Rundbrief 1/2003

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Rundbrief 1/2003
Rundbrief 1/2003
Evangelische Akademikerschaft in Deutschland / Landesverband Westfalen
Landesverband will Kontakte zu Studierendengemeinden stärken
Anita Schieck
1. Vorsitzende des
LV Westfalen der EA
In den Wiesen 13
48431 Rheine
Bericht über die Mitgliederversammlung der EA/
LV Westfalen am 13. Januar 2003 in Münster
Zum Thema:
Einiges war anders als bisher
bei dieser Mitgliederversammlung 2003:
Sie fand nicht im Zusammenhang
mit der Jahrestagung des LV in
einer Akademie statt, sondern in
den Räumen der ESG Münster
nach einer Vorstandssitzung und
als Vorveranstaltung zu einem
Vortragsabend mit Landesrabbiner
Dr. Brandt im wunderschönen
Festsaal des Rathauses. Und: Sie
war nicht im Frühling angesetzt,
sondern mitten im kalten Winter.
Nicht, weil der neue Vorstand alles
anders machen will, sondern weil
ihn sachliche Gründe zu diesem
frühen, vielleicht zu frühen Termin
nötigten: Die Jahrestagung ist erst
Anfang Mai, zu spät für die Beschlüsse zum Haushalt, zum geplanten Projekt, das mit der Jahrestagung eröffnet werden soll, zu
spät auch für die Bestimmung der
Vertreter zur DV - und all dies sind
wichtige Aufgaben der Mitglieder-
versammlung. 22 Personen waren
gekommen, also etwa 10% der
rund 250 Mitglieder - immerhin!
Die Zahl schrumpft allerdings sehr,
wenn man bedenkt: 10 Personen
davon gehörten zum Vorstand! Wir
müssen uns wohl etwas einfallen
lassen, wie wir mehr Mitglieder zur
Mitgliederversammlung auf den
Weg bringen können! Wer hat
Vorschläge? Der Vorstand ist gespannt und offen dafür!
Gut war es aber auf jeden Fall,
die Versammlung in diesem Zusammenhang durchzuführen. Zum
einen hat sich der Vorstand vorgenommen, den Kontakt zu den Studierendengemeinden zu verstärken. Dazu gehört, daß er zu seinen
Sitzungen immer Gast einer ESG ist
(bisher Dortmund, Bielefeld und
Münster, geplant sind Paderborn
und Bochum), die jeweilige ESG-
- Fortsetzung Seite 2 -
Der Kontakt zwischen
den Mitgliedern und dem
Vorstand des LV Westfalen
zur ESG und dem Gesamtverband der EAiD
A
m 17. 03. 2002 wählte mich die Mitgliederversammlung zur 1. Vorsitzenden des LV Westfalen. Nach 15jähriger Vorstandsarbeit bin ich bereit,
diese Aufgabe für 3 Jahre zu übernehmen. Das
jetzige engagierte Leitungsteam hat sich sehr hoffnungsvoll an die Arbeit gemacht. Wir sind hingegangen zu Ihnen, unseren Mitgliedern in den verschiedenen Landesteilen, mit dem Angebot von
Vorträgen und Gesprächen in Bochum, Bielefeld
und Münster. In den Studierendengemeinden,
woher unser dringend erhoffter Nachwuchs kommen muß, haben wir wieder auf uns aufmerksam
gemacht und sie in die örtlichen Veranstaltungen
eingebunden. Nach Dortmund, Bielefeld und
Münster wird die ESG Paderborn im April Ort unserer Vorstandssitzung sein. Wie Jesus wollen wir
zu den Menschen gehen, um gemeinsam Orientierung zu suchen in unserer verworrenen Zeit.
„Glauben, Denken, Handeln“ ist für mich noch
immer die treffende Ausrichtung für das Leben
des evangelischen Akademikers. Dazu werden
Ihnen vom LV auch weiterhin Veröffentlichungen,
Vorträge, Gespräche und neuerdings auch eine
Reise angeboten. Falls möglich, sollen die Ergebnisse unserer Arbeit s i c h t b a r gemacht werden,
um nicht nur im Intellektuellen zu bleiben. Das ist
geplant mit einer Wanderausstellung zur kommenden Jahrestagung. Es geht um ein Zukunftsproblem: die Öffnung und Umnutzung von Kirchenräumen.
- Fortsetzung Seite 2 Dr. Manfred Keller referiert auf der Mitgliederversammlung in Münster.
Rundbrief 1/2003
AUS DEM VERBAND
Seite 2
Mitgliederversammlung
- Fortsetzung von Seite 1 Pastorin war bisher dabei und stellte die
Gemeinde vor. Es ist nur folgerichtig, daß
es bei der MGV genau so gemacht wurde.
Zum anderen: Der sich anschließende
Vortragsabend mit Landesrabbiner Dr.
Henry Brandt schloß das Projekt des LV
ab, das die finanzielle Unterstützung der
Herausgabe der Festschrift zu dessen 75.
Geburtstag und deren Versand an alle
Mitglieder des LV zum Inhalt hatte. Es hat
ein dankbares Echo gefunden, spürbar in
der großen Beteiligung an den drei Veranstaltungen mit Dr. Brandt, an manchem
Dankesbrief, an guter Kooperation mit der
jeweiligen ESG und anderen Beteiligten
und nicht zuletzt an einem unerwartet hohen Spendenaufkommen von unseren
Mitgliedern: Mit mehr als 2000 Euro konnte etwa die Hälfte der notwendigen Aufwendungen gedeckt werden! Den von
Herrn Dr. Keller und Herrn Galle ausgesprochenen herzlichen Dank an alle Mitglieder unseres Landesverbandes gebe
ich hiermit gern weiter! Es ist zu hoffen
und zu wünschen - so der Vorsitzende
später bei der Vorstellung des geplanten
Jahresprojektes -, daß Vorstand und Mitglieder in ähnlicher Weise interessiert sind
und mitarbeiten, wenn es um die „Vielfalt
des Heiligen und die Chancen der erweiZum Thema
- Fortsetzung von Seite 1 Stellungnahmen zu aktuellen Themen
werden auf der Ebene des GV veröffentlicht. Dort machen wir als LV unseren Einfluß geltend. Die Bedeutung der
EU-Osterweiterung für die Kirchen oder
die Globalisierung mit ihren wirtschaftlichen Folgen sind Probleme, die mir
wichtig sind.
Wenn wir verantwortungsvoll und mit
viel Hoffnung versuchen, glaubend
und denkend auch zum Handeln, zu
Entschlüssen zu kommen, könnte unser
tägliches Leben im Sinne des lutherischen Berufsethos zu einem ständigen
Gottes-Dienst werden.
Das wünsche ich Ihnen und mir. Möge
es die LV-Arbeit fördern!
Ihre/Eure
Vortragsabend im Anschluss an die Mitgliederversammlung im Festsaal des Rathauses Münster mit Landesrabiner Dr. Henry Brandt (vorne rechts).
terten Nutzung von Kirchengebäuden“
geht. So lautet das Thema der Jahrestagung (02. - 04. 05. 2003 in Iserlohn - bitte
schon vormerken!), das Tatbestände aufgreift, die allenthalben offenkundig sind
und nach Lösungen schreien: zu viele und
zu große Kirchen, zu teure und zu wenig
genutzte Gemeindehäuser - und das bei
schrumpfenden, finanzschwachen und
wenig öffentlichkeitswirksamen Kirchgemeinden. Mit diesen Problemen werden
wir uns auf der Jahrestagung beschäftigen, hoffentlich ein paar Impulse empfangen und Akzente setzen, auf jeden Fall
aber ein Ausstellungsprojekt starten, das
vorhandene und geplante Beispiele einer
erweiterten Nutzung von Kirchengebäuden zeigen und als Wanderausstellung für
unsere Landeskirche ab 2004 zur Verfügung stehen soll. Die MGV hat dem zugestimmt, wir hoffen auf rege Beteiligung
und Mitarbeit, auf gutes Gelingen und
vielleicht auch wieder auf SpenderInnen,
die das Projekt finanziell mittragen...! Denn
ganz billig ist so etwas nicht. Das zeigt der
Haushaltsplan für 2003, in den eine hohe
Summe für Öffentlichkeitsarbeit und für
dieses Projekt eingesetzt worden ist. Die
MGV hatte keine Bedenken und hat den
Plan für 2003 einstimmig verabschiedet.
Ein vorauszusehendes Defizit kann aus
dem Vermögen gedeckt und natürlich
durch Spenden und Sponsoring verringert
werden. Ebenfalls einstimmig wurde dem
Schatzmeister, Herrn Galle, und dem Vorstand im Blick auf den Kassenabschluß
und die Kassenführung 2002 Entlastung
erteilt. Die Kasse war von den Herren Haar
und Seckelmann geprüft und in Ordnung
gefunden worden. Sie wurden beide als
Kassenprüfer für 2003 wiedergewählt.
Herrn Galle wurde der Dank für seine zuverlässige Kassenführung ausgesprochen. Zur Teilnahme an der DV wurden
Frau Kändler und Herr Haar bestimmt.
Neben all den Verhandlungen, Diskussionen und Abstimmungen wurden noch
einige Berichte gegeben, z.B. von der Vorsitzenden, Frau Schieck, zu Tagungen und
zur Arbeit einiger Arbeitskreise (Gerechtigkeit, Frauenteam, Ost-West-Begegnungen) und von Herrn Lage zum biblischen
Seminar in der Adventszeit im Haus der
Stille in Bethel. Und dann war auch noch
etwas fürs Auge dabei: Das Ehepaar Firgau hatte eine kleine Verkaufsausstellung
des Kalkutta-Kreises mit Stein- und Webarbeiten, Taschen und Karten vorbereitet
und mitgebracht und berichtete von der
Arbeit des Kreises und einzelner Gruppen
in Kalkutta.
Es war eine gute Atmosphäre zu dieser
MGV, für die alle Beteiligten dankbar waren. Möchte das, was wir uns vorgenommen haben, unter Gottes Segen stehen
und gelingen!
Christoph Kändler
Das vollständige Protokoll ist zu erhalten
bei Christoph Kändler, Kleine Gartenstraße 11, 32049 Herford, Tel. 05221/80574
oder E-Mail [email protected]
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Unser Vorstandsmitglied Frau Ursula
Schmidt unterrichtete uns über die Sorgen
und Nöte der nordirakischen Kurden sowie die Aktivitäten des Vereins „Dortmunder helfen Kurden“ (DhK). Bekanntlich
haben die irakischen Kurden eine begrenzte regionale Selbstverwaltung errichten
können. Die zumeist in den Händen von
Nicht-Regierungs-Organisationen (NROs)
liegende Entwicklungsarbeit in- und ausländischer Helfer wird zum einen bedroht
durch die Feindschaft der Bagdader Regierung, die allenthalben „Staatsfeinde“
am Werk sieht, zum anderen durch den
Einmarsch türkischer Truppen, denn die
Türkei versucht mit allen Mitteln gegen
einen etwaigen separaten Kurdenstaat auf
irakischem Territorium vorzugehen, fürchtet sie doch das Eindringen des „Separatismus“ in die südöstliche Türkei wie der
Teufel das Weihwasser.
In einem Schreiben des Vorstands des
Vereins DhK vom Dezember 2002 heißt es:
....“Wir machen uns Sorgen um unsere
Arbeit im Nordirak. Was wird geschehen,
wenn es dort zu kriegerischen Handlungen kommt? Was wird aus den Menschen
werden, die mit unserer Hilfe, also mit der
Hilfe von Ihnen, ermutigt wurden, ihre
Dörfer wieder aufzubauen? Diese Bauernfamilien haben schon zu Beginn unserer
Hilfsaktivitäten diese Fragen gestellt: Was
wird geschehen? Werden unsere Anstrengungen von Dauer sein? Werden unsere
Dörfer nicht wieder
zerstört?
Auf diese Frage
hatten wir damals
wie heute keine
Antwort!
Dennoch wollen
wir nicht in Pessimismus verfallen
und damit Grund
für Untätigkeit liefern. Wir möchten und
wollen unsere Arbeit fortsetzen. Und wir
möchten Sie einladen, diese Arbeit weiterhin mitzugestalten. Aus unserer Hilfe, die
vor 11 Jahren in Zeiten großer Not begonnen wurde, ist eine fruchtbare Zusammenarbeit geworden: die Zusammenarbeit mit
den Bäuerinnen und Bauern, mit den lokalen kurdischen Verantwortlichen, mit den
Universitäten und nicht zuletzt mit der
Gruppe AVADAN, unserer Partnergruppe
vor Ort.“....
Des weiteren heißt es in einem Schreiben
des Vorstands vom Januar 2003:
CHRIST & WELT
Zur Lage der
Kurden
im Nord-
Irak
....“Wie Ihnen allen bekannt, droht ein
Krieg im Irak, mit ungeahnten Folgen für
die irakische Bevölkerung, und natürlich
auch für die Kurden im Norden des Landes. Wit hoffen immer noch, daß der Konflikt mit friedlichen Mitteln gelöst wird.
Dennoch müssen wir den Ernstfall in Betracht ziehen und darauf so gut es geht
vorbereitet sein.
Im Falle einer Besetzung der kurdischen
Gebiete würden sich die einheimischen
Mitarbeiter der Hilfsorganisationen in
einer besonders prekären Lage befinden.
Die Bagdader Regierung hat vor Jahren
schon deutlich gemacht, daß diese Gruppe
von Menschen als Staatsfeinde eingestuft
wird. Betroffen sind die Mitarbeiter jener
Organisationen, die nicht über Bagdad
operieren und nicht offiziell durch die Bagdader Regierung registriert sind. Dies sind
fast alle Nichtregierungsorganisationen
(NROs), also auch DhK.
Es gibt lokale Gruppierungen, die nur
arbeiten konnten, wenn sie mit einer internationalen NRO kooperierten. Unsere
Gruppe vor Ort, AVADAN, ist eine dieser
Gruppierungen. Wenn man bedenkt, daß
seit 1991 zahlreiche internationale NROs
vor Ort tätig waren und einige weiterhin
tätig sind, die mit den vor Ort tätigen
Gruppen zusammenarbeiten, ist die Zahl
der besonders gefährdeten einheimischen
Mitarbeiter sehr groß.“....
Rundbrief 1/2003
Nun, gut zwei Monate danach, haben
sich die Befürchtungen betreffend eines
Kriegsausbruchs bewahrheitet. Am 24. 03.
2003 schrieb uns Ursula Schmidt einen
kurzen Brief:
....“Es kommt gerade ein längeres Schreiben, in dem sich der DhK an uns alle um
Hilfe wendet. Ich habe es zusammengefaßt. Der Verein Dortmunder helfen Kurden bittet jetzt dringend um finanzielle
Hilfe für kurdische Flüchtlinge aus dem
Nordirak. Die Menschen fliehen aus
Furcht vor einem erneuten Giftgasangriff
Sadam Husseins zunächst in grenznahe
kleine Ortschaften. Gleichzeitig haben sie
Angst vor der türkischen Armee, die in
den Nordirak einrückt. Es müssen Zelte
aufgebaut und Lebensmittel beschafft
werden, weil die kleinen Dörfer die Flüchtlinge nicht aufnehmen können. Besonders
gefährdet sind natürlich die fünf festangestellten Mitarbeiter des Vereins.
DhK ist die größte deutsche Hilfsorganisation in der Region. Sie hat seit 1991 mit
rund 1,5 Mio Euro den Wiederaufbau von
50 Dörfern im Nordirak ermöglicht“.
Um ggf. Hilfe zu ermöglichen, folgen hier
die notwendigen Daten:
Dortmunder helfen Kurden e.V.,
Schwanenwall 34 - Reinoldinum 44135 Dortmund;
Bankverbindung:
Stadtsparkasse Dortmund,
Konto Nr. 001 081 594, BLZ 440 501 99;
eMail: [email protected];
Tel.:
+ 49 231 45 80 74;
Fax:
+ 49 231 44 40 68 3.
!
Rundbrief 1/2003
AUS DEM VERBAND
Seite 4
Bericht über das „Biblische Seminar“ im Haus der Stille
vom 13. bis 15. 12. 2002...................................................................................................................
Der LV Westfalen e.V. der EAiD hatte
zum 3. Advent zum biblischen Seminar in
das Haus der Stille nach Bethel zu einer
der Kernfragen unseres christlichen Glaubens eingeladen. Nachdem im Vorjahr über
Tod und Abendmahl miteinander gesprochen wurde, wählte der Kreis für dieses
Jahr das Thema „Die Osterbotschaft“.
Von Ostern kann man
wohl „vollmundig singen“, aber nur „verhalten
reden“. Ostern, dieses
Ereignis ist viel zu groß,
zu andersartig, als daß
man es in Worte fassen
könnte. Wir können den
ersten Zeugen noch abspüren, wie es ihnen geradezu die Sprache verschlägt. Und das ist bis
heute bei uns so geblieben. So bekannte Pastor
Hans Große von der Stephanusgemeinde in Bielefeld in seiner Abendmahlspredigt am Sonntag: „Was Ostern angeht,
da bin ich theologisch
Minimalist“.
Den Anfang der Referate machte Pastor Johannes Busch, Mühlheim an
der Ruhr, mit dem Thema:
„In Christus sein - Leben
aus der Kraft der Auferstehung“. Pastor Busch
verdeutlichte, daß für
Paulus „in Christus sein“
eine kompakte Formel
darstellt für das Leben
im Glauben. Dabei kann
diese Redewendung
einen lokalen Sinn haben: im Herrschaftsbereich Christi leben; sie
kann instrumental gebraucht werden: durch
den Geist Christi ergriffen werden (2. Kor.
3,17); sie kann kosmische Aspekte haben:
alle Kniee sollen sich vor ihm beugen im
Himmel, auf Erden und unter der Erde
(Phil. 2,10). Pastor Busch hat uns durch
seine klaren Ausführungen hineingenommen in die hilfreiche Gliederung seines
Vortrages:
1. Redewendungen vom Sein in Christus;
2. Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu Christi und dem Sein in Christus;
3. Auswirkungen auf das Leben der Christen;
4. Zugang zum Sein in Christus;
5. Was wird aus dem Ereignis der Auferweckung Jesu Christi.
Zusammenfassend ist mit Phil. 3,8-10 zu
sagen: „Ich möchte Christus gewinnen
und in ihm gefunden werden...Ihn möchte
ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung“. Dabei versteht Paulus sein „in
Christus sein“ nie nur individuell, sondern
immer eingebunden in die Gememeinde als
„Leib Christi“. Wir empfangen die Gnade
nie ohne die anderen.
Am Freitagabend dann ein ganz anderer
Zugang zur Osterbotschaft. Pastor Alex
Funke zeigte uns an Bildern aus frühester
Zeit, aus der mittelalterlichen Buchmalerei,
bis hin zu den Bildern des 20. Jh. (Masereel, Barlach, Schmidt-Rottluff, Chagall u.a.)
wie Künstler die Wirkungsgeschichte des
Auferstandenen anschaulich umgesetzt
haben. Bei der Interpretation dieser Bilder
regte Pastor Funke an,
„über die Wirkungsgeschichte des Auferstandenen im Kontext der
Aufklärung“ nachzudenken und dabei zu fragen,
worauf die Botschaft des
Auferstandenen hinauslaufe. Nicht auf eine Weltverbesserung, aber auf
eine Integration der Heilsgeschichte in die Weltgeschichte, doch sicherlich
anders, als die Jünger sich
das gedacht hatten. Auch in der Sprache der
Bilder ist das Ostergeschehen nicht zu fassen.
Auch die Künstler „stammeln“. Sie können nur
andeuten.
Sehr bewegend waren für
uns alle die persönlichen
Worte von Pastor Funke
zum Abschluß. Das Emmausbild von Rembrandt
wird ihm, der nun bewußt
die allerletzte Wegstrecke
seiner Lebenswanderung
geht, zum Hoffnungsbild:
„Es geht mit uns am Ende
nicht in die Erde, es ist am
Ende ein Gehen ins Licht“.
Ostern, das ist wohl weniger eine Frage der Erkenntnis, als eine des persönlichen Bekennens.
Am Samstagmorgen nahm
uns Frau Prof. Dr. Gisela
Kittel, Uni Bielefeld, in ihrem Vortrag mit
auf den „Weg der Frauen zum Grab Jesu
am Ostermorgen“ (Mk. 16,1-8). Dabei ging
sie bewußt einen langen „Anmarschweg“
durch das Alte Testament. Im AT gibt es
keine Verklärung oder Verharmlosung des
Todes. Er ist die unübersteigbare Grenze
des Lebens. Nüchtern und zugleich be-
Seite 5
drängend wird mit vielen Bildern im AT die
Wirklichkeit des Todes beschrieben: Der
Tod „verschlingt“ die Lebenden, seine
„Stricke“ fesseln, er verbirgt in den „Tiefen unter der Erde“, er führt ins „Land des
Vergessens“, und er „trennt“ von Gott.
Diese Düsternis des Todes ist zugleich die
dunkle Folie für die Kostbarkeit des Lebens als einer einmalig geschenkten Gnadenfrist.
Von dieser harten Wirklichkeit des Todes
sind auch die Frauen bestimmt, die am
Ostermorgen zum Grab gehen. Sie wollen
dem Verstorbenen „die letzte Ehre“ erweisen. Sie wollen mit der Salbung auch das
tun, was auch wir mit unseren Verstorbenen machen: sie ein wenig herrichten,
letzte Liebesdienste verrichten, um die
Bitternis des Endgültigen etwas zu mildern. - Dann finden die Frauen das Grab
leer. - Sie kommen nicht zum Ziel ihres
Bemühens. Sie werden erkennen: Mit Jesus kann man nicht umgehen wie mit einem Toten. Er hat Grabpflege nicht nötig.
Er ist frei und unabhängig von unserer
Erinnerung. Diese Einsicht läßt die Frauen
erschrecken. Sie fliehen zitternd vom Grab.
Sie sind vom Licht der Auferstehung beschienen, aber sie merken es nicht. Das
Ereignis ist zu groß, als daß sie es erfassen können. Das Ereignis ist noch unterwegs zu ihnen. Sie verstehen es erst später, wenn die Osterbotschaft der Jünger
sie erreicht. Jetzt seid ihr auf dem falschen
Platz. Wenn ihr ihn sucht, geht zurück an
eure Wirkungsstätte, dort könnt ihr Jesus
weiterhin „nachfolgen“. Er geht voran. So
verweist die „Ostererzählung“ des Markus
zurück auf den irdischen Jesus und die
neue Möglichkeit des Glaubens.
Von diesem Rückverweis ins Leben Jesu
war auch das vierte Referat dieses Zusammenseins bestimmt, das Pastor Dr. Fritz
Hufendiek, Dozent an der Diakonenschule
Nazareth, hielt:
„Die Gemeinde im Spannungsfeld zwischen Kreuz und Auferstehung“.
Als Untertitel hat er dabei „Theologie als
Biographie“ gewählt. Er verwies auf einige
couragierte Anwälte der Kirche unter dem
Kreuz. Zunächst nannte er Walter Jens,
der bekennt, daß er sich auf den Juden
Jesus hin orientiert. Dann nannte er Jürgen Moltmann, der durch Kriegserlebnisse entscheidend geprägt wurde. Es folgte
der Hinweis auf Douglas J. Hall, der in
Amerika die „Theologie des Kreuzes“ als
Gegenentwurf zur dort vorherrschenden
Optimistenreligion gestaltet. Schließlich
nennt er den Berliner Dichter Dieter Hilde-
AUS DEM VERBAND
brand, der die Kreuzigung den „Realgrund
der Hoffnung“ nennt. Hufendiek betonte:
Die Auferstehung kommt aus der Gerechtigkeit Gottes. Sie ist das Signum für den
Prozeß, in dem Gott zu dem Recht an seiner Schöpfung kommt. Wir werden selbst
mit hineingezogen, wenn wir uns an Gottes Parteinahme für die Armen und Geschundenen beteiligen.
Pastor Hans Große sagte zu Beginn des
Abendmahlgottesdienstes am Sonntag,
daß er sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit mit dem ihm vorgegebenen
Thema von der Osterbotschaft sehr
schwer getan habe. Er wolle es aber versuchen. Und er hat es nicht nur versucht,
sondern dadurch, daß er sich auch ganz
persönlich mit eingebracht hat, konnte er
anschaulich und verständlich aus dem
Text von Apostelgeschichte 10 vieles
aufgreifen, was wir in den vorher gehörten
Referaten angesprochen hatten. Pastor
Rundbrief 1/2003
Große schloß seine Predigt mit den Worten: „Für mich beginnt die Auferstehung
am Kreuz und ich möchte mit dem Hauptmann bekennen: Wahrlich dieser Mensch
ist Gottes Sohn gewesen“.
Erfüllt von einem wunderbaren, tiefgründigen, gelungenen Wochenende kehren
32 Personen in ihre Wohnungen zurück.
Sie bewegen in ihrem Herzen das reiche
Erleben dieses 3. Advents.
(Nach einem Bericht von Herrn Pastor
Dirks und Beiträgen von Frau Käthe Ziesen, Frau Magdalene Weduwen und Herrn
Helmut Rosemann.)
Erich-Wolfgang Lage
Der Titel für das biblische Seminar vom 12.
bis 14. Dezember 2003 lautet "Aspekte für
das Thema Juden und Christen".
Wichtiger Hinweis
Der für den 17. Juni 2003 in der Evgl. Stadtakademie Bochum vorgesehene
Studientag „Judentum im Aufbruch“ muß auf den Herbst 2003 verschoben
werden. Nähere Angaben erfolgen im nächsten Rundbrief.
Es wird noch einmal an die Jahrestagung des LV Westfalen vom 02. bis
04. 05. 2003 in der Evgl. Akademie Iserlohn erinnert:
Rundbrief 1/2003
Der Selige und allein Gewaltige, der König
aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Lichte, da niemand zukommen kann,
ANgeDACHT
welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen
kann – fürwahr er ist nicht ferne von einem
jeglichen unter uns. Denn in ihm leben, weben
und sind wir.
Seite 6
1. Timotheus 6,15 f; Apostelgeschichte
17,27.28A
„ ... und bist nie mehr allein“
Zum 100. Geburtstag von Jochen Klepper
.................................Andacht zur Vorstandsstizung der ea Westfalen am 8. April 2003 in Paderborn.................................
von Pfarrer Dr. Manfred Keller
Vor gut vierzehn Tagen, am 22. März
2003, jährte sich zum hundertsten Mal der
Geburtstag von Jochen Klepper. Er wolle
„nichts sein als ein protestantischer
Dichter“: So sah der Pfarrerssohn
aus Beuthen an der Oder seine Bestimmung. Jochen Klepper war ein
Mann der Widersprüche. Die Daten
seiner Biographie – 1903 bis 1942 –
umschreiben ein Leben, das mit neununddreißig Jahren endete und ein Torso, ein Bruchstück geblieben ist. „Das
Leben als Fragment“ – so überschrieb
eine deutsche Wochenzeitung am 22.
März ihren Gedenkartikel zum 100. Geburtstag des Dichters.
Wenn wir uns heute in der Andacht an
Jochen Klepper erinnern, so deshalb, weil
er nicht einfach ein „protestantischer
Dichter“ geworden ist. Er wurde vielmehr
ein Dichter der Kirche. Es gibt ein schmales Bändchen mit Gebeten und Liedern
von Jochen Klepper, das unter dem Titel
„Kyrie“ zuerst 1938 erschien und inzwischen über zwanzig Auflagen erlebt hat.
Viele der Texte sind vertont und zum festen Besitz der singenden Gemeinde geworden. Heute stehen zwölf Lieder von
Klepper im „Evangelischen Gesangbuch“,
drei davon auch im katholischen „Gotteslob“. Eines dieser drei Lieder, die in beide
Gesangbücher aufgenommen wurden,
werden wir miteinander meditieren: „Gott
wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen
kann“.
Geburtstagslied – so sind die fünf Strophen in der Sammlung „Kyrie“ überschrieben. Datiert ist das Lied vom 10. Juli 1938.
Aber weder Klepper noch seine Frau noch
seine Töchter haben am 10. Juli Geburtstag. Für wen wurde das Lied dann geschrieben? Die Antwort ist ganz schlicht:
Für jede und jeden von uns. Der Geburtstag ist die jährlich wiederkehrende Gele-
genheit, das eigene Leben im Blick auf
Vergangenheit und Zukunft zu bedenken
und die eigene Lebenszeit als Geschenk
Gottes zu begreifen.
Gewiss handelt es sich hier um ein ungewöhnliches, außerordentlich anspruchsvolles Geburtstagslied, keineswegs gefällig, sondern – zumindest in der ersten
Strophe – bestimmt von einem sehr strengen Ton: „Gott wohnt in einem Lichte, dem
keiner nahen kann. ... Unsterblich und
gewaltig ist unser Gott allein, will König
tausendfaltig, Herr aller Herren sein“. Ein
nüchternes Pathos beherrscht diesen
Vers, der unseren Blick ganz auf den großen, unnahbaren, heiligen Gott richtet, auf
den Herrn aller Herren, der sich nicht von
den Herren dieser Welt in Dienst nehmen,
zum Verbündeten machen lässt. Wir erleben es gegenwärtig, dass im Irak-Krieg
beide Seiten mit hochgestimmten Worten
Gott als ihren Verbündeten beschwören.
Saddam Hussein hat mehrfach den
„Heiligen Krieg“ ausgerufen und
versichert, dass Gott dem irakischen
Volk den Sieg geben werde. Solches
Reden beginnt sich schon in der
dritten Kriegswoche als das zu
entlarven, was es ist: als zynischer
Missbrauch der Religion für die
Durchsetzung politischer Macht.
Das gilt übrigens nicht nur für die
irakische Seite, sondern auch für
die USA. Denn selbst wenn Präsident Bush im Blick auf den
Kriegsausgang richtiger liegen
sollte, ist seine Berufung auf
Gott nicht weniger blasphemisch. Sie ist auch ebenso verhängnisvoll, weil sie die Welt
in Gute und Böse einteilt und
mit Gott als Garantiemacht des
Guten einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt, und
dabei auch noch ein gutes
Gewissen hat.
Wie anders spricht Jochen
Klepper in unserem Lied
von Gott. Er bezieht sich
auf zwei Worte aus dem Neuen Testament,
Worte, die geradezu gegensätzlich sind,
aber von Klepper mit kühnem Griff zu einer
Aussage verklammert werden. Da ist zunächst der Lobpreis aus dem 1. Timotheusbrief, der bezeugt, dass Gott in einem
unzugänglichen Licht wohnt, und dass er
nicht Erfüllungsgehilfe, sondern Herr aller
weltlichen Herren sein will.
Nicht nur die Politiker, auch wir sind immer wieder versucht, Gott zu funktionalisieren, ihn für unsere eigensüchtigen Interessen in Anspruch zu nehmen, mit ihm
unser Tun und Lassen zu legitimieren.
Jochen Klepper kann uns helfen, dem
Missbrauch des Namens Gottes zu wehren und etwas von der Heiligkeit und Un-
Rundbrief 1/2003
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verfügbarkeit des biblischen Gottes heilsam in den Blick zu bekommen. Der Prüfstein jeder Theologie, jedes Redens von
Gott, ist die Anthropologie, das Reden
vom Menschen. Jochen Klepper hat ein
biblisches Menschenbild. Er fasst es in
einen einzigen Satz, der in der Mitte der
ersten Strophe – fast beiläufig, aber gewiss nicht zufällig – in die Rede von Gott
eingefügt ist: „Von seinem Angesichte
trennt uns der Sünde Bann.“ Liebe Freunde, wer das von sich weiß und ehrlich bekennt, der kann die Menschen nicht mehr
in Gute und Böse einteilen, sondern nur
noch solidarisch um Vergebung der
Schuld bitten.
EG 379
Gott wohnt in einem Lichte
1. Gott wohnt in einem Lichte,
dem keiner nahen kann.
Von seinem Angesichte
trennt uns der Sünde Bann.
Unsterblich und gewaltig
ist unser Gott allein,
will König tausendfaltig,
Herr aller Herren sein.
2. Und doch bleibt er nicht ferne,
ist jedem von uns nah.
Ob er gleich Mond und Sterne
und Sonnen werden sah,
mag er dich doch nicht missen
in der Geschöpfe Schar,
will stündlich von dir wissen
und zählt dir Tag und Jahr.
3. Auch deines Hauptes Haare
sind wohl von ihm gezählt.
Er bleibt der Wunderbare,
dem kein Geringstes fehlt.
Den keine Meere fassen
und keiner Berge Grat,
hat selbst sein Reich verlassen,
ist dir als Mensch genaht.
4. Er macht die Völker bangen
vor Welt- und Endgericht
und trägt nach dir Verlangen,
läßt auch den Ärmsten nicht.
Aus seinem Glanz und Lichte
tritt er in deine Nacht:
Und alles wird zunichte,
was dir so bange macht.
5. Nun darfst du in ihm leben
und bist nie mehr allein,
darfst in ihm atmen, weben
und immer bei ihm sein.
Den keiner je gesehen
noch künftig sehen kann,
will dir zur Seite gehen
und führt dich himmelan.
Nach dem konzentrierten Blick auf den
unnahbaren heiligen Gott lenkt Klepper
das Augenmerk auf Gottes Nähe und Gegenwart. Den biblischen Bezugspunkt für
diesen überraschenden Blickwechsel bietet der zweite Text aus dem Neuen Testament, ein Wort aus der Areopag-Rede, das
Lukas dem Apostel Paulus in den Mund
legt: „Fürwahr, (dieser Gott,) er ist nicht
ferne von einem jeglichen unter uns. Denn
in ihm leben, weben und sind wir.“ Die
Spannung zwischen dem fernen und dem
nahen Gott zieht sich von der zweiten
Strophe an durch das ganze Lied und äußert sich in immer neuen Paradoxien. Gott
ist ferne. Gott ist verborgen. Und: Gott ist
nah. Er ist da – zu allen Zeiten, an allen
Orten, in allen Situationen des Lebens.
Der Weg, auf dem Gott uns gottfernen
Menschen in der heidnischen Welt nahegekommen ist, ist der Weg Christi von der
Menschwerdung bis zu Tod und Auferstehung. Der persönlichen Zuwendung,
die darin liegt, entspricht auch, dass der
Dichter in der zweiten Strophe fast unmerklich von dem allgemeinen „wir“ zu
dem besonderen „du“ übergeht. Alle folgenden Strophen leben von dem Staunen
über das Wunder, dass der Gott, dem „keiner nahen kann“, auch heute den Weg zu
uns – besser: zu dir und zu mir – gehen
will: in seinem Wort und im Abendmahl.
Wer das für sich annimmt, wer darauf
vertraut, der hat Boden unter den Füßen
in Zeit und Ewigkeit. Gott ist da. Er ist dir
und mir nahe. Seine Gebote sind uns Anweisung zum Leben. Sie wollen von mir
aufmerksam gehört, reflektiert und in verantwortliche Taten umgesetzt werden.
Gott ist da. Er ist unvorstellbar nahe. Was
dem Vogel die Luft und dem Fisch das
Wasser ist, das ist der ewige Gott, der
Schöpfer des Himmels und der Erde, für
mich. Seine Liebe gibt mir Raum und Atem
zum Leben. Und sie öffnet dir den Himmel,
sie „führt dich himmelan“ . Darum können
wir in hellen und in dunklen Stunden einstimmen in die letzte Strophe dieses Liedes: „Nun darfst du in ihm leben und bist
nie mehr allein.“ Amen
Tagung sucht nach erweiterten Nutzungsmöglichkeiten
Kirchen für
Christen und
Bürger attraktiv
gestalten
Bochum/Iserlohn (epd). Mit der
erweiterten Nutzung von Kirchbauten beschäftigt sich die Evangelische
Akademikerschaft Westfalen in diesem Jahr. Es gehe dabei um Konzepte und Beispiele, wie kirchliche Häuser für Christen und Bürger gleichermaßen wieder attraktiv werden
können, erläuterte der Vorsitzende
des Verbandes, Pfarrer Manfed Keller, dem epd in Bochum das Projekt.
Die Rolle der Kirchen für das kulturelle Leben in den Kommunen will eine
Tagung der Evangelischen Akademikerschaft vom 2. bis 4. Mai in Iserlohn diskutieren. Mitveranstalter ist
die Evangelische Akademie Iserlohn.
Neben einer Analyse der Ursachen
des Nutzungswandels sakraler Räume
werden unter anderem Projekte zweier
Citykirchen in Iserlohn und Schwerte
vorgestellt.
Zu der Wochenendtagung „Von der
Vielfalt des Heiligen“ werden Experten aus Kirchen, Kommunen, Kultur,
Wissenschaft, Raum- und Städteplanung erwartet. Als Teilnehmer haben
unter anderem Oberkirchenrat Rüdiger Schloz vom Kirchenamt der EKD
in Hannover und der Hauptpastor an
der Hamburger St. Katarinenkirche,
Axel Denecke, zugesagt.
Anmeldungen sind möglich bei der
Evangelischen Akademie Iserlohn
Telefon: 0 23 71/3 52-1 82,
Fax: 0 23 71/35 21 30
Email:
[email protected]
Rundbrief 1/2003
ESG
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Seit Jahren ist es um die Kontakte
zwischen den Studierendengemeinden und der EA recht still geworden.
Um das zu ändern, bemüht sich die
EA Westfalen verstärkt um mehr
Kontakte zu und Zusammenarbeit
mit den westfälischen ESG, in denen sie doch letztlich ihre Wurzeln
hat. Wir möchten deshalb in diesem
und den folgenden Rundbrief(en) die
einzelnen Studierendengemeinden
Westfalens sich mit ihren heutigen
Problemen, Aufgaben und Aktivitäten vorstellen lassen. Den Anfang soll die ESG Bielefeld machen. So folgt nun hier ein Artikel von Frau Studierendenpfarrerin Heike Koch:
D
dentische Gemeindeleitung zusammen mit der Pfarrerin entscheidet, eine Gemeinde, in der sich
religiöse, interkulturelle und kreative Angebote die Waage halten.
onnerstagabend: Aus den Räumen
der Evangelischen Studierendengemeinde dringen Musik, Lachen und Gesprächsfetzen, und ein verführerischer
Duft kulinarischer Köstlichkeiten lädt ein,
das Haus zu betreten. Wie in jeder Woche
findet auch heute der internationale Treff
statt, und die ESG wird zum Ort der Begegnung für Studierende aus allen Ländern
dieser Welt. Heute haben zwei indische
Studentinnen gekocht, und nach dem
gemeinsamen Essen berichten sie über
ihre Heimat Kerala in Südindien, über die
Kultur, die Menschen, die soziale und
politische Situation, entwicklungspolitische Fragen. Etwa dreißig Studierende,
vor allem aus Afrika, aber auch aus China,
Indonesien, Palästina und Deutschland
sind gekommen und stellen lebhafte Nachfragen, entdecken Parallelen zu ihrem eigenen Heimatland. Die ESG bietet Raum für
viele ausländische Studierende, die - wenn
sie noch niemanden in Bielefeld kennen hier erste Kontakte knüpfen. Hier besteht
für viele die erste Gelegenheit, über ihr
eigenes Land zu referieren und zu erfahren, daß andere Menschen sich dafür interessieren. Oft ist es der erste Vortrag in
deutscher Sprache, und anders als in manchen Seminaren an der Universität, wo sie
erleben, daß sie in Arbeitsgruppen nicht
sehr willkommen sind, treffen ausländische Studierende hier deutsche Studierende, die gerade wegen des interkulturellen
Austausches in der ESG sind.
Ein erster Eindruck:
Die Evangelische Studierendengemeinde als Ort interkultureller Begegnung und ökumenischen Lernens
Damit ist natürlich nicht alles genannt,
was ESG ausmacht, aber ein wichtiger
Aspekt. ESG ist Kirche an der Hochschule
und damit zugleich Gemeinde von Menschen, die sich um Wort und Sakrament
versammeln, über deren Belange eine stu-
profile
Ev. Studierendengemeinden in Westfalen
Die Evangelische Studierendengemeinde als Ort spiritueller Praxis und religiöser Bildung
In die ESG kommen sowohl Studentinnen
und Studenten, die durch die kirchliche
Jugendarbeit geprägt wurden und am neuen Hochschulort eine Gemeinde suchen,
als auch Studierende, die in großer Entfernung zur Kirche aufgewachsen sind, aber
Interesse haben, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Es kommen
Studierende, die sich selbst als christlich
verstehen, aber mit klassischen Gottesdienstformen nur wenig anfangen können
und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten
suchen. In Bibelarbeiten, Andachten,
Hochschulgottesdiensten, BibliodramaWorkshops, Taize´-Nächten, Adventsfreizeiten werden verschiedene Ausdrucksformen von Spiritualität erlebbar. Daneben
bieten Vorträge über theologische Grundfragen (Beispiel: Klaus Berger: „Darf man
an Wunder glauben?“; Jürgen Ebach: „Der
Fluch des Christentums. Gewalt und Gewaltlosigkeit in der Bibel“.) und Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog (Beispiel: „Frieden und Krieg im Christentum
und im Islam“, zusammen mit dem Islamischen Zentrum) Gelegenheit zur Information und Diskussion. Der Vortrag von Landesrabbiner Dr. Henry Brandt über das
Thema „Der jüdisch-christliche Dialog vor
neuen Herausforderungen“ im November
2002 war zudem ein schönes Beispiel der
Zusammenarbeit von Evangelischer Akademikerschaft und Evangelischer Studierendengemeinde.
Und:
Die Evangelische Studierendengemeinde als diakonische und seelsorgliche Gemeinde
Hier finden Studentinnen und Studenten
in Notsituationen ein offenes Ohr für ihre
Probleme und nicht selten auch einen Ort,
wo sie einige Zeit bleiben können. Hier
besteht - leider jedes Jahr in geringerem
Maße - auch die Möglichkeit finanzieller
Unterstützung, gerade für ausländische
Studierende, die immer wieder in existenzielle Notlagen geraten. Die ESG ist in hohem Maße auf Spenden angewiesen, um
Studierende kurzfristig unterstützen zu
können, z.B. wenn der Vater in Kamerun
stirbt, der bisher das Studium finanziert
hat, oder wenn durch eine Wirtschaftskrise die Familie im Heimatland plötzlich
selbst vor dem finanziellen Ruin steht.
Ohne die unbürokratische Unterstützung
durch die ESG hätten einige Studierende
aus Asien, Afrika und Lateinamerika ihr
Studium gewiß nicht erfolgreich beenden
können.
Alle drei Dimensionen der Evangelischen
Studierendengemeinde sind gerade im
aktuellen universitären Kontext von Bedeutung. In einem oft von Anonymität
geprägten Studienalltag, der verstärkt auf
schnelle Studienabschlüsse und auf wirtschaftliche Nutzbarmachung wissenschaftlicher Erträge setzt, bietet die ESG
einen Freiraum für ruhige Reflexion, für
zweckfreie Kreativität, für Glauben und
Zweifel, für Feiern und Lachen.
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Rundbrief 1/2003
ESG
Der folgende Artikel ist ein positives Resultat der Bemühungen, die Zusammenarbeit mit den Studierendengemeinden im Landesteil Westfalen zu verstärken. Er wurde uns
von Carsten Griese, Studierendenpfarrer der ESG Dortmund, übersandt.
Palästinensische Woche an der Dortmunder Universität
Politik- und Medien-Experten
diskutierten kontrovers
Vom 27. bis zum 31. Januar fand die
erste palästinensische Woche an der
Dortmunder Universität statt, die unter
anderem von den Akademischen Auslandsämtern und der ESG veranstaltet
wurde. Palästinensisches Wahlessen in
der Mensa, eine Bilderausstellung und
ein Kulturabend standen auf dem Programm. Höhepunkt der Woche war der
Studientag zum Konflikt zwischen Israel
und Palästina mit über 200 BesucherInnen.
Im Vorfeld des Studientages kam es zu
Provokationen durch sogenannte linke
Gruppierungen. Mit einem anonymen
Flugblatt wurde die Partnerschaftsbeauftragte der Universität Dortmund und der
palästinensischen Universität Bir-Zeit Dr.
Viktoria Waltz diffamiert. Ein anderes Flugblatt beleidigte Veranstalter und palästinensische Studenten. Trotz der Diffamierungen und Provokationen fand der Studientag in sachlicher Atmosphäre statt.
Nach einem historischen Einführungsreferat durch den Politikwissenschaftler Dr.
Udo Vorholt und dem Journalistikstudenten Zahi Alawi standen Arbeitsgruppen
mit dem Medienwissenschaftler Prof. Dr.
Claus Eurich, mit Dr. Viktoria Waltz, dem
Journalisten Hakam Abdel-Hadi, Dr. Udo
Vorholt und Petra Schöning von Amnesty
International auf dem Programm. Die Abschlußdiskussion am Abend stand unter
der Fragestellung: „Wie kann ein gerechter
Friede in Israel und Palästina aussehen?“
Die Schwierigkeit, diese Frage zu beantworten, zeigte die Reaktion von Prof. Eurich. „Ich kann darauf“, so Eurich mit erstaunlicher Offenheit, „keine Antwort
geben.“ Stattdessen plädierte er für ein
partnerschaftliches Aufeinander-Zugehen
beider Seiten. Dem widersprach Dr. Vorholt: „Wenn eine Antilope vor einem
hungrigen Löwen steht, kann sie nicht
partnerschaftlich diskutieren.“ Obschon
Vorholt deutlich machte, daß er das Bild
der Antilope stellvertretend für Palästina
gebraucht, warf er die Frage auf, ob die
Deutschen aufgrund ihrer Geschichte mit
Israel solidarisch sein müßten. „Mir persönlich“, so Vorholt, „gefällt die doppelte
Solidarität mit Israel und Palästina“. Gerade auf dem Hintergrund der deutschen
Geschichte, konterte der Journalist Hakam
Abdel-Hadi, habe er kein Verständnis dafür, daß man Israel aus dem Völkerrecht
ausklammere. „Wenn ich daran denke, wie
die Situation in Palästina ist, finde ich die
Diskussion hier makaber“. Sicherlich sei
der Holocaust eine Katastrophe für das
jüdische Volk gewesen, aber genau so
Besetzung Palästinas aufhört“. Einen Abzug Israels aus allen besetzten Gebieten
forderte auch Petra Schöning. Zusammen
mit der Einhaltung des Völkerrechts und
der Menschenrechte sei dies die Voraussetzung für einen gerechten Frieden in der
Region. Deshalb müßten sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite die Verantwortlichen für die Verletzung
der Menschenrechte inhaftiert und vor
Gericht gestellt werden. Die internationale
Staatengemeinschaft, auch Deutschland,
müsse in diesem Sinne eine klare Position
beziehen.
Die Palästinensische Woche mit Studientag, Infoständen und Ausstellungen wurde veranstaltet von der ESG, den Akademischen Auslandsämtern, den Vereinigten
Kirchenkreisen, der Palästinensischen
Gemeinde Dortmund und Kooperationspartnern an der Universität Dortmund.
Uwe Bizzel/Carsten Griese
auch für die gesamte Menschheit. Der
Journalistikprofessor und Moderator des
Abends, Horst Pöttker, warb deswegen
um Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis Israels. Dem hielt die Raumplanerin Dr.
Viktoria Waltz entgegen, daß Israel sich
wie ein „Fremdkörper“ in der Region verhalte. Ein „gerechter Friede“ sei deshalb
schwierig, weil der Anfang, nämlich die
Staatsgründung Israels, nicht gerecht
gewesen sei. „Gerecht ist nur, wenn die
Rundbrief 1/2003
Hauskreise
des
LV Westfalen
stellen sich vor
E
iner Anregung aus dem Mitgliederkreis, doch einmal zu veröffentlichen,
welche Hauskreise in unserem Landesverband der EA es gibt und welche Programme sie haben, wollen wir gerne nachkommen. Allerdings sind wir, d.h. die Redaktion, dabei sehr auf die Hilfe unserer Mitglieder angewiesen, uns die bestehenden
Hauskreise in Westfalen zu nennen und
etwas über ihre Programme zu berichten.
Nun zum EA-Hauskreis in Bielefeld:
Hier besteht heute noch ein Kreis von
ehemals zwei, zeitweise sogar drei Kreisen.
Der existierende Hauskreis kann auf ein
rund 40jähriges Bestehen zurückblicken.
Dr. Heinrich Reiß, der spätere Präses, war
nach seiner Zeit als Studentenpfarrer in
Münster dann Anfang der 60er Jahre als
Landeskirchenrat nach Bielefeld gekommen. Ehemalige Mitglieder der Münsteraner Studentengemeinde, die nun im Bielefelder Raum im Berufsleben standen, gründeten mit ihm den Hauskreis der EA, der
dann (inoffiziell) den Namen „Reiß-Kreis“
bekam. Schnell wurde er größer. Anfang
der 70er Jahre wurde das Konzept, wie es
heute noch besteht, geschaffen. Der
Hauskreis wechselt monatlich den Veranstaltungsort, d.h. Mitglieder, die den entsprechenden Raum zur Verfügung stellen
können, laden zu sich ein.
An Vortrag und Diskussion schließt sich
ein lockerer, geselliger Teil an, bei dem
Getränke sowie süßes und salziges Gebäck „zum Knabbern“ gereicht werden.
Häufig gehen allerdings die Diskussionen
um das aktuelle Thema des Abends noch
weiter. Etwa 40 Personen werden zu den
monatlichen Treffen eingeladen, dazu sind
natürlich auch Gäste willkommen. Nicht
alle Mitglieder können jedesmal teilnehmen, aber zwischen 20 und 30 Personen
sind es in der Regel doch. Dringend könnte unser Hauskreis eine „Verjüngungskur“
gebrauchen, aber in dieser Hinsicht spiegelt sich das Bild des Gesamtverbandes
wider. Die stärkeren Mitgliederzahlen sind
unter den älteren Jahrgängen zu finden.
Wir bemühen uns sehr, zu jungen Menschen Kontakte aufzubauen. Vielleicht
AUS DEM VERBAND
lassen sich neue Impulse von der ESG
Bielefeld zur EA hin entwickeln. Wir versuchen im Hauskreis, die Verbindung zur
ESG zu intensivieren. Denkbar wäre natürlich auch ein eigener Hauskreis für jüngere
Menschen.
Ab Oktober wird an den Hauskreisabenden im 2. Teil über das Programm des darauffolgenden Jahres gesprochen. Die Referenten kommen teilweise aus den eige-
Freitag, 17.01.
„Was bedeuten die Aussagen des
ersten Schöpfungsberichts und Gottes Zusage, die Welt zu erhalten, im
Hinblick auf die heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse?“
Referent: Herr F. Hönecke
Freitag, 21.02.
„Umtriebe der ‘Christian Coalition’ im
Hintergrund der Mobilisierung gegen
den Terror in den USA“.
Ref.: Dr. Clark Seha
Freitag, 21.03.
„Zähmung der Gewalt - Aktuelle
Überlegungen zu einer christlichen
Friedensethik“.
Ref.: Prof. Dr. F. Crüsemann, KiHo
Bethel
Freitag, 23.05.
„Buchproduktion und Zeitgeist - Der
Bertelsmann-Verlag im ‘3. Reich’“.
Ref.: Dr. theol. H.Gatzen, Gütersloh
Seite 10
nen Reihen, andere bekommen wir durch
Verbindungen unserer Mitglieder. Bis jetzt
hat es noch immer geklappt, ein interessantes Programm zusammenzustellen.
Nachfolgend wird das Programmm 2003
abgedruckt. Die für die Mitglieder intern
bestimmte Übersicht enthält natürlich
auch noch die Namen der jeweils Einladenden.
Ingrid Bellmann
Freitag, 18.07.
Mittsommernachtsessen mit Wanderung
Freitag, 19.09.
„Bethelfrömmigkeit und Soldatentum
im ‘3. Reich’“.
Ref.: Prof. Dr. M. Benad, KiHo Bethel
Freitag, 17.10.
„Sicherheit - Wagnis - Gewißheit.
Vom rationalen Umgang mit Risiken“.
Ref.: Herr W. Rentz, Schloß Holte
Freitag, 21.11.
„Der Autor Uwe Johnson“.
Ref.: Frau Sabine Jodeleit
Freitag, 19.12.
Bibelarbeit zu einem weihnachtlichen
Text.
Einführung: Dr. Heinrich Reiß
Freitag, 20.06.
„Christ sein und Jude bleiben - Warum schweigt unsere Kirche von den
Judenchristen?“
Ref.: Herr K. H. Potthast, Sennestadt
i m p r e s s u m
Der Rundbrief wird herausgegeben von der Ev. Akademikerschaft in Deutschland/Landesverband Westfalen und erscheint vierteljährlich.
Gestaltung: Mario Leisle
Redaktion: Ingrid und Rolf Bellmann, Naggertstraße 39, 33729 Bielefeld,
Tel. 05 21 - 7 66 23
Konto: Raivo Nordhorn, Kto Nr. 210 2171 600, BLZ 267 600 05