Eine Auswahl von Bücherzeichen mit Garten
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Eine Auswahl von Bücherzeichen mit Garten
Eine Auswahl von Bücherzeichen mit Garten- und Feldfrüchte B49b, 12.2015 Übersicht über die hier vertretenen Drucker Johannes Albrecht Giovanni Battista Faelli Niccolò Bascarini Nikolaus Basse Dietrich Baum Franz Behem Adam Berg Gimel Bergen und Nachfolger Thiebold Berger Anton Bertram Johannes Besicken Alessandro Brucioli Johann Busaeus Andreas Geßner d.J. und Hans Jakob Geßner Paolo Gherardo Hans von Ghetelen Richard Grafton Claude Chevallon Matern Cholin Samuel Crespin Ludwig Dietz Henry Denham Samuel Emmel Thomas East Richard Harrison William und Isaac Jaggard Johannes Knoblouch Wilhelm Lützenkirchen Pere Patrizi Mey Niccolò Misserini Andrew Myllar und Walter Chapman Giovanni Antonio Nicolini Johannes Otmar Peter Perna Friedrich Peypus Pietro Paolo Porro Berthold Rembolt Werner Richwin Wendelin Rihel Tommaso Ruffinelli Orazio Salviani Martin Schott Engelhard Schultis Nicola Antonio Stigliola Domenico Nicolini da Sabbio Georg Ulricher Meinhard Ungut Bernardino Vitali Johannes Wilcke John Windet Francesco Zanetti Bernardo Zucchetta In diesem »Buch« werden Druckermarken vorgestellt, die mit Nahrungsmitteln in Verbindung stehen: Da sind zu nennen Getreide, Wein, Äpfel und Birnen, eine Mühle, ein Pflug, ein Acker, ein Sämann, Eicheln, Artischocken, Porree und anderes. Es ist bei weitem keine vollständige Übersicht. Fast immer, wenn Adam und Eva in einem Bücherzeichen gezeigt werden, stellt es die berühmte Apfelszene dar. Wein, das Hauptgetränk in Südeuropa, ist auf »unzähligen« Bücherzeichen vertreten. Andererseits: Kein Buchdrucker zeigt in seinem Zeichen Bier oder Hopfen. Kartoffeln, erst 1535 nach Europa eingeführt, sind – wohl weil die erdgebundene unterirdisch wachsende Frucht als minderwertig angesehen wurde – nicht gefunden worden. Auch anderes Wurzelgemüse, gleichfalls verachtet in gebildeten und adligen Kreisen, ist nur vereinzelt zu finden: Porree und Knoblauch ist da, aber da sind es deutliche Verweise auf den Namen des Druckers. An Gewürzen ist nur Beifuß gefunden worden; doch auch hier handelt es sich um ein »redendes« Zeichen des Buchdruckers Peypus. Der Ackermann ist in den Bücherzeichen ebenfalls vertreten. Auf die Abbildung von Wild, Hase, Huhn und Fisch und damals nicht unübliche Leckerbissen wie Katz und Hund oder Schlange wird in einem gesonderten Band in dieser Reihe zurückzukommen sein. Johannes Albrecht stammt aus Offwiler am Oberrhein. Er zog um 1500 nach Hagenau, wo er als »Gießer« arbeitete. In den Jahren 1516 und 1517 schloß er sich mit Thomas Anshelm als Drucker zusammen. Mit diesem druckte er 1516 die »Teutsch Evangelij vnnd Epistel«. 1532 heiratete er die Witwe des 1528 verstorbenen Drukkers Johannes Knoblouch d.Ä. und zog deshalb nach Straßburg. Wahrscheinlich arbeitete er auf eigene Rechnung in der Officin seines Schwiegersohns. Er firmierte hierbei häufiger mit »ex officina Knoblochiana«. Als seine Setzer werden Georg Messerschmitt, der ab 1541 sein Nachfolger wurde (vielleicht als Pächter der Knoblouchschen Werkstatt), und Ludwig Botz genannt. 1538 druckte er mit Wendelin Rihel zusammen. Aus diesem Jahr stammt das von Albrecht gedruckte Augsburger Geschlechterbuch mit Holzschnitten von Christoph Weiditz und David Kannel. Mit wenigen Ausnahmen druckte Albrecht nur lateinischsprachige Schriften. Er starb 1539. Das Bücherzeichen zeigt den bewußten Baum im Paradies; die Schlange schlängelt sich um die erste Astgabel und reicht Eva den Apfel. Der Wappenschild von Albrecht mit den beiden Sternen hängt an einem Band im Maul der dickleibigen Schlange. Niccolò Bascarini (Nicolaus de Bascarinis) stammt aus Padova, einem Ort in Sabbio Chiese in der Nähe von Brescia. Als Verleger und Drucker war er in den Jahren 1541 bis 1554 in Venedig tätig. Das Bücherzeichen, das Bascarini in den Jahren 1547 bis 1559 verwendete, zeigt in einem Blätter- und Früchtekranz zwei sich reichende Hände, aus denen eine Flamme (Glorienschein) schlägt. Die Devise lautet: »QUAE PER CHARITATEM OPERATUR FIDES.« Nicolaus Basse (Bassaeus, Bassee, Nicolaum Basse, Nicolai Bassaei, Nicolavs Bassaves) stammt aus Valenciennes in Flandern und ging 1561 nach Frankfurt am Main, wo er im selben Jahr die Frankfurter Bürgerstochter Anna Ross heiratete und anschließend das Bürgerrecht erhielt. Er war zuerst als Buchbinder tätig und begann 1561/62 mit dem Buchdruck. Nach einem Aufenthalt in Worms kehrte er 1564 nach zwei Jahren nach Frankfurt zurück; vorher mußte er nachweisen, daß er in Worms nicht das »Judenn buchleinn« gedruckte hatte. Hier kaufte er das Haus »Zum Roseneck« in der Alten Mainzer Gasse und später das Haus »Zum Wetterhahn« in der Kerbengasse. In den Jahren 1572–1576 arbeitete er bei mindestens vier Drucken mit seinem Konkurrenten Sigmund Feyerabend zusammen, aber auch 1583 hat er nachweislich noch für diesen gedruckt. 1574 wurde er von dem Schriftgießer Jacob Sabon wegen einer Meinungsverschiedenheit mit der »blanken Waffe« bedroht. 1575 kaufte er von Johann Feyerabend einen Teil des Verlagsgeschäfts von Sigmund Feyerabend. Basse druckte zahlreiche Werke des Marburger Hofgerichtsanwalts Abraham Saur und des kurpfälzischen Leibarztes Jacob Tabernaemontanus. Bis zur Mitte der 1570er Jahre soll Basse (»Typographi et Bibliopolae«) insgesamt über 90 Verlagswerke hergestellt haben. Nach dem Tod von Feyerabend (1590) war Basse der erfolgreichste Verlagsdrucker der Stadt, der auch mit Caspar Behem in Mainz und Lazarus Zetzner in Straßburg zusammenarbeitete. 1598 verkaufte er die Officin mit drei Pressen für 990 Gulden an Johannes Lechler d.J. und war fortan nur noch als Verleger und Buchhändler tätig. Insgesamt verlegte und druckte Basse fast 900 Titel. Basse starb 1601. Sein Sohn Johannes führte zusammen mit seinem Schwager Johannes Traudt den Verlag und den Buchhandel bis 1613 fort. Sein Bruder Franz Basse war gleichfalls als Drucker tätig und druckte ab 1574 mehrere Werke in der Basseschen Officin. Nicolaus Basse Das Bücherzeichen gibt wieder einen Einblick in die Gestaltung von RenaissanceDruckermarken. Da sind zum ersten schambedeckt links unten Adam und rechts unten Eva zu sehen. Hinter Eva wächst ein kleiner Apfelbaum. Hinter Adam sind Pastinaken o.ä. zu sehen, denn die Vertreibung aus dem Paradies zwingt zum Verzehr der minderwertigen Gemüse. Zwischen ihnen Früchte verschiedener Art. Zwischen Adam und Eva ist in der Mitte eine Fratze, flankiert von Obst und Gemüse. Rechts oben sitzt auf einem Thron ein König (Nebukadnezar, Pharao?), an Bändern ein rundes Gefäß haltend. Ihm gegenüber sitzt der weniger prächtig gezeichnete Mose mit den Gesetzestafeln. Vor diesem – zur Mitte hin – ein weiblicher Engel, vor dem König ein männlicher; zwischen ihnen eine Fratze. Die Figuren rahmen ein Oval ein. da sieht man auf zwei steilen Bergen zwei Burgen. Im Hintergrund ein Fluß mit Schiff und auf dem gegenüberliegenden Ufer eine Ortschaft. Zwischen den Burgen ein betender Mann, teilweise in der Erde versunken. Oben am Himmel in einer Wolke Gott. Der Text und die umlaufende Devise lautet: »NICOLAUS BASEUS EXCELSUSDEOMINUS ET HUMILIA RESPICIT ET ALTA ALOGE CONSIDERAT PS. 138« und die Jahreszahl »1570«. Dietrich Baum war in den Jahren 1556 bis 1588 ein Kölner Buchhändler, Verleger und Druckherr und Mitglied der Achatius-Bruderschaft, ab 1573 sogar Brudermeister. Er hatte seine Officin in der Schmiergasse (»sub sole aureo« bzw. »sub signo arboris«). Seine Buchhandlung betrieb er in einem von dem Buchdrucker Gervinus Calenius gemieteten Haus vor St. Paulus. In den Jahren 1568 bis 1573 hatte er eine Druckund Verlagsgemeinschaft mit Johannes Birckmann (»apud Joh. Birckmann et Theod. Baum«). Von 1576 bis 1585 war er als angesehener Mann, »zu vill geschefften gebraucht«, und Mitglied des Stadtrats. Er starb 1588; seine Witwe setzte unter dem Namen »Apud Viduam Theodorii Baumii« das Geschäft bis 1596 fort. Das Bücherzeichen (1567 in »Descriptio totius Italiæ« des Leandri Alberti) ist ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet. Es zeigt unter dem berühmten Apfelbaum Adam und Eva im Paradies; Eva pflückt gerade den Apfel (die Folgen kennen wir), die Schlange windet sich um die untersten Äste. Im Hintergrund sind ein weißes Pferd (als Symbol für den »Lichtbringer«) und ein Hirsch (Symbol der Erlösung durch Christus) zu sehen. Die umlaufende Devise und der erläuternde Text lautet: »FRUCTUS HOMINIS IUSTI LIGNUM VITÆ, PROVERB XI D B«, Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens (Vulgata, Liber proverbium XI, 30). Franz Behem Mit großer Unterstützung seines »Schwagers« Johann Dobeneck (Cochlea, Cochlaeus), einem der entschiedensten Luthergegner, errichtete sich Franz Behem (Franciscus, Behm, [Sanctus Victor, Divus Victor], frantz behem) aus Dippoldiswalde 1539/40 in Mainz eine Druckereiwerkstatt. Er war aus Dresden gekommen, wo er als Buchhändler und Buchbinder tätig gewesen ist. Die Officin befand sich im St. Viktor-Stift (zwischen Mainz und dem Vorort Weisenau) und war die achte Druckstätte nach Gutenberg; Mitglied der St.-Viktors-Bruderschaft war übrigens Johannes Gutenberg. Dobeneck war über seine Nichten mit mehreren anderen Buchdruckern, Buchhändlern bzw. Buchbindern verwandt. Behem erhielt durch die Vermittlung Dobenecks finanzielle Mittel zur Gründung der Officin u.a. von Kardinal Farnese. Er war damit der 14. Mainzer Typograph. 1541 veröffentlichte er ein mit einer Druckerei geschmücktes Lobgedicht des Humanisten und Korrektors Arnoldus Bergellanus. Im selben Jahr begründete er eine langjährige Zusammenarbeit mit Arnold und Franz Birckmann in Köln. Ein Jahr später bewarb er sich erfolglos als Drucker in Heidelberg. Er war seit 1549 Mitglied der »Großen Kompagnie« von Theobald Spengel und Johann Quentel. Die Werkstatt im St.-Viktorstift wurde 1552 von den Söldnern des Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach durch Brand zerstört, wobei das gesamte Typenmaterial, die Pressen und die Büchervorräte vernichtet wurden; bei dieser Gelegenheit raubten die Söldner auch die Bücher aus allen Klöstern und Stiften in Mainz. Behem zog deshalb in die Stadt Mainz. Erst ein Jahr später konnte er wieder mit Drucken beginnen, doch fehlten die Druckergesellen, von denen ein Teil durch die von dem Heer eingeschleppte Seuche starb (auch die Gattin Elisabeth starb an dieser Seuche). 1555 erhielt er ein kaiserliches Privileg für Reichsdrucksachen und gründete mit den Mainzer Bürgern Theobald Spengel und Nikolaus Geyer eine Verlagsgesellschaft. Ab 1556 war Behem Besitzer des Hauses »Zum Maul- Franz Behem baum« in der Birnbaumgasse (»Franciscum Behem zum Maulbaum«), bis ins 17. Jahrhundert als »die Truckerei« bezeichnet; das Haus befand sich in der gleichen Altstadtstraße wie der Algersheimer Hof, in dem Gutenberg Mitte der 1440er Jahre gewohnt haben soll. Im Hause Behems war 1565 Pantaleon, der Zeichner eines Gutenberg-Bildnisses, und lernte die beiden flandrischen Drucker Plantin und Moretus kennen. 1565 oder erst 1570 war er Hausmeister bei Hartmut von Kronberg und eröffnete erneut eine kleine Gesellschaft, da die ihm zur Alterssicherung dienende »Kompagnie« wohl nicht genug Geld erwirtschaftete. Über 300 Drucke verließen seine Pressen, darunter Schriften von Georg Witzel und Michael Helding. Behem, der viermal verheiratet war und etwa 10 eigene und angenommene Kinder hatte, starb 1582. Von den Söhnen wurde Caspar Buchdrucker und Johann Buchhändler. Sein Sohn Caspar (Casparus, Casparum) ist wohl schon in Dresden geboren worden und war bereits ab 1563 als Gesellschafter der »Großen Kompagnie« und Teilhaber in der Officin tätig. 1588/89 arbeitete Behem mit Nicolaus Basse in Frankfurt zusammen. Er druckte bis 1592 vor allem Reichstagsabschiede, Disputationen, Dissertationen und in der Zusammenarbeit mit den »Großen Kompagnie« auch einige Bücher; insgesamt sind es wohl um die 150 Drucke, die er herstellte. Sein Stiefsohn Heinrich aus der Ehe mit der Witwe des Goldschmieds Heinrich Brehms lernte Drucker bei Franz Behem, der 1601 starb. Die Officin wurde von Heinrich Brehm (Caspar Behems Erben) übernommen. Nach dessen Tod, 1598, ging die Druckerei an Johann Albin, der die Witwe heiratete. 1622 druckt Anton Strohecker im »Maulbeerbaum«, 1631 wird es von schwedischen Truppen im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Franz Behem Das Bücherzeichen zeigt in einem Kreis den auferstandenen Jesus, der als Zeichen seines Triumphes in der linken Hand eine Fahne hält vor einem Sarkophag; er steht auf dem liegenden (niedergerungenen) Teufel. Oben befindet sich auf jeder Seite eine Frauenfigur, die eine Amphore mit Lilienzweige hält. Unten sind zwei Putten zu sehen. Insgesamt befinden sich vier Schilde in diesem Signet: Oben – in der Mitte – ist ein Wappenschild mit einer Lilie (es könnten auch Hanfblätter sein). Neben diesem Schild und an den Seiten sind insgesamt sechs Äpfel untergebracht. Oberhalb der beiden Putten sind ebenfalls Wappenschilde angebracht: links ist ein Wappen mit einem gekrönten Greif, rechts befindet sich ein Wappen mit einem Hahn vor einer Birke (das Bücherzeichen der Kölner Verlegerfamilie Birckmann). Zwischen den beiden Putten ein weiterer Schild mit drei Löwenköpfen. Unter den Früchten am Rand des Bücherzeichens befinden sich Granatäpfel, Oliven. Die Devise lautet: »SINE ME NIHIL POTESTIS FACERE.« (Johannes 16). Adam Berg (Adamus, Adami, Montanus), der wohl nicht aus München stammte, erwarb dort 1564 die daniederliegende Druckerei des Andreas Schobser. 1568 besaß er ein Haus in der Fürstenfelderstraße. Ein Jahr später mußte er ins Gefängnis, da er eine evangelische Schrift hergestellt hatte; sicherlich beschleunigte die für ihn ungewohnte Behausung seinen Übertritt zum katholischen Glauben. Stark gefördert von Herzog Albrecht V. und dessen Sohn Wilhelm V., wurde Berg Hofbuchdrucker und gehörte zu den bedeutendsten Druckern der Gegenreformation in Süddeutschland. Neben offiziellen Verordnungen und Erlassen des Hofs und der Regierung, dem Index der verbotenen Bücher (1564), zeitgeschichtlichen Berichten und religiöser Literatur in weitestem Sinne erschienen bei ihm Werke von Albertinus Aegidius. 1585 erhielt er ein kaiserliches Druckprivileg. 1592 kam Berg, obwohl »Fürstl. Durchl. Hofbuchdrucker«, abermals ins Gefängnis, da er wohl sehr streitsüchtig war. Anfang der 1590er Jahre unterstützte er die Errichtung einer Druckerei in Thannhausen durch die Juden Isaac Masia und Simon Levi Günzburg. Ihm wird nachgesagt, daß er nur mangelnde kaufmännische Fähigkeiten besessen habe. Er hat fast 600 Titel herausgegeben. Nahezu ebenso bedeutend war Bergs Musikalien-Druckerei, in der u.a. Werke Orlando di Lassos verlegt wurden. Über die Arbeit als Drucker und Verleger hinaus hat er an einigen Werken auch inhaltlich mitgewirkt (z.B. am »Wappenbuch des Heiligen Roemischen Reichs und allgemainer Christenheit in Europa« von Martin Schrot). Bei seiner Tätigkeit wurde er unterstützt von seiner Frau Anna, die nach seinem Tod 1609/1610 die Geschäfte bis zu ihrem Tod 1629 weiterführte. Anna Berg (Anna Bergin Wittib) gab als ersten Druck die »Reise nach Palästina« von Bernhard Walther heraus, die schon Adam begonnen hatte, zu drucken. 1617 kaufte sie ein Haus in der Münchner Theatinerstraße. Ab 1627 gab sie die »Gewisse und warhaffte Wochentliche Ordinari zeitungen« heraus. Ab 1628 arbeitete sie in einer Gemeinschaft mit Cornelius Leysser und Nicolaus Henricus d.J. zusammen. Ihr Sohn Adam Berg d.J. übernahm die Officin nach ihrem Tod. bis 1634; auch er arbeitete, wie seine Mutter, mit »Peter Königs Kunstführer« zusammen. Das Bücherzeichen ist ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet. Es zeigt in einem Oval einen blattlosen Baum, um den sich eine Weinrebe rankt. Am unteren Teil des Baumes hängt ein Renaissancewappenschild mit dem bayerischen Löwen; darüber ein Helm. Links vom Baum steht die Glücksgöttin Fortuna mit einem Szepter in der rechten Hand. Sie greift dem von rechts kommenden und einen Berg ansteigenden Hermes hilfreich unter die Arme. Der Mann, angeblich der Druckherr selbst, trägt am rechten Handgelenk ein Paar Flügel. In seiner linken Hand schleppt an einer Schnur oder einem Band einen Stein. Im Hintergrund sind zwei steile Berge zu sehen, hinter denen die Sonne aufgeht. Das Monogramm »FF« bezieht sich auf den Zeichner; die Buchstaben daneben, »AB«, sind die Initialen des Druckers. Die Devise lautet: »PAVPERIES VIRTVS STVDIA IN CONTRARIA TENDVNT ILLA PREMIT SVRSVM ISTA PETIT SPES SVSTINET ÆGRVM.« Gimel Bergen Der erste Drucker aus der Familie war der aus Lübeck stammende Gimel (ein Diminutiv von Joachim) Bergen (I.), der um 1570 nach Dresden kam und dort eine Berufung zum kurfürstlichen Buchdruckergehilfen (nicht jedoch zum Hofbuchdrucker) erhielt. Gimel Bergen soll ein Sohn des niederländischen Druckers Adam de Monte (gest. 1561) sein, der in Nürnberg arbeitete. 1571 wurde er Geschäftspartner von Wolfgang Stoeckel. Seine Officin besaß außer Fraktur- noch Antiqua-, griechische und hebräische Schriften sowie Musiknoten. Er war Hausbesitzer in der Moritzstraße. Sein erster Druck in Dresden, die 1577 entstandene Konkordienformel für Kurfürst August von Sachsen in einer Auflage von 6000 Exemplaren, erfolgte 1578 oder 1579. Zu diesem Zeitpunkt stehen vier Pressen in der Officin. Für »formula concordiæ« erhielten die beiden Drucker ein Privilegium für zwei Jahre. 1580 wird Bergen beschuldigt, er drucke »säumig«. Gimel Bergen (I.) starb 1597. Seine Söhne Christian, Johannes und Gimel führten die Druckerei gemeinsam bis 1610 fort. Ab 1610 betrieb Gimel Bergen (II.) die Werkstatt allein. Nach dem Tod des Hofbuchdruckers Heinrich (Hieronymus) Schütz 1616 wurde er zum Nachfolger ernannt. In seinen Drucken, erstmals im Impressum einer Dresdner Grammatik, nennt er sich »Churfürstl. Sächs. Hoff Buchdrucker«. 1630 druckte er 300 Exemplare der Ballette »von den zweien Hirten« und wird »von den Waldgöttern« bezahlt. Er starb 1637. Die Officin wurde von seiner Witwe und seinem Sohn Gimel bis 1640 weitergeführt. Danach übernahm Gimel Bergen (III.) die väterliche Werkstatt. Gimel Bergen (III.) schloß 1640 seine Ausbildung ab und wurde im selben Jahr »postuliert«. Er starb 1643. Seine Söhne Christian und Melchior betrieben die Gimel Bergen Druckerei weiter: »gedruckt bei Melchior und Christian Bergen«. Der Schwerpunkt von Christian Bergen lag auf dem Verlagsgeschäft (ab 1666 soll er nicht mehr gedruckt haben), der seine Werke in der Druckerei seines Schwagers Wolfgang Seyffert, ein ehemaliger Faktor bei Gimel Bergen (II.), herstellen ließ. Christian Bergen, der »bey den Bergen« firmierte, starb um 1678, Melchior Bergen um 1670. In den Jahren 1670 bis zu ihrem Tod 1688 leitete die Witwe Melchior Bergens die Officin »Melchiors Bergen Witwe und Erben«. In der Mitte des Bücherzeichens steht der Apostel Matthäus auf einem Podest. Rechts neben ihm steht ein Baum, von dem links ein Apfel herunterhängt und rechts eine Rose. Um den Baumstamm winden sich zwei Schlangen nach oben – eine züngelt nach dem Apfel, die andere zu der Rose. In den Blättern befindet sich einen Schild: »Psal 37« (»... Befiehl dem Herrn deine Wege ...«). Darüber in einem Halbkreis Sonne, Mond und Sterne. Vor dem rechten Apfelbaum liegen am Boden ein Totenschädel, eine Lampe und Beinknochen – Vergänglichkeitssymbole. Links außen steht ein Baum, gewachsen aus einem abgesägten Stamm, auf dessen Spitze eine Taube (ein Attribut des in den Apokryphen erwähnten Joachim – Gimel – sind zwei Tauben) sitzt. Die aus dem Baumstumpf sprießenden Schößlinge werden auch als Stöckel bezeichnet, so daß es sich in diesem Teil um ein »redendes« Bücherzeichen handelt. Vier von sechs Früchten an diesem Baum tragen ein Kreuz. Ein Hund mit buschigem Schwanz (wie ein Eichhörnchen) bellt die Taube an. Vor dem Hund könnte eine Margerite blühen: Die Margerite, deren Name Perle bedeutet, ist das Sinnbild vergossener Tränen und verweist auf das Leiden Christi und der Märtyrer. Im Hintergrund sind Wolken und davor (!) Sterne. Unterhalb des Podestes ist die Jahreszahl 1579 eingetragen. Im Halbkreis um die Szene mit Matthäus stehen die beiden Druckernamen Matthes Gimel Bergen Stoeckel und Gimel Bergen). Außerhalb dieses Bogens sieht man die vier Evangelisten: Markus mit Löwen (rechts oben), darunter Johannes mit dem Adler, links oben Matthäus mit einem Engel und darunter Lukas mit einem Tier, das mehr einem Schaf als einem Stier, dem Symboltier des Apostels, ähnelt. Alle vier Evangelisten werden gezeigt, wie sie in einem Buch schreiben. Thiebold Berger hatte seine Officin in Straßburg ab 1551 in dem Haus Nr. 2 am Barfüßerplatz (heute Kleberplatz), das er 1565 wieder verkaufte. In den Jahren 1562 und 1563 stellte er in kirchlichem Auftrag zwei Schriften gegen Juden her. Ein weiteres Domizil war dann am Weinmarkt im Haus »Zum Treubel«. 1579 kaufte er das Haus Gewerbslauben Nr. 83. Berger beschäftigte auch Briefmaler und Buchbindergesellen, was ihm (wie auch seinem Kollegen Nicolaus Wyriot) ein Verfahren vor dem Zunftgericht einbrachte. Er druckte sehr viele volkstümliche Literatur und auch einige geistliche Lieder, jedoch ohne Jahrgangsangabe. Seine Officintätigkeit endete 1584. Das Bücherzeichen zeigt Josua und Caleb als Kundschafter mit der Weintraube (»Aber Josua, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephunnes, blieben lebendig aus den Männern, die gegangen waren, das Land zu erkunden«, 4. Mose 14:38). Oberhalb des Ovals ist ein Gesicht mit einer Krone, gegenüber (unten) ein Löwenkopf. Links und rechts vom Löwenkopf sind zwei Fratzen eingezeichnet. Links und rechts oben stehen – nach innen blickend – zwei junge Frauen. Die umlaufende Devise lautet: »TIME TE DOMINVM OMNES SANCTI EIVS QUONIAM NON EST INOPIA TIMENTIBVS EVM. PS. 34«. Anton Bertram stammt aus Linz und war 1583 als Geselle bei dem Mainzer Drucker Kaspar Behem tätig. 1584 zog er nach Straßburg, wo er im selben Jahr die Witwe des Nicolaus Wyriot heiratete und dessen Nachfolger wurde. Zugleich erhielt er das Straßburger Bürgerrecht. Die Officin befand sich von 1587 bis zum Verkauf des Hauses 1604 im Haus Nr. 25 der Großen Stadelgasse. Sein erster Druck war das Drama »Esthera Regina« des Cornelius Laurimannus. Bertram wurde zum Drucker der Universität (»Academiæ typographus«) berufen. Ihm wurde auch ein Privileg für den Druck der Domkapitelkalender erteilt. Er starb 1622; sein gleichnamiger Sohn führte das Geschäft, auch als Akademiedrucker, noch vier Jahre fort. Das Bücherzeichen zeigt in einem Rahmen innerhalb eines Ovals zwei aus den Wolken kommende Hände. Zwischen ihnen befindet sich eine Margarite als Sinnbild der Leiden Christi. Sonnenblumenstaude. Am oberen Rand des Rahmens, links und rechts, sitzen zwei Putten. Um das Oval herum läuft die Devise »SPES MEA CHRIST«, der Druckername »ANTONIVS BERTRAM« und die Jahreszahl » ANNO MDLXXXIIII« (1584). Johannes Besicken stammt aus Besigheim (Württemberg) und wird 1475 in den Basler Margzalsteuerbüchern erwähnt; als seine Wohnung wird »Sant Alban by dem Wechter Hußly« angegeben. 1478 wurde er Bürger von Basel, wo er 1483 ein einziges Druckwerk (Moesch »De honoris canonicis«) herstellte. Die Officin war jedoch nicht sehr erfolgreich; aus Unterlagen geht hervor, daß seine Papierlieferanten sogar vor Gericht zogen, um ihre Gulden einzutreiben. 1493 zog er nach Rom und betrieb mit dem Drucker Sigmund Mayr in den Jahren 1493 und 1494 gemeinsam eine Officin. Auch mit Andreas Fritag (de Argentina, aus Straßburg) arbeitete er zusammen; er stellte mit diesem ein Prognostikon für das Jahr 1496 her. 1500 schloß er sich mit Martin von (aus) Amsterdam zusammen, der noch 1499 in Neapel eine Officin betrieben hatte. Ihr erster großer Druck war eine Ausgabe der »Mirabilia Romæ«. In den Jahren 1501 bis 1512 arbeitete Besicken wieder allein. Er verwendete ganz überwiegend gotische Typen. Das Bücherzeichen (um 1500 in »Leggenda di S. Eustachio«) zeigt zwei »fliegende« nackte Frauen, die eine Girlande halten, an der sich ein Wappenschild mit einem Monogramm befindet. Das Monogramm besteht aus einem »I« für Johannes und einem querliegenden »M« für Martin, darüber ist ein »I« und »B« zu lesen. Außen befinden sich (halbe) Blüten der Margarite. Alessandro Brucioli stammt aus Florenz und betrieb in Venedig mit seinen Brüdern Antonio und Francesco eine Werkstatt. 1542 druckten sie die Schriften von Aristoteles, 1543 stellten sie zweisprachig, Griechisch/Latein, die Schriften des griechischen Staatsmannes und Redners Demosthenes (384–322 v.Chr.) her. Die Officin wurde 1548 wegen des Drucks angeblich ketzerischer Schriften geschlossen. Sie – in der auch Giovanni Centani tätig war – befand sich im Bezirk San Filippo e Giacomo. Sechs Jahre später erscheint noch einmal Werk ohne Druckernamen, aber mit den Typen der Bruciolis (»Nella creatione del serenissimo principe Francesco Veniero«). Das erste Bücherzeichen aus dem Jahr 1546 zeigt in einem Oval einen Weinstock (ein Symbol Christi) mit Blättern und Trauben. Um das Oval herum sind weitere Weinranken mit Blättern. Auf diesem Weinstock ist in Anspielung auf Aesops Fabel ein Fuchs geklettert. Das Bücherzeichen wurde mit und ohne umlaufende Devise (»Dal Signore ju questo è mirabile negli occhi nostri«) verwendet. Die beiden anderen Bücherzeichen zeigen in einem Rahmen ebenfalls je einen Weinstock mit Blättern und Trauben; die Wurzeln sind klar erkennbar. Ausschnitt Alessandro Brucioli l m Johann Busaeus war ein Kölner Buchhändler und Verleger und durch Heirat der Witwe des 1653 verstorbenen Gerwin Gymnich, dem Sohn Johann Gymnichs (IV.), auch Buchdrucker. In den 1560er Jahren legte er die sich seit mehreren Generationen in der Familie Gymnich befindliche, aber nur noch mit einer Presse ausgestattete Druckerei still und beschäftigte nur noch Lohndrucker. 200 Titel, in der Mehrzahl theologische Schriften, sind von ihm bekannt. Unter den von ihm verlegten Autoren findet sich auch der neulateinische deutsche Dichter Jakob Balde. Busaeus starb 1669. Seine schon aus Gymnichs Zeiten her sehr reiche Witwe heiratete 1672 Hermann Demen, ebenfalls Buchhändler in Köln. Der zog in das 1599 von den Gymnichs erworbene Haus »Zum Einhorn« und führte neben dem eigenen auch das Geschäft seiner Frau weiter, bis ein Busaeus-Sohn wieder selbst die Leitung übernehmen konnte. Das Bücherzeichen zeigt in einem rechteckigen Format links und rechts je ein Füllhorn mit daraus überquellenden Früchten aller Art. Dazwischen in einem Oval eine Taube als Symbol des Heiligen Geistes. Oberhalb der Taube ist eine Muschel eingezeichnet; Johannes der Täufer wurde in vielen Darstellungen mit einer Muschel wiedergegeben und insofern ist dieses Bücherzeichen ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet. Die Devise lautet: »sPIRAT UBI VULT.« Claude Chevallon (Claudij Cheuallon) war seit 1511 in Paris als Verleger, Buchhändler, Drucker und Buchbinder tätig. Er war Nachfolger des deutschen Druckers Berthold Rembolt, da er 1520 dessen Witwe Charlotte Guillard geheiratet hatte. Seine Officin war in der rue St. Jacques unter dem Zeichen »soleil d’or«, wo schon Rembolt seine Werkstatt betrieben hatte. Sein erstes Verlagswerk war wohl eine Ausgabe der »Legenda Francisci«, gedruckt von Jean Barbier. Mit Francois Regnault gab er eine Ausgabe eines Breviers für die Abtei Sarum bei London heraus. Er starb 58jährig im Jahr 1537. Sein Nachfolger in der Officin war seine Witwe. Seine Tochter Gillette heiratete um 1542 den Drucker Pierre Regnault d.J. Das Bücherzeichen aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts zeigt einen Wappenschild mit zwei Pferden und einem Weinstock mit Weintrauben. Die Sonne zwischen den beiden Hauptästen gibt einen Hinweis auf den Ort seiner Officin, das Haus »soleil d’or« bzw. »sub sole aureo« in der rue St. Jacques, in der auch andere Druckherren ihre Werkstätten betrieben. Die Pferde im Druckerzeichen sind eine Anspielung auf seinen Namen. Auf dem Wappenschild ist ein dreigeteilter »Reichsapfel«, in dessen unterer Hälfte die Initialen des Druckers zu lesen sind. Oberhalb des »Reichsapfels« eine Buchhandels-»4«, dem schon im 13./14. Jahrhundert in England verbreiteten Markenzeichen eines Händlers. Das Druckerzeichen ist Handelsmarke einer Werkstatt. Der Name im Wappen ist in einer eigenen Schrift geschrieben und dokumentiert den Übergang von der gotischen Schrift zur Antiqua. Matern Cholin stammt aus Flandern und begann um 1547 seine Tätigkeit als Buchhändler und Verleger in Köln und betrieb seit 1557 zudem eine eigene Druckerei. 1562 bis 1586 war er als Mitglied der Gürtlerzunft im Kölner Rat und außerdem seit 1574 Ratsdrucker; 1585 wurde er Mitglied der Achatius-Bruderschaft. Seine Officin hatte er im Hause »Zum goldenen Halsbande« in der Straße »Unter Fetten Hennen«. Cholin hatte intensive Beziehungen zur Kölner Jesuitenniederlassung und unterstützte durch seine Tätigkeit den katholischen Standpunkt. Durch die Vermittlung des Jesuiten Petrus Canisius erhielt er 1560 von Kaiser Ferdinand I. ein Privileg auf zehn Jahre, um seine Verlagserzeugnisse gegen Nachdruck zu schützen; daneben besaß er ein weiteres Privileg für den Katechismus des Canisius’, dessen Erstausgabe er veröffentlichte. Die Produktion von Cholin umfaßte mehr als 350 Bücher; er galt als einer der bedeutendsten Kölner Verleger des 16. Jahrhunderts. Neben Predigtschriften, liturgischen Büchern und Streitschriften gegen die reformatorische Bewegung gab er 1584 die Werke von Kardinal Stanislaus Hosius heraus. Cholin starb 1588 in Köln. Sein Sohn Goswin, eines von neun Kindern, übernahm die Werkstatt, die nach dessen Tod auf Peter Cholin überging. 1664 verlegte Johannes Arnold Cholin, der Urenkel von Matern, die Officin nach Frankfurt am Main und später nach Bamberg. Das Bücherzeichen zeigt eine sich in den Schwanz beißende mit Eichen und Lorbeerzweigen umwundene Schlange. Eine aus den Wolken kommende Hand hält die Schlange – ein Symbol für die Ewigkeit. Um diese herum befindet sich ein Früchtekranz, in dem sich Ähren, Äpfel, Birnen und Weintrauben befinden und der mit Ringen an der Schlange fest verbunden ist. Die Devise lautet: »BENEDICES CORONÆ ANNI BENIGNITATIS TUÆ (Psalm 46)«. Jean Crespin (Crispinus) wurde als Sohn eines Anwalts um 1520 in Arras (im heutigen Departement Pas-de-Calais) geboren. 1541 schließt er sein Studium in Leuven als lic. iur. utr. ab. In den Jahren 1541 bis 1542 ist er als Sekretär des Rechtsgelehrten Charles Dumoulin in Paris tätig und tritt hier zum evangelischen Glauben über. Er wird deshalb 1545 wegen Ketzerei verurteilt und flüchtet 1548 nach Genf, wo er eine Druckerei gründet. Das Handwerk erlernt er bei Conrad Bade. 1550 bis 1572 druckt er für den französischsprachigen Raum rund 250 Schriften religiösen Inhalts. Crespin verfaßt außerdem ein Martyrologium und ein Handbuch zum Zivilrecht. Er starb 1572 in Genf. Bei Jean Crespin arbeitet ab 1551 der aus Nîmes stammende und als Anhänger der Reformation verfolgte Claude Baduel als Castigator. Nach Crespins Tod geht die Werkstatt an seinen Schwiegersohn Eustache Vignon über. Samuel Crespin war ein Drucker und Verleger, der in den Jahren 1599 bis 1620 in Genf eine Officin unterhielt. Er wird auch mit Geschäften in Lyon (1601 bis um 1616) und in Saint-Servais (1602 bis um 1607) genannt. In seinen Genfer Drukken nannte er als Druckort »Colonia Allobrogum« bzw. »Cologny«, was verschiedentlich zu der Vermutung geführt hat, er hätte auch in Köln gearbeitet, doch ist diese Angabe die lateinische Bezeichnung für Genf. Als Verleger soll er nur von 1614 bis 1618 tätig gewesen sein. Er starb 1648 und soll bis zu seinem Tod aktiv gewesen sein. Das Bücherzeichen von Samuel Crespin (1619 in Hieronimus Zanchius »Opera theologica«) zeigt in einem Oval einen Landmann, der auf einem Feld Getreide sät. Er trägt ein Schultertuch (mit der linken Hand offen haltend) und verstreut mit der linken Hand den Getreidesamen. Klar erkennbar sind die Furchen im Feld. Jean Crespin Im Hintergrund ist rechts ein Haus, links auf einem Berg eine Burg zu erkennen. Es ist eines der wenigen zweifarbigen, rot und schwarz, Druckermarken jener Zeit. Im linken rot gedruckten Bildteil sitzt ein nach außen blickender Mann inmitten von Früchten, auf der rechten Seite eine junge Frau. Die insgesamt vier rotfarbigen Teile ergänzen den Schwarzteil und sind wahrscheinlich aus dem vollständigen Holzschnitt ausgeschnitten worden. Oberhalb des Sämann ein Spruchband mit der Devise; dahinter eine strahlende Sonne (mit angedeutetem Gesicht). Samuel Crespin verwendete 1619 die Devise »SON ART EN DIEU«. Henry Denham war ab 1560 Buchdrucker in London und Mitglied der Stationers’ company. Seine erste Officin befand sich in einem von ihm erworbenen Haus ab 1564 in der White Cross Street in Cripplegate, das vorher dem Drucker Richard Harrison gehört hatte. Schon ein Jahr später errichtete er in der Paternoster Row im Hause »The Star« eine neue Officin; diesen Namen übertrug er auf seine dritte Wirkungsstätte in der Aldersgate Street. Er war einer der Lehrlinge von Richard Tottell und wurde freigesprochen und freeman der Stationers’ im August 1560. 1574 erwarb er mehrere Druckprivilegien von William Seres für die Herstellung eines Gebetbuches für Kinder und alle Bücher in Latein und Englisch für private (nichtöffentliche) Gebete. Außerdem übernahm er Druckmaterial von William Seres. Denham besaß eine große Anzahl von Typen, darunter eine Textura mit klaren Konturen, und einen großen Vorrat an Initialen (einige von Anton Sylvius in Antwerpen geschnitten), Ornamenten und Randleisten. 1582 druckte er mit vielen Holzschnitten »Monument of Matrones«, eine Sammlung privater Gebete. 1583 wurde er mit Ralph Newbery zum Testamentsvollstrecker von Henry Bynneman berufen. Im »Eliot’s Court Printing House« gründete er in Old Bailey eine Gesellschaft mehrerer Drucker, darunter Ninian Newton, Arnold Hatfield und Edmund Bollifant, die vorher als Lehrlinge bei ihm tätig waren. Er war wohl auch Vormund des später als Drucker tätigen Christopher Barker. 1583 besaß er vier Druckpresse. 1586/87 und 1588/89 war er Junior Warden der Company of Stationers’. Im Jahr 1589 beendete er seine Tätigkeit. Das Bücherzeichen zeigt oben das königliche Wappen, gegenüber (unten) ist der Wappenschild der Stationers Company. Das königliche Wappen wird gehalten von einem Löwen und einem geflügeltem Hund. Links und rechts oben sind am Rand zwei Frauen mit Füllhörnern abgebildet. Darunter befindet sich links ein ovales Monogramm-Schild mit der Druckermarke von Henry Denham. Unten werden Frauen mit landwirtschaftlichen Gerätschaften gezeigt. Ludwig Dietz aus Speyer war in den Jahren 1505 bis 1515 der zweite Drucker in Rostock; er druckte für Hermann Barckhusen, ab 1509 dann auf eigene Rechnung. Dann zog er nach Lübeck. Von ihm wurde die erste niederdeutsche Bibel von Luther in Lübeck 1533–1534 hergestellt. Auf Bitten des dänischen Königs Christian III. ging Dietz nach Kopenhagen und fertigte dort 1550 die erste dänischsprachige Bibel. Seine meisten Werke gab Dietz in der niederdeutschen Sprache heraus. 1558 wurde er in Rostock zum Universitätsdrucker ernannt, wo er auch mehr und mehr Werke in lateinischer Sprache druckte. Seine Witwe, er starb 1559, heiratete den Drucker Stephan Möllemann (Myliander). Das Bücherzeichen (Lübeck 1522 in »Cursus de Domina secundum ecclesiam Hamburgensem«) ist eine Nachahmung des Druckerzeichens von Berthold Rembolt in Paris. Es zeigt einen Wappenschild mit dem »Reichsapfel«, der von zwei Löwen gehalten wird. Umrankt wird der Schild von Weinreben mit zehn Trauben. Das eigentliche Wappen von Dietz ist der dreigeteilte »Reichsapfel« mit den Initialen des Druckers, aus dem ein Pfeil mit einer Spitze emporwächst; darüber befindet sich ein Kreuz für Christus. Thomas East war ein Londoner Drucker in den Jahren 1567 bis zu seinem Tod 1609. Seine Witwe übertrug im selben Jahr sein Bücherzeichen auf Thomas Snodham, der möglicherweise vorher bei ihm Lehrling war. Snodham starb im Herbst 1625, seine Witwe druckte noch einige Monate weiter. Sein Druckmaterial wurde von George Wood und William Lee gekauft. Wood seinerseits verkaufte 1629 (oder erst 1634) seine Officin an Thomas Harper. Das Bücherzeichen (1595 und 1600 in »The first Book of Ballets to Five Voice« von Thomas Morley) zeigt eine Heugabel, eine Sense und eine Harke. Die Devise ist ein Zitat von Publius Ovidius Naso und lautet: »SED ADHUC MEA MESSIS IN HERBA EST.« Samuel Emmel war in den Jahren 1551 bis 1571 in Straßburg als Drucker tätig. Er heiratete eine Tochter des Druckers Wendelin Rihel, die verwitwete Sarah Esslinger. Sein erster Druck war eine deutsche Übersetzung über den Feldbau von Kaiser Konstantin. 1556 stellte er ein »Vita Fl. Josephi«, 1558 (das damals schon gesungene und heute noch aktuelle Klagelied) »Von Schulen. Auss was vrsachen dieselben hin vnnd wider in Stetten vnnd Flecken so jämmerlich zerfallen« des Johannes Friedrich Coellestinus und 1559 einen »Catechismus« her. Er besaß das Haus Nr. 7 in der Barbaragasse, das er aber 1571 verkaufen mußte, da er in Konkurs gegangen war; es wurde wahrscheinlich von Theodosius Rihel übernommen. Emmel ging daraufhin nach Köln, wo er ab 1573 in der Officin von Felix Röschlin arbeitete und unter eigenem Namen einen Druck herausbrachte. Emmel druckte gelegentlich mit Josias Rihel und 1569 auch einmal mit Theobold Dietrich. Das Bücherzeichen zeigt in einem mit Früchten, darunter auch Weintrauben, geschmückten Renaissancerahmen einen sog. wilden Mann mit Pfeil und Bogen. Über ihm ist im Rahmen eine Fratze zu sehen. Am unteren Rand des Rahmens ist die eigentliche Druckermarke angebracht. Auf einer Art Schild befindet sich das Monogramm »SE« nebst einem »A«, dem Hinweis auf Straßburg (Argentipolis, Argentina). Giovanni Battista Faelli war in den Jahren 1526 bis 1543 Buchdrucker und -händler in Bologna und betrieb 1539 außerdem eine Buchhandlung in Lucca. Bereits sein Vater Rinaldo wie auch seine Brüder Benedetto und Riccardo waren als Drucker tätig. Er arbeitete sowohl allein wie auch mit seinem Bruder Benedetto zusammen. Seine Officin befand sich in Bologna in der via delle Scuole (Schulstraße). Er druckte, wie damals üblich, unter verschiedenen Namen: Ioannes Baptista Hectoris de Phaellis, Ioannes Baptista de Phaellis calcographus Bonon., Ioannes Baptista Phaellus und Giovanbattista di Phaelli. Das Bücherzeichen in dem 1543 gedruckten Werk »Dichiarzione fatta sopra la seconda partedelle rime Divina Vittorio Colonna Marchesana di Pescara da Rinaldo Corso« zeigt eine Lilie mit drei Blüten und eine Weizenähre. Beide Pflanzen kreuzen sich. Die Devise lautet: »Qvoniam tacvi inveteravervnt ossa mea.« Ein anderes Bücherzeichen von Faelli, schon von seinem Vater verwendet, war der »Reichapfel« mit einem Kreuz mit zwei Querbalken. Der dreigeteilte Kreis zeigt ein »B« in einem Dreieck. Andreas Geßner d.J. und Hans Jakob Geßner (Andreae Gesneri) und Hans Jakob Geßner (Iacobus Gessnerus, Jacobo Geszner, Gesnerus) waren Söhne eines Züricher Krämers. Ursprünglich war auch Andreas Geßner ein Krämer. 1536 wurde er Bürger und zugleich Mitglied der Safranzunft. Ende 1551 schloß er sich mit Rudolf Wyssenbach (1551–1553/57) zu einer Gemeinschaft zusammen; von Wyssenbach kaufte Geßner die Werkstatt im Haus an der Frankengasse. 1553 druckte er allein (»Andream Geßnerum«), insgesamt etwa 25 Werke, darunter einen »Catechismus Brevis«. 1554 nahm sein Bruder Hans Jakob eine Tätigkeit in der Druckerei auf. Ihr erster gemeinsamer Druck (»Tigvri per Andream Geßnerum F. et Iacobum Geßnerum fratres«) war wohl ein Neues Testament in einer Erasmus-Übersetzung. Ein weiteres Druckwerk war »Kunstliche und aigentliche bildnussen der Rhömischen Keysseren« von Jacopo Strada (man wollte ja schließlich wissen, wie die Herren Kaiser aussahen). Gemeinsam stellten sie auch einige Werke ihres Vetters Konrad Geßner her (z.B. 1555 »Chirurgia«), insgesamt etwa 40 Drucke. Andreas Geßner starb 1559. Hans Jakob wurde 1554 Mitglied der Safranzunft und führte nach dem Tode seines Bruders die Officin allein weiter; bei ihm arbeitete 1560 sein Neffe Tobias Geßner (der auch ein Jahr allein druckte). 1566 wurde die Firma aus finanziellen Gründen aufgelöst; das letzte Werk war die Schrift von Wyssenburg in einer Neuauflage »Contrafacturen«. Hans Jakob Geßner war von da an nur noch Buchhändler und Krämer. Er starb nach 1573. Sein Sohn Jonas wurde Drucker (1607 bis 1610) mit einem Teil des väterlichen Betriebes, den er aufgekauft hatte, und sein Sohn Josias (1578–?) Verleger und Buchhändler. Andreas Geßner d.J. und Hans Jakob Geßner Das Bücherzeichen zeigt das Motiv einschließlich des Wappenschilds mit der eigentlichen Druckermarke in einem Rollwerkrahmen. Links und rechts oben sind in den Ecken Tauben (als Symbol des Heiligen Geistes), nach außen blickend, abgebildet. In der Mitte, oben und unten, sind Fratzen eingezeichnet. Die Seiten sind mit Obst und anderen Früchten ausgeschmückt, unten handelt es sich um Weintrauben. Zwischendurch sind auch noch Blüten zugegeben. Paolo Gherardo war 1543 bis 1560 Verleger und Buchhändler in Venedig. Er ließ bei zahlreichen Buchdruckern in Venedig seine Werke herstellen. Unter den von ihm verlegten Drucken war 1557 auch das Decamerone (»Il Decamerone con le richezze dell’Alunno«) von Giovanni Boccaccio, in dem das Bücherzeichen verwendet wurde. Zu den von ihm auch verlegten Autoren gehören Dante, Petrarca, Bembo, Sannazaro und Ariost. Gherardo verlegte seine Bücher auch unter den Namen Paulo Girardo, Paolo Gerardo, Paulus Girardus, Paulo Gherardo, Paulus Gerardus und Paulus Gherardus. Das Bücherzeichen zeigt in einem Oval, um das die Devise läuft, eine Ackerszene mit mehreren Symbolen und Attributen. Unter einem Sternenhimmel mit aufgehendem Mond ist eine weite Ackerbaulandschaft zu sehen. Ein Pferd, Pegasus, zieht einen Pflug, der von Merkur mit der typischen geflügelten Kopfbedeckung geführt wird. Auf dem Pflug ist der als Caduceus (griech. Kerykeion) bezeichnete goldene Merkurstab mit den beiden Schlangen gesteckt. Hinter Merkur mit Pegasus und Pflug steht ein Baum, an dem Zaumzeug hängt – ein Hinweis auf die Göttin Nemesis, deren Attribut u.a. das Zaumzeug ist. Der Pflug wurde früher als phallisches Symbol gedeutet und wird wohl im Kontext mit den anderen Bildteilen hier auch so gemeint sein. Im Vordergrund steht links auf einem Bein ein Storch, der nach dem Volksglauben die Seelen der Verstorbenen aufnimmt (obwohl er in der Bibel zu den »unreinen« Tieren gezählt wird); der Storch gilt als Schlangenfresser als Feind des Bösen und als Symbol des Guten. An einem abgebrochenen Ast an einem Baumstumpf vor ihm hängt als Symbol der Dreieinigkeit ein Winkelmaß, an dem ein Lot über einer Sanduhr pendelt. Die Sanduhr gehört zu den Memento-mori-Symbolen (Gedenke des Todes) und verweist auf die Vergänglichkeit und auf den Tod als Mahnung vor Sinneslust, Eitelkeiten und Putzsucht der Frauen. Dem Storch gegenüber steht ein Hund als Symbol der Treue und der Wachsamkeit. Die Devise in einem doppelten Rahmen lautet: »NOCTE AGIT AD NORMAM SULCOS INCURVUS ARATOR.« Hans van Ghetelen stammte wahrscheinlich aus einer Lübecker Kaufmannsfamilie und war der Verleger des Mohnkopfverlags. Ghetelen nennt sich selbst 1488 durch ein Akrostichon in den Schlußversen eines Mohnkopfdrucks. Er war seit 1480 nachweislich in Lübeck ansässig. Er war höchstwahrscheinlich Hauptinhaber des Verlagsunternehmens, in dem verschiedene Lübecker Drucker tätig waren und das zahlreiche, meist niederdeutsche Drucke herstellte. Der Forschung zufolge besteht auch die Möglichkeit, daß »G« der Verfasser bzw. Bearbeiter eines Großteils seiner Verlagswerke, darunter »Spygel der Leyden« (1496) und das »Narrenschyp« (1497), war. Von 1487 bis 1493 sollen die Werke des Verlags von Matthaeus Brandis, von 1495 bis 1520 von Stephan Arndes gedruckt worden sein. In den Jahren 1497 bis 1499 wurden die Mohnkopfdrucke in einer weiteren Werkstatt hergestellt. Ghetelen gehörte zu den reicheren Bürgern Lübecks und mußte jährlich über eine Mark Vermögenssteuer entrichten; er war auch Besitzer eines Hauses. Er starb nach 1524. Das Bücherzeichen zeigt drei Mohnkapseln, die in fast allen Bücherzeichen des Mohnkopfverlages als Marke gezeigt werden. Richard Grafton Der Lebensmittelhändler Richard Grafton gründete im Jahr 1538 in London eine Buchdruckerei. Er und Edward Whitchurch, ein Kurzwarenhändler und Mitglied der Haberdashers company, brachten von einem Aufenthalt in Paris Pressen und Drucker mit nach London, da sie beabsichtigten, in England eine (erste) Ausgabe der »Great Bible« zu drucken. Whitchurch druckte eine Zeitlang gemeinsam mit Grafton, der seine Presse im Benediktiner-Kloster aufstellen konnte. 1541 erhielten sie ein Privileg für das Drucken religiöser Bücher; im selben Jahr wurde ihnen zusätzlich ein Privileg für den Druck von Fibeln in lateinischer und englischer Sprache gewährt. Doch im selben Jahr wurde Grafton auch angeklagt wegen des Drucks der Schriften von Melanchthon und des Drucks von Balladen. Im April 1543 wurde er mit sieben anderen Druckern, unter ihnen Whitchurch, ins Gefängnis geworfen wegen des Drucks von »ungesetzlichen« Büchern. In Graftons Fall erfolgte die Verurteilung wegen des Drucks der »Great Bible« im Jahr 1539. Er verbrachte sechs Wochen im Gefängnis und wurde unter Androhung einer Geldstrafe von 300 Pfund verurteilt, solche Bücher zukünftig weder zu verkaufen noch weitere englischsprachige Bibeln zu drucken, es sei denn, der König und die Geistlichkeit stimmten der Übersetzung zu. Nach dem Thronantritt Edwards VI. 1547 wurde Grafton zum königlichen Drucker ernannt und erhielt damit das Privileg, alle Gesetze und staatlichen Veröffentlichungen zu drucken. Er behielt dieses Privileg jedoch nur 6 Jahre. 1553 druckte er – etwas voreilig – eine Proklamation zum Thronantritt Lady Jane Greys, einer Großnichte von Edward VI., zur Königin von England und Schottland (was sie nur neun Tage blieb) und in der er sich als »Drucker der Königin« bezeichnete. Er wurde deshalb unmittelbar nach dem Amtsantritt von Mary Tudor ins Gefängnis geworfen. John Cawood wurde nun Drucker der Königin, und Graftons Karriere als Drucker endete. 1553 druckte unter seiner Adresse und mit seinem Bücherzeichen Robert Caly, der eine katho- Richard Grafton lische Bibel herstellte. Im Gefängnis schrieb Grafton eine »Kurzfassung der Geschichte Englands« (1563), die er 1568 mit einer allgemeinen Geschichte ergänzte. Um 1560 hatte er einen Unfall, bei dem er sich beide Beine brach und deshalb für den Rest seines Lebens behindert war. Grafton war auch bei der Gründung und dem Betrieb eines der ersten Londoner Krankenhäuser, des »Christ’s Hospital« der Karmeliter, beteiligt. Er starb 1572 oder 1573; seine Tochter Joan hatte den Drucker Richard Tottyll geheiratet, der eine Officin in der später wohlbekannten Londoner Fleet Street betrieb. Das Druckerzeichen von Grafton bildet ein Wortspiel mit seinem Namen, denn es zeigt ein Weinfaß, mit einem »G« gekennzeichnet, aus dem ein Propfreis wächst (graft bedeutet Pfropfreis). Auf dem Schriftband ist der Spruch »FRUCTIBUS EORUM COGNOSCETIS EOS«. Das Druckerzeichen wurde von Tottyll weiter verwendet. Richard Harrison Der Buchhändler Richard Harrison (Harryson, Harison) druckte in London nur in den beiden Jahren 1561 und 1562 und stellte nur etwa ein halbes Dutzend Bücher her. Seine Officin befand sich in der White Crosse Street in Cripplegate. Sein erstes Werk war 1562 »The Bible in Englyshe, that is to say, the contentes of all the holy Scriptures«, das Neue Testament. Er druckte zwei Ausgaben, doch die zweite ohne Genehmigung, so daß er dafür mit einer Geldbuße bestraft wurde. »The Institution of Christian Religion« von Calvin wurde von ihm im selben Jahr fertiggestellt. 1562 wurde er zum Warden gewählt. Kurz bevor er Anfang 1563 starb, vollendete er in lateinischer Sprache »De Neutralibus et Mediis«. Die Erlaubnis, »The Dyxcionary of Mr. Tho. Elyott, and Mr. Cowper« zu drucken, ging auf seinen Nachfolger, seinen Sohn John, über. John Harrison war seit 1556 Mitglied der Stationers’, obwohl er nicht auf der Liste des Star Chamber decree aufgeführt wurde. Er bekam 1564 den Status eines liveryman und war dreimal Warden (1573: Junior Renter Warden) und dreimal sogar Master; 1574 war er Mitglied des Court der Stationers’. Seine Officin befand sich unter dem Zeichen »White Greyhound« in St. Paul’s Churchyard und in der Paternoster Row unter dem Schild des Greyhounds. John Harrison starb 1617. Das Bücherzeichen zeigt in einem rechteckigen Format einen Hasen, eine Getreidegarbe und eine Sonne. Mit diesen drei Elementen schafft Harrison ein Bilderrätsel: Der Hase heißt im Englischen »hare«, »rye« ist der Roggen und die Sonne ist »sun«. Unter diesem Rebus sind noch ein Frauenkopf und links und rechts davon zwei nach außen blickende Fratzen. William und Isaac Jaggard Die Brüder William und Isaac Jaggard betrieben in London eine Offizin und wurden als Drucker der Werke Shakespeares berühmt. 1623 druckte Isaac Jaggard unter Mitwirkung von Edward Blount, Jacob Smethwicke und William Aspley den ersten Band der Werke Shakespeares. In der Offizin Jaggards wurde auch eine erste Gesamtausgabe gedruckt, herausgegeben von J. Heminge und H. Condell. Die Titelseite zeigte das Porträt des Dichters von Droeshout. Isaac und William Jaggard benutzten für dieses umfangreiche Druckwerk eine Antiqua-Type in unterschiedlichen Größen. Für den Text, in zwei Spalten gedruckt, ist die Antiqua mit einer Kursiven vermischt worden. Das Bücherzeichen (1609 in »Troia Britannica«) zeigt in der Mitte eines mit Früchten, mehreren Wappenschilde und Fabelwesen versehenes Randes eine aus den Wolken kommende Hand, die von einer sich zu einem Kreis formenden Schlange umwunden ist. In dem Schlangenkreis mit dem Kopf, ein Symbol für Anfang und Ende und für die Ewigkeit, steht das Wort »PRUDENTIA«, ein Hinweis auf die personifizierte Weisheit. Die Hand umgreift eine Rolle und zwei Zweige. Links im Rand befindet sich in einem Oval mit einer Devise (»POST TENEBRAS LUX«) das Wappen von Genf, rechts das eigentliche Druckerzeichen, gleichfalls mit einer Devise (»BE THANKFULL TO GOD«). Das Zeichen besteht aus einem Monogramm aus den Buchstaben PWGL und einem Buchhandelszeichen. Links und rechts unten, neben dem Zeichen der Stationers Company, sind diverse Früchte und ganz außen Papageien vor Zelten. Oberhalb der beiden seitlichen Ovale sind gleichfalls Früchte (an einem Band), die von zwei Fabelwesen mit Schwanz gehalten werden. Dazwischen eine Putte. Johann Knoblouch (Johannem, Knobeloch) – sein Vater wird als Johann Cist genannt Knoblouch in seinem Heimatdorf Zofingen aufgeführt – wird erstmals 1486 erwähnt. Verheiratet war er mit Katharina Dammerer, der Witwe des Buchdruckers Martin Flach d.Ä. und in zweiter Ehe mit Magdalena Vogler. 1501 erhält Knoblouch das Straßburger Bürgerrecht (»Johans Knobeloch v. Zofingen der trucker«). In den Jahren 1497 bis 1528 war er hauptsächlich in Straßburg als Buchdrucker und Verleger in der Officin »Zur Turteltaube« tätig. Um 1500 stellte er in Sursee mit einer mobilen Presse Niklaus Schradins Chronik des Schwabenkriegs mit 42 Holzschnitten (1516) her und damit die erste Schweizer Chronik überhaupt, 1506 druckte er wieder in Straßburg den Passionstext des Elsässer Humanisten Matthias Ringmann mit Holzschnittillustrationen von Urs Graf d.Ä. und Hans Wechtlin, von der bis 1510 sechs weitere Auflagen erschienen. 1513 gab er die Gesamtausgabe der Werke von Poggio Bracciolini (z.T. mit Illustrationen von Graf) heraus. Insgesamt druckte Knoblouch weit über 300 Werke. Er starb um 1528. Cist oder Ziest kommt aus dem westslawischen Sprachraum und verweist auf ein Verwaschkraut. Das erste Bücherzeichen ist ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet, denn für den Kranz wählte der Drucker Knoblauchzehen. Das Zeichen (1521) zeigt die personifizierte Wahrheit (Veritas), unbekleidet (denn die Wahrheit ist unverhüllt) aus einer Felsspalte zum Licht emporsteigend. Knoblouch setzt dem Bücherzeichen in manchen Ausgaben hinzu: »VERUM QUUM LATEBRIS DELITUIT DIU EMERGIT.« Johann Knoblouch Das zweite Bücherzeichen ist ebenfalls ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet. Es zeigt als Schildhalterin eine Bürgerin in Straßburger Tracht, die dem anderen Schildhalter, einem sog. wilden Mann, gegenübersteht. Zwischen ihnen steht der Wappenschild mit der Druckermarke. Es sind drei gekreuzte Knoblauchpflanzen zu sehen, dazwischen die Initialen »I« und »K«. Das letzte Bücherzeichen verwendete Knoblouch erstmals im Jahr 1507 für »De religione christiana« des Marselius Ficinus. Es zeigt einen Bären und einen Löwen, die in ihrer Mitte einen Wappenschild mit dem Druckerzeichen der gekreuzten Knoblauchpflanzen und den Initialen halten. Dahinter steht ein blätterloser Baum mit sternförmigen Blüten. Es scheint Winter und Nacht zu sein. Graphisch sehr geschickt hat Knoblouch im vorderen Bildteil einen Stein (?) plaziert. k l Wilhelm Lützenkirchen Der Buchhändler Wilhelm Lützenkirchen betrieb in den Jahren 1588 bis 1610 in Köln eine Officin in der Mariagartengasse, wo er mit seinem Bruder Johannes auch Miteigentümer zweier Häuser war. Er war Mitglied der Goldschmiedegaffel, der Zunftorganisation für die Buchdrucker. Von ihm stammen zahlreiche geographische und historische Werke und Erbauungsbücher. Ab 1593 erschienen bei ihm die »Meßrelationen« des Konrad Löw, dann ab 1597 die von Jacob Friedlieb, die noch bis 1607 hergestellt wurden. Lützenkirchen starb nach 1634. In einem von Säulen flankierten Oval wird Europa von Zeus als Stier entführt. Links und rechts oben sind an dem Queroval eine Birne (links) und ein Apfel als Symbole der Fruchtbarkeit und der Unsterblichkeit angebracht. Pedro Patrizio Mey war in den Jahren 1581 bis 1621 Drucker in Valencia. Er stammte aus einer Familie, die aus Flandern nach Spanien eingewandert war und deren erster Buchdrucker sich in Spanien Juan de Mey nannte. Juan besaß eine Officin in Alcalá und später in Valencia, wo er mit Juan Baldovini in der früheren Werkstatt des Juan Brocar, zwischenzeitlich im Besitz des Alonso Mendes de Robles, zusammenarbeitete. Juan de Mey starb 1557, seine Witwe druckte noch bis 1568. Ein gemeinsamer Sohn, Felipe, druckte u.a. in Taragona von 1579 bis in die 1590er Jahre. Pedro Patrizio Mey war wohl ein jüngerer Bruder. Weitere Drucker aus der Familie waren Aurelio Mey (druckte in Valencia) und Francisco Felipe Mey, der nach 1613 in Segorbe arbeitete. In einem doppelten ovalen Rahmen, in dem die Devise gedruckt ist, befindet sich ein Ochse, zwischen den Hörnern ein Stern. Der Ochse steht auf vier Säulen, die ihrerseits auf einem Berg stehen. Links und rechts sind zwei Füllhörner mit diversen Früchten, darunter Getreideähren und Weintrauben. Über dem Ochsen hängen aus Wolken weitere Früchte heraus. Mit den Säulen können die vier kaiserlichen Tugenden (Gerechtigkeit, Tapferkeit, Milde und Frömmigkeit) gemeint sein, mit dem Ochsen der Kretische Stier oder das Sinnbild des geduldigen Dienens; aber auch an das Symbol für Manneskraft kann gedacht werden. Unten steht das Wort »potencia«, was aber wohl eher »Patiencia«, die symbolisierte Geduld, meint. Der Text auf den Säulen ist nicht identifizierbar. Die Devise lautet: »HIS AD COELUM EXTOLIOR.« Niccolò Misserini war ein venezianischer Drucker, der in den Jahren 1590 bis 1600 als Mitglied einer Druckgesellschaft die Officin leitete. Der Schwerpunkt dieser Werkstatt lag auf dem Druck liturgischer Bücher, insbesondere Meßbücher. Ihr erstes Werk war »La historia romoaldina, ouero eremitica dell’Ordine camaldolese, di Monte Corona, del reuer« von Luca Hispano. Das letzte Buch dieser Gesellschaft war wohl Ariostos »Orlando furioso. Con gli argomenti in ottaua rima di Lodouico Dolce, et con le allegorie a ciascun canto«. Nach Auflösung dieser Gesellschaft arbeitete Misserini mindestens bis 1630 allein weiter. Das Bücherzeichen (verwendet von dieser Druckgesellschaft) zeigt einen Weinstock mit Trauben. Die Devise lautet: »VINEA MEA ELECTA EGO TE PLANTAVI.« Andrew Myllar und Walterus Chapman (Androv Myllar) betrieb mit Walterus Chapman gemeinsam eine Druckerei in Edinburg. Myllar war in der schottischen Hauptstadt ursprünglich als Buchhändler tätig, was für die Jahre 1503 und 1507 nachweisbar ist. Ein erster Druckauftrag für Schottland stammt aus dem Jahr 1505: das Wörterbuch »Multum Vocabularium«, gedruckt in Rouen. Es wird angenommen, daß Myllar die Buchdruckerkunst auch in Frankreich lernte, denn 1505 und 1506 druckte er in Rouen zwei Bücher von Jordanus Nemorarius (mit seinem Druckerzeichen), so daß er als der erste schottische Drucker anzusehen ist. 1506 wurde von Myllar außerdem in Rouen das »Expositio Sequentiarium« gedruckt. 1507/1508 erhalten Chapman und Myllar durch den schottischen König James IV. die Erlaubnis, Bücher, Druckmaschinen und Schriften und alle für eine Druckerei benötigten Materialien zu importieren und in Edinburg eine Werkstatt einzurichten: »To furnis and bring hame ane prent with al stuf belangand tharto and expert men to use the samyne.« Sie erhalten zugleich das Privileg, Parlamentsentscheidungen, Gesetze, Chroniken und tragbare Meßbücher zu drucken: »For imprenting within our realme of the bukis of our lawis, actis of parliament, croniclis, mess bukis and portuus efter the use of our realme, with additiouns and legendis of Scottis sanctis ... and al utheris bukis.« Bis zur Einrichtung dieser Druckerei wurden Bücher für Schottland aus England und Frankreich importiert. Seine Druckerei richtete Myllar in den Räumen eines verlassenen Klosters der Benediktiner in Southgait (heute Cowgate) bei Edinburg ein. 1509 wird das Druckprivileg vom Staatsrat, dem »privy council«, bestätigt, da auch andere Edinburger begannen, Bücher zu importieren, ohne daß eine Erlaubnis vorlag. Chapman besaß die besondere Unterstützung des Erzbischofs von Aberdeen, Elphinstone. Von den beiden Officingründern gilt Andrew Myllar als der »Praktiker«. Das erste Buch der Edinburger Werkstatt war 1508 »The Maying on Disport of Chaucer«. Es folgten sieben weitere Bücher poetischen Andrew Myllar und Walterus Chapman Inhalts. Ein Brevier für Aberdeen ist im kleinen Oktavformat, zweispaltig in Rot und Schwarz gedruckt. Myllar verwendete drei verschiedene Typen einer gotischen Schrift, die in Größe und Schnitt den Schriften des Wynkyn de Worde ähneln. Der Verbleib der Officin ist unbekannt; sein Nachfolger in Edinburg, John Scot, kam aus Aberdeen mit einer eigenen Druckereinrichtung. Das Bücherzeichen zeigt eine Mühle. Ein Mann steigt die Leiter mit einem Sack hinauf oder hinab. In den beiden oberen Ecken sind – wohl als Erinnerung an seine französische Zeit – zwei Wappenschilde mit Lilien untergebracht. Vor der Mühle befindet sich ein weiterer Schild mit der Tartsche auf der rechten Seite mit der eigentlichen Buchdruckermarke Myllars mit dem Monogramm »MA« und dem allgemeinen Buchhandelszeichen mit der querliegenden 4. Neben dem unteren Schild drei Pflanzen mit Blüten. Bei der linken Pflanze könnte es sich um Raps handeln, zumal das Schild von Myllar an einem Band aufgehängt ist, das einer Schote ähnelt. Die Gewinnung von Leinöl erfolgt mit den Mitteln der Ölmüllerei und besteht hauptsächlich im Zerkleinern der Samen zwischen Mühlsteinen und Auspressen des so erhaltenen Pulvers in Säcken. Familie Nicolini Die Familie Nicolini stammte ursprünglich aus dem Ort Sabbio Chiese in der Nähe von Brescia. Giovanni Antonio war der erste Drucker der Familie, die ab 1521 bis mindestens 1605 als Buchhändler, Verleger und Drukker in Venedig tätig waren und ihrem Familiennamen den Herkunftsort anhängten. Ihr Geschäft befand sich zeitweilig im Bezirk San Giuliano. In der Mitte der 1580er Jahre war ihre Buchhandlung unter dem Zeichen der Viktoria (all’insegna della Vittoria). Sie arbeiteten mit allen großen Druckern und Verlegern Venedigs und Roms wie den Torresanos, den Sessas, den Giuntas und den Scotos. Das erste Bücherzeichen (ein Ausschnitt aus der Titelseite »Martyrologium secundum morem Romane Curie, cum Calendario nouiter impresso«) zeigt einen Wappenschild mit einem Kohlkopf; links und rechts davon steht abgekürzt der Name des Druckers »IO. ANTO. ET FRATELLI«, Giovanni Antonio und Brüder. Darunter ein Hinweis auf den Herkunftsort der Familie: »BRASICA«. Links vom Wappenschild ist ein Bild des heiligen Stephanus (S. STEPHANVS) und rechts ein Bild des heiligen Marinus (S. MARIANYS ARC). Das zweite Bücherzeichen zeigt ebenfalls einen Kohlkopf, bei dem die Blätter deutlich erkennbar sind. Um den Stamm wickelt sich ein Drache. Auf einem Band steht der Name des Druckers: »IO. ANT. F[RA]TRES DE SABIO«, am Fuß des Kohlkopfes ist wieder der Ortshinweis »BRASICA«. Familie Nicolini Das dritte Bücherzeichen zeigt in einem rechteckigen Rahmen wieder einen Kohlkopf auf einem Wappenschild, dessen Spitze mit einer Lilie verziert ist. Um den Schild herum eine sich nach oben windende Schlange. Das vierte Bücherzeichen ist zweigeteilt: In der oberen Hälfte wird die Geburt Jesus (in einem offenen Stall sind Maria, Josef und das Kind in einer zwischen ihnen stehenden Krippe zu sehen). Dazu ein Ochs und ein Esel. Im Hintergrund ein Ort – Bethlehem. In der unteren Hälfte des Bücherzeichens stehen zwei Engel, zwischen ihnen an Bändern gehalten ein Schild mit dem Kohlkopf. Am Fuß ist zu lesen »IO. ANT. P. ET FR. BR.«, was wohl zu lesen ist als Hinweis auf Giovanni Antonio, Pietro (Nicolini da Sabbio) und weitere Brüder und dem Ort Brescia. l m Johannes Otmar war ein Wanderdrucker, der in Reutlingen zahlreiche lateinische Schulbücher herstellte. Sein erster Reutlinger Druck sind die »Formulæ epistolarum« von C. Mennicken. Er druckte insbesondere theologische und homilitische Schriften und Schulbücher. Er arbeitete mit Michael Greyff zusammen für den Verleger Konrad Schlafer. Ab 1495 war Otmar in Reutlingen nur noch als Verleger und Buchhändler tätig. 1497 zog er nach Tübingen, um dort die erste Officin zu eröffnen. Sein erstes Druckwerk erschien ein Jahr später. In Tübingen druckte er insbesondere die Schriften der Universitätsprofessoren. Bis 1502 erschienen einige Schriften, u.a. für den Verleger und Buchhändler Friedrich Meynberger. In Augsburg, wohin er 1502 ging, druckte er gemeinsam mit seinem Druckergesellen Erhard Oeglin, den er aus Reutlingen mitgenommen hatte; seine Officin befand sich beim St.Ursula-Kloster am Lech (»apud cenobium S. Ursulæ cis Licum«). Von ihm stammt die dreizehnte vorlutherische deutschsprachige Bibel (1507) und das »Taschenbüchlein. Aus einem Kloster in dem Rieß«. Insgesamt hat er wohl rund 40 Drucke in Augsburg hergestellt. Otmar war Magister artium liberalium und so qualifiziert, daß er sein eigener Castigator war und Korrekturen selber durchführen konnte. Er starb um 1514; sein Sohn Silvan Otmar übernahm die Officin, die er bis 1539 fortführte. Das Bücherzeichen (Reutlingen 1491 in Ebrardus »Modus latinitatis«) zeigt den Gründer der Abtei von St. Gallen, den heiligen Otmar, in der üblichen Darstellung mit Nimbus und einem Weinfaß. Dieser Otmar war Helfer bei Kinderkrankheiten und (u.a.) Patron der Schwangeren und der Verleumdeten und deshalb (bis wir auf Johannes kamen) auch der Schutzheilige der Buchdrucker. Der Buchdrucker Otmar zeigt den Abt mit einem Bischofsstab, obwohl dieser »nur« Abt war und sogar in der Verbannung sterben mußte; Abt Otmar leitete bereits mit etwa zwanzig Johannes Otmar Jahren die Einsiedelei, die sich um das Grab von Gallus angesiedelt hatte. Das von ihm gehaltene Faß verweist auf das sog. Weinwunder des Abtes hin, nach welchem das Faß nie leer wurde, obwohl er Pilgern und Wallfahrern daraus stets zu trinken gab. Der Hahn auf dem Faß ist im Mittelalter ein Zeichen des Fleißes und auch der Weisheit; in diesem Zusammenhang wurde er in den Fibeln für Schulkinder dargestellt, und er ist ein Sinnbild der Manneskraft wegen seiner steten Paarungsbereitschaft. Neben dem Heiligen das Monogramm des Druckers »IO« und ein »R« für Reutlingen. Peter Perna stammt aus Lucca in Italien und war seit 1542 in Basel. 1543 ist er an der Universität eingeschrieben. Ein Jahr später erwirbt er die Officin von Thomas Platter. 1557 wurde Perna Bürger von Basel und trat im selben Jahr in die Safranzunft ein. Mit Heinrich Petri begann er 1559, Schriften des aus Como stammenden Zeithistorikers Paolo Giovi nachzudrucken. Im selben Jahr gab er auch die Schriften eines des bedeutendsten Philosophen der griechischen Kaiserzeit und Begründers des Neuplatonismus Plotin in der Übersetzung des führenden Neuplatonikers der Renaissance Marsilius Ficinus neu heraus. Perna hatte seine Offizin in der Johannesvorstadt. 1570 brachte er mit Theobald Dietrich eine Polyglotte heraus. Insgesamt hat er wohl über 200 Drucke hergestellt. Perna setzte sich sehr für die Verbindung zu italienischen Kunden ein, obwohl alle Basler Drucker und alle Bücher »ex officio« auf dem Index standen. In seiner Officin wurden viele Schriften italienischer Glaubensflüchtlinge gedruckt, aber auch kirchenrechtlich unverfängliche Werke. Er starb 1582; seine Officin führte Konrad von Waldkirch fort, der die Tochter Laura geheiratet hatte. Der Verlag besteht noch heute und verwendet ein schon von Perna genutztes Markenzeichen. Das Bücherzeichen zeigt eine Eule auf einer Amphore sitzend, aus der Oliven kullern. Im Hintergrund ist eine bergige Landschaft zu sehen. Links und rechts oben stehen zwei Putten in der Art von Atlanten. In den unteren Ecken befinden sich Früchte. Friedrich Peypus Arthemisius, wie sich Friedrich Peypus latinisiert nannte, stammt aus Forchheim in Oberfranken 1512 heiratete er in Nürnberg die Tochter Martha des Ulrich Pinder, der eine Privatdruckerei betrieb. Anfänglich arbeitete Peypus im Haus seines Schwiegervaters. Als Mitgift erhielt er »zwo gegossen schrift zu einer press für sibenzig gulden und gedruckte püecher für dreissig gulden angeslagen und darzu fünfzig rheinisch gulden«. Nach 1515 druckte er unter der Adresse »prope capellam diuæ virginis« am Marktplatz; später zog er um »zum Weintraub am Fischbach«. »Unter dem von Plaben« unterhielt er eine Buchhandlung. 1518 druckte er Christian Scheuerls »Epostolas ad Charitatem« auf eigene Rechnung. Im übrigen war Peypus vielfach Auftragdrucker für Anton Koberger, Leonhard und Lucas Alantse, Georg Glockendon und Leonhard zu der Aich. Zu seinen Drucken gehörten auch Veröffentlichungen des Reichstags, der Stadt und reformatorische Schriften. Er starb 1534; seine Erben druckten noch bis 1537. Das auf den Namen bezogene »redende« Bücherzeichen zeigt auf einem Wappenschild in einem rechteckigen doppelrandigen Rahmen eine blühende Beifußstaude. Die Gewürzpflanze erwächst aus einer Kugel, die wiederum in der Mitte von zwei Hügeln liegt und so ein Herz ergibt. Kugel und Hügel ergeben einen Dreiberg, den Peypus auch bei anderen Signets zeigt. Der Dreiberg verweist auf die Dreieinigkeit, ist aber in Bücherzeichen anderer Drucker auch ein Verweis auf den Breisgau. Die Initialen des Druckers stehen oberhalb des Schilds, dessen obere Ecken nach innen gebogen sind. Das zweite Bücherzeichen aus einem Titelblatt zeigt den Wappenschild von Peypus mit dem Porree, gehalten von zwei Putten. Pietro Paolo Porro, latinisiert Petruspaulus de Porris, war wie sein Bruder Galeazza ein ausgebildeter Goldschmied. Beide arbeiteten in der Münze des Herzogs von Savoyen. Pietro Paolo war außerdem Holzschneider. 1512 gründeten sie in Turin eine Druckereiwerkstatt; bis 1515 arbeitete er mit seinem Bruder, 1516 allein in Genua und dann wieder in Turin (bis 1532). Er stellte für den Turiner Verleger und Buchhändler Giovanni Dossena 1524 etliche Werke her. Porro war der erste italienische Drucker, der 1516 arabische Typen in dem »Psalterium Hebraeum, Graecum, Arabicum, & Chaldaeum cum tribus Latinis interpretationibus & glossis« für den genuesischen Bischof Agostino verwendete. Galeazza Porro starb um 1515; Pietro Paolo Ende 1531. Die Officin wurde von den Erben weiterbetrieben. Das erste Bücherzeichen zeigt auf einem herzförmigen Schild eine Porreepflanze; es ist damit ein auf den Namen des Druckers bezogenes »redendes« Signet. Die Devise auf einem Band lautet »VIRESCIT«. Pietro Paolo Porro Das zweite Bücherzeichen zeigt eine Porreepflanze mit sechs Blättern und einer Blüte. Mit der Staude ist ein Herz wie mit einem Knoten verbunden, in dem sich die Initialen des Druckers befinden. Das dritte Bücherzeichen zeigt die Porreepflanze oberhalb eines Herzens, das sich durch die Initialen »PP« schlingt. k l Berthold Rembolt aus Oberehnheim bei Straßburg immatrikulierte sich 1483 in Tübingen und wurde dort 1487 zum Magister artium promoviert. 1493 ging er nach Paris und trat in die Officin »Au soleil d’or« in der rue St. Jacques von Ulrich Gering ein. Ihr erster Druck, 1494, war »De sermone domini in monte« des heiligen Augustinus. Gedruckt wurden in lateinischer Sprache theologische Werke, Missale, Breviere, aber auch die Klassiker und Bücher der Humanisten sowie einige juristische Schriften. Gedruckt wurden auch die Klassiker wie z.B. Werke von Vergil. Ausschließlich die Gebetbücher waren in französischer Sprache gedruckt. Fast sämtliche Drucke dieser Officin sind selbständige Werke auf eigene Rechnung. In den liturgischen Werken und beim Notendruck wird zweifarbig, schwarz und rot, gedruckt. Die Holzschnitte entsprechen dem Stand der Kunst. Die Initialen in Metallschnitt nach Pariser Art übertreffen die Drucke seiner Zeitgenossen. Die beiden Drucker besaßen zahlreiche gotische Typen (für den Druck liturgischer Werke) und eine griechische Schrift in Minuskeln. Ab 1505 druckte Rembolt gelegentlich für andere Verleger, z.B. das »Missale Sacrum« für Simon de Vostre. Berthold Rembolt starb nicht vor 1519; seine Witwe Charlotte Guillard führte die Officin weiter. Das erste Druckerzeichen (1494 in Guillermus »Sermones super orationem dominicam«) ist von Berthold Rembolt und ist ein auf den Ort der Officin bezogenes »redendes« Signet: Rembolt druckte mit Ulrich Gering im Haus »au soleil d’or« in der rue St. Jacques; deshalb halten die Knappen eine Sonne. Unter der Sonne befindet sich ein Blütenstrauch: Darunter der Name »Berchtoldvs R.« in Antiquaschrift – die Schrift der Humanisten. Im Hintergrund befinden sich Weinstöcke (Montmartre war ein stadtnaher Weinberg). Bei den kleinen Pflanzen zwischen den beiden Männern kann es sich um dreiblättrigen Klee als Hinweis auf die Dreifaltigkeit handeln. Berthold Rembolt Auch die Witwe Berthold Rembolts verwendet ein »redendes« Bücherzeichen. Es zeigt zwei stehende Löwen, die einen Wappenschild mit der eigentlichen Druckermarke Rembolts halten. Der Schild hängt in einem Baum, der Weintrauben trägt; auch Weinblätter sind zu sehen. Auf dem Schild befindet sich ein dreigeteilter »Reichsapfel«, aus dem ein Kreuz mit einer querliegenden »4«, dem Buchhandelszeichen, hervorragt. Werner Richwin Zusammen mit oder für Johannes Birckmann aus der berühmten Kölner Verlegerfamilie druckte Werner Richwin (Wernerus, Richwinus, Wernerum Richwinum, Werneru[m] Richvuinu[m]) in einer Kölner Druckwerkstatt in den Jahren 1561 bis 1565. Sein erstes Werk erschien 1561: »Institutiones absolutissimae in linguam Graecam«; sein letztes Werk war wohl »De imitatione Christi«. Ihm allein oder in Gemeinschaft Mit anderen werden nur etwa 40 Drucke zugeordnet, darunter zwei Ausgaben der »Imitatio Christi« des Thomas von Kempen. Von ihm wurde als erstes Werk eine Schrift von Jean Taisner (»Opus Mathematicum octo libros complectens ... Omnibus Metheseos, Chiromantiæ, Philosophiæ & Medicinæ studiosis utiles ac necesarii ...«) mit mehr als 600 Seiten in Folio hergestellt. Seine Officin befand sich »sub intersignio Falconis«, im Haus »zum Falken«. Das Bücherzeichen zeigt in einem Oval einen Weinstock auf einer Grasfläche mit vier Reben. Um den Stock windet sich eine Schlange. Die umlaufende Devise lautet: »LATET ANGIUS IN HERBA.« Wendelin Rihel d.Ä. Möglicherweise war Wendelin Rihel d.Ä. (Wendel, Wendelinus, Ryel, Rihelius, Richel, Reihel, Riel) der Sohn des Basler Druckers Bernhard Rihel; 1535 beginnt er in Straßburg seine Tätigkeit mit einem Nachdruck der Wittenberger Ausgabe von Luthers Bibelübersetzung. Bereits zehn Jahre vorher war er Straßburger Bürger geworden; ab 1531 besaß er eine Buchhandlung. 1536 wird er von den Straßburger Druckern Johann Schott und Johann Albrecht wegen des Raubdrucks eines deutsch-lateinischen Wörterbuchs verklagt. In seiner Druckermarke zeigt er ab 1537 stets die Nemesis. Bis zu seinem Tode, Ende März 1555, hat er etwa 50 zumeist reformatorische oder humanistische Werke verlegt, darunter solche von Martin Bucer, Johannes Sturm, Johann Calvin, Johannes Sleidan u.a. Den größten Erfolg hatte des letzteren (protestantisches) Geschichtsbuch »de statu religionis et republica, Carolo quinto Caesare, commentarii«, welches im Jahre 1555 sogar in vier Auflagen erschien. Mehrmals druckte er das »Dictionarum Latinogermanicum« von Petrus Dasypodius. In Rihels Officin wurde auch die elsässische Polizeiordnung von 1552 gedruckt. Rihel gehörte zu den namhaftesten Buchdruckern und Buchhändlern seiner Zeit und beschäftigte eigene Formschneider (wie Bartholomäus Grüninger und Jacob Cammerlander) zur Illustration der Verlagswerke. Insgesamt stellte er wohl um die 400 Bücher her. Eines seiner letzten Werke war ein Kochbuch (»Teütsche Speiszkammer« des Botanikers und lutherischen Predigers Hieronymus Bock. Wendelin Rihel starb 1555. Die Officin wird zunächst eine Zeit lang unter den Namen Wendelin Rihels Erben (»officina haeredum Vuendelini Rihelij«) von den Söhnen Theodosius und Josias fortgeführt. Ihm gehörte auch eine Papiermühle. Von seinen Kindern wurde Josias d.Ä., Theodosius, Wendelin d.J. und Hieronymus ebenfalls Drucker; die Tochter Sarah heiratete den Drucker Samuel Emmel. Wendelin Rihel d.Ä. Das erste Bücherzeichen zeigt die Göttin der Vergeltung Nemesis (Rhamnusia Nemesis, dea magna), die ein Winkelmaß in der linken und Zaumzeug für ein Reitpferd in der rechten Hand hält. Unter ihr befindet sich das eigentliche Druckerzeichen – ein Kreuz, dessen Querbalken eine »4« und ein weiteres Kreuz ergibt. Dazu kommt die Initiale »R«. Außerhalb des Ovals mit der Frauengestalt sind links eine männliche Halbfigur (wegen der Weintrauben möglicherweise Bacchus) und rechts eine weibliche (Flora?) zu erkennen. Oberhalb des Ovals – in der Mitte – ist ein Spatenblatt (Fränkische Form) angebracht. Am Rand sind unten in den Ecken Weingirlanden angebracht. Das zweite Bücherzeichen von Wendelin Rihel zeigt wieder die Göttin Nemesis. Sie steht auf einem Podest, vor dem sich ein Wappenschild befindet. Auf diesem Schild ist ein Spatenblatt abgebildet. Tommaso Ruffinelli war der Sohn des Druckers Giacomo Ruffinelli und arbeitete mit diesem in den Jahren 1594 bis 1595 in Mantua in einer gemeinsamen Officin. Schon der Großvater Venturino war Drucker, der mit Giovanni Padovani in Venedig 1534 bis 1545 eine Officin betrieb. Mit dem Druckhaus des Francesco Osannas gab es größere Auseinandersetzungen um die vom Herzog gewährten Druckprivilegien. Tommaso war der Vater (oder Onkel) des Giovanni Angelo Ruffinelli, der von 1578 bis 1588 in Venedig (mit Aldo Manuzio) und von 1576 bis zu seinem Tod 1628 in Rom (u.a. mit Giulio Burchione) als Verleger und Buchhändler tätig war. In Rom betrieb er eine gemeinsame Gesellschaft mit Ioannulfus Pamphilus und mit Angelo Manni. Verheiratet war er seit 1582 mit Francesca, der Witwe des Buchhändlers Alessandro Auricola aus Parione. Sein Geschäft befand sich an der Piazza di Pasquino. Das Bücherzeichen aus dem Jahr 1578 zeigt drei zu einem »Strauß« zusammengebundene Artischocken. Wie in vielen Bücherzeichen verweist die Anzahl auf die Dreifaltigkeit. Es ist, soweit ersichtlich, das einzige Druckersignet, das diese Pflanze zeigt. Die übliche Marke der Ruffinellis zeigt die Göttin Fortuna oder die personifizierte Tugend. Orazio Salviani aus Città di Castello bei Rom war in den Jahren 1565 bis 1594 Verleger, Buchdrucker und Buchhändler in Neapel. Im Jahr 1569 hielt er sich in Venedig und 1593 in Vico Equense auf. Er arbeitete sowohl allein wie auch mit den Brüdern Cesare Cesari. Während einer der vielen Kriege jener Zeit ließ er bei Raymond Amato und Giovanni De Boy in Venedig drucken. Auch mit Felice Stiglioli arbeitete er Mitte der 1590er Jahre zusammen. Er starb um 1594. Seine Werkstatt wurde von Giovanni Giacomo Carlino und Antonio Pace übernommen, die schon vorher bei ihm gearbeitet hatten. Das Bücherzeichen zeigt in einem ovalen Rollwerkrahmen einen Granatapfelbaum mit Wurzeln, Blättern und Früchten. Die Devise auf dem Band lautet: »IN DIES MAIORA.« Martin Schott war der Sohn des Straßburger Bildhauers und Holzschnitzers Friedrich Schott. Er heiratete die jüngste Tochter des Straßburger Erstdruckers Johannes Mentelins und, als dieser starb, erbte er als Nacherbe (von seinem Schwager Adolf Rusch, der die Tochter Salome geheiratet hatte) dessen Haus und Officin in der Dornengasse. Doch schon vorher betrieb er eine eigene Werkstatt. Sein erstes datiertes Buch, »Plenari nach Ordnung der christlichen Kirche«, stammt aus dem Jahr 1481, sein letztes Buch war 1499 »Agatharchia« des Humanisten Wimpheling. Außer lateinischen und theologischen Schulbüchern druckte er ein Missal für Breslau und mehrere Schriften von Jacob Wimpheling. Zu seinen Drucken gehörten auch eine Geschichte Trojas und etliche mit Holzschnittbildern ausgestattete Volksbücher. Für einen der Frühdrucker besaß er verhältnismäßig viele Schriften: zwei gotische Texttypen, mehrere Auszeichnungsschriften und zahlreiche Initialen. Schott druckte weniger als 50 Werke, die wenigsten in deutscher Sprache. Er starb 1499. Johannes Schott (Scotus, Johannem, Joannem, Scottus, Schottus, Ioannem Scotum, Schottorum) war der Sohn des Martin und dessen Ehefrau, wurde in Freiburg geboren und 1492 in Heidelberg und 1497 in Basel immatrikuliert. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er 1499 dessen Officin in der Dornengasse (in dem schon sein Großvater Johannes Mentelin gedruckt hatte). 1502 ging Schott nach Freiburg (Druck der »Margarita philosophica«) und nach Basel. 1506 ist er wieder in Straßburg zurück, wo er möglicherweise erst als Geselle für Johannes Knoblouch tätig war. 1509 begann er in einer eigenen Officin »Zum Baumgarten« (»in Thomæ loco pomerio«) zu drucken. Nach dem Tod von Johannes Beck (1522) verlegte er seine Werkstatt in das Haus »Zum Tiergarten«. Schott druckte für andere Officine und Verleger wie Johannes Knoblouch, Paul Goetz und die Brüder Martin Schott Alantse in Wien. Er selbst druckte auf eigene Rechnung Schriften von Ulrich von Hutten, Martin Luther und Otto Brunfels. Schott starb 1548; seine Witwe heiratete den Drucker Georg Grüninger. Das erste Bücherzeichen zeigt einen als Kohlkopf interpretierten Baum mit sichtbaren Wurzeln. Daneben stehen die Initialen des Druckers »MS« (1498 in Jakob Wimpfeling »Philippica«). Das daneben abgebildete Bücherzeichen weist die Initialen »IS« für Johannes Schott auf. Ein etwas anderes Bücherzeichen verwendet der Humanist Peter Schott in seinem in Straßburg erschienenen »Petrus Schottus Lucubraciunenlæ ornatissimæ«. Das Werk wurde von seinem Vetter Martin Schott in Straßburg gedruckt und zeigt das bei Schott übliche Grundmuster. Hier ist der Kohlkopf zu einem echten Baum gewandelt; daneben die Initialen des Autoren. Das letzte Bücherzeichen (»Passionis Christi unum ex quattuor evangelistis textum«) ist wohl ein Verlagszeichen eines Schotts, denn das Buch wurde von Knoblouch gedruckt. Es zeigt einen gebogenen Schild. Auf diesem Schild könnte ein modifizierter Kohlkopf abgebildet sein. Engelhard Schultis (Chultis) nennt sich in dem einzigen erhalten gebliebenen Impressum (»Sermones hortuli conscientiae« des Petrus de Orbellis) »natione almanus«, d.h. er ist deutscher Nation. Angeblich war er verwandt mit dem Tischler Johann Schulteis, der im Straßburger Prozeß Gutenbergs genannt wird. Er war von 1490 bis 1500 Drucker in Lyon. Er besaß nur zwei gotische Schriften und dazu zwei Auszeichnungstypen und einige verhältnismäßig schlichte Lombarden. Das redende Bücherzeichen (Lyon 1491 in Petrus Dorbellus »Quadragesimale«) zeigt einen Zweig mit drei Eicheln und die Initialen »ec« (Chultis statt Schultis) in gotischer Schrifttype. Die nährstoffreichen Eicheln waren nicht nur in jenem Jahrhundert auch menschliche Nahrung und nicht nur für die Wildschweine. Es wird angenommen, daß die Eicheln auf den Tischler Schulteis verwiesen. An Mainz erinnert auch der Ast und – wenn man das Bücherzeichen um 180 Grad dreht – sieht man eine starke Annäherung an den »Allianzschild« von Fust und Schoiffer. Nicola Antonio Stigliola wurde 1546 in Neapel geboren. Er war Arzt, Ingenieur, Mathematiker und Astronom. 1592 begann er in seinem Geburtsort, unter dem Namen »Stamperia dello Stigliola« bzw. »Typographia Stelliolae« Bücher herzustellen; sein erstes Werk erschien ein Jahr später. Seine Officin befand sich Ad Portam Regalem. Schon drei Jahre später wurde er als Anhänger der heliozentrischen Lehre des Kopernikus wegen Ketzerei verhaftet und in Rom eingekerkert. 1597 er aus der Haft entlassen, konnte er Stadtbaumeister von Neapel werden. Auch seinen astronomischen Studien durfte er wieder nachgehen. Während seiner Haft und danach betrieben seine beiden Söhne Giovanni Domenico und Felice die Officin. Nicola Antonio Stigliola starb 1623 in Neapel. Sein Sohn Felice leitete die Druckerei in den Jahren 1595 bis 1600. Auch er druckte, wie schon sein Vater, musikalische Werke. 1606 starb Felice; die Officin wurde von Constantino Vitale fortgeführt, der schon in den Jahren 1599 bis 1603 als Faktor in der Werkstatt tätig war. Das Bücherzeichen zeigt in einem Olivenkranz zwei sich reichende Hände. Darüber befindet sich auf einem Band die Devise »[SI]NE FRAUDE BONA FIDE.« Al segno del Seminate Unter dem Zeichen Al segno del Seminate (Ad signum Seminantis) bestanden in den Jahren 1567 bis 1676 in Venedig eine Buchhandlung und ein Verlag; 1573 wurde mit dem Verleger Domenico Nicolini da Sabbio eine Partnerschaft gründete und mehrere Werke sind gemeinsam mit Giorgio Angelieri herausgegeben worden. Das Bücherzeichen ist ein auf den Namen der Buchhandlung bezogenes »redendes« Signet, denn »seminatore« bedeutet Sämann. Über dem Landmann links eine Sonne, aus den Wolken blickt mit Heiligenschein Gott herab. In der Mitte des Ovals ist oben ein Frauenkopf eingezeichnet. In den Ecken sind bärtige Männerköpfe zu erkennen. Am oberen Rand des Bücherzeichens sind Grannen. Die Devise lautet: »UT SEMENTEM FECERIS ITA METES.« Georg Ulricher (Georgium Vlricherum, Andlanus, Georgio Vlrichero Adlano) stammt aus Andlau im Elsaß und wurde im Jahr 1525 Straßburger Bürger. Im Jahr 1529 erschien der erste (»Condordantiae maiores sacrae scripturae« von Conradus von Halberstadt d.J.) seiner ungefähr 30 Drucke, die meisten in lateinischer Sprache. Er druckte mehrere Werke von Martin Luther, auch eine Teilausgabe des »Neuen Testaments«. Ulrichers Holzschnitte sind zumeist von Heinrich Vogtherr d.Ä., der auch als Drucker in Straßburg arbeitete. Er starb vermutlich 1537. Seine Officin übernahm Kraft Müller (Crato Mylius). Im Bücherzeichen zeigt Ulricher die römische Gottheit des Überflusses, Abundatia (griechisch: Amalthea). Schon auf römischen Münzen wird sie dargestellt als Frauenfigur, die mit einem Füllhorn Geld oder Früchte, in diesem Fall Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, ausstreut. Der Text »CORNU COPIÆ« verweist auf die Abundantia und nicht auf Ceres, die sein Nachfolger Mylius im Bücherzeichen verwendete. Meinhard Ungut kam 1491 mit Stanislaus Polonus nach Sevilla und druckte mit diesem gemeinsam bis 1499/1500 Bücher in spanischer und lateinischer Sprache. Ungut und Polonus waren vielfach als Auftragsdrucker tätig, zum Beispiel auch für die Druckergemeinschaft der »Companeros Alemanes« (mit deren eigener Druckermarke). Ungut ging 1496 für kurze Zeit nach Granada, wo er mit Johann Pegnitzer eine Reihe Schriften für den Erzbischof druckte. In Granada stellten die beiden auf eigene Rechnung die »Vita Christi« von Franciscus Jimenez her. Ungut ist um 1499 gestorben. Polonus führte die Officin in Sevilla noch bis 1502 weiter und zog dann nach Alcala de Henares. Die Bücher von Ungut und Polonus waren mit guten Holzschnitten und Initialen verziert. Nach dem Tod Unguts 1499 gab Stanislaus Polonus die »Coronacion« des Juan de Mena heraus. In den Jahren 1502 und 1503 erschienen aber auch noch Werke in seiner Werkstatt in Sevilla, wo er mit Jakob Cromberger zusammenarbeitete. Nach 1504 sind keine Drucke mehr von ihm hergestellt worden, so daß er wohl gestorben sein wird. Das gemeinsame Signet (»M« für Meinhard und ein »S« für Stanislaus) stammt aus »Processionarium ordinis praedicatorum«. In dem Buch wird erstmals in Spanien eine Musiknotenschrift verwendet. Das Druckerzeichen ist in Spanien das erste mit einem solchen Muster. Es ist auch das erste Mal, daß Wappenschilde als Druckermarke an einem Baum und nicht nur an einem Ast hängen. Wegen der Symmetrie zeigt der rechte Wappenschild die Tartsche auf der falschen Seite. Bernardino Vitali war ein Drucker, der in Venedig vom Anfang des 16. Jahrhunderts bis 1539 und zwischendurch in Rom (1507 bis 1522) und in Rimini 1521 eine Officin betrieb. Er war vermutlich auch in Neapel tätig. In Venedig befand sich seine Werkstatt erst an der Piazza San Marina und später im Stadtteil San Giuliano. Er arbeitete viele Jahre mit seinem Bruder Matteo und in den Jahren 1502 bis 1517 mit Francesco Consorti zusammen. Das Bücherzeichen zeigt einen viergeteilten »Reichsapfel« (Kreis-Kreuz-Zeichen), aus dem ein lateinisches Kreuz nach oben ragt. Links und rechts vom Kreuz sind die Initialen des Druckers »B« und »V«. Um Kreuz und »Reichsapfel« herum sind Weinblätter und ein paar stilisierte Weintrauben. Johann Wilcke (Johannes, Wilckius, Wilkius, Johannis Wilckii) stellte als Universitätsdrucker (»Typis Johannis Wilckii, Acad. Typogr.«) in Wittenberg in den Jahren 1667 bis 1700 zahlreiche Werke her, darunter viele Dissertationen und andere Schriften für die Universitätsangehörigen. Sein erster Druck war eine Schrift von Tobias Lincke, sein letztes war Theodor Schneckers »Vino«. Über einem mehrstufigen Barocksockel schweben in diesem Bücherzeichen (1678) Arm und Hand Gottes, einen Weinstock mit sieben Reben haltend, damit auf die heilige symbolische Zahl (3 plus 4, Gott und Welt vereint) verweisend. Der Weinstock erinnert mit seinen Ranken an einen Caduceus. Darüber steht in einem Band die Devise: »IVSTE ET SINCERE.« John Windet begann in London seine Druckertätigkeit im Jahr 1584. Seine Officin befand sich im Haus unter dem Zeichen des weißen Bären. Sein Nachfolger war William Stansby, der bei ihm den Beruf gelernt und seine siebenjährige Ausbildung im Januar 1597 beendet hatte. Windets erstes Buch war wohl ein Druck für den Verleger Maunsell (»The English Creed«) im Jahr 1585; im selben Jahr stellt er auch eine englische Ausgabe der Werke des heiligen Augustinus her. Er war Mitglied der Stationers Company. 1611 übernimmt Stansby von ihm die Druckrechte für mehrere Bücher, darunter die der juristischen Schrift »The Assize of Bread«. Damit endet auch die Drucktätigkeit Windets, der wohl 1611 verstarb. Das auf den Officinort bezogene »redende« Bücherzeichen zeigt in einem ovalen Renaissancerahmen eine Garbe. Davor liegt eine Bibel mit dem Text »Verbum Dei manet in aeternum« (1 Petrus 1, 25: Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit). Neben der Garbe steht Hypnos, der personifizierte Schlaf, mit einer Sense. Oberhalb dieser Szene ist das königliche Wappen angebracht, unten (gegenüber) ein weißer Bär. Im Rand sind Lorbeerkränze und diverse Baumfrüchte wie Äpfel und Birnen. Am linken Ovalrand ist das Londoner Stadtwappen, rechts das Wappen der Stationers abgebildet. Die um das Oval laufende Devise lautet: »NON SOLO PANE VIVET HOMO: Luke 4« (Lukas 4, 4: Der Mensch lebt nicht von Brot allein). Francesco Zanetti Aus einer weitverzweigten Druckerfamilie stammt Francesco Zanetti, der in Venedig geboren wurde und nach der Ausbildung bei seinem Vater Bartolomeo Drucker in Rom (1531–1591), zwischendurch wieder in Venedig (1563) und in schließlich in Treviso (1599) tätig war. Ursprünglich arbeitete er in seiner Geburtsstadt und zog dann mit seiner Werkstatt nach Rom. In den Jahren von 1576 bis 1589 arbeitete er mit Bartolomeo Tosi und 1587 mit Giacomo Ruffinelli zusammen. Zu seiner weitverzweigten Druckerfamilie gehörten neben seinem Vater Bartolomeo (druckte in Camaldoli 1520, in Florenz 1514 bis 1524; in Rom und in Venedig 1535 bis 1548), Michele (in Venedig 1583–1584), Luigi (in Rom 1593–1600, der die Tipografia della Congregazione dell’Oratorio leitete), Alessandro (in Rom 1592 bis 1600?), Antonio (in Rom 1592–1598), Bonifacio (in Venedig 1578), Cristoforo (in Venedig um 1546 bis 1579), Bastiano (in Treviso 1600), Daniele (in Venedig 1576–1600) und Fabrizio (in Treviso 1599–1600). Die Werkstatt von Francesco Zanetti in Rom befand sich gegenüber der Universität (La Sapienza) und an der Piazza di Pietra. Er druckte auch unter den Namen Franciscus Zanettus, Franciscus Zannetus, Franciscus Zannettus, Francesco Zannetti, Francesco Zanetti, Francesco Zannetto und Phrankiskos Zanetos. Das Bücherzeichen (1587), das Zanetti mit Ruffinelli in der gemeinsamen Officin verwendete, zeigt die Girasole. Die Bezeichnung Girasole wurde für eine Sonnenblumenart, für die Topinambur (einer Vorläuferin der Kartoffel) und für die Jerusalemer (daher der Name) Artischocke verwendet. Die Devise lautet: »A CLARITATE IN CLARITATEM.« Bernardo Zucchetta (Bernardus dictus Zuchetta, Bernardus Zucchetta, Bernardo Zucchecta, Bernardo Zucchetta de poveri) war Verleger und Drucker in Florenz, der in den Jahren 1505 bis 1536 eine Officin betrieb. Der Florentiner Verleger Bernardo Pacino ließ bei Zucchetta drucken (z.B. 1505 »Lamento del duca Galeazzo duca di Milano quando fu morto in Sancto Stephano da Gionandrea da Lampognano«). Auch der Buchhändler und Verleger Francesco di Iacopo Cartolaio ließ bei ihm viele seiner Drucke herstellen (z.B. 1515 »Triomphi di messer Francesco Petrarcha poeta fiorentino«). Den (Aelius) Donatus druckte er zweimal (1515 und 1525). Auch eine Geschichte Roms in italienischer Sprache (»Istoria di Virginia Romana«, 1525) wurde von ihm hergestellt. Das Bücherzeichen zeigt in einem rechteckigen Rahmen mit doppeltem Rand auf einem Schild einen Kürbis (im italienischen zucca); es handelt sich also um ein auf den Namen bezogenes »redendes« Signet. Der Kürbis war wegen seiner vielen Kerne und seines schnellen Wachstums ein Symbol für Fruchtbarkeit sowie ursprünglich die Verkörperung des sich ausbreitenden Christentums. In den oberen Ecken befinden sich die Initialen des Druckers »B« und »Z«.