Versteckte Hightech – ein Aufzug in der Jugendstil-Villa
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Versteckte Hightech – ein Aufzug in der Jugendstil-Villa
Objekt / Building Versteckte Hightech – ein Aufzug in der Jugendstil-Villa Concealed high tech – a lift in art nouveau style Riedl (4) Die Villa liegt im noblen Münchner Stadtteil Bogenhausen nahe den Maximiliansanlagen. The villa is in the exclusive Munich district Bogenhausen close to the Maximilian buildings. Das hatten sich die Erbauer der Stadtvilla vor gut hundert Jahren nicht erträumt: Ein gläserner Aufzug passgenau und elegant in das historische Treppenhaus integriert. Die Architekten Prof. Paul Pfann und Günther Blumentritt errichteten 1896 bis 1897 für Hauptmann Oskar Bischoff eine Villa im barockisierenden Jugendstil im noblen Münchner Stadtteil Bogenhausen. Eines der architektonischen Highlights ist die Aussichtsplattform auf dem Dach auf einem auffälligen Rundturm mit dekorativem Ziergitter zur Nutzung als Balkon. Der Turm dient auch als Treppenhaus mit aufwändig an der Außenwand befestigten, freischwebenden Treppenstufen. Die nach wie vor exponierte Lage des Stadtteils zieht entsprechend anspruchsvolle Mieter an. Zwar ist die Villa nur dreigeschossig, doch durch die sehr hohen Decken ist der Weg über die Treppe bis zum Dachgeschoss spürbar anstrengend – und für potentielle Mieter ein kritischer Punkt. Der Besitzer der Villa, die StewohVermögensverwaltung, berichtet von vielen Besichtigungen, aber keiner wollte ohne Aufzug das Dachgeschoß mieten. 8 Liftjournal 2/2012 Die Herausforderung Ein Außenaufzug hätte die Attraktivität des Gebäudes beeinträchtigt, und eine Beeinträchtigung des Außenbildes kam auch wegen des Denkmalschutzes nicht in Frage. Die einzige Lösung war die Installation eines Aufzugs in das Treppenhaus – eine außerordentliche Herausforderung. So ist unter dem Dach des Treppenhauses sehr wenig Platz und durch die freischwebenden Treppenstufen ist eine Befestigung des Aufzugsgerüstes auf über sechs Metern nicht möglich. Auch ist der nutzbare Durchmesser sehr klein – und auch im Inneren des Hauses muss alles mit dem Denkmalamt abgesprochen werden. Zahlreiche Aufzugsunternehmen sprach der Besitzer an – fast alle winkten ab, da ihre Standardaufzüge nicht an die besondere Situation vor Ort angepasst werden konnte. Auf sehr offene Ohren traf man aber bei Riedl Aufzugsbau aus Feldkirchen bei München. Das Familienunternehmen sah neben der Herausforderung auch sofort die Möglichkeiten, durch seine Expertise in der individuellen Einzelfertigung überhaupt eine Lösung finden This was not something the builders of the city villa a hundred years ago dreamt of: a glass lift integrated precisely and elegantly in the historic staircase. The architects Professor Paul Pfann and Günther Blumentritt erected a villa in art nouveau style in the exclusive Munich district of Bogenhausen from 1896 to 1897 for Captain Oskar Bischoff. One of the architectural highlights is the viewing platform on the roof in a striking round tower with decorative railings for use as a balcony. The tower also serves as a staircase with freely suspended steps elaborately attached inside the outer wall. The district’s location continues to attract correspondingly demanding tenants. The villa admittedly only has three floors, but as a result of the very high ceilings the distance via the stairs to the attic is quite tiring - and a critical point for potential tenants. The owners of the villa, Stewoh-Vermögensverwaltung, had many viewings, but no one wanted to rent the attic floor without a lift. The challenge An external lift would have impaired the attractiveness of the building and impairment of the exterior was out of the question as a Hohe Funktionalität und hoher Anspruch an das Design wurden vereint. / High functionality and high demands were combined in the design. Objekt / Building Durch das achteckige Gerüst finden im Aufzug nun vier Personen Platz. / There is now space in the lift for four people in the octagonal framework. zu können. Der Eigentümer: „Die haben sich bereits Gedanken gemacht, bevor sie den Auftrag bekamen, man spürte den Willen, eine Lösung zu finden.“ Die maßgeschneiderte Lösung Bei den harten Vorgaben durch den Denkmalschutz und die schwierigen Raumverhältnisse (Schachtkopf 2480 mm) kam nur eine in jeder Beziehung maßgeschneiderte Lösung in Betracht. Zunächst galt es, den verfügbaren Raum so auszunutzen, dass es im täglichen Gebrauch Sinn macht. Der Ansatz von Riedl war, ein achteckiges Gerüst zu konstruieren, für eine größere Grundfläche. Zudem wurde eine Spezialfirma beauftragt, die Treppenstufen, die frei in das Treppenhaus hineinreichen, jeweils um 10 cm zu kürzen und so 20 cm Durchmesser zu gewinnen. Beide Maßnahmen zusammen ermöglichten einen deutlichen Gewinn an Platz im Aufzug: Statt zwei Personen bei einem klassisch rechteckigen Gerüst finden nun vier Personen Platz. Grundlage für die Planung lieferte eine aufwändige 3D-Messtechnik. Alles musste durch eine normale Tür in das Treppenhaus gebracht und dort montiert werden. Der Aufzug ist, den Auflagen entsprechend, ringsherum verglast, um sich optisch nicht aufzudrängen, auch die Panoramatür ist aus Glas. Mit eigenem Stahlbau, eigenem Türbau und den weiteren Komponenten aus ei- ner Hand waren die maßgeschneiderten Lösungen von Riedl effektiv umsetzbar. So kann man bei Riedl auf Erfahrungen von vielen individuellen Projekten zurückgreifen, schon vorab die Machbarkeit schwieriger Aufzugslösungen beurteilen und durch eine Reihe neuer Techniken Lösungen selbst entwickeln. Auch wenn der Aufwand größer war als bei einer Standardlösung, hat sich die Investition gelohnt: So konnte umgehend ein neuer Mieter für das Dachgeschoss gefunden werden und der Wert des gesamten Gebäudes wird durch die gestiegene Attraktivität für Mieter deutlich erhöht. Die Stewoh-Vermögensverwaltung lässt nun mittlerweile auch die Aufzüge in allen anderen Objekten von Riedl betreuen – auch die anderer Hersteller. www.riedl-aufzuege.de Die Treppenstufen wurden jeweils um 10 cm gekürzt, um 20 cm Durchmesser zu gewinnen. / The steps were shortened in each case by 10 cm to obtain 20 cm. 10 Liftjournal 2/2012 result of the building‘s listed monument status. The only solution was installation of a lift in the staircase – an extraordinary challenge. For example, there is very little room beneath the roof of the staircase and as a result of the freely suspended stairs, attachment of the lift framework over six metres impossible. The diameter available for use is also very small – within the house everything has to be discussed with the Historic Monuments Office too. The owner contacted many lift companies – almost all declined, since their standard lifts could not be adapted to the special situation on the spot. However, Riedl Aufzugbau from Feldkirchen near Munich was open to taking on the situation. Apart from the challenge, the family company also immediately saw opportunities to find a solution thanks to its expertise in tailor-made individual construction. The owner: “They had already come up with ideas before they even got the order; one could sense the will to find a solution.” Tailor-made solution Given the tough conditions set by the listed monument authorities and cramped space (shaft head 2480 mm), a tailor-made solution in every respect was the only solution. The first task was to make use of the existing space in a way that made sense for everyday use. Riedl’s approach was to build an octagonal framework for a large floor area. In addition, a special company was commissioned to shorten the steps, which project freely into the staircase by 10 cm each and in this way gain 20 cm diameter. Both measures combined permitted a clear gain in space in the lift: instead of two people in a classic rectangular framework, there is now room for four. Elaborate 3D measuring technology provided the basis for the planning. Everything had to be brought in through a normal door in the staircase and assembled there. In accordance with the conditions, the lift is glazed all-around in order to avoid being optically obtrusive; the panorama door is glass too. Effective use could be made of Riedl’s own tailor-made solutions in the form of steel engineering, door-making and other components from one source. Consequently, Riedl can draw on experience from many individual projects, judge the viability of difficult lift solutions and develop solutions itself as a result of a series of new technologies. Even if the expense was greater than for a standard solution, the investment paid off: for example, a new tenant for the attic floor could be found immediately and the value of the entire building clearly increased through the enhanced attractiveness for tenants. StewohVermögensverwaltung now has the lifts in all other buildings looked after by Riedl – also those of other manufacturers. www.riedl-aufzuege. de