Baumsteckbrief: Bergulme, Weißrüster (Ulmus glabra)
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Baumsteckbrief: Bergulme, Weißrüster (Ulmus glabra)
Baumsteckbrief: Bergulme, Weißrüster (Ulmus glabra) Kurzportrait Die Bergulme erreicht Höhen von 40 m bei einem Durchmesser von 50 bis 150 cm (max. 300 cm). Ulmen erreichen Alter von maximal 400 Jahren. Die Krone ist reichverzweigt und rundlich. Die graubraune Borke ist unverkennbar längsrissig („Rippenborke“). Junge Zweige sind kräftig und an der Spitze borstig behaart. Das Blatt ist asymmetrisch, d.h. die Basis der Blattspreite setzt ungleich tief am Blattstiel an. Die Blüten sind in rötlich-violetten Knäueln angeordnet und erscheinen im März und April vor dem Blattaustrieb. Die Früchte sind ringsum breit geflügelt. Die Nuss ist ca. 2 mm lang und im Mai bis Juni reif. Das Wurzelwerk ist in der Jugend charakterisiert durch eine sich früh verzweigende Pfahlwurzel, später durch ein HerzPfahlwurzelsystem, das den Boden bis in 160 cm Tiefe aufschließt. Typisch sind das gebogene Wachstum der Wurzeln sowie die brettartigen Wurzelanläufe am Stamm. Standortpräferenzen Die Baumart ist charakteristisch für den Lindenmischwald, Bergahorn-Eschenwald und Bergahorn-Schluchtwald. Auch in tannenreichen, basenreichen Mischwäldern, submontanen Braunerde- und Karbonatbuchenwäldern, kollinen Traubenund Stieleichen-Hainbuchenwälder kommt sie vor. Optimales Wachstum hat sie in edellaubbaumreichen Mischwäldern. Die Bergulme ist ein Baum des Bergwaldes der Mittelgebirge, des Alpenvorlandes und der Randalpen, häufig in buchenreichen Wäldern. Im Bayerischen Wald kommt sie bis in 1000 m, in den Alpen bis in 1400 m Höhe vor. Ihr Verbreitungsgebiet reicht vom subatlantischen und submediterranen Gebiet über Zentraleuropa bis nach West- und Kleinasien. Die Bergulme bevorzugt montan-submontanes, subatlantisch-feuchtes Klima und ist im Vergleich zu Buche wärmebedürftiger. Ein luftfeuchtes Lokalklima in Tälern und Schluchten fördert den Wuchs. Sie bevorzugt nährstoffreiche, frische Standorte mit tiefgründigen Böden. Sie stellt hohe Ansprüche an die Nährstoff- und Basenversorgung und an den Wasserhaushalt. Sie gedeiht gut auf sickerfrischen-feuchten (vergleyten), feinerdereichen, lockeren (kalkreichen und kalkarmen), tiefgründigen Böden. Waldbauliche Behandlung Die Wertholzart wächst schneller und mit regelmäßigen Zuwachsringen. Oft wird sie schon nach 70-80 Jahren eingeschlagen. Durch den raschen Streuabbau ist die Bergulme bodenpfleglich. Die Bergulme ist winterfrosthart und spätfrostresistent, ist aber empfindlich gegen Frühfröste und leidet an feuchten Standorten unter Frostrissen. Sie ist sturmfest und leidet kaum unter Schneebrüchen. Eine große Gefährdung stellt das so genannte Ulmensterben dar. Der Ulmensplintkäfer verbreitet den Pilz Ceratocystis novo-ulmi, der die Wasserleitbahnen verstopft, wodurch es zum Vertrocknen und Absterben des Baumes kommt. Das Ulmensterben hat zu einem drastischen Rückgang der Ulme in weiten Teilen des Verbreitungsgebietes geführt. Der Pilzbefall zeigt sich am Welken der Blätter mitten in der Vegetationsperiode, an vorzeitigem Blattabfall, dem Absterben von Ästen und an der Wasserreiserbildung. Eine zukünftige forstliche Nutzung ist nur bei der Selektion resistenter Biotypen möglich. Eine truppweise Beimischung der Ulme ist zweckmäßig. Sie ist auch zur Nebenbestandsbildung geeignet. Die stockausschlagfähige Art eignet sich ferner als Schutzwaldbaumart zur Stabilisierung von Steinschuttböden. Durch ihre starke Neigung zur jugendlichen Sperrwüchsigkeit, Verzwieselung und Wasserreiserbildung ist eine vorsichtige Bestandespflege, keine schroffe Schlussdurchbrechung und eine truppweise Erziehung empfehlenswert. Verwendung Das wertvolle Nutzholz der Ulme ist grob- und langfaserig, hart und schwer, diesbezüglich vergleichbar mit dem der Esche und der Eiche. Ulmenholz ist aber auch sehr elastisch, zäh und von guter Festigkeit. Das Holz ist nur mäßig schwindend und wenig arbeitend. Das Kernholz wird im Wasser verbaut, da es dann sehr dauerhaft ist. Das Holz ist schwer zu sägen und zu hobeln, aber gut zu drechseln. Es wird als Säge- und Furnierholz verwendet. Ulmenholz findet Verwendung im Innenausbau, im Handwerk, in der Industrie und im Wasserbau. Impressum: Herausgeber: Bayerischer Waldbesitzerverband e.V.; gefördert mit Mitteln des Holzabsatzfonds; erstellt durch Büro für Naturgemäßes Ressourcenmanagement (BNR); Bezug, Quellennachweise und nähere Informationen im Impressum (siehe Startseite) und unter www.waldbesitzer-info.de