Fingerringdosimeter Typ BETA-50 und BETA
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Fingerringdosimeter Typ BETA-50 und BETA
Forschungszentrum Karlsruhe in der Helmholtz-Gemeinschaft Hauptabteilung Sicherheit Messstelle für Festkörperdosimeter Fingerringdosimeter Typ BETA-50 und BETA-200 zur Messung der Oberflächen-Personendosis Hp(0,07) durch Photonen- und Beta-Strahlung Einleitung Die Messstelle für Festkörperdosimeter am Forschungszentrum Karlsruhe (FZK) bietet zwei Beta-Fingerringdosimeter an, Typ BETA-200 und Typ BETA-50. Beide dienen der Überwachung der lokalen Hautdosis sowohl durch Beta- als auch durch PhotonenStrahlung. Die Zahl 200 und 50 in der Typenbezeichnung bezieht sich auf die jeweilige untere Grenze der mittleren Beta-Energie, die mit dem Fingeringdosimeter noch nachgewiesen werden kann. Die Beta-Fingerringdosimeter sind Modifikationen des amtlichen Fingerringdosimeters Typ PHOTONEN, der seit vielen Jahren zur Messung der Teilkörperexposition an den Händen durch Röntgen- und Gamma-Strahlung verwendet wird [1]. Im folgenden werden die Eigenschaften der Karlsruher Beta-Fingerringdosimeter beschrieben und Hinweise zum Einsatzbereich und zur Anwendung gegeben. Erfordernis einer Teilkörperdosimetrie Beta-Strahlung liefert wegen ihrer geringen Reichweite keinen Beitrag zur Ganzkörperdosis. Beim Umgang mit Beta-Strahlung sind die Grenzwerte der lokalen Hautdosis mit Teilkörperdosimetern zu überwachen. Dabei muss an offenen oder nur geringfügig abgeschirmten Beta-Nukliden auf Grund der Absorptionseigenschaften von Beta-Strahlung mit starken Dosisleistungsgradienten des Strahlungsfeldes gerechnet werden, d. h. die Teilkörperstellen, die der Quelle am nächsten kommen sind repräsentativ für die Abschätzung der maximalen lokalen Hautdosis. Bei Messungen niederenergetischer Beta-Strahlung ist die Auswahl eines geeigneten Trageortes des Personendosimeters besonders wichtig. Die Hände werden in vielen Fällen naturgemäß am stärksten exponiert. Fingerringdosimeter erfüllen die Messaufgabe als Teilkörperdosimeter im allgemeinen am besten. Armbanddosimeter sind nur in Ausnahmefällen erlaubt. Ein Film- oder Albedo-Dosimeter z.B. ist kein Beta-Dosimeter - bestenfalls ein Indikator für einen Verdacht auf Beta-Strahlung oberhalb einer Energieschwelle - und der Rumpf als vorgegebener Trageort für Ganzkörperdosimeter ist im allgemeinen auch nicht repräsentativ für die Überwachung der lokalen Hautdosis durch Beta-Exposition. Für die Personenüberwachung an Körperteilen, wie z.B. Unterarm, Fuß, Unterschenkel und Kopf, die gegebenenfalls neben den Händen besonders exponiert sein können, kann die Karlsruher Messstelle den Dünnschicht-Detektor der Fingerringdosimeter in geeigneter Halterung anbieten. Das Tragen eines Teilkörperdosimeters wird nach der StrlSchV erforderlich, wenn vorauszusehen ist, dass im Kalenderjahr die Organdosis für die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel oder die Haut (lokale Hautdosis) größer als 150 mSv oder die Organdosis der Augenlinse größer als 45 mSv ist. Messgröße Messgröße ist die Oberflächen-Personendosis HP(0,07) in der Einheit Sv bzw. mSv. Sie ist unabhängig von der Art der Strahlung. Der HP(0,07)-Messwert der Fingerringdosimeter enthält die Oberflächen-Personendosis sowohl von Photonen- als auch Beta-Strahlung. Bauartzulassung und Zustimmung zum Einsatz als amtliche Teilkörperdosimeter Im Regelfall wird die Personenüberwachung mit Dosimetern einer amtlichen Messstelle nach Landesrecht über eine Überwachungszeitspanne von einem Monat durchgeführt. Amtliche Dosimeter haben die Zustimmung der zuständigen Bundesministerien und Länderausschüsse. Photonen-Dosimeter unterliegen darüber hinaus der Eichordnung (EO), erfüllen die PTB-Mindestanforderungen, haben eine PTB-Bauartzulassung und nehmen an einer verdeckten jährlichen PTB-Kontrollbestrahlung teil. Beta-Dosimeter unterliegen nicht der Eichordnung. Amtliche Beta-Dosimeter müssen jedoch an regelmäßigen BetaVergleichsbestrahlungen der PTB teilnehmen. In der Praxis liegen meist Photonen-BetaMischstrahlungsfelder vor, weshalb Beta-Dosimeter eine Bauartzulassung als PhotonenDosimeter besitzen sollten. Die Bauartzulassung der Fingerringdosimeter vom Typ BETA200 und vom Typ BETA-50 in der Messgröße HP(0,07) ist im August 2001 erteilt worden. Die Zulassungsnummern befinden sich in Tabelle 2. Die Zustimmungen der zuständigen Bundesministerien und Länderausschüsse zum Einsatz der Karlsruher BETAFingerringdosimeter als amtliche Dosimeter liegen vor. Dünnschicht-Detektor Zur Teilkörperdosimetrie von Beta-Strahlung sind bevorzugt dünnschichtige Thermolumineszenz (TL)-Detektoren aus gewebeäquivalentem Material wie LiF geeignet, die keine für den Beta-Nachweis störenden Energiefilter für die Photonendosismessung benötigen. Der Dünnschicht-Detektor der beiden BETA-Fingerringdosimeter wurde in Zusammenarbeit des FZK mit dem „Institute of Physics“ in Krakau entwickelt [3, 4], besteht aus einer etwa 0,03 mm dünnen TL-aktiven LiF:Mg,P,Cu-Schicht, die auf einem dicken TLunempfindlichen Träger aus inaktivem LiF + Graphit aufgesintert ist (Abb. 1), hat eine Größe 4,5 mmÆ × 0,89 mm, eine Dichte von 2,4 g/cm3 und trägt eine Chargen- und Detektornummer auf seiner dunkleren inaktiven Rückseite. Dosimeterbeschreibung Das Fingerringdosimeter besteht aus einem Edelstahlfingerring mit einer Vertiefung an der Oberseite, die den Detektor aufnimmt (Abb. 1). Im Ring ist der Detektor mit einer dünnen PVC-Schrumpfschlauchfolie aus „Kapalon S“ von etwa 10 mg/cm2 flächennormierter Masse abgedeckt. Beim BETA-200-Fingerringdosimeter befindet sich zwischen der PVC-Folie und dem Detektor eine PE-Folie von etwa 1 mg/ cm2, beim BETA-50Fingerringdosimeter ist eine Mylarfolie von etwa 2 mg/cm2 in einem Fenster im Schrumpfschlauch direkt über dem Detektor die einzige Abdeckung [5]. Beta 200 Beta 50 2 Die auf dem Ring eingravierte Nummer dient der Personenzuordnung. Bezugspunkt des Dosimeters ist der Mittelpunkt des TL-Detektors. Die Vorzugsrichtung weist von der Oberseite des Ringes senkrecht auf den Detektor. Durch die Farbe des Schrumpfschlauches können äußerlich die BETA-Fingerringe (blau) vom PHOTONEN-Fingerring (schwarz) unterschieden werden. Abb. 1 Aufbau der Karlsruher Fingerringdosimeter Messtechnik Zur Auswertung werden die Detektoren in der Messstelle dem Ring nach dem Entfernen des Schrumpfschlauches entnommen. Die Zuordnung von Detektor- und Ringnummer ist über die Datenverarbeitung festgelegt. Nach einer Temperaturvorbehandlung im Ofen bei 100 °C zum Löschen instabiler Lumineszenzanteile werden die Detektoren im Auswertegerät bis 240°C erhitzt. Das dabei austretende Thermolumineszenz-Licht ist proportional zur Dosis und wird gemessen. Der zeitliche Verlauf der Lichtemission (Glow-Kurve) wird für jeden einzelnen Detektor zur Dokumentation aufgenommen und archiviert. Das Integral der Lichtanzeige bis einschließlich Glow-peak Nr. 5 (Bezeichnung der Maxima in den Lichtemissionen) dient zur Dosisermittlung. Für jeden Detektor wird ein individuelles Photonen-Ansprechvermögen berücksichtigt. Eine Wärmebehandlung des Detektors bei 240° C für 10 min in einem Ofen mit anschließender schneller Abkühlung außerhalb des Ofens löscht seine Vorgeschichte für einen erneuten Einsatz. Die so regenerierten Detektoren kommen mit einer neuen Schrumpfschlauchfolie wieder in einen Fingerring. Das Schrumpfen geschieht in einem Temperaturschrank bei 100 °C, wobei die Fingerringe mit der Detektorseite auf einer kalten Aluplatte stehen und der Schrumpfschlauch dadurch oberhalb des Detektors seine ursprüngliche Dicke beibehält. 3 Energie- und Richtungsabhängigkeit für Photonen Die Abbildungen 2 und 3 zeigen die Energie- und Richtungsabhängigkeit für Photonenstrahlung der Fingerringdosimeter Typ BETA-200 und BETA-50 in der Messgröße HP(0,07). Diese Ergebnisse wurden in der PTB-Bauartprüfung gewonnen. Die BETAFingerringdosimeter zeigen auch bei Photonenstrahlung von 15 keV noch ein relativ hohes Ansprechvermögen. r-Wert, Bezug Cs-137 Fingerring Typ BETA-200 1,2 1 0° 0,8 30° 45° 0,6 60° 300° 0,4 10 100 1000 10000 Photonenenergie in keV Abb. 2 Photonen-Energie- und Richtungsabhängigkeit des BETA-200Fingerringdosimeters für die Messgröße HP(0,07), (PTB geprüft) r-Wert, Bezug Cs-137 Fingerring Typ BETA-50 1,2 1 0° 30° 45° 60° 300° 0,8 0,6 0,4 10 100 1000 10000 Photonenenergie in keV Abb. 3 Photonen-Energie- und Richtungsabhängigkeit des BETA-50Fingerringdosimeters für die Messgröße HP(0,07), (PTB geprüft) 4 Energie- und Richtungsabhängigkeit für Beta-Strahlung Im Rahmen der Bauartprüfung wurden von der PTB die in Tabelle 1 angegebenen BetaAnsprechvermögen für die Fingerringdosimeter vom Typ BETA-200, vom Typ BETA-50 und vom Typ PHOTONEN ermittelt. Tabelle 1 Quelle Beta-Ansprechvermögen der Fingerringdosimeter Typ PHOTONEN, Typ BETA-200, Typ BETA-50 (in Klammern unter dem Nuklid mittlere Beta-Energie) Beta-Ansprechvermögen 1) Winkel PHOTONEN 147 Pm 0° 0,1 (0,06 MeV) 45° 85 Kr BETA-200 0,1 60° 0,13 0° 0,82 (0,24 MeV) 45° 0,70 60° 0,65 90 Sr/90Y 0° (0,8 MeV) 45° 1,24 60° 0,54 -60° 0,59 ±3% (k = 2) 1,34 1,2 1,0 ±4% (k = 2) BETA-50 1,1 1,44 ±4% (k = 2) 1,59 ±3% (k = 2) 0,98 0,99 ±3% (k = 2) 0,99 ±3% (k = 2) 1,26 1,18 ± 3% (k = 2) 1,06 1) PTB-geprüft Störeinflüsse durch andere Strahlenarten In Anwendungsbereichen mit einem relevanten Anteil thermischer Neutronen muss ein 7 LiF:Mg,Cu,P-Material mit einem nur geringen Anteil des Isotops 6Li verwendet werden, das eine vernachlässigbare Neutronenempfindlichkeit aufweist. In anderen Strahlungsfeldern bewährt sich der natLiF:Mg,Cu,P-Detektor mit 17 % 6Li-Anteil. Messunsicherheit und Messbereich Die Technische Daten der Fingerringdosimeter sind in Tabelle 2 wiedergeben. Sie beinhalten im Wesentlichen bauartgeprüfte Werte. Im Vergleich zu herkömmlichem LiF:Mg,Ti-Material bietet das natLiF:Mg,Cu,P-Material ein etwa 20-fach höheres Ansprechvermögen, was trotz der dünnen Schicht die gleiche untere Messbereichsgrenze von 0,2 mSv für Photonen erlaubt. Der Messbereich reicht bis 10 Sv unabhängig von der Strahlenart. 5 Tabelle 2 Technische Daten der Fingerringdosimeter Typ BETA-50 und Typ BETA-200 für Photonen und Beta-Strahlung Nenngebrauchsbereiche Photonenenergie 15 keV bis 1340 keV 1) Beta-Energie BETA-50: 50 keV bis 1 MeV 1) und BETA-200: 200 keV bis 1 MeV 1) Richtung 1): 0° bis ±60° zur Vorzugsrichtung Temperatur 1) 10° C bis 40° C Luftfeuchtigkeit 1) 10 % bis 90 % Mechanischer Schock 1) bis 4900 m/s2 Lagerung im Wasser 1) bis 24 h Fingerringdosimeter Material: Edelstahl Detektorabdeckung: BETA-50: Mylarfolie von 2 mg/cm2 in einem Fenster im Schrumpfschlauch blau BETA-200, Schrumpfschlauch blau, Dicke etwa 10 mg/cm2 Dünnschicht-Detektor Material: LiF:Mg,Cu,P gesintert Größe: 4,5 mmÆ × 0,89 mm Dicke 0,03mm, Dichte: 2,4 g/cm3 Auswerteverfahren Erhitzung des Detektors auf 240 °C, Thermolumineszenz-Lichtintegral einschließlich Glowpeak 5 Störeinflüsse durch andere Strahlenarten Neutronen thermisch: unempfindlich für 7LiF-Detektoren empfindlich für natLiF Strahlenarten Photonen- und Beta-Strahlung Messgröße Oberflächen-Personendosis HP(0,07) Expositionsdauer 1) bis 6 Monate Messbereich 0,2 mSv bis 10 Sv Sterilisierbarkeit Gassterilisation bei Temperaturen < 80°C Variationskoeffizient der Dosismessung < 7 % für gesamten Messbereich 1) < 3 % oberhalb 1 mSv 1) Bauartzulassung der PTB BETA-50: Z23.52/01.06 BETA-200: Z23.52/01.07 Linearitätsabweichung 1) < 13 % für gesamten Messbereich < 10 % bis 1 Sv 1) PTB-geprüft und Bauart zugelassen in den angegebenen Gebrauchsbereichen Der Variationskoeffizient einer Stichprobe ist im gesamten Messbereich £ 7 % und oberhalb 1 mSv £ 3 %. Im Rahmen der jährlichen PTB-Vergleichsbestrahlungen [6,10] werden Mindestanforderungen an die Messabweichung von Teilkörperdosimetern sowohl für Photonen als auch Beta-Strahlung überprüft. Die zulässigen Messabweichungen der Personendosis vom Sollwert, die in SSK-Empfehlungen [8] festgelegt sind, darf nur noch im Intervall zwischen 1,5 und 1/1,5 liegen. Für Photonenstrahlung mit einer mittleren Energie unterhalb 10 keV und Beta-Strahlung mit einer mittleren Energie unterhalb 200 keV erstreckt sich der zu6 lässige Bereich auf ein Intervall der Messabweichung zwischen 0,5 und 2. Zu kleineren Dosen in der Nähe der unteren Messgrenze weitet sich das Intervall auf (Trompetenkurve). Anwendungsbereich der BETA-Fingerringdosimeter Zur Entscheidung, in welchen Strahlungsfeldern die von der Karlsruher Messstelle angebotenen Fingerringdosimeter sinnvoll einzusetzen sind, wird die Beta-Strahlung entsprechend der mittleren Energie der Nuklide, mit denen umgegangen wird, klassifiziert (Tabelle 3). Zur Abschätzung der zu erwartenden Beta-Energie und Dosisleistung bei bekannter Nuklidzusammensetzung und Aktivität können z.B. die SSK-Empfehlungen „Berechnungsgrundlage für die Ermittlung von Körperdosen bei äußerer Strahlenexposition“ [9] oder die Tabelle C.13 in ICRU 56 Report (1997) [11] herangezogen werden. Werte zur maximalen Beta-Energie finden sich auch in Nuklidtafeln. Ein Drittel des Wertes der dort angegebenen Maximalenergie entspricht in guter Näherung der mittleren Beta-Energie. Die Nuklide, die im Rahmen einer Brachytherapie, Radiosynoviorthese und Radioimmuntherapie verwendet werden, sind in Tabelle 4 gesondert aufgeführt [12, 13]. Ist die Auswahl des Typs von Fingerringdosimetern auf Grund der vorliegenden Strahlungsfelddaten nicht eindeutig zu treffen, können Messungen mit verschiedenen Ringtypen am gleichen repräsentativen Messort an einem Phantom im Strahlungsfeld herangezogen werden. Der Ringtyp mit den relevant höchsten Werten im Vergleich zu den anderen ist einzusetzen. Tabelle 3: Klassifizierung der Beta-Strahlung für die Personendosimetrie Mittlere Energie Reichweite Typische Nuklide bis MeV mg/cm2 <0,05 25 ³0,05 100 >0,2 ca. 1000 FingerringDetektor 3 H, 14C, 35S, 63Ni, 54 Mn, 51Cr FingerringAbdeckung FingerringTyp Kein Fingerringdosimeter, Schutzhandschuhe > 25 mg/cm2 porenfrei 147 Pm, 60Co, 137Cs, 33 P, 169Er, 188W Dünnschicht ca. 2 mg/cm2 BETA-50 153 Sm, 58Co, 32P, Dünnschicht ca. 10 mg/cm2 BETA-200 85 Kr, 89Sr, 90Sr/90Y, 106 Rh, 124Sb, 186Re, 188 Re, 204Tl, 234Pa Beta-Strahlung einer mittleren Energie < 0,05 MeV kann nur beim Umgang mit offenen Radionukliden in Quellnähe die Haut erreichen. Sie würde selbst in der Fensterfolie des BETA-50-Fingerringdosimeters weitgehend absorbiert und nicht dosisrichtig nachgewiesen. Andererseits sind schon aus Kontaminationsgründen porenfreie Schutzhandschuhe von mindestens 25 mg/cm2 zu tragen, die diese weiche Strahlung ausreichend absorbieren und eine Messung der Beta-Personendosis überflüssig machen (siehe Tabelle 3). Die 7 beim Umgang mit sehr hohen Aktivitäten u.U. nicht mehr zu vernachlässigende Bremsstrahlungsdosis könnte mit einem Photonen-Dosimeter gemessen werden. Beta-Strahlung einer mittleren Energie ³ 0,05 MeV durchdringt dünne Gummihandschuhe und erfordert das BETA-50-Fingerringdosimeter. Für Beta-Strahlung einer mittleren Energie ³ 0,2 MeV reicht das mechanisch robustere BETA-200-Fingerringdosimeter. Das BETA-200-Fingerringdosimeter erfüllt die Mindestanforderungen für den Nenngebrauchsbereich der mittleren Beta-Energie von 0,2 MeV bis 0,8 MeV nach den SSK-Anforderungen an Personendosimeter [8]. Tabelle 4 Radionuklide in der Brachytherapie, Radiosynoviorthese und Radioimmuntherapie Isotop Halbwertszeit Max. b-Energie Max. g-Energie 50,5 Tage 1,48 MeV keine Strontuim-89 90 Iod-131 131 8 Tage 0,606 MeV 364 keV Yttrium-90 90 2,7 Tage 2,28 MeV keine Erbium-169 169 9,5 Tage 0,34 MeV keine Rhenium-186 186 3,7 Tage 1,08 MeV 137 keV Rhenium-188 188 0,7 Tage 2,13 MeV 155 keV Sr J Y Er Rh Rh Tabelle 5 zeigt ein paar Beispiele von Schutzkleidungen und die für die Abschirmwirkung gegenüber Beta-Strahlung maßgebliche flächenbezogene Masse. Tabelle 5: Flächenbezogene Massen von Schutzkleidungen Schutzkleidungen mg/cm2 Schutzhandschuhe mg/cm2 Papieranzug 5 Stoffhandschuh 25 Pedi-anzug 20 Gummihandschuh dünn 40 Overall 25 Gummihandschuh dick 90 Unterhemd 25 Sterilisierbarkeit Die Edelstahl-Fingerringdosimeter können beim Einsatz im medizinischen Anwendungsbereich ohne Verfälschung des Messwertes gassterilisiert werden. Es sollte nicht über 80° C erhitzt werden. In Anlehnung an die Anforderugen an die chirurgische Händedesinfektion wird eine Desinfektion des Fingerringdosimeters, das unter dem Schutzhandschuh zu tragen ist, im allgemeinen als ausreichend angesehen. Entsprechende Untersuchungen laufen bei der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). 8 Hinweis für den praktischen Einsatz - Das Fingerringdosimeter kann durch Biegen der Größe des Fingers angepasst werden. - Fingerringdosimeter sollen immer unter dem Schutzhandschuh getragen werden. Die hier angebotenen Fingerringe tragen nur gering auf, haben keine scharfen Ecken oder Kanten und sind deshalb auch für das Tragen unter Operationshandschuhen gut geeignet. - In Ausnahmefällen kann der Fingerring vollständig mit Schrumpfschlauch eingehüllt werden, wodurch ein Hautkontakt mit dem Edelstahl vermieden wird. - Das Fingerringdosimeter ist möglichst an derjenigen Hand und demjenigen Fingerteil zu tragen, für die eine Maximalexposition erwartet wird. Es ist zu beachten, dass BetaStrahlung einen Finger der menschlichen Hand nicht durchdringen kann. Deshalb muss das Fingerringdosimeter mit der Vorzugsseite immer in die Richtung der am höchsten erwarteten Beta-Exposition zeigen (z. B. zur Handinnenseite beim „Umfassen“ von Beta-Strahlern oder am kleinen Finger zur Außenseite z.B. beim Pipetieren einer radioaktiven Flüssigkeit). Es kann mit den Fingerringen nur Beta-Strahlung gemessen werden, die in einen bestimmten Kegel mit der Achse in der Vorzugsrichtung des Dosimeters einfallen. Amtliche Photonen-Beta-Teilköperdosimeter erfüllen die PTB-Anforderungen bis zum Öffnungswinkel des Kegels von 120° sowohl für Photonen wie Beta-Strahlung. - Ist eine Haupteinfallsrichtung der Strahlung beim erwarteten Arbeitsablauf nicht festlegbar, sind u.U. mehrere Fingerringdosimeter mit verschiedener Ausrichtung zu tragen. Der maximale Dosismesswert ist dann entscheidend für die Überwachung der Jahresdosisgrenzwerte. - Das BETA-50-Fingerringdosimeter ist für praktisch alle Beta-PhotonenStrahlungsfelder geeignet. Wegen seines mechanisch sehr empfindlichen Strahleneintrittfensters sollte sein Einsatz jedoch auf Strahlungsfelder mit einem wesentlichen Dosisanteil von Beta-Strahlung einer mittleren Energie deutlich kleiner als 200 keV beschränkt bleiben. In allen anderen Beta-Photonen-Strahlungsfeldern sollte das robustere BETA-200-Fingerringdosimeter, in Strahlungsfeldern ohne Beta-Strahlung immer das PHOTONEN-Fingerringdosimeter getragen werden. - Der Messwert in der Messgröße HP(0,07) ist die Summe der Dosisanteile sowohl durch Photonen als auch Beta-Strahlung und ist als Maß für die lokale Hautdosis zu werten. Eine getrennte Messung der Strahlenart-Dosisanteile ist in der Personendosimetrie nicht erforderlich, könnte aber im Rahmen der Ermittlung der Expositionsbedingungen durch geeignete Abdeckung mehrerer BETA-50-Fingeringe an einem Fingerphantom an einer repräsentativen Stelle des Strahlungsfeldes abgeschätzt werden. Hinweise zum Einsatz bei der Radiosynoviorthese (RSO) Das Bundesamt für Strahlenschutz hat umfangreiche Messungen an Arbeitsplätzen mit Umgang von Beta-Strahlern durchgeführt [12, 13] und bereitet z.B. ein „Merkblatt zum Strahlenschutz bei der Radiosynoviorthese (RSO)“ vor. Darin wird gefordert, dass grundsätzlich die mit aktiven Lösungen gefüllten Vorratsfläschchen und Spritzen abzuschirmen sind. Eine nahezu vollständige Abschirmung ist für die verwendeten Nuklide mit Plexiglas von 10 mm Dicke möglich. Bereits beim Aufziehen der 9 Spritzen mit Y-90- oder Re-186-Lösungen sind handelsübliche Spritzenprotektoren zu verwenden. Desweiteren ist der Kanülenansatz der Spritze während der Applikation z. B. mit einer Zange oder einem anderen geeigneten abstandsvergrößernden Hilfsmittel zu halten. Gefordert wird auch, dass zur Kontrolle der Einhaltung des Grenzwertes für die Teilkörperdosis geeignete Personendosimeter zu tragen sind. Die Verwendung von PhotonenTeilköperdosimetern führt zu erheblichen Unterbewertungen der tatsächlichen Dosis. In den bei der RSO auftretenden Mischstrahlungsfeldern sind Beta-PhotonenDie Forderung, das Fingerringdosimeter an der Stelle der höchsten Exposition oder in unmittelbarer Nähe dieser Stelle zu tragen, lässt sich in Beta-Strahlungsfeldern praktisch nur erfüllen, wenn ein ausreichender Abstand zur Quelle (im Zentimeterbereich, keinesfalls im Milimeterbereich oder gar im Kontakt) eingehalten wird. Dies deckt sich mit der Strahlenschutzforderung, geeignete abstandsvergrößernde Hilfsmittel einzusetzen. Der Trageort der Dosimeter hängt von den Expositionsbedingungen ab und ist von Fall zu Fall zu entscheiden. Das Dosimeter ist möglichst an einem der Finger bzw. Fingerglieder zu befestigen, die den geringsten Abstand zur Quelle haben. Beim Setzen von Spritzen zum Beispiel ist in der Regel das erste oder zweite Glied des Daumens oder des Zeigefingers der Führungshand ein geeigneter Trageort. Das Fingerringdosimeter sollte hier nicht am Grundgelenk des entsprechenden Fingers, erst recht nicht am Grundgelenk des Ringfingers befestigt werden. Im übrigen gelten auch hier die allgemeinen Regeln im obigen Kapitel „Hinweise für den praktischen Einsatz“. Zusammenfassung Das BETA-50-Fingerringdosimeter und das BETA-200-Fingerringdosimeter der Karlsruher Messstelle sind die ersten amtlich zugelassenen Beta-Teilkörperdosimeter in Deutschland. Sie basieren auf dem gleichen Edelstahlfingerring wie das seit langem eingeführte amtliche PHOTONEN-Fingerringdosimeter der Karlsruher Messstelle. Sie besitzen darüber hinaus die PTB-Bauartzulassung als Photonendosimeter und können deshalb in Beta-Photonen-Mischstrahlungfeldern zur Überwachung der lokalen Hautdosis eingesetzt werden. 02-08-16 Literatur [1] Fingerringdosimeter für Photonen-Strahlung, Informationsblatt der Karlsruher Messstelle, INFO 3/96 [2] Richtlinie für die physikalische Strahlenschutzkontrolle (§§62, 63 und 63a StrlSchV) verabschiedet v. Länderausschuss für Atomkernenergie am 14./15. 9. 1993, Bek. des BMI vom 20.12.1993- RSII 3 A 15530/1 (GMBI., S. 286) [3] Burgkhardt, B.; Piesch, E.; Bilski, P.; Budzanowski, M.; Olko, P.; Eigenschaften neuer dünnschichtiger TL-Detektoren zur Beta- und Neutronendosimetrie. Koelzer, W. [Hrsg.], Strahlenschutz: Physik und Messtechnik, 26. Jahrestagung des Fachverbandes für Strahlenschutz, Karlsruhe, 24.-26. Mai 1994, Köln: Verl. TÜV Rheinland, FS94-71-T, Bd. I, S. 521-26, 1994 (35405) 10 [4] Bilski, P.; Olko, P.; Burgkhardt, B.; Piesch, E.; Ultra thin LiF:Mg, Cu, P detectors for beta dosimetry; Radiation Measurements, Int. J. Radiat. Appl. Instrum., Vol 24, No. 4, pp. 439-443, 1995 [5] Piesch, E.; Burgkhardt, B.; Goldbach, S.; Vilgis, M.; The effect of secondary electrons on the photon energy response of TL and TSEE detectors used for beta and photon dosimetry. Radiat. Prot. Dosim., 39, pp. 187-90, 1995 [6] Betadosimetrie mit Teilkörperdosimetersonden, PTB Report Dos-29, ISBN 3-89701153-0, Braunschweig, April 1998 [7] Martini, M., Figel, M., Burgkhardt, B.; Fingerringdosimetrie in gemischten BetaGamma-Strahlungsfeldern: Fortbildungstagung "Dosimetrie externer Strahlung: Aktuelle Entwicklungen" 24.-26. Februar 1999 in Tabarz/Thüringen, PTB-Bericht PTBDos-31, Herausgeber Peter Ambrosi, Jürgen Böhm und Birgit Dörschel. Braunschweig, Seiten 8-12, Februar 1999 [8] Neufassung der SSK-Empfehlung „Anforderungen an Personendosimeter“, Juli 2002 [9] Veröffentlichungen der Strahlenschutzkommission, Berechnungsgrundlage für die Ermittlung von Körperdosen bei äußerer Strahlenexposition, SSK-Bericht Band 43, Urban & Fischer Verlag, 2000 [10] Betadosimetrie mit Teilkörperdosimetersonden II, PTB Report Dos-37, ISBN 389701-615-X, Braunschweig, Dezember 2000 [11] ICRU REPORT 56; Dosimetry of external Beta Rays for Radiaton Protection; Bethesda-Verlag, Maryland, Januar 1997 [12] Mielcarek, J., Barth, I. Berufliche Strahlenexposition während der Produktion von Augenapplikatoren und bei der Radiosynoviorthese. Tagungsband 34. Jahrestagung des Fachverbands für Strahlenschutz e.V., Kloster Seeon, 21. - 25. April 2002, S. 463-470 [13] Barth, I., Mielcarek, J. Beta-Strahlenexposition des medizinischen Personals in der endovaskulären Brachytherapie (IVB). Tagungsband 34. Jahrestagung des Fachverbands für Strahlenschutz e.V., Kloster Seeon, 21. - 25. April 2002, S. 425-432 11