Fünf Jahre "Gesamtstädtisches Integrationskonzept"
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Fünf Jahre "Gesamtstädtisches Integrationskonzept"
Fünf Jahre »Gesamtstädtisches Integrationskonzept« Erfolge, Potenziale, Perspektiven à Düsseldorfer Integrationskonferenz am 27. Januar 2011 à à àà à 2 à à Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 05 2. Begrüßung 06 2.1 Dirk Elbers 06 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf 2.2 Zülfiye Kaykin 07 Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen 2.3 Stefan Fischer 08 Sprecher der LIGA Düsseldorfer Wohlfahrtsverbände 3. Impulsvorträge 10 3.1 Vom Konzept zur gelebten Praxis 10 Burkhard Hintzsche Beigeordneter der Landeshauptstadt Düsseldorf 3.2 Integration im Blick – Ergebnisse der kommunalen Sozialberichterstattung 13 Manfred Golschinski Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen 4. Podiumsdiskussion „Ein gelungenes Integrationskonzept zeigt sich im Handeln“ 21 5. Erfahrungen aus der Praxis 25 6. Workshops 27 6.1 Workshop 1 – Interkultur – Chancen und Herausforderungen für die Düsseldorfer Kultur? 27 Begrüßung durch Beigeordneten Hans-Georg Lohe, Kulturdezernat 6.2 Workshop 2 – Interkulturelle Jugendarbeit zur Integrationsförderung 30 Begrüßung durch Stephan Glaremin, Leiter der Abteilung Jugendförderung im Jugendamt 6.3 Workshop 3 – OpenCities „Strategien für eine offene Stadt“ 32 Begrüßung durch Uwe Kerkmann, Leiter des Wirtschaftsförderungsamtes 7. Projekttische – Vorstellung gelungener Praxisbeispiele der Verbände der freien Wohlfahrt 34 à 3 àà à 4 à à 1. Einleitung Fünf Jahre Gesamtstädtisches Integrationskonzept Erfolge, Potenziale, Perspektiven Bei der Integrationskonferenz der Landeshauptstadt Düsseldorf am 27. Januar 2011 haben sich über 170 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Politik, Verwaltung und Wohlfahrtsverbänden sowie politisch und bürgerschaftlich engagierte Personen mit Ideen zur Umsetzung des Gesamtstädtischen Integrationskonzeptes beschäftigt. Neben einem fachbereichsübergreifenden Austausch ging es auch darum, die kommunale Strategie vorzustellen und einen Ausblick auf zukünftige Aufgaben zu eröffnen. Workshops zu ausgewählten Themen, wie der Düsseldorfer Kulturarbeit, Strategien für eine offene Stadt im Rahmen des OpenCities-Projektes sowie Ansätze der interkulturellen Jugendarbeit lieferten neue Impulse für die Praxis. Alle Wohlfahrtsverbände beteiligten sich mit Projekttischen, an denen Beispiele ihrer Arbeit vorgestellt wurden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen für Nachfragen und Diskussionen zur Verfügung. Besonders in den Pausen kam es dort immer wieder zu einem informativen Austausch und konstruktiven Gesprächen. in ihrer Begrüßungsansprache mit den Worten: „Das Gesamtstädtische Integrationskonzept steht nicht nur auf dem Papier, sondern es bewährt sich in der Praxis“ besonders hervorgehoben. Oberbürgermeister Dirk Elbers erklärte zur Eröffnung der Konferenz: „In einer offenen Metropole wie der Landeshauptstadt Düsseldorf stellt Zuwanderung eine gelebte Normalität dar. Darauf hat sich die Stadt eingestellt. Viele lokale Initiativen, Projekte der Verbände und Angebote der Stadtverwaltung zeigen, dass das Gesamtstädtische Integrationskonzept in der Landeshauptstadt Düsseldorf durch lebensnahe Angebote für Zugewanderte umgesetzt wird“. Die vorliegende Dokumentation fasst die Vorträge, Empfehlungen und Ergebnisse der Konferenz noch einmal zusammen, um sie für die weitere politische Arbeit zugänglich zu machen. Die Initiative „Respekt und Mut“ wurde als gelungenes Praxisbeispiel für ein stadtweites Netzwerk vorgestellt. Über 40 verschiedene Kooperationspartner schließen sich dabei jedes Jahr neu zusammen, um gemeinsam vielfältige Beiträge zur interkulturellen Verständigung zu leisten. Der Aufbau von Strukturen und Strategien zur kommunalen Integrationsarbeit wird in Düsseldorf laufend durch das Förderprogramm KOMM-INNRW der Landesregierung unterstützt. Diese kontinuierliche und gute Zusammenarbeit wurde von Staatssekretärin Zülfiye Kaykin aus dem Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales à 5 à 2.1 Begrüßung Dirk Elbers Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf Der Titel „Fünf Jahre Gesamtstädtisches Integrationskonzept – Erfolge, Potenziale, Perspektiven“ beschreibt den Leitgedanken der Düsseldorfer Integrationskonferenz, zu der ich Sie ganz herzlich begrüße. Die gute Resonanz auf diese Veranstaltung verdeutlicht die große Aktualität dieses Themas. Zugleich zeigt sie, wie selbstverständlich und intensiv Integrationsfragen heute in der öffentlichen Diskussion wahrgenommen werden. Zugewanderte bereichern eine moderne und lebendige Stadtgesellschaft. Diesen Grundsatz formuliert bereits die „Charta der Vielfalt“. Sie bringt zum Ausdruck, wie wertvoll und unverzichtbar ein vertrauensvolles Miteinander für die Gestaltung und Entwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft ist. Ein Blick auf die demographische Entwicklung der nachwachsenden Generationen führt stichhaltig vor Augen, dass Zuwanderung und Integration zentrale, gesamtgesellschaftliche Themen sind, die reichhaltige Aufgaben mit sich bringen. Für die Landeshauptstadt Düsseldorf stellt eine gelungene Integrationsarbeit eine vielversprechende Chance dar. In seinem Impulsvortrag wird Herr Beigeordneter Hintzsche diesen Grundgedanken sowie die Düsseldorfer Praxis gleich näher ausführen. Die Landeshauptstadt Düsseldorf versteht Integrationsarbeit als gesamtstädtische Querschnittsaufgabe. Ziele der kommunalen Integrationsarbeit finden sich daher zum Beispiel im Gesamtstädtischen Integrationskonzept verankert. Exemplarisch für die Vielfalt der beteiligten Bereiche möchte ich folgende Ziele aufführen: n Förderung der Sprachkompetenz als wesentliche Voraussetzung für einen schulischen/beruflichen Erfolg, n Ausbau des Gründungsnetzwerkes verstärkt für Menschen mit Migrationshintergrund, n Förderung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz, vor allem im offenen Bereich der Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen. Weitere strategische Konzepte der Landeshauptstadt Düsseldorf wie das Stadtentwicklungskonzept 2020+ oder die Jugendhilfeplanung enthalten ebenfalls Integrationsziele. à 6 In Düsseldorf praktizieren die verschiedensten Akteure bereits seit vielen Jahren eine aktive und kreative Integrationsarbeit. Gut, partnerschaftlich und erfolgreich gestaltet sich beispielweise die Zusammenarbeit mit den Verbänden der freien Wohlfahrt. Seit dem Jahr 2008 schließt der Rahmenvertrag zwischen der Stadt und den Trägern der freien Wohlfahrtspflege auch den Aufgabenbereich Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern ein. Die Verlängerung des Vertrages bis zum Jahr 2015 gibt den Verbänden Planungssicherheit. Angebote und Maßnahmen müssen gesamtstädtisch kontinuierlich weiterentwickelt werden. Bereits bestehende kommunale Angebote sollen sich zudem verstärkt interkulturell öffnen. Für diese Planungen und die politische Arbeit steht uns der im vergangenen Jahr neu konstituierte Integrationsausschuss (im Zusammenspiel mit den weiteren kommunalen Fachausschüssen) zur Seite. Als weiterer kompetenter Partner erweist sich das Land Nordrhein-Westfalen. Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Kaykin, über die gute Zusammenarbeit zwischen der Landeshauptstadt und dem Land bin ich sehr froh, kommt sie doch unmittelbar den Menschen zugute. Im Rahmen des Förderprogramms KOMM-IN NRW beteiligte sich das Land in inzwischen sieben Projekten maßgeblich an der Entwicklung innovativer Integrationskonzepte. Dazu zählen Projekte wie der Aufbau einer Fachstelle Integration, die Erstellung und Herausgabe eines Wegweisers für Migrantinnen und Migranten und die Erarbeitung von Produkt- und Aufgabenbeschreibungen mit den Verbänden. Integrationspolitik steht immer in der Pflicht, Perspektiven zu entwickeln, mit denen wir den aktuellen Herausforderungen begegnen. Ziel ist dabei, eine solidarische und zukunftsfähige Stadtgesellschaft zu gestalten, die allen Menschen ein menschenwürdiges Leben und die soziale Teilhabe ermöglicht. Die heutige Integrationskonferenz soll hierzu einen Beitrag leisten. Ich lade Sie ein, diese Gelegenheit zum fachlichen Austausch und zur Diskussion wahrzunehmen und wünsche Ihnen einen guten Konferenzverlauf. à 2.2 Begrüßung Zülfiye Kaykin Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Staatssekretärin Zülfiye Kaykin hat das Konzept der Stadt Düsseldorf zur Integration von Migrantinnen und Migranten gelobt. „Das gesamtstädtische Konzept steht nicht nur auf dem Papier, sondern es bewährt sich in der Praxis“. Gleichzeitig hob sie die kontinuierliche und gute Zusammenarbeit Düsseldorfs mit dem Land Nordrhein-Westfalen hervor. Grundlage dafür sei das Landesprogramm zur Kommunalen Integrationsarbeit (KOMM-IN): „Die Stadt Düsseldorf ist von Anfang an mit dabei. Stadt und Land arbeiten bereits seit dem Jahr 2005 erfolgreich zusammen“, erklärte Zülfiye Kaykin. Aktuell liegt der besondere Schwerpunkt auf der interkulturellen Öffnung der Verwaltung. Das Integrationsministerium fördert das Projekt mit 34.000 Euro. „Düsseldorf stellt sich aktiv auf die Vielfalt der Bevölkerung ihrer Stadt ein. Das hilft allen Bürgern und eröffnet auch jungen Menschen mit Migrationshintergrund mehr Chancen in der Verwaltung“. Die Themen der Integrationskonferenz zeigten außerdem, dass sich die Stadt den integrationspolitischen Herausforderungen der Zukunft stelle. Unter anderem würden in den drei Workshops wichtige Themen der Integration vor Ort thematisiert. „Chancen und Teilhabe von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte beginnen vor Ort“, betonte Staatssekretärin Zülfiye Kaykin. Die Landesregierung werde deshalb noch in diesem Jahr ein Integrationsgesetz auf den Weg bringen, in dem erfolgreiche Ansätze nachhaltig strukturell verankert werden. à 7 à 2.3 Begrüßung Stefan Fischer Sprecher der LIGA Düsseldorfer Wohlfahrtverbände Die heutige Integrationskonferenz steht unter der Überschrift „Fünf Jahre Gesamtstädtisches Integrationskonzept – Erfolge, Potenziale und Perspektiven“. Nach fünf Jahren ist es Zeit, Bilanz zu ziehen, Erfolge zu würdigen, aber auch das Getane einer kritischen Bewertung zu unterziehen und Handlungsnotwendigkeiten für die Zukunft aufzuzeigen. In Düsseldorf leben Menschen aus über 180 Nationen. Düsseldorf ist eine weltoffene und tolerante Stadt und Düsseldorf ist zu Recht stolz auf seinen internationalen Charakter. Dennoch gibt es auch in Düsseldorf Sozialräume mit erheblichen Integrationsproblemen. Daher dürfen wir in unseren Bemühungen um eine erfolgreiche Integration nicht nachlassen. Das Ziel von Integration besteht darin, dass die Migrantinnen und Migranten sowie ihre Kinder in der deutschen Gesellschaft ankommen und ein persönliches Zugehörigkeitsgefühl entwickeln, ohne dabei ihre eigene Kultur aufzugeben. Gelungene Integration vereint bisherige und neue Zugehörigkeitsgefühle. Integration ist ein mehrstufiger Prozess. Er besteht aus Annäherung, gegenseitiger Auseinandersetzung und Kommunikation, dem Finden von Gemeinsamkeiten, dem Feststellen von Unterschieden und der Übernahme gemeinschaftlicher Verantwortung der Zugewanderten und der Mehrheitsbevölkerung. Im Ziel wird Deutschland als neue Heimat empfunden und angenommen. Integration ist damit ein gesamtgesellschaftlicher Prozess, für dessen Erfolg schlüssige Konzepte, ausreichende Ressourcen und politischer Wille erforderlich sind. Eine erfolgreiche Integration erfordert eine Steuerung und Begleitung durch Politik und staatliche Stellen. Sie ist aber gleichermaßen angewiesen auf die Initiative und das Engagement von Einzelpersonen und Migrantenselbstorganisationen sowie auf die aktive Mitgestaltung durch die Freie Wohlfahrtspflege. à 8 Die Verbände der freien Wohlfahrtspflege in Düsseldorf bekennen sich zu diesem gesellschaftlichen Auftrag und sie wirken seit vielen Jahren an der Integrationsarbeit in unserer Stadt mit und dieses in zweierlei Hinsicht: Zum einen, indem sie subsidiär Aufgaben der kommunalen Integrationsarbeit für die Stadt wahrnehmen, zum anderen, indem sie selbstständig, eigenverantwortlich und auch mit eigenem finanziellen Engagement Integrationsprojekte konzipieren, durchführen und evaluieren. Die Projekte „Fairplay“ (ein Integrationsprojekt für Kinder und Jugendliche in Wersten) und die berufsorientierte Integrationsberatung der Arbeiterwohlfahrt oder die Projekte InGe (interkulturelle Gesundheitsaufklärung) oder MiMi (Mit Migranten für Migranten) des Deutschen Roten Kreuzes seien hier nur beispielhaft genannt. Leider haben das eigenständige Engagement und die Fachlichkeit der Wohlfahrtsverbände im Themenfeld Integration in Politik und Verwaltung noch nicht die angemessene Wahrnehmung und Berücksichtigung gefunden. Eine erfolgreiche Integration braucht vielfältige und differenzierte Angebote und Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem: n Sprach- und Orientierungskurse („Integrationskurse“), Servicestellen zur Integrationsberatung und -begleitung, Aufbaukurse, Anpassungs- und Umschulungsmaßnahmen, Fortbildungs- und Begegnungsmaßnahmen, n Spezialdienste und Hilfen für Gruppen mit besonderem Hilfebedarf, wie zum Beispiel Verfahrensberatung für Flüchtlinge, integrative Jugendförderung, Schul- und Bildungspolitik: Kindergarten, Schule, Berufsvorbereitung, Berufsausbildung, n integrative Arbeitsmarktpolitik, integrative Kulturpolitik sowie weitere Maßnahmen im Bereich der Antidiskriminierung. Fast alle diese Angebote und Einrichtungen haben wir hier in Düsseldorf und wie sie arbeiten und welche Potenziale und Weiterentwicklungsmöglichkeiten bestehen, werden wir bezogen auf drei Beispielbereiche in den Workshops heute Nachmittag diskutieren. Eine erfolgreiche Integration setzt neben geeigneten und zielführenden Angeboten auch die Integrationsbereitschaft der Migrantinnen und Migranten voraus. Diese ist nach unseren Erfahrungen erheblich größer, als man vor dem Hintergrund der beständig in einigen Medien geführten Diskussionen annehmen könnte. Außerdem besteht in Bezug auf den Integrationserfolg sicherlich auch ein Zusammenhang zwischen der Integrationsbereitschaft der Migrantinnen und Migranten und der Glaubwürdigkeit der Botschaften und Angebote der Aufnahmegesellschaft. Wenn zum Beispiel beständig gefordert wird, Migrantinnen und Migranten müssten zuerst und zeitnah die deutsche Sprache lernen, was ja zweifellos richtig ist, dann aber, wie bis vor Kurzem, mehrere Monate vergehen, bis ein Platz in einem Sprachkurs zur Verfügung steht, ist dieses weder glaubwürdig noch integrationsfördernd. Gleiches gilt, wenn aufgrund zu geringer Kapazitäten längere Wartezeiten in der Migrationsberatung entstehen. Abschließend möchte ich Ihren Blick noch auf eine Migrantengruppe lenken, die in besonderer Weise der Hilfe bedarf, nämlich die Menschen mit keinem oder mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus. Es handelt sich dabei oft um Familien, die lange in Deutschland leben, deren Kinder hier geboren wurden, zur Schule gehen, Ausbildungen absolvieren und perfekt Deutsch sprechen. Ein dauerhaftes Bleiberecht für diese Menschen, die vielfach bestens integriert sind, ist aus Gründen der Menschlichkeit dringend angeraten. Es wäre zudem ein starkes Signal für die ernste und uneingeschränkte Bereitschaft zur Integration von Zugewanderten. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Die Förderung und weitere Verbesserung der Integrationsleistung unserer Gesellschaft ist ohne Alternative. Sie ist, neudeutsch, eine Win-WinSituation für alle. Lassen Sie uns gemeinsam weiter daran arbeiten, die Vielfalt gesellschaftlichen Lebens konstruktiv zu nutzen, lassen Sie uns weiter für die Erkenntnis werben, dass Migrantinnen und Migranten unsere Gesellschaft bereichern, indem sie sich in sozialer, kultureller und auch wirtschaftlicher Hinsicht in die Gesellschaft der Aufnahmeländer einbringen. Schärfen wir den Blick dafür, was Menschen mit Migrationshintergrund brauchen, was sie interessiert und was sie mitbringen – und für die Chancen und Perspektiven, die ihre Integration bietet. à 9 à 3.1 Vom Konzept zur gelebten Praxis Burkhard Hintzsche Beigeordneter der Landeshauptstadt Düsseldorf Ich begrüße Sie ganz herzlich und danke Ihnen, dass Sie so zahlreich meiner Einladung zur Integrationskonferenz gefolgt sind. Ich freue mich, dass ich hier die unterschiedlichsten Bereiche der Verwaltung, bürgerschaftlich und politisch engagierte Düsseldorferinnen und Düsseldorfer sowie unterschiedlichste Institutionen – von Jugendfreizeiteinrichtungen, Migrationsdiensten bis zu Kultureinrichtungen – gemeinsam in einem Raum begrüßen darf. Das kontinuierliche Engagement und die gute Ausgangslage in der Landeshauptstadt Düsseldorf für ein integratives Zusammenleben aller Einwohnerinnen und Einwohner wurde auch durch die Studie „Ungenutzte Potenziale – Zur Lage der Integration in Deutschland“ des Berliner Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hervorgehoben. Im interkommunalen Vergleich von 20 deutschen Großstädten anhand ausgewählter Integrationsindikatoren schnitt Düsseldorf auf Platz vier überdurchschnittlich gut ab. Kommunale Integrationsarbeit in Düsseldorf Vor über fünf Jahren hat der Rat ein gesamtstädtisches Integrationskonzept für die Landeshauptstadt Düsseldorf beschlossen. Dieses Konzept ist von seinem Grundsatz her als dynamisches Konzept zu verstehen. Seine Grundgedanken spiegeln sich in unterschiedlichen Fachbereichspapieren sowie weiteren Strategiepapieren der Stadt wider. Das Thema der Integration von Migrantinnen und Migranten beschäftigt die Landeshauptstadt Düsseldorf seit Jahrzehnten. Bereits 1992 hat die Stadt für die Publikation „Ausländer raus!? ‚Stunde Null‘ – Ausländer verlassen die Stadt Düsseldorf“ den Theodor-Heuss-Preis erhalten. Die Studie basiert auf einer fiktiven Situationsanalyse und untersucht den Fall, dass alle Ausländerinnen und Ausländer ad hoc die Stadt verließen. Ein solches Szenario hätte verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Dienstleistungssektor vor Ort. Durch Aufzeigen der verheerenden Konsequenzen konnte im Rahmen dieser Studie die populär politische Forderung „Ausländer raus!“ ad absurdum geführt werden. à 10 Vorhandene Integrationsschwierigkeiten, zum Beispiel im Bildungsverlauf, gilt es differenziert und vor allem auch geschlechtsspezifisch zu betrachten. Schlechtere Bildungsabschlüsse erreichen in erster Linie männliche jugendliche Migranten. Die Integrationsauswertungen auf Landesebene zeigen auch, dass eingebürgerte Migrantinnen und Migranten bessere Bildungsergebnisse erzielen als Neuzugewanderte. Mit diesen Ergebnissen können wir die Hoffnung verbinden, dass sich mit längerer Aufenthaltsdauer auch die Integrationsergebnisse der Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund verbessern. Fallbeispiele gelebter Integration Die Lebensrealitäten von Zugewanderten in der Landeshauptstadt Düsseldorf sind sehr vielfältig. Mit den folgenden vier Fallbeispielen fiktiver Personen möchte ich diesen Grundgedanken weiter veranschaulichen. Sergej reiste im Alter von zwölf Jahren mit seinen Eltern aus Russland ein. Seine ersten Monate in Düsseldorf verbrachte er mit seiner Familie in einer zentralen Unterkunft für Aussiedler. Mit der Entscheidung seiner Eltern zur Auswanderung aus Russland konnte er sich anfangs gar nicht anfreunden. Er wollte im ersten Jahr nur noch zu seinen alten Freunden zurück. Auch die deutsche Sprache war ihm fremd. Die Seiteneinsteigerberatung und Deutschförderklassen an der Schule halfen ihm, seinen Bildungsweg fortzuführen. Später konnte er an seinem Gymnasium einen Russischleistungskurs belegen. Mittlerweile hat Sergej eine Ausbildung als Werbekaufmann bei einem Düsseldorfer Unternehmen begonnen, das seine russischen Sprachkenntnisse sehr schätzt. Als sich Lian Mai aus der Volksrepublik China vor drei Jahren an der Heinrich-Heine-Universität für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften einschrieb, hatte sie bereits einen Deutschtest absolviert. Bei ihren ersten Schritten in Düsseldorf profitierte sie von einem Patenschaftsprojekt. Das Projekt vermittelte ihr einen ersten Ansprechpartner für alle ihre Fragen. Lian Mai spielt leidenschaftlich gerne Tischtennis. Im Sportverein hat sie erste gute Kontakte zu Deutschen geknüpft. Mittlerweile hofft sie darauf, auch nach ihrem Studium einen Job zu finden, der es ihr ermöglicht, in Deutschland bleiben zu können. Erste Kontakte in die Arbeitswelt knüpfte sie in den Semesterferien über ein Praktikum. Aola folgte vor sechs Jahren ihrem Mann in die Landeshauptstadt. Der Winter in Deutschland war für sie eine richtige Umstellung im Vergleich zum tropischen Klima in der ghanaischen Hauptstadt Accra. In der Familie wird die afrikanische Sprache Twi gesprochen. Sie besucht sonntags eine afrikanische Kirchengemeinde. Kontakte zu deutschen Müttern konnte sie über eine Elterninitiative ihrer Kindertageseinrichtung knüpfen. Ihre beiden Kinder profitieren von einer Sprachförderung durch zusätzliche Honorarkräfte in der Kindertageseinrichtung. Aola möchte dauerhaft in Düsseldorf leben und zieht für sich perspektivisch in Erwägung, sich einbürgern zu lassen. Die vorgestellten Fallbeispiele zeigen die vielen kleinen Schritte von Integrationsprozessen, welche sich über mehrere Generationen vollziehen. In einer internationalen und offenen Metropole wie der Landeshauptstadt Düsseldorf stellt Zuwanderung eine gelebte Normalität dar. Außerdem verdeutlichen die Fallbeispiele die Wichtigkeit der in Düsseldorf vorhandenen Förderangebote für die Zielgruppe. Mehmet ist zehn Jahre alt und kommt aus Düssel- dorf. Da seine Familie als Gastarbeiter aus dem türkischen Gaziantep nach Düsseldorf einreiste, verfügt er über einen sogenannten Migrationshintergrund. Auf die Definition dieses Begriffes wird Manfred Golschinski in seinem Vortrag im Anschluss noch näher eingehen. Aufgrund der aktuellen gesetzlichen Regelung verfügt Mehmet sowohl über die deutsche als auch über die türkische Staatsbürgerschaft. Während seine Eltern noch Mitglied in einem türkischen Verein sind, verbindet Mehmet lediglich die Sommerurlaube der Familie mit der Türkei. Düsseldorf ist seine Heimat. Lediglich die gutgemeinten Komplimente nerven ihn, dass er als Türke aber doch gut deutsch spräche. Anforderungen an kommunale Integrationsarbeit Sinnvolle Förderangebote müssen sich auf alle Lebenslagen beziehen und fangen als Sprachförderung in der hiesigen Kindertageseinrichtung an und hören mit interkulturellen Begegnungsangeboten für Seniorinnen und Senioren auf. Dabei zielen wir in erster Linie darauf ab, vorhandene Regelangebote und Dienste für die Zielgruppe der Zugewanderten attraktiv zu gestalten und interkulturell zu öffnen. Viele Bereiche der Stadtverwaltung haben Ideen zur interkulturellen Öffnung entwickelt. Dies gilt insbesondere für die Bereiche, in denen die Kommune als Dienstleister fungiert und über entsprechende Gestaltungsspielräume verfügt. Die Jugendfreizeiteinrichtung in seinem Viertel stellt für ihn eine wichtige Anlaufstelle dar, wo er sich mit seiner Clique in einem ungezwungenen Rahmen trifft. Fördernde Angebote, wie eine Hausaufgabenbetreuung, unterstützen ihn bei seinem schulischen Werdegang. à 11 In Düsseldorf haben Zugewanderte aus über 180 verschiedenen Nationen eine neue Heimat gefunden. Mit dem strategischen Ziel der interkulturellen Öffnung kann nicht automatisch eine Kulturkompetenz für 180 Nationen gefordert werden. Vielmehr zielt die Forderung auf eine Kultur gegenseitiger Wertschätzung und des Respekts. Neugierde, Offenheit, partizipative Planungsansätze sowie Kooperationen mit Migranten(vereinen) helfen Einrichtungen dabei, sich interkulturell zu öffnen. Im Bereich der offenen Ganztagsangebote sowie der Jugendförderung setzen wir bewusst auf eine individuelle Förderung, welche die Potenziale der Kinder und Jugendlichen unabhängig vom Migrationshintergrund aufgreift. Auch die Schulsozialarbeit richtet sich an alle Personen mit entsprechendem Förderbedarf. Der bis 2015 verlängerte Rahmenvertrag zur Sicherung der sozialen Dienste mit den Verbänden der freien Wohlfahrt gewährleistet die notwendige Kontinuität für das breite Aufgabenspektrum der kommunalen Integrationsarbeit. Einen wichtigen Baustein gesellschaftlichen Zusammenhaltes stellt auch das ehrenamtliche Engagement dar. Wir unterstützen Migrantenvereine dabei, ihre Rolle als Brückenbauer zwischen (neu) Zugewanderten und der Düsseldorfer Aufnahmegesellschaft wahrzunehmen. Mit ihren integrativen Projekten und Angeboten ergänzen die Migrantenvereine professionelle Beratungsleistungen und Dienste der Wohlfahrtsverbände. Auch Sportvereine leisten einen wertvollen Beitrag zur interkulturellen Begegnung. Partnerschaftliche Zusammenarbeit Die Gestaltungsaufgabe der Integrationsarbeit übernehmen wir in Partnerschaft mit dem Land und dem Bund. Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales fördert die Integrationskonferenz im Rahmen des KOMM-IN-NRW Förderprogramms. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat sich seit der ersten Förderperiode am KOMMIN-NRW Programm beteiligt. Insgesamt sieben KOMM-IN-NRW Projekte haben die kommunale Integrationsarbeit positiv begleitet. Vor diesem Hintergrund würden wir es sehr begrüßen, dass dieses Programm fortgeführt wird. à 12 Im Hinblick auf das zu erwartende Integrationsgesetz der Landesregierung hofft die Landeshauptstadt Düsseldorf, dass hier nicht nur neue Aufgaben in kommunaler Zuständigkeit festgelegt werden, sondern auch Möglichkeiten der Refinanzierung geschaffen werden. Eine Integrationsdebatte, die nicht auch das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt in den Blick nimmt, liefe Gefahr, entscheidende gesellschaftliche Bereiche aus den Augen zu verlieren. Gerade was die Anerkennung im Ausland erworbener Berufsund Bildungsabschlüsse angeht, sehen wir noch erheblichen Handlungsbedarf. Hierzu gilt es, sowohl vereinfachte Verfahren zu schaffen als auch adäquate Angebote zur Anpassungsqualifizierung bereitzustellen. à 3.2 Integration im Blick – Ergebnisse der kommunalen Sozialberichterstattung Manfred Golschinski Leiter des Amtes für Statistik und Wahlen Zur Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten in Düsseldorf Wie Oberbürgermeister Dirk Elbers und der Beigeordnete Burkhard Hintzsche ja bereits erwähnten, gibt es in Düsseldorf vielfältige Konzepte und Planungen, die sich ausschließlich oder auch partiell mit Integration / Migration befassen. Überall wirkt das Amt für Statistik und Wahlen im Hintergrund an diesen Konzepten mit, so auch – und zwar diesmal federführend – an der kommunalen Sozialberichterstattung. Die insgesamt geplanten 14 Berichte dienen als Instrument zur Planungs- und Entscheidungsvorbereitung für Verwaltung und Politik. Wichtig hierbei ist es, darauf hinzuweisen, dass Fachplanungen hierdurch nicht ersetzt werden! Folgende Berichte sind bereits erschienen: 1. Lebenssituation von Frauen und Männern in Düsseldorf 2. Einkommensverteilung und soziale Mindestsicherung in Düsseldorf 3. Bericht zur Bildungssituation in Düsseldorf Inhalt Was werde ich Ihnen in den nächsten Minuten präsentieren? Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass ich ab diesem Moment meiner Präsentation sozusagen die „Statistikbrille“ aufsetze. 2. Bericht zur Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten in Düsseldorf Der vierte Bericht wird zurzeit erstellt und ich nehme die heutige Einladung zum Anlass, einige Fakten vorzustellen. 1. Sozialberichterstattung Düsseldorf Eine umfassende Datenbasis und die differenzierte Darstellung der sozialen Lage der Bevölkerung sind notwendige Voraussetzungen für vorausschauende Sozialpolitik. Rahmenplan zur Sozialberichterstattung auf Basis amtlicher Statistiken Der Beigeordnete Burkhard Hintzsche sprach soeben ja von den notwendigen Planungsgrundlagen! Daher hat die Landeshauptstadt Düsseldorf im März 2009 die Einführung einer transparenten, systematischen und zukunftsorientierten Berichtsplanung für das Sozialwesen beschlossen. Auftrag Erstellung von Grundlagenberichten durch das Amt für Statistik und Wahlen unter projektbezogener Beteiligung der Fachbereiche und gleichzeitigem Aufbau einer umfassenden, einheitlichen und standardisierten Fachdatensammlung. Sozialberichterstattung Düsseldorf zu ausgewählten Bevölkerungsgruppen und besonderen Lebenslagen Sozialberichterstattung Düsseldorf à 13 Personen mit Migrationshintergrund nach Migrationsstatus und Datenquelle Ausländer Quelle: Aussiedler Eingebürgerte Einwohnermelderegister Bez.-Reg. Arnsberg IT.NRW (Amt 33/3) (Bestand und Bewegung) (Nach Düsseldorf zugewiesene Aussiedler) (In Düsseldorf erfolgte Einbürgerungen) keine Zuordnung im Melderegister Quelle: Mikrozensus Quelle: MigraPro Wie ist die Arbeitsstruktur zur Erstellung des Berichtes zur Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten in Düsseldorf? Die Zusammenarbeit mit der Fachstelle Integration des Amtes für soziale Sicherung und Integration hat eine lange Tradition, unter anderem im Rahmen der KOMM-IN NRW Förderung für den Projektbericht „Integration aus sozialräumlicher Perspektive“ im Jahr 2008. Ziele: n Personen mit Migrationshintergrund n n Aufbereitung statistischer Grundlagen zu Struktur und Entwicklung der Personen mit Migrationshintergrund in Düsseldorf Darstellung von geeigneten Integrationsindikatoren als Grundlage für eine regelmäßige Berichterstattung Erfassung kleinräumiger Konzentrationen von sozialen Problemlagen der Migrantenbevölkerung Diese Ziele unterstützen den Aufbau eines Integrationsmonitorings in Düsseldorf. Dieses Integrationsmonitoring soll den Stand des Integrationsprozesses zu verschiedenen Zeitpunkten und seine Entwicklung regelmäßig aufzeigen und künftig überprüfbar machen. Datenquellen und Definitionen Über welche Datenquellen verfügen wir überhaupt, um den Begriff Migrationshintergrund abbilden zu können? Personen mit Migrationshintergrund Zunächst unterscheiden wir nach dem unterschiedlichen Migrationsstatus. Die unterschiedlichen Stati sind aus verschiedenen Datenquellen abbildbar: n n n Ausländer – (Einwohnermelderegister) Nach Düsseldorf zugewanderte Aussiedler – Geschlecht, Herkunft, Status, Konfession, kein Alter (Bezirks-Regierung Arnsberg) In Düsseldorf erfolgte Einbürgerungen – nach Alter, ehem. Staatsangehörigkeit (IT NRW) Die unterschiedlichen Aufbauten der Daten ermöglichen keine Zuordnung aller Stati „Aussiedler“ beziehungsweise „Eingebürgerter“ im Einwohnermelderegister. à 14 Wir bedienen uns daher zweier Hilfsmittel, um den tatsächlichen Anteil der drei Gruppen an der Bevölkerung abbilden zu können, nämlich erstens dem Mikrozensus: Definition Mikrozensus Der Mikrozensus ist eine einprozentige Stichprobe der Bevölkerung Nordrhein-Westfalens. Seit 2005 wird der Migrationshintergrund im Mikrozensus differenziert erhoben, so dass auch Zugewanderte erfasst werden, die die deutsche Staatsbürgerschaft haben sowie deren Kinder, das heißt die zweite Generation. Als zweites Hilfsmittel bedienen wir uns MigraPro. MigraPro ist ein im KOSIS-Verbund der deutschen Städtestatistiker entwickeltes Verfahren zur Ableitung des Migrationshintergrundes aus dem Melderegister. Dieses Verfahren greift auf den vorhandenen Statistikdatensatz „Bevölkerungsbestand“ des Einwohnermelderegisters zu und leitet aus der Kombination unterschiedlicher Datenfelder den Migrationshintergrund einer Person ab. Die verwendeten Merkmale sind: n Als Personen mit Zuwanderungsgeschichte werden folgende Gruppen bezeichnet: n n n n n n Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit Nach 1949 über die Grenzen Deutschlands Zugewanderte Personen mit mindestens einem ausländischen oder zugewanderten Elternteil Das Verfahren MigraPro liefert folgende Informationen: n n Der Mikrozensus liefert folgende Informationen: Prozentanteil der Personen mit eigener Migrationserfahrung (Zugewanderte) n n Zuzugsherkunft Zweite Staatsangehörigkeit Art der deutschen Staatsangehörigkeit Geburtsort beziehungsweise Geburtsland Personen ohne Migrationshintergrund Personen mit Migrationshintergrund: n Ausländer n Aussiedler n Eingebürgerte Person nach Geschlecht, Alter und Bezugsland Ausländer Deutsche: n Ohne Einbürgerung n Eingebürgerte Prozentanteil der Personen ohne eigene Migrationserfahrung (nicht Zugewanderte) n n Ausländer (zweite und dritte Generation) Deutsche: n Eingebürgerte n Deutsche mit mindestens einem zugewanderten oder als n Ausländer in Deutschland geborenen Elternteil Nachteil: n Eingeschränkte Genauigkeit der Stichprobenergebnisse unterhalb der Länderebene à 15 Ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1964 bis 2009 1999 bis 2009: + 7.400 = + 8% 120 000 100 000 1964 bis 1974: + 35.600 = + 105% 80 000 3. Zuwanderung nach Düsseldorf 60 000 40 000 20 000 68 66 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 19 19 19 19 64 0 Nachdem wir nun Datenquellen und Definitionen beziehungsweise Begrifflichkeiten geklärt haben, kommen wir zu den ersten, vorläufigen Ergebnissen des Berichtes zur Lebenssituation von Migrantinnen und Migranten in Düsseldorf. Ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1964 bis 2009 Noch einmal: Der Bericht befindet sich noch in der Bearbeitung, so dass die folgenden Folien nur einige Aspekte des Berichtes darstellen. Ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1964 bis 2009 Neues Staatsangehörigkeitsgesetz 120 000 100 000 Anwerbestop Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte 80 000 60 000 40 000 Ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1964 bis 2009 Die Schaubilder zeigen die Entwicklung der ausländischen Bevölkerung in Düsseldorf, die wir als erste der drei Gruppen betrachten. Wir erkennen, dass die Kurve, die in den 1960ern noch steil nach oben zeigte, ab dem Beginn des neuen Jahrtausends stark abflacht. 20 000 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 70 19 66 68 19 19 19 64 0 Beispielhaft für diese Entwicklung stehen zwei Ereignisse: Ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1964 bis 2009 1. Der Anwerbestop Mitte/Ende der 70er-Jahre 2. Das neue Staatsangehörigkeitsrecht im Jahr 2000 Lebendgeborene nach Nationalität Düsseldorf 1971 bis 2009 6.000 Deutsche Lebendgeborene: + 300 5.000 4.000 3.000 Neues Staatsangehörigkeitsgesetz zum 1.1.2000 2.000 1.000 Ausländische Lebendgeborene: - 350 19 77 19 79 19 81 19 83 19 85 19 87 19 89 19 91 19 93 19 95 19 97 19 99 20 01 20 03 20 05 20 07 20 09 3 5 19 7 19 7 19 71 0 Deutsche Ausländer Lebendgeborene nach Nationalität Düsseldorf 1971 bis 2009 Zu- und Fortzüge ausländischer Bevölkerung Düsseldorf 1970 bis 2009 25 000 20 000 Positiver Saldo seit 1987 15 000 10 000 5 000 19 70 19 72 19 74 19 76 19 78 19 80 19 82 19 84 19 86 19 88 19 90 19 92 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 - Zuzüge Ausländer Fortzüge Ausländer Zu- und Fortzüge ausländische Bevölkerung Düsseldorf 1970 bis 2009 à 16 Lebendgeborene nach Nationalität Düsseldorf 1971 bis 2009 Dieses geänderte Staatsangehörigkeitsrecht schlägt sofort auf die Geburtenstatistik durch und trägt dadurch mit dazu bei, dass der Zuwachs der ausländischen Bevölkerung sich verlangsamt. Zu- und Fortzüge ausländischer Bevölkerung Düsseldorf 1970 bis 2009 Grundsätzlich steigt jedoch der Anteil stetig an, da seit 1987 der sogenannte Wanderungssaldo positiv ist. Auch hier ist übrigens der Anwerbestopp deutlich erkennbar. Zuzüge ausländischer Bevölkerung nach Düsseldorf Wenn wir die Zuzüge der ausländischen Bevölkerung näher betrachten, fallen einige Besonderheiten ins Auge: Bei den Europäern gibt es einen sehr hohen Zuzug polnischer Staatsangehöriger. Bei den außereuropäischen Staatsangehörigen einen kontinuierlich hohen Zuzug von Japanern. Dazu können die EU-Beitritte zum Beispiel Polens und Rumäniens deutlich erkannt werden. Den höchsten Anteil ausländischer Mitbürger stellen die Türken (13,1 Prozent), gefolgt von Griechen (8,8 Prozent), Italienern und Polen (je 6 Prozent). Europäisches Ausland: Zuzüge ausländischer Bevölkerung nach Düsseldorf EU-Beitritt Polen 2004 EU-Beitritt Rumänien 2007 nach ausgewählten Herkunftsländern 2001 bis 2009 Ausländische Bevölkerung in Düsseldorf 2009 Insgesamt setzt sich die ausländische Bevölkerung aus 184 Nationen (von insgesamt 211 weltweit!) zusammen. Hier die „Top Ten“ beziehungsweise die Verteilung nach Kontinenten. Düsseldorf hat also eine sehr ungewöhnliche Vielfalt der ausländischen Bevölkerung durch einen (im Vergleich mit anderen Städten) hohen Anteil an EU-Bürgern – zusammen 40 Prozent der Grundgesamtheit – und nahezu ein sechstel Asiaten. (Spät-) Aussiedler Betrachten wir nun die zweite Gruppe, nämlich die (Spät-) Aussiedler. Außereuropäisches Ausland: Zuzüge ausländischer Bevölkerung nach Düsseldorf Ausländische Bevölkerung in Düsseldorf 2009 nach Staatsangehörigkeit nach Kontinenten Zugewiesene (Spät-) Aussiedler nach Düsseldorf Bei den (Spät-) Aussiedlern ist eine stark fallende Tendenz seit Ende der 80er-Jahre zu erkennen. Dies liegt hauptsächlich an dem In-Kraft-Treten des Kriegsfolgebereinigungsgesetzes am 21. Dezember 1992, in dem de facto der Begriff „Aussiedler“ durch die Neuregelung der Aufnahmevoraussetzungen in „Spät-Aussiedler“ geändert wurde. Das sogenannte Kriegsfolgeschicksal gilt seitdem als Vermutung nur für die Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion, alle anderen Staatsangehörigen müssen dies glaubhaft machen. Ausländische Bevölkerung in Düsseldorf 2009 Zugewiesene (Spät-) Aussiedler nach Düsseldorf Waren bis dahin die Spätaussiedler aus Polen die stärkste Gruppe, so sind es jetzt die Personen aus der ehemaligen Sowjetunion, jedoch auf einem sehr kleinen Level. Die tatsächliche Zahl der (Spät-) Aussiedler in Düsseldorf ist vermutlich um einiges höher, da hier lediglich die nach Düsseldorf Zugewiesenen dargestellt werden können. 1989 bis 2009 nach Herkunftsländern Einbürgerungen Kommen wir nun zur dritten Gruppe, den Einbürgerungen. Zugewiesene (Spät-) Aussiedler nach Düsseldorf 1989 bis 2009 Einbürgerungen von Personen in Düsseldorf 2000 bis 2010 3000 2500 2000 1500 1.333 1000 500 Einbürgerungen 2010 nach ehem. Staatsangehörigkeit: 0 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Einbürgerungen von Personen in Düsseldorf 2000 bis 2010 à 17 Personen mit Migrationshintergrund Düsseldorf 2009 Personen mit Migrationshintergrund Düsseldorf 2009 Personen mit und ohne Migrationshintergrund nach Altersklassen Düsseldorf 2009 100% 12,0 90% 24,3 80% 70% 60% 25 bis unter 65 Jahre 57,6 40% 15 bis unter 25 Jahre 30% 0 bis unter 15 Jahre 11,1 20% 8,9 10% 18,1 9,2 0% ohne Migrationshintergrund Personen mit Migrationshintergrund Wir kommen jetzt zu den Personen mit Migrationshintergrund in Düsseldorf unter Zuhilfenahme der Daten des Mikrozensus und MigraPro. 65 Jahre und älter 58,8 50% Einbürgerungen von Personen in Düsseldorf 2000 bis 2010 Auch hier können – wie anfangs beschrieben – nur die in Düsseldorf eingebürgerten Personen betrachtet werden. Die seit der Änderung des Staatsangehörigenrechtes anfangs hohe Anzahl von Einbürgerungen geht langsam zurück und scheint sich auf eine Zahl von plus-minus 1.500 pro Jahr einzupendeln. Es sind meist Nicht-EU-Staatler. Auch dies trägt zu einer Abflachung der Kurve bei den Ausländern in Düsseldorf bei. mit Migrationshintergrund Personen mit Migrationshintergrund in Düsseldorf 2009 Sie sehen, dass quasi jeder dritte Düsseldorfer einen Migrationshintergrund hat und davon rund die Hälfte eine ausländische Staatsangehörigkeit. Personen mit und ohne Migrationshintergrund nach Altersklassen Düsseldorf 2009 Personen nach Art des Migrationshintergrundes nach Altersklassen Düsseldorf 2009 100% 9,5 6,2 90% 25,6 80% 39,9 70% 60% 65 Jahre und älter 70,2 50% 11,8 52,8 40% 25 bis unter 65 Jahre 15 bis unter 25 Jahre 30% 42,2 20% 11,1 10,2 9,3 11,4 10% 0 bis unter 15 Jahre 0% Ausländer Eingebürgerte Aussiedler Personen nach Art des Migrationshintergrundes nach Altersklassen Düsseldorf 2009 Personen nach Art des Migrationshintergrundes nach bevölkerungsstärksten Bezugsländern, Düsseldorf 2009 Personen nach Art des Migrationshintergrundes nach bevölkerungsstärksten Bezugsländern, Düsseldorf 2009 à 18 Personen mit Migrationshintergrund nach Altersklassen in Düsseldorf 2009 Betrachten wir die Gesamtbevölkerung Düsseldorfs nach Personen mit und ohne Migrationshintergrund ergibt sich eine deutlich andere Altersstruktur zwischen Deutschen und Migranten. Die Migranten sind im Durchschnitt jünger, besonders Kinder und Jugendliche weisen einen beinahe doppelt so großen Anteil auf, als bei der deutschen Bevölkerung. Parallel dazu ist der Anteil der Senioren nur halb so groß. Betrachtet man die Personen mit Migrationshintergrund noch einmal getrennt nach ihrem Status, so ergibt sich folgendes Bild: Bei den Ausländern überwiegt die Anzahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, zu Lasten der Senioren. Bei den Eingebürgerten gibt es einen Anteil von über 50 Prozent, bei den Kindern und Jugendlichen / jungen Erwachsenen zu Lasten der anderen beiden Gruppen, während sich die Altersstruktur der Aussiedler beinahe genau wie die der deutschen Bevölkerung darstellt. Personen mit Migrationshintergrund nach bevölkerungsstärksten Bezugsländern, Düsseldorf 2009 ehem. Sowjetunion: 23.670 / 11,5% ehem. Jugoslawien: 22.594 / 10,9% Personen nach Art des Migrationshintergrundes nach bevölkerungsstärksten Bezugsländern in Düsseldorf 2009 Um die Zusammensetzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund nach dem Bezugsland darzustellen, wurden in den folgenden drei Tabellen (nach den beschriebenen drei Migrationsstati) mit den „Top Ten“ der Nationen zusammengefasst zu letztlich einer Tabelle „Migrationshintergrund nach dem Bezugsland“. Es wird unterschieden zwischen: 1. Ausländer – hier ein hoher Anteil EU-Bürger und Japaner 2. Eingebürgerte – auch hier sind dies die für uns erwarteten Nationen und 3. Aussiedler – mit der überraschend hohen Quote der Personen mit polnischer Herkunft Als Statistiker noch eine kleine Spielerei: Nach Polen lägen die ehemalige Sowjetunion, das ehemalige Jugoslawien und die Türkei als Bezugsländer beinahe gleichauf. Personen mit Migrationshintergrund nach bevölkerungsstärksten Bezugsländern, Düsseldorf 2009 Thema Soziale Sicherung Thema Bildung Thema Gesundheit Themen Soziale Sicherung, Bildung, Gesundheit Indikatoren für integrationspolitisch relevante Themenfelder In Anlehnung an die bereits vom Beigeordneten Burkhard Hintzsche beschriebenen Handlungsfelder werden im Migrationsbericht Indikatoren für integrationspolitisch relevante Themenfelder erarbeitet dargestellt. Dies sind: n n n n n n n n n n Rechtliche Integration Bildung Arbeit und Wirtschaft Soziale Sicherung Wohnen Sprache Gesundheit Soziale Integration Gesellschaftliche und politische Partizipation Sicherheit à 19 Themen: Soziale Sicherung, Bildung und Gesundheit Wir haben hier zum Teil, weil wir mit dem Bericht noch nicht fertig sind, beziehungsweise weil sie – wie Beigeordneter Burkhard Hintzsche ja bereits erläuterte – besonders relevant erscheinen, drei Themen beispielhaft herausgegriffen. Bei den SGB-II-Beziehern (insgesamt 13,2 Prozent) sind die ausländischen Personen mit 21 Prozent deutlich häufiger vertreten als die Deutschen (11,1 Prozent). Bei den unter 15-Jährigen ist die Quote sogar fast doppelt so hoch. Beim Thema Bildung vergleichen wir einfach die deutschen beziehungsweise ausländischen Schülerinnen einer Jahrgangsstufe an Gymnasien und Hauptschulen. Während sich insgesamt 42 Prozent der Mädchen der Jahrgangsstufe 8 im Gymnasium befinden, sind dies fast 49 Prozent der Deutschen, jedoch nur rund 20 Prozent der Nichtdeutschen. An der Hauptschule verhält es sich proportional umgekehrt. Auch hier ein Themenfeld, das politisch beachtet werden sollte, gerade vor dem Hintergrund, dass die Migrationsbevölkerung im Durchschnitt jung ist. Beim Thema Gesundheit nehmen nach der U-8-Untersuchung nur 79 Prozent der Kinder mit nichtdeutschem Sprachhintergrund teil, während 90 Prozent der Deutschen freiwillig diese Untersuchung mitmachen. Bei der U 9 ist eine Angleichung zu erkennen, jedoch erfolgt hierzu eine schriftliche Aufforderung. à 20 Zusammenfassung Soweit die kurze Vorstellung von ausgewählten Indikatoren zu einigen Themen. Neben den Erkenntnissen über die Struktur der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, die ich Ihnen dargestellt habe, kann festgestellt werden, dass es grundsätzlich eine bewährte Kooperation zwischen dem Amt für Statistik und Wahlen und der Fachstelle Integration gibt, die mit dem KOMM-IN-NRW Projektbericht „Integration aus sozialräumlicher Perspektive“ 2008 begonnen hat. Integration / Migration ist ein Schlüsselthema in der kommunalen Sozialberichterstattung. Der zu erarbeitende Migrationsbericht liefert vielfältige Grundlageninformationen für ein Integrationsmonitoring. à 4. Ein gelungenes Integrationskonzept zeigt sich im Handeln Podiumsdiskussion Teilnehmerinnen und Teilnehmer Roland Buschhausen Leiter des Amtes für soziale Sicherung und Integration Gregor Büscher Leiter der kommunalen Ausländerbehörde Johannes Horn Leiter des Jugendamtes Ioannis Vatalis stellvertretender Vorsitzender des Integrationsausschusses Silke Vogelbusch Leiterin des Schulverwaltungsamtes Moderation Daniela Milutin WDR/Funkhaus Europa Die Moderatorin wendet sich an Gregor Büscher: „Ich erinnere mich noch an Erzählungen meines Vaters über seine Besuche bei der kommunalen Ausländerbehörde. Er berichtete von dunklen Fluren und sehr langen Wartezeiten. Dann traf er dort einen Beamten, der sich morgens hasste und abends die ganze Welt. Wie schaut das heute aus?“ Gregor Büscher: „Seit 2003 ist die kommunale Ausländerbehörde als Dienstleistungszentrum organisiert. Dies beinhaltet beispielsweise die Möglichkeit einer vorherigen Terminvergabe, um unnötige Wartezeiten zu vermeiden. Auch haben wir einen eigenen Einbürgerungsraum mit besonderem Ambiente.“ Moderatorin zu Gregor Büscher: „Seit dem Zuwanderungsgesetz aus 2005 verpflichten Sie Zugewanderte in Integrationskurse. Hat das Ihre Arbeit verändert? Arbeiten Sie jetzt sozialarbeiterischer?“ Gregor Büscher: „Nein. Unsere Arbeitsgrundlage bleibt eine ordnungsrechtliche. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden für die Umsetzung der Integrationskursverordnung geschult.“ Moderatorin zu Gregor Büscher: „Werden Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zu interkultureller Kompetenz fortgebildet? Müssen Sie dafür in spezielle Kurse?!“ Gregor Büscher: „Müssen wäre aus unserer Sicht der falsche Ansatz. Einige unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auch selber einen Migrationshintergrund. Weiterhin bringen wir uns aktiv in die Düsseldorfer Begegnungswoche ein und nutzen diese dann auch als Angebot zur Mitarbeiterfortbildung.“ à 21 Moderatorin zu Roland Buschhausen: „Was ist Ihr Beitrag zur kommunalen Integrationsarbeit?“ Moderatorin zu Silke Vogelbusch: „Wie stellen Sie sich im Schulverwaltungsamt auf die Zuwanderung nach Düsseldorf ein?“ Roland Buschhausen: „Die Fachstelle Integration im Amt für soziale Sicherung und Integration übernimmt eine Steuerungs- und Koordinierungsfunktion. Diese Arbeit leisten wir gemeinsam mit dem Integrationsausschuss, dessen Schriftführung auch im Amt angesiedelt ist. Gleichzeitig ist es uns wichtig, Transparenz über die vorhandenen Förderangebote und Beratungsstellen zu schaffen. Daher geben wir die Broschüre „Leben in Düsseldorf – Wegweiser für Migrantinnen und Migranten“ heraus. Eine mehrsprachige Datenbank auf unseren Webseiten informiert Zugewanderte über aktuell beginnende Integrationskurse. Kommunale Integrationsarbeit ist als Querschnittsaufgabe zu verstehen; dies bedeutet, dass alle Bereiche auch auf Integrationsziele hin ausgerichtet sein müssen. Ein Beispiel hierfür bilden interkulturelle Angebote der „zentren plus“ in der Seniorenarbeit.“ Silke Vogelbusch: „Die zunehmende Heterogenität erfordert eine engere Kooperation zwischen verschiedenen Professionen. Dies kann zum Beispiel im Ganztag erfolgen. Außerdem steht den Schulen mit der RAA, der Regionalen Arbeitstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen, eine Servicestelle zur Verfügung, die die Schulen berät und mit Projektarbeit, Fortbildung und Elternprogrammen unterstützt. Moderatorin zu Roland Buschhausen: „Wie genau erreichen Sie eine Inklusion von Einwanderern?“ Roland Buschhausen: „Dies ist immer eine Zusammenarbeit mehrerer Stellen. Neben dem Gesamtstädtischen Integrationskonzept haben auch weitere Strategiepapiere der Stadtverwaltung das Thema „Integration“ aufgegriffen und in ihren Planungen umgesetzt.“ Moderatorin zu Johannes Horn: „Was können Sie im Jugendamt machen?“ Johannes Horn: „Wir beginnen ganz früh mit der Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund. In der Kindertageseinrichtung setzen wir mit Sprachförderung für alle Kinder mit entsprechendem Förderbedarf an. Dabei versuchen wir auch die Kindertageseinrichtungen international auszurichten. Weitere Bausteine im Jugendamt sind die Elternarbeit und die Schulsozialarbeit. Egal ob „biodeutsch“ oder nicht, wir unterbreiten unsere Angebote allen Kindern und Jugendlichen, nur so wirken sie dann auch integrativ.“ à 22 Unter Beteiligung der Schulaufsicht und der Schulen haben wir in Düsseldorf ein differenziertes System der Seiteneinsteigerförderung aufgebaut, an dem sich alle Schulformen beteiligen. Dies soll zugewanderten Schülerinnen und Schülern ermöglichen, ihre im Herkunftsland eingeschlagene Schullaufbahn hier fortzusetzen. Es muss auch der Tatsache Rechnung getragen werden, dass die Erwartungen von Schule sich nicht immer mit denen der Eltern decken. Bildung und Erziehung sind hier nicht alleinige Aufgabe der Lehrerinnen und Lehrer, sondern eine gemeinsame Verantwortung der Eltern und Lehrenden.“ Moderatorin zu Silke Vogelbusch: „Wie schaffen Sie es, bei Eltern mehr Verantwortung zu erreichen?“ Silke Vogelbusch: „Die RAA hat hierzu das Projekt DüssEL-Talk initiiert. Mit dem Projekt werden Gesprächskreise für Eltern von Kindern zwischen fünf und acht Jahren aufgebaut. Die Eltern erhalten die Möglichkeit, sich direkt in der Grundschule ihrer Kinder zu Fragen rund um den Schulanfang und das deutsche Schulsystem auszutauschen. Dadurch wird Vertrauen aufgebaut. Auch die weiteren Elternprojekte wie die Rucksackgruppen oder das Griffbereit-Programm stärken das Selbstvertrauen der Eltern und vermitteln ihnen Kenntnisse zum Bildungssystem in Deutschland. Sprachförderung, Erweiterung von Erziehungskompetenz und Beteiligung am Kindertagesstätten- beziehungsweise Schulalltag werden bei uns immer miteinander verknüpft.“ Moderatorin zu Silke Vogelbusch: „Welche Rolle spielt die Ganztagsschule?“ Silke Vogelbusch: „In der Landeshauptstadt Düsseldorf beteiligen sich bereits alle Grundschulen am offenen Ganztag, in der Sekundarstufe wird der gebundene Ganztag sukzessive aufgebaut. Wichtig ist uns eine individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler mit ihren jeweiligen Stärken und Potenzialen. Daher orientieren sich die Konzepte eher am individuellen Bedarf als an der ethnischen Herkunft. Mit einem solchen Ansatz kann man auch gezielter auf die Bedürfnisse von Zugewanderten eingehen. Der Ganztag kann ebenfalls dazu beitragen, die Diskrepanz zwischen Bildungsanspruch und elterlichen Unterstützungsmöglichkeiten auszugleichen. Moderatorin zu Silke Vogelbusch: „Wie bereiten Sie Lehrerinnen und Lehrer auf den interkulturellen Schulalltag vor?“ Silke Vogelbusch: „Die RAA bietet jedes Jahr ein Fortbildungsprogramm für Lehrerinnen und Lehrer an. Die Angebote gehen auch auf Wünsche von Schulen ein und greifen Themen wie Sprachförderung, interkulturelle Kompetenz und Elternarbeit auf. Leider beobachten wir bei vielen Zugewanderten noch ein großes Desinteresse für den Lehrerberuf. Hier setzt ein Netzwerk der Landesregierung an, um Schülerinnen und Schüler für den Lehrerberuf zu motivieren.“ Moderatorin zu Ioannis Vatalis: „Im Bereich der politischen Gremienarbeit hat es seit 2010 eine strukturelle Reform gegeben: Der Rat der Stadt hat sich nach der Novellierung des § 27 der Gemeindeordnung für die Variante eines Integrationsausschusses anstelle eines Integrationsrates entschieden. Sie sind stellvertretender Vorsitzender dieses Gremiums. Wird durch die Bildung eines Ausschusses die kommunale Integrationsarbeit besser?“ Ioannis Vatalis: „Die politische Mitbestimmung der Zugewanderten startete 1968, als die Kirchen und die Wohlfahrtsverbände eine kommunale Arbeitsgemeinschaft ausländischer Arbeitnehmer gründeten. 1978 wurde diese Arbeitsgemeinschaft dann der Stadtverwaltung zugeordnet und 1989 fand die erste Wahl des Ausländerbeirates statt. Die Gemeindeordnung hat es den Kommunen überlassen, welches Organisationsmodell sie favorisieren und in Düsseldorf hat die Mehrheit des Rates für einen Integrationsausschuss votiert.“ Moderatorin zu Ioannis Vatalis: „Ist denn der Ausschuss ein Nachteil? Jetzt sind ja mehr Ratsmitglieder als Migrantenvertreter in dem Gremium vertreten?“ Ioannis Vatalis: „Ja, es sind mehr Ratsmitglieder. Aber der Anspruch besteht ja auch gerade darin, eine Schnittstelle zum Rat herzustellen und die Themen gemeinsam zu bearbeiten. Dabei haben in der Praxis natürlich die Ratsmitglieder günstigere Voraussetzungen, weil sie über eigene Fraktionsgeschäftsstellen verfügen, die ihre politische Arbeit unterstützen. Die Tatsache, dass Etatberatungen des Integrationsausschusses im Rat umentschieden werden können, könnte auch bei manchen Migrantenvertretern zu Frustrationen führen.“ Moderatorin zu Ioannis Vatalis: „Inwieweit nimmt der Integrationsausschuss Rücksicht auf Ideen und Vorstellungen von Migrantenvereinen?“ Ioannis Vatalis: „Der Integrationsausschuss hat hier eine besondere Funktion. Er bildet eine Brücke zwischen den Migrantenvereinen, dem Rat und der Liga der Wohlfahrtsverbände. Die Migrantenvereine arbeiten in erster Linie ehrenamtlich. Ich würde mich freuen, wenn sie die Gelegenheit erhielten, ihre Arbeit weiter zu professionalisieren und auszubauen.“ Moderatorin zur Podiumsrunde: „Ändert sich Ihrer Meinung nach etwas durch die Einrichtung des Integrationsausschusses?“ à 23 Johannes Horn: „Ja, es ändert sich etwas. Der Integrationsausschuss schafft eine neue Öffentlichkeit. Er kann Arbeitsaufträge erteilen, die real umzusetzen sind und wirkt als weitere Kontrollinstanz im Gremiengefüge mit. Die Richtung der Jugendhilfeplanung wird auch mit dem Integrationsausschuss abgestimmt.“ Roland Buschhausen: „Der Integrationsausschuss hat wie alle anderen Ausschüsse eine Etathoheit, das heißt, er hat das Recht, den Rat in Etatfragen zu beraten und die dem Ausschuss zur Verfügung stehenden Mittel nach eigener Maßgabe einzusetzen.“ Moderatorin zu Ioannis Vatalis: „Fühlen Sie sich jetzt mächtiger?“ Ioannis Vatalis: „Ich bin ja als Ratsmitglied im Integrationsausschuss vertreten. Die Fähigkeiten und Kompetenzen des Integrationsausschusses stehen außer Frage. Wichtig ist aber nicht nur die Struktur des Gremiums, sondern auch, dass wir eine konstruktive Form der Zusammenarbeit finden.“ Moderatorin zur Podiumsrunde: „So, jetzt habe ich viel gelernt von Düsseldorf. Meine Abschlussfrage an Sie: Wo sehen Sie noch Schwachstellen beziehungsweise welche guten Ansätze der Integrationsarbeit gilt es weiterzuverfolgen?“ Roland Buschhausen: „Ich denke, die Landeshauptstadt ist auf einem guten Weg. Diesen gilt es nun konsequent weiterzuverfolgen. In der Sache sind wir uns meist einig.“ Ioannis Vatalis: „Wir sollten noch weitere Anstrengungen unternehmen, um mehr jugendliche Migrantinnen und Migranten für die Möglichkeiten der Ausbildung bei der Stadtverwaltung zu sensibilisieren.“ à 24 Johannes Horn: „Ich würde mir auch wünschen, dass wir bei der Personalakquise mehr auf interkulturelle Kompetenzen und den zu begrüßenden Migrationshintergrund der Bewerberinnen und Bewerber verweisen könnten. Bereits jetzt verzeichnen wir unter den Honorarkräften viele Mitarbeiterinnen mit Migrationshintergrund.“ à 5. Erfahrungen aus der Praxis „In der Unterschiedlichkeit liegt unsere Stärke“ Daniela Milutin, WDR – Funkhaus Europa, im Interview mit Volker Neupert, Koordinator von „Respekt und Mut“ / Düsseldorfer Appell Daniela Milutin: „Respekt und Mut ist ja ein seit Jahren breit vernetztes Programm zur interkulturellen Verständigung. Wie kam es zur Gründung von Respekt und Mut?“ Volker Neupert: „Im November 2000 wurde als Reaktion auf einen Neonaziaufmarsch in Düsseldorf eine große Kundgebung gegen rechte Gewalt veranstaltet, an der sich über 20.000 Düsseldorfer Bürgerinnen und Bürger beteiligten. Entwickelt und organisiert hatte die Kundgebung ein Bürgerbündnis unter Leitung des damaligen Superintendenten ErnstJürgen Albrecht. Beteiligt waren vor allem die Kirchen, Parteien und Gewerkschaften, aber auch der damalige Ausländerbeirat und der „Düsseldorfer Appell gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Aus der Mitte dieses Bündnisses wurde anschließend die Forderung formuliert, dass man nicht nur auf rechtsextremistische Anfechtungen reagieren solle, sondern bereits im Vorfeld präventiv und demokratie-fördernd handeln müsse. Aus diesen Vorstellungen heraus wurden dann in der Jahreswende 2000 / 2001 die „Düsseldorfer Beiträge zur interkulturellen Verständigung – Respekt und Mut“ ins Leben gerufen, die sich seitdem bemühen, der kulturellen Vielfalt in Düsseldorf einen sympathischen, konstruktiven Ausdruck zu geben.“ Daniela Milutin: „Wie arbeitet Respekt und Mut eigentlich und wie ist die Reihe strukturiert?“ Volker Neupert: „Respekt und Mut ist das Hauptprodukt der gewaltpräventiven Netzwerkarbeit des Düsseldorfer Appells, der von der Stadt Düsseldorf gefördert wird und sich seit Juli 2011 in Trägerschaft der Diakonie in Düsseldorf befindet. Respekt und Mut wäre aber nichts ohne die Menschen, die sich am Programm oft schon seit Jahren treu und stetig beteiligen: 2001 mit sechs Teilnehmern und zwölf Programmbeiträgen gestartet, arbeiten heute mehr als 30 Kooperationspartner mit über 50 Veranstaltungen an den Beiträgen. Diese erscheinen dann jeweils im August eines Jahres in Form eines frisch-grünen Halbjahresprogramms. Zur Planung und Beratung kommen drei bis viermal im ersten Halbjahr Vertreter der kooperierenden Organisationen, Vereine und Verbände zusammen, um die Veranstaltungsbeiträge zu Themen wie Rassismus, Extremismus, Zeitgeschichtliches, Integration und interkulturelle Begegnungen auf den Weg zu bringen.“ Daniela Milutin: „Ihr seid ja in NRW ziemlich einmalig, was die breite Ausrichtung angeht. Und außerdem wurde Düsseldorf 2009 von der Bundesregierung als „Ort der Vielfalt“ ausgezeichnet, wobei eure Arbeit besonders gelobt wurde. Was ist das Besondere an Respekt und Mut?“ Volker Neupert: „Dass wir zwar unsere Arbeit, aber uns nicht zu ernst nehmen! Wir gehen gerne auch unkonventionelle Wege: Zum Beispiel haben wir einmal eine Pressekonferenz in einem Hamam im Bahnhofsviertel veranstaltet und eine Eröffnung unserer Reihe in einem marokkanischen Café in Oberbilk. Aber das Besondere sind die Menschen, die bei uns mitmachen, Angehörige aus 15 Nationen sind es mittlerweile. Sie kommen aus den unterschiedlichsten Organisationen, Vereinen und Verbänden. Das Fruchtbare ist, dass sie sich als Vertreter auch eher wesenferner Institutionen in ihrer Themenfindung gegenseitig ergänzen und bereichern. Ihre Arbeitgeber können wirklich stolz sein, solche motivierten, kompetenten und oftmals auch phantasievollen Mitarbeiter in ihren Reihen zu haben. Es ist also durchaus möglich und unsere Stärke, dass man in freundlicher, wertschätzender Atmosphäre hierarchiefrei und freiwillig zu guten Ergebnissen kommt.“ à 25 Daniela Milutin: „Du arbeitetest nun schon seit 2001 für Respekt und Mut. Woraus beziehst Du Deine Kraft all die Jahre an diesem Thema zu arbeiten?“ Volker Neupert: „Aus der Vielfältigkeit der Arbeit! Manche meinen, das Programm sei zu beliebig, wo bleibe denn die „rote Linie“? Ich sage dann immer, die berühmte dünne rote Linie blieb bei Balaklawa (eine Schlacht 1854 im Krimkrieg). Rote Linien begrenzen einen nur und das war noch nie gut. Trotzdem bewegt man sich ja nicht im luftleeren Raum fröhlicher Unverbindlichkeit. Unsere Essentials sind eindeutig: Klare Kante gegen jede Art von politisch oder religiös verbrämter Menschenverachtung! Aber unabhängig davon ist das Schöne an meiner Tätigkeit, dass sie so grenzenlos abwechslungsreich ist, weil man mit den unterschiedlichsten Menschen und Kulturen zu tun hat. Und genau diese Menschen, die hier und da zu Freunden geworden sind, haben mich selber reich und vielfältig gemacht.“ Daniela Milutin: „Wie geht’s weiter mit Respekt und Mut? Was habt ihr noch vor?“ Volker Neupert: „Wir möchten noch mehr ‚multikulturelle‘ Kooperationspartner gewinnen, das ist noch ausbaufähig. Wir laden daher alle Migrantenselbstorganisationen sowie alle Kultureinrichtungen herzlich ein, sich am Programm zu beteiligen. Es tut auch wirklich nicht weh! In diesem Zusammenhang werden wir 2011 mit ‚Düsseldorf, Deine Italiener‘ eine Länderreihe beginnen, die die Besonderheiten der einzelnen Ethnien, oder neu-deutsch ‚Communities‘, die in Düsseldorf beheimatet sind, näher beleuchten. Nicht umsonst wird das neue Programm unter dem Motto „Mittendrin mit Eigensinn“ stehen. Schließlich ist es ja der Eigensinn, der Menschen so unverwechselbar macht.“ Weitere Informationen zur Programmreihe Respekt und Mut im Internet unter www.respekt-und-mut.de. à 26 à 6.1 Interkultur – Chancen auf Herausforderungen für die Düsseldorfer Kultur? Workshop 1 Begrüßung durch Beigeordneten Hans-Georg Lohe, Kulturdezernat Beigeordneter Hans-Georg Lohe führt in die Thematik ein und weist auf die Schwierigkeit hin, den Begriff der Interkultur zu definieren, da dieser meist als Adjektiv in Verknüpfung gebraucht wird, wie zum Beispiel interkulturelle Kompetenz. Er wirft dabei die Frage auf, wie sich die Zweckfreiheit der Kunst mit dem Anspruch an Kunst und Kultur integrierend zu wirken, vertrage. In diesem Zusammenhang verweist er auf den Unterschied zwischen Zwecken und Effekten: Kunst kann absichtslos sein und dennoch Toleranz und Verständigung fördern. Die Sinus-Studie zu Migrantenmilieus und Kulturkonsum hat gezeigt, dass die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Milieu ausschlaggebender für die Nutzung kultureller Angebote ist als der ethnische Hintergrund. Ein Teil der Menschen mit Migrationshintergrund nutzt bereits die kulturellen Angebote. Das Ziel, auch den anderen Teil zu gewinnen, sollte aus verschiedenen Gründen verfolgt werden: Hier spielen Aspekte der kulturellen Bildung eine Rolle, aber auch der Wunsch von Kultureinrichtungen, neue Zielgruppen zu erschließen (Stichwort: „Audience Development“). Interkultur ist eine Herausforderung für die Düsseldorfer Kulturarbeit und hierbei sind noch viele Fragen offen. Der Workshop kann einen Beitrag zu einem gemeinsamen Verständnis für diese Aufgabe leisten. Die zweisprachigen Bilderbücher werden teilweise auch gerne von älteren Migrantinnen und Migranten mit geringen Deutschkenntnissen genutzt. Die Stadtbücherei ist ein Ort, der von vielen Menschen unterschiedlicher Herkunftsländer inzwischen selbstverständlich genutzt wird. Dr. Silvia Neysters, Museum Kunstpalast Das Museum Kunstpalast verfügt über eine interkulturelle Kompetenz durch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ebenso werden im Bereich der vorhandenen Sammlungen interkulturelle Themen berücksichtigt, zum Beispiel eine Sammlung zum Islam. Menschen mit Migrationshintergrund und ihre Alltagserfahrungen werden in der Projektarbeit aufgegriffen. Ein Projektbeispiel bildet die Ausstellung zu „Altäre“, bei der Jugendliche Menschen zu ihren persönlichen Altären befragen, welche beispielsweise für Familienfotos genutzt werden. Ein anderes Beispiel ist das Projekt „Kulturen der Welt“, welches gemeinsam mit dem Forum Freies Theater erarbeitet wurde. Kurzvorstellungen aus der Düsseldorfer Kulturarbeit Martina Leschner, Stadtbücherei Die Arbeit der Stadtbücherei stützt sich auf zwei Säulen: erstens die Medienausleihe und zweitens gezielte Veranstaltungen. Als Veranstaltungen wären ein zweisprachiges Bilderbuchkino sowie ein zweisprachiges Puppentheater der Kinder- und Jugendbibliothek aufzuführen. Auch die Initiative „Düsseldorf liest vor“ mit ihren Vorlesepatinnen und Vorlesepaten leistet eine wertvolle Arbeit. Im Bereich der Medienausleihe hat sich die Stadtbücherei auf gezielte Medien zum Deutscherwerb sowie zweisprachige Bilderbücher eingestellt. à 27 Florian Deterding, Filmmuseum Das Filmmuseum verfolgt eine internationale Ausrichtung. Der klassische Stummfilm (bis Ende der 1920er-Jahre) bedient sich einer universellen Bildersprache. In den Filmclubs der Black Box wird großer Wert auf Filme in Originalfassung mit Untertitel gelegt. Zahlreiche Angebote, wie ein japanisches Filmfestival, runden das Programm ab. Ehrenamtliche aus Brasilien haben eine Filmveranstaltung gestaltet. Der anschließende Austausch und das Fest boten Menschen aus Brasilien und Teilnehmenden der Mehrheitsgesellschaft Gelegenheit zum Austausch. Jochen Molck, Kulturzentrum zakk Jochen Molck skizziert kurz die geschichtliche Entwicklung des zakk. Die Arbeit mit Ausländerkindern bildete einen ersten Ansatz und eine Tradition im zakk, sich dem Thema zu widmen. Dieser Ansatz wurde abgelöst durch Ideen von einer multikulturellen Gesellschaft. Gegenwärtig steht das Thema „Interkultur“ im Mittelpunkt. Hierbei wird das Ziel verfolgt, die Arbeit von Künstlerinnen und Künstlern mit Migrationshintergrund in der Region zu stärken und hierzu eine entsprechende Netzwerkarbeit zu entwickeln. Das Thema „Interkultur“ ist im zakk als Querschnittsaufgabe verankert, das heißt, zu allen Programmsparten des zakks werden auch interkulturelle Angebote realisiert. Hierfür ist ein eigener Koordinator verantwortlich. Dabei legt das zakk besonderen Wert darauf, dass sich alle Angebote im Bereich Interkultur sowohl an Migrantencommunities – als auch an die Mehrheitsgesellschaft richten (keinen closed shop!). Gruppenarbeit zu dem Thema „Interkultur – Chancen und Herausforderungen für die Düsseldorfer Kultur“ Die Workshopteilnehmer haben folgende Stichpunkte zusammengetragen: Gelbe Gruppe: n Kooperationspartner finden, auch stärkere Vernetzung zwischen Kulturinstitutionen, Sozialverbänden und Zivilgesellschaft n Persönlicher Kontakt, persönliche Ansprache für Verbände, aber auch für einzelne Besucherinnen und Besucher offen n Hemmschwellen müssen ermittelt und abgebaut werden n Die Häuser sind ein Stück „öffentlicher Raum“, sie können Künstlerinnen und Künstlern eine öffentliche Bühne bieten n Partizipation n Positive Diskriminierung, Frage Quoten ja/nein n Interkulturelle Botschafterinnen und Botschafter n Sprachvermittlerinnen, Kulturvermittlerinnen n Die Heterogenität der Zielgruppe berücksichtigen Orange Gruppe: Ansprechperson im Kulturamt fehlt n Medien suchen Extreme und Exotik n Institutionen sind „zu deutsch“ n Aufklärung über institutionelle Geschichte n Politisches Signal fehlt, Legitimation für interkulturelles Agieren n „Eintritt frei für Kultur“ prüfen n Sozialer Hintergrund ist wichtiger als Migrationshintergrund n Angebote für alle stärken, aber Zugang für Migranten erleichtern n Rote Gruppe: Wertschätzung der kulturellen Vielfalt n Barrieren abbauen n Toleranz und Akzeptanz fördern n Höhere gesellschaftliche Relevanz n Öffnung der Programmgestaltung n Folgen für die Programmgestaltung durch die kulturelle Öffnung n Ziele und Programme öffnen n Neue Leitbilder n Fortbildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter n Kommunikation zwischen Kultur verantwortlichen und Migranten sicherstellen n à 28 Blaue Gruppe: n Niedrigschwelligkeit n Internationalität gleich Interkultur?! n Partnerschaftlichkeit n Singpause: Beispiel Gleichwertigkeit aller Lieder n Interkultur findet zuerst im Lebensumfeld statt und dann im Kulturraum Grüne Gruppe: Verstärkung der kulturellen Bildung an Schulen n Interkultur bei Leuten ab 60 und Integration für diese Zielgruppe ist anders n Stärkeres Zielgruppenmarketing n Interkulturelle Kulturscouts n Informationsfluss überprüfen n Beziehungen n Vermittlung n Ohne Unterstützung kann man nicht viel machen, weitere Ressourcen werden benötigt n Fazit Die Thematik ist für die Kulturinstitute von großer Bedeutung, zum einen im Hinblick auf die Sicherung der Publikumszahlen, zum anderen, um die Themen der Gesellschaft aufzugreifen, das heißt, inhaltlich die Themen der Einwanderungsgesellschaft zu repräsentieren. Es sollte ein Forum für den Austausch zwischen den Kulturinstituten und weiteren Partnern geschaffen werden. Vernetzung und Kooperation sind zu vertiefen, auch mit den Akteuren im sozialen Bereich. Es gilt den Bereich Interkultur mit Ressourcen zu unterstützen. Die Kulturinstitute sollen Hemmnisse identifizieren und Abhilfe schaffen, wobei Kulturscouts hilfreich sein könnten. Dem Publikum mit Migrationshintergrund soll wertschätzend begegnet werden. Unterschiede der Milieus sind zu berücksichtigen und Zugewanderte durch partizipative Planungsansätze zu beteiligen. à 29 à 6.2 Interkulturelle Jugendarbeit zur Integrationsförderung Workshop 2 Begrüßung durch Stephan Glaremin, Leiter der Abteilung Jugendförderung im Jugendamt Die Arbeit der Jugendförderung hat sich auf die Realität der Einwanderungsgesellschaft eingestellt. Für die städtischen Einrichtungen gehört es zum Alltag, von ethnisch unterschiedlichen Besucherinnen und Besuchern angenommen zu werden. Der jeweilige Anteil zugewanderter Jugendlicher ist dabei abhängig vom unmittelbaren Sozialraum. Von insgesamt über 70 Jugendfreizeiteinrichtungen in Düsseldorf greifen 20 Einrichtungen den Schwerpunkt der interkulturellen Arbeit auf. Im Rahmen der Jugendhilfeplanung entwickeln wir unsere Anforderungen und unserer Verständnis dieser pädagogischen Arbeit regelmäßig weiter. Interkulturelle Jugendarbeit geht immer mit dem Begriff der Integration einher, denn sie beinhaltet eine intensive Förderung der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Sie ermöglicht eine gemeinsame Auseinandersetzung mit kultureller Vielfalt und arbeitet inklusiv ohne „Wir-und-dieAnderen-Denkschablonen“. Dabei geht es auch darum, kulturelle Konflikte konstruktiv zu lösen und gegenseitigen Respekt zu schaffen. Vorstellung gelungener Praxisbeispiele Städtische Jugendfreizeitreinrichtung Ulmenclub Berichterstattung: Andreas Passon Projekt: „UC – Records“ Seit 2007 hat die Jugendfreizeiteinrichtung Ulmenclub in Derendorf ein Musikangebot für Jugendliche im Alter von 10 bis 20 Jahren. Das Projekt zielt darauf, Musik als internationales Kommunikationsmittel bei über 20 beteiligten Nationalitäten einzusetzen. Die Jugendlichen können ihre Erfahrungen und Gefühle in einem eigenen Song auszudrücken. Sie werden beim Texten, der Aufnahme bis zur Vermittlung von Live-Auftritten unterstützt. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Integration hier aufwachsender Jugendlicher mit Migrationshintergrund, indem es ihnen und ihrer besonderen Lebenswelt eine Stimme gibt und ihnen Erfolgserlebnisse vermittelt. Das Projekt erhielt den dritten Platz im Rahmen des Düsseldorfer Integrationspreises. à 30 Kabawil e.V. Berichterstattung: Petra Kron Projekt: Tanztheaterproduktion Leila & Madschnun Der Verein Kabawil e. V. engagiert sich seit 16 Jahren als freier Träger der Jugendhilfe, mit dem Schwerpunkt partizipativer Kulturarbeit für Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund. Das Tanztheater thematisiert die Liebesgeschichte zwischen zwei Jugendlichen: einer Christin und einem Muslim. Die Geschichte greift dabei Generationenkonflikte auf und hinterfragt gesellschaftliche Schubladen und festgefahrene Denkmuster. Ein künstlerisch kreativer Zugang ermöglicht eine Auseinandersetzung der Jugendlichen mit den sie bewegenden Vorstellungen von Liebe. Aktion Gemeinwesen und Beratung (AGB) e. V. Berichterstattung: Jordy de Vries und Leyla Saygin 1. Projekt: OrienTrain Das Projekt begleitet Jugendliche aus dem Jagenberggelände Schritt für Schritt beim Übergang zwischen Schule und Beruf. Angebote, wie grundlegende Informationen zu Berufsbildern, Vermittlung von Schnuppertagen und Praktika sowie Einzelgespräche zu Stärken und Schwächen, helfen beim ersten Schritt der Berufsfindung. Für die Bewerbungsphase trainieren die Jugendlichen Vorstellungsgespräche und bereiten ihre Bewerbungsunterlagen auf. Das Projekt ist nachhaltig angelegt, da bei allen Phasen auch das soziale Umfeld miteinbezogen wird. Mit dem Beginn einer Ausbildung bietet es eine weiterführende Begleitung an, zum Beispiel durch Intervention in Konfliktfällen. Der Düsseldorfer Integrationspreis würdigte das Projekt mit einem zweiten Platz. 2. Projekt: Sprachcafé für Frauen mit Kinderbetreuung Frauen mit Migrationshintergrund erhalten die Möglichkeit, alltägliche Gesprächssituationen einzuüben und ihren Wortschatz zu erweitern. Dabei geht das Sprachcafé inhaltlich weit über einen reinen Sprachkurs hinaus und bindet Institutionen des Sozialraumes mit ein, welche den Teilnehmerinnen gezielt vorgestellt werden. Besondere Berücksichtigung finden auch Fragen der Erziehung und Bildung. Eine Kinderbetreuung sowie soziale Beratung ergänzen das Angebot. Gruppenarbeit zum Thema: Welche Faktoren sind wichtig, damit Jugendarbeit zur Integration junger Menschen beitragen kann? n n n n n n n n n n n n n Anforderungen an das Personal: mehr muttersprachliche Fachkräfte, mehr männliche Fachkräfte sowie in der interkulturellen Jugendarbeit erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Das Image der Jugendarbeit und ihrer Angebote verbessern, bei Eltern mit Migrationshintergrund mögliche Vorbehalte abbauen Veranstaltungsräume bereitstellen und austauschen Tandemprojekte und Patenschaftsprojekte (Aufsuchende) Elternarbeit (diese wird nicht immer von Seiten der Jugendlichen gewollt, ist aber wichtig um Vertrauen aufzubauen und die Einrichtung vorzustellen) Finanzielle Wertschätzung der geleisteten Arbeit Vorhandene Ressourcen durch bessere Vernetzung optimaler nutzen Projekte und Angebote für die Zielgruppe der Jungen (zum Beispiel Sport zum Austoben) Enge Zusammenarbeit mit der Schule und mit Sportvereinen (gute Vernetzung im Sozialraum) Mit der Förderung von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund so früh wie möglich beginnen Einsatz von Sprach- und Kulturmittlern bei der Elternarbeit Weniger kognitive Maßnahmen, sondern Projekte mit Erlebnischarakter, die Kennenlernen und Empathie ermöglichen Ressourcenorientierter Ansatz anstelle einer Defizitorientierung Fazit Besondere Zugänge zur Lebenswelt zugewanderter Kinder und Jugendlicher bietet das Medium der Kunst und Kultur für die pädagogische Arbeit. Bewährt haben sich hierbei Angebote, die gemeinsame Erlebnisse schaffen und den Jugendlichen Erfolgsmöglichkeiten bieten. Diese emotionalere Herangehensweise bietet Chancen, neue Identifikationsbezüge und Zugehörigkeiten herzustellen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, welche selber über einen Migrationshintergrund verfügen, bilden eine weitere wichtige Brückenfunktion. Die lokale Netzwerkarbeit soll intensiviert werden, um Migrantenvereine, aber auch zugewanderte Eltern besser in die Arbeit einzubinden, die Kooperation mit Schulen weiterzuführen und dem steigenden Bedarf an Veranstaltungsräumen gerecht zu werden. à 31 à 6.3 OpenCities „Strategien für eine offene Stadt“ Workshop 3 Begrüßung durch Uwe Kerkmann, Leiter des Wirtschatfsförderungsamtes Uwe Kerkmann führt in die Thematik ein und erläutert das Interesse des Wirtschaftsförderungsamtes an dem Projekt OpenCities. Bereits seit drei Jahren beteiligt sich die Landeshauptstadt Düsseldorf an dem EU-Projekt OpenCities. Düsseldorf ist bereits eine internationale und offene Stadt und durch den zu erarbeiteten Maßnahmenkatalog wird die Attraktivität Düsseldorfs für internationale Zuwanderung vor dem Hintergrund eines globalen Wettbewerbes weiter ausgebaut und im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung gestärkt. Mit seiner Offenheit für Zuwanderung untersucht das Projekt zwei bedeutsame Standortfaktoren im globalen Wettbewerb: Humankapital und Kreativität. Dabei richtet das Projekt seinen Fokus auf alle Zuwanderergruppen: Neben den „klassischen“ Migrantengruppen werden auch beispielsweise Briten, Japaner und Niederländer mitberücksichtigt. Mit der Gewinnung qualifizierter Bevölkerungsgruppen soll ein Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung geleistet werden, von dem die Bürgerinnen und Bürger, die Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die Zugewanderten profitieren. Vorstellung des Projektes OpenCities durch Stefanie Bolten (Internationale Angelegenheiten im Wirtschaftsförderungsamt): Das Projekt OpenCities wurde durch das British Council (internationale Organisation für Bildung und Kultur) initiiert und aus EU-Mitteln im Rahmen des URBACT-Programms finanziert. Die Landeshauptstadt Düsseldorf beteiligt sich in Kooperation mit weiteren europäischen Partnerstädten an diesem internationalen Projektverbund. Durch die Entwicklung eines Messinstrumentes zur Darstellung der Offenheit von Großstädten im internationalen Vergleich leistet das OpenCitiesProjekt eine Analyse des positiven Beitrages, den eine internationale Bevölkerungsstruktur für den à 32 Erfolg von Städten erbringt. Hiermit sollen die positiven Aspekte von Zuwanderung sichtbar gemacht werden. Das Projekt bietet Kommunen einen strukturierten Rahmen, um darüber zu reflektieren, wie sich ihre Attraktivität für Zugewanderte erhöhen lässt. Ebenso wird die Fragestellung thematisiert, welche Integrationsangebote bereitzustellen sind, um Zugewanderte anzuziehen und längerfristig an die Stadt zu binden. Die Projektarbeit basiert auf folgender Definition von Offenheit: Offenheit ist die Fähigkeit einer Stadt, internationale Bevölkerung anzuziehen und diese in die Lage zu versetzen, zum Erfolg einer Stadt beizutragen. Auf europäischer Ebene tauschen sich die Projektpartnerstädte zu bewährten Praxisbeispielen aus. In den Kommunen unterstützen örtliche Projektgruppen mit Vertretern von Unternehmen, der Industrie- und Handelskammer, unterschiedlicher Bereiche der Verwaltung, Verbänden und Hochschulen die Erarbeitung lokaler Strategien. Diese lokalen Handlungspläne wurden am 25. Mai 2011 im Rahmen einer Abschlusskonferenz in Brüssel vorgestellt. Gruppenarbeit zu folgenden Themen: Was läuft in Düsseldorf bei der Integration sehr gut? n Welcome Feeling n Reichhaltiges Angebot von Vereinen und der LIGA der Wohlfahrtsverbände n Sportveranstaltungen n Finanzielle Förderung n Einbindung von Migrantenselbstorganisationen in die Integrationsarbeit und Stadtentwicklung n Gute Kooperation und Vernetzungsstrukturen Wo hat Düsseldorf Schwachstellen bei der Integration? n Integration ist noch kein Querschnittsthema n Fremdenfeindlichkeit und Vorurteile des Einzelnen n Fehlende behördliche Willkommenskultur n Homogener Blick auf Zuwanderung insgesamt und die Migrantin / den Migranten n Ethnozentrierter Blick statt effektive Kriterien zur Förderung von Integration n Freundlichkeit im Alltag sowie Hilfsbereitschaft n Schwachstellen aufzeigen und / oder Entwicklungsansätze suchen und verstärken n Zugang zu Angeboten und Leistungen n „Hilfe-zur-Selbsthilfe-Gedanken“ stärken Was müsste die Landeshauptstadt Düsseldorf für eine gelingende Integration entwickeln? n „Yes, I can“-Einstellung von Zugewanderten fördern n Interkulturelles Quartiersmanagement n Frauen und Männer als unterschiedliche Zielgruppen betrachten und gemeinsam Projekte auf Augenhöhe entwickeln n Abbau von Vorurteilen insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen n Berufliche Förderung von Zuwanderern mit nicht anerkannten Berufsabschlüssen n den Blickwinkel mit Unterstützung von Diversity-Konzepten schärfen und Aufbau einer bereichsübergreifenden Zusammenarbeit hierzu n Patenschaften mit beziehungsweise für Jugendliche organisieren n Gelegenheiten zur interkulturellen Begegnung und zum Sprachtraining schaffen (zum Beispiel durch Tandemvermittlung) Fazit Der Workshop stellte die Ziele des OpenCitiesProjektes vor und erarbeitete ein Brainstorming zum Stand der gegenwärtigen Integrationsarbeit in der Landeshauptstadt Düsseldorf. Die Fragen und Ziele des OpenCities-Projektes beinhalten einen gelungenen Brückenschlag zwischen Themenstellungen der Wirtschaftsförderung und der kommunalen Integrationsarbeit. Die Arbeitsergebnisse aus dem Workshop wurden den Mitgliedern der Projektgruppe zur Kenntnis gegeben und fließen somit direkt in die weitere Arbeit des OpenCitiesProjektes ein. Das Projekt OpenCities verfolgt das Ziel, zu den Themen „Leadership und Governance“, „Integration und Inklusion“ sowie „Internationalisierung“ einen lokalen Handlungsplan zu entwickeln und ihn politisch abzustimmen. Hierdurch werden neue Impulse für die kommunale Integrationsarbeit entwickelt und ein vielversprechender Beitrag zur bereichsspezifischen Fortführung des Gesamtstädtischen Integrationskonzeptes geleistet. Wie können wir eine positive Wahrnehmung von Zugewanderten erreichen? n Uns aufeinander einlassen und sich gegenseitig die eigene Geschichte erzählen (interkulturelle Begegnungen) n Mehr Migrantinnen und Migranten in der Stadtverwaltung einstellen und die Ausbildungsberufe offensiv bei dieser Zielgruppe bewerben n Interkulturelle Kontakte (Schule, Sport) insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen n Anerkennung von ausländischen Berufs- und Bildungsabschlüssen n Potenziale der Zuwanderer positiv nutzen à 33 à 7. Projekttische Vorstellung gelungener Praxisbeispiele der Verbände der freien Wohlfahrt AWO – „Präventiv- und Sozialaktion gegen politischen und religiösen Radikalismus“ DPWV/IMAZ e.V. – „Nachbarschaftslotsen“ und „Migrationsfachdienst“ Ein Projekt zur Unterstützung des Dialogs und der Toleranz, das dem Versuch radikaler Kräfte, Jugendliche für extremistische Ziele zu missbrauchen, entgegenwirkt. „Nachbarschaftslotsen“ in Rath: Praktische Integration und interkultureller Austausch durch Kooperationen und Motivation zur aktiven Beteiligung am Stadtteilleben. „Migrationsfachdienst“: Individuelle und passgenaue Beratung, Gruppenangebote und Informationsveranstaltungen speziell für Frauen und deren Familienangehörige. Caritas – „Be taf“ und „Väterstolz“ „Be taf“: Beratung alleinerziehender Frauen mit Migrationshintergrund zur Förderung einer unabhängigen Existenz und Erarbeitung neuer Lebensentwürfe sowie Handlungsspielräume. „Väterstolz“: Ein gemeinwesenorientiertes Projekt im Stadtteil Rath unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer und interkultureller Hintergründe, zur Intensivierung der Vater-Sohn-Beziehung und Begleitung im Integrationsprozess. DRK – „InGe“ Interkulturelle Gesundheitsaufklärung Migrantenfamilien und Mitarbeitende in Tageseinrichtungen für Kinder werden über die wichtigsten Gesundheitsthemen informiert. Dies hilft den Eltern, sich im Gesundheitssystem zurechtzufinden und so die Gesundheit ihrer Kinder besser zu fördern. Diakonie – „Coach-Mi“ Kulturmittlerinnen, die Berufserfahrung im deutschen Gesundheitssystem haben und die Deutsch und weitere Sprachen fließend sprechen, helfen, kulturelle Unterschiede und Sprachbarrieren zu überwinden, denn diese können gefährlich werden, wenn es um die Gesundheit geht. à 34 Jüdische Gemeinde – „Hatikwa“ Ein Selbsthilfeprojekt für Migrantinnen und Migranten mit einer Behinderung und ihre Angehörigen, das den Spracherwerb fördert und gleichzeitig der Beratung, Unterstützung und Freizeitgestaltung dient. à àà à 35 Herausgegeben von der Landeshauptstadt Düsseldorf Der Oberbürgermeister Amt für soziale Sicherung und Integration Verantwortlich Roland Buschhausen Redaktion Dorothea Radler Layout und Druckbetreuung Medienservice, Stadtbetrieb Zentrale Dienste Fotos Amt für soziale Sicherung und Integration, Real Image, Fotolia IX/11 www.duesseldorf.de