Konstrukteur Hans Fleischer formte die Karosserie vom Wartburg
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Konstrukteur Hans Fleischer formte die Karosserie vom Wartburg
Konstrukteur Hans Fleischer formte die Karosserie vom Wartburg – Eisenach | Thüringer Allgemeine 21.09.14 09:41 SONNTAG, 21. SEPTEMBER 2014 EISENACH Konstrukteur Hans Fleischer formte die Karosserie vom Wartburg 20.09.2014 - 03:09 Uhr Eisenach. Die Ehrung für den Chemnitzer Gestalter Karl Clauss Dietel mit dem Bundesdesignpreis stößt in Eisenach auf Widerspruch. Der Eisenacher Gestalter Hans Fleischer erhielt für seine Karosserien etliche internationale Preise. Er formte auch den legendären Wartburg W 353. Foto: Horst-Ihling-Archiv Mit dem Bundesdesignpreis 2014 soll das Lebenswerk des Chemnitzer Gestalters Karl Clauss Dietel geehrt werden, doch ein Teil dieses Werkes bleibt in Eisenach nicht unwidersprochen. Verliehen wird der Preis vom Bundeswirtschaftsministerium. In der Würdigung des Lebenswerkes Karl Clauss Dietels wird benannt, dass er neben vielen anderen Produkten auch den Grundentwurf für den Wartburg 353 gestaltete, was in der Öffentlichkeit dazu führt, dass der Chemnitzer als "Erfinder und Gestalter des legendären Wartburg 353" gewürdigt wird. Hans Fleischer kannte sich in der Fertigung aus Zeitzeugen aus der Entwicklungszeit des Wartburg W 353 widersprechen dem. Konrad von Freyberg war in den 1960er-Jahren im Automobilwerk Eisenach Leiter des Bereiches Motorenbau. "Wenn wir schon einen Vater für den Wartburg benennen wollen, dann müsste das der Hauptkonstrukteur Gerhard Roth sein. Aber die Karosserie gestaltete Hans Fleischer", erzählt Konrad von Freyberg. Hans Fleischer war im AWE zunächst als Schlosser tätig und entwickelte sich beruflich über den technischen Zeichner bis hin zum Karosseriekonstrukteur weiter und prägte die Eisenacher Nachkriegsentwicklung beim Pkw-Bau. Für die 311-Typenreihe bekam er internationale Preise verliehen. Konrad von Freyberg erinnert sich noch gut, dass Hans Fleischer eine besondere Gabe hatte: Dank seiner Schlosserausbildung wusste er am Reißbrett genau, welche Formen sich auch mit den Maschinen im Werk verwirklichen ließen. Blattfedern mussten aus dem Auto raus Als Assistent des Direktors für Technik nahm Horst Ihling an den Entwicklungsberatungen teil und protokollierte diese. "Mir steht es nicht zu, über das Lebenswerk von Clauss Dietel zu befinden. Ich fühle mich aber im Namen aller ehemaligen Eisenacher Automobilbauer verpflichtet richtigzustellen, dass zu dessen Lebenswerk die Erfindung und Gestaltung des Wartburg 353 auf keinen Fall gehört", schreibt Ihling in einem Brief an das Bundeswirtschaftsministerium. Aus seinen Erinnerungen heraus und nachweislich auch mit Dokumenten belegt Horst Ihling, dass bei der Entwicklung des neuen Wartburgs, der am 1. Juli 1966 in Serie ging, der Diplom-Formgestalter Clauss Dietel mit Aufträgen des Karosserieinnenraumes wie http://eisenach.thueringer-allgemeine.de/web/eisenach/startseite/d…kteur-Hans-Fleischer-formte-die-Karosserie-vom-Wartburg-739882823 Seite 1 von 2 Konstrukteur Hans Fleischer formte die Karosserie vom Wartburg – Eisenach | Thüringer Allgemeine 21.09.14 09:41 Wartburgs, der am 1. Juli 1966 in Serie ging, der Diplom-Formgestalter Clauss Dietel mit Aufträgen des Karosserieinnenraumes wie Armaturentafel und Türseitenteil beauftragt war. "Als Clauss Dietel nach Eisenach kam, war der Wartburg bereits erfunden", berichtet Horst Ihling, der über ein umfangreiches Archiv zur Automobilgeschichte verfügt. Karl Clauss Dietel lebt noch immer in Chemnitz. Er ist der Ansicht, dass der Wartburg auf dem Grundentwurf seiner Diplomarbeit basiert, die er 1962 anfertigte. "Wer den Wartburg erfunden hat, das ist wie die Frage was zuerst da war: Huhn oder Ei. Ich zeichnete eine Vollheckvariante, die abgelehnt wurde. Hans Fleischer gestaltete dann die Limousine. Formsymantik und Anmutung der Diplomarbeit von 1962 wurden erhalten", so die Sicht von Clauss Dietel. Wie der Wartburg 353 überhaupt entstand, kann Konrad von Freyberg erzählen. Der Grund war nicht die neue Form, sondern die straffe Blattfederung des 311er. "Die Kundendienstleute bekamen immer mehr Probleme beim Verkauf der Wagen mit dieser Federung. Darum sollte eine Schraubenfederung her. Außerdem fiel bei der 311er-Karosserie sehr viel Verschnitt beim Blech an. Da das Material aus dem Westen importiert wurde, war das eine Kostenfrage. Und so wurde der Auftrag ausgelöst, eine neue Karosserie zu entwickeln." Neue Form half, Blech einzusparen Die neue Form verminderte wesentlich die Ziehtiefe der Bleche und verringerte den Verschnitt. Allerdings gab es Probleme beim Serienstart. Es gelang nicht, die gesamte Produktionsstrecke auf einmal umzustellen. So wurden die Schraubenfedern und die alte Karosse zunächst im 312-1 verbaut. Zurück zu Karl Clauss Dietel. Er selbst sandte im Dezember 1967 einen Neujahrsbrief an den Eisenacher Hans Fleischer und bedauert dort die "Störungen bei der Zusammenarbeit am 353". Wörtlich heißt es in dem Brief: "...Und wir - Kollege Rudolph und ich - lediglich als gestalterische Mitarbeiter benannt würden." Lutz Rudolph war ein weiterer Gestalter, der im Eisenacher Automobilwerk zeitweilig tätig war. Der Brief geht auf Dietels Ansinnen zurück, den W"353 auf der VI. Deutschen Kunstausstellung zu präsentieren. Dietel und Rudolph waren Mitglieder des Verbandes Bildender Künstler und hätten ausstellen können. Doch das Werk lehnte dies ab, da nach Eisenacher Sicht die beiden Künstler die Entwicklung des Wartburgs kaum beeinflussten, erinnert sich deutlich Horst Ihling. Freyberg und Ihling wissen um verschiedene Anlässe, wo Karl Clauss Dietel als Schöpfer des W353 erwähnt wird, was immer wieder bei den Eisenacher Automobilbauern aufstößt. Freyberg: "In der DDR-Zeitschrift Das Magazin war das auch mal zu lesen." Für eine Richtigstellung sorgte im Jahr 2007 auch der inzwischen verstorbene Eisenacher AWE-Mitarbeiter und Buchautor Michael Stück. In der Juni-Ausgabe des Fachblattes "Oldtimer Markt" war Dietel als "Former des Volkes" bezüglich der Entwicklung des W"353 genannt worden, was Michael Stück in Rage brachte. Er verweist auf verschiedene Dementis seitens des Eisenacher Automobilwerkes. Als verwirklichte Dietel-Details am ersten W"353 werden von Stück neben der Farbgestaltung des Innenraumes noch der Türöffner innen erwähnt. Immerhin führte aber Dietels Arbeit später zum Wartburg-Tourist als Vollkarosse. Die für den 25. September angesetzte Preisverleihung benennt aber , dass "Professor Dietel maßgeblich am Design des Wartburgs 353 beteiligt gewesen sei. Hat er doch den Grundentwurf für das Fahrzeug gefertigt." Horst Ihling hofft nun, dass sein Schreiben im Bundeswirtschaftsministerium noch berücksichtigt wird. Auch zu Ehren von Hans Fleischer.. Heiko Kleinschmidt / 20.09.14 / TA Z0R0004199847 http://eisenach.thueringer-allgemeine.de/web/eisenach/startseite/d…kteur-Hans-Fleischer-formte-die-Karosserie-vom-Wartburg-739882823 Seite 2 von 2