Studienfragen zur Klinischen Psychologie

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Studienfragen zur Klinischen Psychologie
Prof. Dr. A. Vukovich, Univ. Regensburg
Studienfragen zur Klinischen Psychologie
Allgemeine Fragen
a) Klinische Psychologie
Definition nach Inhalt und Methoden, Abgrenzung gegenüber Nachbarfächern, Teilgebiete, Grundzüge der historischen Entwicklung, Überblick über Hauptrichtungen, gegliedert nach anthropologischen Modellen (z.B. Psychoanalyse, humanistische Psychologie, behavioristisches Persönlichkeitsbild) oder nach Methoden der Datenerhebung und -interpretation. Rechtliche Stellung des
klinischen Psychologen und berufsständische Probleme.
b) Kommunikationspsychologische Grundlagen
Prinzipien klinischer Gesprächsführung, Anwendungsfelder (Erstinterview, Beratungsgespräch,
diagnostisches Interview, Psychotherapie, Sensibilitätstraining), kommunikationspsychologische
Grundbegriffe der Gesprächsanalyse (Kommunikationsgerüst, Strategie, Taktik, Informations- und
Argumentationsfiguren).
Nosologie
a) Systematik psychischer Störungen
Grundbegriffe (Symptom, Syndrom), Einteilungsprinzipien und Klassifikationssysteme (WHO,
psychoanalytische Einteilung, dimensionaler Ansatz, z.B. Eysencks Klassifikation, psychiatrischbiologischer Ansatz, verhaltenstherapeutischer Ansatz), Definition und Abgrenzung von Neurose,
Psychose, Psychopathie, Borderline, Störung, abnorme Erlebnisreaktion.
b) Abweichendes Verhalten
Krankheitseinheit nach Kraepelin, Krankheitsbegriff (Scott, WHO, einzelne therapeutische Schulen),
Normproblem (statistisch, ideal, funktional, soziokulturell), Modelle psychischer Störungen
(medizinisches Krankheitsmodell, labeling-approach, interaktionistischer Ansatz), soziale Aspekte
einzelner Neuroselehren (Abgrenzung zu Asozialität, Kriminalität), genetische Faktoren bei
psychischen Störungen, Kernvariablen der Entwicklung von Verhaltensstörungen (epidemiologische
Befunde, kovariierende intraindividuelle Disposition -Temperament, Intelligenz, Schulleistung, usw.-,
externe Kovariablen - prä- und perinatale Einflüsse, Elternverhalten und Erziehung, soziale Schicht-),
transkulturelle Aspekte pathologischen Verhaltens (Krankheitsbilder in ihrer Beziehung zur Kultur).
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c) Diagnostik in der Klinischen Psychologie
Grundzüge der klinischen Urteilsbildung, Differentialdiagnostik neurotischer, psychotischer, psychopathischer Störungen, Technik der Anamneseerhebung, Anamneseschemata, Stellenwert und Methode
der Diagnostik in den wichtigsten Therapieeinrichtungen, Diagnostik in Erziehungs- und Familienberatung, Diagnostik hirnorganischer Störungen, Grundzüge des diagnostischen Interviews,
behaviorale Diagnostik (SORKC-Schema, weitere verhaltensanalytische Schemen), einschlägige
Ratingverfahren, Persönlichkeitsfragebögen, objektive und projektive Testverfahren, physiologische
Meßmethoden (EEG, EOG, EMG, EDA, usw.) Grundzüge der Personenwahrnehmung und der
Attributionstheorie.
d) Einzelne Erklärungsmodelle psychischer Störungen
1. Psychoanalytische Krankheitslehre (klassisch)
Grundzüge der Triebtheorie
Trieb, Repräsentanz, Entwicklungsstufen der Trieborganisation und der Objektbeziehungen (Phasenlehre, Partialtriebe und erogene Zone, Objektwahl, Autoerotismus, primärer und sekundärer Narzißmus), Eros und Todestrieb, Rolle der Aggression, Libido-Quantumtheorie, entwickelte, illusionäre,
mögliche, aktuelle Besetzung, Überbesetzung, Triebmischung und -entmischung, Affekt, Triebkomponenten, -quelle, -ablauf, -regung, -ziel.
Struktur und Funktionsweise des psychischen Apparats
Genese und Funktion von Ich, Es, Über-Ich, Soziomorphes Persönlichkeitsmodell, Fehlleistung, Rolle
der Angst (Signalangst, automatische Angst), unbewußt, vorbewußt, bewußt, Abwehr, Abwehrmechanismen (Arten, ichsynton, ichdyston), Konstanz-, Realitäts-, Lust/Unlustprinzip, Wiederholungszwang, Trauerarbeit.
Allgemeine Neurosenlehre
Typen krankheitsveranlassender Konflikte, Anlässe und Ursachen der neurotischen Erkrankung
(traumat. Situation, dispositionelle Faktoren, äußere und innere Versagung), Symptombildung,
Charakterneurose, Neurosenwahl, Krankheitsgewinn und Realitätsverlust, sexuelle Ätiologie der
Neurose, Urszene und Urphantasie, Deckerinnerung, Fixierung und Regression, Ambivalenz,
diagnostisches Profil, Sexualisierung und Aggressivierung von Ich-Funktionen, narz. Kränkung und
Kompensationsmöglichkeiten, Neurose als Negativ der Perversion.
2. Weitere psychoanalytische Beiträge
Die Neurosenlehre C. G. Jungs
Archetypus, kollektives und persönliches Unbewußtes, Anima und Animus, Persona, Komplex,
Selbst, Individuation.
Die Neurosenlehre A. Adlers
Minderwertigkeit, Kompensation, Überkompensation, Sozialgefühl, nervöser Charakter.
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d) Einzelne Störungsformen
Für die folgenden Störungsformen ist neben den speziell angeführten Aspekten jeweils anzugeben:
− allgemeines Erscheinungsbild
− Genese
− wesentliche theoretische Erklärungsansätze
− durchschnittlicher Verlauf mit und ohne therapeutische Eingriffe
− Verbreitungshäufigkeit
Psychosen
a) Körperlich begründbare psychische Störungen
Organisches Psychosyndrom, Affektinkontinenz, typische Denkstörungen, hirnlokales Psychosyndrom, amentielles Syndrom, Delir, Dämmerzustand, euphorisch-expansives Syndrom, akuter
exogener Reaktionstyp.
Alkoholpsychosen
Delirium tremens, Korsakow-Syndrom, Alkohol-Halluzinosen, alkoholischer Eifersuchtswahn,
Stadieneinteilung nach Jellinek, einfacher, komplizierter, pathologischer Rausch, Wernickesche
Krankheit.
Psychosen bei intrakraniellen Infektionen
Progressive Paralyse, epidemische Encephalitis, intrakranielle Infektionen.
Psychosen bei organischen Hirnstörungen
Hirnarteriosklerose, cerebrale Durchblutungsstörungen, Epilepsie (generalisierte Krampfanfälle,
psychomotorische Anfälle, Herdanfälle, kleine epileptische Anfälle, status epilepticus, epileptische
Demenz, epileptische Wesensveränderung), degenerative Erkrankung des ZNS (Morbus Pick), Hirntraumen (Contusio, Commotio, Compressio cerebri), frühkindliche Hirnschädigungen, Störungen bei
präsenilen und senilen Hirnkrankheiten.
b) Endogene Psychosen
Schizophrenie
Schizophrenia simplex, hebephrene, katatone, paranoide Form, latente Schizophrenie, schizophrene
Rest- und Defektzustände, Schizoaffektive Psychosen, Wahnentwicklung, sensitiver Beziehungswahn,
Querulantenwahn, symbiotischer Wahn, Wahnthemen, Formen des Wahnerlebens, Halluzinationen,
Pseudohalluzinationen, Illusionen, Pareidolien, Eidetische Phänomene, Kriterien des Wahns, primäre
und sekundäre Symptome der Schizophrenie, Borderline-Syndrome, Erklärungsmodelle zur
Schizophrenie (Ableitung des Wahns nach Freud, Fixierungsstellen und Formen der Regression,
Verlust der Übertragungsfähigkeit, mangelnde Ich-Besetzung nach P. Federn, Ergebnisse der Familienforschung, schizoidiefördernde Familienkonstellation, double-bind-Ansatz nach Bateson et al.,
Laings Konzept der Mystifizierung).
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Sonstige
Entwicklungslehre nach Erikson, Sullivan: zwischenmenschlicher Charakter der Persönlichkeitsentwicklung, Dissoziation, parataxische Verzerrung; Schultz-Hencke: Hemmung und Fehlsteuerung
des menschlichen Antriebserlebens, zwischenmenschliche und innerpsychische Antinomik, die
neurotische Charakterstruktur.
3. Verhaltenstherapeutische Krankheitslehre
Allgemeine Fragen
Lerntheoretische Erklärung der Genese und Stabilisierung psychischer Störungen, die wesentlichen
Lernparadigmen, diskriminative Stimuli, Reiz-Reaktions-Generalisierung, Extinktion, positive und
negative Verstärkung, Trieb und Hemmung in der Sicht der Lerntheorien, Sättigung, Rolle der
Sprache (speziell Selbstverbalisation), der Einfluß kognitiver Mediatoren, neurotisches Paradoxon,
Neurose als fehlangepaßtes Verhalten, Ermüdung, Einflüsse der Reaktionswiederholung (reaktive,
konditionierte Hemmung).
Spezielle Aspekte
Pawlows Neurosentheorie und die Fortführung durch Salter (Erregungs- und Hemmprozesse,
Irradiation), α-, β-, γ, =Hypothese von Dunlap, Versuch einer Synthese von Lerntheorie und Tiefenpsychologie von Dollard & Miller (Hauptfaktoren der Neurose, sekundäre Motivation, gelernte Verstärkung, gelernte Triebe, Beschränktheit, Syptomhauptgruppen, Konfliktkonstellationen zwischen
Annäherung und Vermeidung), Mowrers Neurosentheorie (Disproportionalität von Affekten, Angst
als konditionierte Form der Schmerzreaktion, Zweifaktorentheorie), das Prinzip der reziproken
Hemmung bei Wolpe, Eysencks Neurosentheorie, der Erwerb von Verhaltensweisen nach Bandura
(Modelllernen), locus of internal and external control nach Rotter, skill-learning, ErfolgsMißerfolgsorientiertheit, soziales Lernen (Vorbildwirkung, Imitation, stellvertretende Verstärkung,
Variablen des Beobachtungslernens, Identifikation, Internalisation und inzidentelles Lernen,
Vermeidungs-, Annäherungs-, Fluchtreaktion, Ermüdung.
4. Sonstige
Von den folgenden psychotherapeutischen Richtungen sind die Grundzüge der Krankheitslehre
hinsichtlich Zustandsbild, Genese, Verlauf, therapeutische Eingriffsmöglichkeit, Psychodynamik von
psychischen Störungen anzugeben:
Gestalttherapie, Gesprächstherapie, Rationale Psychotherapie, Transaktionsanalyse, Primärtherapie.
Affektive Psychosen
Einteilungsschemen depressiven Erlebens, das sog. melancholische Wahnerleben, Vitalsymptome und
vegetative Störungen, körperlich begründbare Depressionen (Klimakterium, Schwangerschaft, usw.),
Kriterien manischen und depressiven Erlebens, Erklärungsmodelle zu affektiven Psychosen.
Andere Psychosen
Involutionspsychosen, reaktiver Erregungszustand, akute paranoide Reaktion.
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Psychogene Störungen
a) Neurosen
Angstneurose
Abgrenzung zur Phobie, Realangst, Existenzangst, frei-flottierende, neurotische Angst, Angst vor der
Angst, physiologische Begleitprozesse, klassische Experimente zur Angstentstehung (Schachter).
Hysterie
Konversion und Dissoziationssymptome, Abgrenzung zu psychogenem Dämmerzustand und Pseudodemenz.
Phobie
Phobien vor externen und internen Reizen, Extinktion und Vermeidungsverhalten.
Zwangsneurose
Zwangsvorstellungen, -impulse, -handlungen, Abgrenzung zur anankastischen Persönlichkeit,
Zwangsneurotiker als „übersozialisierte“ Persönlichkeiten, zwangsneurotische Symptome im Dienste
der Angstreduktion.
Depressive Neurose
Differentialdiagnostik zur endogenen Depression und Trauerreaktion, psychoanalytischer Erklärungsansatz (Freud, Abraham, Jacobson), verhaltenstheoretische Modelle (Seligman, Lewinsohn,
Beck), typus melancholicus, Entlastungs- und Erschöpfungsdepression, Suizid (Kriterien zur Beurteilung der Suizidgefahr, Häufigkeit, Prävention, Prinzipien der Krisenintervention).
Neurasthenie, Hypochondrie, Depersonalisationssyndrom, Organamnese
Arten von Entfremdungseindrücken, Herzneurose, Organneurose.
b) Psychopathien und Charakterstörungen
Einteilung psychopathischer Persönlichkeitstypen nach K. Schneider, Kritik und Erklärungswert.
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c) Sexuelle Verhaltensabweichungen
Störungen der sexuellen Annäherung, Störungen der sexuellen Stimulation (Erektionsstörungen,
Impotenz, Erregungsstörungen der Frau), Koitusstörungen (Vaginismus, schmerzhafter Koitus, vorzeitige oder ausbleibende Ejakulation, Ejakulation ohne Orgasmus, Orgasmusschwierigkeiten der
Frau, primäre und situative Anorgasmie). Zustandsbild und Ätiologie.
Sexuelle Verhaltensabweichungen hinsichtlich des Objekts und der sexuellen Aktivität (Homosexualität, Fetischismus, Pädophilie, Transvestismus, Exhibitionismus, Masochismus, Sadismus,
Voyeurtum, Sodomie, Inzest). Zustandsbild und Ätiologie.
Biologische Aspekte der Sexualität (Sexualverhalten im Artenvergleich, Phylogenese der Sexualität,
humanethologische Sicht), wichtige empirische Befunde zur sexuellen Reaktion nach Masters &
Johnson (männlicher und weiblicher Reaktionszyklus, Physiologie des Orgasmus).
d) Sucht und Mißbrauch
Süchtige Fehlhaltung, Mißbrauch, Gewöhnung, Abhängigkeit, Alkoholismus (Phasen und Typisierung
nach Jellinek, Entgiftung, Entziehung, Selbsthilfeorganisationen), Toxikomanie (Überblick über
Hauptformen der Medikamentensucht, Opiate und Betäubungsmittel, Analgetika, Schlafmittel,
Stimulantien, Psychodysleptika, Nikotin).
e) Geistige Behinderung (Oligophrenien)
Abgrenzung von Debilität, Imbezillität, Idiotie; Oligophrenien als Folge traumatischer Schädigung,
von Stoffwechselerkrankungen (Enzymdefekt), von genetischen Anomalien (Chromosomenaberration, Down-Syndrom, Klinefelter-Syndrom, usw.).
f) Sonstige Störungen
Arbeitsstörungen, soziale Unsicherheit, Sprach- und Sprechstörungen (Sprachentwicklungsstörungen,
Störungen der Aussprache, Störungen der Rede, Stottern, Poltern, Mutismus), Legasthenie, Enuresis,
Erziehungsschwierigkeiten, Schulversagen, Lernstörungen, Verhaltensdefizite, Schlafstörungen, Eheund Partnerprobleme.
Psychotherapieforschung
a) Allgemeine Methodenprobleme in der Psychotherapieforschung
Wesentliche Forschungsparadigmen (Feld-, Labor-, Simulationsforschung), Datenerhebung (Erhebung somatischer, psychologischer, sozialer und sozialpsychologischer Daten), Probleme der Datenreduktion, Stichprobenauswahl, Kontrolle von Störvariablen, Möglichkeiten und Probleme der
Dokumentation (Datendokumentation und Informationssysteme, rechtliche Aspekte), Probleme der
Nachuntersuchung, Modellkonstruktion im Bereich der Klinischen Psychologie (deskriptive,
kybernetische, mathematische Modelle), das Problem des hermeneutischen Erschließens von Fremdpsychischem (z.B. in der psychoanalytischen Methode).
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b) Probleme der Datenauswertung
Multivariate Verfahren in der Klinischen Psychologie, Verfahren zur Gruppierung (Eigenschafts- vs.
Typenmodell, Dimensionanalyse, Clusteranalyse), Verfahren der Klassifikation, globale Schätzung
des Therapieerfolgs vs. detaillierte Veränderungsmessung, die gebräuchlichsten Erfolgskriterien und
ihre Erfassungsmethoden (Rating, objektive und projektive Testverfahren, Fragebögen, objektive
Ereignisse, Analyse von Therapieprotokollen, inhaltsanalytische Verfahren, psychophysiologische
Meßkriterien, Verhaltensbeobachtung), Verfahren der Veränderungsmessung (Differenzbildung, Regressionsabweichung, nichtparametrische und faktoranalytische Verfahren), Prüfung statistischer
Hypothesen bei situationsabhängigen Einzelfalldaten und bei seriell abhängigen Daten.
c) Einzelne Forschungsmethoden
Experiment (Entscheidungs-, Erkundungs-, Feld-Experiment), Therapieanalogstudien, Einzelfallstudien (Fallgeschichte mit und ohne Messung, Einzelfallexperiment), Einzelgruppenpläne (mit PräPost-Messung, Zeitreihenplan, äquivalenter Zeitstichprobenplan), Kontrollgruppenpläne (Prä-PostKontrollgruppenplan), Solomon-Viergruppen-Versuchsplan, Eigenkontrollgruppen, Fremdkontrollgruppe, Placebo-Kontrollgruppe, Bedeutung von Spontanremissionen, ABAB-Design, multipler
Grundkurvenplan.
Psychotherapeutische Methoden
a) Allgemeine Fragen zur Psychotherapie
Definition der Psychotherapie, Indikation von Psychotherapie und Psychotherapieformen,
Präventivforschung, Probleme der psychosozialen Versorgung, Gemeindepsychiatrie, soziokulturelle
Funktion von Psychotherapie, das Problem individueller Freiheit, Wiederanpassung oder Verselbständigung des Klienten.
b) Einzelne Therapieformen
Für die folgenden Therapieformen ist, neben den speziell angeführten Punkten, stets anzugeben:
− Grundzüge der historischen Entwicklung
− philosophischer und anthropologischer Hintergrund
− Grundzüge des therapeutischen Vorgehens
− Indikation
− Spezielle diagnostische Verfahren (z.B. U-Fragebogen beim ATP)
− Grundzüge der jeweils typischen Art klinischer Gesprächsführung
− Wesentliche Therapeuten- und Klientenvariablen (z.B. Anforderungen an den Klienten)
− Technische Randbedingungen
− Zielsetzung
− Kenntnis der wichtigsten empirischen Befunde
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1. Psychoanalytische Therapie
Klassische Psychoanalyse
Widerstand
Arbeitsdefinition, klinisches Erscheinungsbild, Widerstand und Abwehr, Widerstand und Regression,
Klassifikation von Widerständen, Technik der Widerstandsanalyse, spezielle Probleme beim Analysieren von Widerständen, technische Regeln in Bezug auf Widerstände.
Übertragung
Arbeitsdefinition, klinisches Erscheinungsbild, Ursprung und Natur der Übertragungsreaktion, Übertragungsneurose, Arbeitsbündnis, Klassifikation von Übertragungsreaktionen, positive und negative
Übertragung, Übertragungswiderstände, Technik der Übertragungsanalyse (Abstinenzregel, Spiegelhaltung), Zeitpunkt der Analyse von Übertragungsreaktionen, technische Schritte, besondere Probleme (akute Gefühlsstürme, Montagsstunde, Analytikerwechsel, usw.), Gegenübertragung.
Psychoanalytische Situation
Anforderungen der Psychoanalyse an den Klienten und den Analytiker, Produktion von Material
(freie Assoziation), Konfrontation, Klärung, Deutung, Durcharbeiten, nicht-analytische therapeutische
Verfahren (Katharsis, Suggestion, Manipulation, Behandlungssetting).
Andere psychoanalytische Richtungen
Grundzüge der therapeutischen Methoden von C.G. Jung und A. Adler, Grundzüge der sog. IchAnalytik nach Horney, A. Freud, Hartmann.
2. Gesprächspsychotherapie
Wesentliche Vorgänge beim Klienten
Selbstexploration, Indikation der Selbstexploration, Befunde zur Bedeutung der offenen aktiven
Auseinandersetzung mit dem persönlichen Selbst, Begleit- und Folgevorgänge der Auseinandersetzung des Klienten mit sich selbst, psychische Veränderung des Klienten am Ende und nach der
Gesprächstherapie, Operationalisierung in Schätzskalen, Ideal- vs. Selbstkonzept.
Haltung und Aktivität des Therapeuten
Die drei notwendigen und hinreichenden Therapeutenvariablen nach Rogers, Inhalt und Form, Topik
des direktiven, nicht-direktiven, klientenzentrierten Gesprächsverhaltens, Operationalisierung in
Schätzskalen.
Behandlungssetting
Äußere Bedingungen gesprächspsychotherapeutischen Vorgehens, die Rolle der Gesprächsinhalte.
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Sonstige Aspekte
Lerntheoretische Erklärungsversuche zur GT, experiencing nach Gendlin (implizit vs. explizit,
4 Phasen der therapeutischen Entwicklung, Inhalts- und Verdrängungsparadigma, frozen holes,
focusing), Prinzipien der therapiebegleitenden Datenerhebung (Q-sort).
3. Verhaltenstherapie
Systematische Desensibilisierung
Sukzessive Approximation, Aufbau der Angsthierarchie (Itemierung, Skalendimensionen, Rangreihe
usw.), Aufbau von angstinkompatiblem Verhalten, Prinzipien der Durchführung, Kontrolle von Verlauf und Erfolg, in-vivo Desensibilisierung, stellvertretende und Kontaktdesensibilisierung, Desensibilisierung in Gruppen.
Selbstsicherheitstraining
Verhaltensregeln nach Salter, Operationen des assertiveness training nach Wolpe, Prinzipien der
Trainingsprogramme von Ullrich de Muynck & Ullrich, von Feldhege & Krauthahn, Einzeltechniken
innerhalb des Selbstsicherheitstrainings (Motivierung und Ermutigung, kognitive Umstrukturierung,
Rollenspiel, soziale Verstärkung, operante und instrumentelle Selbstverstärkung, Modelllernen, Invivo-Training).
Aufbautechniken
Token-Verstärkungssystem, contingency contracting, Premack-Prinzip, shaping, chaining, fading,
guidance.
Extinktionstechniken
Contingency management, graduated extinction, covert extinction, negative practice, stimulus
satiation, response prevention, stellvertretende Extinktion, time-out, response cost, ignoring, flooding,
implosion, habituation, Prinzipien und Methoden der Aversionstherapie.
Selbstkontrolltechniken
Thought stopping, Selbstinstruktion, Selbstbeobachtung, -bewertung, -verstärkung, Planung, Selbstproduktion von Reizen und Reizdiskrimination, operante Methoden der Selbstkontrolle durch aversive
Stimuli oder positive Verstärkung.
4. Gestalttherapie
Einfluß der Gestaltpsychologie, organismische Selbstregulation, Organismus- Umwelt- Interaktion,
Awareness, Selbst und Ego, Excitement, Hier-und-jetzt-Prinzip, Theorie der Veränderung und
Widerstand, Introjektion, Projektion, Konfluenz, Retroflexion, Schweiftechnik, heißer Stuhl.
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5. Rationale Psychotherapie
Irrationale Ideen, die nach Ellis psychische Störungen verursachen und aufrechterhalten, Genese und
Konstanz von Einstellungen, Einstellungsänderung und Kommunikation (Quellen-, Nachrichten-,
Kanal-, Empfänger-, Zielvariable), Grundannahmen des Therapiekonzepts von Ellis, A-B-C-D-ESequenz, Grundposition zur Wechselwirkung von Emotion, Kognition und Verhalten, Einzeltechniken (sokratischer Dialog, Imaginationstechnik, Empathieübungen usw.), das Prinzip der Selbstattribuierung in der Realitätstherapie nach Glasser.
6. Weitere therapeutische Richtungen
Grundzüge der Transaktionsanalyse (Spiel im Sinne von Berne, Ich-Zustände und Strukturanalyse,
komplementäre, Überkreuz-, anguläre, Duplex-Transaktionen, Skript, Verfahren, Ritual).
Grundzüge der Logotherapie nach Frankl (Existenzanalyse, paradoxe Intention, Dereflexion, noogene
Neurose).
Grundzüge der Primärtherapie nach Janov (Schmerz, Neurose und Vermeidung von Schmerz, Erscheinungsformen des Schmerzes).
Katathymes Bilderleben nach Leuner
7. Entspannungstechniken
Passive vs. aktive autosuggestive und entspannende Verfahren, Entspannungsreaktion, Grundzüge des
autogenen Trainings, gestufte Aktivhypnose, Meditationsverfahren, Progressive Relaxation nach
Jacobson, Biofeedback-Verfahren, neuropsychologische und verhaltenstheoretische Erklärungsansätze des Entspannungsprozesses und seiner Wirkung, Methoden der Hypnoseinduktion, Beispiele
von Rapportfiguren.
8. Therapeutische Interventionen in Gruppen
Grundprinzipien der analytischen Gruppenpsychotherapie (Bion, Schindler, Heigl-Evers, usw.),
Encounter, Psychodrama, gruppendynamische Verfahren (Skill-, Sensitivity-, Organisations-, Partnerschafts-, Marathon-, Efficiency-Training), spezifische Heilfaktoren in der Gruppentherapie, Prinzipien
der Zusammensetzung von Therapiegruppen, Rolle des Therapeuten unter Berücksichtigung der
therapeutischen Richtung.
Randgebiete zu Nachbardisziplinen
a) Zur inneren Medizin: Psychosomatik
Systeme psychophysiologischer Zusammenhänge
Physische Funktionen, die aus psychischen Quellen beeinflußt werden, Spezifität emotionaler
Faktoren bei somatischen Störungen, Beziehungen zwischen nervösen und hormonalen Ablaufsformen, Persönlichkeitstyp und Krankheit, auslösende Familienkonstellationen.
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Allgemeine Psychosomatik
Überblick zur historischen Entwicklung der Psychosomatik (Freud, Groddeck, v. Uexküll,
Alexander); Systematik der psychosomatischen Krankheitsbilder (Ausdruckskrankheit, Bereitstellungskrankheit, funktionelles Syndrom, sekundäre Ausdruckskrankheit), Konversion, Notfallreaktion, Streß, Rentenneurose, Organwahl, Organsprache, Organdefizit, Krankheit und soziokultureller Konflikt.
Spezielle Psychosomatik
Eß- und Schluckstörungen, Störungen des Gastrointestinaltraktes, der Ausscheidungsfunktionen, des
Sexualapparates, der Gelenk- und Skelettmuskulatur, Fett- und Magersucht, Atemstörungen und
Asthma bronchiale, nervöse Kopfschmerzen und Migräne, Herzkreislaufbeschwerden (Herzerkrankungen mit und ohne pathologische Organveränderung, Herzrhythmusstörungen, Angina pectoris,
psychogener Bluthochdruck), Hauterkrankungen.
b) Zur Kriminologie: Forensische Psychologie
Kriterien zur Beurteilung der Zurechnungsfähigkeit, Überprüfung des Informationswertes von
Zeugenaussagen, Aufgabengebiete des Psychologen im Strafprozeß, im Strafvollzug und bei der
Prävention krimineller Handlungen.
c) Zur Pharmakologie: Pharmakopsychologie
Überblick über die wichtigsten Psychopharmakagruppen und ihrer Wirkungsmechanismen (Neuroleptika, Thymoleptika, Tranquilizer, Stimulantien, Sedativa, Hypnotika, Psychodysleptika), Möglichkeiten und Grenzen des therapeutischen Einsatzes, Methoden der Wirkungsforschung.
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