Die Tiere haben in Niederlenz ihren eigenen Hausarzt

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Die Tiere haben in Niederlenz ihren eigenen Hausarzt
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Lenzburg-Seetal
www.aargauerzeitung.ch | az | Samstag, 3. März 2012
«Hochstämmer» sind «voll im Trend»
Seetal Die zweite Schweizerische Hochstammobsttagung war in der Region zu Gast
VON FRITZ THUT
Nicht nur der Comic-Hund Idefix
jault auf, wenn Bäume gefällt werden. Die jüngste Rodung von Hochstammobstbäumen an der Grenze
zwischen Boniswil und Hallwil und
die Reaktionen darauf zeigen deutlich, dass die «Hochstämmer», gerade
im Seetal, viele Emotionen wecken.
Purer zeitlicher Zufall ist es, dass
die zweite Schweizerische Hochstammobsttagung vorgestern im Seetal Gastrecht genoss. Weniger Zufall
ist der Ort. Das Seetal gilt als Hochburg der organisierten Pflege der
landschaftsprägenden Hochstammbäume und so war der Saal in der
landwirtschaftlichen Schule im luzernischen Hohenrain vollbesetzt,
mit interessierten Zuhörern, die
Fachleuten zum Thema lauschten.
Gesteigerte politische Bedeutung
Ein grosser Teil des Publikums
pflegt selbst Hochstammbäume. Vor
allem in diesen Kreisen war man gespannt, aus erster Quelle zu erfahren, wie die eidgenössische Landwirt-
schaftspolitik, die aufwändige Pflege Moment werden schweizweit rund
der «Hochstämmer» in Zukunft zu 2,2 Millionen Bäume subventioniert.
honorieren gedenkt. Christian Hofer,
Vizedirektor des Bundesamtes für Regionale Nähe als Argument
Landwirtschaft, konnte in diesem
Noch höhere Zahlen weist das
Sinne Entwarnung geben, als er be- deutsche Bundesland Baden-Würtstätigte, dass im Rahmen der Agrar- temberg auf. Katharina von Plocki,
politik 2014–17 die «noch gezielteren von der Marketing- und AbsatzfördeDirektzahlungen»
rungsgesellschaft
für die Halter von
für Agrarprodukte
Hochstammbäuin Stuttgart, schilmen
«aufrechterderte wie in ihrem
halten» bleiben, ja
Bundesland die 9,3
dank
dem
Ziel
Millionen
HochNachhaltigkeit gar
stammbäume
als
punktuelle Steige- Katharina von Plocki,
Verkaufsargument
rungen drinliegen: Marketing-Expertin Stuttgart
beim
Direktver«Der Bedeutung der
kauf, aber vor allem
Hochstammbäume
in Tourismus und
in ihren ökologischen, biologischen Gastronomie verwendet werden.
und ästhetischen Dimensionen wird
Streuobstwiesen, wie Landschafnoch mehr Rechnung getragen.»
ten mit Hochstammbäumen nördHofer erinnerte in seinem Vortrag lich des Rheins genannt werden, entauch daran, dass erst ein Paradig- sprechen laut von Plocki verschiedemenwechsel der schweizerischen nen Megatrends: Nachhaltigkeit, GeLandwirtschaftspolitik Anfang der sundheit und Nähe sind für immer
90er-Jahre das nach dem Zweiten mehr Konsumenten entscheidend.
Weltkrieg grassierende Hochstamm- «Mit Streuobstprodukten sind wir
sterben massiv bremsen konnte. Im hier voll im Trend». Es gelte jetzt, die-
«Es geht darum, die
Hochstamm-Produkte
aktiv und selbstbewusst
zu vermarkten.»
se Erzeugnisse «aktiv und selbstbewusst zu vermarkten».
Dazu hörten die Tagungsteilnehmer Beispiele aus der Schweiz. Bruno
Muff, der seit sechs Jahren den Haldihof in Weggis biologisch betreibt, beschrieb wie er auf seinem 6-HektarBetrieb mit vielen Ideen und Innovationen bewusst eine Politik der Privatvermarktung seiner «Produkte im
Hochpreissegment» verfolgt: Mit professionellem Marketing, mit Erfolg,
aber auch mit gelegentlichen Rückschlägen.
Weiteres Beispiel war die gastgebende Hochstamm Seetal AG, der
200 Aargauer und Luzerner Mitglieder angeschlossen sind. Es konnte eine breite Palette von Produkten der
rund 75 000 Seetaler Bäume gezeigt
und degustiert werden. «Unsere Regionalität verkauft sich gut», freute
sich Geschäftsführer Simon Gisler.
Eine weitere Vermarktungsnische
präsentierte der innovative Urs Amrein aus Hildisrieden. Mit seinen
Baumpatenschaften hat es schon fertig gebracht, «ein halbes Kilo Birnen
für 600 Franken zu verkaufen».
Querschnitt durch die Produktpalette der Hochstamm Seetal AG. TF
Briefe an die az
Bezahlen Konsumenten für
Hochstamm-Äpfel mehr?
«Hallwil: Anwohner kritisieren Bauern wegen Rodung», az Aargauer
Zeitung, 29. Februar
Tierärztin Noemi Hernadfalvi, Assistentin Adriana Guizzardi (v. l.) und Hund Timi freuen sich über Besuch. DVI
Die Tiere haben hier ihren Hausarzt
Niederlenz Die neue
Kleintierpraxis «Vetstation»
am Dorfrain steht den
Tieren ab Montag offen. Heute
ist Tag der offenen Tür.
VON DANIEL VIZENTINI
Bei Tieren läuft es nicht viel anders
als beim Menschen. Bei kleineren Erkrankungen geht man nicht direkt
ins Spital, sondern zuerst zum Hausarzt. Dort wird man persönlich beraten und behandelt, wenn nötig an einen Spezialisten weiterverwiesen.
Die Idee hinter der Kleintierpraxis
«Vetstation» ist dieselbe. «Wir sehen
uns als Hausärzte», sagt Geschäftsleiter Christoph Koch. In Villmergen
führt seine Familie seit drei Generationen eine Tierpraxis. Am Dorfrain in
Niederlenz, wo früher Veterinärin
Barbara Mühlebach ihre Praxis hatte,
eröffnet Koch am Montag die dritte
«Vetstation». Andere gibt es bereits in
Buchs und Mellingen. «Wir haben unsere Standorte bewusst in Dörfern
und nicht in Stadtzentren. Hier sind die restlichen Tiere vor allem Meerwir nahe bei den Tieren und können schweinchen oder Reptilien. Wenn
die Kunden persönlicher beraten», nötig wird ein Tier an einen Spezialisten verwiesen. «Wir sind gut versagt Koch.
Die Vernetzung mit anderen Berei- netzt», sagt Koch. «Vetstation» und
chen der Tierhaltung spielt in der grosse Kliniken wie etwa die Tierkli«Vetstation» eine zentrale Rolle. An nik Aarau West in Oberentfelden
würden sich ergändrei
Standorten
zen. «Wenn ein Tier
gibt es einen Salon
in die Intensivstatifür die Fell-, Ohron muss, schicken
oder
Zahnpflege
wir es nach Oberder Tiere. An zwei
entfelden. Sie sind
«Vetstationen» werwie das Spital und
den Kurse in Hun- Christoph Koch,
Geschäftsführer «Vetstation»
wir der Hausarzt.»
deschulen angeboten. Zudem werden
Futter und Tierzubehör in den pra- Der Praxishund darf nicht fehlen
Von 10 bis 15 Uhr können Interesxiseigenen Läden verkauft.
sierte heute die Praxis von innen
kennen lernen. Ab Montag arbeitet
Praxis und Klinik ergänzen sich
Die unterschiedlichen «Vetstatio- dort Veterinärin Noemi Hernadfalvi,
nen» sind immer genau gleich orga- die aus der Lenzerheide für die «Vetsnisiert, damit ein Tierarzt wenn nö- tation» neu in die Region gezogen ist,
tig auch an einem anderen Standort und Assistentinnen. Nicht fehlen
arbeiten kann. «Ich sehe die Praxis wird auch Praxishund Timi. «Er geals ein grosses Instrument», sagt hört hier einfach dazu», sagt seine
Christoph Koch. Etwa 95 Prozent der Besitzerin, die Praxisassistentin AdriPatienten seien Hunde oder Katzen, ana Guizzardi.
«Etwa 95 Prozent
unserer Patienten sind
Hunde oder Katzen.»
Ja, kritisieren ist einfach und schnell
getan, aber vielleicht sollte man sich
auch mal fragen ob diese Kritik gerechtfertigt ist? Herr Frei wirft den
Landwirten vor, aus purer Bequemlichkeit die alten Obstbäume gefällt
zu haben um «hoch subventionierte
Kulturen» anzubauen. Weiss Herr
Frei überhaupt was Subventionen
sind? Zum Beispiel Hochstämme mit
und ohne Pflege. Für Gras, Mais etc.
welches auf dem betroffenen Feld
angebaut wird, gibt es demzufolge
keine zusätzlichen Subventionen, es
wird über die Direktzahlungen abgegolten.
Warum darf ein Landwirt alte und
kranke Bäume nicht fällen? Nur weil
sie schön sind und den Nachbarn so
gut gefallen sollen sie stehen bleiben? Im Moment wird ein grosser
Wirbel gemacht und HochstammObstbäume, aber solche Bäume brauchen Platz und den richtigen Standort. Ausserdem ist die Pflege sehr arbeitsintensiv und so wäre es nur logisch das auch die Früchte teurer
werden. Aber eben, ist der Konsument auch bereit für einen Apfel
mehr zu bezahlen nur weil er von einem Hochstamm-Baum kommt? Erlauben sie mir bitte, dass ich dazu
berechtigte Zweifel hege.
YVONNE HEGGLI, SEENGEN
Gedanken zu Tempo 30
«Seon: Wo sind die Gegner von
Tempo 30 im Dorf?», az Aargauer
Zeitung, 1. März
Gedanken von Tom Relaxed: Auf
dem Arbeitsweg die ersten zweihundert Meter stressfrei mit Tempo 30
bis zur Kantonsstrasse tuckern und
dabei in aller Ruhe Raumklima, Sitzheizung und Sound einstellen – warum nicht. Zeitverlust: 10 Sekunden.
Geht auch noch. 10 Tropfen weniger
Sprit verbraucht. Na ja, immerhin.
Lärmreduktion zugunsten der Anwohner: ungefähr Faktor 0,5. Gar
nicht mal so schlecht, kommt mir ja
auch zugute. Tempo 30 – eine gute
Sache. Ich stimme Ja.
Gedanken von John Speedy: Tempo
30, so ein Riesenquatsch. Das ist etwas für Sissis und Pensionierte. Bei
30 schläft einem ja das Gesicht ein.
Ich habe mit 50 Stundenkilometern
alles im Griff. Hab ja schliesslich ABS
und ESP und ein extrem gutes Reaktionsvermögen. Bin ja noch jung.
Zwischendurch auch noch ein SMS
simmseln oder kurze Facebook-Updates machen – kein Problem. Mit
Tempo 30 würde ich jeden Tag mindestens 2 Minuten verlieren und das
«‹Scheck›-weg-Risiko» wäre halt
schon gross. Sorry Jungs, Sicherheit
hin oder her, Tempo 30 ist für mich
nicht akzeptierbar. Ist ja auch extrem uncool.
Haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht wie Tom und John?
Nein? Dann wäre gerade jetzt ein guter Zeitpunkt.
URS MATHIS, SEON
Verzichten für Allgemeinheit
Tempo 30 ist eine erfreuliche Aussicht, denn es macht die Quartiere
sicherer, beruhigt den Verkehr, erhöht die Wohnqualität und wird so
zu einem wichtigen Standortfaktor
für Seon. Damit weitsichtige Verbesserungen realisiert werden können,
muss die Allgemeinheit manchmal
auf etwas verzichten. Darauf basiert
der Staat und gründen unsere Gesetze. Darum geht es auch bei Tempo
30. Die gut verkraftbare Einschränkung des Tempos auf 30 Kilometer
pro Stunde auf den Seoner Gemeindestrassen und Wohnquartieren
führt zu einem Schutz der Allgemeinheit, besonders von Kindern, älteren Menschen und Radfahrern.
DANIEL RUFFET, SEON
«Schafisheim: Die Meinungen über
Tempo 30 gehen auseinander», az
Aargauer Zeitung, 21. Februar
Das Komitee gegen Tempo 30 wundert sich über Aussagen des Pro-Komitees: Sichtzonen sind scheinbar
bei Tempo 30 durch Eigentümer von
Hecken und ähnlichem nicht mehr
zu gewährleisten. Gekostet hat die
Erhaltung der Sichtzonen den Steuerzahler bisher nichts, da diese
durch die Grundstückeigentümer
frei gehalten werden müssen. Dass
es die Pflicht des Strasseneigentümers sein soll, die Quartierstrassen
tempo-50-tauglich auszubauen ist
nicht nachvollziehbar.
Da wir nachweislich und erfahrungsgemäss kein Sicherheitsproblem in
Schafisheim haben, können wir die
Steuerausgaben für Tempo 30 getrost sparen. Ein Raserunfall oder
durch unangepasste Geschwindigkeit verursachter Unfall wird über
ein Gerichtsverfahren geklärt und
geahndet. Da nutzen sporadische
Tempokontrollen in einer 30er- wie
HEINZ SCHMID,
50er-Zone nichts.
RENÉ WIDMER, URS WIDMER, RUEDI WILDI