Regie Michael Johnson Buch Theresa Alto

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Regie Michael Johnson Buch Theresa Alto
Regie
Michael Johnson
Buch
Theresa Alto, Michael Johnson
Eine Produktion der DOKfilm in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg und in
Zusammenarbeit mit Studio Hamburg Produktion und NDR Naturfilm.
Deutschland 2008 – 1h29 - Dolby Digital
VERLEIH
Columbus Film Steinstrasse 21 8036 Zürich Tel. 044 462 73 66
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Kinostart: 17. April 2008
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INHALTSVERZEICHNIS
ÜBER DEN FILM
Kurzinhalt und Pressenotiz
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Langinhalt
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Stab, technische Daten
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VOR DER KAMERA
Knut – sein Leben
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So leben Knut und seine Freunde
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HINTER DER KAMERA
Michael Johnson Buch und Regie
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Interview mit Regisseur Michael Johnson
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KURZINHALT UND PRESSENOTIZ
So ein Bärenleben kann ganz unterschiedlich beginnen:
Ende 2006 beschließt der Zoo Berlin, ein Eisbärenjunges namens Knut von Hand aufzuziehen. Ein
Versuch, der bisher nur selten geglückt ist. Doch Knut entwickelt sich prächtig. Dieser tapsige,
knuddelige und süße Kleinbär entpuppt sich als tierischer Superstar und erobert weltweit Millionen von
Herzen und Medien. Gleichzeitig wachsen auch die Braunbärenkinder Masha und Pasha ohne Mutter
auf. Sie schlagen sich auf ihren Bärentatzen allein durch die schöne Natur Weißrusslands, halten
geschwisterlich bei Gefahr zusammen und folgen ihren Instinkten. In der Arktis wiederum wendet die
Eisbärin Maidu ihre ganze Bärenkraft dafür auf, ihren Jungen Lasse und Linn einen sicheren Start ins
Leben zu sichern. Überall ist es anders - und doch sehr ähnlich. Alle Bärenkinder sind neugierig und
entdecken ihre Welt. Und sie müssen viel lernen, z.B. schwimmen - es ist gar nicht so einfach, dabei die
Nase über Wasser zu halten. Knut bekommt Schwimmunterricht von Herrn Dörflein, Lasse und Linn
lernen das Bad im Schnee von ihrer Mutter kennen. Aber wer hilft Masha und Pasha? Aufregende
Entdeckungen und Abenteuer stehen den süßen Bärenkindern bevor. Aber sicher ist: Egal, wer deine
Familie ist, oder woher sie kommen - niemand sonst ist dir so nah.
In einer Parallel-Montage werden die drei „Bären-Familien“ für ein halbes Jahr mit der Kamera begleitet.
Pressenotiz
So groß und zum Anfassen nah hat man ihn noch nie gesehen - unseren Knut. Niedlich, knuddelig und
Herz erobernd tapst er über die Kinoleinwand. Aber nicht allein. Gemeinsam mit seinen Artverwandten
nimmt er den Zuschauer mit auf eine abenteuerliche und faszinierende Reise in die Bärenwelt. KNUT
UND SEINE FREUNDE zeigen, was es heißt, groß zu werden und was Fürsorge, Instinkt und
Überlebenswillen bedeuten können. So unterschiedlich ihre Lebensräume und Familien sind, so ähnlich
ist das, was alle Bärenkinder für das Leben lernen müssen. Die Dokumentation mit einem fiktionalen
Handlungsbogen unter der Regie von Michael Johnson zeigt - neben bisher unveröffentlichtem
Bildmaterial von Knut - fesselnde Bilder von Bären in der Arktis und in Weißrussland. Die gelungene
Mischung aus dokumentarischen Aufnahmen und fiktionalen Elementen hat einen Film für die ganze
Familie entstehen lassen. Ein Bärenkindertagebuch aus nächster Nähe – sehr süß, unterhaltsam,
berührend und erlebnisreich. KNUT UND SEINE FREUNDE ist ohne Frage das wohl bärigste
Kinoereignis 2008.
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INHALT
Seit Anbeginn der Zeit zieht er um die Erde – der Wind. Er hört alles, er sieht alles... und so ist er auch
ein ständiger Begleiter der Bären auf unserem Planeten. Er beobachtet, wie sie zur Welt kommen, wie
sie groß werden. Alle Bärenkinder sind neugierig und bereit, ihre unterschiedlichen Lebensräume zu
entdecken, alle stehen vor einem großen Abenteuer. Doch so eine Kindheit kann ganz unterschiedlich
beginnen:
In der klirrenden Kälte der Arktis, zwischen weißen Eisbergen und dem strahlend blauen Himmel,
erblicken Lasse, Linn und Kunik das Licht der Welt. Fürsorglich schützt sie ihre Mutter Maidu in einer
Schneehöhle vor dem eisigen Wind. Und sie wird ihre Kinder erst verlassen, wenn sie sicher ist, dass
sie allen Herausforderungen gewachsen sind.
Weit weg, in Berlin, wird der Eisbärenjunge Knut von seiner Mutter nicht angenommen und von seinem
Tierpfleger Thomas Dörflein im Zoo mit der Flasche aufgezogen. Nur wenige Pfleger und Ärzte haben
es bisher geschafft, ein Eisbärenbaby mit der Hand aufzuziehen. Die richtige Mischung aus
Katzenfutter, Milchpulver, Vitamine und Lebertran soll aus dem Nachwuchs nun einen bärenstarken
Tierparkbewohner machen. Noch liegt Knut im Brutkasten. Doch auch zukünftig werden seine
menschlichen Vertrauten alles dafür tun, ihm sein Leben so angenehm wie möglich zu machen. Sie
geben ihm ein schönes Zuhause, das ihn vor Wind und Unwetter schützt.
Über endlose Seen und Wälder streift der Wind weiter nach Weißrussland. Dort leben die
Braunbärenkinder Masha und Pasha – nach dem Tod ihrer Mutter sind ganz auf sich allein gestellt,
ohne jede Hilfe. Sie halten zusammen, folgen ihren Instinkten und schlagen sich auf ihren Bärentatzen
allein durch die schöne Natur.
Überall ist es also anders – und doch sehr ähnlich. Zum Beispiel wohnen alle Jungen in improvisierten
Höhlen und lernen ihre heulenden Nachbarn, die Wölfe, kennen. Selbst bei Knut im Zoo jaulen die
Wölfe manchmal die ganze Nacht. Nur Knut hat den Vorteil, dass ihn ein Zaun von diesen gefährlichen
Tieren trennt, während die anderen Bären in der Wildnis immer wieder um ihr Revier kämpfen müssen –
wirklich sicher sind sie nie. Sicher ist nur, dass allen Babys das Spielen und Herumtollen Spaß macht
und ihnen hilft, Stärke zu entwickeln und fürs Leben zu lernen.
Und Bärenkinder haben viel zu lernen...
Erst einmal das Laufen natürlich. Während die kleinen Geschwister Masha und Pasha schon recht gut
zu Fuß sind, gibt’s im Eis und auch bei Knut Rutschpartien und erste tapsige Ausflüge. Kein Problem für
Pfleger Thomas Dörflein: Er rollt seinem Zögling einfach einen Teppich aus – als GummimattenParcours. Und so entwickelt das noch unsichere Fellknäuel bald echte Laufstegqualitäten.
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Alle Bärenkinder müssen sie lernen, wie man sich die besten Leckerbissen angelt. In der Arktis ist es
noch immer Winter. Doch trotz der Schneestürme bricht Maidu mit ihren Jungen zu den Jagdgründen
auf. Der Weg ist weit und Kunik zu schwach – er schafft es nicht. Lasse und Linn müssen früh lernen zu
überleben. Robben zu finden – und zu fangen – ist eine echte Herausforderung. Da haben es die
Braunbären schon etwas leichter: Zwar haben sie bisher nur Pflanzen gefressen und auch einen
Bärenhunger, doch der Wind hat zu Beginn des Frühjahres schon genug Regenwolken vor sich her
getrieben, so dass die Seen prall gefüllt sind. Auch mit Fischen, die am Ufer zum Greifen nah an Masha
und Pasha vorbei huschen. Lecker! Nur – wie funktioniert denn eigentlich das Fischen...? Knut,
inzwischen deutlich gewachsen und ein echter Medienstar, hat es in seinem Alltag längst begriffen: ein
guter Draht zum „Koch“ zahlt sich aus. Dank Thomas Dörflein bekommt er seine Leibspeise nicht nur in
einer Kinderportion serviert – nein, er schwimmt im Fisch! Liebe geht durch den Magen...
Endlich ist der Sommer da, und so will auch das „richtige“ Schwimmen gelernt sein. Es ist gar nicht so
einfach, dabei die Nase über Wasser zu halten... Knut bekommt Schwimmunterricht von Thomas
Dörflein; Lasse und Linn lernen das Bad im Schnee von ihrer Mutter kennen, die weiß, dass ein
sauberes Fell einfach wärmer hält. Aber wer hilft Masha und Pasha? Instinktiv und mutig wagen sie
schließlich den Sprung ins kalte Wasser, das ihnen endlich eine neue Futterquelle erschließt. Auch
sonst sind sie inzwischen äußerst clever und findig geworden, wenn es um neue Eroberungen in der
Küche der Natur geht. Ein Bienenstock gefüllt mit feinstem Honig – wenn nur dieses stechende
Bienenvolk nicht wäre... Derweil gehen Lasse und Linn durch die harte Schule der Arktis und wachsen
ebenso zu starken Bären heran. Tapfer gehen sie mit ihrer Mutter weit hinaus aufs Packeis, um zu
jagen. Bald schon werden sie es allein können müssen.
Es ist also vollbracht: Nach vielen aufregenden Entdeckungen und manchmal sogar gefährlichen
Herausforderungen im ersten Lebensjahr haben alle Bärenkinder ihre ersten Erfahrungen gesammelt.
Ein kalter Wind kündigt den Herbst, dann den Winter an. Der erste Schnee fällt. Gut, dass alle schon
genug Fett angesetzt und eine Höhle gefunden haben – die neue von Knut hat sogar ein Türschild…
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DER STAB
Sprecher (Wind)
Dietmar Wunder
Drehbuch
Theresa Alto
Michael Johnson
Regie
Michael Johnson
Produzenten
Jost-Arend Bösenberg
Jörn Röver
Herstellungsleitung
Frank Schmuck
Produktionsassistenz
Lilly Wozniak-Melegh
Produktionssekretariat
Cathleen Klaer
Filmgeschäftsführung
Katrin Kettner
Redaktion rbb
Sabine Preuschhof
Redaktion DOKfilm
Daniel Remsperger
Realisatorin Knut Footage
Andrea Stieringer
Kamera
Uwe Anders
Thomas Behrend
Rainer Bergomaz
Roland Gockel
Manfred A. Hagbeck
Alexander Huf
Christine Karliczek
Anton Klima
Thomas Koppehele
Yung Sandy
André Schüle
O-Ton
Thomas Hamann
Toralf Teschner
Michael Thäle
Musik
Peter Wolf
Montage
Betina Vogelsang
Schnittassistenz
Sala Deinema
Jenny Stommel
Postproduktion Supervisor
Tina Mersmann
Digital Intermediate
Pictorion das werk
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Digital Intermediate Supervisor
Frieda Oberlin
Andreas Schellenberg
Digital Intermediate Koordinator
Carolina Ronzino
Online Editor
Christian Tröger
Tom Kaufhold
Thomas Schernikau
Eric Lehmann
Farbkorrektur
Nico Hauter
Philip Whitfield
Titel Design
Anne John
System Administrator
Alexander Falk
Digital Lab Supervisor
Ralf Wacker
Digital Lab Koordinator
Matthias Knöfler
35mm Ausbelichtung
Gerhard Spring
Philipp Eckel
Mischtonstudio
Popella Sound
Mischung
Bernd Popella
O-Tonschnitt
Oliver Barth
Sounddesign
Daniel Gilde
Assistenz Sounddesign
Michael Wist
Koordination Tonmischung/Synchron
Marina Müller
Dolby Consultant
Norbert Zisch
Kopierwerk
Arri
Länge
90 Minuten
Bildformat
35 mm, Cinemascope
Tonformat
Dolby Digital
Eine Produktion der DOKfilm in Koproduktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und in
Zusammenarbeit mit Studio Hamburg Produktion und NDR Naturfilm.
Der Film wurde gefördert durch das Medienboard Berlin-Brandenburg.
Dieser Dokumentarfilm greift das Anliegen der Initiative RESPECT HABITATS.Knut auf, um einen
verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Lebensräumen unserer Erde dauerhaft im
Bewusstsein der Menschheit zu verankern.
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ZUM HAUPTDARSTELLER: KNUT
05.12.2006: Knut und sein Zwillingsbruder erblicken um 15 Uhr im Zoologischen Garten Berlins das
Licht der Welt – als Söhne von Tosca (20, vormals im Staatszirkus der DDR gehalten) und Lars (14).
Doch Tosca lässt ihre Babys nach der Geburt schutzlos auf dem kalten Boden liegen. Trotz mehrerer
Versuche klappt das Säugen nicht. Für den 810 Gramm leichten Knut eigentlich ein Todesurteil.
Tierpfleger und Tierarzt entscheiden sich nach fünf Stunden, beide Bärchen bei 35 Grad im Brutkasten
und mit der Flasche aufzuziehen. Fortan bekommt Knut alle zwei Stunden Hundeersatzmilch, später
vermischt mit Maissirup, Lebertran, Multisanostol und Katzenfutter. Ersatzvater Thomas Dörflein zieht
noch in der Nacht nach der Geburt zu Knut in eine Kammer auf dem Zoo-Gelände und bleibt rund um
die Uhr bei ihm.
09.12.2006: Knuts Bruder stirbt nach hohem Fieber an einer bakteriellen Magen-Darm-Erkrankung.
Knut wird zum ersten Eisbärenbaby seit 33 Jahren, das im Zoo Berlin aufwächst. Doch auch sein Leben
hängt am seidenen Faden. Tierarzt Dr. André Schüle fertigt aus dem Blut der Mutter ein Serum mit
Immunabwehrstoffen. Das Serum soll das kleine Eisbärbaby stärken.
21.12.2006: Knuts linkes Auge öffnet sich, eine Woche später auch das rechte. Anfangs sind sie blaugrau, nächsten Monat werden sie schwarz sein.
18.01.2007: Knut darf den Brutkasten verlassen und zieht in eine gemütliche Holzkiste mit
Kuscheltieren um. Natürlich schläft Thomas Dörflein daneben. Erstmals probiert Knut püriertes Fleisch
und Fisch.
22.01.2007: Knuts Geburt wird offiziell vom Zoo bekannt gegeben – eine Sensation, denn in freier
Wildbahn werden nur 50 Prozent der Jungtiere groß, in einem Zoo sind die Chancen noch viel geringer.
30.01.2007: Knut wird Medienstar – der rbb beginnt mit seiner regelmäßigen Berichterstattung, strahlt
wöchentlich „Abendschau“-Berichte von Georg Berger über Knuts junges Leben aus und richtet ihm
kurz darauf ein Weblog mit Bildern und Videos ein. Online-Archive mit Fotos und Filmen folgen, ebenso
tägliche Artikel in vielen Zeitungen.
Februar 2007: Knut hat Anlaufschwierigkeiten – beim ersten Kontakt mit Wasser verschluckt er sich so
doll, dass er sich stundenlang von diesem Schreck erholen muss. Erste Gehversuche verlaufen erst
erfolgreich, als Thomas Dörflein ihm gummierte Automatten unter die Pfoten schiebt. Doch Tier und
Trainer üben unermüdlich weiter.
15.03.2007: Knut bringt jetzt 8,2 Kilogramm auf die Waage. Und sorgt für Stimmung an der Börse: Bis
Anfang April steigt der Aktienkurs des seit 1841 börsennotierten Zoos fast auf das Doppelte.
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23.03.2007: Knut wiegt nun neun Kilogramm, wird im Alter von 15 Wochen der Presse und der
Öffentlichkeit vorgestellt. Kamerateams aus der ganzen Welt und mehr als 500 Journalisten kommen –
selbst in Usbekistan, Japan und Südafrika weiß man nun, wer Knut ist. Bundesumweltminister Sigmar
Gabriel übernimmt die Patenschaft für das Eisbärenkind.
24.03.2007: Knut wird Publikumsliebling – bereits einen Tag nach seinem ersten Auftritt strömen
tausende Besucher in den Zoo. Wochenlang werden es täglich bis zu 6.000 Fans sein, wenn Kurt für
jeweils zwei Stunden mit Thomas Dörflein vor Zuschauern kuschelt und spielt.
25.03.2007: Knut ist inzwischen eine Marke, wie Agenturen berichten – der Zoo Berlin hat sich die
Rechte an seinem Namen gesichert und wird exklusive Souvenirs anbieten.
April 2007: Knut bekommt eine Morddrohung – die ihn eiskalt lässt, denn er hat andere Probleme:
Zahnweh und öfter mal eine „dicke Backe“. Die Milchzähne sind noch nicht richtig locker, während von
hinten schon die neuen drücken.... Fotografin Annie Leibovitz fotografiert den Medienstar Knut für die
US-Mai-Ausgabe der Vanity Fair. Auch das Cover der deutschen Ausgabe des Magazins zierte er in
diesem Monat.
Mai 2007: Knut ist aus dem Gröbsten raus – und sein „Vater“ zieht aus, zurück nach hause. Der
Nachwuchs hat nun seine eigene, kleine Anlage und kommt ins Kindergartenalter: Er probiert das
Anschleichen, Beißen und Kämpfen spielerisch aus und erhält von seinem Pfleger Schwimmunterricht.
Wiegen – okay (22 Kilo), aber vermessen lassen mag sich Knut nicht mehr.
05.06.2007: Knut ist ein halbes Jahr alt – 30 Kilo schwer, seine Nase hat sich gestreckt, und bis auf die
großen Eckzähne sind alle zweiten Zähne durch. Aber nuckeln tut er trotzdem noch gern... Erste
Überlegungen im Zoo gehen in Richtung „Umzug“ in einen anderen Tierpark, wo Knut mit jungen
Weibchen eine neue Zuchtgruppe bilden könnte.
09.06.2007: Knut ist auch als Schaumzuckerbär ein Hit – Haribo produziert inzwischen eine Million
„süße“ Gummi-Knuts am Tag. Und Plüschtierfabrikant Steiff kommt mit Eisbär-Lieferungen kaum noch
nach. Derweil führt der Zoo weltweite Lizenzgespräche u.a. mit Japan und den USA.
14.06.2007: Knuts Abnabelungsprozess geht weiter – gut 33 Kilogramm wiegt er jetzt, kann
schwimmen. Hing er einst am Rockzipfel von Thomas Dörflein, erkundet er nun immer öfter allein die
ganze Anlage.
02.07.2007: Knut gibt in seinem Blog bekannt, dass er nicht mehr so richtig auf seinen Ziehpapa hört
und deshalb jetzt morgens nicht mehr mit ihm durch den Zoo streifen darf.
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09.07.2007: Knut empfängt seinen millionsten Zoo-Besucher – und hat sich mit knapp 50 Kilogramm
zum Teenager gemausert. Daher verkündet der Zoo nach 108 Tagen das Ende der täglichen „LiveShows“ mit Knut und Thomas Dörflein. Das Tier könnte für seine Pfleger zu gefährlich werden, meint
der Zoo-Direktor...
19.07.2007: Knut, jetzt 55 Kilo schwer, zieht um – ins Gehege der Brillenbären, die in den Tierpark
Friedrichsfelde in den Ostteil der Stadt ausquartiert wurden. Auf der neuen, größeren Anlage inklusive
Wasserfall ist er ganztägig zu sehen. Gespielt wird mit dem Ziehpapa nun morgens und abends.
August 2007: Knut muss erstmals ohne seinen Ersatzvater auskommen – Thomas Dörflein macht
Urlaub.
24.11.2007: Knut bald kein Einzelkind mehr? Mama Tosca ist vermutlich wieder schwanger – von
seinem Papa Lars.
28.11.2007: Knut gehört dem Zoo von Neumünster – diese Zeitungsnachricht ist ein Wehrmutstropfen
für die Bären-Hauptstadt. Bernhard Blaszkiewitz, Direktor Zoo Berlin, bestätigt, dass Knuts Vater seit
1999 von Neumünster ausgeliehen ist und der Vertrag vorsieht, dass das erste in Berlin geborene
Eisbärenbaby ebenfalls Neumünster gehört.
05.12.2007: Knut feiert seinen ersten Geburtstag – mit einer Torte aus Eis, Obst, Gemüse und
Holzkerze sowie mit Buttercroissants und Weintrauben (seine Leibspeisen). Aus dem kleinen
Knuddelbären ist ein „weißer Riese“ mit stolzen 110 Kilogramm geworden. 2,5 Millionen Menschen
haben ihn schon besucht (das sind doppelt so viele Zoo-Gäste wie sonst pro Jahr) – und zur
Geburtstagsfeier bringen ihm die Gratulanten sogar Ständchen.
06.03.2008: Knut wird Leinwandstar – der Film „Knut und seine Freunde“ feiert Kinopremiere.
Mai 2008: Knut fungiert als Symboltier für die UN-Naturschutzkonferenz in Bonn.
SO LEBEN KNUT UND SEINE FREUNDE
Bärenbabys werden meist zwischen November bis Februar geboren, während die Mutter in einer Höhle
Winterruhe hält. Dort bringt sie pro Wurf ein bis vier Junge zur Welt, häufig sind es – wie bei Knut und
seinem Bruder – zwei. Die Jungtiere sind leicht und sehr klein: Ein Eisbärenbaby zum Beispiel wiegt nur
400 bis 900 Gramm, während seine Mutter 150 bis 300 Kilo auf die Waage bringt.
Groß gezogen werden die Kleinen ausschließlich von ihrer Mama, die zu ihnen sehr liebevoll, in dieser
Zeit aber sonst sehr aggressiv ist und die meisten Eindringlinge, von Männchen bis Menschen, angreift.
Während die Jungen anfangs zwischen drei bis neun Monate gesäugt werden, folgt dann die
Umstellung auf Ernährung ohne Muttermilch. Bis zu drei Jahre bleiben die kleinen Allesfresser
manchmal bei ihrer Mutter – im Schnitt sind sie ca. zwei Jahre zusammen – und lernen in dieser Zeit,
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was sie zum Überleben brauchen. Die Mutter verlässt den Nachwuchs erst, wenn sie sicher ist, dass er
selbständig genug ist.
Sind die Kinder erst einmal „aus dem Haus“, können sie bald eine eigene Familie gründen: Bereits mit
drei bis sechs Jahren werden sie geschlechtsreif. Je nach Art wiegen sie schließlich bis zu 800
Kilogramm (die Männchen unter ihnen können sogar im Alter von zehn oder elf Jahren noch wachsen),
und ihre Lebenserwartung liegt bei ca. 40 Jahren.
Erfolge bei der Handaufzucht in Zoos sind selten, bei Eisbären aber noch schwieriger als bei anderen
Bärenarten. Was wahrscheinlich daran liegt, dass in der Arktis nur wenige Krankheitskeime vorkommen
und Eisbären deshalb weniger abgehärtet sind. Wenn ein Eisbärenjunges wie Knut dann auch noch
ohne die schützende Muttermilch auskommen muss, hat es ein doppeltes Handicap. Auch Knut fehlten
anfangs wichtige Immunstoffe zur Abwehr, er machte einige Krankheiten durch. Die Tierärzte wandten
daher ein Spezialverfahren an: Sie nahmen seiner Mutter Blut ab, stellten daraus ein Serum her und
spritzten Knut davon täglich eine kleine Menge. Dies mag dazu beigetragen haben, ihm über die erste
kritische Zeit im Brutkasten hinweg zu helfen.
FILMOGRAFIE MICHAEL JOHNSON
Geboren 1965 in Berlin als Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen, absolvierte Michael Johnson
dort 1984 auch sein Abitur. Seine Ausbildung erhielt er zunächst an der Akademie der Künste
(Fachbereich Fotografie und Grafikdesign, 1985/86), dann beim Film & TV Studio Eiswerder
(Fachbereich Kamera und Editing, 1986/87). Fortbildungen u.a. im Bereich Produktion in Berlin (bis
1993) und für Regiestudium an der New York University, TSOA, in New York City (bis 1996) schlossen
sich an.
Michael Johnsons Laufbahn begann als Regieassistent. „Liebe Lügen“ mit u.a. Meret Becker, Otto
Sander, Udo Samel und Peter Lohmeyer war im Frühjahr 1997 seine erste Produktion (Regie: Martin
Walz). Als „First Assistant Director“ agierte M. Johnson ab Sommer 1997 in New York. Dort startete er
mit Griffin Dunnes Drama „Lisa Picard is Famous“, einer Produktion von Mira Sorvino und Dolly Hall, in
der Mira Sorvino, ihr Vater Paul, Spike Lee, Sandra Bullock und Charlie Sheen zu sehen waren. Nach
vier weiteren US-Filmen, bei denen er ebenfalls als „First Assistant Director“ arbeitete, kehrte er –
zumindest beruflich – 2001 für „Große Mädchen weinen nicht“ (Regie: Maria von Heland) zurück nach
Deutschland.
Der private Umzug folgte: Seit 2002 lebt Michael Johnson wieder in Berlin, wo er noch im selben Jahr
mit dem Piloten zur Serie „Alicia!“ sein Debüt als TV-Regisseur gab. Danach inszenierte er seinen
ersten eigenen Kinofilm, den Animationsfilm „Nussknacker und Mausekönig“ (2004) und stand in 2007
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Uli Edel als 2nd Unit Director bei der Bernd Eichinger Produktion „Der Baader Meinhof Komplex“
(Veröffentlichung 2008) erfolgreich zur Seite.
Zwischen 2004 und 2007 wirkte M. Johnson ferner als ADR Director beim Animationsfilm „Winnetoons“,
bei 26 Folgen von „3 Freunde“ und Maria Schraders „Liebesleben“ sowie als Dubbing Supervisor von
Peter Jacksons „King Kong“, Steven Spielbergs „Krieg der Welten“ und Chris Millers „Shrek der Dritte“.
Außerdem lieferte er das Drehbuch zum Animationsfilm „Sophie and the Dreambandits“, welches zur
Zeit in Los Angeles produziert wird.
Zurzeit arbeitet Johnson an seinem nächsten Kinofilm, das Mauer-Drama „Divided“ (mit Diane Krüger
und Thomas Kretschmann), für das er mit Co-Autorin Theresa Alto auch das Drehbuch schrieb.
KNUT UND SEINE FREUNDE ist sein erster Dokumentar- und Tierfilm.
Ausgewählte Filmografie – Regieassistenz:
1997
„Liebe Lügen“, Kino (Regie: Martin Walz)
„Above Freezing“, Kino (Regie: Frank Todaro)
1998
„Die Bademeister“, Kino (Regie: Martin Walz)
„Der Bunker“, Kino (Regie: Hans Horn)
1999
„Error 2000“, Kino (Regie: Anders Engstrom)
„Famous“, Kino (Regie: Griffin Dunne“
2000
„Just a Kiss“, Kino (Regie: Fisher Stevens)
„Nancy & Frank“, Kino (Regie: Wolf Gremm)
„Alle lieben Oscar“, Kino (Regie: Gary Winick)
2001
„Große Mädchen weinen nicht“, Kino (Regie: Maria von Heland)
„A Good Night to Die“, Kino (Regie: Craig Singer)
2003
„Übers Wasser wandeln“, Kino (Regie: Eytan Fox)
„In 80 Tagen um die Welt“, Kino (Regie: Frank Coraci)
2005
„Das Geheimnis von St. Ambrose“, TV-Movie (Regie: Michael Wenning)
Ausgewählte Filmografie – Regie:
1993
„Die auf Band sprechen“, Sat 1 TV
1996
„Mister Bird“ New York Film Festival
2002
„alicia!“, TV-Serienpilot
2002-04
„Nussknacker und Mausekönig“, Kino (auch Synchron)
2007
„KNUT UND SEINE FREUNDE“, Kino
2007/08
„Divided“, Kino
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INTERVIEW MIT REGISSEUR UND AUTOR MICHAEL JOHNSON
Herr Johnson, KNUT UND SEINE FREUNDE ist Ihre erste Dokumentation. Was hat Sie gereizt,
sich diesem Genre zu stellen?
Zunächst einmal bin ich schon als Kind in den Zoologischen Garten Berlins gerannt. Und als ich damals
einen kleinen Löwen in den Händen halten durfte, war mein Herz im besten Sinne gebrochen – wie bei
allen Kindern, die Kontakt zu jungen Tieren bekommen. Also fühlte ich mich schon zum Thema des
Films sehr hingezogen.
Außerdem hatte ich schon immer eine große Liebe für Dokumentationen. Denn wenn sie gut gemacht
sind, können sie genauso gut Geschichten erzählen, wie ein fiktionaler Stoff. Man meint immer, dass
Dokumentationen die Realität zeigen. In Wirklichkeit ist es der/die Regisseur(in), der einen großen
Einfluss auf die Handlung nimmt, indem er/sie sich für oder gegen ein dramaturgisches Detail
entscheidet. Diese subjektive Position hat für einen Filmemacher einen großen Reiz – auch für mich.
Auf welche Geschichte und welches Grundthema haben Sie und Ihre Co-Autorin Theresa Alto
sich beim Drehbuch konzentriert?
Der Film erzählt drei Geschichten – von Knut und seinem Pfleger Thomas Dörflein, einer
Eisbärenfamilie in der Arktis und zwei Braunbärenwaisen in Weißrussland –, die wir miteinander zu
einer Story verbinden wollten. Das Grundthema dabei ist das der Familie: Es gibt sie, heutzutage mehr
denn je, auch bei den Menschen in den unterschiedlichsten Formen, so, wie wir es bei den Bären
erleben. Das heißt: Es gibt heile Familien wie die der Eisbären in der Arktis, es gibt „Patchwork“Familien – etwa wie bei Knut und seinem Ersatzvater – und auch Kinder, die ohne Eltern aufwachsen.
Trotzdem ist es bei Bären wie Menschen möglich, eine glückliche Kindheit zu haben. Im übertragenen
Sinne wollten wir vermitteln: Solange man zueinander hält, ist alles möglich und alles zu schaffen, kann
jeder überleben und aus seinen Lebensumständen das Beste machen.
Was speziell Knuts Zooleben betrifft, so wollten wir weder Einzelheiten, die jeder längst aus der Zeitung
oder dem Fernsehen kennt, wiederholen, noch wollten wir den Film mit zu vielen Informationen
überfrachten. Deshalb haben wir viele Details weggelassen oder zeigen sie nur in Bildern – allerdings
wohl portioniert, eben zugunsten der „Familienbande“, die aus Knut, Thomas Dörflein und dem weiteren
Zooteam besteht.
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Wie kam es dabei zu der poetischen Idee, den Wind quasi als Bindeglied für die drei
Handlungsstränge einzusetzen?
Wir brauchten eine Art „Dach“ für die Zusammenführung der Geschichten, die zwar inhaltlich ähnlich
sind, technisch jedoch sehr unterschiedlichen Bedingungen unterlagen. In der Wildnis beispielsweise ist
es gar nicht möglich, so nah an die Bären heranzukommen wie in einem Zoo. Aus der Arktis fehlte uns
also fast komplett der Ton, denn dort können Kameraleute nur mit Zoom arbeiten – alles andere wäre
zu gefährlich, wegen der Eisbären. Diese Aufnahmen haben wir deshalb später, nach Beratungen von
Tierexperten, mit Grunzen und Brummen nachträglich vertont.
Diese Bedingungen hatten zwangsweise Einfluss auf Dramaturgie und Stil. Um die drei Geschichten so
ähnlich wie möglich zu zeigen, nahmen wir überall, auch bei Knut, eine persönliche
Beobachtungshaltung ein. In Folge zeigen wir die Zoobilder mit Thomas Dörflein ebenfalls nicht in Form
von direkten On-Screen-Interviews, sondern mit Distanz und geben ihnen damit denselben Freiraum,
der uns durch die Wildnis vorgegeben war.
Gerade deshalb aber musste besagtes Bindeglied her. So kam es dann zum Erzähler, der alle Bilder
kommentieren und erklären sollte. Ihn als Wind auftreten zu lassen, war die Idee meiner wunderbaren
Co-Autorin Theresa Alto. Der Wind beschäftigt uns alle, ob Menschen oder Tiere: Er spendet Leben,
etwa, indem er Blumensamen verteilt, er bringt und beeinflusst auch die Jahreszeiten und bestimmt das
Klima. Er ist auf der Erde also allgegenwärtig und damit so wichtig wie die Sonne – eine Naturgewalt,
von der wir abhängen.
Worauf ist bei der Arbeit mit Raubtieren besonders zu achten?
In der Natur müssen Filmemacher vor allem die Gefahren richtig einschätzen, die von Bären ausgehen:
Man darf sich ihnen nicht zu sehr nähern, denn sie könnten Menschen als Eindringlinge sehen und sie
angreifen. Am schwierigsten ist es, eine Jagd in der Arktis zu drehen, das ist kaum möglich, da
ungeschützt auf weiter Eisfläche viel zu gefährlich. In Wäldern hingegen, wie beispielsweise in
Weißrussland, ist das etwas einfacher – dort kann sich ein Kamerateam zumindest hinter Bäumen und
Büschen verstecken.
Und Knut ist eigentlich immer noch kein „echtes“ ausgewachsenes Raubtier, nach wie vor ist bei ihm
vieles noch spielerisch. Nur, wenn er Hunger hat, ist mit ihm nicht zu spaßen... Aber er würde zum
Beispiel nie seinen Pfleger angreifen, von dem er weiß, was er ihm zu verdanken hat. Ich selbst hatte
nun ja das Vergnügen, Knuts Bekanntschaft zu machen, aber gefährlich erscheint Knut vielleicht nur
wegen seiner Größe, seines Gewichts und der Kraft, die er inzwischen hat. Doch noch ist er ein Baby
und würde niemandem etwas zuleide tun.
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Was können kleine und große Kinogänger in KNUT UND SEINE FREUNDE erleben?
Zunächst einmal kommen Knuts Fans sehr auf ihre Kosten. Selbst Bildmaterial, das man vielleicht
vorher schon im Fernsehen gesehen hat, können wir viel ausführlicher und ruhiger zeigen – das ist der
Vorteil des Kinos, das sich dafür einfach mehr Zeit nehmen und die Aufnahmen auf der Leinwand ja viel
größer und damit besser präsentieren kann. Ebenso sind wir mit dem Film noch näher an Knut dran,
bieten beispielsweise viele Details wie Tatzen in Großaufnahme – auch das hat eine andere Dimension
und wirkt deshalb noch authentischer. Das heißt: Im Kino lässt sich eine noch engere Beziehung zu
Knut herstellen, weil die Erlebnisse mit dem Liebling unvergleichlich sind. Außerdem: Wer Knuts erste
Lebensmonate verfolgt hat, wird als Überraschung weiterhin ganz neue Aufnahmen entdecken.
Und wer bisher kein Fan von Knut war, den wird der Film spätestens jetzt zu einem treuen Anhänger
machen... Und der wird auch sonst Bären hinterher viel mehr mögen und verstehen als vorher. Denn
unsere Geschichte birgt einfach ein großes Identifikationspotenzial, das mir vorher selbst so nicht klar
war: Kleine Bären sind den Menschenkindern sehr ähnlich. Sie sind zum Knuddeln, wollen lernen und
am Leben teilhaben, haben deshalb überall ihre Pfoten drin, treiben auf ihren neugierigen
Entdeckungsreisen viel Unsinn, wollen permanent beschäftigt werden... Thomas Dörflein beispielsweise
reibt seinen Schützling mit Babyöl ein, die Braunbärenjungen klettern zum Äpfelklauen in ein leer
stehendes Haus, und in der Arktis wird begeistert im Schnee gebadet. Zwischendurch wird nach
Herzenslaune gespielt und das Kräftemessen geprobt. Das sind alles Phänomene, die nicht nur Kinder,
sondern auch Erwachsene gut kennen – und das verbindet.
Die Bilder zeigen seltene, hautnahe Einblicke in das Leben von Bärenkindern in der freien
Wildbahn. Was hat Sie persönlich dabei am meisten fasziniert?
Sicher am meisten die Phänomene, die ich eben beschrieb. Aber ich war schon bei den Recherchen
erstaunt. Dass Bären auf Bäume klettern, Honig mögen, groß und schwer sind – das wissen wir alle. Ich
erinnerte mich auch gut an ein persönliches Erlebnis, das ich einmal nahe New York beim
Heidelbeerensammeln im Wald hatte, da tauchte ein Bär auf, der mich prompt in Panik versetzte und für
einen heftigen Adrenalinstoß sorgte... Das war eine unangenehme Begegnung, die zu unserem
allgemeinen Bild vom Bären und zu vielen bekannten Schauergeschichten passt.
Aber dass die einige Eskimostämme glauben, die Menschen würden vom Eisbären abstammen, hat
mich fasziniert. Allerdings ist an dieser Mythologie etwas dran, wenn man die Tiere länger beobachtet.
Und so fühlt man sich dann automatisch zu Bären hingezogen. Auch zu den Bemühungen von
Tierschützern, ihren Lebensraum – ob in den Wäldern oder in der Arktis – zu erhalten. Wahrscheinlich
hätte ich diese Erkenntnisse ohne diesen Film gar nicht bekommen.
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Es gibt noch einen Mythos: den „Knut-Mythos“. Was zeichnet den, Ihrer Meinung nach, aus?
Er hat sicher etwas mit dem Teddybär-Mythos zu tun: Menschen mochten schon immer kleine Bären
mit einem hübschen Gesicht, zudem mit einem weißen Fell. Bei Knut kommen mehrere Dinge dazu: Er
ist ein mutiger Bär mit Lust aufs Leben, immer fröhlich, obwohl er durch den Verlust seiner Mutter ein
Päckchen zu tragen hat. Die extremen Bedingungen, die er zu überleben hatte, ohne Muttermilch, mit
großer Infektionsgefahr, scheinen ihm nichts ausgemacht zu haben. Eine gleichermaßen erstaunliche
wie glückliche Entwicklung, denn trotzdem wurde er zu einem kleinen Clown, der stets zu Späßen
aufgelegt, sehr hell und wach ist. Nicht zuletzt der rührende Einsatz seines Ziehvaters, dessen Liebe
und Fürsorge haben irgendwie auch etwas von einem kleinen Märchen. Und das in einer Welt, die
längst sehr laut und unromantisch geworden ist.
Sind Sie Knuts Charme bei Ihrer Arbeit auch erlegen?
Na klar! Seinem Charme kann man sich ja gar nicht entziehen... Selbst nach hunderten von Stunden
und langen Nächten im Schneideraum finde ich Knut absolut bezaubernd! Das habe ich auch bei den
ersten Testscreenings des Films sofort gespürt: Viele Zuschauer sind einfach nur hin und weg von ihm.
Ihr Fazit, bitte: Was nehmen Sie persönlich von KNUT UND SEINE FREUNDE mit?
Besonders die Inspiration, sich um Bären zu kümmern und sich für sie zu engagieren. Weil: Ihre Welt ist
schön, und ihre Welt ist unsere Welt. Wenn wir auf die Bären gucken, dann schauen wir auch auf
unseren eigenen Lebensraum, der beispielsweise durch das Abschmelzen der Arktis mindestens so
bedroht ist wie die Existenz der Eisbären.
Der Film hat sowieso viel mit meiner Einstellung zur Umwelt zu tun: Ich versuche Strom und Wasser zu
sparen, möglichst wenig Auto zu fahren, um meinen eigenen Teil zu leisten. Auch dieser Film ist für
mich ein Beitrag, etwa auf den Klimawandel hinzuweisen. Aber wichtig war mir und uns, dass wir darauf
nicht mit dem Zeigefinder verweisen. Es sind die Bilder, die wir zeigen, die eine eigene Sprache
sprechen und einfach zu Herzen gehen. Das genau ist der Ort, von dem all unsere Motivation ausgeht,
der deshalb die größte Überzeugung für unser Handeln erwirken kann.
Und ich denke, dass ich durch KNUT UND SEINE FREUNDE auch ein echter Bärenliebhaber geworden
bin.
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