Labornetzwerk Duisburg-Dinslaken- Oberhausen - Medizin-EDV

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Labornetzwerk Duisburg-Dinslaken- Oberhausen - Medizin-EDV
ERFAHRUNGEN
Labornetzwerk Duisburg-DinslakenOberhausen-Mülheim
Diagnostik-Netzwerk: Kostensenkung durch intelligente Arbeitsteilung
Seit kurzem steuert
im Evangelischen und
Johanniter Klinikum
Niederrhein ein Labormanagementsystem
den Analytik-Workflow.
Für den Klinikverbund
Duisburg-DinslakenOberhausen-Mülheim
beschleunigte ein hoher
Automatisierungsgrad
den Turnaround.
Das Evangelische und Johanniter Klinikum Niederrhein gGmbH besteht aus
den Häusern Herzzentrum Duisburg,
Evangelisches Krankenhaus Dinslaken,
Evangelisches Krankenhaus DuisburgNord und Johanniter Krankenhaus Oberhausen sowie das Evangelische Krankenhaus Mülheim und das Evangelische Krankenhaus Oberhausen (EKO.) Diese Einrichtungen schlossen sich zu einem der größten Klinik-Laborverbünde Nordrhein-
Westfalens zusammen. Der Chefarzt des
Instituts für Laboratoriumsmedizin, Dr.
Thomas Rieger, leitet vom EKO. Oberhausen aus die gesamte Laboratoriumsmedizin der Kooperation. Mehr als fünf Millionen Analysen pro Jahr arbeitet das Laborteam mit Hilfe modernster Software
und Automatisierungstechnik ab. Von der
Anaemiediagnostik bis zum Nachweis von
ZNS-Erkrankungen reicht das Untersuchungsspektrum des etwa 3.000 Betten
umfassenden Verbunds. Mit Hilfe moderner Labormanagementsoftware gestaltete der Chefarzt für Laboratoriumsmedizin Dr. med. Thomas Rieger ein umfassendes Analysenetzwerk. „Der Verbund
aus drei kleineren Krankenhäusern und
drei großen Kliniken erforderte eine Zentralisierung der Laborleistung. Die Grundvoraussetzung, die ein neues Softwaresystem mitbringen musste, war die Abbildung einer komplexen Arbeitsteiligkeit“, erklärt Dr. Rieger. Sein Ziel, eine
Lösung für alle Häuser des Verbunds, realisierte er mit LORENZO LabCentre von
iSOFT. In den evangelischen Krankenhäusern Dinslaken, Duisburg-Nord und dem
Johanniter Krankenhaus Oberhausen findet lediglich eine Notfallanalytik statt.
Alle drei Krankenhäuser senden ihre Proben ins Zentrallabor am Herzzentrum
Duisburg. Die komplexe Organisation des
Probenversands und der Befundrückübermittlung geschieht im Hintergrund durch
das iSOFT LabCentre l.i.c-Modul.
Richtfunk zum Satelliten
Die Ärzte und Stationsschwestern müssen sich um den Workflow nicht kümmern. Dr. Rieger erklärt: „Die Stationsschwester gibt den Auftrag über das Order
Entry-Modul des l.i.c ein, daraufhin druckt
das System umgehend die entsprechenden Aufkleber für die benötigten Probenröhrchen. Das Labor sorgt für den Transport zum richtigen Analyseplatz. Die Rückübermittlung der Untersuchungsergebnisse geschieht wiederum elektronisch.“ Je
nach Status erfolgt die Analytik im Notfall- oder im Zentrallabor.
Die drei „Satelliten“ sind mit dem
Herzzentrum ständig über eine Richtfunkstrecke verbunden. Der zentrale Datenbankserver befindet sich im Herzzentrum
Duisburg. Diese Ein-Server-Lösung stellt
die Grundlage für die bidirektionale Or-
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03/ 2006
ERFAHRUNGEN
traute Team voraus, dass das System eine
digitale Patientenakte unterstützt und den
Datenaustausch mit der Verwaltung sicherstellt.
Hoher Automatisierungsgrad
beschleunigt den Turnaround
Assistentin vor Bildschirm
Onlineanalysegeräte übermitteln die Messwerte direkt an den Datenbankserver.
Über Richtfunkstrecken wird der Befund automatisch zurück in die Kliniken des Laborverbunds gesandt.
der Entry-Funktionalität dar, bei der in
den einzelnen Kliniken das l.i.c von iSOFT
direkt über das KIS (Krankenhausinformationssystem) aufgerufen wird.
Die evangelischen Krankenhäuser in
Oberhausen und Mülheim sind ebenfalls
über eine Richtfunkstrecke miteinander
verbunden. Während im Evangelischen
Krankenhaus Mülheim die Order EntryFunktion direkt vom KIS aus geschieht
steht im EKO Oberhausen die Einführung
von l. i. c kurz bevor.
Effizienter Workflow
„Die intelligente Arbeitsteiligkeit und
das komplexe Probenmanagement sind
eindeutig der Clou unserer verbundweiten Labor-IT-Lösung“, erklärt Dr. Thomas Rieger. Eine Standortsicherung im
Wettbewerb zu den zahlreichen privaten
Großlabors ist seiner Meinung nach nur
durch gute Organisation und Kostentransparenz zu erreichen. So bekam jedes der
drei „großen“ Labore des Verbunds einen
Diagnostikschwerpunkt: Klinische Chemie (Mülheim), Mikrobiologie (Oberhausen), Immunologie und Immunhämatologie (Duisburg). Diese eindeutige Aufgabenverteilung ermöglichte sogar die Abschaffung des Labornachtdienstes im
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Die Turnaround-Zeit liegt im Laborverbund – selbst bei einer komplexen Analytik – durchschnittlich bei etwa 45 Minuten. Für Proben, die nicht zentrifugiert
werden müssen, wie beispielsweise ein
Blutbild, benötigt das Laborteam von der
Probenentnahme bis zum über das l. i. c
verfügbaren Ergebnis etwa 15 Minuten.
„Zur Verkürzung der Turnaround-Zeit ist
Software das Eine, Automatisierung das
Andere“, erklärt Dr. Rieger. Mehr als 50
Analyseautomaten sind online an die
LabCentre-Module angeschlossen. Das
bedeutet, dass die Geräte anhand des Barcodes erkennen, welche Parameter zu bestimmen sind. Dabei bestätigen sie dem
System sogar den Probeneingang, wo-
Evangelischen Krankenhaus Dinslaken
sowie im Johanniter Krankenhaus Oberhausen und trug zu mehr Kosteneffizienz im Klinikverbund
bei. Während der Kernarbeits- Dr. Thomas Rieger und Assistentin vor Probenautomat
zeit von 8 Uhr bis 16 Uhr trans- Im Labor des EKO. Oberhausen untersuchen Dr. Thomas Rieger und seine Kolportiert ein Fahrdienst im Stun- legen für den Laborverbund rund 300.000 mikrobiologische Proben pro Jahr.
denrhythmus die Proben zum
entsprechenden Labor. Innerhalb
einer Stunde können die Ärzte
selbst im Nachtdienst die ersten
Untersuchungsergebnisse direkt
auf Station einsehen. Im Störungsfall ist das System sogar
in der Lage, die zu einem Patienten gehörenden Probenröhrchen auf mehrere Labore zu verteilen. Dies ist jedoch in weniger
als zwei bis drei Prozent der
Analysen der Fall.
Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium für das Labormanagementsystem war für Dr. Rieger und die Klinikleitung, nur einen Ansprechpartner für alle im
Labor eingesetzten Analytikmodule zu haben. Klinische Chemie,
Blutbank und Mikrobiologie sollten mit derselben Softwareoberfläche zu bedienen sein. Ferner
setzte das mit der Beschaffung
der komplexen Laborsoftware be-
durch Dr. Rieger und seine Kollegen jederzeit nachvollziehen können, wo sich die einzelnen Röhrchen gerade befinden. Die Qualitätskontrolle sowie die Einhaltung der Anforderungen der Bundesärztekammer spielen in der Laboratoriumsmedizin eine besondere Rolle. Ebenso ist für Dr. Thomas Rieger wichtig, eine Akkreditierung
nach der DIN/EU-Norm zu erreichen. Der hohe Automatisierungsgrad schließt Verwechslungen oder eine Probenkontamination aus
und unterstützt den Qualitätssicherungsprozess in idealer Weise.
In diesem Umfeld kommt der Mikrobiologie ein besonders hoher
Stellenwert zu. Während
bei allen anderen Laboruntersuchungen von vorneherein feststeht, welche
Analysen durchzuführen
sind, gilt es bei der mikrobiologischen Diagnostik,
eine Fragestellung zu klären. Die behandelnden
Ärzte möchten genau wissen, welche Keime die Probe enthält. In Abhängigkeit davon, welche Bakterien im Labor kultiviert
werden, entstehen im
Analyseprozess Unteraufträge. Die komplette KläDr. Thomas Rieger
rung mikrobiologischer
„Die besondere Funktionalität unserer Laborlösung liegt
Fragestellungen kann dain der komplexen Arbeitsteiligkeit. Der Ort der Analyse
hängt von Status und der Uhrzeit der Anforderung ab.“
bei mehrere Tage dauern.
Labornetzwerk flexibel und effizient
Etwa 100 Laborarbeitsplätze mit mehr als 50 online angeschlossenen Analysesystemen sind in den sechs Kliniken des Laborverbunds im Einsatz. In der Summe arbeiten etwa 1.000 Mitarbeiter
täglich mit dem l. i. c. Dr. Rieger und sein Team nutzen das gesamte
Spektrum der LabCentre Labormanagementsoftware. Ihm ist es gelungen, den Workflow im Laborverbund mit Hilfe professioneller
EDV-Systeme deutlich effizienter zu gestalten. So wundert es nicht,
dass die nächsten Projekte bereits definiert sind. Die Integration
mehrerer niedergelassener Arztpraxen in den Analyseprozess mit
einem effektiven Probenaustausch soll realisiert werden. Außerdem möchte er den Automatisierungsgrad der Analysen weiter erhöhen. Im Zentrallabor am Herzzentrum Duisburg ist die Installation einer ganzen Analysestraße geplant. Die Strategie, ein Softwaresystem für mehrere Häuser mit komplexer Arbeitsteiligkeit
und Probenaustausch einzusetzen, hat sich im Laborverbund Duisburg-Dinslaken-Oberhausen-Mülheim in hohem Maße bewährt. Der
Patient profitiert von einer maximalen Informationsausbeute der
Probe. Die Klinikärzte können die Untersuchungsergebnisse oft in
weniger als einer Stunde nach der Probenentnahme online abrufen. Es entstand eine flexible und effiziente Organisation, die
im modernen Gesundheitswesen Vorbildcharakter hat.