Zehn Gebote für den Aufsteller
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Zehn Gebote für den Aufsteller
AutomatenMARKT | Juni 2006 | Intern Vor 50 Jahren formulierte der AutomatenMarkt: Zehn Gebote für den Aufsteller Gemeinsam mit Adolf Conrad, Automatenkaufmann aus Erbendorf in der Oberpfalz, publizierte der AutomatenMarkt in seiner Juni-Ausgabe 1956 zehn Gebote für den Aufsteller. Wir fragen den Leser von heute: Hat sich wirklich so viel verändert? 1. Habe Zeit! Wenn du kassieren gehst, nimm dir Zeit. Jage nicht von einer Automaten-Stelle zur anderen. Die Unruhe, die in dir steckt, überträgt sich auch auf den Wirt und auf den Gashebel. Der Wirt freut sich bestimmt, wenn du etwas persönlich mit ihm plauderst, und deine Frau freut sich, dich abends gesund wiederzusehen. 2. Gehe stets gut gekleidet! Für dich muss in der Kleidung der Werktag der Sonntag sein. Kleide dich stets gediegen. Offenes Hemd und Sportpullover kannst du dann am Sonntag anziehen, wenn du gemütlich in deinem Garten sitzt oder Federball spielst. 3. Sei seriös! Sage klipp und klar, was du bringst und was du bietest. Mache keine Versprechungen, von denen du weißt, dass du sie nicht hältst, nur um ins Geschäft zu kommen; z.B. alle 1/4 Jahr fabrikneue Automaten, laufende Steigerung der Wirteprozente usw. 4. Achte die Konkurrenz! Wenn du in eine Wirtschaft kommst, in welcher bereits zwei Automaten hängen, trink eine Coca-Cola und geh wieder. Versuche nicht, durch Gewährung höherer Prozente deinen Kollegen herauszudrängen. Wie leicht kann er morgen den Spieß umdrehen, und dann hast du das Nachsehen. 5. Sei stets gut gelaunt! Wenn du kassieren gehst, und ein Automat liegt seit drei Wochen still, ohne dass dich der Wirt benachrichtigt hat, oder die Kasse ist derart niedrig, dass sich kaum die Fahrt lohnt, lass es den Wirt nicht spüren. Zu Hause kannst du dann entscheiden, ob ein neuer Automat dorthin gehört oder ob du die Stelle ganz aufgibst. Im Allgemeinen gibt es keine schlechten Stellen, sondern nur schlechte Automaten. Sei stets gut gelaunt! Der AutomatenMarkt stellte vor 50 Jahren die „zehn Gebote“ auf. 6. Halte Kontakt! Betrachte den Wirt nicht als Geschäftspartner, sondern als einen Geschäftsfreund. Nimm Anteil an seinen Sorgen und Nöten, und wenn du eine Einladung zum Hausball bekommst, gehe hin. Er freut sich und rechnet damit. 7. Sei vorsichtig mit Prozenten! Gib die branchenüblichen 30 Prozent. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Bei den heutigen sehr hohen Spesen, Steuern und Abgaben in der Automatenbranche dürfte eine höhere Prozentgewährung nicht angebracht sein. Vergiss andererseits aber die Bedienung nicht. Sie hat schon mehr als du glaubst deinen Automaten mit Zehnerl gespeist, die Gäste zum Spielen animiert und oft ihre letzten Zehnerl den Spielgästen eingewechselt. 8. Mache dich selten! Es sieht nicht gut aus, wenn du in zu kurzen Abständen kassieren gehst. Es genügt vollkommen, wenn du alle 14 Tage, aber auf den Tag regelmäßig, zum Kassieren kommst. Nebenbei vermindert es die Inkassospesen ganz beträchtlich. 9. Träume nicht vom Reichwerden! Wenn du schnell reich werden willst, dann bist du in der falschen Branche. Suche dir schnell etwas Lukrativeres. Wenn du aber eine ordentliche Portion Unternehmungsgeist, Mut zum Investieren, Ausdauer und Freude an einer freiberuflichen Tätigkeit hast, dann kannst du dir langsam, aber sicher eine Lebensexistenz schaffen. 10. Gib dem Kaiser, was des Kaisers ist! Zahle pünktlich und ordnungsgemäß deine Steuern und Abgaben. Es sieht nicht gut aus, wenn du gemahnt wirst. Es schadet der Branche und kostet außerdem noch Verzugszinsen. Bist du über irgendeine Zahlung im Unklaren, gehe zu deinem Sachbearbeiter im Finanzamt und hole dir Auskunft. Die Herren tun es gern, und es kostet nicht einen Pfennig.