Rundbrief 19 - Kompetenznetz Leukämie
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Rundbrief 19 - Kompetenznetz Leukämie
Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien 19 Oktober 2014 Vorwort Prof. Hehlmann Grußwort Informationszentrum Ergebnisse der randomisierten CML-Studie IV Der MDS-spezifische Komorbiditäten Index ist innerhalb der IPSS-R Risikogruppen von statistischer Bedeutung Kosteneffektivitätsanalyse von Arsentrioxid in Kombination mit ATRA bei APL Allosterische Inhibition von BCR-ABL: Ein neues Therapieprinzip bei Philadelphia Chromosom-positiven Leukämien CDK6-Blockade als neuer Ansatz in der Therapie MLL-rearrangierter akuter Leukämien Neuer epigenetischer Therapieansatz mit ATRA bei AML: TCP-AML Studienangebot und Forschungsprojekte der Studienallianz Leukämie zur Therapie der AML Aktuelle Rezidivstudien mit immuntherapeutischen Ansätzen bei ALL NAPOLEON-Register der Deutschen AML-Intergroup Die AMLSG Biology and Outcome (BiO) Studie Update MPN-Register der SAL nach 1,5 Jahren systematischer Erfassung von Patienten mit MPN Neue Patientenbroschüre - Therapiestudien in der Hämato-Onkologie Neues von der Stiftung Leukämie MikroRNA-9 als Modulator der ERG-Expression in der akuten myeloischen Leukämie Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien Kommentierte Publikationen aus dem Netzwerk Übersicht über laufende Studien im Netzwerk Referenzen Termine Autoren Gefördert bis 2010 vom Prof. Dr. R. Hehlmann (Koordinator), Prof. Dr. D. Hoelzer (stellv. Koordinator), Prof. Dr. C. Aul, Prof. Dr. Th. Büchner, Prof. Dr. H. Döhner, Prof. Dr. G. Ehninger, Prof. Dr. A. Ganser, Dr. N. Gökbuget, Prof. Dr. J. Hasford, Prof. Dr. D. Niederwieser 1 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Editorial Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren, in dieser 19. Ausgabe des Rundbriefes des Kompetenznetzes Akute und chronische Leukämien (KNL) möchten wir Ihnen wiederum die große Bandbreite der Erforschung und der Bekämpfung der Leukämie in Deutschland darstellen und im letzten Abschnitt dieses Rundbriefes aktuelle Studien und Publikationen kommentieren. Neben neuen Therapieansätzen bei den Ph-positiven Leukämien und bei AML werden die Ergebnisse und Zwischenberichte aus den unterschiedlichen Studien vorgestellt. Weiterhin wird eine Kosteneffektivitätsanalyse bei der Behandlung der APL diskutiert. Das KNL ist seit seiner Gründung 1999 ein unabhängig agierendes Netzwerk, das bis jetzt durch öffentliche Gelder finanziert wurde. Ein Schritt in die Nachhaltigkeit und Unabhängigkeit des Netzwerkes war die Gründung der Stiftung Leukämie, die sich auch in dieser Ausgabe präsentiert unter anderem mit einem von ihr geförderten Projekt. Um die vielfältigen Aufgaben und Ziele des Netzwerkes weiterhin gewährleisten zu können, wirbt das KNL um finanzielle Unterstützung der Stiftung Leukämie durch Spenden. Gute Erfahrungen hat das KNL auch mit der Initiierung klinischer Studien und durch grundlegende Kooperationen mit der pharmazeutischen Industrie machen können. Das Informationszentrum des KNL hat ein SponsoringKonzept ausgearbeitet, dass auf positive Resonanz bei den kontaktierten Unternehmen gestoßen ist. Wir unterstützen die Verbreitung dieses Sponsoring-Konzeptes und der Kontaktdaten der Stiftung Leukämie, um weiterhin die für die Erforschung und Bekämpfung der Leukämie erforderlichen Mittel zur Verfügung zu haben. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Rundbriefes und interessante Anregungen für neue Projekte und Kooperationen. Herzlichst Ihr Prof. Dr. Dr. h. c. R. Hehlmann Koordinator des Kompetenznetzes 2 Grußwort Informationszentrum Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir freuen uns sehr, Ihnen zum 19. Mal den Rundbrief des Kompetenznetzes Akute und chronische Leukämien präsentieren zu dürfen. In diesem Jahr ist der Inhalt umfangreicher denn je: Von aktuellen Studienergebnissen über neue Therapieprinzipien und Patientenregister bis hin zu den laufenden Projekten der Stiftung Leukämie und des Informationszentrums erhalten Sie einen umfassenden Überblick über die vielfältigen Leistungen, die im vergangenen Jahr im Netzwerk erbracht worden sind. Besonders hervorheben möchten wir die Übersicht der im Netzwerk initiierten Registerprojekte, die in dieser Ausgabe des Rundbriefs zum zweiten Mal erscheint. Dank der tatkräftigen Unterstützung der Studiengruppen konnte die Liste erweitert und vervollständigt werden. In eigener Sache: Im November 2013 hat Dr. Hanna Ebert als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Informationszentrum und der AG Studienzentralen angefangen. Sie übernimmt die Aufgaben von Kristina Ihrig, die eine neue Tätigkeit im Rahmen des Deutschen Konsortiums für translationale Krebsforschung (DKTK) aufgenommen hat. Wir möchten uns abschließend herzlich bei den mitwirkenden Autoren für die interessanten Beiträge bedanken und wünschen allen Lesern viel Freude bei der Lektüre des Rundbriefs. Mit besten Grüßen Ihr Informationszentrum Dr. Nicola Gökbuget Dr. Sina Hehn Teilnehmer des KNL/ELN-Symposiums vom 4. bis 5. Februar 2014 in Mannheim. 3 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Ergebnisse der randomisierten CML-Studie IV Rüdiger Hehlmann, Sébastien Rinaldetti und Lida Kalmanti III. Medizinische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg Die Rekrutierung der CML-Studie IV wurde Ende März 2012 abgeschlossen. Seither läuft die 5-jährige Nachbeobachtungsphase für die vergleichende Überlebensanalyse. Bereits jetzt laufen Untersuchungen zu Remissionstiefe, Nebenwirkungen, Bestimmung neuer Prognosemarker und Progressionen. Der nachfolgende Bericht gibt einen Überblick über die bisher erarbeiteten Resultate. Mit 1551 Patienten ist die CMLStudie IV die zurzeit größte laufende randomisierte Studie zur Therapieoptimierung bei chronischer myeloischer Leukämie (CML). Resultate der CML-Studie IV haben bisher bereits zu grundlegend neuen Erkenntnissen beim Management der CML beigetragen. Überblick Die CML-Studie IV randomisierte Imatinib [IM] 400 mg/Tag vs. IM 400 mg/Tag in Kombination mit Interferon alpha [IFN] vs. IM 400 mg/Tag in Kombination mit niedrigdosiertem Cytarabin vs. IM 400 mg/Tag nach IFN Versagen vs. IM 800 mg/Tag. Das Studienschema ist in Abbildung 1 dargestellt. Wesentliche Ziele sind die Optimierung des zytogenetischen und molekularen Ansprechens und des Überlebens bei CML (Tab. 1). Die Patientencharakteristika finden sich in Tabelle 2. Mediane Beobachtungszeit ist aktuell 7,1 (max. 11,7) Jahre. Überlebens- und Remissionsraten nach 10 Jahren Nach zehn Jahren beträgt die Gesamtüberlebenszeit 84 %, das progressionsfreie Überleben 82 %, 92 % der Patienten haben eine molekulare Remission (MR) MR 2 nach Internationaler Skala (IS) erreicht (molekulares Äquivalent einer kompletten zytogenetischen Remission, CCR),1 89 % der Patienten eine gute (major) MR (MMR), 81 % eine MR4, 72 % eine MR4,5 und 59 % eine MR5 (Reduktion der BCR-ABL Transkripte um 2, 3, 4, 4,5 und 5 log von der standardisierten Basislinie) (Tab. 2). Imatinibdosis Patienten, die mit einer tolerabilitätsadaptierten Dosis von 800 mg Imatinib behandelt wurden, hatten nach zwölf Monaten mit 59 % eine signifikant höhere MMR-Rate erreicht als Patienten unter 400 mg (45 %, p = 0,001).2 Damit konnte gezeigt werden, dass Imatinib dosisoptimiert werden kann. 4 Tabelle 1: Ziele der CML-Studie IV. Primäre Ziele 1. Erreichen einer guten molekularen Remission zum 12-Monats-Zeitpunkt 2. Ermittlung der Überlebenszeiten, der Dauer der chronischen Phase, des failure-free survival und der Rate hämatologischer, zytogenetischer und molekularer Remissionen einer primär Imatinib-basierten Therapie im Vergleich zu Imatinib nach IFN-Versagen 3. Ermittlung der Überlebenszeiten, der Dauer der chronischen Phase und der Rate hämatologischer, zytogenetischer und molekularer Remissionen von Imatinib 400 mg im Vergleich zu Kombinationstherapien von Imatinib + IFN und Imatinib + niedrig-dosiertem Cytarabin 4. Vergleichende Ermittlung der Überlebenszeiten und der Akut- und Langzeittoxizitäten von Imatinib-basierten Therapiestrategien mit und ohne allogene Stammzelltransplantation (SZT) 5. Ermittlung der Überlebenszeiten und der Akut- und Langzeittoxizitäten einer dosisreduzierten Konditionierung im Vergleich zu einer Standardkonditionierung vor allogener SZT bei älteren Patienten (> 45-49 Jahre) Sekundäre Ziele 1. Ermittlung von Zeitpunkt und Dauer der zytogenetischen, hämatologischen und molekularen Remissionen unter den verschiedenen Therapien 2. Prüfung, wie die Qualität der hämatologischen, zytogenetischen und molekularen Remissionen mit der Überlebenszeit korreliert 3. Vergleichende Ermittlung der Akut- und Langzeittoxizitäten der verschiedenen Therapiestrategien 4. Prüfung, ob sich der Verlauf der terminalen Phase und der Phänotyp des Blastenschubs zwischen den Therapiegruppen unterscheidet 5. Ermittlung der Überlebenszeiten von Hoch-Risiko-Patienten, die mit frühestmöglicher allogener SZT behandelt werden 6. Prüfung der hämatologischen, zytogenetischen und molekularen Parameter bei IFN-resistenten Patienten nach Umsetzung auf Imatinib 7. Validierung des neuen CML-Scores oder Entwicklung eines neuen Prognosescores für eine Imatinib-Mono- bzw. Kombinationstherapie 8. Retrospektive Prüfung der Bedeutung normaler oder subnormaler Leukozytenzahlen für die Dauer der chronischen Phase und der Überlebenszeit der CML unter den verschiedenen Therapien 9. Prüfung alternativer neuer Therapieansätze bei Patienten, die therapieresistent sind oder nach den randomisierten Therapien rezidivieren (Zusatzprotokolle) 10. Prüfung einer risikoadaptierten Therapie nach Therapieversagen (Protokollergänzungen zu dieser Fragestellung folgen) 11. Prüfung des Verlaufs nach Transplantation unter Berücksichtigung der verschiedenen Vortherapien 12. Prüfung, ob sich der Verlauf von Patienten mit kompletter zytogenetischer Remission zwischen den Therapiegruppen unterscheidet 1 Pilotphase matched-pair Analyse lag das 3-JahresÜberleben der 56 Patienten, die in chronischer Phase transplantiert wurden, bei 91 %, das der 28 Patienten, die in akzelerierter Phase bzw. Blastenkrise transplantiert wurden, bei 59 %. Die transplantationsbedingte Mortalität betrug 8 %. Eine komplette molekulare Remission nach SZT wurde bei 88 % der Patienten erreicht. Das Überleben der Patienten nach Transplantation unterschied sich nicht vom Überleben der nur mit Imatinib behandelten Patienten. Hauptphase Imatinib 400 mg + AraC n = 158 Imatinib 400 mg nach IFN n = 131 R Imatinib 400 mg n = 406 Imatinib 400 mg + IFN n = 434 Imatinib 800 mg n = 422 0 1 2 3 4 5 6 Jahre 7 8 9 10 11 12 Abbildung 1: Studienplan der CML-Studie IV, N = 1551. Tabelle 2: Patientencharakteristika. Patientenzahl 1551 medianes Alter, Jahre 53 mediane Beobachtungszeit, Jahre 7,1 niedriges EUTOS Risiko 88 % 10-Jahres-Daten Gesamtüberleben 84 % progressionsfreies Überleben 82 % CCR* 79 % MR 92 % 2 MMR (MR3) 89 % MR4 81 % MR4,5 72 % MR 59 % 5 *nach Erreichen einer MMR wurde eine zytogenetische Analyse oft nicht mehr durchgeführt; Stichtag der Auswertung: 10.03.2014 Unabhängig von der Therapie hatten Patienten mit MMR nach zwölf Monaten eine signifikant bessere Überlebensprognose. Erreichen einer tiefen molekularen Remission Patienten, die mit dosisoptimiertem Imatinib 800 mg behandelt wurden, erreichten auch eine tiefe molekulare Remission (MR4,5) schneller als Patienten unter der Standarddosierung 400 mg.3 Patienten, die eine MR4,5 erreichten (dies waren mit 72 % nach zehn Jahren die Mehrheit der Patienten, bei 54 % wurde MR4,5 in zwei konsekutiven Proben bestätigt), hatten außerdem ein signifikant besseres 8-Jahres-Überleben als Patienten mit MR 2 (92 % vs. 83 %). Kein Patient, der eine bestätigte MR4,5 erreichte, hatte eine Krankheitsprogression. Das Erreichen einer MR4,5 ist ein neuer prädiktiver molekularer Marker für die Langzeitprognose bei CML. Diese Ergebnisse sind relevant für Absetzstudien, für die ein tiefes molekulares Ansprechen Voraussetzung ist. Allogene Stammzelltransplantation (SZT) nach Imatinibversagen Zur Optimierung der Überlebenszeiten von Hoch-Risiko-Patienten wurden an 84 Patienten die Resultate der allogenen SZT nach Imatinibversagen untersucht.4 In einer Zusätzliche chromosomale Aberrationen bei Diagnose Die Bedeutung zusätzlicher zytogenetischer Aberrationen bei Diagnose wurde bei 1151 CML-Patienten untersucht.5 Es wurde erstmals gezeigt, dass major-route Aberrationen bei Diagnose einen signifikant negativen Einfluss auf das Überleben und die Progression zur akzelerierten Phase bzw. Blastenkrise haben. Prädiktive Rolle des frühen molekularen Ansprechens Bei Patienten der CML-Studie IV wurde erstmals die prognostische Bedeutung des BCR-ABL-Werts zum 3-Monats-Zeitpunkt geprüft.6 Patienten mit BCR-ABL IS < 10 % nach drei Monaten haben ein 5-JahresÜberleben von 94 % gegenüber 87 % bei BCR-ABL IS > 10 % (p = 0,012). Patienten mit BCR-ABL IS < 1 % nach sechs Monaten haben ein 5-Jahres-Überleben von 97 % gegenüber 89 % bei BCR-ABL IS > 1 % (p < 0,001).7 Es konnte darüber hinaus gezeigt werden, dass der individuelle BCR-ABL-Abfall aussagekräftiger als der 3-Monats-Wert ist.8 BCR-ABL-Transkriptvarianten Eine weitere Beobachtung der CML-Studie IV ist, dass Patienten mit e14a2 (b3a2) Transkriptvarianten eine höhere kumulative Rate von MMR und MR4 aufweisen als Patienten mit e13a2 (b2a2).9 Ermittlung der Akut- und Langzeittoxizitäten In Langzeitanalysen zeigte Imatinib ein günstiges Nebenwirkungsprofil. Nebenwirkungen waren zwar häufig (8-Jahres-Wahrscheinlichkeit 73 %), aber meist leicht. Am häufigsten traten Flüssigkeitseinlagerung, gastrointesti- 5 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Ergebnisse der randomisierten CML-Studie IV Der MDS-spezifische Komorbiditäten Index ist innerhalb der IPSS-R Risikogruppen von statistischer Bedeutung Esther Schuler Klinik für Hämatologie, Onkologie und klinische Immunologie, Universitätsklinikum Düsseldorf nale Symptome, Myalgie und Hautausschlag auf (8-Jahres-Wahrscheinlichkeiten 39 %, 38 %, 24 % und 20 %). Nicht-hämatologische Nebenwirkungen Grad 3-4 traten mit einer 8-Jahres-Wahrscheinlichkeit von weniger als 3 % auf.10,11 Altersabhängige prognostische Parameter Jüngere CML-Patienten im Alter von 16-29 wiesen häufiger als ältere Patienten prognostisch ungünstige Krankheitsmerkmale auf (größere Milz, häufiger Organomegalie-bedingte Symptome, höhere Leukozytenzahlen, höherer Blastenanteil und niedrigere Hämoglobinwerte) und hatten drei Monate nach Diagnose schlechtere molekulare Ansprechraten. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 67,5 Monaten wurden jedoch keine Unterschiede im Überleben, beim zytogenetischen und molekularen Ansprechen insgesamt oder bei den Progressionsraten beobachtet.12 Bei älteren Patienten (≥ 65 Jahre) wurde im Vergleich zu Patienten < 65 Jahre festgestellt, dass unter einer verträglichkeitsadaptierten Dosierung von Imatinib 800 mg keine Verzögerung im molekularen Ansprechen eintrat wie bei Standarddosierung.13 Einfluss von Komorbiditäten und Versorgungseinrichtungen auf das Überleben Komorbiditäten haben keinen Einfluss auf die Progression, sind aber entscheidend für das Gesamtüberleben der CML-Patienten.14 In einer Untersuchung zum Einfluss der Versorgungseinrichtungen auf die Prognose der CML-Patienten wurde ein Überlebensvorteil für Patienten, die in akademischen Lehrkrankenhäusern betreut wurden, festgestellt.15 Ausblick Die Daten aller lebenden Patienten werden kontinuierlich weiter erhoben. Die Macht der CML-Studie IV erlaubt bei 400 Patienten pro Therapiearm die Erkennung eines Überlebensunterschiedes von 5 %. Die vergleichende Überlebenszeitanalyse zwischen den Therapiegruppen ist für 2017 geplant. Es ist zu erwarten, dass die weiteren Auswertungen entsprechend den Studienzielen und darüber hinaus weitere interessante Erkenntnisse zur Pathophysiologie, zum Therapieverhalten und zum Verlauf der CML zeigen werden. 6 Die myelodysplastischen Syndrome (MDS) sind eine Gruppe von Erkrankungen der hämatopoetischen Stammzellen und der Stammzellnische.16 Kürzlich wurde der Goldstandard der Prognoseerhebung - das International Prognostic Scoring System (IPSS) - in einer überarbeiteten Version publiziert (IPSS-R). Der IPSS-R basiert auf krankheitsspezifischen Parametern wie Blastenanzahl und Karyotyp.17 Parameter, die den individuellen Patienten repräsentieren, werden in der Prognosefindung häufig vernachlässigt. Einer der wichtigsten dieser Parameter sind Komorbiditäten. In früheren Arbeiten haben wir uns bereits mit den damals vorhandenen Komorbiditäten Scores wie dem Charlson Komorbiditäten Index (CCI) und dem Hematopoietic Stem Cell Transplantation Comorbidity Index (HCTCI) beschäftigt. Unsere Gruppe konnte herausarbeiten, dass beide Scores nicht optimal für das Gesamt-MDS-Kollektiv sind.18 2010 wurde der MDS-spezifische Komorbiditäten Index (MDS-CI) von der MDS-Arbeitsgruppe aus Pavia, Italien, entwickelt und mit einer Patientenkohorte aus dem Düsseldorfer MDS-Register validiert.19 Wir haben überprüft, ob der MDS-CI geeignet ist, unabhängig vom IPSS-R die Prognose von MDS-Patienten zu bestimmen. In einer retrospektiven Studie haben wir 1161 Patienten aus dem Düsseldorfer MDS-Register untersucht. Die Patienten wurden entweder mit Best Supportive Care oder krankheitsspezifischer Therapie behandelt. Patienten, die allogen transplantiert wurden, wurden nicht eingeschlossen. Die Subtypenbestimmung erfolgte nach der WHO-Klassifikation von 2008;20 zusätzlich wurden Patienten mit chronischer myelomonozytärer Leukämie (CMML)21 und refraktärer Anämie mit Blastenexzess in Transformation (RAEB-T) eingeschlossen.22 Über jeden Patienten lagen die Daten bezüglich aller fünf Komorbiditäten vor. Die Patientendaten sind in Tabelle 1 zusammengefasst. Die mit Hilfe des MDS-CI berechneten medianen Überlebenszeiten der Hoch-, Intermediär- und Niedrig-Risiko-Gruppe betrugen 39, 24 und 15 Monate (p < 0,001). Die häufigsten Komorbiditäten waren Herzerkrankungen (37 %), gefolgt von soliden Tumoren (10 %), Lungen- (9 %), Nieren- (7 %) und Lebererkrankungen (4 %). Männliche Patienten litten signifikant öfter unter Komorbiditäten als weibliche Patienten (p = 0,001). Insbesondere trifft das für Herz- und Lungenerkrankun- gen zu (42 % vs. 30 % (p < 0,001) und 11 % vs. 6 % (p = 0,002)). Das Gesamtüberleben männlicher Patienten (p = 0,002) und das innerhalb der Niedrig-Risiko-Gruppe (p = 0,02) war kürzer als das weiblicher Patienten. Der IPSS-R berechnet für 506 Patienten zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ergab folgende mediane Überlebenszeiten für die Risikogruppen: 105, 70, 36, 14 und 8 Monate (p < 0,001); die Überlebenszeit der Gesamtkohorte war 37 Monate. Die IPSS-R Niedrig-Risiko-Gruppe wurde durch den MDS-CI in drei Gruppen mit medianen Überlebenszeiten von 92, 63 und 36 Monaten (p < 0,0001) aufgeteilt. Nachdem wir die beiden Niedrig-Risiko-Gruppen zu einer Gruppe zusammengefasst hatten (n = 221), trennte der MDS-CI diese Gruppe ebenfalls auf: 98, 70 und 45 Monate, (p = 0,005) (Abb. 1). Ebenfalls zusammengefasst wurden die Patienten der intermediären und der beiden Hoch-Risiko-Gruppen (n = 285). Die medianen Überlebenszeiten waren 22, 21 und 7 Monate (p = 0,017) (Abb. 1). Im Cox-Regressionsmodell werden die fünf IPSS-R Risikogruppen und die MDS-CI Niedrig- und Intermediär-Risiko-Gruppen berücksichtigt. In der Vorwärtsanalyse des COX-Regressionsmodells sind MDS-CI und IPSS-R unabhängig voneinander prognostisch wichtig. 859 von 1161 Patienten (74 %) verstarben während der Beobachtungszeit. 402 Patienten von 516 Patienten, bei denen die Todesursache bekannt war, verstarben MDS-bedingt (78 %), die übrigen 114 Patienten nicht MDS-bedingt. Interessanterweise verstarben in der MDSCI Niedrig-Risiko-Gruppe 84 % der Patienten MDS-bedingt, 75 % der Patienten in der intermediären Risikogruppe und 67 % der Patienten in der Hoch-Risiko-Gruppe (p = 0,002). In einer großen Kohorte bestehend aus 506 MDS-Patienten konnten wir in univariater Analyse zeigen, dass der MDS-CI in der Lage ist, die IPSS-R Niedrig-Risiko-Gruppe und die zusammengefassten Gruppen einerseits bestehend aus IPSS-R Sehr-Niedrig- und Niedrig-Risiko-Patienten und andererseits aus den Intermediär-, Hoch- und Sehr-Hoch-RisikoPatienten, noch weiter bezüglich der Prognose aufzutrennen. In der multivariaten Analyse konnten wir zeigen, dass der MDS-CI unabhängig vom IPSS-R ist. Außerdem konnten wir zeigen, dass in der MDS-CI Hoch-Risi- Tabelle 1: Patientendaten. n n in % Geschlecht männlich 677 58 weiblich 484 42 > 60 1003 86 > 70 671 58 > 80 206 18 > 10 471 41 8-10 394 34 <8 251 21 fehlend 45 4 > 100.000 649 56 50.000-100.000 254 22 < 50.000 200 17 fehlend 58 5 Alter HB in g/dL Thrombozyten Zahl neutrophiler Granulozyten in /µL > 800 707 61 < 800 154 13 fehlend 300 26 Blasten im Knochenmark <3 429 37 3-4 229 20 5-10 235 20 > 10 267 23 fehlend 23 2 583 50 MDS-CI low risk group intermediate risk group 419 36 high risk group 159 14 very low risk group 64 13 low risk group 157 31 intermediate risk group 127 25 high risk group 83 17 very high risk group 75 14 IPSS-R Abbildung 1: Kaplan-Meier-Kurve der zusammengefassten IPSS-R Gruppen nach MDS-CI. a) IPSS-R very low plus low risk group. b) IPSS-R intermediate plus high plus very high risk group. ko-Gruppe, das Risiko nicht MDS-bedingt zu sterben, deutlich höher ist als in der Intermediär- und Niedrig-Risiko-Gruppe nach MDSCI. Das unterstreicht die Relevanz der Komorbiditätenerfassung und insbesondere die Behandlung dieser. Wir waren die ersten, die Komorbiditäten bei MDS-Patienten systematisch nach verschiedenen Scores (CCI und HCTCI) evaluiert und das Verhalten zum IPSS untersucht haben. Wir fanden heraus, dass der HCTCI dem CCI überlegen ist und dass beide Scores nicht auf alle MDS-Patienten gleich gut anwendbar sind.18 Insbesondere wird im CCI koronare Herzerkrankung nicht als Komorbidität erfasst, ebenso wie Adipositas, Infektionen und psychiatrische Erkrankungen. Sperr et al. haben ebenfalls CCI und HCTCI verglichen, und in ihrer Kohorte konnte der HCTCI die IPSS Niedrig- und Intermediär-Risiko-Gruppe weiter auftrennen.23 Die italienische MDS-Arbeitsgruppe aus Pavia entwickelte einen Score für MDS-Patienten, der mit Daten aus dem Düsseldorfer MDS-Register validiert wurde.19 Jetzt können wir anhand einer weiteren großen Kohorte bestätigen, dass der MDS-CI gut geeignet ist, um Komorbiditäten zu evaluieren. Die österreichische MDS-Arbeitsgruppe hat vor Kurzem einen Score entwickelt, der sowohl auf patienten- als auch auf erkrankungsbasierten Faktoren beruht: Komorbiditäten nach HCTCI, Ferritin, IPSS und Alter. Dieser ergibt vier unabhängige Risikogruppen.24 Zusammenfassend wurde bereits von mehreren Arbeitsgruppen gezeigt, dass Komorbiditäten wichtig sind für das Outcome von MDSPatienten. Aber brauchen wir wirklich einen weiteren Score? Wenn man Kliniker in persönlichem Gespräch fragt, ob sie Komorbiditäten erfassen, dann antworten sie in der Regel, nur gezwungenermaßen, wenn ein Patient allogen transplantiert werden soll. Wir möchten dafür werben, den MDS-CI bei allen MDS-Patienten anzuwenden, da er in Händen von verschiedenen Arbeitsgruppen zu den gleichen Ergebnissen kommt.19,25 Mit CCI und HCTCI hingegen wurden nicht deckungsgleiche Ergebnisse erzielt.18,23,25,26 Weiterhin ist der MDS-CI - wie wir gezeigt haben - unabhängig vom IPSS-R.18 Andere Arbeitsgruppen haben gezeigt, dass der MDS-CI auch unabhängig vom WHO-adaptierten Punktesystem (WPSS) ist.19,27 Komorbiditäten sind wichtig für die tägliche klinische Entscheidungsfindung. Einerseits sollten Niedrig-Risiko-MDS-Patienten, die eine kardiale Komorbidität haben, aufgrund dieser behandelt werden, denn Anämie verschlechtert den Ausgang kardialer Erkrankungen. Anderseits werden komorbide Patienten in Bezug auf die Grunderkrankung untertherapiert. Nicht-adäquate Therapie aufgrund von Komorbiditäten wurde u.a. bei Brustkrebs-Patientinnen gezeigt.28 Wir möchten hiermit dazu aufrufen, Komorbiditäten insbesondere in klinischen Studien prospektiv zu erfassen, um herauszufinden, welche Patienten mit Komorbiditäten evt. von früherer Therapie profitieren und welche Patienten mit welchen Komorbiditäten von einer MDS-spezifischen Therapie nicht profitieren, und letztlich, um MDS-Kohorten besser miteinander vergleichen zu können. 7 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Kosteneffektivitätsanalyse von Arsentrioxid in Kombination mit ATRA bei APL Richard F Schlenk1, Stefan Schönsteiner1 und Uwe Platzbecker2 für das deutsche APL-Studienkonsortium 1 Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm; 2Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Dresden In der randomisierten, offenen Phase III APL0406 Studie wurde bei Patienten mit akuter Promyelozytenleukämie (APL) mit initialer Leukozytenzahl kleiner als 10 G/L der Chemotherapie-freie Therapieansatz mit Arsentrioxid (ATO) und all-trans-Retinsäure (ATRA) mit der Standardtherapie (AIDA) nach dem GIMEMA/PETHEMA Schema mit Idarubicin und Mitoxantron in Kombination mit ATRA gefolgt von einer zweijährigen Erhaltungstherapie mit 6-Mercaptopurin, Methotrexat und ATRA verglichen. Dabei zeigte sich in der auf Nicht-Unterlegenheit gepowerten Studie ein signifikant besseres ereignisfreies und Gesamtüberleben für den Prüfarm29 sowie eine vergleichbare Lebensqualität.30 Die APL0406 Studie wurde in einem kooperativen Ansatz in Italien und Deutschland durchgeführt, so dass bei sehr unterschiedlichen gesundheitsökonomischen Rahmenbedingungen in beiden Ländern separate Kosten-Effektivitätsanalysen durchgeführt wurden. Ziel der aktuellen Analyse ist es, die Kosteneffektivität von ATO/ATRA im Vergleich zur AIDA-basierten Therapie in der Bundesrepublik Deutschland zu erfassen. Für die Kosteneffektivitätsanalyse wurden die Daten von 55 Patienten mit neu diagnostizierter APL, die in Deutschland im Rahmen der APL0406 Studie behandelt wurden, herangezogen. Im ATO/ATRA-Arm wurden 29 und im AIDA-Arm 26 Patienten behandelt. Die Kosten wurden anhand der vorliegenden Daten zu stationären und ambulanten Therapien sowie Komplikationen und deren Behandlung der einzelnen Patienten auf der Basis des deutschen DRG-Systems 2014 und EBM 2014 kalkuliert. Die Kosten für 1 mg Arsentrioxid betragen für ambulante und stationäre Therapie 46,17 €. Während der Induktionstherapie wurden alle Patienten stationär behandelt. Die mediane Aufenthaltsdauer, der Anteil der Patienten mit schweren Komplikationen (u.a. Koagulopathie, Differenzierungssyndrom, Fieber) und die mediane Anzahl an Thrombozytentransfusionen waren respektive 30 Tage (16-47 Tage) und 33 Tage (21-80 Tage) (p = 0,13), 67 % (20/29) und 81 % (21/26) (p = 0,37), 5 (0-32) und 10 (0-30) (p = 0,13) für den ATO/ATRA- und AIDA-Arm der Studie. Die mediane Menge applizierten ATO waren 290 mg (100-780 mg) im ATO-Arm. 8 Während der vier Konsolidierungszyklen im ATO/ATRA-Arm wurde in 22 % der verabreichten Therapiekurse die Behandlung stationär durchgeführt mit einer mittleren Krankenhausverweildauer von 20 Tagen. Bei acht Patienten wurde jeweils einmalig eine stationäre Behandlung aufgrund von Fieber/ Infektionen notwendig (mediane Dauer 19 Tage). Lediglich eine Thrombozytentransfusion wurde während der Konsolidierungstherapie im ATO/ATRA-Arm verabreicht. Während der drei Konsolidierungszyklen im AIDA-Arm wurde in 54 % der verabreichten Therapiekurse die Behandlung stationär mit einer mittleren Krankenhausverweildauer von 9 Tagen durchgeführt. Bei 12 Patienten wurde jeweils einmalig eine stationäre Behandlung aufgrund von Fieber/Infektionen notwendig (mediane Dauer 13 Tage). Bei 10 Patienten wurden 11 Thrombozytentransfusionen während der Konsolidierungstherapie im AIDA-Arm verabreicht. Die geplante zweijährige Erhaltungstherapie mit 24 Therapiezyklen wurde bei 15 Patienten begonnen, im Median wurden zehn Zyklen durchgeführt. Die Erhaltungstherapie wurde bei allen behandelten Patienten aufgrund prolongierter Zytopenien oder Unverträglichkeit vorzeitig abgebrochen. Insgesamt ergaben sich Kosten von im Median 85.516 € pro Patient im ATO/ATRA-Arm verglichen zu im Median 36.895 € pro Patient im AIDA-Arm. Mehr als die Hälfte der Kosten im ATO/ATRA-Arm waren durch ATO bedingt. Basierend auf der Publikation der Gesamtkohorte (Italien und Deutschland) der Studie29 ergab sich im ATO/ATRA-Arm der Studie mit 97 % und 99 % ein signifikanter Vorteil für das ereignisfreie und Gesamtüberleben nach zwei Jahren verglichen zu 86 % und 91 % im AIDA-Arm. Basierend auf diesen Daten ergab sich für das Überleben im ATO/ ATRA-Arm eine number-needed-to-treat von n = 14. Weitere Analysen zur Kosteneffektivität werden aktuell durchgeführt. Zusammenfassend ist die Therapie im ATO/ ATRA-Arm mit 2,3-fach höheren Kosten im Vergleich zur Therapie mit AIDA vergesellschaftet; allerdings müssen nur 14 Patienten mit APL mit initialer Leukozytenzahl kleiner als 10 G/L mit ATO/ATRA behandelt werden, um ein Leben basierend auf den aktuell publizierten Daten zu retten. Allosterische Inhibition von BCR-ABL: Ein neues Therapieprinzip bei Philadelphia Chromosom-positiven Leukämien Oliver G. Ottmann Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt ATP-kompetitive ABL-Inhibitoren: Therapiestandard bei der CML Die Hemmung der BCR-ABL-Tyrosinkinase (TK) Aktivität durch den TK-Inhibitor (TKI) Imatinib führt bei der Mehrzahl der Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie (CML) in früher chronischer Phase zu dauerhaften zytogenetischen und molekularen Remissionen.31 Resistenz gegenüber Imatinib ist vor allem in fortgeschrittenen Stadien der CML sowie bei der Philadelphia Chromosompositiven akuten lymphatischen Leukämie (Ph+ ALL) ein häufiges und prognostisch ungünstiges Ereignis, das in der Mehrzahl der Fälle auf eine Punktmutation in der BCR- ABL-Kinasedomäne zurückzuführen ist. Die meisten der klinisch relevanten Punktmutationen treten in der ATP-Bindungstasche auf und bedingen eine sterische Behinderung der Bindung des ABL-Kinaseinhibitors.32-34 Die ABL-Inhibitoren der zweiten Generation, Dasatinib, Nilotinib und Bosutinib, sind - ebenso wie Imatinib - kompetitive Inhibitoren von ATP, besitzen aber eine höhere Bindungsaffinität für die ATP-Bindungsstelle. Sie sind zudem wirksam gegenüber den meisten BCR-ABL-Mutationen,35 hemmen jedoch nicht die sogenannte gatekeeper Mutation T315I. Diese stellt in der klinischen Praxis ebenso wie Mehrfachmutationen ein erhebliches Problem v.a. bei der Behandlung fortgeschrittener Stadien der CML und der Ph+ ALL dar.32,36,37 Der häufigste pharmakologische Ansatz zur Überwindung dieser Resistenzen ist die Entwicklung weiterer ATP-kompetitiver ABL-Inhibitoren, die aufgrund ihrer Bindungseigenschaften Mutationen in der ATP-Bindungstasche umgehen können. Ein Hauptproblem dieser Strategie besteht darin, dass diese TKI aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit der ATP-Bindungsstelle von Proteinkinasen unspezifisch wirken.38 Dies kann sich klinisch vor allem in Form von Toxizität nachteilig auswirken. Bislang wurde trotz umfangreicher Entwicklungsarbeiten ein einziger TKI der dritten Generation mit Wirksamkeit gegenüber der T315I Mutation (Ponatinib) für den klinischen Einsatz zugelassen.39 Wirkprinzip allosterischer ABL-Inhibitoren Ein alternativer Ansatz zur Identifikation potenter und v.a. spezifischerer BCR-ABLInhibitoren beruht auf der Erkenntnis, dass Proteinkinasen oft mehrere regulatorische Domänen besitzen, die spezifisch für die einzelnen Kinasen sind und deutlich außerhalb der ATP-Bindungstasche liegen. Die Identifikation einer solchen allosterischen Bindungsstelle in der Kinasedomäne von BCR-ABL, die außerhalb der als ImatinibBindungsstelle fungierenden katalytischen Untereinheit liegt, eröffnete tatsächlich die Möglichkeit zur Entwicklung neuartiger Inhibitoren mit Wirksamkeit gegenüber Imatinib-resistentem BCR-ABL.40,41 Als entscheidende Vorarbeit diente dabei die Aufdeckung der molekularen Mechanismen, die zur Autoinhibition des normalen ABL1Moleküls führen.42 Diese beruht auf der intramolekularen Bindung eines N-terminalen Myristatrests von ABL1 an eine hydrophobe Tasche (Myristat-Bindungsstelle) in der C-terminalen Kinasedomäne. Hierdurch kommt es zu einer räumlichen Positionsänderung der α-I Helix in der Kinasedomäne und konsekutiver Ausbildung der katalytisch inaktiven Konformation von ABL1.43 Beim BCR-ABL-Fusionsprotein fehlt dagegen der N-terminale Anteil von ABL1 (einschließlich der Myristoylierungsstelle), da er infolge des Translokationsereignisses durch BCR ersetzt wird, während die Myristat-Bindungsstelle bestehen bleibt.44 Chemische Substanzen, die an die Myristat-Bindungsstelle binden, könnten demzufolge die autoinhibitorische Regulation von ABL1 wiederherstellen, die durch die BCR-ABL-Translokation verlorengegangen ist. Zudem sollte diese allosterische Inhibition von BCR-ABL prinzipiell auch bei Imatinib-Resistenzmutationen funktionieren, da es sich um eine alternative Zielstruktur handelt. Tatsächlich wurden mehrere nicht-ATP-kompetitive (allosterische) Inhibitoren entdeckt (z.B. GNF-2 und das eng verwandte Derivat GNF-5), die durch Bindung an die Myristat-Bindungstasche die Aktivität von BCR-ABL einschließlich mehrerer mutierter Formen effektiv blockierten.38 Der postulierte Wirkmechanismus und die Bindungseigenschaften von GNF-2 und GNF-5 konnten mittels kristallographischer, nuklearer Magnetresonanzspektroskopie und massenspektrometrischer Verfahren bestätigt werden. Dementsprechend haben allosterische Inhibitoren den potentiellen Vorteil, durch Kombination mit klassischen ATP-kompetitiven Inhibitoren eine stärkere Hemmung der BCR-ABL-Zielstruktur und damit größere anti-leukämische Effektivität zu erreichen. Unerwarteterweise wurden nicht alle BCRABL-Mutanten, die eine TKI-Resistenz vermitteln, durch GNF-2 als Einzelsubstanz gehemmt. Umso bemerkenswerter waren daher die Ergebnisse mehrerer Arbeitsgruppen, die demonstrierten, dass die Kombination von GNF-2 oder GNF-5 mit Nilotinib oder Dasatinib die Aktivität von T315I BCRABL synergistisch inhibierte und im murinen Xenograft Modell das Überleben der Mäuse signifikant verlängerte, obwohl die Einzelsubstanzen keinen Überlebensvorteil mit sich brachten.45 Der potentielle Stellenwert einer Kombinationstherapie mit allosterischen und ATP-kompetitiven TKI bei der aggressiven Ph+ ALL konnte unlängst in weiteren präklinischen Untersuchungen aufgezeigt werden.46,47 ABL-001: der erste allosterische ABL-Inhibitor in klinischer Prüfung Durch Weiterentwicklung der o.g. allosterischen Inhibitoren wurde kürzlich von der Firma Novartis ein neuer allosterischer ABL-Inhibitor (ABL-001) synthetisiert, der im Unterschied zu GNF-2 und GNF-5 auch die T315I Mutation hocheffektiv hemmt, ebenso wie unmutiertes BCR-ABL und die übrigen getesteten TKI-Resistenzmutationen. Das pharmakologische Profil und präklinische Untersuchungen demonstrierten zudem bei Kombination mit Nilotinib eine mindestens additive Inhibition der BCR-ABL-Kinaseaktivität, gut passend zum Einwirken auf zwei räumlich getrennte Bindungsstellen der ABLKinasedomäne. Hierauf begründet sich die klinische Erwartung, dass durch Kombination von ABL-001 mit einem ATP-kompetitiven TKI tiefere molekulare Remissionen bei einem größeren Anteil der CML-Patienten erreicht werden können. Bei Patienten mit fortgeschrittenen CML-Stadien und Ph+ ALL wird ebenfalls ein deutlich verbessertes Ansprechen mit Verhinderung der bei TKI-Monotherapie typischerweise rasch auftretenden BCR-ABL-Mutationen erwartet. First in Man Studie mit ABL-001 In diesem Jahr wurde die erste Phase I Studie mit ABL-001 bei Patienten mit CML oder Ph+ ALL begonnen (ClinicalTrials.gov identifier: NCT02081378). Primäres Ziel dieser multizentrischen internationalen Dosiseskalationsstudie ist die Etablierung der maximalen tolerablen Dosis (MTD) und empfohlenen Phase II Dosis von oralem ABL-001 als Einzelsubstanz bei erwachsenen Patienten mit CML und Ph+ ALL und Rezidiv oder Refraktärität nach TKI-Therapie oder Unverträglichkeit gegenüber zugelassenen TKI. Neben der Sicherheit und Tolerabilität werden das pharmakokinetische Profil, pharmakodynamische Parameter und präliminäre Hinweise auf Wirksamkeit erfasst. Die wichtigsten Einschlusskriterien sind a) Diagnose einer CML in chronischer oder akzelerierter Phase und Behandlung mit mindestens zwei verschiedenen TKI vor Studieneinschluss mit Resistenz, Refraktärität oder Unverträglichkeit gegenüber TKI oder b) gesicherte Diagnose einer Ph+ ALL und Rezidiv, Refraktärität oder Unverträglichkeit gegenüber mindestens einem TKI. Auch der Verlust eines molekularen Ansprechens (MR) vom Niveau einer MR4,5 wird als TKI-Versagen gewertet. Bzgl. der weiteren Ein- und Ausschlusskriterien wird auf das Kompetenznetz Akute und Chronische Leukämien und auf ClinicalTrials.gov verwiesen. Deutsche Prüfzentren sind die Universitätskliniken in Frankfurt (Leiter der Klinischen Prüfung und Prüfer: Prof. O. Ottmann) und in Jena (Prüfer: Prof. A. Hochhaus). 9 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien CDK6-Blockade als neuer Ansatz in der Therapie MLL-rearrangierter akuter Leukämien Stefan Fröhling1 und Richard F. Schlenk2 1 Abteilung Translationale Onkologie, Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) und Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg; 2Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm Therapie MLL-rearrangierter akuter Leukämien Die Therapie MLL-rearrangierter Leukämien basiert auf konventioneller Chemotherapie, an die sich in ausgewählten Fällen eine allogene Stammzelltransplantation anschließt. Die Überlebensrate von Patienten mit MLLrearrangierten akuten Leukämien beträgt 10-50 % in Abhängigkeit von weiteren Risikofaktoren und der verabreichten Postremissionstherapie.53-55 Besonders ungünstig ist die Prognose von Patienten mit refraktärer oder rezidivierter MLL-rearrangierter AML, die nicht für eine allogene Transplantation qualifizieren. Die Überlebensrate dieser Patienten nach zwei Jahren beträgt weniger als 10 % (Abb. 1). Einblicke in die molekulare Pathogenese MLL-getriebener Leukämien haben die Entwicklung neuer Therapieansätze wie der Blockade der H3K79Methyltransferase DOT1L oder des sogenannten Chromatinadapters BRD4 ermöglicht, die derzeit in klinischen Studien geprüft werden. Nichtsdestotrotz stellt die The10 Refraktär Rezidiv p < 0,0001 Allogene HSZT (n = 16) Chemotherapie (n = 13) Zeit (Jahre) Überleben (%) p < 0,0001 Überleben (%) MLL-Rearrangements bei akuten Leukämien Etwa 5 % aller erwachsenen Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) weisen eine balancierte Translokation der chromosomalen Bande 11q23 auf. Die AML mit t(9;11)(p22;q23) wird in der aktuellen WHOKlassifikation als eigene Entität geführt.48 Die t(9;11) findet sich auch häufig bei der therapieassoziierten AML, typischerweise nach einer kurzen Latenzzeit im Anschluss an eine Chemotherapie mit Topoisomerase II-Inhibitoren.49 Ebenso definiert die t(4;11) (q21;q23) einen eigenen Subtyp der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) gemäß WHO-Klassifikation, der bei 8-10 % aller erwachsenen Patienten mit B-Zell-Vorläufer-ALL nachweisbar ist.48,50 Auf molekularer Ebene führen t(11q23) zu einer Fusion des MLL-Gens, das eine H3K4-Methyltransferase kodiert, mit mehr als 70 verschiedenen Partnergenen.51 Allen bislang untersuchten MLL-Fusionen gemeinsam ist ihre Fähigkeit, hämatopoetischen Progenitorzellen leukämische „Stammzellaktivität“ zu verleihen. Diese funktionelle Eigenschaft ist eng mit der Induktion eines charakteristischen Genexpressionsprofils verknüpft,52 ein Umstand, der auf eine gemeinsame molekulare Pathogenese hinweist, die wegweisend für die Entwicklung zielgerichteter Therapien sein könnte. Allogene HSZT (n = 20) Chemotherapie (n = 26) Zeit (Jahre) Abbildung 1: Überleben von erwachsenen Patienten mit refraktärer oder rezidivierter MLL-rearrangierter AML (HSZT: hämatopoetische Stammzelltransplantation). rapie MLL-rearrangierter Leukämien weiterhin eine große Herausforderung dar, da MLL selbst nicht pharmakologisch blockiert werden kann und nur unvollständig verstanden ist, welche der durch MLL deregulierten Signalwege kritisch für die leukämische Transformation sind.56 CDK6 als neue therapeutische Zielstruktur bei MLL-rearrangierten akuten Leukämien Mit Hilfe eines systematischen funktionellgenomischen Ansatzes konnten wir kürzlich zeigen, dass MLL-rearrangierte AMLZellen eine starke Abhängigkeit von einer atypischen Funktion des Zellzyklusregulators CDK6 aufweisen, die auf eine direkte transkriptionelle Regulation des CDK6-Gens durch MLL-Fusionsproteine zurückzuführen ist (Abb. 2).57,58 CDK6-Abhängigkeit fand sich auch in einem Mausmodell einer sehr aggressiven MLL-AF9-getriebenen Leukämie sowie in primären humanen AML-Zellen mit unterschiedlichen MLL-Rearrangements. Von unmittelbarer klinisch-translationaler Bedeutung ist die Beobachtung, dass die Effekte der genetischen Suppression von CDK6 mittels RNA-Interferenz, welche in vitro und in vivo durch verstärkte myeloische Differenzierung vermittelt werden, durch den pharmakologischen CDK4/6-Inhibitor Palbociclib nachvollzogen werden können. Palbociclib befindet sich bei einer Reihe von Tumorerkrankungen wie dem östrogenrezeptorpositiven, ERBB2-negativen Mammakarzinom in klinischer Prüfung.59,60 Ähnliche Ergebnisse wurden kürzlich auch für MLL-rearrangierte ALL-Zellen berichtet,61 so dass CDK6 möglicherweise eine gemeinsame, genetisch determinierte Achillesferse dieser Leukämien darstellt. Klinische Prüfung von CDK6Inhibition bei MLL-rearrangierten akuten Leukämien Ausgehend von den unbefriedigenden Behandlungsergebnissen und der dargestellten präklinischen Rationale konzipieren wir derzeit eine Phase I/II Studie zur Prüfung der Wirksamkeit von Palbociclib bei Patienten mit neu diagnostizierter, refraktärer oder rezidivierter MLL-rearrangierter akuter Leukämie, die nicht für eine intensive Chemotherapie und eine allogene Transplantation qualifizieren. Primäre Endpunkte der Studie, die als Kooperationsprojekt mit der deutschösterreichischen AMLSG und der GMALL mit Unterstützung der Firma Pfizer durchgeführt werden wird, sind in der ersten Phase die Sicherheit und Tolerabilität von Palbociclib und in der zweiten Phase die klinische Effektivität in Form des Therapieansprechens. Weiterführende Untersuchungen im Labor zielen darauf ab, den molekularen Mechanismus der differenzierenden Wirkung von CDK6-Inhibition zu entschlüsseln und mit Hilfe von genetischen und pharmakologischen Screenings Strategien zur Wirkungsverstärkung von Palbociclib zu entwickeln, die als Basis für rationale Kombinationstherapien dienen können. A ChIP-Seq in vivo und in vitro C Morphologie, Immunophänotyp B MLL-AF9-Depletion / MLL-AF9-Überexpression Abbildung 2: CDK6-Abhängigkeit MLL-AF9-getriebener Leukämien. A: Nachweis der Bindung von MLL-AF9 an den murinen Cdk6-Locus mittels Chromatinimmunpräzipitation und nachfolgender Sequenzierung (ChIP-Seq) (KM: Knochenmark). B: Verminderte bzw. gesteigerte Expression von CDK6 nach Suppression bzw. Überexpression von MLL-AF9 in AML-Zelllinien. C: Einfluss von CDK6-Suppression auf die Morphologie und die Expression von CD11b in Zelllinien mit (THP-1, NOMO-1) und ohne (K562) MLL-Rearrangement. (This research was originally published in Blood. Placke T et al. Requirement for CDK6 in MLL-rearranged acute myeloid leukemia. Blood. 2014;124(1):13-23. © the American Society of Hematology.) Neuer epigenetischer Therapieansatz mit ATRA bei AML: TCP-AML Phase I/II Pilotstudie zu ATRA und Tranylcypromin bei Patienten mit rezidivierter oder therapierefraktärer Akuter Myeloischer Leukämie (AML), bei denen keine intensive Therapie möglich ist Petra Tschanter, Carsten Müller-Tidow Klinik und Poliklinik für Innere Medizin IV, Hämatologie und Onkologie, Universitätsklinikum Halle All-trans-Retinolsäure (ATRA) führt bei akuter Promyelozytenleukämie zu einer Differenzierung leukämischer Zellen und zu einer hohen Remissionrate. Bei anderen Formen der akuten myeloischen Leukämie (AML) ist ATRA aber deutlich weniger wirksam, weil die differenzierende Wirkung von ATRA durch verschiedene Mechanismen gehemmt ist. Ein möglicher Therapieansatz ist die Verstärkung bzw. Verbesserung der ATRA-Wirkung. ATRA bindet an den Retinolsäure-Rezeptor α (RARA) und andere nukleäre Hormonrezeptoren und führt zu einer Chromatin-Remodellierung, die die Transkription der RARA-Zielgene ermöglicht. Eine Unterstützung dieses Prozesses z.B. durch Verstär- kung der Histon H3 Methylierung an Lysinrest 4 (H3K4) könnte die therapeutische Aktivität von ATRA verbessern. Eine internationale Kooperation unter der Leitung von Arthur Zelent (London), John Dick (Toronto) und Carsten Müller-Tidow (Münster, jetzt Halle/Saale) konnte kürzlich zeigen, dass die Kombination von ATRA 11 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Neuer epigenetischer Therapieansatz mit ATRA bei AML: TCP-AML mit Hemmstoffen der Histondemethylase lysine specific demethylase 1 (LSD1) in AMLBlasten Differenzierung induziert. Dies konnte sowohl in Zellkulturexperimenten als auch in vivo in Mäusen gezeigt werden.62 Expressionsananlysen zeigten, dass die Kombinationstherapie zu einer vermehrten Expression von Genen führt, die für das myeloische Entwicklungsprogramm zuständig sind. Ein seit mehreren Jahrzehnten als Antidepressivum zugelassenes Medikament, Tranylcypromin (TCP), ist ein wirksamer LSD1Inhibitor. Die präklinischen Daten zeigen einen deutlichen Synergismus von TCP und ATRA in der Differenzierung von AML-Blasten (Abb. 1). Bezüglich der Verträglichkeit von ATRA liegen umfangreiche Daten aus vorangegangenen Studien zur APL vor. Da TCP bereits seit 60 Jahren als Antidepressivum in der Psychiatrie angewendet wird, gibt es auch für dieses Studienmedikament umfangreiche Daten zu Verträglichkeit und Nebenwirkungen. Die TCP-ATRA Studie untersucht daher die Frage, ob die orale Gabe einer Kombinationstherapie mit ATRA/TCP bei AML-Patienten zu einer Remission führt, die Differenzierung in AML-Blasten in vivo induziert und das Überleben verlängert. Die Patientenproben werden zur besseren Charakterisierung auf die Beeinflussung des Differenzierungsstatus und der Histonmethylierung untersucht. Zusätzlich zu klinischem Ansprechen werden Biomarkeranalysen durchgeführt: Differenzierung, Genexpressionsstudien und Chromatin-IP-Sequenzierung für H3K4-Methylierung sowie Polymerase II Bindung. Eingeschlossen werden Patienten mit refraktärer oder rezidivierter AML, die nicht für eine intensive Chemotherapie qualifizieren. Die Patienten erhalten eine orale Kombinationstherapie mit ATRA (45 mg/m2) und 12 Abbildung1: Die Therapie mit ATRA und TCP erhöht den Anteil CD11b+ Zellen in Zellkulturversuchen primärer AML Zellen. Die Kombinationstherapie führt morphologisch zu einer Ausdifferenzierung mit Zunahme neutrophiler Granula (Nachdruck von Schenk T et al. Inhibition of the LSD1 (KDM1A) demethylase reactivates the all-trans-retinoic acid differentiation pathway in acute myeloid leukemia. Nat Med. 2012;18(4):605-1). TCP täglich. Die Anfangsdosis von TCP liegt bei 10 mg und wird innerhalb einer Woche auf 60 mg gesteigert. Ab Tag 7 der Therapie erhalten die Patienten ATRA. Die Therapie soll kontinuierlich über 12 Monate fortgesetzt werden oder bis es zu einem Progress bzw. Rezidiv der Erkrankung kommt. Eine häufige Nebenwirkung unter der Therapie mit TCP ist das Auftreten einer Hypotonie. Während der Therapie müssen die Patienten eine tyraminarme Diät einhalten, da es sonst zu Wechselwirkungen mit TCP kommen kann, welche zu Blutdruckkrisen führen können. Sponsor der Studie ist die Universität Halle-Wittenberg und Leiter der klinischen Prüfung Prof. C. Müller-Tidow. Insgesamt sollen 16 Patienten an vier Studienzentren eingeschlossen werden. Die Rekrutierungsphase beläuft sich auf ca. 12 Monate und die Nachbeobachtungsphase der Studienpatienten auf 12 Monate. Die Studie wird von der Deutschen Krebshilfe unterstützt. BfArM-Genehmigung und positives Ethikvotum liegen vor. Beginn der Studie ist voraussichtlich September 2014. Studienangebot und Forschungsprojekte der Studienallianz Leukämie zur Therapie der AML Christoph Röllig1, Martin Bornhäuser1, Johannes Schetelig1, Christian Thiede1, Uwe Platzbecker1, Andreas Neubauer2, Andreas Burchert2, Claudia Baldus3, Albrecht Reichle4, Antony Ho5, Alwin Krämer5, Matthias Stelljes6, Kerstin SchäferEckart7, Hermann Einsele8, Volker Kunzmann8, Andreas Mackensen9, Stefan W. Krause9, Walter Aulitzky10, Carsten MüllerTidow11, Tim Brümmendorf12, Steffen Koschmieder12, Christian Brandts13, Utz Krug14, Andreas Hochhaus15, Hubert Serve13, Wolfgang E. Berdel6 und Gerhard Ehninger1 Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Dresden; 2Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Immunologie, Universitätsklinikum Marburg; 3Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie, Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin; 4Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie, Universitätsklinikum Regensburg; 5Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg, 6Medizinische Klinik und Poliklinik A, Universitätsklinikum Münster, 7Medizinische Klinik 5, Klinikum Nord, Nürnberg, 8Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Würzburg, 9Medizinische Klinik 5, Universitätsklinikum Erlangen, 10Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart, 11Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Halle, 12Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Aachen, 13Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt, 14 Medizinische Klinik 3, Klinikum Leverkusen, 15Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Jena 1 In der Studienallianz Leukämie (SAL) haben sich mehr als 50 Therapiezentren aus Deutschland und Tschechien zusammengeschlossen; das Hauptaugenmerk der klinischen Studienaktivitäten gilt der akuten myeloischen Leukämie (AML) und den myeloproliferativen Neoplasien (MPN, s. separaten Beitrag). Die Sponsor-Verantwortung der Studien wird von verschiedenen SAL-Zentren übernommen, derzeit sind dies neben der Uniklinik Dresden die Standorte Münster, Frankfurt/M. und Marburg. Zentrale Diagnostiklaboratorien befinden sich an den Standorten Dresden, Münster und Frankfurt/M. Die Studienallianz Leukämie (SAL) setzt auf eine duale Studienstrategie zur Therapie der AML, die einen Schwerpunkt weiterhin auf einer Optimierung der zur Verfügung stehenden therapeutischen Optionen (Therapieoptimierungsstudien) legt und zusätzlich in ausgewählten Krankheitsentitäten mit Erfolg versprechenden neuen Substanzen deren Stellenwert untersucht. Neben sechs aktuell rekrutierenden Studien werden zwei weitere Studien in Kürze initiiert. Die einzelnen Studienkonzepte sollen nachfolgend kurz erläutert werden. Therapie der akuten Promyelozytenleukämie (APL, AML M3) Die dem NAPOLEON-Register zugehörigen Therapieempfehlungen basieren auf einem deutschen Therapiekonsens, der sich sowohl auf Ergebnisse der italienischen und spanischen Studien als auch auf die Ergebnisse der italienisch-deutschen APL0406 Studie bezieht. Letztere führte den Nachweis einer Nicht-Unterlegenheit der Arsentrioxid/all-trans-Retinolsäure-basierten Therapie gegenüber dem Standard-AIDA-Protokoll bei Nicht-Hoch-Risiko-Patienten und wurde im vergangenen Jahr hochrangig publiziert. Das NAPOLEON-Register ist ein Kooperationsprojekt der deutschen AML-Studiengruppen, begleitet von Konsensusempfehlungen zur Therapie. PART I Study Inclusion Induction I PART II Early Response Assessment Induction II (day 15 of induction I) AML Blasts < 5% Dauno 45 Cytarabine no further induction Blasts < 5% Blasts ≥ 5% CR? R2 R1 Dauno 60 Cytarabine End of Study (day 35-42 of last in-stydy induction) Blasts ≥ 5% Dauno 90 Cytarabine Remission Assessment CR? R2 Dauno 60 Cytarabine CR? Abbilung 1: Schematische Darstellung der Randomisation in der DaunoDouble-Studie. Die APOLLO-Studie wird als BMBF-geförderte neue internationale Studie den Stellenwert von ATO in der Therapie der HochRisiko-APL untersuchen. Diese Studie wird derzeit mit deutscher Beteiligung unter Federführung der GIMEMA geplant. AML-Therapie der jüngeren Altersgruppen Während in den letzten Jahren zwei randomisierte Studien einen Vorteil von höherdosiertem gegenüber niedrigdosiertem Daunorubicin (DA) (90 mg/m2 vs. 45 mg/m2) demonstrieren konnten, steht ein Vergleich mit mittelhochdosiertem (90 mg/m 2 vs. 60 mg/m2) aus. Darüber hinaus ist der Stellenwert der Doppelinduktion bei Patienten mit gutem Ansprechen auf die erste Induktionstherapie eine weitere klinisch bedeutsame Fragestellung. Als klassischer Therapieoptimierungsansatz untersucht die seit Mitte 2014 rekrutierende DaunoDouble-Studie beide essentiellen Fragen in der Induktionstherapie unabhängig von der molekular-genetischen Risikostratifikation (Abb. 1). Dazu werden alle AML-Neudiagnosen zwischen DA90 und DA60 randomisiert und das Ansprechen am Tag 15 mittels Frühpunktion evaluiert. Gutes Frühansprechen ist über einen Blastenanteil < 5 % definiert und ermöglicht den Patienten eine zweite Randomisation, bei der über eine wiederholte Induktion mit DA45/60 oder keine zweite Induktion entschieden wird. Zur Beurteilung der Rate der kompletten Remissionen (CR) werden alle Patienten des zweiten Randomisationsschrittes am Tag 35 ihres letzten Induktionszyklus punktiert. Danach endet die Studie, so dass die Konsolidierung leitliniengemäß bzw. im Rahmen klinischer Studien gemäß der Entscheidung des teilnehmenden Zentrums stattfinden kann. 13 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Studienangebot und Forschungsprojekte der Studienallianz Leukämie zur Therapie der AML Als sekundäre Endpunkte werden die molekulare und ggf. zytogenetische Remissionstiefe sowie Überlebensendpunkte evaluiert. Je nach genetischer Risikokonstellation stehen mehrere Konsolidierungsstudien für jüngere Patienten zur Verfügung. Die DFG-geförderte ETAL1-Studie (Abb. 2) bearbeitet eine wichtige Fragestellung zur Therapieoptimierung aller Patienten mit klassischintermediärem zytogenetischem Risiko: die Rolle der allogenen Blutstammzelltransplantation (SZT). In diesem Kooperationsprojekt der Unikliniken Münster und Dresden zusammen mit den Studiengruppen AML-CG und OSHO wird in dieser Patientengruppe zum Zeitpunkt der ersten CR die primäre SZT mit einer alleinigen Cytarabin-basierten Chemo-Konsolidierung plus SZT im eventuellen Rezidiv randomisiert verglichen. Um unterschiedlich hohe therapie- und rezidivbedingte Mortalitäten in den Therapiearmen zu berücksichtigen, wurde das Gesamtüberleben vier Jahre nach Randomisation als primärer Studienendpunkt gewählt. Abbildung 2: Schematische Darstellung des Studiendesigns der ETAL1-Studie. Der Effekt des Multikinaseinhibitors Sorafenib wird im Rahmen der SORMAIN-Studie bei der prognostisch ungünstigen FLT3-ITD-Mutation zur Rezidivprophylaxe nach allogener SZT getestet (Abb. 3). Abbildung 3: Schematische Darstellung des Studiendesigns der SORMAIN-Studie. Initial FLT3-ITD-positive Patienten werden nach konsolidierender SZT für zwei Jahre entweder mit Sorafenib oder Plazebo behandelt; primärer Studienendpunkt ist das rezidivfreie Überleben. Patienten mit t(8;21)-AML werden der Günstig-Risiko-Gruppe zugeteilt, haben jedoch bei gleichzeitiger Anwesenheit einer KIT14 oder FLT3-ITD-Mutation eine schlechte Prognose durch hohe Rezidivneigung oder primär schlechtes Therapieansprechen – ein Effekt, der sich für die inv16-AML nicht sicher nachweisen lässt. Um die negative Wirkung der mutationsassoziierten Genprodukte auszuschalten, wird in der MIDOKIT-Studie (Abb. 4) der Tyrosinkinase-Inhibitor Midostaurin in Kombination mit Standardchemotherapie und als Erhaltungstherapie über ein Jahr eingesetzt, um die Prognose dieser Patientengruppe auf den Stand der übrigen core binding factor (CBF) Leukämien anzuheben. Für prognostisch ungünstige ältere Patienten ohne Transplantationsoption bietet die haploidente NK-Zell-Therapie im Rahmen der randomisiert-kontrollierten HINKL-Studie (Abb. 5) ein innovatives zelltherapeutisches Studienkonzept. Im Rahmen dieses DFG-geförderten Projekts erhalten Patienten nach einer Standardinduktion und Randomisation in den experimentellen Arm eine antiproliferative und immunsuppressive Therapie mit Fludarabin und Cyclophosphamid, nachfolgend eine Infusion mit haploidenten NK-Zellen und Interleukin-2 über neun Tage. Der antileukämische Effekt dieser Intervention wird mit einer Cytarabin-Konsolidierung im Kontrollarm verglichen. AML-Rezidiv Eine der ersten interventionellen Studien, die auch den prädiktiven Wert der minimalen Resterkrankung (MRD) und MRD-getriggerter Intervention untersuchen, ist die RELAZA2-Studie. Patienten mit MRD-Anstieg und drohendem hämatologischen AML-Rezidiv werden mit Azazitidin behandelt und bezüglich ihres MRD-Verlaufs und ihrer Rezidivneigung beobachtet. Gleichzeitig wird durch frühzeitige Spendersuche die Voraussetzung für ein tragfähiges Anschlusstherapiekonzept geschaffen. Alle teilnehmenden Studienzentren und das Angebot der SAL-Studiengruppe sind im Internet unter www.sal-aml.org verfügbar. Die Autoren des Artikels gehören der SALSteuergruppe an und möchten allen Mitgliedern der Studiengruppe für ihr großes und beständiges Engagement danken. Abbildung 4: Schematische Darstellung des Studiendesigns der MIDOKIT-Studie. Intensive AML-Therapie der höheren Altersgruppen Die TOR-AML-Studie evaluiert randomisiertkontrolliert den mTOR-Inhibitor Temsirolimus bei intensiv therapierbaren älteren AML-Patienten. Nachdem in einer Run-in-Phase zunächst die optimale Dosis der Substanz in einer Kombination mit Standardinduktionsund Konsolidierungstherapie ermittelt wird, schließt sich der randomisierte Hauptteil der Studie an. Temsirolimus/Plazebo wird jeweils einen Tag vor und nach Chemotherapie appliziert sowie wöchentlich über acht Wochen während der Erhaltungsphase. AML ≥ 60 years, First CR, High risk Haploidentical donor identified NK cell alloreactivity R Haploidentical NK cell infusion Cyclophosphamide 50 mg/kg Haploidentical NK cells (1x106 – 8x107/kg) day -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 Fludarabine 25 mg/m2/day 1 2 3 4 5 6 7 Conventional consolidation therapy with high-dose Cytarabine Cytarabine 2x1000 mg/m2/day 8 9 ..... 1 2 3 4 Interleukin 2 10 million U Abbildung 5: Schematische Darstellung des Studiendesigns der HINKL-Studie. 5 ..... Aktuelle Rezidivstudien mit immuntherapeutischen Ansätzen bei ALL Nicola Gökbuget Medizinische Klinik II, Hämatologie/Onkologie, Universitätsklinikum Frankfurt In den vergangenen Jahrzehnten konnte das Therapieergebnis bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) des Erwachsenen schrittweise verbessert werden. Die Raten der kompletten Remission (CR) liegen für Patienten bis 55 Jahren in den GMALLStudien heute bei etwa 90 % und die Langzeit-Überlebensraten bei etwa 60 %. Demgegenüber werden bei der rezidivierten oder refraktären ALL mit der ersten Salvagetherapie weiterhin nur Remissionsraten von etwa 40 % erzielt. Die Remissionsrate nimmt mit weiteren Linien der Salvagetherapie kontinuierlich ab.63 Das Gesamtüberleben nach Rezidiv konnte durch konsequente Rezidivtherapie mit anschließender Stammzelltransplantation auf 20-30 % verbessert werden, ist aber weiter unbefriedigend. Dies gilt besonders für Frührezidive, die unter laufender intensiver Therapie auftreten, für refraktäre Rezidive und Rezidive nach Stammzelltransplantation. Behandlungsstandard (SoC) bei der rezidivierten/refraktären ALL ist eine intensive Polychemotherapie, die sich an verschiedenen Merkmalen der ALL orientiert und subgruppenspezifisch festgelegt wird. Da die rezidivierte ALL häufig einen Chemotherapieresistenten Verlauf nimmt, sind Substanzen mit alternativen Wirkmechanismen von großem Interesse. Dazu gehören Antikörpertherapien gegen Oberflächenmarker wie CD19 oder CD22, die in der überwiegenden Zahl der Fälle von B-Vorläufer ALL nachweisbar sind. Zwei dieser Antikörper werden derzeit in internationalen Studien geprüft und stehen in diesem Kontext auch in Deutschland zur Verfügung. Blinatumomab Blinatumomab ist ein bispezifischer Antikörper gegen CD19 und CD3. CD3 ist Teil des T-Zell-Rezeptors, während CD19 auf der Oberfläche von Blasten bei B-Vorläufer ALL exprimiert wird. Durch die gleichzeitige Bindung an beide Antigene werden CD3-positive T-Zellen in direkter Nachbarschaft zu den ALL-Blasten aktiviert und vermitteln deren Zerstörung. Blinatumomab wurde zunächst erfolgreich bei Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL)64 und bei ALL-Patienten mit persistierender minimaler Resterkrankung (MRD) eingesetzt.65,66 Basierend auf den positiven Resultaten bei MRD-positiver ALL wurden anschließend Studien mit Blinatumomab bei zytologisch rezidivierter Philadelphia Chromosom/BCR-ABL-negativer B-Vorläufer ALL initiiert. Die Ansprechraten (CR und CR* mit inkompletter hämatologischer Regeneration) lagen bei 72 % in einer kleineren Pilotstudie (N = 36)67 und 43 % in einer großen internationalen Studie (N = 189),68 wobei 34 % der Patienten eine CR und 10 % eine CR* erreichten. Bei 82 % der Patienten mit CR oder CR* konnte ein molekulares Ansprechen erreicht werden.69 Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Fieber (59 %), Kopfschmerzen (35 %) und febrile Neutropenie (29 %). Die häufigsten neurologischen Ereignisse mit Grad 3 oder mehr waren Kopfschmerzen (4 %), Encephalopathie (3 %) und Ataxie (2 %).68 Aktuelle Studie: A Phase 3, Randomized, Open Label Study Investigating the Efficacy of the BiTE Antibody Blinatumomab Versus Standard of Care Chemotherapy in Adult Subjects With Relapsed/Refractory B-precursor Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL) (TOWER Study) Inotuzumab Inotuzumab Ozogamicin ist ein anti-CD22 Antikörper, der mit dem zytotoxischen Wirkstoff Calicheamicin konjugiert ist. CD22 wird von der Mehrzahl der Fälle mit B-Vorläufer ALL exprimiert. Nach ersten Erfahrungen bei NHL wurde eine Phase II Studie bei refraktärer/rezidivierter ALL initiiert. Der Antikörper wurde als 1,3-1,8 mg/m2 i.v. im Abstand von drei bis vier Wochen verabreicht. Die Gesamtansprechrate der 49 Patienten lag bei 57 % (einschließlich Patienten mit unvollständiger Regeneration oder ohne Regeneration). Eine negative MRD konnte bei 63 % der analysierten Patienten durchflusszytometrisch nachgewiesen werden. Häufigste Toxizitäten in der ersten Studie waren Fieber (59 %), Hypotonie (27 %), erhöhtes Bilirubin (29 %) und erhöhte Transaminasen (57 %).70 Unter Annahme einer höheren in vitro Wirksamkeit bei gleichzeitiger Erniedrigung der klinischen Toxizität durch wöchentliche Gabe des Antikörpers wurde ein verändertes Regime mit 0,8 mg/m² an Tag 1 und 0,5 mg/m² an Tag 8 und 15 (alle 3-4 Wochen) an 41 Patienten untersucht. Die Ansprechrate lag bei 59 %. Bei insgesamt 90 behandelten Patienten mit beiden Regimen lag die CR-Rate bei 49 % (einschließlich 30 % Remissionen ohne vollständige Thrombozyten-Regeneration). Das Schema mit wöchentlichen Gaben war mit reduzierter Toxizität assoziiert.71 Aktuelle Studie: An Open-Label, Randomized Phase 3 Study Of Inotuzumab Ozogamicin Compared To A Defined Investigator’s Choice In Adult Patients With Relapsed Or Refractory CD22-Positive Acute Lymphoblastic Leukemia (ALL) (B1931022) Planung experimenteller Therapieoptionen für Patienten mit rezidivierter/ refraktärer ALL Beide oben genannten Substanzen zeigen bisher vielversprechende Ansprechraten. Die Ergebnisse der bisher verfügbaren Studien sind nur begrenzt vergleichbar. Dies ist auf Unterschiede bei den Ein- und Ausschlusskriterien, insbesondere bei der Definition der Patientenpopulation, Unterschiede der Remissionsevaluierung einschließlich der MRD-Bestimmung, Realisierung der Stammzelltransplantation und weiterer Faktoren zurückzuführen. Bei den beiden aktuell in Deutschland laufenden Studien der pharmazeutischen Industrie handelt es sich um randomisierte Studien mit einem Vergleich der neuen Substanz zu einem SoC, der studienspezifisch definiert ist. Um ALL-Patienten mit Rezidiv überhaupt einen der innovativen Therapieansätze anbieten zu können, ist eine genaue Planung notwendig, die jeweils auch Optionen des SoC einbeziehen sollte, damit auch der Vergleichsarm eine adäquate Chance einer Remission bietet. Wegen der komplexen Ein- und Ausschlusskriterien und der z.T. beschränkten Auswahlmöglichkeiten für den Vergleichsarm in den randomisierten Studien sollte bei Patienten mit rezidivierter ALL frühzeitig der Einschluss in eine Studie geprüft werden. So muss bedacht werden, dass Patienten, die bereits ein Therapieversagen auf die Substanzen des SoC entwickelt haben, nicht mehr randomisiert werden können. Auch erlaubte Vortherapien, Abstände zu Vortherapien sowie verfügbare Studienzentren müssen in die Überlegungen einbezogen werden. 15 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Aktuelle Rezidivstudien mit immuntherapeutischen Ansätzen bei ALL Aufgrund der ungünstigen Ergebnisse mit Standardtherapien sollte bei folgenden Patientengruppen bereits bei der Entscheidung über die erste Salvagetherapie der mögliche Einschluss in eine der Studien überprüft werden: • Primär refraktärer Verlauf (kein Ansprechen auf Induktion und Konsolidation I) • Frührezidive (innerhalb von 12 Monaten nach Erreichen einer CR) • Refraktäre Rezidive (kein Ansprechen auf die erste Linie der Salvagetherapie) • Rezidive nach Stammzelltransplantation Alle Informationen zu dieser und anderen Studien finden Sie im Deutschen Leukämie-Studienregister (www.studienregister-online.de). Die GMALL-Studienzentrale bietet eine Beratung zu den Therapieoptionen bei rezidivierter und refraktärer ALL an und informiert über die aktiven Studienzentren. Weiterhin konnte in der GMALL-Studiengruppe mit Unterstützung der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung eine Therapieempfehlung für die rezidivierte/refraktäre ALL erstellt werden, die alle Optionen beinhaltet und für Mitglieder der Studiengruppe erhältlich ist. NAPOLEON-Register der Deutschen AML-Intergroup National acute promyelocytic leukemia (APL) observational study – Eine multizentrische, nicht-interventionelle, prospektive, populationsbasierte sowie nicht-randomisierte Beobachtungsstudie zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL) Uwe Platzbecker1, Eva Lengfelder2, Dieter Niederwieser3, Richard F. Schlenk4 1 Medizinische Klinik und Poliklinik 1, Universitätsklinikum Dresden; 2III. Med. Univ. Klinik, Universitätsklinikum Mannheim; 3Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Hämostaseologie, Universitätsklinikum Leipzig; 4Innere Medizin 3, Universitätsklinikum Ulm Akute Promyelozytenleukämie Die akute Promyelozytenleukämie (APL) ist eine seltene myeloische Neoplasie. In Deutschland wird die Anzahl neu diagnostizierter Fälle auf 200 bis 300 pro Jahr geschätzt. In der aktuellen WHO-Klassifikation ist die APL unter „akute myeloische Leukämie mit wiederkehrenden genetischen Veränderungen“ eingeordnet und ist durch eine charakteristische Morphologie der Blasten gekennzeichnet. Als zytogenetische bzw. molekulargenetische diagnostische Evidenz gelten eine balancierte Translokation t(15;17) mit der Bildung des Fusionsgens PML/RARA mit Nachweis des PML/RARαProteins als Produkt des Fusionsgens.48 Hintergrund und Ziele des Registers Obgleich die APL in der Vergangenheit als die aggressivste und am schnellsten zum Tode führende Leukämie angesehen wurde, konnte in den letzten zwei Jahrzehnten ein enormer Fortschritt erzielt werden und die APL ist heutzutage bei 89-90 % der betroffe- 16 nen Patienten eine heilbare Erkrankung. Dieser Erfolg ist primär auf die Einführung von all-trans-Retinsäure (ATRA) in die APL-Therapie zurückzuführen.72,73 Dennoch bleibt die APL-Therapie auch weiterhin eine Herausforderung, vor allem aufgrund von Blutungsund infektiösen Komplikationen während der Therapie.72 Es ist daher anzunehmen, dass hohe Heilungsraten lediglich in spezialisierten Zentren mit entsprechend gut geschultem Personal erreicht werden können. Primäres Ziel des Registers ist es, einen detaillierten Einblick in die Charakteristika und das Management von APL-Patienten im klinischen Alltag zu erhalten. Es werden u.a. Informationen über die klinischen Verläufe und Nebenwirkungen der Therapien sowie die Lebensqualität der Patienten erhoben. Neben diesen klinischen Zielen ist zudem die Asservierung von Biomaterial für translationale Studien im Rahmen von Studiengruppen-spezifischen Konzepten vorgesehen. Eine detaillierte Zusammenfassung der Ziele des Registers finden Sie in Tabelle 1. Allgemeine Aspekte des Registers Das Napoleon-Register ist eine prospektive Beobachtungsstudie, die eine strukturierte, nicht-interventionelle Datenerhebung ermöglicht. Die teilnehmenden Ärzte müssen sich an keinerlei Vorgaben bezüglich der Diagnose und Therapie ihrer Patienten halten. Alle von den eingeschlossenen Patienten erhaltenen Therapien werden nach alleinigem Ermessen des behandelnden Arztes und entsprechend existierender Therapieleitlinien im Rahmen klinischer Routinestandards durchgeführt. Ein- und Ausschlusskriterien Im Fokus des Napoleon-Registers stehen Patienten mit neu diagnostizierter APL (de novo oder therapieassoziiert, z. B. nach Behandlung mit Mitoxantron bei MS) sowie rezidivierte APL-Patienten. Die Behandlung der Patienten folgt gegenwärtigen Behandlungsempfehlungen und wird ausschließlich vom behandelnden Arzt festgelegt. Es existiert keine Vorgabe hinsichtlich der einzubrin- Tabelle 1: Ziele des Napoleon-Registers. • Sammlung epidemiologischer Daten zur APL: Altersverteilung, prognostische Faktoren, Verteilung der auftretenden Subgruppen, Erkrankungsinzidenz • Dokumentation der Wirksamkeit und Sicherheit der Erstlinien- und Rezidivtherapie zur APL inklusive: - diagnostische Kriterien - Erkrankungsstatus, Karnofsky-Index, ausgewählte Therapieregime - Rate an kompletten Remissionen (CR) - Rate an kompletten molekularen Remissionen (CRm) - Gesamtüberleben (0S) - behandlungsassoziierte Mortalität (TRM) - behandlungsassoziierte Morbidität (Grad 4-Toxizitäten) - rezidivfreies Überleben (RFS)/Rezidivzeitpunkte (TTR) - kumulative Rezidivinzidenz (CIR) • Erfassung der minimalen Resterkrankung (MRD), um Konzepte frühzeitiger Therapieanpassung zu prüfen • Korrelation zwischen der durchgeführten Therapie und der klinischen Therapiewirkung SAL-Studienallianz Leukämie Prof. Dr. U. Platzbecker AML-CG-Studiengruppe Prof. Dr. E. Lengfelder • Beurteilung von Indikatoren zur Lebensqualität • Validierung sowohl bekannter als auch potentiell neuer prognostischer Faktoren • Gewinnung von Knochenmark-, peripheren Blut- und Mundschleimhautproben im Rahmen von Studiengruppen-spezifischen Biomaterialbankkonzepten genden Anzahl an Patienten, aber es ist geplant, mindestens 300 Patienten einzuschließen. Die eingeschlossenen Patienten müssen folgende Kriterien erfüllen: Einschlusskriterien • Neu diagnostizierte APL (entweder de novo oder therapieassoziiert); innerhalb von 12 Monaten nach Erstdiagnose Gewinnung von Knochenmark-, peripheren Blut- und Mundschleimhautproben oder • Rezidivierte APL (inklusive MRD); innerhalb von 12 Monaten nach Rezidivdiagnose; Bestätigung durch o die Anwesenheit einer t(15;17)Translokation o und/oder die Detektion des Fusionstranskriptes PML/RARα • Unterzeichnete Einwilligungserklärung • Alter ≥ 18 Jahre Ausschlusskriterien Basierend auf dem primären Zweck des Registers bestehen keine Ausschlusskriterien. Auch Patienten mit multiplen Begleiterkrankungen, Organfunktionsstörungen oder Patienten, die für eine intensive Therapie nicht geeignet sind, sollten in das Register eingeschlossen werden - auch wenn diese lediglich mit Best Supportive Care behandelt werden. Biobanking Ein wichtiger Bestandteil des Registers ist die Gewinnung und Asservierung von Knochenmark-, peripheren Blut- sowie Mundschleimhautproben im Rahmen spezifischer Biobanking-Konzepte der beteiligten Studiengruppen. Die Lagerung und Analyse biologischer Proben ist eine wichtige Voraussetzung zur Unterstützung entsprechender Forschungsprojekte und zum Erkenntnisgewinn in Bezug auf die Prognose und Behandlung der APL. Für die Asservierung AML-SG-Studiengruppe Prof. Dr. R. F. Schlenk OSHO-Studiengruppe Prof. Dr. D. Niederwieser von Biomaterial ist Voraussetzung, dass der Patient - zusätzlich zur Einwilligung zur Teilnahme am Register - eine gesonderte Einwilligungserklärung für die Entnahme, entsprechende Analysen und die Lagerung seines Biomaterials unterzeichnet. Die Entnahme des Biomaterials erfolgt im Rahmen der klinischen Routine bei Erstdiagnose und im Verlauf der APL-Therapie, so dass keine zusätzlichen Interventionen erforderlich sind. 17 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien NAPOLEON-Register der Deutschen AML-Intergroup Lediglich Restmaterial, welches nicht für die klinische Routine benötigt wird, wird für das Biobanking in Betracht gezogen. In Abhängigkeit des Standortes, an dem der Patient behandelt wird, wird die Asservierung in den Zentrallaboren der teilnehmenden Zentren durchgeführt. Jegliches Biomaterial wird pseudonymisiert gelagert, und die Biobank soll akademisch tätigen Wissenschaftlern die Möglichkeit bieten, Zugang zu Biomaterial für APL-bezogene Forschungsprojekte zu erhalten. Behandlungsempfehlungen Das Registerprotokoll liefert keine Empfehlungen bezüglich der APL-Diagnose und -Behandlung. Entsprechende Empfehlungen können online über das Kompetenznetz Leukämien unter www.kompetenznetz-leukaemie.de > Ärzte > Therapie > AML > Therapieempfehlung APL abgerufen werden. Die geplante Durchführung umfasst mindestens sieben Jahre (2013 bis Ende 2020). Interessierte Studiengruppen und Zentren Falls Ihr Zentrum Interesse an einer Teilnahme am Napoleon-Register hat, kontaktieren Sie bitte den Ansprechpartner Ihrer Studiengruppe. Finanzielle Unterstützung Das Register wird partiell von der Firma TEVA unterstützt. Diese hatte keinen Einfluss auf das Design der Studie. Neue Patientenbroschüre Therapiestudien in der Hämato-Onkologie Sina Hehn Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt Patienten mit Leukämien oder Lymphomen werden in Deutschland in der Regel im Rahmen von Therapiestudien behandelt. Vor der Einwilligung stellt sich für viele Patienten jedoch die verständliche Frage: „Soll ich an einer klinischen Studie teilnehmen?“ Die Broschüre kann kostenlos bei der Netzwerkzentrale des Kompetenznetzes Leukämien in Mannheim bestellt oder unter www. kompetenznetz-leukaemie.de > Patienten > Therapie > Therapiestudien als PDF heruntergeladen werden. Im April dieses Jahres ist ein gemeinsamer Ratgeber des Kompetenznetzes Akute und chronische Leukämien, des Kompetenznetzes Maligne Lymphome und der Stiftung Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe erschienen, der Patienten bei der persönlichen Entscheidung für oder gegen die Teilnahme an einer Therapiestudie unterstützen soll. Die Broschüre „Therapiestudien in der Hämato-Onkologie“ gibt eine Übersicht über die verschiedenen Formen und Phasen klinischer Studien und informiert über Rahmenbedingungen, Patientensicherheit und den Ablauf einer Therapiestudie. Ein eigenes Kapitel widmet sich der Entscheidungsfindung. Bestelladresse Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien III. Medizinische Universitätsklinik Fakultät für Klinische Medizin Mannheim, Universität Heidelberg Pettenkofer Str. 22 68169 Mannheim Tel 0621 383-6962 Fax 0621 383-6969 [email protected] 18 Sponsor GMIHO – Gesellschaft für medizinische Innovation mbH Alte Jakobstrasse 77 01079 Berlin Tel.: 0351 / 259 33 280 Fax: 0351 / 259-33 289 Klinischer Koordinator Prof. Dr. U. Platzbecker Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden Medizinische Klinik und Poliklinik I Fetscherstr. 74 01307 Dresden Tel.: 0351 / 458-4969 E-Mail: [email protected] Die AMLSG Biology and Outcome (BiO) Studie Plattform für zeitnahe genetische Diagnostik mit integrierter Empfehlung für Genotyp-adaptierte Studienkonzepte und individualisierte Routinebehandlung Richard F. Schlenk und Konstanze Döhner für die Deutsch-Österreichische AML Studiengruppe (AMLSG) Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum Ulm Im Rahmen der Deutsch-Österreichischen AML Studiengruppe (AMLSG) nehmen mehr als 60 große Kliniken an der AMLSGBiO Studie teil (ClinicalTrials.gov Identifier: NCT00151242). In den teilnehmenden Zentren werden alle neu-diagnostizierten Patienten mit AML nach erfolgter Einwilligungserklärung internetbasiert registriert. Der Datenschutz wird in diesem System durch die Einbeziehung einer trusted-third-party, eines Datentreuhänders, entsprechend den Empfehlungen der Telematik-Plattform medizinischer Forschungsnetze gewährleistet. Die molekulargenetischen Analysen werden zentralisiert in zwei Referenzlaboratorien (Ulm, Hannover) sehr zeitnah (48 Stunden) durchgeführt. Darüber hinaus erfolgen in den Referenzlaboratorien zytogenetisch, durchflusszytometrisch und morphologische Analysen. Das molekulare Profil der AML und die daraus folgende Genotyp-adaptierte Therapieempfehlung inklusive in Frage kommender klinischer Therapiestudien wird webbasiert dokumentiert und direkt per Fax an die Zentren kommuniziert. Der klinische Verlauf und weitere zentral durchgeführte Laboranalysen, wie beispielsweise minimale Resterkrankung (MRD), werden ebenfalls im Rahmen der Studie erfasst. Für die erste Analyse wurden Daten von 3101 Patienten in der AMLSG-BiO Studie, die zwischen Oktober 2010 und März 2014 registriert wurden, herangezogen. Die Anzahl der registrierten/analysierten Patienten hat über die Jahre stetig zugenommen (Abb. 1) mit seit 2013 stabilen Werten von etwa 1200 neu diagnostizierten Patienten pro Jahr. Das mediane Alter der Patienten lag in der untersuchten Kohorte bei 65 Jahren (Spannbreite 18-92 Jahre). Die Subgruppen gemäß WHO-2008 Klassifikation sind in Abbildung 2 dargestellt, wobei die AML mit Nucleophosmin-1 (NPM1) Mutation die größte genetisch definierte Entität umfasst. Betrachtet man die Verteilung der genetisch definierten WHO-2008 AML- Schätzung Basierend auf der WHO-2008 Klassifikation von Tumoren des hämatologischen und lymphatischen Gewebes können mehr als 70 % der Fälle mit akuter myeloischer Leukämie (AML) entsprechend der zugrundeliegenden genetischen Veränderungen kategorisiert werden. Zunehmend wird diese Information zur Therapie-Individualisierung in klinischen Studien aber auch in der Routineversorgung genutzt. Abbildung 1: AMLSG BiO Rekrutierung. Entitäten in verschieden Altersgruppen, dann zeigt sich eine deutliche prozentuale Abnahme der AMLs mit balancierten Translokationen [wie t(8;21), inv(16), t(15;17), t(9;11), t(var;11q23,var), inv(3)/t(3;3), t(6;9)], eine Zunahme der AMLs mit MDS-assoziierten zytogenetischen Veränderungen und ein nahezu konstanter Anteil von AMLs mit NPM1Mutation (Abb. 3) bei zunehmendem Alter. Die scheinbar prozentuale Gleichverteilung über verschiedene Altersgruppen der AMLs mit CEBPA-Mutationen ist der altersabhängigen unterschiedlichen Verteilung von monound biallelischen Mutationen geschuldet mit deutlicher prozentualer Zunahme mono-allelischer Mutationen mit zunehmendem Alter. für diesen AML-Subtyp eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, in eine Studie aufgenommen zu werden. Insgesamt war die Teilnahme an einer klinischen Therapiestudie ein unabhängiger günstiger prognostischer Faktor (hazard ratio (HR) = 0,75; p = 0,0005) in einem für Alter, Performance-Status und Risikogruppe definiert gemäß den Empfehlungen des European LeukemiaNet (ELN) adjustierten CoxRegressionsmodells. Die Einteilung nach ELN-Risikogruppe war mit einer hohen prognostischen Wertigkeit assoziiert unabhängig davon, ob Patienten in klinischen Therapiestudien behandelt wurden oder nicht. Insgesamt wurden n = 832 Patienten (27 %) in klinische Studien eingeschlossen. Dabei waren signifikante Faktoren, die mit einem Studieneinschluss assoziiert waren, mutiertes NPM1 (odds ratio (OR) = 4,06; p < 0,0001), FLT3-ITD (OR = 1,46; p = 0,002), wogegen höheres Alter (OR für 10-Jahres-Altersdifferenz = 0,86; p < 0,0001) und FLT3-TKD (OR = 0,65; p = 0,04) weniger häufig mit einem Studieneinschluss assoziiert waren. Allerdings muss man einschränkend bemerken, dass nicht alle Studien für alle Genotypen durchgängig verfügbar waren und somit systematisch vor allem Patienten mit AML und mutiertem NPM1 bei meist offenen Studien Zusammenfassend nehmen derzeit bei einer angenommenen Inzidenz der AML in der Bundesrepublik Deutschland von 3-4/100.000 Einwohner ca. ein Drittel aller erwarteten neu diagnostizierten Patienten an der AMLSG-BiO Studie teil. Die schnellen zyto- und molekulargenetischen Analysen haben zu einer hohen Akzeptanz der Studie und einem direkten klinischen Nutzen für die Patienten geführt. Insbesondere die Darstellung möglicher passender Therapiestudienkonzepte auf der Befundrückmeldung zum genetischen Profil der AML innerhalb von 48 Stunden erleichtert und unterstützt die Studienrekrutierung. 19 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Die AMLSG Biology and Outcome (BiO) Studie 36.5% t(15;17) 4.5% t(8;21) 3% MDS-related cytogenetics 16.5% inv(16)/t(16;16) 4.5% t(9;11) 1.5% t(var;11q23) 1% CEBPA-mut 5% NPM1-mut 26% inv(3)/t(3;3) 1% t(6;9) 0.5% Abbildung 2: Verteilung der genetisch definierten WHO-2008 AML Entitäten in der AMLSG-BiO Studie. t(6;9) inv(3)/t(3;3) t(var;11q23) t(9;11) Abbildung 3: Verteilung der genetisch definierten WHO-2008 AML Entitäten in der AMLSG-BiO Studie entsprechend Alter bei Erstdiagnose. 20 Update MPN-Register der SAL nach 1,5 Jahren systematischer Erfassung von Patienten mit MPN Andrea Kaifie1, Susanne Isfort1, Andreas Burchert², Carsten Müller-Tidow³, Uwe Platzbecker4, Christian Brandts5, Christoph Röllig4, Markus Schaich6, Stefan Krause7, Walter Aulitzky8, Utz Krug9, Matthias Stelljes10, Martin Bornhäuser4, Christian Thiede4, Claudia Baldus11, Johannes Schetelig4, Andreas Neubauer2, Albrecht Reichle12, Anthony Ho13, Alwin Krämer13, Kerstin Schäfer-Eckart14, Hermann Einsele15, Volker Kunzmann15, Andreas Mackensen7, Hubert Serve5, Gerhard Ehninger4, Wolfgang E. Berdel10, Tim H. Brümmendorf1, Steffen Koschmieder1 für die SAL 1 Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation, Universitätsklinikum RWTH Aachen; 2Klinik für Innere Medizin, Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie und Immunologie, Universitätsklinikum Marburg; ³Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Halle (Saale); 4Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Dresden; 5Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt; 6Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin, Rems-Murr-Kliniken Waiblingen; 7Medizinische Klinik 5, Universitätsklinikum Erlangen; 8Abteilung für Hämatologie, Onkologie, Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart; 9Medizinische Klinik 3, Klinikum Leverkusen; 10Medizinische Klinik und Poliklinik A, Universitätsklinikum Münster; 11Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Hämatologie, Onkologie, Charité Berlin, Campus Benjamin Franklin; 12Klinik für Hämatologie und Internistische Onkologie, Universitätsklinikum Regensburg; 13Medizinische Klinik V, Universitätsklinikum Heidelberg; 14Medizinische Klinik 5, Klinikum Nord, Nürnberg; 15Medizinische Klinik und Poliklinik II, Universitätsklinikum Würzburg Im Dezember 2012 startete das MPN-Register der Studienallianz Leukämie (SAL) mit dem Ziel, Patienten mit myeloproliferativen Neoplasien (MPN) aus den bundesweiten SAL-Zentren systematisch zu erfassen und auszuwerten. Myeloproliferative Neoplasien sind heterogene und chronisch verlaufende klonale hämatologische Erkrankungen, die derzeit nach den WHO-Kriterien von 2008 in verschiedene Subgruppen unterteilt werden. Ziele des Registers sind vor allem die Erfassung der Diversität der Krankheitsmanifestationen und der korrespondierenden zytogenetischen und molekulargenetischen Veränderungen. Weiterhin ist der natürliche Verlauf der Erkrankungen, das Auftreten von Komplikationen, aber auch der Übergang in eine sekundäre Myelofibrose oder akute myeloische Leukämie sowie die gewählte individuelle Therapiesequenz von besonderem Interesse. Aktuell rekrutieren 36 Zentren aktiv für das MPN-Register und > 500 Patienten konnten entsprechend den Einschlusskriterien bereits erfasst werden. Die Repräsentanz der Kohorte ergibt sich vor allem aus den unterschiedlichen Rekrutierungssettings; neben Universitätskliniken und kommunalen Krankenhäusern partizipieren auch zahlreiche hämatologische/onkologische Praxen an dem Register. Einschlusskriterien für das MPN-Register sind die Diagnose einer MPN gemäß den WHO-Kriterien (2008), ein Lebensalter von mindestens 18 Jahren sowie eine unterschriebene Einverständniserklärung. Nach der Basiserfassung zum Zeitpunkt des Registereintritts sind jährliche follow-up Erhebungen vorgesehen. Gerade durch die Erfassung von Langzeitverläufen können auch Endpunkte wie Mortalität und, im Rahmen der Zulassung neuer therapeutischer Substanzen, auch die externe Validität geprüft werden. Neben der prospektiven Analyse können Daten von Patienten, die bereits verstorben oder lost-to-follow-up sind, einmalig mittels eines retrospektiven Erhebungsbogens erfasst werden. Neben der Versorgungsforschung wird im Rahmen des Registers auch Biomaterial (peripheres Blut und Knochenmark) gewonnen. Dieses Material soll zur Entwicklung neuer Biomarker sowie der Validierung neuer therapeutischer Optionen dienen und somit die translationale Forschung im Verbund der SAL und kooperierender Zentren fördern. Weiterhin dient das Register auch als Rekrutierungsgrundlage für klinische Prüfungen zu neuen Substanzen, die für die Therapie der MPN entwickelt werden. Beispielsweise ist eine Investigator-initiierte Studie zur Evaluierung des Effekts des JAK-Inhibitors Ruxolitinib bei Hoch-Risiko-Patienten mit Polycythämia vera oder essentieller Thrombozythämie im Vergleich zur besten verfügbaren Therapie (Ruxo-BEAT-Studie) für Herbst dieses Jahres vorgesehen. Somit erfüllt das MPN-Register eine Reihe wissenschaftlicher Fragestellungen: im Bereich der Versorgungsforschung, in der Grundlagen- sowie translationalen Forschung, als Biomaterialbank bei der Überprüfung neuartiger diagnostischer, prognostischer und prädiktiver Biomarker sowie als Basis für die Prüfung neuer Medikamente in klinischen Studien. Ansprechpartner für die MPN-Initiative der SAL Prof. Dr. Steffen Koschmieder ([email protected]) Prof. Dr. Tim Brümmendorf ([email protected]) Dr. Andrea Kaifie ([email protected]) (MPN-Register) Dr. Susanne Isfort ([email protected]) (MPN-Studien) Klinik für Hämatologie, Onkologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation Universitätsklinikum der RWTH Aachen Pauwelsstrasse 30 52074 Aachen Tel: 0241 8089805 Fax: 0241 8082449 21 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Neues von der Stiftung Leukämie Kristine Höfer III. Medizinische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg Die Stiftung Leukämie als Träger des Kompetenznetzes Akute und chronische Leukämien (KNL) ist eine gemeinnützig agierende Stiftung des privaten Rechts. Gegründet wurde die Stiftung Leukämie 2001 von den Initiatoren des KNL. Jeder Zufluss zugunsten der Stiftung Leukämie kommt direkt der Arbeit des Kompetenznetzes zugute. Mit Hilfe der Spenden in den vergangenen Jahren konnten diverse Studien-, Forschungs- und Strukturprojekte gefördert werden. Die Ergebnisse der geförderten Projekte wurden regelmäßig in den letzten Rundbriefen publiziert und sind auf der Webseite der Stiftung Leukämie einsehbar. Die Ergebnisse des aktuell beendeten Projektes von Dr. Schwind aus Leipzig werden in diesem Rundbrief vorgestellt (siehe unten). Durch Spenden im Jahr 2013 an die Stiftung Leukämie konnte das Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien für das Jahr 2014/2015 eine Projektförderung über 15000 € auf der Stiftungsseite und via E-Mail-Verteiler ausschreiben. Nach unabhängiger Begutachtung wurde ein Gemeinschaftsprojekt ausgesucht, eingereicht von PD Dr. Brüggemann und Dr. Pfeifer aus Kiel. Ihr Projektantrag sieht vor, BCR-ABL-Transkripte und die klonalen Antigenrezeptor-Genumlagerungen unter Therapie der Philadelphia Chromosom-positiven (Ph+) akuten lymphatischen Leukämie (ALL) des Erwachsenen vergleichend zu quantifizieren und somit Erkenntnisse zu möglichen Unterschieden in der Kinetik der minimalen Resterkrankung (MRD) und deren biologischer und prognostischer Bedeutung zu gewinnen. Hintergrund für diese Fragestellung ist, dass, obwohl die MRD-Quantifizierung seit vielen Jahren im Rahmen nahezu aller europäischen Therapiestudien der ALL durchgeführt wird, es kaum systematische Vergleichsanalysen zwischen den beiden für die Ph+ ALL des Erwachsenen verwendeten Methoden der MRD-Messung existieren: der Quantifizierung der BCR-ABL-Transkripte und der real-time quantitativen (RQ)PCR klonaler Immunglobulin- und T-Zell-Rezeptor-Genumlagerungen. Das Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien freut sich, diesen als sehr förderungswürdig bewerteten Antrag finanziell unterstützen zu können und somit einen aktiven Beitrag in die Erforschung der Leukämieerkrankung leisten zu können. Um weiterhin solche innovativen Fragestellungen unabhängig von der Industrie fördern zu können, benötigt es einen regelmäßigen Spendenzufluss zugunsten der Stiftung Leukämie. Da sich ein Spendenanlass aus diversen Anlässen ergeben kann, stellen wir hier die Kontaktdaten der Stiftung Leukämie zur Verfügung mit der Bitte um Verbreitung. Webseite der Stiftung Leukämie http://www.stiftung-leukaemie.de Spendenkonto der Stiftung Leukämie Sparkasse Rhein Neckar Nord Kto Nr. 38712349 BLZ 670 505 05 IBAN: DE25 6705 0505 0038 7123 49 BIC: MANSDE66XXX MikroRNA-9 als Modulator der ERG-Expression in der akuten myeloischen Leukämie Marius Bill, Heike Weidner, Sebastian Schwind Abteilung für Hämatologie und Internistische Onkologie, Hämostaseologische Ambulanz, Universitätsklinikum Leipzig Die Prognose der meisten Patienten mit einer akuten myeloischen Leukämie (AML) ist trotz intensiver Forschungsanstrengungen noch immer schlecht. Um zukünftig mit gezielten Therapien und patientenorientierten Behandlungsstrategien das Überleben dieser Patienten weiter verbessern zu können, ist ein tieferes Verständnis der AML-Pathogenese notwendig. Mehrere Arbeitsgruppen konnten in den letzten Jahren einen Zusammenhang zwischen einer schlechteren Prognose und einer höheren Expression des Gens, das für den Transkriptionsfaktor ETS-relatedgene (ERG) kodiert, in der AML nachweisen.74-78 Kürzlich wurden Signalwege und 22 Projekt gefördert von der Stiftung Leukämie Jahr 2012/2013 Gene identifiziert, die durch diesen Transkriptionsfaktor beeinflusst werden und zur Krankheitsaggressivität beitragen.79 In diesem Projekt führten wir zunächst gain-andloss of function-Experimente durch, um zu validieren, dass eine differentielle ERG-Expression einen Einfluss auf die AML-Aggressivität hat und nicht lediglich ein bystander oder statistischer Surrogatmarker ist. Beispielhaft zeigen wir hier Proliferationsexperimente. Dafür wurde die ERG-Expression in einer AML-Ziellinie mit relativ niedriger endogener ERG-Expression (MV4-11) gesteigert, was in einer stärkeren Proliferation der AMLZellen resultierte (Abb. 1A). Hingegen führte der siRNA-vermittelte ERG-knock-down in einer Zelllinie mit einer relativ hohen endogenen ERG-Expression (KG1a) zu einer verlangsamten Proliferation (Abb. 1B). Diese Experimente weisen darauf hin, dass die ERG-Expression eine relevante Komponente in der AML ist, die zu einer gesteigerten Blasten-Proliferation beiträgt. Die biologischen Ursachen, die zu einer differentiellen ERG-Expression beitragen sind bisher noch relativ unerforscht. In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass MikroRNAs (miRs) wichtige post-transkriptionale Regulatoren in der AML sind.80,81 So konnten Coskun et al. mit miR-196a und miR-196b bereits zeigen, dass ERG durch miRs reguliert werden kann.82 Deshalb eru- ierten wir als nächstes, welche miRs darüber hinaus zu einer differentiellen ERG-Expression führen und ob diese einen Einfluss auf die Biologie bzw. Aggressivität von AMLZellen haben. Über in silico Analysen konnten wir zunächst feststellen, dass in der 3′-untranslatierten Region (3′-UTR) von ERG drei putative Bindungsstellen für die miR‑9 vorhanden sind. Interessanterweise konnte für diese miR bereits zum einen eine tumorsuppressive Funktion in pädiatrischer AML mit der Translokation t(8;21) beschrieben werden,83 zum anderen ist diese miR in NPM1 mutierten AMLZellen hochreguliert.84 Ausgehend von dieser Beobachtung untersuchten wir, ob die Expression der miR-9 Einfluss auf die des Transkriptionsfaktors ERG hat. Dazu wurden zunächst AML-Zellen (KG1a) transfiziert. Wir konnten so eine miR-9 abhängige Herunterregulierung von ERG sowohl auf mRNA- als auch auf Proteinebene nachweisen (Abb. 1C und 1D). Darüber hinaus zeigte sich nach Überexpression der miR-9 eine deutlich langsamere Zellproliferation als in den Kontrollzellen (Abb. 1E), ähnlich dem beobachteten Effekt nach ERG-knockdown (Abb. 1B). Ein Luciferase-Assay zeigte, dass die Genexpression insbesondere durch die erste der Bindungsstellen beeinflusst wird. Diese Experimente weisen auf einen direkt modulierenden Effekt der miR-9 auf die ERG-Expression in der AML hin. A B C D E Zusammenfassend zeigen unsere Untersuchungen im Rahmen dieses Projekts, dass der Transkriptionsfaktor ERG Einfluss auf den AML-Phänotyp hat und seine Expressionslevel durch miR-9 moduliert werden können. Ein pharmakologisches oder direktes Anheben der miR-9 Spiegel in AML Blasten könnte zu einer Verbesserung der Prognose von AML-Patienten beitragen. Abbildung 1: (A) Erhöhte Zellproliferation nach ERG-Überexpression in der MV4-11 Zelllinie mit niedriger endogener ERG Expression. (B) Erniedrigte Zellproliferation nach ERG-knock-down in der KG1a Zelllinie mit hoher endogener ERG Expression. (C) Eine miR-9 Überexpression führt zu einer niedrigeren Expression von ERG in KG1a Zellen auf mRNA-Ebene (D) und Protein Ebene. (E) Funktionell führt die Überexpression von miR-9 in KG1a Zellen zu einer Proliferationshemmung. 23 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien AKUTE LYMPHATISCHE LEUKÄMIE GMALL-Register und Biomaterialbank Biomaterialsammlung und prospektive Datenerfassung zu Diagnostik, Behandlung und Krankheitsverlauf der ALL des Erwachsenen Einschlusskriterien – – – – Akute lymphatische Leukämie B/T-lymphoblastisches Lymphom Burkitt-Leukämie/Lymphom Andere aggressive Lymphome bei Behandlung nach GMALLProtokollen Ausschlusskriterien – Fehlendes Einverständnis der Patienten Patienteneinschluss (Stand 22.07.14) 2095 Patienten (prospektiv) Teilnehmende Zentren 146 teilnehmende Zentren Ansprechpartner Dr. Nicola Gökbuget Medizinische Klinik II Hämatologie/Onkologie Universitätsklinikum Frankfurt Tel: 069 / 6301 6365 Fax: 069 / 6301 7463 [email protected] AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIE AMLSG BiO Registry Study on Biological Disease Profile and Clinical Outcome in Acute Myeloid Leukemia and Related Neoplasms, and Acute Leukemias of Ambiguous Lineage Einschlusskriterien – – – Ausschlusskriterien – – – Patienten mit neu diagnostizierter AML (oder verwandter Vorläufer-Neoplasien) oder akuter Leukämie unklarer Linienzugehörigkeit gemäß WHO Klassifikation Alter ≥ 18 Jahre Unterschriebene Einverständniserklärung Schwere neurologische oder psychiatrische Störung, die die Fähigkeit, das Einverständnis zu geben, beeinträchtigt Kein Einverständnis für die Registrierung, Lagerung und Handhabung der personenbezogenen Krankheitsdaten und des Verlaufes sowie Information des Hausarztes über die Studienteilnahme Kein Einverständnis für die Asservierung biologischer Proben Patienteneinschluss (Stand 23.07.2014) 3469 Patienten (prospektiv) Teilnehmende Zentren 63 teilnehmende Zentren 1 Zentrum in Vorbereitung 24 Ansprechpartner Prof. Dr. Richard F. Schlenk C. Rudolph Klinik für Innere Medizin III Universitätsklinikum Ulm Tel: 0731 / 500 45911 oder 45912 Fax: 0731 / 500 45905 [email protected] Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien CHRONISCHE MYELOISCHE LEUKÄMIE EUREKA-Register EUropean survey on the assessment of deep molecular REsponse in chronic phase CML patients after at least two years of therapy with tyrosine KinAse inhibitors Einschlusskriterien - Alter ≥ 18 Jahre Patienten mit BCR-ABL pos. CML in chronischer Phase zum Zeitpunkt des Einschlusses mindestens 24-monatige TKITherapie Unterschriebene Einverständniserklärung Ausschlusskriterien - keine Patienteneinschlusses (Stand 30.07.14) 40 Patienten Teilnehmende Zentren offen für alle Hämatologen in Europa Ansprechpartner Prof. Dr. Andreas Hochhaus Dr. Thomas Schenk Klinik für Innere Medizin II Universitätsklinikum Jena Tel: 03641 / 932 4201 Fax: 03641 / 932 4202 [email protected] MYELODYSPLASTISCHE SYNDROME MDS-Register Einschlusskriterien – Alle nach WHO 2008 Kriterien diagnostizierten MDS aus den teilnehmenden Zentren (pMDS und tMDS) (Retro- und prospektiv) Ausschlusskriterien – keine Patienteneinschluss (Stand 20.08.14) 6344 Patienten Teilnehmende Zentren 36 teilnehmende Zentren und zahlreiche niedergelassene Kolleginnen und Kollegen 1 Zentrum in Vorbereitung Ansprechpartner Prof. Dr. Ulrich Germing Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie UK Düsseldorf Tel: 0211 / 811 7720 Fax: 0211 / 811 8853 [email protected] www.mds-register.de MYELOPROLIFERATIVE NEOPLASIEN MPN Schwangerschaft Europäisches MPN Schwangerschaft-Register Einschlusskriterien - Schwangerschaft nach Diagnose MPN (Prospektiv und retrospektiv) Ausschlusskriterien - Schwangerschaft vor MPN Patienteneinschlusses (Stand 01.03.14) 220 Schwangerschaften bei 140 MPN-Patienten (103 ET, 22 PV, 15 PMF) Teilnehmende Zentren deutschlandweit Ansprechpartner Prof. Dr. Martin Griesshammer Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin Johannes Wesling Klinikum Minden Tel: 0571 / 790 4201 martin.griesshammer@ muehlenkreiskliniken.de 25 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien MYELOPROLIFERATIVE NEOPLASIEN MPNSG BiO Registerstudie zur Erfassung des biologischen Erkrankungsprofils und des klinischen Verlaufes bei Patienten mit BCR-ABL1-negativen myeloischen Neoplasien: Das MPNSG Biology and Outcome (BiO)-Projekt Einschlusskriterien – – – Ausschlusskriterien – – – – Patienten mit einer BCR-ABL1-negativen myeloischen Neoplasie gemäß WHO Klassifikation 2008 bzw. IWG-MRT-Kriterien Alter ≥ 18 Jahre Unterschriebene Einverständniserklärung Schwere neurologische oder psychiatrische Störung, die die Fähigkeit das Einverständnis zu geben, beeinträchtigt Kein Einverständnis für Registrierung, Lagerung und Aufarbeitung individueller Krankheitscharakteristika und des Verlaufes sowie kein Einverständnis für die Information des Hausarztes über Studienteilnahme BCR-ABL1-positive chronische myeloische Leukämie Kein Einverständnis für die Asservierung biologischer Proben Patienteneinschluss (Stand 18.07.14) 141 Patienten (retrospektiv) 8 Patienten (prospektiv) 149 Patienten insgesamt Teilnehmende Zentren 12 teilnehmende Zentren 7 Zentren in Vorbereitung Ansprechpartner Cora Heiligensetzer Regina Reim Ulrike Sutter Klinik für Innere Medizin III, Zentrum für Innere Medizin Universitätsklinikum Ulm Tel: 0731 / 500 45919 oder 45922 oder 45928 Fax: 0731 / 500 45924 [email protected] MYELOPROLIFERATIVE NEOPLASIEN Register für seltene myeloproliferative Neoplasien Erhebung von anamnestischen, klinischen, laborchemischen und genetischen Daten zur Einrichtung eines Registers von Patienten mit seltenen myeloproliferativen Neoplasien Einschlusskriterien – Patienten mit seltenen myeloproliferativen Neoplasien vor allem Erkrankungen der Eosinophilen und Mastzellen Ausschlusskriterien – keine Patienteneinschluss (Stand 01.07.14) Erkrankungen der Mastzellen: 320 Patienten Erkrankungen der Eosinophilen: 250 Patienten Teilnehmende Zentren mehr als 50 26 Ansprechpartner Prof. Dr. Andreas Reiter und Prof. Dr. Georgia Metzgeroth III. Medizinische Klinik Hämatologie und Internistische Onkologie Universitätsmedizin Mannheim Tel: 0621 / 383 4115 Fax: 0621 / 383 4201 [email protected] [email protected] Formulare: www.umm.de > Ärzte > Einrichtungen > III. Medizinische Klinik Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien MYELOPROLIFERATIVE NEOPLASIEN SAL-MPN-Register Einschlusskriterien - Diagnose einer myeloproliferativen Neoplasie (MPN) gemäß WHO 2008 Mindestalter 18 Jahre Unterschriebene Einverständniserklärung für prospektive Erfassung (pseudonymisierte retrospektive Erfassung für verstorbene oder verzogene Patienten möglich) Ausschlusskriterien - keine Patienteneinschlusses (Stand 15.09.14) 565 Patienten insgesamt Teilnehmende Zentren 36 teilnehmende Zentren Die Datenerhebung ist zukünftig auch elektronisch möglich. Neue Zentren sind herzlich willkommen. Ansprechpartner Prof. Dr. Steffen Koschmieder Prof. Dr. Tim Brümmendorf Dr. Andrea Kaifie Dr. Susanne Isfort Klinik für Onkologie, Hämatologie und Stammzelltransplantation Universitätsklinikum Aachen Tel: 0241 / 8089805 Fax: 0241 / 8082449 [email protected] [email protected] [email protected] [email protected] CHRONISCHE MYELOISCHE LEUKÄMIE CML VI CML Register Studie Einschlusskriterien – – – Volljährige Patienten über 18 Jahren, bei denen CML neu diagnostiziert wurde Patienten zum Zeitpunkt der Diagnose in Deutschland oder in der Schweiz wohnhaft Unterzeichnete Einwilligungserklärung der Patienten zur Dokumentation und Analyse der Daten Ausschlusskriterien – Patienteneinschluss (Stand 11.09.14) Studie ist gestartet, eCRF steht ab sofort zur Verfügung; Registrierung aller Patienten mit Erstdiagnose nach 1.1.2013 möglich, auch retrospektiv; geplant n = 1000 Teilnehmende Zentren Zentren der Deutschen CML Studiengruppe und der SAKK, neue Zentren willkommen Patienten, die in die CML Studie V (TIGER) oder in die MOMENT II Studie eingeschlossen wurden oder werden Ansprechpartner PD Dr. Susanne Saußele III. Medizinische Klinik Universitätsmedizin Mannheim Tel: 0621 / 383 6966 Fax: 0621 / 383 6932 [email protected] 27 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Registerprojekte im Kompetenznetz Leukämien AKUTE MYELOISCHE LEUKÄMIE AML-Register Klinisches AML-Register und Biomaterialdatenbank der Studienallianz Leukämie (SAL) und der AMLCooperative Group (AML-CG) Einschlusskriterien – AML gemäß den WHO-Diagnose-Kriterien, einschließlich APL – Alter ≥ 18 Jahre – unterschriebene Einverständniserklärung Sowohl Patienten in klinischen Studien als auch Patienten außerhalb von Studien werden registriert Ausschlusskriterien – Patienteneinschluss (Stand 28.07.14) 2066/481 (SAL/AML-CG) Patienten (prospektiv) 2547 Patienten (gesamt) Teilnehmende Zentren Zentren der SAL 33 teilnehmende Zentren Zentren der AML-CG 29 teilnehmende Zentren 1 Zentrum in Vorbereitung keine Ansprechpartner SAL-Studienzentrale PD Dr. Christoph Röllig Philipp Kamratowsky Robert Oelsner Medizinische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Tel: 0351 / 458 4969 oder 5222 Fax: 0351 / 458 4367 [email protected] AML-CG-Studiengruppe Prof. Dr. Jan Braess Medizinische Klinik IV Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg Tel: 0941 / 369 2151 Fax: 0941 / 369 2155 [email protected] Dr. Anja Baumgartner Medizinische Klinik III Klinikum Großhadern, München Tel: 089 / 4400 74914 Fax: 089 / 4400 77900 /-01 [email protected] 28 Kommentierte Publikationen aus den Studiengruppen Akute lymphatische Leukämie Akute myeloische Leukämie Nicola Gökbuget - Medizinische Klinik II, Universitätsklinikum Frankfurt für die GMALL Felicitas Thol - Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation, Medizinische Hochschule Hannover Vergleich von Chimärismus- und MRDMonitoring zur Vorhersage eines Rezidivs bei ALL nach SZT In der Publikation von Terwey und Kollegen wird ein hochaktuelles Thema der Therapieoptimierung bei ALL aufgegriffen. Die persistierende minimale Resterkrankung (MRD) nach Induktion und Konsolidation (molekulares Therapieversagen) oder das erneute Auftreten von minimaler Resterkrankung (molekulares Rezidiv) stellen das derzeit wichtigste Hoch-Risikomerkmal bei der ALL des Erwachsenen dar. Bei den Patienten besteht die Indikation für eine Stammzelltransplantation (SZT) und ggf. eine experimentelle Therapie, um ein offenes Rezidiv zu verhindern und das MRD-Niveau vor Transplantation zu senken. Bisher standen für Erwachsene nur wenige Daten zur Bedeutung der MRD nach Transplantation zur Verfügung. Terwey et al. berichten über serielle Analysen von MRD und Chimärismus vor und nach SZT im Rahmen der GMALL-Studien. Patienten mit ansteigendem gemischtem Chimärismus zeigten eine erhöhte Rezidivrate. Bei einem Teil der Patienten wurden auch MRD-Bestimmungen durchgeführt, die eine deutlich höhere Sensitivität als die Chimärismusbestimmungen aufwiesen. Trotz kleiner Fallzahlen konnte eine signifikant höhere Rezidivrate (86 %) für Patienten mit molekularem Rezidiv nach SZT gezeigt werden als bei Patienten mit anhaltender molekularer Remission (7 %). Wegen der höheren Sensitivität der MRD-Bestimmung im Vergleich zur Chimärismusuntersuchung ist die mediane Zeit zwischen Nachweis der Resterkrankung und Rezidiv länger. Bereits jetzt ist in den GMALL-Studien vorgesehen, MRD nach Transplantation konsequent zu messen und bei molekularem Rezidiv auch therapeutisch einzugreifen. Terwey TH et al. Comparison of Chimerism and Minimal Residual Disease Monitoring for Relapse Prediction after Allogeneic Stem Cell Transplantation for Adult Acute Lymphoblastic Leukemia. Biol Blood Marrow Transplant. 2014. [Epub ahead of print] Klinische und prognostische Auswirkungen von Mutationen im Cohesin-Komplex Der Cohesin-Komplex spielt als Ringstruktur in der Zelle eine entscheidende Rolle bei der Chromosomensegregation während der Mitose und Meiose. Zu den Genen dieses Komplexes gehören SMC1A, SMC3, RAD21 (SCC1), STAG2 (SA-2) und STAG1 (SA-1). Einzelne Mutationen in Genen des Cohesin-Komplexes wurden jüngst durch das Next Generation Sequencing bei AML-Patienten erstmals entdeckt (Cancer Genome Atlas Research Network NEJM 2013). In der vorliegenden Arbeit haben wir bei einer großen, uniform behandelten Kohorte von AML-Patienten (n = 389) eine Mutationsdiagnostik aller Gene des Cohesin-Komplexes mittels Next Generation Sequencing durchgeführt und die Mutationen bezüglich ihrer klinischen und prognostischen Bedeutung analysiert. Mutationen im Cohesin-Komplex fanden sich bei 5,9 % der AML-Patienten. Am häufigsten mutiert war STAG1 (1,8 %), gefolgt von STAG2 (1,3 %) und SMC3 (1,3 %), während Mutationen in SMC1A und RAD21 sehr selten waren. Bei allen Patienten trat jeweils nur eine Mutation im Cohesin-Komplex auf. Es zeigte sich eine starke Assoziation zwischen Mutationen in NPM1 und dem CohesinKomplex. Die Allell-Last beider Mutationen (NPM1 und Cohesin) war ähnlich hoch, was auf eine zeitliche Korrelation beider Mutationen in der klonalen Evolution hindeutet. Zusätzlich fand sich eine signifikant geringere BAALC-Expression bei Patienten mit Mutationen im Cohesin-Komplex im Vergleich zu Patienten ohne Mutationen in diesem Komplex. Einen prognostischen Einfluss übten die Mutationen im Cohesin-Komplex jedoch nicht aus, da sich wichtige klinische Endpunkte (wie z.B. Rate an kompletten Remissionen, Gesamtüberleben, rezidivfreies Überleben) zwischen Patienten mit und ohne Mutationen nicht unterschieden. Die Arbeit bestätigt damit den Cohesin-Komplex als einen weiteren rekurrenten Mutationstyp der AML. Thol F et al. Mutations in the cohesin complex in acute myeloid leukemia: clinical and prognostic implications. Blood. 2014;123(6):914-20. 29 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Kommentierte Publikationen aus den Studiengruppen Moritz Middeke, Johannes Schetelig, Martin Bornhäuser, Christoph Röllig - Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Dresden Stellenwert der allogenen Stammzelltransplantation bei AML mit Abnl17p In diesen beiden Arbeiten wurde der Stellenwert der allogenen Stammzelltransplantation für Patienten mit AML und Veränderungen am kurzen Arm des Chromosoms 17 (Abnl17p) untersucht. Diese chromosomale Veränderung ist unter Umständen mit einer Funktionseinbuße des TP53-Proteins assoziiert und hat einen bekanntermaßen ungünstigen Einfluss auf das Überleben von Patienten mit AML mit konventioneller Therapie. In der ersten Arbeit sind in einer Kohorte von 3530 AMLPatienten, die in drei randomisierten, prospektiven klinischen Studien behandelt wurden, 140 Patienten mit Abnl(17p) identifiziert worden. Der Einfluss von zwei unterschiedlichen Post-Remissionstherapien, konsolidierender Chemotherapie oder allogener Transplantation wurde mittels einer multivariaten Cox-Regressionsanalyse untersucht. Das 3-Jahres-Gesamtüberleben für alle Patienten mit Abnl(17p) lag bei 4 %; für die 47 Patienten nach allogener Transplantation betrug es 11 %. Die multivariate Cox-Regressionsanalyse zeigte keinen statistisch signifikanten Vorteil für die allogene Transplantation im Vergleich zur Chemotherapie mit einer Hazard Ratio von 0,97 (p = 0,9). Das Ziel der zweiten Arbeit war es, diese Ergebnisse an einer größeren Kohorte zu validieren und möglicherweise Subgruppen zu identifizieren, die von einer Transplantation profitieren. Dazu wurden die Ergebnisse von 201 Patienten mit einer Abnl(17p) AML analysiert, die zwischen den Jahren 2000 und 2010 innerhalb der drei Studiengruppen SAL, HOVON und GCTSG sowie am FHCRC in Seattle allogen transplantiert wurden. Das 3-JahresGesamtüberleben betrug 15 %. Die kumulative Inzidenz von Rezidiven nach drei Jahren lag bei 49 %. Bemerkenswert ist, dass fast 70 % aller Rückfälle innerhalb der ersten sechs Monate nach Transplantation auftraten. Patienten, die in erster kompletter Remission transplantiert wurden, hatten nach drei Jahren ein statistisch signifikant besseres Gesamtüberleben im Vergleich zu denen mit fortgeschrittener Erkrankung (22 % vs. 9 %, p < 0,001). Anhand dieser beiden Arbeiten konnte gezeigt werden, dass AML-Patienten mit Veränderungen am kurzen Arm 30 des Chromosoms 17 auch nach allogener Transplantation ein extrem schlechtes Gesamtüberleben haben. Für Patienten in erster Remission ist diese Behandlung, in Ermangelung vielversprechender Alternativen, jedoch sicherlich weiter als Therapie der Wahl anzusehen. Strategien zur Verhinderung von Rezidiven, z.B. präemptive Therapien, Spenderlymphozyteninfusionen oder Erhaltungstherapien, sind für diese Gruppe von Patienten unter Umständen eine sinnvolle Möglichkeit zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse. Mohr B et al. Impact of allogeneic haematopoietic stem cell transplantation in patients with abnl(17p) acute myeloid leukaemia. Br J Haematol. 2013;161(2):237-44. Middeke JM et al. Outcome of patients with abnl(17p) acute myeloid leukemia after allogeneic hematopoietic stem cell transplantation. Blood. 2014;123(19):2960-7. Christoph Röllig - Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Dresden SAL-AML-2003 Studie: allo-SZT bei AML mit NPM1-Mutation Ziel dieser retrospektiven Auswertung von Patienten der SAL-AML-2003-Studie war eine Untersuchung des Einflusses der allogenen Blutstammzelltransplantation (SZT) auf den klinischen Verlauf von AML-Patienten mit NPM1-Mutation. Um Selektionseffekte bei einem Vergleich von transplantierten vs. nichttransplantierten Patienten auszuschließen, wurde eine donor-versusno-donor-Analyse durchgeführt, die ähnlich der intentto-treat-Methodik Patienten nach der geplanten therapeutischen Strategie gruppierte und nicht nach der tatsächlich erfolgten Therapie. Für die Analyse wurden demnach alle NPM1-mutierten Patienten ausgewählt, die laut Studienprotokoll bei vorhandenem HLA-identen Familienspender für eine SZT eingeplant waren. Patienten mit vorhandenem Spender bildeten die donor-Gruppe, während alle anderen Patienten der no-donor-Gruppe zugeordnet wurden. Der Vergleich beider Gruppen ergab für die donor-Gruppe einen signifikanten Vorteil im rezidivfreien Überleben (3-Jahres-RFÜ 71 % vs. 47 %, p = 0,005) und einen Trend für ein längeres Gesamtüberleben (3-Jahres-GÜ 70 % vs. 60 %, p = 0,114). Dieser Unterschied zeigte sich auch in der Subgruppe der Kommentierte Publikationen aus den Studiengruppen Patienten mit Normalkaryotyp und ohne FLT-ITD. Mit allen Einschränkungen eines retrospektiven Vergleichs zeigt die Analyse, dass für die NPM1-mutierte Patientengruppe die SZT eine gute Therapieoption darstellt. Die Diskussion um eine optimale Konsolidierungsstrategie in dieser AML-Subgruppe wird durch die Ergebnisse erneut belebt. Röllig C et al. Allogeneic Stem Cell Transplantation in Patients with NPM1 Mutated Acute Myeloid Leukemia: Results from a Prospective Donor versus No-Donor Analysis of 304 Patients after Upfront HLA Typing within the SAL AML 2003 Trial. J Clin Oncol, in press. Einfluss von Subklonen auf das ereignisfreie Überleben Unter 2639 Patienten der AML-96- und AML-2003-Studien der SAL identifizierte ein zytogenetisches Forscherteam der SAL 418 Patienten mit zytogenetischen Subklonen. Die Ausbildung von Subklonen war bei Patienten mit ungünstigen zytogenetischen Aberrationen besonders häufig zu beobachten. Insbesondere bei jüngeren Patienten mit ungünstigem Karyotyp verschlechterte das Vorliegen von Subklonen die Prognose noch einmal signifikant. So betrug bei Patienten bis 60 Jahre mit ungünstiger Zytogenetik das mediane ereignisfreie Überleben ohne das Vorhandensein von Subklonen 7,0 Monate gegenüber 3,3 Monaten mit Subklonen (p < 0,001); das mediane Gesamtüberleben war 12,7 vs. 7,7 Monate (p < 0,001). Wie in Landmark-Analysen gezeigt werden konnte, kann die allogene Stammzelltransplantation die Prognose dieser Patienten verbessern. Bochtler T et al. Clonal heterogeneity as detected by metaphase karyotyping is an indicator of poor prognosis in acute myeloid leukemia. J Clin Oncol. 2013;31(31):3898-905. Myelodysplastische Syndrome Ulrich Germing - Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie, Universitätsklinikum Düsseldorf Validierung des IPSS-R Anhand von Daten von über 1300 Patienten mit primären MDS, die im Rahmen des deutschen MDS-Registers erhoben wurden, konnte gezeigt werden, dass der von Greenberg et al.17 publizierte revidierte IPSS ein wichtiges Instrument zur Prognoseabschätzung darstellt. Die Arbeit ist die erste große Validierungsarbeit mit Daten von Patienten, die für die Entwicklung des IPSS-R nicht verwendet wurden. Zudem ist die Publikation ein Beispiel für die vorzügliche Zusammenarbeit innerhalb der deutschen MDS Studiengruppe, die ein einheitliches, an das Düsseldorfer MDS-Register angelehntes Datenblatt zur Dokumentation von MDS-Patienten benutzt und die Daten für dieses Projekt zusammengeführt hat. Die statistischen Analysen wurden erneut durch Herrn Hasford und Herrn Lauseker durchgeführt. Die Entwicklung des IPSS-R fußte auf der Neugruppierung zytogenetischer Risikogruppen, die unter Beteiligung der deutsch-österreichischen MDS-Arbeitsgruppe von den Göttinger Kollegen publiziert wurde.85 Die Daten von Neukirchen zeigen, dass der IPSS-R auch zur Prognostizierung von Patienten angewendet werden kann, die chemotherapiert wurden oder eine allogene Blutstammzelltransplantation erhielten. Obwohl der IPSS-R in seiner Anwendung etwas komplexer ist, wird er im Laufe der nächsten Jahre in der klinischen Praxis eine wichtige Rolle spielen, da er in der Identifikation von Patienten mit sehr günstiger Prognose und von Hoch-Risiko-Patienten den anderen Prognosescores überlegen ist. Der IPSS-R wird unter anderem auf der Hompage www. mds-register.de und beim interaktiven Lernprogramm www.mdsdiagnosis.com erläutert. Neukirchen J et al. Validation of the revised international prognostic scoring system (IPSS-R) in patients with myelodysplastic syndrome: a multicenter study. Leuk Res. 2014;38(1):57-64. 31 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Kommentierte Publikationen aus den Studiengruppen Der MDS- spezifische Komorbiditäten Index ist innerhalb der IPSS-R Risikogruppen von statistischer Bedeutung Die Arbeit von Frau Zipperer zur Bedeutung des MDSComorbidity Index (MDS-CI) vor dem Hintergrund des IPSS-R rundet unsere Bemühungen zur Validierung des IPSS-R ab. Anhand von mehr als 1100 Patienten, bei denen zum Diagnosezeitpunkt sowohl der IPSS-R als auch der MDS-CI bestimmt worden war, konnte gezeigt werden, dass das Ausmaß von Komorbiditäten unabhängig vom IPSS-R in multivariaten Analysen prognostische Bedeutung für MDS-Patienten hat. Insbesondere innerhalb der Niedrig-Risiko-Gruppen des IPSS-R konnten mit Hilfe des MDS-CI Patientengruppen mit unterschiedlicher Prognose stratifiziert werden. Natürlich können auch andere Comorbidity Scores18 zur Anwendung gebracht werden, der MDS-CI ist jedoch durch die Verwendung von nur 5 Parametern (kardiale, hepatische, renale, pulmonale Erkrankungen und Tumore) einfach zu verwenden. Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, zum Diagnosezeitpunkt Komorbiditäten zu erfassen und den MDS-CI anzuwenden. Zipperer E et al. The myelodysplastic syndrome-comorbidity index provides additional prognostic information on patients stratified according to the revised international prognostic scoring system. Haematologica. 2014;99(3):e31-2. Uwe Platzbecker, Silke Gloaguen - Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Dresden; Aristoteles Giagounidis - Marien Hospital Düsseldorf Modell zur Vorhersage der Wirkung von Romiplostim bei Niedrig-Risiko-MDS Die Veröffentlichung beschreibt die Entwicklung und Validierung eines Modells zur Vorhersage des Ansprechens auf Romiplostim bei Niedrig-Risiko-MDS-Patienten (IPSS LOW/INT-1) mit im Vordergrund stehender Throm- 32 bozytopenie. Romiplostim ist ein an den Thrombopoetin (TPO)-Rezeptor bindendes und diesen stimulierendes Fc-Peptid-Fusionsprotein, das in einer randomisierten, Placebo-kontrollierten Studie bei ca. einem Drittel unselektionierter MDS-Patienten zu einer Verbesserung der Thrombozytenwerte geführt hat.86 Zur besseren Identifizierung der Patienten, die von einer Romiplostim-Therapie profitieren, entwickelte eine internationale Expertengruppe ein Prädiktionsmodell auf der Grundlage zweier Studien,86,87 welche in Abhängigkeit (a) der Baseline-TPO-Werte im Serum und (b) der Anzahl vorangegangener Thrombozytentransfusionen zum einen das HI-P (hematologic improvement – platelets) als auch das sogenannte „≥ 50 % Ansprechen“ (definiert als ein Anstieg der Thrombozyten über einen Zeitraum von 50 % oder mehr der gesamten Behandlungszeit) ausgewertet hatten. Das daraus resultierende Modell unterscheidet anhand der errechneten Scores drei Gruppen hinsichtlich des Ansprechens auf Romiplostim, wobei die höchsten Ansprechraten bei Patienten mit niedrigen (< 500 pg/mL) TPO-Werten und vergleichsweise wenigen (< 6 Einheiten) vorhergehenden Thrombozytentransfusionen beobachtet wurden. Damit besteht eine große Analogie zum „EPO-Spiegel“-basierten Modell für die Behandlung der Anämie mit Erythropoetin. Dieses durch retrospektive Analysen entwickelte TPObasierte Modell soll nun in einem nächsten Schritt prospektiv getestet werden. Eine entsprechende durch das EMSCO koordinierte deutsch-französische Phase II-Studie befindet sich kurz vor dem Start: EUROPE TRIAL Prospective validation of a predictive model of response to romiplostim in patients with IPSS low or intermediate-1 risk myelodysplastic syndrome (MDS) and thrombocytopenia. Interessierte Zentren können sich bei Silke Gloaguen ([email protected]) informieren. Sekeres M.A. et al. Development and validation of a model to predict platelet response to romiplostim in patients with lowerrisk myelodysplastic syndromes. Br J Haematol. 2014 Jul 14. doi: 10.1111/bjh.13037. [Epub ahead of print]. Übersicht über laufende Studien im Netzwerk ALL - Akute lymphatische Leukämie Projekte • GMALL Register - Datenerfassung zu Diagnostik, Behandlung und Krankheitsverlauf der ALL in Verbindung mit einer Biomaterialsammlung Therapieempfehlungen • GMALL-Therapieempfehlung für Frail-Patienten • GMALL-Therapieempfehlung für jüngere Patienten (< 55 Jahre) • GMALL-Therapieempfehlung für Patienten mit Rezidiv einer ALL • GMALL Therapieempfehlung für T-LBL • GMALL-Therapieoptimierung für ältere Patienten (in Vorbereitung/analog GMALL Elderly 01/2003) • GMALL-Therapieempfehlung für B-ALL/NHL (in Vorbereitung/analog GMALL B-ALL/NHL 2002) B-Vorläufer ALL rezidiviert/refraktär • B1931022 - Inotuzumab Ozogamicin oder Chemotherapie nach Wahl des Arztes bei rez/ref. ALL • TOWER - Phase 3 Trial of Blinatumomab vs Investigator’s Choice of Chemotherapy in Patients With Relapsed or Refractory ALL Ph/BCR ABL + de novo/non-treated • EWALL-PH-02 - Phase II Studie zu Nilotinib in Kombination mit Chemotherapie bei älteren Patienten mit Ph+/BCR-ABL+ ALL rezidiviert/refraktär • ALCANTARA - Phase 2 Trial of Blinatumomab vs Investigator’s Choice of Chemotherapy in Patients With Relapsed or Refractory ALL • B1931022 - Inotuzumab Ozogamicin oder Chemotherapie nach Wahl des Arztes bei rez/ref. ALL • CABL001X2101 - Phase I Studie zur Behandlung von CML oder Ph+ALL mit ABL001 T-LBL rezidiviert/refraktär • BMS CA216-002 - Phase 1 Studie zu BMS-906024 bei rezidivierter/refraktärer T-ALL Stammzelltransplantation • GMALL Imatinib post SZT - Pre-emptive vs. MRD-getriggerte Gabe von Imatinib nach SZT bei PH+ALL • GMALL SZT Elderly - Dosisreduzierte Konditionierung vor allogener SZT bei älteren Patienten Supportivtherapie • AmBiGuard Studie - Prophylaktische Gabe von liposomalem Amphotericin B gegen invasive Pilzinfektionen in der Induktionstherapie der ALL AML - Akute myeloische Leukämie Projekte • AML-Register - Gemeinsames klinisches AML-Register und Biomaterialdatenbank der SAL und AML-CG • AMLSG BiO - Registerstudie zum biologischen Erkrankungsprofil und klinischen Verlauf bei AML - Das AMLSG Biology and Outcome (BiO)-Projekt • NAPOLEON-Register - NAPOLEON-Register der deutschen AML Intergroup • PROMYSE - Europäisches Register für Patienten mit rezidivierter APL AML alle außer FAB M3 de novo/non-treated - Genotyp-übergreifende Therapiekonzepte Alle Altersgruppen • AMLSG 21-13 - Dasatinib in patients with newly diagnosed Core-Binding Factor AML • ASPIRE - Eltrombopag bei Thrombozytopenie bei MDS oder AML • CLBH589G2101 - Orales Panobinostat und Chemotherapie bei AML (< 65 Jahre) < 60 Jahre • DaunoDouble - Vergleich verschiedener Daunorubicin-basierter Schemata bei jüngeren Patienten mit AML • OSHO#61 2002 - Vergleich von OSHO Protokoll und Standardtherapiearm der Intergroup bei jüngeren AML-Patienten ≥ 60 Jahre • AMLSG 14-09 (DECIDER) - Decitabin mit oder ohne Valproat und ATRA bei AML • BIBF1120 in AML - Phase I/II Studie zu BIBF1120 in Kombination mit LDCA bei älteren Patienten mit AML • Intergroup Elderly - AML-Intergroup Studie mit gemeinsamem Standard-Arm für ältere Patienten • OSHO#069 2004 - Vergleich von OSHO Protokoll und Standardtherapiearm der Intergroup bei älteren AML-Patienten • RAS-AZIC (OSHO #083) - Phase I/II Studie zur Behandlung von AML mit Azacitidin und Chemotherapie bei Patienten > 60 Jahre • TOR-AML - Standardtherapie und Temsirolimus oder Placebo bei neudiagnostizierter AML bei älteren Patienten > 60 Jahre 33 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Übersicht über laufende Studien im Netzwerk de novo/non-treated - Genotypspezifische Therapiekonzepte Alle Altersgruppen • AMLSG 17-10 (CIARA) - Cytarabin, Idarubicin und Clofarabin als Induktionstherapie bei Hoch-Risiko-AML • AMLSG 16-10 - Midostaurin bei AML mit FLT3-ITD Mutation • AMLSG 09-09 - Phase III Studie zu Chemotherapie in Kombination mit ATRA mit oder ohne Gemtuzumab Ozogamicin bei AML und Mutation im NPM1 Gen • MIDOKIT - Midostaurin und Standardchemotherapie bei KIT- oder FLT3-ITD positiver t(8;21) AML ≥ 60 Jahre • AMLSG 15-10 - Cytarabin und Etoposid mit oder ohne ATRA bei AML mit NPM1-Mutation rezidiviert/refraktär • AMLSG 18-12 - Beobachtungsstudie zur Erhaltungstherapie mit Histamindihydrochlorid und IL2 bei AML mit MRD • HD-Melphalan - Hochdosis-Melphalan + autologe SZT bei rezidivierter AML • PAZOPANIB-AML - Pazopanib bei refraktärer oder rezidivierter AML • RELAZA2 - Azacitidin bei drohendem hämatologischen Rezidiv Stammzelltransplantation • ALLIVE - Beobachtungsstudie zu Körper-, Leber- und labilem Plasmaeisen bei MDS und AML vor alloSZT • ClAraC-SCT - SZT nach ClAraC oder FLAMSA bei Hoch-Risiko-AML oder fortgeschrittem MDS • ETAL-1 - Allogene SZT vs. Standardchemotherapie bei jüngeren Patienten mit AML intermediären Risikos in erster kompletter Remission • HCT vs CT - HCT Versus CT bei älteren Patienten mit AML • PANOBEST - Phase I/II-Studie zur Erhaltungstherapie mit Panobinostat nach allo-SZT bei Hoch-Risiko-MDS oder AML • SORMAIN - Sorafenib Erhaltungstherapie bei FLT3-ITD positiver AML nach allogener SZT Supportivtherapie • Eltrombopag - Eltrombopag bei MDS und AML mit Thrombozytopenie CML - Chronische myeloische Leukämie Alle Subtypen • CML VI - Beobachtungsstudie zum Verlauf der CML unter den neuen Erstlinientherapien Chronische Phase • BFORE - Bosutinib vs. Imatinib • CA180-373 - Phase I Studie zur Behandlung von CML mit Dasatinib plus Nivolumab • CABL001X2101 - Phase I Studie zur Behandlung von CML oder Ph+ALL mit ABL001 • CHOICES - Imatinib vs Hydroxychloroquin und Imatinib bei CML • CML V (TIGER) - Nilotinib und IFNalpha bei Ph positiver CML in chronischer Phase • DASFREE (CA180-406) - Absetzen von Dasatinib bei Patienten in stabiler molekularer Remission (MR4,5) • DECLINE - Im vs. Nilo bei Pat. mit MMR aber ohne MR4 • ENESTPath - Ermittlung der TFR Rate nach verlängerter Konsolidierung mit Nilotinib bei CP CML • EuroSKI - Absetzen von TKI bei CML-Patienten in kompletter molekularer Remission (MR4) • MOMENT II (CAMN107ADE14) - Molekulares Monitoring, prospektive Pharmakoökonomie und Patientenzufriedenheit bei CML unter Nilotinib Akzelerierte Phase • CA180-373 - Phase I Studie zur Behandlung von CML mit Dasatinib plus Nivolumab • CABL001X2101 - Phase I Studie zur Behandlung von CML oder Ph+ALL mit ABL001 Intoleranz/Resistenz auf einen TKI • B1871039 - Phase IV zu Bosutinib nach TKI Versagen • TARGET (CAMN107 ADE04) - Beobachtungsstudie zu Nilotinib bei Ph-positiver CML und Intoleranz/Resistenz gegenüber Imatinib MDS - Myelodysplastische Syndrome Alle Subtypen • ALLIVE - Beobachtungsstudie zu Körper-, Leber- und labilem Plasmaeisen bei MDS und AML vor alloSZT • MDS-Register Niedrigrisiko und Intermediär I • ARCADE - Behandlung von Anämie mit Darbepoetin alfa bei niedrigem oder intermediär-1 Risiko MDS • AZA-MDS-003 - Azacitidin und Best Supportive Care bei transfusionsabhängiger Anämie oder Thrombozytämie bei Lower risk MDS • EUMDS - Europäisches Register für low und intermediate-1 MDS • PACE - Phase II Studie zu ACE-536 bei Anämie 34 Übersicht über laufende Studien im Netzwerk Intermediär II und Hochrisiko • ASPIRE - Eltrombopag bei Thrombocytopenie bei MDS oder AML • RELAZA2 - Azacitidin bei drohendem hämatologischen Rezidiv • ROMDS - Romidepsin und Azacitidin bei Hochrisiko MDS Stammzelltransplantation • ClAraC-SCT - SZT nach ClAraC oder FLAMSA bei Hochrisiko AML oder fortgeschrittem MDS • PANOBEST - Phase I/II-Studie zur Erhaltungstherapie mit Panobinostat nach allo-SZT bei Hochrisiko-MDS oder AML • VidazaAlloStudie - 5-Azacytidin versus 5-Azacytidin plus allo-SZT bei älteren Patienten mit MDS MPN - Myeloproliferative Erkrankungen Projekte • MPN Schwangerschaft - Erhebung des Schwangerschaftsverlaufs bei Patientinnen mit BCR-ABL-negativen MPN • Register für seltene myeloproliferative Neoplasien - Erhebung von anamnestischen, klinischen, laborchemischen und genetischen Daten zur Einrichtung eines Registers von Patienten mit seltenen myeloproliferativen Neoplasien • SAL-MPN-Register - SAL-Register für Myeloproliferative Neoplasien Alle Subtypen • I3X-MC-JHTB - LY2784544 bei MPN Essentielle Thrombozythämie • ARD12042 - Phase II Studie zu SAR302503 bei Polycythemia Vera oder Essentieller Thrombozytämie • Geron CP14B015 - Phase-II-Studie zur Beurteilung der Aktivität von Imetelstat bei ET • PEGASYS - Pegyliertes Interferon Alfa-2a Versus Hydroxyurea bei PV und ET Myelofibrose • CINC424A2104 (HARMONY) - Phase I Studie zu Ruxolitinib in Kombination mit BKM120 bei Patienten mit PMF, PPV-MF und PET-MF • CLDE225X2116 - Phase I/II Studie zu LDE225 und INC424 bei Myelofibrose • EXPAND - Dosisfindung von Ruxolitinib bei Patienten mit PMF, PPV-MF und PET-MF • Gilead GS-US-352-0101 - Phase 3 Studie zur Wirksamkeit von Momelotinib versus Ruxolitinib in Patienten mit PMF, Post-PV-MF, Post-ET-MF • JAKARTA - Phase III Study of SAR302503 in Intermediate-2 and High Risk Patients With Myelofibrosis • JAKARTA2 - SAR302503 bei MF nach vorhergehender Behandlung mit Ruxolitinib • POMINC (MPN-SG 02-12) - Ruxolitinib und Pomalidomid bei primärer und sekundärer Myelofibrose • RESUME - Phase III Studie mit Pomalidomid bei Myelofibrose und RBC-Transfusionsbedürftigkeit Polyzythämia vera • ARD12042 - Phase II Studie zu SAR302503 bei Polycythemia Vera oder Essentieller Thrombozytämie • PEGASYS - Pegyliertes Interferon Alfa-2a Versus Hydroxyurea bei PV und ET SZT - Stammzelltransplantation • CB01-Cord blood - Multizentrische Analyse der hämatologischen und immunologischen Rekonstitution nach dosisreduzierter Konditionierung und Doppel-Nabelschnurblut-Transplantation für Patienten mit hämatologischen Erkrankungen • CD3/CD19 EBMT-Haplo-Studie - Studie zur haplo-SZT mit CD3/CD19 depletiertem Transplantat bei akuten Leukämien Supportivtherapie • BUM-5/GVH - Budesonid zur Behandlung der Graft vs Host Disease (GvHD) • Isavuconazole WSA-CS-004 - Phase III Studie zu BAL8557 vs. Voriconazol zur primären Therapie von invasiven Pilzerkrankungen • GRANITE - Granulozytentransfusionen bei Patienten mit febriler Neutropenie 35 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien 36 Referenzen 1. 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Internationales Symposium der MDS Foundation Washington, USA Fr 29.05.2015 - Di 02.06.2015 ASCO Annual Meeting 2015 Chicago, USA Do 11.06.2015 - So 14.06.2015 20 th Congress of EHA Wien, Österreich Fr 09.10.2015 - Di 13.10.2015 Jahrestagung der DGHO, ÖGHO, SGMO und SGH 2015 Basel, Schweiz Studientreffen Fr 07.11.2014 - Sa 08.11.2014 37. OSHO Herbstberatung 2014 Arnstadt Fr 28.11.2014 Studientreffen der Studienallianz Leukämie Berlin Sa 14.02.2015 102. GMALL Studientreffen Reisensburg, Günzburg/Donau Fr 08.05.2015 - Sa 09.05.2015 38. Frühjahrsberatung 2015 Wörlitz Fortbildungsveranstaltungen Mo 03.11.2014 - Fr 07.11.2014 Kurs für Studienassistenten des ZKS Leipzig 2014 Leipzig Di 16.12.2014 Mikroskopieren am Hofgarten Düsseldorf Fr 27.02.2015 - Sa 28.02.2015 Hämatologie im Wandel 2015 Frankfurt Termine für Patienten So 12.10.2014 Patiententag im Rahmen der Jahrestagung der DGHO, ÖGHO, SGMO und SGH+SSH Hamburg Sa 25.10.2014 MDS Patienten- und Angehörigen-Forum München 39 Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien IMPRESSUM Herausgeber: Kompetenznetz „Akute und chronische Leukämien“ Koordinator: Prof. Dr. Dr. h. c. R. Hehlmann Geschäftsführerin: PD Dr. S. Saußele Redaktion: Dr. N. Gökbuget Dr. S. Hehn Unter Mitarbeit von: Walter Aulitzky Claudia Baldus Wolfgang E. Berdel Marius Bill Martin Bornhäuser Christian Brandts Tim Brümmendorf Andreas Burchert Konstanze Döhner Gerhard Ehninger Hermann Einsele Stefan Fröhling Ulrich Germing Aristoteles Giagounidis Silke Gloaguen Nicola Gökbuget Rüdiger Hehlmann Sina Hehn Antony Ho Andreas Hochhaus Kristine Höfer Susanne Isfort Andrea Kaifie Lida Kalmanti Steffen Koschmieder Alwin Krämer Stefan Krause Utz Krug Volker Kunzmann Eva Lengfelder Andreas Mackensen Moritz Middeke Carsten Müller-Tidow Andreas Neubauer Dieter Niederwieser Oliver Ottmann Uwe Platzbecker Albrecht Reichle Sébastien Rinaldetti Christoph Röllig Kerstin Schäfer-Eckart Markus Schaich Johannes Schetelig Richard F. Schlenk Stefan Schönsteiner Esther Schuler Sebastian Schwind Hubert Serve Matthias Stelljes Christian Thiede Felicitas Thol Petra Tschanter Heike Weidner Copyright: Kompetenznetz Akute und chronische Leukämien Konzeption, Realisation: Schäfer Werbeagentur GmbH, Weinheim Fon 06201 6049656 www.schaeferwerbeagentur.com Bezugsquelle: Der Rundbrief kann kostenlos bei der Netzwerkzentrale angefordert werden. Anschrift der Netzwerkzentrale: PD Dr. S. Saußele III. Medizinische Klinik Universitätsmedizin Mannheim Pettenkoferstraße 22 68169 Mannheim Telefon 0621 383 6962 Telefax 0621 383 6969 E-Mail: [email protected] Anschrift des Informationszentrums: Dr. N. Gökbuget Medizinische Klinik II Universitätsklinikum Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7 60590 Frankfurt Telefon 069 6301 6365 Telefax 069 6301 7463 E-Mail: [email protected] www.kompetenznetz-leukaemie.de ISSN 1863-1002 40