Schnell-Schneller- Schnelltest?
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Schnell-Schneller- Schnelltest?
„Schnell-SchnellerSchnelltest?“ Erfahrungen in der Münchner Aids-Hilfe e.V. Christopher Knoll, Dipl.-Psych. Vorüberlegung 1 Studie Check Your Body: Schwule Männer und ihr medizinisches Versorgungssystem: – Schwule Männer haben hohe Zufriedenheitswerte mit ihrer medizinischen Versorgung – ABER: Ungetestete Männer signifikant unzufriedener, unsicherer und unsichtbarer in fast allen Bereichen Vorüberlegung 2 RKI Statistik von 2002: 80% all derjenigen, die mit einer Aidsdefinierenden Erkrankung in ein Krankenhaus kamen, wussten vorher nichts von ihrer HIV-Infektion Anforderung an die Sekundärprävention Vorüberlegung 3 Sexuelles Verhalten schwuler Männer: Immer mehr schwuler Männer praktizieren gewohnheitsmäßig ungeschützen Sex, z.T. mit Strategien, die das individuelle Risiko minimieren sollen. Fazit: Schwule Männer können ihrer Risken oft nicht mehr valide einschätzen Anforderung an die Primärprävention Metaanalyse der CDC von 2006 „Das Risiko einer HIV-Transmission ist bei Menschen, die ihren HIV-Status nicht kennen, 3,5 mal höher als bei denen, die wissen, ob sie infiziert sind oder nicht.“ Und: „Menschen die ihren Serostatus nicht kennen, haben 50% wahrscheinlicher ungeschützten Sex als HIV-Positive“. Quelle: HIV & More, Vol. 3 / 2006, S. 9. Erste Testkampagne der Münchner Aids-Hilfe e.V. Text: Und womit denkst Du? Mach den HIV-Test. Für Dich und andere. Testaktionen der Münchner Aids-Hilfe e.V. • Test im Sub (1x Quartal) • Seit Juni 2007: checkpoint münchen: – Risikoassessment bezogen auf HIV und andere STDs – HIV-Kombitest – HIV-Schnelltest – Tests auf andere STDs – Vermittlung an Ärzte und Einrichtungen Beratung zu sexuellen Risiken und HIV-Test Nachteile des Schnelltests • Möglichkeit von falsch-positiven Resultaten • Kann den Eindruck erwecken, es gäbe kein diagnostisches Fenster für diesen Test • Banalisierung des Tests • Möglichkeit von falsch-negative Ergebnisse gerade auch bei nicht-sachgemäßer Durchführung des ST • Bedienen kurzfristiger Motivationen Vorteile des Schnelltests • Die von vielen als quälend oder strafend erlebte Wartezeit entfällt schnelles Ergebnis nach etwa 20 Minuten • Für manche damit ein neues Argument, doch einen HIV-Test durchführen zu lassen • HIV-Test als selbstverständliches diagnostisches Instrument „Normalisierung“ des Tests Konsequenzen eines SchnelltestAngebotes • Angebot soll sich gezielt an Personen mit Risikoverhalten richten • Intensivierung der Beratung, insbesondere auch der Risikoanalyse (MüAH: mittels spezifischem Fragebogen) • Thematisierung der Nachteile des Schnelltests • Thematisierung des diagnostischen Fensters • Genaue Erhebung der Testmotivation • Einbeziehung anderer STDs Das Angebot der Münchner AidsHilfe e.V. Bei jeder Beratung Spezifisches Risiko-Assessment Risiko 0-3 Tage PEP diskutieren, ggfalls anbieten Risiko 3-14 Tage Keine Testmöglichkeit ggf. qualitative HIV-PCR ab 1. Woche möglich Risiko vor 2-6 Wochen Kombitest Antigen/Antikörper Risiko länger als 6 Wochen Ggf. HIV-Schnelltest Test bezogen auf andere STDs checkpoint münchen Allgemeines: Start checkpoint: Beratungstermine á 3 Stunden: 11. Juni 2007 21 Gesamtkundenzahl: 117 Durchschnittliche Kundenzahl pro Termin 5,6 Fragebogen Risikoassessment Geschlecht und sexuelle Orientierung Geschlecht und sexuelle Orientierung Anzahl Prozent Männer 100 85,5% Frauen 17 14,5% 40 40% 9 9% Männer: Schwul 51 51% Frauen: Heterosexuell 15 88,2% 2 11,8% davon: Männer: Heterosexuell Männer: Bisexuell Frauen: Bisexuell Alter Alter Durchschnittsalter Minimum – Maximum 35,4 18 bis 82 25 Jahre und jünger 15,4% 26 bis 35 Jahre 38,5% 36 bis 45 Jahre 31,6% 46 Jahre und älter 13,7% Beratungs- und Testgrund Aus welchem Grund möchtest du einen HIV-Test machen? Anzahl Prozent Risikosituation 65 55,6% Routinekontrolle ohne spezielle Risikosituation 23 19,7% Neue Beziehung 19 16,2% sonstiges 5 4,3% andere sexuelle übertragbare Erkrankung 2 1,7% Keine Angabe 3 2,6% Zeitlicher Abstand zum möglichen HIV-Risiko Wie lange liegt die letzte Risikosituation zurück? Anzahl Prozent 0-3 Tage 8 6,8% 4-14 Tage 10 8,5% 15 Tage - 3 Monate 37 31,6% länger zurück 36 30,8% keine Angabe oder nicht zutreffend 26 22,2% Körperliche Symptome Hattest du in letzter Zeit ein körperliches Symptom, das dich beunruhigt hat ? Anzahl Prozent ja 24 20,5% nein 55 47,0% weiß nicht 14 12,0% keine Angabe 24 20,5% Gründe für ungeschützten Sex Warum kam es zu ungeschütztem Sex? (Mehrere Antworten möglich) N = 75 Anzahl Prozent Ich hatte ein Gefühl des Vertrauens 24 32,0% Ich habe Drogen und/oder Alkohol konsumiert und die Kontrolle verloren 20 26,7% Ich bin davon ausgegangen, dass mein Sexpartner HIV-negativ war 17 22,7% Ich weiss nicht wie es dazu kam 15 20,0% Ich hatte kein Kondom dabei 11 14,7% Mein Sexpartner wollte ohne Kondom und ich konnte/wollte nicht nein sagen 10 13,3% Ich wollte dem Partner möglichst nah sein 9 12,0% Sonstiges 7 9,3% Wenn der Partner positiv wäre hätte er es mir gesagt 4 5,3% Ich hatte Lust, dieses Risiko einzugehen 3 4,0% Ich bekomme mit Kondomen keine/nur schwer eine Erektion 0 0% Ich mache es immer ohne Gummi 0 0% HIV-Test Diagnostische Verfahren / med. Interventionen Anzahl Prozent 91 77,8% PCR 8 6,8% PEP 3 2,6% HIV-Kombitest 2 1,7% 16 13,7% HIV-Schnelltest Nur Risikoassessment und Beratung Fazit: Gut – Besser – Schnelltest Der Schnelltest als neue Herausforderung für Primärund Sekundärprävention Aber: Das Test-Setting entscheidet www.muenchner-aidshilfe.de [email protected] Vielen Dank!