harz webportal
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Standardisierte Geodienste (WMS) auf mobilen Endgeräten – ein Entwicklungsbeispiel aus dem Projekt „GeoToolsHarz“ Frank RUDERT und Hardy PUNDT Dieser Beitrag wurde nach Begutachtung durch das Programmkomitee als „reviewed paper“ angenommen. Zusammenfassung Das öffentliche Informationsverhalten hat sich in den letzten Jahren deutlich geändert. Während es lange Zeit ausreichend erschien, Geoinformationen über Printmedien zu verbreiten, ist in der heutigen, schnelllebigen Welt die Information bereits veraltet, bevor eine Karte die Druckerei verlassen hat. Die Anforderung des Kunden, immer die aktuellste Information vor Augen zu haben und diese möglichst schnell an andere Akteure weitergeben zu können, zwang die Anbieter zu neuen Veröffentlichungskanälen. Hier hat sich längst das Internet behauptet. Neben dem Abruf von Geoinformationen am „heimischen PC“ gibt es mittlerweile viele Anwendungsbereiche in Wirtschaft und Verwaltung, für die Geoinformation auch mobil verfügbar sein muss. Auf dieser Anforderung basierend haben sich u.a. die Location Based Services (LBS) entwickelt. Es geht darum, Geoinformation dort bereitzustellen, wo sie tatsächlich gebraucht werden – bei der Erfassung von Umweltoder „Business“-Daten, beim Erkunden unbekannter Orte, bei der Suche und Attributierung spezieller Lokationen, beim Wandern und Fahrradfahren. Dabei sollen Informationen Kontext-sensitiv und aufgabengerecht bereitgestellt werden, um eine möglichst effektive Unterstützung zu leisten. Der in diesem Beitrag beschriebene Prototyp eines mobilen, PDAgestützten Systems soll zweierlei Zwecken dienen: zum einen der Identifikation und Analyse konkreter Anwendungsprobleme beim mobilen Einsatz, zum anderen – darauf gründend – zur Konzeption und Umsetzung einer „voll einsetzbaren“ Applikation. 1 Einleitung Durch die Etablierung des Internets als „zentrales“ Informationsmedium, begleitet durch die stetig ansteigende Bandbreite (auch in Privathaushalten), haben kartenbasierte Informationssysteme mittlerweile eine weite Verbreitung erlangt. „Google Maps“ hat einen regelrechten „Hype“ ausgelöst, der, neben den zweifelsohne positiven Nutzungsaspekten, dazu führt, dass der Begriff „GIS“ noch öfter „missbraucht“ wird, als dies vorher schon der Fall war. Nach wie vor werden jedoch noch oft proprietäre Insellösungen realisiert, die dem Benutzer kaum Möglichkeiten zur individuellen Selektion des Informationsgehaltes der Karte geben. Nicht zuletzt aus diesem Grund erlangt das GIS-spezifische Layer-Prinzip hinsichtlich einfach zu bedienender, webbasierter Kartendienste (wieder) mehr an Bedeutung. Um Interoperabilität zu gewährleisten, kann auf die vom Open Geospatial Consortium (OGC) ver- F. Rudert und H. Pundt 306 öffentlichten Spezifikationen zurückgegriffen werden. Sie bilden die Basis für die Spezifikation der Schnittstellen zwischen den einzelnen Komponenten. Dies gilt auch für die Umsetzung der nachfolgend erläuterten GIS-Applikation für mobile Endgeräte. Hintergrund der Applikationsentwicklung ist ein Projekt zur nachhaltigen Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs im Nationalpark Harz. Hierzu entsteht ein Kartenportal, mit dessen Hilfe das Fahrplanangebot der lokalen Verkehrsträger in Kombination mit weiteren touristisch interessanten Informationen zugänglich gemacht werden soll. In diesem Rahmen sollen auch die Fahrpläne der öffentlichen Verkehrsanbieter besser abgestimmt werden, um das Angebot des ÖPNV insgesamt attraktiver zu gestalten. Das Webportal soll insbesondere auf die vielen Tagestouristen ausgerichtet sein, die sich in der Region des Harzes aufhalten und zum allergrößten Teil individuell mit dem Auto anreisen. Sie benutzen den PKW auch innerhalb des Nationalparks, was eine stetig zunehmende Belastung darstellt. Parkkapazitäten an speziellen Lokationen erreichen in Stoßzeiten mittlerweile ihre Grenzen. Das Web-Map-Portal soll somit Alternativen zur Nutzung des individuellen Fahrzeuges zugunsten öffentlicher Verkehre aufzeigen, darüber hinaus aber die Planung des Tages- oder Wochenendtrips umfassend unterstützen. Eine mobile Variante soll auch kurzfristige Planungsänderungen ermöglichen. Dabei spielen 3D-Geodaten für verschiedene Geodienste, insbesondere aber auch mobile, eine zunehmend wichtige Rolle (VAN OOSTEROM et al. 2008, BUHMANN & ERVIN 2003). Die entsprechenden GIS-spezifischen Arbeiten sind Teil des Projektes „GeoToolsHarz“, das im Rahmen des Kompetenzzentrums „Informations- und Kommunikationstechnologien, Tourismus und Dienstleistungen“ an der Hochschule Harz im Lehr- und Forschungsgebiet „Geoinformatik“ durchgeführt und vom Bundesland Sachsen-Anhalt finanziell gefördert wird (PUNDT 2007, RUDERT 2007). In diesem Beitrag wird nicht der komplette Entwicklungsprozess dargelegt. Es soll vielmehr auf grundlegende Aspekte beim Design von mobilen Geoinformationssystemen hingewiesen werden, wobei die Mobilitätsanforderungen der Zielgruppen, etwa Wander- und Fahrradtouristen, im Zentrum des Interesses stehen. 2 Technische Voraussetzungen Grundlage der Umsetzung der mobilen Komponente sollen vom Endkunden erwerbbare Technologien sein. Insbesondere die Verbreitung und die Marktakzeptanz spielt bei der Auswahl der Entwicklungsplattform eine große Rolle. Erste Entscheidungssäulen bilden die Hardware- und die Entwicklungsplattform. 2.1 Mobile Devices Im Bereich der mobilen Endgeräte kann eine grobe Klassifizierung vorgenommen werden. Zum einen ist die Kategorie der proprietären Mobilfunksysteme zu nennen. Sie sind hauptsächlich gekennzeichnet durch ihr in sich geschlossenes System, welches kaum Schnittstellen für Applikationen von Drittherstellern bietet. Zum anderen ist der stetig wachsende Markt der Smartphones zu berücksichtigen. Dieser beinhaltet Mobilfunkendgeräte mit Betriebssystemen, welche durch Fremdsoftware erweitert werden können. Die Leistungsfähigkeit der Geräte ist beachtlich, sie reicht von Prozessoren mit bis zu 667 MHz bis hin zu mobilen 3D-Grafikchips. Als Betriebssystem kommt hauptsächlich Symbian OS oder Win- Standardisierte Geodienste (WMS) auf mobilen Endgeräten 307 dows Mobile, vereinzelt auch Linux, zum Einsatz. Die Kategorie der Smartphones bildet einen fließenden Übergang zu den Personal Digital Assistants (PDA), welche von der Leistungsfähigkeit her mit den schnellen Smartphones zu vergleichen sind, jedoch keine Möglichkeit bieten um über herkömmliche Funknetze zu kommunizieren. Meist wird zusätzlich eine WLAN-Schnittstelle angeboten. Diese Geräte basieren vorwiegend auf dem Betriebssystem Windows Mobile. Als letzte und auch deutlich abgrenzbare Kategorie seien die GPS-gestützten Endgeräte bzw. Navigationssysteme erwähnt. Diese bieten Navigationsfunktionen in einer in sich geschlossenen Systemumgebung an. Es werden kaum Möglichkeiten zur Erweiterung der Systeme gegeben. Für Softwareupdates ist der Benutzer in der Regel auf den Hersteller des Gerätes angewiesen. Gerade auf dem Smartphone-Sektor zeichnet sich in Deutschland noch ein Kampf um die Marktführung, vor allem zwischen Symbian und Windows Mobile, ab (BEST & KAUFMANN 2006). Leider sind beide Systeme derart unterschiedlich, dass eine Software-Entwicklung in diesem Bereich einen nicht unerheblichen Aufwand darstellt. Während für Symbian-Geräte sehr umfassend auf Java-Basis entwickelt wird, kommt auf den Windows-Mobile-Geräten das .NET Compact Framework zum Einsatz. Der Einsatz von Java unter Windows Mobile ist mit erhöhtem Aufwand verbunden. Bei den PDAs hat sich der Markt in Deutschland jedoch bereits in Hinblick auf das Windows Mobile Betriebssystem gefestigt. Aus diesem Grund sollte im Rahmen von GeoToolsHarz eine prototypische Applikation für PDAs mit dem Windows Mobile Betriebssystem im .NET Compact Framework entwickelt werden. Weitere Gründe für diese Vorgehensweise liegen darin begründet, dass diese Geräte eher einen GPS-Empfänger integriert haben als Smartphones. Viele Anwender nutzen diese mobilen Geräte bereits in Form von Navigationsgeräten für das Auto oder auch bei Wanderungen. Das Angebot der mobilen Navigationssysteme hat dem einst rückläufigen Markt der PDAs neuen Aufschwung gegeben. 2.2 .NET-Framework Das .NET-Framework ist eine Entwicklung von Microsoft und liegt derzeit in der Version 2.0 vor, die Version 3 wird vorbereitet. Als Ableger des kompletten .NET-Frameworks existiert das .NET Compact Framework. Dies ist gegenüber des Standard-Frameworks im Funktionsumfang eingeschränkt und speziell auf die Anwendung auf mobilen Endgeräten wie Smartphones und PDAs ausgelegt. Eine Applikation, welche zum Beispiel unter dem Compact Framework 2.0 entwickelt wurde ist auf allen Geräten lauffähig, welche diese Version integriert haben. Das ist vorteilhaft für die Entwicklung, gerade im stark gestreuten mobilen Markt. Der Funktionsumfang kann mit Hilfe von Bibliotheken, so genannten Assemblies, problemlos erweitert werden. 3 Prototypische Umsetzung des WMS-Standards auf einem mobilen Endgerät Die im Rahmen des GeoToolsHarz-Projektes entwickelten Konzepte sollten anhand einer prototypischen Anwendung bezüglich ihrer Übertragbarkeit auf mobile Endgeräte untersucht werden. Hierbei spielte der Abruf von Geodaten über standardisierte Schnittstellen (WMS) eine besondere Rolle. Eine für den Endbenutzer möglichst einfache Bedienung 308 F. Rudert und H. Pundt wird in den Vordergrund gestellt. Des Weiteren soll analysiert werden inwieweit das Datenaufkommen einem mobilen Einsatz gerecht wird. Während der kompletten Entwicklung sollen die vom OGC verabschiedeten Standards streng eingehalten werden, damit die Applikation vom eigentlichen Anbieter der Geodaten abgekoppelt, somit nicht von einem bestimmten Dienstleister abhängig ist. Diese Anforderung ist in Hinblick auf die Interoperabilität mobiler Geodienste grundsätzlich zu berücksichtigen, wie sich auch in anderen Untersuchungen gezeigt hat (u. a. Brinkhoff & Weitkämper 2004, FISCHER & ZIPF 2006). Die Anwendung soll sich somit möglichst selbständig auf einen frei wählbaren Web Map Service einstellen. Hierfür muss vom Benutzer selbst lediglich eine URL mit den nötigen Map-Parametern angegeben werden. Weitere Spezifika der Applikation stellen sich wie folgt dar: Optional soll eine Angabe eines Styled Layer Description (SLD)-Files möglich sein. Die Angabe der Version des Standards ist über ein Options-Menü mit festen Vorgaben zu definieren. Anschließend ruft die Applikation das Capabilities-Dokument mit einem standardisierten GetCapabilities-Request ab. Das als Antwort gelieferte XML-File wird im Programmordner gespeichert und geparst. Daraufhin wird ein Objekt angelegt, welches die Informationen aus dem XML-Dokument verwaltet. Dieses Objekt ist nur zur Laufzeit aktiv und bietet Funktionen und Prozeduren um die Daten zu speichern. Darüber hinaus kann auf das Objekt selbst gezielt zugegriffen werden. Außerdem wird in dem Objekt über eine Funktion der „fertige“ Request-String erstellt und zurückgeliefert. Der Capabilities-Request ist nach jedem Programmstart auszuführen. Im Hauptmenü der Applikation kann nun die Karte abgerufen und betrachtet werden. Zur Verfügung stehen Navigationsfunktionen zum vergrößern, verkleinern und zum verschieben des Kartenausschnittes. Programmintern wird nach einer Interaktion auf der Karte die Boundary Box (BBOX) neu berechnet. Beim Zoom selbst ist die Berechnung vergleichsweise einfach. Hier wird die BBOX geviertelt und dieser Wert anschließend entweder von allen vier Werten, welche den Ausschnitt bestimmen, abgezogen oder aufaddiert. Beim verschieben der Karte muss mit dem Pen auf dem Touchscreen eine virtuelle Linie gezogen werden, welche die Verschiebung symbolisiert. Hier muss beurteilt werden, wie groß die Verschiebung sein soll. Anschließend muss die Länge der Verschiebung prozentual zum Gesamtausschnitt berechnet und diese Werte dann wieder in absolute Werte zur BBOX hinzugerechnet werden. Mit den neuen Werten wird wieder ein GetMap-Request an den Server gesendet, welcher anschließend den neuen Kartenausschnitt generiert und an den Client zurücksendet. Zusätzlich besteht die Möglichkeit auf bestimmte Punkte einen GetFeatureInfo-Request auszuführen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird ein „queryable WMS“ unterstützt, welcher mit Hilfe von Templates HTML-Dateien anzeigt. Zur Darstellung wird der in Windows Mobile integrierte Internet Explorer verwendet. In einer seit Kurzem etablierten Kooperation zwischen dem GeoToolsHarz-Projekt der Hochschule Harz und der brain scc GmbH in Merseburg ergaben sich neue Anforderungen bezüglich des Zugriffs auf Passwortgeschützte WMS-Dienste. Insbesondere bei kommerziell orientierten Unternehmen ist der Zugriffsschutz auf den eigenen Server wichtig. Hier wurde eine Möglichkeit zur Verwaltung von Passwortgeschützten Servern in die vorab beschriebene Applikation integriert. Zur weiteren Verbesserung der Bedienbarkeit, auch für fachfremde Nutzer, wurde von der eigentlichen Konfigurationsoption per URL auf ein System mit vordefinierten Einstellungen an Servern gewechselt. Dies bietet sowohl dem Anwender ein einfacheres Wechseln des WMS-Dienstes, als auch dem Anbieter eine bessere Kontrolle über den Einsatz der Applikation und den Zugriff auf den Dienst. Standardisierte Geodienste (WMS) auf mobilen Endgeräten Abb. 1: 309 Mobiler WMS-Client, im Projekt „GeoToolsHarz“ entwickelt unter dem .NETFramework Vorbereitend auf die Standortbestimmung wurde bereits eine „GPS-Assembly“ eingebunden. Um zukünftig sowohl Bandbreite, als auch Zeit einzusparen soll eine Positionsbestimmung mittels eines GPS-Empfängers ermöglicht werden. Die „Assembly“ bietet Funktionen um GPS-Geräte zu erkennen und die aktuellen Positionsdaten auszulesen. Damit ist eine problemlose Positionsbestimmung möglich und es kann ein entsprechend passender Kartenausschnitt vom Server angefordert werden. Dabei hat sich der Rückgriff auf bereits in der Praxis erprobte Assemblies als sinnvoll erweisen, da die dafür aufzubringenden Kosten meist geringer als Eigenentwicklungen sind. 4 Weitere Entwicklungsansätze Die Darstellung dreidimensionaler Geoinformationen gewinnt zunehmend an Bedeutung, was nicht zuletzt die rasante Entwicklung beim Aufbau von 3D-Stadtmodellen zeigt (VAN OOSTEROM et al. 2008, JOBST 2004). 3D-Geodaten ermöglichen nicht zuletzt die Generierung von realitätsnäheren (Stadt-)Landschaftsmodellen, die darüber hinaus unterschiedlichen Manipulationen unterworfen werden können, was für diverse Analyse- und Visualisierungszwecke nutzvoll sein kann (BRACA 2006). Aus diesem Grund werden auch Untersuchungen angestellt, welche Möglichkeiten zur 3-dimensionalen Darstellung spezieller Szenen auf dem mobilen Client bestehen. Denkbar sind vom Nutzer ausgewählte Ausschnitte aus einer 2D-Karte, welche anschließend als 3D-Szene generiert und dargestellt werden. Hier stehen gleichwohl noch Untersuchungen an, wie groß ein solcher Ausschnitt sein kann, damit das aufkommende Datenvolumen und die Rechenzeit in einem praktikablen Rahmen bleiben, da bei solch aufwendigeren Darstellungen die Rechenleistung des Endgerätes einkalkuliert werden muss. Des Weiteren müssen aktuelle Entwicklungen im Bereich der Datenbanken beobachtet werden, die bezüglich der Erfassung und Verwaltung raumbezogener Daten teils immer ausgereiftere Funktionen aufweisen. So unterstützen spezielle Datenbanksysteme bereits die Speicherung von 3D-Geodaten und können diese mittels GML exportieren. Andere Untersuchungen beziehen sich auf den expliziten Einsatz des F. Rudert und H. Pundt 310 Web 3D-Services des OGC (FISCHER & ZIPF 2006), der auch im Rahmen der prototypischen Umsetzung eines 3D-Clients eine Rolle spielte; hier wurden in einer kürzlich fertig gestellten Masterarbeit Möglichkeiten zur Visualisierung von 3D-Geoobjekten auf Smartphones untersucht, wobei eine Java-basierte, prototypische Umsetzung die Tragfähigkeit der Konzepte unter Beweis gestellt hat (GROHMANN 2007, siehe Abb. 2). Abb. 2: 5 Mobiler 3D-Client für Geodaten (GROHMANN 2007) Schlussfolgerungen Problematisch wirkt sich insbesondere in Deutschland eine zu geringe Netzabdeckung von WLAN-Hotspots aus. Außerdem sind diese oft kostenpflichtig. Mobile GIS werden sich flächendeckend erst dann durchsetzen, wenn ihre Anwendung auch preislich interessant ist. Das bedeutet feste Rahmenverträge ohne Zeit- oder Volumenbegrenzung. In Ballungszentren sind bereits WLAN-Hotspots verfügbar, welche nach Abschluss eines Vertrages mit dem Betreiber kostenpflichtig genutzt werden können. Da bei dieser Zugangsart eine passable Bandbreite zur Verfügung steht, ist diese derzeit zu bevorzugen. Erst nach einem flächendeckenden Ausbau des UMTS-Netzes und der Anpassung an Endkundentaugliche Preise ist in Deutschland ein Durchbruch zu erwarten. Für den Einsatz „im Gelände“ muss außerdem eine flächendeckende Erschließung von Bevölkerungsschwachen Regionen erfolgen. Denn gerade in diesen Gebieten ist das Interesse an mobilen Lösungen teils groß. Hierdurch können – bezogen auf das anfangs erwähnte Projekt im Nationalpark Harz – Besucherströme gezielt gesteuert und dabei dem Endanwender trotzdem das Gefühl gegeben werden, eigenständig und individuell zu handeln. In unterschiedlichen Untersuchungen ergab sich eine Problematik bei der Konfiguration neuer WMS-Dienste. Schwierig handhabbar sind hierbei insbesondere die umständlichen und für den Endbenutzer meist kryptisch anmutenden URLs zu den einzelnen Diensten. Auch beim Ausfall eines voreingestellten Dienstes ist es im mobilen Einsatz kaum möglich, alternative WMS-Dienste ausfindig machen zu können. Für einen „echten“ mobilen Einsatz Standardisierte Geodienste (WMS) auf mobilen Endgeräten 311 mit hoher Verfügbarkeit müssen also Wege gefunden werden, durch die es möglich ist Informationen über verfügbare WMS-Dienste zu erhalten. Ein zentraler Serverdienst, welcher diese Informationen durch eine simple Anfrage bereitstellt, wäre denkbar. Dieser gibt dann, zum Beispiel via XML, Auskunft über unterschiedliche WMS-Dienste. Der Benutzer kann diese Dienste dann durch ein Drop-Down-Menü bequem vorkonfiguriert auswählen. Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist die Datensicherheit, denn die Daten werden über Funknetze übertragen und unterliegen somit speziellen Sicherheitsrisiken. Hier muss abgeklärt werden, in wie weit das Risiko tragbar ist. Bei rein touristisch ausgelegten Applikationen reichen die herkömmlichen Sicherheitsvorrichtungen aus den entsprechenden Transferprotokollen aus. Bei der Verwendung von sensibleren Daten, wie beispielsweise Daten aus Liegenschaftskatastern oder -büchern, müssen die Sicherheitsanforderungen sehr viel höher angesetzt werden. Der hier beschriebene Funktionsumfang des Prototypen soll in den kommenden Monaten weiter entwickelt werden. Die Erweiterung um eine 3D-Ansicht eines frei wählbaren Ausschnittes gehört zu den nächsten Aufgaben. Zusätzlich müssen im XML-Parser noch weitere, der Spezifikation entsprechende Tags korrekt erkannt und umgesetzt werden. Dies ist im aktuellen Stadium der Entwicklung noch nicht lückenlos umgesetzt worden. Des Weiteren muss untersucht werden, inwiefern das aufkommende Datentransfervolumen reduziert werden kann. Die derzeitige Dateigröße einer erstellten Bilddatei mit dem Kartenausschnitt beträgt zwischen 5 und 10 Kilobyte. Im GPRS-Netz ist also mit einer reinen Download-Zeit von 1-2 Sekunden zu rechnen. Bei vermehrten Kartenabfragen können sich hier für den Benutzer unangenehme Wartezeiten aufbauen, welche den Navigationsfluss stören. Hier können bereits erste Performance-Verbesserungen durch den Einsatz geeigneter Bildformate erreicht werden. Eine Erweiterung auf den Web Feature Service wird zukünftig ebenfalls angestrebt. Da der Client derzeit allerdings nur zu Betrachtungszwecken dient, wurde auf diese Integration vorerst verzichtet. Der Bedarf ist jedoch vorhanden: Beispielsweise kamen im Rahmen anderer Projekte aus dem Bereich öffentlicher Verwaltungen Anfragen auf eine mobile Applikation über die es möglich ist, zum Beispiel Straßenschäden mobil in ein Kataster aufzunehmen. Insgesamt gibt es in diesem Bereich somit noch weitreichende Forschungsund Entwicklungsaufgaben, deren Bearbeitung im Projekt „GeoToolsHarz“ bis Ende 2008 ansteht. Literatur BEST, J. & KAUFMANN, J. 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