Nachdem ihre Tour vor einigen Monaten

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Nachdem ihre Tour vor einigen Monaten
Chen, Du bist recht neu in der Band. Was hat
Dich dazu bewogen, bei ORPHANED LAND zu
spielen und wo hast du vorher gespielt?
ORPHANED LAND ist meine erste Erfahrung mit
einer Band. Ich bin seit 2011 dabei und war immer ein Fan von ihnen. Es war Zufall, dass ich
zu ihnen in die Band kam. Sie kannten mich seit
Jahren, als sie einen Gitarristen suchten sprachen sie mich direkt an.
„All is one“ wurde in Schweden, Israel und
in der Türkei aufgenommen. Ein christliches,
ein jüdisches und ein muslimisches Land. War
das Absicht?
Nein, das war Zufall, dass das in diesen drei
Ländern passierte. Wir wollten das Beste von
jedem der Länder. In Israel haben wir überwiegend die Akustik-Instrumente aufgenommen; in Schweden die Rhythm Section, Gitarre,
Schlagzeug, die harten Sachen eben und in der
Türkei die türkischen Sachen und Einflüsse. Nur
sie können auf die Art spielen wie sie spielen.
Eure Lyrics sind je nach Song auf Englisch,
Hebräisch oder Türkisch. Eine christliche, eine
jüdische und eine muslimische Sprache. Nach
welchen Kriterien entscheidet Ihr, welchen
Song Ihr in welcher Sprache singt?
Das hängt vom Moment ab. Es hängt auch
von Kobi ab. Er schreibt die Texte und hat die
Konzeptideen. Wenn wir zusammen sind teilt
er uns mit, was nach seinem Gefühl nach richtig für den jeweiligen Song ist. Ein softer Song
wird eher in Hebräisch gesungen und so. Und
manchmal gibt es Dritte, die Songtexte bei
uns einreichen und sagen: Hey, macht das
mal“. Auf „All is one“ sind das Yehuda Poliker
(„Shama’Im“), Aaron Amram („Ya Benaye“)
und Yakov Gilad ( „As I stare at the Ocean
alone”). Diese Songs bedeuten uns sehr viel.
Wir glauben immer, dass in der Art und Weise wie
wir schreiben, und Elemente zu unserer Musik
ergänzen, dass eine kontroverse Musik entsteht, die allen gefällt.
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Auf „All is one“ sind die Songs kürzer als man
es von Euch gewöhnt ist und auch eingängiger
mit dem Schema : Strophe-Refrain-Strophe.
Alles in allem nicht mehr so progressiv. Warum?
Die beiden Vorgänger „Mabool“ und „The never ending Way of OrWarriOr“ waren sehr progressiv. Wir wollten etwas Neues ausprobieren.
Etwas, das wir noch nie zuvor gemacht haben.
Softere Musik war das in diesem Fall. Für uns war
es das richtige was wir zum jetzigen Zeitpunkt
tun konnten. Wir wissen jetzt auch noch nicht,
was das nächste Album bringen wird. Ob es eingängiger, ob es progressiver wird oder ob wir
was ganz anderes machen. Keine Ahnung, wonach uns dann ist. Hauptsache es kommt aus
dem Herzen. Das ist das wirklich wichtige: Musik
muss aus dem Herzen kommen.
Was ist die Bedeutung von „All is one“? Ist das
im religiösen Sinn gemeint, also dass alle Juden und Moslems - Nachfahren von Abraham
sind? Oder: was wollt Ihr damit ausdrücken?
Oberflächlich betrachtet könnte man „All is one“
für ein optimistisches Album halten. Aber es ist
ein Album, das aufzeigt, dass wir es nicht geschafft haben zu erkennen, dass wir alle gleich
sind. Wir sind alle Söhne von Abraham und
Ismael und Isaak. Wir alle sind Nachfahren von
Abraham. Rückschauend betrachtet sind wir
Brüder. Ich weiß nicht warum wir kämpfen.
Brüder bekämpfen sich nicht.
Man könnte sagen Ihr versucht, die Einigkeit
der Religionen über Musik zu erreichen. Warum
dieser Weg und warum Oriental Metal?
Nun, es gibt finnische Metal Bands, und schwedische oder auch amerikanische. Die haben jeweils
ihre Spezifika, die sie ausmachen. Wie Irland das
Irische. Wir haben die orientalische Musik., die
zu uns, den Menschen aus dem Orient gehört.
Das ist das, was uns ausmacht. Und Metal ist
das, was wir machen wollen.
In anderen orientalischen Ländern gibt es
Foto: Plattenfirma
Nachdem ihre Tour vor einigen Monaten verschoben wurde, haben ORPHANED
LAND diese nun nachgeholt und mehrere Akustiksets gespielt. Unter anderem
in der Galerie theARTer (www.theARTer.de) in Berlin, wo ich mit Gitarrist Chen
Balbus kurz vor den Auftritten (an den Abenden in Berlin wurden jeweils zwei
Akustiksets gespielt) ein paar Worte wechselte. Wer sie nicht live sehen konnte
hat im Frühjahr die Chance dazu, denn dann kommen sie nochmals nach
Deutschland und spielen laut Plan sowohl ein Akustikset als auch „full power“.
auch Metalbands. Die Kordz im Libanon zum
Beispiel, oder Scarab in Ägypten. Sind sie bzw.
Ihr miteinander in Verbindung?
Ja, soweit ich weiß haben ein paar untereinander sehr gute Kontakte. Aber insgesamt ist es
eine recht kleine Szene, das Oriental Metal. Sie
wird erst jetzt größer.
Ihr seid mit der palästinensischen Band Khalas
aufgetreten. Wie waren die Reaktionen darauf?
Sie sind gute Freunde von uns. Sie sind unsere
Nachbarn. Es gab keine Konflikte. Wir wollten
nur aufzeigen: Sie sind Palästinenser, wir sind
Israelis. Uns ist das egal. Wir können zusammen
leben. Letztendlich sind wir alle nur Menschen.
Wie beeinflusst der Israel-Palästina-Konflikt/
Krieg Euch, Eure Musik und die Musikszene im
Allgemeinen?
Es ist keine wirklich spaßige Angelegenheit zu
spielen, wenn Du gezwungen bist in Konflikten
zu leben. Wir haben die Musik. Wir versuchen
eine Lücke zu füllen, ohne daran zu denken wo
man herkommt. Schließlich sind wir alle Söhne
Abrahams, so dass es egal ist, wessen Land das
ist. Israel ist da, aber mir ist es egal, wem das
Land gehört. Die Welt sollte nicht trauern. Um
Staatsgrenzen zu überqueren sollte ich kein
Kontrolleur sein müssen.
Ihr dürft in arabischen Staaten, mit Ausnahme
der Türkei, nicht spielen, habt aber viele Fans
dort. Wie geht Ihr damit um?
Die Türkei ist das einzige muslimische Land, das wir betreten dürfen. Als
Israelis dürfen wir in die Türkei einreisen.
Dank der sozialen Netzwerke und dem Internet,
kommen wir mit unseren Fans leicht in Kontakt.
Die Fans finden Wege zu unseren Auftritten zu
kommen. Sie kommen in die Türkei, oder nach
Deutschland oder sonst wo hin. Bei jedem
Auftritt sind Menschen aus arabischen Staaten:
Iran, Irak, Syrien, Tunesien… Sie kommen, um
uns zu treffen und mit uns zu reden.
Warum hattet Ihr Euch von Resurrection in
ORPHANED LAND umbenannt?
Es lag an den Gegebenheiten der Zeit. Da endeten viele Bandnamen auf „tion“ wie Benediktion
oder Resurrection. Auch weil es andere Bands
mit Namen Resurrection gab. Text: Kirat K.