Hanni und Nanni und das große Vermächtnis

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Hanni und Nanni und das große Vermächtnis
HANNI UND NANNI (48) UND DAS GROSSE VERMÄCHTNIS
Hanni und Nanni und das große Vermächtnis
Jenny
Ich hätte da vielleicht eine Idee! Hat Frau Theobald nicht vor den Ferien
erzählt, dass sie eine Firma beauftragen will, den Dachboden zu entrümpeln?
Das könnten wir doch übernehmen!
Hanni
Gute Idee, Jenny! Und alles, was nicht auf den Müll gehört, verkaufen wir auf
dem Flohmarkt, der in zwei Wochen in der Stadt ist! Wir müssten nur noch
unsere Direktorin von dem Plan überzeugen.
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ERZÄHLER Wie immer nach den Ferien ging es im Internat Lindenhof drunter und drüber.
Die Mädchen hatten sich viel zu erzählen und ließen sich noch nicht einmal
durch die Anwesenheit ihrer Klassenlehrerin Frau Lemansky stören.
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Sinje
(flüstert) Psst, Hanni! Meine Mutter ist heute nicht besonders gut gelaunt!
Lemansky
Nun ist es aber genug! Gebt jetzt endlich Ruhe und schlagt eure Bücher auf! Du
auch, Sinje! Seite zweiunddreißig!
Jenny
(flüstert) Also abgemacht, Mädels! Nach dem Mittagessen treffen wir uns im
Gemeinschaftsraum und besprechen alles Weitere!
Lemansky
Jenny! Wenn du nicht augenblicklich ruhig bist, wirst du der Direktorin
erklären, warum du meinem Unterricht nicht folgen kannst!
Mädchen
(kichern)
Jenny
Entschuldigung, Frau Lemansky! Ich bin ganz Ohr!
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ERZÄHLER Frau Theobald, die Direktorin vom Lindenhof, hatte grünes Licht für das
Vorhaben der Schülerinnen gegeben, und so stiegen die Zwillinge gemeinsam
mit Hilda, Jenny, Sinje, Fizz und Elli am Nachmittag die Treppe zum
Dachboden hinauf. Da der seit Jahren nicht benutzt wurde, hatte sich dort eine
Menge Staub angesammelt. Die Mädchen hatten also ihre ältesten Pullover
hervorgekramt – alle, bis auf eine …
Geräusche: TAG/Innen, Treppenhaus, Mädchenstimmen,Treppenschritte
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Hanni
(Atmer, steigt Treppe hinauf) Sag mal, liebste Cousine, hast du keine ältere
Bluse gefunden? Du siehst aus, als wolltest du auf eine Party gehen. Wir
wollen doch arbeiten!
Elli
(Atmer, steigt Treppe hinauf) Na und? Ich bekomme Depressionen, wenn ich
alte Sachen anziehe. Und arbeiten kann man auch in stilvoller Kleidung, Hanni!
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HANNI UND NANNI (48) UND DAS GROSSE VERMÄCHTNIS
Jenny
(Atmer, steigt Treppe hinauf) Nur dass du Bescheid weißt, Elli: Gut auszusehen
zählt nicht als Arbeit! Aber wir werden schon dafür sorgen, dass du dich auch
beteiligst. Schließlich willst du ja mit nach Florenz, oder?
Nanni
Naja, bisher hat Frau Theobald unserer geplanten Luxusreise ja noch nicht
zugestimmt ...
Elli
Und ich komme natürlich mit! Daran wirst du mich nicht hindern, Jenny!
Hilda
Jetzt hört schon auf zu streiten. Hier ist die Tür zum Dachboden.
Mädchen
(Atmer, betreten Dachboden)
Nanni
Boah, reihenweise Kisten und Kartons. Und alte Schränke! Ich wusste gar nicht
mehr, wie voll das hier oben ist...
Hanni
(Schmunzellaut) Keine Panik, Nanni. Wir haben mit Frau Theobald
abgesprochen, dass wir nur die Kisten und Kartons nach brauchbaren Dingen
durchsuchen, die sich verkaufen lassen. Der Hausmeister kümmert sich dann
später mit der Entsorgungsfirma um den Rest.
Sinje
Wem gehören diese Sachen eigentlich? Sind das alles vergessene Dinge von
ehemaligen Schülerinnen?
Hilda
Nein, Sinje. Das sind die Hinterlassenschaften der Vorbesitzer. Die von
Lindens sollen sehr wohlhabend gewesen sein, doch als das Internat 1954 den
Lindenhof übernommen hat, stand es schon eine ganze Zeit lang leer und war
ziemlich heruntergekommen.
Mädchen
(Atmer, Reaktionen)
Hilda
Die Familie war verschwunden, und niemand wusste genau, was geschehen
war. Aber es gab das Gerücht, dass einer der Söhne der Lindens das gesamte
Vermögen bei Pferdewetten verspielt hatte und der Rest der Familie nach
Amerika ausgewandert ist.
Jenny
Stimmt, das hab ich ganz vergessen … wir haben doch damals die LindenhofChronik verfasst, für den Schulwettbewerb! Dein Gedächtnis ist wirklich
bewundernswert, Hilda. (kichert) Ich hab schon Mühe, mir eine Seite Vokabeln
acht Stunden lang zu merken!
Sinje
Die von Lindens … das klingt ja spannend! Meint ihr, hier ist noch irgendetwas
Wertvolles zu finden? Wenn die Familie so wohlhabend war?
Hanni
Das glaub ich nicht, Sinje. Frau Theobald sagte, dass ein Notar vor dem
Verkauf des Gebäudes nach kostbaren Gegenständen gesucht hat. Die Familie
war wohl hoch verschuldet.
Fizz
Der geheimnisvolle Sohn der Lindens hat damals wahrscheinlich alles versetzt,
bevor die Familie verschwunden ist.
(Tür öffnen, quietscht, Dielenschritte)
(Dachbodenkammer betreten, Atmow.)
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HANNI UND NANNI (48) UND DAS GROSSE VERMÄCHTNIS
Hanni
Okay, Mädels, dann mal ran an die Arbeit! Ich schlage vor, wir nehmen uns
jeweils zu zweit einen Kistenstapel vor. Nanni, hilfst du mir mal, diese Kartons
hier herunterzuheben?
Nanni
(hustet) Warte mal, lass uns zuerst die Fenster aufmachen. Wir werden hier
gleich viel Staub aufwirbeln!
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ERZÄHLER Wie Nanni so treffend bemerkt hatte, stellte sich die Arbeit auf dem Speicher
als äußerst staubig heraus. Die Mädchen öffneten Kiste um Kiste, untersuchten
deren Inhalt und stellten Brauchbares zur Seite. Bisher waren hauptsächlich alte
Gläser und Tassen zum Vorschein gekommen, was nicht gerade aufregend war.
Dann stießen Sinje und Hilda auf eine prallgefüllte Bücherkiste ...
Geräusche: TAG/Innen, Speicher, Kisten rücken, Dielenschritte, Vogelgezwitscher durch
geöffnetes Fenster.
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Hilda
Hey, das sieht doch spannend aus! Sinje, sieh doch mal, ob du nicht einen alten
Bildband oder so etwas findest, den man verkaufen kann. Ich nehme mir mal
den Schrank dort vor.
Sinje
Okay, gib mir mal den Staubwedel. (Atmer, greift nach Staubwedel, wedelt
Staub auf, hustet) So, jetzt kann ich zumindest die Buchtitel erkennen. (kramt
in Karton) Mensch dieser Staub! Ich weiß schon, was ich nachher als erstes tun
werde!
Jenny
Und das wäre?
Hanni
Na was wohl, Jenny! Das, was wir alle tun werden: lange duschen!
(Briefumschlag fällt zu Boden)
Nanni
Ups, Sinje, da ist etwas aus dem Buch gefallen! (tritt heran) Ist das ein Brief?
Sieht alt aus …
Fizz
Echt? Zeig mal, Nanni. Tatsächlich, das ist ein handgeschriebener Brief!
Hanni
Wie spannend! Los, lies vor, Fizz!
Fizz/dann
Edeltraud
Okay … (räuspert sich): Liebe Tante Agathe, ich habe mich sehr gefreut, Dich
vor Deiner Abreise nach Amerika noch einmal zu sehen. Ich hoffe, Du hast
Dich schon ein wenig eingelebt, wenn wir in zwei Monaten nachkommen.
Leider muss ich Dir sagen, dass Onkel Edward sich nicht an die Abmachung
hält. Er geht nach wie vor ins Wettbüro, und jedes Mal vermisse ich hinterher
etwas im Haus. Deshalb habe ich Großmutters Schmuck – was davon noch
übrig ist – an einem sicheren Ort versteckt. Ich werde das Versteck niemandem
verraten außer Dir. Wenn Onkel Edward dieser Brief in die Hände fallen
sollte, kann er nichts damit anfangen, dafür habe ich gesorgt. Auf der
Rückseite dieses Briefes findest Du den verschlüsselten Lageplan. Es tut mir
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HANNI UND NANNI (48) UND DAS GROSSE VERMÄCHTNIS
Leid, dass ich Deinen Bruder so hintergehen musste, aber mir bleibt keine
andere Wahl. Ich hoffe, Du kannst das verstehen. Ich wünsche Dir alles Liebe,
Deine Edeltraud.
Mädchen
(allgemeines Staunen, aufgeregtes Geplapper)
Fizz
Verschlüsselter Lageplan? Familienschmuck? Das klingt ja abenteuerlich!
Sofort macht mir der Staub nichts mehr aus!
….
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