Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
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Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)
Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin Klinikum rechts der Isar der TU München Ismaninger Str. 22, 81675 München Telefon: 089 / 4140-6771; Fax: 089 / 4140-6772 e-mail: [email protected] Direktor: Univ.-Prof. Dr. Hans Hauner Ernährung bei Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) Eine chronische Niereninsuffizienz ist durch eine kontinuierliche Verschlechterung der Nierenfunktion gekennzeichnet. Stoffwechselendprodukte wie Harnstoff, Kreatinin und andere werden unzureichend ausgeschieden und im Körper angereichert. Ziele der Ernährungstherapie bei Niereninsuffizienz sind: - Minimierung von harnpflichtigen Substanzen - Optimierung / Aufrechterhaltung des Ernährungszustands - Vermeidung von metabolischen Komplikationen wie renale Osteopathie, Übersäuerung, Hyperurikämie usw. - Verlangsamung des Fortschreitens der Erkrankung Die Ernährungsempfehlungen von Nierenkranken unterscheiden sich sehr von den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung der Allgemeinbevölkerung. Erschwerend kommt hinzu, dass es keine einheitliche Nierendiät gibt, sondern sich die Empfehlungen an den individuellen Beeinträchtigungen der Nierenfunktion, dem Stadium der Niereninsuffizienz und den aktuellen Laborwerten orientieren. Nachfolgende Empfehlungen gelten als Orientierung für Ihre individuelle Lebensmittelauswahl. 1. Empfehlungen zur Flüssigkeitszufuhr: Zur Ermittlung der Zufuhrmenge an Flüssigkeit gibt es eine einfache Formel: Ausscheidung + 500ml / Tag Bei der Getränkeauswahl sollten Sie den Gehalt an Natrium, Kalium und Phosphat beachten. Geeignete Getränke: (natrium-, kalium- und phosphatarm) Früchte- und Kräutertee, grüner und schwarzer Tee, Kaffee (2-3 Tassen/Tag), Limonade, Sirup, Mineralwasser (<100mg Na/l) Ungeeignete Getränke: (natrium-, kalium- u./od. phosphatreich) Cola, Instantgetränke (Nescafe, Capucchino, Zitronentee), Milch, Obst- und Gemüsesäfte, Wein, Bier (auch alkoholfreies Bier) Bei Notwendigkeit einer Flüssigkeitsbeschränkung ist außerdem zu beachten: Der Flüssigkeitsgehalt von festen Nahrungsmitteln, wie Fleisch, Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln und Gemüse muss nicht als Flüssigkeit berechnet werden. Der Flüssigkeitsgehalt flüssiger Nahrungsmittel (Suppen, Soßen, Joghurt, Pudding, Breie, Kompott) muss dagegen zu 100% berücksichtigt werden. 2. Umgang mit natriumreichen Lebensmitteln und Getränken: Natrium bindet Wasser und fördert somit Wassereinlagerungen im Körper (Ödembildung). Außerdem verursachen salzreiche Lebensmittel und Speisen Durst, was die Einhaltung der Flüssigkeitsbeschränkung erschwert. Nähere Info´s im Info-Blatt „Kochsalzarme Ernährung“! 3. Vorsicht beim Verzehr von kaliumreichen Lebensmitteln: Bei erhöhten Kaliumwerten im Blut (> 4,8mmol/l) sollten Sie kaliumreiche Getränke und Lebensmittel nur in sehr kleinen Portionen verzehren bzw. ganz darauf verzichten; die Menge macht`s! Besonders kaliumreich sind: Obst- und Gemüsesäfte, Wein, Milch, Trockenobst (Datteln, Feigen, Rosinen), Banane, Aprikosen, Honigmelone, Avocado, Kartoffeln (Pellkartoffeln) und Kartoffelerzeugnisse (Püree, Kroketten, Pommes frites, Chips), Marzipan, Schokolade, Kakao, Schokoladenprodukte (Kakaogetränke, Schokopudding, Schokokuchen…), Müsli, Nüsse Nähere Info´s im Info-Blatt „Kaliumarme Ernährung“! 3. Meiden von besonders phosphatreichen Lebensmitteln: Phosphat ist in fast allen Lebensmitteln enthalten. Mit abnehmender Nierenfunktion wird Phosphat unzureichend ausgeschieden. Die Phosphatspiegel im Blut beginnen zu steigen. Besonders phosphatreich sind: Schmelzkäse (Streichkäse und Scheibletten), Hartkäse, Milchpulver, Kondensmilch, Eigelb, Eipulver, Hülsenfrüchte, Nüsse, Pilze, Wurst mit Phosphatzusatz, Fisch, Backpulver, Kakao / Schokolade, Kleie, Hefe Außerdem enthalten Lebensmittel und Getränke mit Phosphatzusätzen reichlich Phosphat wie Colagetränke, Instant-Getränke, Fertigprodukte (Instanterzeugnisse, Püree- und Knödelpulver, Soßenpulver etc.) Backmischungen Nähere Info´s im Info-Blatt „Phosphatarme Ernährung“! 4. Empfehlungen zur Eiweißzufuhr: Die Eiweißzufuhr (Protein) richtet sich nach der Höhe des Serumkreatinins und / oder der glomerulären Filtrationsrate (GFR). Ab einer mittelgradigen Einschränkung der Nierenfunktion sollte eine Proteinbegrenzung erfolgen. Eine kontrollierte Eiweißzufuhr kann das Fortschreiten der Niereninsuffizienz verzögern und eine Dialysetherapie aufschieben. Ein weiterer erwünschter Effekt ist die damit verbundene Senkung der Phosphataufnahme und die Verbesserung der Übersäuerung (Azidose). Bei einer Eiweißbegrenzung ist auf eine ausreichende Energiezufuhr und auf die Auswahl von Proteinen mit hoher biologischer Wertigkeit zu achten. D.h. die Eiweißträger sollten zu 2/3 tierischer und zu 1/3 pflanzlicher Herkunft sein. Eine eiweißarme Ernährung ist nur sinnvoll, solange keine Dialysebehandlung durchgeführt wird! Nähere Info´s im Info-Blatt „Eiweißarme Ernährung für Nierenkranke“. 5. Tipps zur Fettauswahl: Eine chronische Niereninsuffizienz ist auch schon bei milder Ausprägung mit einem deutlich erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko verbunden. Fettstoffwechselstörungen mit erhöhten Serum-Triglyceriden und verringerter HDL-Cholesterin-Konzentration stellen den größten Risikofaktor für arteriosklerotische Veränderungen dar. Durch die Auswahl fettarmer Produkte und Bevorzugung von pflanzlichen Fetten im Austausch mit tierischen Fetten können Sie die Blutfette günstig beeinflussen. Nähere Info´s im Info-Blatt „Essen und Trinken bei Fettstoffwechselstörungen“. Adressen von Selbsthilfegruppen: Regionalgruppe München und Umland Für Nierenkranke, Dialysepatienten und Transplantierte Netzerstr. 43 80992 München Tel.: 089 / 3161254 (Mittwoch von 11-14.30 Uhr) Interessengemeinschaft der Dialysepatienten und Nierentransplantierten in Bayern e.V. Frankfurter Str. 82A 97082 Würzburg Tel.: 0931 / 886764 Bundesverband Dialysepatienten Deutschland e.V. (DD) Weberstr. 2 55130 Mainz Tel.: 06131 / 85152 Stand: Juni 2010