Wie trauern Kinder? Aufgezeigt im Religionsunterricht einer 2

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Wie trauern Kinder? Aufgezeigt im Religionsunterricht einer 2
Hausarbeit zur zweiten Prüfung für das Lehramt
an Grundschulen gemäß § 15 PVO-Lehr II
Thema:
Wie trauern Kinder? Aufgezeigt im Religionsunterricht einer 2.
Klasse in einer problemorientierten Unterrichtseinheit unter Einsatz
des Kinderbuches „Leb wohl, lieber Dachs.”
Vorgelegt von: Annika Strömer
Grundschullehreranwärterin
Gutachter:
Fach:
ev. Religion
Abgabedatum: 06.1999
Inhaltsverzeichnis
0 Einleitung.................................................................................................. 4
1 Theoretische Ausführungen zum Thema Tod ...................................... 5
1.1 Das Thema Tod in der heutigen Gesellschaft ...................................................................5
1.2 Todeskonzepte von Kindern...............................................................................................6
1.2.1 Das vierdimensionale Todeskonzept ...............................................................................6
1.2.2 Die Entwicklungsphasen bei der Ausbildung von Todeskonzepten................................6
1.3 Todesvorstellungen im Christentum .................................................................................7
1.3.1 Allgemeines .....................................................................................................................7
1.3.2 Todesvorstellung im Alten Testament.............................................................................8
1.3.3 Todesvorstellung im Neuen Testament ...........................................................................8
2 Der Begriff ”Trauer”............................................................................... 9
2.1 Trauer in der neutestamentlichen Tradition....................................................................9
2.2 Trauer in der Gesellschaft................................................................................................10
2.3 Trauer von Kindern ..........................................................................................................11
2.4 Hilfe bei der Trauerbewältigung von Kindern ..............................................................12
3 Die Rolle der Schule beim Umgang mit dem Thema Tod und Trauer12
3.1 Tod und Trauer als Thema des Religionsunterrichts....................................................13
3.2 Didaktische Ansätze ..........................................................................................................13
3.2.1 Der problemorientierte Religionsunterricht ..................................................................13
3.2.2 Der erfahrungsorientierte Ansatz...................................................................................14
3.3 Funktion des Lehrers........................................................................................................15
3.4 Methodische Umsetzungsmöglichkeiten .........................................................................16
3.4.1 Erfahrungsbezogene Situationsanlässe..........................................................................16
3.4.2 Kinder - Bilderbücher ....................................................................................................17
4 Unterrichtspraktisches Vorhaben ........................................................ 17
4.1 Situation der Lerngruppe und Lernausgangslage .........................................................18
4.2 Begründung und Intention der Unterrichtseinheit........................................................19
4.3 Übersicht über die Unterrichtseinheit.............................................................................20
4.3.1 Die 1. Stunde .................................................................................................................20
4.3.2 Die 2. - 3. Stunde ...........................................................................................................21
4.3.3 Die 4. Stunde: ................................................................................................................22
4.3.4 Die 5. Stunde .................................................................................................................22
4.3.5 Die 6. Stunde .................................................................................................................23
4.3.6 Die 7. Stunde .................................................................................................................23
4.3.7 Die 8. Stunde .................................................................................................................24
4.3.7.1 Sachanalyse des Buches „Leb wohl, lieber Dachs” von Susan Varley .................................. 24
4.3.7.2 Begründung und Intention der Unterrichtsstunde .................................................................. 25
4.3.7.3 Die Rolle der Lehrerin ........................................................................................................... 25
4.3.7.4 Unterrichtsziele...................................................................................................................... 26
4.3.7.5 Hypothesen über das zu erwartende Schülerverhalten ........................................................... 26
2
4.3.7.6 Methodische Entscheidungen................................................................................................. 27
4.3.7.7 Geplanter Unterrichtsverlauf.................................................................................................. 29
4.3.7.8 Kurzreflexion ......................................................................................................................... 30
4.3.8 Die 9. Stunde .................................................................................................................30
4.3.9 Die 10./11. Stunde .........................................................................................................31
4.3.10 Die 12./13. Stunde .......................................................................................................32
4.3.10.1 Sachanalyse.......................................................................................................................... 32
4.3.10.2 Begründung und Intention der Unterrichtsstunde ................................................................ 32
4.3.10.3 Die Rolle der Lehrerin ......................................................................................................... 32
4.3.10.4 Unterrichtsziele.................................................................................................................... 33
4.3.10.5 Hypothesen über das zu erwartende Schülerverhalten ......................................................... 33
4.3.10.6 Methodische Entscheidungen............................................................................................... 34
4.3.10.7 Geplanter Unterrichtsverlauf................................................................................................ 35
4.3.10.8 Kurzreflexion:...................................................................................................................... 36
5 Gesamtreflexion ..................................................................................... 36
6 Literaturverzeichnis .............................................................................. 39
7 Anhang .................................................................................................... 41
3
0 Einleitung
In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Umgang von Tod und Trauer
von Grundschulkindern, in diesem Fall mit nicht aufgearbeiteter Trauer und der generell
großen Anziehungskraft des Themas Tod in einer 2. Grundschulklasse.
Während meiner Studienzeit hatte ich die Möglichkeit in einer Seminarveranstaltung
zum Thema „Tod und Trauer” eine konkrete Unterrichtseinheit zu planen und diese an
einer Grundschule durchzuführen. Da damals das Thema durch den Fall Kim Kerkow1
sehr präsent war, ging ich mit gemischten Gefühlen in den Unterricht. Hinzu kam noch
der tödliche Unfall des Bruders eines Jungen aus der Klasse. Es stellte sich heraus, dass
die Verarbeitung im Religionsunterricht für diesen Jungen und für die ganze Klasse sehr
wichtig war und die Schüler2 das Thema mit viel Interesse und Engagement angegangen
sind.
In meiner Anwärterzeit wurde ich erneut mit dem Thema konfrontiert, weil ich in meinem Fach ev. Religion eine zweite Klasse eigenverantwortlich übernahm, die im ersten
Schuljahr die Klassenlehrerin durch Tod in Folge einer schweren Krankheit verloren
hatte. Auch in diesem Fall hatte ich im Verlauf meines Unterrichts stets das Gefühl, dass
dieses einprägsame Erlebnis nicht konkret mit der Klasse aufgearbeitet worden ist. Mit
wachsendem Vertrauen zu mir als Religionslehrerin stellten die Kinder immer wieder
Fragen zum Tod ihrer Lehrerin, aber auch Fragen zum eigenen Tod und was danach
kommen mag.
Diese unterschiedlichen Erfahrungen haben dazu geführt, mich mit dem Thema
„Trauerarbeit” auseinander zu setzen und dieses zum Inhalt dieser Arbeit zu machen.
Dazu sollen folgende Leitfragen in dieser Arbeit beantwortet werden:
Wie können Kinder unterschiedliche Bewältigungsstrategien (Trauerverarbeitung) für
den Umgang mit Tod entwickeln?
Welche Hilfen geben christliche Todesvorstellungen den Kindern bei ihrer Trauerarbeit?
Kann der Religionsunterricht durch problem- und daraus resultierendem erfahrungsorientierten Ansatz einen Beitrag zur Trauerbewältigung leisten?
Die abschließende Frage dient der Überprüfung des entwickelten unterrichtspraktischen
Vorhabens und schließt an den Schwerpunkt der Arbeit an, nämlich die Trauerarbeit bei
Kindern:
Eignet sich das vorgestellte Kinderbuch „Leb wohl, lieber Dachs” für eine Entwicklung
von Bewältigungsstrategien für den Umgang mit Tod und Trauer?
Die dem Unterrichtsvorhaben zugrunde liegenden Erkenntnisse werden im Theorieteil
aufgeführt. Zunächst wird das Thema ”Tod in der heutigen Gesellschaft” (siehe Kap.
1.1) vorgestellt. Im weiteren werden die Todeskonzepte von Kindern dargestellt (siehe
Kap. 1.2). Dann werde ich mich auf die christlichen Todesvorstellungen, den Auferstehungsgedanken und das positive Bild vom christlichen Glauben an ein Leben nach dem
Tod (siehe Kap. 1.3 - 1.3.3) beziehen.
1
2
Kim Kerkow wurde Opfer eines Sexualmordes in Varel, nicht weit entfernt von der Schule, in der der Unterricht gegeben
wurde
Im weiteren Verlauf der Arbeit verwende ich der Einfachheit halber das generische Maskulin. (Anm. d. Verfasserin)
4
Darauf folgt die Darstellung der Trauer im Kontext einer exemplarischen Bibelstelle im
Neuen Testament (siehe Kap. 2.1) und die Trauer bzw. Trauerarbeit bei Kindern. Um
den Rahmen der Arbeit nicht zu sprengen, beziehe ich mich lediglich auf die Trauer von
Kindern und zeige unterschiedliche methodische Ansätze für den Unterricht auf.
Die anschließende Darstellung der Konzeption und Durchführung des Unterrichtsvorhabens (siehe Kap. 4), das sich aus den theoretischen Vorüberlegungen ergibt, dient als
Grundlage die vorgenannten Leitfragen in der Gesamtreflexion zu beantworten (siehe
Kap. 5).
1 Theoretische Ausführungen zum Thema Tod
1.1 Das Thema Tod in der heutigen Gesellschaft
In vielen Gruppen der Gesellschaft steht das Thema ”Tod und Sterben” im Interesse
(Hospizbewegung, Fachliteratur, Publikationen zum Thema Sterbephasen und Trauerprozessen). Obwohl der Tod im Alltag direkt von den Medien (Nachrichten über
Unfälle, Katastrophen, Krieg, etc.) ins Haus getragen wird, wird das Thema in der
heutigen Gesellschaft verdrängt und tabuisiert. Die Verdrängung des Todes aus dem
gesellschaftlichen Bewusstsein geschieht aus unterschiedlichen Gründen. Zum Einen ist
es das starke Absinken der Säuglings- und Kindersterblichkeit, zum Anderen eine
höhere durchschnittliche Lebenserwartung. Traditionelle Familienstukturen (Leben in
der Großfamilie) brechen immer mehr auf und das Sterben wird vermehrt in öffentliche
Einrichtungen verlegt. Der Tod ist nur noch etwas für alte Menschen und diese werden
immer mehr von ausgebildetem Personal in Altenheimen oder Krankenhäusern betreut.3
Hier ist der Patient nur eine anonyme Nummer, für den es keine Therapie mehr gibt.4
Hinzu kommt der ”Tod ohne Abschied”, denn traditionelle Zeremonien wie z.B. die
Aufbahrung zu Hause oder Totenwache und familiäre Traditionen verschwinden. Den
persönlichen Kontakt zum Sterbenden gibt es nicht mehr und deshalb entstehen Ängste
und Unsicherheiten.5 Dies hat zur Folge, dass der trauernde Mensch oft nicht durch ein
gesellschaftliches Stützungssystem sozial aufgefangen werden kann.6 Sicherlich trifft
dies nicht generell die ganze Gesellschaft, sondern spiegelt lediglich eine Tendenz der
Entwicklung.
Wenn man aber davon ausgeht, ”[...] dass die Übermacht der funktionalen Ansprüche
der Gesellschaft den Tod aus dem öffentlichen Bewusstsein in die Privatsphäre drängt
und das einzelne Individuum unter die funktionalen Erfordernisse der komplexen
Industriegesellschaft unterordnet, so muss[...]”7 in der Gesellschaft und speziell in der
Schule eine Enttabuisierung des Themas gefordert werden. Sterben und Tod sind in die
individuelle Lebenspraxis einzubeziehen um so die Ganzheit des Menschseins erreichen
zu können und die Gesetzmäßigkeiten der Natur, nämlich Anfang und Ende durch
Geburt und Tod, zu erkennen. Im Gegensatz zur gesellschaftlichen Praxis wird von
vielen Wissenschaftlern die Bedeutung und Notwendigkeit einer möglichst frühen
Auseinandersetzung mit diesem Thema betont, weil diese auch die Haltung gegenüber
3
4
5
6
7
Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 645 ff.
Vgl. Roth, Ursula: Zwischen Verdrängung und Protest, S.5
Vgl. ebd., S. 6
Vgl. ebd., S. 649f.
Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 648
5
dem Leben beeinflusst.8 Bezieht man dies auf die Kinder in unserer Gesellschaft, ist es
besonders wichtig diese gesellschaftliche Stütze in der Schule zu geben. Die Ablehnung
und Hilflosigkeit gegenüber dem Thema kann mit Gesprächen und kindgerechter
Umsetzung im Unterricht über das Thema abgebaut werden (siehe Kap.3).
Diese Erkenntnis spricht dafür dieses Thema in der Grundschule aufzugreifen,
besonders geeignet ist dazu der Religionsunterricht, in dem im Besonderen die
Möglichkeit besteht, menschliche Grunderfahrungen aufzuarbeiten.
1.2 Todeskonzepte von Kindern
1.2.1 Das vierdimensionale Todeskonzept
Um überhaupt das Thema ”Tod und Trauer” mit Kindern problematisieren und sie dabei
direkt erreichen zu können, müssen die Todesvorstellungen, die Kinder in einzelnen Lebensphasen haben, bekannt sein. Im Laufe der kindlichen Entwicklung bildet sich ein
vierdimensionales, erwachsenes Todeskonzept heraus. Dazu gehören die Nonfunktionalität, die die Erkenntnis beinhaltet, dass alle lebensnotwendigen Funktionen mit dem
Eintritt des Todes aufhören. Desweiteren drückt die Irreversibilität die
Unumkehrbarkeit des Todesereignisses aus. Die Universalität ist das Bewusstsein, dass
alle Menschen ausnahmslos sterblich sind. Als letztes ist die Kausalität zu nennen, die
auf das Wissen der Todesursache abhebt.9
Die verschiedenen Phasen, in denen die Entwicklung eines realistischen Todeskonzeptes
abläuft, sollen im Weiteren aufgeführt werden, wobei ich meinen Schwerpunkt auf das
Grundschulalter lege. Die dargestellten Entwicklungsstadien sind in Anlehnung an die
entwicklungspsychologischen Erkenntnisse von Jean Piaget entwickelt worden.10
1.2.2 Die Entwicklungsphasen bei der Ausbildung von Todeskonzepten
Die Entwicklungsphasen sind nicht eindeutig festzulegen, da es in den einzelnen
Phasen, je nach Entwicklungsstand des Kindes, Verschiebungen gibt.
In den ersten sechs Lebensjahren:
Hier wird der Tod noch nicht als endgültig begriffen, sondern eher als ein vorübergehender Zustand des Schlafes oder Verreistseins. Er ist wenig angsterregend, denn die
Kinder in diesem Alter registrieren zwar, dass andere sterben müssen, beziehen den Tod
aber noch nicht als für sich selbst gültig mit ein.11 Die Frage nach dem Wie steht hierbei
noch nicht im Vordergrund, sondern vielmehr nach den Begleiterscheinungen des Todes
(z.B. die Unbeweglichkeit des Toten, Trauer und Rituale). Das Kind legt in dieser Phase
eine relativ unbekümmerte Haltung an den Tag, Todes- und Endvorstellung sind noch
nicht fassbar. Es hat ein animistisches Weltbild, geht also von der Allbeseelung der Welt
aus und kann keine Unterscheidung zwischen tot und lebendig machen.12 Diese
Vorstellungen werden erst mit fortschreitender Entwicklung sachlicher.
6./7. bis 9./10. Lebensjahr (Grundschulalter)
8
9
10
11
12
Vgl. ebd., S. 653
Vgl. Lämmermann, Godwin: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 660
Vgl. Ramachers, Günter: Entwicklung und Bedingungen von Todeskonzepten beim Kind, S. 35
Vgl. Thiede, Werner: Das Kind vor der Problematik von Sterben und Tod, S. 44
Vgl. ebd., S.46
6
Der Tod wird jetzt als endgültig erfasst (Irreversibilität). Dabei geht das Kind häufig
davon aus, dass der Tod in irgendeiner Weise von außen aufgezwungen wird (Kausalität), was ein betont angstauslösendes Geschehen ist. Darum wird in dieser Entwicklungsstufe der Tod auch als Schwarzer Mann, Teufel, Sensenmann personifiziert.13 Die
Phantasie des Kindes steigert das Todesthema zu einer fast makaberen Intensität als
Kompensation einer tiefen Angst, die sich nicht so sehr auf den Tod an sich, sondern auf
alles dem Tod unmittelbar Vorausgehende bezieht. Das heißt, die Sterbevorgänge werden interessant, z.B. Kriege, Katastrophen, Operationen. In dieser Phase akzeptiert das
Kind, dass der Tod für alles Lebendige, sich selbst einschließend, unvermeidbar ist
(Universalität).14 Daher zeigen Kinder dieser Altersstufe eine große Aufmerksamkeit
für das Thema Tod.
Nach dem 10. Lebensjahr
Jetzt gelangt das Kind zur Erkenntnis, dass der Tod nicht nur endgültig ist, sondern auch
das Erlöschen sämtlicher Körperkräfte und -funktionen (Nonfunktionalität) beinhaltet.
Der Blick richtet sich jetzt noch direkter auf den Tod an sich. Das Kind lernt und nimmt
hin, dass es eines Tages selber sterben wird.15 Mit zunehmendem Alter gleichen sich die
Todesvorstellungen des Kindes dann immer mehr den Todesvorstellungen von Erwachsenen an.
Hier werde ich nicht näher auf die Todesvorstellungen von Jugendlichen eingehen, die
sich konkret mit dem Tod auseinandersetzen, indem sie nach dem Sinn des Lebens fragen, da ich mich in dieser Arbeit überwiegend mit 8-jährigen Schülern befassen werde.
Zusammenfassend ist zu dieser Altersgruppe zu sagen, dass sie bezüglich des
vierdimensionalen Todeskonzeptes die Subkonzepte Universalität, Irreversibilität,
Nonfunktionalität und Kausalität etwa zum gleichen Zeitpunkt entwickeln.16
Für meine Unterrichtseinheit ist es wichtig zu wissen, dass das Todeskonzept von Kindern aus einer zweiten Klasse schon recht konkret ist und auch das Interesse an religiösen Vorstellungen von einem Weiterleben nach dem Tod existiert.17 Das Kind befindet
sich, nach Piaget, in der Phase des konkret-operativen Denkens, in der die kognitiven
Möglichkeiten des Kindes erweitert werden.18 Trotzdem muss die Angst vor dem eigenen Tod und die Verlustangst von nahestehenden Menschen bei dieser
Entwicklungsstufe berücksichtigt und darauf angemessen eingegangen werden.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die Kinder, je nach individuellem
Entwicklungsstand, unterschiedlich entwickelte Todeskonzepte haben können.
1.3 Todesvorstellungen im Christentum
1.3.1 Allgemeines
Leben und Tod gehören zu den Kernthemen im christlichen Glauben. Um den Schülern
im Religionsunterricht zu den unterschiedlichen Fragen und Interessen bezüglich
christlicher Todesvorstellungen Antworten geben zu können, ist es wichtig, sich als
Religionslehrerin vorher selber die Frage danach zu stellen, aber auch biblische
13
14
15
16
17
18
Vgl. Reed, Elizabeth L.: Kinder fragen nach dem Tod, S. 12
Vgl. Ramachers, Günter: Entwicklung und Bedingungen von Todeskonzepten beim Kind, S. 32
Vgl. ebd., S. 32
Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 643
Vgl. Ramachers, Günter: Entwicklung und Bedingungen von Todeskonzepten beim Kind, S. 32
Vgl. ebd., S. 43
7
Erfahrungen und Glaubensaussagen als Grundlage zu nehmen. Außerdem sehe ich die
eigene Einstellung als sehr wichtig an, um auf die Trauer und die Verarbeitung der
Trauer eingehen zu können (siehe Kap.2.4).
1.3.2 Todesvorstellung im Alten Testament
Da der christliche Glaube in alttestamentarischer Tradition verwurzelt ist, möchte ich
einen kurzen Einblick in die alttestamentarische Todesvorstellung geben. Laut Schöpfungsbericht entspringt das menschliche Leben aus zwei Quellen:19
”Da formte Gott, der Herr, den Menschen aus Erde vom Ackerboden und blies in seine
Nase den Lebensatem. So wurde der Mensch zu einem lebendigen Wesen.”20
Der Mensch besteht also aus einem vergänglichen Leib, der aus irdischem Stoff geformt
ist und aus einer Seele, die unsterblich ist, weil sie aus göttlichem Atem (Gott ist unsterblich) erschaffen worden ist.21 Durch den Tod wird im alttestamentarischen Verständnis die Seele vom Leib getrennt. ”[...] der Staub auf die Erde zurückfällt als das,
was er war, und der Atem zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.”22 Gott ist der
Schöpfer und schafft Leben und er begrenzt das Leben durch den Tod. Der Leib zerfällt
und die Seele kommt an einen von Gott bestimmten Ort und muss dort warten, bis Gott
über ”[...] ihre Lebensweise während der Erdenzeit Rechenschaft fordern wird.”23 Der
Prophet Jesaja leitet zum neutestamentarischen Verständnis des Todes, über: ”Deine
Toten werden leben, die Leichen stehen wieder auf; wer in der Erde liegt, wird
erwachen und jubeln[...]”24
1.3.3 Todesvorstellung im Neuen Testament
Im Neuen Testament spricht man nicht davon, dass der Mensch Leib und Seele hat, sondern der Mensch ist Leib und Seele. Alles, was den Menschen betrifft, betrifft ihn als
Ganzheit. Der Tod ist nach christlichem Verständnis durch Kreuzestod und
Auferstehung von Jesus Christus besiegt.25 So heißt es im apostolischen
Glaubensbekenntnis: ”Ich glaube an die Auferstehung und das ewige Leben.”26 Dies
bedeutet, dass es bei der Auferstehung über die bloße Rekonstruktion des Körpers
hinausgeht und das In-der-Welt-Sein, die Kommunikation mit anderen und das
Verwoben-Sein in der Geschichte miteinbezieht. ” Der Mensch wird nicht von der Welt
erlöst, sondern mit ihr; er soll nicht aus der Geschichte aussteigen und alle Beziehungen
zu anderen endgültig hinter sich lassen, sondern seine Lebensgeschichte und alle in ihr
gewordenen Beziehungen sollen mit in seine Vollendung eingehen.”27 Das jetzige,
weltverbundene Leben wird durch ein künftiges, geistiges Leben vollendet.28 Der Tod
ist nicht als Ende zu sehen, sondern ist ein Übergang und dadurch an die Auferstehung
gekoppelt. Bei Paulus wird neben dem Begriff Auferstehung der Begriff Ewiges Leben
genannt, die aber miteinander verbunden sind.29 Die Auferstehung wird als Vollendung
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
Vgl. Eger, Thomas: Gestorben, begraben und dann?, S.9
Die Bibel: 1. Mose 2,7
Vgl. Eger, Thomas: Gestorben, begraben und dann?, S.9
Die Bibel: Kohelet 12,7
Eger, Thomas: Gestorben, begraben und dann?, S.14
Die Bibel: Jes 26,19
Vgl. Lämmermann, Godwin: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 652
Vgl. Neysters, Peter; Schmitt, Karl Heinz: Denn sie werden getröstet werden., S. 135
Nocke, Franz-Josef / Sorger, Karlheinz: Was kommt nach dem Tod?, S.121
Vgl. ebd., S.121
Vgl. Bauer, Johannes B.: Bibeltheologisches Wörterbuch, S.61
8
des diesseitigen Lebens verstanden. ”[...] Und wir sind in diesem Wahren, in seinem
Sohn Jesus Christus. Er ist der wahre Gott und das ewige Leben[...].”30 Das Ewige
Leben ist ein Qualitätsbegriff, keine zeitliche Dimension. Es ist die Grenzenlosigkeit
und die Vollendung des diesseitigen Lebens.31 Für den Menschen bedeutet die
Auferstehung für das diesseitige Leben, dass er in Christus bleiben muss. Jesus
beschreibt das mit dem Bild der Weinrebe, die nur Früchte tragen kann, wenn die Rebe
(die Gläubigen) am Weinstock (Jesus Christus) hängen bleibt.32 Auch nach Joh. 11,26
gilt die Auferstehung nur für die Menschen, die an Jesus Christus glauben.33 Nur wer
daran glaubt, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, kann an die
Auferstehung seiner selbst glauben.
Sicherlich gibt es keine einzige Wahrheit bezüglich der Auferstehung, doch für die
Trauerbewältigung und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben bieten die
christlichen Todesvorstellungen auf ihre spezifische und hilfreiche Art eine Möglichkeit
mit der Angst vor dem Tod umzugehen. Als Religionslehrerin möchte ich dies den
Schülern verdeutlichen und zu meinem Glauben stehen, ihnen aber auf keinen Fall
vermitteln, dass dies die einzige Wahrheit ist und ihnen ermöglichen ihre eigenen
Vorstellungen zu entwickeln.
2 Der Begriff ”Trauer”
”Trauer ist die seelische Arbeit, die ein Mensch nach einem erlittenen Verlust leisten
muß, um wieder lebens-, liebes- und arbeitsfähig zu werden.”34
2.1 Trauer in der neutestamentlichen Tradition
Um in diesem Kapitel die Trauer und Bewältigung der Trauer bei Kindern in der
christlichen Tradition zu betrachten, wird hier ein besonderer Teil im Neuen Testament,
Joh. 13,31-17,2635 als einprägsame Vorstellung von Trauer dargestellt. Hier werden
viele Begriffe aus dem Bereich der Trauer genannt, die eine Vorstellung von Trauer und
dazugehörigen Bewältigungsprozessen vermitteln, z.B. Joh. 16,6: ”Vielmehr ist euer
Herz von Trauer erfüllt, weil ich euch das gesagt habe.”, oder Joh. 16,20: ”Ihr werdet
weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; [...].”
Der Evangelist Johannes versucht in den Abschiedsreden den Tod und Abschied Jesu
für die Jünger sinnvoll darzustellen.36 Jesus sagt, dass er die Jünger nicht als Waisen zurücklassen, sondern zurückkommen wird. Er ist somit der zukünftige Offenbarer, denn
er hat es mit seinen Worten noch im irdischen Leben vorausgesagt. „Nur so bleibt
christlicher Glaube nicht einem vergangenen Ereignis verhaftet, nur so ist es möglich,
daß sich in einem schriftlich fixierten Text neue Dimensionen der Verkündigung
ergeben.“37
Nach Joh. 16, 8-11 wird der angekündigte Geist über die Welt richten, dadurch wird
Jesus von Nazareth nicht eine historische Person bleiben, sondern als Geist auf diese
30
31
32
33
34
35
36
37
Die Bibel: 1. Joh.5,22
Vgl. Nocke, Franz-Josef / Sorger, Karlheinz: Was kommt nach dem Tod?, S.123
Vgl. Die Bibel: Joh. 15,1-6
”... und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben.”...
Probst, Jürgen: ”...und weinet mit den Weinenden!”, S.26
Die Abschiedsreden Jesu, Anm. d. Verf.
Vgl. Spiegel, Yorick: Der Prozeß des Trauerns, S. 315
ebd., S. 316
9
Erde zurückkehren.38 Der Geist wird nichts Neues bringen, sondern an die Worte Jesu
erinnern, in deren Verkündigung Jesus weiter leben wird (Joh. 14,26).
Der wiederkehrende Jesus hat eine andere Qualität als der Gestorbene. Das Wiedersehen
ist mit dem Kommen Jesu gleichzusetzen und soll den Glaubenden für das neue Wort
öffnen. Hier nimmt Jesus das Bild einer gebärenden Mutter zur Hilfe, die nach den
Schmerzen der Geburt vor Freude über das Kind diese Schmerzen schnell vergisst. So
versucht Jesus seine Jünger zu trösten und gibt ihnen Hoffnung auf ein Wiedersehen
(Joh. 16,21).39 Die Jünger sind in diesem Fall Repräsentanten der Gläubigen,40 daher
gilt die hier widergespiegelte Hoffnung für alle, die an Jesus Christus glauben. Die Abschiedsreden vermitteln den Gläubigen, trotz bevorstehender Trennung und Abschied
von Jesus, eine große Hoffnung auf ein Wiedersehen.41
”Was die Jünger als Vorbilder der Glaubenden in Fortgang und Rückkehr Jesu erfahren,
steht in enger Verbindung zu dem, was ein Trauernder erfährt.” Denn was ein Glaubender mit Jesus Tod verliert, ist mit einem Menschen zu vergleichen, der ebenfalls einen
geliebten Menschen verliert.42
Bei dem Verlust eines Menschen kann der Trauernde als Verwaister den Verstorbenen
ohne unmittelbare Wirklichkeit als ganzen Menschen sehen. Er erstellt sich im Geiste
ein Bild vom Verstorbenen, ohne dass die Persönlichkeit des Verstorbenen unmittelbar
da ist. Dabei sollte er sich frei von weltlichen Zwängen machen. Das heißt das
Andenken des Verstorbenen, welches nun ohne Bezug zur diesseitigen Welt gesehen
werden sollte, kann dem Trauernden helfen, sich den Verstorbenen in Erinnerung zu
rufen. Er sollte sich ein neutrales Bild, möglichst ohne Hass gegenüber dem Verstorben,
aber auch ohne ihm einen Heiligenschein aufsetzen zu wollen, vorstellen. Er gewinnt
dadurch Andenken und Erinnerung als neue Form der Gegenwart des Verstorbenen. Sie
ist nicht mehr durch die körperliche Präsenz gebunden. Der Verstorbene wird, wie
Jesus, neu gesehen. Der Trauerprozess kann ebenso wie beim Tod Jesu in Freude enden.
Die Erfahrung des Trauernden kann das Leben bereichern, indem sie ein tieferes
Verständnis für den Verstorbenen mitbringt.43
Trauer kann demzufolge mit den christlichen Todesvorstellungen positiv aufgefangen
werden. Wer an die Darstellung im Johannesevangelium glaubt, kann auch an die
Auferstehung des verlorenen Mitmenschen und seiner selbst glauben. Der komplexe
Bibeltext kann sicherlich nicht in dieser Form Kindern das Positive über dem Tod
näherbringen. Er bietet trotzdem die Grundlage des christlichen Verständnisses und
kann kindgerecht vermittelt werden (siehe Kap.4.3.10).
2.2 Trauer in der Gesellschaft
In der heutigen Gesellschaft fürchtet sich der Mensch vor Schmerz, der ihn vielleicht in
unangenehme Gefühlswallungen versetzt. Daher distanziert sich die Gesellschaft von
Trauernden, bzw. fängt den Trauernden lediglich in den erhaltenen Traditionen ( Beerdigungen, etc.) auf und lässt ihn dann allein.
38
39
40
41
42
43
Vgl. ebd., S. 316
Vgl. ebd., S. 317
Vgl. Ernst, Josef: Johannes: ein theologisches Portrait, S.33
Vgl. ebd., S.61
Vgl. Spiegel, Yorick: Der Prozeß des Trauerns, S. 318
Vgl. ebd., S. 319
10
In der Trauer muss der Mensch unterschiedliche Phasen von Gefühlen und Verhalten
durchlaufen. Jeder Mensch trauert auf unterschiedliche Weise und ist dabei von starken
Gefühlsgegensätzen geprägt. Der ganze Körper ist in die Trauer mit einbezogen und
kann durch sie sogar krank werden. Wie schon in Kapitel 1.1 erwähnt, braucht der Trauernde einen Schutzraum, der oft durch die Verdrängungsprozesse der Gesellschaft nicht
gegeben ist.44 Durch die Berührungsängste der Gesellschaft mit dem Thema Tod und
Trauer wird der Trauernde oft allein gelassen oder nur durch seine engste Familie aufgefangen. Der Trauernde soll möglichst schnell über den Verlust hinwegkommen und
wieder normal werden.
Obwohl der Umgang mit der Trauer in der Gesellschaft ein unangenehmes Thema ist,
gehören immer noch bestimmte Rituale zur Trauerarbeit dazu. Der Trauernde nimmt
durch das Begräbnis vom Verstorbenen Abschied, er trägt als äußeres Zeichen dunkle
Kleidung und der Abschluss eines Begräbnisses ist auch heute oft noch das Leichenmahl.45 Hier soll nicht näher auf die einzelnen Rituale eingegangen werden, sondern
aufgezeigt werden, dass es diese Rituale gibt, zum Einen, um dem Toten das letzte
Geleit, zum Anderen, um für eine relativ kurze Zeit dem Trauernden eine Stütze zu
geben. Dieses allein reicht aber für eine erfolgreiche Trauerbewältigung nicht aus. Die
Gesellschaft sollte wissen, dass in der Trauer der Trauernde eine stärkere Nähe zum
Toten als zu lebenden Menschen hat und deshalb dafür verständnisvolle Akzeptanz der
Mitmenschen erforderlich ist. Durch neue Verbindungen zu Außenstehenden wird das
Gleichgewicht der Trauernden mit der Zeit wieder hergestellt.
2.3 Trauer von Kindern
Die emotionale Reaktion von Kindern auf den Tod ist bisher wenig untersucht worden.
Man kann aber davon ausgehen, dass die Altersgruppe von 5-8 Jahren eine erhöhte Reaktion auf den fremden Tod zeigt. Die emotionalen Reaktionen sind zusätzlich von der
kognitiven Entwicklung und der allgemeinen Ängstlichkeit des Kindes abhängig.46 Eine
erfolgreiche Trauerarbeit ist demnach erst auf der Stufe des konkret-operativen Denkens
möglich, denn hier erst ist das Kind in der Lage den Tod durch Trauerarbeit zu verarbeiten (siehe Kap. 1.2).
Wie Erwachsene durchlaufen auch Kinder in ihrer Trauer unterschiedliche Phasen.
Diese Phasen sind in fließendem Übergang ineinander zu sehen und sind von der
persönlichen Entwicklung des Kindes abhängig.47 Die erste Phase ist die Phase des
Nicht-wahr-haben-Wollens, in der sich das Kind anderen und sich selbst völlig
verweigert. Es werden frühkindliche Verhaltensweisen neu gebildet und das Kind
reagiert nach innen oder außen übertrieben, so dass der Eindruck entsteht, es lebe in
einer anderen Welt. Nach dieser Schockphase kommt die Phase des Zorns, in der der
Verlust des gestorbenen Menschen als persönliche Kränkung verstanden wird. Diese
Phase ist oft durch Aggressivität gegenüber Mitmenschen und Gegenständen geprägt.
Diese mobilisierten Kräfte werden in der nächsten Phase, der Zeit der Nicht-Aktivität,
abgebaut. Das Kind merkt jetzt, dass der Verstorbene nicht wiederkommt. Oft versinkt
das Kind nun in eine Depression. Die letzte Phase ist die Phase der Annahme. Hier wird
44
45
46
47
Vgl. Probst, Jürgen: ”...und weinet mit den Weinenden!”, S.26
Vgl. Neysters, Peter / Schmitt, Karl Heinz: Denn sie werden getröstet werden, S.261ff.
Vgl. Ramachers, Günter: Entwicklung und Bedingungen von Todeskonzepten beim Kind, S.49f.
Vgl. Plieth, Martina: Der Tränenvogel weint in mir..., S.37
11
die verstorbene Person im Gedächtnis des trauernden Kindes durch Erinnerungen
wieder hergestellt. Ein Kind, das diese Phase erreicht hat, ist wieder in der Lage,
Kontakte und Nähe zu Anderen aufzubauen.48
2.4 Hilfe bei der Trauerbewältigung von Kindern
Um Kindern überhaupt Hilfestellungen in ihrer Trauer geben zu können, ist es zuerst
einmal wichtig, dass Erwachsene als Dialogpartner und Vorbild (Eltern und Lehrer) generell über Gefühle sprechen können. Außerdem muss der Erwachsene verstehen lernen,
dass Kinder anders trauern und oftmals andere Bewältigungsstrategien anwenden. Da
schon das Todeskonzept von Erwachsenen und Kindern unterschiedlich ausgebildet ist,
sind auch die Trauerphasen der Kinder anders als bei Erwachsenen.
Kinder müssen über Todesfälle, die sie betreffen, informiert werden, Möglichkeiten bekommen, sich vom Toten zu verabschieden49 und mit auftretenden Fragen nicht alleine
gelassen werden.50 Wörter wie Tod, Sterben und Trauer dürfen keine Tabuwörter sein
und müssen im Alltag offen gesagt werden dürfen. Dadurch kann auch das Kind lernen,
sich offen auszudrücken, ohne das Gefühl haben zu müssen, jemanden dabei verletzen
zu können. Hier sollten auch Erwachsene lernen, Gefühle und Betroffenheit vor dem
Kind zeigen zu können. Nur so kann auch das Kind dieses lernen und sogar in der Rolle
des Trösters Trost finden. Eltern, wie auch Lehrer (siehe Kap. 3.3), dürfen im Hinblick
auf Fragen des Kindes auch zugeben, dass sie nicht alles wissen. Sie sollten nur die
Vorstellungen vom Tod weitergeben, die sie selber vertreten können. Hier geht es nicht
darum, die komplexen und komplizierten Begriffe aus der Theologie zu verwenden,
sondern von der heilsamen Gegenwart Gottes zu sprechen, die sich in der Existenz von
Jesus Christus entfaltet. Kinder können sich gut in ihm wiederfinden, da er selbst so viel
Trauer aufgefangen hat (siehe Kap. 2.1).51 Neben den Gesprächen gibt es noch weitere
Methoden, die Kindern dabei helfen können, die Trauer zu bewältigen (siehe Kap.3.4).
Besonders bietet sich hier im Religionsunterricht der problemorientierte Ansatz an.
3 Die Rolle der Schule beim Umgang mit dem Thema Tod und Trauer
Das Thema Tod und Trauer ist in der Grundschule zu behandeln, weil es zu den Bereichen gehört, mit denen Kinder nicht allein gelassen werden dürfen. Tod ist Bestandteil
des Lebens und deshalb ein Thema, das als verdrängtes Element aufgearbeitet werden
muss.52 Der Tod ist Kindern häufig als Folge von Gewalt bekannt. Das stille, alltägliche
Sterben bleibt ihnen weitgehend unbekannt. Die Dauervisualisierung des Todes durch
Nachrichten über Katastrophen, Unfälle etc. lässt die Kinder oberflächlich
abstumpfen.53 Um dem entgegenzuwirken, muss in der Schule dafür Sorge getragen
werden, dass die Aspekte aus der Lebenswelt der Schüler umfänglich in den Blick
genommen werden. Hier bietet sich der Religionsunterricht in besonderer Weise für die
Bewältigung von Angst, Verlust, Schmerz und Trauer an, auch wenn dieses Thema im
Sinne ganzheitlicher Erziehung besser auch fächerübergreifend behandelt werden sollte.
48
49
50
51
52
53
Vgl. ebd. S.37ff.
Vgl. Neysters, Peter / Schmitt, Karl Heinz: Denn sie werden getröstet werden, S.302
Vgl. Brocher, Tobias: wenn Kinder trauern, S.81
Vgl. Plieth, Martina: Der Tränenvogel weint in mir..., S.39f.
Vgl. Dönges, Katja / Jendorff, Bernhard: Das Thema ”Tod” in religionsdidaktischer Perspektive-Beispiel: Primarstufe, S.668
Vgl. ebd., S.657f.
12
Die vorliegende Darstellung beschränkt sich auf die Bearbeitung im Religionsunterricht.
3.1 Tod und Trauer als Thema des Religionsunterrichts
Auf den ersten Blick ist das Thema Tod und Trauer ein zentrales Thema im Religionsunterricht, weil es durch das Kirchenjahr und den Lehrplan vorgegeben ist. Es wird aber
erst unter bestimmten Bedingungen zum religionsdidaktisch relevanten Schlüsselproblem:
”[...]1. Wenn es die Lebensgeschichte und Lebenswelt der Schüler einfängt und existentiell verschränkt; und 2. Wenn sich den Schülern am Thema zugleich elementar und exemplarisch ein fundamentaler Bildungsgehalt in seiner gegenwärtigen wie zukünftigen
Bedeutung erschließt.”54 Beides ist beim Thema Tod und Trauer der Fall, denn das
Thema ist für Grundschüler nicht nur bereits jetzt lebensweltlich präsent, sondern zugleich ein Thema, das für die entwicklungsgemäße Reifung wichtig ist. Wie schon in
Kapitel 3 erwähnt, bietet sich die Bewältigung von Ängsten, Trauer etc. besonders im
Religionsunterricht an. Die Hilfe, die speziell im Religionsunterricht gegeben werden
kann, ist die der christlichen Vorstellung über Tod und Trauer und ist hinsichtlich der
Vorstellung über Auferstehung und Ewiges Leben unübertreffbar.55
Um den Kindern Hilfe für die Bewältigung von Trauer zu geben, bieten sich christliche
Glaubensvorstellungen durch kindgemäße Behandlung des Themas in unterschiedlichen
Medien, wie zum Beispiel hier ein Kinderbuch, an (siehe Kap.3.4.2). Dadurch kann
Kindern in Phasen der Trauer geholfen werden, ohne überfordert zu werden.
3.2 Didaktische Ansätze
Um das Thema Tod und Trauer in der Schule zu behandeln, können unterschiedliche
didaktische Konzeptionen die Grundlage für den Unterricht bilden. Hier wird exemplarisch der problemorientierte Religionsunterricht und der daraus resultierende
erfahrungsorientierte Ansatz vorgestellt.
3.2.1 Der problemorientierte Religionsunterricht
Die in Kapitel 4 beschriebene Unterrichtspraxis basiert auf einer religionspädagogischen
Konzeption der Problemorientierung.
Die Entwicklung des problemorientierten Religionsunterrichts fiel in eine Zeit (Anfang
der 70iger Jahre), in der viele Religionspädagogen durch Fortbildungen neue Lehrpläne
für den Unterricht entwickelten und die Bibel nicht mehr als Mittelpunkt des Religionsunterrichts sahen. Dieses Konzept griff Entwicklungen aus der allgemeinen Didaktik
auf. ”Im Religionsunterricht sind die biblischen Inhalte so auszuwählen und so
auszulegen, daß junge Menschen ihre kritische und befreiende Dynamik und die in
ihnen aufbewahrte Hoffnungskraft erkennen und annehmen können,[...].”56 Das
bedeutet, dass der Religionsunterricht an die Lebenswelt der Kinder anknüpfen sollte;
”[...] um den Menschen und sein Leben in Zeit und Welt geht es.”57 Der therapeutische
54
55
56
57
Lämmermann, Godwin: Über den Tod reden mit Grundschulkindern?, S.656
Vgl. Dönges, Katja / Jendorff, Bernhard: Das Thema ”Tod” in religionsdidaktischer Perspektive-Beispiel: Primarstufe, S.669
Schweitzer, Friedrich / Faust-Siehl, Gabriele (Hrsg.): Religion in der Grundschule, S.110
Adam G. / Lachmann R. (Hg.): Religionspädagogisches Kompendium, S.39
13
Ansatz, der den Religionsunterricht als eine Art Lebenshilfe und Therapie sieht, geht
darüber noch hinaus.58
Der problemorientierte Religionsunterricht sollte nicht als ”Supermarkt der Möglichkeiten”59 gelten, das heißt, er sollte nicht aus beliebigen Inhalten bestehen. Er sollte mit
christlichem Denken und mit Hilfe von Bibeltexten die Kinder in ihrer Lebenswelt ansprechen und ihnen ein vielfältiges Lösungs- und Verhaltensrepertoir anbieten und dadurch den individuellen Bedürfnissen der Kinder gerecht werden. Dadurch ist der
Religionsunterricht nicht nur reine Bibelkunde, im Sinne einer Orientierung nur am
Kirchenjahr, sondern an schülerrelevanten Themenfeldern interessiert.60 Theologische
Inhalte erlangen nur dann „wirksame“ Bedeutung, wenn sie im Dialog zur
Lebenswirklichkeit der Kinder stehen und in individuell-biografische Bedingungen
eingebettet werden. Der problemorientierte Religionsunterricht sieht seine Aufgabe im
Miteinander von theologischen und didaktischen Inhalten, um dadurch eine
Aufgeschlossenheit für den christlichen Glauben und biblische Texte aus dem konkreten
Leben heraus zu erwecken.61
Hinsichtlich der hier zu beschreibenden Unterrichtspraxis bietet sich eine weiter entwickelte Richtung des problemorientierten Unterrichts, die des erfahrungsorientierten
Unterrichts, an, wobei christliche Inhalte mit den Erfahrungen der Kinder verbunden
werden. Biblische Texte werden im Kinderbuch „Leb wohl, lieber Dachs!” zwar nicht
angewendet, trotzdem eignet es sich in der Hinsicht, dass gerade die Trauerphasen der
Tiere und das Gedenken an den verstorbenen Dachs sich mit der eschatologischen Hoffnung des Christentums decken, die nämlich beschreibt, dass der Glaubende nach seinem
Tod in ein jenseitiges Leben übergeht mit der Hoffnung die zurückgelassenen Menschen
wiederzusehen.
3.2.2 Der erfahrungsorientierte Ansatz
Der Entwicklungsstand und die Erfahrungen der Schüler bilden die Grundlage für die
Planung und Durchführung des Unterrichts. Diese können durch folgende Fragen untersucht werden:
Liegen bei einigen Schülern direkte Erfahrungen vor und kann ich an diese anknüpfen?
Wie gehe ich mit den verschiedenen Schülerpersönlichkeiten um, ohne sie zu überfordern?62
Bei der Durchführung des Unterrichts sollte erfahrungs- und handlungsorientiert vorgegangen werden. Der erfahrungsorientierte Unterricht lässt subjektiv bestimmte Grunderfahrungen (Distanz, Alleinsein, Ohnmacht, Einsamkeit) als biografische Grenzerfahrungen (Schlaf, Krankheit, Sterben, Tod), die das bisherige Leben der Schüler beeinflusst
haben, in den Unterrichtsprozess miteinfließen, um so den Unterrichtsinhalt subjektiv zu
verarbeiten. Es gibt bei diesem Ansatz drei Ebenen, die sich in der Unterrichtspraxis
nicht nur im Fach Religion (siehe Kap. 3.1) wiederfinden sollten:
(1) als Prozeß der Wahrnehmung/Begegnung:
58
59
60
61
62
(2) als Prozeß der Partizipation:
(3) als Prozeß der Reflexion:
Vgl. ebd., S.45
Vgl. ebd., S.49
Vgl. Wegenast, Klaus: Religionsdidaktik Grundschule, S.70
Vgl. Lenhard, Hartmut: Arbeitsbuch Religionsunterricht, S.232f.
Vgl. Ardey, Karin / Hagemann, Waltraud / vom Stein, Gunther: Religion - einmal anders, S.82
14
mung/Begegnung:
• Antizipation des eigenen
Sterbens und Todes
• Verarbeitung des Sterbens
eines anderen Menschen oder
Tieres mit oder ohne persönliche Beziehung
• Konfrontation mit dem mittelbaren Tod bzw. mit Toten
über Fernsehen, Film und
sonstige Bilder
• Todessymbole aus der christlichen Tradition
• Begräbniszeremonien, Trauerrituale
• Mein Leben als sterblich,
endlich und abschiedlich zu
erfahren
• Kranke oder Sterbende zu
besuchen und zu begleiten
• andere zu trösten
• ein Tier zu begraben
• bei unmittelbarer und mittelbarer Teilnahme am Sterben
und Tod unangenehme Gefühle zuzulassen
das heißt: Ich setze meine
Erfahrungen aus Wahrnehmung/ Begegnungen und
Partizipation in Beziehung zu
Sterben und Tod:
• als Theorie (philosophisch,
religiös, soziologisch usw.)=
Es-Struktur
• als persönliche Einstellung =
Ich-Struktur
• als allgemein menschliche
Kategorie = Wir-Struktur
• Gefühle zu unterdrücken
• Einstellungen zu verändern
• Begegnungen mit dem Friedhof
63
Es ist sicherlich nicht sinnvoll, diese drei Ebenen vollständig bei den Schülern
aufarbeiten zu wollen. Vielmehr ist es Aufgabe des Lehrers, sich in jeder Phase
unterrichtlicher Arbeit (Planung, Durchführung, Reflexion) bei dieser Auswahl
einfühlsam mit den Schülererfahrungen und -interessen auseinander zu setzen (siehe
Kap.3.3).
3.3 Funktion des Lehrers
Die Funktion des Lehrers ist für die Schüler von großer Bedeutung. Er besitzt eine Vorbildfunktion und kann dadurch den Schülern helfen mit dem Tod und der damit verbundenen Trauer umzugehen. Da sich die Arbeit an der Bewältigung von Ängsten, Trauer,
etc. besonders im Religionsunterricht anbietet (siehe Kap. 3 und 3.1)64 ist es wichtig,
dass der Religionslehrer dabei die Grenzen zwischen Wissen und Glauben stets kennzeichnet und der christlichen Hoffnung ein persönliches Gesicht gibt. Ebenfalls wichtig
ist die Ausgangslage, aus der heraus der Lehrer den Unterricht gestaltet. Hat er selber
schon indirekte Erfahrungen mit dem Tod gesammelt, oder kann er persönlich die empfundene Trauer nicht nachempfinden?65 Außerdem sollte er in der Lage sein, sich
gegenüber den Schülern emphatisch zu verhalten. Selbstverständlich darf die
Lehrperson bei einem so emotionalen, tiefgehenden und existentiellen Thema nicht
dozierend tätig sein, sondern muss bereit sein als Ansprechpartner und vielleicht auch
Tröster zu fungieren und den Schülern aus christlicher Sicht Hilfestellungen anbieten.
Hierbei kann der Lehrer durchaus an seine Grenzen stoßen, darf sich dann aber nicht
davor scheuen, erfahrenere Menschen, wie z.B. Pastoren, unterstützend in den
Unterricht einzubeziehen.66
63
64
65
66
Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S.654
Vgl. Auksutat, Ksenija: Abschied, Trennung, Tod - Unterrichtsentwurf für eine 3. Klasse, S. 124
Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S. 653
Vgl. Auksutat, Ksenija: Abschied, Trennung, Tod - Unterrichtsentwurf für eine 3. Klasse, S. 124
15
3.4 Methodische Umsetzungsmöglichkeiten
Es gibt unterschiedliche Bearbeitungsmöglichkeiten für das Thema Tod und Trauer mit
Kindern in der Grundschule. Bevor hier exemplarisch auf Möglichkeiten eingegangen
wird, die sich aus den genannten didaktischen Ansätzen ergeben, sollen allgemeine
Bausteine für den Unterricht dargestellt werden:
Es kann über eigene Erfahrungen mit dem Tod gesprochen werden, indem die Schüler
über verbale Kommunikationsformen hinaus Texte oder Bilder malen. Anknüpfend an
die kindlichen Äußerungen kann durch sachgerechte Information (z.B. Werden und
Vergehen in der Natur) die Irreversibilität des Todes aufgezeigt werden.
Weiterhin können dann die pragmatischen Aspekte des Todes erläutert werden. Dazu
gehören Rituale, Traditionen und der konkrete Umgang mit Tod und Trauer wie z.B. ein
Friedhofsbesuch und ein Gespräch mit einem Pastor. Das Bewusstsein der eigenen Endlichkeit und die Unabwendbarkeit des Todes kann aufgebaut werden, indem Trauer und
Abschied z.B. durch Rollenspiele nachvollziehbar werden (siehe Kap.4.3.7.2). Ein
wichtiger Baustein ist, den Empfindungen zum Tod Ausdruck zu geben, indem die
Kinder durch Musik oder Bilder ihre Gefühle widerspiegeln (siehe Kap.4.3.2). Im
Hinblick auf die christlichen Vorstellungen ist es wichtig auch über die biblischen
Erfahrungen mit dem Tod zu sprechen. Hier können die Kinder möglichen Trost oder
Identifikationsfiguren finden. Daraus kann sich Verständnis für Weiterleben anbahnen.
Der letzte Baustein ist die Einübung in christliche Tradition, indem die Kinder
nachvollziehen, was es für Trauermöglichkeiten gibt, und selber einen Weg zu
individueller Trauermöglichkeit finden.67
Zur unterschiedlichen methodischen Umsetzung eignen sich viele Hilfsmittel (Märchen,
Lieder, Bilder, Symbole, etc.). Hier werden zwei Methoden näher dargestellt, die im
Praxisteil dieser Arbeit wieder aufgegriffen werden. Sie sind exemplarisch gemeint, und
nicht etwa als einzig geeignete Methoden.
3.4.1 Erfahrungsbezogene Situationsanlässe
Gesprächsanlässe oder weitere Aktivitäten zum Thema Tod und Trauer sind oftmals
vielfältig vorhanden. Der Tod ist Teil der Natur und daher stets präsent durch den
Wechsel der Jahreszeiten und dem damit verbundenen Absterben der Pflanzen im
Herbst und das Wiedererblühen im Frühjahr. Dieser Jahreszeitenkreislauf eignet sich
auch für die Darstellung des Auferstehungscharakters, indem der Winter für den Tod,
der Frühling für die Auferstehung symbolisch verwendet werden. Als Themeneinstieg
bietet es sich an, offen über Gefühle und Befindlichkeiten zu sprechen und diese durch
unterschiedliche Methoden auszudrücken. Eine geeignete Methode ist das Ausdrücken
der Gefühle mit Hilfe von Farben, indem eine Entwicklung von Trauer bis zur
Überwindung der traurigen Gefühle dargestellt wird. Weiterhin bietet sich der Besuch
eines Friedhofs an. Dies ist eine Möglichkeit, mit dem die Atmosphäre aufgenommen
und erlebte Gefühle beschrieben werden sollen. Es können auch Informationen über die
Friedhofsanlage, Gräber und Menschen auf dem Friedhof festgehalten werden. Dabei
können auch speziell die Zeichen und Symbole auf den Grabsteinen erläutert werden.68
67
68
Vgl. Dönges, Katja / Jendorff, Bernhard: Das Thema ”Tod” in religionsdidaktischer Perspektive-Beispiel: Primarstufe, S.669ff.
Vgl. Ardey, Karin / Hagemann, Waltraud / vom Stein, Gunther: Religion - einmal anders, S.87
16
Wo ein Besuch auf einem Friedhof aus organisatorischen Gründen nicht möglich ist,
können direkte Erfahrungen über andere Medien geschaffen werden. Hier kommen insbesondere Dias, Filme oder Kinderbücher in Frage.
3.4.2 Kinder - Bilderbücher
Der methodische Schwerpunkt dieser Arbeit ist das Kinderbuch „Leb wohl, lieber
Dachs”. Deshalb wird hier das Medium ”Kinderbuch” näher dargestellt.
Ab den 70iger Jahren wurde die alltägliche, soziale Umgebung der Kinder vermehrt dargestellt und kritisch beleuchtet. Der Erfahrungsbereich bezog sich auf alltägliche Probleme mit dem Ziel der Bewältigung dieser. Aber erst ab den 80iger Jahren wird das
Thema Tod in Kinderbüchern behandelt.69 Kinderbücher sind häufig gute Vermittler für
ein Thema, vor allem wenn sie zum Einen Geschichten bieten, die Kinder anziehen und
fesseln, zum Anderen auch durch die dazugehörigen Bilder den Inhalt veranschaulichen
und sich dadurch den Kindern stärker einprägen. Außerdem werden den Kindern durch
Tierfiguren oder Menschen Identifikationsmöglichkeiten angeboten, zugleich aber auch
Distanz zur Thematik ermöglicht.
Eine Präsentation des Buches bietet sich in vielfältiger Weise an. Beispielsweise können
charakteristische Stellen des Buches vorgelesen und diese durch die entsprechenden Bilder unterstützt werden.
• Die Schüler haben die Möglichkeit ein eigenes Buch durch selbstgemalte Bilder zu
gestalten.
• Bestimmte Schlüsselstellen können durch die Vorstellung einzelner Personen herausgehoben und besprochen werden.70
• Es bietet sich auch an, die handelnden Personen und inhaltlich wichtige Szenen durch
die Schüler nachspielen zu lassen.
Geeignete Kinderbücher bieten den Schülern solche Identifikationsfiguren, durch die sie
sich angesprochen fühlen und durch die sie die Möglichkeit haben, Hilfe bei der Überwindung, in diesem Fall Trauer und Schmerz, zu gewinnen.
Bilder können oft etwas ausdrücken, was sprachlich nicht fassbar ist. An diesen
Kriterien gemessen eignet sich hier besonders das Kinderbuch „Leb wohl, lieber
Dachs!” von Susan Varley, welches im unterrichtspraktischen Teil dieser Arbeit
deutlicher vorgestellt wird (siehe Kap.4.3.7.1). Dieses Buch ist auch im Sinne des
problem- und erfahrungsorientierten Religionsunterrichts besonders geeignet. Der Inhalt
des Buches spricht besonders die hier beschriebene Lerngruppe an und bietet eine
Verknüpfung der Lebenswelt der Kinder mit theologischen Inhalten zur Thematik.
4 Unterrichtspraktisches Vorhaben
Die übergeordnete Zielsetzung des unterrichtspraktischen Vorhabens ist die
Entwicklung von unterschiedlichen Bewältigungsstrategien (Trauerverarbeitung) für den
Umgang mit Tod bei Kindern eines zweiten Schuljahres durch das vorgestellte
Kinderbuch „Leb wohl, lieber Dachs“. Die Unterrichtseinheit entwickelt sich aus den
Darstellungen des Theorieteils.
69
70
Vgl. Finger, Gertraud: Mit Kindern trauern, S.78
Vgl. ebd., S.83
17
4.1
Situation der Lerngruppe und Lernausgangslage
Seit dem 1.5.1998 begleite ich die Klasse 2b der Grundschule. Bis zu den Sommerferien
verbrachte ich den Ausbildungsunterricht mit der damaligen Religionslehrerin
zusammen, seit dem neuen Schuljahr habe ich den eigenverantwortlichen Unterricht mit
zwei Stunden in der Woche übernommen.
Die Klasse besteht aus 22 Schülern (11 Mädchen und 11 Jungen), davon sind sechs
Russlanddeutsche, ein Türke und zwei Kurden, wobei die kurdischen Kinder dem
yesidischen und das türkische Kind dem muslimischen Glauben angehören. Diese
nehmen trotz der fremden Religionszugehörigkeit am evangelischen Religionsunterricht
teil. Die drei Kinder haben die 1. Klasse wiederholt. Eine weitere Schülerin ist nach den
Osterferien aus einer 3. Klasse zurückgestellt worden und neu in die Klasse gekommen.
Diese Schülerin kenne ich sehr gut, da sie vorher die Klasse besucht hat, in der ich
eigenverantwortlich Deutsch und Religion unterrichte. Das Mädchen fühlt sich jetzt
schon sehr wohl und beteiligt sich gut am Unterricht.
Wichtig für diese Klasse ist es außerdem zu erwähnen, dass während des ersten Schuljahrs die damalige Klassenlehrerin verstorben ist und darum die Klassenführung am
1.2.1998 gewechselt hat. Die neue Klassenlehrerin fällt seit sechs Monaten
krankheitsbedingt aus, so dass noch einmal ein Lehrerwechsel nötig war, d.h. seit
Februar 1999 gibt es für diese Klasse eine Feuerwehr - Klassenlehrerin, die mit mir in
vielen organisatorischen Dingen zusammenarbeitet und ein inneres Gleichgewicht in der
Klasse wiederhergestellt hat.
Die Lerngruppe ist insgesamt gesehen homogen und zeichnet sich durch ein ausgeprägt
gutes Sozialverhalten und hohe Lernbereitschaft aus. Die Schüler sind stets interessiert
an religiösen Inhalten und erkennen schnell theologische Aussagen. Bezüglich dieser
Unterrichtseinheit sind Vorkenntnisse zum Thema vorhanden, die die Schüler in der
vorangegangenen Ostereinheit erworben haben. Sie haben von der Passion und der
Auferstehung Jesu erfahren.
Es gibt keinen verhaltensauffälligen Schüler in der Klasse und die ausländischen Mitschüler sind integriert. Gelegentlich ist es zu beobachten, dass D., sonst ein sehr ruhiger
Schüler, V. und E. Gespräche durch Zwischenrufe unterbrechen. Dieses habe ich
versucht, mit anschließenden Einzelgesprächen zu klären.
Die Sozialformen, in denen die Schüler mit mir arbeiten sind Partnerarbeit, Gruppenarbeit und Einzelarbeit. Diese Formen organisieren sich die Schüler in der Regel ohne
große Hilfestellung meinerseits, so dass die Klasse in organisatorischen Bereichen durch
eine besonders ausgeglichene Gemeinschaft auffällt. Die Klasse kennt außerdem das Arbeiten an Stationen und wird an weitere offene Lernangebote herangeführt.
Insgesamt ist die Atmosphäre in der Klasse sehr angenehm. Dadurch ist es mir möglich
mit den Schülern intensive Unterrichtsgespräche zu führen, bei denen es ihnen oft
gelingt durch minimale Impulsgebung inhaltliche Kernaussagen von Geschichten,
Bildern oder anderen Medien zu erkennen.
Die Klasse kann nach Anleitung selbstständig und konzentriert arbeiten. Die Schüler arbeiten in den Erarbeitungsphasen sehr kreativ, indem sie zum Thema malen oder
basteln. Einige Kinder schreiben auch sehr gern etwas dazu auf und bringen viele eigene
Ideen in den Unterricht ein. Die Schüler sind auch gegenüber Rollenspielen sehr
18
aufgeschlossen, jedoch können beim Vorstellen von Ergebnissen noch Unsicherheiten
auftreten.
Leider habe ich vor den Osterferien von den Eltern einiger ausgesiedelter Schüler erfahren, dass sie ihren Kindern nicht erlauben an Stilleübungen teilzunehmen oder sich
tänzerisch zu bewegen. Zu dieser Problematik habe ich noch keine zufriedenstellende
Lösung gefunden, weil ein Ausschluss der Kinder aus dem Unterricht nicht in meinem
Sinne ist. Sie bekämen dann wichtige Inhalte nicht mit und könnten anschließende
Aufgabenstellungen nur begrenzt nachvollziehen und bearbeiten.
Die Schüler der Klasse 2b haben dadurch, dass ich in der Zeit der Lehrerwechsel kontinuierlich in der Klasse unterrichtet habe, ein sehr gutes Verhältnis zu mir.
4.2 Begründung und Intention der Unterrichtseinheit
Seit ich die Klasse 2b im Fach Religion übernommen habe, ist das Interesse der Kinder
zum Thema Tod stets vorhanden gewesen. Weil sie direkt vom Tod ihrer ersten Klassenlehrerin betroffen sind, werden immer wieder Fragen zum Thema gestellt. Da ich am
Anfang die Kinder noch nicht so genau kannte, habe ich zwar versucht auf sie einzugehen und ihre Fragen zu beantworten, doch dies stellte mich auf Dauer nicht zufrieden.
Ich wartete daher mit dieser Unterrichtseinheit, bis ich der Meinung war, dass ein dem
Thema angemessenes Vertrauen zwischen den Schülern und mir bestand.
Doch auch ohne direkte Betroffenheit ist dieses Thema in der Grundschule anzusprechen, denn Schüler sollten die Möglichkeit bekommen, ein realistisches Todeskonzept
entwickeln zu können. Sie sollten erkennen, dass der Tod zum Leben dazu gehört. Dieses umfasst die Nonfunktionalität ( Erkenntnis, dass alle lebensnotwendigen Körperfunktionen mit dem Eintritt des Todes aufhören), die Irreversibilität ( Unumkehrbarkeit
des einmal eingetretenen Todes), die Universalität ( Einsicht, dass alle Lebewesen sterben müssen) und die Kausalität ( Wissen um die Ursachen des Todes).71 In religiöser
Hinsicht sollten den Schülern hier Möglichkeiten gegeben werden, sich im christlichen
Glauben wiederzufinden und daraus die Kraft für Trauerüberwindung und das
Herausbilden eines individuellen Todeskonzepts zu entwickeln.72 Außerdem ist es
wichtig, den Schülern im Religionsunterricht stets Möglichkeiten zu geben, ihre Gefühle
und Ängste ausdrücken zu können. Dies ist gerade beim Fundamentalerlebnis Tod
wichtig. Besonders in dieser Klasse ist es bedeutsam, den Kindern für weitere
Situationen der Trauer mögliche Bewältigungsstrategien aufzuzeigen. Weiterhin sehe
ich in dieser Einheit eine Chance, die Kinder als Teil unserer Gesellschaft für dieses
Thema sensibel zu machen, das in der heutigen Zeit zu weit aus dem Erfahrungsraum
der Menschen gedrängt wird (siehe Kap.1.1).73
Die Betroffenheit und gleichzeitige Verschlossenheit gegenüber dem Tod sowie die damit verbundene, unbewältigte Trauer habe ich auch auf dem Elternabend erlebt, an dem
ich die Eltern über mein Unterrichtsvorhaben informiert und dabei versucht habe,
Ängste vor eventuellen Reaktionen der Kinder zu erfahren bzw. abzubauen. Die
Grundeinstellung der Eltern gegenüber mir als Religionslehrerin ist sehr positiv. Dies
vermittelt mir das Gefühl, dass sie froh sind, dass jemand bereit ist über Tod und Trauer
mit ihren Kindern zu sprechen. Die Behandlung im Unterricht sehe ich als Chance,
71
Vgl. Mahlmann, Jens G. M.: Auch Sterben hat seine Zeit, S.14f.
Vgl. ebd., S. 15
73
Vgl. Böcker, Werner: Gesellschaftliche und religionspädagogische Aspekte zum Umgang mit Sterben und Tod, S.645ff.
72
19
Kindern und Eltern Mut zu machen, sich ihren Ängsten vor Verlust und Tod zu stellen
und eine positive Verarbeitungsstrategie zu entwickeln.
In der Unterrichtseinheit setze ich das Buch „Leb wohl, lieber Dachs” von Susan Varley
ein (siehe Kap.4.3.7.1) weil die Geschichten von Tieren im Sinne von Fabeln den Kindern einerseits Identifikationsmöglichkeiten bieten, andererseits aber auch eine gewisse
Distanz ermöglichen.
4.3 Übersicht über die Unterrichtseinheit
• Das Ausdrücken von Befindlichkeiten mit Hilfe von Mimürfeln und
farbigen Tüchern, (erfahren, dass es uns mit einem Freund besser geht
als alleine).
(1 Stunde)
• Gestaltung eines Gefühlsteppichs mit Hilfe von Seidenmalfarben und
Kennenlernen des Liedes ”Das wünsch ich sehr”, (darstellen, wie sich
Gefühle von traurig sein bis glücklich sein entwickeln können).
(2 Stunden)
• Kennenlernen des Buches „Leb wohl, lieber Dachs” von Susan Varley
mit paralleler Nachgestaltung der passenden Bilder, (mit Bildern die
Geschichte nachvollziehen und dabei die Kernaussagen
herausstellen).
(2 Stunden)
• Wie war es als der Dachs noch lebte und wie ist es jetzt ohne den
Dachs?, (die Schüler sollen die Situationen der Freunde als der Dachs
noch lebte, und als er gestorben war, nachvollziehen, indem sie sich
und andere durch eine meditative Übung in die Trauer der Freunde
hineinversetzen).
(1 Stunde)
• Durch mitgebrachte Erinnerungen wird die Situation des Abschiednehmens nachvollzogen, (mit den Erinnerungen an die Menschen, die sich
von uns verabschiedet haben, bleibt etwas von ihnen zurück).
(1 Stunde)
• Die Teilnahme an Trauerprozessen durch ein gelenktes Rollenspiel zulassen, (durch das Hineinversetzen in die Freunde des Dachses werden
die Trauerprozesse nachvollzogen).
(1 Stunde)
• Brainstorming zur Frage „Wo ist der Dachs jetzt?”, (Ideen dazu
werden gesammelt und besprochen).
(1 Stunde)
• Exkursion zum Friedhof, (Kennenlernen eines Ortes der Trauer und
Trauerbewältigung).
(2 Stunden)
• Die Auferstehung - Darstellung der Verwandlung der Raupe in einen
Schmetterling mit paralleler Bezugnahme zu den Jahreszeiten, (die
Auferstehung wird als Teil des christlichen Glaubens erfahren und
parallel zu den Jahreszeiten im Buch „Leb wohl, lieber Dachs”
nachgestaltet)
(2 Stunden)
4.3.1 Die 1. Stunde
Kurzverlauf
In dieser Stunde setze ich den Schwerpunkt auf die Problemorientierung und Erfahrung
der Kinder, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen.
20
Als Einstieg drücken alle Schüler mit Hilfe von Mimürfeln ihre momentane Befindlichkeit aus. Dabei wird deutlich, dass jeder sich anders fühlt. Nachdem alle Schüler an der
Reihe waren, erklärt die Lehrerin, dass Gefühle auch anders ausgedrückt werden
können. Dabei legt sie farbige Tücher in die Mitte. Der Impuls wird von den Schülern
aufgenommen und sie ordnen unterschiedliche Befindlichkeiten bestimmten Farben zu.
Dabei werden die dunklen Farben den traurigen Gefühlen zugeordnet, die helleren
Farben den fröhlichen Gefühlen (siehe Anhang). Zudem wird erarbeitet, dass es mir mit
einem Freund meist besser geht, als alleine.
Kurzreflexion:
Das Ausdrücken von Gefühlen mit Hilfe der Mimürfel hat sehr gut geklappt. Jeder
Schüler konnte seine Gefühle differenziert beschreiben. Es wurden alle angebotenen Gefühle angesprochen. Alle haben erkannt, dass sich jeder unterschiedlich fühlen kann.
Die Schüler stellen durch den Impuls der Tücher fest, dass Gefühle durch Farben
darstellbar sind. Sie ordnen die Tücher zum Verlauf einer möglichen
Gefühlsentwicklung selbstständig zu. Zur Sicherung legen sie farblich passende
Gesichter zu den Tüchern. Die Schüler erfahren, dass es ihnen in traurigen Situationen
alleine schlechter geht als mit einem Freund. Die Tücher werden als Ergebnis an der
Wand im Klassenraum präsentiert (siehe Anhang).
4.3.2 Die 2. - 3. Stunde
Kurzverlauf
In dieser Doppelstunde sollen die Schüler durch die kreative Gestaltung des Gefühlsteppichs (siehe Anhang) ihre Gefühle individuell ausdrücken und zulassen. Hier sehe
ich die Voraussetzung für die Trauerarbeit.
Die Schüler erhalten eine Stoffbahn und sollen mit Hilfe von Seidenmalfarben eine individuelle Gefühlsentwicklung selbstständig gestalten (siehe Anhang). Dabei setzen sie
die Erfahrungen der vorherigen Stunde um und ordnen zu ihren Gefühlen passende
Farben zu. Als Abschluss wird das Lied ”Das wünsch ich sehr” (siehe Anhang)
gesungen und die entsprechenden tänzerischen Bewegungen dazu gelernt.
Kurzreflexion:
Die Schüler arbeiteten alle sehr motiviert an ihren Stoffbahnen und haben den Transfer
zur ersten Stunde, das gezielte Einsetzen der Farben, verinnerlicht.
Der Einstieg in der dritten Stunde ist weggefallen, da die Schüler vor Beginn der Stunde
ihre Arbeit an den Stoffbahnen schon weiterführten. Die Schüler, die schon fertig waren,
haben sich als Helfer betätigt, Farben zugeteilt und in der Organisation geholfen. Es entstanden individuelle Arbeiten. Die Schüler waren sehr motiviert und leisteten durch die
Gestaltung der Stoffbahn einen Transfer zur ersten Stunde. Mit dem Abschlusslied
wurde der Wunsch ausgedrückt, wenn man traurig und alleine ist, jemanden bei sich zu
haben, der einem Mut zuspricht. Durch die begleitende Bewegung, wurden die Intensität
der Aussage und das Gemeinschaftsgefühl nochmals hervorgehoben.
Der Abschluss war durch das Aufräumen etwas hektisch und die Schüler konnten nicht
mehr über ihre Arbeit berichten und reflektieren. Das habe ich dann an den Anfang der
nächsten Stunde gestellt.
21
4.3.3 Die 4. Stunde:
Kurzverlauf
Diese Stunde ist die Einstiegsstunde in das Buch und soll den Schülern einen affektiven
Zugang zum Thema Tod und Trauer eröffnen.
Der fertige Gefühlsteppich wird angeschaut und darüber beraten, wo er in der Klasse
hängen soll.
Danach lernen die Schüler den Anfang des Buches „Leb wohl, lieber Dachs” (Inhalt des
Buches siehe Anhang, Sachanalye des Buches siehe Kap. 4.3.7.1) kennen. Das Buch
wird vorgelesen, parallel dazu werden die jeweiligen Bilder gezeigt. In dieser Stunde haben die Schüler nur den Teil bis zum Treffen der Freunde kennengelernt. Als Sicherung
wiederholen die Schüler den Inhalt. Die Stunde endet mit dem Lied „Das wünsch ich
sehr”.
Kurzreflexion:
Die Schüler waren von der Geschichte des Dachses sehr gefangen. Es herrschte während
der Vorlesezeit eine hohe Spannung und Anteilnahme. Eine sehr einfühlsame Schülerin
fragte mich im Abschlusskreis, ob die Geschichte wahr wäre, sie würde nämlich sehr
traurig sein. Ich antwortete darauf, dass sich jemand diese Geschichte ausgedacht hat,
aber jeder für sich entscheiden muss, ob er daran glaubt, dass sie so passieren könnte.
Mit dieser Antwort war das Mädchen zufrieden. Die Stunde endet mit dem Lied ”Das
wünsch ich sehr”, welches die traurige Stimmung ablöste.
Diese traurige Stimmung ist meiner Meinung nach in Ordnung, solange jemand, in diesem Fall die Lehrerin, da ist, der die Fragen und die Trauer der Schüler auffängt.
4.3.4 Die 5. Stunde
Kurzverlauf
Die Schüler lernen in dieser Stunde im weiteren Verlauf der Geschichte die Trauerverarbeitung der Freunde des Dachses kennen. Parallel dazu werden die zugehörigen Bilder angesehen und beschrieben.
Diese Stunde schließt sich an die vorangegangene Stunde an. Im Einstieg sollten die
Schüler darüber berichten, ob sie in den vergangenen Tagen an den Dachs denken mussten. Ich als Lehrerin beziehe mich in das Gespräch ein und spreche über meine traurigen
Gefühle, die ich hatte. Dabei betone ich, dass das Zugeben von Traurigkeit auch in Ordnung ist.
Als wiederholendes Element erzählen die Schüler den Anfang der Geschichte anhand
der Bilder noch einmal nach und hören dann den weiteren Verlauf der Geschichte.
Dabei werden die letzten Bilder parallel dazu gezeigt.
Kurzreflexion:
Im Einstieg berichteten einige Schüler über ihre Traurigkeit, dass der Dachs gestorben
ist. Ein Junge erzählte über einen Traum den er hatte, in dem der Dachs wieder kommen
würde. Alle Schüler waren auf den weiteren Verlauf der Geschichte sehr gespannt. Das
Umdrehen der passenden Bilder hatte einen hohen Aufforderungscharakter. Dieser Zeitumfang, den ich für das Vortragen der Geschichte eingeplant hatte, ist für diesen Inhalt
sehr wichtig gewesen. Beim Vortragen der Geschichte habe ich bewusst lange Pausen
22
eingebaut, um die Wirkung bei den Schülern erlebbar zu machen und selbst erfassen zu
können. Obwohl alle sehr betroffen waren, waren alle Schüler weiter motiviert mit dem
Buch zu arbeiten.
4.3.5 Die 6. Stunde
Kurzverlauf
Die Schüler sollen die Situation der Freunde als der Dachs noch lebte und die als er
gestorben war, nachvollziehen, indem sie durch eine meditative Übung sich in die
Trauer der Freunde hineinversetzen.
Die Schüler vervollständigen die Sätze
• Als der Dachs noch da ist, fühlen sich die Freunde...
• Als der Dachs nicht mehr da ist, fühlen sich die Freunde...
auf einem geknickten Papier und malen dazu (siehe Anhang).
Anschließend nehmen die Schüler ihre Texte und ich führe sie auf den Spuren des
Dachses und ihren eigenen in den Mehrzweckraum. Die Dachsspuren hatte ich vorher
aus Papier geschnitten und als Weg bis etwa zur Mitte des Raumes aufgeklebt (siehe
Anhang). Die Fußspuren der Schüler haben sie als Hausaufgabe selber gestaltet. Das
Eintreten in den Mehrzweckraum wird von meditativer Musik begleitet. Jeder geht nun
die Spuren nach, macht Halt wo die Dachsspuren ihn noch begleiten und liest an der
Stelle seinen Text über die Gefühle der Freunde wie sie sich mit dem Dachs fühlen vor.
Dann geht er ohne Dachsspuren neben sich und liest dort seine Einschätzung darüber
vor wie sich die Freunde ohne den Dachs fühlen.
Kurzreflexion:
Alle Schüler hatten eine Idee und konnten die Trauer der Freunde nachvollziehen. Jeder
meditative Gang wurde mit viel Aufmerksamkeit verfolgt und alle waren auf die Antworten der anderen gespannt. Die Atmosphäre war ruhig. Anschließend versuchten einige Schüler zu beschreiben, wie sie sich auf diesem Weg gefühlt haben. Andere waren
sehr traurig und ihnen fehlten die Worte für diese Gefühle.
Hausaufgabe:
Die Schüler sollen Abschiedsgeschenke von Menschen mitbringen, die gestorben, oder
für lange Zeit weggegangen sind.
4.3.6 Die 7. Stunde
Kurzverlauf
In dieser Stunde möchte ich den Versuch machen, den Schülern durch die Abschiedsgeschenke zu verdeutlichen, dass von jedem Verstorbenen aus ihrem Erfahrungsbereich
etwas zurückbleibt.
Einige Schüler zeigen mit den mitgebrachten Erinnerungen an Menschen, die sich von
ihnen verabschiedet haben, dass von den verstorbenen Personen etwas dageblieben ist,
durch das sie sich an sie erinnern können. Im Sitzkreis werden die Erinnerungsstücke an
die verstorbenen Menschen gezeigt und erläutert. Für diese Stunde räume ich den Schülern und mir in entspannter Atmosphäre Zeit zum Berichten, Erzählen und Nachdenken
ein. Um ein entspanntes Unterrichtsgespräch entstehen zu lassen werde ich keine Fotos
23
machen und im Sitzkreis durch die Gestaltung der Mitte mit Tüchern und einer Kerze
eine gemütliche Atmosphäre schaffen.
Kurzreflexion
In dieser Stunde äußerten sich das erste Mal viele Schüler direkt zum Thema Trauer und
Tod. Viele berichteten von Erinnerungen, die sie von verstorbenen Personen haben. Einige Schüler zeigten Fotos von verstorbenen Omas und Opas, eine Schülerin hatte eine
Kette, die der Oma gehörte, mitgebracht. Viele Schüler konnten sich sehr gut an bestimmte Situationen mit ihren Verstorbenen erinnern. So berichtete ein Schüler, dass die
Oma immer so gut malen konnte.
Dabei wurde auch das erste Mal von der verstorbenen Klassenlehrerin gesprochen, die
ihnen immer aus dem Buch Der Regenbogenfisch vorgelesen hat. Das zeigt, dass sie einerseits eine Zeit für ihren Weg dorthin brauchten, um darüber sprechen zu können
andererseits aber auch die konkreten Erinnerungsstücke hilfreich dazu waren. Ich fühlte
mich darin bestätigt, ihnen über unterschiedlichen Medieneinsatz (Bilderbuch,
Gefühlsteppich, meditative Übungen etc.) Hilfen zu geben sich ausdrücken und damit
ein Stück sich bewusst werden zu können.
4.3.7 Die 8. Stunde
4.3.7.1 Sachanalyse des Buches „Leb wohl, lieber Dachs” von Susan Varley
Das Kinderbuch „Leb wohl, lieber Dachs” ist ein Bilderbuch im Querformat mit 25 Seiten Text und 11 ganzseitigen Bildern. Es ist für Kinder der zweiten bis vierten Klasse
geeignet.74 Die Titelfigur ist ein alter, weiser Dachs, der bemerkt, dass er bald sterben
muss. Doch der Tod ist für ihn nichts Schreckliches, er fürchtet sich auch nicht davor.
Seine einzige Sorge ist die, dass er seine Freunde, den Maulwurf, den Frosch, den Fuchs
und Frau Kaninchen, alleine lassen muss. Das bedrückt ihn sehr. Der Dachs bereitet sich
sorgsam auf seinen Tod vor, indem er sich für seinen Winterschlaf vorbereitet und
seinen Freunden einen Abschiedsbrief schreibt. Als es soweit ist, dass er sterben muss,
geht er durch einen langen Tunnel und fühlt sich dabei ganz kräftig und jung, wie in
einem guten Traum. Die Freunde finden am nächsten Morgen seinen Abschiedsbrief in
dem steht: ”Bin durch den Langen Tunnel gegangen. Lebt wohl, Dachs.” Die Freunde
sind sehr traurig und gehen mit ihren Tränen und der Trauer über den Verlust eines
Freundes in den Winterschlaf. Doch der einsetzende Schnee und die Kälte können die
Trauer nicht begraben.
Mit dem Einsetzen des Frühjahrs erwachen die Tiere, besuchen sich gegenseitig und erinnern sich alle wieder an den Dachs. Jedes der Tiere hat seine eigene Erinnerung an den
verstorbenen Freund; es stellt sich nämlich heraus, dass der Dachs jedem eine
persönliche Erinnerung dagelassen hat. So hat der Maulwurf vom Dachs gelernt
besonders gut aus einem gefalteten Stück Papier eine Maulwurfskette auszuschneiden.
Dem Frosch hat der Dachs das Schlittschuhlaufen beigebracht, so dass dieser jetzt ein
wahrer Meister darin ist. Der Fuchs kann durch den Dachs einen tadellosen
Krawattenknoten binden und Frau Kaninchen nach einem Spezialrezept des Dachses
Lebkuchenkaninchen backen.
74
Eigene Einschätzung der Verfasserin
24
Durch die Erinnerung der Tiere an ihren Freund schmilzt die Trauer im Laufe der Zeit
wie der Schnee im Frühling und es fallen ihnen immer mehr Erlebnisse mit dem Dachs
ein. Der Maulwurf will sich persönlich bei dem Dachs bedanken und stellt sich eines
Tages auf einen Hügel und sagt: „Danke, Dachs!” Dabei ist er davon überzeugt, dass der
Dachs ihn hört.75
In diesem Buch beschreibt Susan Varley nicht nur die Vorbereitung auf den Tod und das
Sterben des Dachses, sondern vor allem die Zeit der Trauer und die Bewältigungsstrategien der Tiere. Bei der Beschreibung des Sterbevorgangs des Dachses wird ein
bekanntes Bild aus der Sterbeforschung benutzt, wonach wiederbelebte Patienten
berichten, dass sie ebenfalls durch eine Art Tunnel gegangen sind. Im Buch wird
allerdings nicht erwähnt, was mit dem leblosen Körper geschieht.76 Nachdem die
Freunde des Dachses sich an ihn erinnert hatten und dabei festgestellt haben, dass der
Dachs in ihren Gedanken immer noch präsent ist, kommt es zum beschriebenen
harmonischen Ende, das bei Kindern keine erschreckende oder bedrohliche
Todesvorstellung auslöst. Diese Geschichte bietet ”[...] einen Spannungsbogen von der
Vorbereitung des Dachses auf seinen Tod über die unmittelbare Trauer der Freunde bis
zur geglückten Trauerarbeit [...]”.77 Das Besondere an diesem Buch ist die Bearbeitung
des Themas in der Fabelwelt. Die Tiere durchleben zwar menschliche Trauerprozesse,
zu denen sie aber trotz Betroffenheit, eine Distanz bewahren können.78
4.3.7.2 Begründung und Intention der Unterrichtsstunde
Der Schwerpunkt liegt in dieser Stunde im Sich-Hineinversetzen in die Tiere durch ein
Rollenspiel, um dadurch die Trauerprozesse nachvollziehen zu können. Das Hineindenken in trauernde Wesen ermöglicht den Schülern eigene Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Außerdem hilft es in Situationen, die die Schüler direkt betreffen, Trauer ausdrücken, verarbeiten und verstehen zu können. Trauersituationen gibt es in der Lebenswelt des Kindes immer wieder, nicht nur, wenn es um das Sterben eines nahestehenden
Menschen geht. Ähnlich ist auch die Situation des Abschiednehmens von Menschen, die
für längere Zeit verreisen, oder auch guten Freunden, die an einen anderen Ort ziehen.
Sicherlich ist eine Scheidung der Eltern auch eine Form des Abschieds. Daher ist es
wichtig den Schülern dabei zu helfen, diese traurigen Seiten des Lebens verarbeiten zu
können und ihnen zu zeigen, dass traurige Gefühle offen gezeigt werden dürfen und gemeinschaftlich oft leichter zu ertragen sind. Die Tiere dienen als Identifikationsfiguren,
da durch sie die eigenen Gefühle erfahrbar werden und ihre Sprache finden.79
4.3.7.3 Die Rolle der Lehrerin
In der Phase, in der die Planungsgruppe (siehe Kap.4.3.7.6) die Erinnerungsstücke des
Dachses vorstellt, werde ich mich zurückhalten und nur durch minimale Impulse die
Schüler zum Erzählen auffordern. Nach der Erklärung der Arbeitsanweisungen werde
ich den einzelnen Gruppen die benötigten Materialien aushändigen und jedem Schüler
einen Kummerstein mitgeben, den sie zur Abschlussrunde in den Stehkreis mitbringen
sollen. In der Erarbeitungsphase werde ich den besonders schwachen Schülern helfend,
75
Vgl. Varley, Susan: Leb wohl, lieber Dachs, kurz zusammengefasst nacherzählt (Anm. d. Verfasserin)
Vgl. Auksutat, Ksenija: Abschied, Trennung, Tod - Unterrrichtsentwurf für eine 3. Klasse, S. 124
77
Mahlmann, Jens G. M.: Auch Sterben hat seine Zeit, S.15
78
Vgl. Anne Klaaßen: Werden und Vergehen - Ende und Anfang, S.29
79
Vgl. Finger, Gertraud: Mit Kindern trauern, S.80
76
25
beratend und ermunternd zur Seite stehen. Ansonsten versuche ich mich
zurückzuhalten, damit sich die Ideen der Schüler frei entwickeln können. Außerdem
werde ich versuchen, eventuell auftretende Ängste der Schüler durch meine Präsenz und
gegebenenfalls durch Gesprächsangebote aufzufangen. In der abschließenden
Präsentationsrunde werde ich eine moderierende Rolle einnehmen.
4.3.7.4 Unterrichtsziele
Groblernziel: Die Schüler sollen sich in die trauernden Freunde des Dachses hineinversetzen und die Trauerprozesse durch ein gelenktes Rollenspiel nachvollziehen.
Feinlernziele:
Die Schüler...
• sollen durch das Hören des geflüsterten Namens schnell und ruhig einen Sitzkreis
bilden. (sozial, prozessual, affektiv)
• sollen sich durch die Erzählung über die Freunde des Dachses und deren
Erinnerungsstücke auf den Inhalt einstimmen. (affektiv)
• der Planungsgruppe sollen die Erinnerungen der Freunde verständlich und möglichst
selbstständig vortragen. (kognitiv, prozessual, affektiv)
• sollen durch den Erhalt eines Kummersteins die schwere Trauer der Freunde nachvollziehen. (kognitiv, affektiv)
• sollen in der Gruppenarbeit die Arbeitsanweisungen gemeinsam lesen, verstehen und
sich dabei Hilfestellung geben.(kognitiv, sozial, prozessual)
• sollen in der Gruppe ein passendes Rollenspiel entwickeln, das die Trauerprozesse
der Tiere ausdrückt. (kognitiv, affektiv, sozial)
• sollen in der Präsentation das Rollenspiel anschaulich vortragen. (sozial, affektiv, kognitiv)
• sollen mit dem Ablegen des Kummersteins auf ein Tuch erfahren, dass es tröstlich
ist, in der Trauer nicht alleine zu sein. (affektiv, sozial)
• sollen durch den Erhalt eines Keks wie Frau Kaninchen und ihre Freunde getröstet
werden. (affektiv)
4.3.7.5 Hypothesen über das zu erwartende Schülerverhalten
Die Schüler werden in der Stunde sehr konzentriert arbeiten, weil sie die Geschichte
„Leb wohl, lieber Dachs” gern gehört haben und sich viele Gedanken zum Inhalt
gemacht haben. In der Einstiegsphase werden die Schüler der Planungsgruppe ihre
Aufgabe sehr ernst nehmen und die Gegenstände der Freunde sicherlich gut vorstellen.
Bei der Entwicklung des Rollenspiels vermute ich bei einigen Schülern, dass sie nicht
gleich ihren Platz in der Rolle finden und in der Gruppe oder bei mir nachfragen
werden. Ebenso ist es möglich, dass die Schüler sich in der Gruppe nicht über die
Rollenverteilung einigen können. Falls dies der Fall sein wird, werde ich dieses Problem
in der nächsten Stunde mit den Schülern besprechen und mit ihnen für jetzt nach
Alternativen (Losverfahren, Einteilung der Rollen durch den Lehrer, etc.) suchen. Da
das Erstellen eines Rollenspiels noch nicht geübt ist, wird sicherlich nicht jede Gruppe
26
zu einem vollständigen Ergebnis kommen. In der Präsentationsphase werden alle
gespannt auf die Ergebnisse sein und konzentriert zuhören. Einige Schüler werden sich
sicherlich direkt zur Darstellung und Wirkung des Rollenspiels äußern. Im
Abschlusskreis rechne ich mit einer aufmerksamen Atmosphäre, in der die Schüler ihren
Stein in Ruhe in der Mitte ablegen. Die Schüler werden durch den Trost des Kekses
entspannt aus der Stunde hinausgehen.
4.3.7.6 Methodische Entscheidungen
Zu Beginn der Stunde flüstere ich die Kinder in den Sitzkreis. Diese Methode erhöht die
Aufmerksamkeit und ist bei den Schülern schon bekannt. Außerdem kommen die
Schüler nach der großen Pause dadurch schneller zur Ruhe. Im Einstieg werden die
Erinnerungsstücke der Freunde des Dachses durch eine Planungsgruppe von vier
Schülern vorgestellt. Dabei werden die passenden Erinnerungsstücke aus der Mitte aus
einer Schachtel gezogen. Durch den Vortrag einer Schülergruppe versuche ich die
Schüler mit in die Unterrichtsgestaltung einzubeziehen. Das fördert die
Selbstständigkeit und die Freude den Unterricht mitzugestalten. Bei der anschließenden
Verteilung der Kummersteine werde ich auf die Schwere der Trauer bei den Freunden
eingehen, was mit den Steinen symbolisiert und fühlbar wird, besonders da sie sie im
weiteren Verlauf der Stunde bei sich tragen sollen. Um den organisatorischen Rahmen
zu entlasten, habe ich in der vorherigen Stunde die Gruppeneinteilungen mit den
Kindern besprochen. Dies hat den Vorteil, dass die Schüler sich selber nach Neigung
und Leistungsvermögen zusammensetzen und bestimmte Regeln für eine Gruppenarbeit
vorher aufstellen können. Die Schüler erhalten von mir eine Materialkiste, in der die
Erinnerungsstücke der Freunde und eine Karteikarte mit Arbeitsanweisungen zum
Rollenspiel enthalten sind (siehe Anhang). Diese sollen sie in der Gruppe zusammen
bearbeiten und sich auf eine Möglichkeit der Darstellung einigen. Das Rollenspiel bietet
sich hier in besonderer Weise an, um die Situation der Freunde besser verstehen zu
können. Außerdem ermöglicht das Hineinversetzen in eine Rolle den Schülern eine
Identifikation mit den Freunden.
Hier geht es um ein gelenktes Rollenspiel, weil ich Personen, Ort und Arbeitsaufträge
vorgebe.80 Um sich in die Trauerprozesse der Freunde des Dachses hineinzuversetzen,
hätte sich hier auch ein Lernbuffet angeboten, bei dem sich die Kinder durch unterschiedliche Möglichkeiten Zugänge zu den Trauerprozessen erarbeiten könnten. Die
Schüler hätten Abschiedsbriefe an den Dachs schreiben können, Collagen zu dem
Treffen der Freunde gestalten oder mögliche Dialoge zwischen den Freunden
entwickeln können. Dies wäre mir aber auf einer zu kognitiven und distanzierten Ebene
abgelaufen.
Nach einem vereinbarten Signal treffen sich die Schüler mit mir in einem großen Halbkreis vor der Tafel, um ausreichend Platz für die vorspielenden Schüler zu haben. Die
Präsentationsrunde möchte ich entsprechend den Bedürfnissen der Schüler gestalten und
einer Gruppe die Möglichkeit geben ihr Ergebnis vorzustellen. Einige Schüler können
auch von eventuellen Schwierigkeiten in der Gruppe berichten. Gruppen, die aus zeitlichen Gründen nicht vorspielen können, werden auf die nächste Stunde verwiesen, in der
sie ihre Ergebnisse vorstellen können.
80
Vgl. Herion, Horst: Methodische Aspekte des Religionsunterrichts, S.104
27
Zum Stundenschluss soll jeder Schüler mit seinem Kummerstein in die Mitte des Stehkreises gehen und den Stein auf ein Tuch legen. Das Tuch in der Mitte, das nach der
Übung nun mit Steinen bedeckt ist, symbolisiert den gemeinsamen Kummer. Durch die
abgelegten Steine auf dem Tuch können die Schüler die Erfahrung machen, dass Kummer und Trauer allein nur schwer zu tragen sind, der abgelegte Kummer aber erleichtert.
Nachdem der Stein abgelegt wurde, darf sich jeder einen Keks aus der Dose von Frau
Kaninchen nehmen. Dadurch, dass der eigene Kummer mit anderen zusammengetragen
wird, ist Raum für Freude, die durch den Keks von Frau Kaninchen symbolisiert werden
soll.
28
4.3.7.7 Geplanter Unterrichtsverlauf
Zeit
Geplantes
Unterrichtsgeschehen
12.00 - 12.05
Begrüßung:
L. flüstert die Namen der Sch. in den Sitzkreis und begrüßt sie und stellt den Besuch vor.
Einstieg:
Die Sch. der Planungsgruppe stellen die Erinnerungstücke der Freunde vom Dachs vor und
holen diese zur Präsentation aus einer Schachtel in der Mitte.
Nach Beendigung der Erzählung bekommt jeder Sch. einen Kummerstein als Symbol der
Trauer.
12.05 - 12.10
12.10 - 12.30
12.30 - 12.40
12.40 - 12.45
Erarbeitung:
L. erklärt die Gruppenarbeit und stellt eine Materialkiste exemplarisch vor.
Anschließend gehen die Schüler in ihre Gruppen und entwickeln ein Rollenspiel, das die Trauer
der Freunde darstellen soll.
Die L. steht beratend zur Seite.
Differenzierung: Es steht ein Erste-Hilfe-Kästchen zur Verfügung, in dem Hilfen für das
Nachspielen der Situation vorgeschlagen sind.
Präsentation:
Nach einem vereinbarten Signal treffen sich die Sch. und die L. mit ihren Ergebnissen und
Kummersteinen im Halbsitzkreis. Einige Sch. Stellen ihr Rollenspiel vor, die anderen können
sich danach über die Wirkung und Gestaltung des Spiels äußern.
Festigung:
Jeder Sch. legt in der Mitte des Stehkreises seinen Kummerstein auf das Tuch und nimmt sich
einen Keks. Dabei wird nachgefühlt, das der Kummer nun leichter geworden ist.
Arbeits-, Sozialund Organisationsform
Medien
Sitzkreis
Schülervortrag
Sitzkreis
Lehrervortrag
Maulwurfskette
Strickmütze
Krawatte
Keksrezept
Kummerstein
Lehrervortrag
Sitzkreis
Schüleraktivität
Gruppenarbeit
Materialkiste
Auftragskärtchen
Erste-Hilfe-Kästchen
Schülervortrag
Halbsitzkreis
Materialkiste
Lehrer - Schüleraktivität
Stehkreis
Kummerstein
Kekse
4.3.7.8 Kurzreflexion
Der Einstieg der Stunde lief wie im Verlauf beschrieben. Die Planungsgruppe hat auf
einen stillen Impuls die Erinnerungsstücke vorgestellt. Bei dem Verteilen der Kummersteine hat sich jeder Schüler genau überlegt, welche Größe er für seinen Kummer auswählt. In dieser Phase hätte ich den Schülern eventuell mehr Zeit für das Fühlen der
Steine geben können. Bei dem Vorstellen der Materialien und Aufgaben in den Gruppen
wäre es eine Alternative gewesen, die Schüler in die Aufgabenstellung
miteinzubeziehen, indem sie Vermutungen darüber anstellen, was man mit den
Materialien machen könnte. Vielleicht hätte dieses Verfahren das Einfühlen in die
Rollen der Freunde erleichtert. In der Gruppenarbeit hatten die Schüler teilweise
Probleme, sich in die Rolle eines Freundes hineinzuversetzen. Sie konnten sich in der
Gruppe nicht darüber verständigen, wie sie sich als Freunde fühlen. Es gab zwar gute
Ideen, aber es war für die Kinder schwer, dieses im Rollenspiel auszudrücken. Die
Präsentationsphase habe ich dazu genutzt, über die Problematik in der Gruppe zu
sprechen. In einigen Gruppen trauten sich die Teilnehmer nicht etwas vorzutragen,
andere Schüler hatten Probleme damit, traurige Gefühle darzustellen.
Eine Gruppe hat sich dann dazu bereit erklärt, ihr Theaterstück vorzuführen und hat dadurch viel Mut bewiesen. Sie zeigten im Spiel wie sich die Freunde des Dachses mit
ihren Erinnerungsstücken auseinandersetzen und wiederholten das Backen der Kekse,
das Schlittschuhlaufen, das Schneiden der Maulwurfsketten und das Binden der
Kravatte einige Male um so die Trauerverarbeitung darzustellen. Bei den Mitschülern
kam der traurige Inhalt des Stückes allerdings nicht so an, wie es vermutlich von der
darstellenden Gruppe gedacht war.
Für mich als Lehrkraft war es wichtig in dieser Stunde zu erfahren, wie schwer es den
Kindern fällt Trauer auszudrücken. Die Gruppe, die ihre Lösung dargestellt hat, wirkte
vielleicht im ersten Eindruck nicht traurig, aber sie nahmen trotzdem durch ihr
Verhalten an der Trauer der Freunde teil. Die Bewältigung der Trauer ist demnach nicht
zwangsläufig mit der landläufigen Vorstellung von Traurig Sein verbunden.
4.3.8 Die 9. Stunde
Kurzverlauf
Die Schüler sollen sich in dieser Stunde vorstellen, wo der Dachs nach seinem Tod jetzt
sein könnte und dieses verbalisieren und als Sicherung aufmalen.
Als Stundeneinstieg halte ich mit den Schülern einen kritischen Rückblick auf die letzte
Stunde und stelle ihnen frei ihre Gruppenarbeit nochmals aufzunehmen und das
Theaterstück erneut zu proben. Bevor diese Gruppen allerdings beginnen gibt es ein
Gespräch im Plenum darüber, wo der Dachs jetzt sein könnte.
Nach dem Austausch der Vorstellungen können die Schüler ihre Vorstellung aufmalen
bzw. in ihr Rollenspiel einbeziehen (siehe Anhang). Als Abschluss habe ich den Besuch
auf den Friedhof angekündigt.
Kurzreflexion
Es kamen ganz unterschiedliche Vorstellungen von den Schülern über den Ort wo der
Dachs jetzt sein könnte. Hier ein paar Antworten der Schüler:
30
„Auf dem Friedhof”, „im Grab”, „im Himmel”, „sein Körper ist in der Erde und seine
Seele ist im Himmel”.
Ich habe den Schülern die Vorstellung über den Aufenthaltsort gelassen und betont, dass
keiner genau weiß, wo der Dachs nun ist. Sehr konzentriert haben die Schüler ihre Vorstellung gemalt. Dabei kamen sehr schöne, individuelle und aussagekräftige Arbeiten
zustande (siehe Anhang).
Für mich überraschend waren die Rollenspiele am Ende der Stunde für die sich zwei
Gruppen entschieden haben. Im Gegensatz zur vorangegangenen Stunde konnten sich
die Schüler nun intensiv mit ihren Rollen auseinandersetzen. Sie spielten die Freunde,
die sich gegenseitig trösteten und miteinander sprachen. Besonders die Gesten des
Trostes nahm ich als Zeichen dafür, dass die Schüler sich doch in die Rollen der
Freunde hineinversetzen konnten. Rückblickend nehme ich an, dass einerseits die
Situation des Besuches hemmend auf die Erarbeitung und Präsentation der Rollenspiele
gewirkt haben muss, andererseits aber auch solch ergreifende Situationen ihre Zeit
brauchen, bis sie im Inneren gereift nach außen gegeben werden können.
4.3.9 Die 10./11. Stunde
Kurzverlauf
Der Friedhof wird als Ort der Trauer erfahren, indem die Atmosphäre aufgenommen,
Gräber miteinander verglichen werden und ein Grab für den Dachs aufgemalt wird.
Am Anfang der Exkursion werden Verhaltensregeln für das Betreten eines Friedhofs
festgelegt. Danach erhält jeder Schüler ein Arbeitsblatt (siehe Anhang) und beginnt sich
auf dem Friedhof umzusehen. Im Abschlussgespräch wird zunächst über die Eindrücke
berichtet und damit sichergestellt, dass jeder Schüler anschließend auf seinem Arbeitsblatt etwas aufschreiben und malen kann.
Kurzreflexion:
Wir hatten mit der Auswahl des Tages für die Exkursion sehr viel Glück, denn das Wetter war sehr schön und die Schüler konnten im Gras sitzen und schreiben und die Atmosphäre in Ruhe aufnehmen. Alle arbeiteten sehr intensiv und voller Begeisterung (siehe
Anhang). Ich hatte viele Einzelgespräche zu führen. Einige Kinder zeigten mir Gräber
von verstorbenen Verwandten und dadurch entwickelten sich Gespräche über die Vorstellung, wie es den Verstorbenen jetzt gehen mag. Einige Schüler fragten auch Menschen dort, was sie gerade hier machen und holten sich dadurch viele Informationen.
Durch das sinnliche Erfahren des Friedhofs bekamen die Kinder einen intensiveren
Bezug zu den christlichen Riten und Traditionen, erhielten Anregungen für das Malen
des Grabes vom Dachs und die Möglichkeit, dies auf ihre Trauer zu übertragen. Einige
Schüler fühlten sehr unterschiedliche Dinge wie z. B. Liebe, Traurigkeit und Frühling.
Die Exkursion war so vielschichtig ergiebig, dass ich sie immer wieder in dieser Form
durchführen würde. In meinen Vorüberlegungen hatte ich dazu auch ein Gespräch mit
dem Pastor in Betracht gezogen, dies aber dann für einen späteren Zeitpunkt
vorgesehen, damit die Schüler zuerst einmal ihre individuellen Erfahrungen auf dem
Friedhof sammeln konnten.
31
4.3.10 Die 12./13. Stunde
4.3.10.1 Sachanalyse
Die Auferstehung (siehe Kap. 1.3.3) ist für jeden Menschen sehr schwer vorstellbar.
Trotzdem ist sie mit der Hoffnung auf ein weiteres „Dasein” nach dem Tod eine der
Kernaussagen christlichen Glaubens. Die unterschiedlichen Darstellungen des Auferstehungsgedankens in der Bibel (z.B. die Ostererzählung) müssen für Kinder verständlich
gemacht werden, in dem sie durch entsprechende Metaphern ersetzt werden.
Die in dieser Unterrichtsstunde eingesetzte Metapher mit der dazugehörigen Lehrererzählung soll das neu entstandene Leben des Schmetterlings als Auferstehung darstellen.
In dieser Geschichte wird das Phänomen des Unbekannten besonders durch die Freunde
der Raupe hervorgehoben, die den entstandenen Schmetterling nicht als ihren Freund
erkennen, aber trotzdem ahnen, dass er ihnen bekannt ist. Hier sehe ich im Besonderen
eine Parallele zu den Abschiedsreden Jesu (Joh. 14,26). Der geschlüpfte Schmetterling
bringt nichts Neues, sondern entpuppt sich als das gewesene Sein in einer anderen Form.
4.3.10.2 Begründung und Intention der Unterrichtsstunde
Wie schon in Kapitel 2.1 dargestellt, kann der Trauernde durch den christlichen Glauben
positiv aufgefangen werden. In den Abschiedsreden Jesu wird auch der Auferstehungsgedanke angesprochen und damit den Glaubenden aus christlicher Sicht eine Hoffnung
auf ein Leben nach dem Tod gegeben. Dieses zu vermitteln halte ich als Abschluss der
Unterrichtseinheit für sinnvoll und wesentlich (siehe Kap.3.1), um den Schülern trotz
der Erfahrung von Tod und Trauer aus christlicher Sicht eine Hoffnung auf ein
Weiterleben zu geben.
Viele Bilder sind dazu hilfreich, wie z.B. das des Embryos, der bei der Geburt die vollständige Vernichtung seiner schützenden Hülle durchlebt, um so in das eigentliche
Leben zu gelangen, oder das des Weizenkorns, welches sich in eine Ähre verwandelt,
indem sich der Same auflöst und zu einer anderen Gestalt auswächst. Ein besonders
ansprechendes Bild liefert die Raupe, die zu einer bestimmten Zeit stirbt, indem sie in
einer Puppenhülle verwest und bestimmte Keime sich in das Künftige, den
Schmetterling, verwandeln. Danach öffnet sich der Sarg Kokon und ein neues
Lebewesen, der Schmetterling, steigt in die Lüfte. Durch diese Verbildlichung des
Auferstehungsgedankens wird die unvermittelbare Seite des Todes erfahrbar gemacht. 81
In dieser Einheit habe ich mich dazu entschieden, das Bild der Metamorphose des
Schmetterlings zu benutzen, da sich hier, wie auch im Buch „Leb wohl, lieber Dachs”
Tiere als Identifikationsfiguren anbieten. Die Darstellung des Auferstehungsgedanken
im Buch hat sich nicht angeboten und so reduziere ich den Zusammenhang zum Buch
und zum Dachs nur in Verbindung der Jahreszeiten, die sich parallel zur Metamorphose
des Schmetterlings verändern.
4.3.10.3 Die Rolle der Lehrerin
Aufgrund der schwierigen Thematik werde ich in dieser Stunde mehr lenken müssen,
indem ich den Schülern im Einstieg die Erzählung vortrage und dabei darauf achten
81
Vgl. Universität Oldenburg: Leben heute angesichts von Sterben und Tod - ein zentrales Thema des Religionsunterrichts, S. 74
ff.
32
muss, dass sie die Figuren für alle sichtbar führen. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass alle Schüler genau mitbekommen, was vorgespielt und vorgelesen wird. Nach
dem Vortrag werde ich versuchen, mit einem fertigen Bilderbuchexemplar den Schülern
Impulse zu den Jahreszeiten zu geben. Je nachdem wie es den Schülern gelingt selbstständig die Parallele Metamorphose/Jahreszeiten zu erkennen, werde ich mit gezielten
Fragen helfen. Ob im Gespräch der Dachs erwähnt wird, wird von den Gedanken der
Schüler abhängig sein. Wenn einige Schüler Vorstellungen über das weitere Leben des
Dachses äußern, werde ich diese Vorstellungen stehen lassen, aber stets die christliche
Sichtweise der Auferstehung deutlich dazu benennen.
Bei der Herstellung des Bilderbuches werde ich zuerst die Faltanleitung für das Blatt,
das ein Bilderbuch werden soll, vorgeben und Stück für Stück mit den Schülern
erarbeiten. Bei der Gestaltung der Metamorphose im Ablauf der Jahreszeiten werde ich
mich stark zurückhalten, um möglichst die kreativen Ideen der Kinder nicht zu stören. In
der Ergebnispräsentation werde ich eine moderierende Rolle einnehmen und den
Schülern das Lied „Siehe, ich mache alles neu” (siehe Anhang) vorstellen.
4.3.10.4 Unterrichtsziele
Groblernziel: Die Schüler sollen den christlichen Glauben an die Auferstehung durch
die Darstellung der Verwandlung von der Raupe zum Schmetterling
kennenlernen, dabei die Parallele zu den Jahreszeiten berücksichtigen und
kreativ nachgestalten.
Feinlernziele:
Die Schüler sollen...
• der Präsentation von der Metamorphose aufmerksam folgen. (kognitiv, affektiv)
• erkennen, dass durch die Metamorphose neues Leben entsteht. (kognitiv)
• den Ablauf der Metamorphose in den Jahreszeiten kreativ nachgestalten. (affektiv,
kognitiv)
• den Bezug des Kanons zum Stundeninhalt erfassen. (kognitiv)
Einige Schüler sollen...
• den Dialog der Tiere im Blumengesteck passend nachspielen. (affektiv)
• eine Verbindung zur Auferstehung des Dachses herstellen und darüber berichten.
(kognitiv)
4.3.10.5 Hypothesen über das zu erwartende Schülerverhalten
Die Schüler werden durch die Gestaltung der Mitte sehr gespannt auf die Darstellung
der Erzählung sein und konzentriert zuhören und zusehen. Die Schüler, die die Figuren
halten und bewegen sollen, werden ihre Aufgabe sehr ernst nehmen und sich viel Mühe
geben. Bei der Erarbeitung werden die Schüler sicherlich die zu den Jahreszeiten
parallele Entwicklung erfassen und sehr motiviert an die Gestaltung des Bilderbuches
herangehen. Beim Falten des Bilderbuches können bei einigen Schülern feinmotorische
Schwierigkeiten auftreten, für deren Lösung sie sich aber an ihren Nachbarn wenden
können. Durch die kreative Freiheit, die ich den Schülern in der Gestaltung gebe,
werden teilweise Unsicherheiten auftreten. Daher biete ich als Anregung ein fertiges
33
Bilderbuch an. Im Abschluss werden alle sehr gespannt auf die Ergebnisse sein und sie
gründlich würdigen. Mit viel Freude werden sie danach das neue Lied einüben.
4.3.10.6 Methodische Entscheidungen
Als kindgerechte Anschauung der Auferstehung habe ich mich im Stundeneinstieg für
eine Präsentation der Raupe, des Kokons und des Schmetterlings entschieden (siehe Anhang). Dazu werde ich in die Mitte des Sitzkreises ein Blumengesteck stellen und von
als Stabfiguren dargestellten Tieren (Biene, Marienkäfer, Raupe, Schmetterling) einen
fiktiven Dialog der Tiere vorlesen. Einige Schüler sollen dazu die Figuren bewegen.
Alternativ zu dieser Methode hätte sich auch die Darstellung der Jahreszeiten als
meditative Übung angeboten. Der Winter wäre der Schlaf gewesen, der Frühling das
Entstehen von neuem Leben. Das wäre in Anlehnung an das Buch zwar sinnvoll
gewesen, aber wohl zu abstrakt und nicht anschaulich genug. Daher biete ich in Form
eines selbstgestaltenen Bilderbuches die Jahreszeiten in der Erarbeitungsphase als
Parallele zu der Darstellung Raupe/Kokon/Schmetterling an.
Nachdem die Schüler der Präsentation gefolgt sind, werde ich auf mögliche spontane
Äußerungen der Schüler eingehen und abwarten, ob sie eine Verbindung zu dem Dachs
herstellen. Im Gespräch werde ich auf die christliche Vorstellung der Auferstehung zu
sprechen kommen und den Schülern vermitteln, dass nach dem Tod nicht alles vorbei
ist, sondern das Leben in einer unvorstellbaren Form weitergeht.
In der Erarbeitungsphase sollen die Schüler die Phasen Raupe/Kokon/Schmetterling mit
den entsprechenden Jahreszeiten verbinden und in einem selbst hergestellten Bilderbuch
kreativ gestalten. Dabei soll zugleich das Gehörte über die Auferstehung nachvollzogen
werden. Diese Arbeit wird sicherlich eine weitere Stunde in Anspruch nehmen.
In der Präsentationsphase dieser Stunde werden die angefangenen Arbeiten vorgestellt,
so dass die Schüler sich durch die Ideen wechselseitig anregen werden. Als Abschluss
und Transfer werde ich den freischwingenden Kanon „Siehe, ich mache alles neu” zu
singen einüben.
34
4.3.10.7 Geplanter Unterrichtsverlauf
Zeit
Geplantes
Unterrichtsgeschehen
5 Min. Begrüßung:
L. flüstert die Namen der Sch. in den Sitzkreis und begrüßt sie.
10 Min. Einstieg:
L. stellt den Auferstehungsgedanken in Form eines Dialogs zwischen den Tieren dar; einige Schüler
bewegen die Figuren passend zum Text.
Sch. hören aufmerksam zu.
10 Min. Erarbeitung I:
Schüler äußern sich spontan zum Inhalt der Vorführung. L. verweist auf die Parallele zu den Jahreszeiten und zeigt dazu ein fertig gestelltes Bilderbuch und erläutert den Gedanken der Auferstehung aus
der christlichen Sicht.
50 Min. Erarbeitung II:
Sch. falten und gestalten selbst ein Bilderbuch mit den Bildern Raupe/Kokon/Schmetterling und den
entsprechenden Jahreszeiten.
15 Min. Präsentation:
Die angefangenen Bilderbücher werden präsentiert.
Sch. lernen den Kanon „Siehe, ich mache alles neu.”
Arbeits-, Sozialund Organisationsform
Medien
Sitzkreis
Lehrervortrag/Schüleraktivität
Sitzkreis
Blumengesteck
Tierfiguren
Kokon
Schüler- Lehrergespräch
Sitzkreis
fertiges Bilderbuch
Schüleraktivität
normale Sitzordnung
Papier
Stifte
Schüler-Lehrergespräch
Sitzkreis
Lehrer-Schüleraktivität
Stehkreis
Bilderbücher
Lied „Siehe, ich mache
alles neu”
4.3.10.8 Kurzreflexion:
In der ersten Sequenz dieser Doppelstunde waren die Schüler sehr beeindruckt von der
Entwicklung der Raupe zum Schmetterling. Drei Schüler gestalteten meine Lehrererzählung durch einfühlsames Führen der Stabfiguren äußerst anschaulich, so dass alle
den Inhalt sehr gut verstanden hatten (siehe Anhang). Auch die Parallele zu den
Jahreszeiten wurde schnell von den Schülern nachvollzogen. Im Gespräch zur
Übertragung auf die Situation des Dachses schafften die Schüler es ebenfalls, den
Lebenslauf des Dachses in Bezug zu den Jahreszeiten zu setzen. Die Erläuterung des
Auferstehungsgedankens aus christlicher Sicht ließ bei einigen Kindern die Vorstellung
entstehen, dass der Dachs vielleicht als ein anderes Tier auf die Welt zurück kommen
könnte. Diese Gedanken habe ich so stehen lassen und vielmehr darauf hingewiesen,
dass kein Mensch genau weiß, wie das Leben nach dem Tod aussieht. Die Kinder
empfanden es aber als sehr tröstlich zu erfahren, dass nach unserem christlichen
Glauben die Gewissheit auf etwas Neues nach dem Tod besteht.
Das Falten des Bilderbuches nahm einige Zeit in Anspruch, so dass die nächste Stunde
für das Gestalten zur Verfügung gestellt werden muss.
Die Gestaltung des Bilderbuches haben die Schüler in der nächsten Stunde
selbstständig weitergeführt. Im Abschluss wurde nochmals die Thematik der
Auferstehung aufgegriffen, indem die Schüler ihre Ergebnisse vorgestellt haben. Ich
habe in einem Gespräch gezielt danach gefragt was einige Menschen glauben, wie es
nach dem Tod weiter geht. Einige Schüler hatten die Vorstellung z.B. als Tier wieder
auf die Welt zu kommen. Bezugnehmend auf die Wandlung der Raupe zum
Schmetterling stellten wir dann im Gespräch fest, dass die Raupe nicht ein anderes
Wesen geworden ist, sondern sich lediglich die Qualität des Daseins verändert hat.
Diese Vorstellung konnten die Schüler auch auf die Menschheit übertragen, wobei ich
den Eindruck hatte, dass sie sich dabei als Person ausklammerten.
Im Abschlusskreis kam von den Schülern die Idee, das Singen des Kanons mit passenden Bewegungen zu unterstützen. Das hat ihnen viel Spass bereitet wobei ich darauf
verzichtet habe den Kanon freischwingend zu singen.
5 Gesamtreflexion
Seit meiner Studienzeit wächst in mir das Bewusstsein von der Wichtigkeit des Themas
Tod und Trauer und zugleich die Gewissheit, mit Kindern darüber arbeiten zu wollen.
Im Verlauf des unterrichtspraktischen Vorhabens habe ich festgestellt, dass die methodisch-didaktische Umsetzung des Themas in dieser Klasse ein richtiger Weg war, mit
den Schülern Fähigkeiten zur Bewältigung von Trauer zu entwickeln. Die Kinder haben
gelernt auf unterschiedlichste Weise ihre Gefühle zuzulassen und dabei zu erfahren,
dass dies der Reifung der eigenen Persönlichkeit dient. Die Trauerbearbeitung in dieser
Klasse in Bezug zu den fiktiven Personen aus dem eingesetzten Buch und zu verstorbenen Menschen aus der direkten Lebenswelt wurde am besten durch das gemeinschaftliche aber dennoch individuelle Handeln in Form von Malen, Gesprächen, Singen und
Erzählen in Gang gesetzt. Durch die vielfältige Methodenwahl in der Unterrichtseinheit
konnte jedes Kind seinen individuellen Weg zur Trauerverarbeitung finden. Wichtig ist
nach meinen Beobachtungen auch, den Schülern zum Einen genügend Zeit zu geben
das Gefühl der Trauer wahrnehmen zu können, zum Anderen Zeit für das Ausleben der
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Trauer zu geben. Dies zeigte sich besonders, wenn eine Stunde für ein angestrebtes Ziel
zu wenig war, als das die Schüler die Möglichkeit gehabt hätten, sich hinreichend tief in
das Thema hineinzuversetzen. Ich bin überzeugt, dass hier ein fächerübergreifendes
Projekt eher den Raum schafft, sich noch intensiver damit zu beschäftigen. Ich denke,
dass ich dabei speziell dem Fach Deutsch besondere Bedeutung beigemessen hätte, indem ich den Kindern die Möglichkeit geben könnte, ihre Trauerverarbeitung u.a. über
das Schreiben von Geschichten oder Verfassen von Gedichten ausdrücken zu können.
In einem fächerübergreifenden Projekt hätte es sich ebenfalls angeboten, mit den
Schülern im kreativen Bereich noch mehr zu gestalten. Zum Beispiel hätte sich das
Basteln eines Trauerkissens angeboten. Dieses hätte den Schülern für die Zeit indem sie
vielleicht etwas Trauriges erleben, Trost spenden können.
Bezüglich der im Theorieteil aufgezeigten Entwicklung von Todeskonzepten (siehe
Kap.1.2.1) kann ich die Phase, in der sich die Schüler in dieser Klasse befinden, nur bestätigen. Als Lehrkraft ist es besonders wichtig, sich mit dem Entwicklungsstand des
Kindes auseinanderzusetzen, um auf mögliche Reaktionen des Kindes (z.B. Angst,
Trauer etc.) eingehen zu können.
In den vielen Gesprächen innerhalb der Einheit war es für mich selbstverständlich, die
christliche Seite des Themas immer wieder einfließen und durchscheinen zu lassen.
Dies geschah im Besonderen, wenn von den Schülern die je eigene Vorstellung über
Tod ausgesprochen wurde. Viele Schüler hatten die Vorstellung, dass der tote Dachs
nun bei Gott im Himmel ist. Diese Bilder habe ich so stehen lassen aber regelmäßig
ergänzt indem ich immer wieder die Liebe und Nähe Gottes für den Verstorbenen
betont habe. Die Vorstellung über das Leben nach dem Tod konnte natürlich den
Kindern nur ansatzweise näher gebracht werden, trotzdem war für mich die
Auseinandersetzung mit den Abschiedsreden Jesu (siehe Kap.2.1) eine gute
Möglichkeit, mich selber im Glauben zu festigen und dies den Schülern zu vermitteln.
Ein besonders intensives Erlebnis war der Besuch auf dem Friedhof, bei dem den Schülern direkt die unterschiedlichen Gräber als differenzierte Möglichkeiten der Trauerverarbeitung deutlich wurden. Diese deutlich erkennbaren, offensichtlichen christlichen
Rituale waren für sie ein spürbarer Trost und für mich die Bestätigung, dass diese
christlichen Traditionen in der Gesellschaft eine große Stütze bieten und keineswegs
unmodern sind. Das kam in der Gestaltung des Grabes vom Dachs zum Ausdruck und
gewann eine intensiv tiefgehende Bedeutung, indem erfahrene christliche Rituale
gestalterisch umge-setzt wurden.
In den Stunden, in denen es um die Thematik der Auferstehung ging, wurde die christliche Vorstellung zu abstrakt und ich beschränkte mich daher auf das Bild der Metamorphose. Durch die gleichzeitig hergestellte Parallele zum Buch behielten die Schüler den
Bezug zum Dachs und waren sich sicher, dass er nun auch bei Gott gut aufgehoben ist.
Die individuelle Trauerbewältigung der Schüler konnte ich mit der Darstellung der
Auferstehung nicht direkt beobachten sondern für weitere Trauerphasen Hilfestellung
im Glauben anbieten. Als Weiterführung der Thematik kann ich mir vorstellen, in der
nächsten Ostereinheit die Emmausgeschichte in den Mittelpunkt zu rücken, um sowohl
die Gewissheit der Auferstehung zu festigen als auch die tröstende Kraft darin für
Trauerarbeit nutzbar zu machen.
Der problem- und erfahrungsorientierte Ansatz im Religionsunterricht ist für dieses
Thema besonders gut geeignet. Er schafft durch den direkten Bezug zur Erfahrungswelt
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der Kinder eine breite Basis für die Trauerbewältigung und bezieht jedes Kind in
seinem ganzheitlichen Dasein auch bei einer so schwierigen Thematik mit ein.
Dadurch, dass die Kinder dieser Klasse schon im besonderen Maße von Tod und Abschied betroffen gewesen sind, wäre ein anderer Ansatz nicht sinnvoll gewesen. Durch
den direkten Bezug zu ihrer Lebenswelt waren die Kinder an dem Thema äußerst interessiert und haben über einige Wochen konzentriert und motiviert mitgearbeitet. Die
drei Ebenen, die sich in der Unterrichtspraxis im erfahrungsorientierten Ansatz
wiederfinden sollten (siehe Kap.3.2.2) sind bis auf den Prozess der Reflexion
angesprochen worden.
Über das hier eingesetzte Buch, bin ich der Meinung, dass es für diese Altersgruppe besonders geeignet war. Der geschriebene Text ist verständlich und die Zeichnungen sind
sehr ansprechend gestaltet. Der liebevolle Bezug der Schüler zum Dachs und seinen
Freunden intensivierte die Arbeit am Thema in besonderem Maße. Ein anderes Buch,
mit Menschen als Hauptfiguren, hätte diese Lerngruppe wahrscheinlich eher schockiert
und gelähmt. Durch die Darstellung der Trauerbewältigung der Freunde des Dachses
wurden für die Schüler Bewältigungsstrategien vorgestellt. Diese konnten sie auf ihre
Situation anwenden, oder sie noch erweitern und eigene Bewältigungsstrategien entwickeln. Das Buch bietet für den Unterricht viele Freiräume, so ist z.B. der
Friedhofsbesuch die Möglichkeit gewesen, christliche Aspekte in den Unterricht mit
einfließen zu lassen. Da das Buch keine Aussage darüber macht, wo der leblose Körper
des Dachses geblieben ist, konnte ich hier den Inhalt erweitern und die Schüler hier in
die Überlegungen mit einbeziehen. Sie konnten ein Grab für den Dachs aus ihrer
Vorstellung heraus gestalten. Durch diese Freiräume, die das Buch zulässt wurden viele
kreative Prozesse in Gang gesetzt, wie in der Entwicklung der Rollenspiele, im Malen
des Dachsgrabes und im schriftlichen Ausdrücken von Befindlichkeiten.
Rückblickend bin ich mit der Unterrichtseinheit sehr zufrieden. Sicherlich habe ich mir
ein schwieriges Thema für diese Altersstufe ausgesucht, aber es war durchaus nicht so,
dass wir schwermütig miteinander gearbeitet haben. Für die Schüler war es eine Möglichkeit unterdrückte Trauer frei zu lassen und zu verarbeiten, oder sogar sich das erste
Mal bewusst mit dem Thema auseinandersetzen zu dürfen. Sicherlich ist das Thema in
dieser Klasse nicht abgeschlossen und zur Weiterarbeit bietet sich zum späteren Zeitpunkt auch biblische Texte, oder Geschichten mit Menschen als Hauptfiguren. Intensivieren würde ich bei einem erneuten Einstieg in das Thema das Hineinfinden in Rollenspiele, um noch mehr in die Rollen von trauernden Menschen hineinfinden zu können.
Als Lehrerin musste ich in dieser Unterrichtseinheit viel lenken, um den Schülern für
diese schwere Thematik Hilfestellungen geben zu können. Dies war einerseits wichtig
und erforderlich für die Schüler, andererseits könnte ich mir für einen erneuten Einstieg
in die Thematik vorstellen, mich als Lehrperson mehr zurückzunehmen.
Für mich war teilweise die unbeschwerte und direkte Auseinandersetzung der Schüler
mit der Thematik erstaunlich und sicherlich habe auch ich daraus gelernt, den Tod ein
Stück mehr als Teil des Lebens zu akzeptieren.
38
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Wendel Niehl, Franz/ Thömmes,
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40
7 Anhang
Inhaltsverzeichnis
1. Fotodokumentation der ersten Stunde
2. Fotodokumentation der zweiten und dritten Stunde mit Kopie des Liedes „Das
wünsch ich sehr”
3. Fotodokumentation der vierten und fünften Stunde mit Text des Buches „Leb wohl,
lieber Dachs”
4. Fotodokumentation der sechsten Stunde mit zwei Beispielen der Aufgabenbearbeitung - gestaltet von zwei Jungen
5. Hilfreiche Texte für die Planungsgruppe, Inhalt des Erste-Hilfe-Kästchens, Arbeitsaufträge für die achte Stunde
6. Fotodokumentation der neunten Stunde mit drei Bildern über die Vorstellung: „Wo
ist der Dachs jetzt?”- gestaltet von einem Mädchen und zwei Jungen
7. Fotodokumentation der zehnten und elften Stunde mit zwei ausgefüllten Arbeitsblättern - gestaltet von zwei Mädchen
8. Fotodokumentation der zwölften und dreizehnten Stunde mit einem Bilderbuch, der
Erzählung zur Auferstehung am Beispiel der Metamorphose und einer Kopie des
freischwingenden Kanons „Siehe, ich mache alles neu”
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Hilfreiche Texte für die Planungsgruppe in der Einstiegsphase:
Maulwurf
Das ist die Maulwurfskette. Der Dachs hat dem Maulwurf gezeigt, wie er sie ausschneiden muss.
Frosch
Der Frosch hat von dem Dachs das Schlittschuhlaufen gelernt. Er ist jetzt der schnellste
Frosch auf dem Eis.
Fuchs
Der Fuchs hat von dem Dachs das Krawattenbinden gelernt. Er kann jetzt auch noch
viele andere Krawattenknoten.
Frau Kaninchen
Das ist das Lebkuchenrezept von Frau Kaninchen. Das hat ihr der Dachs in einer geheimen Stunde verraten.
Das Erste-Hilfe-Kästchen:
Der Umgang mit dem Kästchen ist bei den Schülern bekannt. Es ist eine Schachtel, die
in der Erarbeitungsphase vorne auf einem Stuhl steht. Sollte eine der Gruppen
Probleme bei der Entwicklung eines Rollenspiels haben, kann sie sich im Erste-HilfeKästchen Satzstreifen mit passenden Aussagen heraussuchen. Dieses Kästchen sollte
aber nur als letzte Möglichkeit zur Entwicklung eines Rollenspiels gesehen werden.
Inhalt:
”Manchmal weine ich, weil ich traurig bin.” ”Ich fühle mich so alleine ohne Dachs.”
”Ich muss immer an Dachs denken.” ”Ich werde ihn nie vergessen.”
”Ein Glück, wir können uns gegenseitig trösten.” ”Bist du auch so traurig wie ich?”
”Wenn ich an die schönen Tage mit Dachs denke, tröstet mich das.”
”Ich kann nicht glauben, dass Dachs nicht mehr da ist.”
”Ich bin so unglücklich.” ”Manchmal ist es, als ob Dachs noch da ist.”
Text zum Bildimpuls für die Entwicklung des Rollenspiels:
Als es anfängt Frühling zu werden, treffen sich die Tiere im Erdloch an der alten Eiche
und reden von der Zeit als Dachs noch lebte.
Arbeitsauftrag für die Gruppe:
1. Wähle dir einen Gegenstand zu deiner Figur aus und stelle dir vor, wie es dir als
Maulwurf, Frosch, Fuchs oder Frau Kaninchen geht!
2. Sprich mit den anderen Tieren über deine Gefühle und Gedanken nach dem Tod des
Dachses!
3. Denke daran, dass der Dachs ein wirklich guter Freund war!
Erzählung zur Auferstehung am Beispiel der Metamorphose
Material:
Stabfiguren (Marienkäfer, Biene, Raupe, Schmetterling)
Blumengesteck
Kokon
Bini, Marini und die kleine Raupe waren gute Freunde. Jeden Tag trafen sie sich auf der
Blumenwiese und unternahmen viel gemeinsam. Sie flogen und krabbelten auf den Blüten herum, knabberten an den Blättern, naschten Blütenpollen und schlürften Nektar.
Sie hatten eine tolle Zeit zusammen.
Eines Tages flogen Bini und Marini wieder zur Blumenwiese um mit der kleinen Raupe
zu spielen. Aber die kleine Raupe war nicht da.
„Hey, Raupe!?”
„Hallo, wo bist du?”,
riefen Bini und Marini. Doch es kam keine Antwort.
„Wo kann sie nur sein?”,
überlegten die Beiden.
„Ha, ich hab's!”,
rief Bini.
„Sie versteckt sich mal wieder um uns dann zu erschrecken.”
„Genau!”,
antwortete Marini,
„aber warte nur, wir finden dich!”
Und die beiden suchten die gesamte Blumenwiese ab, schauten hinter jede Blüte und
unter jedes Blatt. Aber die Raupe war nicht da. Traurig spielten Bini und Marini noch
ein bisschen zusammen und flogen dann jeder nach Haus. Auch am nächsten Tag konnten die beiden ihre Freundin nicht finden. Als sie einige Tage später wieder auf der
Wiese herumstöberten, fanden sie etwas Merkwürdiges, etwas, was sie noch nie
gesehen hatten. Es war groß und hatte eine helle Farbe. Was war das? Zunächst hatten
Bini und Marini ganz schön Angst und versteckten sich hinter einem Blütenblatt. Dann
nahmen sie ihren ganzen Mut zusammen und flogen zu diesem Ding hin. Sie stupsten
es vorsichtig an. Nichts. Sie flüsterten leise:
„Hallo, wer da?”
Wieder nichts. Am nächsten und übernächsten Tag war es genauso. Sie gewöhnten sich
an das Ding und ließen sich in der Mittagssonne darauf nieder um dort Picknick zu machen. Als sie eines Tages dort saßen, rumpelte und ruckelte dieses Ding plötzlich. Erst
nur wenig und leise, dann stärker und lauter. Bini und Marini erschraken fürchterlich.
Sie flogen schnell hinter eine Blume. Nach einiger Zeit schauten sie vorsichtig dahinter
hervor. Da - es bewegte sich wieder. Jetzt ging es an einer Seite auf, ganz langsam,
Stück für Stück. Bini flüsterte:
„Marini, da, da kommt was.”
Marini flüsterte angsterfüllt:
„Wwwwas ist das?”
Da schlüpfte langsam und mit viel Mühe ein Tier aus dem jetzt kaputten Ding. Es regte
sich, bewegte sich hin und her. Dann entfaltete es langsam, ganz langsam ein Paar großer, prächtiger Flügel. Bini und Marini hielten den Atem an. Es war ein wunderschöner,
bunter Schmetterling. Er hob und senkte die Flügel, dann hob er ab und drehte ganz
vorsichtig eine Runde über die Wiese.
„Ui!”,
staunten die beiden Freunde.
„Der sieht aber toll aus!”
„Hey, ihr Beiden! Hallo, wie geht's?,
sagte der Schmetterling plötzlich zu ihnen.
„Meint der uns?”,
wisperte Bini.
„Mensch, ich habe euch vermisst. Ihr habt mir vielleicht gefehlt.”
„Der meint uns!”,
flüsterte Marini.
„Aber wir kennen den doch gar nicht.”
„Stimmt. Doch die Stimme kenne ich irgendwoher.”
„Hey, hallo, ich bin’s doch, die Raupe euere Freundin. Erkennt ihr mich nicht mehr?”
Bini und Marini waren verwirrt. Das war ihre Freundin die Raupe? Aus ihr ist dieser
schöne Schmetterling geworden?
Erklärung gem. § 15 PVO - Lehr II, DB zu § 15 (6)
Ich versichere, dass ich die vorliegende Hausarbeit selbst angefertigt, keine anderen als
die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe und die Stellen der Arbeit, die im Wortlaut
oder im wesentlichen Inhalt anderen Werken entnommen sind, mit genauer Angabe der
Quellen kenntlich gemacht habe.
Wittmund, den 18.06.1999
(Annika Strömer)
Einverständniserklärung
Ich bin damit einverstanden, dass diese Hausarbeit im Ausbildungsseminar Verden zu
Ausbildungszwecken eingesehen werden kann.
Wittmund, den 18.06.1999
(Annika Strömer)