Publik. - Jg. 10.1987, Nr. 14

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Publik. - Jg. 10.1987, Nr. 14
GhK
GhK
Pf.101380
3500 Kassel
GhK
Postvertriebsstück
Kasseler Hochschulzeitung
10. Jahrgang Nr, 14
1 P 2630 D
Geb. bez.
2. Dezember 1987
Besuch des Wissenschaftsministers :
"Gesicherte Marschroute"
bis 1992 wird entwickelt
GhK drängt auf raschen Ausbau
Keine Chance sieht Wissenschaftsminister Dr. Wf?lfgang Gerhardt (FDP) dafür, der
GhK im kommenden Jahr mehr als 16 neue Stellen zuzuweisen. Dafür lasse er sich
gerne beschimpfen, antwortete der Minister bei seinem offiziellen Antrittsbesuch der
Kasseler Universität am 20. November auf die Kritik von GhK-Präsident Prof. Dr.
Neumann, warb aber zugleich um Verständnis, daß er nicht wenige Monate nach
seinem Amtsantritt 180 Stellen aus dem Boden stampfen könne. Gleichzeitig übernahm Gerhardt Jedoch die klare "Verpflichtung", für den personelten Ausbau der
GhK eine "gesicherte Marschroute" bis 1992 zu entwickeln. Dazu werde er im
Frühjahr Gespräche mit dem FInanzminister führen und anschließend mit den
hesslsehen Universitäten ein Konzept abstimmen, das die Schwerpunktbildungen an
Hessens Hochschulen und den abschließenden Ausbau der GhK umfasse. Dieses
Konzept, so betonte Gerhardt, können allerdings nicht nur über die SChaffung neuer
Stellen verwirklicht werden. Vielmehr erwarte er dafür auch einen erheblichen
"Entwicklungsbeitrag" aller Hochschulen in Hessen.
Im Mittelpunkt des dicht gedrängten Besuchsprogramms in Kassel standen neben
einem Rundgang durch das neue Uni-Quartier am Holländischen Platz, Laborbesuchen bei Prof. Reinhardt (FB Maschinenbau) und Prof. Dr. KJeinkauf (FB Elektrotechnik) und einer Besichtigung der Handschriftenausstellung der Bibliothek Gesprächsrunden mit Angehörigen der Technik- und Naturwissenschaften, der Geistesund Sozialwissenschaften sowie eine Diskussion mit Studentenvertretern. Dabei
wurde dem Minister in der "technik- und
naturwissenschaftlichen Runde" deutlich
gemacht, wie positiv die Entwicklungschancen gerade der Gesamthochschule gesehen werden und wie "bedruckend langsam"
demgegenüber der Ausbau vorangehe.
"Größere Schrittweiten" seien angesagt
vor allem in der erforderlichen Mindestausstattung mit Laborpersonal und Wissenschaftlichen Bediensteten, aber auch noch
mit einigen Professuren in unverzichtbaren
Kernbereichen. Die Voraussetzungen für
Drittmittelforschung, die Probleme, mit interdisziplinären Forschungsprojekten in den
disziplinär organisierten Förderorganisationen "querzuliegen", die Ausstattung mit
Hilfskraft- und Lehrauftragsmitteln, die zunehmende Formalisierung von Studiengängen, die Beschleunigung des Bauvorhabens Technik 11I und das Schlößchen
Schönfeld als Gästehaus waren weitere
Themen. Gerhardt seinerseits verwies darauf, daß es ihm bereits jetzt gelungen sei,
den Wissenschaftsetat des Landes insgesamt auf ein "neues Niveau" zu heben, so
in der Steigerung des Forschungsschwerpunktprogramms von sieben auf 15 Millionen, in der Erweiterung der Graduiertenstipendien, der Baumittel, im BibliothekenSonderprogramm und den Mitteln für studentische Hilfskräfte und Tutoren.
IM LABOR ließ sich der Wissenschaftsminister von Prof. Reinhardt die Entwicklung computergesteuerter Produktionssysteme und deren Simulation erläutern (siehe Bericht). Bild: Rosenthai
Bleibt die Lehrerausbildung?
Bleibt die Lehrerausbildung an der GhK
erhalten? Und bleibt sie als Kasseler Reformmodell, als Stufenlehrerausbildung mit
gemeinsamem Kernstudium, übergreifendem universitärem Konzept für Lehrer aller
Schulformen und integrierter Schulpraxis ?
Die Sorge um diese Fragen bestimmte
wesentlich die zweite Gesprächsrunde,
aber auch die Diskussion mit den Studenten. Dabei wurde dem Minister eine eingehende Stellungnahme zu Aufbau, Begründung und aktueller Bedeutung der Kasseler
Lehrerausbildung vorgestellt, die sich nicht
nur bewährt habe, drängende Fragen der
Zeit thematisiere und mit ihrer breiten Professionalisierung Optionen über den Lehrerberuf hinaus eröffne, sondern die auch
einen optimaleren Einsatz der Lehrer in den
verschiedenen Schulformen sichere als
herkömmliche, standesorientierte Konzepte. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe von
Wissenschafts- und Kultusministerium zur
Zukunft der Lehrerausbildung in Hessen sei
gerade gebildet worden, teilte Gerhardt mit.
Ohne deren Ergebnissen vorgreifen zu wollen, sei er persönlich der Meinung, daß die
Lehrerausbildung an der GhK auch langfristig zu erhalten sei. Ob sie stufenbezogen
bleibe, sei unsicher, wobei er selbst gegenüber dem Kasseler Modell keine politische
oder ideologische Vorbehalte habe. Bei einer l!mstellung werde es jedoch in jedem
Fall Ubergangslösungen geben. Die GhK
werde Gelegenheit erhalten, ihre Position
auch der Arbeitsgruppe vorzutragen, sagte
der Minister zu.
Die berufspädagogischen Studiengänge
und der sich hier bereits abzeichnende
Lehrermangel, das Fach Gesellschaftslehre, die Förderung der Frauenforschung, das
unzureichende Verhältnis von hochschuleigenen Stellen und DrittmittelsteIlen in forschungsintensiven Bereichen, die mangelnde FlexibHität in der Mittelverwendung des
Landesforschungsprogramms,
Forschungsakzente in den Sprachwissenschaften und die zunehmend unerträglichen
Studienbedingungen im Sozialwesen, für
das auch die unbefristete Prüfungsordnung
noch aussteht, waren hier weitere Gesprächspunkte. Dabei konnte Gerhardt darauf verweisen, daß das Schwerpunktprogramm des Landes nun erstmals aüGh. für
geisteswissenschaftliche Forschung geöffnet wird.
Dialogbereitschaft
Offenheit und Dialogbereitschaft signalisierte der Minister auch in der öffentlichen
Diskussion mit gut 300 Studentinnen und
Studenten im Hörsaal, zu der er sich an
Stelle der Gesprächsrunde mit dem AStA
bewegen ließ. So sagte er, an ein Wahlversprechen erinnert, noch für diese Legislaturperiode zu, die Studiengebühren abzuschaffen und erklärte sich auch bereit, in
Bonn dafür einzutreten, daß die Förderung
mit BAFöG an der GhK, wie an anderen
Hochschulen, auch für das "Verfügungssemester" möglich wird.
Daß der Fachbereich Sozialwesen trotz
seiner Überlast mit seinem jetzigen Personalstand auskommen müsse, dort andererseits aber auch keine Stellen für andere
Bereiche abgezogen werden, stellte Gerhardt ebenso klar wie er die Sorge um die
Anerkennung des Abschlusses als ausschließlichen Grund nannte, der eine unbefristete Prüfungsordnung bisher verhindert
habe. Es gehe dabei nicht tim Bedenken
gegen die Reformansätze dieses Studiengangs, betonte Gerhardt, der Vertreter der
Studentenschaft zur Klärung der umstrittenen Punkte in das Ministerium einlud.
Gespräche bot er auch an, um die Mängel zu korrigieren, die ihm vom Behindertenreferat auf einer Liste in Blindenschrift
überreicht wurde. Für eine Diskussion über
die strukturelle Entwicklung der Fachbereiche in Witzenhausen sagte der Minister
einen gesonderten Besuch vor Ort zu, wenn
möglich noch im Wintersemester. Hier gehe
es auch um Probleme des "zu kleinen
Zuschnitts" einiger Professuren. Auf die
Berufungsliste für die Professur für umweltund sozialverträgliche Technologie angesprochen, die das neu gegründete Wissenschaftliche Zentrum für Mensch, Umwelt,
Techn1k (MUT) stärken soll, versprach er
eine "rasche Entscheidung"
Daß die GhK insgesamt verstärkter Unterstützung bedarf, sie mit ihren Glanzpunkten aber auch wohl umzugehen versteht,
kam schließlich in den Abschiedsgeschenken zum Ausdruck, die Gerhardt mitgegeben wurden: ein Spendenkarton mit der
Aufschrift "Brot für die GhK". von Studenten mit der Aufforderung zu fleißigem Sammeln in seinem Ministerium überreicht, und
- vom Präsidenten zum Abschluß des Besuchs übergeben - eine ledergebundene
Faksimile-Edition des Kasseler "Hildebrandlieds"
bar
IM SPIEGEL DER KUNST: Von der "Demontierten Banderole"
auf dem BIbliotheksplatz zeigte sich WIssenschaftsminister Dr.
Wolfgang Gerhardt zusammen mit Präsident Prof. Dr. Neumann und Hochschulbauamtsleiter Ickler offensichtlich ange-
tan (Bild rechts). Im Dialog mit der Studentenschaft (Bild links):
Im Hörsaal stellte sich der Minister einer offenen Diskussion
(siehe auch Bericht).
Bilder: Rosenthai
GhK-Ausbau im Grundsatz unumstritten
SPD will 1988 30 Stellen/CDU verweist auf Wahlperiode
Auf der Grundlage der Empfehlungen des Wissenschaftsrats sehen die Planungen des landes
vor, die GhK als nordhessische Universität mit
9000 Studienplätzen auszubauen. Stehen Sie zu
diesem bislang unumstrittenen Ausbauziel? Weiche Initiativen werden Sie ergreifen, um dieses
Ziel beschleunigt zu erreichen, nachdem im Wintersemester 1987/88 an der GhK bereits
10700 Studierende eingeschrieben sind?
Hans Krollmann : Ja. Wir stehen zu dem
Ausbauziel der GhK und wir fühlen uns ihr
gegenüber auch im Wort. Wir werden darauf drängen, daß die notwendigen Mittel
dafür bereitgestellt werden.
Wolfgang Windfuhr: Zu dem bislang unumstrittenen Ausbauziel, die GhK zu einer
Universität mit 9000 Studienplätzen auszubauen, stehe ich unverändert. Das gleiche
gilt für meine Fraktion. Wir werden die
notwendigen Initiativen ergreifen, um dieses Ziel möglichst bis zum Anfang der 90er
Jahre zu erreichen. Meine Fraktion will die
dafür notwendigen investiven Mittel und die
notwendigen Mittel für die noch erforderlichen Stellen bereitstellen.
Nach den - mit dem Land einvernehmlich
erarbeiteten - Ausbauplanungen ist noch die
Zuweisung von 180 Stellen an die GhK erforderlich. Zusammen mit dem Wissenschaftsministerium wurde dafür ein Zeitraum von sechs Jahren
vorgesehen. Was werden Sie und Ihre Fraktion
unternehmen, um dies zu verwirklichen?
Hans Krollmann : Die Planung, der GhK
innerhalb von sechs Jahren die noch notwendigen 180 Stellen zuzuweisen, bleibt für
uns gültig. Ich habe mich als seinerzeitiger
Finanzminister selbst an der Entwicklung
dieser Perspektive beteiligt. Auch der personelle Ausbau der GhK muß jetzt Zug um
Zug abgeschlossen werden.
Wolfgang WIndfuhr: Der Zeitraum von
6 Jahren für den Abschluß des Endausbaus
der GhK ist unter den oben angegebenen
Zielsetzungen für uns weiterhin verbindlich.
Sowohl die SPD- wie die CDU-Fraktlon stehen unverändert zu dem notwendigen personellen Ausbau der
GhK und damit zu der Notwendigkeit,
ihr In den nächsten sechs Jahren die
noch erforderlichen 180 Stellen zur
Verfügung zu stellen. Während die
SPD-Fraktlon Im Haushalt 1988 dementsprechend 30 StelleFl für die GhK
bereitgestellt haben will, verweist die
CDU jedoch auf die Entwicklung des
Haushalts während der gesamten
Wahlperiode, an deren Ende erst sie
gemessen werden will. Zu den Fragen von GhK-PUBLIK nahmen Hans
Krollmann (SPD) und Wollgang
Windfuhr (CDU) Stellung.
Die Ausbauphase der GhK hat, gemessen
an anderen Neugründungen, schon übermäßig lang gedauert und muß jetzt abgeschlossen werden. Das ist verbindliche Zielsetzung, die den Haushaltsentscheidungen
meiner Fraktion in den nächsten Jahren
zugrunde liegt.
Der Haushaltsentwurf der Landesregierung für
1988 sieht für die GhK lediglich einen Zuwachs
von 16 Stellen vor. Diese Zuwachsrate fortgeschrieben, wäre der Ausbau der GhK erst um die
Jahrtausendwende abgeschlossen. Halten Sie
diese Verschleppung für tragbar, oder werden Sie
im Rahmen der Etatberatungen Änderungsanträge stellen?
Hans Krollmann : Meine Fraktion wird beantragen, im Haushalt 1988 der GhK
30 Stellen zur Verfügung zu stellen, also
über die im Entwurf der CDUlFDP-Koalition
vorgesehenen 16 hinaus 14 zusätzliche
Stellen. Die GhK braucht für ihre Entwicklung Planungssicherheit und Kontinuität.
Wollgang WIndfuhr: In der Tatsache, daß
der GhK lediglich ein Zuwachs von 16 Steilen im Jahr 1988 zugesichert ist, sehe ioh
keine Verschleppung. Man muß den Ausbau der GhK nicht nur in Jahresraten sehen, sondern in einer eine Wahlperiode
umfassenden Gesamtperspektive. Es ist
beabsichtigt, der GhK in den Folgejahren
mehr Stellen zur Verfügung zu stellen, so
daß im Schnitt der noch ausstehenden
Jahre dieser Wahlperiode eine jährliche
Zuwachsrate von 30 Stellen herauskommt.
Schon in den Haushaltsberatungen des
Haushaltsplanes für das Jahr 1988 haben
die Haushalts- und Kulturpolitiker der Koalitionsfraktionen die weiteren Perspektiven
entwickelt und über zukünftige Umstrukturierungen im Haushaltsplan beraten. Es
soll eine solche Umstrukturierung vorgenommen werden, daß in zukünftigen Jahren
ein größeres Stellenkontingent nach Kassel
kommt. Wir möchten nicht nach dem ersten
von CDU und F.D.P. beschlossenen Haushaltsplan gemessen werden, sondern nach
dem, was wir am Ende der Wahlperiode
erbracht haben.
Umfang und Tempo des Ausbaus der Kasseler
Universität werden vielfach als Gradmesser für
den Willen der jeweiligen Landesregierung angesehen, der strukturellen Benachteiligung der nordhessischen Region entgegenzuwirken. Teilen Sie
diese AUffassung?
Hans Krollmann : Ja.
Wollgang WIndfuhr: Ich teile voll inhaltlich
die Aussage, die Ihrer Frage zugrunde liegt,
und werde mich deshalb als örtlicher Abgeordneter ganz besonders für einen intensiveren Ausbau der GhK einsetzen, wie ich
es in der Phase meiner Tätigkeit als Oppositionsabgeordneter schon immer gefordert
habe. Ich weiß um die wirtschaftliche Bedeutung der GhK für die nordhessische
Region.
Ausschuß prüft Windkraftanlagen
Prof. Ehrenstein wurde zum Sachverständigen bestellt
Zu den alternativen Energieerzeugungssystemen werden die Windkraftanlagen
gezählt. Ob sie jemals in der Lage sein werden, einen nennenswerten Anteil an der
Erzeugung der elektrischen Energie In unserem Lande zu erreichen, wird mit Recht
vielfach bezweifelt. Ihr Einsatz in Einzelfällen dürfte aber auch bei uns die angemessene Lösung sein. In anderen Ländern mit günstigeren Windverhältnissen sind
jedoch durchaus größere Nutzungseinheiten vorstellbar. Bel dem hohen Stand der
Entwicklung in Europa, besonders aber auch in der Bundesrepublik, bietet sich
daher ein nicht zu unterschätzender Exportmarkt. Voraussetzung ist jedoch das
Vorzeigen bewährter Konstruktionen im eigenen Lande. Das Institut für Bautechnik
als oberste Bauzulassungsbehörde hat daher einen Sachverständigen-Ausschuß
berufen, der sich mit dem Turm und besonders aber den Rotorblättern als bauaufsichtlich zuzulassenden Elementen derartiger Anlagen befassen soll.
Das Schwergewicht liegt zweifellos auf
den Rotoren, die aus sog. neuen Materialien, nämlich Faserverbundwerkstoffen,
hergestellt werden. Derartige Rotoren werden in Einfach- aber auch in HochleistungsBauweise an verschiedenen Stellen entwikkelt. Es gilt nun, Richtlinien zu erarbeiten,
die eine aussagekräftige Prüfung und sichere Auslegung dieser sehr kompliZiert beanspruchten Bauteile geWährleisten. Besonders zu berücksichtigen ist die hohe dynamische Belastung der einzelnen Rotoren,
für die eine Lebensdauer von 20 Jahren
vorgesehen wird. Wegen der langen Lebensdauer sind Praxisversuche mit gleichen Belastungszyklen ausgeschlossen. Es
gilt hier Verfahren anzuwenden, die ergän~end zur sorgfältigen Berechnung durch
Uberprüfung der Materialeigenschaften verläßliche Vorhersagen zulassen.
Im Rahmen verschiedener Forschungsvorhaben, die auch durch die Sonderförderung Materialforschung des Landes Hessen
apparativ ergänzt wurden, steht dem Institut
für Werkstofftechnik der GhK mit dem Hysteresis~Meßverfahren
ein Prüfverfahren
zur Verfügung, das nach Meinung des Instituts für Bautechnik verläßliche Vorhersagen
ermöglichen kann. Prof. Dr.-Ing. G. W. Ehrenstein wurde daher als unabhängiger
Sachverständiger berufen. Gemeinsam mit
Dipl.-Ing. F. Orth gilt es, den materialtechnischen Teil der Richtlinien zur Auslegung,
Eigen- und Fremdüberwachung der Fertigung und der Betriebsüberwachung zu erarbeiten und bei der Beantragung von Zulassungen für das Errichten derartiger Anlagen materialtechnische Bewertungen vorzunehmen. Das BMFT wird die Arbeiten
durch erhebliche Forschungsmittel zur weiteren Erforschung der Anwendung des Hysteresis-Meßverfahrens auf Windkraftrotoren unterstützen. Im gleichen Sinne sind
Geräte für eine bessere Ausrüstung zur
Durchführung derartiger Messungen im
Rahmen
des
Materialforschungsprogramms des Landes Hessen beantragt worden.
fo
GhK-PUBLIK
Seite 2
Termine
Selbstverwaltung
8. 12. Ständiger Ausschuß I (Lehr- und Studienangelegenheiten), 9 Uhr, ZV, R.: 4100;
9. 12. Senat, 17 Uhr, HRZ, R.: 2400;
10. 12. Ständiger Ausschuß 11 (Organisationsfragen, Angelegenheiten der Forschung und
des wissenschaftlichen Nachwuchses),
9 Uhr, ZV, R: 4100;
15. 12. Ständiger Ausschuß V (Datenverarbeitung), 9 Uhr, ZV, R.: 4100;
16.12. Ständiger Ausschuß 111 (Haushaltsangelegenheiten und Hochschulentwicklungsplan), 9 Uhr, ZV, R.: 4100.
Kolloquium zur Didaktik der Mathematik
4. 12. Vortrag von Prof. Karl Heidenreich, PH
Reutlingen: "Beispiele für operative Situationen
im
Geometrieunterricht",
16.15 Uhr, AVZ, Heinrich-Plett-Str. 40,
R.: 1403.
Kolloquium zur Technikfolgenforschung im
Verwaltungs- und Dienstleistungsbereich Computer und Gesellschaft 7. 12. Vortrag mit anschließender Diskussion
von Lothar Beyer/Bernd Jungesblut: "Bürokommunikation in der Veterinärverwaltung", 17.30 Uhr, Arnold-Bode-Str. 8, R.:
0114 (Erdgeschoß).
Filmreihe des FB Anglistik/Romanistik Cine-Club de la section des franc;ais - les
rapports franco-algeriens
7. 12. "Les folles annees du twist" (Mahmoud
Zemmouri), Amphie (Hörsaal) VI, ArnoldBode-Str. 12,20 Uhr;
14. 12. "L'Algerie et la Tunisie aujourd'hui: Documents", Amphie (Hörsaal) VI, Arnold-Bode-Str. 12, 20 Uhr.
Fachbereich Biologie/Chemie
8. 12. Vortrag von Prof. Dr. H. Schildknecht,
Universität Heidelberg: "Turgorine: Hormone des Abwehrverhaltens ,schlafender' und sensitiver Pflanzen", 17 Uhr,
AVZ, Heinrich-Plett-Str. 40, Hörsaal Biologie/Chemie, R: 282.
Physikalisches Kolloquium
10. 12. Vortrag von Prof. Dr. C. Heiden, Institut
für Angewandte Physik, Universität Gießen: "Dünnschicht-Technologie für die
Supraleiter-Elektronik", 17 Uhr c. t., AVZ,
Heinrich-Plett-Str. 40, R: 100;
17. 12. Vortrag von Prof. Dr. H. Neddermeyer,
Institut für Experimentalphysik, Ruhr-Universität Bochum: "Rastertunnelmikroskopie an Silizium-Oberflächen", 17 Uhr c. t.,
AVZ, Heinrich-Plett-Str. 40, R.: 100.
lAG Philosophie
10. 12. Vortrag von Prof. Dr. Wolfdietrich
Schmied-Kowarzik, GhK: "Die frühexistentialistische Idealismuskritik der Vettern Hans Ehrenberg und Franz Rosenzweig", 20 Uhr, ESG, Goethestr. 96.
Musik für den Frieden
14. 12. Vortrag von Gunthard Born, München:
"Mozarts Botschaft", 15 bis 17 Uhr, AVZ
111, Heinrich-Plett-Str. 40, R.: 3106.
Öffentliches Colloquium des Wissenschaftlichen Zentrums für Berufs- und Hochschulforschung
14. 12. Vortrag von Prof. Dr. Ulrich Teichler, GhK:
"Neuere Entwicklungen im Niederländischen Hochschulwesen", 17 Uhr, Henschelstr. 4, 2. Stock, Sitzungssaal.
Kolloquium "Einführung in die Berufsfelder
der Biologie"
15. 12. Vortrag von Dr. W. Knauf, Hoechst AG,
Frankfurt/Main: Aufgaben (Tätigkeiten)
von Biologen in der Industrie, insbesondere im Pflanzenschutz", 17 Uhr c. t.,
AVZ, Heinrich-Plett-Str. 40, R.: 100.
lAG Nationalsozialismus in Hessen
15. 12. Vortrag von Lothar Baier, Frankfurt: "Der
Barbie-Prozeß und seine Rezeption in
Deutschland und Frankreich als Spiegel
der Bewältigung nationalistischer Vergangenheit in beiden Ländern", 20 Uhr, NoraPlatiel-Str. 3, R.: 214.
Wissenschaft ist Frauensache - Radikale
Frauen 17.12. Vortrag von Prof. Dr. Ute Gerhard-Teuschner, Frankfurt: "Für Liebe oder Recht.
Was ist feministische Moral?", 20 Uhr,
WISO-B-Gebäude, Arnold-Bode-Str. 2,
R.: 0401.
Premiere mit
Mare Favrese
ÖI- und Relief-Bildern sowie Grafiken von
Marc Favrese ist eine Ausstellung vom
2. Dezember bis 8. Januar gewidmet. Mit
ihr stellt sich das "Studio Kausch" (Friedrich-Ebert-Straße 177) erstmals als Hochschulgalerie und Ausstellungsforum der
GhK vor. Den Kontakt zu Favrese, von
G. H. Gourrier seiner Arbeitsweise wegen
als "Archäologe des Wesentlichen" bezeichnet, hatte Prof. Kausch bei seiner
Spanienreise angebahnt (wir berichteten). p.
Nordstadtkalender
Auch für das kommende Jahr hat der
Bürgerverein Nordstadt einen Kalender herausgebracht, diesmal mit Kinderbildern aus
dem Stadtteil von 1900 bis heute. Er kann
im Präsidialbüro (T. 804-2230, Herr Grau)
bezogen werden.
p.
Weiterbildungskurse
Folgende Kurse der Innerbetrieblichen Weiterbildung an der GhK können ab sofort noch belegt
werden:
• Arbeitsplatz - Hochschule: Einführungsveranstaltung für neue Mitarbeiter/innen der Hochschule (Beginn 28. Januar)
• Frauenförderung im öffentlichen Dienst Weiterbildungsseminar für "Personalentscheider/
innen" (Beginn 3. März)
• Einführung in das Haushaltsrecht (Beginn
19. Januar)
• Einführung in das neue MitteIbewirtschaftungssystem MBS (14. Januar)
• Arbeitsplatzsituation der wissenschaftlichen
Bediensteten an der GhK (Beginn Ende Januar)
• Einblick in das rechnergestützte Konstruieren (Beginn: 3. März)
• Neue Informations- und Kommunikationstechnologien an der GhK (Beginn noch offen)
Nähere Auskünfte: Kontaktsteile für Weiterbildung der GhK, Mönchebergstraße 19, Tel.: (0561)
804-2228.
p.
Neu an der GhK:
Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Krause
Seit dem 1. September ist das Fachgebiet
"Agrartechnik an tropischen und subtropischen
Standorten" des FB 21
(Internationale Agrarwirtschaft) der GhK in Witzenhausen neu besetzt.
Prof. Dr.-Ing. Rüdiger
Krause (Jahrgang 1938)
hat in Braunschweig und
Karlsruhe Maschinenbau
studiert und war von
1965 an als wissenschaftlicher Mitarbeiter der
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft - Institut für Landmaschinenforschung, später Institut
für Technologie - tätig. Bis 1973 widmete Krause
sich zunächst der Schlepperhydraulik und anschließend praktischen und theoretischen Fragen
der Bodenbearbeitung und der Bodenmechanik.
Modelluntersuchungen und ähnlichkeitstheoretische Betrachtungen an Werkzeugen zur Bodenbearbeitung zur Analyse der Funktion, des Effektes und des Energiebedarfs standen im Mittelpunkt und wurden 1973 mit einer Promotion an
der TU Braunschweig abgeschlossen. Anschließend übernahm Krause neue Aufgaben bei der
Entwicklung geeigneter Techniken zum Recycling
organischer Rest- und Abfallstoffe aus der Tierhaltung und aus dem kommunalen Bereich. Hier
gelang es ihm, wesentliche Impulse zur Konstruktion von Verteil- und Kontrollsystemen für Flüssigkeit und Klärschlamm zu geben.
Neben diesen wissenschaftlichen Arbeiten engagierte Krause sich seit 1968 in Fragen der
Mechanisierung der Landwirtschaft in Entwicklungsländern. In zahlreichen Studien, Gutachten
und Berichten über die Situation, über Strategien
zur Mechanisierung der Landwirtschaft und zur
Konzeption von Projekten der technischen Zusammenarbeit für FAO und BMZlGTZ sammelte
Krause Erfahrungen in allen Erdteilen und konnte
an der Einrichtung erfolgreicher Projekte mitwirken.
Für zwei Jahre (1982 und 1983) war Krause
Leiter eines Projektes der technischen Zusammenarbeit in Brasilien. Seine Hauptaufgabe im
Rahmen eines größeren Teams von brasilianischen und deutschen Ingenieuren war die Konzeption und technische Ausrüstung des nationalen Zentrums für Agrartechnik (CENEA) zur Prüfung von Landmaschinen, Ackerschleppern und
Motoren nach internationalen Standards, die Aufstellung der Prüfrichtlinien für die Labor- und
praktische Eignungsprüfung sowie die Anleitung .
brasilianischer Partner in der Durchführung der
Prüfung.
Von 1984 bis 1987 war Krause nochmals für gut
31/2 Jahre in der FAL in Braunschweig. Schwerpunkt der wissenschaftlichen Arbeiten war neben
der Weiterentwicklung technischer Entsorgungssysteme die Konditionierung tierischer Exkremente für eine integrierte und differenzierte Entsorgung von Tierhaltungsbetrieben bei einer Schließung von Stoffkreisläufen zur optimalen Nutzung
von Wert- und Inhaltsstoffen bei minimaler Umweltbelastung. Technische Entwicklungen wurden, gemeinsam mit den pflanzenbaulichen und
bodenkundlichen Instituten der FAL, in umfangreichen Feldversuchen erprobt.
Weitere Gutachten und Beratungen in Kamerun
(1985) und Portugal, Brasilien (1986) ließen die
Beschäftigung mit Fragen der Mechanisierung der
Landwirtschaft nicht abreißen. Insgesamt nahezu
200 wissenschaftliche Veröffentlichungen, Vorträge, Gutachten und Berichte hat Krause in 22
Jahren veröffentlicht.
Krause legt großen Wert darauf, seine Erfahrungen im Bereich der Mechanisierung der Landwirtschaft unter Berücksichtigung sozio-ökonomischer und ökologischer Gesichtspunkte weiterzu-
geben. Neue Ansätze einer behutsamen, selektiven Mechanisierung unter weitergehender Nutzung verfügbarer Ressourcen bei angemessenem
Energie-Input sind erforderlich, um eine Verbesserung der Situation in den überwiegend auf
Handarbeit und tierische Anspannung angewiesenen kleinbäuerlichen Betrieben der Welt zu erreichen. Die Lehre der Technologie tropischer und
subtropischer Erzeugnisse möchte Krause unbedingt fortführen. In beiden Bereichen möchte er in
Zukunft die Lehre durch entsprechende Forschung auch vor Ort aktualisieren und belegen.
Krause weist mit Nachdruck darauf hin, daß er die
Neubesetzung der Professur Agrartechnik im FB
20 für unbedingt erforderlich hält, um sich den
genannten Aufgaben in tropischen und subtropischen Ländern widmen zu können.
p.
PROF. DA. ALEX MÜLLER, seit Oktober
Nobelpreisträger für Physik, lockte am
19. Oktober trotz strömenden Regens
scharenweise Zuhörer in den schließlich
überfüllten Großen Physikalischen Hörsaal. Was der urige Schweizer zu "Entdeckung und Stand der HochtemperaturSupraleitung" referierte, überforderte jedoch mitunter die "Lei-tungskapazität"
manch anwesender Laien. Forschen
doch bereits seit 1911 die Wissenschaftler auf diesem komplizierten Gebiet der
theoretischen Physik, um ein interessantes physikalisches Phänomen erklären
und nutzen zu können: Bestimmte elektrisch leitfähige Stoffe verfügen innerhalb eines spezifischen Temperaturbereichs über die Fähigkeit, starken Strom
verlustlos leiten zu können. Prof. Müller
und sein ebenfalls mit dem Nobelpreis
ausgezeichneter Kollege Dr. Bednorz
entdeckten nun im IBM-Forschungslaboratorium Zürich leitende Metalloxide, die
eine technische Revolution einleiten
können. Diese Metalloxide sind nicht nur
relativ leicht herzustellen, sondern verfügen auch über vergleichsweise hohe
Sprungtemperaturen. Zehn bis 20 Jahre
Forschungs- und Entwicklungsarbeit, so
Prof. Müller, werden jedoch noch notwendig sein, um im Großmaßstab industriell handhabbare Produkte herstellen
zu können. Müller folgte mit seinem Besuch einer Einladung von Prof. Dr. Helmut Gärtner vom Fachbereich Physik,
die bereits im Frühjahr ergangen war.
uh/Bild: Rosenthai
2. Dezember 1987
GhK-Forum: Briefe, Positionen, Meinun,gen
"Massive Kritik"
Mit dem neuen Hessischen Hochschulgesetz
werden EntWicklungen und Zustände an den
Hochschulen, damit auch an der Kasseler Hochschule, festgeschrieben, die von vielen Mitgliedern der Hochschule, insbesondere von den Studentinnen, massiv kritisiert werden. Darüber hinaus werden Problembereiche, die besonders das
Studieren betreffen, von Bundes- und Landesregierung ignoriert:
• Zur Förderung von Frauen und Frauenforschung an den Hochschulen sind im Gesetz und
in den politischen Willensbekundungen der Landesregierung nur Lippenbekenntnisse zu finden.
Weder auf finanziellem noch auf rechtlichem Wege wird die Gleichstellung von Frauen und die
Frauenförderung unterstützt.
• Die schon jetzt bestehende Benachteiligung
aller nichtprofessoralen Gruppen (Studentinnen,
wissenschaftliche und nichtwissenschaftliche Mitarbeiterinnen) wird mit der absoluten ProfessorInnenmehrheit im Konvent endgültig in allen Entscheidungsgremien der Hochschulen festgeschrieben. Allen demokratischen Geflogenheiten
zum Trotz sind wichtige Gremienentscheidungen
ungültig, wenn sie nicht zusätzlich die Mehrheit
der Gruppe der Professorinnen haben (z. B. Wahl
der Dekane in den Fachbereichen).
• Mit der neuen Personalstruktur ist der wissenschaftliche Nachwuchs noch stärker als bisher
von den Professorinnen abhängig. Die soziale
Absicherung wird weiter ausgehöhlt. Eine weitere
Hierarchisierung an den Hochschulen ist damit
vorausprogrammiert.
• Durch das neue Gesetz wird der DrittmitteIforschung, unabhängig von den Inhalten, weiter
Tür und Tor geöffnet. Dadurch entzieht sich die
Landesregierung ihrer finanziellen und politischen
Verantwortung für die Hochschulforschung und
schafft für die Hochschule weitere Abhängigkeiten
von Drittmittelgebern. Stattdessen werden vom
Land aufgelegte Forschungsschwerpunktprogramme an Forschungsgruppen in den Universitäten (auch in der GhK) vergeben, damit sie weitere
Drittmittel einwerben können. Mit dem Vorrang der
Drittmittelforschung werden Themenbereiche ausgespart, die sich der unmittelbaren und erfolgversprechenden ökonomischen Verwertung entziehen (Alternative Technologien, ökologische Umweltsicherung, Regionalförderung ...). Weil dabei weiterhin die meisten Mittel in technologieorientierte Forschung fließen, werden Geistes- und
Sozialwissenschaften weiter vernachlässigt.
Indem die Landesregierung die Hochschulen
auf die Bedürfnisse der Forschung ausrichtet,
verschlechtern sich für uns die Bedingungen im
Studium immer mehr. Dabei ist die Studiensituation an der GhK schon jetzt schlecht genug:
• Während die Hochschule bis jetzt für 8000
Studienplätze ausgebaut wurde, studieren bereits
jetzt 11 000 Studentinnen an der GhK. Selbst für
die geplanten 9000 Studienplätze fehlen noch
über 170 Professorinnen, wissenschaftliche Bedienstete und Verwaltungsangestellte. In einzelnen Fachbereichen (z. B. Sozialwesen und Wirtschaftswissenschaften) studieren 80 % Studentinnen mehr, als es der Platz und das Lehrpersonal
zulassen. Statt den planmäßig jährlich 50 Stellen
werden zur Zeit lediglich 16 Stellen im Jahr neu
eingerichtet.
• In den integrierten Studiengängen (Zugangsberechtigt sind hier sowohl AbiturientInnen
als auch Fachoberschülerlnnen) werden Reformansätze weiter reduziert: Praxisanteile werden
verkürzt, selektierende Prüfungen werden bereits
in den ersten beiden Semestern vorgenommen,
das problem- und praxis-bezogene Studieren in
Projektgruppen wird weiter erschwert.
• Sparmaßnahmen im Fachbereich Musik an
der GhK sollen die Abschaffung des Einzelunterrichts an Musikinstrumenten zur Folge haben.
• Das Reformelement der Gesamthochschule,
in dem ein gemeinsames, pädagogisches und
psychologisches Kernstudium aller Lehramtstudentinnen besteht, soll zugunsten der traditionellen Fächertrennung aufgehoben werden.
Aus den oben genannten Gründen sehen wir
uns veranlaßt, folgende essentielle Forderungen
an die Bundes- und Landesregierung zu stellen:
• Paritätische Besetzung aller Hochschulgremien
• Ausbau der GhK entsprechend der existierenden Studentinnenzahlen ;
Zuweisung von mindestens 50 Stellen pro Jahr
• Gleichwertiger Ausbau der Sozial-, Geistesund Ingenieurwissenschaften
• Erweiterung der Transparenz im Forschungsbereich
,
• Einrichtung eines eigenständigen Schwerpunktes Frauenforschung in das Landesschwerpunktprogramm
AStA der GhK
Das GhK·Forum steht jedem offen, der in
und mit der Hochschulöffentlichkeit Informationen und Meinungen austauschen
möchte. Je knapper solche Beiträge sind,
desto größer ist die Chance ihrer Veröffentlichung. Die Redaktion behält es sich
vor, Zuschriften zu kürzen. Anonyme oder
beleidigende Zuschriften werden nicht veröffentlicht.
"Neue Mastanlage"
Nach der Kindergartenarchitektur am HoPla ist
bei der GhK ein neuer Wurf zur neuzeitlichen
Architektur gelungen: eine platzsparende Legebzw. Mastbatterie für die Architektur-, Stadt-,
Landschaftsplanungsausbildung im Gebäude Kolben-Seeger. Obwohl seitens aller möglichen Verbände und Institutionen bei Hühnern und Schweinen gegen solche widerwärtigen Haltungsmethoden opponiert wird, scheint hier der architektonische Erfindungsreichtum wieder einmal erfolgreich ins Neuland der Hochschulrationalisierung
vorgestoßen zu sein. Es ist zu erwarten, daß damit
nicht nur die Wirkung des Studiums verbessert,
sondern auch die Mastzeiten/sprich Studienzeiten
wesentlich reduziert werden können; falls: Hänsel
und Gretel den Hexern nicht rechtzeitig auf die
Schliche kommen.
Ansonsten: von Außen hui - von Innen pfui;
oder viel Flur für nichts!
Karl Heinz Hülbusch
FB 13
IRufe und Professuren I
Gastprofessur : Dr. Manfred Schneckenburger,
FB 22.
1. Kasseler Jazzfest
Im Rahmen des vom AStA am Donnerstag, 10. Dezember (ab 20 Uhr), veranstalteten 1. Kasseler Jazzfestes werden in der
Aula in der Wilhelmshöher Allee 73, verschiedene bekannte Kasseler Gruppen aus
dem Bereich des Jazz auftreten. Hauptattraktion des Abends wird um 22 Uhr der
Auftritt der (frisch aus den USA zurückgep.
kehrten) Bigband der GhK sein.
Listenschluß neu
Wie das Wahlamt der GhK mitteilt, ist die
Schlußfrist für die Einrichtung von Listen für
die Konventswahlen nicht - wie berichtet am 2. Dezember sondern am 10. Dezemp.
ber um 12 Uhr.
Wer, wo, was?
Prof. Dr. Werner Blum, FB 17 (Mathematik),
hielt sich auf Einladung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg vom 4. bis 7. November in
Halle (DDR) auf. Er referierte dort am 5. November über "Möglichkeiten und Grenzen eines Einsatzes von Taschenrechnern und Computern im
Analysisunterricht". Mit den Leitern der "Wissenschaftsbereiche Mathematikmethodik" an der Universität Halle, Prof. Dr. Werner Walsch, bzw. an
der Karl-Marx-Universität Leipzig, Prof. Dr. Hans
Bock, erörterte er Möglichkeiten der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Computernutzung im
Mathematikunterricht.
Dr. Harry Hermanns, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften, WZ I), nahm vom 30. Oktober bis
1. November an der Tagung "Auswertung qualitativer Daten" teil, die vom Zentrum für Umfragen,
Methoden und Analysen" (ZUMA) in Mannheim
durchgeführt wurde. Er hielt einen Vortrag über
die "Auswertung narrativer biografischer Interviews".
Prof. Dr. Christoph Oehler und Dr. Harry
Hermanns, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften,
WZ I), folgten vom 4. bis 9. Oktober einer Einladung der Karl-Marx-Universit~t Leipzig und des
Zentralinstituts für Hochschulbildung der DDR und
besprachen dort Möglichkeiten eines wissenschaftlichen Austauschs auf dem Gebiet der
Hochschul- und Studentenforschung. Prof. Dr.
Oehler hielt an der Sektion Pädagogik der KarlMarx-Universität einen Vortrag über die "Hochschulentwicklung in der Bundesrepublik" .
Jochen WUlfhorst, Bio-Projekt 11, FB 19 (Biologie, Chemie), berichtete auf der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Limnologie in Seeon/
Chiemgau, die vom 5. bis 9. Oktober stattfand,
über den "Vergleich von Methoden zur Bestimmung von Gewässerqualität anhand von Makrozoobenthos".
Dietmar Düe, Dipl.-Soz. und Prof. Dr. K. H.
Tjaden, Forschungsgruppe FPN Arbeitsforschung
+ Raumentwicklung, FB 6 (Angewandte Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaft), haben am
Planning Workshop des UNESCO-Programms
"Der Mensch und die Biosphäre" für die Konstituierung eines Forschungsbereichs "Future land
uses changes in rural areas" vom 2. bis 5. November in Osnabrück teilgenommen. Sie haben über
das Thema "From methodological research to
comparative case study analysis: suggestions for
regional land use resea~ch" referiert. Lic. Huberto
Juarez, Professor für Okonomie an der Universidad Aut6noma de Puebla (Mexico) und langjähriger Kooperationspartner der Forschungsgruppe
FPN Arbeitsforschung + Raumentwicklung, FB 6,
wird die Forschungsgruppe im Dezember und
Januar zu Zwecken des wissenschaftlichen Austauschs besuchen.
Dr. Martin Loiperdinger, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften), hat auf der vom British Universities Film Council und IAMHIST veranstalteten
Konferenz "Propaganda and Politics 1945-1960"
am 16. Juli in London einen Vortrag gehalten zum
Thema "Currency Reform As Seen Through The
Eyes Of Welt im Film". Am 24. September hat er
auf der Jahrestagung des Studienkreises Rundfunk und Geschichte über "Probleme des Quellenwertes von Bildmedien für die Geschichtsschreibung" referiert.
Prof. Dr. Karl-Jörg Langenberg, FB 16 (Elektrotechnik), hielt auf Einladung des Fachbereichs
Elektrotechnik der Universität des Saarlandes in
Saarbrücken am 3. November einen Kolloquiumsvortrag mit dem Titel "Inverse Beugungstheorie".
Prof. Dr. Horst Lademacher, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften), ist zum ordentlichen Mitglied der fünfköpfigen niederländischen Visitationskommission ernannt worden, die als interuniversitäres Selbstverwaltungsgremium der niederländischen Universitäten über Anlage und Struktur
des Hochschulunterrichts im Fach Geschichte zu
wachen hat.
Prof. Dr.-Ing. Gernot Minke, FB 12 (Architektur), hielt am 1. Oktober auf Einladung der Augsburger Gesellschaft für Lehmbau, Bildung und
Arbeit eV den Vortrag "Bauen mit Lehm - ein
Bericht über neue Entwicklungen und ausgeführte
Projekte".
Prof. Dr. Christoph Sachße, FB 4 (Sozialwesen), hat am 14. November auf Einladung des
Center for European Studies an der Harvard
University, Cambridge, Mass., an dem Symposium "Women and Welfare State Formation"
teilgenommen und dort einen Vortrag über das
Thema "Social Mothers. Women and Welfare
State Formation in Germany" gehalten.
Prof. Dr. A. Goldmann, FB 18 (Physik), berichtete am 12. Juni im Physikalischen Kolloquium der
Universität Marburg über sein Arbeitsgebiet. Der
Vortragstitel: "Elektronenspektroskopie an Festkörperoberflächen". Im Max-Planck-Institut für
Strömungsforschung in Göttingen hielt er in der
Zeit vom 15. bis 22. Oktober eine Gastvorlesung
zum Thema "Einführung in die Photoelektronenspektroskopie an Oberflächen".
Auf Einladung der Internationalen Gesellschaft
für Lymphologie (ISL) hat Prof. Dr. A. Castenholz, FB 19 (Biologie/Chemie), anläßlich des
11. Internationalen Kongresses der Gesellschaft,
der in der Zeit vom 24. bis 27. September in Wien
stattfand, einen Vortrag mit dem Thema "Functional Morphology of the Initial Lymphatics" gehalten
und sich an einem "Round-table-Gespräch über
Mechanismen der Lymphbildung" beteiligt. Außerdem wurde ihm die Aufgabe einer ChairmanFunktion in der Sitzung "Basic Lymphology I"
übertragen. Der Kongreß, an dem Wissenschaftler
sowohl der biologisch orientierten Grundlagenforschung wie auch der klinischen Lymphologie teilnahmen, findet in einem zweijährigen Rhythmus
statt. Anläßlich der Fortbildungsveranstaltung für
Sportärzte Nordhessens am 24./25. Oktober in
Kassel hat Prof. Dr. A. Castenholz ein Referat
über das Thema "Anatomie und Sonderstellung
der menschlichen Wirbelsäule" gehalten. Die Veranstaltung, die unter der Leitung von Prof. Dr.
Lübs und Honorarprofessor Dr. Krause, beide
FB 3, stand, behandelte sowohl die theoretischen
Grundlagen sowie klinische Aspekte der sportärztlichen Tätigkeit. Veranstaltungsort war die Orthopädische Klinik des Landeswohlfahrtsverbandes
in Kassel.
Prof. Dr. Roland Hedewig, FB 19 (Biologie/
Chemie), nahm am 111. Symposium zur Methodik
des Biologieunterrichts vom 19. bis 22. Oktober in
Greifswald (DDR) teil und hielt dort einen Vortrag
zum Thema "Planung und Realisierung von Lernprozessen im Biologieunterricht im Freilandlabor".
Michael Scholl, MA, Dr. Georg Christoph
Tholen und Dr. Michael WetzeI (WZ 11 und lAG
Philosophische Grundlagenprobleme) nahmen
am Zweiten Deutsch-Französischen Colloquium
des College International de Philosophie, Paris,
veranstaltet von der FU und TU Berlin in der
Herzog-August-Bibliothek Wolffenbüttel vom 24.
bis 29. Oktober, teil. Das Them~. der Tagung
lautete: "Streuung und Bindung - Uber Orte und
Sprachen der Philosophie". Neben Vorträgen
über Nietzsche, Adorno-Husserl und poststrukturaler Medien- und Technikphilosophie oblag den
drei Kasseler Philosophen die Leitung der Tagungssektionen "Neue Medien und Sprachen der
Philosophie" sowie "Transfer: Übersetzen, Überliefern oder Verzerren, Verdrängen?".
Vom 1. bis 4. Oktober leitete Prof. Dr. Werner
Ruf, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften), in seiner Eigenschaft als stellvertretender Vorsitzender
des Exekutiv-Komitees des Inter-University Centre, Dubrovnik, die 38. Sitzung dieses Gremiums.
Die Sitzung fand statt in Sofia und Giuletchitza
(Bulgarien) aufgrund einer Einladung des Rektors
der Universität Sofia - eine der nahezu 200
Mitgliedsuniversitäten des IUC. Als Gastgeschenk
sagte die Vizerektorin der Universität Sofia, Professor Axinia Djurowa, dem IUC die Lieferung von
ein bis zwei Computern zur Erleichterung der
Sekretariats- und Bibliotheksarbeiten zu.
Prof. Dr. Heinrich Dauber, FB 1 (Erziehungsund Humanwissenschaften), hat im Rahmen eines internationalen Kongresses einen Vortrag
gehalten zum Thema: "Ecologia nell'educazione
e dell'educazione: i caratteri strutturali di un'alternativa pedagogica" (Was heißt: "Sich ökologisch
bilden"?), Im Rahmen der Jahrestagung des AHD
am 12./13. Oktober in Oldenburg hat Prof. Dauber
einen Erfahrungs-Workshop zum Thema "Leibhaftige Bildung an der Hochschule" geleitet. Außerdem hielt er im Rahmen einer Veranstaltung
des Pädagogischen Instituts des Landes Tirol
(Österreich) einen Vortrag zum Thema: "Was
heißt: ,Sich ökologisch bilden'?",
Dr. Henning Melber, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften), war am 14./15, November an der
Volkshochschule Aachen mit der Durchführung
eines Fortbildungskurses für Vertrauensleute der
Gewerkschaft Nahrung, Genußmittel und Gaststätten (NGG) zum Thema "Namibia: Von
Deutsch-Südwest bis heute" betraut.
Auf Einladung des International Social Science
Council - European Coordination Centre for Research and Documentation in Social Sciences
nahm Prof. Dr. Klaus Grimmer, FB 5 (Gesellschaftswissenschaften), Forschungsgruppe Verwaltungsautomation, an einer Round-table-Conference on "New Technologies in Public Administration: Socio-Economic Aspects from an Interdisciplinary Viewpoint" vom 13. bis 15. November in
Zagreb teil. Er hielt einen Vortrag zum Thema
"The Use of Information Technology in Qualitative
Administration Work - Organisational, Economic,
and Service-Related Aspects".
Die "Federation Internationale de la Presse
Cinematographique" (FIPRESCI) hat bei ihrer
Mitgliederversammlung in Mailand den Münchner
Filmkritiker Klaus Eder, Lehrbeauftragter für Dramaturgie und Filmgeschichte der Filmabteilung
des FB 23 (Visuelle Kommunikation), zum neuen
General-Sekretär gewählt. Klaus Eder übernimmt
das Amt von dem Franzosen Marcel Martin, der
fünfzehn Jahre lang General-Sekretär des internationalen Filmkritiker-Verbandes war. Marcel Martin (Paris) wurde neuer Präsident der FIPRESCI.
Das Glasmusik-Ensemble der GhK unter Leitung von Prof. Walter Sons, FB 3 (Psychologie,
Sportwissenschaft, Musik), gab am 12. November
auf Einladung des Kreativ-Hauses und des Kulturamts der Stadt Münster ein Konzert in der dortigen
Dominikanerkirche.
Prof. Dr. Dieter Ohlmeier, FB 4 (Sozialwesen)
und WZ 11 (Wissenschaftliches Zentrum für Psychoanalyse, Psychotherapie und psychosoziale
Forschung), ist Hauptberater des Imprint-Verlages
"Verlag Internationale Psychoanalyse", der von
der Psychologie Verlags-Union, München, neu
gegründet wurde.
Dr. Emanuel Richter, FB 8 (Anglistik/Romanistik), FG Europawissenschaften, nahm an dem
Dritten Ferdinand-Tönnies-Symposium "Hundert
Jahre Gemeinschaft und Gesellschaft" vom 6. bis
8. November in Kiel teil. Er hielt einen Vortrag mit
dem Titel "Erkenntniskritik und Vernunft oder
kritische Ontologie. ,Gemeinschaft' und ,Gesellschaft' bei Kant und Tönnies".
Verlag und Herausgeber: Gesamthochschule Kassel Universität, Redaktion: Dr. Bemt Armbruster (verantwortlich), Ingrid Zimmermann, Referat für Öffentlichkeitsarbeit
der GhK, 3500 Kassel, Mönchebergstr. 19, Tel.: (0561)
8042216, 8042474, Telex: GhK-KS 99572. Erscheinungsweise: 15mal jährlich (14täglich während der Vorlesungsmonate) unentgeltlich. Namentlich gezeichnete oder
signierte Beiträge stimmen nicht unbedingt mit der Auffassung der Redaktion überein. Bei Nachdruck Belegexemplar erwünscht. Druck: Druckhaus Thiele & Schwarz
GmbH, Kassel-Waldau.
GhK-PUBLIK
2. Dezember 1987
Seite 3
Richtlinien-Entwurf vorgelegt:
Ein Frauenförderplan für die GhK
In Ausführung des § 3 Abs. 4 HHG erläßt der
Präsident nach Anhörung des Senats und des
Personalrats der GhK zur Verwirklichung der
Gleichstellung der Frau die nachstehenden Richtlinien. Diese konkretisierten die Grundsätze zur
beruflichen Förderung von Frauen im hessischen
Landesdienst vom 18. März 1987 (StA 1987,
S. 692) und betreffen Arbeit, Studium, Lehre und
Forschung von Frauen an der GhK.
I. Stellenausschreibungen
1. In der Ausschreibung ist die zu besetzende
Stelle grundsätzlich unter Verwendung der weiblichen und männlichen Form zu benennen.
2. In Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind (eine Unterrepräsentation von Frauen in der GhK liegt vor, wenn der Frauenanteil in
der jeweiligen Lohn-, Vergütungs- oder Besoldungsgruppe unter 50 % liegt), sind folgende Regelungen zu beachten:
a) Ausschreibungstexte enthalten den Hinweis:
"Die Gesamthochschule Kassel strebt eine Erhöhung ihres Frauenanteils an und fordert daher
Frauen nachdrücklich zur Bewerbung auf."
b) Sind an der Gesamthochschule Kassel keine
geeigneten Bewerberinnen vorhanden, werden
Stellen gleichzeitig extern ausgeschrieben.
c) Die Einrichtung, in der die Stelle zu besetzen
ist, soll schon im Vorfeld nach geeigneten Bewerberinnen suchen und diese unter Verweis auf den
Frauenförderplan der Gesamthochschule Kassel
besonders zur Bewerbung auffordern.
d) Stellenausschreibungen für Bereiche, in denen
Frauen unterrepräsentiert sind, werden mit dem
Zusatz versehen: "Bei gleichwertiger Qualifikation/Eignung werden Frauen bevorzugt berücksichtigt."
3. Die Frauenbeauftragte wird über alle Steilenausschreibungen unterrichtet.
11. Ausbildung, Einstellung, Beförderung,
Berufung
1. In Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, werden bei NeueinsteIlungen, Berufungsvorschlägen, Vertragsverlängerungen, Beförderungen und Höhergruppierungen bei gleichwertiger Qualifikation/Eignung Frauen bevorzugt
berücksichtigt. Das gleiche gilt für die Einstellung
von Hilfskräften und für die Vergabe von Lehraufträgen, Gastprofessuren und Promotionsstipendien.
2. Bei Abordnungen und Umsetzungen, die der
Weiterqualifizierung mit dem Ziel der Beförderung
oder Einreihung in eine höhere Lohn- oder Vergütungsgruppe dienen, gilt Nr. 2 entsprechend.
3. Mitarbeiterinnen des Schreibdienstes und
vergleichbarer Aufgabenbereiche, die an einer
entsprechenden Fortbildungsveranstaltung teilgenommen haben, soll im Rahmen freiwerdender
Stellen Gelegenheit gegeben werden, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten auf einen höherbewerteten
Arbeitsplatz anzuwenden.
4. Für Stellenbesetzungsverfahren sind Auswahlkommissionen zu bilden. In den Auswahlkommissionen sollen mindestens zwei Frauen
vertreten sein. Ist die Mitwirkung von Frauen aus
dem eigenen fachlichen Bereich nicht möglich,
können Frauen aus verwandten Fachgebieten
hinzugezogen werden.
5. In Berufungskommissionen sollen mindestens zwei stimmberechtigte Professorinnen vertreten sein. Ist die Mitwirkung von Professorinnen
aus dem eigenen fac~lichen Bereich nicht möglich, können Professorinnen aus verwandten Fächern hinzugezogen werden.
6. Bei Stellenbesetzungs- und Berufungsverfahren in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, sind grundsätzlich alle geeigneten
Bewerberinnen in das Auswahlverfahren einzubeziehen.
7. Zeiten der Kinderbetreuung und Familienarbeit sowie bisherige Teilzeitarbeit dürfen bei der
Eignungsbeurteilung - soweit durch Rechtsvorschriften nichts anderes bestimmt wird - nicht
nachteilig gewertet werden.
Als Ergebnis bisheriger Beratungen hat
der Präsident jetzt "Richtlinien zur beruflichen Förderung von Frauen" an der GhK
vorgelegt, die zur Zeit in der Hochschule
diskutiert werden. Der Senat wird sich am
9., der Personalrat am 15. Dezember mit
dem Entwurf befassen.
8. Wenn Frauen in Bereichen, in denen sie
unterrepräsentiert sind, nicht berücksichtigt werden konnten, hat die Auswahl- bzw. Berufungskommission zu begründen - auf Verlangen der
Frauenbeauftragten schriftlich - aus welchen
Gründen keine Berücksichtigung erfolgte.
9. In Ausbildungsberufen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, sind bei gleichwertiger Eignung mindestens 50 % der Ausbildungsplätze
durch Frauen zu besetzen. Dies gilt nicht, wenn
sich trotz öffentlicher Ausschreibung nicht genügend Frauen beworben haben.
111. Arbeitszeiten, Teilzeitarbeit, Beurlaubungen
1. Unter Beachtung der dienstlichen Belange
wird auf Antrag eine von der Regelarbeitszeit
abweichende Gestaltung der Arbeitszeiten wegen
Kindererziehung, Pflege von Haushaltsangehörigen, Fort- und Ausbildung ermöglicht.
2. Teilzeitbeschäftigten sollen die gleichen beruflichen Aufstiegs- und Fortbildungschancen eingeräumt werden wie Vollzeitbeschäftigten.
3. Dem Wunsch von Beschäftigten - auch des
gehobenen und höheren Dienstes und der vergleichbaren Vergütungsgruppen - auf Reduzierung der Arbeitszeit aus persönlichen Gründen ist
Rechnung zu tragen, soweit dienstliche Belange
nicht entgegenstehen.
4. Die Aufstockung der Arbeitszeit nach vorübergehender Teilzeitbeschäftigung soll auf Antrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt erfolgen.
3. Möglichkeiten, daß beurlaubte Bedienstete,
zum Beispiel durch Urlaubs- und Krankheitsvertretung eine Verbindung zum Beruf aufrecht erhalten können, sollen genutzt werden.
6. Befristete Arbeitsverhältnisse sollen um die
Dauer des Erziehungsurlaubs bzw. des Mutterschutzes verlängert werden.
IV. Weiterbildung und Fortbildung
1. Bei der inhaltlichen Gestaltung der Weiterund Fortbildung ist das Thema "Gleichberechtigung der Frau" einzuplanen. Dies gilt vor allem für
Veranstaltungen, die sich an Vorgesetzte und
Beschäftigte im Organisations- und Personalbereich richten sowie für Veranstaltungen, die auf
die Übernahme von Führungspositionen vorbereiten. PersonalführungskräfteNorgesetzte sollen an
Fortbildungsveranstaltungen zum Thema "Gleichberechtigung der Frau" teilnehmen.
2. Es sollen verstärkt Veranstaltungen zur allgemeinen Fortbildung und Weiterqualifizierung
von Frauen durchgeführt werden. Auf dieses Angebot soll in geeigneter Weise gesondert hingewiesen werden.
3. Fortbildungsangebote sind so zu gestalten,
daß Frauen besonders zur Teilnahme ermutigt
werden. Dies betrifft:
- die Form der Ausschreibung von Fortbildungsangeboten, die über Inhalte, Zielsetzung sowie
methodische und organisatorische Einzelheiten
Auskunft gibt und Frauen ausdrücklich als Zielgruppe anspricht:
- die Berücksichtigung familiärer Belastungen
der Frauen durch ortsnahe Fortbildungsmöglichkeiten, Angebote mit Kinderbetreuung, Angebote
für Teilzeitbeschäftigte, Blockseminare uSW.;
- den verstärkten Einsatz von Lehrgangsleiterinnen und Referentinnen ;
- Einzel- oder Gruppengespräche, die vor Fortbildungsveranstaltungen von Vorgesetzten mit Frauen geführt werden, um sie zur Teilnahme zu
motivieren;
- Möglichkeiten für beurlaubte Bedienstete an
Fortbildungsveranstaltungen teilzunehmen, um ei-
nen schnellen Anschluß an das geforderte Qualifikationsniveau zu gewährleisten und die berufliche
Wiedereingliederung zu erleichtern.
4. Aufenthalte deutscher Wissenschaftlerinnen
im Ausland und ausländischer Wissenschaftlerinnen an der Gesamthochschule Kassel werden
insoweit möglich besonders unterstützt.
V. Studium
1. Die wissenschaftlichen Einrichtungen der
Gesamthochschule Kassel sollen Lehrveranstaltungen zu Frauenthemen (besonders auch in den
Berufspraktischen Studien) auch durch die Vergabe von Lehraufträgen und Gastprofessuren sowie
durch die Einladung zu Gastvorträgen besonders
fördern.
2. Die Hochschule bietet eine auf Studentinnen
bezogene StUdienberatung an. Die zentrale Studienberatung der Gesamthochschule Kassel entwickelt ein Konzept, wie vermehrt Schülerinnen
für das Studium, besonders in naturwissenschaftlich-technischen Fächern, gewonnen werden
können.
3. Die wissenschaftlichen Einrichtungen werden besonders zur Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und -künstlerinnen aufgefordert. Die Gesamthochschule Kassel entwickelt ein
Programm zur Förderung des weiblichen wissenschaftlichen und künstlerischen Nachwuchses.
VI. Frauenrat und Frauenbeauftragte
1. Die Frauenvollversammlung der Gesamthochschule Kassel wählt nach Gruppen einen
Frauenrat. Der Frauenrat wird für die Dauer von
zwei Jahren gewählt.
2. Dem Frauenrat gehören an: 2 Studentinnen,
2 Sonstige Bedienstete, 2 Wissenschaftliche Bedienstete, 2 Professorinnen.
3. Zu den Aufgaben des Frauenratesgehören:
- Unterstützung und Beratung der Frauenbeauftragten der GhK
- Mitwirkung bei der Umsetzung des Frauenförderplans der Gesamthochschule Kassel
- Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit
- Kooperation mit Frauenprojekten
- Entwicklung und Unterstützung landes- und
bundespolitischer Initiativen zur Förderung von
Frauen.
4. Die Frauenvollversammlung wählt eine
Frauenbeauftragte. Die Frauenbeauftragte wird
nach Erörterung mit dem Personalrat vom Präsidenten für 2 Jahre bestellt. Die Frauenbeauftragte
muß in einem Dienst- oder Arbeitsverhältnis zur
Gesamthochschule Kassel stehen.
5. Zu den Aufgaben der Frauenbeauftragten
gehören:
- Die Kontrolle über die Einhaltung des Frauenförderplans der Gesamthochschule Kassel,
- Beratung und Unterstützung von Frauen,
- die Entwicklung weiterer Maßnahmen zur Förderung von Frauen an der Gesamthochschule
Kassel,
- Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit.
6. Die Frauenbeauftragte ist grundsätzlich bei
personellen, sozialen und organisatorischen Maßnahmen, die Frauen in stärkerem Maße oder in
anderer Weise als Männer betreffen, zu beteiligen. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben kann sie vom
Präsidenten die erforderlichen Auskünfte verlangen. In allen personellen Angelegenheiten hat sie
entsprechend § 59 HPVG Vertraulichkeit zu
wahren.
7. Für die Erfüllung ihrer Aufgaben wird dem
Frauenrat und der Frauenbeauftragten ein eigener
Etat zugewiesen. Zur Wahrnehmung der sonstigen Dienstaufgaben der Frauenbeauftragten wird
für eine angemessene Vertretung gesorgt.
VII. Berichte
Die Einrichtungen der Gesamthochschule Kassel berichten in zweijährigem Abstand über die
erreichten Ergebnisse und künftigen Ziele der
beruflichen Förderung von Frauen an der Gesamthochschule Kassel. Die Berichte sind der Frauenbeauftragten zuzuleiten, erster Berichtstermin ist
der 15. April 1988.
Förderung von Frauenstudien angelaufen
Erstmals Reserve für Lehraufträge/Umfrage in Fachbereichen
Im Haushaltsjahr 1987 wurde an der GhK erstmals ein zentraler Fond mit
Lehrauftragsmitteln zu Frauenthemen eingerichtet. Eine ähnliche Initiative gibt es in
der Bundesrepublik Deutschland bisher nur an der Freien Universität Berlin. Die Ziele
dieser GhK-Reserve waren die Förderung von Frauenstudien an allen Fachbereichen
und die Förderung weiblicher Lehrbeauftragter an der GhK. Insgesamt wurden für
das Haushaltsjahr 1987 aus 13 Fachbereichen Anträge auf Lehraufträge und Gastvorträge gestellt. Von diesen 60 Anträgen konnten nur 24 genehmigt werden.
Bei der Behandlung spezifischer, fachorientierter Fragen und Problembereiche
waren quer durch die Fachbereiche hindurch besondere Schwerpunkte erkennbar.
Nach ihrer Häufigkeit sind dies: Geschichte
(z. B. Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Frauenpolitik und Frauenalltag in
Rußland nach der Revolution), Arbeit (z. B.
berufspädagogische Ansätze zur Überwindung geschlechtsspezifischer Berufserziehung und Berufstätigkeit, technologischer
Umbruch und weiblicher Einbruch - Konflikte und Perspektiven in der Ingenieurarbeit
von morgen), Kunst (z. B. Performance,
Feminismus in der Malerei), soziale Lage
(Armut,
Gewalt),
Literaturwissenschaft
(z. B. Marguerite Duras, Bettina von Arnim),
Therapie (z. B. Bioenergetik), Politik (z. B.
Positionen der neuen Frauenbewegung zu
Haus- und Erwerbsarbeit), Landwirtschaft!
Sozialstruktur (Bäuerinnen) und Bildung.
Mit der Aufforderung des Präsidenten,
Anträge auf Lehraufträge zu Frauenthemen
einzureichen, waren die Fachbereiche zugleich nach dem quantitativen Verhältnis
weiblicher zu männlichen Lehrbeauftragten,
nach Möglichkeiten, das Frauenstudium zu
fördern, und nach Schwierigkeiten gefragt
worden, weibliche Lehrbeauftragte zu gewinnen. Diese Fragen wurden von den
Fachbereichen 1, 7, 9, 18, 21 und 22
beantwortet. Zusammenfassend läßt sich
festhalten, daß sich insbesondere die Fachbereiche 22 und 1 aktiv um die Gewinnung
weiblicher Lehrbeauftragter bemühen. Der
Fachbereich 22 verweist auf seinen Grundsatzbeschluß zur Förderung des Frauenstudiums vom 16. 1. 1987. Der Dekan des
Fachbereichs 1 schlägt vor: "Um Schwierigkeiten bei der Gewinnung weiblicher
Lehrbeauftragter zu überwinden, müßten
z. B. in Philosophie bessere Qualifikationsmöglichkeiten geschaffen werden oder es
wäre von einem eigenen weiblichen Qualifikationsprofil auszugehen, das z. B. die Erziehung von Kindern oder die Sorge für eine
Familie, bzw. den Ehemann berücksichtigt."
Die Fachbereiche 21, 7 und 18 verweisen
auf Schwierigkeiten bei der Gewinnung
weiblicher Lehrbeauftragter. Alle drei beto-
Lehraufträge
zu Frauenthemen
Vorbehaltlich der Zustimmung durch den
zentralen Haushaltsausschuß der Ge:samthochschule Kassel wird es auch im Haushaltsjahr 1988 eine zentrale Reserve für Lehrbeauftragte zu Frauenthemen geben. Anträge
werden über den Fachbereich an den Präsidenten gerichtet. Sie müssen folgende Angaben enthalten:
a) Titel und kurze inhaltliche Kommentierung
des beantragten Lehrauftrags
b) Vor- und Zuname, beruflicher Werdegang
und derzeitige berufliche Tätigkeit der vorgeschlagenen Lehrbeauftragten
c) ein aussagekräftiger Kommentar über das
Verhältnis des beantragten Lehrauftrags zum
sonstigen Lehrangebot des Fachbereichs
d) das ausgefüllte Standard-Formblatt zur
Beantragung von Lehraufträgen
e) falls mehr als ein Lehrauftrag beantragt
wird, eine Prioritätenliste.
Für die Vergabe der Lehraufträge zu Frauenthemen gelten folgende Kriterien:
a) breite Verteilung von Lehraufträgen über
alle Fachbereiche
b) besondere Förderung von Lehraufträgen
in Fachbereichen mit vielen Studentinnen und
wenigen weiblichen Lehrenden.
c) besondere Berücksichtigung der inhaltlichen Begründung bzgl. des Verhältnisses der
beantragten Lehraufträge zum sonstigen
Lehrangebot des Fachbereichs.
Anträge können ab sofort gestellt werden.
Antragsschluß ist der 15. Januar 1988.
p.
nen ihr Interesse an der Förderung des
Studiums von Frauen. Der Fachbereich 18
verweist insbesondere auf. die Notwendigkeit entsprechender Bemühungen bereits in
der Schule. Der Fachbereich 7 regt an, ein
Seminar unter Beteiligung von in Wirtschaft
und Verwaltung tätigen Frauen für Studentinnen des Fachbereichs anzubieten, um
sie auf die bei der Arbeitsplatzsuche und
Arbeitsgestaltung zukommenden Probleme
vorzu bereiten.
Über die Arbeitsbedingungen der Lehrbeauftragten an den Fachbereichen sagen die
Zahlen, die eine z. T. erhebliche Unterrepräsentanz von Frauen festhalten, wenig
aus. Erfahrungsberichte sind ernüchternd.
Die Lehrbeauftragten sind selten in die
Selbstverwaltung und inhaltliche Gestaltung
des Studienbetriebs einbezogen. Viele von
ihnen sind im Fachbereich kaum zu erreichen. Die relativ isolierte Arbeitssituation
führt zu einer .starken Orientierung der Lehrbeauftragten an Studentinnen und einzelne
Dozentinnen/Dozenten sowie an Projekten
und Initiativen außerhalb der Fachbereiche.
Insofern findet eine Rückvermittlung der in
den Lehraufträgen behandelten Inhalte in
die curricularen Überlegungen der Fachbereiche kaum statt.
Um diese Situation aufzugreifen, lud die
Vizepräsidentin im Rahmen der" Frauengespräche an der Gesamthochschule Kassel"
zu Ende des Sommersemesters alle weiblichen Lehrbeauftragten ein. In dieser Veranstaltung wurden zahlreiche Probleme artikuliert: Ein Lehrauftrag, der für das Sommersemester genehmigt war, konnte z. B.
nicht stattfinden, weil die dafür notwendige
Grundlagenliteratur in der Bibliothek nicht
vorhanden war. Andere Lehrbeauftragt~berichteten von ihren Problemen, angesichts
der kurzfristigen Genehmigung, ihren Lehrauftrag angemessen anzukündigen. Die
Schwierigkeiten bestanden im wesentlichen
in der Undurchsichtigkeit der Fachbereichsund allgemeinen Verwaltungsstrukturen.
Die Möglichkeit, sich im Rahmen der Frauengespräche auszutauschen, wurde allgemein begrüßt. Für Dezember wurde ein
weiterer Termin vereinbart.
Marianne Schmidbaur
DEN BRÜDERN FRIEDRICH UND KARL MURHARD war die diesjährige Veranstaltung
der Stadtsparkasse Kassel unter dem Motto "Kassel trifft sich - Kassel erinnert sich"
gewidmet. Die "Murhardsche" Bibliothek, die die GhK inzwischen als Bereichsbibliothek betreut, geht auf eine Stiftung der gelehrten (und vermögenden) Brüder zurück,
die sich nicht nur der Entwicklung sondern auch der Verbreitung der Wissenschaften
widmeten. Unter dem Titel "Friedrich und Karl Murhard, gelehrte Schriftsteller und
Stifter in Kassel" erschien zu der Veranstaltung ein Buch mit Beiträgen von Dr.
Hartmut Broszinski, Prof. Herbert Schäfer und Prof. Rainer Olten sowie Bibliographien von Dipl.-Bibliothekarin Regina Saul. Der Band ist im Buchhandel erhältlich.
p.lGrafik: KarlOskar Blase
Vom 3. bis 6. Dezember:
"Offene Frauenhochschule"
Unter dem Motto "Wechselwünsche" findet vom 3. bis 6. Dezember die diesjährige
"Offene Frauenhochschule" der GhK statt, die wiederum Begegnungen von Frauen in- und
außerhalb der Universität ermöglichen soll. Ein ausführliches Programm wurde in der GhK
bereits verteilt. Für Kinderbetreuung ist gesorgt. Als zentrale Veranstaltungen sind geplant:
Donnerstag, 3. Dezember
19.30 Uhr Eröffnung der Offenen Frauenhochschule, Arnold-Bode-Str. 2, R. 0401
20.00 Uhr Gerburg Treusch - Dieter (Berlin): Torte und Retorte - Das Müttermanifest in
Relation zur Gen- und Reproduktionstechnologie, Vortrag, Gesamthochschule Kassel, Arnold-Bode-Str. 2, R. 0401.
Anschließend ab 22.00 Uhr: Winterzauber Kasseler Kultur Revue.
Freitag, 4. Dezember
20.00 Uhr Rundgespräch : "Frauenpolitik Hochschulpolitik", mit Staatssekretärin Otti
Geschka, Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel, Prof.
Dr. Helga Deppe, Evelyn Errichiello, Moderation: Dr. Aylä Neusei, Gesamthochschule
Kassel, Arnold-Bode-Straße 2, R. 0401.
20.00 Uhr Frauentheater Elza: Anna Anna
- Ein Stück über das Ringen nach Anerken-
nung, Selbstliebe, Wohlstand und Glück,
Theater am Movie, Jordanstraße, Eintritt: 5,00
DM
Samstag, 5. Dezember
18.00 Uhr Streitgespräch: Zukunft der
Frauenarbeit, mit Christel Eckart, Gisela Erler,
Regina Heldmann, Moderation: Marianne
Schmidbaur, Gesamthochschule Kassel, Arnold-Bode-Straße 2, R. 0401
ab 21.00 Uhr Frauenfest: Kleinkunst, RadioDisco, Musik mit "Ain't that a Biteh? GhK,
Wilhelmshöher Allee 73 (Eintritt 6 DM), Veranstalterin: Autonomes Frauen- und Lebensreferat.
Sonntag, 6. Dezember
11.00 Uhr Frauenbilder - Bilderfrauen, Matinee mit einer Performance von Siglinde
Kallnbach "Euridike" und einer Lesung über
Hedwig Dohm (1833-1919).
Partnerschaft mit Porto Allegre
Phi.losophie als Anfang
Weitere Interessen/Prof. Lima zu Gast
Nach der Einrichtung von Technikwissenschaften, Jura und Medizin war es Ende
des 19. Jahrhunderts die Gründung einer Philosophischen Fakultät in der brasilianischen Stadt Porto Allegre, aus der sich heraus die weiteren Disziplinen entwickelten
- die Naturwissenschaften und die Philologien. Auch in der Zusammenarbeit der
brasilianischen Universitäten mit der Gesamthochschule Kassel (GhK), seit vergangenem Jahr in einem Abkommen förmlich vereinbart, hat die Philosophie einen
Anfang gemacht, der sich nun breit ausfächern soll: Auf Initiative von Prof. Dr. HansGeorg Flickinger und Prof. Dr. Carlos Cirne Lima kam es am 27. November zu einem
Treffen mit Vertretern aus den verschiedenen Fachbereichen der GhK, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten.
Neben drei in den 50er Jahren im Zuge
der brasilianischen Bildungsexpansion gegründeten Privatuniversitäten mit jeweils
rund 20000 Studenten, die sich immer noch
stark an berufsorientierter Lehre orientieren, ist die Bundesuniversität in der Millionenstadt eine klassische, auch der Forschung
verpflichtete
wissenschaftliche
Hochschule, deren Niveau auf vielen Gebieten dem europäischer Universitäten
nicht nachsteht. Neben ihren grundständigen Studienangeboten hat sie einen
Schwerpunkt im postgradualen Bereich auch mit der Absicht, die Studenten und
Dozenten der sogenannten "Hinterlandsuniversitäten" weiterzuqualifizieren, und damit das wissenschaftliche Niveau des Landes insgesamt weiter zu erhöhen.
Mit der Machtübernahme der Militärs
1964 bahnte sich freilich auch für die Entwicklung der Universitäten zunächst eine
Zäsur an: Unliebsame Professoren wurden
reihenweise verfassungswidrig entlassen.
Unter den fast 50 dienstenthobenen Hochschullehrern allein der Philosophischen Fakultät der Bundesuniversität Porto Allegre
traf es auch Prof. Lima, der in diesem
Semester mit einem Forschungsstipendium
der DAAD eine Gastprofessur an der GhK
wahrnimmt. So wurde der Philosophieprofessor zwischen 1969 und 1980 kurzerhand
"zweckentfremdet" - als Angestellter, dann
Leiter einer Bank, als Präsident des Diners
Club, als Spezialist für Unternehmenssanierungen, als Direktor einer Kaffeefirma,
schließlich als Krisenmanager einer verstaatlichten Zellstoffabrik, die ihm Erfahrungen mit dem internationalen Zellstoffkartell
einbrachte und mit der "Schwarzen Liste"
der einschlägigen Multis, auf die er geriet,
weil er sich für die Eigenentwicklung der
brasilianischen Unternehmen engagierte.
Arbeitslosigkeit folgte, dann - 1980 - die
Amnestie, und damit wieder die Möglichkeit
als Philosoph zu arbeiten.
Mit der Rückkehr der amnestierten Wissenschaftler im Lande und derjenigen, die
die Militärdiktatur an ausländischen Hochschulen überstanden hatten, blühte seit Anfang der 80er Jahre das wissenschaftliche
Leben wieder auf. Bewußt wurden intensive
internationale Kontakte aufgebaut, um erneut Anschluß an die Forschung in den
USA und Europa zu gewinnen. So sind an
der Philosophischen Fakultät ständig zwei
bis drei renommierte Wissenschaftler aus
dem Ausland zu Gast, wenigstens für einen
Monat. Bereits seit 1982 nimmt von der
GhK Prof. Flickinger dort Gastprofessuren
für Philosophie wahr. Kassel ist inzwischen
neben Paris wichtigster Partner geworden.
Und das wachsende Interesse der Universi.:
tät Porto Allegre, an der rund 25000 Studenten eingeschrieben sind, an einer Zusammenarbeit mit der Kasseler Universität
mündete schließlich im letzten Jahr in ein
Partnerschaftsabkommen.
Über die Kontakte in der Philosophie
hinaus - zur Zeit promovieren drei Doktoranden aus Porto Allegre an der GhK - soll
es künftig einen regelmäßigen Austausch
von Gastprofessoren und Studenten in verschiedenen Fachbereichen geben, sollen
Curricula besser verzahnt und auch Berufspraktische Studien vermittelt werden. Das
Interesse aus Porto Allegre gilt vor allem
forschungsorientierter Zusammenarbeit in
den Technikwissenschaften, vor allem Angepaßter Technologie, in Architektur, .~tadt­
und Landschaftsplanung und in der Okologie. Prof. Lima jedenfalls ist dabei optimistisch: "Wir sind wissenschaftlich mit Kassel verwandt". Er selbst hofft in Kassel
neben seinen Kontakten auch auf die Ruhe,
um sein neues Buch abzuschließen. Es wird
Hegels Logik der Freiheit gewidmet sein. p.
"Keramik Kassel"
Vom 4. bis 13. Dezember veranstaltet
die "Keramik Kassel" in ihrer Werkstatt
im FB Kunst der GhK (Menzelstr. 13/15)
ihre diesjährige Weihnachts-Ausstellung. Am Samstag, 5. Dezember, um
17 Uhr berichtet Susanne Denzel über
ihre Erfahrungen in Westafrika, wo sie
1986/87 mehrere Monate unter Töpferinnen arbeitete.
p.
GhK-PUBLIK
Seite 4
2. Dezember 1987
Aus Nachkriegswirren gerettet:
Grimm-Professor:
Kasseler Schätze
in Ost-Berlin behütet
Hans Joachim
Schädlich
Der Schriftsteller Hans Joachim
Schädlich (52) wird in diesem Wintersemester die Brüder Grlmm-Gastprofessur
der Gesamthochschule Kassel (GhK)
wahrnehmen. Mit der Berufung des promovierten Germanisten nach Dieter
Kühn und Tankred Dorst setzt die Kasseler Universität ihre Praxis fort, Grenzgänger zwischen Literatur, Wissenschaft
und Politik, aber auch zwischen deren
unterschiedlichen Metiers, auf diese
Professur zu berufen.
Präsident besuchte DDR-Staatsbibliothek
nder Nacht vom 8. auf den 9. September 1941 verbrannte bei einem der ersten
Fliegerangriffe auf Kassel im Museum
Fridericianum eine der kostbarsten Büchersammlungen im mittleren Deutschland:
die
Kasseler
landesbibliothek.
Fast
400000 Druckschriften gingen in den Flammen unter; nur die Handschriften und die
frühen Drucke der alten Hofkapelle wurden
gerettet. Sie waren im Zwehrenturm untergebracht, und auf ihn griff das Feuer nicht
über.
Die geretteten Drucke und ein Teil der
Handschriften kamen, vom löschwasser
durchweicht, wie sie waren, zum Trocknen
ins Landesmuseum. Während man sofort
daranging, den vor allem den landeskundlichen Teil der alten Bibliothek wieder aufzubauen - Kernstück der heutigen Landesbibliothek im Murhardschen Bibliotheksgebäude -, wurden die Handschriften und
Noten zur Sicherung ins Staatsarchiv Marburg verbracht; besonders kostbare Handschriften aber wie das Hildebrandlied, der
Willehalm-Codex usw., kamen in den - wie
man glaubte - bombensicheren Tresor der
Stadtsparkasse Kassel, von wo sie dann
nur zehn Tage vor dem furchtbaren Angriff
vom 22. auf den 23. Oktober 1943 auf das
Vorwerk Karnberg bei Wendehausen/Krs.
Mühlhausen verbracht wurden. Dieses Vorwerk gehörte den Herrn von Scharfenberg
in Kalkhof bei Eschwege; es liegt nur 400
Meter jenseits der heutigen Grenze zur
DDR. Auch die Drucke, vor allem also der
Hassiaca-Bestand, wurden auf nordhessische Adelssitze verteilt und so gerettet,
nachdem zuvor schon wieder Teile der
neuerworbenen bzw. 1941 sichergestellten
Bücher bei Bombenangriffen vernichtet
worden waren.
Hildebrandlied und Willehalm aber kamen in einen Keller in Bad Wildungen, von
wo sie 1945 in die USA gerieten, eine
Odyssee, die erst 1955 (Blatt 2 des Hildebrandliedes) bzw. 1972 (Blatt 1 und Willehalm) mit der Rückgabe ein glückliches
Ende fand.
Die Karnberger Handschriften - darunter
übrigens auch Teile .der Kasseler Grimmsammlung - überstanden die Besetzung
durch die Amerikaner gut. Aber bald danach
begann die umliegende Bevölkerung, sich
für den meist verwaisten Hof und dessen
geheimnisvollen Schatz zu interessieren:
Die Kisten wurden aufgebrochen, geplündert, verstreut, im Regen liegengelassen
usw. So manche - heute würde man sagen
- millionenschwere mittelalterliche Handschrift lag da wohl unter den Kopfkissen
oder Dielen wackerer Bürger- und Bauersleute. Übrigens erfolgten die Plünderungen
erst nach dem Abzug der sowjetischen
Truppen, die die Amerikaner in der Besetzung Thüringens bekanntlich abgelöst
haben.
I
werden. Die Kollegen übersandten sogleich
eine Liste der Bestände an die Landesbibliothek Kassel, und heute noch fragen sie
jedesmal in der Handschriftenabteilung der
GhK-Bibliothek an, wenn ein Benutzer die
Exemplare einsehen will oder einen Film
davon erbittet. Wenn man nur die Bibliothekare ließe!
Und was für eine Liste hochkarätiger
Stücke ist das! Sehen wir einmal von den
alten Drucken ab, eine recht unsystematische Kollektion, was eben so im September
1941 übriggeblieben war, sehen wir ab von
den Grimmschen Erstausgaben und Autographen sowie zwei Inkunabeln (das sind
Drucke vor 1500), so sind es vor allem die
vier mittelalterlichen Pergamenthandschriften, die zu dem kostbarsten gehören, was
die Kasseler Bibliothek ihr eigen nennt,
Handschriften, die wegen ihres Alters, ihrer
Schönheit und z. T. iIIustren Herkunft fesseln.
Älteste Handschrift
der Kasseler Sammlung
Der Mediaevist ist natürlich zuerst von
der ältesten Handschrift unserer Kasseler
Sammlung fasziniert, dem "Jüdischen
Krieg" des Flavius Josephus aus dem
6. Jahrhundert. Sie hat die Belagerung und
Eroberung Jerusalems durch den Römer
Titus unter Kaiser Vespasian im Jahre 70 n.
Chr. zum Gegenstand. Der Band kam 1632
zusammen mit dem Hildebrandlied und den
übrigen Beständen des berühmten Bonifatius-Klosters von Fulda nach Kassel. Man
muß sich einmal klarmachen, daß diese
Handschrift rund 200 Jahre älter ist als das
Fuldaer Kloster, das 744 gegründet wurde!
Der Text ist in einer wunderschönen Halbunciale geschrieben und ist ganz erstaunlich gut erhalten. Der einfache Pergamenteinband enthält übrigens angelsächsische
Runen, was den Codex für die Forschung
noch interessanter macht.
Attraktiver sind ohne Frage Handschriften
mit Bildschmuck. Und davon haben die
anderen drei Kasseler Berliner wahrlich genug: Da ist einmal das sog. "Passauer
Kalendar" aus der Zeit um 1445 mit den
wunderschönen Monats- und Planetenbildern, die eine Fundgrube für die Erforschung der Arbeitswelt im späten Mittelalter
sind, da viele Szenen aus dem Alltag dargestellt wurden; da ist die mit 209 bunten
Miniaturen und prächtigen Initialen geschmückte Handschrift von Boccaccios Jugendwerk ,,11 Filocolo" aus dem 15. Jh.
Dieser Band kam 1686 mit der Pfälzer
Erbschaft von Heidelberg nach Kassel.
Berühmter Codex
Und da ist das ehrwürdige Abdinghofer
Evangeliar, das im Weserraum bald nach
1000 entstanden ist und im 18. Jh. nach
Kassel gelangte. Der Codex ist berühmt
nicht nur seiner historiographischen Texte
wegen, die an die Evangelien ganz im Stile
der Zeit .angefügt sind und wichtiges Namensmaterial zum südwestfälischen Raum
enthalten, er ist berühmt wegen seiner vier
unkolorierten Federzeichnungen, die in erhabener Strenge die Majestas domini, die
drei Marien am Grabe Christi, die Ausgießung des heiligen Geistes und Christus am
Kreuz zeigen. Zumal die erstgenannte Miniatur fehlt in keiner rechten Kunstgeschichte.
Seine äußere Attraktivität aber gewinnt
In der DDR sichergestellt
Hausdurchsuchungen ·in Nachbarorten
diesseits der Grenze brachten einige Handschriften zutage, Nachforschungen im östlich gelegenen Grenzgebiet verboten sich.
Um so erfreulicher, daß auch bei Hausdurchsuchungen durch Organe der DDR
eine Reihe außerordentlich kostbarer Codices, Briefe und Drucke sichergestellt werden konnte. Man verbrachte sie 1956 in die
Deutsche Staatsbibliothek in Ost-Berlin, wo
sie seither sorglich gehütet und gepflegt
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die Hochschulen zu tragen. Der von Wissenschaftsminister Wolfgang
Gerhardt
(FDP) verweigerte Anteil des Landes an
dieser Arbeit beträgt nach Darstellung von
Fehrenbach 300000 Mark. Die KooperationssteIle hat bisher unter anderem Projekte zur Weiterbildung von Arbeitnehmern
sowie eine Dokumentation der Arbeiterbewegung in Nordhessen realisiert. Die Kooperationsstellen in Dortmund, aidenburg,
Hamburg und Tübingen sind dagegen gesichert.
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In die Fabrikhallen hat der Laser längst
Einzug gehalten. Die Kunst entdeckt die
gebündelten Lichtstrahlen nur zögernd. In
Hamburg öffnet nun eines der größten Laser-Labors Europas seine Türen für die
Kunst: Im Rahmen der Image-Kampagne
"Hamburg. Das Hoch im Norden" stellt die
Rofin Sinar Laser GmbH einem Künstler
oder Nachwuchstalent für drei Tage ihre
CO2 -Laser zur Verfügung, Reisekosten und
Unterbringung inklusive.
Interessenten
schreiben bitte bis zum 11. 12. 1987 unter
dem Stichwort "Laser" an die HAMBURGINFORMATION GmbH, Postfach 102723,
2000 Hamburg 1.
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Weniger BAFöG
Obwohl die durchschnittliche Studentenzahl an der GhK zwischen 1980 und 1986
von 7006 auf 9 153 gestiegen ist, sank die
Zahl der mit BAFöG geförderten Studenten
von 3360 auf 2840. Damit rutschte der
Anteil der BAFöG-Empfänger von 48 auf 31
Prozent ab. Dies geht aus dem Jahresbericht 1986 hervor, den das Studentenwerk
Kassel jetzt vorgelegt hat und der über die
gesamte Arbeit des Studentenwerks in diesem Wirtschaftsjahr Auskunft gibt.
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Für den Fortbestand der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften an der
Kasseler Gesamthochschule (GhK) hat sich
der stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Gustav Fehrenbach, ausgesprochen. Im Zuge
der alten und wieder verstärkt aktuellen
gewerkschaftlichen Forderung, die Hochschulen auch für Berufstätige ohne die
üblichen schulischen Voraussetzungen zu
öffnen, habe die Kooperationsstelle in den
vergangenen fünf Jahren erfolgreich versucht, die Interessen der Arbeitnehmer an
Laser-Labor:
Künstler gesucht
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deutsche Geschichte verwahrte erste Exemplar der Paulskirchenverfassung von
1849 einzusehen. In der Kasseler Handschriftenabteilung liegt bekanntlich das
zweite von drei ausgefertigten Exemplaren.
Es enthält die Unterschriften von 205 Abgeordneten sowie sechs weitere von Mitgliedern des "Bureau" der Nationalversammlung.
Frau Dr. Winter, Handschriftenbibliothekarin in der DDR-Staatsbibliothek, zeigte
dem Präsidenten die Kasseler Schätze mit
aller Begeisterung für die Schönheit dieser
Handschriften, aber nicht ohne Trauer um
diejenigen Bestände der alten Berliner
Staatsbibliothek, die infolge des Krieges
nun in der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in West-Berlin liegen. Während wir
Kasseler unsere Hoffnung auf den bereits
mit anderen Objekten praktizierten Austausch von Kulturgütern zwischen DDR 'und
Bundesrepublik setzen, scheint jenes Problem nur durch ein Wunder lösbar.
Hartmut Broszinski
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G.WH-etlK
der Band durch seinen herrlichen Einband
mit den fein ziselierten versilberten Platten,
den bunten Glassteinen (ehedem wohl
Edelsteine) und vor allem dem in der Mitte
eingelassenen Elfenbeindiptychon aus dem
12. Jh. byzantinischen Ursprungs. Dieser
Einbanddeckel ist so, wie wir ihn heute vor
uns sehen, vermutlich im 15. Jh. unter Verwendung dieses älteren Diptychons entstanden (vgl. unser Bild).
Nachdem seitens der GhK-Bibliothek in
den vergangenen Jahren schon häufiger
den Kasseler Schätzen in der Deutschen
Staatsbibliothek Berlin/DDR Besuche gewidmet waren- - immer aufs freundlichste
von den Ost-Berliner Kollegen empfangen stattete nun GhK-Präsident Prof. Dr. Franz
Neumann der ehrwürdigen Bibliothek Unter
den Linden einen Besuch ab. Anlaß war über sein Interesse an der Kasseler Handschriftensammlung und diesen nach Berlin
verschlagenen kostbaren Stücken hinaus die von der Staatsbibliothek arrangierte Gelegenheit, das im Ost-Berliner Museum für
Fehrenbach für Kooperationsstelle
Geraubte Geschichte
.......................... ~
SEIT 1956 IN OST-BERLIN BEHÜTET: Das Abdinghofer Evangeliar, in dessen
Einband ein Elfenbein-Diptychon aus dem 12. Jahrhundert eingelassen ist - einer der
Kasseler Handschriftenschätze, die aus Feuer und Nachkriegswirren gerettet wurden
(siehe Bericht).
Bild: GhK-Bibliothek
Die erste von insgesamt sechs Vorlesungen wird Hans Joachim Schädlich am 17.
Dezember halten (Beginn 20 Uhr im Hörsaal Menzelstr. 13). Der Schriftsteller wird
seine Reihe mit dem Thema "Über Bedingungen des Schreibens in der DDR und in
der Bundesrepublik oder: Was ist Zensur?"
beginnen. Seine weiteren Themen: "Über
das Erkennen deutscher Wirklichkeiten
oder Deutsche im deutschen Exil?", "Über
Verlorenheit und Finqung oder: Was und
wie schreiben?, "Uber Literatur und
Sprachwissenschaft oder: Was kommt zuerst - der Gedanke oder das Wort?", "Über
Literatur und Geschichte oder: Ist heute
gestern?" und "Über Verschlüsselung und
Verstehen oder: Was hat eine Geschichte
mit der Wirklichkeit zu tun?"
Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, schrieb seine Dissertation
nach Germanistikstudium in Berlin und
Leipzig über die Phonologie des Ostvogtländischen, arbeitete bis 1976 an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften,
dann - seiner Unbotmäßigkeit wegen - als
freier Übersetzer. Seine seit 1969 verfaßten
Erzählwerke wurden in der DDR nicht veröf·
fentlicht. Schädlich gehörte zu den Unterzeichnern der Biermann-Solidaritäts-Petition vom November 1976. Sein im August
1977 im Rowohlt-Verlag erschienener erster Prosaband "Versuchte Nähe" fand in
der Bundesrepublik hervorragende Kritiken.
Nach einem zunächst vergeblich gestellten Ausreiseantrag siedelte Schädlich im
Dezember 1977 in die Bundesrepublik über.
Für die seither entstandenen Erzähltexte,
zuletzt für seinen Roman ;,Tallhover", wurde das heute in West-Berlin lebende Mitglied des PEN-Clubs mit zahlreichen literaturpreisen bedacht, so 1977 mit dem Rauriser Literaturpreis, dem Förderpreis des Andreas-Gryphius-Preises, schließlich - 1986
- mit dem Marburger Literaturpreis.
P.
Del.-... ...... -
INTERDISZIPLINARITÄT MIT "GEBRAUCHSWERT" - NAMIBIA KALENDER 1988:
Eine nicht ganz alltägliche Form interdisziplinärer Kooperation haben Mitglieder der
GhK soeben erfolgreich abgeschlossen: Prof. Reiner Kallhardt (FB 22/Kunst) und Dr.
Henning Melber (FB 5/Gesellschaftswissenschaften) zeichneten gemeinsam mit Eva
Maria Anderer (Kunstkollektiv am Bahnhof, Kassel) und Werner Hillebrecht (NamibiaProjekt an der Universität Bremen) im Verlaufe eines mehr als einjährigen Arbeitsprozesses für die Konzeption und VerWirklichung eines NAMIBIA KALENDER 1988
verantwortlich. Der Kalender (Siebdruck, mehrfarbig, DIN A 2 Querformat) wird vom
Deutschen Komitee des World University Service herausgegeben und vertrieben. Der
NAMIBIA KALENDER versucht, engagierte politische Aufklärungs- und Bildungsarbeit hinsichtlich der geschichtlichen Hintergründe und aktuellen Lage eines der
letzten Kolonialkonflikte der Gegenwart mit einer sorgfältigen künstlerischen Gestaltung zu verbinden und in Einklang zu bringen. Informationen durch Wort und Bild
tragen in wechselseitiger Ergänzung zu einer auch an ästhetischen Gesichtspunkten
orientierten inhaltlichen Vermittlung bei. Ein pädagogischer "Zeigefinger-Effekt"
wurde bewußt vermieden: Fast ausnahmslos sind authentische Bild- und Textmaterialien verarbeitet worden. Der Kalender ist zum Preis von DM 24,80 beim World
University Service (Goebenstr. 35, 6200 Wiesbaden) zu bestellen oder direkt bei
p.
Reiner Kallhardt und Henning Melber erhältlich.
Die vielen Geschichten der Psychoanalyse
Erstes Arbeitstreffen deutschsprachiger Wissenschaftler
Vom 2. bis 4. Oktober 1987 fand im Rahmen des Wissenschaftlichen Zentrums 11 für Psychoanalyse, Psychotherapie
und psychosoziale Forschung der GhK ein erstes Arbeitstreffen deutschsprachiger Wissenschaftler zur Geschichte der
Psychoanalyse statt. Diese Initiative von H. Junker und G.
Wittenberger steht im Zusammenha'1~ mit der 1986 gegründeSo diente dieses erste Treffen vorwiegend der Mitteilung individueller Projekte,
seien es Studien zur Biographie von EinzeIpersönlichkeiten, wissenschaftshistorische
Grundlagenforschung, zur Geschichte der
psychoanalytischen Institutionen in der Folge des Ersten Weltkrieges, der Nazizeit und
des Zweiten Weltkrieges, von Themen der
Amerikanisierung und Entamerikanisierung
der Psychoanalyse bis zu realen Fragen:
Welche Archive sind geschlossen, welche
geöffnet? Wie kommt man an die deutschsprachigen Dokumente, die bei der britischen Gesellschaft in London liegen? In
welchen Archiven finden sich Nachlässe
deutscher Emigranten, wieweit sind die Dokumente in Privatbesitz, wer kennt
Adressen?
Wer zu Beginn annahm, Geschichte der
Psychoanalyse sei ein enges Thema, wurde von Professor Federn aus Wien eloquent
eines anderen belehrt. Er unterscheidet:
Die Geschichte der Psychoanalytiker, die
Geschichte der psychoanalytischen Theorie, die Geschichte der psychoanalytischen
ten Internationalen Vereinigung zur Geschichte der Psychoanalyse mit Sitz in Paris, die ihren zweiten Kongreß 1988 in
Wien durchführen wird. Bislang gab es für den deutschsprachigen Raum keine Koordination von Forschungsprojekten, an
denen Psychoanalytiker, Historiker, Soziologen und verwandte
Wissenschaftsgebiete arbeiten.
Bewegungen und die Geschichtsschreibung der Geschichte der Psychoanalyse,
dem man eine Geschichte der psychoanalytischen Therapie anschließen könnte.
Als wichtiger neuer methodischer Ansatz
ergibt sich die Dokumentation von Geschichtsereignissen durch Gespräche mit
Zeitzeugen (oral history), wobei die Auswertung und Interpretation jedoch besonderer
Überlegungen bedarf, da solche Texte in
ihrer Ausführlichkeit in der Regel nicht abgeschrieben werden. Diskutiert wurde die
Auswertung von Tonbändern durch entsprechende Diskussionsverfahren in einer
Gruppe, in der dann eine IntergruppenÜbereinstimmung als relativ tragfähige Interpretationsmethode verwendet wird.
Einig waren sich die Teilnehmer aus den
verschiedensten Wissenschaftsbereichen ,
daß jede standardisiet!e Sprache - wie sie
in der englischen Ubersetzung Freuds
durch Strachey vorliegt - Weiterentwicklungen hindert: Die Dynamik der Sprache bedeutet die Dynamik einer Kultur. Freud
schrieb am 17. Februar 1908 an C. G.
Jung: "Die ,Traumdeutung' ist leider unübersetzbar und müßte in jeder Sprache
neu gemacht werden ... " (S. 133). Aus
heutiger Sicht mächte man dem hinzufügen, daß jede Kulturepoche ihre eigene
Ubersetzung hervorzubringen hat . . . vieles ist für klassische Analytikerohren so
nicht ohne weiteres einleuchtend. Es gibt
eine alte Geschichte der Psychoanalyse,
die der 50er bis 70er Jahre, während eine
"neue" Geschichte erst durch die Erschließung von unbekannten Dokumenten, aus
neuen Lesarten, wie auch aus dem Wiederlesen Freudscher Texte entsteht.
Ein junger Verleger aus Tübingen sprach
von einer halbjährlichen Publikation über
die Geschichte der Psychoanalyse - und
man nahm an, dort stünde Raum für mancherlei Suchmeldung oder kleinere Publikation zur Verfügung. Die Teilnehmer schieden angeregt, drückten ihr Interesse an
einem Folgetreffen aus und bedankten sich
bei der Stiftung Volkswagenwerk für die
H. J. / G. W.
Förderung dieser Initiative.