Haushaltsrede UWG 2014 Gronau - UWG
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Haushaltsrede UWG 2014 Gronau - UWG
Fraktion im Rat der Stadt Gronau Stellungnahme zum Budgetentwurf 2014 der Stadt Gronau (Es gilt das gesprochene Wort) Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Jürgens, sehr geehrter Herr Kämmerer Eising, sehr geehrte Damen und Herren, als die Bürgermeisterin im letzten Dezember den Haushaltsentwurf einbrachte, schloss dieser mit einem Fehlbetrag von 5,4 Millionen Euro ab, inzwischen liegt das Defizit nur noch bei 1,8 Millionen Euro. Nach 2013 also wieder ein nicht ausgeglichener Haushalt! Im letzten Jahr konnten wir dem Budget deshalb nicht zustimmen und ebenso wenig, weil keinerlei politischer Wille bei den anderen Fraktionen erkennbar war, daran etwas ändern zu wollen. Doch in diesem Jahr steht der Haushalt unter anderen Rahmenbedingungen. Der Rat hat mit großer Mehrheit – auch mit den Stimmen der UWG – wichtige Weichenstellungen für die Zukunft getroffen. An erster Stelle sind hier sicherlich die Beschlüsse zur Neugestaltung der Gronauer Schullandschaft zu nennen. Wir werden in Gronau eine Gesamtschule bekommen, welche nach den bisher eingegangenen Anmeldezahlen sechszügig starten kann. Das zeigt, dass die Eltern diese Schulform annehmen und sich für ihre Kinder wünschen. Ebenso bekommen wir in Epe endlich eine Sekundarschule, deren Anmeldezahlen ebenfalls Mut machen. Die UWG hat bereits vor drei Jahren ein Konzept zur Umgestaltung der Schullandschaft vorgelegt und ist damit auf wenig Verständnis bei den übrigen Fraktionen gestoßen. Als wir dann im Jahre 2012 gemeinsam mit der CDU notgedrungen die Hermann-Gmeiner-Hauptschule schließen mussten und die Wilhelmschule an den Standort der Schillerschule verlagert haben, gab es ebenfalls jede Menge Kritik, insbesondere von der SPD. Inzwischen aber haben wir diese Differenzen überwunden und die Beschlüsse für die neuen Schulformen und Standortverlagerungen wurden im Rat nahezu einstimmig beschlossen. In Zukunft wird es gar keine Hauptschule mehr in Gronau und Epe geben und aufgrund der geplanten Umbaumaßnahmen und den daraus resultierenden Verlagerungen verlangen wir den betroffenen Schülern, Lehrern und Eltern eine Menge ab. Dennoch glauben wir, dass wir damit den richtigen Weg einschlagen, um die Schullandschaft in unserer Stadt „fit“ für die Zukunft zu machen. Das heißt aber auch, dass wir die notwendigen Mittel dafür bereitstellen müssen. In diesem Fall gehen wir von ca. 10 Millionen Euro in den nächsten Jahren aus, zusätzlich zu den gut 4 Millionen Euro, welche wir bereits für die neue integrative Grundschule am alten Standort der Schillerschule ausgegeben haben, welche dieses Jahr eröffnet werden wird. Aber nicht nur die Schulen benötigen dringende Investitionen, sondern auch das Rathaus und die marode Feuer- und Rettungswache in Gronau werden in den kommenden Jahren Millionensummen erfordern. Beim Thema Rathaus sind wir nun ein gutes Stück weitergekommen, da der Haupt- und Finanzausschuss in seiner letzten Sitzung endlich eine Grundlage für das neue Raumprogramm beschlossen hat. Leider konnten wir uns mit der Forderung nach mehr Flexibilität im Bezug auf die Bürogrößen und Aufteilungen, wie auch von der Verwaltung vorgeschlagen, nicht durchsetzen. Außerdem ist für uns der Standort auf dem jetzigen Rathausgrundstück nicht zwingend festgeschrieben, da sich mit dem Kauf der ehemaligen „Hertie“Immobilie neu Perspektiven ergeben haben und geprüft werden müssen. Die Feuer- und Rettungswache an der Eper Strasse ist ebenfalls dringend sanierungsbedürftig. Hier kommt aus Sicht der UWG - Fraktion nur noch ein Neubau in Betracht, da die Substanz der vorhandenen Gebäude schlecht ist und die Funktionsabläufe einer modernen Feuerwehr nicht mehr entsprechen. Deshalb sind wir froh, dass im Zuge der Haushaltsberatungen unserem Antrag stattgegeben wurde, 100 TEuro für die Planung einer neuen Wache einzustellen. An welcher Stelle die neue Wache entstehen kann, muss die Fortführung der Brandschutzbedarfsplanung zeigen. Gerade in der Vergangenheit ist hier aber nicht alles mit korrekten Dingen abgelaufen, wie mir die Akteneinsicht leider bestätigt hat, welche ich vor einigen Wochen nehmen durfte. Insbesondere in den Jahren 2006 bis 2011 offenbart sich hier ein erschreckendes Bild in den Unterlagen. Über die Abläufe und die daraus resultierenden Verantwortlichkeiten werden wir gleich im nichtöffentlichen Teil zu sprechen haben. Mir ist bisher jedenfalls eine solche Schlamperei in den vergangenen 15 Jahren meiner Ratstätigkeit noch nicht untergekommen! „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ - Seneca d.J. Dieses Seneca – Zitat trifft die Problematik der Gronauer Innenstadtentwicklung aus meiner Sicht sehr gut. Wieder einmal haben wir im vergangenen Jahr eine Chance vertan, die Probleme unserer Innenstadt zu lösen. Nachdem wir der Stadt Ochtrup im Rennen um den FOC-Standort unterlegen sind, haben wir es diesmal nicht geschafft, ein attraktives Einkaufszentrum in Gronau anzusiedeln. Obwohl wir einen Investor hatten, welcher ein überzeugendes Konzept in den politischen Gremien vorgestellt hat, sind wir zugunsten von Grundstückseigentümern und Teilen der Kaufmannschaft eingeknickt. Wenn man sich im Umland umschaut, sieht man, dass die Entwicklungen überall voran schreiten. Wenn wir nicht bald handeln, dann wird die Chance für Gronaus Entwicklung auf Jahre hinaus vertan sein. Mit dem Kauf der „Hertie“ – Immobilie, welcher aufgrund des gemeinsamen Antrags von UWG, FDP und GAL erfolgreich abgeschlossen werden konnte, haben wir jetzt eine neue Handlungsoption. Diesen letzten Versuch dürfen wir aber nicht verspielen, sondern müssen endlich eine Vision für Gronau als lebendige Einkaufsstadt wahr werden lassen. Hier sind alle Verantwortlichen gefordert über ihren Schatten zu springen und ein gemeinsames Konzept dann auch gegen die Interessen Einzelner zu verteidigen. Auch hier hat Ochtrup es uns vorgemacht, wie es gehen kann. Der Rat dort war sich in großen Teilen einig und die heutige Entwicklung der Stadt gibt ihm Recht. Als es um die Einstellung von 500TEuro Investitionsmitteln in den Haushalt für die Innenstadtentwicklung ging, hat sich in der letzten HFA – Sitzung gezeigt, wie tief das Misstrauen von Teilen des Rates gegenüber der Verwaltungsleitung sitzt, wenn es um die Umsetzung von Beschlüssen zu diesem Thema geht. Daran mögen die Abläufe des vergangenen Jahres ihren Anteil haben, aber für die Zukunft ist das keine gute Ausgangsbasis. Hier muss endlich wieder ein vertrauensvolles Miteinander die gemeinsame Arbeit bestimmen. Und machen wir uns nichts vor, eine Lösung, welche alle Interessen zufrieden stellt, wird es nicht geben. Darum werben wir dafür, tragfähige Kompromisse zu finden und endlich umzusetzen, denn geredet darüber wurde in den letzten Jahren genug! Oftmals wird dem Rat von den Bürgern und in der Presse ja generell vorgeworfen, dass zu lange und zu viel geredet und dann zuwenig tatsächlich umgesetzt wird. Das stimmt aus unserer Sicht allerdings nur bedingt, wenn man sich die wirklich wichtigen Beschlüsse der vergangenen fünf Jahre anschaut. Sei es wie zuvor beschrieben die Neugestaltung der Schullandschaft, der Beschluss zum Rathausneubau oder auch die Problematik der Feuerwehr, schlussendlich wurden die Beschlüsse mit breiter Mehrheit gefasst. Auch der neuerliche Beschluss zur Innenstadtentwicklung oder unser Antrag die Geschäftführung der Wirtschaftsförderung wieder als Vollzeitstelle auszuschreiben, waren nahezu einstimmig. Es stimmt zwar, dass auf dem Weg zum Ziel leidenschaftlich und manchmal auch lange miteinander gerungen wird, aber das ist auch ein wesentliches Merkmal von demokratischen Abläufen. Ärgerlich ist es dagegen, wenn von einzelnen Ratsfraktionen den Bürgerinnen und Bürgern bei sicherlich berechtigten Einzelinteressen auf unseriöse Art und Weise Hoffnungen gemacht werden, die faktisch nicht zu erfüllen sind. Wenn dann noch intransparentes und manchmal widersprüchliches Handeln der Verwaltung damit einhergeht, ist der Ärger aus der Bürgerschaft nachvollziehbar. Ein gutes Beispiel dafür wie man es nicht machen sollte, ist die Kanal- und Straßensanierung Spechtholtshook. Eine absolut notwendige Maßnahme, die aufgrund des maroden Kanals unabwendbar ist. Dennoch wurde den Anliegern vollmundig von Ratskollegen versprochen, dass es natürlich viel günstigere Varianten gäbe, als die von der Verwaltung vorgeschlagenen. Als sich dann nach fast einem Jahr und vielen Sitzungen herausstellte, dass diese so genannten „Inliner“ – Verfahren hier nicht zum Tragen kämen und teurer als eine herkömmliche Sanierung sind, führte dies aber nicht zur Einsicht bei den Beteiligten. Stattdessen wurden baulich völlig unsinnige Varianten vorgeschlagen und rechtliche Argumente wie das „Preussische Fluchtliniengesetz“ von 1875 und der Hinweis auf historische Siedlungen ins Feld geführt. Als auch diese Dinge sich in Luft aufgelöst hatten und endlich ein mehrheitlicher Beschluss zur Durchführung der kostengünstigsten Variante dieser Baumaßnahme gefasst wurde, zweifelt nun die FDP - Fraktion generell die Berechnungen der Verwaltung an und fordert den demokratisch gefassten und rechtlich einwandfreien Beschluss des Rates quasi aufzuheben und eine RPA – Prüfung durchführen zu lassen. Nur um heraus zu finden, ob eine Pflaster- oder eine Asphaltbauweise bei gleicher Straßenqualität günstiger ist, frei nach dem Motto: „…das nicht sein kann, was nicht sein darf.“ (C. Morgenstern). Dafür benötigt es aber keinen RPA Auftrag, sondern die einfache Nachfrage bei Baufachleuten hätte diese Erkenntnis schnell zu Tage gefördert. Ein derartiger Umgang mit Beschlüssen und Verwaltungsvorlagen dagegen führt zu einer tiefen Verunsicherung in der Bevölkerung und lässt darüber hinaus die Verantwortung für das Allgemeinwohl gegenüber Einzelinteressen vermissen! Obwohl wir Investitionen in Höhe von 30 – 40 Millionen Euro für die Zukunft planen, scheint es einigen Ratsmitgliedern noch nicht genug zu sein. Wenn man sich die vorliegenden Anträge der Sportvereine anschaut und die wohlwollenden Kommentare im Ratsrund dazu in den Ohren hat. Allerdings muss man hier differenzieren. Das Anliegen der Fußballvereine Fortuna Gronau, Vorwärts Epe und SG Gronau nach weiteren Spielfeldern ist berechtigt und findet die Zustimmung der UWG. Auch das diese Vereine zusammenarbeiten wollen und eine neue gemeinsame Wirkungsstätte zwischen Gronau und Epe anstreben ist richtig. Der neue Vorschlag der Tennisvereine, ebenso eine gemeinsame Platzanlage mit 15 Spielfeldern und 6 Hallenplätzen nebst Funktionsräumen zwischen den Stadtteilen zu bauen, kann aus unserer Sicht zur Zeit weder aus räumlicher, als auch aus finanzieller Hinsicht erfüllt werden. Mit dem Vorschlag beide Interessen zu verbinden und eine Großsportanlage neu zu bauen um Fussballern und Tennisspielern eine gemeinsame Heimat zu geben, hilft man den Sportlern auch kein Stück weiter. Dieses Vorhaben ist aus unserer Sicht zum Scheitern verurteilt und man verliert nur wertvolle Zeit, welche in realistische Lösungen investiert werden sollte. Aus diesem Grunde können wir auch deshalb einer solchen Prüfung nicht zustimmen, da wir das Ergebnis bereits jetzt kennen. Die Bezuschussung der Freiwilligenzentrale und des Heimatvereins Gronau dagegen halten wir für sinnvoll, ebenso wie das Anliegen der Verbraucherzentrale Gronau, welche dieses Jahr ihr 25-jähriges bestehen feiert. Umso enttäuschender war die Haltung der Kreistagsmehrheit von CDU und FDP, welche keinerlei Bedarf einer finanziellen Unterstützung des geleisteten Verbraucherschutzes über die Stadtgrenzen hinweg für den Nordkreis sahen und einen Zuschuss ablehnten. Selbst die Gronauer CDU tut sich immer noch damit schwer, wie ihre Enthaltung während der Haushaltsberatungen zeigte. Bei der darauf folgenden Jubiläumsfeier waren sie allerdings zahlreich vertreten und sparten nicht mit lobenden Worten für die geleistete Arbeit… Aber nicht nur die schwarz/gelbe Mehrheit im Kreistag hat uns enttäuscht, auch das Handeln der rot/grünen Landesregierung benachteiligt Gronau massiv. Sei es die mangelhafte Umsetzung der Inklusion und die fehlende angemessene Kostenübernahme hierfür, als auch die Einführung der so genannten „Abundanzabgabe“, welche Gronau dieses Jahr mit fast 800 TEuro belasten wird. Grundsätzlich können wir als UWG - Fraktion feststellen, dass die Landesregierung sowohl in Sachen finanzielle Grundausstattung der Kommunen, als auch bei bildungspolitischen Themen oder auch beim Entwurf des neuen Landesentwicklungsplanes (LEP NRW) nur die Ballungsräume im Auge hat und der ländliche Raum des Münsterlandes und damit auch Gronau und Epe vernachlässigt wird. Aus diesem Grunde sollten wir alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, die uns zur Verfügung stehen um gegen diese Missstände vorzugehen. Ich komme zu meinem Fazit: Obwohl dieser Haushalt nicht ausgeglichen ist, werden wir ihm zustimmen. Und zwar deshalb, weil mit der Neugestaltung der Schullandschaft hierin wichtige Zukunftsentscheidungen enthalten sind. Wer solche Veränderungen beschließt und den Betroffenen viel Flexibilität abverlangt, muss dann auch die Verantwortung für die finanzielle Ausgestaltung übernehmen, alles andere wäre scheinheilig. Die positive Entwicklung der Gewerbesteuerzahlungen seit Einbringung des Haushalts ist ein positives Signal. Zeigt aber auch, wie schwierig eine seriöse Planung ist. Ebenso erfreulich ist die Entwicklung, welche sich zum Jahresabschluss 2013 andeutet. Statt des prognostizierten Fehlbetrages dürfen wir aufgrund der Rückzahlung nach dem Einheitslastenausgleichgesetzes (ELAG) mit einem positiven Abschluss rechnen. Auch wenn es sich hierbei um einen Einmaleffekt handelt, welcher so nicht vorhersehbar war. Alles in allem stehen wir vor großen investiven Herausforderungen, welche für die Verwaltung noch eine Menge Arbeit bedeuten und nicht so einfach zu bewerkstelligen sein werden. Wir wollen mit unserer Zustimmung zum vorliegenden Budgetentwurf unserer Verantwortung gerecht werden und hoffen darauf, dass wir gemeinsam zum Wohle unserer Stadt erfolgreich sind! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Jörg von Borczyskowski (Fraktionsvorsitzender)