Wie entwicklungspolitisch sinnvoll sind Kinderpatenschaften?

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Wie entwicklungspolitisch sinnvoll sind Kinderpatenschaften?
Wie entwicklungspolitisch sinnvoll
sind Kinderpatenschaften?
Workshop der Stiftung Nord-Süd-Brücken
in Kooperation mit dem Eine-Welt-Haus e.V. Jena am 3.12.2010
T H E M A
Die Stiftung Nord-Süd-Brücken fördert keinerlei Maßnahmen oder Projekte, die unmittelbar mit
der Umsetzung von Kinderpatenschaften zu tun haben. In der nicht-staatlichen Entwicklungszusammenarbeit werden Kinderpatenschaften seit den 80er Jahren als „Einzelfallhilfe“ kritisiert. Die Unterstützung setzt bei wenigen Individuen an, anstatt lokale Strukturen vor Ort zu
stärken. Zudem wird bemängelt, dass eine Förderung von Personen weit weniger nachhaltig ist
als die Stärkung von Gruppen oder Strukturen. Auch wird bei den Kinderpatenschaften – vehementer als bei entwicklungspolitischen Projekten – die unmittelbare Ungerechtigkeit zwischen
„gefördert“ und „nicht gefördert“ problematisiert. Kritik gab und gibt es zudem an der Frage
der Kriterien und Auswahl der Kinder. Wer trifft auf welcher Grundlage die Entscheidung der
Förderung?
Daneben gibt es zwei weitere Ebenen der Kritik: Zum einen basiert die Beziehung zwischen
Pateneltern/Nord-NRO und Patenkind in der Regel auf Machtbeziehungen, von wohlwollendzurückhaltend bis hin zu eindeutig dominant und offen rassistisch. Zum anderen wird der
entwicklungs- und bildungspolitische Schaden bemängelt, der durch die hierzulande in der
Spendenwerbung verwandten Aussagen und Bilder ausgelöst wird (Verwendung des Kindchenschemas, sexistisch-rassistische Darstellungsformen, Verstärkung vorhandener Stereotypen, Vereinfachung komplexer Probleme, etc.).
Im Dialog mit Antragstellern und Vereinen stößt die Stiftung Nord-Süd-Brücken aber auch immer
wieder auf Erfahrungen und Argumente, die darauf verweisen, dass oftmals die Übernahme
einer Patenschaft am Anfang einer entwicklungspolitischen Sensibilisierung steht. Zudem gibt
es Personen, die ansonsten für die Projektarbeit nicht „abzuholen“ wären, die über eine Patenschaft anfangen, sich für ein Land und seine politischen Verhältnisse zu interessieren, die eine
persönliche Begegnung mit dem Patenkind und seinen Lebensumständen nachhaltig verändert. Schließlich wird auch, unter den erschwerten Bedingungen des Fundraisings in den Neuen
Bundesländern, angemerkt, dass Patenschaften eine der wenigen erfolgreichen FundraisingMethoden für kleine Vereine seien.
Z I E L
Ziel dieses Workshops ist es, die Debatte über Sinn und Unsinn von Kinderpatenschaften anzustoßen
bzw. fortzuführen. Hierbei soll die Frage der entwicklungspolitischen Wirkung von Kinderpatenschaften im Vordergrund stehen. Stellen sie konkret vor Ort eine sinnvolle Ergänzung zu Projektansätzen dar? Werden die einst geförderten Kinder zu Entwicklungsakteuren ihrer Gemeinden? Wo ist
die Grenze, der Unterschied zwischen Kinderpatenschaften und lokalen Stipendienprogrammen für die
Ärmsten der Armen? Warum werden Kinderpatenschaften nicht zu Bildungs- oder Gesundheitspatenschaften weiterentwickelt?
Des Weiteren soll sich kritisch mit der hiesigen Ebene der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit auseinander gesetzt werden. Geben wir einen Teil der Gesellschaft entwicklungspolitisch auf, wenn wir uns
nicht des Vehikels Kinderpatenschaften bedienen? Andererseits: Sind Kinderpatenschaften nicht der
P R O G R A M M
bildungspolitische Rückfall in die Zeit des „Das Schicksal dieses Kindes hängt von IHRER Spende ab!“?
11.00 Begrüßung und Einführung
Andreas Rosen, Stiftung Nord-Süd-Brücken
11.30 Welchen entwicklungspolitischen Nutzen bzw. Schaden haben Kinderpatenschaften
Ursula Pattberg, Vorstandsvorsitzende terre des hommes
Rückfragen und Diskussion zum Vortrag
12.30 Alles nur eine Frage der Begleitung und Partnerbeziehung?
Langjährige Erfahrungen mit Kinderpatenschaften des Eine Welt Haus Jena e.V.
Beate Schuhmann, Eine-Welt-Haus e.V. Jena
13.30
Mittagessen
14.00 Wie wirken Kinderpatenschaften aus Sicht einer Bildungsreferentin aus dem Süden?
Virginia Mkwesha-Hetze
Rückfragen und anschließende Diskussion in Kleingruppen
15.30 Diskussion relevanter KG-Erkenntnisse im Plenum:
Kinderpatenschaften – Fluch oder Segen in der entwicklungspolitischen Arbeit?
16.00 Ende
Der Workshop findet in der Geschäftsstelle der Stiftung Nord-Süd-Brücken statt.
Aus organisatorischen Gründen bitten wir um Teilnahmebestätigung bis zum 26.11.2010.
Verkehrsanbindung:
Straßenbahn (Tram) M4 ab Alexanderplatz, Richtung Norden, Haltestelle Hufelandstraße
Bildnachweis:
oben links: www.plan-deutschland.de
unten links: www.worldvision.de/kinderpatenschaft.php
rechts: www.kinder-patenschaften.net
stiftung nord-süd-brücken
greifswalder straße 33a
10405 berlin
tel.: 030 42851385
fax: 030 42854385
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