3. Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen als
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3. Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen als
Teil 1 – Grundsätzliches Sozialwort im PGR____________________________________________________ 3. Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen als Basis für die PGR-Arbeit Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich Das Sozialwort des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich1 wurde im Dezember 2003 nach einem intensiven vierjährigen Prozess veröffentlicht. Es versucht aus christlicher Sicht wegweisende Antworten zu geben oder grundsätzliche Fragen zu stellen, um schließlich konkrete Schritte zur Umsetzung der erkannten Zeichen der Zeit aufzuzeigen. Es ist die Frucht eines Dialogprozesses und gleichzeitig eine Einladung für einen weiterführenden, vertiefenden Dialog zwischen Kirchen und Gesellschaft. Dieses Sozialwort spricht in die Gesellschaft. Es spricht zugleich die Kirchen selbst an, die Teil der Gesellschaft sind und an deren Entwicklungen teilhaben, zugleich aber bemüht sind, diese Entwicklungen aus christlicher Überzeugung mitzugestalten. Neben Fragen von Arbeit, Wirtschaft und sozialer Sicherheit widmet sich das gemeinsame Sozialdokument auch den Bereichen Friedenssicherung, Bildung, weltweite Gerechtigkeit, Verantwortung vor der Schöpfung, Ehe und Familie, Lebensschutz, der Gestaltung städtischer und ländlicher Lebensräume. Als einen "Kompass" für Denken, Leben und soziales Handeln der Kirchen in Österreich bezeichnet der Linzer Altbischof Maximilian Aichern das „Sozialwort“, Entscheidend ist für ihn die Verbindung des Sozialwortes mit der sozialen Praxis der Kirchen, die dem sozialen Zusammenhalt in Österreich dienen wolle. Dieser Zusammenhalt ist gefährdet, "wo Menschen ausgegrenzt werden durch eine abwertende Sprache, wo Schwächere nicht zu ihrem Recht kommen, wo wirtschaftlicher Erfolg keine Rücksicht nimmt auf die Umwelt und die Rechte der Jugend und zukünftiger Generationen". Für dem orthodoxen Metropolit Michael Staikos macht das "Sozialwort" deutlich, "dass Religion und Kirche keine Privatsache" darstellen, sondern "Faktoren, die den Menschen prägen" und vom Staat daher zu fördern seien. Die dem "Sozialwort" zu Grunde liegende "Idee der unbedingten Würde des Menschen und der daraus resultierenden Rechte" muss "zum Fundament jeder politischen Entscheidung werden", forderte Staikos. Das Ziel des "Sozialwortes" ist es, "Diskussionen anzustoßen und dazu beizutragen, Themen auf die politische Agenda zu bringen, die ansonsten vielleicht nicht so vordringlich behandelt würden". 1 Das Sozialwort gibt es als Buch zu kaufen. Der gesamte Text kann auch auf der Homepage www.sozialwort.at heruntergeladen oder unter www.ka-wien.at/sozialwort online gelesen werden. Eine ausführlichere Beschäftigung mit den Themen des Sozialwortes bietet das „Sozialwort- Weblearning“ (www.sozialwort.at/weblearning). 1 Teil 1 - Grundsätzliches ____________________________________________________Sozialwort im PGR Das Sozialwort und der Pfarrgemeinderat „Als Kirche sind wir Zeichen und Werkzeug des umfassenden Wohlwollens, der Liebe Gottes gegenüber allen Menschen und seiner ganzen Schöpfung. Das Evangelium ruft uns zum Dienst an den Menschen. Was wir tun, sollen wir tun um den Menschen zu dienen und von Gott Zeugnis zu geben, der längst unterwegs ist mit allen Menschen und „um der Menschen willen“. Diesen Dienst können wir nur leisten, wenn wir mit den Menschen in Dialog bleiben, in Dialog treten und mit unserer Seelsorge in ihren alltäglichen Lebenszusammenhängen wirksam werden. Wo Lebensräume glaubwürdig aus dem Evangelium heraus gestaltet werden, öffnen sich auch neue Glaubensräume für die Menschen. Das Stichwort "Lebensräume" bringt uns ins Bewusstsein, dass das Pfarrgebiet bzw. die Wohngemeinde für viele Menschen schon lange nicht mehr den alleinigen Bezugspunkt ihres Lebens darstellt. Der Wohnort unterscheidet sich zunehmend von den Orten der Arbeit, der Schule bzw. Bildung, des Einkaufens, der Kranken- und Altersversorgung, der Erholung, des Freundeskreises, der Freizeitgestaltung, des Gottesdienstbesuchs usw. Dazu kommen die Zwischenräume des Verkehrs etc. Zieht man diese Veränderungen in Betracht, wird deutlich, dass auch die Seelsorge sich weiterentwickeln und neue Wege beschreiten muss, um den Menschen in ihren veränderten Lebensräumen nahe zu bleiben.“ Das schreibt Wolfgang Müller in seinen Gedanken zur PGR-Wahl. Um in diesen Lebensräumen auch glaubhaft agieren und seelsorglich tätig sein zu können bietet sich das Sozialwort als gute Basis an. Die Tatsache, dass es erst 2003 veröffentlicht worden ist, macht es zu einem aktuellen Themenkatalog, der auf viele wichtige Fragen der heutigen Zeit eingeht. Damit ist das Sozialwort auch für den Pfarrgemeinderat eine gute Grundlage, um sich die „Lebensräumen“ der Pfarre näher anzuschauen. Denn wir sind ja als Pfarrgemeinde auch immer Teil einer politischen Gemeinde (oder in Wien eines Bezirkes). Und in dieser Gemeinde gibt es viele Probleme, die auch uns als Christen und Christinnen ein Anliegen sein müssen. Ein einfaches Beispiel sind dafür die fehlenden Lehrstellen für junge Menschen. Gibt es genügend solcher Lehrstellen in unserem Pfarrgebiet? Oder können wir manche Betriebe noch motivieren eine oder mehrere Lehrstellen zu schaffen und damit jungen Menschen ein bisschen mehr Zukunft zu bieten? Wenn man das Sozialwort gemeinsam liest und versucht auf die eigene Situation umzulegen, dann kann man sehr viele konkrete Ansätze für das Pfarrumfeld entdecken (Eine Liste von Ideen findet sich im Anschluss an diese Text). Je mehr wir diese Lebensumwelt gestalten, desto mehr kann es uns gelingen, auch Gott dadurch für die Menschen wieder erfahrbarer zu machen. Wichtig dafür ist es auch, den eigenen Standpunkt zu schärfen und sich wieder in Erinnerung zu rufen. Geprägt von einer sehr einseitig berichtenden Medienlandschaft glauben wir oft schon Dinge, die eigentlich von unserem christlichen Glauben sehr weit entfernt sind. Hier kann es eine Aufgabe des Pfarrgemeinderates sein, dafür zu sorgen, dass die Inhalte der katholischen Soziallehre – die auch Basis des Sozialwortes ist – den Gemeindemitgliedern wieder mehr in Erinnerung gerufen werden bzw. – gerade bei jüngeren Menschen – überhaupt ein erstes Mal nahe 2 Teil 1 – Grundsätzliches Sozialwort im PGR____________________________________________________ gebracht werden. Das neu erschienene „Kompendium der Soziallehre der Kirche“ kann dabei eine gute Hilfe sein. Aber das ist nur ein kleiner Teil der möglichen Aufgaben des Pfarrgemeinderates. Letztendlich geht es um die große Frage, wie die Pfarrgemeinde in die Welt hineinwirken kann, wie die Pfarrmitglieder unterstützt und motiviert werden können, sich für eine christlichere Welt einzusetzen, nicht nur in dem man selbst Vorbild ist, sondern in dem man es auch von anderen einfordert. Ein Pfarrgemeinderat, dessen Mitglieder die Sorgen und Nöte der Menschen im Pfarrgebiet kennen, ist ganz nah an den Themen, an der Lebensrealität der Menschen dran. Wichtig bei all diesen Punkten ist es zu bedenken, dass eine Pfarrgemeinde keine politische Partei ist. Das hat einige Vorteile: Wir müssen für Wünsche und Forderungen, die wir für unseren Lebensraum haben, nicht schon sofort eine Umsetzungsmöglichkeit präsent haben. Das ist Aufgabe der Politik, nach Lösungen zu suchen. Und wir können es uns leisten, Themen anzusprechen, die nicht populär sind, weil wir nicht alle 4-5 Jahre wiedergewählt werden müssen. Hier können wir als Christen und Christinnen ein wichtiges Korrektiv und Sprachrohr sein. Für einen Pfarrgemeinderat und für eine Pfarre ist das Sozialwort keine geringe Herausforderung. Aber gerade in einer Zeit, in der es fast keine allgemeingültigen Werte und Grenzen zu geben scheint, kann die christliche Soziallehre – und damit natürlich auch das Sozialwort - ein wichtiger Wegweiser und eine Hilfestellung für die Menschen sein. Das kann für die Arbeit des Pfarrgemeinderates viel bringen, weil es zur Auseinandersetzung mit neuen Themen und der Welt außerhalb der Pfarrgemeinde auffordert. Und vielleicht auch für den einen oder anderen Menschen außerhalb der Pfarre neue – christliche – Perspektiven bieten. Konkrete Ideen, wie man das Sozialwort in der Pfarre verwenden kann: Sozialwort als Klausurthema Bei einer Klausur des Pfarrgemeinderates kann das Sozialwort als Ausgangspunkt für Überlegungen rund um die Gestaltung des Lebensumfeldes der Pfarre genommen werden. Folgende Punkte können dabei Thema sein: − Was sind die Inhalte des Sozialwortes und welche Bereiche sind uns als PGR besonders wichtig? − Wo sehen wir in unserem Pfarrgebiet in diesem Zusammenhang einen besonderen Handlungsbedarf ? − Wie können wir ein christliches Menschenbild mit Hilfe des Sozialwortes in unser Lebensumfeld hineintragen? Sozialwort als regelmäßiger Tagesordnungspunkt im PGR Der Pfarrgemeinderat nimmt sich regelmäßig Zeit, über die Lebenssituation der Menschen im Pfarrgebiet nachzudenken und zu überlegen, welche christlichen Ansätze hier einen neuen, einen anderen Weg zeigen können. Dazu gibt es bei jeder Sitzung des PGR's einen diesbezüglichen Tagesordnungspunkt. Hierfür kann man zu jeder Sitzung eine spezielle Frage stellen (die vorher bekannt ist) und sie dann diskutieren, z.B. „Wie beteiligt sich die Pfarre an an lokalen Projekten der 3 Teil 1 - Grundsätzliches ____________________________________________________Sozialwort im PGR Gemeinde?“ Der Sozialwortausschuss Der Pfarrgemeinderat gründet einen eigenen „Sozialwortausschuss“, der auf Basis des Sozialwortes verschiedene Themenbereiche angeht. Hier kann die Pfarre ihr gesellschaftliches Engagement bündeln und kompetent und aktiv in das Pfarrgebiet hineinwirken. In die Pfarrgruppen tragen Das Sozialwort kann als Thema in die diversen Pfarrgruppen eingebracht werden, um zu überlegen welche Konsequenzen dabei für die Arbeit der Gruppe entstehen können. Weiterbildung Katholische Soziallehre Für die Arbeit mit dem sehr auf die aktuelle gesellschaftliche Situation abgestimmten Sozialwort ist es auch wichtig, grundsätzliche Dokumente und Inhalte der Katholischen Soziallehre zu kennen und sich damit auseinander zusetzen. Dies ist eine wichtige Basis, um fundiert und sicher argumentieren zu können. Dazu kann man in der Pfarre diverse Weiterbildungsveranstaltungen machen. Sozialwort & Spiritualität Für die Verbindung von Spiritualität und gesellschaftlichem Engagement gibt es einige Angebote der KA wie z.B. den Sozialwortkreuzweg oder die SozialwortPfingstnovene. Aber man kann in der Gemeinde auch eigenen Aktivitäten entwickeln, um diese beiden Bereiche zu verbinden. Die Sozialwortwoche Eine Schwerpunktwoche, die als Basis das Sozialwort hat. Dabei können Gruppen und Menschen aus der Pfarre sich sowohl mit dem Text beschäftigen, als auch in das Pfarrgebiet ausschwärmen um sich die Lebenssituation der Menschen näher anzuschauen. Dies kann z.B. durch Befragung von Sozialeinrichtungen, PolitikerInnen und BeamtInnen geschehen aber auch durch Analyse von Statistiken u.a. Diskussionsveranstaltungen Aktuelle politische Themen (sowohl regional als auch überregional) eignen sich gut für Diskussionsveranstaltungen in der Pfarre. Dabei kann das Sozialwort eine gute Ausgangsbasis für die Diskussion sein. Gespräche mit PolitikerInnen aller im Gemeinderat (Bezirk) vertreten Parteien PolitikerInnen (aller Parteien) sind wichtige MeinungsmacherInnen in der Gemeinde. Diesen sollt man regelmäßig mit dem christlichen Menschenbild konfrontieren und es auch einfordern. Das Sozialwort kann dazu ein Maßstab sein, an dem man Gespräche und Forderungen ausrichtet. Man kann z.B. in solche Gesprächen PolitikerInnen auffordern offensiv gegen eine Sonntagsöffnung der Geschäfte einzutreten und das christliche Verständnis von Sonntagskultur darlegen. Nach außen tragen Wichtig ist, dass das Sozialwort nicht nur Papier bleibt, sondern lebendig wird. Dass Aktivitäten gesetzt werden, um es zu verbreiten und Forderungen umzusetzen. Den 4 Teil 1 – Grundsätzliches Sozialwort im PGR____________________________________________________ Möglichkeiten sind dabei keinen Grenzen gesetzt. Die Pfarrgemeinde kann Auszüge aus dem Sozialwort an geeigneten Plätzen veröffentlichen, Jugendliche können kleine Straßentheaterstücke spielen, die das Sozialwort als Basis haben usw. Sozialwort im Pfarrblatt und auf der Homepage Die eigenen Medien sind wichtige Kommunikationsorgane mit den Menschen außerhalb der Pfarre. Auch hier ist es gut, Gedanken und Inhalte des Sozialwortes weiter zu tragen und zu vermitteln. Dies kann durch Artikel, Kommentare, Serien etc. geschehen. Lokale PartnerInnen suchen und vernetzen Suchen Sie PartnerInnen für ihr Sozialwort-Engagement auch in den anderen christlichen Kirchen bzw. bei außerkirchlichen Gruppen. Je stärker und besser man vernetzt ist, desto mehr kann man auch die eigene Botschaft an die Menschen bringen und auch andere Menschen für christliche Ideen begeistern. Die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien als Partnerin Die Katholische Aktion der Erzdiözese Wien steht für alle Fragen rund um das Sozialwort als Anlaufstelle zur Verfügung. Wir freuen uns, Pfarren und Gruppen bei ihrer Arbeit und er Umsetzung von konkreten Ideen Unterstützung bieten zu können. Unter www.ka-wien.at/sozialwort finden sie grundsätzliche Informationen und Materialien rund um das Sozialwort. Unter der Adresse www.christopolis.net finden sie das Sozialwortmagazin der Katholischen Aktion der Erzdiözese Wien. Hier gibt es laufend vielfältige Informationen und Tipps und Anregungen aus den Themenbereichen des Sozialwortes. Katholische Aktion der Erzdiözese Wien Stephansplatz 6/5/6, 1010 Wien Tel.: (01)51552-3312, Fax: (01)51552-3143 E-Mail: [email protected] Homepage: www.ka-wien.at Das Sozialwort in der Pfarrarbeit - Anregungen und Ideen Nachstehend finden Sie Fragen formuliert, die es in der Pfarre ermöglichen soll, konkret über die Umsetzung des Sozialwortes im eigenen Bereich nachzudenken. Die Fragen verstehen sich als Anregungen (nicht als Forderungen) auf Basis der Textes des Sozialwortes. 5 Teil 1 - Grundsätzliches ____________________________________________________Sozialwort im PGR 0. Sozialwort grundsätzlich • Ist das Sozialwort in der Gemeinde allen bekannt? • Versuchen wir in der Pfarre die Forderungen des Sozialwortes umzusetzen? • Welche sozialen Initiativen und Arbeiten gibt es bei uns? 1. Bildung • • • • • • • Welchen Stellenwert hat Bildung bei uns in der Pfarre? Haben die MitarbeiterInnen ausreichend Möglichkeit zur Weiterbildung? Wird bei Bildungsveranstaltungen darauf geachtet, auch benachteiligten oder unterrepräsentierten Gruppen Teilnahmemöglichkeiten zu eröffnen? Werden Bildungsveranstaltungen als Orte des Brückenbauens genutzt? Haben interkulturelles Lernen, Friedenserziehung, Fragen der sozialen Gerechtigkeit und der Geschlechtergerechtigkeit sowie politische und wirtschaftliche Alphabetisierung Platz in der pfarrlichen Bildungsarbeit? Werden persönliche und gesellschaftliche Fragen mit der Erschließung des Glaubens verbunden? Können wir es fördern, dass Betriebe im Pfarrgebiet ausreichend Lehrstellen anbieten? 2. Medien • • • Versuchen wir mit den gesellschaftlichen Themen und Anliegen der Pfarre (Pfarrgruppen) in den lokalen Medien vorzukommen? Geben wir lokalen Initiativen und Minderheiten die sonst wenige Chancen auf eine mediale Öffentlichkeit haben die Möglichkeit, die pfarrlichen Medien (Zeitung, Internet) zu nutzen? Unterstützen wir medienpädagogische Initiativen, um einen verantwortungsbewussten Umgang der jüngeren Generation im Umgang mit den Medien weiterzuentwickeln? 3. Lebensverbindungen • • • • • Hat in der Pfarre die Würde der anderen und die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen und des sozialen Zusammenhalts Vorrang gegenüber individueller Unabhängigkeit und Eigeninteressen? Gibt es in unserer Pfarre Räume, die zu Begegnung und Gemeinschaft einladen? Wird Gewalt und Missbrauch in den eigenen Reihen selbstkritisch benannt und bekämpft? Bemühen wir uns in der Pfarre um die Integration von Menschen am Rand der Gesellschaft und stellen wir uns an die Seite von Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen, von Arbeitslosen und Obdachlosen, Suchtkranken, Gefangenen und Haftentlassenen? Welchen Beitrag leistet die Pfarre zur Integration und einem friedlichen Zusammenleben in der Gesellschaft? 4. Lebensräume • • Unterstützen und initiieren wir Prozesse, die Spannungen abbauen, die durch das Aufeinandertreffen von traditionell geprägter Lebensweise mit den Forderungen und Bedürfnissen der neu ins Pfarrgebiet Hinzugezogenen entstehen? Schlagen wir als Pfarrgemeinde Brücken zwischen Alt und Neu, zwischen Jung und Alt und darüber hinaus zu Minderheiten oder Zuwanderfamilien? 6 Teil 1 – Grundsätzliches Sozialwort im PGR____________________________________________________ • • • • • • • • • • • • • • Nehmen wir die Menschen in ihren sozialen Problemen und Nöten ernst, begleiten wir sie und bieten wir Orte des Gesprächs und der Versöhnung an? Beteiligen wir uns als Pfarrgemeinde aktiv an lokalen und regionalen Initiativen zur Gestaltung und Entwicklung des Lebensraumes? Fordern wir von Konsumenten und Konsumentinnen in unserem Pfarrgebiet die Bereitschaft, für die Qualität von Lebensmitteln und Produkten aus dem ländlichen Raum gerechte Preise zu bezahlen? Unterstützen wir besonders die Bedürfnisse jener Menschen, die mit dem schnellen Rhythmus der Stadt nicht zurechtkommen? Können wir junge Menschen (besonders jene der zweiten Generation) unterstützen eine passenden Arbeitsplatz und die erforderlichen Ausbildungsmöglichkeiten zu bekommen? Können wir Frauen aus Immigrationsgruppen einen Weg aus Isolation und Ausgrenzung ermöglichen? Setzen wir uns dafür ein, dass es ausreichend Sozialeinrichtungen gibt, sowie ein gutes Wohnungsangebot, Nahversorger für Lebensmittel, Kinderbetreuungseinrichtungen, Erreichbarkeit von Schulen und medizinische Versorgung? Unterstützen wir es, dass lokale Entscheidungen über die Gestaltung von öffentlichen Räumen mit entsprechender Beteiligung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger geplant werden? Entwickeln wir in der Pfarrgemeinde phantasievolle pastorale Ansätze und gehen wir auf die Menschen zu? Ist unsere Verkündigung in der Stadt experimentell und eröffnet sie Spielräume für kirchliches Leben? Eröffnen wir Räume der Stille und Sammlung, der Geborgenheit und der Begegnung mit Gott? Stehen dafür die Kirchen offen? Beteiligen wir uns als Pfarre an Projekten der Stadtteilarbeit? Setzen wir Schritte zur Überwindung von Hass, zu Verständigung und Versöhnung zwischen einzelnen Menschen und Gruppen, aber auch über Ländergrenzen hinweg (Pfarrpartnerschaften)? Fördern wir bei unseren Gemeindemitgliedern Begegnung und kulturellen Austausch und empfehlen wir das Erlernen von Sprachen unserer Nachbarländer? Treten wir aktiv in unserem Pfarrgebiet gegen Rassismus und gegen jede Diskriminierung von Minderheiten ein? 5. Arbeit – Wirtschaft –Soziale Sicherheit • • • • • Gibt es in der Pfarre (inkl. Kindergärten etc.) menschengerechte Arbeitsbedingungen, Einkommensgerechtigkeit und Mitbestimmung der Beschäftigten? Gibt es eine Unterstützung für Tauschkreise, Fahrgemeinschaften und ähnliche Formen nicht-monetärer Unterstützung auf der Basis von Gegenseitigkeit, auch durch Bereitstellung von Räumen und organisatorischer Hilfestellung? Nimmt die Pfarre ihre wirtschaftliche Verantwortung in den lokalen und regionalen Wirtschaftskreisläufen wahr und orientiert sie sich in ihrer Einkaufsund Beschäftigungspolitik an lokalen und regionalen Gegebenheiten? Verwendet die Pfarre fair gehandelte und ökologische Produkte und fördert sie deren Verbreitung? Verbindet die Pfarre den Verkauf von eigenen oder Dritte-Welt-Produkten mit 7 Teil 1 - Grundsätzliches ____________________________________________________Sozialwort im PGR • • • Informations-Angeboten, etwa über fairen Handel oder ökologische Landwirtschaft? Fördern wir es, dass sich Christen und Christinnen im Pfarrgebiet verantwortliches Wirtschaften in ihrem eigenen Lebensbereich umsetzen und in ihren Geld- und Vermögensanlagen auf ethisches Investment achten? Wendet sich die Pfarre in der „vorrangigen Option für die Armen“ diesen ihre besondere Aufmerksamkeit zu. Im Sinne der Anwaltschaft engagieren sie sich zugunsten der Benachteiligten - und gemeinsam mit ihnen. Können wir junge Menschen zu freiwilligen sozialen Diensten ermutigen? 6. Frieden in Gerechtigkeit • • Fördern wir in unserem Tun eine umfassende Spiritualität des Friedens und der Gewaltfreiheit? Ist die Pfarre ein Lernort der Demokratie und konstruktiver Konfliktkultur, um eine breite gesellschaftspolitische Diskussion von Friedensfragen zu ermöglichen? 7. Gerechtigkeit weltweit • Unterstützen wir im Rahmen von Partnerschaften mit Gemeinden in DritteWelt-Ländern konkrete Projekte der Entwicklungs- und Missionsarbeit? 8. Zukunftsfähigkeit – Verantwortung in der Schöpfung • • • • • • • • Ist Nachhaltigkeit ein durchgängiges Prinzip bei der Arbeit in der Pfarre? Beachten wir folgende entschiedene Maßnahmen wie: höhere Energieeffizienz, den Umstieg zu erneuerbaren Energien, teilweisen Konsumverzicht, fairen Handel, Marktpreise, die entsprechend dem Verursacherprinzip auch die ökologischen Kosten widerspiegeln,…? Fördern wir eine einfacheren Lebensstil und eine Änderung des Konsumverhaltens, die zu einer gerechteren Verteilung der Ressourcen dieser Erde beitragen können? Wecken wir durch Bewusstseinsbildung und gesellschaftliches Engagement in der Öffentlichkeit die Bereitschaft, die Rahmenbedingungen für Wirtschaft und Gesellschaft ökologisch und damit zukunftsfähig zu verändern? Pflegen wir eine Spiritualität der Schöpfung und verankern wir sie in Gebeten und Liturgien? Ist das Thema Schöpfungsverantwortung fester Bestandteil in unserer Pfarrarbeit? Wenden wir uns an gesellschaftlichen Gruppierungen und Medien, in der öffentlichen Diskussion legitime kurzfristige Einzelinteressen nicht gegen zukunftsorientierte Konzepte auszuspielen? Wissen wir, wie sich lokale Unternehmen zu klaren Umwelt-, Sozial-, und Menschenrechtskriterien verhalten? 9. Zukunftsfähigkeit – Verantwortung in der Schöpfung • • • Verstehen wir die im Sozialwort angesprochenen Probleme als eine Herausforderung für unsere Arbeit als ChristInnen? Stellen wir die Grundfragen des Lebens. Was dient dem Menschen, dem Leben, der Schöpfung? Was ist das Ziel von Arbeit und Wirtschaft? Tragen wir das Anliegen des Sozialwortes auch aus der Pfarre zu den anderen Menschen hinaus? 8