Die Tiere haben in Niederlenz ihren eigenen Hausarzt
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Die Tiere haben in Niederlenz ihren eigenen Hausarzt
32 Lenzburg-Seetal www.aargauerzeitung.ch | az | Samstag, 3. März 2012 «Hochstämmer» sind «voll im Trend» Seetal Die zweite Schweizerische Hochstammobsttagung war in der Region zu Gast VON FRITZ THUT Nicht nur der Comic-Hund Idefix jault auf, wenn Bäume gefällt werden. Die jüngste Rodung von Hochstammobstbäumen an der Grenze zwischen Boniswil und Hallwil und die Reaktionen darauf zeigen deutlich, dass die «Hochstämmer», gerade im Seetal, viele Emotionen wecken. Purer zeitlicher Zufall ist es, dass die zweite Schweizerische Hochstammobsttagung vorgestern im Seetal Gastrecht genoss. Weniger Zufall ist der Ort. Das Seetal gilt als Hochburg der organisierten Pflege der landschaftsprägenden Hochstammbäume und so war der Saal in der landwirtschaftlichen Schule im luzernischen Hohenrain vollbesetzt, mit interessierten Zuhörern, die Fachleuten zum Thema lauschten. Gesteigerte politische Bedeutung Ein grosser Teil des Publikums pflegt selbst Hochstammbäume. Vor allem in diesen Kreisen war man gespannt, aus erster Quelle zu erfahren, wie die eidgenössische Landwirt- schaftspolitik, die aufwändige Pflege Moment werden schweizweit rund der «Hochstämmer» in Zukunft zu 2,2 Millionen Bäume subventioniert. honorieren gedenkt. Christian Hofer, Vizedirektor des Bundesamtes für Regionale Nähe als Argument Landwirtschaft, konnte in diesem Noch höhere Zahlen weist das Sinne Entwarnung geben, als er be- deutsche Bundesland Baden-Würtstätigte, dass im Rahmen der Agrar- temberg auf. Katharina von Plocki, politik 2014–17 die «noch gezielteren von der Marketing- und AbsatzfördeDirektzahlungen» rungsgesellschaft für die Halter von für Agrarprodukte Hochstammbäuin Stuttgart, schilmen «aufrechterderte wie in ihrem halten» bleiben, ja Bundesland die 9,3 dank dem Ziel Millionen HochNachhaltigkeit gar stammbäume als punktuelle Steige- Katharina von Plocki, Verkaufsargument rungen drinliegen: Marketing-Expertin Stuttgart beim Direktver«Der Bedeutung der kauf, aber vor allem Hochstammbäume in Tourismus und in ihren ökologischen, biologischen Gastronomie verwendet werden. und ästhetischen Dimensionen wird Streuobstwiesen, wie Landschafnoch mehr Rechnung getragen.» ten mit Hochstammbäumen nördHofer erinnerte in seinem Vortrag lich des Rheins genannt werden, entauch daran, dass erst ein Paradig- sprechen laut von Plocki verschiedemenwechsel der schweizerischen nen Megatrends: Nachhaltigkeit, GeLandwirtschaftspolitik Anfang der sundheit und Nähe sind für immer 90er-Jahre das nach dem Zweiten mehr Konsumenten entscheidend. Weltkrieg grassierende Hochstamm- «Mit Streuobstprodukten sind wir sterben massiv bremsen konnte. Im hier voll im Trend». Es gelte jetzt, die- «Es geht darum, die Hochstamm-Produkte aktiv und selbstbewusst zu vermarkten.» se Erzeugnisse «aktiv und selbstbewusst zu vermarkten». Dazu hörten die Tagungsteilnehmer Beispiele aus der Schweiz. Bruno Muff, der seit sechs Jahren den Haldihof in Weggis biologisch betreibt, beschrieb wie er auf seinem 6-HektarBetrieb mit vielen Ideen und Innovationen bewusst eine Politik der Privatvermarktung seiner «Produkte im Hochpreissegment» verfolgt: Mit professionellem Marketing, mit Erfolg, aber auch mit gelegentlichen Rückschlägen. Weiteres Beispiel war die gastgebende Hochstamm Seetal AG, der 200 Aargauer und Luzerner Mitglieder angeschlossen sind. Es konnte eine breite Palette von Produkten der rund 75 000 Seetaler Bäume gezeigt und degustiert werden. «Unsere Regionalität verkauft sich gut», freute sich Geschäftsführer Simon Gisler. Eine weitere Vermarktungsnische präsentierte der innovative Urs Amrein aus Hildisrieden. Mit seinen Baumpatenschaften hat es schon fertig gebracht, «ein halbes Kilo Birnen für 600 Franken zu verkaufen». Querschnitt durch die Produktpalette der Hochstamm Seetal AG. TF Briefe an die az Bezahlen Konsumenten für Hochstamm-Äpfel mehr? «Hallwil: Anwohner kritisieren Bauern wegen Rodung», az Aargauer Zeitung, 29. Februar Tierärztin Noemi Hernadfalvi, Assistentin Adriana Guizzardi (v. l.) und Hund Timi freuen sich über Besuch. DVI Die Tiere haben hier ihren Hausarzt Niederlenz Die neue Kleintierpraxis «Vetstation» am Dorfrain steht den Tieren ab Montag offen. Heute ist Tag der offenen Tür. VON DANIEL VIZENTINI Bei Tieren läuft es nicht viel anders als beim Menschen. Bei kleineren Erkrankungen geht man nicht direkt ins Spital, sondern zuerst zum Hausarzt. Dort wird man persönlich beraten und behandelt, wenn nötig an einen Spezialisten weiterverwiesen. Die Idee hinter der Kleintierpraxis «Vetstation» ist dieselbe. «Wir sehen uns als Hausärzte», sagt Geschäftsleiter Christoph Koch. In Villmergen führt seine Familie seit drei Generationen eine Tierpraxis. Am Dorfrain in Niederlenz, wo früher Veterinärin Barbara Mühlebach ihre Praxis hatte, eröffnet Koch am Montag die dritte «Vetstation». Andere gibt es bereits in Buchs und Mellingen. «Wir haben unsere Standorte bewusst in Dörfern und nicht in Stadtzentren. Hier sind die restlichen Tiere vor allem Meerwir nahe bei den Tieren und können schweinchen oder Reptilien. Wenn die Kunden persönlicher beraten», nötig wird ein Tier an einen Spezialisten verwiesen. «Wir sind gut versagt Koch. Die Vernetzung mit anderen Berei- netzt», sagt Koch. «Vetstation» und chen der Tierhaltung spielt in der grosse Kliniken wie etwa die Tierkli«Vetstation» eine zentrale Rolle. An nik Aarau West in Oberentfelden würden sich ergändrei Standorten zen. «Wenn ein Tier gibt es einen Salon in die Intensivstatifür die Fell-, Ohron muss, schicken oder Zahnpflege wir es nach Oberder Tiere. An zwei entfelden. Sie sind «Vetstationen» werwie das Spital und den Kurse in Hun- Christoph Koch, Geschäftsführer «Vetstation» wir der Hausarzt.» deschulen angeboten. Zudem werden Futter und Tierzubehör in den pra- Der Praxishund darf nicht fehlen Von 10 bis 15 Uhr können Interesxiseigenen Läden verkauft. sierte heute die Praxis von innen kennen lernen. Ab Montag arbeitet Praxis und Klinik ergänzen sich Die unterschiedlichen «Vetstatio- dort Veterinärin Noemi Hernadfalvi, nen» sind immer genau gleich orga- die aus der Lenzerheide für die «Vetsnisiert, damit ein Tierarzt wenn nö- tation» neu in die Region gezogen ist, tig auch an einem anderen Standort und Assistentinnen. Nicht fehlen arbeiten kann. «Ich sehe die Praxis wird auch Praxishund Timi. «Er geals ein grosses Instrument», sagt hört hier einfach dazu», sagt seine Christoph Koch. Etwa 95 Prozent der Besitzerin, die Praxisassistentin AdriPatienten seien Hunde oder Katzen, ana Guizzardi. «Etwa 95 Prozent unserer Patienten sind Hunde oder Katzen.» Ja, kritisieren ist einfach und schnell getan, aber vielleicht sollte man sich auch mal fragen ob diese Kritik gerechtfertigt ist? Herr Frei wirft den Landwirten vor, aus purer Bequemlichkeit die alten Obstbäume gefällt zu haben um «hoch subventionierte Kulturen» anzubauen. Weiss Herr Frei überhaupt was Subventionen sind? Zum Beispiel Hochstämme mit und ohne Pflege. Für Gras, Mais etc. welches auf dem betroffenen Feld angebaut wird, gibt es demzufolge keine zusätzlichen Subventionen, es wird über die Direktzahlungen abgegolten. Warum darf ein Landwirt alte und kranke Bäume nicht fällen? Nur weil sie schön sind und den Nachbarn so gut gefallen sollen sie stehen bleiben? Im Moment wird ein grosser Wirbel gemacht und HochstammObstbäume, aber solche Bäume brauchen Platz und den richtigen Standort. Ausserdem ist die Pflege sehr arbeitsintensiv und so wäre es nur logisch das auch die Früchte teurer werden. Aber eben, ist der Konsument auch bereit für einen Apfel mehr zu bezahlen nur weil er von einem Hochstamm-Baum kommt? Erlauben sie mir bitte, dass ich dazu berechtigte Zweifel hege. YVONNE HEGGLI, SEENGEN Gedanken zu Tempo 30 «Seon: Wo sind die Gegner von Tempo 30 im Dorf?», az Aargauer Zeitung, 1. März Gedanken von Tom Relaxed: Auf dem Arbeitsweg die ersten zweihundert Meter stressfrei mit Tempo 30 bis zur Kantonsstrasse tuckern und dabei in aller Ruhe Raumklima, Sitzheizung und Sound einstellen – warum nicht. Zeitverlust: 10 Sekunden. Geht auch noch. 10 Tropfen weniger Sprit verbraucht. Na ja, immerhin. Lärmreduktion zugunsten der Anwohner: ungefähr Faktor 0,5. Gar nicht mal so schlecht, kommt mir ja auch zugute. Tempo 30 – eine gute Sache. Ich stimme Ja. Gedanken von John Speedy: Tempo 30, so ein Riesenquatsch. Das ist etwas für Sissis und Pensionierte. Bei 30 schläft einem ja das Gesicht ein. Ich habe mit 50 Stundenkilometern alles im Griff. Hab ja schliesslich ABS und ESP und ein extrem gutes Reaktionsvermögen. Bin ja noch jung. Zwischendurch auch noch ein SMS simmseln oder kurze Facebook-Updates machen – kein Problem. Mit Tempo 30 würde ich jeden Tag mindestens 2 Minuten verlieren und das «‹Scheck›-weg-Risiko» wäre halt schon gross. Sorry Jungs, Sicherheit hin oder her, Tempo 30 ist für mich nicht akzeptierbar. Ist ja auch extrem uncool. Haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht wie Tom und John? Nein? Dann wäre gerade jetzt ein guter Zeitpunkt. URS MATHIS, SEON Verzichten für Allgemeinheit Tempo 30 ist eine erfreuliche Aussicht, denn es macht die Quartiere sicherer, beruhigt den Verkehr, erhöht die Wohnqualität und wird so zu einem wichtigen Standortfaktor für Seon. Damit weitsichtige Verbesserungen realisiert werden können, muss die Allgemeinheit manchmal auf etwas verzichten. Darauf basiert der Staat und gründen unsere Gesetze. Darum geht es auch bei Tempo 30. Die gut verkraftbare Einschränkung des Tempos auf 30 Kilometer pro Stunde auf den Seoner Gemeindestrassen und Wohnquartieren führt zu einem Schutz der Allgemeinheit, besonders von Kindern, älteren Menschen und Radfahrern. DANIEL RUFFET, SEON «Schafisheim: Die Meinungen über Tempo 30 gehen auseinander», az Aargauer Zeitung, 21. Februar Das Komitee gegen Tempo 30 wundert sich über Aussagen des Pro-Komitees: Sichtzonen sind scheinbar bei Tempo 30 durch Eigentümer von Hecken und ähnlichem nicht mehr zu gewährleisten. Gekostet hat die Erhaltung der Sichtzonen den Steuerzahler bisher nichts, da diese durch die Grundstückeigentümer frei gehalten werden müssen. Dass es die Pflicht des Strasseneigentümers sein soll, die Quartierstrassen tempo-50-tauglich auszubauen ist nicht nachvollziehbar. Da wir nachweislich und erfahrungsgemäss kein Sicherheitsproblem in Schafisheim haben, können wir die Steuerausgaben für Tempo 30 getrost sparen. Ein Raserunfall oder durch unangepasste Geschwindigkeit verursachter Unfall wird über ein Gerichtsverfahren geklärt und geahndet. Da nutzen sporadische Tempokontrollen in einer 30er- wie HEINZ SCHMID, 50er-Zone nichts. RENÉ WIDMER, URS WIDMER, RUEDI WILDI