Dr. Ilva Oehler – leben mit Büchern - gossauer-info
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PORTRÄT Dr. Ilva Oehler – leben mit Büchern Ärztin und gleichzeitig Schriftstellerin zu sein, ist bestimmt nicht einfach, aber Ilva Oehler brachte diese zwei Dinge unter einen Hut. Wohnhaft im Grüt, geniesst sie aber auch Spaziergänge, den wunderbaren Ausblick in die Berge und natürlich die Zeit zum Lesen. Ilva Oehler empfängt mich warmherzig und gesteht, dass sie schon ein wenig nervös sei. Doch wir finden bald einen guten Draht, und Ilva Oehler beginnt zu erzählen. Seit über 33 Jahren lebt sie in der Gemeinde Gossau. Nach ihrer Pensionierung 1984 wollte sie unbedingt ins Zürcher Oberland ziehen, welches sie durch Vertretungen in der Psychiatrischen Klinik Schlössli gut kannte. Im Zürcher Oberland fühlt sie sich wohl, es ist ein tolles Wandergebiet, und in früheren Jahren erkundete sie die Gegend auch mit dem Fahrrad. Von ihrem Studierzimmer aus hat Ilva Oehler einen wunderbaren Blick auf die Glarner Alpen, die Mythen und die Rigi. Sie liess sich sogar extra ein Podest einbauen, um an ihrem Arbeitsplatz, welcher seit kurzem mit einem PC ausgerüstet ist, einen besseren Blick auf das herrliche Panorama zu haben. Doch nicht nur das Panorama ist sehenswert. Nein, im gleichen Raum Ilva Oehler an der Lesung im ref. Kirchgemeindehaus in Gossau. befinden sich bis unter die Decke hunderte von Büchern. Ilva Oehler meint lachend, sie gebe das ganze Geld für Bücher aus. Ihr Interesse gilt vor allem der Kunstgeschichte, Gedichtbänden und berühmten Schriftstellern. Ilva Oehler als 17-jährige Gymnasiastin. Gossauer Info 88/MÄRZ 2007 Begabung reichte nicht aus Im Jahr 1919 wurde Ilva Oehler in Essen im Ruhrgebiet als Auslandschweizerin geboren. Ihr Vater, ein ausgewanderter Schweizer, arbeitete damals bei RWE als Elektroingenieur. Sieben Jahre später wurde ihre Schwester geboren. Leider verstarb der Vater, als Ilva Oehler 14 Jahre alt war, und sie wie auch ihre Schwester erhielten einen Onkel aus dem Aargau als Vormund. Bis zum Abitur blieb Ilva Oehler mit ihrer Mutter und der Schwester zusammen in Essen. In dieser Zeit verehrte sie die Schauspielerin Ellen Widmann, welche am Schauspielhaus Essen engagiert war. Ilva Oehler schrieb ihr einen Brief und erhielt zu ihrem eigenen Erstaunen eine Antwort. Es stellte sich heraus, dass Ellen Widmann in ihrer Jugend 69 PORTRÄT ILVA OHELER sehr in einen entfernten Cousin von Ilva Oehler verliebt war, und so war sie gerne bereit, Ilva Oehler Schauspielunterricht zu geben. Ellen Widmanns Ehemann Adolf Manz bemerkte schon bald, dass Ilva Oehler zu wenig begabt sei. Nachdem sie durch die Aufnahmeprüfungen an zwei verschiedenen Schauspielschulen fiel und die dortigen Direktoren ihr Bescheid gaben, sie solle lieber eine gute «deutsche Mutter» werden, wusste Ilva Oehler, dass sie dies bestimmt nicht wollte und gab die Schauspielerei schweren Herzens auf. Mit zwanzig Jahren reiste Ilva Oehler in die Schweiz. Ihr Onkel, respektive Vormund, besorgte ihr eine Unterkunft bei einer entfernt verwandten Tante. Sie begann Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte zu studieren. Als ihr Professor ihr mitteilte, dass sie höchstens eine Stelle als Redakteurin bei einer Hausfrauenzeitung erhalten werde, stieg sie auf Medizin um, schreiben konnte sie ja später immer noch. Gleichzeitig mit dem ersten Propädeutikum, holte sie auch die eidgenössische Ergänzungsmatura, welche für alle Auslandschweizer Vorbedingung zum Medizinstudium war, nach. Sie wurde in den Fächern Geografie, Geschichte und Latein geprüft. Dieses Wissen sollte später zum besseren Verständnis der «deutschen» Ärztin mit den Schweizer Patienten beitragen. Als Folge des Krieges dauerte das Medizinstudium in Zürich nur 12 anstelle von 13 Semestern. Eine erste Stelle erhielt sie im Spital und Altersasyl in Laufenburg, im Kanton Aargau. Ihr Heimatort Aarau trug wohl einen grossen Teil dazu bei, dass sie dort als Assistenzärztin eingestellt wurde. Schon bald erfuhr sie, was es heisst, unter 70 zwei Chefs zu arbeiten. Nur alle Jubeljahre erhielt sie frei und ging dann nach Zürich in ihre Einzimmerwohnung. Kleine Freiheiten nahm sie sich auch, indem sie im Rhein schwimmen ging und mit den Schwestern, alles Nonnen aus dem Schwarz- Ilva Oehler an der Arbeit in der Universitäts-Frauenklinik. wald, eine Abmachung traf, dass sie bei einem Notfall im Spital ein Leintuch aus dem Fenster hängen liessen. Auch sonst waren die Schwestern um ihre Assistenzärztin besorgt, und Ilva Oehler durfte oft mit in die Klausur und bekam vom herrlichen Schwarzwälder Schinken, der dort genossen wurde, auch etwas ab. Nach einem Jahr kündigte sie und wurde Assistentin in der Zürcher Anatomie. Aufgrund ihrer Dissertation besorgte ihr Professor Töndury eine bezahlte Anstellung in der Universitäts-Frauenklinik in Zürich. Die zeitliche Belastung durch den Dienst war aber auch hier sehr gross. Sie überstand diese Zeit trotz «Mobbing», denn damals hatte das Verhalten ihrer männlichen Kollegen noch keinen so tollen Namen. Diese mussten zum Militär und übergaben ihre Abteilungen für diese Zeit an Ilva Oehler. Sie musste aber ausharren, da es schwierig war, eine Stelle zu finden. Zusehends litt Ilva Oehler an Überanstrengung und musste sich im Jahr 1952 nach Münchenbuchsee in Behandlung begeben. Ihre damalige Freundin, Fräulein Doktor Ruth Best, arbeitete dort. Die beiden hatten sich bei einer Vertretung im Schlössli Oetwil kennengelernt. Nach ihrer Rückkehr ans Unispital gab sich Professor Held, der Chefarzt, mehr Mühe, nett zu ihr zu sein, und Ilva Oehler durfte sogar zu einem Kongress nach München mitfahren. Das Material zum Vortrag stammte ja schliesslich auch von ihr! Professor Held wollte sie am Unispital behalten und sie mit der Aufgabe der Forschung «Histologie der Krebsverdächtigen» beschäftigen. Ilva Oehler wäre ins Labor abgetaucht und hätte als Ärztin bestimmt nie mehr operiert. Sobald Ilva Oehler den Titel FMH hatte, eröffnete sie eine eigene Praxis. Ilva Oehler praktizierte als Gynäkologin an drei verschiedenen Orten in der Stadt Zürich. Die erste Praxis an der Bahnhofstrasse wurde infolge Mietzinserhöhung zu teuer, am zweiten Standort wurde es zu laut, und schliesslich, am dritten Ort, blieb sie bis zum Ruhestand mit 65 Jahren. Als Frau hätte Ilva Oehler damals eigentlich mit 62 Jahren pensioniert werden sollen, da aber die Ärztinnen den Ärzten gleichgestellt waren, musste sie bis 65 arbeiten. Sie war Belegärztin in verschiedenen Zürcher Spitälern, führte Operationen selber durch, fand, dass die Väter bei den Geburten ihrer Kinder dabei sein sollten. Auf die bevorstehenden Gossauer Info 88/MÄRZ 2007 PORTRÄT ILVA OHELER Geburten wartend, konnte sie ihrer Germanistik-Liebhaberei frönen. Schon früh begann Ilva Oehler mit dem Schreiben von Gedichten, Tagebüchern und Essays. Ihr erstes Schriftstück war ein Gedicht, das sie als 14-Jährige zum Geburtstag ihrer Mutter schrieb. Der einzige Kommentar ihrer Mutter war: Der Rhythmus stimmt nicht. Dies sei aber bei vielen Gedichten der Fall und deswegen seien diese nicht weniger bekannt geworden, meint Ilva Oehler. Ihr Lieblingsdichter ist Friedrich Hölderlin. Zum 100. Todestag dieses grossen Dichters gab es 1943 die «Grosse Stuttgarter Ausgabe». Sie erwarb eine volle subskribierte Ausgabe, diese ziert nun ihre umfangreiche Bibliothek. Anlässlich der Engadinertage hatte sie Bekanntschaft mit Gerd-Klaus Kaltenbrunner vom Herder Verlag gemacht. Der Herder Verlag gab eine Taschenbuchserie heraus. Ilva Oehler schrieb bei diversen Serien mit. Damals trat die Lektorin des Herder Verlags an sie heran und fragte sie, ob sie nicht ein Buch für Frauen in der Abänderung schreiben könnte. Diesen Auftrag nahm sie gerne an, und es entstand das Buch «Des Lebens bessere Hälfte, Frauen nach 40». Es erschienen verschiedene Essays und Gedichte in der «Tat» und der «NZZ». Nach der ersten Veröffentlichung konnte sie dem Schweizer Schriftstellerverband beitreten. Seit Ilva Oehler im Jahre 1984 die Praxis aufgegeben hatte, arbeitete sie an einem neuen Buchprojekt. Dieses blieb bis vor drei Jahren liegen, wurde wieder hervorgeholt und beendigt. Bereits wurde Ilva Oehler im Mai 2006 zu einer Lesung an die «Buchbasel» eingeladen, und die zweite Lesung fand am 15. Januar 2007 hier in Gossau statt. Eine grosse Anzahl interessierter Gäste wohnte der spannenden Lesung von Ilva Oehler bei. Es war ein schöner und gelungener Abend. Viele liessen es sich nicht nehmen, ein paar Worte mit Ilva Oehler zu wechseln, und verliessen dann die Lesung mit einem signierten Exemplar «Liebe ist hart wie Diamant». Falls Sie die Lesung verpasst haben, das Buch (kurze Zusammenfassung siehe Kasten) von Ilva Oehler aber trotzdem gerne lesen möchten, ist es auch in Buchhandlungen erhältlich. Wir wünschen Ilva Oehler für die Zukunft viele schöne Begegnungen, gute Gedanken, Gesundheit und bedanken uns für das Interview. sd Erschienene Bücher von Ilva Oehler Liebe ist hart wie Diamant Verlag R. G. Fischer, 2006 Liebe im Alter, in der Todesnähe, hat eine ganz andere Intensität als die Verliebtheit der Jugend. Zwei Liebende, seit vielen Jahren geheim verbunden, werden durch einen Unfall des Mannes und seine Zwangseinweisung in ein Nervensanatorium getrennt. Durch die Zurückhaltung von Briefen, die permanente Überwachung und eine Überdosierung von Psychopharmaka wird er in ein völliges Verstummen gezwungen. Es ist das Verweigern eines elementaren Menschenrechtes. Alle Befreiungsversuche scheitern. Da der kranke Freund die Kraft zum Widerstand gegen die Macht der Ärzte und die Lügen seiner Frau nicht mehr aufbringt, muss er zum Opfer werden – ein Märtyrer des Eros. Weitere Bücher (teils vergriffen): Des Lebens bessere Hälfte. Frauen nach 40, Herder Verlag GmbH, 1979 Vor dem Erblinden der Spiegel, Gedichte Eisvogeltage, Gedichte 1979 In den Wind gesprochen, Benteli Verlag, 1974 www.bonavita-immo.ch Mitglied Wir verkaufen • Ihr Haus • Ihre Wohnung Zürcherstrasse 119 / Flos 8620 Wetzikon ZH Tel. 044 932 55 44 Fax 044 972 32 02 [email protected] www.wernli-bildhauer.ch Privatadresse: Tannenbergstrasse 76 8625 Gossau ZH Gossauer Info 88/MÄRZ 2007 zum bestmöglichen Preis Grabmale Grabmalzubehör Schrifttafeln Natursteine Skulpturen Brunnen Tische Lithofinprodukte Professionelle und reibungslose Abwicklung mit Beratung in allen Belangen. Käthi Keller und Hansruedi Keller, Bauing. SIA/USIC BONAVITA Keller & Partner, Tel. 044 935 23 18 71 Colt CZC Cabriolet. 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