Bernoulli-Gleichung - Hochschule Karlsruhe
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Bernoulli-Gleichung - Hochschule Karlsruhe
Prof. Dr.-Ing. Norbert Eisenhauer Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Postfach 2440 76012 Karlsruhe Tel. und Fax: 0721/925-2619 - Email: [email protected] Bernoulli-Gleichung Die Bernoulli-Gleichung geht zurück auf den Genfer Wissenschaftler Daniel Bernoulli (17001782). Sie ist zentrales Element bei der Betrachtung von Strömungen und – Strömungszuständen. Sie basiert auf dem Energiezustand eines Fluidelementes. Wie in Abschnitt 2 bereits für ruhendes Wasser aufgezeigt, besitzt jedes Fluidelement potentielle Energie und Energie in Form von Druck. Bei strömenden Medien tritt noch die kinetische Energie als Energieform hinzu. Es gilt: E ges = E pot + E Druck + E kin = ∆m ⋅ g ⋅ z + p ⋅ ∆V + 1 ⋅ ∆m ⋅ v ² 2 Bezieht man nun die Energie eines Fluidelementes auf sein Gewicht ∆m.g so folgt unmittelbar die von Daniel Bernoulli abgeleitete Beziehung: E ges ∆m ⋅ g =H=z+ p v² + ρg 2g Der Energiegehalt eines Fluidelementes wird also sehr anschaulich durch drei ‚Höhenanteile’ (die Terme der Bernoulli-Gleichung haben die Dimension einer Länge) beschreiben: die geodätische Höhe z, die Druckhöhe p/ρg und die Geschwindigkeitshöhe v²/2g. Diese bilden in der Summe die Energiehöhe H. Allgemein gilt (vgl. Bild 1): - die Drucklinie liegt immer um das Maß der Geschwindigkeitshöhe unter der Energielinie; - bei Stromröhren mit konstantem Querschnitt verläuft die Drucklinie parallel zur Energielinie; - die Druckhöhe ist der Abstand zwischen Drucklinie und geodätischer Höhe eines Punktes. Liegt die geodätische Höhe höher als die Drucklinie, so herrscht Unterdruck; Verjüngungen der Stromröhre erzeugen eine Vergrößerung der Fließgeschwindigkeit und damit ein Abfallen der Drucklinie, Aufweitungen bewirken das Gegenteil. Die Bernoulli-Gleichung bei idealen Fluiden Per Definition tritt bei idealen Fluiden keine Reibung auf. Reibungs- und auch sonstige Verluste entstehen nicht. Dies bedeutet, dass in einer Stromröhre an jeder Stelle die gleiche Energiehöhe vorhanden ist. Sind an einer Stelle der Stromröhre Höhenlage, Druck und Geschwindigkeit bekannt, so sind sie auch an jeder andern beliebigen Stelle berechenbar, wenn die Geometrie der Stromröhre und der Durchfluss bekannt sind. (Bild 1). Es gilt: H0 = z 0 + p 0 v 02 p v2 + = z i + i + i = Hi = const ρg 2g ρg 2g Prof. Dr.-Ing. Norbert Eisenhauer Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Postfach 2440 76012 Karlsruhe Tel. und Fax: 0721/925-2619 - Email: [email protected] v02/2g p0/ρg Energielinie EL H1 H0 Drucklinie DL v12/2g H2 Geschwindigkeitshöhe v²/2g Stromröhrenachse p1/ρg Druckhöhe p/ρg v22/2g p2/ρg z0 z2 Geodätische Höhe z Bezugsniveau z=0 z1 Bild 1: Veranschaulichung der Bernoulli-Gleichung bei idealen Fluiden Die Wahl des Bezugsniveaus spielt dabei keine Rolle, da sowohl der rechte wie der linke Term um das gleiche Maß verändert werden. Bei der praktischen Anwendung ist es jedoch in der Regel ratsam, das Bezugsniveau möglichst ‚tief’ zu legen, um negative Höhenlagen zu vermeiden. Die Bernoulli-Gleichung bei realen Fluiden Bei realen Fluiden treten Energieverluste infolge der Reibung an der Wand (Reibungsverluste) und durch örtliche Störungen der Strömungsgeschwindigkeit (örtliche Verluste auf. Dies führt zu einer Verringerung der Energiehöhe in Strömungsrichtung (Abfall der Energielinie, Bild 2). Es gilt die modifizierte Bernoulli-Gleichung: H0 = z 0 + p 0 v 02 p v2 + = z i + i + i + ∆hi (3.12) ρg 2g ρg 2g Die Berechnung der Strömungsverhältnisse an beliebigen Stellen erfordert die Kenntnis der Strömungsverluste ∆h. Die Genauigkeit hydraulischer Berechnungen steht und fällt mit der Abschätzung dieser Verluste. Prof. Dr.-Ing. Norbert Eisenhauer Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Postfach 2440 76012 Karlsruhe Tel. und Fax: 0721/925-2619 - Email: [email protected] H0 v02/2g p0/ρg Energielinie EL Drucklinie DL H1 ∆h1 v12/2g p1/ρg ∆h2 H2 v22/2g p2/ρg z0 z2 Bezugsniveau z=0 z1 Bild 2: Veranschaulichung der Bernoulli-Gleichung bei realen Fluiden