Odense WS 2015/16 (Wirtschaftsmathematik)

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Odense WS 2015/16 (Wirtschaftsmathematik)
Erfahrungsbericht:
Odense
Vorbereitung
Nach einem aufschlussreichen Informationsabend von Prof. Dr. Fehr und Frau Stopinska entschied ich
mich für ein Auslandssemester im Winter 2015/16 in Dänemark. Nachdem der Bewerbungsprozess
abgeschlossen war und ich im April meine Zusage für die „Syddansk Universitet Danmark“ (SDU) erhielt, konnte ich meine Vorbereitungen intensivieren. Jedoch stellte ich schnell fest, dass ich mich nicht
um sehr viel kümmern musste, da die Organisation in Dänemark sehr gut ist. Wichtig war jedoch ein
Englisch-Sprachnachweis und empfehlenswert ist auch eine Bewerbung für ein Zimmer über die SDU.
Falls jedoch noch die ein oder andere Frage bestand, half einem Frau Briglmeir immer gerne weiter.
Angekommen in Odense gab es dann noch einige kleinere bürokratische Hürden zu meistern, die jedoch mit Hilfe des IO (International Office) ebenfalls behoben wurden. Die dortigen Mitarbeiter sind
sehr freundlich und man sollte nicht zurückschrecken sie zu fragen, falls man kleinere Dinge auf dem
Herzen hat.
Anreise und Unterkunft
Es gibt viele Möglichkeiten von Würzburg aus nach Odense zu reisen. Ich habe mich für die Kombination Flugzeug/Zug entschieden. Im Nachhinein muss ich jedoch sagen, dass es für mich klüger gewesen
wäre mit dem Auto hoch zufahren. Alles in einen Koffer mit maximal 23kg für ein ganzes Semester zu
bekommen stellte sich als schwierig heraus und die Neuanschaffung in Dänemark ist wesentlich teurer
als in Deutschland. Daher habe ich auch im Laufe des Semesters noch mein Auto geholt, wobei man
ca. 8h von Würzburg aus braucht. Besonders angenehm fand ich, dass ich direkt am Bahnhof in Odense
von meinem Buddy abgeholt wurde und sie für mich bereits meine Schlüssel für mein neues Zuhause
mitbrachte. Auf dem Weg zu meiner Unterkunft in einem größeren Wohnhaus mit ca. 40 international
Studierenden konnte sie mir all meine Fragen rund um das Leben und Studium in Odense beantworten
und gab mir reichlich Tipps. Meine Unterkunft lag im Zentrum, so dass ich in nur wenigen Minuten die
Fußgängerzone erreichen konnte. Gerade angekommen wurde ich sehr herzlich von den anderen Mitbewohnern begrüßt und sofort in die Planung der Aktivitäten für die nächsten Tage miteingebunden.
Bereits hier stellte ich schon fest, dass es in Odense auch relativ viele Deutsche gibt. Mein Zimmer war
zwar relativ klein und etwas überteuert, aber ich hielt mich nicht allzu oft dort auf, da es vor allem zu
Beginn jede Menge Veranstaltungen und Möglichkeiten besonders auch vom Erasmus Student Network (ESN) gab, um neue Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden.
Leben in Dänemark
Sobald man in Odense ankommt, fällt einem sofort auf, dass extrem viele Menschen hier mit dem
Fahrrad unterwegs sind und es auch gut ausgebaute eigene Straße hierfür gibt. Daher empfehle ich
jedem sich ein Fahrrad in Odense zu besorgen oder gleich eines von Deutschland mitzubringen, wenn
möglich. Für mich war es zunächst ungewohnt allein 4km zur Uni hin zufahren und das auch bei Wind
und Regen. Nach kurzer Zeit hatte ich mich jedoch daran gewöhnt und
fand sogar Gefallen daran zusammen mit all den anderen Studenten zu
radeln – schließlich hält es ja auch fit und ist gut für die Umwelt.
Das Leben in Dänemark ist wie ich finde relativ ähnlich wie in Deutschland. Es gibt überwiegend die gleichen Supermarktketten (Lidl, Norma,
etc.), bei denen man preisgünstig einkaufen kann. Der Preisunterschied
besteht dagegen in den Restaurants, Kneipen und Bars.
Falls man ein dänisches Bankkonto eröffnen möchte, wird man jedoch
relativ schnell enttäuscht, denn für wenige Monate ist es teils gar nicht
teils nur mit Zahlung einer relativ hohen Gebühr möglich ein solches zu
bekommen. Daher rate ich allen Erasmus-Studenten, die nur für ein Semester in Dänemark studieren sich eine gute Kreditkarte fürs Ausland
mit keinen oder geringen Gebühren zu besorgen, da es sehr üblich ist
das meiste mit Karte zu bezahlen.
Die Kontaktaufnahme mit den Dänen stellte sich leider als nicht so einfach heraus. In meinen Kursen waren überwiegend Dänen, die dann leider untereinander nur dänisch
sprachen und es dadurch ohne fundierte Sprachkenntnisse schwierig fiel sich zu integrieren. Die meisten Dänen sind auch etwas distanziert und zurückhaltend, wenn aber das Eis einmal gebrochen ist,
sind sie sehr herzlich und freundlich.
Universität und Studium
Der Campus in Odense ist der Größte der sechs
Standorte der SDU mit ca. 12.000 Studierenden
und 800 Forschern. Die Uni selbst befindet sich im
Südteil der Stadt und ist ca. 4km vom Zentrum entfernt. Für die ersten Tage an der Uni rate ich einen
kleinen Lageplan immer bei der Hand zu haben, da
die Uni ein einziger riesiger Gebäudekomplex mit
vielen Gängen ist, die zu Beginn sehr ähnlich aussehen. Dies kann anfangs dazu führen, dass man
sich teilweise etwas länger auf die Suche nach den
Vorlesungsräumen begeben muss. Hat man sich
aber mal verirrt, kann man einfach andere Studenten ansprechen, die einem dann sehr hilfsbereit
den Weg zeigen.
Besonders gut fand ich, dass am Campus sich auch ein eigenes modernes Fitnessstudio befindet, das
im Vergleich zu anderen in der Innenstadt relativ preisgünstig ist. Zudem werden auch einige Fitnesskurse wie Spinning, HIIT, Pilates, etc. angeboten. Weiterhin bietet die Uni allen Studenten freien Zugang zum eignen Schwimmbad mit Sauna an. Die SDU in Odense besitzt eine große Mensa sowie eine
Cafeteria. Hier werden jedoch keine fertigen Gerichte wie es in Würzburger Mensen der Fall ist angeboten, sondern es wird ein Buffet mit verschiedensten lokalen Köstlichkeiten aufgetischt. Der Preis für
das Essen berechnet sich daher nach Gewicht und beträgt für ein normales Mittagessen in etwa 5€.
Ein kleines Highlight am Campus ist die eigene Bar, die immer freitags ab 14 Uhr geöffnet hat und mit
preisgünstigen Angeboten und einer Vielzahl an Spielen (Kicker, Billard, Brettspiele, etc.) bei vielen
Studenten sehr beliebt ist. An anderen Tagen der Woche ist sie auch gut geeignet um Gruppenarbeiten
zu machen, falls man in der Bibliothek keinen geeigneten Platz mehr gefunden hat.
Dänemark, Odense und die SDU sind zudem außergewöhnlich gut vernetzt. Vieles spielt sich online in
den sozialen Netzwerken ab und es ist empfehlenswert dort aktiv zu sein. Auf Facebook gibt es viele
Seiten, die von der Universität verwaltet werden, teilweise auch in den verschiedenen Landessprachen, Gruppen zu den unterschiedlichsten Themen wie Fahrrad, Wohnraum, Uni-Gruppen, usw.
Die Uni selbst begann für mich mit einem allgemeinen Orientierungstag für alle internationalen Studenten inklusive einem Rundgang durch die Uni und einem netten Willkommensbuffet. Dabei wurde
bereits deutlich, dass man sich an der SDU sehr darum bemüht, dass sich die international Studierenden in Odense wohl fühlen. Im Laufe des Semester gab es daher noch einige weitere offizielle Veranstaltungen wie etwa ein Empfang von der dänischen Prinzessin Marie oder etwa der „International
Night“, einem festlichem Abend mit Reden, Unterhaltungsprogramm, Musik und jeder Menge leckerem Essen.
Ein wichtiger Grund für meine Entscheidung
nach Odense zu gehen war das breite Angebot an Kursen, das einem die SDU besonders
im Bereich der Wirtschaftswissenschaften
anbietet. Zudem war es für mich als Wirtschaftsmathematikerin nach Absprache mit
dem IO möglich auch noch einen Kurs aus
dem Bereich Mathematik zu besuchen. Die
Art der Vorlesung unterscheidet sich jedoch
von dem Gewohnten aus Würzburg. Zunächst nennt man die Professoren hier stets
beim Vornamen und der Unterricht gestaltet sich wesentlich aktiver und teamorienHaupteingang der Uni
tierter, was jedoch auch von Kurs zu Kurs unterschiedlich ist. Am Anfang ungewöhnlich war auch, dass eine Vorlesung aus zwei teilweise sogar drei
45 Minuten Blöcken mit einer 15-minütigen Pause dazwischen besteht. Dafür finden die Kurse meist
nur einmal wöchentlich statt. An sich werden sämtliche Vorlesungen in Odense auf Englisch gehalten
und bestehen in der Regel aus Power-Point Präsentationen. Alle dänischen Studenten benutzen dabei
für sämtliche Aufzeichnungen und Übungen nur ihren Laptop und weniger Stift und Papier wie ich es
aus Würzburg gewohnt bin. Was ich bereits aus meinen Mathematikfächern gewohnt war, war in
Odense auch für die Kurse im Wirtschaftsbereich weit verbreitet. So musste man in den meisten Fächern wöchentlich Arbeitsaufträge in kleineren Gruppen bearbeiten und abgeben. Ich persönlich finde
diese Art des Studierens sehr gut, da man vor allem beim Austausch mit den Kommilitonen ein tieferes
Verständnis für den Stoff gewinnt und diesen dadurch mehr verinnerlicht.
Das dänische Benotungssystem war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da es ein 7-Stufen-System
von -2 bis 12 Punkten handelt. Zudem gibt es große Unterschiede was die Prüfung der Leistungen angeht. An der SDU ist es relativ üblich, dass die meisten Klausuren mündlich, vor Ort oder aber auch von
Zuhause aus am eigenen Laptop abgelegt werden.
Ein Sprachkurs in Dänisch wurde leider nicht direkt an der Uni angeboten, jedoch bietet sich einem die
Möglichkeit kostenlos an der Sprachschule Lærdansk, die sich in der Nähe des Hauptbahnhofs befindet, einen solchen zu besuchen. Ich selbst habe daran teilgenommen, musste jedoch im Laufe des
Semesters den Kurs abbrechen, da mich mein Studium zu sehr einspannte. Ich würde aber jedem, der
keine dänischen Sprachkenntnisse besitzt, empfehlen einen solchen Kurs zu besuchen, da es einem als
Deutschen einfacher fällt die Sprache zu erlernen und man auch mit einem kleinem Wortschatz in Dänisch ein wesentlich besseres Verständnis für Kultur und Menschen bekommt.
Aktivitäten in Odense
Odense ist ungefähr so groß wie auch Würzburg und voller Möglichkeiten: Kultur, Sport, Musik, Nachtleben, Natur und vieles mehr.
Das Nachtleben spielt sich überwiegend von Donnerstag bis Samstag ab. Dabei gibt es viele verschiedene Spots wie beispielsweise ABar, Heidi’s („bayrische“ Bierbar), LA-Bar, Gym, etc. Besonders angenehm für den Geldbeutel ist, dass es an besonderen Tagen sogar
Freibier gibt und günstige Specials, da das Ausgehen in Dänemark
ansonsten relativ teuer ist. Weiterhin gibt es häufig Veranstaltungen wie das Semsterstartsfesten, verschiedene Festivals (Karusell,
Phono, Harry Potter Festival, etc.) und regelmäßig Konzerte und Passage mit Bars und Kneipen
Live-Auftritte. Viel Kunst findet man nicht nur in Brandts Museum
und in den Brandtspassagen, sondern auch im Atlantikhuset am Hafen, dem H.C. Andersen Viertel. Die
Stadt und ihre Bewohner sind zudem sehr stolz auf H.C. Andersen, so dass man ihn und seine Werke
überall in Odense verteilt in sämtlichen Formen findet (sogar die Ampelmännchen stellen die Umrisse
des bekannten Schriftstellers und Dichters dar). Empfehlenswert ist auch das Årsfest (Jahresfest) der
Uni, bei dem das Unigebäude in eine große Feier verwandelt wird.
Naturliebhaber müssen nicht allzu lange suchen, da es sogar in der Stadt mehrere größere Parks am
Fluss gibt. Aber auch rund um die Stadt ist jede Menge Natur zu erleben wie etwa Stige Ø, Kohaveskoven und Hollufgård in der Nähe oder auch Fyns
Hoved, Hasmark Strand, Langesøskoven. Verschiedene Ausflüge können zudem mit dem Erasmus Student Network (ESN) gemacht werden, was ich sehr
empfehlen kann. Lohnenswert ist definitiv auch ein
Trip nach Kopenhagen oder Aarhus, wohin man recht
günstig mit der Busgesellschaft Rødbillet kommt. Falls
dann noch Bedarf bleibt an Freizeitbeschäftigung,
kann man sich in verschiedenen Clubs und studentischen Organisationen engagieren.
Odense Hafen
Fazit:
Ich hatte in Dänemark eine wirklich tolle Zeit, die mich sowohl unitechnisch als auch privat weitergebracht hat. Besonders die Unterschiede in dem Aufbau von Lehrveranstaltungen empfand ich als sehr
positiv. Zudem bietet Odense alle Möglichkeiten sich selbstständig zu integrieren und eine gute Zeit zu
haben. Alles ist modern und zukunftsorientiert und es liegt an einem selbst, wie der Aufenthalt wird.
Meine schlechteste Erfahrung waren platte Fahrradreifen, viel Regen und Gegenwind, hohe Bußgelder
für Fahrrad und Auto, die Dunkelheit im Winter und die Lebenshaltungskosten. Dies sind jedoch Dinge,
an die man sich gewöhnt. Positiv kann der Rest meines Aufenthaltes gewertet werden. Ich hatte Zeit
zur persönlichen Entfaltung, Erfahrungen zu sammeln, Freundschaften zu schließen und eine neue Kultur kennen zu lernen. Dänemark ist ein gutes Ziel für einen Auslandsaufenthalt und ich würde Odense
jedem anderen Studenten empfehlen.