pasten und fettpasten

Transcription

pasten und fettpasten
PASTEN UND
FETTPASTEN
GU
–
P
R
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SC
H
H
SC
SY
G
ER E
TI
N
MIT REAKTIONSWIRKSAMEN
WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
AK
T
PASTEN UND FETTPASTEN
mit reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen
■ INHALT
EINFÜHRUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
ARTEN UND EIGENSCHAFTEN VON PASTEN UND FETTPASTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3
AUFBAU UND FUNKTIONSWEISE VON REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN . . . . . . . . . . . . . . . .4
ADDITIVE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .6
TYPISCHE EINSATZGEBIETE UND ANWENDUNGSBEISPIELE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .7
TRIBOKORROSION – URSACHEN UND AUSWIRKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10
FORSCHUNGSERGEBNISSE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .11
TYPISCHE PRÜFMETHODEN FÜR PASTEN UND FETTPASTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .13
AUSWAHLLEITFADEN PASTEN UND FETTPASTEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15
■ EINFÜHRUNG
In schmierungstechnisch extremen Anwendungen sind
die mit
Pasten und Fettpasten aus der gleitmo-Produktreihe oft
einem Öl
die einzige Lösung und in vielen Bereichen nicht ersetz-
oder einem
bar. Besonders bei sehr hohen Flächenpressungen und
Fett alleine nicht
niedrigen Gleitgeschwindigkeiten, bei oszillatorischen
erreicht werden kön-
Bewegungen oder extrem hohen Temperaturen zeigen
nen.
NA
:I
lle
e
Qu
Pasten und Fettpasten ihre einzigartigen Eigenschaften.
Abhängig vom Gehalt an Festschmier-
2
Pasten und Fettpasten sind Mischungen aus einem Grund-
stoffen unterscheiden wir dabei in Pasten, Fettpasten
öl oder einem Grundfett mit Festschmierstoffen sowie
oder Fette. Liegt der Anteil bei 40 % und mehr, so spre-
Additiven. Die Festschmierstoffe können dabei die Funk-
chen wir von einer Paste, bei einem Anteil von 10 bis 40 %
tion eines Verdickers übernehmen. Ihre Hauptaufgabe
von einer Fettpaste. Unter 10 % sprechen wir auch bei ei-
ist es jedoch, dem Produkt Eigenschaften zu verleihen,
nem festschmierstoffhaltigen Produkt von einem Fett.
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
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ARTEN UND EIGENSCHAFTEN
von Pasten und Fettpasten
■ BEISPIELE FÜR PASTEN:
Klassifizierung und Anwendungsmöglichkeiten von Pasten
die Zusammensetzung bzw. der Hauptbestandteil (Kup-
und Fettpasten weisen eine hohe Komplexität auf. Eine
ferpasten, MoS2-Pasten). Eine weitere Möglichkeit bietet
einheitliche Norm gibt es für diese Schmierstoffe bis heu-
die Anwendung (Heißschraubenpaste, Trennpaste). Dabei
te nicht.
ist natürlich eine Kupferpaste immer auch eine Heißschraubenpaste und eine MoS2-Paste eine schwarze Paste, usw.
Aufgrund der Unterscheidung der Pasten und Fettpasten
nach unterschiedlichen Gesichtspunkten kommt es immer
Die nachfolgende Tabelle greift unterschiedliche Begrif-
wieder auch zu Überschneidungen. Eine Möglichkeit der
fe für Pasten auf und zeigt kurz die dazugehörigen Ei-
Einteilung ist z. B. die Farbe (schwarze, weiße Pasten) oder
genschaften und Anwendungen.
Pastenbezeichnung
Eigenschaften
Anwendung
Montagepasten
Hohe Druckbelastbarkeit, gute Schmierwirkung,
niedrige Reibwerte, kein Ruckgleiten (Stick-Slip)
Alle Arten von Ein- oder Auspressarbeiten
Heißschraubenpasten
Gute Trennwirkung im Gewinde bei extremen Temperaturen, möglichst ohne schädliche Wechselwirkung
mit dem Schraubenwerkstoff
Schraubenverbindungen im
Hochtemperaturbereich
Kupferpasten
Trennung im Hochtemperaturbereich,
extrem druckbelastbar, begrenzte Schmierwirkung
Als Hochtemperatur-Trennpasten
Metallpasten
Hochtemperaturbeständig, oft nicht metallurgiegerecht
Als Hochtemperatur-Trennpasten
PTFE-Pasten
(Polytetrafluorethylenhaltige Pasten)
Enthalten PTFE als Festschmierstoff, gute Schmierwirkung bei mittleren Belastungen, gute chemische
Beständigkeit, in Verbindung mit PFPE-Grundölen
Temperaturen bis +280°C möglich
Stahl-Kunststoff-Schmierung, Elastomere,
auch in der Lebensmittelerzeugung
und -verarbeitung
PFPE-Pasten
(Perfluorpolyetherbasische Pasten)
Perfluoriertes Grundöl, gute chemische und thermische
Beständigkeit, geringe Affinität zu Oberflächen, oft in
Verbindung mit PTFE als Verdicker bzw. Festschmierstoff
Sauerstofftechnik, chemische Industrie
Siliconpasten
Physiologisch unbedenklich, kunststoffverträglich
Trinkwasserarmaturen, Kunststoffschmierung
Schwarze Pasten
MoS2- oder graphithaltig, druckbelastbar,
niedrige Reibwerte
als Montagepasten
Weiße Pasten
Je nach Zusammensetzung: gute Schmier- oder Trenneigenschaften, z. T. sehr temperaturbeständig
als Montagepasten, für hochbelastete Bauteile,
gegen Ruckgleiten, für Edelstahlschrauben
Eine besondere Stellung nehmen gleitmoPasten und -Fettpasten mit reaktionswirksamen
weißen Festschmierstoffen ein.
Zur Vermeidung von Tribokorrosion
(Passungsrost), bei Schwingungen
und kleinen Einstellbewegungen.
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PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
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AUFBAU UND FUNKTIONSWEISE
von reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen
■ WEISS IST NICHT GLEICH WEISS
Abb. 1: PRINZIPIELLE ZUSAMMENSETZUNG VON
FETTEN, FETTPASTEN UND PASTEN
TYPISCHE EINSATZGEBIETE
Der Begriff „weiße Paste“ umfasst eine Vielzahl verschiedener Produkte. Je nach Zusammensetzung der Paste
oder Fettpaste (Abb. 1) sind die Eigenschaften sehr unter-
Additive
schiedlich. Ein gemeinsames Merkmal ist lediglich die
helle Farbe, wobei hier durch Zugabe von verschiedenen
Festschmierstoffe
Grundölen, Festschmierstoffen oder Additiven recht unterschiedliche Farbvarianten von weiß bis beige/braun auf-
Verdicker
treten können.
Öl
■ DEFINITION
Fett
Fettpaste
Paste
Abb. 2: STRIBECK-DIAGRAMM: MODELL DER REIBUNGSZUSTÄNDE
Unter „reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen“ versteht man verschiedene anorganische Ver-
Haftreibung
dieser Festschmierstoffe, wie sie in den gleitmo-Pasten
und -Fettpasten eingesetzt werden, zeigen zudem eine synergetische Wirkung, die die Ausbildung dieser
Reaktionsschichten beschleunigt und verstärkt, so dass
Grenzreibung
Hydrodynamische Reibung
(Flüssigkeitsschmierung)
tionsschichten auszubilden. Ausgewählte Kombinationen
Mischreibung
stimmten Einsatzbedingungen tribochemische Reak-
Grenzreibung
die nicht abrasiv wirken. Sie sind in der Lage, unter be-
Reibwert μ
bindungen in Form von geschmeidigen, weichen Pulvern,
Mischreibung
exzellente Verschleißschutzeigenschaften auch unter un-
Hydrodynamische
Reibung
günstigen Betriebsbedingungen erzielt werden. PTFE und
Wachse gehören nicht zu dieser Gruppe, da sie keine ReRotationsgeschwindigkeit n
aktionsschichten bilden können.
Gegenkörper
Schmierfilm
Grundkörper
■ REIBUNGSZUSTÄNDE (Abb. 2)
4
Im Bereich sehr kleiner Relativgeschwindigkeiten oder
reich der hydrodynamischen Reibung tritt
beim Anfahren von Maschinen erfolgt noch keine Tren-
kein Verschleiß der Reibpartner auf. Die-
nung zwischen Welle und Lagerschale durch den Schmier-
ser Idealzustand wird nur in wenigen
stoff (Grenzreibung). Bei steigenden Geschwindigkeiten
Maschinenelementen, z. B. in Turbi-
baut sich zwischen den Flächen ein Schmierfilm auf, der
nen-Gleitlagern, erreicht. Die häufigs-
die beiden Bauteile zunehmend voneinander trennt
te Form der Reibung ist in vielen
(Mischreibung). Die Rauheitsspitzen berühren sich aber
Anwendungsfällen jedoch die Misch-
nach wie vor, so dass weiter Verschleiß auftritt. Erst bei
reibung. Gerade dort zeigen gleitmo-
verhältnismäßig hohen Relativgeschwindigkeiten kann
Pasten und -Fettpasten mit reaktionswirksamen
ein Schmierfilm gebildet werden, der beide Oberflächen
weißen Festschmierstoffen gegenüber herkömmlichen
vollständig voneinander trennt (Hydrodynamik). Im Be-
Produkten ihre besondere Leistungsfähigkeit.
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■ OSZILLATORISCHE BEWEGUNGEN
und Vibrationen. Darüber hinaus gibt es Anwendungsfälle, bei denen funktionsbedingt oszillatorische
Hydrodynamische
Reibung
Geschwindigkeit
Viele Maschinenelemente unterliegen Schwingungen
Abb. 3: OSZILLATORISCHE BEWEGUNGEN
Mischreibung
Bewegungen stattfinden. Kennzeichnend ist dabei, dass
bei jedem einzelnen Bewegungszyklus die Geschwin-
Festkörperreibung
0
Zeit
digkeit von Null auf ihren Maximalwert ansteigt,
Mischreibung
danach wieder auf Null zurückfällt, um anschließend in
entgegengesetzter Richtung wieder anzusteigen, bevor
Hydrodynamische
Reibung
wieder der Nulldurchgang erfolgt (Abb. 3). Bezogen auf
das Stribeck-Diagramm (S. 4, Abb. 2) bedeutet dies, dass
sich der Reibungszustand permanent zwischen Haftbzw. Grenzreibung und Misch- bzw. sogar hydro-
stoffs. Herkömmliche Schmierfette sind unter diesen
dynamischer Reibung verändert. Dies stellt extreme
Bedingungen nicht in der Lage, einen schützenden und
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Schmier-
tragfähigen Schmierfilm auszubilden.
F
■ SRV-PRÜFMETHODE (SCHWING-REIB-VERSCHLEISS)
v
Bei Schmierstoffen, die für Reibstellen mit oszillatori-
Temperatur mechanisch bean-
schen Bewegungen vorgesehen sind, werden die
sprucht. Typische Werte sind z. B.
Leistungsdaten auf dem SRV-Testgerät ermittelt.
50Hz / 500μm / 300N / +50°C.
Hierbei bewegen sich die Prüfkörper (Kugel oder
Bestimmt wird die Reibungszahl μ
Zylinder auf Platte) geradlinig oszillatorisch. Die mit
durch Messung der Reibkraft. Ebenfalls erfolgt eine
Schmierstoff benetzten Prüfkörper werden mit einer
Messung des Verschleißvolumens und der Verschleiß-
Normalkraft, einer festgelegten Frequenz, einem vor-
tiefe der Platte. Die hierbei gewonnenen Prüfdaten zei-
gegebenen Schwingweg und einer vorgegebenen
gen die tatsächliche Leistung des Schmierstoffes.
Abb. 4:
Lithiumfett mit MoS2
SRV-TEST
Lithiumfett mit reaktionswirksamen
weißen Festschmierstoffen
Oberfläche von
Prüfkörpern
nach einer
Stunde Laufzeit
Oberflächenkontur (^
=Verschleißprofil)
starker Verschleiß, tiefe Riefen
10 μm
250 μm
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f=50Hz
A=500μm
F=300N
T=50°C
t=60min
Oberflächenkontur (^
=Verschleißprofil)
minimaler Abrieb, glatte Oberfläche
10 μm
250 μm
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5
ADDITIVE
■ AUF DIE KOMBINATION KOMMT ES AN
Bestimmte weiße Festschmierstoffe reagieren tribochemisch mit metallischen Grenzflächen, wenn ausreichend
hohe Anregungszustände vorliegen. Diese hohen Anregungszustände treten z. B. bei oszillatorischen Bewegungen auf, d. h. wenn die sich berührenden Metallkörper schwingende Bewegungen von kleiner Amplitude
ausführen.
Abb. 5: FESTE ADDITIVE / ZUSÄTZE
Als Resultat werden auf den Kontaktflächen dünne, reibungs- und verschleißmindernde Haftschichten gebildet,
physikalisch
wirksam
die den Einlauf begünstigen und die Lebensdauer von
tribochemisch
wirksam
Maschinenelementen erheblich verlängern. Die besonschwarze
• MoS2
• Graphit
dere synergetische Wirkung der Kombination von unterschiedlichen weißen Festschmierstoffen in gleitmo-Pasten
und -Fettpasten ermöglicht eine optimale Schutzschicht
sowohl bei Stahl-Stahl-Werkstoffpaarungen als auch bei
weiße
• PTFE
• Wachse
• Keramikpulver
reaktionswirksame
weiße Festschmierstoffe
anderen Metallpaarungen mit Kupfer- oder Aluminiumlegierungen. In sehr vielen Anwendungsfällen ist diese
tribochemische Wirkung der reaktionswirksamen weißen
Festschmierstoffe wesentlich effektiver als die vorwiegend mechanisch-physikalische Funktionsweise von MoS2oder graphithaltigen Schmierstoffen (Abb. 5).
Abb. 6: GELENKLAGERTEST
Abb. 6 zeigt die Ergebnisse von fünf jeweils vergleichbaren Versuchen mit p · v = 1200 N/mm2 · mm/s
Versuchsabbruch nach 500 h
500
(p · v ^
= Produkt aus Flächenpressung und Geschwindigwurden bei Einsatz einer gleitmo-Fettpaste mit reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen nach 500 h
bei voll intakten Gelenklagern abgebrochen. Die Lebensdauer der Gelenklager konnte durch den Einsatz ei-
Lebensdauer (h)
keit) und einem Winkel von 30°. Die Versuche 4 und 5
400
300
200
ner gleitmo-Fettpaste mit reaktionswirksamen weißen
Festschmierstoffen gegenüber einem Fett mit MoS2 um
100
Versuchsabbruch nach
Gelenklagerausfall
das 6- bis 10-fache erhöht werden. Die mit MoS2-haltigem Fett geschmierten Gelenklager erreichten lediglich
eine maximale Lebensdauer von 80 Betriebsstunden.
1
2
3
Fett mit
Molybdändisulfid
6
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
4
5
1
2
3
4
5
gleitmo-Fettpaste mit reaktionswirksamen
weißen Festschmierstoffen
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TYPISCHE EINSATZGEBIETE
und Anwendungsbeispiele
Eingesetzt werden „weiße“ gleitmo-Pasten und -Fettpasten bevorzugt an Bauteilen und Maschinenelementen, die wie folgt beansprucht werden: oszillatorische
Bewegungen/Vibrationen oder schwere Lasten/langsame Bewegungen.
Da bei Grenz- bzw. Mischreibung die Reibpartner nicht
vollständig voneinander getrennt sind, kommt es zu sehr
hohem Verschleiß und damit zu
nicht erreicht werden, da die Relativgeschwindigkeiten
einem frühzeitigen Ausfall der
unter gegebenen Belastungsverhältnissen nicht ausrei-
so beanspruchten Bauteile
chen, um die Reibpartner voneinander zu trennen. Misch-
und Maschinenelemente.
und Grenzreibung treten auch bei sehr schnellen oszillatorischen Bewegungen auf, da in den Umkehrpunkten
Der
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Wunschzustand
der
keine Relativgeschwindigkeit zwischen den Oberflächen
Hydrodynamik kann bei einer
auftritt und die Reibpartner sich folglich berühren (s. Sei-
Vielzahl von Anwendungen
te 5, Abb. 3).
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
7
TYPISCHE EINSATZGEBIETE
und Anwendungsbeispiele
SCHMIERUNG DER HAUPTLAGERUNG EINES
TELESKOPSPIEGELS
Hierbei wird der gesamte Drehkranz des Turms (Lager
und Verzahnung) sowie die Verzahnung der Höhenverstellung automatisch geschmiert. Reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe schützen zuverlässig diese großen
Maschinenelemente.
585 K
Quelle: Rothe Erde
Quelle: MEV-Bildarchiv
SCHMIERUNG VON SPINDELN AN
SCHWERLASTHUBELEMENTEN
Höchster Verschleißschutz und beste Verträglichkeit
mit den verwendeten Werkstoffen. Reaktionswirksame
weiße Festschmierstoffe verhindern Ruckgleiten selbst
bei ungünstigen Materialpaarungen.
WSP 5040
SCHMIERUNG VON BOGENZAHNKUPPLUNGEN
Ständige Gleitbewegungen erfordern bei wechselnden
Beanspruchungen der Kupplung eine effektive Schmierung der Verzahnungen. Reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe gewährleisten einen sicheren Betrieb.
WD
:K
elle
u
Q
8
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
805 K
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Ständig wechselnde Kräfte und Vibrationen gefährden
diese teuren Bauteile. Reaktionswirksame weiße Fest-
Quelle: MEV-Bildarchiv
SCHMIERUNG VON TURMDREHLAGER
( 1 AZIMUTLAGER) UND BLATTVERSTELLUNG
( 2 PITCHLAGER) EINER WINDKRAFTANLAGE
schmierstoffe verlängern die Lebensdauer der Großlager,
da sie auch bei kleinen Einstellbewegungen die ge-
585 K
1
2
Quelle: GE Energy
fürchtete Riffelbildungen in den Laufbahnen verhindern.
Keine rollenden Bewegungen wie in einem Lager, son-
Qu
ell
e:
INA
SCHMIERUNG VON KREUZGELENKEN
dern eine mehr oder weniger gleichförmige Rotation mit
überlagerter Schwenkbewegung. Hierbei sind reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe zum Verschleißschutz unersetzbar.
585 M
TAKTSCHIEBEN BEI DER HERSTELLUNG EINER
SPANNBETONBRÜCKE
Die vor Ort produzierten Betonteile werden über spezielle hydraulische Hub- und Schiebeelemente weitergeschoben (kleines Bild). Reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe setzen die Reibung herab und verringern
den Verschleiß.
805
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TRIBOKORROSION
Ursachen und Auswirkungen
■ DEFINITION
FESTSCHMIERSTOFFPASTEN
Durch Reibkorrosion entstehen an Passflächen von Ei-
Verschleiß von Tribokorrosion oder Passungsrost. Zur
senwerkstoffen unerwünschte Veränderungen der Werk-
Entstehung von Passungsrost ist es nicht notwendig,
stoffoberflächen. In der Praxis ist diese Verschleißform
dass die Bauteile gezielt gegeneinander bewegt wer-
häufig an kraft- und formschlüssigen Verbindungen von
den. Häufig entsteht er bereits durch die Übertragung
Maschinenelementen zu beobachten.
von Vibrationen, z. B. bei Lagersitzen oder Welle-NabeVerbindungen. Dies gilt auch für gleichförmig bewegte
Ist die Amplitude der oszillatorischen Bewegung sehr
Bauteile, die häufigen Start/Stopp-Bewegungen ausge-
klein (< 500 μm), spricht man bei dem entstehenden
setzt sind (z. B. Linearführungen und Spindeln).
DIE ENTSTEHUNG VON TRIBOKORROSION HAT UNTERSCHIEDLICHE URSACHEN UND AUSWIRKUNGEN:
Ursache
Auswirkung
Adhäsion
Bildung und Trennung atomarer Haftverbindungen bei hochbelasteten
Reibpaarungen (Kaltverschweißung)
Abrasion
Materialabtragung durch ritzende oder furchende Beanspruchung
bei Berührung der Rauheitsspitzen der Reibpartner
Oberflächenzerrüttung
Werkstoffermüdung mit Rissbildung im oberflächennahen Bereich der
Reibpartner durch starke tribologische Wechselbeanspruchung
(Materialablösungen möglich)
Tribochemische Reaktion
TYPISCHE
TRIBOKORROSIONSERSCHEINUNGEN
Gelenklager
Bildung chemischer Reaktionsprodukte durch starke mechanische
Anregung der Grenzflächen und/oder des Zwischenstoffes
Spannhülse
■ MASSNAHMEN ZUR VERMEIDUNG VON TRIBOKORROSION
Es sind sowohl konstruktive, als auch tribologische Maßnahmen möglich,
die das Entstehen von Tribokorrosion verhindern können:
■
Verwenden von speziellen Beschichtungen
■
Verringern der Maschinenvibrationen
■
Verringern von starken Biegekräften
■
Vermeiden von großen, aufeinander wirkenden Metalloberflächen
■
Verwendung von gleitmo-Pasten und -Fettpasten
mit reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen
10
Nadellager
➔
Diese Möglichkeit besteht auch dann noch, wenn alle anderen
genannten Maßnahmen nicht mehr umgesetzt werden können.
Reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe bieten auch hier einen
wirkungsvollen Schutz.
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FORSCHUNGSERGEBNISSE
TRIBOKORROSION
■ SPINDELSCHMIERUNG
Abb. 7: SPINDELSCHMIERUNG VERGLEICHSTEST
Die überlegene Schmierleistung reaktionswirksamer
500.000
weißer Festschmierstoffe zeigt sich eindrucksvoll in fol-
450.000
gendem Versuch: Eine Stahlspindel wird zyklisch um
400.000
jeweils zwei Umdrehungen gedreht. Sie bewegt sich
350.000
dabei in einer Stahlmutter, die fest mit einer
hierbei einer dauernden Zugkraft ausgesetzt. Ein Zyklus
entspricht zwei Umdrehungen nach rechts und zwei
300.000
Bewegungszyklen
Spannfeder verbunden ist. Mutter und Spindel werden
Versuchsabbruch bei voll intakter Spindel
250.000
200.000
150.000
Umdrehungen nach links.
100.000
Ausschlaggebende Bedeutung hat bei dieser ungünsti-
50.000
gen Materialpaarung die Flächenpressung. An den
0
Schmierstoff werden hierbei höchste Anforderungen
Versuchsabbruch wegen
Drehmomentüberschreitung
Lithiumseifen-Fett
gestellt, da die Spindelkonstruktion keine Depot-
Paste mit
Molybdändisulfid
Fettpaste mit reaktionswirksamen
weißen Festschmierstoffen
schmierung ermöglicht. Der Schmierfilm muss während
■
Materialpaarung Stahl-Stahl
der gesamten Belastungsdauer volle Schmierwirkung
■
Gleitgeschwindigkeit 8,5 mm/s
gewährleisten.
■
Bewegungszyklus: 2 Umdrehungen rechts,
Ein häufig in solchen Anwendungen eingesetztes lithi-
■
2 Umdrehungen links
umverseiftes Mehrzweckfett versagt bereits nach weni-
Abschaltkriterium: Drehmomentanstieg mit
Stick-Slip-Effekt
gen Zyklen. Die getestete MoS2-Paste erreicht immerhin
35.000 Zyklen. Dagegen wurde der Versuch mit der weißen Fettpaste erst nach 500.000 Zyklen, jedoch bei voll
intakter Spindel abgebrochen.
Abb. 8: Schmierung mit MoS2-Paste. Spindeloberfläche nach 35.000
Bewegungszyklen. Versuchsabbruch, da zu hohe Leistungsaufnahme des
Motors (Drehmomentüberschreitung).
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Abb. 9: Schmierung mit einer Fettpaste, die reaktionswirksame weiße Festschmierstoffe enthält. Spindeloberfläche nach 500.000 Bewegungszyklen.
Versuchsabbruch bei voll intakter Spindel.
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FORSCHUNGSERGEBNISSE
■ GELENKLAGERSCHMIERUNG
TRIBOKORROSION
Abb. 10: ERGEBNISSE AUS UNTERSUCHUNGEN AUF
DEM GELENKLAGERPRÜFSTAND
Abb. 10 zeigt die Ergebnisse aus Untersuchungen auf ei4.000
nem Gelenklagerprüfstand. Dargestellt wird die Rei-
Grundöl
bungskraft in Abhängigkeit von der Belastung. Alle Ge-
Grundöl + Graphit
lenklager sind mit Grundöl geschmiert: Zum einen
3.000
unbehandelt, zum anderen legiert mit Graphit, MoS2 sodie Zugabe von reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen wurde die Reibungskraft auf einem deutlich tieferen Niveau gehalten als bei Graphit- oder MoS2-
Reibungskraft (N)
wie reaktionswirksamen weißen Festschmierstoffen. Durch
Grundöl + Molybdändisulfid
2.000
Zusatz. Besonders in Gelenklagern zeigen sich die Vorteile,
die durch den Einsatz von reaktionswirksamen weißen
Grundöl + reaktionswirksame weiße
Festschmierstoffe
1.000
Festschmierstoffen erreicht werden können. Es wird keine Hydrodynamik aufgebaut und der Verschleißschutz
erfolgt in erster Linie über die Festschmierstoffe.
0
5.000
10.000
15.000
20.000
Belastung (N)
Lebensdauer von Gelenklagern geschmiert mit Ölen,
die verschiedene Zusätze enthalten
Abb. 11: GELENKLAGERPRÜFUNG BEI EXTREMER
BELASTUNG UND KLEINEM SCHWENKWINKEL
Abb. 11 zeigt gleitmo 805 im direkten Vergleich zu verschiedenen Fetten in einer Gelenklagerprüfung. Bei einer Belastung von 50 N/mm2 und der Materialpaarung
Stahl/Stahl
sowie
einem
14.000
Schwenkwinkel von +/- 10°
12.000
zeigt gleitmo 805 mit
10.000
ne deutliche Überlegenheit gegenüber den getesteten Fetten. Diese wurden vor
Bewegungszyklus
doppelter Zyklenzahl sei-
8.000
6.000
dem Test von den je-
4.000
weiligen Herstellern
2.000
als besonders geeig-
0
net ausgewiesen.
12
gleitmo 805
Fett A
■
p=50 N/mm2
■
Paarung: Stahl/Stahl
■
Schwenkwinkel: +/- 10°
■
f=54 min-1
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
Fett B
Fett C
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TYPISCHE PRÜFMETHODEN
für Pasten und Fettpasten
SRV-PRÜFMETHODE
■
DIN 51834-8
■
oszillierender Prüfkörper
0,200
v
Reibwert μ
auf Platte (geschmiert)
■
0,250
F
Kontaktgeometrie: Punkt
(alternativ Fläche oder Linie)
■
Prüfkriterien: Reibwert, Verschleiß
■
Lebensdauerprüfung bei hohen
0,150
0,100
0,050
0
Gleitgeschwindigkeiten und variablen
0
10
20
30
40
50
Flächenpressungen, Temperaturen,
60
70
Zeit [min]
80
90
100
110
120
Amplituden und Frequenzen
PRÜFUNG AM SCHRAUBENPRÜFSTAND
DIN EN ISO 16047 (DIN 946)
■
Ermittlung von Reibwerten
100
Anziehdrehmoment MA [Nm]
■
an Schraubenverbindungen
■
Kontaktgeometrie: Fläche
(Gewinde und Schraubenkopf)
■
Prüfkriterien: Reibwert,
80
60
40
20
Vorspannkraft
0
Messung von Gewindereibung,
0
Kopfreibung und Gesamtreibwert
■
rotierende Welle (geschmiert)
F
in zwei Lagerschalen fixiert
■
Kontaktgeometrie: Fläche
■
Prüfkriterien: Fresslast, Reibwert
■
Messung mit geringen Gleitge-
n
schwindigkeiten und hoher
Flächenpressung
30.000
40.000
3500
350
3000
300
2500
250
2000
200
1500
150
1000
100
500
50
Reibkraft F [N]
R
LLV1) 060
20.000
Vorspannkraft Fv [Nm]
ALMEN-WIELAND-PRÜFMETHODE
■
10.000
F
0
00:00
Temperatur T [°C]
■
0
Zeit [min]
18:00
1) LLV: LUBRITECH Laborvorschrift
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TYPISCHE PRÜFMETHODEN
für Pasten und Fettpasten
VKA-PRÜFMETHODE (VIER-KUGEL-APPARAT)
■
DIN 51350 (1-5)
■
Rotierende Kugel auf drei fixierten Kugeln
■
Kontaktgeometrie: Punkt
■
Prüfkriterien: VKA-Schweißkraft, Verschleiß
■
Stufenweise Erhöhung der Prüfkraft bis zum
F
V
Verschweißen der Kugeln
oder
■
Konstante Prüfkraft über einen festgelegten
Zeitraum (1h bzw. 1min), Messung der
Verschleißkalotte
F
IME-RE-RIFFELTEST-PRÜFMETHODE
■
Testentwicklung durch IME-Aachen
(Institut für Maschinenelemente und
Maschinengestaltung der RWTH Aachen)
Wassereinlass
und Rothe Erde GmbH, Dortmund
■
oszillierende Axialkraft auf einem
Vierpunktlager mit gegeneinander fixiertem
Außen- und Innenring
■
Kontaktgeometrie: Punkt
■
Prüfkriterien: Verschleißtiefe (Riffeltiefe) und
Korrosionsschutz
■
Lebensdauerprüfung bei hohen Axiallasten
mit Einfluss von Salzwasser
Wasseraustritt
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PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
FUCHS LUBRITECH GMBH
AUSWAHLLEITFADEN
Pasten und Fettpasten
0158 gleitmo 585 K
0170 gleitmo 800
0115 gleitmo 805
0173 gleitmo 805 K
0171 gleitmo 810
0222 gleitmo 815
0174 gleitmo 820
-15
-25
-45
-25
-20
-45
-25
-45
-20
Obere Einsatztemp. [°C]
180
180
120
120
130
100
110
110
80
110
1
00
-
2
2
NLGI Klasse
0169 CHEMPLEX 746
0112 gleitmo 585 M
-40
0377 gleitmo WSP 5040
0157 gleitmo 582
-40
0370 gleitmo WSP 5000
0156 gleitmo 577 C
Untere Einsatztemp. [°C]
0215 gleitmo 830
Artikel-Nr.
0154 gleitmo 577 A
▼
1726 gleitmo 825
EINSATZBEREICHE
-30
-25
-20
-20
-40
100
140
1200
175
The fundamental difference compared with normal
industrial varnishes is that they contain solid lubricants
instead of colour pigments.
Apart from the main components – binders, solid lubricants
and
solvents – solid film lubricants may also contain functional
1150 1150
additives
2
2 corrosion
2
2 inhibitors
2
1-2or UV
1 active
2
2
2
1-2
such
as
components.
Auf- und Einpressen
Biegen
Bogenzahnkupplungen
Bördeln
Dichtungen
Einlaufschmierung
Gelenklager
Gelenkwellen
Gewindespindeln
Gleitlager
HT-Paste
Ketten
Kugelgewindespindeln
Montage
O-Ringe
Passungsrost
Ringfedern
Säulenführungen
Scharniere
Schraubverbindungen
Spannfutter
Stoßdämpfer
Wälzlager
Warmpressen
Zahnkupplungen
FUCHS LUBRITECH GMBH
PASTEN UND FETTPASTEN MIT REAKTIONSWIRKSAMEN WEISSEN FESTSCHMIERSTOFFEN
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FUCHS LUBRITECH GMBH
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1' PP 02/08 0601816
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