University of Birmingham, 2014-15

Transcription

University of Birmingham, 2014-15
Erfahrungsbericht
Name: R a t h k e, B e t t i n a
Austauschjahr: WS 2014/15
Gastuniversität: University of Birmingham
Stadt: Birmingham
Land: United Kingdom
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Ankunft:
Es gibt mit Sicherheit mehrere Möglichkeiten nach Birmingham zu reisen. Ich habe mich für
eine der billigeren Varianten mit der Fluglinie Flybe entschieden, die von Stuttgart direkt nach
Birmingham fliegt und würde das auch sofort wieder so machen. Vom Flughafen Birmingham
International kann man dann bequem für 4 Pfund mit dem Zug in die Universitätsgegend
fahren, wobei man in Birmingham New Street umsteigen muss. Von dort fährt man mit den
London Midlands in Richtung Redditch weiter. Je nach dem in welcher Gegend der Uni man
wohnt, kann man entweder bei der Haltestelle Universität oder Selly Oak aussteigen und zu
Fuß zur Wohnung laufen. Ich bin ein Wochenende vor dem Beginn der Einführungswoche
nach Birmingham geflogen, was zeitlich gesehen super war.
Wohnung:
Die Wohnungssuche hat sich am Anfang etwas schwierig gestaltet, da es nicht einfach war,
eine Wohnung für nur ein Semester zu finden. Die meisten Vermieter bieten nur Zimmer für
das gesamte akademische Jahr an. Ich habe mein Zimmer letztendlich über einen Post in
einer Facebook-Gruppe der Universität gefunden und über die Agentur StudentTenantFind
mein Zimmer gemietet. Das Haus, in dem ich für die drei Monate gelebt habe, war in Selly
Oak, dem Viertel, in dem die meisten Studenten wohnen. Ich persönlich habe eher am Rand
des Viertels gewohnt und hatte deshalb einen etwas weiteren Weg zur Uni (ca. 20 - 25 min).
Ein Fahrrad habe ich mir aber nicht zugelegt, da sich das meiner Meinung nach für knappe
drei Monate nicht gelohnt hätte. Ich habe für mein Zimmer 265 Pfund pro Monat ohne Nebenkosten gezahlt. Nebenkosten kamen insgesamt noch gute 100 Pfund hinzu. Birmingham
ist an sich teurer als Augsburg und auch von der Wohnung darf man nicht so viel erwarten.
Es scheint normal zu sein, dass ab und an mal etwas kaputt geht oder nicht mehr funktioniert. Insgesamt war meine Unterkunft in Ordnung, man hätte allerdings aber auch mehr
Glück haben können. Es gibt auch ein "Househunting-Event", bei dem viele Freunde von mir
teilgenommen haben. Das bedeutet, dass man ein paar Tage mit anderen Suchenden verbringt und sich dann gemeinsam in Kleingruppen auf Wohnungssuche begibt. Das hat den
Vorteil, dass man sich die Leute, mit denen man später zusammen wohnt, selbst aussuchen
kann und auch mehrere Wohnung anschauen kann. Finde ich im Nachhinein auf jeden Fall
eine super Sache. Für mich kam es aber nicht mehr in Frage, da ich meinen Hinflug schon
gebucht hatte und man für das Househunting-Event natürlich etwas früher anreisen hätte
müssen.
Universität:
Die University of Birmingham ist eine sehr angesehene Universität in der UK. Sie ist ziemlich
groß, hat mir persönlich aber aufgrund des schönen Campus sehr gut gefallen. Neben den
zahlreichen Departments, gibt es eine große Bücherei, den Munrow Sports Centre, das Guild
of Students (Studentenunion) und den University Centre. Das Guild of Students ist ein eigenes Gebäude auf dem Campus, in dem beispielsweise wöchentlich Studentenparties stattfinden. Auch untertags kann man dort zu Mittag essen oder beispielsweise Zeit an den Computern verbringen. Das Guild of Students veranstaltet am Anfang des Semesters einige Attraktionen, die man sich anhand des Welcome-Planers im Internet zusammenbasteln kann.
Eine große Veranstaltung ist die Societies Fair, die über zwei Tage geht. Dort stellen sich
verschiedenste Gruppen mit ihren Ständen vor und werben für neue Mitglieder. Es gibt dabei
Societies für alle möglichen Bereiche (z.B. die Fotosoc, BakingSoc., Harry PotterSoc). Wenn
man sich für den Beitritt von Societies entscheidet, muss man sich online dafür anmelden
und einen bestimmten Betrag für die Mitgliedschaft zahlen (meistens zwischen 3 und 5
Pfund). Ich selbst war in keiner Society, da ich mich für eines der Angebote des Sportcenters
entschieden hab: den Volleyball-Club. Der Mitgliedschaftsbeitrag war hier zwar um einiges
höher, dafür hatten wir aber auch einmal pro Woche ein gutes Training und haben ebenfalls
jede Woche ein Spiel gegen eine andere Universität gehabt. Insgesamt ist das Sportangebot
an der Uni sehr groß und man kann sich bei der "Sports Fair" informieren, welchen Clubs
man gerne beitreten möchte. Es gibt in der Universität keine wirkliche Mensa, allerdings hat
man im University Centre die Möglichkeit Mittag zu essen. Es sind zum Beispiel ein Mexican
Shop, Cafés und ein Spar vorhanden. Ebenfalls gibt es die Möglichkeit an der Universität
Geld abzuheben oder Postkarten bzw. Pakete zu verschicken, wobei der Versand nach Europa ziemlich teuer ist.
Studium
Das Studium läuft etwas anders als in Deutschland ab. Zu Beginn bekommt man bei der
Infoveranstaltung ein Dokument mit seinen bisherigen Kursen ausgehändigt. In vielen Fällen
war das noch eine veraltete Version. In Birmingham muss jeder Student für ein Semester mit
über 60 Punkte eingeschrieben sein. Mit den Kursen auf dem Dokument, die man belegen
möchte, muss man nun zum jeweiligen Department gehen und sich eine Unterschrift einholen, sodass man im Idealfall für den Kurs registriert ist. Wenn Kurse schon voll sind, muss
man sich auf die Suche nach anderen Modulen machen, was sich gar nicht so einfach gestaltet, wenn die erste Woche schon begonnen hat. Ich habe letztendlich zwei Literaturkurse
belegt (Shakespeare: Selected Plays und Literature from 1790 - present), einen Übersetzungskurs und einen Psychologiekurs, der sich "Attention and Perception" genannt hat. Im
Gegensatz zu Deutschland hatte ich im Durchschnitt nur jeweils eine Vorlesung/Seminar pro
Tag, wichtig ist aber, dass der Wert hier in Birmingham auf das Selbststudium gelegt wird.
Deshalb sollte man sich nicht wundern, wenn die Studenten schon in den ersten Wochen
des Semesters in die Bibliothek gehen und ihre Leseaufträge erfüllen. Insgesamt sind die
Studenten hier sehr motiviert und fleißig, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass sie hier
sehr hohe Studiengebühren zahlen. Die Module werden entweder durch Essays oder durch
Tests abgeschlossen. Für die zwei Literaturkurse musste ich Essays schreiben, während die
anderen Kurse mit einem "Class-Test" abgeschlossen wurden. Grundsätzlich gibt es die
Möglichkeit, sich die Literaturkurse und den Psychologiekurs im Aufbaumodul anrechnen zu
lassen. Den Übersetzungskurs kann man sich leider aufgrund des Modulsystems in Deutschland nicht mehr anrechnen lassen. Insgesamt werden die Essays hier meinen Eindrücken
nach relativ streng bewertet.
Reisen:
Da Birmingham im Zentrum von den West Midlands liegt, ist es optimal zum Reisen. Wir haben die Trips immer selbst organisiert und sind zum Beispiel nach Bristol, Cambridge, London und Edinburgh gefahren. Es gibt zwei sehr empfehlenswerte Busunternehmen, Megabus UK und NationalExpress, die die verschiedensten Städte sehr kostengünstig anfahren.
Es ist umso billiger, je früher man die Reise bucht. Die Universität bietet auch um die vier
Reisen an, die man online buchen kann. Je nach Studiengang haben die Studenten hier
auch eine Reading-Week, in der keine Seminare oder Vorlesungen stattfinden, in der Mitte
des Semesters. Für Erasmus-Studenten bietet sich diese Zeit auf alle Fälle für eine Reise
an.
Freizeit und Stadt:
Es gibt ein paar Aktivitäten, die speziell für Erasmus-Studenten organisiert werden (Icebreaker-Event, Canal-Boat-Tour und ab und zu Erasmus-Parties), was sich allerdings in Grenzen
hält. Im Vergleich zu anderen Erasmus-Städten ist das ein sehr geringes Angebot. Die Universitätsgegend hat nicht allzu viel zu bieten. Allerdings gibt es den botanischen Winterbournes Garden, das Farber Institute of Arts und einige Cafés und Pubs. Die meist besuchten
Pubs in Selly Oak sind "The Goose" und "The Soak", die sich beide in der Bristol Road befinden. Oftmals trifft man sich hier mit seinen Freunden und Erasmus-Leuten. In Bournville
gibt es außerdem noch die bekannte Schokofabrik Cadbury. Wenn man mehr erleben möchte, muss man in das Zentrum fahren, wozu man am besten den Zug nimmt (Hin und zurück
2,30 Pfund). Dort gibt es das riesige Einkaufszentrum "Bullring", in dem man so gut wie alles
findet. Außerdem kann man die Bibliothek Birminghams anschauen, von deren Dach man
übrigens einen super Blick über ganz Birmingham hat. Ebenfalls sehenswert sind die Kanäle
in Birmingham, an denen man schön entlang laufen oder auch eine Boot-Tour buchen kann.
Birmingham ist auch für ein gutes Nachtleben bekannt und mit vielen Clubs ausgestattet, von
denen sich die meisten in der Broad Street befinden. Am besten kommt man mit einem
Sammeltaxi hin und zurück, was das Weggehen natürlich etwas teurer macht. Im November
beginnt in Birmingham außerdem der bekannte Frankfurter Christmasmarket mit Zentrum am
Victoria Square, den man auf jeden Fall besucht haben muss. Der National Sea Life Centre
in der Nähe der Kanäle bietet sich auch noch für einen Besuch an. Meine Meinung zur Stadt
persönlich ist allerdings, dass es auf alle Fälle schönere und sehenswertere Städte und Orte
zum Leben gibt.
Sonstiges/ Tipps:
 Der Aldi in Selly Oak ist am billigsten, um Lebensmittel einkaufen zu gehen (kostengünstiger als Tesco und Sainsbury) und ist hinsichtlich der Produkte vergleichbar zu Deutschland.
 Ich habe hier keinen Bankaccount eröffnet, da ich eine VISA-Card besitze, mit der hier
alles super einfach war.
 Es gibt in Selly Oak ein sogenanntes Canvashouse. Das ist eine Organisation aus den
vereinigten Staaten, die immer dienstags und donnerstags kostenloses Abendessen anbieten. Außerdem kann man auch sonst immer auf einen Kaffee oder Tee vorbeikommen
und Leute treffen. Ich habe es erst spät entdeckt, aber das ist auf jeden Fall super, um
neue Leute zu treffen oder sich zu beschäftigen.
 Das Bonfire-Firework im November im Vale-Village auf dem Campus ist eine Attraktion,
die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
 Es gibt in Birmingham einen Laden, der Poundland heißt. Gerade wenn man angekommen ist und beispielsweise noch ein paar Dinge für sein Zimmer oder Küche braucht,
kann man dort Artikel für jeweils ein Pfund einkaufen.
 Zu empfehlen ist das Language-Buddy-Scheme, das Ulrike Mynette hier organisiert.
Wenn man sich dafür bewirbt, bekommt man einen englischen Muttersprachler als Partner zugeteilt, mit dem man sich treffen kann, wann und wo man möchte. Es ist so gedacht, dass man sich eine Hälfte der Zeit auf Deutsch und die Andere auf Englisch unterhält. Gerade weil man mit dem Erasmus-Programm nicht ganz so leicht mit englischen
Leuten in Kontakt kommt, sollte man sich das auf jeden Fall überlegen.
Insgesamt waren die drei Monate für mich eine erfahrungsreiche Zeit, in der ich viel für mein
Leben gelernt habe. Diese Erfahrungen macht man meiner Meinung nach auch nur, wenn
man hier für eine längere Zeit lebt. Außerdem wird man selbstständiger, lernt den britischen
Lebensstil und viele nette Leute kennen. Auch wenn die Zeit hier nicht immer einfach war
und sich das eine oder andere Problem in den Weg gestellt hat, bin ich froh, dieses Auslandssemester gemacht zu haben. Für alle diejenigen, die u.a. Englisch studieren, kann ich
ein Auslandssemester hier auf jeden Fall empfehlen. Wenn ihr noch Fragen habt, könnt ihr
mich gerne einfach anschreiben. Ich war damals auch froh, wenn mir meine Vorgänger helfen konnten.