Erfahrungsbericht Universidad Pontificia Comillas de Madrid

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Erfahrungsbericht Universidad Pontificia Comillas de Madrid
1 Erfahrungsbericht Universidad Pontificia Comillas de Madrid
Kombiprogramm Studium-Praktikum
von Astrid Ludwig
WS 2012/2013
Planung des Auslandssemesters
Im Dezember 2011 wurde bei einer Infoveranstaltung am ITMK bekannt gegeben, dass für das WS
2012/13 erstmalig eine Kombination von Studium und Praktikum an der Universidad Pontificia
Comillas de Madrid angeboten werden würde. Genau diese Uni war auch schon vorher mein
Wunschziel gewesen, daher war für mich sofort klar, dass ich mich für den Kombinationsplatz
bewerben würde. Ich musste dafür ein Motivationsschreiben auf Spanisch verfassen und eine
normale Erasmus-Bewerbung für die Universidad Pontificia Comillas ausfüllen. Mit drei weiteren
Studentinnen kam ich in die engere Auswahl und wurde zu einem kurzen Gespräch bei der
entsprechenden Dozentin eingeladen. Bei dem Gespräch wurde noch einmal kurz über meine
Motivation und meine Erwartungen an das Auslandssemester gesprochen. Ich hatte dann das
große Glück, den Kombinationsplatz zu bekommen. Den Studienplatz musste ich dann genau wie
bei einer normalen Erasmus-Bewerbung bei der Dozentin bestätigen.
Da die Vergabe des Kombinationsplatzes schon Ende Januar erfolgt war, hatte ich sehr viel Zeit
mein Auslandssemester vorzubereiten. Bereits im April erhielt ich alle wichtigen Informationen
über Immatrikulation, Semesterdauer und Kurswahl von der UPC (dazu unter dem Punkt „Studium“
mehr). Leider fehlte mir jedoch sehr lange die Information, wo ich das Praktikum absolvieren
würde und wann dies genau anfangen sollte. Von der FH Köln wusste ich nur, dass es eine
Übersetzungsagentur sein würde, nicht jedoch wo sich diese genau befand und wie sie hieß. Außer
der Information, dass das Praktikum erst Ende September beginnen sollte, erhielt ich leider
zunächst auch von der UPC keine weiteren Angaben. Daher gestalteten sich die Wohnungssuche,
das Buchen der Flüge und auch das Beantragen des Erasmus-Stipendiums als etwas schwierig, da
mir einfach wichtige Daten dafür fehlten. Im Laufe des Monats Juni erhielt ich dann aber die
Kontaktdaten der Agentur und konnte die Planung meines Auslandsaufenthalts fortsetzen.
Die Übersetzungsagentur „Tridiom“ befindet sich genau im Zentrum von Madrid, während die
Fakultät für Übersetzen und Dolmetschen der UPC etwas außerhalb der Stadt liegt. Erst dachte ich,
es wäre am besten irgendwo „in die Mitte“ zwischen beiden Orten zu ziehen, entschied mich aber
dann doch dafür, im Stadtzentrum ein Zimmer zu suchen. Ich habe letzten Endes in der Nähe der
Praktikumsstelle ein Zimmer gemietet und das war genau die richtige Entscheidung, denn die
Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist im Madrider Zentrum so gut, dass es sich nicht
unbedingt lohnt, außerhalb zu wohnen. Ich war innerhalb von 5 Minuten zu Fuß bei der Arbeit und
die Zugfahrt zur Uni dauerte nur rund 25 Minuten, die immer sehr schnell vorbei gingen.
Studium an der Universidad Pontificia Comillas de Madrid
Im Laufe des Monats April bekam ich eine Infomail von der Universidad Comillas mit Informationen
über die Einschreibung als ausländischer Student und die Kurswahl. Man bekommt ein Passwort
und kann damit im Intranet der Uni seine Immatrikulation vornehmen und sich seine Kurse vorab
aussuchen. Die Kurswahl ist aber noch nicht verbindlich, die endgültige Auswahl muss man erst
zwei 2 Wochen nach Vorlesungsbeginn treffen.
Ende August gab es zwei Einführungstage, der erste Einführungstag fand am Hauptsitz der Uni im
Stadtzentrum statt (C/Alberto Alguilera). Dort wurden wir als ausländische Studenten sehr herzlich
empfangen und uns wurden viele gute Tipps für das Leben während unseres Auslandsaufenthalts
gegeben. Der zweite Einführungstag fand dann in den jeweiligen Fakultäten statt, für mich, die ich
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WS 2012/13
2 an der Facultad de Ciencias Humanas y Sociales studiert habe, eben dann am Sitz in Tres Cantos.
Hier wurde nochmal alles Wichtige für die endgültige Kurswahl genauestens erklärt.
Der Campus in Tres Cantos ist komplett neu, alles ist ganz frisch renoviert. Die Klassenräume sind
sehr sauber und verfügen alle über elektronische Tafeln. Es gibt eine kleine Cafeteria, eine
Bibliothek und Computerräume, in denen man auch drucken kann (das Papier muss man sich
jedoch selber mitbringen).
In den ersten zwei Wochen des Semesters hat man die Möglichkeit, sich in alle Kurse reinzusetzen,
um sich diese anzuschauen. Dennoch empfehle ich, sich vorher schon ein paar Gedanken zu
machen (gerade auch im Hinblick auf die Kombination mit dem Praktikum) und eine gewisse
Auswahl zu treffen. Ich habe mich letzten Endes für 5 Kurse entschieden (bei dem
Kombinationsplatz sind jedoch nur zwei obligatorisch), davon war einer aus dem 1., drei aus dem 3.
und einer aus 4. Studienjahr. Für Studierende im 5. Semester des B.A. „Mehrsprachige
Kommunikation“ sind vom Niveau her sicherlich die Kurse aus dem 3. und 4. Studienjahr der
beiden Übersetzungsstudiengänge der UPC am geeignetesten.
Generell gibt es eine gute Auswahl an Kursen, die alle sehr interessant sind. Wer jedoch den
Kombinationsplatz mit Praktikum hat, sollte nicht vergessen, dass er unter der Woche eben auch
noch 20 Stunden arbeiten muss. Da es in der Uni üblich ist, relativ viele Hausaufgaben aufzugeben,
sollte die Kurswahl gut durchdacht sein. Es gab während meines Aufenthalts eine Phase, da hatte
ich kaum Freizeit, da es so viel für die Uni, aber auch im Praktikum zu tun gab. Im Nachhinein habe
ich natürlich eine Menge gelernt und möchte die Erfahrungen nicht missen, aber es war eben auch
teilweise sehr anstrengend.
Die Dozenten sind meist Muttersprachler und kommen nahezu alle auch aus der
Übersetzungsbranche. Die Kurse sind relativ klein, so dass man fast alle seine Übersetzungen
persönlich vom Dozenten korrigieren lassen kann, was natürlich eine sehr gute Möglichkeit ist,
seine Fortschritte zu messen und über seine eigenen Fehler zu reflektieren.
Ich fand die spanischen Studenten dort eigentlich sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, und gerade
zum Ende des Semesters hatte man in den Kursen auch eine wirklich gute Gemeinschaft.
Wem seine zweite (oder erste Fremdsprache) auch wichtig ist, dem empfehle ich auch darin Kurse
zu belegen. Ich habe sogar einen Übersetzungskurs Französisch-Spanisch gemacht und muss
sagen, dass das mal eine ganz neue Art war, mit meinen Fremdsprachen zu arbeiten und diese zu
kontrastieren.
Beim Kombinationsplatz wird vom ITMK zur Anerkennung keine bestandene Prüfung verlangt. Ich
habe dennoch in allen 5 Kursen die Prüfung mitgeschrieben und kann dies auch nur empfehlen,
denn man kann so sehr gut sehen, was man gelernt hat und macht zudem eben auch mal die
Prüfungsphase an einer spanischen Uni mit.
Insgesamt dauerte das Semester, inklusive der Einführungs- und Prüfungstage, vom 30. August bis
zum 21. Dezember 2012.
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3 Praktikum im Übersetzungsagentur Tridiom S.L.
Nachdem ich einmal die Kontaktdaten von Tridiom hatte, verlief die weitere Planung meines
Praktikums sehr unkompliziert.
Meine Betreuerin Ana schlug mir eine tägliche Arbeitszeit von 10:00-14:00 Uhr vor (genau passend
also, um die 20 Stunden pro Woche zu erreichen). Da ich zu diesem Punkt die genauen Uhrzeiten
meiner Uni-Kurse jedoch noch nicht wusste, konnte ich ihr diese Arbeitszeiten allerdings nur unter
Vorbehalt bestätigen. Das war jedoch überhaupt kein Problem.
Da Studenten der UPC ihre Praktika immer erst Ende September beginnen, sollte auch mein
Praktikum erst zu diesem Zeitpunkt beginnen. Somit hatte ich drei Wochen Zeit, zunächst in Ruhe
meine Kurse an der Uni auszuwählen und schließlich dann die Arbeitszeiten darauf abzustimmen.
Tridiom war da sehr flexibel. Ich habe letzten Endes montags und donnerstags 6 Stunden
gearbeitet, dienstags und mittwochs 4. Dienstags und mittwochs hatte ich vormittags vor der
Arbeit je eine Vorlesung und freitags hatte ich dann nur Uni mit den restlichen drei Kursen. Es
waren also letzten Endes völlig andere Zeiten als von Tridiom ursprünglich vorgeschlagen und das
war trotzdem kein Problem.
Da der Chef der Agentur selber auch an der UPC unterrichtet, ist es kein Problem auch für
Gruppenarbeiten oder ähnliches seine Arbeitszeiten mal kurzfristig zu ändern. Wichtig ist eben nur,
dass man seine 20 Stunden pro Woche immer irgendwie erfüllt.
Für die Anerkennung des ITMK muss das Praktikum neben den 20 Wochenstunden auch vier
Kalendermonate betragen. Da das Praktikum aber eben erst Ende September begann, habe ich
dann auch noch den Januar weiter dort gearbeitet, obwohl das Semester an der Uni schon
abgeschlossen war. (Da habe ich dann vier Stunden pro Tag gearbeitet).
Die Agentur selber befindet sich mitten in der City von Madrid. Es arbeiten dort 6
Projektmanagerinnen und fünf festangestellte Übersetzer (inkl. des Chefs). Die Agentur arbeitet
aber auch mit einer ganzen Reihe von Freiberuflern zusammen. Alle im Team sind super nett und
aufgeschlossen und es herrscht dort eine sehr lockere und entspannte Arbeitsatmosphäre.
An meinem ersten Tag bekam ich die Aufgabe, einen Flyer der Agentur aus dem Spanischen ins
Deutsche zu übersetzen. Damit wollten sie einmal schauen, wie mein Niveau war. Außerdem
bekam ich direkt ein deutsches Dokument zum Korrekturlesen und ein weiteres Dokument,
welches ich für eine Übersetzung vorbereiten musste.
In der ersten Woche meines Praktikums bekam die Agentur dann ein großes Übersetzungsprojekt,
das aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt werden sollte. Da die Agentur mit meinem
Übersetzungsstil (beim Flyer) sehr zufrieden war, wurde ich mit der Übersetzung des Projekts
beauftragt. Darüber habe ich mich sehr gefreut, aber ich war auch sehr überrascht, denn ich hatte
gar nicht damit gerechnet, wirklich übersetzen zu dürfen.
Nachdem ich bereits zwei Tage an der Übersetzung gearbeitet hatte wurde überprüft, wie gut ich
vorankam und alle waren sehr beeindruckt von meiner Schnelligkeit. Die Agentur hat von da an
sehr großes Vertrauen in mich gesetzt, denn ich bekam während meines gesamten Praktikums
eher weniger Aufgaben zur Korrekturlesung oder Dokumentenvorbereitung (was dort eher von
Praktikanten durchgeführt wird), sondern vielmehr richtige Übersetzungsprojekte. Ich habe
Projekte aus den Bereichen Tourismus Informatik, Recht und Fußball übersetzt. Es waren teilweise
sehr große Projekte, mit 20.000-50.000 Wörtern, an denen ich meist mehrere Wochen gearbeitet
habe. Besonders gefallen hat mir, dass ich dabei nicht nur immer aus dem Spanischen, sondern
auch aus dem Englischen arbeiten konnte.
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4 Unerlässlich für diese Tätigkeit waren jedoch Kenntnisse in SDL Trados. Wer den Schwerpunkt
„Translation“ im Bachelor gewählt hat, sollte daher vorher unbedingt die Vorlesung
„Übersetzungstechnologie“ besucht haben. Alles was ich in dieser Vorlesung gelernt hatte, konnte
ich nämlich auch direkt im Praktikum anwenden, was gut für die Festigung dieser Kenntnisse, aber
auch eine Arbeitserleichterung für Tridiom war, da mir die Grundkenntnisse nicht erst beigebracht
werden mussten.
Ich habe in den Praktikumsmonaten einfach tolle Praxiserfahrungen im Übersetzen machen
können und dabei unheimlich viel gelernt. Dennoch fand ich es manchmal unangenehm, dass ich
als Bachelor-Studentin auch teilweise Fachtexte übersetzen durfte. Da mir in solchen Fällen häufig
die Terminologie gar nicht vertraut war, musste ich viel recherchieren. Ich habe die mir
übertragenen Übersetzungsprojekte immer sehr ernst genommen, denn es waren teilweise
Übersetzungen für sehr namhafte und wichtige Kunden, wodurch Tridiom wirklich großes
Vertrauen in mich und meine Arbeit gesetzt hat.
Generell arbeiten bei Tridiom regelmäßig Praktikanten. Einmal waren wir zu fünft, das fand ich
schon etwas seltsam, ist aber sicherlich auf die guten Kontakt zur UPC zurückzuführen, da die
dortigen Bachelor-Studenten eben auch ein Praktikum machen müssen und dafür häufig Tridiom
wählen. Als Praktikant arbeitet man dort wirklich sehr selbstständig, die Projektmanagerinnen
geben einem die Aufgaben und man arbeitet dann wirklich für sich, ohne dass einem einer ständig
über die Schulter schaut. Dies empfand ich als einen der größten Unterschiede zu einem Praktikum
in einem deutschen Unternehmen, da man dort normalerweise als Praktikant während seiner
Arbeit mehr betreut wird. Natürlich kann man jederzeit Fragen stellen oder um Hilfe bitten, das
Team von Tridiom ist super freundlich und gibt immer gerne Hilfestellung.
Leben in Madrid
Madrid ist eine wirklich tolle Stadt, in der immer viel los ist. Es gibt dort tolle Sehenswürdigkeiten,
unzählig viele Geschäfte, Bars und Cafés sowie tolle und wunderschöne Parks, in denen man
herrlich spazieren kann.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln (Metro, Bus, Bahn) kommt man überall schnell hin. Das System
funktioniert prima, ich hatte in 5 Monaten nicht eine verspätete Metro oder Bahn. Da man zur Uni
vom Stadtzentrum aus nur mit dem Zug kommt, empfehle ich einen „Abono transporte“. Das ist
ein Monatsticket mit dem man dann alle Verkehrsmittel unbegrenzt benutzen kann. Die Uni liegt in
Zone B1, dass Ticket kostet daher rund 40 € für Jugendliche bis 23 Jahre und ab 23 Jahren dann ca.
60,00 €. Innerhalb des Stadtzentrums kann man meiner Meinung nach aber auch alles sehr gut zu
Fuß erreichen.
Das Klima war auch in den Wintermonaten angenehm. Es scheint auch dann noch relativ viel die
Sonne, vor allem auch im Dezember und Januar, und es wird auch nicht so früh dunkel. Ich fand es
daher nicht schlimm, nicht in der Sommerzeit dort zu sein.
Fazit
Ich habe es nicht bereut, den Kombinationsplatz angenommen zu haben, denn so hatte ich quasi
zwei Auslandsemester in einem. Es war toll, einmal an einer spanischen Uni studieren zu können
und alles aus einer „spanischen Perspektive“ zu erlernen. Doch auch gerade die praktischen
Erfahrungen des Praktikums möchte ich nicht missen, da konnte ich das, was ich bisher während
meines Studiums gelernt hatte, direkt anwenden. Es war teilweise sehr anstrengend, gleichzeitig zu
studieren und zu arbeiten, aber dafür habe ich unheimlich viel gelernt. Jedem, der möglichst viel
aus seinem Auslandssemester herausholen möchte, kann ich die Kombination von Studium und
Praktikum daher nur empfehlen.
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