Der AH Verband der Schlaraffia nach 1945

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Der AH Verband der Schlaraffia nach 1945
Der AH Verband der Schlaraffia nach 1945
Die Stadt Hagen, in der die
meisten Schlaraffen zu
Hause waren, war zu einem
großen Teil bei Luftangriffen
zerstört worden
Durch den 2.Weltkrieg war ein geregeltes Studium an der Maschinenbauschule nicht
möglich. Das Farbenstudententum in Hagen kam völlig zum Erliegen, nachdem die
Verbindungen durch das Naziregime verboten worden waren. Familien hatten ihre
Häuser durch die Bombardierungen verloren oder waren teilweise darin umgekommen. Eltern schickten ihre Kinder zu Verwandten oder Bekannten aufs Land, um sie
so vor den Luftangriffen zu schützen. Die letzten Verteidigungsanstrengungen führten
zur Einberufung junger Männer von 14 und 15 Jahren sowie Erwachsene und
Familienväter, bis zum Alter von 60 Jahren. Das führte zu weiterer Zerstörung von
Familien und Wohngemeinschaften. Die Stadt Hagen, in der die meisten Schlaraffen
zu Hause waren, war zu einem großen Teil bei Luftangriffen zerstört worden. Eine
Infrastruktur funktionierte faktisch nicht mehr.
Erich Waldhausen al. Faß, zuletzt wohnhaft in Gelsenkirchen war nach wie vor AH
Präside ohne Informationen über alle Mitglieder des Altherrenverbandes zu besitzen.
Eine Aktivitas existierte schon lange nicht mehr.
17. April 1946: Erstes Schriftstück nach Ende des 2.Weltkrieges
Die unter schwierigsten
Umständen durchgeführten
Recherchen von AH Faß
Waldhausen führten zur
Ermittlung der Anschriften
von 14 Bundesbrüdern.
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Der Krieg war fast ein Jahr vorbei nach der Kapitulation am 8. Mai 1945.
Der Altherrenverband hatte zu diesem Zeitpunkt 104 Mitglieder. Die unter schwierigsten Umständen durchgeführten Recherchen von AH Faß Waldhausen führten zur
Ermittlung der Anschriften von 14 Bundesbrüdern. Er nahm auf die verschiedenste
Art und Weise Kontakt auf. 13 Bundesbrüder hatten während der letzten Kriegsjahre
ihr Leben verloren.
12. Mai.1946: Erstes Treffen
nach dem Krieg im Hotel Berliner Hof in Gelsenkirchen
In seinem Schreiben vom 17. April 1946 schreibt Faß Waldhausen:
„Liebe Freunde,
Nach langer Zeitspanne möchte ich über das Ergehen unseres engeren Freundes kreises folgendes bekannt geben.“
Nach einigen persönlichen Informationen schreibt er weiter:
„Zwecks Wiederaufnahme unseres freundschaftlichen Verkehrs bitte ich Dich, den
Empfang dieser Mitteilung schnellstens zu bestätigen, damit ich weiß, ob die Anschrift
stimmt. Solltest Du aus irgendeinem Grunde noch nicht zurückgekehrt sein, so bitte ich
Deine Angehörigen, welche dieses Schreiben in Empfang nehmen um kurze Mitteilung
über Dein Ergehen.
Treffpunkt in Gelsenkirchen: Sonntag 12. Mai 1946 11:00 vormittags im Hotel
Berliner Hof. Wegen der beschränkten Verpflegungsmöglichkeiten bitte ich Dich bis 5.
Mai 1946 um Mitteilung, ob mit Deinem Erscheinen zu rechnen ist. Dabei empfiehlt
es sich, Lebensmittelmarken und außerdem Kartoffeln zum Mittagessen und Kaffee
und Kuchen in Natura mitzubringen.
Mit den besten Grüßen und Wünschen Dein E. Waldhausen“
5. März 1946
Mit dem sogenannten Befreiungsgesetz, dem Gesetz Nr. 104 zur Befreiung von
Nationalsozialismus und Militarismus werden die Deutschen zur Mithilfe bei der
Durchführung der Entnazifizierung herangezogen. Bereits im Sommer 1945 werden
alle Beamten, die vor dem 1.Mai 1937 Mitglieder der NSDAP waren, entlassen. Im
September 45 wurde ein ähnliches Beschäftigungsverbot für die Privatwirtschaft erlassen. Die Amerikaner stellten eine Liste mit fünf Kategorien auf, nach denen die
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Bevölkerung in, Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Entlastete
unterschieden wird. Die Strafen reichen von bis zu zehn Jahren Gefängnis,
Zwangsarbeit, Einziehung des Eigentums, Ausschluß von öffentlichen Ämtern, Aberkennung des Wahlrechtes bis hin zu Bußzahlungen an die Opfer des Nationalsozialismus.
Unter den Altherren der
Schlaraffia findet sich
keiner, der bei der
Entnazifizierung in die
ersten drei Stufen ein gruppiert wurde.
Unter den Altherren der Schlaraffia findet sich keiner, der bei der Entnazifizierung in die
ersten drei Stufen eingruppiert wurde. Bekannt sind die folgenden Fälle:
Eduard Möller al. Menne konnte nach dreijähriger Unterbrechung seine Tätigkeit in
der Zeche Heinrich Robert nach Einstufung durch den Bergbausonderausschuß in
Vier ohne wieder aufnehmen. Herbert Niehaus al. Bobby wurde entnazifiziert und in
Gruppe Vier eingestuft und wieder bei der Reichsbahn eingestellt. Erich Waldhausen
al. Faß wurde, obwohl niemals Parteimitglied, beim Entnazifizierungsverfahren unter
die Entlasteten eingestuft. Emil Kleefisch al. Roland kehrte 1948 nach zwölf Jahren
Abwesenheit aus der Schlaraffia, nach Gesprächen mit dem heute in USA lebenden
AH Peiniger, wieder in die Verbindung zurück.
10.März 1947.: Erstes Rundschreiben nach dem Krieg
Liebe Freunde !
Ihr werdet Euch sicherlich schon über unser bisheriges Stillschweigen gewundert
haben, aber unter den obwaltenden Umständen hat es langer Zeit bedurft, bis wir mit
den teilweise in alle Winde zerstreuten alten Freunden, deren Anschriften sich
größtenteils geändert haben, wieder Verbindung aufnehmen konnten.
Nachdem das endlich geschehen war, konnte kein zusammenfassender Bericht über
das Ergehen jedes einzelnen herausgehen, weil weder ein Vervielfältigungsapparat,
noch Matritzen, weder saugfähiges Papier, noch Briefumschläge in genügender
Anzahl aufzutreiben waren. Da diese Schwierigkeiten durch die Hilfe unseres lb. A.H.
Töllner nunmehr behoben sind, soll der Bericht nunmehr möglichst schnell in Euren
Besitz gelangen.
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Dabei können wir die erfreuliche Tatsache verzeichnen, daß sich unser Freundeskreis
im Jahr 1946 bereits 3 x schon wieder getroffen hat und zwar:
1.
am 12. Mai 46 in Gelsenkirchen
Teilnehmer: Barthelmes, Domeier, Geis, von Hagen, Schröer,
und Waldhausen mit ihren Frauen, sowie Balser, Borgmann,
Brand, Dresbach, Dickertmann, Flemming, Fränzner, Greis,
Halver, Hülsberg, Jüsten, Kettler, Mönnigheim, Selbach,
Schweitzer,& Tesche.
2.
am 25. August 46 in Gelsenkirchen:
Teilnehmer: Barthelmes, Beskes, Geis & Waldhausen mit
ihren Frauen, sowie Hammer mit Frau und Bruder.
3.
am 8. Dezember 46 in Gelsenkirchen:
Teilnehmer: Beekes, Domeier, Geis, Rode, Schröer & Waldhausen mit ihren Frauen, von Hagen mit Sohn, Meese und
Rüth.
Während zur ersten Zusammenkunft die „Hagener“ mit einem Lastauto angeschwirrt
waren, ist das bei der 2. u. 3. Zusammenkunft leider nicht mehr möglich gewesen, da
außerdem im Eisenbahn-Direktionsbezirk Wuppertal der Personenverkehr an Sonn tagen vollständig ruht, war den Hagenern ein Erscheinen nicht möglich.
Mit Rücksicht auf diese Bahnverhältnisse wird die nächste Zusammenkunft auf viel fachen Wunsch auf einen Samstag einberufen, dabei erwarten wir, daß die Befür worter dieser Verlegung nun auch erscheinen und daß sich möglichst viele andere
Freunde für diesen Tag freinehmen !!!
Die „Jahreshauptversammlung 1946“ faßte folgende Beschlüsse:
1.
2.
3.
4.
Die im Laufe des Jahres 1946 anläßlich der Zusammenkünfte verausgabten
Gelder werden nachträglich bewilligt.
Als Kassenrevisoren werden Geis und Beekes gewählt..
Der bisherige Vorstand wird für ein weiteres Jahr bestätigt.
Eine Satzungsänderung-Streichung des unter dem Nazisystem zwangsweise
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5.
6.
eingeführten Arierparagraphen - soll bei Anforderung des Amtsgerichts
Duisburg (Vereinsregister) angemeldet werden.
Die A.H. Berichte sollen wieder erscheinen.
Der Jahresbeitrag beträgt nach wie vor mindestens 6 (sechs) Mark.
(Zahlbar auf beiliegender Zahlkarte).
In der Hoffnung, daß die Kälteperiode nunmehr endgültig überwunden ist, wird die
nächste A.H. Zusammenkunft einberufen auf Samstag, 29.März 1947, 11 Uhr vorm.
nach Gelsenkirchen, „Hotel Berliner Hof“.
In Anbetracht der schwierigen Verpflegungsverhältnisse bitten wir um möglichst zahl reiche Zusagen bis spätestens 22. März 47. Kartoffeln für den eigenen Bedarf mit bringen, desgl. eventuell Kaffeeverpflegung.
Zum Schluß bitten wir alle unsere Freunde, die eine der uns fehlenden Anschriften
kennen oder über den Verbleib der „vermissten“ Freunde etwas Positives wissen, uns
umgehend Mitteilung zu machen. Desgleichen wäre eine Bestätigung des Eingangs
des heutigen Schreibens sehr erwünscht !!!
Mit den besten Grüßen und Wünschen
E. Waldhausen
E. Domeier
Zusammenfassender Bericht über das Ergehen unseres Freundeskreises.
Zunächst haben wir die überaus traurige Pflicht, aller unserer Freunde zu gedenken,
die während oder nach Beedigung des unglückseligen Krieges aus unseren Reihen
gerissen wurden. Es ist leider eine stattliche Anzahl und die Liste ist eventuell noch
nicht einmal abgeschlossen! Wenn es sich auch teilweise um schon bekannte Fälle
handelt, so möchten wir doch nachstehende Zusammenstellung „für alle“ geben.
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Julius Becker
Rudolf Neuser
Alfons König
Wilhelm Westhoff
+18 November 41
+2. März 42
+14. Februar 43
+ 29. August 43
Lungenleiden
Schlaganfall
gefallen als Flugzeugführer
gefallen als Wachtmeister
Frau Else Abt
+ 4. September 43
Wilhelm Hundt
+ 9. September 43
Frau Fritzi Sostmann
+ 21. März 44
Georg Hossbach
+ 14. Februar 44
Franz Golland
+ 19. Dezember 44
Richard Baumbach
Karl-Wilh. Kemper
+
Alexander Pieper
+15. Dezember 44
Ludwig Pontow
+ 10. April 45
Frau Käte Pontow
+ 12. April 45
Nikolaus Philipsen
+ 5. Januar 46
Wilhelm Schickhaus
+ 20. April 46
Heinrich Menge
+ 1. November 46
Otto Weinrich
+ 29. April 46
Karl Göser mit Familie im Keller seines Hauses
durch Artillerievolltreffer umgekommen
Schlaganfall
Diphterie
Folgen d. Verschüttung
gefallen im Westen
Herzleiden
Nervenzusammenbruch
Bombenvolltreffer
Herzleiden
langjähriges Leiden
Lungenentzündung in Japan
in russischer Gefangenschaft
nach langjähriger Krankheit
Gallen-Leberleiden
Wir werden allen diesen Freunden und Freundinnen jederzeit ein ehrendes Gedenken
bewahren !
Von den Überlebenden liegen folgende, teilweise schon veraltete Nachrichten vor:
1.
2.
3.
4.
Abt, Karl: Verbleib völlig unbekannt ! Wer weiß ???
Ahrens, Rudolf (19): Halle (Saale) Hertzstr. 32. Ruf g. 48 561
(30. Mai 46) im gleichen Werk und in gleicher Stellung p. 25 108
wie früher tätig.
Arzt, Heinz (21a): Essen-Süd, Richard Wagnerstr. 80
(27. Dezember 46)) mehrere Monate durch Nervenentzündung arbeitsunfähig.
Balser, Heinz (21b): Hagen i./W. Roonstr. 16, Ruf: 25 880.
(31. Dezember 46) Mitte 45 aus Kriegsgefangenschaft zurück.
Familie von Eberswalde geflüchtet, in Dänemark interniert, noch nicht zurück,
Tätigkeit als Architekt wieder aufgenommen, viel
Arbeit, wenig Material.
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10.
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13.
14.
15.
16.
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Barthhelmes, Ernst (21a): Gelsenkirchen-Buer, Am Stadtwald 5
(15. Dezember 46) Stellung beim Hydrierwerk Scholven eingebüsst, desgl.
Mobilar grösstenteils, selbständig gemacht - mehrere Aufbau- und
Abbruchkolonnen an der Arbeit.
Battenfeld, Werner (21): Meinerzhagen, Lindenstr. 6
(23. April 46) i. Fa. Gebr. Battenfeld, Maschinenfabrik, Spezialfabrik
für Kunstharzpressen. „Alles wohlauf!“
Becker, Erich (22a): Wesseling/Rhein, Römerstr. 78
(8. Dezember 46) Mehrere Male ausgebombt, primitiv möbliert „op´m
Buredörp“, Familie gesund, Werk arbeitet nur beschränkt.
Beckes, Heinrich (22a): Mülheim/Ruhr-Speldorf, Hofackerstr. 20
(8. Dezember 46) In St. Pölten N-D, alles verloren, Ruf 41 469. M/Ruhr, bezw.
im Stich lassen müssen, bei Eltern untergekommen, arbeitet als Schlosser.
Beekmann, Heinz: Verbleib völlig unbekannt! Wer weiß?
soll wohnen in Schwerte/Ruhr, Hermannstr. 20, Keine Antwort
Bellmann, Eugen (21b): Hagen-Haspe i/W. Hammerstr. 6a
eigenes Werk, arbeitet bereits teilweise wieder -– der vielen Freunden gut
bekannte Ernst Fernhals inzwischen auch verstorben.
Borgmann, Oskar (21b): Elverlingsen über Altena i./W.
Im Kraftwerk in alter Stellung tätig; „alles wohlauf!“
Brand, Herbert (21): Schalksmühle i.W., Flaskamp 9
am 26. April 46 aus einj. franz. Gefangenschaft zurückgekehrt.
Brüggerhoff, Walther (21b): Dortmund-Wambel, Akazienstr.74
Seit 6. Mai 46 nichts mehr gehört ! Damals alles gesund.
Dickertmann, Friedr.-Rolf, (21b): Hagen-Haspe i./W. Hardtstr.13
(28. April 46) Bombenkrieg glücklich überstanden,Wohnung und Fabrik ziemlich
unversehrt, Herstellung von Grau - und Temperguß in beschränktem Umfange
wieder aufgenommen.
Domeier, Erich (22a): Duisburg, Am Burgacker 46
Krieg und Hochzeit gut überstanden.
In Sodafabrik Matthes & Weber 100% wieder tätig.
Dresbach, Friedr.-Wilh. ( ): Halver i./W. Thomasstr. 16
„Alles wohlauf !“
17. Eidam, Kurt (16): Veckerhagen/Weser, Amtsstr. 4 (6.5.46)
18. Feldhaus, Hugo (21b) Hagen-Haspe i./W. Berlinerstr. 15
(23. April 46) Mit Familie alles gesund überstanden, als Betriebsleiter in alter
Stellung tätig bei „Westf. Muttern- und Schraubenfabrik Emil Kettler in
Hagen-Haspe.
19. Figge. Fritz (21b): Hemer i./W. Prinzhornstr. 6
(1. Dezember 46) Zur Zeit der Kapitulation im Sudetenland durchgeschlagen in
amerik. Sektor, Sammellager, Juni 45 nach Hause, Heim zerstört, Familie bei
Schwiegereltern in Hagen i./W. Unterkunft gefunden, z.Zt. Betriebsleiter der
Fa.: Eberhard Hoosch Söhne, Düren, Betriebs-Abt. Hemer i./W.
20. Flemming, Helmuth (21b): Hagen i./W., Hassleyerstr. 6
(24. April 46) Durch den Krieg Wohnung, gesamte Einrichtung und Stellung in
Berlin verloren, bei Schwiegereltern in Hagen i./W. Unterkunft gefunden, der
vielen Freunden gut bekannte Schwiegervater Herr Heinrich Hosang,
am 10.12.44 verstorben.
21. Fränzner, Heinz (21b): Hagen i./W. Pelmkestr. 25
Keine Nachricht!
22. Fritz, Friedrich (22b): Segendorf über Neuwied/Rhein Ruf 2551
Tannenberg 2, (8. Mai 46) Mit Famile Krieg gut überstanden, alles
gesund, „aufs Land gezogen, Stellung behalten.“
23. Fritzen, Heinz (21): Coesfeld i./W. Masch.-Fabrik für landw.
Maschinen. Heim zerstört, Notwohnung in Holzbau des teilweise
zerstörten Werkes. Am 27.12.46: Glückliche Geburt des Töchterchens „Ursula“,
alles wohlauf - , herzlichstes „Glückauf“
24. Fröhling, Gerhard: nach wie vor vermisst !
Letzte Nachricht aus Stalingrad Ende 1942
25. Geis, Paul (21a): Essen Isabellastr. 32, Krieg gut überstanden,
alles gesund, Tätigkeit seit langem wieder aufgenommen
26. Glasser, Fritz (22a): Oberhausen, Stubbenbaum 40
(2. Mai 46) Krieg trotz Luftminenschadens mit Famile gut
überstanden, nach wie vor in der alten Stellung tätig.
27. Göbel, Fritz befand sich lt. eigener Mitteilung vom 15. April 44 in
amerik. Gefangenschaft in Fort Lewis/Washington - und jetzt ???
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28. Greis, Gerhard (21b): Hagen i./W., Dömbergstr. 31, Alles wohl !
29. Gundel, Heinrich (20): Reyershausen über Nörten, Revierförsterei Hardenberg,
(10.6.46) In Gelsenkirchen alles verloren, selbst im Lager Hemer i./W.,
Frau mit 3 Kindern in Reyershausen
30. von Hagen, Otto (21b): Vosshöfen über Witten/Ruhr
Alles gut überstanden
31. Halver, Wolfgang (21b): Hagen i./W. Frankfurter Str. 83
(28. April 46) wohnt bei 3 x ausgebombten Schwiegereltern, gesundheitlich
alles wohl, seinerzeit ohne Stellung – und heute ???
32. Hammer, Walter (21b): Weidenau /Sieg, Bahnhofstr. 5
(27. März 46) In Karlsbad restlos alles verloren, als „Reichsbahnbeamter auf
Lebenszeit“ wegen ehemaliger SS-Zugehörigkeit entlassen, arbeitet wieder als
Maschinist im blauen Kittel auf einer Hütte in Geisweid, Familie alles wohl.
33. Hermes, Eberhard (22a): Solingen, Stöcken 18, Ruf 237 14
(18. Dezember 46) in alter Stellung bei Rasspe tätig, sonst alles wohl,
glücklicher Vater 3er Mädels!
34. Herröder, Georg (23): Nordenham/Oldenburg, Bahnhofstr. 127
(2. Juni 46) Ende des Krieges aus dem Sudetengau zurück, Stellung verloren,
Wohnung mit allem Inventar beschlagnahmt, s.Zt. als Elektriker in
Kunstdüngerfabrik beschäftigt – und jetzt ??? Familie alles wohl.
35. Heyng, Fritz, (20): Wolfenbüttel, Goslarschestr. 2
Durch Stillegung der „Reichswerke Hermann Göring“ entlassen, neue Stellung
als Direktor der Gaswerke, Familie alles wohl, älteste Tochter Margarete
inzwischen mit Dr.med.Goldmann verheiratet
36. Hirz, Friedrich (21b): Siegen i./W. Friedrichstr. 52
(21. April 46) Seit 20. September 45 bei der Reichsbahn-Generaldirektion
der bes. brit. Zone in Bielefeld, Postfach 1117, in alter Position eingesetzt,
gesamtes Hab u. Gut bereits 1943 in Essen verloren. Familie wohnt in Siegen i./W.,
alles wohlauf !
37. Holthaus, Hermann, (21a): Dahlerbrück i./W., Ölken 69
27. April 46) Krieg glücklich überstanden, Juni 45 zurück, Wohnung
in Vorhalle von Russen belegt, zurück ins Elternhaus,
gesundheitlich zufrieden.
38. Hosang, Heinz, ( ): Erlangen, Schillerstr. 20 bei Ellermann
(8. Mai 46) Krieg mit Familie glücklich überstanden, Wohnung in
Berlin ausgeplündert, ab 1. September 45 nach Erlangen zur Gruppenleitung der Siemens-Schuckertwerke, Östl. Stadtmauerstr. 30, in alte Position
versetzt, Wohnung in zwei Dachzimmern, sonst restlos glücklich.
39. Hülsberg, Fritz (21a): Herdecke (Ruhr) Poststr. 2
(22. April 46) Nach Rückkehr aus Gefangenschaft erst im Baufach
gearbeitet, dann als Fahrzeug-Inspektor bei den Engl. beschäftigt.
40. Jung, Gustav, Lt. Mitteilung der Schwester, Frl. Ella Jung, (21)
Kreuztal/Siegen, Bismarckstr. 30, ging es A.H. Jung u. Frau Ende
April 46 noch gut, befinden sich in Bangkok.
41. Jüngel, Hans, (21b): Iserlohn i./W. Teichstr. 8
(30. November 46) Krieg gut überstanden, aus der Wohnung
herausgesetzt, bei alter Firma tätig, Familie wohlauf.
42. Jüsten, Kurt, (21b): Warstein/Sauerland, Beleckerlandstr. 19
(4. Dezember 46) Alles gesund
43. Kaiser, Walter, (18): Dudweiler/Saar, Bahnhofstr. 15/17
(15. August 46) Krieg glücklich überstanden, Familie noch in Hersfeld,
selbst nach Dudweiler, franz. Zone übergesiedelt, da dort längere
Zeit geschäftlich zu tun.
44. Kettler, Heinrich, (21b): Hagen-Holthausen, Schmalenbeckstr. 2
Alles wohlauf, jedoch ohne neuere Nachricht.
45. Kilian, Helmut ( ): Dessau/Anhalt, Junkerstr. 109
(4. Mai 46) Nach Angabe der Schwester, Frl. Herta Kilian, WittenBommern, Sundernstr. 16 hat A.H. Kilian mit seiner Familie die
Kriegsjahre ohne nennenswerten Schaden überstanden und wohnt in Dessau
46. Klingelhöffer, Carl. Friedr. (22a) Rheydt, Forststr. 7
(5. Dezember 46) Krieg, wenn auch mit größerem Bauschaden, mit
Familie gut überstanden, Stellung verloren, Vertretung der Schnellbau GmbH,
Bonn übernommen, Revolution im Bauwesen Einfamilienhaus, aus ganzen
Elementen zusammengesetzt, in 24 Montagestunden schlüsselfertig!
Beginn im Frühjahr
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47. Koch, Ludwig, (16): Fulda, Kurfürstenstr. 18
(7. Mai 46) Am 25. März 45 total ausgebomt, 2 x aus Wohnung herausgesetzt, jetzt notdürftig bei Bekannten untergebracht, als „Reichsbeamter auf
Lebenszeit“ entlassen. Gesundheitlich auch nicht auf der Höhe,
da s. Zt. verschüttet
48. König, Arnold, (21a): Essen, Otmarstr. 34, Ohne Nachricht.
49. Krämer, Erich (21): Stadtlohn i/W. Hundewick 18
(30. Mai 46) selbständig gemacht, belieferte Dorfschmieden,
Eisenwarengeschäfte, Landmaschinenreparaturen.
50. Kraumendahl, Walter, (17a): Lörrach/Baden, Bergstr. 100
Haus „Wuppertal“ (5. Januar 47) Krieg gut überstanden, nach 31/2monatiger
Haft Leitung des Unternehmens wieder übernommen.
51. Kretzmer, Heinrich, (10): Böhlitz-Ehrenberg, Pestalozzistr.
(6. Juni 46) Krieg gut überstanden, bei alter Firma tätig.
52. Lentzen, Hans (22): Düsseldorf, Hohestr. 19
(30. April 46) Lt. Mitteilung seiner Gattin am 25.3.45 einberufen
befindet sich in russischer Gefangenschaft.
53. Marten, Walter (17a): Heidelberg, Zeppelinstr. 76
(30. April 46) In bisheriger leitender Position beim Großkraftwerk
Mannheim verblieben, gesundheitlich alles wohlauf.
54. Meese, Heinz-Friedr., (22a): Essen, Ursulastr. 6
(27. August 46) Alles in Ordnung.
55. Meier, Werner, (21a): Bochum-Langendreer, Im Krobsfeld 6.
(27. April 46) Krieg mit Familie gut überstanden, alles gesund
zur Zeit auf Kokerei Radbod, Bochum-Hövel bei Hamm tätig.
56. Möller, Eduard, fehlt jede Nachricht!!! wer weiss ?
57. Mönnigheim, Alfred, (21b): Wetter/Ruhr, Kaiserstr. 16
„Alles wohlauf !“
58. Neuhaus, Julius, fehlt jede Nachricht ! Wer weiss?
59. Niehaus, Herbert (22a): Solingen-Ohligs, Nippesstr. 1
(11. November 46) Krieg mit Familie gut überstanden, am letzten Tage 8. Mai 45
noch verwundet, alles Mobilar in Thüringen zurückgelassen, bei Eltern Unterschlupf gefunden, August 45 Stammhalter geboren, „Glückauf“ bei der
60.
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Reichsbahn entlassen, s.Zt. als Graveur und Schlosser in Schilderfabrik
untergekommen und Heute ???
Nockemann, Walter (21b): Hagen-Haspe i./W. Kölnerstr. 23
Krieg glücklich überstanden.
Oehler, Friedrich (21b): Weidenau/Sieg Untere Friedrichstr. 62
Keinerlei Nachrichten; angeblich alles gesund.
Peiniger, Ernst (21a): Essen, Hans Lutherstr. 27
(26. April 46) Keine weiteren Nachrichten !
Pfingsten, Ernst ( ): Bad Dürrenberg/Saale, Sterlingsweg 5
(6. Juni 46) Ohne Unterbrechung im Leunawerk tätig gewesen,
keinerlei Schäden erlitten ! Alles gesund !
Plate, Ewald ( ): Kierspe i./W. Hauptstr. 371
S.Zt. festgesetzt, da als stellv. G-leiter tätig gewesen und heute ?
Rademacher, Otto (Anschrift des Vaters: (21b) Dahlerbrück,
Volmestr. 58). Am 15. Mai 46 mit Frau nach Dessau zurückgekehrt,
Tätigkeit bei Junkers wieder aufgenommen, am 22. Oktober 46 dienstverpflichtet nach Rußland und mit Sammeltransport abgegangen !
Reinery, Fritz (22): Krefeld, Yorkstr. 20
(21. April 46) Lt. Mitteilung seiner Gattin noch nicht zurückgekehrt,
befand sich in brit. Internierungslager in Deutschland. Und heute ?
Rode, Wilhelm, (22a): Immigrath, Solingerstr. 36.II. Alles wohl !!
Roeder, Otto, (22a): Neukirchen, Kreis Moers, Krefelderstr. 13
(3. Januar 47) Krieg glücklich überstanden, seit dem 1. Januar .46 pensioniert,
Gesundheit zufriedenstellend.
Röllinghoff, Helmut, (10): Chemnitz, Händelstr. 9.II
(16. Mai 46) Krieg glücklich überstanden; seit 8. Juli 44 verheiratet
als ber. Ing. für Planung u. Einrichtung von Industrieanlagen tätig.
Rumber, Herbert, (21b): Bochum, Wohlfahrtstr. 94
(18. Juli 46) Seit dieser Zeit fehlt jede Nachricht !
Rüth, Peter, (22a): Dbg-Hamborn, Kaiser Friedrichstr. 110
Alles wohlauf ! Besten Dank für Vervielfältigung der Anschriftenverzeichnisse.
Sauer, Emil, fehlt jede Nachricht !!! Wer weiß ???
Seeliger, Paul, fehlt jede Nachricht ! Wer weiß ???
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74. Schlecht, Hugo (21b): Langscheid Kreis Arnsberg Sorpestr.
(20. April 46) Im September 44 Gattin durch Tod verloren, sonst
Krieg gut überstanden.
75. Schnepper, Ludwig ( ): Massen über Unna, Hellweg 33
(6. Mai 46) Alles gut überstanden, Familie bei bester Gesundheit,
bei alter Firma: „Harpener Bergbau“ tätig.
76. Schnier, Artur, (21a): Bünde i./W., Weselerweg 30
(31. Dezember 46) Alles wohlauf !
77. Schröer, Hermann, (22a): Essen-Kray, Krayerstr. 234
Alles wohlauf !
78. Schulte, Ernst, (21): Plettenberg-Marl, bei Höfer
(18. Februar 47) Ende des Krieges als Soldat im Sauerland mitgemacht
dann beim Schwiegervater auf dem Hof ein Unterkommen gefunden; alles wohl!
79. Schulte, Walter, (21b): Langschede i./W. Kreisstr. 4
(23. November 46) Juli 45 aus Kriegsgefangenschaft entlassen,
Ingenieurbüro & Elektrogroßhandlung wieder übernommen.
„Vorläufig bleibe ich auf dem Lande, wo es mir ganz gut geht!“
80. Schweitzer, Erich, (21b): Hagen i./W. Pelmkestr. 43
Keine weitere Nachricht !
81. Selbach, Bernhard, (21a): Herdecke/Ruhr, Auf der Helle 6
22. April 46) „Mir wurde das große Glück zuteil nach 7jähr. Soldatenzeit und kurzer Gefangenschaft wohl und gesund in eine heile
Wohnung zurückzukehren !“
82. Speel, Carl, (21b): Hagen i./W. Fleyerstr. 90
(5. Dezember 46) Krieg glücklich überstanden, inzw. längst verheiratet
83. Sostmann, Louis, (16): Buchschlag/Ffm, Hainerstrift 8
(2. Mai 46) Keine weitere Nachricht.
84. Stolz, Karlheinz, (14a): Stuttgart-W., Arndtstr. 3
Fehlt jede Nachricht ! Wer weiß ???
85. Tesche, Gustav, (21b): Hagen i./W. Weidenstr. 17 Ruf: 2448
Alles wohlauf !
86. Töllner, Heinrich (16): Kirchheimbolanden, Mozartstr. 3
(17. Februar 47) Aus Kriegsgefangenschaft zurück, Haus in Idar-Ober-
87.
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stein zerstört, Habe restlos verloren, neue Existenz gegründet.
Im Januar 47 verlobt mit Frl. Hilde Wurtzler - herzlichen Glückwunsch!
Besten Dank für die Beschaffung dieser Papiere !!!
Uhrmacher, Alfred, ( ): Hann.-Münden, Wilhelmstr. 10
(9. Juli 46) Am 2. Februar 46 eigenes Haus an abgegeben, Fabrik langsam
wieder im Anlaufen, Famile wohlauf, Sohn immer noch in Rußland vermisst !
Waldhausen, Erich, (21a): Gelsenkirchen, Ludw. Richterstr. 3.
Haus völlig ausgebrannt, größter Teil der Möbel futsch! Wohnt jetzt als
„Leichtgewicht“ in zwei Räumen, Gesundheit zufriedenstellend
Weighardt, Kurt, (21a): Herten i./W. Ewaldstr. 249 (Anschrift der Gattin)
(25. November 46) Seit Mai 45 in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft!
Wer schreibt hin ??? Kriegsgefangenenpost!
Pismo od ratnoy zarobljeniko. Ratni zarobljenik Kurt Weighardt.
Zarobbroj 233 929, zarob-lagor 233, Vosac, Jugoslavija.
Wiese, Heribert, fehlt jede Nachricht ! Wer weiß ???
Wilhelm, Eduard, fehlt jede Nachricht ! Wer weiß ???
Damit ist diese mühevolle Arbeit, die manche Stunde gekostet hat, beendigt! Als
Gegenleistung bitten wir jeden unserer Freunde uns umgehend eine neue Nachricht
über weiteres Ergehen zukommen zu lassen !
Desgleichen bitten wir die Gattinen, Eltern oder Geschwister unserer noch vermißten
Freunde ebenfalls um eine Nachricht über die jetzt vorliegenden Verhältnisse.
E. Waldhausen E. Domeier
AH Eugen Bellmann, in dessen Maschinenfabrik in Hagen bereits wieder teilweise
gearbeitet wurde, bemühte sich eine Konstante in Hagen zu finden, was jedoch in
1946 nicht mehr gelang.
1947 fanden zwei Zusammenkünfte des AH Verbandes statt. Am 29. März 1947 trafen
sich bereits 34 Bundesbrüder einschließlich ihrer Frauen und am 23. August 1947
22 Bundesbrüder. Man vereinbarte die erste Nikolausfeier.
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30. August 47: A.H. Castor al. Erich Becker, Wesseling/Rhein, Kreutstr. 11
„Viel Neues ist nicht zu berichten, Möbel habe ich immer noch keine, wir hausen noch
primitiv. Ernährungsmäßig geht es mir wie allen Idioten, die ehrlich von morgens bis
abends arbeiten. Denke nur nicht, daß etwa unsere amerikanische Firma etwas tut!
Ich hätte noch das erste Paket oder die erste Unterstützung aus Amerika zu bekom men. Compensationsartikel stellen wir auch nicht her, so daß wir noch nicht einmal
eine Werksküche haben !“
13. August 47: A.H. Perkeo al. Heinz Hosang : Erlangen, Schillerstr. 20
„Meiner Familie und mir geht es den Umständen entsprechend. Ich sitze nach wie vor
in Erlangen unter dem Dach in 2 kleinen bescheidenen Zimmern. An Arbeit mangelt
es nicht, obwohl der Erfolg dieser Arbeit in den meisten Fällen nicht zu erkennen ist,
denn unter den augenblicklichen vorherrschenden wirtschaftlichen Verhältnissen
dreht man sich ja praktisch im Kreise.“
29. Mai 47:
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Herta Kilian, die Schwester unseres nach Rußland dienstverpflichteten lb. A.H. Pütz
al. Helmut Kilian: „Mein Bruder ist in........ in der Nähe Moskaus, er wohnt dort mit
seiner Familie in einem großen Zimmer mit Zentralheizung (Steinhaus), aber für die
Deutschen war der Winter doch zu kalt, da die warme Kleidung fehlte. Der Ort ist in
einem Sumpfgebiet gelegen mit nur einem Ausgang durch einen Tunnel. Im Sommer
große Hitze und Malariagefahr! Nach Moskau können die Deutschen nicht, da sie
keine Pässe haben, außerdem ist es nicht ratsam, die Wohnung gemeinsam zu verlas sen, da fürchterlich geklaut wird. Kaufen kann man dort auf dem täglichen freien
Markt alles, wenn man die nötigen Rubel hat. Kartoffeln kosten z.B. Kartoffeln 8 bis
10 Pfund 60 bis 70 Rubel. Vor der Abreise wurden den Deutschen gesagt, sie brauch ten keine Vorräte mitzunehmen, da in Rußland alles reichlicher und besser wäre.
Während der ganzen Zeit konnte meine Schwägerin jedoch nur 2 mal für viele Rubel
Weisskohl kaufen. Für Brot stehen die Frauen auch dort stundenlang an, genau wie
hier bei uns. Wo und was mein Bruder arbeitet, ist mir nicht bekannt. Sonst ist das
Leben auch dort sehr eintönig, abends 21 Uhr wird das Licht abgeschaltet, so daß die
Leute schon frühzeitig zu Bett gehen.
A.H. Mutz al. Karlheinz Stolz meldet sich am 31. August 47 zum ersten Male wieder
aus Stuttgart-W., Arndtstr. 34. Nach Kriegstrauung am 5. April 45 in Stuttgart geriet
er in amerik. Gefangenschaft und hat nach seiner Entlassung Unterschlupf in einer
Großhandelsfirma für techn. Industriebedarf gefunden.
Unser lb. A.H. Jan Kurt Weighardt, der sich noch immer in jugoslawischer
Kriegsgefangenschaft befindet, schreibt am 16. August 47: Als ich s. Zt. im März
Deine Karte erhielt, war ich erschüttert über das Ableben so vieler alter Freunde,
aber auch erfreut und dankbar, daß Du meiner gedachtest. Inzwischen habe ich von
A.H. Fubch al. Oehler und A.H. Castor al. Becker je einen langen Brief erhalten. Die
Briefe kamen aber erst im Mai und Juni in meinen Besitz, da ich die „Stellung“
gewechselt hatte. Wegen der beschränkten Schreibmöglichkeit kann ich vorerst nur
Dir schreiben mit der Bitte, meinen herzlichen Dank für Briefe zu übermitteln und die
Briefschreiber und die anderen, die es noch werden wollen, herzlichst zu grüßen. Aus
allen Nachrichten, die ich aus der Heimat erhalte, ersehe ich, wie schwer Ihr es habt,
die Folgen des Zusammenbruches zu ertragen. Neben den verlorenen ideellen und
realen Werten belastet Euch alle die Sorge um das tägliche Brot. Seit Dezember 46
habe ich mich um ein Vielfaches verbessert. Habe das Lager verlassen, um durch
Arbeitseinsatz mein Kriegsgefangenendasein besser zu gestalten. Den seelischen und
körperlichen Tiefstand von 45/46 habe ich überwunden. Damals wog ich nach schwe rer Ruhrerkrankung nur noch 49 kg. Nun habe ich bei guter Verpflegung und erwei terter Bewegungsmöglichkeit die Hoffnung, eines Tages ( w a n n ? ) wieder in die
Heimat zurückkehren zu können. Am 4. September 47 bin ich 8 Jahre von meiner
Familie fort. Mit dem Geld, bisher 30 Dinare, ab 1. Juli 60 Dinare/Arbeitstag kann
ich mir manches leisten, was Ihr entbehren müßt. Tomaten, Obst (Melonen, Birnen,
Äpfel, Weintrauben usw.) Zigaretten (je nach Qualität 10 bis 20 Dinare 20 Stück). Ich
bin als Ingenieur für Betrieb & Constr.-Büro in einer Fabrik mit 500 Mann
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Belegschaft tätig, bewohne allein ein Zimmer im Bürogebäude. Post empfange ich
sehr gerne über die neue Lageranschrift:
Kriegsgefangenenpost ! Gef.-Nr. 233 929, 5. Lager, Beograd, Jugoslavija !
A.H. Teddy al. Heinrich Töllner und Frau Hilde, geb. Wurtzler haben am 28.10.47
ihre vollzogene Vermählung bekanntgegeben, wozu wir auch an dieser Stelle herz lichst gratulieren. Kleinkarlbach/Pfalz.
Und nun zum Schlusse noch eine Mitteilung, die allgemeines Interesse finden dürfte.:
Unser lb. A.H. Teja al. Heribert Wiese, der schon vor dem Kriege nach Chile ausge wandert ist, hat sich dort scheinbar eine Bombenposition erarbeitet und es geht ihm
allem Anschein nach ganz ausgezeichnet, was wir mit großer Freude registrieren!
A.H. Wiese, der durch seine Verwandten auf das allergenaueste über die in
Deutschland herrschende Not orientiert ist, hat auch bereits mehrere A.H. A.H. durch
die mit Recht so beliebten „Amerikapakete“ erfreut und beabsichtigt, noch viel mehr
zu tun ! Vorläufig möchten wir jedoch noch nichts weiteres verraten, da der Weg von
Chile bis zum Empfänger sehr weit ist. Auf jeden Fall sprechen wir unserem lb. A.H.
Teja bereits jetzt unseren herzlichsten Dank für seine teilweise recht kostspieligen
Spenden aus.
Eventuelle nähere Mitteilungen auf der A.H. Zusammenkunft am 7. Dezember 47 !
Mit den herzlichsten Grüßen bis dahin
Euer Fass Waldhausen
Soweit der AH Bericht von Faß Waldhausen.
Diese wenigen persönlichen Erlebnisse geben einen Eindruck über die ungewöhnlichen Lebensverhältnisse und die Schwierigkeiten einer neuen Existenzgründung und
der Lebensmittelbeschaffung für die einzelnen Familien. Gleichzeitig kann man aus
diesen Berichten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft herauslesen und der Chronist
muß festhalten, daß bereits zwei Jahre nach Kriegsende das Verbindungsleben innerhalb des Altherrenverbandes wieder funktioniert.
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Oktober 1947: Beginn der Hilfsaktion durch Heribert Wiese al. Teja aus Chile
Nachdem über die Medien, vor allem aber die rege Korrespondenz unter den einzelnen AH Teja Wiese über die Not seiner Bundesbrüder in Deutschland unterrichtet war,
entschloß er sich zu einer außergewöhnlich großzügigen Hilfsaktion. Er betrachtet es
als seine Ehrenpflicht, seinen alten Freunde in der Heimat aus der Not zu helfen. Er
bat den Vorstand des AHV Faß Waldhausen und Seppel Domeyer als Treuhänder und
Verwalter der Spenden aufzutreten mit der Maßgabe, daß durch sie die Verteilung der
eingegangenen Pakete geregelt wird.
In einem Schreiben vom 1. Dezember 1947 fragt Teja Wiese:
Ich habe immer noch keine Nachricht über den Empfang der großen Sammelsendung.
Hier tauchen die tollsten Gerüchte auf, teils in den Zeitungen, teils verursacht durch
eine Rücksendung, die ich Mitte November wieder erhielt. Sollte es wirklich möglich
sein, daß man Euch Ärmsten die glücklich in Hamburg angekommenen Lebensmittel
nicht ausgehändigt hat ? Ich kann es einfach nicht fassen. In der Sorge, Euch um die
Freude gebracht zu haben, schicke ich Euch folgende Aufstellung über die
Liebesgabenpakete, die ich geschickt habe.
Dann folgt eine Aufstellung über 35 Pakete von jeweils 10 kg Gewicht, die seit dem
1. Oktober 1947 teils per Luftpostpaket, teils auf dem Seeweg an die einzelnen
Bundesbrüder verschickt worden sind. Hinzu kommt eine Sammelsendung mit mehreren Zentnern Hülsenfrüchten.
Am 5. Dezember 1947 zwei Tage vor dem geplanten Nikolausfest erreichten den AH
Verband 8 Kisten von Teja Wiese aus Chile, die am 26. Juli abgeschickt wurden. Neben
Lebensmitteln befinden sich auch die verschiedesten Gegenstände des täglichen Gebrauchs in diesen Paketen. Zigarren, Zigaretten, Feuersteine, Schokolade, Bonbons,
Strickjacken, Damenstrümpfe, Herren-Pullover, Schals, Socken, Schuhriemen, Nähgarn,
Gummiband, Sicherheitsnadeln, Druckknöpfe, Zwirn – es ist einfach an alles gedacht,
was das Herz begehrt. Teja Wiese schreibt selbst in einem Brief: In meinem Haus ist ein
ganzes Zimmer nur für die Zwecke des Verpackens bereitgestellt und er muß aufpassen,
daß durch seine Fürsorgetätigkeit sein eigener Betrieb nicht zu kurz kommt.
Am 5. Dezember 1947
zwei Tage vor dem
geplanten Nikolausfest
erreichten den AH
Verband 8 Kisten von
Teja Wiese aus Chile
AH Teja Wies, geboren am 3. April 07 ist im Jahr 1939 als Ingenieur für die Firma
Lanz, Mannheim, nach Chile gegangen, um dort den Kundendienst für ca. 700
Traktoren zu organisieren. Während des Krieges hat er sich selbständig gemacht und
beschäftigte zu Anfang 1947 ca. 65 Personen, deren Anzahl jedoch bis Ende 1947 auf
ca. 100 erhöht werden sollte. Im Betrieb befinden sich 10 Drehbänke, 4 Bohrmaschinen, 4 Schweißaggregate und Werkzeug um Traktoren herzustellen und zu montieren.
Außerdem werden Landmaschinen repariert und teilweise selbst hergestellt.
Während der
Nikolausfeier am 7.
Dezember 1947 kann
aufgrund der Pakete aus
Chile jedem Alten
Herren ein Geschenk
gemacht werden
Während der Nikolausfeier am 7. Dezember 1947 kann aufgrund der Pakete aus Chile
jedem Alten Herren ein Geschenk gemacht werden, bestehend aus 20 Chile
Zigaretten, Schokolade und Bonbons. Außerdem kommen zur Verlosung Damenstrümpfe, Zigarren und einige andere nette Sachen. Zum Abendessen gibt es chilenische Bohnensuppe und danach ein chilenisches Kaffeestündchen mit Spekulatius aus
Chilezutaten. Die Hilfe unseres AH Teja Wiese für seine Bundesbrüder in
Deutschland war so außergewöhnlich groß, daß man kaum deren Bedeutung und
deren verursachte Freude in Worten ausdrücken kann.
Am 17. Dezember 1947 schreibt Frau Änne Reinery aus Krefeld an den AH Vorstand:
Das war eine Überraschung, als die Nachricht kam, dass ich mir in Duisburg ein
Paket abholen dürfte und erst die Freude, als ich von Duisburg nach Hause kam und
das Auspacken losging! Da wurden die Augen immer größer. So viel Kostbarkeiten,
die man hier nur noch auf dem „schwarzen Markt“ erstehen kann und die für einen
gewöhnlichen Sterblichen unerschwinglich sind! Und ausgerechnet vor Weihnachten!
Nein, es war herrlich ! Und gleich kam die glückliche Nachricht, dass mein Mann am
30. Dezember 1947 entlassen wird ! – also am letzten Tag im alten Jahr noch bei uns
sein wird ! Wie wird er staunen, wenn ich ihm von Herrn Wiese und seiner geradezu
rührenden Hilfe erzählen werde, er kann ihm selbst schreiben und ihm unseren Dank
übermitteln.
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10. Januar 1948
Fast ist der gesamte AH Verband wieder vollständig zusammen. Nur wenige Schicksale sind ungeklärt, einige davon bleiben ungeklärt. Es kommen schlechte Nachrichten so beispielsweise:
Zu unserem größten Leidwesen haben wir zunächst die traurige Tatsache zu ver zeichnen, daß unser lieber A.H. Tasso Hans Lentzen noch nachträglich ein Opfer des
mörderischen Krieges geworden ist. Laut offizieller Mitteilung seiner Gattin ist unser
lieber A.H. Tasso im September 1945 im Alter von 34 Jahren in einem russischen
Kriegsgefangenenlager bei Kirow verstorben.
Ebenso ist der AH Perkeo Kurt Eichler vor einem Jahr, Ende 1947 in einem russischen
Internierungslager in der Nähe von Torgau, gestorben.
Aber es gibt auch gute Nachrichten. So schreibt Ingo Fritz Göbel:
Ich kam in Afrika in Kriegsgefangenschaft, kam für 3 Jahre nach Amerika, dann gings
noch für 1 Jahr nach England. Gesundheitlich bin ich über diese Zeit hinweggekom men und seit Oktober 1947 wieder zu Hause.
Ewald Plate, al. Pluto wurde am 22. Dezember 1947 nach 32monatiger Haft wieder
nach Hause zurückgeschickt. Er wurde wegen seiner Tätigkeit als stellvertretender
Ortsgruppenleiter festgesetzt.
Und es gibt gute Nachrichten. Hierfür auch ein Beispiel. So schreibt Karl Friedrich
Klingelhöfer al. Doktor aus Reith am 21. Dezember 1947.
Meine Schnellbauwerbung, so verdienstreich dieselbe auch für mich war, ruht nun
schon 1 Jahr, da wir noch nicht die Genehmigung zum Bauen bekommen haben.
Vielleicht klappt es zum kommenden Frühjahr. Wir haben bereits 5.000 Mitglieder, so
habe ich mir denn eine andere Verdienstmöglichkeit gesucht und auch gefunden, wenn
dieselbe auch aus meiner Branche fällt. Aber was tut das heute, wo man sich eben
durchschlagen muß, ohne daß man zur Klasse der Schwarzhändler gehört. Meine jet -
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zige Tätigkeit: ich bin dauernd unterwegs als Bezirksvertreter eines Gewerbe betriebes und besuche Schneidereien und bin besonders bei den Schneiderinnen
beliebt, denn unsere Sachen sind gut. Außerdem besuche ich Handarbeitsgeschäfte
und das Kunstgewerbe. Nebenbei habe ich eine Annahmestelle gegründet für
Schleifartikel, damit ich wenigstens etwas im Fach bleibe. Ich bin zufrieden und das
sagt genug.
Ende 1947 blüht der Schwarzmarkt. Die Verdienstmöglichkeiten sind sehr gering und
es wird erstmals über Währungsreform gesprochen. So schreibt ein Alter Herr: Man
könnte es viel leichter haben im Schwarzmarkt, aber eben nur für kurze Zeit, denn
nach dem zu erwartenden großen Knall brechen solche Existenzen zusammen. Ich bin
neugierig, wann die erste Gelddemontage, auf deutsch Währungsreform, kommt und
wieviel Monate später die zweite und dritte. Uns steht noch allerlei bevor. Nur nicht
Gutes.
29. Februar 1948: AH Zusammenkunft in Gelsenkirchen
Alle AH - Zusammenkünfte nach dem Krieg fanden mit den Ehefrauen statt und hatten Stammtischcharakter. Die Veranstaltungen wurden nicht als Kneipen mit BierComment geschlagen. Am ersten Treffen 1948 nahmen 46 Alte Herren einschl. ihrer
Ehefrauen teil. Erstmals waren 3 Hagener Studierende, die Herren Hundt, Mesarius
mit Braut und Lindenschmidt mit Frau dem Hagener Treck nach Gelsenkirchen
gefolgt. In Hagen selbst bestand der Freundeskreis aus 18 Bundesbrüdern. Es war zur
Selbstverständlichkeit geworden, Lebensmittelmarken und Kartoffeln für die
Verpflegung mitzubringen, Alkohol stand nicht zur Verfügung. Die größte Sorge von
Utti Flemming, war für einen ordentlichen Kneipbetrieb in Hagen das notwendige
Bier zu beschaffen.
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Auf den AH - Zusammenkünften bestand stets ein großer Anteil der Verpflegung aus
den Liebesgabenpaketen von Teja Wiese aus Chile. Vor der Veranstaltung am
29. Februar erreichte den AH Verband der Schlaraffia eine Sendung bestehend aus
drei Kisten mit je 240 kg Hülsenfrüchten sowie drei 80 kg Fässer Bienenhonig,
obwohl zu diesem Zeitpunkt die Verhältnisse in Chile bereits wesentlich schlechter
geworden waren.
Für viele Produkte wurde die Ausfuhrgenehmigung nicht mehr erteilt, da auch in
Chile die Auswirkungen des Krieges zu spüren waren. Im Winter fehlte an zwei bis
drei Tagen pro Woche die Stromversorgung und Kaffee durfte nicht mehr exportiert
werden. Teilweise wurde Zucker, Tee, Butter Mangelware. Ebenfalls fehlten teilweise Industrieprodukte wie Stahlblech, Profilstahl, Benzin oder Koks. Trotzdem wurde
bei dieser AH - Zusammenkunft eine chilenische Erbsensuppe gekocht und es fand
eine Verlosung mit Strümpfen, Herrensocken, Seife, Schokolade, Bonbons und
Zigarren statt. Jeder Alte Herr bekam wiederum ein Päckchen chilenische Zigaretten.
Besondere Schwierigkeiten bereitete die Abgabe der erforderlichen Fleisch-, Fett-,
Brot- und Nährmittelmarken, da von der neuen Periode noch nichts aufgerufen war
und die alten Marken teilweise abgelaufen oder nur mit Zucker zu beliefern waren.
Trotzdem fand eine einigermaßen zufriedenstellende Verpflegung statt. Die AH
Zusammenkünfte fanden im allgemeinen vormittags um 11 Uhr statt und endeten
etwa gegen 17 - 18 Uhr nachmittags. Diese frühe Beendigung war notwendig, da mit
den spärlich verkehrenden öffentlichen Verkehrsmitteln wie Straßenbahn und
Reichsbahn die Heimreise recht umständlich war.
Im Jahr 1948 gibt es AH Treffen in Gelsenkirchen, Essen und Hagen. Der
Altherrenverband ist voll funktionsfähig. Die meisten „Alten Herren“ haben wieder
eine Beschäftigung gefunden. In acht Rundschreiben wurde über alle Bundesbrüder
und deren Familien ausführlich berichtet.
Die AH Zusammenkünfte
fanden im allgemeinen vor mittags um 11 Uhr statt und
endeten etwa gegen 17 - 18
Uhr nachmittags.
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21. Juni 1948
In den drei Westzonen wird die Währungsreform durchgeführt. Die Umstellung von
Reichsmark RM auf Deutsche Mark DM. Jeder Bundesbürger erhält DM 40,Startkapital.
Am 23. Juni. wird ebenfalls in der sowjetischen Besatzungszone eine Währungsreform durchgeführt. Drei Tage später verhängt die UDSSR eine Sperrung der Landund Wasserwege für den Personen- und Güterverkehr zwischen Westberlin und
Westdeutschland. Die Berliner Blockade beginnt.
Eine AH Zusammenkunft in Gelsenkirchen am 19. September 48 hatte leider nur
einen geringen Besuch aufzuweisen, als ein Zeichen der Währungsreform. Wie schon
so oft gab es auch diesmal feines Gebäck, ve rs chiedene Sorten Honigmandelkuchenbrot und einige Tafeln Schokolade aus den Hilfsendungen von Teja
Wiese aus Chile. Eine für den 31. Oktober 48 geplante AH Zusammenkunft wurde
abgesagt, da die meisten „Alten Herren“ ihre finanzielle Lage so kurz nach der
Währungsreform nicht ausreichend beurteilen konnten. Da in dieser Zeit jeder auf die
Hilfe und Unterstützung eines anderen mehr oder weniger angewiesen war, sind die
Kontakte unter den einzelnen „Alten Herren“ so intensiv wie selten. Bei AH Faß
Waldhausen und Seppel Dohmeyer laufen alle Fäden zusammen, so werden alleine in
diesem Jahr über die persönlichen Informationen der einzelnen Mitglieder
vierunddreißig Seiten Rundschreiben verschickt. Anfang November 48 wurde das
neue AH Verzeichnis gedruckt, da nunmehr alle Anschriften bekannt sind.
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