Besuchermagnet Kass-Haff offiziell eingeweiht
Transcription
Besuchermagnet Kass-Haff offiziell eingeweiht
OIKOPOLIS-Aktualität vom 03.03.2014 Besuchermagnet Kass-Haff offiziell eingeweiht Gut 130 Gäste waren nach Rollingen gekommen, als am 27. Februar der neu konzipierte Kass-Haff offiziell eingeweiht wurde, darunter viel Politprominenz, u.a. Umweltministerin Carole Dieschbourg, Landwirtschaftsminister Fernand Etgen, die Parlamentsmitglieder Martine Hansen und Marc Schank, Bürgermeister Albert Henkel und einige Gemeinderäte aus Mersch sowie der Lintger Bürgermeister Henri Wurth. Weder Familienbetrieb noch Spekulationsobjekt Neben Familie, Freunden und Wegbegleitern von Tom und Anja Kass-Staudenmayer feierten aber auch etliche Geschäftspartner des Hofs dessen Wiedereröffnung in Dorfrandlage: Vertreter der Biobauern-Genossenschaft, des Großhandels BIOGROS, der NATURATA Biomarchés und der OIKOPOLIS-Gruppe, die ihnen allen und verwandten Betrieben das gemeinsame Dach bietet, sowie Teilhaber der Kass-Haff-Gesellschaft. Als Sàrl ist der Hof seit zwei Jahren kein Familienbetrieb mehr. Zugleich ist er vor Machtambitionen privater Großinvestoren geschützt: sowohl die Privatteilhaber als auch die Beteiligungsgesellschaft OIKOPOLIS Participations halten nur jeweils 10% am Ensemble. Tom Kass, dank dieser Strukturänderung nun Geschäftsführer der Kass-Haff sàrl, hob in seiner Begrüßungsrede die Vorteile dieser Eigentumsregelung hervor. Die Gefahr einer Zerschlagung durch Erbteilung sei nun wesentlich geringer – ebenso wie der Nachfolgedruck auf seine vier Kinder. Will eines davon einmal aus der Gesellschaft aussteigen, kann es seinen Anteil zu einem festgelegten Preis verkaufen. „Kinder brauchen Zugang zur Natur – und erst danach zum Computer“ Auch die Gastredner (NATURATA-Chef Roland Majerus, OIKOPOLIS-Chef Änder Schanck, Merschs Bürgermeister Abbes Henkel und die beiden Landesminister Carole Dieschburg sowie Fernand Etgen) lobten die neue Gesellschaftsform des Hofes, aber auch dessen pädagogische Ausrichtung. Allein im vergangenen Jahr haben den Schulbauernhof laut Tom Kass 220 Schulklassen und andere Gruppen besucht. Das entspricht rund 3.000 Personen – vom Kindergarten- bis ins Rentenalter. In den zehn Jahren, seit man von geführten Besichtigungen über Geburtstagsfeiern bis zu Erlebniswochen verschiedenste Aktivitäten anbiete, habe der Hof 15.000 Menschen begrüßt und über die biologischdynamische Landwirtschaft informiert. OIKOPOLIS-Vorstand Änder Schanck nannte es für die Bio-Bewegung, die mittlerweile „in der Gesellschaft angekommen“ sei, ein Gebot der Stunde, die Menschen „draußen“ mit ins Boot zu holen. So könnten die Konsumenten sich mit eigenen Augen davon überzeugen, dass Biowaren aus dem Supermarkt auch Nachteile hätten. Von den Discounter-Preisen bleibe nämlich für die Hersteller kaum etwas übrig. Vor diesem Hintergrund seien genossenschaftliche und andere Zusammenschlüsse für die Biobauern geradezu überlebensnotwendig. Auch Agrarminister Fernand Etgen, der von Vertretern sämtlicher Serviceabteilungen seines Hauses begleitet wurde, lobte die pädagogische Dimension des Hofes. Heutzutage hätten die Kinder den Bezug zur Landwirtschaft komplett verloren, da praktisch alle mit städtischer Kultur groß würden – auch wenn sie auf dem Lande lebten. Deshalb sei es „immens wichtig“, ihnen zu zeigen, „wo unsere Lebensmittel eigentlich herkommen“. So würden sie sensibilisiert für gesunde Ernährung und OIKOPOLIS-Aktualität vom 03.03.2014 lernten, die täglichen Herausforderungen der Hofarbeit wertzuschätzen. Ehe man ihnen „uneingeschränkten Zugang zu Computern“ gewähre, so der Minister, sollten Kinder erst einmal „uneingeschränkten Zugang zur Natur“ bekommen. Ein Bauernhof sei der ideale Platz für solches Lernen. Nicht zuletzt deshalb garantiere das Landwirtschaftsministerium den Biobauern „moralische Unterstützung – verbunden mit einem tiefen Dank“. Beim Projekt Kass-Haff habe man sich außerdem finanziell engagiert. Nationale Subventionen und Fördermittel der EU haben wesentlich zur Realisierung des Projekts beigetragen. Ministerin: „Bio-Landwirtschaft ist die Landwirtschaft der Zukunft“ Umweltministerin Carole Dieschbourg hatte zuvor schon die Bio-Landwirtschaft als Landwirtschaft der Zukunft bezeichnet. Sie realisiere das, was im aktuellen Koalitionsvertrag stehe und wofür sie sich täglich einsetze – vom Erhalt ländlicher Regionen über Diversifizierung in der landwirtschaftlichen Produktion über aktiven Natur- und Landschaftschutz bis hin zum Klimaschutz. Deshalb ziele ihre Arbeit darauf ab, mehr nachhaltige Landwirtschaft bzw. die Versöhnung von Landwirtschaft und Naturschutz hinzubekommen. Hier sei noch Überzeugungs- und auch Sensibilisierungsarbeit zu leisten. Vor allem gelte es, das Vorurteil abzubauen, Landwirtschaft sei unmodern. Gerade in der beschriebenen nachhaltigen Form sei sie sichtbar zukunftsgerichtet. Deshalb hoffe sie, so die Ministerin, bei der Ausgestaltung des Flächennutzungsplans den Anteil an biologischer Landwirtschaft deutlich zu erhöhen. Im internationalen Vergleich sei das Großherzogtum hier beileibe „kein Musterschüler“. Sie sei sich bewusst, dass einige Anstrengung nötig sei, um den aktuellen Anteil von nur 3% Bio-Landwirtschaft wirksam zu steigern. Sie hoffe aber, im Kontext des nationalen Nachhaltigkeitsplans „mindestens 10 Prozent Bio-Landwirtschaft“ zu bekommen. Demeter-Prinzipien mustergültig umgesetzt Schon heute ist die pädagogische Ausrichtung des Demeter-Hofs als zweites Standbein für die Betreiber unverzichtbar geworden. In der auch optisch ausgesprochen einladenden Anlage wird diese Nachfrage mit Sicherheit noch wachsen. Das bewies die Begeisterung, mit der Festgesellschaft sich im Anschluss ans „Trockenprogramm“ an die Besichtigung des Hofensembles machte. Selbst Dauerregen konnte den Gästen die gute Laune nicht verderben, als sie u.a. die innovativen Freilaufställe der Rinder, die großzügigen Koben von Muttersauen und Milchferkeln, die muntere Geißenschar, aber auch den integrierten Bauernhof-Kindergarten (Waldorf-Spillschoul), Seminarräume und die „NATURATA Haffbuttek“ besuchten. Deren Angebot will Tom Kass noch deutlich erweitern. Schon jetzt stellt das Geschäft eine Besonderheit unter den NATURATA-Märkten dar, denn es bietet auf 200 m² Verkaufsfläche neben 3.000 Artikeln aus dem üblichen NATURATASortiment auch Käse aus der BIOG-Produktion an, die zum Teil auf Hofgelände angesiedelt ist. Dabei wird sich die von der BIOG betriebene Hofmolkerei des Kass-Haff auf die Herstellung von „Stoffi“ (Quarkprodukten) spezialisieren, während Schnittkäse weiterhin in der Molkerei des Hupperdinger Schanck-Haff gefertigt werden. Künftig soll nicht nur die Palette von Molkereispezialitäten ausgebaut werden, sondern auch das hofeigene Angebot im CharcuterieBereich. Wer weiß – vielleicht wird dann ja tatsächlich Bürgermeister Henkels Vision Wirklichkeit: eine Hofladen-Filiale im geplanten Einkaufszentrum.