Projektwettbewerb für neues Stadion entschieden AC Milan will

Transcription

Projektwettbewerb für neues Stadion entschieden AC Milan will
Stadion-News
Lille:
Kampagne für neues Stadion
Der französische Vizemeister Lille
OSC Metropole hat die Kampagne
„un vrai stade et vite“ ins Leben gerufen, um nach langer Verzögerung
möglichst schnell einen Stadionneubau im Großraum Lille zu verwirklichen. Der OSC spielt in der zweiten
Saison im Stadium Lille Métropole,
da eigentlich anstelle der bisherigen
Heimstätte, dem Stade GrimonprezJooris, ein Neubau mit rund 33.000
Sitzplätzen errichtet werden sollte.
Jedoch wurde die Baugenehmigung
wegen Einsprüchen gegen einen
Neubau neben einer Zitadelle aus
dem 17. Jahrhundert bisher nicht
genehmigt. Deshalb drängt der Verein im Gegensatz zu örtlichen Politikern, die weiter an dem zentralen
Standort festhalten, darauf, das
Projekt an einer alternativen Stelle
zu verwirklichen.
Vancouver:
Stadion über den Gleisen
Mitte Oktober stellten die Verantwortlichen des North American
United Soccer League (USL)-Teams
Vancouver Whitecaps Pläne für
den Bau eines neuen Stadions mit
15.000 Sitzplätzen vor, das neben
Fußball auch für andere Sportarten
Modell des Siegerentwurfs
Foto: Markus Stüdeli
Grafik: pool architekten / brügger architekten
Thun
Projektwettbewerb für neues Stadion entschieden
Das Konzept „sole“ der Arbeitsgemeinschaft
Brügger/pool
Architekten hat den Projekt- und
Ideenwettbewerb des Sport- und
Einkaufsareals Thun Süd gewonnen. Für 170 Mio. Schweizer Franken sollen ein Einkaufszentrum
und ein neues Fußballstadion mit
10.000 Plätzen für den Nationalligisten FC Thun entstehen. Die
Kosten des Stadions selbst sind
mit 50 Mio. Franken (ca. 34 Mio.
Euro) veranschlagt. Das gesamte
Projekt soll privat finanziert werden, die Stadt Thun möchte Erlöse aus den Grundstücksverkäufen
direkt in mehrere Sportfelder in
unmittelbarer Nähe des Stadions
reinvestieren. Noch allerdings ist
das Projekt nicht endgültig geneh-
migt: Sollten die Bürger bei einem
Referendum Anfang 2006 ihre
Zustimmung verweigern, könnte
dem FC Thun der Zwangsabstieg
drohen, da das Stadion Lachen
nicht mehr die Anforderungen
der Nationalliga A erfüllt. Eine
Ausnahmegenehmigung wird ab
2006 nur noch erteilt, wenn ein
Um- oder Neubau bereits stattfindet oder unmittelbar bevorsteht.
Der Zuschlag für „sole“ erfolgte
wegen des überzeugenden städtebaulichen Ansatzes: Stadion und
Einkaufszentrum sollen sich einen
niedrigen, rechteckigen Baukörper teilen. Um die Gebäudehöhe
so gering wie möglich zu halten,
würde das Spielfeld des Stadions
in den Boden eingegraben, sämt-
liche Parkplätze könnten auf dem
Dach des Einkaufszentrums entstehen. Dieses offene Parkdeck
wäre eine ästhetische und preiswerte Lösung, da auf Parkhäuser,
Tiefgaragen oder Parkplätze vor
dem Gebäude verzichtet werden
könnte. Zudem würde diese Maßnahme die Gesamtgeschossfläche reduzieren und das Gebäude
niedrig halten. Wie wichtig den
Architekten ein flaches Gebäude
ist, zeigt auch der Projektname:
Nicht das italienische Wort für
Sonne sei ausschlaggebend gewesen, erläutert Architekt Toni
Brügger, sondern der französische
Name eines Plattfisches: Wie eine
Scholle soll sich der Komplex flach
in die Umgebung schmiegen.
Mailand
Über den Gleisen
Foto: Whitecaps FC
und Veranstaltungen genutzt werden könnte. Bei der Präsentation
stellte Bob Lenarduzzi, Sportdirektor der Whitecaps, fest: „Unser
Traum von einem Freiluftstadion im
Herzen von Vancouver wird schließlich Realität. Durch dieses neue
Stadion wird Vancouver die Möglichkeit haben, Weltklasse-Fußball und
zahlreiche andere Veranstaltungen
genießen zu können.“
Das neue Stadion soll über den
Gleisen der Waterfront Station
direkt an der Uferpromenade der
Innenstadt gebaut werden. Den
Planungen zufolge wird nach der
Fertigstellung der Sportstätte im
Jahr 2009 rund sieben Meter über
den Gleisen der Ball rollen. Bei der
Präsentation wurde die sehr gute
Anbindung ans öffentliche Verkehrsnetz sowie die zentrale Lage
besonders hervorgehoben. Zu den
Kosten des jederzeit auf 30.000
Plätze erweiterbaren Baus gab
man noch keine Auskunft.
72
AC Milan will neues Stadion
Adriano Galliani äußerte sich
nach dem Besuch der VeltinsArena bei einem Gastspiel in der
Champions League gegenüber
der Tageszeitung Corriere della
Sera beeindruckt: „Ich bin verliebt in die Arena AufSchalke. Der
tolle Rasen bot die Grundlage für
das großartige Spiel, aber er behindert nicht die Ausrichtung anderer Veranstaltungen.“ Sie sei
„das ideale Stadion: Die Deutschen haben mir erzählt, dass sie
pro Spiel durchschnittlich 30.000
Liter Bier verkaufen. Bei uns bekommt man nicht einmal einen
Becher Wasser.“
Dabei ist dem Vizepräsidenten
des AC Mailand bewusst, dass
sein Verein mit dem Stadio Giuseppe Meazza noch vergleichsweise gut dasteht. „Es ist eines
der am wenigsten schlechten
Stadien Italiens. Der Innenraum
ist großartig, die Sicht auf das
Spielfeld sehr gut, der Großteil
der Zuschauer sitzt im Trockenen.
Aber der Unterrang stammt aus
dem Jahr 1926, und auch die gemeinsame Nutzung mit Inter ist
nicht immer leicht.“ Daher denke
Milan über einen Stadionneubau
nach Schalker Vorbild nach.
Auch in anderen Städten müsse etwas geschehen, so Galliani, zugleich Präsident der
Serie A. Auf keinen Fall dürfe
man sich auf Sanierungen beschränken: „Das war ja genau
der große Fehler im Vorfeld von
Italia 90. Wir haben die Laufbahnen übernommen und so eine
historische Gelegenheit vertan.“
Stattdessen sei ein Umdenken
notwendig: „Diese Stadien ruinieren den Fußball. Sie sind nicht
mehr zu retten und können auch
nicht einfach umgebaut werden.“
„… am wenigsten schlecht“: Das Stadio Giuseppe Meazza
Foto: Stadionwelt
Stadionwelt 11/2005