Facharbeit Deutsch 2009 Buddenbrocks

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Facharbeit Deutsch 2009 Buddenbrocks
Immanuel-Kant-Gymnasium, Münster
Schuljahr 2008/2009
GK Deutsch 12.2 (Herr Rademacher)
Buddenbrooks.
Journalistische Reflexe im Feuilleton großer Zeitungen auf die
Neuverfilmung des Romans von Thomas Mann.
Facharbeit
von
Anneli Plettendorff
Münster
Februar/März 2009
Inhaltsverzeichnis
1. Thema
3
2. Rezensionen
4
2.1.
Kritikpunkte
4
2.1.1. Charaktere
4
2.1.2. Handlung
6
2.1.3. Ausstattung
7
2.1.4. Regie
8
2.2.
9
Stilistische Unterschiede
3. Fazit
10
Anhang:
Literaturverzeichnis
12
Erklärung über die selbstständige Anfertigung
13
Materialien
2
1. Thema
„Man hat „Buddenbrooks“ verfilmt, man hat es den Freunden des Buches wohl
kaum zu Dank getan. Statt zu erzählen, immer nur zu erzählen und seine Menschen
leben zu lassen hat man ein gleichgültiges Kaufmannsdrama daraus gemacht und
von dem Roman beinahe nichts übrig gelassen als die Personennamen.“ 1
So äußerte sich Thomas Mann zu der 1923 realisierten Erstverfilmung seines
Romans unter der Regie Gerhard Lamprechts. Die zweite, zweiteilige Verfilmung
der Buddenbrooks wurde 1959 von Alfred Weidmann gedreht. 1978 folgte eine
elfteilige Serie, die Franz Peter Wirth verwirklichte, damit sie im Fernsehen
ausgestrahlt wurde. Somit ist die aktuelle Verfilmung unter der Regie von Heinrich
Breloer die vierte Darstellung des 1901 erschienen Romans von Thomas Mann.
Thomas Mann selbst verglich schon 1923 den damals veröffentlichten Film mit
seiner Vorlage, deswegen ist es interessant zu untersuchen, wie dieser Vergleich bei
der aktuellen Version ausfällt.
Die Verfilmung der Buddenbrooks ist ebenfalls von besonderem Wert, da Thomas
Manns Werk ein großes Werk der deutschen Literatur ist und Thomas Mann einer
der bedeutendsten deutschen Autoren war.
Da das Interesse der Presse am Film Breloers hoch und die Meinungen vielfältig
waren, sind die Kritiken renommierter Zeitungen von besonderem Interesse.
Im Folgenden werde ich die Rezensionen des Filmes „Buddenbrooks“ von Heinrich
Breloer aus dem Jahr 2008, „Im Großen und Ganzen schade ums Geld“2 (Edo
Reents, „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“), „Die Verführungskraft der schönen
Dinge“3 (Stephan Speicher, „Süddeutsche Zeitung“) und „Der Untergang der
Buddenbrooks“4 (Jens Jessen, „Die Zeit“), vergleichen.
Um die Frage zu beantworten, wie die Kritiker die Verfilmung der Buddenbrooks
beurteilen, werde ich die Kritiken zunächst auf unterschiedliche und gemeinsame
inhaltliche Aspekte untersuchen, bevor ich auf den Stil der Artikel eingehe und
schließlich einen direkten Vergleich ziehe.
1
Jacobsen, Wolfgang u.a. (Hg.): Geschichte des deutschem Films. Nach: Prem 1998, S.41
Reents 2008
3
Speicher 2008
4
Jessen 2008
2
3
2. Rezensionen
2.1. Kritikpunkte
2.1.1. Charaktere
Die Besetzung der Verfilmung weist ein großes Staraufgebot auf, mit Jessica
Schwarz in der Rolle der Antonie Buddenbrook und Armin Mueller-Stahl und Iris
Berben die als die Eltern von Tony, Thomas und Christian zu sehen sind.
Die Autoren der Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen
Zeitung und der Zeit kritisieren die Umsetzung einiger Figuren im Film im
Vergleich mit dem Buch Thomas Manns.
Diese Kritik beginnt gleich bei der ersten Generation der Buddenbrooks, den Eltern
Jean Buddenbrooks. Diese wird im Film ausgelassen, wie Edo Reents (FAZ) und
Jens Jessen (Zeit) feststellen, wodurch der finanzielle und gesellschaftliche
Niedergang der Familie Buddenbrook weniger zur Geltung kommt als im Roman.
Ebenfalls vermisst werden von Zeit und FAZ einige weitere Nebenfiguren: Antonies
Lehrerin Therese Weichbrodt, Tonys Tochter Erika und ihr Ehemann Weinschenk
sowie deren Tochter Elisabeth. Ebenfalls fehlt Clara, die jüngste Schwester der
Geschwister der Familie Buddenbrook, die den Pastor Sievert Tiburtius heiratet, der
später, sehr zum Leid von Thomas, Claras Besitz erbt.
Ebenfalls auffallend bemängelt wird im Artikel der Zeit sowie in dem der
Frankfurter Allgemeinen Zeitung das Fehlen der sich immer wiederholenden
Redewendungen, die im Roman für einige Figuren charakteristisch sind.
Soweit stimmen Zeit und Frankfurter Allgemein überein, während die Süddeutsche
sich nicht dazu äußert.
Die Meinungen spalten sich jedoch bei der Darstellung der Antonie Buddenbrook
durch Jessica Schwarz. Im Artikel der FAZ „Im Großen und Ganzen schade ums
Geld“ wird sie als einzige überzeugende Figur gelobt und auch die SZ beschreibt die
als „liebenswürdig und schön“5, die einfältige und konventionelle Art gehöre zu der
Person der Tony. Dennoch wird bemängelt, dass, anders als im Buch, ihre Hochzeit
mit dem bankrotten Bendix Grünlich, der sich später als Betrüger entpuppt, aus
Geldgier und Herzlosigkeit stattfindet. Die Zeit schweigt weitgehend zur Figur der
5
ebenda
4
Tony, doch die Bemerkung Jessens in Bezug auf die Schauspielerin Jessica
Schwarz, gewisse Prominenz sei für ein Projekt dieser Art notwendig, um es
finanziell tragbar zu machen und einen gewissen Erfolg zu garantieren, vermittelt
den Eindruck, eine Fehlentscheidung entschuldigen zu wollen.
Grünlichs Erscheinung jedoch kritisiert Jens Jessen (Zeit). Thomas Mann beschreibt
ihn in seinem Roman mit goldblonden Favoris, einem üppigen Backenbart. Im Film
jedoch trägt er nur eher unauffällige Koteletten, die ihrem Vorbild ganz und gar
nicht entsprechen.
Thomas Buddenbrook wird sowohl von Stephan Speicher (SZ) als auch von Edo
Reents (FAZ) als unklar beschrieben. Stephan Speicher konkretisiert seine Kritik,
indem er aussagt, dass dem von Mark Waschke dargestellten Thomas die
Selbstverständlichkeit und Sicherheit, mit denen er im Buch handelt, und deren
Verlust schließlich den Untergang der Familie Buddenbrook sehr deutlich darstellt,
fehlt. Ebenso kritisiert er das Fehlen des inneren Konfliktes Thomas’ zwischen
Pflichtbereitschaft und dem Zweifel an seinem Handeln. Thomas Buddenbrooks
Liebe zu Gerda Arnoldsen, die seine Frau wird, ist Stephan Speicher (SZ) im
Gegensatz zum Roman zu verständlich, da sie offensichtlich attraktiv ist, während
Thomas Zuneigung im Roman eher etwas mysteriös erscheint.
Auch die Szene, in der Thomas und Gerda miteinander schlafen, zeigt die Frau des
Senators laut FAZ in einem anderen Licht als im Buch. In Thomas Manns Werk
lehnt sie den Beischlaf eher ab, eine ähnliche Einstellung ist im Film, insbesondere
in dieser Szene, nicht zu erkennen.
August Diehl in der Rolle des Christian Buddenbrook ist laut FAZ ebenfalls
konturlos, die SZ jedoch lobt ihn, da er seiner Rolle nicht zu viel Extravaganz
verleihe. Die Zeit bemängelt, dass der Satz „Ich kann es nun nicht mehr“6, den
Christian immer wiederholt, im Film kein einziges Mal vorkommt, wodurch ein
wichtiger Teil Christians fehlt.
Armin Mueller-Stahl ist, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nach, eine
Fehlbesetzung des Konsuls Jean Buddenbrook, da er zu bedächtig ist. Der
Süddeutschen Zeitung erscheint er beinahe zu bewährt gutmütig. Die Zeit scheint
auch ihn wiederum, wie auch Jessica Schwarz in der Rolle der Antonie
Buddenbrook, als nötige Prominenz zu entschuldigen, ebenso wie Iris Berben in der
6
Jessen 2008
5
Rolle seiner Frau. Auch diese ist laut FAZ fehlbesetzt und gnadenlos klischeehaft
etikettenbewusst.
Die härteste Kritik trifft jedoch Ruben Ortlieb, der laut Zeit eine fatale Besetzung
für die Figur Hanno Buddenbrooks ist. Die Zeit beschreibt ihn als aufgeschwemmt
und „nur mit Mühe als männlich identifizierbares Wesen“7, von dem man eher
erwartet eine Heulsuse zu sein als musikalisch begabt, wie er es in Thomas Manns
Roman ist. Die FAZ urteilt nüchtern, er sei zu gesund und stark für die Rolle des
immerzu schwachen Sohns des Senators.
Abschließend lässt sich sagen, dass das Staraufgebot, der Meinung der Kritiker
nach, die hohen Erwartungen, die durch die Auswahl der Schauspieler enstehen,
nicht erfüllt.
2.1.2. Handlung
Ein weiterer Kritikpunkt in den Rezensionen ist der Verlauf der Handlung im Film
Breloers.
Wie schon erwähnt, bemängeln die Autoren der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
und der Zeit das Fehlen der ersten Generation der Buddenbrooks, da so der
Hauptstrang der Handlung, der finanzielle und gesellschaftliche Untergang der
Buddenbrooks nicht deutlich genug dargestellt werde.
Auch die Ballszene zu Beginn des Filmes, die anstelle eines Essens gedreht wurde,
wird von der FAZ kritisiert, da das Essen wichtig sei und die Wirkung der Ballszene
nicht der des Essens im Roman entspreche.
Die Tode des Konsuls und der Konsulin kommen laut FAZ nicht so zur Geltung,
wie sie es im Buch tun. Edo Reents stellt fest, dass der Zusammenhang zwischen
den Todesfällen und der Handlung, die gleichzeitig stattfindet, nicht so zum
Ausdruck kommt wie in Thomas Manns Vorlage dargestellt.
Ebenfalls werden die übrigen Todesfälle der Familie Buddenbrook, die der Roman
beschreibt, kritisiert.
Dass Thomas Buddenbrooks Tod auf seinen Zahnarztbesuch folgt, ist, so stellt
Stephan Speicher fest, nur für diejenigen zu erkennen, die Thomas Manns Vorlage
für den Film kennen und wirkt so verwirrend und rätselhaft für alle, die den Roman
nicht gelesen haben.
7
Reents 2008
6
Die FAZ bemerkt, dass auch Hannos Tod, im Gegensatz zu der Darstellung im
Roman, zu unbedrohlich wirkt und dass damit auch diesem jegliche Wirkung
entzogen wird.
Der Zwischenfall, als Hanno mit Feder und Tinte einen Schlussstrich unter die
Familienchronik, die die Geschichte der Familie Buddenbrook seit Jahrhunderten
dokumentiert, zieht, verliert laut FAZ die Dramatik dadurch, dass er im Film von
seinem Vater erwischt wird, da der Sprung in der Handlung, den Thomas Mann
vorgesehen hat, eine bessere Wirkung erziele.
Dass Christian Buddenbrooks am Ende des Filmes von seiner Familie in eine
Anstalt eingewiesen wird, und nicht, wie im Roman, von seiner Frau Aline Puvogel,
bemängelt Jessen und führt dieses darauf zurück, dass Breloer das Verhalten von
Aline, der der Unterschicht entstammenden Schauspielerin, nicht in ein schlechtes
Licht rücken wolle, um eben diese Schicht nicht zu kritisieren.
Im Großen und Ganzen, so Edo Reents, stimmt die Handlung jedoch, auch wenn im
Film eher die materiellen Verluste der Familie im Vordergrund stehen und der
gesundheitliche Niedergang, der im Buch eine mindestens ebenso große Rolle spielt,
kaum dargestellt wird.
Die SZ bemängelt, dass im Film durch den Untergang der Buddenbrooks und den
Aufstieg der Hagenströms keine deutliche Veränderung der Umstände zu erkennen
ist, im Roman hingegen breche eine offensichtlich schlechtere Zeit an.
Die Zeit bringt zum Ausdruck, durch Breloers Werk würden die Daten des Romans
nur hastig herunter gehaspelt, sodass der Film flüchtig und lieblos wirkt und nicht
die Handlung des Romans vermittle.
Insgesamt wird in allen drei Rezensionen an der Handlung vor allem die
Abweichung vom Roman beanstandet, vor allem was den Fokus Breloers auf den
finanziellen Aspekt des Handlungsstranges angeht.
2.1.3. Ausstattung
In den Kritiken der Zeit, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
und der
Süddeutschen Zeitung ist die Ausstattung der am meisten bemängelte Aspekt des
Filmes. In diesem Punkt stimmen alle drei Autoren miteinander überein.
7
Die vielen Details der Zeit, in der der Film spielt, die Breloer in den Bereichen der
Kostüme, der Kulisse und der Ausdrucksweise der Figuren verwendet, sind ein
großer Kritikpunkt der Autoren.
Die Kostüme scheinen zu sorgfältig in einer Art entworfen und umgesetzt, die die
Frankfurter Allgemeine Zeitung als „grotesk“8 bezeichnet und die Zeit „sklavisch“9
nennt. Letztere weist auf den „Ausstattungswahn“10 hin, der dem Untergang, der im
Roman dargestellt wird, in keiner Weise entspricht. Es ist zwar vom Verlust des
Reichtums der Buddenbrooks die Rede, er kommt jedoch in keiner Weise zum
Ausdruck.
Die SZ stellt fest, dass die übertriebene Sorgfalt und der üppige Glanz den Film auf
fatale Art und Weise aufdringlich, protzig und billig erscheinen lassen, wie auch
schon allein der in Gold erscheinende Titel zu Beginn des Filmes vorahnen lässt.
2.1.4. Regie
Edo Reents, Stephan Speicher und Jens Jessen kritisieren ebenfalls Breloers
Umsetzung des Romans.
Edo Reents (Frankfurter Allgemeine Zeitung) kritisiert Breloers fehlendes
Verständnis des Romans, denn er schreibt, die Nervosität, die der Roman vermittelt,
käme im Film nicht zum Ausdruck. Außerdem gehe es in der Verfilmung um die
Finanzen, die, so vermutet er, leichter zu erfassen und zu verwirklichen sind, und
Familienangelegenheiten der Buddenbrooks, und nicht um Leben und Tod, wie es
im Roman der Fall ist.
Reents vermutet, Breloer wolle mit diesem Film jeden zufrieden stellen und
versuche deswegen, so wenig wie möglich auszulassen, dadurch jedoch verliert die
Verfilmung die Tiefe und somit die Nähe zum Roman.
Stephan Speicher (Süddeutsche Zeitung) bestätigt dieses, indem er vermutet,
Breloer hätte Manns Werk verfilmt um den Wunsch nach Familiengeschichten zu
erfüllen.
Diesen Eindruck hat auch Jens Jessen, der schreibt, Breloer hätte das Buch nicht nur
missverstanden sondern auch kein Interesse an diesem. Folglich empfindet er den
Film als sehr lang. Auch Edo Reents findet Breloers Werk langweilig, welches auch
8
Reents 2008
Jessen 2008
10
ebenda
9
8
dem Titel seiner Kritik „Im Großen und Ganzen schade ums Geld“ zu entnehmen
ist.
Jens Jessen erklärt dieses mit dem streberhaften, seiner Meinung nach zu
respektvollen Versuch den Roman umzusetzen, welches Breloer jedoch nicht
gelungen sei, sein Werk könne es mit Manns Roman nicht aufnehmen.
2.2 Stilistische Unterschiede
Alle drei Rezensionen sind in ähnlichem Tonfall geschrieben. Jens Jessen, Edo
Reents und Stephan Speicher drücken deutlich ihre Kritik aus.
In Edo Reents’ (FAZ) Artikel “Im Großen und Ganzen schade ums Geld” zeigt
schon der Titel eindeutig seine Meinung.
Des weiteren zählt er direkt am Anfang der Kritik alle Elemente des Buches auf, die
er im Film vermisst, um so den Zusammenhang zwischen den beiden Werken
herzustellen. Diesen Schritt erklärt er mit Breloers Äußerung, den Roman
„ordentlich“11 verfilmen zu wollen. Dieses scheint auch der Grund zu sein, warum
auch im Rest des Artikeln immer wieder Vergleiche mit dem Roman zu finden sind,
die auch ins Detail gehen. Er erläutert diese Bezüge jedoch nicht näher, sodass sie
wahrscheinlich für Leser, die den Roman nicht kennen, wenig verständlich sind.
Reents erklärt geschichtliche Hintergründe der Zeit, in der der Film spielt, kurz,
damit der Leser seine Argumentation nachvollziehen kann.
Reents nennt deutlich, was er an der Verfilmung bemängelt (z.B. „merkwürdig
gehetzt“12; „erstaunlich langweilige Film“13; „glatte Fehlbesetzung“14; „Der
Regisseur behauptet hier, man habe hier „noch einmal alles aufgerufen, was wir
über die Manns und das Kino wissen“. Es kann nicht so viel gewesen sein.“15)
Auch Jens Jessen (Zeit) zieht immer wieder Parallelen zu der Vorlage, allerdings
geht er weniger detailliert darauf ein. Er fasst den Inhalt des Filmes zu Beginn seiner
Rezension zusammen, ohne ihn zu bewerten, um auch jedem, der weder das Buch
gelesen noch den Film gesehen hat, zu ermöglichen seine Kritik zu verstehen.
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Reents 2008
ebenda
13
ebenda
14
ebenda
15
ebenda
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Ebenfalls aus diesem Grunde nennt er die Ereignisse des Romans, die er mit denen
des Filmes vergleicht, nicht nur, sondern erklärt sie auch kurz.
Er erläutert auch Fachbegriffe, die er benutzt (z.B. „auf den Halm“16; „Favoris“17).
Auch Jessen beschönigt seine Kritik nicht, sondern drück sie deutlich aus (z.B.
„Was interessiert Heinrich Breloer daran? Die Antwort lautet: Nichts.“18;
„Nacherzählungswahn“19; „Ausstattungswahn“20)
Stephan Speicher bezieht sich zu Anfang auf Breloers eigene Thesen, was einen gut
gemachten Film ausmacht, bemängelt jedoch, dass er diese zu sehr beachtet, was zu
der Üppigkeit der Details führte.
Er jedoch kritisiert so sachlich, nüchtern und doch direkt und beschreibt dann
wiederum beinahe euphorisch, sodass der Tonfall des Artikels von Ironie geprägt zu
sein scheint, welche an einigen Stellen auch sehr offensichtlich wird (z.B. „wie das
Angebot der Woche bei Tchibo“21 ; „Und das siebentürmige Lübeck [...], kenne ich
das von der Marzipanpackung oder vom Marmeladenglas?“22)
Alle drei Autoren drücken sich gewählt, aber dennoch leicht verständlich aus.
3. Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die drei Kritiker im Grunde den gleichen
Eindruck des Filmes haben, auch wenn sie ihre Kritik auf unterschiedliche Bereiche
fokussieren.
Die Autoren sind sich einig, dass die Verfilmung dem Roman einiges nachsteht.
Edo Reents kritisiert vor allem die Umsetzung der Handlung des Romans in der
Verfilmung. Er bemängelt besonders den Fokus Breloers auf den finanziellen
Aspekt des Romans von Thomas Mann und begründet dies mit dem Geist unserer
Zeit und der heutigen Gesellschaft, die stark an finanziellen Fragen interessiert ist.
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Jessen 2008
ebenda
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ebenda
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ebenda
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ebenda
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Speicher 2008
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ebenda
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10
Dieses lässt sich schon am Untertitel der Rezension erkennen: „jede Generation
brauch ihre eigene Fassung. Also reden wir jetzt über Finanzen und Familie“23.
Folglich verweist er darauf, dass der gesundheitliche Niedergang der Buddenbrooks
zu kurz kommt, während der finanzielle, seiner Meinung nach der am einfachsten zu
erfassende Aspekt, deutlich überwiegt.
Auch Jens Jessen kritisiert im wesentlichen die Handlung, jedoch im Vergleich mit
dem Roman. Deswegen bemängelt er auch die Umsetzung der Figuren.
Dieses lässt sich auch in der Zeit am Untertitel der Kritik erkennen: „Heinrich
Breloers Film hält sich sklavisch an Thomas Manns berühmten Roman – und verrät
ihn am Ende doch“24 weist darauf hin, dass Breloer versucht hat, sich so gut wie
möglich an die Vorlage zu halten, aber genau durch dieses Bestreben daran
gescheitert ist.
Stephan Speicher konzentriert seine Kritik überwiegend auf die Aufmachung des
Filmes. Er beanstandet die aufdringliche Fülle der Kulissen und Kostüme.
Dieses lässt sich nicht auf den ersten Blick aus dem Titel der Rezension „Die
Verführungskraft der schönen Dinge“ erkennen, nach dem Lesen des Artikels ist
jedoch zu erkennen, dass auch der Titel höchst wahrscheinlich ironisch gemeint ist.
Nachdem nun die Frage nach den Meinungen der Kritiker beantwortet ist, bleibt die
Frage offen, was das „normale“ Publikum über den Film „Buddenbrooks“ denkt.
Die Kritiker haben sich ausführlich mit Roman und Verfilmung auseinander gesetzt
und den direkten Vergleich, ihren Ansprüchen entsprechend, gezogen. Offen ist
deshalb, wie der Film von dem Teil des Publikums bewertet wird, das die Vorlage
Breloers nicht kennt.
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Reents 2008
Jessen 2008
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Rezensionen
Jessen, Jens: Der Untergang der Buddenbrooks. Heinrich Breloers Film hält sich
sklavisch an Thomas Manns berühmten Roman – und verrät ihn am Ende doch. In:
Die Zeit vom: 23.12.2008, S.43
Reenst, Edo: Im Großen und Ganzen schade ums Geld. Drei Mal wurden die
„Buddenbrooks“ schon verfilmt, aber jede Generation brauch ihre eigene Fassung.
Also reden wir jetzt über Finanzen und Familie. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung
vom: 30.12.2008, S. 35
Speicher, Stephan: Die Verführungskraft der schönen Dinge. „Buddenbrooks“, die
Dritte – Heinrich Breloer hat Thomas Manns Roman verfilmt. In: Süddeutsche
Zeitung vom: 24. - 26.12.2008, S. 12
Primärliteratur:
Buddenbrooks. Regie: Breloer, Heinrich. Deutschland 2008
Mann, Thomas: Buddenbrooks. Verfall einer Familie. Frankfurt am Main: S.
Fischer, 1960
Sekundärliteratur:
Prem, Boris: Buddenbrooks. Lektüre Durchblick. München: Mentor Verlag Dr.
Ramdohr KG, 1998
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Erklärung:
Ich versichere hiermit, dass ich diese Arbeit selbstständig angefertigt und keine
anderen als die von mir angegebenen Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Die
den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen sind als solche
gekennzeichnet.
Münster, den 8. Mai 2009
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