Jetzt ansehen - Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam
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Unternehmer werden Was bei Gründung und Nachfolge zu beachten ist. Erlebnis Natur Die BUGA 2015 in der Havelregion. Umfassende Bildung Das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg. Das Magazin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse Wohnen im Denkmal Petra Fleischer und Harald Slibar fanden auf Schloss Wiesenburg ihr Glück. www.mbs.de März 2015 SO TICKT BERLIN ! HEIMATGEFÜHLE C. BAMBERG Automatik Kaliber 2062 ab € 1.495,- C. BAMBERG Automatik Kaliber 2065 ab € 1.495,- 2 I ASKANIA Uhrensalon . Uhlandstraße 179/180 . 10623 Berlin ASKANIA Hackesche Höfe . Rosenthaler-Str. 40/41 . 10178 Berlin sans souci im Frühling 2014 ASKANIA AG . Lützowplatz 5 . 10785 WWW.ASKAN IA-B ER LINBerlin . DE . www.askania-berlin.de WILLKOMMEN BEI SANS SOUCI HEIMATGEFÜHLE 30 Engagiert für das Jugendund Sozialwerk. 10 Der Traum vom eigenen Unternehmen. 24 ORT DES GLÜCKS Leben und Liebe auf Schloss Wiesenburg. Tradition und Zukunft Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Region. Damit das so bleibt, kümmern sich Renate Ulbricht und Friedhelm Koopmann im Jugend- und Sozialwerk in Oranienburg um Kitas und Schulen. Eine ganz besondere Verbindung zur Vergangenheit haben Petra Fleischer und Harald Slibar. Sie wohnen in Wiesenburg in einem echten Schloss. Ein ganz aktuelles Thema ist die BUGA 2015 Havelregion ab dem 18. April 2015. Natürlich stehen Ihnen auch wieder unsere Experten mit Rat und Tat zur Seite. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre! Cover: Georg Roske (1) Fotos: Georg Roske (2), gettyimages (1) Wie immer freuen wir uns auf den Dialog mit Ihnen – ob persönlich, in unserem Blog (mbs.de/blog) oder auf Facebook (facebook.com/mbs.de). Heimatgefühle 04Einzigartige Baugeschichte Dipl.-Ing. Bernhard Schuster über brandenburgische Architektur. 05 Kommentar von Andreas Schulz Wie es Euch gefällt. 06Schöne Aussichten Ein Blick auf sonnengelbe Frühlingsboten. 08 Ganz zu Ihrem Vergnügen Veranstaltungen in der Region. Lebenswerte 10Unternehmer werden Was ist zu beachten? 15Genießen in Brandenburg Ausgezeichnete Restaurants und Spezialitäten. Ihre Mittelbrandenburgische Sparkasse 16Trends, Fakten und Zahlen Neuigkeiten rund um Finanzen, Geldanlagen und die MBS. Impressum 18Nachgefragt Experten beantworten Leserfragen. Herausgeber Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam Saarmunder Straße 61, 14478 Potsdam Vorstand Andreas Schulz (Vorsitzender), Bernward Höving, Gerhard Zepf V. i. S. d. P. Christian Bartz [email protected] Objektleitung MBS Daniela Toppel Chefredaktion Alexander Tarelkin Projektmanagement Annika Tietke Produktion C3 Creative Code and Content GmbH Heiligegeistkirchplatz 1, 10178 Berlin Tel. 030/440320, www.c3.co Gesellschafter der C3 Creative Code and Content GmbH sind die Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Offenburg, und die KB Holding GmbH, Berlin zu je 50 %. Alleinige Gesellschafterin der Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung ist die Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft, Offenburg. Gesellschafter der KB Holding GmbH sind die Herren Lukas Kircher (Geschäftsführer, Berlin) und Rainer Burkhardt (Geschäftsführer, Berlin) zu je 50 %. Gestaltung Katrin Gruber, Moreen Grützmacher Bildredaktion Simone Gutberlet (Ltg.), Anna Bianchi Anzeigenverkauf Sebastian Veit C3 Creative Code and Content GmbH (Anschrift siehe oben), [email protected] Druck DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH; gedruckt am Produktionsstandort Wustermark Wiedergabe, auch auszugsweise, nur unter Angabe des Herausgebers gestattet. Alle in diesem Magazin veröffentlichten Informationen wurden mit größter Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Trotzdem kann die Redaktion keine Gewähr für deren Richtigkeit übernehmen. Insbesondere stellen Aussagen zu Wertpapieren und Entwicklungen von Kapitalmärkten keine Beratung durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam dar. 20Herausforderung an fünf Standorten Die BUGA 2015 in der Havelregion. Lebenswelten 24 Die Schloss-WG Schloss Wiesenburg und seine Bewohner. 30Bildung von Anfang an Das Jugend- und Sozialwerk in Oranienburg betreut 69 Kitas und vier Schulen. 34Qualität aus der Region Warum Susanne Posth in Potsdam eine eigene Feinkostmanufaktur eröffnete. sans souci im Frühling 2015 I 3 HEIMATGEFÜHLE Dipl.-Ing. Bernhard Schuster im Gespräch mit Redakteurin Samira Suweidan EIN STÜCK IDENTITÄT W er in Deutschland ein Gebäude plant oder baut, muss beweisen, dass er es auch kann. Für Architekten und Stadtplaner ist die Mitgliedschaft in einer Architektenkammer deshalb Pflicht. In Brandenburg steht Dipl.-Ing. Bernhard Schuster der Kammer mit 1.200 eingetragenen Mitgliedern vor. Die Aufgaben der Körperschaft sind vielfältig. Sie kümmert sich um die beruflichen Belange der Mitglieder, pflegt und fördert das Bauwesen sowie die Baukultur. Doch das ist nicht alleinige Sache der Architekten. Die Entwicklung öffentlicher Räume geht alle an. „Alle Bürger müssen am Diskurs beteiligt werden, sonst drohen Konflikte“, betont Schuster. „Die Privatisierung des öffentlichen Raums ist für die Stadtentwick- 4 I sans souci im Frühling 2015 lung kritisch.“ Die Herausforderung sieht er darin, die öffentliche Diskussion aktiv anzuregen. Speziell für den ländlichen Raum wünscht er sich mehr Aufmerksamkeit. „Es wird derzeit sehr stark städtisch geschaut. Der Fokus wird in Zukunft aber stärker zum ländlichen Raum hinwandern müssen“, so Schuster. „Die Kultur Brandenburgs befindet sich auch dort. Wir müssen diese Vielfalt erhalten. Der Speckgürtel allein ist nicht Brandenburg.“ Und so verwundert es nicht, dass er mit der Baugeschichte der gesamten Region bestens vertraut ist. „Brandenburg hat einen speziellen Hintergrund, den so wenige Bundesländer haben“, erklärt er und gerät ins Schwärmen. „Vergleichen Sie mal die Zisterzienserklöster Chorin und Neuzelle.“ Beide Anlagen erzählen noch heute ihre Geschichte – die unterschiedlicher nicht sein könnte. Nach der Reformation gehörte Chorin zu Brandenburg, wurde säkularisiert und verfiel. Neuzelle, als damaliger Teil Sachsens, wurde im Zuge der Gegenreformation ab dem 17. Jahrhundert barockisiert. „Wenn Sie die Stiftskirche betreten, denken Sie: Meine Herrn, was für eine Pracht! Das gibt es sonst nur in Österreich.“ Es ist diese historische Identität eines jeden Gebäudes, das einen sensiblen Umbau für die Neunutzung erfordert. „Altes und Neues sollten immer eine gelungene Symbiose eingehen“, findet Schuster. „Ein kreativer Entwurf ist ebenso selbstbewusst wie respektvoll.“ Und dann sagt er: „Geschichte muss lesbar bleiben.“ è Mehr unter: ak-brandenburg.de Foto: Georg Roske (1) Seit 2000 ist Dipl.-Ing. Bernhard Schuster Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer. Er erläutert die Besonderheiten der märkischen Architektur. HEIMATGEFÜHLE Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes Wie es Euch gefällt Illustration: Roland Vorlaufer (1) H ören Sie noch CDs? Oder gar Schallplatten? Dann sind Sie Nostalgiker. Oder Fan. Denn immerhin passen Tausende von Alben, die früher ganze Schrankwände einnahmen, inzwischen auf ein winziges Speichermedium. Digitalisierung lautet das Zauberwort. Doch das muss niemanden davon abhalten, Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 ganz bewusst auf Vinyl zu hören, um ein bestimmtes Klangerlebnis zu verspüren. Wohl dem, der die Wahl hat. In der digitalen Welt können inzwischen die Rasenmäher allein durch die Gegend fahren; und doch gibt es Menschen, denen das Rasenmähen eine Entspannung bedeutet, die sie nicht missen möchten. Hieß es früher noch, Maschine verdrängt Mensch, werden sie heute immer bessere Freunde. Vielleicht kommt diese Entwicklung für die alternde deutsche Gesellschaft gerade rechtzeitig. Wer sich entscheiden kann, verspürt auch keine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten: Zwar wird kein Seefahrer mehr aus purer Romantik nach den Sternen navigieren, aber nur das GPS zu beherrschen, ist verpönt. Bücher online zu bestellen, ist vielleicht bequem, doch wie viel Freude macht es, das Angebot des Buchhändlers an der Ecke zu durchstöbern? Es geht wunderbar schnell, im Internet einen Flug zu buchen, aber wehe, man hat Wünsche, die nicht dem Standard entsprechen. Dann die Möglichkeit zu haben, Experten im Reisebüro zu beauftragen, die einem alle Fragen beantworten und alle Probleme lösen, ist doch wunderbar. Auch hier gilt – frei nach Shakespeare: Jeder so, wie er oder sie es gerne hätte. Und das gilt auch für das Bankgeschäft: Es gibt Leute, die haben in diesem „Hieß es früher noch, Maschine verdrängt Mensch, werden sie heute immer bessere Freunde.“ Jahrtausend noch keine Papierüberweisung ausgefüllt. An schnelle und bequeme Bankgeschäfte rund um die Uhr haben sich die meisten von uns längst gewöhnt; in einem Flächenland wie Brandenburg umso wichtiger. Immer mehr Kunden kommunizieren mit uns per E-Mail, klicken unseren Internetauftritt an, unsere Facebook-Seite, unseren Blog. Auch mobiles Banking wird immer beliebter. Wer auf seinem Smartphone die Sparkassen-App hat, die meist genutzte ihrer Art übrigens, braucht nicht mal mehr einen Computer. Smartphones machen fast alles möglich, und das von wo aus man will. Natürlich höre ich die Skeptiker: „Das ist die Entmenschlichung des Bankgeschäftes, wer will schon einem Rechner vertrauen?“ Berechtigter Einwand. Und deshalb werden wir auch zukünftig die meisten Geschäftsstellen in unserem Geschäftsgebiet haben und mit unverändertem Engagement in unsere Beraterinnen und Berater investieren. Sie können weiterhin auf unsere persönliche Beratung setzen, sei es für die Finanzierung oder die Geldanlage, um nur zwei Beispiele zu nennen. Überlassen Sie Komplexität einfach uns. Bei den Dingen des täglichen Bedarfs hingegen ist die digitale Welt häufig in der Vorrangstellung. Unsere Firmenkunden setzen mit einem Klick Hunderte, manchmal Tausende von Buchungen bei uns in Gang; von denen möchte keiner mehr die Zeit zurückdrehen. Aber wer den kurzen Plausch am Schalter schätzt, der soll ihn nicht missen. Sparkassen waren schon vor 200 Jahren zeitgemäß, sie werden es auch noch in 200 Jahren sein. sans souci im Frühling 2015 I 5 Frühlingsbote Sonnengelbe Felder so weit das Auge reicht: Im Frühling blüht in Brandenburg der Winterraps. Ausflugsfreudige Naturliebhaber werden mit einer intensiven Farbenpracht belohnt. Die Nutzpflanze wächst und gedeiht inzwischen auf einer Anbaufläche von rund 134.000 Hektar. Spielt auch das Wetter mit, sind Rekordernten möglich: So wurden 2014 mehr als vier Tonnen Raps pro Hektar geerntet. Für die märkischen Landwirte ist der Raps sowohl aus ackerbaulicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung. Die 4.000 Jahre alte Kulturpflanze wird nicht nur als hochwertiges Speiseöl verwendet, sondern auch für die Herstellung von Biodiesel und Tierfutter. Aber auch in der Pharmazie findet Rapsöl Anwendung, beispielsweise zur Herstellung medizinischer Salben. Foto: Patrick Pleul / dpa Picture-Alliance (1) HEIMATGEFÜHLE GANZ ZU IHREM VERGNÜGEN Die Frühjahrsempfehlungen der Redaktion für erlebnisreiche Stunden in Berlin und Brandenburg 1 Kulissenzauber Bis 17. Mai Und der Oscar geht an: Adam. Sir Ken Adam. Der gebürtige Berliner und Production Designer erschuf nicht nur die spektakulären Sets zahlreicher „James Bond“Filme, sondern ist auch für das Szenenbild von insgesamt über 70 Filmen verantwortlich. Im Museum für Film und Fernsehen kann man aktuell die Werke des Oscar-Preisträgers live bestaunen. Unter dem Titel „Bigger Than Life. Ken Adam’s Film Design“ läuft dort eine Sonderausstellung. è deutsche-kinemathek.de Berlin 2 Ferch 1. bis 26. April Frühlingsausflug nach Fernost: Mit einem asiatischen Schalenmarkt für Blumen- und Bonsaigefäße eröffnet der japanische Bonsaigarten in Ferch die Saison. Wer die geschwungenen Wege entlang von farbenprächtigen Azaleen, japanischen Zierkirschen und bis zu 130 Jahre alten Bonsaibäumchen beschreitet, fühlt sich für einen Augenblick lang wie im weit entfernten Land der aufgehenden Sonne. Im Teehaus können Sie anschließend Tee- und Gebäckspezialitäten aus Japan genießen und dabei die berühmten Kois im Teich vor dem Fenster bewundern. è bonsai-haus.de 8 I sans souci im Frühling 2015 Fotos: shutterstock (2), PR (5) Gartenidylle 3 HEIMATGEFÜHLE Nachtschwärmerei 5 Melodienreigen 20. Juni Zu Ehren des 20. Jubiläums des „Caputher Musiksommers“ feiert das Schloss Caputh den längsten Tag des Jahres mit einer internationalen „Mitsommer-Operngala“. Sängerinnen und Sänger der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ aus Leipzig präsentieren vor der traumhaften Kulisse der Freitreppe des Schlosses Arien, Duette und Ensembles aus den schönsten Opern, Operetten und Musicals der Welt. Begleitet werden sie dabei vom Leipziger Salonorchester Felix. è caputher-musiken.de Schwielowsee Havelaue 11. April Im Süden der Jupiter, im Westen die Venus und dazwischen der wohl beeindruckendste Nachthimmel Deutschlands. Bei der nächtlichen Führung durch den Sternenpark im Westhavelland lernen Sie den berühmten Orionnebel kennen, beobachten nachts ziehende Vögel und lauschen der atemberaubenden Stille. Und falls Sie an diesem Tag keine Zeit haben, vereinbaren Sie einfach einen individuellen Termin für Ihre Sternenwanderung. è untere-havel.info 4 6 Motorengebrüll 9. bis 10. Mai Wer an diesem Wochenende Lust auf heiße Reifen und viel Action hat, sollte sich die Europameisterschaft im Autocross nicht entgehen lassen. Auf der 810 Meter langen Naturrennstrecke in Seelow treffen sich die Teilnehmer der Deutschen Autocross-Meisterschaft sowie der Deutschen Autocross Trophäe, um in über neun Klassen Training, Qualifikationsrennen und Finale zu absolvieren. Wer nichts verpassen möchte, kann neben der Strecke im Zelt übernachten. Seelow è 2014.mc-seelow.de Heldensaga 22. bis 24. Mai Mit dem Stück „Legenden um den Wendenkönig“ kehrt die Spreewälder Sagennacht zurück auf die Bühne. Autorin Eva-Maria Zschornack hat in den jahrhundertealten Bräuchen und Sagen der Wenden und Sorben Inspiration für ein fantasievolles Abenteuer gefunden. Am Fuße des Bismarckturms begeben sich die Zuschauer zusammen mit den Helden Jolka und Jorko auf eine Reise durch Raum und Zeit, um die Königskrone zu finden. è burgimspreewald.de Burg (Spreewald) Je nach Wetter sprinten die Fahrer durch Staub oder Schlamm. sans souci im Frühling 2015 I 9 LEBENSWERTE Stoff für ein neues Kapitel Neuanfang: Eine Geschäftsidee allein reicht nicht, um eine Firma zu gründen. Es gibt auch viele finanzielle und 10 I sans souci imrechtliche Frühling 2015 Fragen zu klären. LEBENSWERTE ENDLICH MEIN EIGENER CHEF Zehntausende wagen jedes Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie gründen ein neues Unternehmen oder übernehmen die Firma der Eltern. Was gibt es zu beachten, damit der Traum zur Realität wird? B ritta reicht’s. Sie hat eine Ausbildung gemacht und eigentlich ihren Traumberuf ergriffen: Seit ein paar Jahren arbeitet sie in einer Schneiderei. Doch sie kommt einfach nicht voran, wieder und wieder lehnt ihr Chef ihre Entwürfe ab: Das wolle doch keiner tragen. Dabei müsste man es nur mal versuchen, denkt Britta. Also traut sie sich: Sie entscheidet sich, ihr eigenes Geschäft aufzumachen. Endlich selbst Chef sein. Endlich die eigenen Ideen so umsetzen, wie man es selbst will. So oder ähnlich klingen die Geschichten vieler Unternehmensgründer – rund 300.000 Menschen in Deutschland pro Jahr wagen es, ein eigenes Geschäft, eine neue Produktionsfirma oder auch einen Handwerksbetrieb aufzubauen. Mehrere 10.000 Jungunternehmer starten zudem als Nachfolger in einer bestehenden Firma. Und jede ist anders: Die einen produzieren alte Handwerkskunst für lokale Geschäfte, die anderen modernste Medizintechnik für den Weltmarkt. Man- „Ein eigenes Unternehmen ist wie ein Kind: Es kostet viel Kraft, Aufmerksamkeit und braucht Zeit, um laufen zu lernen.“ Henning Röbken, Marktdirektor Firmenkunden che sind kleine Ein-Personen-Firmen, bei anderen schließen Geschäftspartner sich zu einer GmbH mit Dutzenden Angestellten zusammen. Damit sich der Traum von der Selbstständigkeit erfüllen kann, ist vieles zu planen und zu beachten, sagt Henning Röbken, Marktdirektor für Firmenkunden bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse. „Ein eigenes Unternehmen ist wie ein Kind: Es kostet viel Kraft, viel Aufmerksamkeit und braucht Zeit, um laufen zu lernen.“ Und jedes Gründerkind muss seinen eigenen Weg gehen – genau den, der zu ihm passt. Deswegen sind eine gute Beratung und ausführliche Informationen sehr wichtig. Am Anfang – sei es Neugründung oder Übernahme – steht für Röbken das Motiv des neuen Unternehmers: „Unzufriedenheit mit dem jetzigen Job oder Ausweg aus der Arbeitslosigkeit allein reichen nicht aus“, warnt Röbken. Deshalb geht es für Gründer als Erstes darum, einen Businessplan zu verfassen: Darin wird sans souci im Frühling 2015 I 11 LEBENSWERTE die Geschäftsidee ausgearbeitet und ausformuliert, wie die Firma im Alltag arbeitet, wer die Zielgruppe für ihre Produkte ist, wo die Chancen und Risiken liegen. Der Plan dient einem selbst, um sich über das eigene Konzept und Ziele Gedanken zu machen. Aber auch Banken, Förderer und Geschäftspartner werden ihn erfragen. Sie wollen damit feststellen, ob sich eine Investition lohnt. DIE KNIFFLIGE GELDFRAGE Eine zweite Grundvoraussetzung, um eine Firma zu führen, sind Kenntnisse in Betriebswirtschaft. „Wer ein Geschäft betreiben will, muss wissen, wie das konkret geht“, sagt Röbken. Das allerdings lernt man nicht mal eben in ein paar Tagen: Wie berechne ich Preise, wie gewinne ich Kunden, wie müssen Rechnungen aussehen, wie führe ich meine Bücher und was ist bei steuerlichen Fragestellungen zu beachten – wer sich da nicht auskennt, verwandelt seinen Traum womöglich in einen Albtraum. Abhilfe leisten Volkshochschulen, Fernuniversitäten und die Kammern. Auch kann es sinnvoll sein, externe Experten heranzuziehen oder als Mitarbeiter einzustellen. An fehlenden Kompetenzen darf die Firma schließlich nicht scheitern. Nun sind einige wichtige Rechtsfragen zu klären. Zum Beispiel: Welche Rechts- 12 I sans souci im Frühling 2015 Preise für den besten Plan Wettbewerb Der Businessplan ist das wichtigste Planungsinstrument während der Existenzgründung. Eine ausführliche Hilfe bei der Erstellung bietet der Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW) an, der von der MBS unterstützt wird. Gründer können an Seminaren teilnehmen und auf mehr als 350 Experten zugreifen. Die besten Businesspläne werden jedes Jahr mit bis zu 8.000 Euro prämiert. è Mehr unter: b-p-w.de form wird das Unternehmen haben? Eine GbR oder eine OHG halten den Aufwand etwa für Kleinunternehmer recht gering, allerdings haftet man dabei auch mit seinem Privatvermögen. Bei größeren Investitionen empfiehlt sich vielleicht eher eine GmbH oder AG, an denen sich andere beteiligen können – die Anforderungen sind dafür aber auch deutlich größer. Welche Form die passende ist, sollte niemand allein herausfinden müssen, sondern etwa Steuerberater und die Bera- ter von der IHK oder Handwerkskammer konsultieren. Danach müssen Geldgeber gefunden werden: Kreditgeber wie die MBS, Förderer wie die KfW oder auch die Bürgschaftsbank. Schließlich muss das Geschäft ausgestattet, Technik und Rohmaterialien beschafft und die Miete für die nächsten Monate gesichert werden. Ganz zu schweigen von den privaten Lebenshaltungskosten. Je nach Finanzbedarf und Geschäftsplan gibt es dafür höchst unterschiedliche Lösungen. Welche am besten passt, kann jeder Jungunternehmer mit den Experten der Sparkasse beraten. Rund vier bis sechs Wochen dauert es im Schnitt, bis eine tragfähige Finanzierung steht. In dieser Zeit kann sich Britta daran machen, ihren Firmenstandort zu wählen: Will sie von zu Hause arbeiten? Plant sie ein Geschäft und wenn ja, wo? Gibt es dort genügend Laufkundschaft oder zu viel Konkurrenz? Und ist überhaupt was frei? „Die richtige Lage für sein Unternehmen zu finden, kann einige Monate dauern,“ warnt Röbken. „Daher sollte man nicht zu überstürzt seinen alten Job kündigen.“ Eine Lösung kann es daher sein, das Unternehmen aufzubauen, während man noch einen anderen Arbeitsplatz hat – das muss der Chef aber auch erlauben. Oder: Man übernimmt gleich die eigene Firma. 22.500 € LEBENSWERTE beträgt das durchschnittliche Startkapital von Gründern. Quelle: KfW-Gründungsmonitor Wie wird man Unternehmer in Deutschland? 89,8 % Neugründungen Quelle: KfW-Gründungsmonitor 10,2 % Übernahme durch Erbfolge, Kauf, Pacht 57 % 43 % aller Gründer in Deutschland sind Männer. Gründer sind Frauen – ein Rekordwert. Der Anteil wächst von Jahr zu Jahr. Quelle: BMWi Zahl der Unternehmens- gründungen pro Jahr Quelle: IfM Bonn 2013 Brandenburg 6.643 Deutschland ÜBERNEHMEN STATT NEU GRÜNDEN 302.529 E Osten Deutschlands (mit Berlin) 57.454 Gewählte Nachfolgelösungen Quelle: IfM Bonn 2014 54 % Familienmitglied 29 % Externer Käufer 17 % ine aktuelle Anzeige aus Brandenburg: „Traditionsreicher Tischlereibetrieb mit gewachsenem Kundenstamm ist altersbedingt abzugeben. Ein umfangreicher Maschinenpark für die Möbelherstellung und für Lackierarbeiten ist vorhanden.“ Eine Handvoll Mitarbeiter habe das Unternehmen, der Jahresumsatz betrage bis zu 250.000 Euro. Der Preis ist Verhandlungssache. Nachfolger gesucht Generations wechsel: Ein erfolgreicher Unternehmer wird sich genau überlegen, wem er sein Lebenswerk zur Weiterführung anvertraut. DAS UNTERSCHÄTZTE PROBLEM Das ist nur eine von knapp 200 Anzeigen allein aus Brandenburg, die auf nexxtchange.org zu finden sind, einer von mehreren Internetbörsen für die Suche nach Unternehmensnachfolgern. Bereits in den nächsten vier Jahren werden laut einer IfW-Prognose etwa 3.200 Unternehmer allein in Brandenburg einen Unternehmensmitarbeiter sans souci im Frühling 2015 I 13 LEBENSWERTE WENN DER NACHWUCHS NICHT WILL Bei der Frage „Wer soll die Firma übernehmen?“ fällt vielen als Erstes der Nachwuchs ein. Mitunter gehen die Unternehmer wie selbstverständlich davon aus, dass der Sohn oder die Tochter die Firma weiterführen – und wundern sich, dass diese erst einmal andere Pläne haben. Tatsächlich kann es aber gut sein, dass der Junior nicht sofort im Elternbetrieb 14 I sans souci im Frühling 2015 Weitere Informationen Kammern Die IHK und die Hand werkskammern betreiben in den Kammerbezirken Potsdam, Cottbus und Frankfurt/Oder je eine gemeinsame Beratungsstelle. Dort kann man sich über die wesentlichen Aspekte einer Unternehmensnachfolge informieren. Zudem bieten sie zahlreiche Broschüren an. nexxt-change.org Die Internetplattform bringt nachfolgeinteressierte Unternehmer und Existenzgründer zusammen. Initiiert wurde sie vom Bundeswirtschaftsministerium. Daneben gibt es aber auch eine Reihe privater Vermittlungsbörsen. DER WERT EINES LEBENSWERKS Aber wie viel soll man überhaupt für ein Unternehmen bezahlen? Das Problem ist weniger die Finanzierung des Kaufpreises, dabei helfen die KfW, Bürgschaften und natürlich die MBS. „Den richtigen Preis auszuhandeln, ist ein sehr sensibler Prozess“, sagt Röbken. Dabei prallen unterschiedlichste Vorstellungen aufeinander. Der Altunternehmer gibt sein Lebenswerk ab, das einen hohen ideellen Wert für ihn hat. Und er erwartet, vom Verkauf seinen Lebensabend finanzieren zu können. Den Nachfolger kann eine allzu hohe Forderung letztlich abschrecken. Beide Seiten müssen deshalb mit Gutachtern die Bilanzen studieren und den aktuellen Marktwert abschätzen. Dabei spielt nicht nur der Gewinn oder der Wert der Betriebsausstattung eine Rolle, sondern auch zum Beispiel die geografische Lage: „Je näher die Firma an Berlin ist, desto mehr Interessenten gibt es derzeit“, sagt Henning Röbken, „und umso höher ist der Kaufpreis.“ Fotos: gettyimages (4), Illustrationen: flaticon, C3 Visual Lab (1) Nachfolger suchen. Theoretisch sollte das einfach sein: Immerhin erhält der Neuunternehmer ein funktionierendes Geschäft, mit bestehenden Kunden und erfahrenen Mitarbeitern. Tatsächlich jedoch werden die Schwierigkeiten oft von beiden Seiten unterschätzt, sagt Henning Röbken vom MBS-Firmenkundencenter. „Der gesamte Prozess dauert oft drei bis fünf Jahre.“ Die Zahl der Übernahmekandidaten steigt, da viele Gründer aus der Wendezeit nun ins Rentenalter kommen. Zugleich sinkt die Zahl interessierter Nachfolger infolge von anhaltendem Geburtenmangel. Daher ist die Auswahl an übernahmefähigen Unternehmen so groß wie noch nie. einsteigt, sondern für ein paar Jahre eine andere Stadt oder Betrieb kennenlernen will. Wichtig ist, dass sich die Generationen aussprechen und klären, wer welche Erwartungen und Pläne hat. Das wahrt den Familienfrieden. Wer eine Firma übernehmen will, kann sich auf dem freien Markt umsehen. Bei der Suche helfen die Kammern und Vermittlungsbörsen im Internet. Dabei sollte man sich genau beraten lassen, welche Firma zu einem passt. Natürlich ist ein Kauf ein großes Wagnis. Eine Möglichkeit ist es, den Betrieb nicht auf einmal zu übernehmen, sondern schrittweise in Anteilen. So wächst man in die neue Rolle besser hinein. Und wenn es nicht klappt, kann man sich leichter trennen. Langjährige Angestellte können erwägen, das eigene Unternehmen zu übernehmen, wenn der Inhaber es abgeben will. Der Vorteil: Sie kennen den Betrieb bereits und sie haben ihre fachliche Eignung bewiesen. Allerdings ist ein guter Tischler oder Ingenieur noch lange kein guter Geschäftsmann. Wie Preise zu kalkulieren sind, Marketing geht oder Buchhaltung funktioniert, sollte auch er vorher noch intensiv lernen – etwa durch Praktika in den Abteilungen im eigenen Betrieb. * LEBENSWERTE Genießen à la Brandenburg Beelitzer Spargel, Spreewaldgurken oder Teltower Rübchen sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In der Heimat erfreuen sich traditionelle Spezialitäten wie Kloppschinken oder Knieperkohl großer Beliebtheit. Doch Brandenburg hat mehr zu bieten: Spitzenköche kreieren innovative deutsche Küche und interpretieren Traditionelles neu. Ihre kulinarischen Ideen adelte der französische Restaurantführer Gault&Millau. Regionale Spezialitäten Heimische Küche gewinnt Vor Ort erzeugte Produkte liegen im Trend. Ob als frische Zutaten für die gehobene Restaurantküche oder den Mittagstisch zu Hause. Welche Leidenschaft teilen die Brandenburger mit den Menschen in ganz Deutschland? Sie gehen gerne essen, 19 Prozent sogar zwei- bis dreimal im Monat. Der Favorit: Hausmannskost. Quelle: deals.com, Slow Food Deutschland, Tourismusverband Spreewald Quelle: npdgroup, Forsa Platz 1 72 % der Deutschen bevorzugen den deutschen Spargel. 260 km lang ist der „Gurkenradweg“. Er macht die Geschichte der einzigartigen Spreewaldgurke erfahrbar. 29 46 Asiatische Küche Deutsche Küche sind reich an Vitaminen und Mineralstoffen. Der hohe Glucosinolatgehalt soll Krebs vorbeugen. Italienische Küche Teltower Rübchen 26 18 17 11 in % Haushalt ohne Kinder Haushalt mit Kindern Haute Cuisine zwischen Prenzlau und Elsterwerda Ein Fest für Feinschmecker: Im aktuellen Gault Millau erzielten 13 brandenburgische Restaurants Spitzenplätze. Fotos: PR (5), shutterstock (3) Quelle: Gault&Millau 17 Punkte Friedrich Wilhelm Potsdam Chefkoch Alexander Dressel zelebriert in seinem Sternerestaurant höchste Kochkunst. Das ist Spitze im Land Brandenburg. 16 Punkte 15 Punkte 17 fuffzig Carmens Restaurant Spreewald Der Vorjahressieger Oliver Heilmeyer landet 2015 auf dem zweiten Platz zusammen mit: Goldener Hahn – Finsterwalde Eichwalde Carmen Krüger bleibt einzige Spitzenköchin. Ebenfalls erfolgreich: Juliette – Potsdam Speisenkammer – Burg kochZIMMER – Beelitz 14 Punkte Märkische Stuben Motzen Mit Küchenchef Holger Mootz gelingt den Märkischen Stuben im Hotel Residenz am Motzener See der Sprung zurück in den Gault Millau. 13 Punkte Klostermühle Madlitz Peter Krügers Küche überzeugt. Außerdem: Villa am See – Bad Saarow Bollwerk 4 – Eisenhüttenstadt Orangerie – Schloss Ziethen Speckers Landhaus – Potsdam sans souci im Frühling 2015 I 15 LEBENSWERTE Pendeln in der Region Die Menschen in Berlin und Brandenburg sind täglich in Bewegung. Der Grund: Ihr Arbeitsplatz befindet sich in einem anderen Ort als ihre Wohnung. Das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg hat ermittelt, dass allein in die Bundeshauptstadt Tag für Tag circa 220.800 Einwohner Brandenburgs pendeln. Die meisten von ihnen kommen aus den Kreisen Oberhavel, Barnim und Märkisch-Oderland. Doch auch umgekehrt sind die Bürger unterwegs – insgesamt 166.300 Bewohner der Millionenmetropole überqueren die Stadtgrenze, um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Für knapp die Hälfte von ihnen ist das benachbarte Bundesland das Ziel. Wer fährt am weitesten? Die Brandenburger! Im Durchschnitt legen sie 25 Kilometer Wegstrecke bis zur Arbeit zurück. Das ist bundesweiter Spitzenwert. 294.400 Menschen Circa Kilometer pendeln täglich nach Berlin, davon ca. 220.800 aus dem Land Brandenburg. fährt ein Brandenburger im Schnitt jeden Tag zur Arbeit. 25 Brandenburg ist das Bundesland mit der höchsten Auspendlerquote. 28,6 % 45.900 Pendler begeben sich täglich zu ihrem Arbeitsplatz nach Potsdam. Im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 gilt seit dem 1. Januar eine neue Austauschpflicht für Öl- und Gasheizungen. Bisher betraf die Regelung pauschal alle Heizungen, die vor 1978 installiert worden waren. Ab 2015 dürfen die Anlagen generell nicht älter als 30 Jahre sein. Ausnahme: Ein Immobilienbesitzer hat das Haus oder die Wohnung bereits zum 1. Februar 2002 selbst bewohnt. Auch sogenannte Brennwertkessel und Niedertemperatur-Heizkessel mit höherem Wirkungsgrad sind von der Regelung ausgenommen. è Details unter: enev-2014.info Investitionsland Brandenburg Nicht nur immer mehr Urlauber, sondern auch eine zunehmende Anzahl von Investoren entdeckt für sich die Vorzüge Brandenburgs. In Kooperation mit dem Bund unterstützt die Landesregierung diese positive Entwicklung mithilfe von Fördergeldern. Erfolgreich: 332 Investitionsprojekte wurden im vergangenen Jahr mit 228,9 Millionen Euro gefördert. Dadurch entstanden 1.904 neue Arbeitsplätze in der Region. Besonders bereits ansässige Unternehmen in Brandenburg intensivieren das Engagement: Sie bauen ihre Standorte aus, erweitern die Produktionskapazitäten und errichten neue Werke. è Mehr dazu unter: mwe.brandenburg.de 16 I sans souci im Frühling 2015 Fotos: shutterstock (1), F1online (1), fotolia (1), PR/ Deutsche Bahn (1), Illustrationen: flaticon Raus mit der alten Heizung LEBENSWERTE Ideenreiche Kommune gesucht Das kann weg! Erblüht draußen die Natur, steht zu Hause der Frühjahrsputz an. Eine gute Gelegenheit, um die Wohnung aufzupolieren und auszumisten. Mit diesen Tipps gelingt das große Aussortieren: Clever ist es, jeden Wohnbereich einzeln abzuarbeiten. Entsorgt werden kann alles, was schon lange ungenutzt ist. Besonders viel Aufmerksamkeit verdient der Kleiderschrank. Was nicht mehr passt oder gefällt, kann gespendet beziehungsweise auf dem Flohmarkt sowie über das Internet verkauft werden. Ein Trick für die Zukunft: Die Kleidung auf Bügel mit umgedrehten Haken in den Schrank hängen. Nach vier Monaten sind diese unverändert? Ausrangieren! Ausnahme: Kleider und Anzüge für besondere Anlässe sowie saisonale Kleidung. Nach getaner Arbeit nicht die Belohnung vergessen, zum Beispiel mit einem Ausflug in den Frühling oder einem Einkaufsbummel – jetzt ist schließlich wieder genug Platz für Neues. Spreewald immer beliebter Was wird beim Frühlingsputz in der Regel ausgemistet? 84 80 % Frau Mann Quelle: statista.de 55 Klamotten 18 64 Zeitschriften / Zeitungen 10 0% Technikgeräte 25 20 % 45 Vorräte (z.B abgelaufene Produkte) 28 34 55 49 Kosmetika, Pflegeprodukte 40 % Einrichtungsgegenstände (z.B. Stühle) 74 60 % Lebenswert und miteinander vernetzt soll die Kommune der Zukunft sein. Mit einem Stadt-Umland-Wettbewerb gibt Ministerin für Infrastruktur und Landesplanung Kathrin Schneider dieser Vision einen Impuls. Dadurch sollen arbeitsfähige Kooperationen zwischen Städten und ihrem Umland entstehen. Die Kommunen in Brandenburg sind aufgerufen, sich mit ihren Ideen im Wettbewerb einzubringen. Dafür gilt es, entsprechende Entwicklungsstrategien sowie Angaben zur Umsetzung einzureichen. Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2015. Eine Jury, deren Mitglieder aus den beteiligten Ministerien stammen, kürt die besten Konzepte. Für die Umsetzung stehen 213 Millionen Euro aus drei verschiedenen EU-Fonds zur Verfügung. è Mehr unter: stadt-umlandwettbewerb.brandenburg.de Erfreuliche Zahlen für die Region: Wie das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg bekannt gab, kamen von Januar bis November 2014 rund 571.700 Urlauber in den Spreewald. Das entspricht einer erneuten Steigerung um 10,1 Prozent – ein positives Fazit für das vergangene Jahr und die Entwicklung des Tourismus. Zumal auch die Zahl der Übernachtungen auf 1,5 Millionen stieg. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent. Touristenmagnet ist das UNESCO-Biosphärenreservat. Es bietet Wanderfreunden ganzjährig die Möglichkeit, sowohl auf dem Land als auch zu Wasser die Natur zu erkunden. è Mehr Infos unter: spreewald.de sans souci im Frühling 2015 I 17 LEBENSWERTE UNSERE EXPERTEN ANTWORTEN Die Experten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse stellen sich täglich vielen Fragen. Drei davon hat die Redaktion von sans souci zusammengetragen, um sie für alle Leser beantworten zu lassen. 1 Es antwortet Eileen Straube, VermögensCenter Potsdam-Mittelmark D ie Deutschen sparen regelmäßig, Tendenz steigend. 2011 waren es 52 Prozent, die Geld für später anlegten, heute sind es 60 Prozent. Zugleich sparen sie verhältnismäßig viel: Zwischen 10.000 und 41.000 Euro legte jeder Deutsche 2013 zur Seite. Dennoch liegt das Gesamtsparvermögen deutlich unter dem ähnlich entwickelter Länder. Grund ist, dass die Menschen hierzulande beim Sparen sehr konservativ sind, zinsabhängige Anlageformen bevorzugen. So befindet sich ein Großteil des Geldes auf Sparbüchern, mit großem Abstand gefolgt von Bausparverträgen, Girokonten und Lebensversicherungen. Und in einer Zeit, in der die Zinssätze für risikoarme Anlagen niedrig sind wie nie, wirkt sich das negativ aus. Das bedeutet, dass die anhaltende Niedrigzins-Phase den Vermögensaufbau der deutschen Haushalte erschwert. Und das wiederum wirkt sich auf das deutsche und internationale Finanzsystem aus, welches mit dem Sparkapital der Menschen rechnet und arbeitet. Während etwa 58 Prozent der Deutschen ein Sparbuch besitzen, nennen gerade mal elf Prozent Anteile an Fonds oder Aktien ihr Eigen. In den USA 18 I sans souci im Frühling 2015 „Um auf niedrige Zinsen zu reagieren, sollte die Finanzplanung den aktuellen Herausforderungen angepasst werden – mit Anlagen, die höhere Renditechancen bieten.“ Eileen Straube sind mehr als die Hälfte der Menschen Aktionäre. In den Staaten sind Aktien allerdings auch Teil einer Altersvorsorge, die über den Arbeitgeber abgeschlossen wird. In den Niederlanden sind noch ein Drittel und in Schweden etwa ein Fünftel Aktionäre. Angesichts der Erfolgsgeschichte, die der deut- sche Aktienmarkt in den vergangenen Jahren erlebt hat, sind elf Prozent eine überraschende Zahl. Denn derzeit lassen sich nur mit Wertpapieren höhere Erträge erzielen. Trotzdem profitieren eher andere an Deutschlands Aktienaufschwung: Aktuell werden etwa gut zwei Drittel an allen Dax-Konzernen von ausländischen Investoren gehalten. Woran liegt das? Ein Faktor ist, dass viele Menschen schlicht zu wenig Kenntnisse von alternativen Geldanlagen haben und deswegen eher in altbekannte Sparformen investieren. Weiterhin wird oft auf den richtigen Moment gewartet, um in Aktien oder Fonds anzulegen. Den gibt es im Grunde jedoch gar nicht. Viel wichtiger ist es, nicht direkt mit einem Großteil seines Geldes einzusteigen, sondern klein anzufangen oder in Fonds zu investieren. Diese eignen sich besonders gut für den Einstieg in das Aktiengeschäft. Attraktive Anlagemöglichkeiten sind meist dort zu finden, wo eng an der realen Wirtschaft investiert wird. Deren Entwicklung ist deutlich weniger von Geldwertschwankungen und Inflation beeinflusst. Ein bewährtes Mittel, um Chancen zu nutzen und Risiken zu verteilen, ist eine breite Streuung. Somit gleicht man kleinere Verluste durch Schwankungen aus. Unsere Experten beraten Sie gern. Illustrationen: C3 Visual Lab (3) Wie legen wir Deutschen in Zeiten von niedrigen Zinsen Geld an? Welche Anlageform lohnt sich jetzt? LEBENSWERTE 2 Wer regelt im Ernstfall meine finanziellen Angelegenheiten? 3 Es antwortet Andreas Schlöhlein, VermögensCenter Oberhavel M it der Ausstellung einer Vollmacht versetzen Sie Menschen aus Ihrem Umfeld in eine sehr vertrauenswürdige Position. Der oder die Bevollmächtigte soll Sie in bestimmten Lebenssituationen vertreten und Entscheidungen in Ihrem Sinne treffen, wenn Sie dazu nicht mehr in der Lage sind. Beispielsweise gilt es, über Behandlung und Pflege zu entscheiden, wenn Ihnen etwas zustößt. Aber auch die Verwaltung Ihrer geschäftlichen und finanziellen Angelegenheiten gegenüber Banken, Behörden und Geschäftspartnern sollte geregelt sein. Denn Ehepartner, Lebensgefährten oder nahe Verwandte sind nicht automatisch berechtigt, für Sie zu entscheiden. Um Unannehmlichkeiten für Ihre Angehörigen oder die Einsetzung einer unbekannten dritten Person durch das Amtsgericht zu vermeiden, sollte also rechtzeitig vorgesorgt werden. Überlegen Sie sich genau, wofür Sie wem eine Vollmacht ausstellen. Am besten lassen Sie sich dazu von einem Experten beraten. Dabei können bereits im Vorfeld Fehler beseitigt und Missverständnisse ausgeräumt werden. Sind Sie rechtsschutzversichert, sind solche Informationen zu juristischen Fragen oftmals Bestandteil der Serviceleistungen. Umfangreiche Informationen erhalten Sie auch bei Ihrem MBS-Berater. arum und wie sollte man W sich für den Fall der Pflege bedürftigkeit absichern? Es antwortet Rainer Hörnlein, VermögensCenter Potsdam D ie Zahl der Pflegebedürftigen steigt: Aktuell sind 2,5 Millionen Menschen in Deutschland auf fremde Hilfe angewiesen, in 15 Jahren sollen es bereits 3,5 Millionen sein, prognostiziert das Bundesministerium für Gesundheit. Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen. Mittlerweile ist jeder vierte Betroffene jünger als 60 Jahre. Wichtig ist daher, das Thema nicht zu tabuisieren, sondern mit den Angehörigen offen darüber zu sprechen und sich möglichst früh um eine Vorsorge zu kümmern. Denn die sichert nicht nur Sie für den Pflegefall ab, sondern sorgt außerdem dafür, dass Ihre Familie finanziell nicht belastet wird. Im Falle eines Falles – das heißt, wenn der Betroffene die Kosten nicht selbst tragen kann – haften nämlich die Kinder für ihre Eltern. Pflege ist teuer und die gesetzliche Pflegeversicherung deckt bei Weitem nicht alle Kosten ab; es entsteht eine Versorgungslücke. Je nachdem, welche Pflegestufe vorliegt und ob die Betreuung zu Hause oder im Pflegeheim erfolgt, kommen monatliche Kosten von etwa 1.800 Euro auf die Betroffenen zu. Wird es über das eigene Vermögen finanziert, schmilzt das Erbe für Ehepartner und Nachkommen. Eine Lösung bietet die private Pflegeversicherung, die zudem staatliche „Mit steigender Lebenserwartung wächst das Risiko, pflegebedürftig zu werden. Dafür gilt es vorzusorgen.“ Rainer Hörnlein Förderungen erhält. Nur so lässt sich die Versorgungslücke schließen und gegebenenfalls ein Leben im gewohnten Umfeld realisieren. Rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden derzeit zu Hause durch ihre Kinder und/oder externes Pflegepersonal betreut. Auf diese Weise können sie so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben führen. Gemeinsam mit einem Experten lassen sich alle Möglichkeiten abwägen und ein individueller Plan für die eigene Vorsorge aufstellen. sans souci im Frühling 2015 I 19 LEBENSWERTE 20 I sans souci im Frühling 2015 LEBENSWERTE FÜNF AUF EINEN STREICH Fünf Standorte, zwei Bundesländer, eine Region: Für die Bundesgartenschau (BUGA) 2015 werden neue Wege beschritten. Was macht diese Schau so anders? Ein Blick hinter die Kulissen. D as hat bisher noch niemand gemacht“, sagt Erhard Skupch, Geschäftsführer des Zweckverbandes der BUGA 2015 Havelregion. Und in der Tat: Die Schau vom 18. April bis zum 11. Oktober 2015 setzt neue Maßstäbe. Erstmals in der Geschichte der Bundesgartenschauen in der Bundesrepublik wird es eine BUGA geben, die sich über eine gesamte Region und mehrere Städte erstreckt. Das Gebiet reicht von Brandenburg an der Havel mit dem Dom St. Peter und Paul bis hin zur Hansestadt Havelberg mit dem Dom St. Marien. Entsprechend lautet das Motto: „Von Dom zu Dom – das blaue Band der Havel.“ Ebenfalls Teil der Schau sind die Orte Amt Rhinow/ Stölln, Rathenow und Premnitz. Letzterer ist der Hauptsitz des Zweckverbandes. Rund 50 Mitglieder kümmern sich hier um Management und Durchfüh- rung – und machen dabei vieles zum ersten Mal in der 64-jährigen BUGA-Geschichte. „Die üblichen Grundprinzipien einer Bundesgartenschau sind bei uns nicht anwendbar“, betont Skupch. „Die bisherige Geschäftsform der GmbH zum Beispiel würde schlecht funktionieren bei fünf Städten und zwei Bundesländern.“ Daher wurde der Zweckverband gegründet. Und der hat in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. Seit die Havelregion 2007 den Zuschlag der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft er- „Die üblichen Grundprinzipien einer Bundesgartenschau sind bei uns nicht anwendbar.“ Erhard Skupch hielt, arbeitet das Team auf Hochtouren. Die größte Herausforderung: Neben den Stadt- und Landesvertretern unterschiedliche Branchen an einen Tisch zu bringen. Denn eine Region ist eben mehr als ein Garten in einer Stadt – und die BUGA soll Wirtschaft und Tourismus rund um die Havel nachhaltig stärken. LUFT NACH OBEN „Der Harz und der Spreewald sind bereits bekannte Marken“, erläutert Skupch, „die Havelregion hat da noch Luft nach oben.“ Daher vernetzte das Team um Erhard Skupch Interessengruppen, die so sonst nicht zusammenarbeiten – von Gastronomie, Hotellerie und Tourismus über den Naturschutzbund bis hin zu Bootsverleihern oder der Deutschen Bahn. „Das ist der zentrale Erfolg dieser BUGA“, findet Skupch. „Allein 62 Unternehmen aus der Region beteiligen sich unter dem BUGA-Siegel ‚Von der BUGA empfohlen‘. Insgesamt machen mehr als 300 Partner mit. Das ist hervorragend. Eine positive Botschaft.“ Die Kooperationen sollen dauerhaft weitergeführt werden. Auch die MBS ist beteiligt als Hauptsponsor. Mit 1,5 Millionen Besuchern rechnen die Macher. Entsprechend sans souci im Frühling 2015 I 21 musste auch die Infrastruktur behutsam ausgebaut werden. Ebenfalls eine Aufgabe, die normalerweise entfällt. Allein in Brandenburg wurden für 13,2 Millionen Euro neue Radwege eingerichtet. Es gibt direkte, straßennahe Wege, aber auch längere, die zu einem ausgedehnten Ausflug durch die Natur einladen. „Wir gehen davon aus, dass wir die erste Radfahrer-BUGA sein werden“, betont Skupch. Der Zweckverband setzte sich ebenso für die Ausdehnung der Regionalbahnund Busverbindungen ein. Ohne Auto wären bestimmte Gebiete überhaupt nicht erreichbar gewesen. Aber selbst dort wird bald stündlich ein Bus fahren. Schifffahrten auf der Havel wird es auch geben. Das Besondere daran: Es lassen sich die aktuellen Renaturierungsarbeiten der Havel miterleben. Der Fluss war in der Vergangenheit für schwere und lange Frachtschiffe ausgebaut worden. Seit nur noch kleinere Wasserfahrzeuge wie Fahrgast- und Hotelschiffe passieren, steht dem Rückbau nichts im Wege. 90 Kilometer lang ist das Naturschutzgebiet. Besucher der BUGA dürfen sich auf eine spannende Führung durch die heimische Tier- und Pflanzenwelt freuen. HIGHLIGHTS AN FÜNF ORTEN Die Havel ist mehr als eine Attraktion – sie ist das zentrale Element der BUGA 2015. Was liegt also näher, als einen Havelbewohner zum Markenzeichen zu machen? Das fanden auch die Veranstalter. Im Rahmen eines öffentlichen Wettbewerbs kürten sie einen Wels zum Maskottchen: Der Entwurf einer Schülerin aus Bützer in Brandenburg begeisterte die Jury. Ein Grafiker verlieh der Idee den letzten Schliff, auf der BUGAHomepage stimmten Nutzer über den Namen ab. Seither rührt „Wilma Wels“ kräftig die Werbetrommel. Skupch ist mit seinem tierischen Aushängeschild sehr zufrieden. „Es gibt ja auch Welse in der Havel. Ich habe Exemplare gesehen, das haut Sie um – bis zu zwei Metern.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Schmecken auch gut.“ Aber was ist denn nun mit den eigentlichen Stars einer jeden Gartenschau: mit den Pflanzen? „Wir haben eine Million Blumenzwiebeln gepflanzt. Das ist wahnsinnig viel“, erklärt Skupch. Und natürlich gab es auch hier eine Herausforderung, die bei einer städtischen BUGA eher selten zu bewältigen ist: „Eines morgens kam ich in einen unserer Gärten und dachte, jemand hätte umgegraben“, erzählt der BUGA-Chef. „Dabei waren dort gerade erst Tulpenzwiebeln gepflanzt worden.“ Was war passiert? „Wildschweine“, Skupch lacht. „Ja, die haben die BUGA zum Fressen gern. Eine Tulpensorte war wohl besonders schmackhaft, die haben sie sich gezielt herausgesucht.“ Aber die Schau ist wegen des einmaligen Vorfalls natürlich nicht in Gefahr. Im Gegenteil. Die Besucher dürfen sich auf ein Meer an Tulpen, Rosen und Dahlien freuen – und auf viele zusätzliche Attraktionen. Die BUGA 2015 wird zum Beispiel erstmals Hallenschauen in Kirchen präsentieren: in St. Laurentius in Havelberg und St. Johannis in Brandenburg an der Havel. Für diese Idee begeistert sich Skupch besonders. „Das ist eine Weltneuheit. Hansestadt Havelberg Unter dem Motto „Erkenntnis“ stehen hier kontemplative Orte im Fokus. In der Stadtkirche St. Laurentius sind 16 wechselnde Blumenschauen zu bewundern. Im Dombezirk locken der Klostergarten und diverse Ausstellungen. Das Haus der Flüsse stellt das Biosphärenreservat Mittelelbe vor. Die Kirchenräume sind gigantisch dafür!“ Stolz ist er auch auf den 81 Meter hohen BUGA-City-Skyliner, den derzeit höchsten mobilen Aussichtsturm der Welt. Er wird nacheinander in Brandenburg an der Havel, Rathenow und in der Hansestadt Havelberg zu besichtigen sein (Termine siehe Infokasten Seite 23). Aber auch sonst hat diese BUGA einiges zu bieten. Jede der fünf Partnerstädte präsentiert ihre Gärten unter einem eigenem Thema, passend zu den lokalen Sehenswürdigkeiten und Glanzpunkten. Besucher dürfen sich dafür ausdrücklich Zeit nehmen: Ein Ticket gilt für alle fünf Standorte, wobei die einzelnen Besuchstage nach Lust und Laune frei gewählt werden können. Die offizielle Eröffnung durch Bundespräsident Joachim Gauck findet am 18. April 2015 in Brandenburg an der Havel statt. Bis dahin ist noch eine Menge zu tun. „Wir sind im Endspurt“ erklärt Skupch. „Bühnen und Pavillons aufbauen, Internet- und Elektro-Verbindungen legen, Gästetoiletten bereitstellen.“ Doch alles liegt im Zeitplan. Bleibt den Veranstaltern abzuwarten, wie die Besucher das neue Konzept aufnehmen werden. „Wir sind eben anders“, sagt Skupch. Und bringt damit die Bundesgartenschau in der Havelregion 2015 auf den Punkt. LEBENSWERTE Amt Rhinow/Stölln BUGA-Thema der Gemeinde mit ihrem Fliegerpark ist „Mut“. Hier machte nicht nur Otto Lilienthal seine Flugübungen. Auch die Landung der legendären Passagiermaschine Lady Agnes gelang hier – ganz ohne ohne Flugpiste. Die Jüngsten dürfen sich schon auf die Drachenwerkstatt freuen. Premnitz In der Havelstadt geht es um den „Impuls“, die Natur zu erkunden – zum Beispiel auf dem Naturerlebnispfad im Auenwald. Mit seiner Uferpromenade, der zehn Meter hohen Aussichtsplattform und seinen Tagesgärten ist Premnitz für Besucher ein lohnenswertes Ziel. Rathenow Hier dreht sich alles um den Optikpark und um „Weitsicht“. Seerosen- und Dahlienarena sowie Wechselflor mit spannenden Sichtachsen sind hier zu entdecken. Daneben begeistert der Weinberg mit der extra für die BUGA neu konstruierten, 348 Meter langen Weinberg-Brücke. Brandenburg an der Havel Thema ist hier „Ursprung“. Denn hier wird die BUGA eröffnet. Die St. Johanniskirche ist Schauplatz 16 wechselnder Blumenschauen, die nicht identisch mit denen in Havelberg sind. Dazu gibt es 33 Themengärten an der Havel und stilisierte Pflanzenschiffe. Die BUGA 2015 Havelregion vom 18. April bis zum 11. Oktober 2015 Foto: PR (1), Illustrationen: C3 Visual Lab Öffnungszeiten: Die Kassen sind täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Von Mai bis September sogar bis 19 Uhr. Tickets: Mit einer BUGAEintrittskarte können Besucher im gesamten Zeitraum von April bis Oktober alle fünf Standorte jeweils einmal besuchen. Für Erwachsene kostet ein Ticket 20 Euro. Darüber hinaus werden ermäßigte Karten, Dauer-, Feierabend- und Gruppentickets angeboten. Eröffnung: Am Abend vor der offiziellen Eröffnung erwartet Besucher die Multimediashow „BUGA-Erwachen“, die mit einer Lichtund Lasershow aufwartet. Ort ist das Salzhofufer in Brandenburg an der Havel. Einlass ist 19 Uhr, Beginn des Hauptprogramms ist 21 Uhr. Der offizielle Festakt findet am folgenden Tag von 11 bis 12 Uhr auf der Packhofbühne statt. BUGA-Skyliner: Wer die BUGA aus der Vogelperspektive genießen möchte, kann mit der mobilen Aussichtsplattform 70 Meter in die Höhe fahren. Aber Achtung, der BUGA-Skyliner ist nicht immer und überall im Einsatz. Die Termine sind in Brandenburg an der Havel (17.04.–07.06.2015), Rathenow (13.06.–23.08.2015) und Hansestadt Havelberg (29.08.–11.10.2015). buga-2015-havelregion.de Jetzt Tickets gewinnen! Wir verlosen 3 x 2 BUGA-Tickets.* Schreiben Sie bis zum 15. April 2015 eine E-Mail an (bitte Name und Adresse mit angeben): [email protected] *Teilnahme ab 18 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. MBS-Mitarbeiter und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die im Rahmen der Verlosung gewonnenen persönlichen Daten werden nur für die Kartenvergabe genutzt. sans souci im Frühling 2015 I 23 LEBENSWELTEN Dank des Schlosses verliebten sich Petra Fleischer und Harald Slibar. LEBENSWELTEN WIE IM MÄRCHEN In Schloss Wiesenburg wohnen rund 40 Menschen wie in einer großen WG. Für zwei von ihnen hat dieser besondere Ort eine schicksalshafte Bedeutung. W er an einem sonnigen Tag die Schlossauffahrt hinaufwandert, den führt sein Weg durch das Torhaus hindurch geradewegs auf einen romantischen Schlosshof. In dessen Mitte prunkt ein Brunnenhäuschen, das im frühen 17. Jahrhundert aus Italien nach Wiesenburg kam. Aufwendig gestaltete Portale führen vom Hof zu den 33 Wohneinheiten, die es heute im Schloss gibt. Aber weder ein altes Adelsgeschlecht, noch der internationale Jetset sind hier zu Hause. Stattdessen leben im Schloss Wiesenburg Lehrer, Künstler, Musiker, Unternehmer und Journalisten. Eine bunte Mischung also, die als eingeschworene Eigentümergemeinschaft für die Anlage verantwortlich ist. Majestätischer Anblick: Schloss Wiesenburg erhielt seine heutige Gestalt im 19. Jahrhundert. sans souci im Frühling 2015 I 25 LEBENSWELTEN Petra Fleischer, Harald Slibar und Kater Billy gehört eine eigene Wohnung in Schloss Wiesenburg. Diese unterscheidet sich in nichts von denen in städtischen Wohnhäusern. Mit einer wichtigen Ausnahme: Die Bewohner teilen sich die ehemaligen Herrschaftssäle sowie die modernen Sauna- und Trainingsräume im Keller. Besonders der Gartensaal mit der Gemeinschaftsküche und die große Terrasse mit dem romantischen Blick auf den Schlosspark laden zu gemeinsamen Festen und Grillabenden ein. Ein bisschen wie in einer WG eben. Nur, dass einige Bewohner ausschließlich in den Ferien oder gezielt zum Arbeiten vorbeischauen. Andere wiederum wohnen das ganze Jahr über im Schloss. So wie das Ehepaar Petra Fleischer und Harald Slibar. WOHNEN IN EINEM DENKMAL Der ehemalige Berliner Harald Slibar kam über Umwege nach Wiesenburg. In seiner Jugend war an einen Umzug nach Brandenburg nicht zu denken: „Ich bin in West-Berlin aufgewachsen. Die Mauer trennte uns vom Umland, das fand ich sehr schade.“ Die Sehnsucht nach dem Landleben verstärkte schließlich ein beruflicher Standortwechsel: „Als Hard- und Softwareentwickler hatte ich zwei Jahre lang in einem kleinen Ort in Bayern zu tun“, erzählt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Das hat mich für die Großstadt verdorben.“ Nach dem Mauerfall hatte Slibar Nachholbedarf – und machte regelmäßig Entdeckungstouren nach Brandenburg. 1999 sah er zum ersten Mal Schloss Wiesenburg. „Es war reiner Zufall. Ich war sogar gerade auf dem Heimweg von einem meiner Ausflüge, da las ich ein Schild ‚Besuchen Sie auch den Schlosspark Wiesenburg‘. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen.“ Kurzerhand änderte er seine Pläne und fuhr nicht nach Hause – sondern weiter nach Wiesenburg. „Ich war vom Park her gekommen und sah erst den schönen Garten. Auf einmal blickte ich über meine Schulter. Da sah ich das Schloss. Mich traf fast der 26 I sans souci im Frühling 2015 Die privaten Räume des Paares umfassen ein Wohn, Schlaf- und Arbeitszimmer sowie Bad und Küche. Schlag: Ich war hin und weg! Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Er fügt begeistert hinzu: „Dann sah ich das Schild ‚Zu verkaufen‘. Ich dachte: Klasse! Da war eigentlich schon alles klar.“ Dabei war das Schloss zu diesem Zeitpunkt mehr oder weniger noch eine große Baustelle. Es hatte bis 1992 als Schule für Russischlehrer gedient und stand seitdem leer. Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten unter dem Architekten Ulrich Ahlert hatten gerade erst begonnen. Dieser hatte von der Gemeinde den Auftrag erhalten, ein Konzept für den heruntergekommenen Gebäudekomplex zu entwickeln. Ahlert entschied sich ge- „Glauben Sie mir: Wohnen in einem Denkmal ist wirklich toll!“ Harald Slibar, Schlossbewohner LEBENSWELTEN „Heute hier zu wohnen ist einfach genial!“ Petra Fleischer, Schlossbewohnerin Der Rittersaal (links) und die Lounge mit Fackelbeleuchtung im Burgfried (rechts). Gemeinsam vor historischem Fachwerk, das bei der Sanierung freigelegt wurde. gen eine naheliegende Lösung wie ein Museum, eine Behörde oder ein Hotel – und schlug vor, stattdessen mehrere Wohnungen und zusätzliche Gemeinschaftsbereiche einzurichten. Dank dieser außergewöhnlichen Idee wurde für Slibar ein Traum wahr. Er mietete eine der Wohnungen, zunächst als Wochenendsitz. Auf den ersten Mietvertrag folgte ein zweiter. Schließlich löste er seine Berliner Wohnung auf. „Irgendwie war’s ja klar“, lacht er. Auch nach 13 Jahren ist er mit seiner Entscheidung rundum glücklich: „Glauben Sie mir: Wohnen in einem Denkmal ist wirklich toll!“ Da stören nicht einmal die Touristen, die in den Schlosspark strömen – denn der gehört der Gemeinde. Auch wenn sich gelegentlich ein Besucher in die privaten Bereiche verirrt, die Schlossbewohner nehmen es mit Humor. Schließlich wissen sie selbst am besten, welchen Reiz das Gebäude auf die Menschen ausübt. Der Hof bleibt jedoch vorsichtshalber am Wochenende geschlossen. LEBENDIGE VERGANGENHEIT Das Schloss hat eine bewegte Vergangenheit. 1161 wurde erstmals eine Burganlage erwähnt. Von ihr sind heute nur noch die Fundamente erhalten, denn nach diversen Zerstörungen musste der Gebäudekomplex immer wieder auf- und umgebaut werden. Zwischen 1864 und 1880 wurde das Schloss unter Curt Friedrich Ernst von Watzdorf im Neorenaissancestil restauriert und erhielt so seine heutige Form. Mit Ulrich Ahlert hat eine neue Bauphase Einzug gehalten. Neues und Altes steht gleichberechtigt nebeneinander. Metall- und Betonkonstruktionen bilden bewusst einen Gegenpol zu liebevoll inszenierten, historischen Bauelementen. Ein Konzept, das Slibar gut gefällt: „Manche mögen das Moderne nicht, aber ich will ja nicht in Disneyland wohnen“. Gesellschaftliches Herzstück des Schlosses ist der Gartensaal. Hier treffen sich die Bewohner zu Partys oder auf einen Plausch. Auch private Ausstellungen finden hier regelmäßig statt. Und die organisiert Slibar als erklärter Kunstliebhaber am liebsten gleich selbst. Der Gartensaal öffnet sich über zwei Stockwerke und wird auf mittlerer Höhe von einer Galerie umrahmt. Wer sich in dem Raum umschaut, entdeckt ein restauriertes Wandstück aus dem 16. Jahrhundert. Nicht der einzige Hinweis auf die Vergangenheit: Im Untergeschoss gehen die freigelegten mittelalterlichen Fundamente aus behauenen Feldsteinen in modernisierte Wände mit rauer Betonoptik über. Wie das Untergeschoss gehört auch der 48 Meter hohe Burgfried zum sans souci im Frühling 2015 I 27 LEBENSWELTEN „Ich bin begeistert von der Wirklichkeit. Das kann sich niemand ausdenken!“ Petra Fleischer, Schlossbewohnerin MÄRCHENHAFTE GEGENWART Slibar selbst hat vor kurzem die Formalitäten geklärt, um im Rittersaal seine große Liebe Petra Fleischer heiraten zu dürfen. Denn ohne das Schloss hätten die beiden sich niemals kennengelernt. „Wussten Sie, dass auch ich nur wegen des Schlosses vor 30 Jahren nach Wiesenburg gekommen bin?“, fragt Petra Fleischer. Sie lächelt und macht eine ausladende Geste. „Ich kam als Lehrerin hierher, als das Schloss noch eine Schule war. In diesem Räumen habe ich unterrichtet.“ Im Ernst? „Ja!“ Sie nickt und zeigt durch das Fenster. „Dort hinten war mein Klassenzimmer! Im Gartensaal war die Aula.“ Wie fühlt es sich eigentlich an, in einem Haus zu wohnen, in dem man vorher gearbeitet hat? „Das ist genial! Ich bin immer noch begeistert von der Wirklichkeit.“ Sie lacht. „Das kann sich niemand ausdenken!“ Vor 30 Jahren hät- 28 I sans souci im Frühling 2015 127 Hektar groß ist der Schlosspark, der auf die Familie von Watzdorf zurückgeht. te sie nie zu träumen gewagt, einmal in ihrer alten Wirkungsstätte zu wohnen – und überhaupt so lange in Wiesenburg zu leben. „Als ich wegen des Jobs hierher kam, fand ich es hier sehr verschlafen“, gesteht sie. Inzwischen hat Petra Fleischer ihre Meinung geändert und ist mit dem Ort und seinen Menschen fest verwachsen. Begeistert erzählt sie von ihren Freunden und Nachbarn. Wegen ihnen blieb sie, nachdem die Schule 1992 geschlossen wurde. Schließlich lernte sie Slibar kennen. Bei einer Kunstausstellung im Ort, die er mitorganisiert hatte, kamen die beiden ins Gespräch. Acht Jahre ist das jetzt her. Immer noch wirken die beiden wie frisch verliebt. Am 31. Dezember 2014 gaben sie sich schließlich das Ja-Wort – hier, in „ihrem“ Schloss. Heute machen sie gemeinsame Spaziergänge im romantischen Schlosspark, lächeln einander glücklich an. Es wirkt fast wie im Märchen und erinnert ein bisschen an „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Aber das ist ja eine andere Geschichte. In einem anderen Schloss. è Mehr unter: schloss-wiesenburg.de Fotos: Georg Roske (11) ältesten Teil des Schlosses. Besucher, die die Treppen bis ganz nach oben erklimmen, werden mit einem atemberaubenden Blick auf die Umgebung belohnt. Fast schon schaurig dagegen wirkt die Lounge im Erdgeschoss des Turmes: Von Fackeln erleuchtet, könnte sie die Kulisse für einen Gespensterfilm sein. Auch an dieser Stelle gehen die Epochen ineinander über: Auf der runden Innenwand ist das vorwitzige Graffiti „Paul, 9.8.1948“ erhalten geblieben. In Nachbarschaft zu der Lounge befindet sich der Rittersaal. Mit seiner kreuzgratgewölbten Decke atmet er ebenfalls den Geist des Mittelalters. „Man darf hier auch heiraten“, verrät Slibar. An diesem Umstand ist er nicht ganz unschuldig. R KO NZERT RAN E S E OMM E ⁂B 25 H D RE JA H E NB C URGIS 14.6. – 5.9.2015 Kartentelefon 01806. 999 000 222 (14 Ct. / Min. aus dem dt. Festnetz, max. 42 Ct. / Min. aus den dt. Mobilfunknetzen) www.brandenburgische-sommerkonzerte.de LEBENSWELTEN BILDUNG VON ANFANG AN Seit 17 Jahren führt das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg Kindertagesstätten, Schulen und Wohneinrichtungen in Brandenburg und weiteren drei Bundesländern. An seiner Spitze stehen Renate Ulbricht und Friedhelm Koopmann. E s ist schon ein kleines Sozialimperium, das Renate Ulbricht von ihrem gläsernen Schreibtisch in der Oranienburger Rungestraße aus führt. 1.350 Mitarbeiter wie Erzieher und Lehrer sind beim Jugend- und Sozialwerk gGmbH (JuS) beschäftigt. Mit 16 Kitas und vier Schulen gehört das JuS in Brandenburg zu den größeren Trägern. Friedhelm Koopmann sitzt Ulbricht direkt gegenüber. Er ist der starke Partner an ihrer Seite. Lange Zeit arbeitete er in der Berliner Verwaltung. Doch Anfang der 1990er-Jahre gab er seine sichere Beamtenlaufbahn auf und machte sich selbstständig. „Ich bin ein kreativer Mensch und habe meine eigenen Vorstellungen“, so der 71-Jährige. Als Ende der 1990er-Jahre die Oranienburger Arbeiterwohlfahrt in Konkurs ging, übernahm er das Berufsbildungswerk und eine Kindertagesstätte in Oranienburg. Damit schuf sich Koopmann sein eigenes soziales Unternehmen, das Jugend und Sozialwerk (JuS), dessen alleiniger Gesellschafter er ist. Wenig später traf Friedhelm Koopmann auf Renate Ul- 30 I sans souci im Frühling 2015 Renate Ulbricht und Friedhelm Koopmann „Wir sind ein typisches Ost-West-Gespann und konnten viel voneinander lernen.“ Friedhelm Koopmann, Gesellschafter LEBENSWELTEN Renate Ulbricht leitet seit 15 Jahren als Geschäftsführerin die Geschicke des Jugend- und Sozialwerks. sans souci im Frühling 2014 I 31 LEBENSWELTEN Renate Ulbricht mit Kindern der zweiten Klasse im denkmalgerecht sanierten Flur des JuS-Hauptgebäudes in der Oranienburger Rungestraße. bricht, die, wie er, dem Humanistischen Landesverband angehört und dort die Buchhaltung machte. Aufgewachsen in der DDR hatte sie eine Ausbildung zum Baufacharbeiter mit Abitur gemacht, studierte später Staat und Recht und orientierte sich nach der Wende beruflich neu, indem sie Betriebswirtschaft studierte. „Wir sind ein typisches Ost-WestGespann und konnten gut voneinander lernen“, sagt Koopmann. So kennt er sich bestens mit dem bundesdeutschen Verwaltungs- und Rechtssystem aus. „Ich dagegen“, wirft Ulbricht ein, „weiß gut mit den Befindlichkeiten der Menschen hier im Osten umzugehen.“ So kümmert er sich um die administrative Arbeit, während sie die Finanzen im Blick hat und den Laden mit ihren kreativen Ideen in Schwung hält. SCHLANKE STRUKTUREN Als sich seit den 90er Jahren immer mehr Kommunen aufgrund der angespannten wirtschaftlichen Situation von ihren Kindertagesstätten trennten, um ihre finanziellen Zuschüsse zu reduzieren, übernahm das JuS viele dieser Einrichtungen. „Wir konnten mit unseren Konzepten die Kommunen und Mitarbeiter überzeugen. Anfangs war es wie beim Sport, möglichst viele Ausschreibungen zu gewinnen“, erklärt Koopmann. Genauso wie kommunale Einrichtungen muss sich die gemeinnützige GmbH an die gesetzlichen Bestimmungen wie das Brandenburger Kindertagesstättengesetz halten – aber mit weniger Geld auskommen. Um dies zu schaffen, setzt das JuS auf eine schlanke Verwaltung aus Geschäftsführung und Betriebsleitung, ohne Zwischenstufe. „Bei uns ist jeder Kita-Leiter auch gleichzeitig Betriebsleiter. So können auch schnell Entscheidungen gefällt werden.“ So empfiehlt die Kita-Leitung selbst Neueinstellungen und entwickelt die Arbeitspläne im Team. Bis zum Sommer will das JuS eine eigene Fachschule für Sozialwesen in Orani- 32 I sans souci im Frühling 2015 Jugend- und Sozialwerk „Wir betreuen die Menschen vom ersten Lebensjahr bis zum Abitur.“ Renate Ulbricht, Geschäftsführerin Das JuS ist eine gemeinnützige GmbH und investiert alle Gewinne wieder in das Unternehmen. Alleiniger Gesellschafter ist Friedhelm Koopmann. Das JuS hat seinen Sitz in Oranienburg. Von dort werden 69 Kindertagesstätten mit über 10.000 Plätzen (teilweise mit angeschlossenem Hort), vier Schulen und eine Einrichtung Betreutes Wohnen für Erwachsene „Haus am See“ in Beetz geleitet. Das JuS ist außer in Brandenburg auch in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin tätig. Obwohl das JuS weniger Zuschüsse als kommunale Träger erhält, werden alle Mitarbeiter nach Tarif bezahlt. Das JuS achtet auf eine gesunde Ernährung sowie auf ökologisch sinnvolle Wertstoffe in Ausstattung und Technik. è Mehr unter: jus-or.de LEBENSWELTEN „Wir wollen die Kinder zu Menschen mit sozialen Kompetenzen entwickeln.“ Renate Ulbricht, Geschäftsführerin wird in den Klassenräumen der Grundschule von Lehrern durchgeführt. „So lernen die Kinder ihre späteren Lehrer und Räumlichkeiten kennen“, erklärt Ulbricht. Auch Grundschule und Gymnasium kooperieren in den Unterrichtsfächern Kunst und Musik miteinander. So gelingt auch hier ein nahtloser Übergang. Fotos: Georg Roske (7) Unterricht in der Grundschule (o.). Renate Ulbricht im Gespräch mit der Schulleiterin Regina Kuntsche. enburg gründen, um dort qualifizierten Nachwuchs auszubilden. „Denn in den nächsten Jahren geht die Hälfte unserer Mitarbeiter in den Ruhestand“, so Ulbricht. Finanziell arbeitet das JuS dabei eng mit der Mittelbrandenburgischen Sparkasse zusammen, um etwa Investitionen zu finanzieren. „Wir haben die MBS seit Jahren als verlässlichen Partner schätzen gelernt“, so der Gesellschafter. „Bildung von Anfang an“, lautet das Motto des JuS. „Wir betreuen die Menschen vom ersten Lebensjahr bis zum Abitur“, sagt Ulbricht. Der Hauptsitz des JuS, ein 1941 fertig gestelltes dreistö- ckiges Gebäude des Architekten Egon Eiermann, ist wie ein Sinnbild für den Aufbau des JuS. Im Erdgeschoss spielen die Jüngsten in einer Kindertagesstätte. Darüber lernen die Schüler einer Grundschule. Das oberste Stockwerk ist allerdings der Verwaltung vorbehalten. „Doch von hier oben sieht man unser nur einen Steinwurf entferntes Gymnasium“, sagt die Chefin und weist auf einen sanierten Industriebau in strahlendem Gelb und Grün. Dieses Ineinandergreifen der verschiedenen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen gehört zu den Grundprinzipien des JuS. Die Vorschule FAMILIÄRE ATMOSPHÄRE Die Erzieher und Lehrer des JuS kommen nicht nur aus Deutschland. „Wir haben Kollegen aus Spanien, Italien, dem Iran und aus Weißrussland“ zählt Schulleiterin Regina Kuntsche auf. Die Schulleiterin schätzt die gut ausgebildeten Fachkräfte aus Osteuropa. „Sie bereichern unseren Schulalltag und prägen die offene, entspannte Stimmung unserer Schule mit“, so Kuntsche. Sie betont die familiäre Atmosphäre in der Schule. „Durch unseren Ganztagsschulbetrieb sind Lehrer und Schüler jeden Tag sieben Stunden miteinander hier. Das prägt.“ Ganz wichtig ist die Kombination schulischer und außerschulischer Aktivitäten. „Wir wollen die Kinder zu Menschen mit sozialen Kompetenzen entwickeln“, so Ulbricht. Dabei ist ganz besonders auch die Mitarbeit der Eltern gefragt. „Als meine beiden Kinder zur Schule gingen, war ich maßlos enttäuscht, wie wenig die Eltern im staatlichen Schulsystem mitwirken können“, so die Geschäftsführerin. Die Mitarbeit der Eltern bei JuS ist nicht nur willkommen, sie ist ausdrücklich erwünscht. So entscheiden Eltern und Lehrer gemeinsam über die Unterrichtsgestaltung und die außerschulischen Aktivitäten. Gemeinsam arbeiten Ulbricht und Koopmann an neuen Plänen. In Brandenburg an der Havel wollen sie einen neuen Hort für 300 Schulkinder bauen und betreiben. Auch aus anderen Kommunen in Deutschland kommen immer wieder Anfragen. Offensichtlich wird Renate Ulbricht in Zukunft für noch mehr Mitarbeiter zuständig sein. sans souci im Frühling 2015 I 33 LEBENSWELTEN Susanne Posth führt unter anderem 25 Senfsorten, 30 Marmeladen und 15 Chutneys. ZEIT IST DAS BESTE REZEPT Nach 20 Jahren auf Norderney hat sich Susanne Posth (43) in Potsdam den Traum von der eigenen Feinkostmanufaktur erfüllt. Sie erklärt, was gute Lebensmittel ausmacht – und wie man sie herstellt. Wie kommen Sie auf neue Ideen? Hin und wieder entdecke ich auf dem Großmarkt neue Früchte. Oder ich sehe etwas Spannendes auf einer Messe, wie letztens eine Kirsch-Schokolade mit Chili. Diese inspirierte mich zu einer Kirschmarmelade mit dunkler Schokolade. Auch die Kunden äußern ab und zu Wünsche. Wenn ich eine Idee habe, probiere ich sie aus, bis mir das Ergebnis schmeckt. Als 34 I sans souci im Frühling 2015 nächstes ist die Familie dran. Auch bei den benachbarten Restaurantbesitzern hole ich mir Feedback. Wenn das Rezept gut ankommt, gehe ich in Produktion. Ich verkaufe nur Sachen, die mir selbst schmecken und die Slow-Food-Aspekten entsprechen. Slow Food, was ist denn das? Eine Gegenbewegung zu Fast Food. Genuss und Qualität stehen im Vordergrund: Der Anspruch lautet, Lebensmittel sauber, fair und nachhaltig zu produzieren. Und das braucht Zeit. SlowFood-Veredler wie ich verzichten daher nicht nur auf künstliche Zusatzstoffe, sondern pflegen auch traditionelle Herstellungstechniken oder verwenden alte Obstsorten. Ich stelle regelmäßig auf Slow-Food-Messen aus. Die Kriterien für die Teilnahme sind sehr streng – und so auch eine Qualitätskontrolle für meine Produkte. Ganz schön scharf: Der Preußensenf enthält Thaichilis und Habaneros. Sind Sie eine Ausnahme in der Region? Nein, in Sachen Slow Food tut sich viel. Das Angebot ist vielfältig: In Werder wird zum Beispiel ein sehr guter Whisky hergestellt. Ich verwende ihn für meinen Schotten-Senf. Wir haben hier genauso viel zu bieten wie Bayern oder das Burgenland. Aber das muss man auch kommunizieren. Als Vorsitzende des Vereins Genussregion Havelseen e. V. setze ich mich aktiv für die Vernetzung von Produzenten, Veredlern, Gastronomen und touristischen Angeboten in der Region ein. Das Interesse für unsere Produkte ist auf jeden Fall da: Zum Beispiel habe ich auch Stammkunden aus Hamburg oder aus Stuttgart. Sie lebten 20 Jahre lang auf Norderney. Was zog Sie zurück? Hier ist meine Heimat. Eine Manufaktur wie diese wäre auf Norderney nicht möglich gewesen. Brandenburg dagegen bietet ideale Voraussetzungen. è Mehr unter: senf-elfen.de Fotos: Georg Roske (2) In Ihrem Laden „Senf-Elfen“ verkaufen Sie Feinkost aus eigener Produktion? Ja. Neben unterschiedlichen Senfsorten stelle ich Fruchtaufstriche, Chutneys, Liköre und Sirup her. Die Rohstoffe beziehe ich größtenteils aus der Region. Aus dem Fläming zum Beispiel stammen die Senfsaat, Sanddorn und Aronia (Apfelbeere). Einiges ernte ich im eigenen Garten, wie die Duftrosen für den Rosenlikör. Da kann ich sicher sein, dass sie nicht gespritzt sind. AKTION BOXSPRINGBETTEN AB 4.990,- € GLEICH 2x IN BERLINS CITY : LIETZENBURGER STR. 72 UND LEIBNIZSTR. 61 MO - SA 11.00- 19.00 UHR · TEL: 030 - 8870 4611 · WWW.11ROOMS.DE