Rundbrief 1/2003
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Rundbrief 1/2003
Rundbrief 1/2003 Evangelische Akademikerschaft in Deutschland / Landesverband Westfalen Landesverband will Kontakte zu Studierendengemeinden stärken Anita Schieck 1. Vorsitzende des LV Westfalen der EA In den Wiesen 13 48431 Rheine Bericht über die Mitgliederversammlung der EA/ LV Westfalen am 13. Januar 2003 in Münster Zum Thema: Einiges war anders als bisher bei dieser Mitgliederversammlung 2003: Sie fand nicht im Zusammenhang mit der Jahrestagung des LV in einer Akademie statt, sondern in den Räumen der ESG Münster nach einer Vorstandssitzung und als Vorveranstaltung zu einem Vortragsabend mit Landesrabbiner Dr. Brandt im wunderschönen Festsaal des Rathauses. Und: Sie war nicht im Frühling angesetzt, sondern mitten im kalten Winter. Nicht, weil der neue Vorstand alles anders machen will, sondern weil ihn sachliche Gründe zu diesem frühen, vielleicht zu frühen Termin nötigten: Die Jahrestagung ist erst Anfang Mai, zu spät für die Beschlüsse zum Haushalt, zum geplanten Projekt, das mit der Jahrestagung eröffnet werden soll, zu spät auch für die Bestimmung der Vertreter zur DV - und all dies sind wichtige Aufgaben der Mitglieder- versammlung. 22 Personen waren gekommen, also etwa 10% der rund 250 Mitglieder - immerhin! Die Zahl schrumpft allerdings sehr, wenn man bedenkt: 10 Personen davon gehörten zum Vorstand! Wir müssen uns wohl etwas einfallen lassen, wie wir mehr Mitglieder zur Mitgliederversammlung auf den Weg bringen können! Wer hat Vorschläge? Der Vorstand ist gespannt und offen dafür! Gut war es aber auf jeden Fall, die Versammlung in diesem Zusammenhang durchzuführen. Zum einen hat sich der Vorstand vorgenommen, den Kontakt zu den Studierendengemeinden zu verstärken. Dazu gehört, daß er zu seinen Sitzungen immer Gast einer ESG ist (bisher Dortmund, Bielefeld und Münster, geplant sind Paderborn und Bochum), die jeweilige ESG- - Fortsetzung Seite 2 - Der Kontakt zwischen den Mitgliedern und dem Vorstand des LV Westfalen zur ESG und dem Gesamtverband der EAiD A m 17. 03. 2002 wählte mich die Mitgliederversammlung zur 1. Vorsitzenden des LV Westfalen. Nach 15jähriger Vorstandsarbeit bin ich bereit, diese Aufgabe für 3 Jahre zu übernehmen. Das jetzige engagierte Leitungsteam hat sich sehr hoffnungsvoll an die Arbeit gemacht. Wir sind hingegangen zu Ihnen, unseren Mitgliedern in den verschiedenen Landesteilen, mit dem Angebot von Vorträgen und Gesprächen in Bochum, Bielefeld und Münster. In den Studierendengemeinden, woher unser dringend erhoffter Nachwuchs kommen muß, haben wir wieder auf uns aufmerksam gemacht und sie in die örtlichen Veranstaltungen eingebunden. Nach Dortmund, Bielefeld und Münster wird die ESG Paderborn im April Ort unserer Vorstandssitzung sein. Wie Jesus wollen wir zu den Menschen gehen, um gemeinsam Orientierung zu suchen in unserer verworrenen Zeit. „Glauben, Denken, Handeln“ ist für mich noch immer die treffende Ausrichtung für das Leben des evangelischen Akademikers. Dazu werden Ihnen vom LV auch weiterhin Veröffentlichungen, Vorträge, Gespräche und neuerdings auch eine Reise angeboten. Falls möglich, sollen die Ergebnisse unserer Arbeit s i c h t b a r gemacht werden, um nicht nur im Intellektuellen zu bleiben. Das ist geplant mit einer Wanderausstellung zur kommenden Jahrestagung. Es geht um ein Zukunftsproblem: die Öffnung und Umnutzung von Kirchenräumen. - Fortsetzung Seite 2 Dr. Manfred Keller referiert auf der Mitgliederversammlung in Münster. Rundbrief 1/2003 AUS DEM VERBAND Seite 2 Mitgliederversammlung - Fortsetzung von Seite 1 Pastorin war bisher dabei und stellte die Gemeinde vor. Es ist nur folgerichtig, daß es bei der MGV genau so gemacht wurde. Zum anderen: Der sich anschließende Vortragsabend mit Landesrabbiner Dr. Henry Brandt schloß das Projekt des LV ab, das die finanzielle Unterstützung der Herausgabe der Festschrift zu dessen 75. Geburtstag und deren Versand an alle Mitglieder des LV zum Inhalt hatte. Es hat ein dankbares Echo gefunden, spürbar in der großen Beteiligung an den drei Veranstaltungen mit Dr. Brandt, an manchem Dankesbrief, an guter Kooperation mit der jeweiligen ESG und anderen Beteiligten und nicht zuletzt an einem unerwartet hohen Spendenaufkommen von unseren Mitgliedern: Mit mehr als 2000 Euro konnte etwa die Hälfte der notwendigen Aufwendungen gedeckt werden! Den von Herrn Dr. Keller und Herrn Galle ausgesprochenen herzlichen Dank an alle Mitglieder unseres Landesverbandes gebe ich hiermit gern weiter! Es ist zu hoffen und zu wünschen - so der Vorsitzende später bei der Vorstellung des geplanten Jahresprojektes -, daß Vorstand und Mitglieder in ähnlicher Weise interessiert sind und mitarbeiten, wenn es um die „Vielfalt des Heiligen und die Chancen der erweiZum Thema - Fortsetzung von Seite 1 Stellungnahmen zu aktuellen Themen werden auf der Ebene des GV veröffentlicht. Dort machen wir als LV unseren Einfluß geltend. Die Bedeutung der EU-Osterweiterung für die Kirchen oder die Globalisierung mit ihren wirtschaftlichen Folgen sind Probleme, die mir wichtig sind. Wenn wir verantwortungsvoll und mit viel Hoffnung versuchen, glaubend und denkend auch zum Handeln, zu Entschlüssen zu kommen, könnte unser tägliches Leben im Sinne des lutherischen Berufsethos zu einem ständigen Gottes-Dienst werden. Das wünsche ich Ihnen und mir. Möge es die LV-Arbeit fördern! Ihre/Eure Vortragsabend im Anschluss an die Mitgliederversammlung im Festsaal des Rathauses Münster mit Landesrabiner Dr. Henry Brandt (vorne rechts). terten Nutzung von Kirchengebäuden“ geht. So lautet das Thema der Jahrestagung (02. - 04. 05. 2003 in Iserlohn - bitte schon vormerken!), das Tatbestände aufgreift, die allenthalben offenkundig sind und nach Lösungen schreien: zu viele und zu große Kirchen, zu teure und zu wenig genutzte Gemeindehäuser - und das bei schrumpfenden, finanzschwachen und wenig öffentlichkeitswirksamen Kirchgemeinden. Mit diesen Problemen werden wir uns auf der Jahrestagung beschäftigen, hoffentlich ein paar Impulse empfangen und Akzente setzen, auf jeden Fall aber ein Ausstellungsprojekt starten, das vorhandene und geplante Beispiele einer erweiterten Nutzung von Kirchengebäuden zeigen und als Wanderausstellung für unsere Landeskirche ab 2004 zur Verfügung stehen soll. Die MGV hat dem zugestimmt, wir hoffen auf rege Beteiligung und Mitarbeit, auf gutes Gelingen und vielleicht auch wieder auf SpenderInnen, die das Projekt finanziell mittragen...! Denn ganz billig ist so etwas nicht. Das zeigt der Haushaltsplan für 2003, in den eine hohe Summe für Öffentlichkeitsarbeit und für dieses Projekt eingesetzt worden ist. Die MGV hatte keine Bedenken und hat den Plan für 2003 einstimmig verabschiedet. Ein vorauszusehendes Defizit kann aus dem Vermögen gedeckt und natürlich durch Spenden und Sponsoring verringert werden. Ebenfalls einstimmig wurde dem Schatzmeister, Herrn Galle, und dem Vorstand im Blick auf den Kassenabschluß und die Kassenführung 2002 Entlastung erteilt. Die Kasse war von den Herren Haar und Seckelmann geprüft und in Ordnung gefunden worden. Sie wurden beide als Kassenprüfer für 2003 wiedergewählt. Herrn Galle wurde der Dank für seine zuverlässige Kassenführung ausgesprochen. Zur Teilnahme an der DV wurden Frau Kändler und Herr Haar bestimmt. Neben all den Verhandlungen, Diskussionen und Abstimmungen wurden noch einige Berichte gegeben, z.B. von der Vorsitzenden, Frau Schieck, zu Tagungen und zur Arbeit einiger Arbeitskreise (Gerechtigkeit, Frauenteam, Ost-West-Begegnungen) und von Herrn Lage zum biblischen Seminar in der Adventszeit im Haus der Stille in Bethel. Und dann war auch noch etwas fürs Auge dabei: Das Ehepaar Firgau hatte eine kleine Verkaufsausstellung des Kalkutta-Kreises mit Stein- und Webarbeiten, Taschen und Karten vorbereitet und mitgebracht und berichtete von der Arbeit des Kreises und einzelner Gruppen in Kalkutta. Es war eine gute Atmosphäre zu dieser MGV, für die alle Beteiligten dankbar waren. Möchte das, was wir uns vorgenommen haben, unter Gottes Segen stehen und gelingen! Christoph Kändler Das vollständige Protokoll ist zu erhalten bei Christoph Kändler, Kleine Gartenstraße 11, 32049 Herford, Tel. 05221/80574 oder E-Mail [email protected] Seite 3 Unser Vorstandsmitglied Frau Ursula Schmidt unterrichtete uns über die Sorgen und Nöte der nordirakischen Kurden sowie die Aktivitäten des Vereins „Dortmunder helfen Kurden“ (DhK). Bekanntlich haben die irakischen Kurden eine begrenzte regionale Selbstverwaltung errichten können. Die zumeist in den Händen von Nicht-Regierungs-Organisationen (NROs) liegende Entwicklungsarbeit in- und ausländischer Helfer wird zum einen bedroht durch die Feindschaft der Bagdader Regierung, die allenthalben „Staatsfeinde“ am Werk sieht, zum anderen durch den Einmarsch türkischer Truppen, denn die Türkei versucht mit allen Mitteln gegen einen etwaigen separaten Kurdenstaat auf irakischem Territorium vorzugehen, fürchtet sie doch das Eindringen des „Separatismus“ in die südöstliche Türkei wie der Teufel das Weihwasser. In einem Schreiben des Vorstands des Vereins DhK vom Dezember 2002 heißt es: ....“Wir machen uns Sorgen um unsere Arbeit im Nordirak. Was wird geschehen, wenn es dort zu kriegerischen Handlungen kommt? Was wird aus den Menschen werden, die mit unserer Hilfe, also mit der Hilfe von Ihnen, ermutigt wurden, ihre Dörfer wieder aufzubauen? Diese Bauernfamilien haben schon zu Beginn unserer Hilfsaktivitäten diese Fragen gestellt: Was wird geschehen? Werden unsere Anstrengungen von Dauer sein? Werden unsere Dörfer nicht wieder zerstört? Auf diese Frage hatten wir damals wie heute keine Antwort! Dennoch wollen wir nicht in Pessimismus verfallen und damit Grund für Untätigkeit liefern. Wir möchten und wollen unsere Arbeit fortsetzen. Und wir möchten Sie einladen, diese Arbeit weiterhin mitzugestalten. Aus unserer Hilfe, die vor 11 Jahren in Zeiten großer Not begonnen wurde, ist eine fruchtbare Zusammenarbeit geworden: die Zusammenarbeit mit den Bäuerinnen und Bauern, mit den lokalen kurdischen Verantwortlichen, mit den Universitäten und nicht zuletzt mit der Gruppe AVADAN, unserer Partnergruppe vor Ort.“.... Des weiteren heißt es in einem Schreiben des Vorstands vom Januar 2003: CHRIST & WELT Zur Lage der Kurden im Nord- Irak ....“Wie Ihnen allen bekannt, droht ein Krieg im Irak, mit ungeahnten Folgen für die irakische Bevölkerung, und natürlich auch für die Kurden im Norden des Landes. Wit hoffen immer noch, daß der Konflikt mit friedlichen Mitteln gelöst wird. Dennoch müssen wir den Ernstfall in Betracht ziehen und darauf so gut es geht vorbereitet sein. Im Falle einer Besetzung der kurdischen Gebiete würden sich die einheimischen Mitarbeiter der Hilfsorganisationen in einer besonders prekären Lage befinden. Die Bagdader Regierung hat vor Jahren schon deutlich gemacht, daß diese Gruppe von Menschen als Staatsfeinde eingestuft wird. Betroffen sind die Mitarbeiter jener Organisationen, die nicht über Bagdad operieren und nicht offiziell durch die Bagdader Regierung registriert sind. Dies sind fast alle Nichtregierungsorganisationen (NROs), also auch DhK. Es gibt lokale Gruppierungen, die nur arbeiten konnten, wenn sie mit einer internationalen NRO kooperierten. Unsere Gruppe vor Ort, AVADAN, ist eine dieser Gruppierungen. Wenn man bedenkt, daß seit 1991 zahlreiche internationale NROs vor Ort tätig waren und einige weiterhin tätig sind, die mit den vor Ort tätigen Gruppen zusammenarbeiten, ist die Zahl der besonders gefährdeten einheimischen Mitarbeiter sehr groß.“.... Rundbrief 1/2003 Nun, gut zwei Monate danach, haben sich die Befürchtungen betreffend eines Kriegsausbruchs bewahrheitet. Am 24. 03. 2003 schrieb uns Ursula Schmidt einen kurzen Brief: ....“Es kommt gerade ein längeres Schreiben, in dem sich der DhK an uns alle um Hilfe wendet. Ich habe es zusammengefaßt. Der Verein Dortmunder helfen Kurden bittet jetzt dringend um finanzielle Hilfe für kurdische Flüchtlinge aus dem Nordirak. Die Menschen fliehen aus Furcht vor einem erneuten Giftgasangriff Sadam Husseins zunächst in grenznahe kleine Ortschaften. Gleichzeitig haben sie Angst vor der türkischen Armee, die in den Nordirak einrückt. Es müssen Zelte aufgebaut und Lebensmittel beschafft werden, weil die kleinen Dörfer die Flüchtlinge nicht aufnehmen können. Besonders gefährdet sind natürlich die fünf festangestellten Mitarbeiter des Vereins. DhK ist die größte deutsche Hilfsorganisation in der Region. Sie hat seit 1991 mit rund 1,5 Mio Euro den Wiederaufbau von 50 Dörfern im Nordirak ermöglicht“. Um ggf. Hilfe zu ermöglichen, folgen hier die notwendigen Daten: Dortmunder helfen Kurden e.V., Schwanenwall 34 - Reinoldinum 44135 Dortmund; Bankverbindung: Stadtsparkasse Dortmund, Konto Nr. 001 081 594, BLZ 440 501 99; eMail: [email protected]; Tel.: + 49 231 45 80 74; Fax: + 49 231 44 40 68 3. ! Rundbrief 1/2003 AUS DEM VERBAND Seite 4 Bericht über das „Biblische Seminar“ im Haus der Stille vom 13. bis 15. 12. 2002................................................................................................................... Der LV Westfalen e.V. der EAiD hatte zum 3. Advent zum biblischen Seminar in das Haus der Stille nach Bethel zu einer der Kernfragen unseres christlichen Glaubens eingeladen. Nachdem im Vorjahr über Tod und Abendmahl miteinander gesprochen wurde, wählte der Kreis für dieses Jahr das Thema „Die Osterbotschaft“. Von Ostern kann man wohl „vollmundig singen“, aber nur „verhalten reden“. Ostern, dieses Ereignis ist viel zu groß, zu andersartig, als daß man es in Worte fassen könnte. Wir können den ersten Zeugen noch abspüren, wie es ihnen geradezu die Sprache verschlägt. Und das ist bis heute bei uns so geblieben. So bekannte Pastor Hans Große von der Stephanusgemeinde in Bielefeld in seiner Abendmahlspredigt am Sonntag: „Was Ostern angeht, da bin ich theologisch Minimalist“. Den Anfang der Referate machte Pastor Johannes Busch, Mühlheim an der Ruhr, mit dem Thema: „In Christus sein - Leben aus der Kraft der Auferstehung“. Pastor Busch verdeutlichte, daß für Paulus „in Christus sein“ eine kompakte Formel darstellt für das Leben im Glauben. Dabei kann diese Redewendung einen lokalen Sinn haben: im Herrschaftsbereich Christi leben; sie kann instrumental gebraucht werden: durch den Geist Christi ergriffen werden (2. Kor. 3,17); sie kann kosmische Aspekte haben: alle Kniee sollen sich vor ihm beugen im Himmel, auf Erden und unter der Erde (Phil. 2,10). Pastor Busch hat uns durch seine klaren Ausführungen hineingenommen in die hilfreiche Gliederung seines Vortrages: 1. Redewendungen vom Sein in Christus; 2. Zusammenhang zwischen der Auferstehung Jesu Christi und dem Sein in Christus; 3. Auswirkungen auf das Leben der Christen; 4. Zugang zum Sein in Christus; 5. Was wird aus dem Ereignis der Auferweckung Jesu Christi. Zusammenfassend ist mit Phil. 3,8-10 zu sagen: „Ich möchte Christus gewinnen und in ihm gefunden werden...Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung“. Dabei versteht Paulus sein „in Christus sein“ nie nur individuell, sondern immer eingebunden in die Gememeinde als „Leib Christi“. Wir empfangen die Gnade nie ohne die anderen. Am Freitagabend dann ein ganz anderer Zugang zur Osterbotschaft. Pastor Alex Funke zeigte uns an Bildern aus frühester Zeit, aus der mittelalterlichen Buchmalerei, bis hin zu den Bildern des 20. Jh. (Masereel, Barlach, Schmidt-Rottluff, Chagall u.a.) wie Künstler die Wirkungsgeschichte des Auferstandenen anschaulich umgesetzt haben. Bei der Interpretation dieser Bilder regte Pastor Funke an, „über die Wirkungsgeschichte des Auferstandenen im Kontext der Aufklärung“ nachzudenken und dabei zu fragen, worauf die Botschaft des Auferstandenen hinauslaufe. Nicht auf eine Weltverbesserung, aber auf eine Integration der Heilsgeschichte in die Weltgeschichte, doch sicherlich anders, als die Jünger sich das gedacht hatten. Auch in der Sprache der Bilder ist das Ostergeschehen nicht zu fassen. Auch die Künstler „stammeln“. Sie können nur andeuten. Sehr bewegend waren für uns alle die persönlichen Worte von Pastor Funke zum Abschluß. Das Emmausbild von Rembrandt wird ihm, der nun bewußt die allerletzte Wegstrecke seiner Lebenswanderung geht, zum Hoffnungsbild: „Es geht mit uns am Ende nicht in die Erde, es ist am Ende ein Gehen ins Licht“. Ostern, das ist wohl weniger eine Frage der Erkenntnis, als eine des persönlichen Bekennens. Am Samstagmorgen nahm uns Frau Prof. Dr. Gisela Kittel, Uni Bielefeld, in ihrem Vortrag mit auf den „Weg der Frauen zum Grab Jesu am Ostermorgen“ (Mk. 16,1-8). Dabei ging sie bewußt einen langen „Anmarschweg“ durch das Alte Testament. Im AT gibt es keine Verklärung oder Verharmlosung des Todes. Er ist die unübersteigbare Grenze des Lebens. Nüchtern und zugleich be- Seite 5 drängend wird mit vielen Bildern im AT die Wirklichkeit des Todes beschrieben: Der Tod „verschlingt“ die Lebenden, seine „Stricke“ fesseln, er verbirgt in den „Tiefen unter der Erde“, er führt ins „Land des Vergessens“, und er „trennt“ von Gott. Diese Düsternis des Todes ist zugleich die dunkle Folie für die Kostbarkeit des Lebens als einer einmalig geschenkten Gnadenfrist. Von dieser harten Wirklichkeit des Todes sind auch die Frauen bestimmt, die am Ostermorgen zum Grab gehen. Sie wollen dem Verstorbenen „die letzte Ehre“ erweisen. Sie wollen mit der Salbung auch das tun, was auch wir mit unseren Verstorbenen machen: sie ein wenig herrichten, letzte Liebesdienste verrichten, um die Bitternis des Endgültigen etwas zu mildern. - Dann finden die Frauen das Grab leer. - Sie kommen nicht zum Ziel ihres Bemühens. Sie werden erkennen: Mit Jesus kann man nicht umgehen wie mit einem Toten. Er hat Grabpflege nicht nötig. Er ist frei und unabhängig von unserer Erinnerung. Diese Einsicht läßt die Frauen erschrecken. Sie fliehen zitternd vom Grab. Sie sind vom Licht der Auferstehung beschienen, aber sie merken es nicht. Das Ereignis ist zu groß, als daß sie es erfassen können. Das Ereignis ist noch unterwegs zu ihnen. Sie verstehen es erst später, wenn die Osterbotschaft der Jünger sie erreicht. Jetzt seid ihr auf dem falschen Platz. Wenn ihr ihn sucht, geht zurück an eure Wirkungsstätte, dort könnt ihr Jesus weiterhin „nachfolgen“. Er geht voran. So verweist die „Ostererzählung“ des Markus zurück auf den irdischen Jesus und die neue Möglichkeit des Glaubens. Von diesem Rückverweis ins Leben Jesu war auch das vierte Referat dieses Zusammenseins bestimmt, das Pastor Dr. Fritz Hufendiek, Dozent an der Diakonenschule Nazareth, hielt: „Die Gemeinde im Spannungsfeld zwischen Kreuz und Auferstehung“. Als Untertitel hat er dabei „Theologie als Biographie“ gewählt. Er verwies auf einige couragierte Anwälte der Kirche unter dem Kreuz. Zunächst nannte er Walter Jens, der bekennt, daß er sich auf den Juden Jesus hin orientiert. Dann nannte er Jürgen Moltmann, der durch Kriegserlebnisse entscheidend geprägt wurde. Es folgte der Hinweis auf Douglas J. Hall, der in Amerika die „Theologie des Kreuzes“ als Gegenentwurf zur dort vorherrschenden Optimistenreligion gestaltet. Schließlich nennt er den Berliner Dichter Dieter Hilde- AUS DEM VERBAND brand, der die Kreuzigung den „Realgrund der Hoffnung“ nennt. Hufendiek betonte: Die Auferstehung kommt aus der Gerechtigkeit Gottes. Sie ist das Signum für den Prozeß, in dem Gott zu dem Recht an seiner Schöpfung kommt. Wir werden selbst mit hineingezogen, wenn wir uns an Gottes Parteinahme für die Armen und Geschundenen beteiligen. Pastor Hans Große sagte zu Beginn des Abendmahlgottesdienstes am Sonntag, daß er sich gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit mit dem ihm vorgegebenen Thema von der Osterbotschaft sehr schwer getan habe. Er wolle es aber versuchen. Und er hat es nicht nur versucht, sondern dadurch, daß er sich auch ganz persönlich mit eingebracht hat, konnte er anschaulich und verständlich aus dem Text von Apostelgeschichte 10 vieles aufgreifen, was wir in den vorher gehörten Referaten angesprochen hatten. Pastor Rundbrief 1/2003 Große schloß seine Predigt mit den Worten: „Für mich beginnt die Auferstehung am Kreuz und ich möchte mit dem Hauptmann bekennen: Wahrlich dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen“. Erfüllt von einem wunderbaren, tiefgründigen, gelungenen Wochenende kehren 32 Personen in ihre Wohnungen zurück. Sie bewegen in ihrem Herzen das reiche Erleben dieses 3. Advents. (Nach einem Bericht von Herrn Pastor Dirks und Beiträgen von Frau Käthe Ziesen, Frau Magdalene Weduwen und Herrn Helmut Rosemann.) Erich-Wolfgang Lage Der Titel für das biblische Seminar vom 12. bis 14. Dezember 2003 lautet "Aspekte für das Thema Juden und Christen". Wichtiger Hinweis Der für den 17. Juni 2003 in der Evgl. Stadtakademie Bochum vorgesehene Studientag „Judentum im Aufbruch“ muß auf den Herbst 2003 verschoben werden. Nähere Angaben erfolgen im nächsten Rundbrief. Es wird noch einmal an die Jahrestagung des LV Westfalen vom 02. bis 04. 05. 2003 in der Evgl. Akademie Iserlohn erinnert: Rundbrief 1/2003 Der Selige und allein Gewaltige, der König aller Könige und Herr aller Herren, der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Lichte, da niemand zukommen kann, ANgeDACHT welchen kein Mensch gesehen hat noch sehen kann – fürwahr er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir. Seite 6 1. Timotheus 6,15 f; Apostelgeschichte 17,27.28A „ ... und bist nie mehr allein“ Zum 100. Geburtstag von Jochen Klepper .................................Andacht zur Vorstandsstizung der ea Westfalen am 8. April 2003 in Paderborn................................. von Pfarrer Dr. Manfred Keller Vor gut vierzehn Tagen, am 22. März 2003, jährte sich zum hundertsten Mal der Geburtstag von Jochen Klepper. Er wolle „nichts sein als ein protestantischer Dichter“: So sah der Pfarrerssohn aus Beuthen an der Oder seine Bestimmung. Jochen Klepper war ein Mann der Widersprüche. Die Daten seiner Biographie – 1903 bis 1942 – umschreiben ein Leben, das mit neununddreißig Jahren endete und ein Torso, ein Bruchstück geblieben ist. „Das Leben als Fragment“ – so überschrieb eine deutsche Wochenzeitung am 22. März ihren Gedenkartikel zum 100. Geburtstag des Dichters. Wenn wir uns heute in der Andacht an Jochen Klepper erinnern, so deshalb, weil er nicht einfach ein „protestantischer Dichter“ geworden ist. Er wurde vielmehr ein Dichter der Kirche. Es gibt ein schmales Bändchen mit Gebeten und Liedern von Jochen Klepper, das unter dem Titel „Kyrie“ zuerst 1938 erschien und inzwischen über zwanzig Auflagen erlebt hat. Viele der Texte sind vertont und zum festen Besitz der singenden Gemeinde geworden. Heute stehen zwölf Lieder von Klepper im „Evangelischen Gesangbuch“, drei davon auch im katholischen „Gotteslob“. Eines dieser drei Lieder, die in beide Gesangbücher aufgenommen wurden, werden wir miteinander meditieren: „Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann“. Geburtstagslied – so sind die fünf Strophen in der Sammlung „Kyrie“ überschrieben. Datiert ist das Lied vom 10. Juli 1938. Aber weder Klepper noch seine Frau noch seine Töchter haben am 10. Juli Geburtstag. Für wen wurde das Lied dann geschrieben? Die Antwort ist ganz schlicht: Für jede und jeden von uns. Der Geburtstag ist die jährlich wiederkehrende Gele- genheit, das eigene Leben im Blick auf Vergangenheit und Zukunft zu bedenken und die eigene Lebenszeit als Geschenk Gottes zu begreifen. Gewiss handelt es sich hier um ein ungewöhnliches, außerordentlich anspruchsvolles Geburtstagslied, keineswegs gefällig, sondern – zumindest in der ersten Strophe – bestimmt von einem sehr strengen Ton: „Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann. ... Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein, will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein“. Ein nüchternes Pathos beherrscht diesen Vers, der unseren Blick ganz auf den großen, unnahbaren, heiligen Gott richtet, auf den Herrn aller Herren, der sich nicht von den Herren dieser Welt in Dienst nehmen, zum Verbündeten machen lässt. Wir erleben es gegenwärtig, dass im Irak-Krieg beide Seiten mit hochgestimmten Worten Gott als ihren Verbündeten beschwören. Saddam Hussein hat mehrfach den „Heiligen Krieg“ ausgerufen und versichert, dass Gott dem irakischen Volk den Sieg geben werde. Solches Reden beginnt sich schon in der dritten Kriegswoche als das zu entlarven, was es ist: als zynischer Missbrauch der Religion für die Durchsetzung politischer Macht. Das gilt übrigens nicht nur für die irakische Seite, sondern auch für die USA. Denn selbst wenn Präsident Bush im Blick auf den Kriegsausgang richtiger liegen sollte, ist seine Berufung auf Gott nicht weniger blasphemisch. Sie ist auch ebenso verhängnisvoll, weil sie die Welt in Gute und Böse einteilt und mit Gott als Garantiemacht des Guten einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg führt, und dabei auch noch ein gutes Gewissen hat. Wie anders spricht Jochen Klepper in unserem Lied von Gott. Er bezieht sich auf zwei Worte aus dem Neuen Testament, Worte, die geradezu gegensätzlich sind, aber von Klepper mit kühnem Griff zu einer Aussage verklammert werden. Da ist zunächst der Lobpreis aus dem 1. Timotheusbrief, der bezeugt, dass Gott in einem unzugänglichen Licht wohnt, und dass er nicht Erfüllungsgehilfe, sondern Herr aller weltlichen Herren sein will. Nicht nur die Politiker, auch wir sind immer wieder versucht, Gott zu funktionalisieren, ihn für unsere eigensüchtigen Interessen in Anspruch zu nehmen, mit ihm unser Tun und Lassen zu legitimieren. Jochen Klepper kann uns helfen, dem Missbrauch des Namens Gottes zu wehren und etwas von der Heiligkeit und Un- Rundbrief 1/2003 Seite 7 verfügbarkeit des biblischen Gottes heilsam in den Blick zu bekommen. Der Prüfstein jeder Theologie, jedes Redens von Gott, ist die Anthropologie, das Reden vom Menschen. Jochen Klepper hat ein biblisches Menschenbild. Er fasst es in einen einzigen Satz, der in der Mitte der ersten Strophe – fast beiläufig, aber gewiss nicht zufällig – in die Rede von Gott eingefügt ist: „Von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann.“ Liebe Freunde, wer das von sich weiß und ehrlich bekennt, der kann die Menschen nicht mehr in Gute und Böse einteilen, sondern nur noch solidarisch um Vergebung der Schuld bitten. EG 379 Gott wohnt in einem Lichte 1. Gott wohnt in einem Lichte, dem keiner nahen kann. Von seinem Angesichte trennt uns der Sünde Bann. Unsterblich und gewaltig ist unser Gott allein, will König tausendfaltig, Herr aller Herren sein. 2. Und doch bleibt er nicht ferne, ist jedem von uns nah. Ob er gleich Mond und Sterne und Sonnen werden sah, mag er dich doch nicht missen in der Geschöpfe Schar, will stündlich von dir wissen und zählt dir Tag und Jahr. 3. Auch deines Hauptes Haare sind wohl von ihm gezählt. Er bleibt der Wunderbare, dem kein Geringstes fehlt. Den keine Meere fassen und keiner Berge Grat, hat selbst sein Reich verlassen, ist dir als Mensch genaht. 4. Er macht die Völker bangen vor Welt- und Endgericht und trägt nach dir Verlangen, läßt auch den Ärmsten nicht. Aus seinem Glanz und Lichte tritt er in deine Nacht: Und alles wird zunichte, was dir so bange macht. 5. Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein, darfst in ihm atmen, weben und immer bei ihm sein. Den keiner je gesehen noch künftig sehen kann, will dir zur Seite gehen und führt dich himmelan. Nach dem konzentrierten Blick auf den unnahbaren heiligen Gott lenkt Klepper das Augenmerk auf Gottes Nähe und Gegenwart. Den biblischen Bezugspunkt für diesen überraschenden Blickwechsel bietet der zweite Text aus dem Neuen Testament, ein Wort aus der Areopag-Rede, das Lukas dem Apostel Paulus in den Mund legt: „Fürwahr, (dieser Gott,) er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns. Denn in ihm leben, weben und sind wir.“ Die Spannung zwischen dem fernen und dem nahen Gott zieht sich von der zweiten Strophe an durch das ganze Lied und äußert sich in immer neuen Paradoxien. Gott ist ferne. Gott ist verborgen. Und: Gott ist nah. Er ist da – zu allen Zeiten, an allen Orten, in allen Situationen des Lebens. Der Weg, auf dem Gott uns gottfernen Menschen in der heidnischen Welt nahegekommen ist, ist der Weg Christi von der Menschwerdung bis zu Tod und Auferstehung. Der persönlichen Zuwendung, die darin liegt, entspricht auch, dass der Dichter in der zweiten Strophe fast unmerklich von dem allgemeinen „wir“ zu dem besonderen „du“ übergeht. Alle folgenden Strophen leben von dem Staunen über das Wunder, dass der Gott, dem „keiner nahen kann“, auch heute den Weg zu uns – besser: zu dir und zu mir – gehen will: in seinem Wort und im Abendmahl. Wer das für sich annimmt, wer darauf vertraut, der hat Boden unter den Füßen in Zeit und Ewigkeit. Gott ist da. Er ist dir und mir nahe. Seine Gebote sind uns Anweisung zum Leben. Sie wollen von mir aufmerksam gehört, reflektiert und in verantwortliche Taten umgesetzt werden. Gott ist da. Er ist unvorstellbar nahe. Was dem Vogel die Luft und dem Fisch das Wasser ist, das ist der ewige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, für mich. Seine Liebe gibt mir Raum und Atem zum Leben. Und sie öffnet dir den Himmel, sie „führt dich himmelan“ . Darum können wir in hellen und in dunklen Stunden einstimmen in die letzte Strophe dieses Liedes: „Nun darfst du in ihm leben und bist nie mehr allein.“ Amen Tagung sucht nach erweiterten Nutzungsmöglichkeiten Kirchen für Christen und Bürger attraktiv gestalten Bochum/Iserlohn (epd). Mit der erweiterten Nutzung von Kirchbauten beschäftigt sich die Evangelische Akademikerschaft Westfalen in diesem Jahr. Es gehe dabei um Konzepte und Beispiele, wie kirchliche Häuser für Christen und Bürger gleichermaßen wieder attraktiv werden können, erläuterte der Vorsitzende des Verbandes, Pfarrer Manfed Keller, dem epd in Bochum das Projekt. Die Rolle der Kirchen für das kulturelle Leben in den Kommunen will eine Tagung der Evangelischen Akademikerschaft vom 2. bis 4. Mai in Iserlohn diskutieren. Mitveranstalter ist die Evangelische Akademie Iserlohn. Neben einer Analyse der Ursachen des Nutzungswandels sakraler Räume werden unter anderem Projekte zweier Citykirchen in Iserlohn und Schwerte vorgestellt. Zu der Wochenendtagung „Von der Vielfalt des Heiligen“ werden Experten aus Kirchen, Kommunen, Kultur, Wissenschaft, Raum- und Städteplanung erwartet. Als Teilnehmer haben unter anderem Oberkirchenrat Rüdiger Schloz vom Kirchenamt der EKD in Hannover und der Hauptpastor an der Hamburger St. Katarinenkirche, Axel Denecke, zugesagt. Anmeldungen sind möglich bei der Evangelischen Akademie Iserlohn Telefon: 0 23 71/3 52-1 82, Fax: 0 23 71/35 21 30 Email: [email protected] Rundbrief 1/2003 ESG Seite 8 Seit Jahren ist es um die Kontakte zwischen den Studierendengemeinden und der EA recht still geworden. Um das zu ändern, bemüht sich die EA Westfalen verstärkt um mehr Kontakte zu und Zusammenarbeit mit den westfälischen ESG, in denen sie doch letztlich ihre Wurzeln hat. Wir möchten deshalb in diesem und den folgenden Rundbrief(en) die einzelnen Studierendengemeinden Westfalens sich mit ihren heutigen Problemen, Aufgaben und Aktivitäten vorstellen lassen. Den Anfang soll die ESG Bielefeld machen. So folgt nun hier ein Artikel von Frau Studierendenpfarrerin Heike Koch: D dentische Gemeindeleitung zusammen mit der Pfarrerin entscheidet, eine Gemeinde, in der sich religiöse, interkulturelle und kreative Angebote die Waage halten. onnerstagabend: Aus den Räumen der Evangelischen Studierendengemeinde dringen Musik, Lachen und Gesprächsfetzen, und ein verführerischer Duft kulinarischer Köstlichkeiten lädt ein, das Haus zu betreten. Wie in jeder Woche findet auch heute der internationale Treff statt, und die ESG wird zum Ort der Begegnung für Studierende aus allen Ländern dieser Welt. Heute haben zwei indische Studentinnen gekocht, und nach dem gemeinsamen Essen berichten sie über ihre Heimat Kerala in Südindien, über die Kultur, die Menschen, die soziale und politische Situation, entwicklungspolitische Fragen. Etwa dreißig Studierende, vor allem aus Afrika, aber auch aus China, Indonesien, Palästina und Deutschland sind gekommen und stellen lebhafte Nachfragen, entdecken Parallelen zu ihrem eigenen Heimatland. Die ESG bietet Raum für viele ausländische Studierende, die - wenn sie noch niemanden in Bielefeld kennen hier erste Kontakte knüpfen. Hier besteht für viele die erste Gelegenheit, über ihr eigenes Land zu referieren und zu erfahren, daß andere Menschen sich dafür interessieren. Oft ist es der erste Vortrag in deutscher Sprache, und anders als in manchen Seminaren an der Universität, wo sie erleben, daß sie in Arbeitsgruppen nicht sehr willkommen sind, treffen ausländische Studierende hier deutsche Studierende, die gerade wegen des interkulturellen Austausches in der ESG sind. Ein erster Eindruck: Die Evangelische Studierendengemeinde als Ort interkultureller Begegnung und ökumenischen Lernens Damit ist natürlich nicht alles genannt, was ESG ausmacht, aber ein wichtiger Aspekt. ESG ist Kirche an der Hochschule und damit zugleich Gemeinde von Menschen, die sich um Wort und Sakrament versammeln, über deren Belange eine stu- profile Ev. Studierendengemeinden in Westfalen Die Evangelische Studierendengemeinde als Ort spiritueller Praxis und religiöser Bildung In die ESG kommen sowohl Studentinnen und Studenten, die durch die kirchliche Jugendarbeit geprägt wurden und am neuen Hochschulort eine Gemeinde suchen, als auch Studierende, die in großer Entfernung zur Kirche aufgewachsen sind, aber Interesse haben, mehr über den christlichen Glauben zu erfahren. Es kommen Studierende, die sich selbst als christlich verstehen, aber mit klassischen Gottesdienstformen nur wenig anfangen können und nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten suchen. In Bibelarbeiten, Andachten, Hochschulgottesdiensten, BibliodramaWorkshops, Taize´-Nächten, Adventsfreizeiten werden verschiedene Ausdrucksformen von Spiritualität erlebbar. Daneben bieten Vorträge über theologische Grundfragen (Beispiel: Klaus Berger: „Darf man an Wunder glauben?“; Jürgen Ebach: „Der Fluch des Christentums. Gewalt und Gewaltlosigkeit in der Bibel“.) und Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog (Beispiel: „Frieden und Krieg im Christentum und im Islam“, zusammen mit dem Islamischen Zentrum) Gelegenheit zur Information und Diskussion. Der Vortrag von Landesrabbiner Dr. Henry Brandt über das Thema „Der jüdisch-christliche Dialog vor neuen Herausforderungen“ im November 2002 war zudem ein schönes Beispiel der Zusammenarbeit von Evangelischer Akademikerschaft und Evangelischer Studierendengemeinde. Und: Die Evangelische Studierendengemeinde als diakonische und seelsorgliche Gemeinde Hier finden Studentinnen und Studenten in Notsituationen ein offenes Ohr für ihre Probleme und nicht selten auch einen Ort, wo sie einige Zeit bleiben können. Hier besteht - leider jedes Jahr in geringerem Maße - auch die Möglichkeit finanzieller Unterstützung, gerade für ausländische Studierende, die immer wieder in existenzielle Notlagen geraten. Die ESG ist in hohem Maße auf Spenden angewiesen, um Studierende kurzfristig unterstützen zu können, z.B. wenn der Vater in Kamerun stirbt, der bisher das Studium finanziert hat, oder wenn durch eine Wirtschaftskrise die Familie im Heimatland plötzlich selbst vor dem finanziellen Ruin steht. Ohne die unbürokratische Unterstützung durch die ESG hätten einige Studierende aus Asien, Afrika und Lateinamerika ihr Studium gewiß nicht erfolgreich beenden können. Alle drei Dimensionen der Evangelischen Studierendengemeinde sind gerade im aktuellen universitären Kontext von Bedeutung. In einem oft von Anonymität geprägten Studienalltag, der verstärkt auf schnelle Studienabschlüsse und auf wirtschaftliche Nutzbarmachung wissenschaftlicher Erträge setzt, bietet die ESG einen Freiraum für ruhige Reflexion, für zweckfreie Kreativität, für Glauben und Zweifel, für Feiern und Lachen. Seite 9 Rundbrief 1/2003 ESG Der folgende Artikel ist ein positives Resultat der Bemühungen, die Zusammenarbeit mit den Studierendengemeinden im Landesteil Westfalen zu verstärken. Er wurde uns von Carsten Griese, Studierendenpfarrer der ESG Dortmund, übersandt. Palästinensische Woche an der Dortmunder Universität Politik- und Medien-Experten diskutierten kontrovers Vom 27. bis zum 31. Januar fand die erste palästinensische Woche an der Dortmunder Universität statt, die unter anderem von den Akademischen Auslandsämtern und der ESG veranstaltet wurde. Palästinensisches Wahlessen in der Mensa, eine Bilderausstellung und ein Kulturabend standen auf dem Programm. Höhepunkt der Woche war der Studientag zum Konflikt zwischen Israel und Palästina mit über 200 BesucherInnen. Im Vorfeld des Studientages kam es zu Provokationen durch sogenannte linke Gruppierungen. Mit einem anonymen Flugblatt wurde die Partnerschaftsbeauftragte der Universität Dortmund und der palästinensischen Universität Bir-Zeit Dr. Viktoria Waltz diffamiert. Ein anderes Flugblatt beleidigte Veranstalter und palästinensische Studenten. Trotz der Diffamierungen und Provokationen fand der Studientag in sachlicher Atmosphäre statt. Nach einem historischen Einführungsreferat durch den Politikwissenschaftler Dr. Udo Vorholt und dem Journalistikstudenten Zahi Alawi standen Arbeitsgruppen mit dem Medienwissenschaftler Prof. Dr. Claus Eurich, mit Dr. Viktoria Waltz, dem Journalisten Hakam Abdel-Hadi, Dr. Udo Vorholt und Petra Schöning von Amnesty International auf dem Programm. Die Abschlußdiskussion am Abend stand unter der Fragestellung: „Wie kann ein gerechter Friede in Israel und Palästina aussehen?“ Die Schwierigkeit, diese Frage zu beantworten, zeigte die Reaktion von Prof. Eurich. „Ich kann darauf“, so Eurich mit erstaunlicher Offenheit, „keine Antwort geben.“ Stattdessen plädierte er für ein partnerschaftliches Aufeinander-Zugehen beider Seiten. Dem widersprach Dr. Vorholt: „Wenn eine Antilope vor einem hungrigen Löwen steht, kann sie nicht partnerschaftlich diskutieren.“ Obschon Vorholt deutlich machte, daß er das Bild der Antilope stellvertretend für Palästina gebraucht, warf er die Frage auf, ob die Deutschen aufgrund ihrer Geschichte mit Israel solidarisch sein müßten. „Mir persönlich“, so Vorholt, „gefällt die doppelte Solidarität mit Israel und Palästina“. Gerade auf dem Hintergrund der deutschen Geschichte, konterte der Journalist Hakam Abdel-Hadi, habe er kein Verständnis dafür, daß man Israel aus dem Völkerrecht ausklammere. „Wenn ich daran denke, wie die Situation in Palästina ist, finde ich die Diskussion hier makaber“. Sicherlich sei der Holocaust eine Katastrophe für das jüdische Volk gewesen, aber genau so Besetzung Palästinas aufhört“. Einen Abzug Israels aus allen besetzten Gebieten forderte auch Petra Schöning. Zusammen mit der Einhaltung des Völkerrechts und der Menschenrechte sei dies die Voraussetzung für einen gerechten Frieden in der Region. Deshalb müßten sowohl auf israelischer als auch auf palästinensischer Seite die Verantwortlichen für die Verletzung der Menschenrechte inhaftiert und vor Gericht gestellt werden. Die internationale Staatengemeinschaft, auch Deutschland, müsse in diesem Sinne eine klare Position beziehen. Die Palästinensische Woche mit Studientag, Infoständen und Ausstellungen wurde veranstaltet von der ESG, den Akademischen Auslandsämtern, den Vereinigten Kirchenkreisen, der Palästinensischen Gemeinde Dortmund und Kooperationspartnern an der Universität Dortmund. Uwe Bizzel/Carsten Griese auch für die gesamte Menschheit. Der Journalistikprofessor und Moderator des Abends, Horst Pöttker, warb deswegen um Verständnis für das Sicherheitsbedürfnis Israels. Dem hielt die Raumplanerin Dr. Viktoria Waltz entgegen, daß Israel sich wie ein „Fremdkörper“ in der Region verhalte. Ein „gerechter Friede“ sei deshalb schwierig, weil der Anfang, nämlich die Staatsgründung Israels, nicht gerecht gewesen sei. „Gerecht ist nur, wenn die Rundbrief 1/2003 Hauskreise des LV Westfalen stellen sich vor E iner Anregung aus dem Mitgliederkreis, doch einmal zu veröffentlichen, welche Hauskreise in unserem Landesverband der EA es gibt und welche Programme sie haben, wollen wir gerne nachkommen. Allerdings sind wir, d.h. die Redaktion, dabei sehr auf die Hilfe unserer Mitglieder angewiesen, uns die bestehenden Hauskreise in Westfalen zu nennen und etwas über ihre Programme zu berichten. Nun zum EA-Hauskreis in Bielefeld: Hier besteht heute noch ein Kreis von ehemals zwei, zeitweise sogar drei Kreisen. Der existierende Hauskreis kann auf ein rund 40jähriges Bestehen zurückblicken. Dr. Heinrich Reiß, der spätere Präses, war nach seiner Zeit als Studentenpfarrer in Münster dann Anfang der 60er Jahre als Landeskirchenrat nach Bielefeld gekommen. Ehemalige Mitglieder der Münsteraner Studentengemeinde, die nun im Bielefelder Raum im Berufsleben standen, gründeten mit ihm den Hauskreis der EA, der dann (inoffiziell) den Namen „Reiß-Kreis“ bekam. Schnell wurde er größer. Anfang der 70er Jahre wurde das Konzept, wie es heute noch besteht, geschaffen. Der Hauskreis wechselt monatlich den Veranstaltungsort, d.h. Mitglieder, die den entsprechenden Raum zur Verfügung stellen können, laden zu sich ein. An Vortrag und Diskussion schließt sich ein lockerer, geselliger Teil an, bei dem Getränke sowie süßes und salziges Gebäck „zum Knabbern“ gereicht werden. Häufig gehen allerdings die Diskussionen um das aktuelle Thema des Abends noch weiter. Etwa 40 Personen werden zu den monatlichen Treffen eingeladen, dazu sind natürlich auch Gäste willkommen. Nicht alle Mitglieder können jedesmal teilnehmen, aber zwischen 20 und 30 Personen sind es in der Regel doch. Dringend könnte unser Hauskreis eine „Verjüngungskur“ gebrauchen, aber in dieser Hinsicht spiegelt sich das Bild des Gesamtverbandes wider. Die stärkeren Mitgliederzahlen sind unter den älteren Jahrgängen zu finden. Wir bemühen uns sehr, zu jungen Menschen Kontakte aufzubauen. Vielleicht AUS DEM VERBAND lassen sich neue Impulse von der ESG Bielefeld zur EA hin entwickeln. Wir versuchen im Hauskreis, die Verbindung zur ESG zu intensivieren. Denkbar wäre natürlich auch ein eigener Hauskreis für jüngere Menschen. Ab Oktober wird an den Hauskreisabenden im 2. Teil über das Programm des darauffolgenden Jahres gesprochen. Die Referenten kommen teilweise aus den eige- Freitag, 17.01. „Was bedeuten die Aussagen des ersten Schöpfungsberichts und Gottes Zusage, die Welt zu erhalten, im Hinblick auf die heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse?“ Referent: Herr F. Hönecke Freitag, 21.02. „Umtriebe der ‘Christian Coalition’ im Hintergrund der Mobilisierung gegen den Terror in den USA“. Ref.: Dr. Clark Seha Freitag, 21.03. „Zähmung der Gewalt - Aktuelle Überlegungen zu einer christlichen Friedensethik“. Ref.: Prof. Dr. F. Crüsemann, KiHo Bethel Freitag, 23.05. „Buchproduktion und Zeitgeist - Der Bertelsmann-Verlag im ‘3. Reich’“. Ref.: Dr. theol. H.Gatzen, Gütersloh Seite 10 nen Reihen, andere bekommen wir durch Verbindungen unserer Mitglieder. Bis jetzt hat es noch immer geklappt, ein interessantes Programm zusammenzustellen. Nachfolgend wird das Programmm 2003 abgedruckt. Die für die Mitglieder intern bestimmte Übersicht enthält natürlich auch noch die Namen der jeweils Einladenden. Ingrid Bellmann Freitag, 18.07. Mittsommernachtsessen mit Wanderung Freitag, 19.09. „Bethelfrömmigkeit und Soldatentum im ‘3. Reich’“. Ref.: Prof. Dr. M. Benad, KiHo Bethel Freitag, 17.10. „Sicherheit - Wagnis - Gewißheit. Vom rationalen Umgang mit Risiken“. Ref.: Herr W. Rentz, Schloß Holte Freitag, 21.11. „Der Autor Uwe Johnson“. Ref.: Frau Sabine Jodeleit Freitag, 19.12. Bibelarbeit zu einem weihnachtlichen Text. Einführung: Dr. Heinrich Reiß Freitag, 20.06. „Christ sein und Jude bleiben - Warum schweigt unsere Kirche von den Judenchristen?“ Ref.: Herr K. H. Potthast, Sennestadt i m p r e s s u m Der Rundbrief wird herausgegeben von der Ev. Akademikerschaft in Deutschland/Landesverband Westfalen und erscheint vierteljährlich. Gestaltung: Mario Leisle Redaktion: Ingrid und Rolf Bellmann, Naggertstraße 39, 33729 Bielefeld, Tel. 05 21 - 7 66 23 Konto: Raivo Nordhorn, Kto Nr. 210 2171 600, BLZ 267 600 05