Von der Schweiz nach «Little Switzerland

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Von der Schweiz nach «Little Switzerland
03_03/06_DoXMobil VW
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Nr. 2/2006
Mobilität hat vielerlei Aspekte: Sie ist eine der wichtigsten Errungenschaften unserer Gesellschaft. Sie ist Anlass und Ursache von Umweltbelastungen. Sie ist im medizinischen Sinn ein
hohes und bei älteren Menschen ein oft nicht mehr erreichbares Ziel. Sie ist Grundlage wirt-
schaftlicher Prosperität. Mobilität in unserer neuen Rubrik wird viele der genannten und
manch andere Aspekte streifen. Betreut wird die Rubrik «DoXMobil» vom renommierten
Fachjournalisten Beat Winterflood.
Mit dem VW Phaeton V10 Diesel die Kraft der Berge erleben
Von der Schweiz nach «Little Switzerland»
Die Berge und Seen des LakeDistrict in Nordengland faszinierten
nicht nur Mineure, Kletterer und
Rennbootfahrer Donald Campbell,
sondern auch Liebhaber der Country-House-Hotels. Die Fahrt von der
Schweiz nach England und die
Begegnungen mit liebenswürdigen
Menschen bleiben für immer in
guter Erinnerung.
Kletterer, Bleistifte und
Rennbootfahrer
«Bevor das Wasdale Head Inn im 19. Jahrhundert zur Unterkunft für Berggänger
wurde, diente es als Bauernhaus», erklärt Howard Christie. «Das Gasthaus gilt
als die Geburtsstätte der Bergkletterei.»
Hautnah erleben wir auf alten Fotos die
erste Besteigung des spektakulären Nape Needle durch Haskett-Smith am 29.
Juni 1886. Unsere Blicke bleiben an den
rund 100-jährigen Aufnahmen von Matterhorn, Gornergrat und Tschierrvahütte am Piz Bernina hängen. «Zu viktorianischen Zeiten gehörte es zum guten Ton,
dass man nach den Gipfeln des Lake-District auch die Schweizer Berge bestieg.
Blick von Great Gable Richtung Wastewater mit Wasdale Head Inn.
fit machte Borrowdale weltbekannt.» Erste Bleistifte aus dem Tal tauchten bereits 1565 in Zürich auf. Es entstand eine florierende Industrie, in den Minen
wurden jährlich bis zu 80 Tonnen Grafit
abgebaut. Geblieben ist die Cumberland
Pencil Company, welche die bei Künstlern geschätzten Derwent-Stifte herstellt.
Im angegliederten Cumberland Pencil
Museum (www.pencils.co.uk) werden wir
in die Geheimnisse der Farb- und Blei-
(Bild: Beat Winterflood)
stiftherstellung eingeführt. Faszinierend
ist der während des Zweiten Weltkriegs
hergestellte Bleistift für die Piloten der
Royal Air Force mit Minikompass und
eingerollten Landkarten.
Entdeckungen in Keswick
«Mit dem Bau der Eisenbahn 1856 wurde Keswick für Ober- und Mittelschicht
aus den englischen Industriezentren
innert weniger Stunden erreichbar», er-
zählt Derek Harrison. Villen wie sein «Underscar Manor» entstanden. Während wir
an jenem kalten Wintertag gemütlich neben dem Kaminfeuer in der Lounge sassen und uns mit Derek und seiner Frau
Pauline unterhielten, amtete Chef Robert
in der Küche. Es gab frische Pilzravioli,
ein butterzartes Thunfischsteak in Begleitung von Rösti, Spinat und Spargeln.
Zum Dessert präsentierte Robert sein unwiderstehliches «Brioche». Nach Keswick
sind es rund drei Kilometer. Der Marktort
lädt zum Bummeln ein. Bryson’s Tea
Room ist eine gute Adresse für einen
Afternoon Tea oder eine feine Crèmeschnitte. John Bryson war es, der vor
über 30 Jahren bei der Konditorei Rohr
in Schaffhausen arbeitete, um seine
Backkünste zu perfektionieren. Für
Freunde des Theaters und der Musik gibt
es am friedlich daliegenden See Derwent
Water das renommierte «Theatre by the
lake» (www.theatrebythelake.com), wo
Opern, Operetten, Tänze und Konzerte
aufgeführt werden.
Verliebt in die Seenlandschaft
«Der Lake Ullswater mit seiner einmaligen Einbettung in die Berg- und Hügellandschaft faszinierte nicht nur Maler
und Naturliebhaber, sondern auch die
Donald Campbell C.B.E.
Fürstlich unterwegs
Donald Campbell im Cockpit von Bluebird K7
im Jahr 1958. (Bild: North West Evening Mail)
Im Abraham’s Restaurant des Wasdale Head Inn begeistert
nicht nur die Gastronomie, sondern auch die historischen
Kletterbilder aus der Schweiz und aus England.
(Bild: Beat Winterflood)
Auf solchen Alpenexpeditionen wurden
Fotografen, wie zum Beispiel Georg Abraham aus Keswick, mitgenommen.» Vom
Wasdale gelangt man zu Fuss in einer
leichten Tagestour ins benachbarte Borrowdale, wo wir zuerst auf den Langstrath-Pub stossen. «Der schwarze Holzbalken in der Mauer, der zirka 1.20 Meter über dem Fussboden verläuft, war vor
400 Jahren, als das Haus gebaut wurde,
Teil des Türrahmens», erklärt Beizer
Gary MacRae. Lange bevor Bergsportler
die Gegend entdeckten, wurde hier Bergbau betrieben. «Die Entdeckung von Gra-
Der VW Phaeton überzeugt als Langstreckenlimousine.
Der grosse Volkswagen zeichnet sich aus durch ein
harmonisches Zusammenspiel zwischen Technik und
Lebensraum: Die unscheinbare, jedoch 5,2 Meter lange Limousine lädt geradezu ein, bewegt zu werden.
Einmal installiert im Ledergestühl, nehmen alle vier
Insassen eine majestätische, leicht erhöhte Sitzposition ein. Das Fahrzeug gibt es in vier Triebwerksvarianten – drei Benziner und ein Diesel. Unser Favorit
ist eindeutig der 10-Zylinder-Diesel, eine Meisterleistung der Ingenieure um Porsche-Enkel Ferdinand
Piech. In unserem Test über 3000 Kilometer, welcher
uns bis in den Lake-District in Nordengland führte,
schätzten wir den Langstreckenkomfort mit praktisch
keinen Windgeräuschen auch bei hohen Geschwin-
(Bild: Beat Winterflood)
digkeiten, die Spurstabilität, die übersichtlich-tiefe
Silhouette, sowie die beruhigende Atmosphäre. Dies
ohne den Bezug zur Umwelt zu verlieren. Drehzahlen
über 2000 sind selten, und bereits ab 800 Umdrehungen ist die Kraft des ruhig schnurrenden 10-ZylinderDiesels deutlich spürbar. Unser positives Gesamtbild
wird abgerundet durch den Test-Mischverbrauch von
9,5 Litern und der auf 12 Jahre angesetzten Rostgarantie. Mit dem 90-Liter-Tank konnte der rund 1000
Kilometer von der Schweiz entfernte Lake-District via
Fähre nach Hull problemlos ohne Tankstopp erreicht
werden. Auf Langstrecken liegt der Verbrauch des 2,5
Tonnen schweren Allradlers bei verblüffend tiefen 8,3
Litern Diesel.
Donald Malcolm Campbell wurde am 23. März
1921 in Povey Cross, Horley, in der südenglischen
Grafschaft Surrey geboren. Bereits sein Vater Sir
Malcolm Campbell war mit seinen Rekorden zu
Wasser und zu Land weltbekannt. Nach dessen Tod
im Jahr 1949 nahm Donald die Renntradition seines Vaters auf. Für seine Spitzenleistungen für sein
Vaterland erhielt Donald Campbell 1957 die Medaille Commander of the British Empire C.B.E. Bis
zum heutigen Tag ist Donald Campbell weltweit der
einzige Mensch, welcher im gleichen Jahr einen
Geschwindigkeitsrekord zu Land und zu Wasser erzielte: 1964 erreichte sein Boot Bluebird K7 auf
Lake Dumbelyung, Australien, eine maximale Geschwindigkeit von 276,3 mph (444,6 km/h), sein
Auto Bluebird CN7 auf dem Salzsee Lake Eyre, Australien, die Geschwindigkeit von 403,1 mph (648,6
km/h). Beim Versuch, auf dem Wasser die Grenze
von 500 km/h zu überschreiten, verunfallte Donald
Campbell am 4. Januar 1967 auf Coniston Water,
England, tödlich.
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Von der Schweiz nach «Little Switzerland»
Buchtipps
Anreise
P&O Ferries bietet eine bequeme Nachtfähre von
Zeebrugge in Belgien nach Hull in Nordengland
an. Das Schiff legt um 19 Uhr ab und kommt um
8 Uhr an. Buchungen unter www.Poferries.com
oder im Reisebüro.
Harry Griffin: «The Coniston Tigers, Seventy Years
of Mountain Adventure», Sigma Press, ISBN
1-85058-752-3.
Steve Holter: «Leap into legend. Donald Campbell
and The Complete Story of the World Speed Records», Sigma Press. ISBN 1-85058-804-X.
Infostelle
VisitBritain, Hackescher Markt 1, D-10178 Berlin,
Tel. 0049- 844 007 007.
Internet: www.visitbritain.com
Bergausrüstung
Bei George Fischer in Keswick – im ehemaligen Studio des legendären Fotografen Georg Abraham –
können Besucher aus dem Ausland kostenlos Bergschuhe ausleihen. Tel. 0044-1756 794 305.
Internet: www.georgefischer.co.uk.
Wo Träume wahr werden
Geheimtipps im Lake-District
Donald Campell mit Rennboot K7 auf dem spiegelglatten Lake Coniston.
Echte Schweizer Küche
Coach House Swiss Restaurant: Das versteckt gelegene Restaurant befindet sich auf halbem Weg zwischen Carlisle und Cockermouth im Weiler Mealsgate. Zwei Ferienwohnungen. Tel. 0044-16973 71388.
beiden Weltrekordfahrer Malcom und
sein Sohn Donald Campbell», errinnert
sich John Bryson. Während ihre Boote
K3 und K4 mit Rolls-Royce-V12-Motoren
des Typs R angetrieben waren, kam beim
K7 erstmals eine Gasturbine zum Einsatz. Am 23. Juli 1955 erreichte Donald
Campbell auf dem rund 13 Kilometer langen See mit seiner Bluebird K7 den damaligen Weltrekord von über 320 Stundenkilometern. Heute sehen wir auf dem
See nur noch Segelschiffe und die Ullswater Steamers (www.ullswater-steamers.co.uk). Das älteste Schiff hört auf
den Namen «Lady of the Lake», welche
1877 gebaut wurde. Ein weiteres Erlebnis ist die Autofahrt über den schroffen
Kirkstone Pass ins geschäftige Ambleside und weiter nach Hawkshead. Ganz in
der Nähe des Orts mit seinem schmucken
Zentrum treffen wir auf Hill-Top, wo
Beatrix Potter (1866–1943) lange Zeit lebte. Dort entstanden Geschichten wie «The
Tale of Peter Rabbit». Beatrix Potter
wuchs in London auf, verliebte sich jedoch schon bald in den Lake-District, wo
Wo Donald Campbell wohnte
Coniston Lodge: Heute ein kleines, gemütliches
Hotel. Als Privathaus der Familie Robinson diente
es früher Rennbootfahrer Donald Campbell, seiner
Frau Tonja und Tochter Gina als Wohnung in Coniston. Besitzer Anthony Robinson ist ein absoluter
Campbell-Kenner. Tel. 0044-15394 41201.
Internet: www.coniston-lodge.com.
Bergler-Ambiente
Wasdale Head Inn: Zuhinterst im Wasdale treffen
wir auf einen Gasthof, wo Kate und Howard Christie «Cumberland home made cooking» anbieten.
Hausbrauerei «Great Gable Brewing Co.». Zimmer
und Ferienwohnungen. Tel. 0044-19467 26229.
Internet: www.wasdale.com.
Wohnen in der Villa
Underscar Manor: Die an den Abhängen des 931 Meter hohen «Skiddaw» 1860 gebaute, etwas ausserhalb von Keswick gelegene Villa, ist bekannt für die
feine Küche und die herzliche Bedienung. Im Haus
gibt es elf Zimmer. Tel. 0044-17687 75000.
(Bild: Paul Allonby)
sie als Schriftstellerin und Bäuerin arbeitete.
Für Leute mit Heimweh
«Während der Zeit, als ich im damaligen
Lodor Swiss Hotel im Borrowdale arbeitete, entdeckte ich die zerfallenen Stallungen von Whitehall Manor», errinnert
sich der aus Kerzers stammende Ueli Mäder. «Im Jahr 1984 entschlossen wir uns,
daraus ein Spezialitätenrestaurant zu
machen.» Auf der Karte finden wir Spezialitäten wie Zürcher Ratsherrentopf und
Cordon-bleu. «Viele Engländer kennen
Kalbfleisch und Rahmsaucen nicht», ergänzt Mäder während er in der Küche den
Kartoffelstock auf den heissen Tellern
anrichtet. «Ein Evergreen ist mein Käsefondue, welches es von Mittwoch bis Frei◆
tag gibt.»
Dipl. Ing. Beat Winterflood
Publizist BR, Buchautor
P.O. Box 85, 8614 Bertschikon
Tel. 044-932 70 60, Fax 044-972 32 12
E-Mail: [email protected]
Autor Beat Winterflood beschreibt in seinem Werk
rund 100 Häuser in Nordengland und Schottland.
Jedem Haus sind zwei Seiten gewidmet: Nebst der
Geschichte des Hauses, Speis und Trank wird der
Leser in die Umgebung und die Sehenswürdigkeiten eingeführt. Unter der Auswahl befinden sich
auch bekannte Häuser, die mit der Seefahrt in Verbindung stehen. So z.B. Dunsley Hall in der Heimat
von James Cook und erbaut von einem Schiffsmagistraten, das Western Isles Hotel auf der Insel
Mull, im 2. Weltkrieg Ausbildungsposten der Royal
Navy und Pool House im Nordwesten Schottlands,
wo Margaret Harrison – eine Verwandte des Titanic-Kapitäns Peter Smith – die Gäste verwöhnt.
Eine geografische Übersichtskarte sowie genaue
Wegbeschreibungen ermöglichen die Ankunft per
Auto.
Hoffmann Verlag, Gerlingen b. Stuttgart.
ISBN 3-935834-09-8. Fr. 30.50.
Lederausgabe ISBN 3-935834-10-1. Fr. 37.–.
Bezug über www.hoffmann-verlag.de oder in
jeder Buchhandlung.