mit­arbeitende
Kulturelle Gruppen unterstützt
unterstützt werden
Familien, die Beratungsangebote
Freizeitprogramme eingeführt
nutzen
Öffentliche Plätze gesäubert
In dieser Liste sind Beispiele von Resultaten aus Aktivitäten aufgelistet, welche durch mehr als 100 Niederlassungen von Roche weltweit sowie vom
­H auptsitz unterstützt werden.
Kunst und Kultur
Wir unterstützen Kunst und Kultur, weil wir in diesem Bereich
starke Parallelen zu unserer eigenen Leidenschaft für inno­
vatives Denken sehen, wie sie in Kreativität, Exzellenz und
Unverwechselbarkeit zum Ausdruck kommt.
Bei den Salzburger Festspielen kommen im Rahmen von Roche
Continents Studierende der Naturwissenschaften, Kunst und
Musik aus ganz Europa zusammen, um die Zusammenhänge
zwischen Kunst und Wissenschaft zu ergründen. Dabei erhal­
ten sie Gelegenheit, an verschiedenen kreativen Workshops
teilzunehmen sowie Aufführungen zeitgenössischer Musik zu
besuchen.
Im Februar erfolgte die Aufführung des Orchesterwerks
«Woven Dreams» von Toshio Hosokawa in der Carnegie Hall in
New York. Das Werk entstand im Rahmen des Programms
«Roche Commissions» und stellt den fünften von Roche verge­
benen Kompositionsauftrags an herausragende zeitgenös­
sische Komponisten dar.
Darüber hinaus fördern wir kreative Ausdrucksformen bei
den monatlich stattfindenden Veranstaltungen der Reihe
Roche ’n’ Jazz. Gemeinsam mit dem von unserem Unterneh­
men gestifteten Museum Tinguely und dem Bird’s Eye Jazz
Club präsentieren wir der Stadt Basel moderne, unkonventio­
nelle Musik. Roche ’n’ Jazz gibt es seit nunmehr sechs Jahren;
Gemeinnütziges Engagement | Roche Jahresbericht 2011
115
in dieser Zeit erlebten mehr als 17 000 Zuhörer die Konzerte
von 66 Formationen.
Gemeinschaft und Umfeld
Eine Grundvoraussetzung für unseren Erfolg ist unsere Ver­
bundenheit mit allen Standorten, an denen wir tätig sind. Um
die Wirkung der einzelnen Projekte zu steigern, werden diese
von den Mitarbeitenden vor Ort entwickelt und durchgeführt.
Im Jahr 2011 wurde mit zwei vorbildlichen Programmen unserer
Ländergesellschaften in Brasilien und der Türkei viel bewirkt.
2001 legte Roche in São Paulo, Brasilien, den Grundstein für
das spätere Programa Vizinho Legal oder Programm der Guten
Nachbarschaft. Ziel ist es, Jaguaré, einen Stadtteil mit vielen
sozialen Problemen, mit Engagement zu einem lebenswerteren
Ort zu machen.
In einem Umfeld, wo nur wenige öffentliche Einrichtungen vor­
handen sind und nur vier Stunden Schulunterricht am Tag
angeboten werden, versucht das Programm, soziale Gleich­
gültigkeit abzubauen und die Kinder von der Strasse zu holen.
Hierzu hat das Programm für Gute Nachbarschaft zahlreiche
kulturelle und sportliche Aktivitäten entwickelt und proaktive
Einstellungen zum Gesundheitswesen und zu wichtigen
Gesundheitsthemen aufgebaut.
Seit Einführung des Programms konnte Roche in vielerlei Hin­
sicht gute Fortschritte verzeichnen, so bei sozialen Kompe­
tenzen, Selbstwertgefühl, kulturellen Fähigkeiten und besse­
rer sozialer Interaktion. Im Jahr 2011 erreichte das Programm
für Gute Nachbarschaft 442 Kinder und Jugendliche sowie
860 Familien. Damit wurden seit 2001 mehr als 6 000 Kinder
und Jugendliche gefördert.
Roche Türkei engagiert sich ebenfalls stark in den Gemeinden
vor Ort, oftmals in Partnerschaft mit UNICEF Türkei. Im Jahr
2011 beteiligte sich die türkische Konzerngesellschaft an den
Stars of Istanbul, einem grossen Kunstprojekt, das eine bes­
sere Zukunft für Kinder thematisierte. Im Rahmen des Projekts
wurden überall in Istanbul von verschiedenen Künstlern
bemalte grosse Sternskulpturen aufgestellt, welche an die Kul­
tur und die Geschichte der Stadt erinnerten — und am Ende
zugunsten von UNICEF versteigert wurden. Darüber hinaus
setzte Roche einen Teil der mit dem Roche Children’s Walk
erwirtschafteten Spenden zur Unterstützung des Engage­
ments von UNICEF Türkei bei der Einrichtung eines neuen Kin­
dergartens ein, der im März 2011 öffnete und 120 Kinder im
Alter von drei bis sechs Jahren betreut.
116
Roche Jahresbericht 2011 | Gemeinnütziges Engagement
Weitere Informationen dazu unter:
• Spenden und Beiträge: http://www.roche.com/de/
corporate_responsibility/society/
donations_and_sponsorship.htm
• Gesellschaftliches Engagement von Roche: http://www.roche.com/
de/corporate_responsibility/society.htm
• Roche Employee Action and Charity Trust: http://react.roche.com/
weltweit tätige Fachleute in
den Bereichen Sicherheit,
Security sowie Gesundheitsund Umweltschutz
118
Roche Jahresbericht 2011
gesundheits- und
umweltschutz
Prävention. Wir haben die Schulungs- und Sensibilisierungsmassnahmen
zu SGU-Fragen fortgesetzt, um das Engagement und die Verantwortung unserer
Mitarbeitenden in diesem Bereich zu fördern.
Minimierung unseres Fussabdrucks. Wir haben weitere neue und nach­
haltigere Technologien und Prozesse eingesetzt, um unsere Umweltauswirkungen
zu minimieren.
Verbesserung der Ökobilanz. Wir haben die ökologischen Auswirkungen pro
Mitarbeitendem um 4% gesenkt und sind damit auf dem richtigen Weg, die Ökobilanz
bis 2020 gegenüber 2010 um 15% zu verbessern.
Senkung des Energieverbrauchs. Wir haben den Energieverbrauch um 7,7%
und die CO2-Emissionen um 4,3% reduziert. Somit sind wir gut aufgestellt, um unser
Fünfjahresziel einer Energieeinsparung von 10% bis 2014 zu erreichen.
Roche Jahresbericht 2011
119
Gesundheits- und Umweltschutz
Zahlen und Fakten
Roche-Unfallrate (RAR)
Energieeffizienz
CO 2-Effizienz
Gesamtökobilanz
0,067
0,164
12,67
6,88
tJ/MA
t/MA
Umweltbelastungspunkte/MA
Dem Schutz von Mitarbeitenden und der Umwelt kommt bei all
unseren Aktivitäten entscheidende Bedeutung zu. Im Zusammenhang mit Sicherheit, Security, Gesundheits- und Umweltschutz sprechen wir bei Roche kurz von SGU. Hierbei handelt
es sich um einen Bereich, in dem wir ebenso verantwortungsvoll und methodisch vorgehen wie in Fragen der Qualität, der
Produktivität und der Kosteneffizienz.
Wir arbeiten an der kontinuierlichen Verbesserung von SGU
überall dort, wo dies möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist.
Unser Ziel sind nachhaltige und langfristige Verbesserungen
durch Verhaltensänderungen, Einführung modernster technischer Standards und Entwicklung innovativer Prozesse in
allen Unternehmensbereichen.
Verbesserung und Überwachung
der Ergebnisse
Engagement und Schulung von Mitarbeitenden
Der Prävention kommt beim effektiven SGU-Management eine
Schlüsselrolle zu. Weltweit sind über 600 Mitarbeitende für
unsere SGU-Programme verantwortlich. An jedem Standort
sind SGU-Teams damit beschäftigt, die entsprechenden Risi­
ken zu identifizieren, Risikobegrenzungspläne zu entwickeln
und die Belegschaft sowie andere Anspruchsgruppen laufend
über die SGU-Politik und die entsprechenden Richtlinien zu
informieren.
Unserer Meinung nach sind Ausbildung, Sensibilisierungsmassnahmen und Schulungen der beste Weg, um den Einsatz
und die Verantwortung der Mitarbeitenden im Bereich SGU zu
fördern. Daher führen wir regelmässige Schulungen, Regionalkonferenzen und Workshops durch und stellen der Mehrheit
unserer Mitarbeitenden Online-Tools in ihren jeweiligen Lan-
120
Roche Jahresbericht 2011 | Gesundheits- und Umweltschutz
+3,2%
–7,7%
–4,3%
–4,0%
im Zeitplan zur Zielerreichung 2015
im Zeitplan zur Zielerreichung 2014
im Zeitplan zur Zielerreichung 2014
im Zeitplan zur Zielerreichung 2015
dessprachen zur Verfügung. Im Berichtsjahr haben unsere
Mitarbeitenden über 200 000 Schulungsstunden zu SGU-­
Themen absolviert. Des Weiteren ermuntern wir unsere Mit­
arbeitenden, Verbesserungspotenziale aufzuzeigen und die
Wirksamkeit unseres SGU- Managementsystems in regelmässigen Abständen auf den Prüfstand zu stellen.
Mit Hilfe einer nach dem Vorbild von Wiki aufgebauten Datenbank zu guten SGU-Praktiken tauschen sich unsere Mitarbeitenden regelmässig über neue Erkenntnisse und Ideen aus. In
der Datenbank finden sich Lösungen für einfache Verfahren
wie das sichere Öffnen von Kartonverpackungen bis hin zu
Best-Practice-Beispielen für die Nutzung komplexer Energiemanagementsysteme und Richtlinien für ergonomische Bürostühle.
Mit unserem Responsible Care Award ehrt Roche Mitarbeitende, die unsere SGU-Praktiken am stärksten bereichert oder
besonders effektiv angewendet haben. Für den Responsible
Care Award 2011 wurden 119 Vorschläge eingereicht und
zahlreiche in der Datenbank dargestellte Lösungen in die
­P raxis umgesetzt. 14 Standorte konnten den Preis in Empfang
nehmen.
Audits und Überprüfungen
Massstab für die Bewertung unserer SGU-Ergebnisse sind
unter anderem die gesetzlichen Bestimmungen, unternehmenseigene Vorgaben sowie die Standards von Organi­
sationen wie der Internationalen Handelskammer für eine
nachhaltige Entwicklung, der Internationalen Standardisierungsorganisation (ISO) und des Responsible-Care-Programmes der chemischen Industrie.
An kritischen Standorten wie chemischen, pharmazeutischen
und diagnostischen Produktionsstätten führen wir alle drei
Jahre interne Sicherheitsaudits durch. Bei allen anderen
Standorten bemisst sich die Audithäufigkeit nach dem Risikopotenzial, dem strategischen Stellenwert, den bisherigen
Ergebnissen sowie weiteren standortspezifischen Gegebenheiten. Im Rahmen der internen Überprüfungen werden notwendige Verbesserungen im Bereich SGU festgelegt. Dazwischen führen die Werkleitungen und lokalen SGU-Beauftragten
noch häufiger Vor-Ort-Kontrollen und Inspektionen durch, um
die Einhaltung der SGU-Standards zu gewährleisten.
Da wir von externen Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern
die Einhaltung ebenso hoher SGU-Standards erwarten, führen
wir oder von uns beauftragte unabhängige Prüfer periodische
SGU-Audits in den Betriebsstätten unserer Zulieferer durch
und sprechen Verbesserungsempfehlungen aus. Sollten sich
die Audit-Ergebnisse als unbefriedigend erweisen, ziehen wir
auch die Beendigung des Vertrags oder die Nichterteilung
eines Auftrags in Betracht.
2011 hat Roche für alle Mitarbeitenden und deren Familienangehörige Reisesicherheits- und -hilfsdienste eingeführt. Dazu
zählt eine Telefon-Hotline, die bei medizinischen oder sicherheitsrelevanten Notfällen auf Reisen rund um die Uhr professio­
nelle Beratung und Unterstützung bietet. Ferner liefern wir
Informationen zur medizinischen Prävention und zur Sicherheitslage in rund 200 Ländern und über 300 Städten und
­Regionen an. Zum Jahresende haben wir Richtlinien zur Evakuierung von im Ausland tätigen Fachkräften und Geschäftsreisenden in Notfallsituationen herausgegeben.
Des Weiteren fand 2011 in Istanbul (Türkei) ein SicherheitsWorkshop für Osteuropa statt, auf dem die Securitybeauftragten der Standorte zusammen mit dem Chief Security Officer
sicherheitsrelevante Schwerpunktfragen wie Transportsicherheit, Produktfälschungen und Informationssicherheit erörtert
haben.
Gesundheitsschutz und Sicherheit
SGU-Audits
2011
2010
2009
2008
Follow-up
23
24
27
25
Erst-Audits
3
4
2
2
Interne Audits
Externe Audits*
Follow-up
5
5
4
k.A.
Erst-Audit
42
31
34
17
* bei direkten Zulieferern
Die 2011 durchgeführten 23 internen Follow-up-Audits haben
gezeigt, dass nahezu alle Standorte ihre Ergebnisse verbessern konnten. Die aus den Audits resultierenden Empfehlungen bezogen sich auf eine stärkere Einbeziehung des
­Linienmanagements und eine Verbesserung des Kontinuitätsmanagements aller Geschäftsprozesse. Für weitere Angaben
siehe Kapitel Produktion und Einkauf, Seite 67.
Schutz unserer Mitarbeitenden
und unseres Eigentums
Sicherheit
Ziel ist es, unsere Belegschaft und Besucher, unsere Vermögenswerte, unser geistiges Eigentum und unsere Produkte vor
Schäden und Verlusten zu bewahren. Zudem beschäftigt sich
eine separate IT-Sicherheitsorganisation mit Fragen wie zum
Beispiel dem Virenschutz.
Gesundheitsschutz und Sicherheit unserer Mitarbeitenden
haben für uns oberste Priorität. Dabei ist es unser wichtigstes
Ziel, die Roche-Unfallrate (RAR) bis 2015 unter 0,07 und bis
2020 unter 0,06 zu senken und die Roche-Berufskrankheitsquote (RIR) bis 2020 unter die 0,01-Marke zu bringen. (Die
RAR entspricht der Anzahl von Arbeitsausfalltagen infolge von
Arbeitsunfällen pro Mitarbeitendem pro Jahr an jedem RocheStandort. Die RIR gibt die Anzahl von Arbeitsausfalltagen
infolge von berufsbedingten Erkrankungen pro Mitarbeitendem und Jahr an.)
In all unseren Geschäftsbereichen haben wir ein integriertes
Programm aus Arbeitnehmerkonsultationen, Arbeitsplatzin­
spek­t ionen und Schulungen auf den Weg gebracht. Dabei
geht es uns um die Förderung einer starken Sicherheitskultur,
welche die gesamte Belegschaft befähigt, sicherheitsrelevante Probleme aufzuzeigen und zu lösen. Von unseren Auftragnehmern erwarten wir ein ebenso strenges Vorgehen. Des
Weiteren fördern wir die Sicherheit und das Wohlergehen
unserer Mitarbeitenden, zum Beispiel durch den Verkauf von
Schutzausrüstungen für Freizeitaktivitäten zu reduzierten
Preisen oder durch Sicherheitsüberprüfungen von Fahrrädern.
Zu unseren Massnahmen auf dem Gebiet der Gesundheit und
Arbeitssicherheit im Jahr 2011 zählte unter anderem die Ausweitung unseres erfolgreichen US-Fahrsicherheitsprogramms
auf andere Roche-Standorte, bei dem u.a. defensive Fahrtechniken vermittelt und spezifische Gesundheitskontrollen (Sehund Hörtests) durchgeführt werden. In einer Reihe von Standorten, wie z.B. in Pleasanton (USA) werden ergonomische
Schulungen in einem speziellen Ergonomieraum angeboten,
Gesundheits- und Umweltschutz | Roche Jahresbericht 2011
121
um gesundheitlichen Schäden am Arbeitsplatz durch falsches
ergonomisches Verhalten vorzubeugen.
Durch diese und andere Anstrengungen zur weiteren Verbesserung der Sicherheit am Arbeitsplatz ist es uns gelungen,
2011 die Anzahl der Arbeitsunfälle pro 1 Million Arbeitsstunden gegenüber 2005 um etwa 45% zu senken. Im Berichtsjahr
wurden von den Mitarbeitenden 390 Arbeitsunfälle gemeldet,
das sind 10% weniger als 2010. Parallel dazu ist die Zahl der
Arbeitsausfalltage um 3,9% gestiegen. Insgesamt hat sich die
Roche-Unfallrate um 3,2% verschlechtert. Bei den berufsbedingten Erkrankungen konnte 2011 mit 141 gemeldeten Fällen
gegenüber 182 Fällen im Vorjahr ein Rückgang verzeichnet
werden. Der Anstieg der Roche-Berufskrankheitsquote (Zahl
der durch Berufskrankheiten verlorengegangenen Arbeitstage) geht auf einen einzigen Fall zurück, der einen Arbeitsausfall von knapp einem Jahr zur Folge hatte.
Der insgesamt positive Trend bei den Arbeitsunfällen und
Erkrankungen fand im Berichtsjahr Anerkennung, als Roche
Spanien von der Sozialversicherung eine Prämie für die niedrige Unfallrate erhielt und unserem Standort in Mannheim für
seine Ergonomie-Schulungen der Responsible Care Award
eines Chemieindustrieverbandes verliehen wurde.
In Bezug auf Arbeitsunfälle und Krankenstand blieb die Situation nahezu konstant, wobei die Mehrheit der 2011 gemeldeten Fälle auf Ausrutschen und Stürze beziehungsweise wiederholte Überbelastung (RSI-Syndrom) zurückgeht. Das dritte
Jahr in Folge hatten wir im Berichtszeitraum keine schweren
Unfälle zu verzeichnen. Allerdings ereignete sich ausserhalb
des Arbeitsplatzes auf einem von Roche in der Schweiz organisierten Sommerfest ein tragischer Unfall, bei dem zwei Mitarbeitende während eines Unwetters von einem umstürzenden Baum erschlagen wurden.
Schutz unseres Eigentums
Produktfälschungen bergen hohe Risiken sowohl für unsere
Patienten als auch für unseren Ruf. Wir haben bereits eine
Reihe von Massnahmen zur Bekämpfung von Produktfälschungen in die Wege geleitet und arbeiten gemeinsam mit
den Behörden weiter an einem System zur Aufspürung und
Verfolgung von Produkten vom Vertriebspunkt bis hin zur
­A potheke. Für weitere Informationen siehe Kapitel Marketing
und Vertrieb, Seiten 83–85.
Minimierung unseres ökologischen
Fussabdrucks
Im Rahmen unseres Engagements für nachhaltige Entwicklung setzen wir proaktiv auf den Einsatz moderner, nachhaltigerer Technologien und Prozesse sowie auf die Minimierung
der Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt.
Ökobilanz
Mit der Ökobilanz messen wir die mit unseren Aktivitäten verbundene Belastung des Ökosystems der Erde, indem für zwei
ökologisch relevante Faktoren, nämlich den Verbrauch von
Ressourcen wie Rohstoffe, Wasser und Energie und die Auswirkungen von Abfällen und Schadstoffen auf Luft, Wasser
und Böden, Umweltbelastungspunkte vergeben werden. Die
einzelnen Punkte werden addiert und dann zur Belegschaftszahl ins Verhältnis gesetzt (Mio. Umweltbelastungspunkte),
sodass wir die Umweltauswirkungen pro Mitarbeitendem
überwachen können.
Für die Ökobilanz haben wir uns ein konzernweites Ziel gesetzt,
das es den einzelnen Führungsteams an jedem Roche-Standort erlaubt, vor Ort eigene auf ihre konkreten Bedingungen
zugeschnittene Strategien und Ziele für die Reduzierung ihres
jeweiligen ökologischen Fussabdrucks festzulegen.
Sicherheit und Gesundheit von Mitarbeitenden
2011
2010
2009
2008
0,067
0,065
0,074
0,078
0,025
0,014
0,008
0,008
Arbeitsunfälle
390
432
392
474
Berufskrankheiten
141
182
227
270
0
0
0
0
2,67
2,97
2,92
3,42
Roche-Unfallrate
Roche-Berufskrankheitsrate
Arbeitsunfälle mit
Todesfolge
Arbeitsunfälle pro
1 Million Arbeitsstunden
122
Roche Jahresbericht 2011 | Gesundheits- und Umweltschutz
Im Jahr 2011 lag unsere Gesamtökobilanz pro Mitarbeitendem
bei 6,88 Millionen Umweltbelastungspunkten, was eine Verbesserung von 4% im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Ziel ist es
nun, die Ökobilanz gegenüber 2010 bis 2020 um 15% zu verbessern.
Ökoeffizienz
Ziel des Konzepts der Ökoeffizienz ist es, bei geringerem
­Ressourceneinsatz und mit weniger Abfallaufkommen und
Schadstoffen mehr Produkte herzustellen und Dienstleis­
tungen zu erbringen. Wir messen unsere Ökoeffizienz anhand
der von uns entwickelten Eco-Efficiency-Rate (EER). Die EER,
das heisst das Verhältnis der Umsätze zu den Umweltaufwendungen und den durch unsere Aktivitäten verursachten
Ökobilanz
Rohstoffe
67042
Primärenergie
41374
Luftemissionen
375 390
Wasser
1981
Wasseremissionen
54 988
Deponieabfall
22 967
Umweltbelastungspunkte
pro Mitarbeiter in 2011:
6.88 Mio. Belastungspunkte
Umwelteinflüssen (Schadschöpfung), wird entsprechend der
Empfehlung des Schweizerischen Bundesamtes für Umwelt
(BAFU) berechnet. Je effizienter es uns gelingt, die Umsatzzahlen zu steigern und die Umweltbelastung zu senken und
dabei gleichzeitig den Anstieg der Umweltschutzaufwendungen gering zu halten, desto höher ist unser EER-Wert und
damit unsere Ökoeffizienz.
Produkte
Ökoeffizienz Eco-Efficiency-Rate (EER)
2010
2009
2008
42 531
47 473
49 051
45 617
140
194
186
209
563 742
591 592
572 983
564 328
0,539
0,414
0,460
0,387
Umsatz
(in Millionen CHF)
Aufwand für
Umwelt
(in Millionen CHF)
Der Schwerpunkt unserer Bemühungen zur Verbesserung der
Ökoeffizienz liegt vor allem auf der Senkung des Material- und
Energieverbrauchs, der Reduzierung des Abfallaufkommens
und dem Einsatz erneuerbarer Ressourcen. Mit Hilfe dieser
und anderer Massnahmen konnten wir unsere EER 2011
gegenüber 2010 um 30% auf 0,539 verbessern.
2011
Schadschöpfung
(in 106 Schad­
schöpfungs­
einheiten)
EER (x 1000)
Gesundheits- und Umweltschutz | Roche Jahresbericht 2011
123
Energieverbrauch nach Energieträgern
10,0%
1,6%
29,0%
16,7%
3,8%
1,2%
37,7%
Kraftstoffverbrauch der
firmeneigenen Fahrzeugflotte
Heizöl
Elektrischer Strom
Kraftstoffverbrauch
durch Geschäftsflüge
Fernwärme
Abfall
Erdgas
Im Jahr 2011 haben wir 118 Millionen Franken in SGU-Massnahmen investiert, gegenüber 163 Millionen im Jahr 2010. Mit
311 Millionen Franken bewegten sich unsere Aufwendungen
für SGU-Massnahmen 2011 auf demselben Niveau wie im
­Vorjahr.
Der Schwerpunkt unserer Bemühungen lag 2011 weiterhin auf
dem verantwortungsvollen Einsatz von Ressourcen und der
kontinuierlichen Senkung unseres Energieverbrauchs. Dazu
haben wir u. a. folgende Schritte umgesetzt:
• Minderung des Kraftstoffverbrauchs und der Abgasemissionen unserer Fahrzeugflotte zum Erreichen der angestrebten niedrigeren CO2-Emissionen, zum Beispiel durch
Einführung des von unserem Pharma-Bereich in Westeuropa
vorgegebenen Standards von 120 g/km sowie Senkung des
fossilen Brennstoff- und Stromverbrauchs durch Wiedergewinnung von Abwärme aus Gebäudekühlsystemen in Basel,
• Entwicklung «grüner IT-Programme», wie der Einsatz von
energiesparenden LED-Bildschirmen, die Konsolidierung
von Datenzentren und die Nutzung der dort anfallenden
Wärme zur Beheizung anderer Gebäude,
• Verwendung von recyceltem und nachhaltig gewonnenen
Baumaterialien bei der Renovierung eines Bürogebäudes in
Nutley, New Jersey, wofür wir eine LEED-Gold-Zertifizierung (LEED — Leadership in Energy and Environmental
Design) erhalten haben, und
• Zusätzliche Isolierung der Gebäude am Genentech-Standort
in den USA durch Anbringen von Fensterfolien, die 99% des
UV-Lichts und 90% des Infrarotlichts, aber nur 30% des
sichtbaren Lichts abhalten.
Steigerung der Energieeffizienz
Unser Ziel ist es, den Gesamtenergieverbrauch — fossile
Brennstoffe und Elektrizität — in Gigajoule pro Mitarbeitendem
bis 2014 um 10% gegenüber 2009 und bis 2020 um 20%
gegenüber 2010 zu reduzieren. Langfristig streben wir eine
Senkung des Energieverbrauchs pro Mitarbeitendem um etwa
die Hälfte gegenüber dem Niveau von 2005 an.
Unsere langfristige Strategie richtet sich darauf, die Energie­
effizienz drastisch zu verbessern, ehe wir fossile Brennstoffe
durch nachhaltige Energieträger ersetzen. Ziel ist es dabei,
den Anteil der erneuerbaren Energien an unserem Energieverbrauch bis 2020 auf 20% zu erhöhen. Da der Energieverbrauch
die Hauptursache für Treibhausgasemissionen darstellt und
dessen Senkung gleichzeitig zu geringeren Betriebskosten
führt, stehen Energieeinsparungen konzernweit ganz oben
auf der Prioritätenliste. Im Rahmen unseres systematischen
Energiemanagementkonzepts führen wir unter anderem die
folgenden Massnahmen durch:
• Errichtung von energieeffizienten Gebäuden,
• Nachrüstung von Heizungs-, Kühlungs- und Klimaanlagen,
• Anpassung der akzeptablen Temperaturbereiche in Büroräumen und an anderen Arbeitsplätzen,
• Beschaffung energieeffizienter Technik einschliesslich
Hybrid- und kraftstoffeffizienter Dieselfahrzeuge,
• Änderung von Arbeitsabläufen und
• Überprüfung der Notwendigkeit von Geschäftsreisen.
124
Roche Jahresbericht 2011 | Gesundheits- und Umweltschutz
Durch diese Massnahmen konnten wir den Energieeinsatz in
verschiedenen Bereichen verbessern:
• Senkung des Kraftstoffverbrauchs für Dienstreisetätigkeit
um 6,3%,
• Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs der Fahrzeugflotte
um 16,1% und
• Steigerung des Stromanteils aus nachhaltigen Energieträgern um 57%.
Vor dem Hintergrund der Energieeinsparungen bei Gebäuden
und ortsfesten Anlagen und eines relativ stabilen Personal­
bestandes ist unser Gesamtenergieverbrauch 2011 um 7,7%
zurückgegangen. Mit einem Energieverbrauch pro Mitarbeitendem von 164,2 Gigajoule konnten wir das für 2011 gesetzte
Ziel von 171 Gigajoule unterbieten.
Minderung der Treibhausgasemissionen
Da die Treibhausgasemissionen (THG) von Roche aus der
Erzeugung und dem Einsatz von Energie resultieren, gelten
unsere Energieeffizienz- und Energieeinsparziele auch für
THG-Emissionen, das heisst eine 10-prozentige Reduzierung
pro Mitarbeitendem in Tonnen bis 2014 gegenüber den Werten von 2009 und um 20% bis 2020 gegenüber dem Niveau von
2010. Weitere Minderungen erwarten wir durch den Ersatz
fossiler Brennstoffe durch nachhaltige Energieträger.
Zur Senkung der THG-Emissionen haben wir Energiestandards festgelegt, die bei der Konstruktion von Neuanlagen und
Neubauten die höchste Energieeffizienz bei gleichzeitiger
Optimierung und Nachrüstung bestehender Systeme gewährleisten. Weiterhin fördern wir den Austausch von Best-­
Practice-Beispielen über unterschiedlichste Kommunikationswege.
Während der Energieverbrauch für Heizung, Kühlung und den
Betrieb unserer Standorte sinkt, gelingt uns dies bei Geschäftsreisen weniger schnell. Dennoch konnten wir 2011 im Ergebnis
von Energiesparmassnahmen die Treibhausgasemissionen um
4,3% senken.
Treibhausgasemissionen CO 2-Äquivalent
2011
2010
2009
2008
1 031
1 077
1 053
1 062
Wenngleich halogenierte Kohlenwasserstoffe weniger als 1%
unserer THG-Emissionen ausmachen, streben wir danach,
ozonabbauende und persistente Emissionen durch chemische
Kühlmittel ganz und gar zu vermeiden. Aufgrund der jüngsten
Übernahmen und fehlender technischer Lösungen in einigen
Ländern ist eine vollständige Ablösung dieser Chemikalien bis
2015 allerdings unrealistisch geworden. Wir werden aber bei
unserer Suche nach alternativen Lösungen nicht nachlassen
und arbeiten mit Kühlmittelherstellern daran, den Verbrauch
weiter zu reduzieren.
Bei der Minderung des Ausstosses halogenierter Kohlenwasserstoffe haben wir bedeutende Fortschritte erzielt. So ist es
uns im Konzern — mit Ausnahme der Genentech-Standorte —
seit 2004 gelungen, den Einsatz von Halonen komplett zu
beenden und die Verwendung vollhalogenierter Verbindungen
um 90% zu reduzieren.
Emissionen insgesamt
(in Millionen Tonnen)
Halogenierte Kohlenwasserstoffe in Tonnen
Emissionen insgesamt
pro Million CHF
der Verkäufe (Tonnen)
24,23
22,69
21,47
23,28
Bestand
Emissionen
2011
2010
2009
2008
181,9
205,2
179,8
144,6
3,8
3,8
6,5
3,4
Energieverbrauch in Terajoule
2011
2010
2009
2008
13 372
14 495
13 898
13 662
0,314
0,305
0,283
0,299
0,164
0,176
0,176
0,178
Energieverbrauch
insgesamt
Energieverbrauch
insgesamt
pro Million CHF
der Verkäufe
Energieverbrauch
Minderung anderer Emissionen in die Luft
Mit Hilfe der unterschiedlichsten Technologien und Verfahren
verringern wir die Schadstoffabgabe in die Luft auf ein Minimum. Dabei liegt unser Schwerpunkt auf der Vermeidung
beziehungsweise Verminderung von Schadstoffen sowie der
Emissionskontrolle der verbleibenden Schadstoffe entsprechend unserer Ökobilanzziele. Insgesamt wollen wir das in den
letzten Jahren erreichte niedrige Emissionsniveau beibehalten.
insgesamt
pro Mitarbeitendem
Minderung des Einsatzes von halogenierten
Kohlenwasserstoffen
Halogenierte Kohlenwasserstoffe kommen in Kühlmitteln von
Kühlanlagen zum Einsatz. Chlorierte Substanzen schädigen
die Ozonschicht, während fluorierte und teilfluorierte Verbindungen erheblich zur globalen Erwärmung beitragen. Beide
Substanzgruppen sind persistent und verbleiben somit über
einen langen Zeitraum in der Atmosphäre. Wir planen, den Einsatz von halogenierten Kühlmitteln an allen Roche-Standorten
bis 2015 um 90% zu senken. Für neu hinzugekommene Standorte, wie die von Genentech und Ventana, gelten eigene Zeitpläne.
Im Rahmen unserer Strategie verfolgen wir an unseren Produktionsstandorten ein kontinuierliches Verbesserungsprogramm zur Minderung der Schadstoffabgabe in die Luft.
Durch Rauchgasreinigung reduzieren wir den Ausstoss von
Stickoxiden (NOx ) und Schwefeldioxid (SO2 ); ferner kommen
zur Senkung des Ausstosses von flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) verschiedene Verbrennungs- und Gefrierverfahren zum Einsatz, die sich zudem günstig auf den Energieverbrauch auswirken können.
Zur Senkung unserer Emissionen in die Luft haben wir
2011 Pilotstudien zur Anwendung von Tieftemperaturanlagen
zwecks Verminderung von Luftemissionen abgeschlossen und
planen an unserem Standort in Florence (USA) die Installation
einer solchen Anlage, mit welcher der Abluft durch Ausfrieren
die flüchtigen organischen Verbindungen entzogen werden
sollen. Die von uns in die Luft abgegebenen Emissionen
Gesundheits- und Umweltschutz | Roche Jahresbericht 2011
125
schwanken von Jahr zu Jahr, bewegen sich aber immer auf
einem sehr niedrigen Niveau.
Emissionen in die Luft in Tonnen
2011
2010
2009
2008
124
164
177
213
20
33
27
27
Stickstoffoxide
222
262
286
193
Schwefeldioxid
8
7
9
10
VOC*
Feinstaub
* flüchtige organische Verbindungen
Abfallmanagement
Das Abfallaufkommen ist ein Parameter, der in unsere Öko­
bilanz einfliesst. Somit sind unsere Abfallminderungsziele Teil
der Zielsetzung, die Konzernökobilanz bis 2020 um 15% zu
verbessern. Zwar halten wir an Abfallminderungszielen für einzelne Standorte fest, verzichten aber aufgrund der insbesondere durch Bauschutt verursachten erheblichen jährlichen
Schwankungen auf ein Konzernziel.
Da Roche genau wie andere im Bereich Pharma und Diagnostik tätige Unternehmen nur in relativ geringem Masse chemische Produktion betreibt, ist auch das Aufkommen an chemischen Abfällen in der Regel gering. Durch die zunehmende
Bedeutung der Biotech-Produkte bei gleichzeitigem Rückgang der Erzeugnisse auf chemischer Basis haben sich unsere
ohnehin geringen Abfallmengen weiter reduziert. Natürlich
übernehmen wir dennoch die Verantwortung für das gesamte
Abfallvolumen aus all unseren Aktivitäten, einschliesslich für
die in der Vergangenheit an unseren Standorten angefallenen
oder in Deponien verbrachten Abfälle. Dabei lassen wir Deponien immer nur als letzte Form der Entsorgung zu, die selbst
dann nur für inerte Materialien wie Schlacke oder Verbrennungsasche in Betracht kommt. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit geeigneter lokaler Abfallbehandlungsanlagen nutzen wir für die Entsorgung ungefährlicher allgemeiner Abfälle
mitunter auch zugelassene Deponien.
wurden 2011 Vorschläge zur Verbesserung der Nachhaltigkeit
chemischer Prozesse und Synthesen ausgezeichnet. Bei den
eingereichten Vorschlägen ging es um den Ersatz chemischer
Gefahrstoffe, die Abfallvermeidung und die Senkung des Energieverbrauchs, womit auch Kosteneinsparungen verbunden
sind. Unter den Preisträgern befindet sich ein Team, das mit
der Hälfte der bisher benötigten Reagenzien und Lösungsmittel dieselbe Produktmenge herstellt wie bisher, dabei aber
zuvor im Prozess verwendete chemische Gefahrstoffe durch
weniger problembelastete Substanzen ersetzt hat.
Im Berichtsjahr war Roche als ehemaliger Nutzer an einer
technischen Überprüfung der Kesslergrube beteiligt, einer
Deponie in Grenzach (Deutschland). Derzeit läuft die Bewertung der einzelnen Sanierungsoptionen. In der Schweiz arbei­
ten Roche und andere Unternehmen weiter am Rückbau der
Sonderabfalldeponien in Kölliken und Bonfol.
Am Standort Belleville in New Jersey (USA) hat Roche den
Rückbau sämtlicher Gebäude abgeschlossen und prüft derzeit die unterschiedlichen Sanierungskonzepte. Am Standort
­Nutley (USA) führt Roche eine umfassende technische Untersuchung der Boden- und Grundwassersituation durch. Einige
örtlich begrenzte Sanierungsarbeiten wie Grundwasser­
behandlung, Bodenaushub und Installation von Bodenluft­
absaugsystemen sind zurzeit im Gange oder bereits abgeschlossen.
Abfälle in Tonnen
2011
2010
2009
2008
24 121
27 249
19 828
42 823
0,57
0,57
0,40
0,94
30 170
29 020
27 605
31 295
0,70
0,61
0,56
0,69
Allgemeines
Abfallaufkommen
Allgemeines
Abfallaufkommen
pro Million CHF Umsatz
Chemisches
Abfallaufkommen
Chemisches
Abfallaufkommen
Trotz eines Wachstums der pharmazeutischen Produktion um
8% im Jahr 2011 ist das Abfallaufkommen nur um moderate 4%
angestiegen, da wir verschiedene Abfallvermeidungsmassnahmen wie verstärktes Recycling von Lösemitteln in Singapur
in die Wege geleitet haben. Das allgemeine Abfallaufkommen
ist hingegen durch Reduzierung der Bauschuttmengen und
neue Recycling-Verfahren in South San Francisco und in
Poncé (Puerto Rico) um 11,5% zurückgegangen.
Im Rahmen des Roche-Programms zur Erhöhung des Umweltbewusstseins im Bereich chemische Entwicklung (REACT)
126
Roche Jahresbericht 2011 | Gesundheits- und Umweltschutz
pro Million CHF Umsatz
Erhalt und Schutz der Wasserressourcen
Roche unterstützt die globalen Bemühungen zur Förderung
des Gewässerschutzes, zum Erhalt der Wasserressourcen und
zur Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser.
Langfristig haben wir uns das Ziel gesetzt, bis 2020 die Toxi­
zität unseres Abwasseraufkommens insgesamt um 20%
­gegenüber den Ausgangswerten im Jahr 2015 zu senken.
Dabei arbeiten wir weiter an der Entwicklung zuverlässiger
Leistungsindikatoren und Messverfahren zur Ermittlung dieser
Ausgangswerte. In der Zwischenzeit bemühen wir uns darum,
unseren Wasserverbrauch konzernweit zu stabili­sieren.
Über die Hälfte des Wassereinsatzes erfolgt in Kühlkreisläufen. Da dabei keine chemischen Verunreinigungen auftreten,
wird dieses Wasser nach entsprechender Analyse wieder an
die Umwelt abgegeben. Das restliche Wasser wird nach entsprechender Aufbereitung in Abwasserbehandlungsanlagen
in Wasserläufe eingeleitet.
Wenngleich Roche in Gebieten mit Wasserknappheit keine
wasserintensiven Produktionsprozesse betreibt, passen wir
unsere Wasserschutz- und Wassereinsparprogramme dennoch den jeweiligen örtlichen Gegebenheiten und Erforder­
nissen an. So verwenden wir für die Landschaftsgestaltung
an unseren kalifornischen Standorten trockenheitstolerante
Pflanzen. An anderen Standorten senken wir unseren Wasserverbrauch durch:
• Erfassung und Wiederverwertung des Wassers aus unseren
Kühltürmen in einem geschlossenen System,
• Wiederverwendung von Reinigungswasser im nächsten
«ersten Spülgang» und Recycling von Gebrauchtwasser,
• Verringerung des Kühlbedarfs und Optimierung der Kühlprozesse und
• Verbesserung der Wärmerückgewinnung.
Wir erfassen die ins Wasser abgegebenen Schadstoffe mit
dem TOC-Wert (gesamter organischer Kohlenstoff) bei Verlassen der Abwasserbehandlungsanlage. Nur wenn alle einschlägigen Umweltbestimmungen einschliesslich Vorbehandlungsauflagen erfüllt sind, werden von uns Abwässer und
Schadstoffe in die Umwelt abgegeben. Mit einer Eliminierungsrate von über 90% arbeiten unsere Abwasserbehandlungsanlagen bereits heute sehr effektiv. Unser Ziel ist es
jedoch, die Wasserbelastung durch folgende Massnahmen
weiter zu minimieren:
• Reduzierung der Einleitung von toxischen und biologisch
schwer abbaubaren Substanzen und Schwermetallen,
• Verminderung des Abwasseraufkommens und
• Behandlung oder Vorbehandlung der Abwässer, zum Beispiel mit Ozon, zur Beseitigung von nicht oder biologisch nur
schwer abbaubaren Schadstoffen.
• Zusammenarbeit mit dem deutschen wissenschaftlichen
Institut für Wasserversorgung Langenau bei der Entwicklung eines neuen Indikators zur Ermittlung der Gesamttoxizität des Abwassers, die an die Stelle des TOC-Wertes treten
soll,
• Beendigung des Einsatzes einer octylphenolhaltigen Chemikalie in unseren Prozessen wegen ihrer potenziell negativen
Auswirkungen auf die Wasserfauna,
• Analyse der wasserbezogenen Risiken mit Hilfe des vom
World Business Council for Sustainable Development
(WBCSD) entwickelten «Water Tools», bei der fünf Standorte ermittelt wurden, an denen die Verfügbarkeit von sauberem Wasser im Hinblick auf die Sicherung künftiger Unternehmenserfordernisse untersucht werden soll und
• Inbetriebnahme einer Abwasserbehandlungsanlage in Penzberg (Deutschland), die durch anaeroben biologischen
Abbau aus Abwasser Methan für die Wärme- und Strom­
erzeugung gewinnt und die überschüssige Energie in Standortsysteme einspeist oder für andere Gebäude nutzt.
Im Ergebnis dieser und anderer Massnahmen ist unser Wasserverbrauch 2011 um 9% auf 3,3 Millionen Kubikmeter
zurückgegangen. Wesentliche Einsparungen wurden in den
Bereichen Kühlung und Bewässerung aufgrund der kühleren
Witterung erreicht, insbesondere in Kalifornien (USA).
2011 leiteten wir 5,7 Millionen Kubikmeter Wasser in Aufbereitungsanlagen ein, was einen Austrag von 228 Tonnen organischer Substanzen zur Folge hatte. Darüber hinaus wurden
288 Kilogramm Schwermetalle in Wasserläufe eingeleitet, die
zum Grossteil aus Leitungssystemen ausgewaschen wurden.
Wasserverbrauch und -abgabe
2011
2010
2009
2008
20,4
19,6
18,6
21,0
3,3
3,6
2,8
2,4
5,7
6,3
5,2
7,3
228
242
154
592
288
463
426
545
Wasserentnahme
(in Millionen Kubikmeter)
Wasserverbrauch
(in Millionen Kubikmeter)
In öffentliche Kläranlagen
eingeleitete Abwässer
(in Millionen Kubikmeter)
Nach Behandlung in
Gewässer eingeleitete
Da der Wasserverbrauch in die Berechnungen unserer
Um­welt­auswirkungen (Ökobilanz) einfliesst, ist die Senkung
der Gesamtentnahmemengen von entscheidender Bedeutung
für das Erreichen unseres Umweltziels.
organische Stoffe
(in Tonnen)
Nach Behandlung in
Gewässer eingeleitete
Schwermetalle
Im Berichtsjahr wurden unter anderem die folgenden Massnahmen umgesetzt:
(in Kilogramm)
Gesundheits- und Umweltschutz | Roche Jahresbericht 2011
127
Förderung der Biodiversität
Roche unterstützt die im Übereinkommen über die biologische
Vielfalt (CBD) verankerten Prinzipien des Ressourcenschutzes
und die drei Hauptziele in den Bereichen:
• Erhaltung der biologischen Vielfalt,
• nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und
• ausgewogene und gerechte Aufteilung der Vorteile, die sich
aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergeben.
In der Produktion wie auch in der Pharmaforschung und -entwicklung verzichten wir auf den Einsatz von nicht frei handelbaren natürlichen Rohstoffen. Wenn wir bei der Erforschung
und Entwicklung von Produkten natürliche Pflanzen, mikrobielles oder genetisches Material von Tieren verwenden, so
lassen wir uns dabei von den Prinzipien und Zielen des Übereinkommens über die biologische Vielfalt leiten.
Da für all unsere Standorte der Zugang zu städtischer Infrastruktur von entscheidender Bedeutung ist, haben wir diese im
städtischen Umfeld angesiedelt. Wir betreiben keine Anlagen
in Schutzgebieten oder Regionen mit hoher Artenvielfalt.
Pharmazeutische Substanzen
in der Umwelt
Wir verfolgen unsere Produkte über ihren gesamten Lebens­
zyklus hinweg und haben Massnahmen entwickelt, um in jeder
Phase des Zyklus den Eintritt pharmazeutischer Substanzen in
die Umwelt zu minimieren.
Bei der Konzeption unserer Produktionsstandorte achten wir
darauf, die Gefahr so gering wie möglich zu halten, dass pharmazeutische Wirkstoffe in das Abwasser gelangen. Zudem
unterstützen wir Programme zur Rücknahme ungenutzter
pharmazeutischer Produkte und setzen uns aktiv für die Verhinderung des Eintritts unserer Produkte in die Umwelt ein,
indem wir unter anderem:
• finanzielle Anreize bieten, damit ungenutzte oder überlagerte Produkte vom Einzelhandel und anderen Akteuren in
der Lieferkette an uns zurückgeführt werden,
• regeln, dass zurückgeführte pharmazeutische Produkte und
pharmazeutische Abfälle in Verbrennungsanlagen anstatt
auf Deponien entsorgt werden,
• Forschungsaktivitäten zu den Umweltfolgen unserer pharmazeutischen Substanzen fördern und
• den Behörden Umweltrisikobewertungen für alle neuen
Medikamente zur Verfügung stellen.
128
Roche Jahresbericht 2011 | Gesundheits- und Umweltschutz
Spuren pharmazeutischer Wirkstoffe können auf unterschiedliche Weise in die Umwelt gelangen: über den Herstellungsprozess, die unsachgemässe Entsorgung ungenutzter Medikamente oder infolge des normalen Arzneimittelgebrauchs
durch die Patienten über natürliche Prozesse. Allgemein gilt
jedoch der Arzneimittelgebrauch durch die Patienten als wichtigste Ursache.
Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass Substanzen in derart
niedrigen Konzentrationen auf der Erdoberfläche, im Boden
und im Trinkwasser keine Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen. Die Risiken für das Leben im Wasser werden
hingegen als grösser erachtet. Bislang geben Untersuchungen
kaum Anhaltspunkte dafür, dass sich Pharmazeutika in niedrigen Konzentrationen kurzfristig auswirken, jedoch werden
weitere Untersuchungen durchgeführt, um mögliche Folgen
einer Langzeiteinwirkung beurteilen zu können. Wir sehen
daher die Notwendigkeit solcher Untersuchungen zu möglichen Auswirkungen und unterstützen die wissenschaftliche
Forschung auf diesem Gebiet.
Einhaltung der rechtlichen
Bestimmungen
Alle vor Ort geltenden Gesetze und Vorschriften werden von
uns eingehalten, wobei unsere Konzerngrundsätze häufig
strengere Vorgaben enthalten als externe Normen.
Bei der Registrierung der von uns eingesetzten Chemikalien
entsprechend der europäischen Gesetzgebung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer
Stoffe (REACH-Verordnung) und der Umsetzung der Erfordernisse aus dem global harmonisierten System zur Einstufung
und Kennzeichnung von Chemikalien liegen wir voll und ganz
im Zeitplan.
Das achte Jahr in Folge wurden 2011 gegen Roche keine relevanten Geldbussen im Zusammenhang mit Verstössen gegen
SGU-Auflagen verhängt. Allerdings wurden wir im Berichtsjahr vier Mal wegen kleinerer Umweltverstösse und einmal
wegen Nichteinhaltung von Anlagensicherheitsbestimmungen
belangt. Wenngleich in keinem Fall grössere Gefahren für
unsere Belegschaft oder die Nachbarschaft bestanden, nehmen wir all diese Zwischenfälle sehr ernst und haben in jedem
Fall Abhilfemassnahmen ergriffen, damit sich eine solche
Situa­t ion künftig nicht wiederholt. Des Weiteren wurden bei
einem durch einen elektrischen Defekt ausgelösten Brand in
unserem Endproduktlager in Budaörs (Ungarn) dort gelagerte, für den ungarischen Markt bestimmte Produkte vernichtet. Ferner kam es durch Überhitzung einer Pulvermühle
zu einem Brand in unserer Anlage in Segrate (Italien). In beiden Fällen sind glücklicherweise keine Personen zu Schaden
gekommen.
SGU-Ziele
Umweltschutz
Zielsetzung
Basisjahr
Zieljahr
Steigerung der Energieeffizienz
2009
2014
(in Gigajoule pro Mitarbeitendem) um
2010
2020
2010
2020
2010
2020
2010
2020
2015
2020
10% bis 2014 und um 20% bis 2020
Erhöhung des Anteils erneuerbarer
Bildung
Energien am Gesamtenergieverbrauch
auf 20% bis 2020
Zielsetzung
Basisjahr
Zieljahr
2020
Verbesserung des Kenntnisstandes
Minderung der CO2-Emissionen pro
Mitarbeitendem um 20% bis 2020
durch Erhöhung der Schulung in
(analog Energieeffizienzsteigerung)
SGU-Fragen auf vier Stunden jährlich
Minderung der Gesamtumweltbelastung
pro Mitarbeitendem
pro Mitarbeitendem (berechnet nach
der vom Schweizerischen Bundesamt
für Umwelt, BAFU, empfohlenen
Sicherheit
­Ö kobilanz-Methode) um 15% bis 2020
Reduzierung der Gesamttoxizität des
Zielsetzung
Senkung der Roche-Unfallrate (RAR =
Basisjahr
2010
Zieljahr
2015
2020
Anzahl der Arbeitsausfalltage infolge von
Weitere Informationen dazu unter:
Arbeitsunfällen pro ­M itarbeitendem pro
Jahr) um 12% (RAR < 0,07) bis 2015
• SGU-Leistungsausweis und -ziele: www.roche.com/de/
und um 24% (RAR < 0,06) bis 2020
Verringerung der Anzahl der Arbeits­
Abwassers um 10% bis 2020
2010
2015
2020
unfälle, die zu Arbeitsausfalltagen
she_performance
• Umweltschutz: www.roche.com/de/environment
• SGU-Politik: www.roche.com/de/
safety _health_and_environmental_protection.pdf
• Konzernweit gültige Grundsätze, Richtlinien und Positionen:
­f ühren (Fälle pro 200 000 Arbeits­
www.roche.com/de/policies_guidelines_and_positions
stunden) um 12% (< 0,6) bis 2015 und
um 27% (< 0,5) bis 2020
Roche-Berufskrankheitsquote (Anzahl
2010
2020
2010
2015
der durch Berufskrankheiten verloren­
gegangenen Arbeitstage pro Mit­
arbeitendem pro Jahr) unter 0,01 halten
Verringerung der Anzahl der Fälle
von Berufskrankheiten, die zu Arbeits­
ausfalltagen führen (Fälle pro
200 000 Arbeitsstunden) auf unter
0,32 bis 2015
Gesundheits- und Umweltschutz | Roche Jahresbericht 2011
129
Nach der Gründung vor
115 Jahren hat sich Roche
im Laufe der Jahre als
führendes, forschungs­
orientiertes Unternehmen
auf die beiden Geschäfte
Pharma und Diagnostics
spezialisiert.
130
Roche Jahresbericht 2011
Corporate
Governance
Roche ist allen Interessengruppen verpflichtet. Eine auf Wertschöpfung
und Innovation ausgerichtete Geschäftstätigkeit, eine der modernen Corporate
Governance entsprechenden Unternehmensführung und eine transparente Informa­
tionspolitik sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Umsetzung der Verpflichtungen
gegenüber allen Interessengruppen.
Entschädigungs­
bericht
Der Unternehmenserfolg wird wesentlich von der Qualität und dem
Engagement aller Mitarbeitenden bestimmt. Diese Überzeugung bildet die
Basis für die Richtlinien und das System einer leistungsbezogenen Entschädigungs­
politik von Roche.
Roche Jahresbericht 2011
131
Corporate Governance
Corporate Governance
Roche erfüllt sämtliche für die Corporate Governance rele­
vanten Bestimmungen, hält sich insbesondere an bestehende
Gesetze, die Richtlinien (bzw. deren Kommentare) der Schwei­
zer Börse SIX Swiss Exchange sowie an den Swiss Code of
Best Practice for Corporate Governance des Verbandes der
Schweizer Unternehmen «economiesuisse». Die vorhandenen
internen Grundlagen unseres Unternehmens, insbesondere
die Statuten und das Organisationsreglement, berücksichti­
gen alle Grundsätze, welche die Leitung und Überwachung
unseres Unternehmens im Sinne einer guten Corporate Gover­
nance inklusive der dazu notwendigen «checks and balances»
sicherstellen. 1
Der Verwaltungsrat hat in seiner konstituierenden Sitzung im
Anschluss an die Generalversammlung die Struktur seiner
Verwaltungsratsausschüsse und die auf Seite 11 dargestellte
Zusammensetzung der Mitglieder in den verschiedenen Aus­
schüssen festgelegt.
Wir kombinieren den gedruckten Geschäftsbericht mit
gezielten Verweisen auf den Internet-Auftritt von Roche
(www.roche.com), um so den Leserinnen und Lesern sowohl
eine Momentaufnahme zum Stichtag des Geschäftsberichts
als auch einen jederzeit aktuellen Einblick in wichtige Informa­
tionen zur Corpo­r ate Governance unseres Unternehmens zu
ermöglichen. Im Geschäftsbericht sind die Informationen bis
zum 31. Dezember eines jeden Jahres festgehalten, während
im Internet dauerhafte und kontinuierlich aktualisierte Infor­
mationen zu finden sind. Im Internet sind die Statuten, das
Organisationsreglement sowie die Lebensläufe der Verwal­
tungsräte und Konzernleitungsmitglieder enthalten.
Erich Hunziker, Chief Financial Officer, Chief Information Offi­
cer und stellvertretender Leiter der Konzernleitung, hatte sich
entschieden, per Ende März 2011 in den Ruhestand zu treten.
Verwaltungsrat
An der 93. ordentlichen Generalversammlung der Roche Hol­
ding AG vom 1. März 2011 wurde die Verkürzung der Amts­
dauer neuer und wiederzuwählender Verwaltungsräte von drei
auf zwei Jahre beschlossen und die bisherigen Verwaltungs­
räte Pius Baschera, Bruno Gehrig, Lodewijk J. R . de Vink und
Andreas Oeri wurden für die neue statutarische Amtsdauer
von zwei Jahren wiedergewählt. Walter Frey und Wolfgang
Ruttenstorfer haben sich entschieden, auf eine Wiederwahl in
den Verwaltungsrat zu verzichten. Paul Bulcke, Peter R. Voser
und Christoph Franz wurden zudem für die statutarische
Amtsdauer von zwei Jahren neu in den Verwaltungsrat
gewählt.
Der Verwaltungsrat schlägt der Generalversammlung vom
6. März 2012 die Wiederwahl der Verwaltungsräte John I. Bell,
André Hoffmann und Franz B. Humer vor.
Konzernleitung
Sein Nachfolger, Alan Hippe, wurde vom Verwaltungsrat per
1. April 2011 zum neuen Chief Financial und IT Officer von
Roche und Mitglied der Roche-Konzernleitung ernannt.
Sophie Kornowski-Bonnet, früher General Manager von
Roche Pharma in Frankreich, wurde per 1. Februar 2012 zur
Leiterin Roche Partnering mit Sitz in Basel und zum Mitglied
der Erweiterten Konzernleitung ernannt und wird an den CEO
der Roche-Gruppe, Severin Schwan, berichten.
Sie folgt auf Dan Zabrowski, der am 1. Februar 2012 die ­Leitung
von Roche Applied Science in der Division Diagnostics mit Sitz
in Penzberg, Deutschland, übernommen hat. Dan Zabrowski
ist Mitglied im Leitungsteam der Division Diagnostics und
berichtet an Daniel O’Day, COO Roche Diagnostics.
Individuelle Angaben zu den Verwaltungsrats- (inklusive Wahl
und Amtszeit) und Konzernleitungsmitgliedern finden sich auf
den Seiten 10 bis 13.
Informationen zur
Corporate Governance
1Konzernstruktur und Aktionariat
• Operativ ist Roche in zwei Divisionen unterteilt: Pharma und
1 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance.htm
132
Roche Jahresbericht 2011 | Corporate Governance
Diagnostics. Die Division Pharma umfasst folgende zwei
Geschäftssegmente: Roche Pharma und Chugai, wobei
Genentech als früheres drittes Segment in Roche Pharma
integriert wurde. Die Division Diagnostics besteht aus den
fünf Geschäftsbereichen Applied Science, Diabetes Care,
Molecular Diagnostics, Professional Diagnostics sowie
­T issue Diagnostics. Die Geschäftstätigkeiten werden über
lokale Roche-Konzerngesellschaften ausgeübt. Angaben
zur Roche Holding AG und zu den wichtigsten Konzern­
gesellschaften (inklusive Firma, Kotierungsangaben, Sitz,
Aktien­k apital und Beteiligung) sind im Finanzbericht,
Anmerkung 33 «Konzern- und assoziierte Gesellschaften»
zur konsolidierten Jahresrechnung des Roche-Konzerns
(Seite 147), aufgeführt.
• Bedeutende Aktionäre sind im Finanzbericht in den Anmer­
kungen 27 und 32 «Den Inhabern von Roche-Titeln zuzu­
rechnende eigene Mittel» und «Beziehungen zu nahe ste­
henden Unternehmen und Personen» zur konsolidierten
Jahresrechnung des Roche-Konzerns (Seiten 128 und 144)
und in Anmerkung 4 zur Jahresrechnung der Roche Hol­­ding AG «Bedeutende Aktionäre» (Seite 173) aufgeführt.
• André Hoffmann, Vizepräsident des Verwaltungsrates, und
Andreas Oeri, Mitglied des Verwaltungsrates und Vorsitzen­
der des Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Aus­
schusses, sind als Vertreter des bestehenden Aktio­närspools
im Verwaltungsrat bzw. in dessen Ausschüssen tätig und
beziehen das im Entschädigungsbericht auf Seite 140 sowie
im Finanzbericht in Anmerkung 32 «Beziehungen zu nahe
stehenden Unternehmen und Personen» zur konsolidierten
Jahresrechnung des Roche-Konzerns (Seite 144) und in
Anmerkung 6 zur Jahresrechnung der Roche Holding AG
«Entschädigung der Verwaltungsrats- und Konzernleitungs­
mitglieder» (Seite 174) erwähnte Honorar. Lukas Duschmalé,
Mitglied im Aktionärspool, absolviert 2011/2012 ein sechs­
monatiges Praktikum bei Roche in Singapur und Shanghai.
Weitere Beziehungen mit den im Aktionärspool vertretenen
Aktionären bestehen nicht.
• Es bestehen keine Kreuzbeteiligungen.
2Kapitalstruktur
• Die Kapitalstruktur ist im Finanzbericht im Anhang der Jah­
resrechnung der Roche Holding AG (Seite 172) dargestellt.
Angaben dazu finden sich zudem in den Statuten der Roche
Holding AG. 2
• Veränderungen des Eigenkapitals werden im Finanzbericht
im Anhang der Jahresrechnung der Roche Holding AG
(Seite 172) im Detail dargestellt.
• Das Aktienkapital der Gesellschaft beträgt 160 000 000
Franken, eingeteilt in 160 000 000 voll liberierte Inhaber­
aktien im Nominalwert von je 1 Franken. Für diese Inhaberaktien bestehen keine Stimmrechtsbeschränkungen. Das
2 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
Stimmrecht kann nach Hinterlegung der Aktie frei wahr­
genommen werden.
• Es besteht kein bedingtes oder genehmigtes Aktienkapital.
• Ausserdem bestehen 702 562 700 Genussscheine (GS), die
auf den Inhaber lauten. Diese GS bilden keinen Bestandteil
des Aktienkapitals und haben kein Stimmrecht. Jeder GS hat
den gleichen Anteil am Bilanzgewinn und an dem nach
Rückzahlung des Aktienkapitals verbleibenden Liquidati­
onsergebnis wie eine Aktie. Die GS und die damit verbun­
denen Rechte (inklusive der Sicherung ihrer Ansprüche)
sind in §4 der Statuten der Roche Holding AG beschrieben.
• Angaben zu den ausgegebenen Kreditinstrumenten und
Details zu den ausstehenden Anleihen finden sich im Finanz­
bericht, Anmerkung 26 «Darlehen» zur konsolidierten Jahres­
rechnung des Roche-Konzerns (Seite 123).
• Zusätzliche Angaben zu den Mitarbeiteroptionen finden
sich im Finanzbericht, Anmerkung 10 «Mitarbeiteroptionen
und andere anteilsbasierte Vergütungspläne» zur konsoli­
dierten Jahresrechnung des Roche-Konzerns (Seite 94).
• Ausser den Mitarbeiteroptionen bzw. S-SARs und den im
Zusammenhang mit den Kreditinstrumenten ausgegebenen
Optionen hat Roche keine Optionen begeben.
• Das Aktienkapital wird weder von den Kreditinstrumenten
noch von den Mitarbeiteroptionen betroffen.
3Verwaltungsrat und Konzernleitung
• Individuelle Angaben zu den Verwaltungsrats- (inklusive
Wahl und Amtszeit) und Konzernleitungsmitgliedern finden
sich auf den Seiten 10 bis 13. Die Lebensläufe und weitere
Informationen (inklusive Angaben zu Verwaltungsratsman­
daten) sind im Internet laufend aktualisiert verfügbar. 3
• Die Generalversammlung wählt die einzelnen Mitglieder des
Verwaltungsrates gestaffelt und in Einzelwahl (siehe dazu
§18 der Statuten der Roche Holding AG 4 sowie das Protokoll
der 93. ordentlichen Generalversammlung der Roche Hol­
ding AG vom 1. März 2011 5).
• Mit Ausnahme von Franz B. Humer, William M. Burns und
Arthur D. Levinson gehörte keiner der Verwaltungsräte in
den drei der Berichtsperiode vorangegangenen Geschäfts­
jahren der Geschäftsleitung des Konzerns oder einer Kon­
zerngesellschaft an.
• Die interne Organisation des Verwaltungsrates, die Kompe­
tenzregelung zwischen Verwaltungsrat und Geschäftslei­
tung sowie die Aufgaben der Verwaltungsratsausschüsse
3 http://www.roche.com/de/about_roche/management/
board_of_directors.htm und http://www.roche.com/de/about_roche/
management/executive_committee.htm
4 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
5 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
annual_general_meetings.htm
Corporate Governance | Roche Jahresbericht 2011
133
und die Informations- und Kontrollinstrumente gegenüber
der Geschäftsleitung sind im Organisationsreglement 6
zusammengefasst.
• Die Organisation des Verwaltungsrates von Roche dient der
Sicherstellung einer verantwortungsbewussten und auf
langfristige Wertschöpfung ausgerichteten Leitung des
Konzerns. Der Verwaltungsrat der Roche Holding AG hat
dazu einzelne Aufgaben an verschiedene Ausschüsse 7 dele­
giert, deren Zusammensetzung sowie Vorsitz per 1. Januar
2012 auf Seite 11 dargestellt sind. Die Kompetenzen der ein­
zelnen Ausschüsse sind im Organisationsreglement detail­
liert festgehalten. 8
• Mit Ausnahme des Präsidiums werden alle Ausschüsse von
einem unabhängigen Verwaltungsratsmitglied geleitet.
• Gemäss dem Organisationsreglement des Verwaltungsrates
kann auf Verlangen eines jeden Verwaltungsratsmitglieds
eine Sitzung in Abwesenheit des Präsidenten einberufen
werden. Bei Roche wird einmal pro Jahr ohne Anwesenheit
des Präsidenten dessen Leistung durch den gesamten Ver­
waltungsrat beurteilt. Diese Sitzung findet unter der Leitung
einer der Vizepräsidenten statt.
• Als Teil eines Management-Informations-Systems wird der
Verwaltungsrat monatlich über die wichtigsten Ereignisse,
Verkaufszahlen etc. informiert. Er hat Zugriff auf eine elek­
tronische Informationsplattform, welche die zeitgerechte
Bereitstellung von Informationen an den Gesamtverwal­
tungsrat beziehungsweise an die Verwaltungsratsaus­
schüsse zusammen mit dem nachfolgend beschriebenen
Kontrollsystem gewährleistet.
• Der Verwaltungsrat hat ein Kontrollsystem etabliert, das
sowohl durch den Prüfungs- als auch durch den Corporate
Governance- und Nachhaltigkeits-Ausschuss laufend über­
wacht wird und sich auf folgende Elemente abstützt:
—Bericht über operationelle und finanzielle Risiken (RisikoManagement-System)
Roche hat ein System zur Erkennung und Beherrschung
aller möglichen Geschäftsrisiken etabliert. Die RocheRisikomanagement-Charta bestimmt den Rahmen und
die Verantwortlichkeiten für das Risikomanagement der
Roche-Gruppe. Die Divisionen Pharma und Diagnostics
und die globalen Funktionen nehmen mindestens einmal
im Jahr eine formale Risikobewertung vor und müssen
geeignete Risikomanagement-Pläne für ihre grössten
Risiken erarbeiten. Diese Risikomanagement-Pläne wer­
den laufend überwacht und Abweichungen werden in
6 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
7 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
committees.htm
8 http://www.roche.com/de/about_roche/
corporate_governance/article_of_incorporation.htm
134
Roche Jahresbericht 2011 | Corporate Governance
regelmässigen Leistungsgesprächen überprüft. Der kon­
solidierte Risikobericht der Roche-Gruppe inklusive Ziel­
risikoprofil wird von der Konzernleitung diskutiert und
zusammen mit dem Geschäftsplan der Gruppe ver­
abschiedet. Dieser wird auch dem Prüfungsausschuss des
Verwaltungsrates präsentiert. Der RisikomanagementProzess beinhaltet eine regelmässige Überprüfung mit
Berichterstattung der Resultate an den Prüfungsaus­
schuss des Verwaltungsrates und an den Gesamtverwal­
tungsrat.
Details zu Risikomanagement inklusive Risikofaktoren und
Risikomanagement-Charta, siehe «Risk Management &
Compliance», sind im Internet publiziert 9 und das finanzi­
elle Risikomanagement ist im Finanzbericht speziell
beschrieben. 10
—Internes Kontrollsystem über die Finanzberichterstattung
(siehe Seiten 151 und 154 des Finanzberichts)
—Interne Revision
Group Audit rapportiert dem General Counsel, hat direkten
Zugang zum Prüfungsausschuss des Verwaltungsrates
und informiert diesen regelmässig unter Bezugnahme auf
laufende Aktivitäten und laufende Revisionsberichte. Der
Chief Audit & Risk Advisory Executive nimmt wie die
externe Revision an allen Sitzungen des Prüfungsaus­
schusses teil.
Group Audit ist eine unabhängige Beurteilungsstelle, wel­
che die Aktivitäten der Roche-Gruppe im Sinne einer
Dienstleistung für das Management beurteilt und prüft.
Der jährliche Auditplan, auf dem Schwerpunkte für das
betreffende Jahr vermerkt sind (z.B. aufstrebende Märkte,
Drittparteien-Management), wird vom obersten Manage­
ment validiert und dem Prüfungsausschuss des Verwal­
tungsrates vorgelegt. Die Roche-Gruppe engagiert sich
für einen hohen Standard der internen Kontrolle ihrer welt­
weiten Operationen. Das Management ist für die Beurtei­
lung des Geschäftsrisikos bezüglich aller Aspekte seiner
operativen Tätigkeiten verantwortlich, und es obliegt ihm
ferner, wirkungsvolle und effiziente Prozesse und Kontrol­
len bereitzustellen sowie die Konformität mit internen und
externen Vorschriften zu gewährleisten.
Mit der Durchführung operativer Audits ermittelt Group
Audit die Reaktion des Managements auf die Risiken, mit
denen die Geschäftsabläufe und ‑systeme behaftet sind,
und beurteilt die Angemessenheit, Vollständigkeit und
Effizienz der Prozesse und Kontrollen. Massnahmenpläne
9 http://www.roche.com/de/corporate_responsibility/business_ethics/
risk_management_and_compliance.htm
10 Zusätzliche Angaben finden sich im Finanzbericht, Anmerkung 31
«Risikomanagement» zur konsolidierten Jahresrechnung des RocheKonzerns, Seite 135.
Teilnahme an Verwaltungsrats- und Ausschuss-Sitzungen 2011
Corporate
Governanceund
NachhaltigkeitsAusschuss
Verwaltungsrat
Präsidium/
Nominationsausschuss
Entschädigungsausschuss
Anzahl Sitzungen
4
4
2
4
3
F. B . Humer
4
4
–
***
***
B. Gehrig
4
4
2
–
–
A. Hoffmann
4
4
2
–
2
P. Baschera
4
–
–
–
2
J. I . Bell
4
–
1
2
–
P. Bulcke * *
3
–
–
3
–
W. M . Burns 4
–
–
1
1
L. J. R . de Vink
4
–
1
3
–
Ch. Franz * *
3
–
1
–
–
D. A . Julius
4
–
–
4
–
A. D. Levinson 4
–
2
–
–
A. Oeri
4
–
–
–
3
P. R . Voser * *
3
–
1
–
–
B. Weder di Mauro
4
–
–
3
1
Prüfungsausschuss
– Kein Ausschussmitglied.
** Neues Verwaltungsrats-/Ausschussmitglied seit 1. März 2011.
*** Franz B. Humer wird zu diesen Verwaltungsratsausschuss-Sitzungen als Gast eingeladen.
Teilnahme an Verwaltungsrats- und Ausschuss-Sitzungen 2011 per 28. Februar 2011 ausgeschiedener Verwaltungsräte
W. Frey
1
–
–
1
1
W. Ruttenstorfer
–
–
–
–
–
zur Umsetzung der nötigen Änderungen und Verbesse­
rungen werden gemeinsam mit den Geschäftsbereichen/
auditierten Organisationen erarbeitet und bis zu ihrem
Abschluss überwacht.
—Externe Revision, siehe Seite 136
—Chief Compliance Officer und Compliance Officers in den
Tochtergesellschaften, siehe Seite 137
—Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltschutzabteilung 11
—Corporate Sustainability Committee 12
—Science and Ethics Advisory Group (SEAG) für das Gebiet
der Gentechnologie (seit 1999) 13
• Die Konzernleitungsmitglieder werden zu den sie betref­
fenden Traktanden der Sitzungen des Verwaltungsrates ein­
geladen und berichten dem Verwaltungsrat persönlich. Bei
Bedarf werden Mitglieder der Erweiterten Konzernleitung
beigezogen. Die Verwaltungsratsausschüsse ziehen den
11 http://www.roche.com/de/corporate_responsibility/environment.htm
12 http://www.roche.com/de/corporate_responsibility.htm
13 http://www.roche.com/de/corporate_responsibility/
csr_research_and_development/genetics_and_bioethics.htm
Verwaltungsratspräsidenten und weitere Mitglieder der
Konzernleitung zur Berichterstattung bei. Die Verwaltungs­
ratsausschüsse können unabhängige Gutachten beantra­
gen oder Berater zuziehen.
• Jährlich bestehen mehrere Sperrfristen für den Handel mit
eigenen Titeln für führende Mitarbeitende. Für das Jahr 2012
bestehen folgende Sperrfristen:
26. Dezember 2011 bis 1. Februar 2012
1. April bis 12. April 2012
26. Juni bis 26. Juli 2012
1. Oktober bis 16. Oktober 2012
Diese Fristen können bei Bedarf durch den Präsidenten des
Verwaltungsrates an veränderte Verhältnisse angepasst
werden.
• Der Verwaltungsrat hat im Jahr 2011 vier Sitzungen (von je 3
bis 6 Stunden * ), eine ganztägige Sitzung * sowie eine Ver­
waltungsratsreise (Besuch einer bedeutenden Tochterge­
* Die Zeitangaben enthalten die eigentliche Sitzungsdauer ohne Berück­
sichtigung der umfangreichen Vor- und Nachbereitungszeiten/-arbeiten
der einzelnen Verwaltungsräte.
Corporate Governance | Roche Jahresbericht 2011
135
sellschaft) von 3 Tagen * durchgeführt. Die Verwaltungsrats­
ausschüsse haben 2011 wie folgt getagt:
—das Präsidium des Verwaltungsrates bzw. der Nominati­
onsausschuss: vier Sitzungen (je ca. 2 Stunden * )
—der Entschädigungsausschuss (Remuneration Commit­
tee): zwei Sitzungen 14 (je ca. 2 bis 3 Stunden * )
—der Prüfungsausschuss (Audit Committee): vier Sitzungen
(je ca. 3 bis 4 Stunden * )
—der Corporate Governance- und Nachhaltigkeits-Aus­
schuss (Corporate Governance and Sustainability Com­
mittee): drei Sitzungen (je ca. 3 Stunden * ).
Die Verwaltungsratsausschüsse wurden per 1. März 2011
teilweise neu zusammengesetzt, weshalb die individuelle
Teilnahme von Verwaltungsratsmitgliedern an AusschussSitzungen in der Tabelle auf Seite 135 sowohl die Teilnahme
in alter Zusammensetzung von 1. Januar bis 28. Februar 2011
als auch in neuer Zusammensetzung (ab 1. März 2011)
berücksichtigt.
• Der Verwaltungsrat führt regelmässig eine Evaluierung sei­
ner Leistung durch.
• Die maximale ordentliche Dauer der Kündigungsfrist von
Konzernleitungsmitgliedern beträgt 12 Monate.
• Es bestehen keine Managementverträge im Sinne von Ziffer
4.3 (Anhang) der SIX-Richtlinie betreffend Informationen
zur Corporate Governance.
4Entschädigungen, Beteiligungen und Darlehen
Sämtliche Angaben zu Entschädigungen, Beteiligungen und
Darlehen sind im separaten Entschädigungsbericht auf den
Seiten 138 bis 148 sowie im Finanzbericht in den Anmer­
kungen 27 und 32 «Den Inhabern von Roche-Titeln zuzu­
rechnende eigene Mittel» und «Beziehungen zu nahe ste­
henden Unternehmen und Personen» zur konsolidierten
Jahresrechnung des Roche-Konzerns (Seiten 128 und 144)
bzw. in den Anmerkungen 6 und 7 zur Jahresrechnung der
Roche Holding AG «Entschädigung der Verwaltungsratsund Konzernleitungsmitglieder» und «Beteiligungen der Ver­
waltungsrats- und Konzernleitungsmitglieder» (Seiten 174
und 177) aufgeführt.
5Mitwirkungsrechte der Aktionäre
• Die Mitwirkungsrechte der Aktionäre sind in den Statuten 15
geregelt. Angesichts der Ausgestaltung der Aktien als Inha­
berpapiere bestehen keine Beschränkungen betreffend
Zutritt zur Generalversammlung ausser der rechtzeitigen
Hinterlegung und der Ausstellung der Zutrittskarte auf den
Namen des Aktionärs gemäss §12 der Statuten. Jeder Aktio­
när kann sich durch einen Dritten vertreten lassen. Es beste­
hen keine Stimmrechtsbeschränkungen und es gelten nur
die in §16 der Statuten aufgeführten Quoren gemäss dem
Schweizerischen Obligationenrecht.
• Gemäss §10.2 der Statuten können Aktionäre, die Aktien im
Nennwert von mindestens 1 Million Franken vertreten, bis
spätestens 60 Tage vor der Generalversammlung die Trak­
tandierung von Verhandlungsgegenständen verlangen.
6Kontrollwechsel und Abwehrmassnahmen
• Bezüglich Angebotspflicht besteht keine statutarische
Regelung. Es gilt die gesetzliche Regelung.
• Es bestehen keine Kontrollwechselklauseln. Die auf Genuss­
scheinen beruhenden Elemente der Entschädigungen wür­
den bei einer Übernahme beendet und bestehende Sperr­
fristen aufgehoben, womit alle Optionen unmittelbar
aus­­geübt werden könnten.
7Beziehung zur Revisionsstelle
Anlässlich der Generalversammlung der Roche Holding AG
vom 1. März 2011 wurde die KPMG AG (KPMG) zur Revisi­
onsstelle gewählt. Aufgrund der bestehenden gesetzlichen
Bestimmungen des Schweizerischen Obligationenrechts
(Artikel 730a) über die maximale Mandatsdauer des leiten­
den Revisors von 7 Jahren löste Ian Starkey seinen Vorgän­
ger John Morris als leitenden Revisor ab dem Geschäftsjahr
2011 ab (Angaben zum Zeitpunkt der Mandatsübernahme
bzw. des leitenden Revisors siehe Seite 13). Die Revisoren
der Revisionsstelle nehmen an Sitzungen des Prüfungsaus­
schusses teil. Sie erstatten mündlichen und schriftlichen
Bericht über Resultate ihrer Prüfungen. Die Bewertung und
Kontrolle der Revisoren erfolgt durch den Prüfungsaus­
schuss, welcher Empfehlungen zuhanden des Verwaltungs­
rates vornimmt (zu Kompetenzen des Prüfungsausschusses
siehe Organisationsreglement, Artikel 8.1 16). Insgesamt hat
die externe Revisionsstelle im Jahr 2011 an vier Sitzungen
des Prüfungsausschusses teilgenommen.
Die Berichte der Revisionsstelle zur konsolidierten Jahres­
rechnung und zur Jahresrechnung sind auf Seiten 152 bzw.
180 im Finanzbericht dieses Geschäftsberichts abgedruckt.
Die KPMG als Revisionsstelle der Roche Holding AG und als
Prüfer weiterer Roche-Gesellschaften (neu inklusive Chu­
14 Mitglieder, die von Beratungen/Entscheidungen des Entschädigungs­
ausschusses betroffen sind, können an solchen Sitzungen weder mit­
wirken noch teilnehmen.
15 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
136
Roche Jahresbericht 2011 | Corporate Governance
16 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
gai) erhielt für ihre Dienstleistung folgende Entschädi­
gungen:
Revision
2011
2010
(Millionen CHF)
19,2
20,8
Revisionsnahe Honorare
1,3
2,6
Steuerberatung
1,6
1,5
22,1
24,9
Total
Die Revisionsstelle wird jährlich von der Generalversamm­
lung neu gewählt.
8Informationspolitik
• Bekanntmachungen erfolgen gemäss §33 der Statuten 17 im
Schweizerischen Handelsamtsblatt und in weiteren vom
­Verwaltungsrat bestimmten Tageszeitungen (Basler Zeitung,
Finanz und Wirtschaft, L’Agefi, Le Temps, Neue Zürcher Zeitung).
• Roche informiert über das Halbjahres- und das Jahresergeb­
nis in Form von Halbjahres- und Geschäftsberichten (in
gedruckter und elektronischer Form) sowie an Medienan­
lässen. Zudem werden jeweils im April und Oktober die
detaillierten Umsatzzahlen zum ersten und dritten Quartal
veröffentlicht. Die aktuellen Publikationsdaten sind im Inter­
net 18 auf Deutsch und Englisch ersichtlich.
• Alle entsprechenden Informationen und Dokumente, sämt­
liche Medienmitteilungen, Updates für Investoren 19 sowie
Präsentationen an Analysten- und Investorenkonferenzen
sind im Internet abrufbar. Weitere Publikationen können per
E-Mail, Fax oder Telefon bestellt werden:
[email protected],
Tel. +41 (0)61 688 83 39,
Fax +41 (0)61 688 43 43.
• Die Kontaktadresse von Investor Relations lautet: F. Hoff­
mann-La Roche AG, Investor Relations, Group Finance,
CH-4070 Basel,
Tel. +41 (0)61 688 88 80,
Fax +41 (0)61 691 00 14.
Weitere Informationen und Kontaktpersonen sind im Inter­
net 20 aufgeführt.
17 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
18 http://www.roche.com/de/media.htm
19 http://www.roche.com/de/investors.htm
20 http://www.roche.com/de/investors/contacts.htm
9Chief Compliance Officer und
das Compliance-Officers-Netzwerk
Der Chief Compliance Officer mit seinem Compliance-Offi­
cers-Netzwerk setzt sich konzernweit für die konsequente
Umsetzung und Einhaltung des Verhaltenskodex der RocheGruppe 21 ein und dient in diesem Zusammenhang auch als
Ansprechpartner für Aktionäre, Mitarbeitende, Kunden, Lie­
feranten und die Öffentlichkeit. Mitarbeitende oder Dritt­
personen können Verletzungen des Verhaltenskodex der
Roche-Gruppe entweder Vorgesetzten oder dem Chief
Compliance Officer (Urs Jaisli, Tel. direkt: +41 (0)61 688 40
18, E-Mail: [email protected]) zur Kenntnis bringen. Sol­
che Mitteilungen werden vertraulich behandelt. Zudem
steht den Mitarbeitenden seit Ende 2009 eine «SpeakUp
Line» zur Verfügung, mittels welcher Verstösse bzw.
Beschwerden anonym in der jeweiligen Muttersprache des
berichtenden Mitarbeitenden vorgebracht werden können.
Zudem hat Roche ein Meldesystem für Verstösse gegen die
Geschäftsethik etabliert, welches dem Compliance Officer
ermöglicht, angebliche Zuwiderhandlungen zu erfassen, zu
verfolgen und von der ersten Meldung durch den lokalen
Compliance Officer bis zur endgültigen Aufklärung zu über­
wachen. Verstösse gegen die Geschäftsethik werden in die­
sem System erfasst, sobald der lokale Compliance Officer
konkrete Informationen über eine angebliche wesentliche
Verletzung des Roche-Verhaltenskodex in einer der vorge­
gebenen Kategorien erhält. 22 Der Corporate Governanceund Nachhaltigkeits-Ausschuss sowie der Prüfungsaus­
schuss des Verwaltungsrates werden über grobe Verstösse
informiert.
Der Chief Compliance Officer rapportiert an den General
Counsel und erstattet dem Corporate Governance- und
Nachhaltigkeits-Ausschuss sowie dem Prüfungsausschuss
des Verwaltungsrates regelmässig Bericht.
10 Nichtanwendbarkeit/Negativerklärung
Es wird ausdrücklich festgehalten, dass sämtliche nicht ent­
haltenen oder erwähnten Angaben entweder als nicht
anwendbar oder als Negativerklärung (gemäss den Anfor­
derungen der Corporate-Governance-Richtlinie der Schwei­
zer Börse SIX bzw. deren Kommentars) gelten.
21 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
code_of_conduct.htm
22 http://www.roche.com/de/corporate_responsibility/business_ethics/
risk_management_and_compliance.htm
Corporate Governance | Roche Jahresbericht 2011
137
Entschädigungsbericht
Entschädigungsbericht
Zusammenfassung
Entschädigungsrichtlinien
Der Erfolg des Unternehmens hängt wesentlich von der Qua­
lität und dem Engagement unserer Mitarbeitenden ab. Diese
Überzeugung bildet die Basis für die Richtlinien und das
System der Entschädigungspolitik von Roche.
Im Jahr 2004 wurden die Entschädigungsrichtlinien von Roche
grundlegend erneuert. Diese wurden im Jahr 2010 überprüft
und deren Grundprinzipien bestätigt. Sie sind Teil unserer Mit­
arbeiterpolitik mit dem Ziel, unsere Mitarbeitenden zu motivie­
ren und im Unternehmen zu behalten bzw. talentierte neue
Mitarbeitende zu gewinnen und sie dabei zu unterstützen,
Leistungen auf kontinuierlich hohem Niveau zu erbringen. Die
Entschädigungsrichtlinien sind so gestaltet, dass sie Wert­
schöpfung fördern und eine Kultur von Leistung und Innova­
tion verstärken. Sie werden sowohl bei Mitarbeitenden als
auch bei Vorgesetzten angewandt.
Ein Hauptaugenmerk der Entschädigungspolitik besteht ferner
in der langfristigen Ausrichtung und der Verknüpfung der Inte­
ressen des Managements mit denen der Eigentümer von
Roche-Aktien und Genussscheinen (GS).
• Der folgende Entschädigungsbericht wird der Generalver­
sammlung 2012 separat zur konsultativen Abstimmung vor­
gelegt.
• Die Entschädigung der Konzernleitung und des obersten
Kaders setzt sich aus folgenden Bestandteilen zusammen:
—Basissalär (fix), mit Ausnahme des Basissalärs von Daniel
O’Day blieben die Basissaläre 2011 unverändert
—Bonus (variabel), für das Jahr 2011 wird der Bonus der
Konzernleitung zu 50% als Barauszahlung und zu 50% in
Form von für 3 oder 10 Jahre (Dauer der Sperrfrist gemäss
individueller Entscheidung jedes einzelnen Mitgliedes der
Konzernleitung) gesperrten Genussscheinen ausgerichtet
—Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs) 1 (vari­
abel)
—Performance Share Plan (PSP) (variabel)
• Der PSP 2009–2011 kommt nicht zur Auszahlung.
• Die in den Jahren 2006 bis 2008 und 2010 ausgegebenen
S-SARs haben Ausübungspreise über dem Kurs der Genuss­
scheine per 31. Dezember 2011 und sind für die Empfänger
momentan ohne Wert. Dies kann sich im Falle einer güns­
tigen zukünftigen Kursentwicklung wieder ändern.
• Die Grundentschädigung des Verwaltungsrates ist seit 2001
unverändert.
Bitte entnehmen Sie alle weiteren Details dem folgenden Ent­
schädigungsbericht 2.
1 Siehe «Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seiten 139,
142, 146 und 148.
2 Siehe dazu auch im Finanzbericht, Anmerkung 32 zur konsolidierten
Jahresrechnung des Roche-Konzerns («Beziehungen zu nahe stehen­
den Unternehmen und Personen», Seite 144) und Anmerkungen 6 und 7
zur Jahresrechnung der Roche Holding AG («Entschädigung der Ver­
waltungsrats- und Konzernleitungsmitglieder» und «Beteiligungen der
Verwaltungsrats- und Konzernleitungsmitglieder», Seiten 174 und 177).
138
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
Die wichtigsten Grundsätze sind:
• Fokus auf Wertschöpfung
• Leistungsabhängige Vergütungen
• Beteiligung am Erfolg
• Fairness und Transparenz bei Vergütungsentscheidungen
• Ausgewogenheit von lang- und kurzfristigen Vergütungen
• Konkurrenzfähigkeit auf dem Markt
Die Vergütungskomponenten Basissalär, Bonus, gesperrte
Genussscheine (GS), Stock-settled Stock Appreciation Rights
(S-SARs) sowie Performance Share Plan (PSP)-Programm
unterstützen diese Grundsätze. Die Vergütungen sind mit der
finanziellen Entwicklung und dem Erfolg des Unternehmens
verbunden, womit eine Interessenübereinstimmung zwischen
Aktionariat und Mitarbeitenden hergestellt ist.
Die Höhe der einzelnen Komponenten pro Konzernleitungs­
mitglied ist anhand der individuellen Darstellung der Entschä­
digungen der Konzernleitung diesem Bericht zu entnehmen.
Basissalär
Der Festlegung des Basissalärs (Barauszahlung) werden
Marktdaten der weltweit grössten Pharma-Firmen 3 für die
jeweilige Position, individuelle Fähigkeiten sowie anhaltende
Leistung und Erfahrung zugrunde gelegt. Erhöhungen werden
unter Berücksichtigung der vorherrschenden Marktbe­din­
gungen 3, der individuellen Leistung und der gesamtwirt­
schaftlichen Situation des Unternehmens vorgenommen.
3 Vergleichsgruppe für 2011: Abbott Laboratories, Amgen, Astellas,
AstraZeneca, Bayer, Becton Dickinson, Bristol-Myers Squibb, Eli Lilly,
GlaxoSmithKline, Johnson & Johnson, Merck & Co., Novartis, Pfizer,
Sanofi-Aventis, Takeda.
Verhältnis variabler Entschädigungselemente (Bonus, S-SARs und PSP)
zum fixen Basissalär der Konzernleitungsmitglieder
Individueller Zielwert, festgelegt
Bonus
S-SARs
PSP
max. 100%
100%
33,33%
(Basis: Jahresbasissalär
unter Berücksichtigung der
­E ntwicklung der Konkurrenz­
gemessen am 1. Januar des
unternehmen 3 bzw. der gesamt­
ersten Jahres eines Zyklus)
wirtschaftlichen Entwicklung
(in % des Wertes des Basissalärs)
Minimum
0%
0%
0%
Maximum
200%
150%
66,66%
(in % des Wertes des Basissalärs)
Leistungskriterien
(Barauszahlung/
(Wertentwicklung
(Wertentwicklung
Gesperrte Genussscheine)
abhängig von Kursent­
abhängig von Kursent­
wicklung der Genussscheine
wicklung der Genussscheine
nach Zuteilung)
nach Zuteilung)
Unternehmensziele
Individuelle Beiträge
Konzernbezogene
(Konzern- und Divisions­
­aufgrund des Entscheides
­E ntwicklung des TSR im
­Vergleich zur Entwicklung
ergebnis) und individuelle
des Entschädigungs-
Ziele unter Berücksichtigung
ausschusses des
des TSR der
von Gewinn, Umsatzwachs­
Verwaltungsrates nach
Vergleichsgruppe
tum, OPAC (Operating Profit
­e igenem Ermessen
(siehe Seiten 143–144)
After Capital Charge)
Aufteilung in %
a) Unternehmensziele
70%
n.a.
100%
b) individuelle Ziele
30%
n.a.
–
Basissalär und Erhöhungen werden vom Entschädigungsaus­
schuss abschliessend überprüft bzw. festgelegt.
Bonus
Der Bonus honoriert den individuellen Beitrag an der Wert­
schöpfung, der über die normalen geschäftlichen Aufgaben
hinausgeht, und soll Antrieb sein, um neue Geschäftsmöglich­
keiten zu schaffen und zu stärken sowie ausserordentliche
Resultate zu erzielen. Seine Höhe ist mit dem Geschäftsergeb­
nis (Konzern- oder Divisionsergebnis betreffend Gewinn,
Umsatzwachstum, Entwicklung des OPAC [Operating Profit
After Capital Charge]) sowie mit individuellen und nach Funk­
tion definierten, messbaren und qualitativen Leistungszielen
verknüpft. Aus Gründen des Wettbewerbs macht Roche keine
Angaben zu individuellen Zielsetzungen einzelner Konzern­
leitungsmitglieder. Der Entschädigungsausschuss des Ver­
waltungsrates hat den Bonus für die Konzernleitungsmit­
glieder im Dezember 2011 aufgrund der Resultate des Jahres
2011 anhand der vorgenannten Ziele festgelegt.
Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)
Mit der Einführung der S-SARs am 1. Januar 2005 wurde für
Roche ein weltweit einheitliches Vergütungssystem geschaf­
fen. Die S-SARs verkörpern das Recht, an der Wertsteigerung
eines Genussscheines zwischen dem Zuteilungsdatum und
dem Ausübungsdatum teilzuhaben. Die Zuteilungen erfolgen
individuell aufgrund des Entscheides des Entschädigungsaus­
schusses des Verwaltungsrates nach dessen freiem Ermes­
sen. Detaillierte Angaben zu den S-SARs und deren Wert­
berechnung ersehen Sie auf den Seiten 142, 146 und 148.
Performance Share Plan (PSP)
Die Mitglieder der Konzernleitung und andere Mitglieder des
Topmanagements (zurzeit rund 145 Personen weltweit) parti­
zipieren am PSP-Programm. Das 2002 eingeführte PSP-Pro­
gramm basiert auf dem 3-Jahres-Vergleich des Total Sharehol­
der Return (TSR) mit 15 Konkurrenzunternehmen 3. Im Jahr
2011 weist der Plan drei sich überschneidende Leistungs­
zyklen (PSP 2009–2011, PSP 2010–2012 sowie PSP 2011–2013)
auf, wobei der PSP 2009–2011 per 31. Dezember 2011 endete.
Auf Antrag des Entschädigungsausschusses bestimmt der
Verwaltungsrat jährlich über den Performance Share Plan.
Die Angaben über die Berechnung und Ausgangslage des PSP
2009–2011 finden sich unter «Entschädigung der Konzernlei­
tungsmitglieder, D. Beteiligungsprogramm Performance Share
Plan (PSP)», auf Seite 143.
Entschädigungsbericht | Roche Jahresbericht 2011
139
Entschädigung des Verwaltungsrates und der
Konzernleitung
Der Entschädigungsausschuss (Remuneration Committee)
des Verwaltungsrates legt jährlich die Entschädigungen des
Verwaltungsrates und der Konzernleitungsmitglieder (Bar­
auszahlungen, Boni, S-SARs und Grundsätze der Pensions­
kassenleistungen) fest. Auf Antrag des Entschädigungs­
ausschusses bestimmt der Verwaltungsrat jährlich über das
Beteiligungsprogramm Performance Share Plan. Der Entschä­
digungsausschuss verfolgt laufend die Entwicklung von
Gehältern im Markt der weltweit grössten Pharma-Firmen 3
und berichtet dem Gesamtverwaltungsrat darüber. Details
bezüglich Zuständigkeiten, Befugnissen und Festsetzungs­
verfahren sind in den entsprechenden Bestimmungen des
Organisationsreglementes 4 ersichtlich.
4 http://www.roche.com/de/about_roche/corporate_governance/
article_of_incorporation.htm
Nach Überarbeitung der Entschädigungsrichtlinien und mit
Hilfe von Marktvergleichen unter den weltweit grössten
Pharma-Firmen 3 hat der Entschädigungsausschuss unter
Berücksichtigung der personellen Veränderungen die Boni
und Gehälter des Präsidenten des Verwaltungsrates sowie der
Konzernleitungsmitglieder festgelegt.
Auf den folgenden Seiten ersehen Sie detaillierte Informati­
onen über die individuellen Entschädigungen der Mitglieder
des Verwaltungsrates und der Konzernleitung für das Jahr
2011 und im Vergleich zu den Vorjahren.
1 Entschädigungen
1.1 Entschädigungen der Verwaltungsratsmitglieder. Die
Mitglieder des Verwaltungsrates 5 haben für ihre Tätigkeit im
Jahr 2011 die in der Tabelle «Entschädigung der Verwaltungs­
5 Siehe zu Funktion, Ausschussvorsitz bzw. Ausschussmitgliedschaft der
einzelnen Mitglieder Seite 11.
Entschädigung der Verwaltungsratsmitglieder
F. B . Humer
Entschädigung 2011
(in CHF)
Aufwandsentschädigung 2011 für
Ausschussmitglieder/Vorsitzende 6
(in CHF)
(siehe Seite 145 7 )
50 000
Zusätzliche spezielle
Entschädigung 2011
(Entschädigung als
Präsident des Verwaltungsrates
siehe Seite 145 7 )
000 8
B. Gehrig
400
A. Hoffmann
400 000 8
P. Baschera
300 000
J. I . Bell
300 000
30 000
P. Bulcke
250 000 9
30 000
W. M . Burns
300 000
30 000
L. J. R . de Vink
300 000
30 000
Ch. Franz
250 000 9
30 000
D. A . Julius
300 000
60 000
A. D. Levinson
300 000
30 000
–
–
30 000
A. Oeri
300 000
60 000
P. R . Voser
250 000 9
30 000
B. Weder di Mauro
300 000
30 000
Entschädigung ehemaliger Verwaltungsratsmitglieder
Entschädigung 2011
(in CHF)
Aufwandsentschädigung 2011 für
Ausschussmitglieder/Vorsitzende 6
(in CHF)
W. Frey
50 000 10
–
W. Ruttenstorfer
50 000 10
–
Zusätzliche spezielle
Entschädigung 2011
6 Pro Ausschussmitgliedschaft/Jahr mit Ausnahme der Mitglieder des Präsidiums bzw. der Vizepräsidenten: CHF 30 000 für Ausschussmitglieder,
CHF 60 000 für Ausschussvorsitzende.
7 Siehe «G. Höchste Gesamtentschädigung an ein Verwaltungsratsmitglied», Seiten 144 und 145.
8 Entschädigung als Vizepräsident des Verwaltungsrates.
9 Entschädigung pro rata für die Zeit von März bis Dezember 2011.
10 Entschädigung pro rata für die Zeit von Januar bis März 2011.
140
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
ratsmitglieder» auf Seite 140 aufgeführten Entschädigungen in
bar erhalten. Die Entschädigungen der Verwaltungsratsmit­
glieder werden auch im Jahr 2012 unverändert bleiben.
Den nichtexekutiven Mitgliedern des Verwaltungsrates wur­
den im Berichtsjahr ausser Barauszahlungen weder Aktien
noch Genussscheine noch Stock-settled Stock Appreciation
Rights (S-SARs) 11 oder Restricted Stock Units (RSUs) zugeteilt.
William M. Burns erhielt für sein Verwaltungsratsmandat bei
Chugai Pharmaceutical Co., Ltd., 25 000 US-Dollar (22 250
Franken). Arthur D. Levinson erhielt für seine Beratungstätig­
keit und für sein Verwaltungsratsmandat bei Genentech
396 620 US-Dollar (352 992 Franken). Für seine Beratungs­
tätigkeit im Scientific Advisory Board von Roche erhielt John I.
Bell 60 000 Franken.
Als ehemaliges Verwaltungsratsmitglied erhielt Horst Teltschik
2011 für seine Aufsichtsratsmandate in Tochtergesellschaften
von Roche in Deutschland Aufsichtsratshonorare in der Höhe
von 19 635 Euro (24 151 Franken).
11 Siehe «Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seite 146.
Die Gesamtsumme der für 2011 an Mitglieder des Ver­
waltungsrates bezahlten Entschädigungen beträgt 13 784 080
Franken 12 (2010: 14 662 589 Franken; 2009: 18 608 650 Fran­
ken).
Es wurden keine weiteren Entschädigungen an Mitglieder des
Verwaltungsrates geleistet.
1.2 Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder. Die
generelle Kompetenzregelung zur Festlegung der Entschä­
digungen der Konzernleitung durch den Entschädi­gungs­
ausschuss (Remuneration Committee) bzw. durch den
­Ver­­­waltungsrat ist auf den Seiten 138 bis 140 dieses Entschä­
digungsberichtes beschrieben.
Aufgrund von vertraglichen Verpflichtungen aus seiner
früheren Roche-Funktion in den USA erhielt Daniel O’Day im
Berichtsjahr 446 864 Franken zusätzlich zu seinem Gehalt.
Alan Hippe erhielt zusätzliche Entschädigungen für die durch
seinen Umzug in die Schweiz entstandenen Kosten usw. in der
Höhe von 118 276 Franken.
12 Siehe «Entschädigung der Verwaltungsratsmitglieder», Seite 140.
Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder
A. Basissalär in CHF
Jahressalär
2011
Jahressalär
2010
Jahressalär
2009
S. Schwan
4 000 000
3 750 000
2 875 002
S. Ayyoubi
1 200 000
1 100 000
725 004
A. Hippe
1 200 000 **
G. A . Keller
1 500 000
*
*
1 500 000
1 500 000
D. O’Day
1 225 000
1 000 000
*
P. Soriot
2 000 000
2 000 000
1 246 878
Total
11 125 000
* Nicht Mitglied der Konzernleitung.
** Entschädigung pro rata für die Zeit von April bis Dezember 2011.
Die Gesamtsumme der für 2011 an Mitglieder der Konzern­
leitung bezahlten Entschädigungen beträgt 43 925 402 Fran­
ken 13 (2010: 39,959 Millionen Franken; 2009: 56,970 Millionen
Franken).
13 Siehe «Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder», (A.–F. und H.)
inklusive AHV/IV/ALV, Seiten 141 bis 145.
B. Bonus
Der Bonus 2011 wird für alle Konzernleitungsmitglieder zu 50%
in Form einer Barauszahlung und zu 50% in Form von für 3
oder 10 Jahre (Dauer der Sperrfrist gemäss individueller Ent­
scheidung jedes einzelnen Mitgliedes der Konzernleitung)
gesperrten Roche-Genussscheinen ausgerichtet. Die Bar­
auszahlung kommt per Ende April 2012 zur Auszahlung, die
Zuteilung der Genussscheine erfolgt gemäss dem durch­
schnittlichen Kurswert der letzten drei Monate des Jahres
2011 zu Beginn des Jahres 2012.
Entschädigungsbericht | Roche Jahresbericht 2011
141
Bonus
Bonus
für 2011
Bonus
für 2010
Bonus
für 2009
Total
(in CHF)
Total
(in CHF)
Total
(in CHF)
S. Schwan
Barauszahlung
Gesperrte Genussscheine
Total Bonus
1 500 000
837 585 * *
3 000 000
3 000 000
–
1 675 178 * *
2 337 585
3 000 000
4 675 178
1 000 000
1 000 000
S. Ayyoubi
Barauszahlung
500 000
Gesperrte Genussscheine
419 810 * **
Total Bonus
919 810
–
637 909 * **
1 000 000
1 637 909
A. Hippe * ****
Barauszahlung
600 000
*
*
Gesperrte Genussscheine
335 034 * *
*
*
Total Bonus
935 034
*
*
1 000 000
1 000 000
G. A . Keller
Barauszahlung
500 000
Gesperrte Genussscheine
279 195 * *
Total Bonus
779 195
1 000 000
–
813 506 * *
1 813 506
D. O’Day
Barauszahlung
650 000
1 300 000
*
Gesperrte Genussscheine
545 753 * **
–
*
Total Bonus
1 195 753 * **
1 300 000
*
1 000 000
3 312 500 * ***
P. Soriot
Barauszahlung
Gesperrte Genussscheine
Total Bonus
Total
839 620 * **
1 839 620
2 000 000
–
–
3 312 500
2 000 000
8 006 997
*
**
Nicht Konzernleitungsmitglied.
Wertberechnung unter Berücksichtigung einer Reduktion aufgrund der Sperrfrist von 10 Jahren (reduzierter Verkehrswert: 10 Jahre = 55,839%),
Wert am Zuteilungstag 6. Januar 2012: CHF 162,80 pro GS. Anzahl zugeteilter, gesperrter Genussscheine gemäss dem durchschnittlichen Kurswert
der letzten drei Monate des Jahres 2011 (CHF 146,85 pro GS).
*** Wertberechnung unter Berücksichtigung einer Reduktion aufgrund der Sperrfrist von 3 Jahren (reduzierter Verkehrswert: 3 Jahre = 83,962%),
Wert am Zuteilungstag 6. Januar 2012: CHF 162,80 pro GS. Anzahl zugeteilter, gesperrter Genussscheine gemäss dem durchschnittlichen Kurswert
der letzten drei Monate des Jahres 2011 (CHF 146,85 pro GS).
**** Darin eingeschlossen ist eine zusätzliche Entschädigung von CHF 1 312 500 für die erfolgreiche Integration von Genentech, die im Jahr 2010
­a us­g erichtet wurde.
*****Pro-rata-Bonus von April bis Dezember 2011.
Anzahl zugeteilter, gesperrter Genussscheine: S. Schwan: 10 214, S. Ayyoubi: 3 404, A. Hippe: 4 085, G. A . Keller: 3 404, D. O’Day: 4 426, P. Soriot: 6 809.
C. Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)
S-SARs 14
2011
(Wert in CHF 15)
S-SARs 14
2010
(Wert in CHF 15)
S-SARs 14
2009
(Wert in CHF 15)
S. Schwan
3 560 209
3 559 911
3 559 849
S. Ayyoubi
1 068 095
1 068 022
889 993
178 086
*
*
1 335 107
1 335 010
1 334 989
A. Hippe
G. A . Keller
890 087
890 030
*
P. Soriot
D. O’Day
1 780 127
1 779 990
1 401 735
Total
8 811 711
* Nicht Konzernleitungsmitglied.
14 Siehe «Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seite 146.
15 Berechnung gemäss Black-Scholes-Methode, siehe «Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seiten 146 und 148.
Werte 2009 und 2010 gemäss Geschäftsbericht 2010, Seite 101.
142
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
Die in den Jahren 2006 bis 2008 und 2010 ausgegebenen
S-SARs haben Ausübungspreise über dem Kurs der Genuss­
scheine per 31. Dezember 2011 und sind für die Empfänger
momentan ohne Wert. Dies kann sich im Falle einer günstigen
zukünftigen Kursentwicklung wieder ändern. 16
Zusätzlich erhalten die Konzernleitungsmitglieder je eine pau­
schale Spesenentschädigung in Höhe von 30 000 Franken pro
Jahr (total: 180 000 Franken).
D. Beteiligungsprogramm Performance Share Plan (PSP)
Die Mitglieder der Konzernleitung und andere Mitglieder des
Topmanagements (zur Zeit rund 145 Personen weltweit) parti­
zipieren am PSP-Programm.
Seit 2006 weist der Plan sich überschneidende Leistungs­
zyklen von jeweils drei Jahren auf, wobei jedes Jahr ein neuer
Zyklus beginnt. Im Jahr 2011 bestanden daher drei separate
Zyklen (PSP 2009–2011, PSP 2010–2012 und PSP 2011–2013),
wobei der PSP 2009–2011 per 31. Dezember 2011 wie in den
Vorjahren der PSP 2007–2009 bzw. 2008–2010 ohne Zuteilung
reservierter Genussscheine endete.
reserviert. Die tatsächliche Zuteilung der Wertpapiere ist
abhängig davon, ob und in welchem Ausmass Roche-Titel
(Aktien und Genussscheine) die durchschnittliche Kapital­
rendite von Wertpapieren der Vergleichsgruppe 17 übertreffen.
Der Vergleich wird auf der Basis von Marktpreisen und
­Dividendenrenditen durchgeführt, d.h. des Total Shareholder
Return (TSR). Um den Effekt kurzfristiger Marktpreisschwan­
kungen zu reduzieren, basiert der TSR auf dem durchschnitt­
lichen Marktwert der letzten drei Monate (Oktober bis Dezem­
ber) vor dem Beginn des Leistungszyklus im Vergleich zum
Durchschnitt der letzten drei Monate (Oktober bis Dezember)
des Leistungszyklus. Für den Fall, dass eine Anlage in RocheWertpapieren gleich viel oder mehr Ertrag als 75% der Ver­
gleichsgruppe bringt und der TSR von Roche während der
Laufzeit des Zyklus zudem um mindestens 10% ansteigt, kann
der Verwaltungsrat entscheiden, die Anzahl maximal zugeteil­
ter Genussscheine bis auf das Doppelte zu erhöhen. Falls sich
Roche-Titel weniger gut entwickeln als der durchschnittliche
Ertrag aus Papieren der Vergleichsgruppe, werden weniger
oder keine Genussscheine zugeteilt.
Nach den Bestimmungen des PSP-Programms wurde eine
Anzahl Genussscheine für die Teilnehmenden jedes Zyklus
Nach den Bestimmungen dieses Programms wurden im Jahr
2011 für die Mitglieder der Konzernleitung die in der Tabelle
unten aufgeführten Genussscheine reserviert. Über die tat­
sächliche Zuteilung von Genussscheinen oder Barwerten
16 Siehe Ausübungspreise in Tabelle «Stock-settled Stock Appreciation
Rights (S-SARs)», Seite 148.
17 Siehe Fussnote 3, Seite 138.
Beteiligungsprogramm Performance Share Plan (PSP)
2011 18
Gesamtwert­
annahme
aus PSP
(2009–2011,
2010–2012
und
2011–2013)
(Wert in CHF)
2011
2010
2009
Keine
Auszahlung/
Ausgabe
GS 2011
PSP
2009–2011
(Wert in CHF)
Keine
­A uszahlung/
Ausgabe
GS 2010
PSP
2008–2010
(Wert in CHF)
Keine
Auszahlung/
Ausgabe
GS 2009
PSP
2007–2009
(Wert in CHF)
Nach Plan
reservierte
GS im
Rahmen des
PSP
2011–2013
(Anzahl)
Nach Plan
reservierte
GS im
Rahmen des
PSP
2010–2012
(Anzahl)
Keine
Zuteilung der
nach Plan
reservierten
GS im
Rahmen des
PSP
2009–2011
(Anzahl)
S. Schwan
9 460
5 991
–
819 933
–
–
–
S. Ayyoubi
2 838
1 597
–
235 351
–
–
–
A. Hippe
2 838
*
*
150 603
*
*
*
–
G. A . Keller
3 547
2 995
–
347 162
–
–
D. O’Day
2 365
1 997
–
231 477
–
–
*
P. Soriot
4 730
3 994
–
462 954
–
–
–
25 778
16 574
–
2 247 480
–
–
–
Total
* Nicht Konzernleitungsmitglied.
18 Gesamtwertannahme für 2011: PSP 2009–2011: keine Zuteilung der ursprünglich reservierten Genussscheine. PSP 2010–2012 bzw. 2011–2013: Wert­
annahme berechnet mittels Jahresschlusskurs per 31. Dezember 2011 von CHF 159,20/Genussschein (GS) auf Anzahl reservierter GS, vorbehaltlich der
Änderung der Anzahl und des Wertes zuzuteilender GS per 31. Dezember 2012 bzw. 31. Dezember 2013 gemäss Plan und aufgeteilt auf die Zeitperiode,
d.h. 1/3 für 2011. Der Verwaltungsrat wird per 31. Dezember 2012 bzw. 31. Dezember 2013 über die Zuteilung der reservierten GS gemäss dem erzielten
TSR-Wachstum beschliessen.
Entschädigungsbericht | Roche Jahresbericht 2011
143
gemäss Plan für die Zyklen PSP 2010–2012 bzw. 2011–2013
wird der Verwaltungsrat nach Beendigung des Berichtsjahres
2012 bzw. 2013 entscheiden. Ziel dieser Programme ist es,
einen Anreiz für die Teilnehmenden zu schaffen, eine kontinu­
ierliche Wertsteigerung zu erzielen.
Im beendeten PSP-Programm 2009–2011 (basierend auf
einem beweglichen Durchschnittswert von drei Monaten) und
bei einer Dividendenausschüttung von insgesamt 15,179 Milli­
arden Franken (2011: 5,692 Milliarden Franken, 2010: 5,175 Mil­
liarden Franken, 2009: 4,312 Milliarden Franken) belegte der
TSR der Roche-Titel (GS und Inhabertitel) am Ende im Ver­
gleich zu den im gleichen Markt tätigen Unternehmen die 15.
Position. Es wurden deshalb gemäss Reglement den Beteilig­
ten keine der ursprünglich reservierten Genussscheine zuge­
sprochen (Details siehe Tabelle auf Seite 143).
E. Indirekte Leistungen
Im Rahmen der beruflichen Vorsorge und des weltweiten Mit­
arbeiterbeteiligungsprogrammes (Roche Connect) wurden
den Konzernleitungsmitgliedern im Jahr 2011 bei den ver­
schiedenen Einrichtungen die unten in der Tabelle «Indirekte
Leistungen 2011» aufgeführten Arbeitgeberbeiträge gutge­
schrieben.
Mit Roche Connect wird den Mitarbeitenden die Möglichkeit
gegeben, um 20% ermässigte Roche-Genussscheine zu
erwerben. Die Teilnahme ist freiwillig, wobei maximal 10% des
Indirekte Leistungen 2011
Pensionskassen/MGB 19
(in CHF)
AHV/IV/ALV 20
(in CHF)
Roche Connect
(in CHF)
Zahlungen für
Steuerberatung
(in CHF)
S. Schwan
459 527
371 276
100 008
4 654
S. Ayyoubi
479 139
127 513
3 000
4 166
A. Hippe
164 937
68 973
23 331
16 714
G. A . Keller
548 149
132 894
37 500
–
D. O’Day
309 080
142 009
12 504
3 132
P. Soriot
311 796
208 331
–
–
2 272 628
1 050 996
176 343
28 666
Total
19 MGB: Stiftung der F. Hoffmann-La Roche AG für Mitarbeiter-Gewinnbeteiligung als Ergänzung der beruflichen Vorsorge.
20 Alters- und Hinterlassenen-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherung.
Jahresgehaltes in Roche Connect investiert werden können.
Die so erworbenen Genussscheine sind für eine gewisse Zeit
gesperrt. In der Schweiz beträgt diese Sperrfrist vier Jahre.
F. Weitere Entschädigungen, Vergütungen oder
Organdarlehen
Erich Hunziker, Chief Financial Officer, hat sich per Ende März
2011 in den Ruhestand begeben. Aufgrund bestehender ver­
traglicher Verpflichtungen erhielt er im Jahr 2011 folgende
Leistungen: Salär (2 000 004 Franken, letzte Zahlung per
Dezember 2011), Bonus für 2011 (612 860 Franken, wird im
April 2012 ausbezahlt), Arbeitgeberbeiträge für Pensionskas­
sen usw. (2 153 559 Franken). Er wird im Jahr 2012 eine ver­
traglich vereinbarte Zahlung bestehend aus einem Jahresge­
halt von 2 Millionen Franken und einem Bonus von 2 Millionen
Franken erhalten. Diese Zahlung ist im Gesamtbetrag der Kon­
zernleitungsentschädigung von 43 925 402 Franken bereits
enthalten.
144
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
Zwei ehemalige Konzernleitungsmitglieder erhielten im Jahr
2011 Rentenzahlungen in der Höhe von 2 095 748 Franken.
Die maximale ordentliche Dauer der Kündigungsfrist von Kon­
zernleitungsmitgliedern beträgt 12 Monate. Im Rahmen der
neuen Konzernstruktur und personellen Zusammensetzung
können die Mitglieder der Konzernleitung für den Fall einer
unverschuldeten, nicht auf Leistungsmängeln beruhenden
Vertragsauflösung durch das Unternehmen vor dem Erreichen
des 60. Altersjahres eine Entschädigung in der Höhe eines
Jahresbasissalärs erhalten.
G. Höchste Gesamtentschädigung an ein
Verwaltungsratsmitglied
Franz B. Humer hat als Verwaltungsratspräsident für das Jahr
2011 die höchste Gesamtentschädigung unter den Verwal­
tungsratsmitgliedern erhalten (vgl. «Entschädigung der Ver­
waltungsratsmitglieder», Seiten 140 und 145). Er bezieht als
Verwaltungsratspräsident ein Basisgehalt und den zugespro­
Höchste Gesamtentschädigung an ein Verwaltungsratsmitglied
2011
(in CHF)
2010 21
(in CHF)
2009 21
(in CHF)
4 000 000
4 507 500
6 030 000
1 600 000
2 200 000
2 200 000
–
–
Total
5 600 000
6 707 500
11 022 018
Pensionskassen/MGB 22
2 983 549
2 995 801
2 995 109
75 000
75 000
75 000
10 033 431 14 353 552
Salär
Bonus
— Barauszahlung
— Gesperrte Genussscheine
Roche Connect
Total (Wert)
8 884
687 23
2 792 018 *
* Wertberechnung unter Berücksichtigung einer Reduktion aufgrund der Sperrfrist von 10 Jahren (reduzierter Verkehrswert: 10 Jahre = 55,839%).
21 Detaillierte Angaben der Entschädigungen für die Jahre 2010 und 2009 sind im Geschäftsbericht 2010, Seite 103, enthalten.
22 MGB: Stiftung der F. Hoffmann-La Roche AG für Mitarbeiter-Gewinnbeteiligung als Ergänzung der beruflichen Vorsorge.
23 Inklusive pauschaler Aufwandentschädigung (CHF 50 000), Zahlungen für Steuerberatung (CHF 42 638) und Chugai-Beratungsmandat USD 150 000
(CHF 133 500), exklusive Zahlungen der Arbeitgeberanteile an AHV/IV/ALV (CHF 369 782).
Höchste Gesamtentschädigung an ein Konzernleitungsmitglied
2011
(in CHF)
Salär
2010 24
(in CHF)
4 000 000
3 750 000
1 500 000
3 000 000
2009 24
(in CHF)
2 875 002
Bonus
— Barauszahlung
— Gesperrte Genussscheine
Total
837 585 * *
–
3 000 000
1 675 178 * *
6 337 585
6 750 000
7 550 180
S-SARs
(Ausgabewert gemäss Black-Scholes-Methode 25 minus 11%)
3 560 209
3 559 911
3 559 849
Pensionskassen/MGB 26
459 527
456 122
456 941
Roche Connect
100 008
89 588
69 790
Wertannahme aus nach Plan reservierten
(nicht zugeteilten) GS des Performance Share Plan 27
(* 2010–2012, 2011–2013, keine Zuteilung/Wert von GS
aus 2009–2011)
Total
Total (Wert)
819 933 *
11 311 916 28
502 425
408 793
11 396 873
12 101 478
** Wertberechnung unter Berücksichtigung einer Reduktion aufgrund der Sperrfrist von 10 Jahren (reduzierter Verkehrswert: 10 Jahre = 55,839%).
24 Detaillierte Angaben der Entschädigungen für die Jahre 2010 und 2009 sind im Geschäftsbericht 2010, Seite 104, enthalten.
25 Berechnung gemäss Black-Scholes-Methode, siehe «Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seiten 146 und 148.
26 MGB: Stiftung der F. Hoffmann-La Roche AG für Mitarbeiter-Gewinnbeteiligung als Ergänzung der beruflichen Vorsorge.
27 Grundlagen und detaillierte Berechnung siehe «Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder, D. Beteiligungsprogramm Performance Share Plan
(PSP)», Seite 143, Fussnote 18.
28 Inklusive pauschaler Spesenentschädigung (CHF 30 000), Zahlungen für Steuerberatung (CHF 4 654), exklusive Arbeitgeberbeiträgen an AHV/IV/ALV.
chenen Bonus und hat nach Übergabe seiner exekutiven
Funktion als CEO anlässlich der Generalversammlung vom
4. März 2008 als Verwaltungsratspräsident keine neuen
S-SARs bzw. Genussscheine aus neuen PSPs erhalten. Er ist
zudem mit der Übergabe der Funktion als CEO aus den
S-SARs-Programmen ausgeschieden.
H. Höchste Gesamtentschädigung an ein
Konzernleitungsmitglied
Severin Schwan hat als CEO für das Jahr 2011 die höchste
Gesamtentschädigung unter den Konzernleitungsmitgliedern
erhalten (vgl. «Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder»,
A.–F., Seiten 141 bis 144 und Tabelle oben).
Es wurden keine weiteren Entschädigungen an Mitglieder der
Konzernleitung oder ehemalige Mitglieder der Konzernleitung
geleistet als die hiervor dargestellten Zahlungen.
Entschädigungsbericht | Roche Jahresbericht 2011
145
1.3 Beteiligungen. Die Verwaltungsratsmitglieder André
Hoffmann und Andreas Oeri sowie diesen nahe stehende Per­
sonen aus den Gründerfamilien sind in einem Aktionärspool
verbunden, der per Ende Berichtsjahr 72 018 000 Aktien
(45,01% der ausgegebenen Aktien) hielt. Detaillierte Angaben
über den Pool finden sich im Finanzbericht, Anmerkung 32
«Beziehungen zu nahe stehenden Unternehmen und Per­
sonen» zur konsolidierten Jahresrechnung des Roche-Kon­
zerns (Seite 144) und in Anmerkung 4 zur Jahresrechnung der
Roche Holding AG («Bedeutende Aktionäre», Seite 173).
Daneben hielten die Verwaltungsratsmitglieder und ihnen
nahe stehende Personen bzw. die Konzernleitungsmitglieder
und ihnen nahe stehende Personen am 31. Dezember 2011 die
in der Tabelle «Beteiligungen» auf Seite 147 individuell ausge­
wiesenen Aktien und Genussscheine.
1.4 Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs).
Per 31. Dezember 2011 hielten Franz B. Humer und William M.
Burns (welche als einzige Verwaltungsratsmitglieder im Rah­
men ihrer früheren Funktionen zugeteilte S-SARs halten) bzw.
die Konzernleitungsmitglieder die in der Tabelle «S-SARs» auf
Seite 148 aufgeführten S-SARs.
Die in der Tabelle auf Seite 148 aufgeführten S-SARs wurden
per 1. Januar 2005 anstelle von Optionen eingeführt. Der
S-SAR ist das Recht, an der Wertsteigerung eines Genuss­
scheins zwischen Zuteilungsdatum und Ausübungsdatum teil­
zuhaben. Der Ausübungspreis der aufgeführten S-SARs ent­
spricht dabei gemäss dem mehrjährigen Plan dem jeweiligen
Schlusskurs des Roche-Genussscheines am Zuteilungs­
datum. S-SARs werden innerhalb von drei Jahren ab Zuteilung
zur Ausübung frei, d. h., ein Drittel wird ein Jahr, ein Drittel zwei
Jahre und ein Drittel drei Jahre ab Zuteilung zur Ausübung frei.
Nachdem die S-SARs zur Ausübung freigegeben worden sind,
können diese bis sieben Jahre ab Zuteilung ausgeübt, d.h. der
Gewinn in Genussscheine umgewandelt werden. Im vorge­
nannten Zeitraum nicht ausgeübte S-SARs verfallen ersatzlos.
Der Wert der S-SARs wird bei Ausgabe nach der BlackScholes-Methode und unter Annahme einer Handelbarkeit
sowie unter Berücksichtigung eines Abzuges von 11% ange­
sichts der Sperrfrist von durchschnittlich zwei Jahren berech­
net.
Der Ausübungspreis, die Ablauffrist und der Zuteilungswert
für S-SARs sind in der Tabelle auf Seite 148 aufgeführt. In
der Tabelle «Entschädigung der Konzernleitungsmitglieder,
C. Stock-settled Stock Appreciation Rights (S-SARs)», Seite
142, wurde die Anzahl S-SARs nach der Berechnungs­
methode zum Zeitpunkt der Ausgabe als Wert eingesetzt.
146
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
Beteiligungen (per 31. Dezember 2011)
Aktien
(Anzahl)
Genuss­
scheine
(Anzahl)
Beteiligungen
nahe stehender
Personen
(Anzahl/Art)
7 492
192 680
–
Andere
(Anzahl)
Verwaltungsrat
F. B . Humer
S-SARs siehe 1.4
2 500 ROGTPK Tracker-plus Cert.
Zürcher Kantonalbank on
Roche Genussschein (ROG) as underlying,
(Valor: 10 716 273, ISIN: CH0107162734)
B. Gehrig
A. Hoffmann
50
–*
300
–
–
200
–
250 000 UBS Long/Short Certificates
linked to Roche Bearer Shares/
Roche Non-Voting Equity securities
(Valor: 10 690 162, ISIN: CH0106901629)
P. Baschera
J. I . Bell
1
–
–
–
300
1 647
–
–
P. Bulcke
-
850
–
–
W. M . Burns
3
83 784
–
S-SARs siehe 1.4
L. J. R . de Vink
–
–
–
31 600 American Depository Receipts (ADR),
Ch. Franz
–
350
–
–
350
–
1 550 GS
–
–
–
–
307 793
–
250 000 UBS Long/Short Certificates
RHHBY, US ISIN: US7711951043
D. A . Julius
A. D. Levinson
–
A. Oeri
–*
linked to Roche Bearer Shares/
Roche Non-Voting Equity securities
(Valor: 10 690 162, ISIN: CH0106901629)
P. R . Voser
B. Weder di Mauro
Total
–
3 600
–
–
200
800
–
–
8 396
592 004
1 550 GS
Konzernleitung
S. Schwan
3
39 867
570 GS
S-SARs siehe 1.4
S. Ayyoubi
3
12 329
–
S-SARs siehe 1.4
A. Hippe
–
2 708
–
S-SARs siehe 1.4
2 153
28 168
1 100 Aktien
S-SARs siehe 1.4
3
674
–
S-SARs siehe 1.4
S-SARs siehe 1.4
G. A . Keller
D. O’Day
P. Soriot
Total
2
6 373
–
2 164
90 119
570 GS
1 100 Aktien
* Im Aktionärspool gehaltene Aktien nicht aufgeführt.
Entschädigungsbericht | Roche Jahresbericht 2011
147
S-SARs
Anzahl per 31. Dezember 2011 gehaltener
S-SARs aktueller und ehemaliger Konzernleitungsmitglieder
2011
2010
2009
2008
2007
2006
Total
S. Schwan
231 483
154 443
175 362
105 576
29 190
15 696
711 750
S. Ayyoubi
69 447
46 335
43 842
21 117
3 243
2 517
186 501
Konzernleitung
A. Hippe
10 767
–
–
–
–
–
10 767
G. A . Keller
86 808
57 918
43 842
63 345
24 327
15 696
291 936
D. O’Day
57 873
38 613
21 762
20 133
10 269
5 856
154 506
P. Soriot
115 743
77 223
69 051
63 345
29 190
23 544
399 732
+
21 636
Total Anzahl
572 121
374 532
353 859
273 516
96 219
84 945
1 755 192
Ehemalige
Konzernleitungs­
mitglieder
F. B . Humer
Keine 29
Keine 29
W. M . Burns
Keine 30
Keine 30
Ausübungspreis (CHF)
140,10
175,50
Keine 29
Keine 29
48 651
52 317
100 968
109 602
105 576
48 651
26 160
289 989
145,40
195,80
229,60
140,30
Kurs je Genussschein per
195,00
196,50
159,20
31. Dezember 2011 (CHF)
Ablauf
28.2.2018
4.2.2017
5.2.2016
31.1.2015
8.2.2014
29.04.2018
Zuteilungswert pro S-SAR
15,38
in CHF (Wert gemäss
16,54
2.2.2013
2.1.2013
23,05
20,30
21,08
36,59
34,02
37,02
Black-ScholesMethode minus 11%)
29 Franz B. Humer erhält seit 2008 keine S-SARs-Zuteilungen mehr. Ausgewiesene S-SARs erhielt Franz B. Humer bis 2007 als Mitglied der Konzern­
leitung.
30 William M. Burns erhält seit 2010 keine S-SARs-Zuteilungen mehr. Ausgewiesene S-SARs erhielt William M. Burns bis 2009 als Mitglied der Konzern­
leitung.
148
Roche Jahresbericht 2011 | Entschädigungsbericht
Assurance-Bericht
(«Independent Assurance Report»)
Bericht an den Corporate Governance und NachhaltigkeitsAusschuss der Roche Holding AG, Basel («Roche»).
Wir haben eine Überprüfung bezüglich des in der Folge
genannten Untersuchungsgegenstands im Zusammenhang
mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung 2011 der Roche
durchgeführt.
Untersuchungsgegenstand
Daten und Informationen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung
für das am 31. Dezember 2011 abgeschlossene Geschäftsjahr
der Roche und ihrer konsolidierten Tochterunternehmen, ohne
Chugai Pharmaceutical Co. Ltd, für die folgenden Aspekte:
• Führungs- und Berichterstattungsprozesse im Zusammenhang mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu den SGUKennzahlen in Bezug auf die Mitarbeiter und auf Spenden/
Sponsoring sowie das Kontrollumfeld im Bereich der Datenaggregation dieser Kennzahlen im Umfang einer hinreichenden Assurance;
• Die SGU-Kennzahlen in den Tabellen auf den Seiten 118 bis
129 sowie einige ausgewählte Mitarbeitenden-Kennzahlen,
publiziert auf den Seiten 100 bis 111 des Jahresberichts 2011
der Roche im Umfang einer begrenzten Assurance; und
• Die konsolidierten Daten und Informationen auf Roche Konzernebene in Bezug auf Spenden und Sponsoring publiziert
auf der Seite 113, ausschliesslich der Handlungen verbunden
mit Health Care Professionals (HCPs), im Umfang einer
begrenzten Assurance.
Kriterien
• Roche-Konzernrichtlinien zur internen Nachhaltigkeitsberichterstattung mit Bezug auf die Responsible Care Health,
Safety and Environmental Protection Reporting Guidelines
des European Chemical Industry Council CEFIC und der
Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung G3.1, veröffentlicht durch die Global Reporting Initiative (GRI) in 2011;
• Das konzernweite interne Roche-Handbuch zur internen
Nachhaltigkeitsberichterstattung in der Version von 2011
«Sustainability Reporting — Economic Performance Data»;
• Die Verfahren, mit welchen die SGU-, Spenden/Sponsoringund Mitarbeitenden-Kennzahlen intern erhoben, verarbeitet
und aggregiert werden; und
• Beispielhafte Methoden und Prozesse, auf Basis derer die
internen Berichterstattungssysteme und Prozesse erstellt,
verwaltet und ausgeführt werden.
Verantwortlichkeit und Methodik
Die Genauigkeit und Vollständigkeit von Daten im Bereich
Nachhaltigkeit unterliegen inhärent vorhandenen Grenzen,
welche aus der Art und Weise der Datenerhebung, -berechnung und -schätzung resultieren. Unser Assurance-Bericht
sollte deshalb im Zusammenhang mit den Roche Richtlinien
und Verfahren sowie den Definitionen zur internen Nachhaltigkeitsberichterstattung gelesen werden.
Für den Untersuchungsgegenstand und die Kriterien ist der
Corporate Governance und Nachhaltigkeits-Ausschuss der
Roche verantwortlich, während unsere Aufgabe darin besteht,
diese Angaben zu prüfen und eine Schlussfolgerung in Übereinstimmung mit dem International Standard on Assurance
Engagements (ISAE) 3000 zu ziehen.
Bei einer Assurance zur Erlangung einer begrenzten Sicherheit sind die durchgeführten Prüfungshandlungen im Vergleich zu einer betriebswirtschaftlichen Prüfung zur Erlangung
einer hinreichenden Sicherheit (zum Beispiel bei einer Rechnungsprüfung) weniger umfangreich, so dass dementsprechend eine geringere Sicherheit gewonnen wird.
150
Roche Jahresbericht 2011 | Assurance-Bericht
Vorgehensweise
Schlussfolgerungen
Unsere Überprüfung beinhaltete folgende Arbeitsschritte:
Gemäss unserer Beurteilung
• werden die Konzern-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung richtig angewandt; und
• funktioniert das interne Berichterstattungssystem zur Einholung und Konsolidierung von SGU-, Spenden/Sponsoringund Mitarbeitenden-Kennzahlen bestimmungsgemäss und
bildet damit eine angemessene Grundlage für deren Ver­
öffentlichung.
• Evaluation der Anwendung der Konzernrichtlinien
Prüferische Durchsicht der Anwendung der Roche-Konzernrichtlinien zur internen Nachhaltigkeitsberichterstattung und zu Spenden/Sponsoring;
• Standortbesuche
Besuch ausgewählter Standorte aus den Divisionen Pharma
und Diagnostics der Roche in Österreich, Ukraine, Polen,
Rumänien, Türkei, Vereinigtes Königreich, Irland und Puerto
Rico. Die Auswahl der Standorte erfolgte aufgrund quantitativer und qualitativer Kriterien;
Befragung der Personen, welche an den besuchten Standorten und am Hauptsitz für die Erhebung und Verarbeitung
der Daten zuständig sind, um deren Verständnis und
An­wendung der Roche-internen Nachhaltigkeitsrichtlinien
zu überprüfen
• Beurteilung Kennzahlen
Stichprobenweise Überprüfung einer Auswahl von SGU-,
Spenden/Sponsoring- und Mitarbeitenden-Kennzahlen
(Roche Accident Rate, Energieverbrauch, CO2-Emis­sionen
aus dem Energieverbrauch, Halogenierte Kohlenwasserstoffe, Wasserverbrauch, Abfall, Personalbestand, Per­
sonalfluktuation, Arbeitspraktiken, Zuwendungen an phi­
lan­t hropische Organisationen, Patientenorganisationen,
Gesund­heitsinstitutionen, sowie Personen oder Körperschaften des öffentlichen Rechts) bezüglich Angemessenheit, Konsistenz, Richtigkeit und Vollständigkeit.
• Prüferische Durchsicht der Dokumentation und Analyse
Gestützt auf unsere in diesem Assurance-Bericht beschriebenen Arbeitsschritte und Kriterien sind wir nicht auf Sachverhalte gestossen, aus denen wir schliessen müssten, dass die
im Untersuchungsgegenstand erwähnten Daten und Informationen zur Corporate Responsibility, welche mit der Nach­
haltigkeitsberichterstattung im Roche Jahresbericht 2011 ver­
öffentlicht werden, kein angemessenes Bild der Leistungen
von Roche geben.
Zürich, 27. Januar 2012
PricewaterhouseCoopers AG
Clive Bellingham
Stephan Hirschi
relevanter Grundsatzdokumente
Prüferische Durchsicht der relevanten Dokumentation auf
Stichprobenbasis, einschliesslich der Konzerngrundsätze
zur Nachhaltigkeit, der Management- und Berichterstattungsstrukturen sowie der vorhandenen Dokumente zur
Berichterstattung.
• Beurteilung der Prozesse und Datenkonsolidierung
Prüferische Durchsicht der Prozesse zur Erhebung und Verarbeitung der Daten und Informationen zur Nachhaltigkeitsberichterstattung hinsichtlich ihrer Zweckmässigkeit; und
Aufnahme und Beurteilung des Konsolidierungsverfahrens
auf Konzernebene.
Assurance-Bericht | Roche Jahresbericht 2011
151
Herausgeber
F. Hoffmann-La Roche AG
4070 Basel, Schweiz
Tel. +41 (0)61 688 11 11
Fax +41 (0)61 691 93 91
Medienstelle
Group Communications
4070 Basel, Schweiz
Tel. +41 (0)61 688 88 88
Fax +41 (0)61 688 27 75
Investor Relations
4070 Basel, Schweiz
Tel. +41 (0)61 688 88 80
Fax +41 (0)61 691 00 14
World Wide Web
www.roche.com
Corporate Sustainability Committee
Tel. +41 (0)61 688 40 18
E-Mail: [email protected]
Bestellung von Publikationen
Tel. +41 (0)61 688 83 39
Fax +41 (0)61 688 43 43
E-Mail: [email protected]
Nächste Generalversammlung:
6. März 2012
Hinweis betreffend zukunftsgerichteter Aussagen
Dieser Geschäftsbericht enthält gewisse zukunftsgerichtete Aus­sagen.
Diese können unter anderem erkennbar sein an Ausdrücken wie ­« sollen»,
«annehmen», «erwarten», «rechnen mit», «beabsichtigen», «anstreben»,
«zukünftig», «Ausblick» oder ähnlichen Ausdrücken sowie der Diskussion von Strategien, Zielen, Plänen oder Absichten usw. Die künftigen
tatsächlichen Resultate können wesentlich von den zukunftsgerichteten
Aussagen in diesem Bericht abweichen, dies aufgrund verschiedener
Faktoren wie zum Beispiel: (1) Preisstrategien und andere Produkteinitiativen von Konkurrenten; (2) legislative und regulatorische Entwicklungen sowie Veränderungen des allgemeinen wirtschaftlichen Umfelds;
(3) Verzögerung oder Nichteinführung neuer Produkte infolge Nicht­
erteilung behördlicher Zulassungen oder anderer Gründe; (4) Währungsschwankungen und allgemeine Entwicklung der Finanzmärkte; (5)
Risiken in der Forschung, Entwicklung und Vermarktung neuer Produkte
oder neuer Anwendungen bestehender Produkte, einschliesslich (nicht
abschliessend) negativer Resultate von klinischen Studien oder Forschungsprojekten, uner­w arteter Nebenwirkungen von vermarkteten
oder Pipeline-Produkten; (6) erhöhter behördlicher Preisdruck; (7) Produktionsunterbrechungen; (8) Verlust oder Nichtgewährung von Schutz
durch Immaterialgüterrechte; (9) rechtliche Auseinander­setzungen und
behördliche Verfahren; (10) Abgang wichti­ger Manager oder anderer
Mitarbeitender.
Die Aussage betreffend des Gewinnwachstums pro Titel ist keine
Gewinnprognose und darf nicht dahingehend interpretiert werden, dass
der Gewinn von Roche oder der Gewinn pro Titel für 2011 oder eine spätere Periode die in der Vergangenheit veröffentlichten Zahlen für den
Gewinn oder den Gewinn pro Titel erreichen oder übertreffen wird.
Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.
Links zu Websites Dritter werden im Sinne einer Gefälligkeit ange­boten.
Wir äussern keine Meinung über den Inhalt von Websites ­Dritter und
lehnen ausdrücklich jegliche Verantwortung für Dritt­informationen und
deren Anwendung ab.
Der Roche Geschäftsbericht erscheint in deutscher und englischer
Sprache.
Der Geschäftsbericht ist auf chlorfrei gebleichtem und FSC-­zertifiziertem
Papier gedruckt.
Herausgeber:
F. Hoffmann-La Roche AG, Basel, Group Communications
Kennzahlen
Highlights 2011
Roche-Gruppe
42 531
Index 2009 = 100
Verkäufe
Mio. CHF
3 904
47 473
49 051
Freier Geldfluss
Mio. CHF
2011
4 699
2010
8 893
2009
Februar
Studie mit Avastin zeigt für Patientinnen mit nicht vorbehandeltem fortgeschrittenem Eierstockkrebs
signifikant längeres progressionsfreies
Überleben
März
Roche-Generalversammlung stimmt
einer Erhöhung der Dividende um
10% zu
März
EU-Markteinführung des innovativen,
vollautomatischen Moduls cobas
c 702 für die klinische Chemie
10 %
8 073
Forschung und Entwicklung 2
Mio. CHF
5 865 3
9 050
9 509
15 149
Betriebsgewinn 2
Mio. CHF
16 272
2 895
Ertragssteuern 2
Mio. CHF
3 287
9 544
Konzerngewinn
Mio. CHF
8 510
12,30
Kerngewinn je Titel
CHF
12,34
40
60
80
100
120
Anzahl Mitarbeitende
2011
80 653
2010
81 507
2009
Personalaufwand
Mio. CHF
2011
11 934
2010
12 080
2009
US-Gesundheitsbehörde FDA
ge nehmigt cobas HPV-Test für
das Screening auf Gebärmutterhalskrebs; Test weist die Hochrisiko-Genotypen 16 und 18 nach
April
Mai
August
Marktzulassung in den USA für gezielt
wirkendes Hautkrebsmedikament
Zelboraf und den dazugehörigen
cobas BRAF-Test
September
Roche zum dritten Mal in Folge zum
Supersector Leader der Gesundheitsbranche im Dow-Jones-Nachhaltigkeits-Index ernannt
September
Oktober
November
Dezember
April
Behandlung mit Prüfmedikament
MetMAb plus Tarceva erreicht bei
Patienten mit Lungenkrebs Verdopplung der progressionsfreien Überlebenszeit
2011
2010
268 614
2009
Eco-Efficiency Rate 5
2011
0,414
2010
0,460
2009
Index1
Roche gibt positive Ergebnisse einer
klinischen Studie mit dem Prüfpräparat
T–DM1 zur Behandlung einer aggressiven Form von metastasierendem
Brustkrebs bekannt
Patienten, die an klinischen
Versuchen teilnehmen 4
277 079
0,539
12,78
Index1
2010
2009
332 183
8 891
2011
5 175
10 300
3 135
Mio. CHF
5 693
80 129
16 591
Dividende
40
60
80
100
Tarceva erhält EU-Zulassung für Erstlinienbehandlung eines spezifischen
genetischen Typs von Lungenkrebs
120
KursentwicklungdesGenussscheins in CHF
2009
2010
Studie mit Ocrelizumab zeigt eine
fast zwei Jahre anhaltende deutliche
Reduktion der Krankheitsaktivität
bei Patienten mit multipler Sklerose
250
200
150
100
Roche-Genussschein
1
2
3
4
2011
Kennzahlen indexiert auf das Jahr 2009 = 100.
Kernbetriebsgewinn.
Vorschlag des Verwaltungsrates.
Entwicklungsphasen I bis IV. Die Zahlen enthalten nicht die
Patienten in Genentech-Studien, die vor dem Zusammenschluss
von Roche und Genentech begonnen wurden.
5 Für die Berechnung der Eco-Efficiency Rate vergleiche:
http://www.roche.com/de/environment
Swiss Market Index (angeglichen)
Zahlen für das Jahr 2009 wie im Geschäftsbericht 2010.
Für eine Übersicht über die verwendeten
Global Reporting Initiative (GRI) Indikatoren:
www.roche.com/de/reporting_and_indices
FDA gewährt beschleunigtes Prüfverfahren bei Zulassungsgesuch für
Vismodegib zur Behandlung einer
fortgeschrittenen Form von Hautkrebs
Zulassungsgesuch für Pertuzumab
zur Behandlung von HER2-positivem,
metastasierendem Brustkrebs in
der EU und den USA eingereicht
F. Hoffmann-La Roche AG
4070 Basel, Schweiz
Geschäftsbericht
© 2012
war ein bemerkenswert gutes Jahr für die personalisierte Medizin
von Roche. Der vorliegende Geschäftsbericht beleuchtet die erzielten
Fortschritte dieser von der gesamten Roche-Gruppe getragenen
Strategie: Wir kommen gut voran, neue Therapien und Tests anzubieten
und weitere zu entwickeln, die besser auf die Bedürfnisse spezifischer
Patientengruppen zugeschnitten und damit sicherer und wirksamer sind.
Wir sind überzeugt, dass medizinisch differenzierte Produkte Werte
für all unsere Anspruchsgruppen schaffen: Patienten, Ärzte, Zulassungsbehörden und Kostenträger im Gesundheitswesen.
Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.
Roche | Geschäftsbericht 2011
www.roche.com
7 000 916
D