Jetzt ansehen - Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam

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Jetzt ansehen - Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam
Unternehmer werden
Was bei Gründung und
Nachfolge zu beachten ist.
Erlebnis Natur
Die BUGA 2015 in der
Havelregion.
Umfassende Bildung
Das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg.
Das Magazin der Mittelbrandenburgischen Sparkasse
Wohnen
im Denkmal
Petra Fleischer und Harald Slibar
fanden auf Schloss Wiesenburg
ihr Glück.
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2 I
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sans souci im Frühling 2014
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30
Engagiert für
das Jugendund Sozialwerk.
10
Der Traum
vom eigenen
Unternehmen.
24
ORT DES GLÜCKS
Leben und Liebe auf
Schloss Wiesenburg.
Tradition und Zukunft
Kinder und Jugendliche sind die Zukunft unserer Region. Damit das so
bleibt, kümmern sich Renate Ulbricht und Friedhelm Koopmann im Jugend- und Sozialwerk in Oranienburg um Kitas und Schulen. Eine ganz
besondere Verbindung zur Vergangenheit haben Petra Fleischer und
Harald Slibar. Sie wohnen in Wiesenburg in einem echten Schloss. Ein
ganz aktuelles Thema ist die BUGA 2015 Havelregion ab dem 18. April
2015. Natürlich stehen Ihnen auch wieder unsere Experten mit Rat und
Tat zur Seite. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!
Cover: Georg Roske (1) Fotos: Georg Roske (2), gettyimages (1)
Wie immer freuen wir uns auf den Dialog mit Ihnen – ob persönlich, in
unserem Blog (mbs.de/blog) oder auf Facebook (facebook.com/mbs.de).
Heimatgefühle
04Einzigartige Baugeschichte
Dipl.-Ing. Bernhard Schuster über
brandenburgische Architektur.
05 Kommentar von Andreas Schulz
Wie es Euch gefällt.
06Schöne Aussichten
Ein Blick auf sonnengelbe Frühlingsboten.
08 Ganz zu Ihrem Vergnügen
Veranstaltungen in der Region.
Lebenswerte
10Unternehmer werden
Was ist zu beachten?
15Genießen in Brandenburg
Ausgezeichnete Restaurants und
Spezialitäten.
Ihre Mittelbrandenburgische Sparkasse
16Trends, Fakten und Zahlen
Neuigkeiten rund um Finanzen,
Geldanlagen und die MBS.
Impressum
18Nachgefragt
Experten beantworten Leserfragen.
Herausgeber
Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam
Saarmunder Straße 61, 14478 Potsdam
Vorstand
Andreas Schulz (Vorsitzender), Bernward Höving, Gerhard Zepf
V. i. S. d. P.
Christian Bartz
[email protected]
Objektleitung MBS
Daniela Toppel
Chefredaktion
Alexander Tarelkin
Projektmanagement
Annika Tietke
Produktion
C3 Creative Code and Content GmbH
Heiligegeistkirchplatz 1, 10178 Berlin
Tel. 030/440320, www.c3.co
Gesellschafter der C3 Creative Code and Content GmbH sind
die Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Offenburg,
und die KB Holding GmbH, Berlin zu je 50 %. Alleinige Gesellschafterin der Burda Gesellschaft mit beschränkter Haftung
ist die Hubert Burda Media Holding Kommanditgesellschaft,
Offenburg. Gesellschafter der KB Holding GmbH sind die
Herren Lukas Kircher (Geschäftsführer, Berlin) und Rainer Burkhardt
(Geschäftsführer, Berlin) zu je 50 %.
Gestaltung
Katrin Gruber, Moreen Grützmacher
Bildredaktion
Simone Gutberlet (Ltg.), Anna Bianchi
Anzeigenverkauf
Sebastian Veit
C3 Creative Code and Content GmbH (Anschrift siehe oben),
[email protected]
Druck
DBM Druckhaus Berlin-Mitte GmbH;
gedruckt am Produktionsstandort Wustermark
Wiedergabe, auch auszugsweise, nur unter Angabe
des Herausgebers gestattet. Alle in diesem Magazin
veröffentlichten Informationen wurden mit größter
Sorgfalt recherchiert und zusammengestellt. Trotzdem kann die Redaktion keine Gewähr für deren
Richtigkeit übernehmen. Insbesondere stellen
Aussagen zu Wertpapieren und Entwicklungen von
Kapitalmärkten keine Beratung durch die Mittelbrandenburgische Sparkasse in Potsdam dar.
20Herausforderung an fünf Standorten
Die BUGA 2015 in der Havelregion.
Lebenswelten
24
Die Schloss-WG
Schloss Wiesenburg und seine Bewohner.
30Bildung von Anfang an
Das Jugend- und Sozialwerk in Oranienburg betreut 69 Kitas und vier Schulen.
34Qualität aus der Region
Warum Susanne Posth in Potsdam eine
eigene Feinkostmanufaktur eröffnete.
sans souci im Frühling 2015
I 3 HEIMATGEFÜHLE
Dipl.-Ing. Bernhard
Schuster im Gespräch
mit Redakteurin Samira
Suweidan
EIN STÜCK IDENTITÄT
W
er in Deutschland ein Gebäude plant oder baut,
muss beweisen, dass er es
auch kann. Für Architekten
und Stadtplaner ist die Mitgliedschaft
in einer Architektenkammer deshalb
Pflicht. In Brandenburg steht Dipl.-Ing.
Bernhard Schuster der Kammer mit
1.200 eingetragenen Mitgliedern vor.
Die Aufgaben der Körperschaft sind
vielfältig. Sie kümmert sich um die beruflichen Belange der Mitglieder, pflegt
und fördert das Bauwesen sowie die
Baukultur. Doch das ist nicht alleinige
Sache der Architekten. Die Entwicklung
öffentlicher Räume geht alle an. „Alle
Bürger müssen am Diskurs beteiligt
werden, sonst drohen Konflikte“, betont
Schuster. „Die Privatisierung des öffentlichen Raums ist für die Stadtentwick-
4 I
sans souci im Frühling 2015
lung kritisch.“ Die Herausforderung
sieht er darin, die öffentliche Diskussion aktiv anzuregen. Speziell für den
ländlichen Raum wünscht er sich mehr
Aufmerksamkeit. „Es wird derzeit sehr
stark städtisch geschaut. Der Fokus wird
in Zukunft aber stärker zum ländlichen
Raum hinwandern müssen“, so Schuster. „Die Kultur Brandenburgs befindet
sich auch dort. Wir müssen diese Vielfalt erhalten. Der Speckgürtel allein ist
nicht Brandenburg.“ Und so verwundert
es nicht, dass er mit der Baugeschichte
der gesamten Region bestens vertraut
ist. „Brandenburg hat einen speziellen
Hintergrund, den so wenige Bundesländer haben“, erklärt er und gerät ins
Schwärmen. „Vergleichen Sie mal die
Zisterzienserklöster Chorin und Neuzelle.“ Beide Anlagen erzählen noch heute
ihre Geschichte – die unterschiedlicher
nicht sein könnte. Nach der Reformation gehörte Chorin zu Brandenburg,
wurde säkularisiert und verfiel. Neuzelle, als damaliger Teil Sachsens, wurde
im Zuge der Gegenreformation ab dem
17. Jahrhundert barockisiert. „Wenn Sie
die Stiftskirche betreten, denken Sie:
Meine Herrn, was für eine Pracht! Das
gibt es sonst nur in Österreich.“ Es ist
diese historische Identität eines jeden
Gebäudes, das einen sensiblen Umbau
für die Neunutzung erfordert. „Altes und
Neues sollten immer eine gelungene
Symbiose eingehen“, findet Schuster.
„Ein kreativer Entwurf ist ebenso selbstbewusst wie respektvoll.“ Und dann sagt
er: „Geschichte muss lesbar bleiben.“
è Mehr unter: ak-brandenburg.de
Foto: Georg Roske (1)
Seit 2000 ist Dipl.-Ing. Bernhard Schuster Präsident der Brandenburgischen Architektenkammer.
Er erläutert die Besonderheiten der märkischen Architektur.
HEIMATGEFÜHLE
Andreas Schulz, Vorsitzender des Vorstandes
Wie es Euch
gefällt
Illustration: Roland Vorlaufer (1)
H
ören Sie noch CDs? Oder gar
Schallplatten? Dann sind Sie
Nostalgiker. Oder Fan. Denn
immerhin passen Tausende
von Alben, die früher ganze Schrankwände einnahmen, inzwischen auf ein
winziges Speichermedium. Digitalisierung lautet das Zauberwort. Doch
das muss niemanden davon abhalten,
Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1
ganz bewusst auf Vinyl zu hören, um
ein bestimmtes Klangerlebnis zu verspüren. Wohl dem, der die Wahl hat.
In der digitalen Welt können inzwischen die Rasenmäher allein durch die
Gegend fahren; und doch gibt es Menschen, denen das Rasenmähen eine
Entspannung bedeutet, die sie nicht
missen möchten. Hieß es früher noch,
Maschine verdrängt Mensch, werden
sie heute immer bessere Freunde. Vielleicht kommt diese Entwicklung für die
alternde deutsche Gesellschaft gerade
rechtzeitig.
Wer sich entscheiden kann, verspürt
auch keine Sehnsucht nach vergangenen Zeiten: Zwar wird kein Seefahrer
mehr aus purer Romantik nach den
Sternen navigieren, aber nur das GPS
zu beherrschen, ist verpönt. Bücher online zu bestellen, ist vielleicht bequem,
doch wie viel Freude macht es, das
Angebot des Buchhändlers an der Ecke
zu durchstöbern? Es geht wunderbar
schnell, im Internet einen Flug zu buchen, aber wehe, man hat Wünsche, die
nicht dem Standard entsprechen. Dann
die Möglichkeit zu haben, Experten im
Reisebüro zu beauftragen, die einem
alle Fragen beantworten und alle Probleme lösen, ist doch wunderbar. Auch
hier gilt – frei nach Shakespeare: Jeder
so, wie er oder sie es gerne hätte.
Und das gilt auch für das Bankgeschäft:
Es gibt Leute, die haben in diesem
„Hieß es früher noch, Maschine verdrängt Mensch,
werden sie heute immer bessere Freunde.“
Jahrtausend noch keine Papierüberweisung ausgefüllt. An schnelle und
bequeme Bankgeschäfte rund um die
Uhr haben sich die meisten von uns
längst gewöhnt; in einem Flächenland
wie Brandenburg umso wichtiger.
Immer mehr Kunden kommunizieren
mit uns per E-Mail, klicken unseren Internetauftritt an, unsere Facebook-Seite,
unseren Blog. Auch mobiles Banking
wird immer beliebter. Wer auf seinem
Smartphone die Sparkassen-App hat,
die meist genutzte ihrer Art übrigens,
braucht nicht mal mehr einen Computer. Smartphones machen fast alles
möglich, und das von wo aus man will.
Natürlich höre ich die Skeptiker: „Das
ist die Entmenschlichung des Bankgeschäftes, wer will schon einem Rechner
vertrauen?“ Berechtigter Einwand. Und
deshalb werden wir auch zukünftig die
meisten Geschäftsstellen in unserem Geschäftsgebiet haben und mit
unverändertem Engagement in unsere
Beraterinnen und Berater investieren. Sie können weiterhin auf unsere
persönliche Beratung setzen, sei es für
die Finanzierung oder die Geldanlage, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Überlassen Sie Komplexität einfach
uns. Bei den Dingen des täglichen
Bedarfs hingegen ist die digitale Welt
häufig in der Vorrangstellung. Unsere
Firmenkunden setzen mit einem Klick
Hunderte, manchmal Tausende von
Buchungen bei uns in Gang; von denen
möchte keiner mehr die Zeit zurückdrehen. Aber wer den kurzen Plausch am
Schalter schätzt, der soll ihn nicht
missen. Sparkassen waren schon vor
200 Jahren zeitgemäß, sie werden es
auch noch in 200 Jahren sein.
sans souci im Frühling 2015
I 5 Frühlingsbote
Sonnengelbe Felder so weit das Auge reicht:
Im Frühling blüht in Brandenburg der
Winterraps. Ausflugsfreudige Naturliebhaber
werden mit einer intensiven Farbenpracht
belohnt. Die Nutzpflanze wächst und gedeiht
inzwischen auf einer Anbaufläche von rund
134.000 Hektar. Spielt auch das Wetter mit,
sind Rekordernten möglich: So wurden
2014 mehr als vier Tonnen Raps pro Hektar
geerntet. Für die märkischen Landwirte ist der
Raps sowohl aus ackerbaulicher als auch aus
wirtschaftlicher Sicht von Bedeutung.
Die 4.000 Jahre alte Kulturpflanze wird nicht
nur als hochwertiges Speiseöl verwendet,
sondern auch für die Herstellung von Biodiesel
und Tierfutter. Aber auch in der Pharmazie
findet Rapsöl Anwendung, beispielsweise zur
Herstellung medizinischer Salben.
Foto: Patrick Pleul / dpa Picture-Alliance (1)
HEIMATGEFÜHLE
GANZ ZU IHREM
VERGNÜGEN
Die Frühjahrsempfehlungen der Redaktion für erlebnisreiche
Stunden in Berlin und Brandenburg
1
Kulissenzauber
Bis 17. Mai Und der Oscar geht an:
Adam. Sir Ken Adam. Der gebürtige Berliner
und Production Designer erschuf nicht nur die
spektakulären Sets zahlreicher „James Bond“Filme, sondern ist auch für das Szenenbild
von insgesamt über 70 Filmen verantwortlich.
Im Museum für Film und Fernsehen kann
man aktuell die Werke des Oscar-Preisträgers
live bestaunen. Unter dem Titel „Bigger Than
Life. Ken Adam’s Film Design“ läuft dort eine
Sonderausstellung.
è deutsche-kinemathek.de
Berlin
2
Ferch 1. bis 26. April Frühlingsausflug nach Fernost: Mit
einem asiatischen Schalenmarkt für Blumen- und Bonsaigefäße
eröffnet der japanische Bonsaigarten in Ferch die Saison. Wer
die geschwungenen Wege entlang von farbenprächtigen Azaleen,
japanischen Zierkirschen und bis zu 130 Jahre alten Bonsaibäumchen beschreitet, fühlt sich für einen Augenblick lang wie im weit
entfernten Land der aufgehenden Sonne. Im Teehaus können Sie
anschließend Tee- und Gebäckspezialitäten aus Japan genießen
und dabei die berühmten Kois im Teich vor dem Fenster bewundern.
è bonsai-haus.de
8 I
sans souci im Frühling 2015
Fotos: shutterstock (2), PR (5)
Gartenidylle
3
HEIMATGEFÜHLE
Nachtschwärmerei
5
Melodienreigen
20. Juni Zu Ehren des
20. Jubiläums des „Caputher Musiksommers“ feiert das Schloss Caputh
den längsten Tag des Jahres mit einer
internationalen „Mitsommer-Operngala“.
Sängerinnen und Sänger der Hochschule für Musik und Theater „Felix
Mendelssohn Bartholdy“ aus Leipzig
präsentieren vor der traumhaften Kulisse
der Freitreppe des Schlosses Arien, Duette und Ensembles aus den schönsten
Opern, Operetten und Musicals der Welt.
Begleitet werden sie dabei vom Leipziger
Salonorchester Felix.
è caputher-musiken.de
Schwielowsee
Havelaue 11. April Im Süden der Jupiter, im Westen die Venus und dazwischen der wohl beeindruckendste Nachthimmel Deutschlands. Bei der
nächtlichen Führung durch den Sternenpark im Westhavelland lernen Sie
den berühmten Orionnebel kennen, beobachten nachts ziehende Vögel
und lauschen der atemberaubenden Stille. Und falls Sie an diesem Tag
keine Zeit haben, vereinbaren Sie einfach einen individuellen Termin für
Ihre Sternenwanderung.
è untere-havel.info
4
6
Motorengebrüll
9. bis 10. Mai Wer an diesem Wochenende
Lust auf heiße Reifen und viel Action hat, sollte sich
die Europameisterschaft im Autocross nicht entgehen
lassen. Auf der 810 Meter langen Naturrennstrecke
in Seelow treffen sich die Teilnehmer der Deutschen
Autocross-Meisterschaft sowie der Deutschen
Autocross Trophäe, um in über neun Klassen Training,
Qualifikationsrennen und Finale zu absolvieren.
Wer nichts verpassen
möchte, kann neben
der Strecke im Zelt
übernachten.
Seelow
è 2014.mc-seelow.de
Heldensaga
22. bis 24. Mai
Mit dem Stück „Legenden um den
Wendenkönig“ kehrt die Spreewälder
Sagennacht zurück auf die Bühne. Autorin
Eva-Maria Zschornack hat in den jahrhundertealten Bräuchen und Sagen der
Wenden und Sorben Inspiration für ein
fantasievolles Abenteuer gefunden. Am
Fuße des Bismarckturms begeben sich die
Zuschauer zusammen mit den Helden Jolka und Jorko auf eine Reise durch Raum
und Zeit, um die Königskrone zu finden.
è burgimspreewald.de
Burg (Spreewald)
Je nach Wetter
sprinten die Fahrer durch Staub
oder Schlamm.
sans souci im Frühling 2015
I 9 LEBENSWERTE
Stoff für ein
neues Kapitel
Neuanfang: Eine
Geschäftsidee allein
reicht nicht, um eine
Firma zu gründen. Es
gibt auch viele finanzielle
und
10 I sans
souci
imrechtliche
Frühling 2015
Fragen zu klären.
LEBENSWERTE
ENDLICH MEIN
EIGENER CHEF
Zehntausende wagen jedes Jahr den Schritt in die Selbstständigkeit: Sie gründen ein
neues Unternehmen oder übernehmen die Firma der Eltern. Was gibt es zu beachten,
damit der Traum zur Realität wird?
B
ritta reicht’s. Sie hat eine Ausbildung gemacht und eigentlich ihren Traumberuf ergriffen: Seit ein
paar Jahren arbeitet sie in einer
Schneiderei. Doch sie kommt einfach
nicht voran, wieder und wieder lehnt ihr
Chef ihre Entwürfe ab: Das wolle doch
keiner tragen. Dabei müsste man es nur
mal versuchen, denkt Britta.
Also traut sie sich: Sie entscheidet sich,
ihr eigenes Geschäft aufzumachen. Endlich selbst Chef sein. Endlich die eigenen
Ideen so umsetzen, wie man es selbst will.
So oder ähnlich klingen die Geschichten vieler Unternehmensgründer – rund
300.000 Menschen in Deutschland pro
Jahr wagen es, ein eigenes Geschäft, eine
neue Produktionsfirma oder auch einen
Handwerksbetrieb aufzubauen. Mehrere 10.000 Jungunternehmer starten
zudem als Nachfolger in einer bestehenden Firma. Und jede ist anders: Die einen
produzieren alte Handwerkskunst für
lokale Geschäfte, die anderen modernste
Medizintechnik für den Weltmarkt. Man-
„Ein eigenes Unternehmen ist wie
ein Kind: Es kostet
viel Kraft, Aufmerksamkeit und
braucht Zeit, um
laufen zu lernen.“
Henning Röbken,
Marktdirektor Firmenkunden
che sind kleine Ein-Personen-Firmen, bei
anderen schließen Geschäftspartner sich
zu einer GmbH mit Dutzenden Angestellten zusammen.
Damit sich der Traum von der Selbstständigkeit erfüllen kann, ist vieles zu
planen und zu beachten, sagt Henning
Röbken, Marktdirektor für Firmenkunden bei der Mittelbrandenburgischen
Sparkasse. „Ein eigenes Unternehmen­
ist wie ein Kind: Es kostet viel Kraft, viel
Aufmerksamkeit und braucht Zeit, um
laufen zu lernen.“ Und jedes Gründerkind muss seinen eigenen Weg gehen –
genau den, der zu ihm passt. Deswegen
sind eine gute Beratung und ausführliche Informationen sehr wichtig.
Am Anfang – sei es Neugründung oder
Übernahme – steht für Röbken das Motiv
des neuen Unternehmers: „Unzufriedenheit mit dem jetzigen Job oder Ausweg
aus der Arbeitslosigkeit allein reichen
nicht aus“, warnt Röbken. Deshalb geht
es für Gründer als Erstes darum, einen
Businessplan zu verfassen: Darin wird
sans souci im Frühling 2015
I 11 LEBENSWERTE
die Geschäftsidee ausgearbeitet und ausformuliert, wie die Firma im Alltag arbeitet, wer die Zielgruppe für ihre Produkte
ist, wo die Chancen und Risiken liegen.
Der Plan dient einem selbst, um sich über
das eigene Konzept und Ziele Gedanken
zu machen. Aber auch Banken, Förderer
und Geschäftspartner werden ihn erfragen. Sie wollen damit feststellen, ob sich
eine Investition lohnt.
DIE KNIFFLIGE GELDFRAGE
Eine zweite Grundvoraussetzung, um
eine Firma zu führen, sind Kenntnisse
in Betriebswirtschaft. „Wer ein Geschäft
betreiben will, muss wissen, wie das konkret geht“, sagt Röbken. Das allerdings
lernt man nicht mal eben in ein paar Tagen: Wie berechne ich Preise, wie gewinne ich Kunden, wie müssen Rechnungen
aussehen, wie führe ich meine Bücher
und was ist bei steuerlichen Fragestellungen zu beachten – wer sich da nicht
auskennt, verwandelt seinen Traum
womöglich in einen Albtraum. Abhilfe
leisten Volkshochschulen, Fernuniversitäten und die Kammern. Auch kann es
sinnvoll sein, externe Experten heranzuziehen oder als Mitarbeiter einzustellen.
An fehlenden Kompetenzen darf die Firma schließlich nicht scheitern.
Nun sind einige wichtige Rechtsfragen
zu klären. Zum Beispiel: Welche Rechts-
12 I
sans souci im Frühling 2015
Preise für den besten Plan
Wettbewerb Der Businessplan ist
das wichtigste Planungsinstrument
während der Existenzgründung. Eine
ausführliche Hilfe bei der Erstellung
bietet der Businessplan-Wettbewerb
Berlin-Brandenburg (BPW) an, der von
der MBS unterstützt wird. Gründer
können an Seminaren teilnehmen und
auf mehr als 350 Experten zugreifen.
Die besten Businesspläne werden jedes
Jahr mit bis zu 8.000 Euro prämiert.
è Mehr unter: b-p-w.de
form wird das Unternehmen haben? Eine
GbR oder eine OHG halten den Aufwand
etwa für Kleinunternehmer recht gering,
allerdings haftet man dabei auch mit seinem Privatvermögen. Bei größeren Investitionen empfiehlt sich vielleicht eher
eine GmbH oder AG, an denen sich andere
beteiligen können – die Anforderungen
sind dafür aber auch deutlich größer.
Welche Form die passende ist, sollte
niemand allein herausfinden müssen,
sondern etwa Steuerberater und die Bera-
ter von der IHK oder Handwerkskammer
konsultieren. Danach müssen Geldgeber
gefunden werden: Kreditgeber wie die
MBS, Förderer wie die KfW oder auch die
Bürgschaftsbank. Schließlich muss das
Geschäft ausgestattet, Technik und Rohmaterialien beschafft und die Miete für
die nächsten Monate gesichert werden.
Ganz zu schweigen von den privaten Lebenshaltungskosten.
Je nach Finanzbedarf und Geschäftsplan gibt es dafür höchst unterschiedliche Lösungen. Welche am besten passt,
kann jeder Jungunternehmer mit den Experten der Sparkasse beraten. Rund vier
bis sechs Wochen dauert es im Schnitt,
bis eine tragfähige Finanzierung steht.
In dieser Zeit kann sich Britta daran
machen, ihren Firmenstandort zu wählen: Will sie von zu Hause arbeiten? Plant
sie ein Geschäft und wenn ja, wo? Gibt es
dort genügend Laufkundschaft oder zu
viel Konkurrenz? Und ist überhaupt was
frei? „Die richtige Lage für sein Unternehmen zu finden, kann einige Monate
dauern,“ warnt Röbken. „Daher sollte
man nicht zu überstürzt seinen alten
Job kündigen.“ Eine Lösung kann es daher sein, das Unternehmen aufzubauen,
während man noch einen anderen Arbeitsplatz hat – das muss der Chef aber
auch erlauben. Oder: Man übernimmt
gleich die eigene Firma.
22.500 €
LEBENSWERTE
beträgt das durchschnittliche
Startkapital von Gründern.
Quelle: KfW-Gründungsmonitor
Wie wird man
Unternehmer
in Deutschland?
89,8 %
Neugründungen
Quelle: KfW-Gründungsmonitor
10,2 %
Übernahme durch Erbfolge,
Kauf, Pacht
57 %
43 %
aller Gründer in
Deutschland sind
Männer.
Gründer sind Frauen – ein
Rekordwert. Der Anteil
wächst von Jahr zu Jahr.
Quelle: BMWi
Zahl der Unternehmens-­
gründungen pro Jahr
Quelle: IfM Bonn 2013
Brandenburg
6.643
Deutschland
ÜBERNEHMEN STATT
NEU GRÜNDEN
302.529
E
Osten Deutschlands (mit Berlin)
57.454
Gewählte Nachfolgelösungen
Quelle: IfM Bonn 2014
54 ­ %
Familienmitglied
29 %
Externer
Käufer
17 %
ine aktuelle Anzeige aus Brandenburg: „Traditionsreicher Tischlereibetrieb mit gewachsenem Kundenstamm ist altersbedingt abzugeben.
Ein umfangreicher Maschinenpark für
die Möbelherstellung und für Lackierarbeiten ist vorhanden.“ Eine Handvoll
Mitarbeiter habe das Unternehmen, der
Jahresumsatz betrage bis zu 250.000
Euro. Der Preis ist Verhandlungssache.
Nachfolger
gesucht
Generations­
wechsel: Ein erfolgreicher Unternehmer
wird sich genau
überlegen, wem er
sein Lebenswerk
zur Weiterführung
anvertraut.
DAS UNTERSCHÄTZTE PROBLEM
Das ist nur eine von knapp 200 Anzeigen
allein aus Brandenburg, die auf nexxtchange.org zu finden sind, einer von
mehreren Internetbörsen für die Suche
nach Unternehmensnachfolgern. Bereits
in den nächsten vier Jahren werden laut
einer IfW-Prognose etwa 3.200 Unternehmer allein in Brandenburg einen
Unternehmensmitarbeiter
sans souci im Frühling 2015
I 13 LEBENSWERTE
WENN DER NACHWUCHS NICHT WILL
Bei der Frage „Wer soll die Firma übernehmen?“ fällt vielen als Erstes der Nachwuchs ein. Mitunter gehen die Unternehmer wie selbstverständlich davon aus,
dass der Sohn oder die Tochter die Firma
weiterführen – und wundern sich, dass
diese erst einmal andere Pläne haben.
Tatsächlich kann es aber gut sein, dass
der Junior nicht sofort im Elternbetrieb
14 I
sans souci im Frühling 2015
Weitere Informationen
Kammern Die IHK und die Hand­
werks­kammern betreiben in den
Kammerbezirken Potsdam, Cottbus
und Frankfurt/Oder je eine gemeinsame Beratungsstelle. Dort kann man
sich über die wesentlichen Aspekte
einer Unternehmensnachfolge informieren. Zudem bieten sie zahlreiche
Broschüren an.
nexxt-change.org Die Internetplattform bringt nachfolgeinteressierte
Unternehmer und Existenzgründer
zusammen. Initiiert wurde sie vom
Bundeswirtschaftsministerium.
Daneben gibt es aber auch eine Reihe
privater Vermittlungsbörsen.
DER WERT EINES LEBENSWERKS
Aber wie viel soll man überhaupt für ein
Unternehmen bezahlen? Das Problem ist
weniger die Finanzierung des Kaufpreises, dabei helfen die KfW, Bürgschaften
und natürlich die MBS. „Den richtigen
Preis auszuhandeln, ist ein sehr sensibler Prozess“, sagt Röbken. Dabei prallen
unterschiedlichste Vorstellungen aufeinander. Der Altunternehmer gibt sein
Lebenswerk ab, das einen hohen ideellen
Wert für ihn hat. Und er erwartet, vom
Verkauf seinen Lebensabend finanzieren zu können. Den Nachfolger kann eine
allzu hohe Forderung letztlich abschrecken. Beide Seiten müssen deshalb mit
Gutachtern die Bilanzen studieren und
den aktuellen Marktwert abschätzen.
Dabei spielt nicht nur der Gewinn oder
der Wert der Betriebsausstattung eine
Rolle, sondern auch zum Beispiel die
geografische Lage: „Je näher die Firma
an Berlin ist, desto mehr Interessenten
gibt es derzeit“, sagt Henning Röbken,
„und umso höher ist der Kaufpreis.“
Fotos: gettyimages (4), Illustrationen: flaticon, C3 Visual Lab (1)
Nachfolger suchen. Theoretisch sollte
das einfach sein: Immerhin erhält der
Neuunternehmer ein funktionierendes
Geschäft, mit bestehenden Kunden und
erfahrenen Mitarbeitern. Tatsächlich jedoch werden die Schwierigkeiten oft von
beiden Seiten unterschätzt, sagt Henning
Röbken vom MBS-Firmenkundencenter.
„Der gesamte Prozess dauert oft drei bis
fünf Jahre.“ Die Zahl der Übernahmekandidaten steigt, da viele Gründer aus
der Wendezeit nun ins Rentenalter kommen. Zugleich sinkt die Zahl interessierter Nachfolger infolge von anhaltendem
Geburtenmangel. Daher ist die Auswahl
an übernahmefähigen Unternehmen so
groß wie noch nie.
einsteigt, sondern für ein paar Jahre eine
andere Stadt oder Betrieb kennenlernen
will. Wichtig ist, dass sich die Generationen aussprechen und klären, wer welche
Erwartungen und Pläne hat. Das wahrt
den Familienfrieden.
Wer eine Firma übernehmen will,
kann sich auf dem freien Markt umsehen. Bei der Suche helfen die Kammern
und Vermittlungsbörsen im Internet.
Dabei sollte man sich genau beraten lassen, welche Firma zu einem passt. Natürlich ist ein Kauf ein großes Wagnis. Eine
Möglichkeit ist es, den Betrieb nicht auf
einmal zu übernehmen, sondern schrittweise in Anteilen. So wächst man in die
neue Rolle besser hinein. Und wenn es
nicht klappt, kann man sich leichter trennen. Langjährige Angestellte können
erwägen, das eigene Unternehmen zu
übernehmen, wenn der Inhaber es abgeben will. Der Vorteil: Sie kennen den
Betrieb bereits und sie haben ihre fachliche Eignung bewiesen. Allerdings ist ein
guter Tischler oder Ingenieur noch lange
kein guter Geschäftsmann. Wie Preise zu
kalkulieren sind, Marketing geht oder
Buchhaltung funktioniert, sollte auch
er vorher noch intensiv lernen – etwa
durch Praktika in den Abteilungen im
eigenen Betrieb.
*
LEBENSWERTE
Genießen à la
Brandenburg
Beelitzer Spargel, Spreewaldgurken oder Teltower Rübchen sind weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In der
Heimat erfreuen sich traditionelle Spezialitäten wie Kloppschinken oder Knieperkohl großer Beliebtheit. Doch Brandenburg
hat mehr zu bieten: Spitzenköche kreieren innovative deutsche Küche und interpretieren Traditionelles neu.
Ihre kulinarischen Ideen adelte der französische Restaurantführer Gault&Millau.
Regionale Spezialitäten
Heimische Küche gewinnt
Vor Ort erzeugte Produkte liegen im Trend.
Ob als frische Zutaten für die gehobene Restaurantküche oder den Mittagstisch zu Hause.
Welche Leidenschaft teilen die Brandenburger mit den Menschen in ganz Deutschland? Sie gehen gerne essen, 19 Prozent
sogar zwei- bis dreimal im Monat. Der Favorit: Hausmannskost.
Quelle: deals.com, Slow Food Deutschland, Tourismusverband Spreewald
Quelle: npdgroup, Forsa
Platz 1
72 %
der Deutschen bevorzugen
den deutschen Spargel.
260 km
lang ist der „Gurkenradweg“.
Er macht die Geschichte der
einzigartigen Spreewaldgurke
erfahrbar.
29 46
Asiatische Küche
Deutsche Küche
sind reich an Vitaminen
und Mineralstoffen. Der
hohe Glucosinolatgehalt
soll Krebs vorbeugen.
Italienische Küche
Teltower Rübchen
26 18
17
11
in %
Haushalt ohne Kinder
Haushalt mit Kindern
Haute Cuisine zwischen Prenzlau und Elsterwerda
Ein Fest für Feinschmecker: Im aktuellen Gault Millau erzielten 13 brandenburgische Restaurants Spitzenplätze.
Fotos: PR (5), shutterstock (3)
Quelle: Gault&Millau
17 Punkte
Friedrich Wilhelm
Potsdam Chefkoch
Alexander Dressel
zelebriert in seinem
Sternerestaurant höchste
Kochkunst. Das ist Spitze
im Land Brandenburg.
16 Punkte
15 Punkte
17 fuffzig
Carmens Restaurant
Spreewald Der Vorjahressieger Oliver Heilmeyer
landet 2015 auf dem zweiten Platz zusammen mit:
Goldener Hahn –
Finsterwalde
Eichwalde Carmen Krüger
bleibt einzige Spitzenköchin. Ebenfalls erfolgreich:
Juliette – Potsdam
Speisenkammer – Burg
kochZIMMER – Beelitz
14 Punkte
Märkische Stuben
Motzen Mit Küchenchef
Holger Mootz gelingt den
Märkischen Stuben im Hotel Residenz am Motzener
See der Sprung zurück in
den Gault Millau.
13 Punkte
Klostermühle
Madlitz Peter Krügers Küche
überzeugt. Außerdem:
Villa am See – Bad Saarow
Bollwerk 4 – Eisenhüttenstadt
Orangerie – Schloss Ziethen
Speckers Landhaus – Potsdam
sans souci im Frühling 2015
I 15 LEBENSWERTE
Pendeln in
der Region
Die Menschen in Berlin und Brandenburg sind täglich
in Bewegung. Der Grund: Ihr Arbeitsplatz befindet sich
in einem anderen Ort als ihre Wohnung. Das Amt für
Statistik Berlin-Brandenburg hat ermittelt, dass allein
in die Bundeshauptstadt Tag für Tag circa 220.800
Einwohner Brandenburgs pendeln. Die meisten von
ihnen kommen aus den Kreisen Oberhavel, Barnim
und Märkisch-Oderland. Doch auch umgekehrt sind
die Bürger unterwegs – insgesamt 166.300 Bewohner
der Millionenmetropole überqueren die Stadtgrenze,
um an ihren Arbeitsplatz zu gelangen. Für knapp die
Hälfte von ihnen ist das benachbarte Bundesland das
Ziel. Wer fährt am weitesten? Die Brandenburger! Im
Durchschnitt legen sie 25 Kilometer Wegstrecke bis
zur Arbeit zurück. Das ist bundesweiter Spitzenwert.
294.400
Menschen
Circa
Kilometer
pendeln täglich nach Berlin, davon ca.
220.800 aus dem Land Brandenburg.
fährt ein Brandenburger im
Schnitt jeden Tag zur Arbeit.
25
Brandenburg
ist das Bundesland mit der
höchsten Auspendlerquote.
28,6 %
45.900
Pendler
begeben sich täglich zu ihrem
Arbeitsplatz nach Potsdam.
Im Rahmen der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 gilt seit
dem 1. Januar eine neue Austauschpflicht für Öl- und Gasheizungen. Bisher betraf die Regelung pauschal alle Heizungen, die
vor 1978 installiert worden waren. Ab 2015 dürfen die Anlagen
generell nicht älter als 30 Jahre sein. Ausnahme: Ein Immobilienbesitzer hat das Haus oder die Wohnung bereits zum 1. Februar
2002 selbst bewohnt. Auch sogenannte Brennwertkessel und
Niedertemperatur-Heizkessel mit höherem Wirkungsgrad sind
von der Regelung ausgenommen.
è Details unter: enev-2014.info
Investitionsland
Brandenburg
Nicht nur immer mehr Urlauber, sondern auch eine
zunehmende Anzahl von Investoren entdeckt für sich die
Vorzüge Brandenburgs. In Kooperation mit dem Bund
unterstützt die Landesregierung diese positive Entwicklung mithilfe von Fördergeldern. Erfolgreich: 332 Investitionsprojekte wurden im vergangenen Jahr mit 228,9
Millionen Euro gefördert. Dadurch entstanden 1.904
neue Arbeitsplätze in der Region. Besonders bereits ansässige Unternehmen in Brandenburg intensivieren das
Engagement: Sie bauen ihre Standorte aus, erweitern die
Produktionskapazitäten und errichten neue Werke.
è Mehr dazu unter: mwe.brandenburg.de
16 I
sans souci im Frühling 2015
Fotos: shutterstock (1), F1online (1), fotolia (1), PR/ Deutsche Bahn (1), Illustrationen: flaticon
Raus mit der alten Heizung
LEBENSWERTE
Ideenreiche
Kommune gesucht
Das kann weg!
Erblüht draußen die Natur, steht zu Hause der Frühjahrsputz an. Eine gute Gelegenheit, um die Wohnung aufzupolieren und auszumisten. Mit diesen Tipps gelingt das
große Aussortieren: Clever ist es, jeden Wohnbereich einzeln abzuarbeiten. Entsorgt
werden kann alles, was schon lange ungenutzt ist. Besonders viel Aufmerksamkeit
verdient der Kleiderschrank. Was nicht mehr passt oder gefällt, kann gespendet beziehungsweise auf dem Flohmarkt sowie über das Internet verkauft werden. Ein Trick
für die Zukunft: Die Kleidung auf Bügel mit umgedrehten Haken in den Schrank hängen. Nach vier Monaten sind diese unverändert? Ausrangieren! Ausnahme: Kleider
und Anzüge für besondere Anlässe sowie saisonale Kleidung. Nach getaner Arbeit
nicht die Belohnung vergessen, zum Beispiel mit einem Ausflug in den Frühling oder
einem Einkaufsbummel – jetzt ist schließlich wieder genug Platz für Neues.
Spreewald
immer beliebter
Was wird beim Frühlingsputz in der Regel ausgemistet?
84
80 %
Frau
Mann
Quelle: statista.de
55
Klamotten
18
64
Zeitschriften / Zeitungen
10
0%
Technikgeräte
25
20 %
45
Vorräte (z.B abgelaufene Produkte)
28
34
55
49
Kosmetika, Pflegeprodukte
40 %
Einrichtungsgegenstände (z.B. Stühle)
74
60 %
Lebenswert und miteinander vernetzt
soll die Kommune der Zukunft sein.
Mit einem Stadt-Umland-Wettbewerb
gibt Ministerin für Infrastruktur und
Landesplanung Kathrin Schneider dieser
Vision einen Impuls. Dadurch sollen
arbeitsfähige Kooperationen zwischen
Städten und ihrem Umland entstehen.
Die Kommunen in Brandenburg sind
aufgerufen, sich mit ihren Ideen im
Wettbewerb einzubringen. Dafür gilt es,
entsprechende Entwicklungsstrategien
sowie Angaben zur Umsetzung einzureichen. Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober 2015. Eine Jury, deren Mitglieder aus
den beteiligten Ministerien stammen,
kürt die besten Konzepte. Für die Umsetzung stehen 213 Millionen Euro aus drei
verschiedenen EU-Fonds zur Verfügung.
è Mehr unter: stadt-umlandwettbewerb.brandenburg.de
Erfreuliche Zahlen für die Region: Wie
das Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
bekannt gab, kamen von Januar bis
November 2014 rund 571.700 Urlauber in
den Spreewald. Das entspricht einer erneuten Steigerung um 10,1 Prozent – ein
positives Fazit für das vergangene Jahr
und die Entwicklung des Tourismus.
Zumal auch die Zahl der Übernachtungen
auf 1,5 Millionen stieg. Das ist ein Plus
von 8,2 Prozent. Touristenmagnet ist das
UNESCO-Biosphärenreservat. Es bietet
Wanderfreunden ganzjährig die Möglichkeit, sowohl auf dem Land als auch zu
Wasser die Natur zu erkunden.
è Mehr Infos unter: spreewald.de
sans souci im Frühling 2015
I 17 LEBENSWERTE
UNSERE EXPERTEN
ANTWORTEN
Die Experten der Mittelbrandenburgischen Sparkasse stellen sich
täglich vielen Fragen. Drei davon hat die Redaktion von sans souci
zusammengetragen, um sie für alle Leser beantworten zu lassen.
1
Es antwortet Eileen Straube,
VermögensCenter Potsdam-Mittelmark
D
ie Deutschen sparen regelmäßig, Tendenz steigend. 2011
waren es 52 Prozent, die Geld
für später anlegten, heute
sind es 60 Prozent. Zugleich sparen sie
verhältnismäßig viel: Zwischen 10.000
und 41.000 Euro legte jeder Deutsche
2013 zur Seite. Dennoch liegt das Gesamtsparvermögen deutlich unter dem
ähnlich entwickelter Länder. Grund ist,
dass die Menschen hierzulande beim
Sparen sehr konservativ sind, zinsabhängige Anlageformen bevorzugen. So
befindet sich ein Großteil des Geldes
auf Sparbüchern, mit großem Abstand
gefolgt von Bausparverträgen, Girokonten und Lebensversicherungen. Und
in einer Zeit, in der die Zinssätze für
risikoarme Anlagen niedrig sind wie
nie, wirkt sich das negativ aus.
Das bedeutet, dass die anhaltende
Niedrigzins-Phase den Vermögensaufbau der deutschen Haushalte erschwert. Und das wiederum wirkt sich
auf das deutsche und internationale
Finanzsystem aus, welches mit dem
Sparkapital der Menschen rechnet und
arbeitet. Während etwa 58 Prozent der
Deutschen ein Sparbuch besitzen, nennen gerade mal elf Prozent Anteile an
Fonds oder Aktien ihr Eigen. In den USA
18 I
sans souci im Frühling 2015
„Um auf niedrige Zinsen
zu reagieren, sollte die
Finanzplanung den aktuellen Herausforderungen
angepasst werden – mit
Anlagen, die höhere
Renditechancen bieten.“
Eileen Straube
sind mehr als die Hälfte der Menschen
Aktionäre. In den Staaten sind Aktien
allerdings auch Teil einer Altersvorsorge, die über den Arbeitgeber abgeschlossen wird. In den Niederlanden
sind noch ein Drittel und in Schweden
etwa ein Fünftel Aktionäre. Angesichts
der Erfolgsgeschichte, die der deut-
sche Aktienmarkt in den vergangenen
Jahren erlebt hat, sind elf Prozent eine
überraschende Zahl. Denn derzeit lassen sich nur mit Wertpapieren höhere
Erträge erzielen. Trotzdem profitieren
eher andere an Deutschlands Aktienaufschwung: Aktuell werden etwa gut
zwei Drittel an allen Dax-Konzernen
von ausländischen Investoren gehalten.
Woran liegt das? Ein Faktor ist, dass viele Menschen schlicht zu wenig Kenntnisse von alternativen Geldanlagen haben und deswegen eher in altbekannte
Sparformen investieren. Weiterhin wird
oft auf den richtigen Moment gewartet,
um in Aktien oder Fonds anzulegen.
Den gibt es im Grunde jedoch gar nicht.
Viel wichtiger ist es, nicht direkt mit
einem Großteil seines Geldes einzusteigen, sondern klein anzufangen oder in
Fonds zu investieren. Diese eignen sich
besonders gut für den Einstieg in das
Aktiengeschäft. Attraktive Anlagemöglichkeiten sind meist dort zu finden, wo
eng an der realen Wirtschaft investiert
wird. Deren Entwicklung ist deutlich
weniger von Geldwertschwankungen
und Inflation beeinflusst. Ein bewährtes Mittel, um Chancen zu nutzen und
Risiken zu verteilen, ist eine breite
Streuung. Somit gleicht man kleinere
Verluste durch Schwankungen aus.
Unsere Experten beraten Sie gern.
Illustrationen: C3 Visual Lab (3)
Wie legen wir Deutschen in Zeiten
von niedrigen Zinsen Geld an?
Welche Anlageform lohnt sich jetzt?
LEBENSWERTE
2
Wer regelt im
Ernstfall meine
finanziellen Angelegenheiten?
3
Es antwortet Andreas Schlöhlein,
VermögensCenter Oberhavel
M
it der Ausstellung einer
Vollmacht versetzen Sie Menschen aus Ihrem Umfeld in
eine sehr vertrauenswürdige
Position. Der oder die Bevollmächtigte
soll Sie in bestimmten Lebenssituationen vertreten und Entscheidungen
in Ihrem Sinne treffen, wenn Sie dazu
nicht mehr in der Lage sind. Beispielsweise gilt es, über Behandlung und
Pflege zu entscheiden, wenn Ihnen etwas zustößt. Aber auch die Verwaltung
Ihrer geschäftlichen und finanziellen
Angelegenheiten gegenüber Banken,
Behörden und Geschäftspartnern sollte
geregelt sein. Denn Ehepartner, Lebensgefährten oder nahe Verwandte sind
nicht automatisch berechtigt, für Sie zu
entscheiden. Um Unannehmlichkeiten
für Ihre Angehörigen oder die Einsetzung einer unbekannten dritten Person
durch das Amtsgericht zu vermeiden,
sollte also rechtzeitig vorgesorgt werden. Überlegen Sie sich genau, wofür
Sie wem eine Vollmacht ausstellen. Am
besten lassen Sie sich dazu von einem
Experten beraten. Dabei können bereits
im Vorfeld Fehler beseitigt und Missverständnisse ausgeräumt werden. Sind
Sie rechtsschutzversichert, sind solche
Informationen zu juristischen Fragen
oftmals Bestandteil der Serviceleistungen. Umfangreiche Informationen erhalten Sie auch bei Ihrem MBS-Berater.
arum und wie sollte man
W
sich für den Fall der Pflege­
bedürftigkeit absichern?
Es antwortet Rainer Hörnlein,
VermögensCenter Potsdam
D
ie Zahl der Pflegebedürftigen
steigt: Aktuell sind 2,5 Millionen Menschen in Deutschland
auf fremde Hilfe angewiesen, in
15 Jahren sollen es bereits 3,5 Millionen
sein, prognostiziert das Bundesministerium für Gesundheit. Pflegebedürftigkeit kann jeden treffen. Mittlerweile
ist jeder vierte Betroffene jünger als
60 Jahre. Wichtig ist daher, das Thema nicht zu tabuisieren, sondern mit
den Angehörigen offen darüber zu
sprechen und sich möglichst früh um
eine Vorsorge zu kümmern. Denn die
sichert nicht nur Sie für den Pflegefall
ab, sondern sorgt außerdem dafür, dass
Ihre Familie finanziell nicht belastet
wird. Im Falle eines Falles – das heißt,
wenn der Betroffene die Kosten nicht
selbst tragen kann – haften nämlich die
Kinder für ihre Eltern. Pflege ist teuer
und die gesetzliche Pflegeversicherung
deckt bei Weitem nicht alle Kosten ab;
es entsteht eine Versorgungslücke. Je
nachdem, welche Pflegestufe vorliegt
und ob die Betreuung zu Hause oder im
Pflegeheim erfolgt, kommen monatliche Kosten von etwa 1.800 Euro auf die
Betroffenen zu. Wird es über das eigene
Vermögen finanziert, schmilzt das Erbe
für Ehepartner und Nachkommen.
Eine Lösung bietet die private Pflegeversicherung, die zudem staatliche
„Mit steigender Lebenserwartung wächst das Risiko,
pflegebedürftig zu werden.
Dafür gilt es vorzusorgen.“
Rainer Hörnlein
Förderungen erhält. Nur so lässt sich
die Versorgungslücke schließen und
gegebenenfalls ein Leben im gewohnten Umfeld realisieren. Rund 70 Prozent
der Pflegebedürftigen werden derzeit
zu Hause durch ihre Kinder und/oder
externes Pflegepersonal betreut. Auf
diese Weise können sie so lange wie
möglich ein selbstbestimmtes Leben
führen. Gemeinsam mit einem Experten lassen sich alle Möglichkeiten abwägen und ein individueller Plan für die
eigene Vorsorge aufstellen.
sans souci im Frühling 2015
I 19 LEBENSWERTE
20 I
sans souci im Frühling 2015
LEBENSWERTE
FÜNF AUF EINEN
STREICH
Fünf Standorte, zwei Bundesländer, eine Region: Für die Bundesgartenschau
(BUGA) 2015 werden neue Wege beschritten. Was macht diese Schau so anders?
Ein Blick hinter die Kulissen.
D
as hat bisher noch niemand
gemacht“, sagt Erhard Skupch,­
Geschäftsführer des Zweckverbandes der BUGA 2015 Havelregion. Und in der Tat: Die
Schau vom 18. April bis zum 11. Oktober
2015 setzt neue Maßstäbe. Erstmals in
der Geschichte der Bundesgartenschauen in der Bundesrepublik wird es eine
BUGA geben, die sich über eine gesamte
Region und mehrere Städte erstreckt.
Das Gebiet reicht von Brandenburg an
der Havel mit dem Dom St. Peter und
Paul bis hin zur Hansestadt Havelberg
mit dem Dom St. Marien. Entsprechend
lautet das Motto: „Von Dom zu Dom – das
blaue Band der Havel.“ Ebenfalls Teil
der Schau sind die Orte Amt Rhinow/
Stölln, Rathenow und Premnitz.
Letzterer ist der Hauptsitz des
Zweckverbandes. Rund 50 Mitglieder kümmern sich hier um
Management und Durchfüh-
rung – und machen dabei vieles zum
ersten Mal in der 64-jährigen BUGA-Geschichte. „Die üblichen Grundprinzipien
einer Bundesgartenschau sind bei uns
nicht anwendbar“, betont Skupch. „Die
bisherige Geschäftsform der GmbH zum
Beispiel würde schlecht funktionieren
bei fünf Städten und zwei Bundesländern.“ Daher wurde der Zweckverband
gegründet. Und der hat in diesen Tagen
alle Hände voll zu tun. Seit die Havelregion 2007 den Zuschlag der Deutschen
Bundesgartenschau-Gesellschaft er-
„Die üblichen
Grundprinzipien
einer Bundesgartenschau sind
bei uns nicht anwendbar.“
Erhard Skupch
hielt, arbeitet das Team auf Hochtouren. Die größte Herausforderung: Neben
den Stadt- und Landesvertretern unterschiedliche Branchen an einen Tisch
zu bringen. Denn eine Region ist eben
mehr als ein Garten in einer Stadt – und
die BUGA soll Wirtschaft und Tourismus
rund um die Havel nachhaltig stärken.
LUFT NACH OBEN
„Der Harz und der Spreewald sind bereits bekannte Marken“, erläutert Skupch, „die Havelregion hat da noch Luft
nach oben.“ Daher vernetzte das Team
um Erhard Skupch Interessengruppen,
die so sonst nicht zusammenarbeiten –
von Gastronomie, Hotellerie und Tourismus über den Naturschutzbund bis hin
zu Bootsverleihern oder der Deutschen
Bahn. „Das ist der zentrale Erfolg dieser
BUGA“, findet Skupch. „Allein 62 Unternehmen aus der Region beteiligen sich
unter dem BUGA-Siegel ‚Von der BUGA
empfohlen‘. Insgesamt machen mehr als
300 Partner mit. Das ist hervorragend.
Eine positive Botschaft.“ Die Kooperationen sollen dauerhaft weitergeführt
werden. Auch die MBS ist beteiligt als
Hauptsponsor. Mit 1,5 Millionen Besuchern rechnen die Macher. Entsprechend­
sans souci im Frühling 2015
I 21 musste auch die Infrastruktur behutsam
ausgebaut werden. Ebenfalls eine Aufgabe, die normalerweise entfällt. Allein in
Brandenburg wurden für 13,2 Millionen
Euro neue Radwege eingerichtet. Es gibt
direkte, straßennahe Wege, aber auch
längere, die zu einem ausgedehnten Ausflug durch die Natur einladen. „Wir gehen davon aus, dass wir die erste Radfahrer-BUGA sein werden“, betont Skupch.
Der Zweckverband setzte sich ebenso
für die Ausdehnung der Regionalbahnund Busverbindungen ein. Ohne Auto
wären bestimmte Gebiete überhaupt
nicht erreichbar gewesen. Aber selbst
dort wird bald stündlich ein Bus fahren.
Schifffahrten auf der Havel wird es auch
geben. Das Besondere daran: Es lassen
sich die aktuellen Renaturierungsarbeiten der Havel miterleben. Der Fluss war
in der Vergangenheit für schwere und
lange Frachtschiffe ausgebaut worden.
Seit nur noch kleinere Wasserfahrzeuge
wie Fahrgast- und Hotelschiffe passieren, steht dem Rückbau nichts im Wege.
90 Kilometer lang ist das Naturschutzgebiet. Besucher der BUGA dürfen sich auf
eine spannende Führung durch die heimische Tier- und Pflanzenwelt freuen.
HIGHLIGHTS AN FÜNF ORTEN
Die Havel ist mehr als eine Attraktion –
sie ist das zentrale Element der BUGA
2015. Was liegt also näher, als einen Havelbewohner zum Markenzeichen zu
machen? Das fanden auch die Veranstalter. Im Rahmen eines öffentlichen
Wettbewerbs kürten sie einen Wels zum
Maskottchen: Der Entwurf einer Schülerin aus Bützer in Brandenburg begeisterte die Jury. Ein Grafiker verlieh der
Idee den letzten Schliff, auf der BUGAHomepage stimmten Nutzer über den
Namen ab. Seither rührt „Wilma Wels“
kräftig die Werbetrommel. Skupch ist
mit seinem tierischen Aushängeschild
sehr zufrieden. „Es gibt ja auch Welse in
der Havel. Ich habe Exemplare gesehen,
das haut Sie um – bis zu zwei Metern.“
Schmunzelnd fügt er hinzu: „Schmecken
auch gut.“ Aber was ist denn nun mit
den eigentlichen Stars einer jeden Gartenschau: mit den Pflanzen? „Wir haben
eine Million Blumenzwiebeln gepflanzt.
Das ist wahnsinnig viel“, erklärt Skupch.
Und natürlich gab es auch hier eine
Herausforderung, die bei einer städtischen BUGA eher selten zu bewältigen
ist: „Eines morgens kam ich in einen unserer Gärten und dachte, jemand hätte
umgegraben“, erzählt der BUGA-Chef.
„Dabei waren dort gerade erst Tulpenzwiebeln gepflanzt worden.“ Was war
passiert? „Wildschweine“, Skupch lacht.
„Ja, die haben die BUGA zum Fressen
gern. Eine Tulpensorte war wohl besonders schmackhaft, die haben sie sich
gezielt herausgesucht.“ Aber die Schau
ist wegen des einmaligen Vorfalls natürlich nicht in Gefahr. Im Gegenteil. Die
Besucher dürfen sich auf ein Meer an
Tulpen, Rosen und Dahlien freuen – und
auf viele zusätzliche Attraktionen. Die
BUGA 2015 wird zum Beispiel erstmals
Hallenschauen in Kirchen präsentieren:
in St. Laurentius in Havelberg und St.
Johannis in Brandenburg an der Havel.
Für diese Idee begeistert sich Skupch
besonders. „Das ist eine Weltneuheit.
Hansestadt Havelberg
Unter dem Motto „Erkenntnis“ stehen hier
kontemplative Orte im Fokus. In der Stadtkirche St. Laurentius sind 16 wechselnde
Blumenschauen zu bewundern. Im Dombezirk locken der Klostergarten und diverse
Ausstellungen. Das Haus der Flüsse stellt
das Biosphärenreservat Mittelelbe vor.
Die Kirchenräume sind gigantisch dafür!“ Stolz ist er auch auf den 81 Meter
hohen BUGA-City-Skyliner, den derzeit
höchsten mobilen Aussichtsturm der
Welt. Er wird nacheinander in Brandenburg an der Havel, Rathenow und in der
Hansestadt Havelberg zu besichtigen
sein (Termine siehe Infokasten Seite 23).
Aber auch sonst hat diese BUGA einiges
zu bieten. Jede der fünf Partnerstädte
präsentiert ihre Gärten unter einem eigenem Thema, passend zu den lokalen
Sehenswürdigkeiten und Glanzpunkten.
Besucher dürfen sich dafür ausdrücklich
Zeit nehmen: Ein Ticket gilt für alle fünf
Standorte, wobei die einzelnen Besuchstage nach Lust und Laune frei gewählt
werden können. Die offizielle Eröffnung
durch Bundespräsident Joachim Gauck
findet am 18. April 2015 in Brandenburg
an der Havel statt. Bis dahin ist noch eine
Menge zu tun. „Wir sind im Endspurt“
erklärt Skupch. „Bühnen und Pavillons
aufbauen, Internet- und Elektro-Verbindungen legen, Gästetoiletten bereitstellen.“ Doch alles liegt im Zeitplan. Bleibt
den Veranstaltern abzuwarten, wie die
Besucher das neue Konzept aufnehmen
werden. „Wir sind eben anders“, sagt
Skupch. Und bringt damit die Bundesgartenschau in der Havelregion 2015 auf
den Punkt.
LEBENSWERTE
Amt Rhinow/Stölln
BUGA-Thema der Gemeinde mit ihrem
Fliegerpark ist „Mut“. Hier machte nicht nur
Otto Lilienthal seine Flugübungen. Auch
die Landung der legendären Passagiermaschine Lady Agnes gelang hier – ganz ohne
ohne Flugpiste. Die Jüngsten dürfen sich
schon auf die Drachenwerkstatt freuen.
Premnitz
In der Havelstadt geht es um den „Impuls“,
die Natur zu erkunden – zum Beispiel auf
dem Naturerlebnispfad im Auenwald. Mit
seiner Uferpromenade, der zehn Meter
hohen Aussichtsplattform und seinen
Tagesgärten ist Premnitz für Besucher ein
lohnenswertes Ziel.
Rathenow
Hier dreht sich alles um den Optikpark und
um „Weitsicht“. Seerosen- und Dahlienarena sowie Wechselflor mit spannenden
Sichtachsen sind hier zu entdecken. Daneben begeistert der Weinberg mit der extra
für die BUGA neu konstruierten, 348 Meter
langen Weinberg-Brücke.
Brandenburg an der Havel
Thema ist hier „Ursprung“. Denn hier wird die
BUGA eröffnet. Die St. Johanniskirche ist Schauplatz 16 wechselnder Blumenschauen, die nicht
identisch mit denen in Havelberg sind. Dazu gibt
es 33 Themengärten an der Havel und stilisierte
Pflanzenschiffe.
Die BUGA 2015 Havelregion vom 18. April bis zum 11. Oktober 2015
Foto: PR (1), Illustrationen: C3 Visual Lab
Öffnungszeiten: Die Kassen
sind täglich von 9 bis 18 Uhr
geöffnet. Von Mai bis September sogar bis 19 Uhr.
Tickets: Mit einer BUGAEintrittskarte können Besucher im gesamten Zeitraum
von April bis Oktober alle
fünf Standorte jeweils einmal
besuchen. Für Erwachsene
kostet ein Ticket 20 Euro.
Darüber hinaus werden
ermäßigte Karten, Dauer-,
Feierabend- und Gruppentickets angeboten.
Eröffnung: Am Abend vor
der offiziellen Eröffnung
erwartet Besucher die
Multimediashow „BUGA-Erwachen“, die mit einer Lichtund Lasershow aufwartet.
Ort ist das Salzhofufer in
Brandenburg an der Havel.
Einlass ist 19 Uhr, Beginn
des Hauptprogramms ist 21
Uhr. Der offizielle Festakt
findet am folgenden Tag von
11 bis 12 Uhr auf der Packhofbühne statt.
BUGA-Skyliner: Wer die
BUGA aus der Vogelperspektive genießen möchte,
kann mit der mobilen
Aussichtsplattform 70 Meter
in die Höhe fahren. Aber
Achtung, der BUGA-Skyliner
ist nicht immer und überall
im Einsatz. Die Termine sind
in Brandenburg an der Havel
(17.04.–07.06.2015), Rathenow (13.06.–23.08.2015)
und Hansestadt Havelberg
(29.08.­­–11.10.2015).
buga-2015-havelregion.de
Jetzt Tickets
gewinnen!
Wir verlosen 3 x 2 BUGA-Tickets.* Schreiben Sie bis zum
15. April 2015 eine E-Mail an
(bitte Name und Adresse mit
angeben): [email protected]
*Teilnahme ab 18 Jahren. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. MBS-Mitarbeiter und deren Angehörige sind von der Teilnahme ausgeschlossen.
Die im Rahmen der Verlosung gewonnenen persönlichen Daten werden nur für die Kartenvergabe genutzt.
sans souci im Frühling 2015
I 23 LEBENSWELTEN
Dank des Schlosses verliebten sich
Petra Fleischer und Harald Slibar.
LEBENSWELTEN
WIE IM
MÄRCHEN
In Schloss Wiesenburg wohnen rund 40 Menschen
wie in einer großen WG. Für zwei von ihnen hat dieser
besondere Ort eine schicksalshafte Bedeutung.
W
er an einem sonnigen
Tag die Schlossauffahrt
hinaufwandert, den führt
sein Weg durch das Torhaus hindurch geradewegs auf einen romantischen Schlosshof.
In dessen Mitte prunkt ein Brunnenhäuschen, das im frühen 17. Jahrhundert aus
Italien nach Wiesenburg kam. Aufwendig gestaltete Portale führen vom Hof zu
den 33 Wohneinheiten, die es heute im
Schloss gibt. Aber weder ein altes Adelsgeschlecht, noch der internationale Jetset sind hier zu Hause. Stattdessen leben
im Schloss Wiesenburg Lehrer, Künstler,
Musiker, Unternehmer und Journalisten. Eine bunte Mischung also, die als
eingeschworene Eigentümergemeinschaft für die Anlage verantwortlich ist.
Majestätischer Anblick: Schloss Wiesenburg erhielt
seine heutige Gestalt im 19. Jahrhundert.
sans souci im Frühling 2015
I 25 LEBENSWELTEN
Petra Fleischer,
Harald Slibar und
Kater Billy gehört eine
eigene Wohnung in
Schloss Wiesenburg.
Diese unterscheidet sich in nichts von denen in städtischen Wohnhäusern. Mit einer wichtigen Ausnahme: Die Bewohner
teilen sich die ehemaligen Herrschaftssäle sowie die modernen Sauna- und
Trainingsräume im Keller. Besonders
der Gartensaal mit der Gemeinschaftsküche und die große Terrasse mit dem
romantischen Blick auf den Schlosspark laden zu gemeinsamen Festen und
Grillabenden ein. Ein bisschen wie in
einer WG eben. Nur, dass einige Bewohner ausschließlich in den Ferien oder
gezielt zum Arbeiten vorbeischauen.
Andere wiederum wohnen das ganze
Jahr über im Schloss. So wie das Ehepaar Petra Fleischer und Harald Slibar.
WOHNEN IN EINEM DENKMAL
Der ehemalige Berliner Harald Slibar
kam über Umwege nach Wiesenburg. In
seiner Jugend war an einen Umzug nach
Brandenburg nicht zu denken: „Ich bin
in West-Berlin aufgewachsen. Die Mauer trennte uns vom Umland, das fand
ich sehr schade.“ Die Sehnsucht nach
dem Landleben verstärkte schließlich
ein beruflicher Standortwechsel: „Als
Hard- und Softwareentwickler hatte ich
zwei Jahre lang in einem kleinen Ort
in Bayern zu tun“, erzählt er und fügt
schmunzelnd hinzu: „Das hat mich für
die Großstadt verdorben.“ Nach dem
Mauerfall hatte Slibar Nachholbedarf –
und machte regelmäßig Entdeckungstouren nach Brandenburg.
1999 sah er zum ersten Mal Schloss
Wiesenburg. „Es war reiner Zufall. Ich
war sogar gerade auf dem Heimweg von
einem meiner Ausflüge, da las ich ein
Schild ‚Besuchen Sie auch den Schlosspark Wiesenburg‘. Das wollte ich mir
nicht entgehen lassen.“ Kurzerhand änderte er seine Pläne und fuhr nicht nach
Hause – sondern weiter nach Wiesenburg. „Ich war vom Park her gekommen
und sah erst den schönen Garten. Auf
einmal blickte ich über meine Schulter.
Da sah ich das Schloss. Mich traf fast der
26 I
sans souci im Frühling 2015
Die privaten Räume des
Paares umfassen ein Wohn, Schlaf- und Arbeitszimmer
sowie Bad und Küche.
Schlag: Ich war hin und weg! Es war Liebe auf den ersten Blick.“ Er fügt begeistert hinzu: „Dann sah ich das Schild ‚Zu
verkaufen‘. Ich dachte: Klasse! Da war
eigentlich schon alles klar.“ Dabei war
das Schloss zu diesem Zeitpunkt mehr
oder weniger noch eine große Baustelle.
Es hatte bis 1992 als Schule für Russischlehrer gedient und stand seitdem leer.
Die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten unter dem Architekten Ulrich
Ahlert hatten gerade erst begonnen.
Dieser hatte von der Gemeinde den Auftrag erhalten, ein Konzept für den heruntergekommenen Gebäudekomplex
zu entwickeln. Ahlert entschied sich ge-
„Glauben Sie mir:
Wohnen in einem
Denkmal ist
wirklich toll!“
Harald Slibar,
Schlossbewohner
LEBENSWELTEN
„Heute hier zu wohnen
ist einfach genial!“
Petra Fleischer, Schlossbewohnerin
Der Rittersaal (links)
und die
Lounge mit
Fackelbeleuchtung
im Burgfried
(rechts).
Gemeinsam vor
historischem Fachwerk,
das bei der Sanierung
freigelegt wurde.
gen eine naheliegende Lösung wie ein
Museum, eine Behörde oder ein Hotel
– und schlug vor, stattdessen mehrere
Wohnungen und zusätzliche Gemeinschaftsbereiche einzurichten. Dank dieser außergewöhnlichen Idee wurde für
Slibar ein Traum wahr. Er mietete eine
der Wohnungen, zunächst als Wochenendsitz. Auf den ersten Mietvertrag folgte
ein zweiter. Schließlich löste er seine
Berliner Wohnung auf. „Irgendwie war’s
ja klar“, lacht er. Auch nach 13 Jahren
ist er mit seiner Entscheidung rundum
glücklich: „Glauben Sie mir: Wohnen
in einem Denkmal ist wirklich toll!“ Da
stören nicht einmal die Touristen, die
in den Schlosspark strömen – denn der
gehört der Gemeinde. Auch wenn sich
gelegentlich ein Besucher in die privaten
Bereiche verirrt, die Schlossbewohner
nehmen es mit Humor. Schließlich wissen sie selbst am besten, welchen Reiz
das Gebäude auf die Menschen ausübt.
Der Hof bleibt jedoch vorsichtshalber am
Wochenende geschlossen.
LEBENDIGE VERGANGENHEIT
Das Schloss hat eine bewegte Vergangenheit. 1161 wurde erstmals eine Burganlage erwähnt. Von ihr sind heute nur
noch die Fundamente erhalten, denn
nach diversen Zerstörungen musste der
Gebäudekomplex immer wieder auf- und
umgebaut werden. Zwischen 1864 und
1880 wurde das Schloss unter Curt Friedrich Ernst von Watzdorf im Neorenaissancestil restauriert und erhielt so seine
heutige Form.
Mit Ulrich Ahlert hat eine neue Bauphase Einzug gehalten. Neues und Altes
steht gleichberechtigt nebeneinander.
Metall- und Betonkonstruktionen bilden bewusst einen Gegenpol zu liebevoll
inszenierten, historischen Bauelementen. Ein Konzept, das Slibar gut gefällt:
„Manche mögen das Moderne nicht, aber
ich will ja nicht in Disneyland wohnen“.
Gesellschaftliches Herzstück des Schlosses ist der Gartensaal. Hier treffen sich
die Bewohner zu Partys oder auf einen
Plausch. Auch private Ausstellungen
finden hier regelmäßig statt. Und die
organisiert Slibar als erklärter Kunstliebhaber am liebsten gleich selbst. Der
Gartensaal öffnet sich über zwei Stockwerke und wird auf mittlerer Höhe von
einer Galerie umrahmt. Wer sich in dem
Raum umschaut, entdeckt ein restauriertes Wandstück aus dem 16. Jahrhundert. Nicht der einzige Hinweis auf
die Vergangenheit: Im Untergeschoss
gehen die freigelegten mittelalterlichen
Fundamente aus behauenen Feldsteinen
in modernisierte Wände mit rauer Betonoptik über. Wie das Untergeschoss gehört
auch der 48 Meter hohe Burgfried zum
sans souci im Frühling 2015
I 27 LEBENSWELTEN
„Ich bin begeistert von
der Wirklichkeit. Das
kann sich niemand
ausdenken!“
Petra Fleischer,
Schlossbewohnerin
MÄRCHENHAFTE GEGENWART
Slibar selbst hat vor kurzem die Formalitäten geklärt, um im Rittersaal seine
große Liebe Petra Fleischer heiraten zu
dürfen. Denn ohne das Schloss hätten
die beiden sich niemals kennengelernt.
„Wussten Sie, dass auch ich nur wegen
des Schlosses vor 30 Jahren nach Wiesenburg gekommen bin?“, fragt Petra
Fleischer. Sie lächelt und macht eine
ausladende Geste. „Ich kam als Lehrerin
hierher, als das Schloss noch eine Schule
war. In diesem Räumen habe ich unterrichtet.“ Im Ernst? „Ja!“ Sie nickt und
zeigt durch das Fenster. „Dort hinten war
mein Klassenzimmer! Im Gartensaal war
die Aula.“ Wie fühlt es sich eigentlich an,
in einem Haus zu wohnen, in dem man
vorher gearbeitet hat? „Das ist genial!
Ich bin immer noch begeistert von der
Wirklichkeit.“ Sie lacht. „Das kann sich
niemand ausdenken!“ Vor 30 Jahren hät-
28 I
sans souci im Frühling 2015
127 Hektar groß ist der
Schlosspark, der auf die
Familie von Watzdorf
zurückgeht.
te sie nie zu träumen gewagt, einmal in
ihrer alten Wirkungsstätte zu wohnen –
und überhaupt so lange in Wiesenburg
zu leben. „Als ich wegen des Jobs hierher kam, fand ich es hier sehr verschlafen“, gesteht sie. Inzwischen hat Petra
Fleischer ihre Meinung geändert und
ist mit dem Ort und seinen Menschen
fest verwachsen. Begeistert erzählt sie
von ihren Freunden und Nachbarn. Wegen ihnen blieb sie, nachdem die Schule 1992 geschlossen wurde. Schließlich
lernte sie Slibar kennen. Bei einer Kunstausstellung im Ort, die er mitorganisiert
hatte, kamen die beiden ins Gespräch.
Acht Jahre ist das jetzt her. Immer noch
wirken die beiden wie frisch verliebt.
Am 31. Dezember 2014 gaben sie sich
schließlich das Ja-Wort – hier, in „ihrem“
Schloss. Heute machen sie gemeinsame
Spaziergänge im romantischen Schlosspark, lächeln einander glücklich an. Es
wirkt fast wie im Märchen und erinnert
ein bisschen an „Drei Haselnüsse für
Aschenbrödel“. Aber das ist ja eine andere
Geschichte. In einem anderen Schloss.
è Mehr unter: schloss-wiesenburg.de
Fotos: Georg Roske (11)
ältesten Teil des Schlosses. Besucher, die
die Treppen bis ganz nach oben erklimmen, werden mit einem atemberaubenden Blick auf die Umgebung belohnt.
Fast schon schaurig dagegen wirkt die
Lounge im Erdgeschoss des Turmes: Von
Fackeln erleuchtet, könnte sie die Kulisse
für einen Gespensterfilm sein. Auch an
dieser Stelle gehen die Epochen ineinander über: Auf der runden Innenwand
ist das vorwitzige Graffiti „Paul, 9.8.1948“
erhalten geblieben. In Nachbarschaft zu
der Lounge befindet sich der Rittersaal.
Mit seiner kreuzgratgewölbten Decke
atmet er ebenfalls den Geist des Mittelalters. „Man darf hier auch heiraten“,
verrät Slibar. An diesem Umstand ist er
nicht ganz unschuldig.
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LEBENSWELTEN
BILDUNG VON
ANFANG AN
Seit 17 Jahren führt das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg Kindertagesstätten,
Schulen und Wohneinrichtungen in Brandenburg und weiteren drei Bundesländern.
An seiner Spitze stehen Renate Ulbricht und Friedhelm Koopmann.
E
s ist schon ein kleines Sozialimperium, das Renate Ulbricht von
ihrem gläsernen Schreibtisch in
der Oranienburger Rungestraße
aus führt. 1.350 Mitarbeiter wie Erzieher
und Lehrer sind beim Jugend- und Sozialwerk gGmbH (JuS) beschäftigt. Mit 16
Kitas und vier Schulen gehört das JuS in
Brandenburg zu den größeren Trägern.
Friedhelm Koopmann sitzt Ulbricht direkt gegenüber. Er ist der starke Partner
an ihrer Seite. Lange Zeit arbeitete er in
der Berliner Verwaltung. Doch Anfang
der 1990er-Jahre gab er seine sichere
Beamtenlaufbahn auf und machte sich
selbstständig. „Ich bin ein kreativer
Mensch und habe meine eigenen Vorstellungen“, so der 71-Jährige. Als Ende
der 1990er-Jahre die Oranienburger Arbeiterwohlfahrt in Konkurs ging, übernahm er das Berufsbildungswerk und
eine Kindertagesstätte in Oranienburg.
Damit schuf sich Koopmann sein eigenes soziales Unternehmen, das Jugend
und Sozialwerk (JuS), dessen alleiniger
Gesellschafter er ist. Wenig später traf
Friedhelm Koopmann auf Renate Ul-
30 I
sans souci im Frühling 2015
Renate Ulbricht
und Friedhelm
Koopmann
„Wir sind ein typisches
Ost-West-Gespann und konnten
viel voneinander lernen.“
Friedhelm Koopmann,
Gesellschafter
LEBENSWELTEN
Renate Ulbricht leitet seit
15 Jahren als Geschäftsführerin die Geschicke des
Jugend- und Sozialwerks.
sans souci im Frühling 2014
I 31 LEBENSWELTEN
Renate Ulbricht mit Kindern
der zweiten Klasse im denkmalgerecht sanierten Flur des
JuS-Hauptgebäudes in der
Oranienburger Rungestraße.
bricht, die, wie er, dem Humanistischen
Landesverband angehört und dort die
Buchhaltung machte. Aufgewachsen in
der DDR hatte sie eine Ausbildung zum
Baufacharbeiter mit Abitur gemacht,
studierte später Staat und Recht und orientierte sich nach der Wende beruflich
neu, indem sie Betriebswirtschaft studierte. „Wir sind ein typisches Ost-WestGespann und konnten gut voneinander
lernen“, sagt Koopmann. So kennt er sich
bestens mit dem bundesdeutschen Verwaltungs- und Rechtssystem aus. „Ich
dagegen“, wirft Ulbricht ein, „weiß gut
mit den Befindlichkeiten der Menschen
hier im Osten umzugehen.“ So kümmert
er sich um die administrative Arbeit, während sie die Finanzen im Blick hat und
den Laden mit ihren kreativen Ideen in
Schwung hält.
SCHLANKE STRUKTUREN
Als sich seit den 90er Jahren immer mehr
Kommunen aufgrund der angespannten
wirtschaftlichen Situation von ihren Kindertagesstätten trennten, um ihre finanziellen Zuschüsse zu reduzieren, übernahm das JuS viele dieser Einrichtungen.
„Wir konnten mit unseren Konzepten die
Kommunen und Mitarbeiter überzeugen.
Anfangs war es wie beim Sport, möglichst
viele Ausschreibungen zu gewinnen“,
erklärt Koopmann.
Genauso wie kommunale Einrichtungen muss sich die gemeinnützige GmbH
an die gesetzlichen Bestimmungen wie
das Brandenburger Kindertagesstättengesetz halten – aber mit weniger Geld
auskommen. Um dies zu schaffen, setzt
das JuS auf eine schlanke Verwaltung aus
Geschäftsführung und Betriebsleitung,
ohne Zwischenstufe. „Bei uns ist jeder
Kita-Leiter auch gleichzeitig Betriebsleiter. So können auch schnell Entscheidungen gefällt werden.“ So empfiehlt die
Kita-Leitung selbst Neueinstellungen und
entwickelt die Arbeitspläne im Team.
Bis zum Sommer will das JuS eine eigene Fachschule für Sozialwesen in Orani-
32 I
sans souci im Frühling 2015
Jugend- und Sozialwerk
„Wir betreuen die
Menschen vom
ersten Lebensjahr
bis zum Abitur.“
Renate Ulbricht,
Geschäftsführerin
Das JuS ist eine gemeinnützige GmbH
und investiert alle Gewinne wieder in
das Unternehmen. Alleiniger Gesellschafter ist Friedhelm Koopmann.
Das JuS hat seinen Sitz in Oranienburg.
Von dort werden 69 Kindertagesstätten
mit über 10.000 Plätzen (teilweise mit
angeschlossenem Hort), vier Schulen
und eine Einrichtung Betreutes Wohnen für Erwachsene „Haus am See“
in Beetz geleitet. Das JuS ist außer in
Brandenburg auch in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin tätig.
Obwohl das JuS weniger Zuschüsse als
kommunale Träger erhält, werden alle
Mitarbeiter nach Tarif bezahlt.
Das JuS achtet auf eine gesunde Ernährung sowie auf ökologisch sinnvolle
Wertstoffe in Ausstattung und Technik.
è Mehr unter: jus-or.de
LEBENSWELTEN
„Wir wollen die Kinder zu
Menschen mit sozialen
Kompetenzen entwickeln.“
Renate Ulbricht,
Geschäftsführerin
wird in den Klassenräumen der Grundschule von Lehrern durchgeführt. „So
lernen die Kinder ihre späteren Lehrer
und Räumlichkeiten kennen“, erklärt
Ulbricht. Auch Grundschule und Gymnasium kooperieren in den Unterrichtsfächern Kunst und Musik miteinander. So
gelingt auch hier ein nahtloser Übergang.
Fotos: Georg Roske (7)
Unterricht in der
Grundschule (o.).
Renate Ulbricht
im Gespräch mit
der Schulleiterin
Regina Kuntsche.
enburg gründen, um dort qualifizierten
Nachwuchs auszubilden. „Denn in den
nächsten Jahren geht die Hälfte unserer Mitarbeiter in den Ruhestand“, so Ulbricht. Finanziell arbeitet das JuS dabei
eng mit der Mittelbrandenburgischen
Sparkasse zusammen, um etwa Investitionen zu finanzieren. „Wir haben die
MBS seit Jahren als verlässlichen Partner
schätzen gelernt“, so der Gesellschafter.
„Bildung von Anfang an“, lautet das
Motto des JuS. „Wir betreuen die Menschen vom ersten Lebensjahr bis zum
Abitur“, sagt Ulbricht. Der Hauptsitz des
JuS, ein 1941 fertig gestelltes dreistö-
ckiges Gebäude des Architekten Egon
Eiermann, ist wie ein Sinnbild für den
Aufbau des JuS. Im Erdgeschoss spielen die Jüngsten in einer Kindertagesstätte. Darüber lernen die Schüler einer
Grundschule. Das oberste Stockwerk ist
allerdings der Verwaltung vorbehalten.
„Doch von hier oben sieht man unser
nur einen Steinwurf entferntes Gymnasium“, sagt die Chefin und weist auf einen
sanierten Industriebau in strahlendem
Gelb und Grün. Dieses Ineinandergreifen der verschiedenen Betreuungs- und
Bildungseinrichtungen gehört zu den
Grundprinzipien des JuS. Die Vorschule
FAMILIÄRE ATMOSPHÄRE
Die Erzieher und Lehrer des JuS kommen nicht nur aus Deutschland. „Wir
haben Kollegen aus Spanien, Italien,
dem Iran und aus Weißrussland“ zählt
Schulleiterin Regina Kuntsche auf. Die
Schulleiterin schätzt die gut ausgebildeten Fachkräfte aus Osteuropa. „Sie bereichern unseren Schulalltag und prägen
die offene, entspannte Stimmung unserer Schule mit“, so Kuntsche. Sie betont
die familiäre Atmosphäre in der Schule.
„Durch unseren Ganztagsschulbetrieb
sind Lehrer und Schüler jeden Tag sieben
Stunden miteinander hier. Das prägt.“
Ganz wichtig ist die Kombination schulischer und außerschulischer Aktivitäten.
„Wir wollen die Kinder zu Menschen mit
sozialen Kompetenzen entwickeln“, so
Ulbricht. Dabei ist ganz besonders auch
die Mitarbeit der Eltern gefragt. „Als meine beiden Kinder zur Schule gingen, war
ich maßlos enttäuscht, wie wenig die Eltern im staatlichen Schulsystem mitwirken können“, so die Geschäftsführerin.
Die Mitarbeit der Eltern bei JuS ist nicht
nur willkommen, sie ist ausdrücklich
erwünscht. So entscheiden Eltern und
Lehrer gemeinsam über die Unterrichtsgestaltung und die außerschulischen
Aktivitäten.
Gemeinsam arbeiten Ulbricht und
Koopmann an neuen Plänen. In Brandenburg an der Havel wollen sie einen
neuen Hort für 300 Schulkinder bauen
und betreiben. Auch aus anderen Kommunen in Deutschland kommen immer
wieder Anfragen. Offensichtlich wird Renate Ulbricht in Zukunft für noch mehr
Mitarbeiter zuständig sein.
sans souci im Frühling 2015
I 33 LEBENSWELTEN
Susanne Posth
führt unter anderem 25 Senfsorten,
30 Marmeladen
und 15 Chutneys.
ZEIT IST DAS BESTE REZEPT
Nach 20 Jahren auf Norderney hat sich Susanne Posth (43) in Potsdam den Traum von der eigenen
Feinkostmanufaktur erfüllt. Sie erklärt, was gute Lebensmittel ausmacht – und wie man sie herstellt.
Wie kommen Sie auf neue Ideen?
Hin und wieder entdecke ich auf dem
Großmarkt neue Früchte. Oder ich sehe
etwas Spannendes auf einer Messe, wie
letztens eine Kirsch-Schokolade mit Chili. Diese inspirierte
mich zu einer Kirschmarmelade mit dunkler Schokolade. Auch die Kunden äußern ab und zu Wünsche.
Wenn ich eine Idee habe,
probiere ich sie aus, bis mir
das Ergebnis schmeckt. Als
34 I
sans souci im Frühling 2015
nächstes ist die Familie dran. Auch bei
den benachbarten Restaurantbesitzern
hole ich mir Feedback. Wenn das Rezept
gut ankommt, gehe ich in Produktion.
Ich verkaufe nur Sachen, die mir selbst
schmecken und die Slow-Food-Aspekten
entsprechen.
Slow Food, was ist denn das?
Eine Gegenbewegung zu Fast Food. Genuss und Qualität stehen im Vordergrund: Der Anspruch lautet, Lebensmittel sauber, fair und nachhaltig zu
produzieren. Und das braucht Zeit. SlowFood-Veredler wie ich verzichten daher
nicht nur auf künstliche Zusatzstoffe,
sondern pflegen auch traditionelle Herstellungstechniken oder verwenden
alte Obstsorten. Ich stelle regelmäßig
auf Slow-Food-Messen aus. Die Kriterien für die Teilnahme sind sehr
streng – und so auch eine Qualitätskontrolle für meine Produkte.
Ganz schön scharf: Der Preußensenf
enthält Thaichilis und Habaneros.
Sind Sie eine Ausnahme in der Region?
Nein, in Sachen Slow Food tut sich viel.
Das Angebot ist vielfältig: In Werder
wird zum Beispiel ein sehr guter Whisky
hergestellt. Ich verwende ihn für meinen Schotten-Senf. Wir haben hier
genauso viel zu bieten wie Bayern oder
das Burgenland. Aber das muss man
auch kommunizieren. Als Vorsitzende
des Vereins Genussregion Havelseen
e. V. setze ich mich aktiv für die Vernetzung von Produzenten, Veredlern,
Gastronomen und touristischen Angeboten in der Region ein. Das Interesse
für unsere Produkte ist auf jeden Fall da:
Zum Beispiel habe ich auch Stammkunden aus Hamburg oder aus Stuttgart.
Sie lebten 20 Jahre lang auf Norderney.
Was zog Sie zurück?
Hier ist meine Heimat. Eine Manufaktur wie diese wäre auf Norderney nicht
möglich gewesen. Brandenburg dagegen
bietet ideale Voraussetzungen.
è Mehr unter: senf-elfen.de
Fotos: Georg Roske (2)
In Ihrem Laden „Senf-Elfen“ verkaufen
Sie Feinkost aus eigener Produktion?
Ja. Neben unterschiedlichen Senfsorten
stelle ich Fruchtaufstriche, Chutneys,
Liköre und Sirup her. Die Rohstoffe
beziehe ich größtenteils aus der Region.
Aus dem Fläming zum Beispiel stammen die Senfsaat, Sanddorn und Aronia
(Apfelbeere). Einiges ernte ich im eigenen Garten, wie die Duftrosen für den
Rosenlikör. Da kann ich sicher sein, dass
sie nicht gespritzt sind.
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