Traumreise Norwegische Fjorde Gletscher, Fjells, Städte vom 14. bis

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Traumreise Norwegische Fjorde Gletscher, Fjells, Städte vom 14. bis
Traumreise Norwegische Fjorde
Gletscher, Fjells, Städte
vom 14. bis 24. Juli 2010
Der Start unserer Reise ins Land der Trolle und sagenhaften Naturschönheiten begann
verheißungsvoll, als uns Herr Kopp, unser Busfahrer, am frühen Morgen in Hedelfingen an Bord
eines 5-Sterne Luxus-Bus mit 93 cm Sitzabstand nahm. Der weitere Verlauf dieser Reise
widersprach diesem Eindruck nicht.
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Durchs hitzeglühende sommerliche Deutschland fuhren wir zum ersten kulturellen Stopp nach
Hildesheim, wo uns die kompetente Stadtführerin voller Begeisterung die Stadt mit allen
Sehenswürdigkeiten näher brachte. An erster Stelle die ev. St. Michaelis Kirche, die zum
Weltnaturerbe gehört, 1010 erbaut. Bemerkenswert die Tagzeitengebetsuhr an der Front. Neben der
Orgel mit 4500 Pfeifen und schönen Arkaden im Inneren der Kirche ist die bemalte Holzdecke aus
dem 13. Jh. ein besonderer Blickpunkt und einzigartig nördlich der Alpen. Sie zeigt in acht
Hauptfeldern den Sündenfall im Paradies bis zur Auferstehung Christi.
Für Gänsehautfeeling sorgte ein kurzes aber schönes Orgelkonzert von Joh. Seb. Bach, extra für
uns. Die Christussäule mit Bildzyklus aus Bronze von 1018 ist eines der Kunstwerke aus der Zeit
Bischof Bernwards.
Die Stadtmauer ist aus dem 12. Jh. Ein Blick zur Magdalenenkirche, vorbei am Marien Dom und
dann ins Pelizaeus-Museum. Die bewunderten Bronzetüren bestechen schon durch ihre gewaltige
Höhe von 4,70 m, vor allem aber durch die Tatsache, dass jeder der beiden Hildesheimer Flügel mit
Reliefs geschmückt ist, die dieses Bronzetor zu einem monumentalen Bildwerk machen. In
ungewöhnlicher Plastizität wird in 16 Feldern die biblische Heilsgeschichte vor Augen geführt.
In Hannover empfing uns ein sehr schönes Hotel zur Übernachtung. Nach einem ausgiebigen
Frühstücksbuffet und bei strahlend sonnigem und warmen Wetter ging unsere Fahrt vorbei an
Hamburg Richtung Kiel. In der Ebene viele Windräder, lichte Wälder.
Bequemer geht es nicht. In Kiel gingen wir samt unserem Bus an Bord der Color Line Fantasy, die
zu den größten Kreuzfahrtschiffen der Welt mit Autodeck gehört. Ein Erlebnis für sich. Prächtig
ausgestattet mit Shopping Mall, gläserne Aufzüge, Restaurants, Cafés, Bars, Spielsalon, Show
Lounge, Pools usw. Unsere großzügigen Außenkabinen lagen im 10. Stock. Das Sonnendeck lud
zum Relaxen ein, war aber vor allem zum Sehen gut besucht. Das Marine Ehrenmal Leboe mit UBoot war ebenso ein Hingucker wie die majestätische Brücke, die über den Großen Belt führt.
Das fing ja gut an! Ein üppiges Abend- und Frühstücksbuffet ließ so manche guten Vorsätze
schwinden.
Die nächtliche Fahrt durch Kattegatt und Skagerrak (wohlbekannte Namen aus der Schulzeit)
verschliefen wir bei ruhiger See und waren nun fit für den neuen Tag. Am frühen Morgen fuhren wir
in den 100 km langen Oslofjord ein, dessen Passage zu den schönsten Schiffsreisen der Welt zählt
und sahen die markanten Türme und Häuser von Norwegens Hauptstadt Oslo, was übersetzt
Götterwiese bedeutet. Um 10 Uhr gingen wir von Bord unseres schwimmenden Luxushotels und
stiegen in unseren Bus zur Stadtrundfahrt. Auch hier begleitete uns wieder eine sympathische
Reiseführerin mit viel Wissen.
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Futuristisch anmutend steht das moderne Opernhaus mit 1100 Räumen auf einem exponierten Platz
am Oslofjord.. Es ist gigantisch! Die Außenfassade aus weißem Marmor, Innenausstattung deutsche
Eiche. Eine Oper, die wie ein Gletscher in den Fjord mündet und von allen Seiten bestiegen werden
kann. Daneben im Wasser ein umstrittenes Kunstwerk aus Stahl und Glas, das ein sich neigendes
Segelschiff darstellt.
Nach einer längeren Stadtrundfahrt ging es zum Holmenkollen. 420 m ü.M. und 64 m hoch
bietet er eine spektakuläre Sicht auf Oslo, das übrigens früher Christiana hieß. Mit seiner neuen
Sprungschanze gehört er zu den bekanntesten Sportanlagen der Welt.
Zurück in Oslo besuchten wir den Vigeland-Park. Der Künstler Gustav Vigeland schuf in
40jähriger Arbeit einen Skulpturenpark, der atemlos vor Staunen macht. Die dargestellten nackten
Menschen und Tiere sind so lebensecht, voller Bewegung und Emotion. Der Park ist ein Gesamtkunstwerk mit schmiedeeisernen Toren, Brunnen, Skulpturen in Granit und Bronze. Gustav
Vigeland bestand darauf, dass der von ihm entworfene und gestaltete Park kostenlos der
Bevölkerung offen steht.
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Wir verlassen Oslo Richtung Lillehammer. Sicher wie gewohnt und mit viel Informationen übers
Mikrofon fährt uns unser „Schofföör“ an Erdbeer- und Kornfelder vorbei, durch schöne Ortschaften
am Mjosa-See entlang, der etwa die Ausdehnung des Bodensees hat, umrahmt von bewaldeten
Hängen. Unterwegs kauft er Erdbeeren und verteilt sie an uns. Die Früchte sind groß und sehr
aromatisch.
Norwegen ist durchzogen von vielen Tunnels, damit ganzjährig, auch bei Schnee und Eis, das
Autofahren möglich ist. Auch tagsüber muss das Abblendlicht der Fahrzeuge eingeschaltet sein.
Die Sprungschanze in Lillehammer ist unser nächstes Ziel, die wir besteigen und von dort den
schönen Blick ins Land genießen. Sommerskispringer beobachten wir von oben, während wir von
einem freundlichen Norweger mit köstlichen Erdbeeren bedacht werden.
Eine alte umgebaute Mühle, kuschelig und nett, ist unser Logis für die kommende Nacht.
Den Mjosa See lassen wir hinter uns und schwenken ein ins 200 km lange Gudbrandsdal. Die
„Morgenstimmung“ aus Peer Gynt von Edvard Grieg begleitet uns und stimmt uns wunderbar auf
den neuen Tag ein. Fotostopp bei der alten Stabkirche zu Ringebu. Den senkrechten Stützen
verdanken die Stabkirchen ihren Namen. Der Westteil der Kirche stammt aus dem 13. Jh. Von
früher 500 Kirchen sind heute nur noch 26 übrig.
Mit seiner sonoren Stimme erzählt uns unser Schofföör viel Wissenswertes und manche Histörchen
über Norwegen. Die Fahrt ist kurzweilig und schön. Es gibt viel Wald und auf den steilen
Berghängen liegt noch Schnee. An der Eisenbahnlinie stehen noch Holzmasten.
Das erste von noch mehreren Picknicks lockte alle zur Mittagszeit aus dem Bus. Würstle mit Brot,
Senf und Gürkle aus der Bordküche und danach Renates hochfeine Kuchen und Flachswickel
fanden viel Zuspruch. Unterhalb rauschte ein Wildwasser. Steile Felsen, Blumen und ein blauer
Himmel machten den Genuss perfekt.
Fotostopp am Slettafoss. Ein grünes Tal, rauschende, steil abfallende Wasserfälle, dicht bewaldete
Berghänge, vereinzelte bunte Häuser, eine schön in Szene gesetzte Eisenbahnbrücke über den
Rauma und weiße Wattebäusche am blauen Himmel machten die Idylle komplett. Wir sind im
Romsdal mit der höchsten Steilwand Europas, der Trollwand. Der Fantasie sind keine Grenzen
gesetzt, wer genau hinschaut sieht die Trolle. Wie alle Länder hat auch Norwegen seinen Volks- und
übernatürlichen Glauben. Dieser stammt aus den Fantasien und Träumen der Vorfahren. Diese
Wesen sind Teil der norwegischen Kultur und Tradition und Inspiration für Künstler aller Art.
Die Dramaturgie des Trollstigs nahm nun seinen Lauf. Mit 10 % Steigung und 11 schwindelerregenden Haarnadelkurven ist dieser nichts für ängstliche Autofahrer. Von 236 m ü.M. kriechen
wir mit dem Bus bis auf 1200 m Höhe. Wie an Fäden gezogen bewegen sich die Autos die
Serpentinen hinauf. Kaum vom Verkehr stören lassen sich Schafe, die mitten auf dem warmen
Asphalt ruhen. Auf der Passhöhe wird z. Zt. ein Touristikzentrum angelegt. Diese Strecke Trollstig
– Geiranger Fjord nennt man auch die Goldene Route. Grandiose Wasserfälle mit Fallhöhen bis zu
180 m beeindrucken uns. Eine 10-minütige Fährüberfahrt bringt uns vom Norddalsfjord zum
Eidsdal. Hier ist der nördlichste Obstanbau Europas. Kirschen, Pfirsiche, Äpfel und Beeren
profitieren vom Golfstrom. Die nächste Serpentinenstraße führt über den Orneveien (Adlerstraße)
hinab zum Geiranger Fjord, unserem nächsten Ziel.
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Trollstig
Ein sehr schönes Hotel oberhalb des Fjords ist unsere Domäne für die nächsten zwei Nächte. Ein
Abendspaziergang führt die meisten von uns in das verschlafene Örtchen. In einer Kapelle wird ein
Konzert gegeben, ein wenig profitieren wir noch davon.
Es regnet! Ausgerechnet heute, wo wir den Geiranger Fjord mit einem Fährschiff befahren wollen.
Götz begrüßte uns im Bus wie jeden Morgen mit gewohnt guter Laune und unser Schofföör wie
immer mit einem fröhlichen „Guten Morrgen“. Der Bus bringt uns zum Fährschiff. Dort lese ich:
„Drücken Sie die Taste der Toilette hat die Schuld nach unten.“ Oh, heiliger Bim-Bam! Wer hat da
übersetzt?
Die tiefste Stelle des Geiranger Fjords ist 200 m. Das Gebiet steht auf der Liste des UNESCO
Weltnaturerbes. Die viel gepriesene Schönheit des Fjords erahnen wir eher, als dass wir sie sehen.
Die berühmten Wasserfälle „Sieben Schwestern“, „Brautschleier“ und „Freier“ stürzen 250 m
herab. Hoch über dem Geiranger Fjord an steilen Berghängen thronen auf Plateaus verlassene
Häuser, die nur über einen steilen Aufstieg erreichbar sind. Seinerzeit wurden die Kinder der
Familien an langen Stricken angebunden, damit sie nicht beim Spielen hinunter fielen.
Als unser Fährschiff in Hellesylt anlegt ist es kühl und regnet immer noch.Wasserdampf steigt aus
dem Tal auf, Nebelschwaden ziehen tief durchs Tal und verwandeln die Landschaft in unwirkliche
Szenen, überall plätschert es, fällt Wasser rauschend durch enge Schluchten. Rosemarie hat
Geburtstag, wir singen ihr ein Ständchen, Lilo trägt ein Gedicht vor, Götz zaubert einen
Blumenstrauß herbei. Der Hotelgarten hatte auch so schöne Blumen...! Mit feinem Gespür für die
Stimmung legt unser sehr geschätzter Schofföör Edvard Griegs „Morgenstimmung“auf. Herrliche
Musik klingt durch den Bus. Inzwischen haben wir nur noch 13° C.
Horningdalsee, der tiefste See Europas, 514 m tief. Dann Loendalensee, im Fluss sind Lachse.
Olden, gepflegter Ort, Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe. Oldedalen - dramatische Wolkenbildung
zwischen den Bergen im Tal. Das sind markante Punkte auf unserem weiteren Weg. Wir trotzen
dem Wetter und machen Picknick. Rosemarie spendiert Marillenschnaps und -likör, wir lassen sie
hoch leben.
Es hat aufgehört zu regnen. Vom Jostedalsbreen aus machen wir eine Wanderung zum
Briksdalsbreen, dem einzigen Gletscher, der seit 1995 wieder wächst. Ca. 1 Stunde zu Fuß gehen
wir über Steine und Wurzeln, gesäumt von bemoosten Felsen, jungen Birken, bunten Blumen,
begleitet vom rauschenden Wasserfall, der tosend ins Tal stürzt. Die „Fußlahmen“ werden mit
einem sog. Trollauto zum Gletschersee transportiert. Auf diesem Weg ist die Dusche vom
Wasserfall Programm.
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Der Briksdalsbreen ist einer der schönsten Gletscherarme Norwegens. Wir sind fasziniert, so nahe
an einem Gletscher zu sein. Auch die Sonne hat sich wieder hervor gewagt und illuminiert die
erstarrte Eismasse.
Die Rückfahrt zum Hotel führte uns über Stryn, Strynvatten, Geirangerstraße, die steile
Strynefjellstraße mit Serpentinen, durch Tunnels, über eine Passhöhe von 1200 m am Dalsnibba See
14 km abwärts mit 9% Gefälle zu unserem schönen Hotel über dem Geiranger Fjord. Nach dem
üblichen üppigen Abendbuffet war ein Abendspaziergang zwingend.
Am nächsten Tag bei bewölktem Himmel und 14° C verlassen wir um 9 Uhr unser Hotel und den
Fjord der Fjorde, den Geiranger, überwinden eine Passhöhe von 1300 m und fahren zum nächsten
Fjord der Superlative, dem Sognefjord, der mit 204 km der längste und mit 1308 m der tiefste Fjord
der Welt ist.
Der neue Tag ließ sich gut an. Aus dem Feiern kamen wir fast nicht mehr heraus. Heute hatte
Friedel Geburtstag und wurde gebührend geehrt mit unserem Gesang, von Götz stibitzten Blumen
und der „Morgenstimmung“. Sie ließ sich auch nicht lumpen und hatte für den späteren, passenden
Zeitpunkt aus der Rohracker Winzergenossenschaft edle Tröpfchen für uns bereit.
Fotostopp am Pollfoss. Ein Kraftwerk ist angeschlossen, aber nicht zu sehen. Die Norweger bauen
ihre Kraftwerke in die Felsen und verschandeln so keine Landschaft. Es geht weiter nach Lom, der
Geburtsstadt des Literatur Nobelpreisträgers Knut Hamsun. Ein regenarmes Gebiet, die Felder
müssen künstlich bewässert werden. Vor der alten Stabkirche von Lom machen wir ein
Gruppenbild. Der originale Kern der Kirche ist aus dem 13. Jh. Die originalen Dachschnitzereien
befinden sich im Museum in Lillehammer. 1270 wurde die Kirche erstmals urkundlich erwähnt. Die
filigranen Schnitzereien an den Portalen sind aus dem 17. Jh.
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Stabkirche von Lom
Auf Empfehlung unseres landeskundigen Schofföörs, Herrn Kopp, besuchen wir eine der besten
Bäckereien Norwegens. Lange Schlangen davor und innerhalb, aus der es sehr verführerisch duftet,
bestätigen das. Wir reihen uns ein und werden mit feinen Backwaren belohnt. Bei 17° C
Tagestemperatur wärmt uns Kaffee oder Kakao.
Es gibt noch 10 veritable Zweitausender in Norwegen. Auf 1440 m Höhe machen wir einen
Fotostopp in Mefjellsti, im NP Breheimen, der Heimat der Gletscher. Der Wind pfeift von den
nahen Schneefeldern. Mit edlen Tröpfchen von Friedel spendiert wärmen wir uns und singen aus
voller Brust gegen die Kälte an.
Das Reisen durch Fjordnorwegen ist reizvoll und eindrucksvoll. Gut ausgebaute Straßen und kühne
Tunnelkonstruktionen tragen ihren Teil dazu bei. Von Panoramastraßen sehen wir die mächtigen
Bergmassive mit Schneefeldern, das Blau und Türkis der Fjorde, das satte Grün der Wiesen,
unendliche Wälder und dazwischen als kleine Punkte rote Holzhäuser als faszinierende
Farbenspiele.
Unten im Tal, im Jotunheimer NP, erfreuen wir uns an 20° Wärme. Der malerische Ort Luster am
Lustrafjord lädt uns zum Verweilen ein. Weiße Holzhäuser mit Blumen davor, ein kleiner Hafen und
eine Badebucht. Wir fahren weiter nach Sognedal. Viele Radfahrer strampeln die steile Passstraße
hinauf.
Ein hübsches Hotel mit schweren, alten Möbeln, Ledersessel und einem freundlichen, hilfsbereiten
Hotelier lädt zum Übernachten ein.
Auf dem Weg nach Bergen fahren wir von Hella nach Balestrand, das einmal für 10 Jahre der
Lieblingsaufenthalt von Kaiser Wilhelm II war, einem Nordlandfan und Norwegen besonders
zugeneigt. Am Hauptarm des Sognefjords entlang begleitet uns wieder Edvard Griegs
„Morgenstimmung“ und tröstet uns über das miese Wetter hinweg. Stromkabel überspannen
von Berg zu Berg den Fjord.
Eine Führung zeigt uns die Stabkirche von Hopperstad aus dem 12. Jh. Furchterregende
Drachenköpfe an den Firstenden und pyramidenartig aufeinander getürmte steile Schindeldächer
faszinieren. Warum die Türen immer nach innen aufgehen und hohe Schwellen am Eingang zu
übersteigen sind, erklärt sich wegen des hohen Schneefalls im Winter.
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Um den Regen zu vergessen, unterhält uns wie jeden Tag Trudl mit kleinen schwäbischen
Gedichten und Anekdoten. Grandiose Serpentinen führen uns auf die Gebirgshochfläche des
Vikiafjell mit über 1000 m und mit 15 % Gefälle wieder hinab. Schafe und Rinder weiden an den
steilen Berghängen. Ein angebundenes Rentier im Regenschleier ist ein willkommenes Fotomotiv.
Im Rhythmus des fahrenden Busses schwankt hin und wieder ein zweifacher Guter Geist durch den
Gang und verteilt den gespendeten Segen – Götz mit Schnapsflasche! Das Grau ist nicht mehr so
grau, die tief in den Fjorden hängenden Wolken werden als fotogen erkannt...
Kurzer Stopp in einer Fabrik für Norwegische Strickwaren zeigt uns landestypische, mollige und
schöne Erzeugnisse und gibt uns Gelegenheit zu „toilettieren“ (original Herr Kopp).
Wir erreichen unser Domizil für die nächsten drei Tage, eines der schönsten Hotels Norwegens, das
Hotel Solstrand in Os. 1896 erbaut mit vier Giebelhäusern, einem riesigen gepflegten Park mit
Skulpturen, direkt am Fjord gelegen, großem Wellnessbereich und einem angebauten Gästehaus.
Eine wunderbare Atmosphäre umfängt uns beim Eintreten in die große Empfangshalle. Ein offener
Kamin inmitten wärmt unser Gemüt. Freundliches, Deutsch sprechendes Personal, schöne Zimmer.
Und an jedem Abend ein exzellentes 3-Gänge-Menü am Tisch serviert – hervorragend! Frische
Rosen, Orchideen und brennende Kerzen überall machen das edle Ambiente perfekt.
An 360 Tagen im Jahr regnet es in Bergen. Wir haben auch einen davon erwischt.
Im Mittelalter war Bergen Mitglied der Hanse und Sitz eines Hansekontors, über das der florierende
Handel zwischen Norwegen und dem Rest Europas abgewickelt wurde. Heute ist Bergen eine
quirlige Kulturstadt, die sich durch ihre landschaftlich schöne, dem Meer zugewendete Lage
auszeichnet und sich den gemütlichen Charme einer kleineren Stadt bewahrt hat. Von der reichen
Geschichte Bergens zeugt vor allem die Altstadt mit dem historischen Bryggeviertel. 1917 sind die
alten Holzhäuser der Innung verbrannt, die neuen Häuser sind aus Stein und Beton. Die Stadt liegt
an sieben Bergen und sieben Fjorden. Nach über 3 Stunden Aufenthalt sind wir tropfnass vom
Regen. „Die Bergenser kommen mit Gummistiefel und Regenmantel zur Welt“.
Norwegen ist das Land der Tunnel, werden vom Erdölgeld gebaut, ebenso die Straßen. 70% der
Norweger wohnen in Küstennähe. Zum Statussymbol gehören ein Boot und eine Ferienhütte am
Meer oder in den Bergen. Die Häuser werden elektrisch beheizt, gewonnen aus Wasserkraft.
Der Erdöl- und Erdgasexport bringt Reichtum ins Land. Dem Golfstrom ist es zu verdanken, dass es
feucht und warm ist. Dass Meer friert deshalb nicht zu. 1000 Inseln sind der Küste vorgelagert.
30 km vom Festland weg befinden sich die Bohrinseln.
-8Zurück im Hotel bleibt uns nur kurz Zeit zum Umziehen und Frischmachen, denn unser Bus fährt
uns zu einem Schmankerl nach Troldhaugen. Edvard Griegs Villa von 1885, in dem er 20 Jahre mit
seiner Frau Nina wohnte, ist heute ein Museum und zeigt sehr eindrucksvoll, wie das Komponistenehepaar lebte. Dazu gehört ein großer Garten mit Blick auf den See, eine Komponistenhütte und die
Familiengrabstätte, die in einen Felsen in Ufernähe eingelassen ist. Ein Konzert mit Werken von
Edvard Grieg, Jean Sibelius und Robert Schumann, einst Freunde und Weggefährten von ihm, sind
der Höhepunkt des Tages.
Der nächste Tag zeigte sich wettermäßig freundlich. Auch unser Tagesprogramm gab Anlass für
frohe Erwartung, denn wir fuhren mit dem Bus in die Schärenwelt von Oygarden. Mehr als ein
Dutzend elegante Brücken verbinden die 550 Inseln miteinander. Kleine Orte, hübsche Holzhäuser
in Weiß, Rot oder dunkel stehen in karger Vegetation, umgeben von Heidekraut und grasbewachsenen Felsen und Steinen. In Jahrtausenden haben Eis und Meer diese wilde Landschaft
geformt und unzählige Fotomotive geschaffen.
Mittags ein neues Schmankerl. In einem guten Fischrestaurant mit schönem Ambiente wird uns
frischer Lachs serviert. Danach steigen wir in einen umgebauten Fischkutter und fahren zwei
Stunden durch die Schären. Sehr schön, sehr kalt. Sonne und Regen wechselten sich ab. Unterwegs
fahren wir an Lachsfarmen vorbei und sehen die springenden Lachse. Auf einmal ein Ruck und
Rumms! Das Schiff schrammt an einem im Wasser verborgenen Felsen vorbei.
Auf der Rückfahrt zu unserem schönen Hotel kommen wir nochmals an Bergen vorbei und nützen
die Chance, die Stadt in der nun scheinenden Sonne zu besuchen und Jagd auf Souvenirs zu
machen.
Im Hotel werden wir wieder kulinarisch verwöhnt. Die Köche sind aus Bayern und Sachsen. Auch
die stets fröhlich kichernde Heike vom Service ist eine Deutsche.
Nach einem sehr guten Frühstücksbuffet müssen wir Abschied vom Hotel Solstrand und der
Bilderbuchlandschaft nehmen. Ein verheißungsvoller Tag erwartet uns. Wir verlassen den
Samnanger Fjord, Rolosvag, Os. Mit den Bergenbanen (Zug) fahren wir von Voss nach Myrdal. Der
Bus fährt leer und trifft uns in Gudvangen wieder. Die vorüberziehende Landschaft ist sehr
beeindruckend. Mächtige Wasserfälle stürzen in breiten Kaskaden von den Höhen rauschend in die
Fjorde, auf den Bergen sind Schneefelder, einsame Höfe auf schwindelerregenden Felsvorsprüngen.
Eine unvergessliche Reise mit der Flamsbana beginnt für uns, eine der schönsten und spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Welt. Von Myrdal aus fahren wir nach Flam. Von 866 m ü.M. geht es
20 km, davon 6 km Tunnel, durch eine atemberaubend schöne Landschaft. Am Wasserfall
Kjosfossen hält der Zug an. Wir haben die Möglichkeit, den Anblick eines imponierenden
Wasserfalls zu genießen, der 93 m tief herab fällt. Weit oben sehen wir, wie sich der schäumende
Wasserfall über die Felskante stürzt und unter ohrenbetäubendem Getöse die tobenden Wassermassen an den Absätzen der Felswand zu Schaum werden. Dann erklingt laute Musik und wir sehen
eine Frau mit wehendem Kleid tanzend auf einem Felsvorsprung. Das war Utla, ein weiblicher
Troll. Mystisch und schön.
Es ist sonnig und warm und wir genießen den hübsch gestalteten Bahnhof von Flam und warten auf
unser Schiff, das als nächstes Schmankerl uns nach Gudvangen durch den angeblich kleinsten Fjord
der Welt fährt. Wegen Steinschlaggefahr darf weder getutet noch gehupt werden. Wir genießen zwei
Stunden die schöne vorbeiziehende Landschaft, enge Schluchten, hohe Berge, schäumende
Wasserfälle, kleine Ortschaften, Sonne und Wind. Möwen begleiten uns.
Unser Bus holt uns in Gudvangen ab und fährt durch den längsten Tunnel Norwegens mit 27 km.
Dann Europas höchstes Hochfjellplateau mit 1200 m, die Hardangervidda. Gebirgslandschaft, Seen,
Birkenwälder, Wochenendhütten mit begrünten Dächern – wir verlassen das schöne Fjordland und
fahren ins Landesinnere. Unsere letzte Übernachtung ist in 1000 m Höhe in Gol in einem typischen
Sporthotel, groß und schön mit weitem Blick ins Land.
-9Auch in diesem Hotel sind die verführerischen Buffets am Abend und Morgen ein Attentat auf die
schlanke Linie.
In einem separaten Raum löst sich die Spannung, wer das Reisequiz gewonnen hat. Wie immer
hatte Lieselotte knifflige Fragen zu unserem Reiseziel ausgeknobelt, die es zu lösen galt, wobei man
ganz nebenbei sehr viel über Norwegen erfahren und gelernt hat. Freude bei den Gewinnern über
die schönen Preise. Auch Herr Kopp und Götz wurden mit einem landestypischen Dankeschön
bedacht.
Unser letzter Tag. Es scheint eine strahlende Sonne, als wolle sie ihr zeitweiliges Fernbleiben
wieder gut machen. Es geht zurück nach Oslo zum Flughafen. Unterwegs lässt Götz die Reise noch
einmal Revue passieren, lobt die Gruppe, ihren Zusammenhalt. Zum letzten Mal lauschen wir noch
einmal der „Morgenstimmung“ von Edvard Grieg und genießen die malerische Landschaft mit
Wäldern, Flüssen, hohen Bergen, die sich im Wasser spiegeln und weißen Wolken, die am blauen
Himmel segeln.
Vom Flugzeug aus betrachtet sieht die Küstenlinie Norwegens zerfranst, die Seen wie Pfützen und
die Fjorde wie glitzernde Bänder aus. Das Land ist dünn besiedelt. Norwegen ist ein schönes Land.
Es zeigte sich uns von seiner besten Seite. „Takk“.
Text und Fotos:
Ursula Lorenz