Gefahren des Bergseetauchens - Johannes Gutenberg

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Gefahren des Bergseetauchens - Johannes Gutenberg
PHYSIO-Startseite/EXAMENSARBEITEN&DISSERTATIONEN/ZUSAMMENFASSUNGEN /HOTHORN
Stand: 30. Juni 2009
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(insgesamt 3 Seiten)
Fachbereich 02 – Sozialwissenschaften,
Medien und Sport
Institut für Sportwissenschaft der
Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Bereich Sportphysiologie
Kurzfassung der Diplomarbeit zum Thema:
Gefahren des Bergseetauchens – zum Kenntnisstand von Tauchern
vorgelegt von Daniel Hothorn im SS 2009
1. Referent: Prof. i. R. Dr. med. H.-V. Ulmer
Korreferent: K.-H. Findeisen
1. Einleitung
Tauchen entwickelt sich zu einem immer beliebteren Freizeitsport. Über 2,7 Millionen Deutsche tauchen oft oder zumindest gelegentlich. Aber nicht nur tropische Gewässer bieten ihren Reiz. Auch in unseren Klimazonen gibt es interessante Tauchabenteuer. Einen besonderen Reiz üben dabei die Bergseen auf den Taucher aus. Sie bieten dem Taucher oft eine
grandiose Kulisse bei glasklarem Wasser. Das Tauchen in Bergseen birgt aber auch Risiken,
die es zu beachten gilt. Verschiedene Tauchverbände bieten deshalb spezielle Kurse an, in
denen man das Tauchen in Bergseen erlernen kann. Das Thema Bergseetauchen wurde
aus persönlichem Interesse gewählt: An den bekannten Tauchplätzen in heimischen Gewässern traf der Autor immer wieder auf schlecht ausgerüstete oder mangelhaft ausgebildete
Taucher. Jedes Jahr kommt es zu zahlreichen Tauchunfällen, die leider auch gelegentlich
tödlich enden. Aus diesem Grund interessierte sich der Autor für das Wissen der Taucher
über die Gefahren und die Besonderheiten, die das Tauchen in Bergseen birgt und wie man
das Tauchen in Bergseen sicherer machen könnte.
Diese Diplomarbeit behandelt die Fragen, wie viele Taucher, die in Bergseen tauchen, eine
spezielle Ausbildung dafür absolviert haben, ob sie die dafür wesentlichen, speziellen Ausrüstungsbestandteile mit sich führen und welches Wissen um die Gefahren des Tauchens in
solchen Gewässern vorhanden ist. Zusätzlich soll noch eine Statistik über Bergseetauchunfälle in die Arbeit mit einfließen.
Um dies zu untersuchen, soll aktueller Sachstand zusammengetragen und eine eigene Befragung vor Ort am Walchensee (802 m über NN) durchgeführt werden. Zusätzlich soll in
Interviews mit verschiedenen Druckkammerzentren im süddeutschen Raum sowie in Österreich und in der Schweiz die Häufigkeit von Bergseetauchunfällen erhoben werden.
7. Schlussfolgerung für die Praxis
Mittlerweile bieten die meisten großen Ausbildungsorganisationen wie PADI, SSI etc. die
verschiedensten Brevets an, um sich auf dem Gebiet des Tauchsports weiterbilden zu können. Vieler dieser Angebote sind nach Meinung des Autors aber unwichtig und vielleicht nur
aus kommerziellen Gründen ins Leben gerufen worden. Manche Spezialgebiete des Tauchsports, wie das Bergseetauchen, sind jedoch mit besonderen Gefahren verbunden, weshalb
ein spezieller Kurs aus Sicht des Autors durchaus Sinn macht. Als Schlussfolgerung für die
Praxis ergeben sich nun mehr aus der vorgelegten Diplomarbeit:
1: In der Grundtauchausbildung sollten die Tauchschüler zumindest über die Vereisungsgefahr der Atemregler bei Tauchgängen in Bergseen informiert werden. Fast alle untersuchten
Tauchunfälle sind nach Aussage der Druckkammerzentren auf vereiste Atemregler zurückzuführen. Die betroffenen Taucher hatten entweder keine vereisungssicheren Atemregler mit
sich geführt oder konnten im Ernstfall auf die Situation nicht richtig reagieren.
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-2Daher ist es wichtig, dass dieses Spezialgebiet von allen Tauchsportverbänden auch schon
in der Grundausbildung gleichermaßen thematisiert wird und auf die wichtigsten Gefahren
des Vereisens hingewiesen wird. Leider wird bei der Grundausbildung hauptsächlich der
niedrigere Luftdruck behandelt. Nur SCHEYER (2002, 56) erwähnt die Gefahren des Vereisens explizit. Das Thema Luftdruck ist zwar wichtig, aber gerade Anfängern, die sich auf das
Kurswissen verlassen, werden andere, sehr wichtige Informationen vorenthalten.
2: In speziellen Bergseetauchkursen sollte es nach Meinung des Autors Pflicht sein, zusätzlich die Tauchschüler auf die Notwendigkeit eines redundanten Atemreglersystems hinzuweisen. Bei den Praxistauchgängen sollte zusätzlich der Umgang mit einem vereisten Atemregler unter realen Bedingungen trainiert werden. Hierzu gehöen auf jeden Fall auch das
selbständige Schließen der Ventile und das Wechseln auf den Ersatzatemregler durch den
Taucher. Aus dem Sachstand sowie den Unfallberichten geht hervor, dass nur ein komplett
redundantes Atemreglersystem Sicherheit bringen kann. Der zweite wichtige Aspekt ist, dass
die Ausrüstung im Notfall auch richtig bedient werden muss. Viele der Tauchunfälle gehen
auf eine mangelnde Ausbildung zurück. Aus der Sicht des Autors sollten Notsituationen ausgiebig trainiert werden.
8. Zusammenfassung
Tauchen wird weltweit und auch gerade in Deutschland immer beliebter. 2,7 Millionen Deutsche gehen regelmäßig tauchen. Getaucht wird aber nicht nur in warmen tropischen Gewässern, sondern auch in heimischen Seen. Gerade Bergseen sind beliebte Tauchgewässer.
Dies liegt an den meist sehr guten Sichtverhältnissen, aber auch an den faszinierenden Unterwasserstrukturen (Steilwände etc). Das Tauchen in Bergseen geht aufgrund vieler Besonderheiten mit speziellen Gefahren einher, besonders im Hinblick auf geänderte Druckverhältnisse und niedrige Wassertemperaturen. Ziel der Diplomarbeit war es daher, die besonderen Gefahren des Bergseetauchens mit Hilfe von Tauchfachliteratur sowie durch Interviews mit Tauchmedizinern zu analysieren. Zusätzlich sollte recherchiert werden, wie gut das
Wissen über die Gefahren von Bergseetauchen bei Tauchern ist.
Der Sachstand zeigt zunächst auf, dass es die verschiedensten Besonderheiten und Gefahren gibt, wenn in Bergseen getaucht wird. Nur Taucher, die über dieses Spezialwissen verfügen, können Bergseetauchgänge sicher durchführen. Die Hauptgefahren gehen vom veränderten Luftdruck und häufig vereisten Atemreglern, bedingt durch das kalte Wasser, aus.
Das Tauchen in Bergseen wird in der Basistauchausbildung von den beiden großen, hier
untersuchten Ausbildungsorganisationen PADI und SSI kurz angesprochen. Weiterführende
Kurse bietet dann aber nur PADI an. Laut eigenen Angaben führt SSI keinen speziellen
Bergseetauchkurs durch. Aber auch das vermittelte Wissen in dem speziellen Bergseetauchkurs von PADI (Altitude Diver) ist lückenhaft. Der Schwerpunkt des PADI-Kurses liegt
auf der Anpassung der Tauchgänge an die veränderten Luftdruckbedingungen. Dieser Sachverhalt ist nach Meinung des Autors zwar sehr wichtig, offenbart aber nicht alle Gefahren, die
es zu beachten gilt. Nur SCHEYER (2002, 75 ff) erwähnt die wichtigsten Gefahren komplett.
Dies gilt insbesondere für die Vereisung der Atemregler. Die wichtigen Informationen zur
Vereisung von Atemreglern fehlen bei beiden Ausbildungsorganisationen komplett. Nach
Meinung des Autors ist die Tauchausbildung an dieser Stelle sehr lückenhaft und dem
Tauchschüler werden dadurch wichtige Informationen vorenthalten. Eine Untersuchung von
MIELKE (1998, 144 ff) bestätigt diesen Sachverhalt. Nach dieser Studie kommen die meisten
Tauchunfälle in Bergseen aufgrund einer mangelhaften Ausbildung der Taucher zustande.
Weitere Studien von ROEDIGER (1974, 32 ff) sowie SCHOIBERG (1991, o. S.) bestätigen diesen Sachverhalt.
Um das entsprechende Spezialwissen von Tauchern zum Bergseetauchen zu erfassen,
wurde eine Befragung am Walchensee (802 m über NN) durchgeführt. Zusätzlich zur analysierten Literatur wurden Tauchmediziner aus 3 Druckkammerzentren sowie der Präsident
der GTÜM (Dr. Wilhelm Welslau) zu den speziellen Gefahren und Unfallursachen beim
Bergseetauchen interviewt. Des Weiteren wurden Tauchschulen nach der Anzahl ihrer ver-
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-3kauften Bergseetauchkurse in den letzten 5 Jahren gefragt. Dies sollte zeigen, wie ernst die
Taucher eine Ausbildung zum Bergseetauchen überhaupt nehmen.
Ziel der Befragung der 30 Taucher am Walchensee (802 m über NN) war es, einen verwertbaren Wissens- bzw. Ausbildungsstand zur Problematik des Bergseetauchens zu erfassen.
Die Auswertung der Interviews zeigte jedoch, dass das Spezialwissen der befragten Taucher
nur lückenhaft vorhanden war und zudem nur wenige Taucher einen speziellen Bergseetauchkurs absolviert hatten. Lediglich bei einer geringen Anzahl der befragten Taucher konnte man von einem guten Wissenstand zum Thema Bergseetauchen sprechen. Das Wissen
der meisten Taucher war oberflächlich oder stark auf ein Themengebiet, nämlich den veränderten Luftdruck in der Höhe, begrenzt. Im Bezug auf die Vereisungsproblematik taten sich
stellenweise gravierende Wissenslücken auf. Es war zudem eine Tendenz zu erkennen,
dass Taucher, die sich nicht über ihr Kurswissen hinweg (z. B. mittels Literaturstudium) weitergebildet hatten, besonders große Wissenslücken aufwiesen. Generell war zu erkennen,
dass die Bereitschaft der Taucher, sich selbst weiterzubilden, eher gering ist.
Die Befragung der Druckkammerzentren ergab, dass die meisten Tauchunfälle auf die Vereisung von Atemreglern durch das kalte Wasser in Bergseen zurückzuführen waren, sowie
auf Tieftauchversuche. Die verunfallten Taucher waren nach Angabe der Tauchmediziner
nicht in der Lage, in dadurch bedingten Notsituationen adäquat zu reagieren. Die Befragung
vor Ort bestätigt diesen Missstand. Nur ca. die Hälfte der befragten Taucher kannte die Problematik vereister Atemregler und hatte dementsprechend ein redundantes Atemreglersystem
mit sich geführt. Bei den meisten behandelten Tauchunfällen wurde die Dekompressionspflicht verletzt, weil der betroffen Taucher als Folge eines vereisten Lungenautomaten oder
anderer Probleme während des Tauchgangs in Panik geriet und unkontrolliert zur Wasseroberfläche aufstieg. Auch der Präsident der GTÜM (Dr. Welslau) bestätigte, dass die meisten Bergseetauchunfälle aufgrund menschlichen Fehlverhaltens entstehen. Er erweiterte das
Fehlverhalten sogar noch auf Leichtsinnigkeiten der Taucher vor dem eigentlichen Tauchgang, wie z.B. nicht ausreichende Adaption des Körpers an die Höhe.
Der Autor schließt aus den gewonnenen Ergebnissen, dass die Ausbildung der großen Organisationen PADI und SSI lückenhaft ist. Die Untersuchungen zeigten allgemein auf, dass
Ausbildungsstand und Wissen der meisten Taucher über die Thematik nur befriedigend sind.
Es werden den Tauchern nur unvollständige Informationen gegeben. Gerade die Vereisung
von Atemreglern gehört zu den Hauptunfallursachen. Aus diesem Grund ist dem Verfasser
unverständlich, warum gerade dieses Thema bei den Ausbildungsorganisationen nicht erwähnt wird. Hier liegt eine schwerwiegende Fehlinformation hinsichtlich der wahren Gefahren beim Bergseetauchen vor. Man kann hier nur auf ein wachsendes Eigeninteresse der
Taucher hoffen. Durch die Ausbildung alleine ist das spezielle Wissen zum Thema Bergseetauchen nicht ausreichend genug. Nach Meinung des Verfassers ist es obligatorisch, sich
über die Tauchverbände hinaus weiter zu informieren und regelmäßig Notsituationen zu trainieren. Die Unfallstatistiken der Druckkammerzentren sowie die Befragung der Taucher lassen nur diesen Schluss zu.
Die Konsequenzen der Untersuchungsergebnisse sollten nach Meinung des Verfassers folgende sein:
1. In der Grundtauchausbildung sollten Tauchschüler zumindest über die Vereisungsgefahr
der Atemregler bei Tauchgängen in Bergseen informiert werden.
2. In speziellen Bergseetauchkursen sollte es Pflicht sein, zusätzlich die Tauchschüler auf
die Notwendigkeit eines redundanten Atemreglersystems hinzuweisen und dessen Bedienung unter Wasser zu üben.
urspruengl. Dateiname: Hothorn_Kurzfassg_f _Homepage_29 6 09.doc
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