Situation der Bustouristik Statement von Richard Eberhardt RDA
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Situation der Bustouristik Statement von Richard Eberhardt RDA
Situation der Bustouristik Statement von Richard Eberhardt RDA-Präsident Pressekonferenz anlässlich des RDA-Workshops am 24. Juli 2013 Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich freue mich, dass Sie heute so zahlreich erschienen sind und darf Sie recht herzlich zu unserer RDA-Pressekonferenz begrüßen. Ich werde Ihnen die Situation der Bustouristik sowie die politischen Aktivitäten erläutern und Dieter Gauf wird Sie anschließend über wichtige Aktionen des RDA in diesem Jahr informieren. Der RDA ist der in Europa führende Verband für Bus- und Gruppentouristiker und ihre Partnerunternehmen. Mit rund 3.000 Betrieben in mehr als 40 Ländern und über 70 Branchen ist der RDA ein sehr heterogener Verband und tief und breit im Tourismus verwurzelt. Diese Breite und Vielfalt zeigt sich insbesondere auf dem RDA-Workshop: Ein paar Zahlen verdeutlichen die Bedeutung des 39. RDA-Workshops. Mit über 1.000 Ausstellern konnte der diesjährige Workshop das Niveau gegenüber dem letzten Jahr halten. Die Aussteller repräsentieren erneut 40 Reiseländer und über 70 Branchen. Der RDA-Workshop bewegt sich also weiter auf stabilem Niveau und behauptet souverän die Position als Leitmesse. Seit Januar 2013 eröffnen sich für Millionen von Reisegästen neue Alternativen und sukzessive etabliert sich mit dem Fernlinienbusverkehr ein neuer Markt in der Busbranche. Gemeinsam mit dem DTV (Deutscher Tourismusverband) wollen wir morgen erörtern wie sich der Markt in dem ersten halben Jahr nach der Liberalisierung entwickelt hat sowie aktuelle Fragen angehen. Zu dieser ersten, umfassenden Betrachtung dieses neuen Marktes darf ich Sie herzlich einladen, es lohnt sich! Situation der Bustouristik Lassen Sie mich nun zur Situation der Bustouristik kommen. Die Reiselust ist ungebrochen. Der weltweite Tourismus konnte in 2012 1,04 Mrd. internationale Ankünfte verbuchen. In Deutschland unternahmen 53,6 Mio. Bundesbürger über 14 Jahren knapp 70 Mio. Urlaubsreisen. Mit einem Anteil von 8 Prozent blieb der Marktanteil des Busses konstant. Die Zahl der Kurzreisen stieg in 2012 um 1,4 Mio. auf 79,6 Mio. Das ist erfreulich, gelten Kurz- und Städtereisen doch als Busdomäne. Einen Rekord bei den Ausgaben gab es mit 63 Mrd. Euro für Urlaubsreisen und 20 Mrd. Euro für Kurzreisen. Bei gleichbleibender Urlaubsdauer stiegen die Ausgaben pro Person und pro Reise. Gegenüber 2011 gab der deutsche Urlauber 2012 5,3 Prozent mehr pro Urlaubs- und 5,9 Prozent mehr pro Kurzurlaubsreise aus. Dem durchschnittlichen Busreisenden war mit 718 Euro der Haupturlaub sogar 9,6 Prozent mehr wert als im Vorjahr (655 Euro). Die Deutschen sind für das Reisejahr 2013 ebenfalls positiv gestimmt. So will der Reisende für die schönste Zeit des Jahres gerne noch etwas tiefer in die Tasche greifen. 2 Der Busreisende und die Reiseziele In den letzten drei Jahren unternahmen 12 Prozent der deutschen Bevölkerung (8,4 Mio.) eine Busreise, Tendenz steigend, denn 22,4 Prozent der Bevölkerung (15,7 Mio.) haben zukünftiges Interesse bekundet – eine Steigerung gegenüber den Aussagen im Vorjahr! Erfreulich für die Bus- und Gruppentouristik ist die hohe Reisehäufigkeit: 35,7 Prozent der Busreisenden unternehmen mehrere Reisen im Jahr (∅ 1,5 Reisen p.P./Jahr) während von der Gesamtheit der Reisenden nur 21,8 Prozent mehrfach verreisen (∅ 1,3 Reisen p.P./Jahr). Unter den Busurlaubsreisenden machten 2012 36,1 Prozent eine Kurzurlaubsreise, davon 19,7 Prozent mehr als eine Kurzreise. Der Anteil der über 60-jährigen liegt in der Bustouristik bei 59,9 Prozent. Bei den 14bis 29-jährigen ist der Anteil auf 24 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: 2011 waren es noch 17,3 Prozent. Das Durchschnittsalter ist somit auf insgesamt 56 Jahre gesunken. 54 Prozent der Busreisenden sind bereits im Ruhestand. Busreisen sind aufgrund der demographischen Verteilung frauendominiert. 50,8 Prozent der Busreisegäste sind weiblich, 39,2 Prozent männlich. Bei den innerdeutschen Busreisezielen hat Baden-Württemberg die Nase vorne, gefolgt von Bayern und Niedersachsen. Bei den beliebtesten ausländischen Busreisezielen der Deutschen führt Italien vor Österreich, Frankreich, Polen und dem neu EU-Mitglied Kroatien. Es zeigt sich einmal mehr: Der Busreisende ist bei den Zielen sehr vielfältig und sucht nicht nur Sonne und Strand. Vor allem bei den Kurzreisezielen punktet die Bustouristik. Die Top fünf Buskurzreiseziele im Inland sind Berlin, Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Daraus lassen sich auch gewisse Präferenzen und Vorlieben herauslesen: Kultur, Natur und Musicals. Die drei Topkurzreiseziele im Ausland sind Frankreich vor der Tschechischen Republik und Großbritannien. Oder anders formuliert: Paris, vor Prag, vor London. Die deutschen Busreisenden tragen in vielen Ländern ganz maßgeblich zum touristischen Aufkommen bei. In 2012 reisten bspw. 0,62 Mio. Deutsche in die Tschechische Republik, davon 0,26 Mio. mit dem Bus. Damit positioniert sich das Land mit 4,9 Prozent auf Platz 6 der Top Busreiseziele im Ausland. Umgekehrt ist die Bedeutung jedoch noch viel höher, denn für die Destination heißt das, dass 41,4 Prozent aller Reisen aus Deutschland in die Tschechische Republik mit dem Bus unternommen werden! Kulturreisen Kultur und Tourismus gehen Hand in Hand und kulturelle Highlights sind für viele Reisende entscheidend für die Buchung. Die Kulturreise umfasst hierbei nicht nur Theateraufführungen oder Museumsbesuche, auch Musikevents, Baudenkmäler sowie festliche Traditionen sind Bestandteile vieler Kulturangebote. Kulturreisende 3 legen im Vergleich zu allen Reisenden mehr Wert darauf, neue Destinationen kennenzulernen. Der Bus spielt bei Kulturreisen mit 21 Prozent, bzw. 19 Prozent, eine erheblich größere Rolle als bei allen Reisen gesamt (8 Prozent). In 2010 unternahmen die Deutschen 6,3 Mio. Urlaubsreisen mit kulturellen Motiven, davon war bei 1,7 Mio. Reisen die Kultur der primäre und bei 4,6 Mio. der sekundäre Reiseanlass. Das Interesse für Kulturreisen wächst, in 2012 war für 29 Prozent der Deutschen ein Urlaubsmotiv „Etwas für Kultur und Bildung tun“. 36 Prozent gaben an, in den letzten drei Jahren „kulturelle und historische Sehenswürdigkeiten oder Museen“ besucht zu haben. Deshalb sind Kulturreisen auch das zentrale Thema der diesjährigen Angebotskampagne auf dem RDA-Workshop. Europa und die Bustouristik Problematisch ist für die Branche aber nach wie vor die bürokratische, uneinheitliche Erhebung von Beförderungssteuern im internationalen Reiseverkehr, die auch das deutsche Incoming belasten. Darüber hinaus ist die Benachteiligung des Busses gegenüber anderen Verkehrsträgern in Europa durch Einreiseauflagen und Gebühren zu beklagen, die eine durchgängig freie Fahrt in einem zusammenwachsenden Europa verhindern sowie Anfahrten in die Zentren der Städte und zu den touristischen Attraktionen nicht überall frei zugänglich machen. Europäisches Parlament zu Sozialvorschriften Leider sind alle Änderungsanträge des Europäisches Parlament zu den Sozialvorschriften, wie z.B. zu der von RDA geforderten Verbesserung der 12-TageRegelung, die die Verordnung 561/2006 hätten ändern können, vom Europa Parlament fallen gelassen worden. Auf Ratsseite war lediglich Deutschland für diese Änderungsanträge zu gewinnen, jedoch kein weiterer Mitgliedstaat. Die gute Nachricht ist, dass Rat und Europäisches Parlament sich bei der Definition zur täglichen Arbeitszeit auf die diesbezügliche Entscheidung und Definition des EuGH gestützt und dieser Änderungsantrag, wie vom RDA gefordert, im finalen Text aufgenommen haben. Zunehmender Verbraucherschutz Auf EU- und nationaler Ebene schreitet die Verrechtlichung des Reisens voran. So hat die Europäische Kommission am 9. Juli 2013 ihren neuen Vorschlag für eine überarbeitete Pauschalreiserichtlinie angenommen. Die Kommission betont, dass sie mit dem neuen Vorschlag faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Anbietern herstellen will. So wird konkret festgelegt, welche Reiseangebote von der neuen Pauschal- und Bausteinreisen richtlinie umfasst werden sollen. Neu ist insoweit, dass mehr Reiseformen als bisher vom Pauschalreiserecht erfasst werden: So sollen z.B. die so genannten DurchklickAngebote (Bausteinreisen) von der Richtlinie umfasst sein, wenn sie in einem Bu4 chungsvorgang von einer Vertriebsstelle aus gebucht werden oder aber zu einem Gesamtpreis angeboten oder berechnet werden. Damit soll den Möglichkeiten der Reisebuchungen über das Internet Rechnung getragen werden. Die Möglichkeit der Beschränkung des Angebots auf eine Mindestteilnehmerzahl, hat die Kommission beibehalten und damit der diesbezüglichen Forderung des RDA entsprochen, was wir ausdrücklich begrüßen: Über die Wichtigkeit dieser gerade für Gruppenreiseveranstalter essentiellen Möglichkeit, hatte der RDA die Kommission bei zahlreichen Gesprächen in Brüssel und Straßburg aufgeklärt. Sie sichert dem Verbraucher eine Vielfalt von speziellen Riesen, die sonst aus dem Markt gedrängt werden würden. Personalengpässe Branchenübergreifend wird es zunehmend Probleme bei der Besetzung der Stellen in der Bustouristik geben, denn der Fachkräftemangel macht vor der Touristik allgemein und auch vor der Bustouristik nicht halt. Hinzu kommt, dass viele Busfahrer in absehbarer Zeit die Altersgrenze erreichen. Hier stehen wir vor der Herausforderung, wie wir künftig mit den knapper werdenden Ressourcen umgehen. Dazu wird Herr Meyering gleich ausführlich informieren. Meine Damen und Herren, die Bundestagswahlen sind natürlich auch für die Bustouristik ein wichtiger Termin. Schwarz-gelb, schwarz-rot, rot-grün – die Wahlprogramme der Parteien sind mit entscheidend, welche Farbkombination auch immer das Rennen machen wird. Rechtzeitig vor der Bundestagswahl wird der RDA seinen Mitgliedern, Mitarbeitern und Gästen eine Entscheidungshilfe für den Urnengang liefern. Dazu gleich mehr von Dieter Gauf. 5