Hamm/Kreis Unna – Branchenbericht Metall/Elektro

Transcription

Hamm/Kreis Unna – Branchenbericht Metall/Elektro
Arbeitsmarktmonitoring
in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm
- BRANCHENREPORT für das Branchencluster:
•
•
•
•
Herstellung von Metallerzeugnissen
Maschinenbau
Mess-, Steuer- und Regelungstechnik
Herstellung von Geräten der Elektrizitätserzeugung und –verteilung
Untersuchungszeitraum: März - Oktober 2003
Herausgeber:
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna
Friedrich-Ebert-Str. 17
59425 Unna
Telefon
02303 27-1990
Fax
02303 27-1490
E-Mail
[email protected]
Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH
Münsterstr. 5b (Haus 2b)
59065 Hamm
Autor:
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02381 688-276
Fax
02381 688-277
E-Mail
[email protected]
Pascal Lampe (Stiftung Weiterbildung Kreis Unna)
Unna, 19.11.2003
© Stiftung Weiterbildung Kreis Unna/Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH
Regionales Arbeitsmarktmonitoring in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm
Mit dem Arbeitsmarktmonitoring suchen die Stiftung Weiterbildung/Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mbH und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH
verstärkt den Schulterschluss mit den Akteuren auf dem Arbeitsmarkt: den Unternehmen, den
Arbeitsämtern, den Regionalsekretariaten, den Kammern, den Gewerkschaften und den
Weiterbildungsträgern.
Über den direkten Austausch mit den Partnern sollen Informationen zu einer Branche gezielt gebündelt werden: Dies schafft Transparenz und eine Grundlage für gemeinsames Handeln in der
Region.
Folgende Ziele werden verfolgt:
•
Ermittlung der Qualifizierungsbedarfe in den Unternehmen, um die bestehenden
Weiterbildungsangebote und -maßnahmen besser auf die Nachfrage der Unternehmen
abzustimmen
•
Ermittlung der Personalbedarfe und möglichst zügige Besetzung offener Stellen
•
Information der Unternehmen über Fördermöglichkeiten sowie ggf. die Vermittlung
kompetenter Ansprechpartner
•
Ausloten von Motivation und Möglichkeiten zur Kooperation von Unternehmen untereinander bzw. mit anderen Partnern, um diese Prozesse gemeinsam anzustoßen
•
Ermittlung von Schlüsselproblemen in den Unternehmen der Region, wie z.B. Nachwuchsförderung, Personalentwicklung, Nachfolge in den Unternehmen, um Anstöße für die
Lösung dieser Probleme zu geben
Der vorliegende Branchenreport stellt die Ergebnisse dieser Bemühungen in einen themenbezogenen Kontext und ermöglicht Ihnen dadurch eine geschlossene Betrachtung der verschiedenen
Ergebnisse der Telefonbefragung, Experten- und Unternehmensgespräche sowie der Auswertung
der Sekundäranalysen. Damit steht den Arbeitsmarktpartnern eine Grundlage für den Dialog zur
Verfügung, um für ermittelte Probleme/Fragestellungen kurzfristig geeignete Lösungen zu finden.
Die Finanzierung des Projekts (Projektlaufzeit: März 2003-Februar 2005) wird durch die regionalen
arbeitsmarktpolitischen Mittel des Landes und des Europäischen Sozialfonds, durch Mittel der
Projektträger, des Kreises Unna/der Stadt Hamm sowie der Arbeitsämter Dortmund und Hamm
sichergestellt.
Gefördert durch:
3
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Inhalt
1
Vorstellung des Branchenclusters ......................................................................... 5
Struktur der Betriebe .................................................................................................. 5
Branchendifferenzierung ............................................................................................ 6
Trends ........................................................................................................................ 6
Forschung und Kooperation ....................................................................................... 8
2
Methodik der Untersuchung.................................................................................. 10
3
Personalbestandsentwicklung/Arbeitsmarkt ...................................................... 13
Kurz- und Leiharbeit, Überstunden und Kündigungsschutz ..................................... 16
Arbeitslose im Bereich der Metall- und Elektroberufe .............................................. 17
An- und Ungelernte .................................................................................................. 20
Ingenieure und Techniker ........................................................................................ 20
4
Ausbildung ............................................................................................................. 26
Schnittstelle Schule/Wirtschaft ................................................................................. 28
Neue Berufsbilder in der Elektrotechnik/Elektronik .................................................. 30
Berufsvorbereitung und 2-jährige Ausbildung .......................................................... 31
5
Weiterbildung ......................................................................................................... 33
Betriebliche Weiterbildung ....................................................................................... 33
Geförderte Weiterbildung ......................................................................................... 36
6
Ausblick .................................................................................................................. 38
7
Literatur................................................................................................................... 39
8
Übersicht der Handlungsempfehlungen .............................................................. 40
9
Tabellenverzeichnis ............................................................................................... 41
10
Abbildungsverzeichnis .......................................................................................... 41
4
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1 Vorstellung des Branchenclusters
Die zentrale und hochinnovative Branche Maschinenbau (WSG 29, siehe Tabelle 1) wurde in der
vorliegenden Branchenbetrachtung um Wirtschaftsgruppen ergänzt, in denen die Unternehmen
vor- bzw. nachgelagerte Produkte (und Dienstleistungen) zur Erzeugung von Maschinen und Apparaten herstellen. Damit repräsentiert diese Auswahl ein Cluster, das beispielhaft eine Wertschöpfungskette mit horizontaler und vertikaler Verflechtung in der Region abbildet, und umfasst
gleichzeitig heterogene Geschäftsfelder, die sich mit der Konstruktion, der Herstellung sowie der
Neu- und Weiterentwicklung von Maschinen und Apparaten für eine Vielzahl von Aufgaben in der
Wirtschaft befassen.
Tabelle 1: Branchencluster
Wirtschaftsgruppen
28 > 4 MA
29
311
312
316
332
333
Herstellung von
Maschinenbau
Herstellung von
Herstellung von
Herstellung von
Herstellung von
Herstellung von
Metallerzeugnissen
Elektromotoren, Generatoren und Transformatoren
Elektrizitätsverteilungs- und -schalteinrichtungen
elektrischen Ausrüstungen, anderweitig nicht genannt
nachrichtentechnischen Geräten und Einrichtungen
industriellen Prozesssteuerungsanlagen
Quelle: Statistisches Bundesamt 1993
Struktur der Betriebe
Die Tabelle 2 zeigt die Struktur der in der Telefonbefragung interviewten Betriebe des
Branchenclusters auf. Die Aufteilung auf die Klassen entspricht annähernd der Verteilung der in
der Betriebsdatenbank gelisteten Betriebe. Es findet sich ein starkes Übergewicht in dem Anteil der
kleinen Betriebe mit weniger als 20 Beschäftigten. Insgesamt machen diese Betriebe 53,8% der
gesamten Betriebe aus. Beschäftigung finden aber nur 10,4% der Arbeiter und Angestellten in
diesem Segment. Lediglich 3% der Betriebe haben 250 und mehr Beschäftigte. Allerdings finden
über 40% der Gesamtbeschäftigen Arbeit in dieser Gruppe.
Tabelle 2: Struktur der interviewten Betriebe in der Region Unna/Hamm (Telefonbefragung)
Betriebe mit
1-4 Beschäftigte
5-9 Beschäftigte
10-19 Beschäftigte
20-49 Beschäftigte
50-99 Beschäftigte
100-249 Beschäftigte
Über 250 Beschäftigte
Ohne Angabe
Insgesamt
Anzahl/Verteilung der
Betriebe
10
36
26
37
14
7
4
0
134
7,5%
26,9%
19,4%
27,6%
10,4%
5,2%
3,0%
0,0%
100,0%
Quelle: G.I.B. 2003:Telefonbefragung
5
Anzahl/Verteilung der
Beschäftigten
30
261
343
1.059
952
1.005
2.457
0
6.107
0,5%
4,3%
5,6%
17,3%
15,6%
16,5%
40,2%
0,0%
100,0%
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Branchendifferenzierung
Der deutsche Maschinenbau (WSG 29) belegte 2001 weltweit mit einem Anteil von 20,3% an den
Gesamtexporten sowie mit einem Anteil von 41% bezogen auf den EU-Markt den Spitzenplatz
(VDMA 2003, Seite 3).
Aufgrund des hohen Exportanteils ist der Maschinenbau überdurchschnittlich stark abhängig von
weltweiten Konjunktur- und Krisenentwicklungen. Nach dem Zusammenbruch der osteuropäischen
Industrie in der ersten Hälfte der Neunziger war es vor allem die Asienkrise in der zweiten Hälfte,
die stark negativen Einfluss auf die Entwicklung genommen hat. Der Anschlag vom 11. September
und der Afghanistan-/Irakkrieg haben durch die weltweite Unsicherheit einen deutlichen Aufschwung verhindert (siehe auch HWK 2003). Trotz dieser angespannten Lage verliefen die Exporte
sehr gut. Der Rückgang der Binnennachfrage, u.a. durch verminderte Investitionsbereitschaft von
Kommunen und der Krise in der Bauwirtschaft, verhinderten ein positiveres Ergebnis und führten
zu einer angespannten Lage bei den Unternehmen.
Die durchschnittliche Betriebsgröße in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm beträgt 42 Mitarbeiter
pro Betrieb, 60% der Betriebe haben weniger als 20 Mitarbeiter und nur 2% der Betriebe
beschäftigen mehr als 249 Mitarbeiter.
Die Hersteller von Metallerzeugnissen (WSG 28) befinden sich in einem schwierigeren Fahrwasser. Auftragseinbrüche auf breiter Front durch Insolvenzen und nachlassende Binnennachfrage
haben zu gravierenden Ertragseinbußen im Jahr 2002 geführt. Lediglich die Betriebe mit internationalen Verpflichtungen konnten ihre Kapazitäten noch ausreichend auslasten (IHK 2002). Die
durchschnittliche Betriebsgröße in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm beträgt 35 Mitarbeiter pro
Betrieb, 68% der Betriebe haben weniger als 20 Mitarbeiter und nur 2% der Betriebe beschäftigen
mehr als 249 Mitarbeiter.
Auch die Hersteller von Geräten der Elektrizitätserzeugung und -verteilung (WSG 31) haben
sinkende Zahlen bei den Umsätzen im In- und Ausland sowie bei den Auftragseingängen zu
verzeichnen gehabt (ZVEI 2003).
Die durchschnittliche Betriebsgröße in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm beträgt 102 Mitarbeiter
pro Betrieb, 68% der Betriebe haben weniger als 20 Mitarbeiter und 8% der Betriebe beschäftigen
mehr als 249 Mitarbeiter.
Mit ausnahmslos steigenden bzw. gleich bleibenden Bestellungen sowie Auftragsbeständen zeigt
der Industriezweig für Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik (WSG 33) eine weitaus
geringere Anfälligkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Bei über 85% der Unternehmen
sprudelten die Erträge 2002 und sorgten deshalb für eine gute Stimmung. Anders als in weiten
Teilen der Industrie werden hier künftig neue Arbeitsplätze entstehen (IHK 2002). Die durchschnittliche Betriebsgröße in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm beträgt 17 Mitarbeiter pro
Betrieb, 74% der Betriebe haben weniger als 20 Mitarbeiter und 26% der Betriebe beschäftigen 20249 Mitarbeiter.
Trends
Viele Betriebe in der Region sind von Einzel- und Kleinserienfertigung geprägt. Ständiges Bemühen um eine Produktivitätssteigerung bei gleichzeitiger Innovationsfreudigkeit kennzeichnen vor
allem die Branchen. In den letzten Dekaden fand eine Flexibilisierung und Verschlankung mit einer
Personalausdünnung und damit verbundener Kostensenkung statt (Downsizing) sowie die
Restrukturierung von Prozessen (Reengineering) und Auslagerung von Prozessen (Outsourcing).
Die konsequente Kundenausrichtung, die Integration von neuen Verfahren und Technologien, die
Rekrutierung/Qualifizierung von geeignetem Personal und die Erschließung von neuen
Geschäftsfeldern bleiben weiterhin die großen Herausforderungen.
Laut Blitzumfrage VDMA im Dezember 2002 hat jedes vierte Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten seit dem Jahr 2000 seine Produktion in das Ausland verlagert. Mehr als die Hälfte der
Unternehmen plant in den kommenden drei Jahren eine Verlagerung. Nach dieser Befragung sind
die Hauptgründe: die Personalnebenkosten (90%), die mangelnde Flexibilität am Arbeitsmarkt
(79%), die tariflichen Entgelte (64%), Steuern und Gebühren (60%) und die Bürokratie (37%).
6
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Im Jahr 2002 fand 40% des gesamten Wachstums im Bereich Maschinenbau in China statt. Dieser
enorme Markt mit über 1,3 Milliarden Menschen und deren Bedürfnissen stellt eine große Herausforderung für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen und für die Unternehmen und Akteure in der
Region im Besonderen dar.
Betrachtet man die Kennziffern für den Export im IHK-Bezirk, so wird schnell deutlich, dass der
Exportanteil bei teilweise rückläufigen Gesamtumsätzen zulegen konnte. Mit 53% Exportanteil hat
der Maschinenbau einen entscheidenden Anteil daran. Im Gegensatz dazu bewegt sich der Anteil
im Bereich der Herstellung von Metallerzeugnissen mit ca. 21% deutlich in tieferen Regionen. Hier
zeigt sich auch die verstärkte Abhängigkeit von der Binnennachfrage.
Tabelle 3: Verarbeitendes Gewerbe (Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten)
Betriebe Beschäftigte
Verarbeitendes
Gewerbe
Stadt Dortmund
Stadt Hamm
Kreis Unna
IHK-Bezirk Dortmund
2002
2002
198
73
207
478
22.088
12.052
24.772
58.912
Gesamtumsatz in
Mio. EUR
2001
Auslandsumsatz
in Mio. EUR
2002
2001
2002
2001
2002
4.494,5
4,395,4
1.886,6
1.967,4
4.196,4
4.057,0
10.577,6 10.419,8
1.490,9
529,4
1.103,5
3.123,8
1.492,3
609,6
1.124,1
3.226,0
33,2
28,1
26,3
29,5
34,0
31,0
27,7
31,0
52,2
53,0
Ausgewählte Branchen im IHK-Bezirk Dortmund
Herstellung von
81
6.352
941,4
Metallerzeugnissen
Maschinenbau
70
9.227
Exportquote
in %
1.898,6
198,8
1.983,7
991,6
1.051,8
Quelle: IHK zu Dortmund: Wirtschaftsdaten 2003. Dortmund, Seite 7
Bezogen auf den Gesamtumsatz ist darüber hinaus ersichtlich, dass der Kreis Unna mit der Stadt
Dortmund fast Schritt halten kann (siehe Abbildung 1). Der Anteil der Betriebe und Beschäftigten
übertrifft den Standort Dortmund. Der Zuwachs im Exportgeschäft, beeinflusst durch die
schwächelnde Binnennachfrage, macht für das verarbeitende Gewerbe einen Anstieg von 1,4%
von 2001 auf 2002 aus. Für die Stadt Hamm lässt sich sogar ein Anstieg von 2,9% festhalten.
Entsprechend der Bedeutung der Region im Vergleich zur Stadt Dortmund (58% des Gesamtumsatzes des Verarbeitenden Gewerbes) sollten zukünftig verstärkt Anstrengungen unternommen
werden, um den Exportmarkt für Produkte und Dienstleistungen weiter zu erschließen. Ein Aufschließen zu der Stadt Dortmund, mit einem Exportanteil von 34% im Verarbeitenden Gewerbe
würde - bei gleich bleibenden Binnenumsatz - auf der Basis der Zahlen von 2002 einen Zuwachs
von 314 Mio. EUR und damit ein Wachstum von 5,2% in der Region bedeuten.
Abbildung 1: Anteile am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes 2002
Stadt
Dortmund
42%
Kreis Unna
39%
Stadt Hamm
19%
Quelle: IHK zu Dortmund 2003, eigene Berechnungen
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Handlungsempfehlung 1: Initiative für den chinesischen Markt
Um den Exportanteil zu erhöhen und nachhaltig an dem sich entfaltenden chinesischen Markt zu
partizipieren, bietet sich eine intensivere Zusammenarbeit zwischen Regionen/Unternehmen beider
Länder an. Im Hinblick auf den asiatischen (chinesischen Markt), können den klein- und mittelständischen Unternehmen noch stärker Hürden bei der Entwicklung ihrer Exportbestrebungen genommen werden. Dabei geht es vor allem um eine konsequente Kundenorientierung. Bereitstellung von
Unterlagen, Information über mögliche Partner, Hilfe bei Ausfuhrdokumentation und Bereitstellung
von Dolmetschern.
Das Potential an chinesischen Studenten an den umliegenden Hochschulen könnte für diese Bestrebungen von großer Bedeutung sein. Jahr für Jahr gehen eine ganze Reihe potentieller
Kontakte für Firmen aus dem Kreis Unna/Stadt Hamm verloren. Ein systematisches Begleiten
dieser Studenten sowie das Kontakthalten nach dem Studium kann gute Chancen für den Wirtschaftsraum in China eröffnen.
Forschung und Kooperation
Die Gespräche mit den Unternehmen ergaben, dass Vernetzung und Kooperationen in der Region
nicht sehr intensiv und bei weiten nicht ausreichend sind. So betonten die Gesprächspartner immer
wieder die vorbildliche Situation im süddeutschen Raum, wo die Betriebe „Aufträge innerhalb eines
Radius von 100 km vergeben“ und man sich untereinander genau kennt. Im Kreis Unna und in der
Stadt Hamm bestehen solche intensiven Kontakte nur in wenigen Fällen. Sind solche Strukturen
und Vernetzungen nicht in dem gewünschten Umfang vorhanden, bedarf es größerer Anstrengungen, diese zu entwickeln.
Auch ist der Kontakt zu Forschungspartnern nicht sehr stark ausgeprägt und beruht bei den KMU
häufig auf alten persönlichen Kontakten aus Studienzeiten der Geschäftsführer. So werden die in
den Unternehmensgesprächen ermittelten Kontakte auch nur teilweise als produktiv eingestuft. Die
meist genannten Kontakte waren:
•
•
•
Universität und Fachhochschule Dortmund
TU Aachen
FH-Südwestfalen
Allerdings gibt es eine ganze Reihe von neuen Geschäftsfeldern, die sich die Betriebe erschließen
bzw. die für die Betriebe an Bedeutung gewinnen können. Bereits heute verfügt der Kreis Unna
über eine ganze Reihe von Anbietern in dem Kompetenzfeld der Steuerungs- und Automationstechnik. Die Produkte reichen dabei von Steuerungen für die Produktion ganzer Flugzeugteile bis
hin zu Steuerungen für Hygieneschranken und Palettierungsanlagen basierend auf SPS und C+Programmierungen. Diese hochinnovative Branche gilt es, gezielt durch die Bereitstellung von
Partnern (Maschinen- und Anlagenbau) und durch die Unterstützung bei Personalentwicklung und
-gewinnung zu unterstützen.
Weitere Anknüpfungspunkte für innovative Entwicklungen bieten die Initiativen BioSecurity,
BioIndustry, BioMedTec-Ruhr sowie MedEcon-Ruhr.
Mit dem Kompetenzzentrum BioSecurity wird sich in Bönen an der Grenze zur Stadt Hamm auch
die WestfaliaSurge GmbH mit über 500 Arbeitsplätzen ansiedeln. Hier besteht die Möglichkeit für
Unternehmen, an der Forschung und Umsetzung zu dem Thema Lebensmittelsicherheit zu partizipieren. Dies stößt bei den interviewten Betrieben im Kreis Unna auf reges Interesse (siehe auch
Tabelle 5 auf Seite 12). So wurde der Wunsch geäußert, bei der Vergabe der Aufträge in der
Region Berücksichtigung zu finden, aber auch Interesse an der inhaltlichen Arbeit bezeugt.
Als weitere wirtschaftlich interessante Einflüsse zeigen sich die Anforderungen der Spitzenmedizin
und der damit in Verbindung stehenden Apparate und Werkstoffe. Eine Initiative, die dieses Thema
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für das Ruhrgebiet befördern wird, ist die Gemeinschaftsinitiative Medecon-Ruhr1 der Verbände im
Ruhrgebiet. Medizinische Geräte und Vorprodukte sind in der Verknüpfung mit medizinischem
Know-how eine zukunftsweisende Möglichkeit, neue Geschäftsfelder zu generieren. Wenige
Firmen haben diesen Trend bisher erkannt und setzen verstärkt auf diesen gewinnträchtigen
Bereich.
Im Kreis Unna wird dieses Thema von BioIndustry e.V.2 betreut. Anknüpfungspunkte für Betriebe
aus dem Cluster sind dort vor allem die Verfahrenstechnik für Bio-Processing sowie die BioMikrostrukturtechnik. Die Initiative BioMedTec-Ruhr e.V.3 in Bochum bietet ein Netzwerk aus Partnern für die Themen Implantate, Prothetik und Rehatechnologie. Die Zusammenlegung beider
Initiativen zur Life Technologies Ruhr e.V. (LTR e.V.) wird eine weitere Stärkung der einzelnen
Bemühungen ergeben.
Strategische Allianzen zu den angesprochenen Aktions- und Kompetenzfeldern zu gewinnen, ist
daher eine wichtige Aufgabe, der sich vor allem die einzelnen Initiativen und die Wirtschaftsförderungen widmen.
Handlungsempfehlung 2: Entwicklung der Bestandspflege weiter forcieren
Der Bestandspflege wie der Bestandsentwicklung kommt eine größere Bedeutung zu. Im Hinblick
auf die Vergabe von Aufträgen aus der Region in die Region bestehen hier wesentliche Wachstumschancen für das Cluster. Möglichkeiten zur Beförderung des Ziels der erhöhten Kooperation
zwischen den Betrieben ergeben sich zum einem aus den bewährten Foren wie Unternehmensstammtischen, die von einer Vielzahl der interviewten Unternehmen nachgefragt wurden, hier vor
allem im Hinblick auf die Generierung von Umsatz durch Untervergabe von Aufträgen bzw. gemeinsame Abwicklung von komplexeren Projekten. Zum anderen ist der Wunsch nach Kooperation
ein guter Nährboden für Verbundprojekte mit dem Ziel:
•
•
•
•
der Einsparung von Kosten
der Generierung von Aufträgen
dem Erhalt von Fördermitteln zu Forschungs- und Anwendungszwecken
gemeinsamer Personalentwicklung und der Umsetzung gemeinsamer Lernprozesse
Aber auch die Kommunikation von Aktivitäten und die Ausrichtung auf neue und attraktive Themen
in der Bestandspflege ist von hoher Bedeutung. Ein stärkeres Engagement in der Bestandspflege
sowie eine strategische Planung und Steuerung der Aktivitäten erscheint sinnvoll, um Synergien
wirkungsvoller zu nutzen.
1
www.medeconruhr.de
Ansprechpartner ist Herr Eiden, www.bioindustry.de
3
Ansprechpartner ist Herr Dr. Weigelt, www.biomedtec-ruhr.de
2
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2 Methodik der Untersuchung
Das methodische Vorgehen bei der Untersuchung des Branchenclusters gliedert sich in fünf
logisch aufeinander abgestimmte Teilbereiche.
Abbildung 2: Methodische Schritte der Untersuchung
Regional/
Überregional
Schritt 1: Analyse der Beschäftigtenzahlen
und der Studien zu den Branchen
Schritt 2: Expertenbefragung
Regional
Schritt 3: Telefonbefragung der Unternehmen
in der Region
Schritt 4: Unternehmensbesuche in der
Region
Regional/
Lokal
Schritt 5: Erstellen des Branchenberichts und
Transfer der Ergebnisse
Quelle: Autor in Anlehnung an G.I.B. 2002
Nach der Branchenauswahl (siehe Tabelle 1) und den ersten Analysen hellten vor allem die
Gespräche mit den Experten den Kontext des Untersuchungsgegenstandes auf. Sie ermöglichten
eine weite Betrachtung des Clusters von nationalen wie internationalen Entwicklungen hin zu den
regionalen Trends und den verschiedenen Themen, die in dem vorliegenden Report angesprochen
werden. Die Interviewdauer variierte dabei zwischen 1-3 Stunden. Von den Gesprächen wurden
Protokolle erstellt, die einen späteren Rückgriff auf die Inhalte erlauben.
Experten folgender Institutionen wurden zu Rate gezogen:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Wirtschaftsförderungsgesellschaft
Kreis Unna mbH
Wirtschaftsförderungsgesellschaft
der Stadt Hamm mbH
Regionalsekretariat des Kreises
Unna
Regionalsekretariat der Stadt Hamm
Industrie- und Handelskammer zu
Dortmund
Handwerkskammer Dortmund
Arbeitsamt Hamm
Arbeitsamt Dortmund
Kreishandwerkerschaft Unna/Soest
Metall-NRW in Düsseldorf
VDMA in Düsseldorf/Frankfurt
IAT in Gelsenkirchen
IG-Metall Unna
IG-Metall Hamm
VDI (Nachwuchsförderung)
Zeitbüro NRW Dortmund
Durch die Telefonbefragung wurde das Bild der Experten durch die Einschätzung der Unternehmen ergänzt. Zwei Ziele standen dabei im Vordergrund: a) Akquisition von Unternehmenskontakten und b) Erhebung der aktuellen und zukünftigen Beschäftigungs- und Personalentwicklung mit
einer Sicht auf die nächsten 12 Monate.
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Abbildung 3 :Telefonische Betriebsbefragung - Themenblöcke
1) Allgemeine Fragen zum
Beschäftigungsstand
2) Personalveränderung und
Beschäftigungsentwicklung
TelefonFragebogen
3) Offene Stellen / Probleme
bei der Stellenbesetzung
4) Betriebliche Weiterbildung
5) Praktikanten- und
Ausbildungsplätze
6) Arbeitsmarktpolitische
Förderhilfen
Quelle: G.I.B. 2002
Grundlage für die Telefonbefragung waren die bei dem Arbeitsamt gemeldeten Betriebe nach der
Wirtschaftsgruppenklassifizierung des Statistischen Bundesamts von 1993. Das erste Ziel (Akquisition von Unternehmensbesuchen) konnte nur in Ansätzen erreicht werden, da der Zeitpunkt der
Telefonbefragung und der Unternehmensbefragung teilweise 2-3 Monate auseinander lagen. Dies
ergab sich aus dem langen Befragungszeitraum (insg. 3 Monate) und einer Verzögerung beim
Beginn um einen Monat. Allerdings erwies sich in den Gesprächen mit den Unternehmen der
Fragebogen als eine gute Grundlage für die Vertiefung der Ergebnisse.
Hinsichtlich des zweiten Ziels (aktueller Einblick) dürfen nicht zu hohe Erwartungen an die
statistische Genauigkeit und den Detaillierungsgrad der erhobenen Informationen gestellt werden,
da Übermittlungsfehler und vielleicht auch Missverständnisse im Telefoninterview nicht ganz ausgeschlossen werden können. Waren in der Regel die im Telefoninterview angegebenen Zahlen
über den Personalstand in Ordnung, so ergaben sich z.B. bei der offenen Frage nach geplanten
beruflichen Weiterbildungsthemen eine starke Abweichung zwischen den im Telefoninterview angegebenen und im Unternehmensgespräch ermittelten Bedarfen. Werden im Folgenden Daten aus
der Telefonbefragung verwandt, so werden Abweichungen kenntlich gemacht.
Insgesamt haben sich 134 Betriebe des Branchenclusters in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm
an der Telefonbefragung beteiligt (siehe Tabelle 4). Dies sind immerhin über die Hälfte (53 %) aller
erreichbaren Betriebe. Diese hohe Beteiligung der Unternehmen spiegelt sich auch in deren
Interesse an Förderinfos und in den Kontaktwünschen wider und zeigt, dass das Thema Personalentwicklung/Fort- und Weiterbildung einen wichtigen Stellenwert in den Betrieben innehat.
Tabelle 4: Response der Telefonbefragung
Anzahl der Betriebe
Region
Kreis Unna Stadt Hamm
Adressen netto*
Telefonisch erreicht
Interview geführt
Davon:
Persönlicher Kontaktwunsch
Interesse an Förderinfos
Interesse an Expertengespräch
Interesse an
Erfahrungsaustausch
252
228
134
192
173
100
60
55
34
12
71
32
42
9
56
25
30
3
15
7
12
*ohne Doubletten und Insolvenzen
Quelle: G.I.B. 2003
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Die Befragung der Verantwortlichen in den insgesamt 52 Unternehmen nahm zeitlich mit ca. 3
Monaten den größten Raum der Untersuchung ein. Der Blick auf die regionalen Besonderheiten ist
es jedoch, was die Untersuchung ausmacht und neue Impulse in der Betrachtung des Branchenclusters setzen kann.
Ziel der Befragung war es, die in der Telefonbefragung gewonnenen Daten zu überprüfen und die
einzelnen Themenblöcke, wie sie in Abbildung 3 beschrieben sind, zu vertiefen. Dabei entwickelten
sich nach kurzer Zeit sehr interessante und informative Gespräche, die einen bedeutenden Einfluss auf diesen Bericht hatten.
Die Auswahl der Betriebe erfolgte nach folgenden Kriterien:
•
•
•
der Betrieb hat einen Kontaktwunsch geäußert
die Betriebsgröße/Branche ist nicht ausreichend vertreten
der Betrieb ist interessant (Leitbetrieb/beispielhaft)
Während dieser Gespräche ergaben sich Anknüpfungspunkte zu aktuellen Themen der Betriebe,
die eine Betreuung in der Folge nach sich zogen. So wurden die Interessen der Betriebe für
spätere Beteiligungen an Anstrengungen in den Kompetenzfeldern Automation/Robotertechnik und
BioSecurity erfragt sowie weitere Informationen zu Förderinstrumenten (z.B. Messeförderung,
Potentialberatung) bereitgestellt (siehe Tabelle 5). Die Akquisition von Stellen war aufgrund der
konjunkturellen Lage nur wenig fruchtbar. Alle Anfragen wurden entweder direkt bearbeitet oder an
die zuständigen Stellen wie Wirtschaftsförderung, Arbeitsamt oder IHK weitergeleitet.
Tabelle 5: Aktionen als Folge der Betriebsbesuche
Anzahl der Unternehmen
(Mehrfachnennungen möglich)
Aktionen in der Folge der Betriebsbesuche
Weiterführende Informationen über Förderinstrumente
BioSecurity (Interesse an weiteren Informationen)
Automation/ Roboter Verbund (Interesse an weiteren Informationen)
Stellen (davon nicht zu realisieren)
Immobilienanfrage
Interesse an späterer Infoveranstaltung (z.B. Arbeitszeit,
Unternehmensstammtisch)
Informationen über Ausbildungsberufe
Kreis Unna
12
7
10
8 (4)
3
10
Stadt Hamm
10
12
4
-
Quelle: Autor
Mit dem vorliegenden Bericht wird der Transfer der gesammelten Informationen gestartet. Den
Akteuren des Arbeitsmarktes wie auch den einzelnen Unternehmen bietet sich die Chance,
Unklarheiten anzusprechen und Kritik zu äußern, Anregungen zu vertiefen und Handlungsempfehlungen gemeinsam umzusetzen. Mit verschiedenen auch themenbezogenen Präsentationen
können spezielle Zielgruppen angesprochen werden. Damit existiert eine branchenorientierte
Grundlage für das Gespräch und für gemeinsames Handeln in der Region.
12
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3 Personalbestandsentwicklung/Arbeitsmarkt
Insgesamt waren im Jahr 2002 in dem Cluster 8,6 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region tätig. Die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ist mit Ausnahme der Branche
Herstellung von Metallerzeugnissen (WSG 28 aus Hamm) seit 1998 stark negativ (siehe Tabelle
6). So büßte die Region in dem Cluster über 1.550 Arbeitsplätze seit 1998 ein (siehe Tabelle 7).
Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - Trend
Branche (WZ 93)
28
29
31
33
1
1
Gebiet
06/02
06/98
Kreis Unna
Stadt Hamm
Region
Kreis Unna
Stadt Hamm
Region
Kreis Unna
Stadt Hamm
Region
Kreis Unna
Stadt Hamm
Region
3.406
1.246
4.652
3.839
774
4.613
2.547
1.351
3.898
852
196
1.048
3.727
1.146
4.873
4.450
825
5.275
2.704
1.770
4.474
923
216
1.139
Änderung in %
-8,6
8,7
-4,5
-13,7
-6,2
-12,6
-5,8
-23,8
-12,9
-7,9
-9,3
-8,0
Die Untersuchung betrachtet nur einen Ausschnitt aller Beschäftigten der Branche
Quelle: G.I.B. 2003: Portfolioanalyse
Aufgrund der Erwartungen von einem (+) Null Wachstum kann von einer Reduzierung der
Beschäftigten von bundesweit im Schnitt 2-3 % für das Jahr 2003 ausgegangen werden (VDMA
2003). Dies bedeutet für die vorliegende Betrachtung eine weitere Reduzierung von ca. 280-430
Mitarbeitern in der Region in den vier Branchen über das Jahr 2003.
Tabelle 7: Stellenabbau im Branchencluster
Stellenabbau WSG 28,29,31,33
Beschäftigte
Region 1998-2002
Prognose Region 2003
- 1.550
- 280 bis -430
Quelle: G.I.B. Portfolioanalyse, eigene Berechnung
In den 134 Unternehmen, die bei der Telefonbefragung erreicht werden konnten, sind derzeit 3.297
Mitarbeiter beschäftigt, darunter 82,5% Männer und 17,5% Frauen.
Bei den Teilzeitbeschäftigungen mit einem Anteil von 10,1% der Beschäftigungsverhältnisse sind
die Frauen in dem Cluster anteilig mit 58% deutlich überrepräsentiert zu der Gesamtzahl der beschäftigten Frauen.
In den Unternehmen finden sich die Frauen vor allem in der Verwaltung (Bürotätigkeiten,
Personalwesen) und in der Fertigung, hier vor allem im Bereich der Beschäftigten ohne qualifizierten Berufsabschluss im Bereich Metall-/Elektrotechnik sowie im Bereich Service (Raumpflegerinnen, Kantine) wieder.
Die Telefonbefragung hat gezeigt, dass ca. ein Drittel der Unternehmen im vergangenen Jahr
Personal abgebaut und damit auf die schlechten Rahmenbedingungen reagiert hat (siehe
Abbildung 4). Auffällig dabei ist, dass alle Betriebsgrößen nahezu gleichmäßig Personalabbau
betreiben.
Dieser Stellenabbau ist inzwischen verlangsamt, wie die Prognose für den Zeitraum von Mai 03 bis
April 04 zeigt (siehe Abbildung 5). Unternehmen, die beabsichtigen, Personal einzustellen, bleiben
13
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
hingegen in der Minderheit. Zwar haben immerhin 15 bzw. 16% der befragten Betriebe Pläne,
neues Personal zu rekrutieren, doch findet sich im Vergleich mit den Unternehmen, die sich mit
dem Gedanken tragen, Personal abzubauen, ein negatives Saldo mit –22 Beschäftigten (100
Betriebe) im Kreis Unna. In der Stadt Hamm hingegen ergibt sich ein prognostizierter Zuwachs von
15 Beschäftigten (34 Betriebe), vor allem im Bereich der Fachangestellten.
Abbildung 4: Zu-/Abnahme von Beschäftigung in den letzten 12 Monaten
Stadt Hamm
Kreis Unna
1%
33%
3%
29%
42%
50%
18%
24%
Unveränderter Umfang
Abnahme von Personal
Zunahme von Personal
Keine Angabe
Quelle: G.I.B. 2003: Telefonbefragung
Abbildung 5: Erwartete Beschäftigungsveränderung in den nächsten 12 Monaten
Kreis Unna
9%
Stadt Hamm
10%
16%
9%
12%
15%
65%
Unveränderter Umfang
Abnahme von Personal
Zunahme von Personal
Noch unbestimmt
64%
Quelle: G.I.B. 2003: Telefonbefragung
Damit verharrt die Branche auf einem Niveau der Skepsis gegenüber den konjunkturellen Erwartungen mit kleinen Anzeichen positiver Entwicklung. Die G.I.B. (2003b) und die IHK (2003c)
kommen in Ihren Umfragen unter den Betrieben in NRW/der Ruhrwirtschaft zu einem ähnlichen
Ergebnissen.
Eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes in größerem Stil ist lediglich bei anhaltender
konjunktureller Flaute zu erwarten (Gefahr der Insolvenz) bzw. durch die nach wie vor existieren14
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
den Bestrebungen, Produktion ins Ausland zu verlagern. Aktuelles Beispiel hierfür ist die Möller
GmbH, die mit ihrem Stellenabbau und Verlagerung der Produktion nach Rumänien gerade die
Gruppe der An- und Ungelernten treffen wird.
Diese Gruppe der An- und Ungelernten macht laut Telefonumfrage der G.I.B. bei den befragten
Betrieben 25,5% der Outplacement-Bestrebungen für den Zeitraum Mai 03- April 04 im Kreis Unna
aus. Außer bei der Gruppe der Facharbeiter, die in der Gegenüberstellung von beabsichtigten Einstellungen und Entlassungen noch einen geringen Zuwachs an Beschäftigung verzeichnen, wird es
aber auch die anderen Gruppen treffen: Fachangestellte, Techniker, Meister und Höherqualifizierte.
In der Stadt Hamm bietet sich ein anderes Bild: Hier trifft es vor allem die Facharbeiter, die 62%
des Abbaus von Arbeitsplätzen ausmachen.
Tabelle 8: Berufe mit Stellenbesetzungsproblemen
Gruppierung/Berufe
Anzahl
Büro/Verwaltung
Bürokraft/-kauffrau
4 (1)
Handel
Angestellter im Gross- und Einzelhandel
1
EDV
Programmierer
1
Ingenieure
Ingenieure
Dabei spielen neben der fehlenden fachlichen
Qualifikation (siehe Abbildung 6), mangelnde
Arbeitsmotivation, fehlendes regionales Angebot (Anzahl an Bewerbungen) und zu hohe
finanzielle Erwartungen entscheidende Rollen.
2
Elektro
Elektromaschinenbauer
1
Elektriker
2
Elektroniker
1
Elektrotechniker
1
Abbildung 6: Gründe für Rekrutierungsprobleme in der Region
Metall
Schlosser
5 (1)
Zerspanungsmechaniker
5
Metallbauer
2 (1)
Werkzeugmacher
2
Technischer Zeichner
2 (1)
Schweißer
2
Facharbeiter
2
Fast ein Drittel (30%) der Unternehmen im
Kreis Unna, die offene Stellen zu besetzen
hatten, machten Probleme bei der Mitarbeitersuche geltend; in der Stadt Hamm nur ca. ein
Siebtel (14,7%). Vor allem die Metallberufe
standen dabei im Vordergrund (siehe Tabelle
8). Spitzenreiter hierbei sind die Schlosser und
Zerspanungsmechaniker.
30
25
20
Anzahl der
15
Nennung
10
Drahtzieher
1 (1)
Landmaschinenmechaniker
1
Stadt Hamm
Maschinenbau
1
Kreis Unna
Feinmechaniker
1
Galvaniseur
1
Handformer
1
Maschinenbediener
1
5
Fe
hl
e
M nde
an
fa
c
Fe gel
nd hl.
hl
Q
e
en
Ar ua
zu
d
be lifi
ho es
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ot
iv
an
al
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el
n
An
le
ge
Er
fe
bo
w
hl
ar
en
tu t
gn
de
en
So
zi
al
ko
m
pe
te
nz
0
Angaben in Klammern:(Anteil Stadt Hamm)
Quelle G.I.B. 2003: Telefonbefragung
Quelle: G.I.B. 2003: Telefonumfrage
15
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Kurz- und Leiharbeit, Überstunden und Kündigungsschutz
Außer der Reduzierung des Beschäftigtenstandes kam es konjunkturell bedingt auch zur
vermehrten Kurzarbeit (siehe Abbildung 7) bei gleichzeitigen Abbau der Leiharbeit.
Schwache konjunkturelle Wachstumsphasen mit einem geringen Wachstum von etwa 1 bis 1,5%
im Cluster führen nicht zu einer signifikanten Beschäftigungsvermehrung, sondern werden durch
Automatisierungsbestrebungen und Rationalisierungsmaßnahmen weitgehend ausgeglichen. Erst
ein deutliches Wachstum von über 1,5 % führt neben dem Abbau von Überstunden und dem
Aufbau von Leiharbeit zu neuen Beschäftigungsverhältnissen in den Betrieben.
Die Befragung der Unternehmen ergab, dass Leiharbeit derzeit vor allem aus folgenden Gründen
nachgefragt wird:
•
•
•
bei personellen Engpässen bedingt durch kurzfristigen Auftragseingang
zur Risikominimierung bei evtl. notwendigen Abbau von Personal
für die Rekrutierung von zukünftigem Personal
Abbildung 7: Beschäftigte und Kurzarbeit im Maschinenbau in Deutschland 1995-2002
Eine weitere und in den letzten Monaten vieldiskutierte Hürde bei Neueinstellungen ist der
Kündigungsschutz. Dieser wird in den Betrieben in vielen Fällen durch Leiharbeit umgangen. Auch
wird Personal oft über Leiharbeit rekrutiert (25 % Betriebe der Telefonbefragung), wobei sich die
Probezeit durch die Leiharbeit dementsprechend verlängert und das Risiko des Unternehmens
gemindert wird.
Eine Öffnung der Kündigungsklausel für Unternehmen mit bis zu 5 MA auf 10 MA würde nach
Aussage gerade der kleinen Unternehmen in Hamm eine größere Risikobereitschaft bei Neueinstellungen nach sich ziehen und somit einen positiven Netto-Effekt auf dem Arbeitsmarkt erzeugen.
Als eine deutliche Verbesserung wurde bei den Betriebsbesuchen die Einführung von neuen
Arbeitszeitmodellen empfunden. So können nach Einschätzungen der Unternehmen durch die
Einführung von Jahreszeitkonten in Betrieben mit stark schwankenden Auftragseingängen die
Kosten bei den Überstunden und bei Leerlauf reduziert und die Arbeitspakete besser geplant
werden. Zwar entgehen den Arbeitnehmern in solch einem Fall evtl. die Überstundenzuschläge,
16
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
dafür kann auf Entlassungen verzichtet und die gesamtwirtschaftliche Situation des Unternehmens
gestärkt werden.
Arbeitslose im Bereich der Metall- und Elektroberufe
Durch den Arbeitskräfteabbau hat sich die Zahl der Arbeitslosen der Metall- und Elektroberufe in
den letzten zwei Jahren stark erhöht (siehe Tabellen 9-11).
Vor allem der Anstieg der Arbeitslosenzahlen im Bereich der Elektroberufe ist mit knapp 22% in
Hamm und fast 29% im Kreis Unna enorm. 202 Personen sind demnach in der Region zwischen
2000- 2002 zusätzlich arbeitslos geworden.
Für den Metallbereich wurden im Kreis Unna im Dezember 2002 fast 12% mehr Arbeitslose verzeichnet als noch vor fast drei Jahren. Das bedeutet einen Anstieg um 257 Personen. Im Vergleich
dazu waren die Veränderungen in der Stadt Hamm moderat. Mit guten 5% mehr Arbeitslosen bzw.
57 Personen, lag der Wert deutlich unter dem des Kreises Unna. Vor allem der Zuwachs an
Beschäftigten in der WSG 28 dürfte einen großen Anteil an der verhältnismäßig geringen
Verschlechterung gehabt haben.
Eine genauere als die im Folgenden vorgestellte Bewertung der Arbeitslosenzahlen kann nur in
Zusammenarbeit der Arbeitsämter geschehen und wird ggf. zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich
gemacht.
Elektroberufe
Der Bestand an Arbeitslosen im Bereich der Elektroberufe kann wie folgt beschrieben werden
(siehe Tabelle 9):
•
•
•
•
•
•
Fast Dreiviertel (71,1%) der Arbeitslosen in diesem Bereich verfügt dabei über eine abgeschlossene Berufsaufbildung
Ein knappes Drittel ist langzeitarbeitslos
Fast alle der 219 arbeitslos gemeldeten Frauen dieser Berufsgruppe sind
Elektroteilemontiererinnen; nur 20% sind 50 Jahre oder älter
Vor allem zwei Berufsgruppen sind für die hohe Zahl der Arbeitslosen verantwortlich: Das
ist zum einen der hohe Anteil der Elektroinstallateure, -monteure, zum anderen derjenige
der Elektrogeräte-, Elektroteilemontierer
Die stärkste Verschärfung fand prozentual bei den Elektrogerätebauern statt; hier liegt die
Zahl der über 50-Jährigen bei lediglich 10%
Absolut nahm die Zahl am stärksten bei den Elektroinstallateuren zu
17
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Tabelle 9: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen der Elektroberufe
Berufsgruppe
Arbeitslose
Anstieg der
Arbeitslosenzahl
im Vergleich
Davon 12.02:
Offene
Langzeitin %:
Stellen Anzahl Anzahl
Älter als Mit Berufs- arbeitslos
12.02
12.00
12.02 Dez 00/ Dez. 02 50 Jahre abschluss
>1J.
Kreis Unna
311 Elektroinstallateure, monteure
19
268
335
25,0%
89
271
91
312 Fernmeldemonteure, handwerker
0
20
20
0,0%
9
18
7
313 Elektromotoren-,
Transformatorenbauer
1
314 Elektrogerätebauer
1
7
49
8
129
14,3%
163,3%
4
12
5
116
4
34
315 Funk-,
Tongerätemechaniker
1
24
23
-4,8%
7
18
5
321 Elektrogeräte-,
Elektroteilemontierer
3
25
148
516
150
665
1,4%
28,9%
28
149
63
491
68
209
311 Elektroinstallateure, monteure
23
104
139
33,7%
33
104
30
312 Fernmeldemonteure, handwerker
1
6
3
-50,0%
2
3
2
313 Elektromotoren-,
Transformatorenbauer
1
314 Elektrogerätebauer
6
1
17
3
45
200,0%
164,7%
0
4
2
38
1
11
315 Funk-,
Tongerätemechaniker
0
12
9
-25,0%
2
7
6
321 Elektrogeräte-,
Elektroteilemontierer
1
102
Insgesamt
32
242
Quelle: Arbeitsamt Hamm 2003 (st4b1)
96
295
-5,9%
21,9%
22
63
41
195
50
100
Insgesamt
Hauptamt Hamm
Metallberufe
Der Bestand an Arbeitslosen im Bereich der Metallberufe kann wie folgt beschrieben werden (siehe
Tabelle 10):
•
•
•
•
•
•
60% der Arbeitslosen in diesem Bereich verfügt dabei über eine abgeschlossene
Berufsausbildung
Ein Drittel der Arbeitslosen ist langzeitarbeitslos
Großen Zuwachs verzeichnet das Segment der Stahlschmiede
Eine hohe Zahl arbeitsloser Schweißer kennzeichnet die Gruppe der Metallverbinder; nur
20,6% Personen sind 50 Jahre oder älter
Ein moderater Rückgang ist bei den spanenden Berufen und bei den Werkzeugmachern
ersichtlich
70 % der Montierer/innen haben keinen Berufsabschluss
18
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Tabelle 10: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen der Metallberufe
Berufsordnung
Arbeitslose
Anstieg der
Arbeitslosenzahl
im Vergleich
Davon 12.02:
Offene
Langzeitin %:
Stellen Anzahl Anzahl
Älter als Mit Berufs- arbeitslos
12.02
12.00
12.02 Dez 00/ Dez. 02 50 Jahre abschluss
>1J.
Kreis Unna
19 Metallerzeuger, Walzer
2
100
82
-18%
27
43
26
20 Former, Formgießer
2
42
54
28,6%
13
26
21
41
58
41,5%
12
19
26
10
165
132
-20%
42
84
57
21 Metallverformer (spanlos)
22 Metallverformer (spanend)
23 Metalloberflächenbearbeiter,
-vergüter
2
30
46
53,3%
12
15
18
6
204
294
41,1%
68
150
76
3
4
42
950%
8
36
4
26 Feinblechner, Installateure
12
196
204
4,1%
42
157
51
27 Schlosser
22
577
644
11,6%
148
468
215
28 Mechaniker
17
261
299
14,6%
37
208
74
2
26
23
-11,5%
4
21
5
6
3
-50%
0
3
1
24 Metallverbinder
4
25 Schmiede
29 Werkzeugmacher
30 Metallfeinbauer u.
zugeordnete Berufe
32 Montierer, Metallberufe
a.n.g.
Insgesamt
7
497
525
5,6%
121
157
210
85
2.149
2.406
11,95%
534
1.387
784
68
64
-5,9%
18
41
30
9
9
0%
1
5
6
40
38
-5,0%
16
8
21
38
37
-2,6%
8
24
13
21
17
-19,0%
6
5
7
75
89
18,7%
11
43
21
5
22
340%
3
16
3
6
93
126
35,5%
20
97
24
Hauptamt Hamm
19 Metallerzeuger, Walzer
20 Former, Formgießer
21 Metallverformer (spanlos)
22 Metallverformer (spanend)
4
23 Metalloberflächenbearbeiter,
-vergüter
24 Metallverbinder
4
2
25 Schmiede
26 Feinblechner, Installateure
27 Schlosser
13
258
279
8,1%
67
198
84
28 Mechaniker
6
130
112
-13,8%
26
76
23
29 Werkzeugmacher
4
12
7
-41,7%
3
7
3
1
2
100%
1
2
1
6
351
356
1,4%
86
102
187
41
1.101
1.158
5,18%
266
624
423
30 Metallfeinbauer u.
zugeordnete Berufe
32 Montierer, Metallberufe
a.n.g.
Insgesamt
Quelle: Arbeitsamt Hamm 2003 (st4b1), eigene Berechnungen
4
fast ausschließlich Schweißer
19
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
An- und Ungelernte
Durch die zunehmende Automatisierung von Prozessabläufen und das Abwandern von Produktionsbetrieben in Billiglohnländer ergeben sich für die Gruppe der An- und Ungelernten verschärfte
Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt. Wer keine Ausbildung oder keine ausbaufähige Grundqualifikation besitzt, hat künftig kaum eine Chance, in der Maschinenbaubranche einen Arbeitsplatz zu
finden bzw. ist als erster von Arbeitslosigkeit betroffen.
Im Bereich der Herstellung von Metallerzeugnissen bzw. der Fertigung von Mittel- und Großserien
durch Automaten werden allerdings zukünftig noch Arbeitsplätze auf niedrigem Niveau zu finden
sein. Auch besteht bei Einsetzen der Konjunktur und der steigenden Schwierigkeit, geeignetes
Personal zu finden, Chancen, in Arbeitsplätze hineinzurutschen, die derzeit von Facharbeitern
ausgefüllt werden. Exomix (2003) beschreibt in der Studie über die Chance verkürzter Ausbildungsgänge in Deutschland, dass über 1 Million Arbeitsplätze in Deutschland von Facharbeitern
ausgefüllt werden, die für ihre Tätigkeit nicht eine solche Qualifikation benötigen. Oder wie es ein
Unternehmer ausdrückte:
„Wenn die Aufträge da sind, dann finden sich auch Arbeitsplätze für An- und Ungelernte.“
In der Besetzung mit Facharbeitern spiegelt sich vor allem die Nachfrage nach einem Mindestmaß
an Flexibilität der Beschäftigten wider: z.B. das Ausfüllen unterschiedlicher Arbeitsplätze und das
selbstständige Kontrollieren (Messen) der eigenen Arbeit.
Schlechte Erfahrungen mit der Arbeitsmoral der An- und Ungelernter haben bei den Unternehmen
vielfach Abneigungen aufgebaut. Besonders positiv wurde allerdings die Arbeitseinstellung vor
allem der Russlanddeutschen gewertet. Die mangelnde Sprachqualifikation hält diese Gruppe
davon ab, in den Betrieben eine bessere, ihrer Motivation angemessenere Rolle zu spielen.
Im Dezember 2002 waren in den Elektroberufen 28,9% der Arbeitslosen ohne Berufsausbildung.
Das entspricht 277 Personen, von denen knapp die Hälfte Frauen sind (124 Personen).
Bei den Metallberufen waren sogar 43,6% der Arbeitslosen ohne Berufsabschluss. Das entspricht
immerhin 2.472 Personen, davon 358 Frauen.
Ingenieure und Techniker
Die höherqualifizierten Arbeitslosen lassen sich durch folgende Stichworte kennzeichnen (siehe
Tabelle 11):
•
•
•
Es gibt insgesamt zu wenig Potential an Höherqualifizierten
Die Hälfte der Arbeitslosen ist 50 Jahre oder älter
Ein Drittel der Arbeitslosen in diesem Bereich ist langzeitarbeitslos
Auffällig dabei ist die starke Abnahme der arbeitslosen Ingenieure des Maschinen- und Fahrzeugbaus im Kreis Unna sowie die Zunahme an Maschinenbautechnikern in der Stadt Hamm.
20
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Tabelle 11: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen bei den Ingenieuren, Meistern und
Technikern
Arbeitslose
Kreis Unna
601 Ingenieure des Maschinenund Fahrzeugbaus
Anstieg der
Davon 12.02:
Arbeitslosenzahl
im Vergleich
Offene
Langzeitin %:
Stellen Anzahl Anzahl
Älter als Mit Berufs- arbeitslos
12.02
12.00
12.02 Dez 00/ Dez. 02 50 Jahre abschluss
>1J.
6
67
38
-43,3%
21
37
18
602 Elektroingenieure
1
43
47
9,3%
28
46
19
621 Maschinenbautechniker
3
77
77
0,0%
39
75
27
622 Techniker des
Elektrofaches
3
73
79
8,2%
39
74
27
629 Industriemeister,
Werkmeister
0
36
34
-5,6%
15
31
10
13
296
275
-7,1%
142
263
101
1
23
23
0,0%
13
23
9
Insgesamt
Hauptamt Hamm
601 Ingenieure des Maschinenund Fahrzeugbaus
602 Elektroingenieure
1
6
13
116,7%
5
13
1
621 Maschinenbautechniker
4
9
22
144,4%
10
21
6
622 Techniker des
Elektrofaches
5
15
19
26,7%
13
18
12
629 Industriemeister,
Werkmeister
4
10
13
30,0%
3
13
3
15
63
90
42,9%
44
88
31
Insgesamt
Quelle: Arbeitsamt Hamm 2003 (st4b1), eigene Berechnungen
Ausgehend von einer eingeschränkten Vermittelbarkeit bei den plus 50-Jährigen und eines
heterogenen Erfahrungshorizonts stellt sich die Frage, ob das verfügbare Potential für diese
Region ausreicht. Obgleich in den Betriebsbesuchen eine Entspannung bei der Suche nach Höherqualifizierten festgestellt werden konnte - dies vor allem ursächlich durch das Potential aus
Insolvenzen - wird in der Zukunft der Markt nicht adäquat durch das verfügbare Potential bedient
werden.
21
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Abbildung 8: Arbeitslose Höherqualifizierte in der Region – Anteil der plus 50-Jährigen
120
unter 50
plus 50
Anzahl Arbeitsloser
100
80
60
40
20
0
601 Ingenieure
602
621
Maschinen- Elektroingenieur Maschinenbau/Fahrzeugbau
e
techniker
622 Techniker
629
des
Industriemeister,
Elektrofaches
Werkmeister
plus 50
34
33
49
52
18
unter 50
27
27
50
46
29
Quelle: Arbeitsamt Hamm 2003, eigene Berechnungen
Auch die Absolventenzahlen lassen nicht auf eine Entspannung bei den Ingenieuren hoffen. Die
Anzahl der gemeldeten Stellen für beide Ingenieursgruppen in Deutschland entspricht in etwa der
Zahl der gemeldeten Arbeitslosen unter 50 Jahren mit einem Hochschul- bzw. Fachhochschulabschluss (siehe Tabelle 12). „Bereits dieses Ergebnis deutet auf einen relativ engen Markt
für Ingenieure der für den Maschinenbau wichtigsten Qualifikationsgruppen hin, denn es gilt zu
bedenken, dass die Personalsuche und das Personalangebot weder in fachlicher noch in regionaler Hinsicht übereinstimmen. Außerdem dürfte sich die Nachfrage überwiegend auf jüngere
Personen richten.“ (IFO 2002)
Tabelle 12: Gemeldete Stellen, Arbeitslose und Hochschulabsolventen September 2000
22
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Die Gespräche in den Betrieben haben ergeben, dass abhängig von der Größe, Struktur und von
der Ausrichtung des Betriebes die Aufgabenfelder der Höherqualifizierten unterschiedlich bewertet
werden.
Kleineren Unternehmen im Bereich des Maschinenbaus oder der Herstellung von Metallerzeugnissen stehen häufig auch Meister vor. Diese traditionell ausgerichteten Betriebe bilden in der Regel
auch überdurchschnittlich aus und bewerten die Funktion eines Meisters höher als größere
Betriebe oder stark technologieorientierte Betriebe. Vorarbeiter, Leiter der Ausbildung bis hin zum
Betriebsleiter sind die Positionen, in denen sich Meister in diesen Betrieben wiederfinden. Größere
Betriebe mit inzwischen reduzierten Ausbildungsanteilen legen inzwischen mehr Wert auf
Techniker und FH-Ingenieure. Diese beiden Berufe konkurrieren häufig um die Positionen in der
Entwicklung und Arbeitsvorbereitung. Techniker haben dabei die besseren Karten, wenn es um
größere Praxisnähe geht. FH-Ingenieure bringen dafür z.T. andere Kompetenzen mit, wie
Sprachen und spezielle EDV-Kenntnisse, und sind gegenüber einem Universitätsingenieur
günstiger. Bei größeren Firmen, die einen höheren FE-Anteil haben bzw. bei Firmen mit einem
hochinnovativen Produkt-/Dienstleistungs-Segment wird diese Gruppe eher berücksichtigt.
Universitätsingenieure finden sich in der Regel in größeren Betrieben mit verschiedenen Abteilungen und einem höheren FE-Anteil wider.
Insgesamt lässt sich eine Überschneidung der Wissensdomainen erkennen. Mit dem Wegfall klarer
Tätigkeitsfelder für Meister und Techniker, aber auch für Ingenieure, finden sich diese inzwischen
auch in Vertriebspositionen und im (technischen) Controlling wieder. Hier werden immer häufiger
Qualifikationen nachgeschult, um den Anforderungen an die Tätigkeitsfelder gerecht zu werden.
Bei der Gruppenarbeit und bei Firmen, die amerikanischen Konzernen angehören, lösen sich
Tätigkeitsfelder teilweise gänzlich auf und werden durch die Gruppe oder allein durch Motivation
und Kompetenz der Einzelnen festgelegt. So berichtete eine Firma, dass bei ihnen die Hierarchie
nicht an schriftliche Qualifikationen gebunden ist.
Während der Gespräche mit den Unternehmen der WSG31/33 wurde verstärkt auf die Probleme
hingewiesen, Personal für die Programmierung von SPS und das Zeichnen der Elektro-Pläne zu
finden.
Zum einen wurden Energieanlagenelektroniker oder Elektrotechniker gesucht, die über Kenntnisse
von SPS verfügen und Erfahrung in der Montage von Anlagen der Prozesssteuerung haben. Zum
anderen stellte sich heraus, das es nicht ausreichend Technische Zeichner mit der Fachrichtung
Elektrotechnik gibt. Aus der Sicht zweier Unternehmer ist es nicht möglich, einen Technischen
Zeichner der Fachrichtung Maschinenbau an solche Pläne zu setzen, da das grundlegende
Verständnis für die verwandten Zeichen fehlt. Ein Nachfragen in einem großen Unternehmen der
WSG 31 ergab, dass in dieser Firma Elektroingenieure diese Arbeiten verrichten, da keiner der
zehn technischen Zeichner dazu in der Lage ist.
Handlungsempfehlung 3: Überprüfung und Bewertung der Trends bei den Arbeitslosenzahlen in Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern
Aufgrund der beschriebenen enormen Zuwächse in den Berufsgruppen wie z.B. der Stahlschmiede
mit einem plus von 950% im Kreis Unna bedarf es einer genaueren Bewertung der vorliegenden
Zahlen. Dies kann nur in Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern geschehen, da statische
Bereinigungen die Angaben beeinflusst haben können und eine Qualifizierung der Zielgruppen nur
durch die Berater erfolgen kann.
Nach der Bewertung können gemeinsam mit den Arbeitsmarktakteuren Lösungen für die einzelnen
Zielgruppen angedacht werden. Im Fokus der Bemühungen könnten z.B. die über 50jährigen, die
Langzeitarbeitslosen aber auch einzelne Berufsgruppen wie die vergleichsweise junge Gruppe von
weiblichen Elektromontiererinnen stehen. Ein spezielles Programm für die Reaktivierung der Höherqualifizierten in enger Zusammenarbeit mit potentiellen Arbeitgebern erscheint in Anbetracht
der prognostizierten Knappheit dieser Gruppe schlüssig.
23
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Handlungsempfehlung 4: Qualifizierung von Technischen Zeichnern/innen Fachrichtung
Elektrotechnik
Bei Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose sollte in Zukunft auch ein Augenmerk auf
Technische Zeichner FR Elektrotechnik gelegt werden. Vor allem arbeitslose Energieanlagenelektroniker, die aufgrund von körperlichen Einschränkungen dem Arbeitsmarkt nur bedingt zur
Verfügung stehen, könnten hier Berücksichtigung finden. Die Betriebe befinden sich in Lünen und
Werne.
In den Gesprächen mit den Unternehmern wurde wiederholt der Wunsch geäußert, eine Umschulung von Arbeitskräften aus thematisch verwandten Fachgebieten auf einen Zeitraum von einem
Jahr bei entsprechenden Vorkenntnissen zu verkürzen. Das würde eine größere Akzeptanz in den
Betrieben schaffen und den Personen eine größere Chance auf dem Arbeitsmarkt bieten. Ist eine
solche Anrechnung von Vorleistungen nicht möglich, so ist für eine spätere Vermittlung ein IHKZertifikat sinnvoll.
Handlungsempfehlung 5: Qualifizierung von Energieanlagenelektronikern - Schwerpunkt
SPS
Die Qualifizierung von arbeitslosen Energieanlagenelektronikern bzw. Elektrotechnikern in den
Bereichen SPS sollte um Zeichenprogramme wie „e-plan“ oder vergleichbare sowie um eine Komponente „Vertrieb“ ergänzt werden. Zunehmend finden sich im Bereich der Automationstechnik die
Beschäftigten mit verschieden Aufgaben konfrontiert. Arbeitsvorbereitung, Programmierung,
Installation sowie Kundenkontakt sind aktuelle Tätigkeitsfelder. Dabei kann ein Grundverständnis
von vertrieblichem Vorgehen für KMU hilfreich und gewinnbringend sein. Kenntnisse in den
Programmen SPS und e-plan sind das Handwerkszeug, das mit der Vorerfahrung der Arbeitslosen
eine attraktive Kombination an Fachwissen für potentielle Arbeitgeber ergibt.
Nachwuchsförderung - Ingenieure
Es lohnt sich, ein Augenmerk auf die Förderung von Nachwuchs-Ingenieuren zu legen. Betriebe,
die sich nicht bemühen, über Kontakte zu Fachhochschulen und Universitäten Mitarbeiter zu
gewinnen, werden zukünftig vermehrt Schwierigkeiten bekommen, Nachwuchs für Führungsaufgaben und die Entwicklung von Produkten zu gewinnen. Dabei stehen die Betriebe häufig vor
dem Problem, dass junge Ingenieure mit Berufserfahrung den nächsten Karriereschritt bei einem
der großen Player machen. Diese Konkurrenz um Arbeitskräfte kann durch eine intensive Bindung
des Nachwuchses ausgeglichen werden. Es stehen eine ganze Reihe von Programmen zur Verfügung: Die FH-Südwestfalen bietet einen integrierten Studiengang für die Bereiche Mechatronik,
Elektrotechnik und Maschinenbau an, der sowohl eine Lehre als auch ein FH-Studium beinhaltet.
Auch die FH-Bochum setzt auf Verbundstudiengänge und bei der FH-Dortmund können sich
Betriebe an dem MentorIng-Programm beteiligen, einer eher losen Form der Bindung.
Darüber hinaus existieren aber auch Stiftungsformen, die den Studenten z.B. einen monatlichen
Betrag von 700 EUR ermöglichen. Als Gegenleistung verbringen die Studenten ihre Praktika in
dem Betrieb und verpflichten sich, wie im Fall von I.C.S. im Bereich IT5, 2 Jahre nach dem Studium
im Unternehmen zu arbeiten. Bei vorzeitiger Beendigung des Arbeitsverhältnisses muss die
Person damit rechnen, Ausbildungsgelder zurück zu erstatten. Im Einzelnen regelt ein solcher
Fördervertrag:
5
siehe z.B. www.ics-ev.de/stipendien.html oder www.focusonline.de/D/DB/DBA/DBAD/dbad.htm
24
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
•
•
•
•
•
•
•
Rechte und Pflichten
Status im Unternehmen
Höhe der monatlichen Förderung
Abwesenheitszeiten im Unternehmen nach Studienverlauf
Freizeit
Vertragliche Bindung nach dem Studium
Studienabbruch und Kündigung
Allerdings bietet sich eine solche Variante eher für große Unternehmen oder Konzerne an, da KMU
in der Regel keine Planung über einen Zeitraum von bis zu 5 Jahren vornehmen.
Handlungsempfehlung 6: Bereitstellung von Informationen über Möglichkeiten der Bindung
von Ingenieurnachwuchs
Die existierenden Angebote an den Hochschulen in der näheren Umgebung mit der Zielrichtung
einer stärkeren Bindung von Ingenieuren an die Betriebe könnten, neben Angeboten von
Stiftungen und Modellen von vertraglichen Bindungen, in einer Informationsveranstaltung interessierten Unternehmen vorgestellt werden. Diese Elemente werden voraussichtlich bei einem
knapper werdenden Angebot von Ingenieuren an Bedeutung gewinnen.
Dabei liegt das Augenmerk eher auf den mittleren und großen Unternehmen.
25
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
4 Ausbildung
Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt ist sehr angespannt, wie auch die politische Diskussion um
eine Ausbildungsabgabe für nicht ausbildende Betriebe derzeit in Berlin zeigt. Um eine genaue
Übersicht auf die Lage zu bekommen, werden zunächst einmal die aktuellen Zahlen der Arbeitsämter Dortmund und Hamm und der IHK zur Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich vorgestellt und dann auf der Basis der Interviews in den Betrieben bewertet.
Der Ausbildungsmarkt 2002/2003 war durch folgende Rahmenbedingungen gekennzeichnet:
•
•
•
•
Schwache konjunkturelle Entwicklung
Große Anzahl nicht vermittelter Bewerber vergangener Jahrgänge
Hohe Zahl von Abgängern aus berufsvorbereitenden Schulen
Leichter Rückgang der Zahl der Ausbildungsplätze
Aufgrund der gestiegenen Nachfrage am Ausbildungsmarkt und des rückläufigen Angebots an
Lehrstellen geht die Schere am Ausbildungsmarkt trotz intensiven Werbens um Ausbildungsplätze
weiter auseinander.
Im Arbeitsamtsbezirk Dortmund kamen in diesem Ausbildungsjahrgang über die Hälfte der Bewerber (53,3 %) aus vorherigen Jahrgängen (Arbeitsamt Dortmund 2003, S. 2) und stellen somit ein
ernst zu nehmendes Problem auf dem Arbeitsmarkt dar. Diese „Bugwelle“, wie Direktor Werner
Schickentanz vom Arbeitsamt Dortmund formulierte (ebd.), wird sich bei unveränderten Bedingungen ausweiten. Ein „Parken“ der Jugendlichen in alternativen Angeboten, wie der Berufsvorbereitung oder schulischen Einrichtungen, wird evtl. die Optionen der einzelnen Jugendlichen erhöhen,
aber das grundlegende Problem nicht substanziell verändern. Hier bedarf es in Zukunft einer genaueren Prognose über die Entwicklung der Schulabgängerzahlen und den Verbleib der Bewerber,
die keinen Ausbildungsplatz gefunden haben, um die Entwicklung besser einschätzen zu können.
Insgesamt sind bei den Arbeitsämtern für den Kreis Unna und der Stadt Hamm 5.250 junge Menschen für einen Ausbildungsplatz vorstellig geworden, von denen lediglich 57,1% ein Ausbildungsangebot gemacht werden konnte (siehe Tabelle 13).
Tabelle 13: Anzahl der Ausbildungsplätze in der Region Jahrgang 2002/2003
Geschäftstelle
Stellen
Bewerber
Differenz
Kamen
607
997
-390
Unna
596
1.128
-532
Schwerte
211
287
-76
Lünen
503
995
-492
Selm (zu Lünen gehörig)
Kreis Unna
Stadt Hamm
Region Unna/Hamm
92
239
-147
2.009
3.646
-1.637
990
1.604
-614
2.999
5.250
-2.251
Quelle: Arbeitsamt Dortmund 2003; Arbeitsamt Hamm 2003
Betrachtet man die IHK-Zahlen zu den Neueinträgen von Ausbildungsverhältnissen (siehe Tabelle
14 und 15) ergibt sich ein differenzierteres Bild im Hinblick auf die gewerblichen Ausbildungsberufe. Insgesamt zeigt sich, dass mit Ausnahme des Bereichs Metalltechnik in Hamm die
Anzahl der Ausbildungsstellen gesunken und eine Zunahme bei den kaufmännischen Berufen zu
verzeichnen ist. Der Bereich Ausbildung Metalltechnik hat nach 2002 mit +6,5% auch in diesem
Jahr noch einmal um +9,2 % zugelegt. Dies ist allerdings in erster Linie auf ein verstärktes Maß an
26
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Akquisitionsanstrengungen in Verbindung mit einer kommunalen Ausbildungsförderung6 und einer
verstärkten Begleitung der Unternehmen in Ausbildungsfragen zurückzuführen7.
Im Hinblick auf den Rückgang der Beschäftigtenzahlen vor allem in den kleinen Betrieben ist u.U.
von einer weiteren Verschärfung der Situation auszugehen, da gerade die kleinen Betriebe einen
großen Anteil an der Versorgung mit Ausbildungsplätzen haben.
Tabelle 14: Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen - nach Berufsgruppen (Stand
31.12. bzw. 30.09. für das Jahr 2003) Kreis Unna
Berufsgruppen
2001
2002
Veränderung
2003*
Elektrotechnik
71
44
-38,0%
62
Metalltechnik
149
143
-4,0%
145
gewerbliche Berufe
347
315
-9,2%
kaufmännische Berufe
765
769
0,5%
* Zahlen noch nicht vollständig
Quelle: IHK 2003b
Der im Bereich Elektrotechnik zu verzeichnende Einbruch der Ausbildungsverhältnisse im Kreis
Unna im vergangenen Jahr konnte 2003 wieder angehoben werden, kehrte jedoch bisher nicht auf
das Niveau von 2001 zurück.
Tabelle 15: Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen - nach Berufsgruppen (Stand
31.12. bzw. 30.09. für das Jahr 2003) Stadt Hamm
Berufsgruppen
2001
2002
Veränderung
2003*
Elektrotechnik
57
57
0,0%
52
Metalltechnik
92
98
6,5%
107
gewerbliche Berufe
208
201
-3,4%
kaufmännische Berufe
380
392
3,2%
* Zahlen noch nicht vollständig
Quelle IHK 2003b
Bei der Verteilung von Ausbildungsplätzen ist an dieser Stelle noch einmal die Kommune
Fröndenberg hervorzuheben. Insgesamt 19 Neueintragungen von Ausbildungsplätzen konnten in
Fröndenberg 2002 bei der IHK verzeichnet werden. Bedenkt man die hohe Zahl potentieller Schulabgänger in Frödenberg (Gesamtschule mit ca. 1500 Schülern), ist dies ein alarmierendes Zeichen
für die Kommune.
In den Gesprächen mit den Branchenexperten, aber auch mit den Unternehmen wurde sehr
schnell deutlich, dass die Zahl der Bewerbungen und somit das Interesse an einem Beruf im
Metall- und Elektrotechnikbereich stark rückgängig ist. Das merken nicht nur große Unternehmen,
die über einen guten Ruf in der Region verfügen, sondern gerade kleine Unternehmen haben
zunehmend Schwierigkeiten, genügend Bewerber für eine Auswahl zu bekommen bzw. sind häufig
nicht in der Lage, den Ausbildungsplatz zu besetzen.
Es gilt, die Gründe für diese Entwicklung auszumachen. Von den Vertretern der Branche und den
Unternehmen wurden folgende Gründe angeführt:
6
Siehe auch Stiftung Weiterbildung Kreis Unna/Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm 2003:
Arbeitsmarktmonitoring in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm. Informationsmappe für Unternehmen.
Unna/Hamm
7
Die Zahl korrespondiert in der Tendenz auch mit der Steigerung der Beschäftigtenzahlen im der WSG 28,
siehe Tabelle 2
27
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
•
•
•
•
Mangelnde Aufklärung über die Berufsbilder in den Schulen
Unverständliche Namensänderung in den Berufbezeichnungen
Schlechtes Image bzw. kein Image der Branche
Fehlender Erfahrungshorizont innerhalb des sozialen Umfelds
Dies zeigt sich auch bei den Berufswünschen der Jugendlichen. Sie bevorzugen verstärkt „WeißeKragen-Berufe“ bzw. Berufe, die sich durch eine starke Nähe zur Erfahrungswelt auszeichnen, wie
den Beruf des KFZ-Mechanikers (siehe Tabelle 16).
Tabelle 16: Wahlverhalten - Hitliste der Ausbildung (Top 5) im Arbeitsamtsbezirk
Dortmund 2002/2003
Rang
1.
2.
3.
4.
5.
Mädchen
Bürokauffrau
Arzthelferin
Einzelhandelskauffrau
Friseurin
Verkäuferin
Jungen
317
315
285
275
124
Einzelhandelskaufmann
KFZ-Mechaniker
Maler/Lackierer
Bürokaufmann
IT-Systemelektroniker
292
240
231
199
145
Quelle: Arbeitsamt Dortmund 2003
Dieser negativen Entwicklung bei den Bewerbern steht in einigen Fällen ein erhöhter Anforderungskatalog der Berufsbilder gegenüber, hier vor allem die Erweiterungen im Bereich der Programmierung. Als Kernproblem machen die Unternehmen aber nicht so sehr diese Spezialkenntnisse aus, als vielmehr die Grundkenntnisse wie Mathematik, Deutsch, Physik, die neben
anderen Allgemeinkenntnissen und den Sozialkompetenzen in einem nur unzureichenden Maß
vorliegen. So berichten Unternehmen, dass sie inzwischen Bewerber einstellen, obwohl keiner den
standardisierten Aufnahmetest bestanden hat. Eine „Drei“ in solch einem Test wird durchaus als
besonders gut bewertet.
Unternehmen aus dem Cluster müssen deswegen verstärkt erkennen, dass die gewohnte KommStruktur nicht mehr zielführend bei der Gewinnung von Auszubildenden ist. Es wird immer wichtiger für die Betriebe, das eigene Image zu verbessern und die Bekanntheit bei der Zielgruppe zu
steigern. Diese Situation kann durch eine positive konjunkturelle Entwicklung wie auch durch den
geringer werdenden Pool von Bewerbern in Zukunft verschärft werden. Viele Schulen und Lehrer
zeigen sich durchaus offen für die Anliegen der Betriebe, Nachwuchs zu werben.
Schnittstelle Schule/Wirtschaft
Die Schulen und Akteure im Umfeld Schule/Wirtschaft im Kreis Unna und der Stadt Hamm haben
in der Vergangenheit eine Vielzahl von Aktivitäten zur Verbesserung des Übergangs von Schülern
und Schülerinnen in das Berufsleben vorgenommen. Neben einer Vielzahl von programmatischen
Angeboten durch Verbände und Staat (Girls Day, ToBeIng., Junior, etc.) sind es vor allem die Aktivitäten in den Kommunen/Schulen, die zu einer größeren Transparenz von Ausbildungsberufen
und zu einer größeren Bekanntheit von lokalen Unternehmen auch aus den Bereichen des hier
vorgestellten Clusters führen.
Diese Bemühungen werden durch die Verbandsinitiativen, wie den Ausbilderarbeitskreis des Unternehmensverbands Westfalen-Mitte e.V., sowie durch die Beiräte Schule/Wirtschaft im Kreis
Unna und in der Stadt Hamm gestützt.
Neben diesen koordinierenden und konzertierten Aktivitäten bietet sich den Unternehmen aber
nach wie vor ein Bild, das vielfach von spontanen, unregelmäßigen und stark individuellen Erfahrungen geprägt ist. Darüber hinaus werden von den Unternehmen größere Aktionen, wie der Besuch von ganzen Schulklassen, häufig als nicht sehr effizient empfunden.
Die Situation bei den Praktikumstellen ist von einer großen Unübersichtlichkeit geprägt. Alle befragten Unternehmen der Branche haben Anfragen für einen Praktikumplatz. Dabei existieren mehr
28
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oder weniger starke Bindungen zu einzelnen Schulen; mitunter auch zu Fakultäten von Universitäten oder Fachhochschulen. In der Regel werden die meisten Praktikanten als eine soziale
Verantwortung begriffen, da der Betrieb nicht unmittelbar einen Nutzen erfährt, aber evtl. durchaus
Kosten (Betreuung) mit der Beschäftigung verknüpft. Die Gewinnung von Auszubilden-den spielt
bei den kleineren Betrieben sicherlich eine größere Rolle. Die Konkurrenz um die Plätze in den
Betrieben ist groß: Umschüler, Personen in Qualifizierungsmaßnahmen, aber auch Studenten
buhlen um die Plätze in den Betrieben.
Handlungsempfehlung 7: Systematisierung der Schnittstelle Schule/Wirtschaft
In Anlehnung an bestehende erprobte Systeme in der Wirtschaft erscheint es sinnvoll, in den
Schulen eine systematischere Herangehensweise an das Thema zu wählen. Hierzu bietet sich ein
Blick auf die Vertriebssystematik der Unternehmen in der freien Wirtschaft an:
Unternehmen, die gezielt Kontakte zu ihren Kunden und Lieferanten halten, verwenden dazu eine
EDV-gestützte Datenbank, die alle notwendigen Informationen über den Kontakt, die Möglichkeiten
der Zusammenarbeit und eine Historie der Beziehung enthält. Dieses Wissensmanagement wird
gekoppelt mit einer strategischen Herangehensweise. Es bleibt wenigen dafür ausgebildeten
Personen vorbehalten, den Kontakt zu unterhalten und zu pflegen. Treten Anfragen von anderen
Mitarbeitern auf, so werden diese über den Key Manager (Koordinator) abgewickelt und in der
Datenbank festgehalten, so dass unabhängig von den Personen ein Zugriff auf die Kontakte
gewährleistet ist.
Basierend auf den Erfahrungen der bisherigen Organisation des Übergangs und der Steuerungsmöglichkeit durch die Schulämter stellt sich die Frage nach der Übertragung dieser Lösung. Ein
mögliches Szenario ist die Installation einer durch einen Wettbewerb an den Schulen entworfener
Datenbank und die Einrichtung eines Koordinators an den Schulen. Dieser Koor-dinator ist
Ansprechpartner für seine Kollegen und unterstützt diese bei der Suche nach geeigneten Modellen/Projekten für die fachliche Arbeit und ist gleichzeitig Manager der Firmenkontakte.
Eine Übersicht der Programme und Optionen (von Ausbildungsbörsen bis hin zu Public Private
Partnership und Event-Kalender) kann als Handreichung an die Lehrer extern erstellt und regelmäßigen Abständen gepflegt werden.
Damit entstünde eine dezentrale und verstetigte Koordinierung bei der Überleitung von Schülern,
welche der bisherigen Praxis überlegen wäre durch:
•
•
•
•
•
•
•
Wissentransfer und Wissenssicherung
Empowerment von unsicheren Lehrern
Steigerung der Qualität im Überleitungsmanagement
Steigerung der Reputation der Schule
Steigerung der Qualität des Unterrichts
Verbesserte Neuakquisition von Betrieben
Entlastung bei der zeitlichen Belastung einzelner Lehrer
Handlungsempfehlung 8: Best Practice für Schule/Wirtschaft
Obwohl eine Vielzahl von Aktivitäten/Modellprojekten existiert, mangelt es an Transparenz im Hinblick auf die „guten“ Projekte. Bewertungen der Projekte und der Erfahrung können aber zu einem
Best Practice-Ansatz führen, der dazu dienen kann, Ressourcen effizienter einzusetzen.
Ein positives Beispiel ist das Projekt in Schwerte. Durch die Zusammenarbeit des Unternehmen
Starkes Schwerte (US2) und dem Arbeitsamt Schwerte konnte eine bessere Steuerung der
Praktika erzielt werden. Über die Abfrage der Berufswünsche und der Bereitstellung von Praktikumplätzen in entsprechenden Betrieben in einer zweistufigen Aktion konnte eine wesentlich
größere Zufriedenheit bei den Schülern und bei den Unternehmen erreicht werden: zwei Jahre vor
Abschluss der Schule wurde ein zweitägiges Schnupperpraktikum angeboten, ein Jahr vor
Abschluss ein dreiwöchiges Praktikum.
29
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna – Arbeitsmarktmonitoring – Branchenreport
Ein Ausschau halten nach und das Kommunizieren von anderen Best Practice-Ansätzen erscheint
vielversprechend.
Neue Berufsbilder in der Elektrotechnik/Elektronik
64% der Industriebetriebe und 33% der Handwerksbetriebe gaben in einer Untersuchung des BIBB
(2001) an, dass für Fachkräfte neue Anforderungen entstanden sind. Mit den zum 1. August 2003
in Kraft getretenen neugeordneten Ausbildungsberufen in der Elektrotechnik/Elektronik wird den
geänderten Anforderungen an Berufsbilder in der Industrie und im Handwerk Rechnung getragen.
Stichworte sind flache Hierarchien in der Arbeitswelt, integrierte Aufgabenwahrnehmung, Teamarbeit, flächendeckender Einsatz der Informationstechnologie, Integration technischer Systeme,
Facharbeit auf der Systemebene, globale Märkte und dynamische Entwicklung der Geschäftsfelder
(BIBB 2003).
Neben den modernisierten Berufsbildern (siehe unten) wurden zwei neue Ausbildungsberufe im
Bereich der Industrie geschaffen (Gebäudesystemtechnik und Industrieinformatik). Im Bereich des
Handwerks wurde unter dem Stichwort "Service aus einer Hand" ein Elektroniker "aus der Taufe
gehoben" der drei Vorgängerberufe integriert.
Elektro-Handwerk
•
•
•
Elektroniker/Elektronikerin mit den Fachrichtungen
o Energie- und Gebäudetechnik
o Automatisierungstechnik
o Informations- und Telekommunikationstechnik
Systemelektroniker/Systemelektronikerin*
Elektroniker/Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik*
Der Ausbildungsberuf „Elektroniker/Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik“ wird für die
Wirtschaftsbereiche Industrie und Handwerk anerkannt.
Industrielle Elektroberufe
•
•
•
•
•
•
•
Elektroniker/Elektronikerin für Gebäude- und Infrastruktursysteme
Elektroniker/Elektronikerin für Betriebstechnik
Elektroniker/Elektronikerin für Automatisierungstechnik
Elektroniker/Elektronikerin für luftfahrttechnische Systeme
Elektroniker/Elektronikerin für Geräte und Systeme
Systeminformatiker/ Systeminformatikerin
Elektroniker/Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik
Der neugeordnete Ausbildungsberuf Elektroniker/Elektronikerin für Maschinen und Antriebstechnik
gilt in den beiden Wirtschaftsbereichen Industrie und Handwerk .
Kernpunkte der Neuordnung sind eine an betrieblichen Arbeits- und Geschäftsprozessen mit spezifischen Industriedienstleistungen ausgerichtete Lehre mit Schwerpunkte in betrieblichen Einsatzgebieten, Berufsschulunterricht in Lernfeldern, die sich an konkreten beruflichen Aufgabenstellungen und Handlungsabläufen orientieren, sowie eine gestreckte Abschlussprüfung mit zwei
Prüfungsteilen:
•
•
Teil 1 nach 18 Monaten
Teil 2 am Ende der Berufsausbildung mit einem betrieblichen Auftrag oder einer
überbetrieblich entwickelten praktischen Aufgabe im Teil 2 der Abschlussprüfung Auswahlentscheidung durch den Ausbildungsbetrieb
Schafft die Neuordnung der Berufe eine größere Attraktivität für die Betriebe, bleibt die Frage offen,
inwieweit Jugendliche diese Veränderungen wahrnehmen und evtl. positiv bewerten. Hier bietet
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sich die Chance, diese positiven Veränderungen den Schülern nahe zu bringen und sie für eine
Ausbildung in den Berufen zu gewinnen.
Handlungsempfehlung 9: Werbung für die neuen Elektroberufe in den Schulen verstärken
Durch die Aufbereitung der Informationen über die neuen Elektroberufe im Hinblick auf die Zielgruppe Jugendliche könnte an den Schulen oder über Multiplikatoren wie dem BIZ verstärkt für
diese Berufe geworben werden. Neben einer verstärkten Wahrnehmung der Berufe und neben der
Verankerung der Berufsbezeichnungen kann auch ein Interesse bei den Jugendlichen geweckt
werden.
Diese Informationen könnten durch Beispiele von Unternehmen und Einsatzgebieten ergänzt
werden. Auch bestünde evtl. die Chance einer Kostenbeteiligung dieser Unternehmen, da es sich
dabei um ein aktives Einwerben von Bewerbern für die genannten Unternehmen handelt, und dies
gleichzeitig das Image des Unternehmens in der Wahrnehmung verbessern kann.
Berufsvorbereitung und 2-jährige Ausbildung
Niedrigschwellige Angebote, wie z.B. eine modular aufgebaute Berufsvorbereitung, aber auch eine
zweistufige Lehre, können neue Potentiale für die Ausbildung bringen und u.U. zu einer Verhinderung von Langzeitarbeitslosen auf Lebenszeit beitragen.
Im Zuge der Diskussion um die abnehmende Qualität der Bewerber um einen Ausbildungsplatz
wurden in der Vergangenheit eine Vielzahl an Modellprojekten und Ansätzen entwickelt, die dazu
beitragen sollen, Jugendlichen mit schlechteren Vorraussetzungen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt einzuräumen. Ein Beispiel für ein Angebot ist das Tanja-Konzept der IHK, das darauf abzielt,
nachvollziehbare Inhalte aus bestehenden Ausbildungsgängen in der Berufsvorbereitung zu vermitteln. Dabei ist es von großem Vorteil für die Jugendlichen, ein anerkanntes Zertifikat der IHK zu
erlangen, das die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erhöht. Die Anrechnung der Inhalte wird dem
Unternehmen freigestellt, um keine überflüssigen Hürden in betrieblich geregelte Vorgänge einzubauen.
Neben diesen berufsvorbereitenden Lehrgängen, existieren derzeit folgende 2-jährige Ausbildungsgänge im gewerblich-technischen Bereich (ECOMIX 2003, S. 28):
•
•
•
•
•
•
•
•
Federmacher/in
Fräser/in
Maschinenzusammensetzer/in
Metallschleifer/in
Revolverdreher/in
Schleifer/in
Teilezurichter/in IH
Teilezurichter/in HW
2001 (43 in Ausbildung in der BRD)
2001 (53 in Ausbildung in der BRD)
2001 (07 in Ausbildung in der BRD)
2001 (07 in Ausbildung in der BRD)
2001 (02 in Ausbildung in der BRD)
2001 (29 in Ausbildung in der BRD)
2001 (2.204 in Ausbildung in der BRD)
2001 (73 in Ausbildung in der BRD)
Diese Angebote stellen keinen adäquaten Ersatz für eine dreijährige Ausbildung dar, da Unternehmen für ihre strategische Weiterentwicklung und die Bedienung von komplexen Anlagen auf
Facharbeiter mit vertieften und umfassenderen Kenntnissen nicht verzichten können. Auch stellt
sich die Frage nach den Perspektiven einer solchen Ausbildung, nach den Chancen des beruflichen Aufstiegs.
Dennoch können Berufsbilder mit einer zweijährigen Ausbildungsdauer evtl. eine stärkere Verwendung in den Betrieben finden. Dies gilt es zu überprüfen. So wird das Angebot an Anlerntätigkeiten zunehmend geringer und die Nachfrage nach grundlegenden Fertigkeiten der Beschäftigten
in diesem Bereich größer. Vor allem das selbstständige Einrichten, Bestücken von Automaten,
Flexibilität im Umgang mit unterschiedlichen Maschinen sowie die Selbstkontrolle durch sachgerechtes Messen sind Anforderungen, die eine solche 2-jährige Ausbildung u.U. bereitstellen
kann.
31
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Sollten die Angebote in diesem Bereich nicht zielführend sein, so besteht generell die Möglichkeit,
bei einem gewissen Bedarf Berufsbilder neu zu entwerfen bzw. zu verändern, um der Nachfrage
nachzukommen. Dies setzt allerdings eine gewisse Planungszeit in Absprache mit den Kammern
voraus, die in der Lage sind, einen solchen Prozess zu initiieren und zu begleiten.
Handlungsempfehlung 10: Informationsgewinnung über 2-jährige Ausbildungsgänge
Um ein klares Bild möglicher Verwendung von 2-jährigen Ausbildungsgängen in den Handwerksund Industriebetrieben zu gewinnen, ist es sinnvoll, eine gezielte Abfrage bei entsprechenden
Betrieben zu starten. Dabei können die Kammern, die Wirtschaftsförderung, die Gewerkschaften
und die Arbeitsämter ein gemeinsames Vorgehen klären.
Sind die Berufsbilder veraltet, so bedarf es einer Einschätzung für eine Anpassung, um eine attraktive 2-jährige Ausbildung für die Betriebe und Jugendlichen zu entwerfen. Vor allem Betriebe aus
dem der WSG 28/29, die bisher nicht ausbilden, könnten sich aufgrund der geringeren Ausbildungszeit für ein solches Angebot entscheiden.
Die Gruppe der Jahrgänge von Bewerbern, die in der Vergangenheit nicht in ein Ausbildungsverhältnis vermittelt werden konnte (Arbeitsamt Dortmund 53,3% im Jahrgang 2002/03) wäre ggf. eine
entsprechende Zielgruppe für eine solche Berufsausbildung.
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5 Weiterbildung
Weiterbildung im vorliegenden Cluster kann generell durch den Einsatz der Mittel unterschieden
werden: Werden die Mittel vom Betrieb oder von Betriebsangehörigen aufgebracht und zielt die
Weiterbildung auf eine Verbesserung der Kompetenzen in dem Tätigkeitsfeld ab, so sprechen wir
in der Regel von betrieblicher Fort- und Weiterbildung. Werden Maßnahmen zur Qualifizierung
durch staatliche Transferleistungen initiiert, so handelt es sich meistens um Qualifizierung von
Arbeitssuchenden, um die Integration in den ersten Arbeitsmarkt positiv zu beeinflussen. Beide
Bereiche werden im folgenden vorgestellt.
Betriebliche Weiterbildung
Die betriebliche Weiterbildung ist von großer Bedeutung für die Entwicklung der Human Resources
und somit für die Produktivitätssteigerung in den Betrieben ein entscheidender Faktor: Keine
Anschaffung einer neuen Maschine oder einer neuen Software, die nicht eine Schulung nach sich
zieht. Häufig sind diese Schulungen dementsprechend an eine Investition bzw. einen Auftrag in
den KMU gebunden und werden aufgrund dieser betrieblichen Anforderungen kurzfristig geplant
bzw. adhoc umgesetzt. Neben diesem weit verbreiteten Ansatz bestechen wenige mittelständische
und große Firmen mit einer beruflichen Weiterbildungsplanung. Hierfür ist nicht zuletzt eine
gezielte Personalpolitik, das Vorhandensein einer Personalabteilung und die Einführung der Zertifizierung nach DIN ISO 9000 ff verantwortlich. Zertifizierte Betriebe (häufig Zulieferer von Automobilbauern) unternehmen nicht nur Weiterbildungsbedarfsanalysen, sondern sind auch in der Lage,
gezielt Fort- und Weiterbildung innerhalb des Betriebs zu steuern. Dazu gehört die Weiterbildung
im Bereich der Softskills ebenso wie Maßnahmen zum beruflichen Aufstieg wie Fachlehrgänge
oder Techniker-/Meister-Lehrgänge.
Ist diese Entwicklung nicht gesteuert und wird die Initiative von den Mitarbeitern in eigener Regie
organisiert, stehen viele Betriebe diesem Engagement positiv gegenüber und unterstützen in
einigen Fällen die Mitarbeiter durch Zuzahlung und ggf. durch Freistellung von der Arbeit. Nicht
gesteuerte Weiterbildung kann sich jedoch auch zu einem Problem entwickeln, wenn diese nicht
an den Bedarfen der Unternehmen orientiert ist. In der Folge kann sich Arbeitsunzufriedenheit
durch Überqualifizierung ergeben.
Stellen konjunkturschwache Zeiten Anforderungen an die Kostenminimierung durch Konzentration
auf Kerngeschäfte, Rationalisierung oder Outplacement, bleiben auch häufig Weiterbildungsbudgets nicht unangetastet. Vielfach gefordertes antizyklisches Verhalten ist nicht ausgeprägt, da
die Betriebe vielfach bestenfalls die Auftragseingänge für die nächsten fünf Monate überschauen
können.
Die Abbildung 9 zeigt, wie die Unternehmen die Notwendigkeit von Weiterbildung im Mai 2003
eingeschätzt haben. Dabei wird deutlich, dass neben einem nicht stark ausgeprägten Wissen um
die Bedeutung von betrieblicher Weiterbildung die große Skepsis am Markt auch bei der Planung
von Investition und Weiterbildung durchschlägt.
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Abbildung 9: Zukünftige Notwendigkeit von Weiterbildung aufgrund von veränderten
Anforderungen
70%
63%
60%
53%
50%
Kreis Unna
41%
Stadt Hamm
40%
30%
29%
20%
8%
10%
6%
0%
ja
nein
k. A.
Quelle: G.I.B. 2003:Telefonbefragung
Nachgefragt wurden in den 12 Monaten vor der Befragung vor allem die Themen im gewerblichtechnischen Bereich, hier vor allem im Bereich Maschinenbedienung, Schweißen und Staplerführerschein (siehe Abbildung 10). Aber auch die Bemühungen um Zertifizierung, das Aneignen von
Programmen und Kenntnissen sowie kaufmännische Kenntnisse spielten eine wichtige Rolle.
Abbildung 10: Vermittelte Inhalte bei durchgeführten betrieblichen Weiterbildung in der
Region
7%
Sonstiges
Fremdsprachen
Kommunikation/Team/Führung
3%
6%
CNC/CAD o.ä.
PCTechnik/Bürokommunikation
Kaufmännische Kenntnisse
10%
12%
13%
Qualitätssicherung (ISO 9000
ff)
16%
Gewerblich-technische
Kenntisse
33%
Quelle: G.I.B. 2003: Telefonbefragung
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In einigen Teilen der Branchen, wie z.B. der Elektrotechnik und Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, kommt es auf ein permanentes Lernen an, da die Innovationsschübe in viel kürzeren Abständen stattfinden und die Branche viel stärker noch auf die Adaption verschiedenster Techniken
und Software angewiesen ist.
Handlungsempfehlung 11: Angebote für die Firmen bei der Steuerung und Ermittlung von
Weiterbildungsbedarfen verbessern
KMU sind häufig nicht in der Lage, eine Planung und Steuerung von Weiterbildung zu bewerkstelligen. Fehlende Personalabteilungen und die Einbindung der Verantwortlichen in das Tagesgeschäft
erschweren ein solch zielgerichtetes Vorgehen. Durch die Bereitstellung von externen Angeboten
für eine aktive und professionelle Personalentwicklung über Verbundprojekte können Instrumente
wie Weiterbildungsbedarfsanalysen und -planung in den Betrieben etabliert werden. Wichtige
Kostenvorteile durch ein gebündeltes Angebot können die Entscheidung erleichtern.
Ältere Erwerbstätige und Arbeitsuchende
In den Unternehmensgesprächen wurde deutlich, dass das in der Vergangenheit bestehende Bild,
das ältere Mitarbeiter als nicht leistungsfähig bewertet, inzwischen vielfach revidiert ist. Dies ist
nicht zuletzt aufgrund der schlechter werdenden Qualität der Nachwuchskräfte der Fall.
Dieses Umdenken bringt neue Chancen der +50-Jährigen mit sich. Bedenkt man, dass wir in Zukunft u.U. erst ab 65+ Jahren in den Ruhestand gehen, so besteht bei der Einstellung eines 50Jährigen eine zu erwartende Arbeitsleistung von 15+ Jahren, ein enormes Potential auf das in
Zukunft wesentlich stärker zurückgegriffen werden muss. Diesen bisher noch zögerlichen Wandel
in der Wahrnehmung der Betriebe der Branche sollte man unterstützen, um zu einem vorurteilsfreien Bild über ältere Mitarbeiter zu kommen.
Durch die stärkere Integration von Computertechnologien und den immer schneller aufeinander
folgenden Innovationszyklen werden Erwerbsbiographien neu entworfen. Lebenslanges Lernen,
verminderte physische Belastung und anspruchsvolle Arbeitsplätze führen zu einer beständigen
Entwicklung von Kompetenzen bei hohem Innovationspotential und geringen physischen Ausfallerscheinungen. Dass sich nach einer Studie des Bundesbildungsministeriums lediglich 18% aller 5064-Jährigen an Weiterbildung beteiligen, ist vor allem gegenüber dem doppelt so hohen Anteils im
Segment der 35-49-Jährigen verbesserungswürdig (Barmer 2003, S. 13).
Noch bestehende Arbeitsplätze im Bereich der Serienproduktion und bei der Herstellung von Metallerzeugnissen, wie z.B. Sonderkonstruktionen mit einem geringeren Anspruch an die Qualifikation, wandeln sich im Zuge der Automation/neuer Verfahren immer mehr: Auch hier steigt der
Anspruch an die (älteren) Arbeitnehmer/innen, wenn auch von einer völligen Verdrängung dieser
Arbeitsplätze nicht ausgegangen werden kann.
Ein Herausdrängen älterer Arbeitnehmer aus dem Erwerbsleben ist aus betrieblicher Sicht nicht
unbedingt vorteilhaft, volkswirtschaftlich ist es eine besorgniserregende Entwicklung.
Handlungsempfehlung 12: Erarbeitung von Erwerbsbiografien für Mitarbeiter
Die betriebliche Herausforderung ist es also, zusammen mit den Arbeitnehmer/innen Erwerbsbiografien zu erarbeiten und entsprechend ihrer Fähigkeiten Innovationspotentiale gezielt zu nutzen. Dabei spielt in den Betrieben eine altersbezogene Personalpolitik eine wichtige Rolle: Eine
Einschätzung der unterschiedlichen Anforderungen und Arbeitsbelastung der verschiedenen Tätigkeitsfelder kann als Grundlage für eine langfristige Planung genommen werden. Diesen Feldern
können Altersgrenzen und Kompetenzen zugeordnet werden. So können rechtzeitig die Weichen
für einen Übergang in ein anderes Tätigkeitsfeld gestellt werden, nicht zuletzt durch die Unterstützung einer gezielten Weiterbildungsplanung (demographie-transfer 2002).
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Weiterbildung durch mögliche Reformen der Handwerksordnung
In den besuchten Unternehmen bot sich zu der Thematik eine ambivalente Haltung. Stand der
Großteil der KMU hinter der alten Handwerksordnung, so gab es auch Stimmen für eine Novellierung. Hier gingen die Unternehmer vor allem von den persönlichen Fähigkeiten und der hohen
Motivation der Gesellen aus, die eine Ausbildung wettmachen kann. Gründe dafür, warum der
Meisterbrief notwendig ist, wurden folgende genannt:
•
•
•
•
•
•
Technisch anspruchsvolle Bereiche benötigen ausgeprägtes Fachwissen
Weiterbildung ist Zeichen für Qualität
Ein nicht qualifizierter Unternehmer hat mit einem starken Imageverlust zu rechnen
Unabsehbare Folgen für die Unternehmenslandschaft (Insolvenzen, Dumpingpreise)
Rechtliche, versicherungstechnische Fragen völlig ungeklärt
Auch in größeren Unternehmen werden Industriemeister inzwischen in den Bereichen
Kaufmännisches Wissen/Controlling /Vertrieb weitergebildet
Tritt die neue Regelung der Handwerksordnung in Kraft, wird dies aus der Sicht der Experten und
Unternehmer zu einem vermehrten Beratungs- und Weiterbildungsbedarf bei den angehenden
Firmeninhabern/Geschäftsführern führen – kaufmännische, vertriebliche, rechtliche und versicherungstechnische Kenntnisse sowie Kenntnisse im Bereich des Personalmanagements werden verstärkt nachgefragt.
Handlungsempfehlung 13: Schaffung von Weiterbildungsangeboten für die neue
Zielgruppe: Gesellen in Unternehmensgründung
Sollte es zu einer Reform der Handwerksordnung kommen, werden neue, auf die Zielgruppe der
Gesellen zugeschnittene Lernpakete benötigt, die zum einen Inhalte der Meisterausbildung
enthalten und zum anderen Bereiche der Existenzgründung abdecken. Die Kammern und andere
Weiterbildungsträger können mit einer Weiterentwicklung von Angeboten für diese Zielgruppe
substanziell das Wissen der Gruppe verändern und ein weiteres Geschäftsfeld erschließen.
Geförderte Weiterbildung
Die durch Gelder der Arbeitsämter, Regionalsekretariate und Kommunen geförderte Maßnahmen
stellen für die arbeitssuchenden Menschen in der Region eine Möglichkeit zur Qualifizierung und
damit zur Integration in den ersten Arbeitsmarkt dar. Häufig sind diese Maßnahmen mit einem
praktischen Teil in den Betrieben gekoppelt, der zum einen die nötige Praxis vermitteln kann und
zum anderen wichtige Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern ermöglicht. Die Umschüler oder
andere Personen, die über eine längere Zeit im Unternehmen verbleiben und aus der Fachrichtung
kommen, stellen aber durchaus einen Mehrwert für das Unternehmen dar. Die Betriebe machen
auf der anderen Seite aber auch oft schlechte Erfahrungen, vor allem bei der Arbeitstugenden
mangelt es häufig, und viele Praktikanten empfehlen sich nicht für eine anschließende Beschäftigung. Durchweg positiver wurde die Arbeitseinstellung von Deutschen mit russischem Migrationshintergrund in den Betrieben bewertet. Bei der Vielzahl an Praktikumoffensiven kann es zu einer
Ermüdung der Betriebe kommen. Auch besteht mitunter der Eindruck, dass in den Betrieben über
die Bereitstellung von Praktikumplätzen ein neuer Arbeitsmarkt von leicht verfügbaren, gut ausgebildeten Arbeitskräften entsteht.
Betrachtet man die finanzierten Weiterbildungen/Umschulungen der Arbeitsämter der Jahre
2002/03, so werden drei Säulen der Weiterbildung sichtbar:
•
•
•
Umschulung im Bereich Industriemechaniker/Zerspanungsmechaniker
Schweißen
Automation/SPS/CAD
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Tabelle 17: Weiterbildungsmaßnahmen der Arbeitsämter 2002/03 im Bereich (Elektro-)
Technik
Arbeitsamt Hamm (Priorität A)
Maß.Nr.
Jahr
Bezeichnung
Beginn
Ende
Dauer in
Monaten
TN AA
Hamm
102
02
Feststellungsmaßnahme Zerspanungsmechaniker FR Dreh- und Frästechnik
01.02
06.02
5.9
20
7
103
02
02
Fortbildung Schweißen
Zerspanungsmechaniker FR:
Drehtechnik/Frästechnik
01.02
02.02
12.03
01.04
2,0
24
24
8
35
156
157
02
02
02
Fortbildung Schweißen
Feststellungsmaßnahme Metallfacharbeiter
Metallfacharbeiter: Industriemechaniker/FR
Betriebs- und Ausrüsttechnik
04.02
05.02
07.02
04.03
06.02
06.04
10
1,9
23,9
7
16
16
92
03
Zerspanungsmechaniker/in FR
Drehtechnik, FR Frästechnik
02.03
01.05
23,9
10
99
73
03
03
Schweißen
Industriefachkraft SPS
03.03
03.03
04.04
06.03
10,2
3,2
16
0
Arbeitsamt Dortmund
Maß.Nr.
Jahr
Bezeichnung
Beginn
Ende
Dauer in
Monaten
TN AA
Dortmund
18
262
327
02
02
02
Umschulung Elektroinstallateur/in
CAD-Anwendungsfachmann/-frau
Servicefachkraft für den Metallhandel und
die Industrie
02.02
09.02
04.02
01.04
08.03
12.02
24
11,5
8
K.A.
K.A.
K.A.
26302
91
182
194
166
02
03
03
03
03
Elektrofachkraft mit Thermenlehrgang
Automatisierungstechnik für Facharbeiter
CAD-Modulqualifizierung
Kälteanlagenbauer/in
REFA Techniker/in, Technische/r
Controller/in
09.02
06.03
07.03
08.03
10.03
03.02
03.04
06.04
07.05
06.04
6
10
12
10
9
K.A.
20
10
24
5
Quelle: Arbeitsamt Dortmund 2002/2003b, Arbeitsamt Hamm 2002/2003b
Handlungsempfehlung 14: Zukünftige Maßnahmen vor dem Hintergrund der Entwicklung
der Arbeitslosenzahlen
•
Wie der Arbeitsmarkt gezeigt hat, sind die Zahlen der Arbeit suchenden Zerspanungsmechaniker (Dreher/Fräser/etc.) gering. Es existieren Stellenbesetzungsprobleme bei den
suchenden Unternehmen und der Markt für den Einsatz dieser Personen im Hinblick auf
die Gesamtbeschäftigung ist groß, so dass eine Qualifizierung von Arbeitslosen in diesen
Bereich auch zukünftig sinnvoll sein kann. Auch im Hinblick auf den erhöhten Fachkräftebedarf der Zukunft ist eine Qualifizierung im Bereich der Industriemechaniker ein wichtiges
Element.
•
Auch bezogen auf den Arbeitsmarkt erscheint eine Qualifizierung von Schweißern in Zukunft im wesentlichen nur zum Erhalt bzw. zur Erweiterung der Fähigkeiten derzeitiger Arbeitsloser aus dieser Berufsgruppe sinnvoll. Zwar gaben einige Unternehmen an,
Probleme bei der Stellenbesetzung zu haben, allerdings hält der Arbeitsmarkt auch eine
große Zahl potentieller Bewerber vor.
•
Der Bereich Automation/SPS/CAD ist ein Feld, das auch in den Unternehmensgesprächen
bei Betrieben im Bereich der Prozessautomation stark nachgefragt wurde. Eine Ergänzung
von Maßnahmen um ein Praktikum, um den geschulten Kräften in der Praxis zu einem
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direkten Anschluss zu verhelfen und die Kenntnisse praktisch zu vertiefen, könnte die
Chancen bei der Vermittlung noch erhöhen.
6 Ausblick
Im Rahmen des Projekts wurden durch die Mitglieder der Steuerungsgruppe Aufgaben für eine
Umsetzung der Handlungsempfehlungen an die Akteure verteilt. Es obliegt den Verantwortlichen
diese Empfehlungen bei Entscheidungen zu berücksichtigen und im Dialog mit den Kräften am
Arbeitsmarkt und in der Politik umzusetzen. Die Stiftung Weiterbildung/Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Unna mbH und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH werden den Prozess mitgestalten und die Ergebnisse dokumentieren.
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7 Literatur
Arbeitsamt Dortmund 2003: Ausbildungsmarkt – Bilanz 2002/2003. Dortmund
Arbeitsamt Dortmund 2003b: Planung für das Jahresprogramm 2003 - für Bildungsträger.
Dortmund
Arbeitsamt Dortmund 2002: Planung für das Jahresprogramm 2002 - für Bildungsträger. Dortmund
Arbeitsamt Hamm 2003: Arbeitsmarktbericht September 2003. Hamm
Arbeitsamt Hamm 2003b: Wege zum Erfolg. Angebote beruflicher Weiterbildung 2003. Hamm
Arbeitsamt Hamm 2002: Wege zum Erfolg. Angebote beruflicher Weiterbildung 2002. Hamm
Barmer 2003: Barmer Briefe, 2/2003. Wuppertal
BIBB 2003: Die neuen Elektroberufe 2003 - Technik und Geschäftsprozess.
(http://www.bibb.de/de/5589.htm, 16.10.2003)
BIBB 2001: Referenz-Betriebs-System. Information Nr. 20, Jhg. 7. Bonn
demographie-transfer 2002: Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demographischer Wandel
(http://www.demographie-transfer.iao.fhg.de/literatur/AuftaktB.pdf)
Ecomix 2003: Ausbildung für einfache Berufe. Identifizierung von Tätigkeitsfeldern mit weniger
komplexen Anforderungen als Basis zur Schaffung neuer anerkannter Ausbildungsberufe mit
abgesenkten Anforderungsniveau. Endbericht. München
G.I.B. 2003: Prospect – Statistische Auswertung. Branche: Maschinenbau im Kreis Unna/Stadt
Hamm. (Internes Berichtswesen)
G.I.B. 2003b: G.I.B.Trend.Report. Ergebnisse der Betriebsbefragung. Bottrop
G.I.B. 2002: Modellvorhaben. Prospect – dialogorientiertes regionales Arbeitsmarktmonitoring.
Abschlussbericht. Bottrop
HWK Dortmund 2003: Konjunkturbericht Handwerk 2003. Dortmund
IHK zu Dortmund 2003: Wirtschaftsdaten 2003. Dortmund (www.dortmund.ihk.de, 15.10.2003)
IHK zu Dortmund 2003b: Neueintragung von Ausbildungsverhältnissen – nach Berufsgruppen.
Dortmund
IHK 2003c: Ruhrwirtschaft Herbst 2003. (www.dortmund.ihk.de, 28.10.2003)
IHK 2002: Konjunkturlagebericht. Ergebnisse der Unternehmensbefragung Herbst 2002. Dortmund
Stiftung Weiterbildung Kreis Unna/Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm 2003: Arbeitsmarktmonitoring in der Region Kreis Unna/Stadt Hamm. Informationsmappe für Unternehmen
(Metall/Elektro). Unna/Hamm (www.pro-weiterbildung.de unter Infothek/Arbeitsmarktmonitoring)
VDMA 2003: Maschinenbau in Zahlen und Bild (www.vdma.de, 04.05.2003)
ZVEI 2003: Elektroindustrie in Zahlen 2001/2002. (www.zvei.de, 30.07.2003)
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8 Übersicht der Handlungsempfehlungen
Handlungsempfehlung 1: Initiative für den chinesischen Markt......................................................... 8
Handlungsempfehlung 2: Entwicklung der Bestandspflege weiter forcieren ..................................... 9
Handlungsempfehlung 3: Überprüfung und Bewertung der Trends bei den Arbeitslosenzahlen
in Zusammenarbeit mit den Arbeitsämtern ............................................ 23
Handlungsempfehlung 4: Qualifizierung von Technischen Zeichnern/innen FR Elektrotechnik ..... 24
Handlungsempfehlung 5: Qualifizierung von Energieanlagenelektronikern - Schwerpunkt SPS.... 24
Handlungsempfehlung 6: Bereitstellung von Informationen über Möglichkeiten der Bindung von
Ingenieurnachwuchs .............................................................................. 25
Handlungsempfehlung 7: Systematisierung der Schnittstelle Schule/Wirtschaft ............................ 29
Handlungsempfehlung 8: Best Practice für Schule/Wirtschaft ........................................................ 29
Handlungsempfehlung 9: Werbung für die neuen Elektroberufe in den Schulen verstärken .......... 31
Handlungsempfehlung 10: Informationsgewinnung über 2-jährige Ausbildungsgänge................... 32
Handlungsempfehlung 11: Angebote für die Firmen bei der Steuerung und Ermittlung von
Weiterbildungsbedarfen verbessern ..................................................... 35
Handlungsempfehlung 12: Erarbeitung von Erwerbsbiografien für Mitarbeiter ............................... 35
Handlungsempfehlung 13: Schaffung von Weiterbildungsangeboten für die neue Zielgruppe:
Gesellen in Unternehmensgründung .................................................... 36
Handlungsempfehlung 14: Zukünftige Maßnahmen vor dem Hintergrund der Entwicklung der
Arbeitslosenzahlen................................................................................ 37
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9 Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Branchencluster ................................................................................................................ 5
Tabelle 2: Struktur der interviewten Betriebe in der Region Unna/Hamm (Telefonbefragung) ......... 5
Tabelle 3: Verarbeitendes Gewerbe (Betriebe mit mehr als 20 Beschäftigten)................................. 7
Tabelle 4: Response der Telefonbefragung..................................................................................... 11
Tabelle 5: Aktionen als Folge der Betriebsbesuche......................................................................... 12
Tabelle 6: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte - Trend .......................................................... 13
Tabelle 7: Stellenabbau im Branchencluster ................................................................................... 13
Tabelle 8: Berufe mit Stellenbesetzungsproblemen ........................................................................ 15
Tabelle 9: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen der Elektroberufe ............................................. 18
Tabelle 10: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen der Metallberufe ............................................. 19
Tabelle 11: Bestand an Arbeitslosen/offene Stellen bei den Ingenieuren, Meistern
und Technikern ............................................................................................................. 21
Tabelle 12: Gemeldete Stellen, Arbeitslose und Hochschulabsolventen September 2000............. 22
Tabelle 13: Anzahl der Ausbildungsplätze in der Region Jahrgang 2002/2003 .............................. 26
Tabelle 14: Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen - nach Berufsgruppen
(Stand 31.12. bzw. 30.09. für das Jahr 2003) Kreis Unna ........................................... 27
Tabelle 15: Neueintragungen von Ausbildungsverhältnissen - nach Berufsgruppen
(Stand 31.12. bzw. 30.09. für das Jahr 2003) Stadt Hamm ......................................... 27
Tabelle 16: Wahlverhalten - Hitliste der Ausbildung (Top 5) im Arbeitsamtsbezirk Dortmund
2002/2003 ..................................................................................................................... 28
Tabelle 17: Weiterbildungsmaßnahmen der Arbeitsämter 2002/03 im Bereich (Elektro-)
Technik ......................................................................................................................... 37
10 Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Anteile am Gesamtumsatz des Verarbeitenden Gewerbes 2002..................................... 7
Abbildung 2: Methodische Schritte der Untersuchung......................................................................... 10
Abbildung 3 :Telefonische Betriebsbefragung - Themenblöcke .......................................................... 11
Abbildung 4: Zu-/Abnahme von Beschäftigung in den letzten 12 Monaten ......................................... 14
Abbildung 5: Erwartete Beschäftigungsveränderung in den nächsten 12 Monaten ............................ 14
Abbildung 6: Gründe für Rekrutierungspropbleme in der Region........................................................ 15
Abbildung 7: Beschäftigte und Kurzarbeit im Maschinenbau in Deutschland 1995-2002 ................... 16
Abbildung 8: Arbeitslose Höherqualifizierte in der Region – Anteil der plus 50-Jährigen.................... 22
Abbildung 9: Zukünftige Notwendigkeit von Weiterbildung aufgrund von veränderten
Anforderungen............................................................................................................... 34
Abbildung 10: Vermittelte Inhalte bei durchgeführten betrieblichen WB in der Region ....................... 34
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