Reader - Friko Berlin
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Ostermarsch Reader 2007 Foto: Z.Safaei-Kahran Erstellt von Stefan Zwingel (Bühnenregie der Berliner Friedenskoordination) 14.April 2007 Inhaltsverzeichnis Seite 2 Seite 3 Seite 4 Seite 5 Seite 6 Seite 7 Seite 7 Seite 8 Seite 9 Seite 10 Seite 11 Seite 11 Seite 12 Seite 12 Seite 13 Seite 13 Seite 13 Seite 15 Seite 16 Seite 17 Seite 18 Seite 19 Seite 20 Seite 20 Seite 22 Seite 23 Seite 24 Seite 24 Seite 25 Seite 26 Seite 27 Seite 28 Seite 28 Seite 30 Inhaltsverzeichnis Der Aufruf zum Berliner Ostermarsch 2007 Ostermärsche gegen Kriegsgefahr Bundesweit sind etwa 70 Veranstaltungen vorbereitet worden Ostermärsche gegen Rüstung Emma macht Mut Brecht, Wekwerth – und eine Rockband Ostermarsch Aufruf zu Protesten gegen Atomwaffen Ostermarsch in Wechseljahren Ostern wird für Frieden marschiert Friedenskoordination ruft zu Demonstration gegen nukleare Rüstung und Militäreinsätze auf Friedensdemo mit Publikum - Bilder auf potsdam-abc.de Ostermarsch ohne PDS Marsch führt von US-Botschaft zum Rosa-Luxemburg-Platz Ostermarsch der Kraftwerksgegner Ostermärsche fortgesetzt - Grünen und Friedensbewegung streiten Ostermarsch-Koordinator weist Grünen-Kritik zurück Streit um "Schwarz-Weiß-Sicht" - Ostermarschierer erzürnt über Grüne Kommentar zu den Ostermärschen Gewohnheiten Tausende demonstrieren gegen «Bombodrom» Platzeck: "Bombodrom" gefährdet Arbeitsplätze Platzeck-Appell gegen Bombodrom Ostermärsche ziehen gegen Tornados und Sozialabbau Deutlich mehr Teilnehmer beim Ostermarsch in Calw Grüne kritisieren Ostermarsch-Bewegung Grüne kontra Ostermarschierer - Krieg um Frieden DER OSTERMARSCH – Ein Jubiläum in Berlin „Der Mensch sehnt sich nach Frieden“ – Interview mit Laura Freiin von Wimmersperg Berlins und Brandenburgs Friedensbewegung demonstriert Linke marschieren zum Bombodrom Nach den Grünen kehrt auch die PDS dem Berliner Ostermarsch den Rücken „Ostermärsche sind nicht mehr zeitgemäß“ Grüne gegen Ostermarschierer. Die eigenen Irrtümer Ostermarsch durch die Berliner Innenstadt Bundeswehr rekrutiert in Jobcentern. 550 Ostermarschierer zogen von der USamerikanischen Botschaft zum Rosa-Luxemburg-Platz Zehntausende bei Ostermärschen Grünen-Chefin Claudia Roth warf Organisatoren pauschale Verurteilung des Militärischen vor Seite Alte Hasen retten Ostermarsch Zehntausende verurteilen Kriegseinsätze Friedensbewegung: Ostermärsche waren ein Erfolg. Grüne wettern weiter gegen »Einseitigkeit« der Proteste Ohne harte Mißtöne Reaktionen. Friedensbewegung widerspricht zahm 2 Seite 30 Seite 32 Seite 33 Seite 34 Seite 35 Seite 36 Seite 37 Seite 39 Seite 40 Seite 45 Seite 45 Seite 46 Seite 47 Leitartikel Die Legende von den grünen Pazifisten Grünen-Pazifisten gründen Flügel "Grüne Friedensinitiative" übt Kritik an der Parteilinie Offener Brief an die Grünen-Spitze Richtige Fragen Beim Parteitag droht Ärger Interview mit Florian Pfaff. Drewermann bezeichnet Nato als "kriminelle Vereinigung" Tausende Ostermarschierer gegen Auslandseinsätze und Tiefflieger Rede von Dr. Eugen Drewermann, Paderborn, in Fretzdorf 8.4.07 Bahr wirft Drewermann Populismus vor Kritik an der Ostermarsch-Rede des Theologen: "Das schadet der Bewegung" Grüne streiten sich über Afghanistan-Einsatz Hausfriedensbruch mit dem Fahrrad Rede von Tobias Pflüger in Calw Der Aufruf zum Berliner Ostermarsch 2007 Atomwaffen abschaffen – Gegen die Lagerung von A-Waffen auf deutschem Boden Statt die Atomwaffen endlich weltweit abzuschaffen, sind die Arsenale - so auch die Lager der US-Armee im Hunsrück - mit ihnen gefüllt und es werden immer noch neue Typen erforscht. Gleichzeitig streben immer mehr Staaten nach Atomwaffen, um nicht militärisch angegriffen zu werden. Damit wächst die Gefahr des Einsatzes dieser Waffen, statt den Verpflichtungen aus dem Atomwaffensperrvertrag nachzukommen. Für Deutschland als weltweit geachtete Friedensmacht – Gegen die Beteiligung der Bundesrepublik an Angriffskriegen Für eine Weltfriedensordnung – Gegen die neuen Weltordnungskriege Seit mehr als fünf Jahren findet unter offizieller Führung der US-Regierung ein „Krieg gegen den Terror“ statt. Die Begründungen für die damit verbundenen Kriege gegen Afghanistan und Irak waren und sind vorgeschoben. Ziel war nicht die Demokratisierung der betroffenen Länder. Ziel war vielmehr die Beherrschung strategisch und wirtschaftlich bedeutender Regionen. Das Ergebnis ist die Barbarisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse mit täglichem Leiden der Bevölkerungen. Gegen Staaten, die sich nicht der neoliberalen Globalisierung unterwerfen, wird ein permanenter Krieg geführt. Durch Druck auf die UNO, mit Hilfe der G8-Gipfel und anderer formeller und informeller Treffen wird versucht, diese Strategie durchzusetzen. Mit Hilfe der UNO-Reformen sollen völkerrechtswidrige Angriffskriege legitimiert werden. 3 Für soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung im Interesse der Menschen, die in diesem Lande leben – Gegen Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und eine Hartz –Gesellschaft Gegen die breite Ablehnung der Bevölkerung in Deutschland für Kriegseinsätze strebt die Regierung eine umfassende Kriegsteilnahme in allen Regionen der Welt an. Im „Weißbuch der Bundeswehr 2006“ hat sich die Bundesregierung bereits verpflichtet, den "ungehinderten Warenaustausch" und die Sicherung der "Rohstoffzufuhr" weltweit militärisch durchzusetzen und die Bundeswehr entsprechend aufzurüsten. Für aktive Demokratie, die von Allen gestaltet wird – Gegen Abbau von Demokratie und unkontrollierbare und unkontrollierte Geheimdienste Systematisch geschürte Islamophobie und Antiterror-Hysterie gehen Hand in Hand mit Einschränkungen durch die Beschneidung fast aller demokratischer Grundrechte. Die angestrebte vollständige Überwachung des Internets und Telefons, die Erfassung des genetischen Fingerabdrucks verbunden mit der Kriminalisierung bloßen Denkens bei gleichzeitiger Abschaffung eines ernsthaften Rechtsschutzes dient der Unterbindung sozialen Widerstandes. Mit der Verbreitung der Ideologie angeblicher „nationaler“ und „religiöser“ Unterschiede wird nicht nur eine Herausbildung von „Parallelgesellschaften“ gefördert. Sie dienen der Begründung noch umfangreicherer Repressionsmaßnahmen. Dadurch wird auch die Wahrnehmung der sozialen Spaltung und die Ausgrenzung weiterer Teile der Gesellschaft verdrängt. Es gibt eine geschichtliche und menschenrechtliche Verantwortung, sich diesen Tendenzen zu einer antidemokratischen, die Zivilisation verneinenden und vernichtenden Entwicklung entgegenzustellen! Tun wir dies! Ostermontag 9. April 2007 Auftaktkundgebung: 12.00 Uhr Unter den Linden/ Neustädtische Kirchstraße (nahe US-Botschaft) Abschlusskundgebung: gegen 14 Uhr vor dem Kino Babylon:Mitte (nahe Volksbühne) Mit u.a. Tino Eisbrenner & Band, Emma-männlich, Manfred Wekwerth Moderation: Jutta Kausch Anschließend im Babylon:Mitte 15.00 Uhr, „In der Sünder schamvollem Gewimmel“ 4 • • • Eine Rockband erinnert sich an Brecht „Emma-männlich“, mit Renate Richter und Hendrik Durin Präsentiert von: Antieiszeitkomitee und Con Takt Eintritt: 12 €, 10 €und 6 € Atomwaffen weltweit abschaffen – bei uns anfangen! Bundeswehreinsätze im Ausland beenden! Abrüstung statt Sozialabbau! Ostermärsche gegen Kriegsgefahr Bundesweit sind etwa 70 Veranstaltungen vorbereitet worden Mit ihren traditionellen Ostermärschen tritt die Friedensbewegung auch in diesem Jahr wieder gegen Krieg, Gewalt und für soziale Gerechtigkeit ein. Hauptveranstalter von rund 70 angemeldeten Demonstrationen sind erneut der Deutsche Gewerkschaftbund (DGB) sowie zahlreiche im Netzwerk Friedenskooperative zusammengeschlossene Initiativen. Nach Angaben der »Informationsstelle Ostermarsch 2007« in Frankfurt am Main werden die Demonstrationen und Kundgebungen größtenteils zwischen Karfreitag und Ostermontag stattfinden. Einen ersten Ostermarsch hatte es bereits am Sonntag in Potsdam gegeben. Im vergangenen Jahr waren etwa 80 Veranstaltungen mit rund 30000 Teilnehmern gezählt worden. Noch in den 70er Jahren hatte die Friedensbewegung Hunderttausende Anhänger auf die Straße gebracht. Massenbeteiligung ist nach Darstellung der Veranstalter jedoch schon lange nicht mehr das oberste Ziel der Ostermärsche. Es gehe vielmehr darum, öffentliche Aufmerksamkeit für die Anliegen der Bewegung zu wecken. »Die Ostermärsche mit ihrer antimilitaristischen Tradition bieten eine Gelegenheit, um den Herrschenden laut zu sagen: Wir wollen keine Kriege!«, heißt es im Aufruf der Informationsstelle. Zu einer der zentralen Veranstaltungen unter dem Motto »Kriege beenden statt Kriege vorbereiten« hat der DGB für Ostermontag in Frankfurt am Main eingeladen. Thematisiert werden soll nach den Worten des Vorsitzenden der DGB-Region Frankfurt-Rhein-Main, Harald Fiedler, vor allem die Gefahr einer Ausweitung des Krieges im Nahen und Mittleren Osten. Im einzelnen verlangen die Initiatoren den Abzug aller deutschen Truppen aus Auslandseinsätzen und den Verzicht auf einen Einsatz deutscher »Tornados« in Afghanistan. Als Alternative fordert die Friedensbewegung eine neue Politik basierend auf Gerechtigkeit, Solidarität, Armutsbekämpfung und nachhaltigem Umgang mit der Natur. »Durch Abrüstung könnten dafür die notwendigen Mittel bereitgestellt werden: Spart endlich an der Rüstung!« lautet der Appell der Initiativen. Direkt gegen die Anwesenheit US-amerikanischer Truppen und Waffen auf deutschem Boden richtet sich die Osterveranstaltung der Friedensinitiative Westpfalz. Sie wies darauf hin, daß trotz aller Abrüstungsvereinbarungen auf den USTruppenübungsplätzen in Ramstein und Büchel noch 150 Atombomben stationiert sind. (AP/jW) ostermarsch.info http://www.jungewelt.de/2007/04-05/051.php Ostermärsche gegen Rüstung DÜSSELDORF epd De Ostermärsche der Friedensbewegung sind in diesem Jahr dem Protest gegen den Krieg im Irak und in Afghanistan gewidmet. An zahlreichen Orten finden von 5 Gründonnerstag bis Ostermontag (5. bis 9. April) Gottesdienste, Friedensfeste, Kundgebungen und Mahngänge statt, zu denen zehntausende Teilnehmer erwartet werden. Größere Aktionen sind unter anderem in Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf, Leipzig und Frankfurt geplant. "Kriege beenden - Völkerrecht durchsetzen - Spart endlich an der Rüstung" sind die Ostermärsche Rheinland und Ruhr überschrieben. Die Organisatoren plädieren "für eine gerechtere Weltordnung". Weltweit betrügen die Militärausgaben derzeit 1.118 Milliarden Dollar. Das sei das Zehnfache der für die Entwicklungshilfe eingesetzten Gelder, heißt es im Ostermarsch-Aufruf. taz vom 27.3.2007, S. 7, 29 Z. (Agentur) http://www.taz.de/dx/2007/03/27/a0102.1/text 28.03.07 Emma macht Mut Brecht, Wekwerth – und eine Rockband »In der Sünder schamvollem Gewimmel oder was Eugen Berthold Friedrich in Augsburg so alles gedichtet und gesungen hat«. So heißt das Brecht-Programm der sechsköpfigen Thüringer Rock-Band »Emma – männlich« aus Bleicherode. Verstärkt durch Schauspielerin Renate Richter und Schauspieler Hendrik Duryn. Regie: Manfred Wekwerth, lange einer der wesentlichen Regisseure des Berliner Ensembles, einer der letzten von Brecht unmittelbar geprägten Theatermacher. Das erfolgreiche, ungewöhnliche Programm erlebt seine Wiederaufführung am Ostermontag, dem 9. April, ab 15 Uhr (nach dem Ostermarsch) im Kino Babylon Berlin, Rosa-LuxemburgPlatz. Ein Interview mit Bandleader MATTHIAS MÜLLER (35, Keyboard, Gitarre), der die Gesänge für die Rock-Version bearbeitete. ND: Was ist das – Brecht-Lyrik? MÜLLER: Das Literatur-Seminar ist eröffnet. Darf ich schwänzen? Die Frage bleibt. Da ist Leben drin. Leben von euch? Ja. Das war das Überraschende. Wir kannten nichts vom frühen Werk, hatten die Gedichte der »Hauspostille« noch nie gelesen ... Aber es gab doch Deutsch-Unterricht in der DDR. Ja, und natürlich war Brecht im Lehrplan. Aber die Schule hat es bei uns offenbar nicht geschafft, den Zugang zu diesem Dichter nachhaltig zu machen. Aber von Wekwerth hattet ihr schon gehört? Nein, auch nicht. Da war der Meister begeistert. Mit meinem Vater unterhielt ich mich, ja, dem war der Name ein Begriff: Ui, Schall, BE – Welttheater. Wekwerth fand das ganz pfiffig, dass wir so unbelastet waren. Das hielt uns frei. Unbedarftheit half, Berührungsängste zu überwinden. Wir arbeiteten dann sogar nach Original-Noten aus dem BrechtArchiv. Die frühen Brecht-Gedichte: Da ist also Leben drin. Was für Leben? Kaltes, böses. Die Sprache ist charmant und brutal, und charmant und brutal ist auch die Haltung des Dichters: Vorsicht vor jeder Ordnung, Mut zur Kritik, und die List, sich durchzuschlagen, ist ein schönes Talent. 6 Für eure Alben textet ihr auch selber. Welche Folgen wird die Beschäftigung mit Brecht haben? Es kann zur Gefahr werden, wenn man zu lange und zu heftig hochschaut. Aber der Mann ist ein Hammer. Man hat plötzlich Angst vor der eigenen Banalität. Euer Traum vom Hit? Was bleiben soll, muss sich einprägen – Ohrwurm wird, was Gefühle anspricht. Aber dann noch Themen, die nicht platt sind, und ein deutscher Text, der nicht nur Beiwerk ist – das wär's. Wir hoffen, dass es uns mit der neuen CD »Ladies First« gelingt. Wieso heißt ihr »Emma«? Der Spitzname unseres Sängers: Matthias. Wenn er als Kind buchstabieren musste, kam er nicht weit: Emm, a ... Um nicht verwechselt zu werden, der Zusatz: »männlich«. Ein Lieblingsvers von Brecht? »Man muß schon Schnaps getrunken haben/ Eh man vor deinem Leibe stand/ Sonst schwankt man ob der trunknen Gaben/ Von schwachen Knien übermannt«. Interview: Hans-Dieter Schütt http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=107301&IDC=4 Ostermarsch Aufruf zu Protesten gegen Atomwaffen Berliner Friedensaktivisten planen zum traditionellen Ostermarsch in der Hauptstadt für den Abbau von Atomwaffen zu demonstrieren. Außerdem wollen sie sich für en Ende der Bundeswehreinsätze im Ausland stark machen. (29.03.2007, 14:58 Uhr) Berlin - Trotz geringer Teilnehmerzahl in den vergangenen Jahren hätten die Ostermärsche ihre Berechtigung, betonte Laura von Wimmersperg von der Friedenskoordination. Die Hauptforderung der Demonstranten, Atomwaffen abzuschaffen, sei nämlich bis heute nicht umgesetzt worden. Die weltweite Verbreitung von Atomwaffen stellte heute eine noch viel größere Gefahr dar als zur Zeit des Kalten Kriegs. Neben der Abschaffung von Atomwaffen fordern die Ostermarschierer unter anderem, die Bundeswehreinsätze im Ausland zu beenden sowie den "Abbau von Demokratie" zu stoppen. Darüber hinaus richtet sich der Protest "gegen die neuen Weltordnungskriege" sowie gegen "Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und eine Hartz-Gesellschaft". Die Veranstalter rechnen nach eigenen Angaben in Berlin mit weniger als 2000 Demonstranten. Bundesweit würden insgesamt etwa 10.000 Friedensaktivisten zu den Ostermärschen erwartet. In Berlin versammeln sich die Friedensaktivisten am Ostermontag um 12 Uhr zur Auftaktkundgebung auf dem Boulevard Unter den Linden/Ecke Neustädtische Kirchstraße in der Nähe der US-Botschaft. Von dort wollen die Demonstranten zum Kino Babylon am Rosa-Luxemburg-Platz ziehen, wo es um 14 Uhr eine Abschlusskundgebung geben wird. (tso/ddp) http://www.tagesspiegel.de/berlin/nachrichten/ostermarsch/97779.asp Ostermarsch in Wechseljahren Der Berliner Ostermarsch wird in diesem Jahr 40. Grund zu feiern gibt es für die Friedensaktivisten allerdings nicht. Dazu kommen zu wenige. Und friedlicher ist die Welt auch nicht geworden von FELIX LEE 7 Laura von Wimmersperg ist ein Urgestein der Berliner Friedensbewegung. Es können 10.000 TeilnehmerInnen beim Ostermarsch sein wie während des Kosovo-Krieges 1999 - und sie ist ganz vorne dabei. Es können aber auch nur wenige hundert kommen wie in den vergangenen zwei Jahren - Laura von Wimmersperg gibt nicht auf. In diesem Jahr wird der Ostermarsch in Berlin 40. Ein Grund zum feiern ist das für die 72-Jährige nicht. "Unsere Hauptforderung, die Atomwaffen abzuschaffen, sind nach wie vor nicht erfüllt", sagt von Wimmersperg. Im Gegenteil: Die Gefahr sei noch viel größer geworden als 1967. Damals, auf dem Höhepunkt der Proteste gegen den Vietnamkrieg, gingen zehntausende Westberliner Friedensaktivisten auf die Straße. Heute folgen meist viel weniger Menschen den Demonstrationsaufrufen. Auch in diesem Jahr erwarten die Aktivsten nur eine geringe Beteiligung. Angemeldet seien 10.000 Teilnehmer, sagt von Wimmersperg. Aber sie rechne nicht mit so vielen. "Wir sind froh, wenn wir 2.000 auf die Straße bekommen." Der erste Berliner Ostermarsch hat zwar 1967 stattgefunden, trotzdem jährt er sich nicht zum 40. Mal. Denn unter dem Eindruck der Notstandsgesetzgebung und interner Streitereien kam die Friedensbewegung in den Siebzigerjahren so gut wie zum Erliegen. Schon 1968 war der Ostermarsch überschattet vom Anschlag auf den Studentenführer Rudi Dutschke. Erst Anfang der Achtzigerjahre kam mit dem Nato-Doppelbeschluss zur Stationierung von Atomwaffen und Pershing-Raketen auf dem Gebiet der damaligen Bundesrepublik wieder Leben in die Bewegung. 1982 wurde in Westberlin zu Ostern erneut demonstriert, die Zahl der TeilnehmerInnen wuchs in den folgenden Jahren auf mehrere zehntausend an. Das Interesse nahm erst mit dem Ende des Kalten Kriegs wieder ab. Seitdem erleben die Ostermärsche in Berlin immer dann eine Renaissance, wenn es einen Anlass dafür gibt. Während des Golfkriegs oder der Bombardierung des Kosovo schoss die Zahl der Ostermarschierer nach oben. Seit etwa zwei Jahren dümpeln die Demonstrationen wieder vor sich hin. "Wir können damit leben, dass wir derzeit nicht so groß sind", sagt die Friedensaktivistin. Doch von Wimmersperg muss dieses Jahr einen besonderen Dämpfer wegstecken: Anders als sonst weigerte sich der Linkspartei-Landesverband, zum Marsch aufzurufen. Inhaltliche Gründe gibt es nicht, versichert Linkspartei-Sprecher Thomas Barthel. Aber die Friedensdemonstration in Berlin habe derzeit "keine Relevanz". Der Landesvorstand habe stattdessen zum Ostermarsch gegen den geplanten Truppenübungsplatz in der Ruppiner Heide aufgerufen. Von Wimmersperg bezeichnet das als "politisch dumm". Nichts hindere die Linkspartei, zu beiden Demonstrationen zu mobilisieren. Von Wimmersperg macht weiter, auch ohne die Unterstützung der Partei. In anderen Städten würden schließlich auch Ostermärsche stattfinden. "Da muss in der Hauptstadt doch zumindest Präsenz gezeigt werden." www.friko-berlin.de taz Berlin lokal vom 30.3.2007, S. 24, 105 Z. (TAZ-Bericht), FELIX LEE 30.03.07 Ostern wird für Frieden marschiert Friedenskoordination ruft zu Demonstration gegen nukleare Rüstung und Militäreinsätze auf Von Mark Wolter 8 40 Jahre nach dem ersten Ostermarsch in Berlin wollen auch in diesem Jahr Friedensaktivisten auf die Straße gehen und gegen Rüstung und Militäreinsätze demonstrieren. Die Friedenskoordination ruft daher für den Ostermontag zu einem Protestzug mit drei Schwerpunkten auf: Die Abschaffung von Atomwaffen, die Beendigung von Bundeswehreinsätzen im Ausland und Abrüstung statt Sozialabbau. Das Hauptanliegen der Ostermarschierer, die Abschaffung aller nuklearen Waffen weltweit, sei noch lange nicht erreicht, so Laura von Wimmersperg, Sprecherin der Friedenskoordination. Auch die Schließung von US-Militärbasen auf deutschem Boden würde die Möglichkeiten der USA, Kriege zu führen, erheblich einschränken und den Frieden fördern. Eine Beteiligung am Friedensmarsch sei deshalb immer noch aktuell und notwendig, so Wimmersperg. Die Organisatoren bedauern zwar, dass sich der Landesvorstand der Linkspartei.PDS diesmal der Initiative »Freie Heide«, dem größeren, brandenburgischen Protestmarsch gegen das Bombodrom bei Wittstock und nicht dem Berliner Ostermarsch angeschlossen habe. Dafür habe man aber mehrere Kreisverbände für die Aktion gewinnen können. Insgesamt engagieren sich rund 40 politische Gruppen, Gewerkschaften, kirchliche Gemeinschaften, soziale Vereine und einzelne Friedensaktivisten in dem Bündnis. Im vergangenen Jahr marschierten rund 1000 Demonstranten für den Frieden. Dieses Jahr erwarte man etwa die doppelte Anzahl, so Wimmersperg – auch wenn viele Menschen sich von der Ignoranz der Regierung entmutigt fühlten oder sich eher für soziale Probleme interessierten. Mit einem Musikprogramm wolle man den Marsch und die Kundgebungen beleben und mehr Jugendliche mobilisieren. Einen der Konzertbeiträge bei der Abschlusskundgebung leistet der musikalische Weltenbummler und Dichter Tino Eisbrenner: »Als Vater von fünf Kindern ergreift mich die Angst vor deutschen Kriegsbeteiligungen und terroristischen Aggressionen auch bei uns. Deshalb kann es gar nicht genug Ostermärsche geben.« • Der Ostermarsch am Ostermontag startet um 12 Uhr mit einer Auftaktkundgebung Unter den Linden / Neustädtische Kirchstraße. • Die Route des Friedensmarsches führt ab Unter den Linden über Spandauer Straße, Dircksenstraße und Luxemburgstraße bis zum Rosa-Luxemburg-Platz. • Ab 14 Uhr Abschlusskundgebung vor dem Kino Babylon, u. a. mit Regisseur Manfred Wekwerth sowie Tino Eisbrenner und Band. • Anschließend Brecht goes Rock: Ab 15 Uhr spielt die Rockband EMMA im Babylon das BrechtProgramm »In der Sünder schamvollem Gewimmel«. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=107452&IDC=5 Friedensdemo mit Publikum - Bilder auf potsdam-abc.de 02.04.2007: „Kriegseinsätze sind Teil des Problems und nicht die Lösung.“ Unter diesem Motto trafen sich gestern etwa 40 Potsdamer zum Ostermarsch durch die Innenstadt. Mit Spruchband und Plakaten fand der eher kleine Demonstrationszug am sonnigen Frühlingsnachmittag zumindest viele Zuschauer. Veranstalter war das Bündnis „Friedenskoordination Potsdam“. Potsdam als Sitz des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr-Auslandseinsätze machte den „Auftakt der 9 deutschen Ostermarschbewegung“, erklärte Michael Meixner von der Friedenskoordination. So könnten die Potsdamer am kommenden Wochenende an den geplanten Veranstaltungen gegen das „Bombodrom“ in der Ruppiner Heide teilnehmen. Die Linkspartei.PDS unterstützte die gestrige Demonstration als einzige politische Partei. Hans-Jürgen Scharfenberg, PDS–Landtagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender in der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung, sprach sich gegen die Entsendung der sechs Tornado-Aufklärungsflugzeuge der Bundeswehr nach Afghanistan aus. Den geplanten Bundeswehr-Einsatz bewertete der Politiker als „eine politische Entscheidung, mit der die USA Deutschland mit ins Boot holen und mitverantwortlich machen“. Aufklärung und Kampfeinsatz könne man nicht voneinander trennen, so Scharfenberg. Auch die Feindaufklärung diene letztendlich „der Bekämpfung und Vernichtung des Gegners“. Zudem seien die Tornados mit Bordkanonen und Marschflugkörpern bestückt. Scharfenberg setzte dagegen ein „Nein zu Aufrüstung und Krieg“. Für konsequente Abrüstung und ein atomwaffenfreies Europa hatte sich auch Hans-Jürgen Schulze-Eggert von der Organisation „Christen für den Frieden“ zu Beginn des Marsches am Brandenburger Tor ausgesprochen. Er forderte unter anderem ein sofortiges Verbot der Verwendung und Herstellung von Streubomben und kritisierte das „Sicherheitsdenken“: „Es gibt keinen Weg zum Frieden auf dem Weg der Sicherheit“, zitierte Schulze-Eggert den Pfarrer und NS–Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Vor dem kaffeetrinkenden Publikum der Restaurants am Nauener Tor redete Ulf Rassmann vom Brandenburger Freidenker-Verein. Er kritisierte die deutsche Beteiligung an Kriegseinsätzen und den Verteidigungshaushalt der Bundesrepublik, der 2006 gestiegen sei. Rassmann forderte stattdessen den Ausbau des Bildungssystems und die Erschließung und Nutzung alternativer Energiequellen. Sowohl Scharfenberg als auch Schulze-Eggert bedauerten die geringe Beteiligung an der gestrigen Veranstaltung: „Ich hätte mir gewünscht, dass mehr teilgenommen hätten und sich damit konkret engagiert hätten“, sagte Scharfenberg. „Es sehen wenigstens viele Leute“, kommentierte Teilnehmer Gerhard Zeiger. Ostermärsche für Frieden und gegen die nukleare Aufrüstung haben in der Bundesrepublik seit 1960 Tradition. (Text: PNN) http://www.potsdam-abc.de/meldungen/anzeigen.php?id=13247 Ostermarsch ohne PDS Marsch führt von US-Botschaft zum Rosa-Luxemburg-Platz Auch in diesem Jahr ruft die Berliner Friedensbewegung zusammen mit anderen linken Gruppen zum Ostermarsch auf. Die Demonstration beginnt am Ostermontag um 12 Uhr Unter den Linden/Höhe Niederstädtische Kirchstraße in der Nähe der US-Botschaft. Am RosaLuxemburg-Platz ist gegen 14 Uhr die Abschlusskundgebung. Die Aktivisten der Friedensbewegung rechnen mit einigen tausend Demonstranten. Allerdings unterstützt erstmals der PDS-Landesverband die Aktion nicht, sondern ruft parallel zum Ostermarsch gegen die Wiederinbetriebnahme des ehemaligen Truppenübungsplatzes in der KyritzRuppiner Heide auf. Begründet wird dies intern damit, dass das Interesse am Berliner Ostermarsch kontinuierlich zurückgehe. 10 Die Aktion der Friedensbewegung richtet sich bundesweit vor allem gegen die Lagerung von Atomwaffen auf deutschem Boden und gegen die Beteiligung der Bundesrepublik an "Angriffskriegen". Gefordert werden eine Weltfriedensordnung, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Entwicklung im Interesse der Menschen. In der Ruppiner Heide werden Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der Theologe Eugen Drewermann als Redner erwartet. In Berlin spielt ab 14 Uhr im Kino Babylon am Luxemburg-Platz die Thüringer Rockband ESMA und erinnert dabei an Bertold Brecht unter dem Titel "In der Sünder schamvollem Gewimmel...". Der Eintritt kostet 12 und 14 Euro, für Schüler und Studenten sechs Euro. (mm.) Berliner Zeitung, 02.04.2007 Ostermarsch der Kraftwerksgegner Für Sonnabend haben die Kraftwerksgegner zu einem Ostermarsch aufgerufen. Zu den Initiatoren gehören eigenen Angaben zufolge die Bürgerinitiative "Zukunft Lubminer Heide" sowie die Kreisverbände der Grünen von Rügen und Greifswald-Peeneland. Mit der Aktion wolle man vor den touristischen und wirtschaftlichen Folgen des Kraftwerksprojekts für die Region warnen, sagte Christa Labouvie vom Landesvorstand der Grünen. Zugleich solle gezeigt werden, dass der Bau neuer Kohlekraftwerke in Deutschland aus Klimaschutzgründen der falsche Weg sei. Nach dem Osterspaziergang ist eine Kundgebung im Lubminer Kurpark geplant, zu der auch Grünen-Chef Reinhard Bütikofer und Mecklenburg-Vorpommerns früherer Umweltminister Wolfgang Methling (Linkspartei) erwartet werden. http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID3873328,00.html Stand: 04.04.2007 16:26 07.04.2007 19:57 Ostermärsche fortgesetzt - Grünen und Friedensbewegung streiten Frankfurt/Main (dpa) Mit Aktionen in zahlreichen deutschen Städten hat am Samstag die Friedensbewegung ihre Kritik an den Auslandseinsätzen der Bundeswehr fortgesetzt. Im Mittelpunkt der Ostermärsche stand die Kritik an den Tornado-Einsätzen in Afghanistan. Bei der größten Demonstration, dem zentralen Ostermarsch in Baden-Württemberg im Schwarzwald-Ort Calw, kamen am frühen Nachmittag knapp 1000 Menschen zusammen. Demonstrationen wurden auch aus Orten in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz und Bayern gemeldet. Unterdessen wiesen Sprecher der Friedensbewegung Forderungen der Grünen nach einem Kurswechsel bei den Ostermärschen zurück. «Wir sind sehr deutlich, was den Zusammenhang zwischen sozialer Entwicklung und Frieden betrifft», wies der Sprecher der Frankfurter Infostelle Ostermarsch, Willi van Oyen, in der «Frankfurter Rundschau» (Samstag) den Vorwurf der Einseitigkeit zurück. So finde sich das Thema Armutsbekämpfung in allen Aufrufen wieder. Den Grünen warf van Ooyen zugleich vor, «halbseidene und widersprüchliche Positionen» zu beziehen. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth hatte am Donnerstag den Veranstalter der Ostermärsche eine «Schwarz-WeißSicht» und eine «pauschale Ablehnung des Militärischen» vorgehalten. 11 Die Netzwerk Friedenskooperative in Bonn warf den Grünen vor, mit ihrer «überheblichen Distanzierung» ihre eigene Basis zu brüskieren. Wenn sich die Bundeswehr wie mit dem Tornado-Einsatz in Afghanistan an offensiven Kampfhandungen beteilige, müsse die Friedensbewegung klare Antikriegsbewegung sein und ein eindeutiges «Nein!» auf ihre Transparente schreiben, sagte Netzwerk-Geschäftsführer Manfred Stenner am Samstag. Der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Volker Beck, nahm am Samstag dagegen Roth in Schutz. Die Friedensbewegung müsse anerkennen, dass internationale Organisationen und UN-Agenturen unter bestimmten Umständen militärischen Schutz bräuchten, erklärte er. http://www.szon.de/news/lifestyle/klatsch/200704071263.html 07. April 2007 13:17 Uhr Ostermarsch-Koordinator weist Grünen-Kritik zurück Frankfurt - Die Organisatoren der Ostermärsche haben die Kritik der Grünen an der Ausrichtung der Protestaktionen zurückgewiesen. Grünen-Chefin Claudia Roth und der abrüstungspolitische Sprecher Winfried Nachtwei hatten bemängelt, dass die Aufrufe zu Friedensdemonstrationen «geradezu notorisch wenig» dazu erklärten, wie internationale Krisen, Gewalt und Krieg begegnet werden könne. Dies wies der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen, zurück. Er sagte der «Frankfurter Rundschau» (Samstagausgabe), von einem engen Blick nur auf das Militärische könne keine Rede sein. «Wir sind sehr deutlich, was den Zusammenhang zwischen sozialer Entwicklung und Frieden betrifft», sagte van Ooyen. So finde sich das Thema Armutsbekämpfung in allen Aufrufen wieder. Den Grünen warf van Ooyen vor, «halbseidene und widersprüchliche Positionen» zu beziehen. Grundsätzlich trete die Partei für Frieden und atomare Abrüstung ein. Wenn es konkret werde, vergesse sie aber regelmäßig ihre Überzeugungen. Roth hatte gefordert: «Friedenspolitik braucht Bewegung und mehr neues Denken». Sie hatte kritisiert, dass die Vereinten Nationen in den Aufrufen zu Ostermärschen so gut wie gar nicht auftauchten und zivile Mittel zur Krisenbewältigung kaum erwähnt würden. Die GrünenVorsitzende war den Veranstaltern eine Schwarz-Weiß-Sicht vor: «Etliche Aufrufe erwecken den Eindruck, als seien Bush-Administration, die EU und bundesdeutsche Politik eine einzige "Achse des Bösen".» http://www.net-tribune.de/article/070407-24.php Streit um "Schwarz-Weiß-Sicht" Ostermarschierer erzürnt über Grüne Begleitet von einer Debatte über die politische Ausrichtung hat die Friedensbewegung ihre Ostermärsche begonnen. Die Organisatoren wiesen Forderungen der Grünen nach einem Kurswechsel zurück. 12 Berlin - Rechtzeitig vor den Feiertagen meldete sich die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth mit heftigen Angriffen auf die Friedensbewegung und deren Ostermärsche zu Wort. Den jährlichen Demonstrationen bescheinigte sie zwar eine "gute und wichtige Tradition", aber eine umso trübere Gegenwart. Die sieht Roth geprägt von einer "Schwarz-Weiß-Sicht" und einer einseitigen, "pauschalen Ablehnung des Militärischen". Friedenspolitik benötige heute aber mehr "neues Denken und Differenzierung", betonte die Politikerin. Als "überflüssig und an der Sache vorbei" wies der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen, die Ermahnungen zurück. Von einem engen Blick nur auf das Militärische könne keine Rede sein, sagte van Ooyen am Freitag der Frankfurter Rundschau. "Wir sind sehr deutlich, was den Zusammenhang zwischen sozialer Entwicklung und Frieden betrifft." So finde sich das Thema Armutsbekämpfung in allen Aufrufen wieder. Charakteristisch für die Ostermärsche sei zudem die "internationalistische Position", die auf die gemeinsame Verantwortung bei der Überwindung von Krisen und Konflikten abstelle. Als "unverständlich" bezeichnete van Ooyen den Vorwurf der Grünen, in den Erklärungen der Demonstranten tauchten die Vereinten Nationen (UN) kaum auf. Die Friedensbewegung setze auf die UN als die einzige Chance, international voranzukommen. Gleichzeitig kritisiere sie aber die Demokratiedefizite in einer Organisation, die von wenigen Mächten dominiert werde. Den Grünen warf van Ooyen vor, "halbseidene und widersprüchliche Positionen" zu beziehen. Grundsätzlich trete die Partei für Frieden und atomare Abrüstung ein. Wenn es konkret werde, vergesse sie regelmäßig ihre Überzeugungen. Das Verhältnis zwischen Friedensbewegung und Grünen ist zerrüttet, spätestens seitdem sich diese als Regierungspartei in der Koalition mit der SPD endgültig von ihrer pazifistischen Tradition verabschiedet haben. Die Ostermärsche richten sich diesmal vor allem gegen Auslandseinsätze deutscher Soldaten. Zudem rufen die Veranstalter zu Protesten gegen den Gipfel der sieben führenden Wirtschaftsnationen plus Russland (G8) in Heiligendamm auf, warnen vor einem Krieg im Iran und mahnen ein Ende des Sozialabbaus an. Da die Verantwortung bei örtlichen Gruppen liegt, unterscheiden sich die Aktionen und ihre Inhalte von Region zu Region stark. Nach Angaben des zentralen Büros in Frankfurt beteiligten sich im vergangenen Jahr zehntausende Menschen. Die Resonanz bleibt aber seit langem weit hinter den Höchstständen zurück. Ihren Ursprung 13 hat die Bewegung in Großbritannien. In Deutschland gibt es sie seit 1960 und fand in Zeiten des Kalten Krieges regen Zulauf. Einen Höhepunkt erlebte sie 1982 durch die Debatte über die Raketenstationierung der Nato, die so genannte Nachrüstung. Seit dem Zerfall des Ostblocks spielen Friedensbewegung und Ostermärsche politisch kaum noch eine Rolle. M. Sievers Kommentar zu den Ostermärschen Gewohnheiten Früher war manches doch einfacher. Es gab eine militärfreundliche Regierung und eine pazifistische Friedensbewegung. In ersterer saß obenauf die Union, in letzterer sammelten sich Linke, Grüne und Teile der SPD. Aus diesen alten Zeiten stammt die Tradition, dass immer zu Ostern die Gegner neuen Wettrüstens Protestmärsche veranstalten. Eine gute, ehrenwerte Gewohnheit. Eine aber auch, die nicht erst 2007 mit kritischer Fragen aus dem ehemals eigenen Lager zu tun hat. Seit ihren Regierungszeiten haben speziell die Grünen sich angewöhnt, die Ostermärsche für ein überlebtes Ritual zu halten - und sie müssen sich im Gegenzug die eigene friedenspolitische Widersprüchlichkeit vorhalten lassen. An beiden Positionen ist sicher etwas dran. Aber beide sind auch so grob formuliert, dass sie die wichtigere Frage eher verdecken. Was konkret bedeutet es, in Zeiten von "zivil-militärischen" UN-Einsätzen, die Tradition der Friedensbewegung hochzuhalten? Fundamentalopposition gegen alles Militärische ist zu einfach. Bloße Mahnerrolle wäre zu wenig. Gegen neue Raketen in Europa zu sein, bleibt sicher Pflichtprogramm. Darüber hinaus aber fehlt links der Mitte jene Verständigung, ohne die von "Bewegung" so schnell nicht mehr die Rede sein wird. Richard Meng FR, 8.4.07 http://www.fr-online.de Tausende demonstrieren gegen «Bombodrom» Frankfurt (dpa) Die Friedensbewegung hat am Ostersonntag ihre traditionellen Ostermärsche fortgesetzt. An zahlreichen Orten in Deutschland demonstrierten Menschen insbesondere gegen die Auslandseinsätze der Bundeswehr. Im nordbrandenburgischen Fretzdorf versammelten sich tausende Menschen, um gegen den geplanten Tiefflugbetrieb der Luftwaffe über der Kyritz-Ruppiner Heide zu protestieren. Die 14 Bundeswehr will dort einen früheren Luft-Boden- Schießplatz der sowjetischen und später russischen Streitkräfte wieder in Betrieb nehmen. Auf dem rund 14 000 Hektar großen Areal soll der größte Tiefflugübungsplatz Mitteleuropas entstehen. An der Kundgebung nahmen auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (beide SPD) teil. Der Paderborner Theologe Eugen Drewermann griff die NATO scharf an und bezeichnete sie als «kriminelle Vereinigung». Regierungschef Platzeck forderte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) auf, seine Pläne aufzugeben. Die Menschen in der Region brauchten nach jahrelanger Ungewissheit endlich Klarheit, hieß es in einer Mitteilung der Potsdamer Staatskanzlei. In Essen setzten rund 120 Menschen die Ostermarsch Ruhr fort. Nach einer Kundgebung ging es per Fahrrad nach Gelsenkirchen und von dort nach Bochum. Der dreitägige Ostermarsch Ruhr hatte am Samstag in Duisburg begonnen und endet an diesem Montag in Dortmund. Der Marsch steht unter dem Motto «Kriege beenden! Völkerrecht durchsetzen! Spart endlich an der Rüstung!». http://www.szon.de/news/politik/aktuell/200704080264.html 8.04.2007 19:30 (Schwäbische Zeitung) Platzeck: "Bombodrom" gefährdet Arbeitsplätze Mehrere tausend Demonstranten haben beim bundesweit größten Ostermarsch gegen das so genannte Bombodrom an der Landesgrenze von Brandenburg und MecklenburgVorpommern protestiert. (08.04.2007, 20:02 Uhr) Wittstock - Nach Angaben der Bürgerinitiative Freie Heide versammelten sich rund 10.000 Menschen auf dem Dorfplatz in Fretzdorf bei Wittstock und zogen gemeinsam in Richtung des geplanten Bombenabwurfplatzes. An der Demonstration nahmen auch der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck und Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Till Backhaus (beide SPD) teil. Platzeck forderte beim 15. Ostermarsch in Fretzdorf Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) auf, von einer militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner-Heide Abstand zu nehmen. Das Bombodrom sei "längst ein Symbol für die Blockade der Zukunftschancen einer gebeutelten Region geworden", sagte er. Schon jetzt hätten zahlreiche notwendige Investitionen wegen der unklaren Rechtslage nicht getätigt werden können. Der Bund solle daher auf weitere juristische Auseinandersetzungen verzichten. Platzeck wirbt für naturnahen Tourismus Der Ministerpräsident betonte, für die betroffenen Menschen in beiden Bundesländern stehe der wirtschaftliche Aufschwung in der strukturschwachen Region im Vordergrund. Naturnaher Tourismus sei hier die "einzig absehbare Chance". Nach den Worten Platzecks würden Tiefflüge und Bombenabwürfe die bisherigen Investitionen in der Region aber entwerten und 15.000 Arbeitsplätze gefährden. Die Luftwaffe will den rund 12.000 Hektar großen früheren sowjetischen Truppenübungsplatz für rund 1700 Einsätze pro Jahr nutzen. Bürgerinitiativen erwirkten in den vergangenen Jahren mehrere vorläufige Übungsverbote gegen die Bundeswehr. Verteidigungsminister Jung hält jedoch an einer militärischen Nutzung des Areals fest. (tso/ddp) 15 Tagesspiegel-Online 8.4.07 Platzeck-Appell gegen Bombodrom Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat von Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) gefordert, auf eine militärische Nutzung der Kyritz-Ruppiner-Heide zu verzichten. Beim 15. Ostermarsch in Fretzdorf (Ostprignitz-Ruppin) sagte Platzeck am Sonntag, das so genannte Bombodom sei "längst ein Symbol für die Blockade der Zukunftschancen einer gebeutelten Region geworden". Schon jetzt hätten zahlreiche notwendige Investitionen wegen der unklaren Rechtslage nicht getätigt werden können. Der Bund solle daher auf weitere juristische Auseinandersetzungen verzichten. Nach den Worten Platzecks würden Tiefflüge und Bombenabwürfe die bisherigen Investitionen in der Region entwerten und 15.000 Arbeitsplätze gefährden. Die Luftwaffe will den rund 12.000 Hektar großen früheren sowjetischen Truppenübungsplatz für rund 1700 Einsätze pro Jahr nutzen. Darum wird seit 1992 vor Gericht gestritten. An dem Protestmarsch am Ostersonntag gegen das "Bombodrom" beteiligten sich etwa 10.000 Menschen. Zum Auftakt der 104. Protestwanderung sprach der Theologe Eugen Drewermann. Die Aktionen gegen den geplanten Bombenabwurfplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide finden seit 15 Jahren statt. Die Landesregierungen von Brandenburg und MecklenburgVorpommern unterstützen den Protest der Bürgerinitiativen. http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news5709177.html Stand: 08.04.2007 15:29 Ostermärsche ziehen gegen Tornados und Sozialabbau Mit über 80 Veranstaltungen, Demonstrationen und Kundgebungen führt die Friedensbewegung derzeit erneut die traditionellen Ostermärsche durch. So zieht der Ostermarsch Rhein-Ruhr nach dem traditionellen Auftakt am Karfreitag bei der Gedenkveranstaltung der Stadt Dortmund zur Erinnerung an die Ermordung von rund 300 Gefangenen durch die Gestapo in den Wochen vor Ostern 1945 am Samstag durch Düsseldorf. Am Sonntag folgt die traditionelle Fahrradetappe vom Essener Hauptbahnhof über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne zum Bahnhof Langendreer in Bochum. Am Montag geht es dann von Bochum nach Dortmund. Weitere Ostermärsche gibt es u.a. in Berlin, Hamburg, Erfurt, Augsburg, Chemnitz, Bielefeld, Braunschweig, Bremen, Gießen, Erlangen, Hannover, Karlsruhe, Köln, Mannheim, Rostock und Saarbrücken. Bündnis 90/Die Grünen versucht, sich bei den OstermarschiererInnen einzuschleimen: "Die jährlichen Demonstrationen der Friedensbewegung für Frieden und Abrüstung an den Ostertagen sind noch immer eine gute und wichtige Tradition. Friedenspolitik heute muss eine Politik sein, die auf Gerechtigkeit, Solidarität, Armutsbekämpfung und dem nachthaltigen Umgang mit der Natur basiert. Wir sind uns einig, dass Militär keine Konflikte lösen kann und ein Krieg gegen Iran verhindert werden muss", teilen Bundesvorsitzende Claudia Roth und der als Sicherheits- und Abrüstungspolitischer Sprecher firmierende Winfried Nachtwei 16 mit, als wenn die Grünen nicht zum Beispiel den Krieg gegen Jugoslawien unterstützt hätten und auch die Bundeswehr-Besatzung in Afghanistan mittragen. Die Schuld für die übliche "innere Zerrissenheit" wollen diese Herrschaften aber liebend gerne der Friedensbewegung zuschieben: "Geradezu notorisch wenig sagen die Aufrufe allerdings auch in diesem Jahr dazu, wie internationalen Krisen, Gewalt und Krieg begegnet werden kann. Der Blick verengt sich zu oft allein auf die pauschale Ablehnung des Militärischen. (...) Etliche Aufrufe erwecken den Eindruck als seien Bush-Administration, die EU und bundesdeutsche Politik eine einzige 'Achse des Bösen'. Eine solche Schwarz-WeißSicht ist so falsch wie friedenspolitisch kontraproduktiv. Friedenspolitik heute braucht auch mehr neues Denken und Differenzierung." Ist es etwa nicht die von den Grünen unterstützte EU-Verfassung, die die Mitgliedsstaaten zur Aufrüstung verpflichtet? Ist Deutschland etwa nicht als Besatzungsmacht oder Helfer u.a. in Afghanistan, Kosovo, Irak, Somalia, Libanon und anderswo dabei? Die Differenzierung der Grünen ist, dass Kriege dann abzulehnen sind, wenn die Grünen nicht an der Bundesregierung beteiligt sind, ansonsten sind es ja keine Kriege, sondern Notmaßnahmen zur Verhinderung einer humanitären Katastrophe... Ohne Wenn und Aber unterstützt hingegen die Linkspartei.PDS die Ostermärsche und ruft ihre Mitglieder zur Teilnahme auf: "100 Jahre nach dem Erscheinen von Karl Liebknechts Schrift 'Militarismus und Antimilitarismus' gilt mehr denn je, dass nur Abrüstung und Konversion sowie die konsequente Durchsetzung des Prinzips der friedlichen Konfliktlösung als Grundsatz für das politische Agieren und sicherheitspolitische Handeln eine friedliche Welt möglich machen. Schluss mit dem Denken und politischen Agieren in militärischen Kategorien!" Auch die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) beteiligt sich aktiv an den Ostermärschen. In ihrer Wochenzeitung "UZ - Unsere Zeit" nennt sie die Gründe: "... Am Montag schickte die Luftwaffe zehn Tornados über die Stationen Sardinien und Vereinigte Arabische Emirate nach Masar-i-Sharif. Der Bundestag hatte Anfang März den Einsatz von sechs Flugzeugen genehmigt. Die zusätzlichen Maschinen sollten als 'Pannenreserve' dienen. Mit den 250 Soldaten, die zum Tornado-Kontingent gehören, dürften sich dann rund 8 300 Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz befinden. Die Bundesregierung hat sich vom Parlament einen Vorratsbeschluss für den Einsatz von insgesamt 500 Soldaten im Rahmen der Tornado-Einsätze geben lassen. Außerdem wurden 30 Feldjäger nach Afghanistan geschickt, die bei der Polizeiausbildung helfen sollen. Am 9. April sollen die Tornados der NATO unterstellt werden. Vor acht Jahren öffnete die Schröder-Fischer-Regierung mit der Beteiligung deutscher Tornados am völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien die Tür zu weltweiten Kampfeinsätzen. Nun sind es erneut Tornados, die dafür sorgen, dass die Bundeswehr noch tiefer in den Krieg am Hindukusch hineingezogen wird. Ebenfalls verlängert werden soll der Einsatz von acht Schiffen mit rund 900 Soldaten vor der Küste Libanons, der eigentlich bis August terminiert war. Der Bundestag soll noch vor der Sommerpause seine Zustimmung geben. Gleichzeitig drängt die Bundesregierung in der EU gegen die Bedenken des slowakischen Parlamentes und der Regierungen Griechenlands, Spaniens und Zyperns auf die Unterstützung des Ahtisaari-Planes zur Schaffung eines EU-Protektorates Kosovo. Dazu 17 sollen rund 1 500 Polizisten, Zöllner, Richter und Staatsanwälte auf den Balkan geschickt werden, die für eine "überwachte Unabhängigkeit" des Kosovo von Serbien unter Führung eines EU-Bevollmächtigten sorgen sollen. Derzeit sind rund 3 000 Bundeswehr-Soldaten im Kosovo stationiert, das zweitgrößte Kontingent nach Afghanistan. Unter dem Vorwand, für den Schutz der serbischen Minderheit sorgen zu müssen, wird ihr weiterer Einsatz im künftigen EU-Protektorat bereits geplant. Am Wochenende wurde bekannt, dass die Bundesregierung auch am Horn von Afrika ihre Operationsbasis ausdehnen wollte. Sowohl das Sultanat Oman, als auch Jemen lehnten aber den Einsatz der Bundesmarine in der Zwölfmeilen-Zone vor ihren Küsten ab. Die für das kommende Jahr im Bundeshaushalt eingeplanten 642 Millionen Euro sind längst nicht mehr zu halten. In Berlin sammeln sich die 'parlamentarischen Truppen', die auf eine weitere Erhöhung des Rüstungsetats drängen werden. Die Friedensbewegung hat also gute Gründe für die Forderungen 'Auslandseinsätze stoppen' und 'Spart endlich an der Rüstung' verstärkten Druck zu machen." von http://www.redglobe.de 08.04.2007 Deutlich mehr Teilnehmer beim Ostermarsch in Calw Mit einer deutlichen Steigerung der Teilnehmerzahl fand der zentrale Ostermarsch BadenWürttembergs in Calw statt. 1300 Teilnehmer beteiligten sich an der Auftaktkundgebung vor der Graf-Zeppelin-Kaserne und dem anschließenden Ostermarsch durch Calw zum zentralen Platz der Abschlusskundgebung in Calw. Das Motto der friedlich verlaufenen Veranstaltung lautete „Bundeswehr raus aus Afghanistan!!“, „Auslandseinsätze beenden!“ und wurde unter anderem von Tobias Pflüger (MdEP), Ulrich Duchrow (Theologe), Heike Hänsel (MdB), Bernd Riexinger (ver.di) und Martin Spreng (DGB) untermauert und gefordert. Die Graf-Zeppelin-Kaserne ist Standort der „Spezialkräfte“ (KSK) – hier trainieren die „Eliteeinheiten“ ihr tödliches Handwerk und beteiligen sich bereits seit 2001 an direkten Handlungen. Diese sind durch keinerlei Mandat der UNO gedeckt. Die Einsätze des KSK, das auch die Verschleppung und Misshandlung von Gefangenen verwickelt ist, finden völlig im Geheimen statt, jenseits demokratischer Kontrolle. Sie sind der skandalöseste Aspekt der deutschen Kriegsbeteiligung. Auf die Kritik von Claudia Roth (Die Grünen) an den Ostermärschen antwortete der Organisator Thomas Mitsch: eine Partei wie die Grünen, die um Ihre Koalitionsfähigkeit zu beweisen, nahezu allem zustimmt insbesondere dem am 9 März beschlossenen Tornadoeinsatz, stünde eine derartige Kritik nicht zu. Zumal alle glaubhaften Meinungsumfragen in der Bevölkerung gezeigt hätten, dass 60 –70 Prozent der Bevölkerung gegen diesen Tornado Einsatz waren. Nach Anwendung des neuen Antiterrorgesetzes müssten Merkel, Bush und Co., inklusive Claudia Roth wegen Verletzung gerade dieses Gesetzes vor Gericht gestellt werden. Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan erfolgt vorwiegend im Rahmen der Nato-geführten „Internationalen Stabilisierungskräfte“ ISAF, die offiziell den Wiederaufbau des Landes absichern sollen. Hilfsorganisatoren vor Ort lehnen aber ihre Präsenz ab, da sie durch Anwesenheit ausländischer Truppen, mehr gefährdet als geschützt werden 18 Quelle: Pressemitteilung AutorIn: Friedensnetz Baden-Württemberg http://www.stattweb.de/baseportal/NewsDetail&db=News&Id=1705 Grüne kritisieren Ostermarsch-Bewegung Die Zeiten, in denen mehrere hunderttausend Menschen zu Ostern auf die Straße gingen, um gegen nukleares Wettrüsten und für Frieden zu demonstrieren, sind längst vorbei. Spätestens mit Ende des Kalten Krieges nahm das Interesse an der Friedensbewegung ab - heute versammeln sich zu Ostern nur noch wenige Menschen auf Deutschlands Straßen. Die politische und gesellschaftliche Relevanz der Ostermarsch-Bewegung hat dramatisch abgenommen - gleichwohl stießen die Aufrufe in diesem Jahr im politischen Berlin auf heftige Kritik - und die kommt ausgerechnet von den Grünen, die ihre politischen Wurzeln auch in der Friedensbewegung haben. Eine kontraproduktive "Schwarz-Weiß-Sicht" Grünen-Chefin Claudia Roth und Verteidigungsexperte Winfried Nachtwei formulierten ihre Kritik an den Aufrufen deutlich: "Der Blick verengt sich zu oft allein auf die pauschale Ablehnung des Militärischen", bemängelten die zwei Grünen-Politiker. Dazu passe, dass die Vereinten Nationen in den Aufrufen so gut wie gar nicht auftauchten und auch die zivilen Mittel der Krisenbewältigung kaum erwähnt würden. Zwar gestanden Roth und Nachtwei der Ostermarsch-Bewegung zu, dass die jährlichen Demonstrationen eine "gute und wichtige Tradition" seien, aber: Die diesjährigen Aufrufe seien "friedenspolitisch ein Armutszeugnis". Es werde der Eindruck erweckt, als seien USRegierung, EU und deutsche Politik "eine einzige 'Achse des Bösen'". Eine solche "SchwarzWeiß-Sicht" sei nicht nur falsch, sondern auch kontraproduktiv. Friedenspolitik brauche "mehr neues Denken und Differenzierung", forderten Roth und Nachtwei. Linke ruft zur Teilnahme auf Anders sieht das die Linksfraktion im Bundestag. Deren Innenexpertin Ulla Jelpke erklärte, Protest gegen die Einsätze der Bundeswehr bleibe notwendig. Sie warf der Bundesregierung 19 vor, mit dem Weißbuch der Bundeswehr ein "Dokument des Krieges" vorgelegt zuhaben, das "das Friedensgebot des Grundgesetzes verhöhnt". Überall auf der Welt sollten danach "deutsche, Nato- und EU-Truppen eingesetzt werden, um die globale Vorherrschaft der Industriestaaten militärisch abzusichern", kritisierte Jelpke. Zudem sei die Bundesrepublik "nicht nur selbst aktive Kriegspartei, sondern fungiert auch als Unterstützer für die Kriege anderer Nato-Staaten", so Jelpke. Proteste gegen Auslandseinsätze geplant Die Friedensbewegung will in diesem Jahr vor allem gegen Auslandseinsätze deutscher Soldaten protestieren. Das Netzwerk Friedenskooperative hat im Internet bundesweit rund 70 Aktionen zusammengestellt. Sie richten sich gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr und die Entsendung von Tornados nach Afghanistan. Weiter warnen die örtlichen Friedensgruppen vor einem Krieg in Iran und vor Sozialabbau. Quelle: tagesschau.de http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=2077832/auncq0/ Grüne kontra Ostermarschierer - Krieg um Frieden onlineredaktion - Die Bundesvorsitzende von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Claudia Roth ließ sich im Streit mit den Organisatoren der Ostermärsche zu einer Äußerung hinreißen, deren Wahrheitsgehalt nicht nur von Ostermarschierern nicht bestritten wird: „Etliche Aufrufe erwecken den Eindruck, als seien Bush-Administration, die EU und bundesdeutsche Politik eine einzige 'Achse des Bösen'." Sie bemängelte weiter, in den Aufrufen zu den Ostermärschen fehlten die Vereinten Nationen. Zivile Mittel zur Krisenbewältigung gebe es bei den Organisatoren der Ostermärsche kaum. Roth forderte, Friedenspolitik brauche Bewegung und „mehr neues Denken“. Sie und der abrüstungspolitische Sprecher Winfried Nachtwei bemängelten, die Aufrufe zu Friedensdemonstrationen erklärten „geradezu notorisch wenig“ dazu, wie man internationalen Krisen, Gewalt und Krieg entgegen treten könne. Der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen, wies dies zurück. Der „Frankfurter Rundschau“ erklärte er, von einem engen Blick auf das Militärische könne keine Rede sein. Die Friedensbewegung mache sehr deutlich, „was den Zusammenhang zwischen sozialer Entwicklung und Frieden betrifft". Das Thema Armutsbekämpfung sei in allen Aufrufen wieder zu finden. Dies sei etwas, was er bei den Grünen vermisse, denen er vorwarf „halbseidene und widersprüchliche Positionen“ zu vertreten. Die Partei werbe für Frieden und atomare Abrüstung, wenn es jedoch konkret werde, vergesse sie aber regelmäßig ihre Überzeugungen. http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/3535567/ 7. Apr, 12:37 DER OSTERMARSCH Der Berliner Ostermarsch wird in diesem Jahr zwar 40. Doch stattgefunden hat er nicht 40mal. 1967 fand er zum ersten Mal statt, wegen des Attentats auf Rudi Dutschke; ein Jahr später wurde er aber schon wieder abgeblasen. Dann gab es Anfang der 70er-Jahre zaghafte 20 Versuche, dauerhaft etabliert ist er aber erst seit 1982. In Berlin gehen die Friedensaktivisten immer am Ostermontag auf die Straße. Denn der Sonntag ist der Freien Heide in Brandenburg reserviert, wo gegen den geplanten Truppenübungsplatz "Bombodrom" protestiert wird. In Berlin treffen sich die Aktivisten am Ostermontag um 12 Uhr zur Auftaktkundgebung auf dem Boulevard Unter den Linden in der Nähe der US-Botschaft. Von dort wollen die Demonstranten zum Rosa-Luxemburg-Platz ziehen, wo es um 14 Uhr ein buntes Bühnenprogramm mit Abschlusskonzert gibt. FLEE http://www.taz.de/pt/2007/04/07/a0308.1/text.ges,1 „Der Mensch sehnt sich nach Frieden“ Der Berliner Ostermarsch wird 40 Jahre. Grund zum Feiern gibt es allerdings nicht, sagt Laura Freiin von Wimmersperg. Seit 27 Jahren ist sie in der Friedensbewegung aktiv, seit einem Vierteljahrhundert organisiert sie den Berliner Ostermarsch. Es habe schon mal friedvollere Zeiten gegeben INTERVIEW FELIX LEE taz: Frau von Wimmersperg, in diesem Jahr wird der Berliner Ostermarsch 40 Jahre alt. 25 Jahre davon haben Sie ihn mitorganisiert. Werden Sie mit Sekt anstoßen? Laura von Wimmersperg: Das ist ganz eigenartig. Aber wir vergessen oft zu feiern. Nein, ich denke nicht, dass wir anstoßen werden. Denn richtige Freude kommt auch bei mir nicht auf. Die politischen Verhältnisse sind heute viel gefährlicher als damals. Und die Umstände, unter denen wir derzeit arbeiten, sind auch nicht gerade rosig. Wie meinen Sie das? Es ist kein Geheimnis, dass wir momentan nicht besonders mobilisierungsstark sind. Als wir Anfang der 80er-Jahre in Berlin mit dem Ostermarsch wieder begonnen hatten, waren viele Menschen gegen die Stationierung von Atomwaffen auf der Straße, weil sie Angst vor einem Krieg hatten. Damals hatten wir geglaubt: Wenn wir nur viele sind, werden wir uns mit unseren Forderungen schon durchsetzen. 1983 sprachen sich 72 Prozent gegen die Stationierung der Pershing-Raketen aus. Einen solchen Gegenwind konnte die Regierung nicht ignorieren. Wir hatten uns getäuscht. Wann ist die Stimmung gekippt? Ende 1983 kam der Stationierungsbeschluss. Für uns war das eine große Niederlage. Viele stiegen frustriert aus. Ich gehörte damals der Wilmersdorfer Friedensinitiative an. Wir fanden schnell Aktivitäten, die geeignet waren, den Widerstand gegen die Aufrüstung fortzuführen. Wir riefen die Kampagne "Unsere Stadt gegen Atomwaffen" ins Leben. Im Rahmen dieser Kampagne haben wir den Friedensfilmpreis ins Leben gerufen und das Deutsch-Japanische Friedensforum gegründet. Bis zum Mauerfall hat die Kampagne getragen. Was hat Sie so lange gehalten? Ich organisiere mit den anderen nicht um des Gelingens Willen. Wir müssen das machen und aufzeigen, wie bedrohlich die Kriegspolitik auf der Welt ist. 21 Sind denn noch viele Aktivisten von damals dabei? Nein, viele gibt es nicht mehr. Gerade in den vergangenen zehn Jahren ist für viele die soziale Bedrohung stärker geworden. Darunter leidet natürlich das Engagement. Als Friedenskoordination sind wir ein Netzwerk. Es kommen viele, wenn es einen Anlass gibt. In den Zeiten dazwischen bemühen wir uns, die Strukturen aufrechtzuerhalten und das Netz zu erweitern. Mit Blick auf den Iran ist die Kriegsbedrohung aktuell größer denn je. Ja, es kann sein, dass die USA den Iran bombardieren werden und vor allem die Atomanlagen im Visier haben. Das würde den Flächenbrand noch weiter ausdehnen. Sind die Menschen abgestumpft? Das kann man so nicht sagen. Es ist heute vielen bloß nicht klar, was da läuft. Ich finde den iranischen Präsidenten Ahmadinedschad auch sehr gefährlich. Doch letztlich macht der Iran nichts anderes als die Staatengemeinschaft auch: Er rüstet auf, und zwar im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags. Man darf nicht mit zweierlei Maß messen. Aber wie erreichen Sie mit Ihrem Protest Bush und Blair? Selbst wenn wir sie nicht erreichen, können wir nicht aufgeben. Wir halten die Friedensoption im öffentlichen Bewusstsein. Im Übrigen sind wir längst ein Teil einer weltweit vernetzten Bewegung. Bush und Blair kriegen uns als Weltfriedensbewegung sehr wohl mit. Zumindest in den vergangenen Jahren war der Ostermarsch in Berlin eher ein Happening. 1999 demonstrierten viele gegen den Kosovokrieg. 2003 waren viele wegen des Kriegs im Irak auf der Straße. Doch wirklich dauerhafte Impulse gingen nicht aus. Die Bewegung 2003 war so groß, weil der Jugoslawienkrieg noch nicht so lange her war. Die Muster der Kriegsinszenierungen waren sehr ähnlich. Insofern bauten sie schon aufeinander auf. Aber klar, in den Folgejahren waren wir nicht mehr viele. Hat das Konzept Ostermarsch nach 40 Jahren ausgedient? Der Ostermarsch knüpft an eine alte Tradition an und erinnert daran, dass die Gefahr eines Atomkriegs nach wie vor nicht gebannt ist. Und diese 40 Jahre zeigen, wie alt dieser Kampf schon ist. Zugleich wird daran erinnert, dass der Ostermarsch kirchliche Wurzeln hat: Auferstehung, dem Leben zugewandt. Diese ganzen Gesichtspunkte haben dem Ostermarsch eine eigene Komponente gegeben. Es geht uns um die Abschaffung der Atomwaffen. Und es geht uns um die Erhaltung des Lebens. Was nützt eine Demonstration, wenn sie nur noch als Ritual empfunden wird? Die Berliner Friedensbewegung ist ja nicht tot. Direkt vor unserer Haustür ist die Freie Heide. Dort kommen jedes Jahr Tausende zum Ostermarsch. Darunter sind auch viele Berliner. Und das ist auch gut so. Denn wenn wir dieses Bombodrom verhindern, wird den Kriegswilligen ein wichtiges Versatzstück aus der Hand genommen. Dafür nehme ich gerne in Kauf, dass der Ostermarsch in Berlin mau ausfällt. 22 Die Linkspartei-Spitze hat den Aufruf zum Berliner Ostermarsch nicht unterschrieben. Ein Argument: Selbst der Aufruf sei vom letzten Jahr. So ein Quatsch. Natürlich setzen wir jedes Jahr neue Schwerpunkte. Wir beziehen uns ganz aktuell auf den deutschen Tornado-Einsatz in Afghanistan. Die afghanische Kinderzeichnung mit der Aufschrift "Wir wollen Frieden" auf dem Aufruf unterstreicht das. Außerdem haben wir die PDS eingeladen, den Aufruf mitzugestalten. Von denen ist aber keiner gekommen. Was könnte hinter dieser Haltung stecken? So recht kann ich mir das nicht erklären. Denn zum Ostermarsch in der Freien Heide ruft der Landesvorstand ja auch auf. Ich habe mich daraufhin an die Basis der PDS gewandt. Und immerhin haben acht der zwölf Bezirksverbände unseren Aufruf unterschrieben. Was wird aus dem Berliner Ostermarsch, wenn Sie sich zur Ruhe setzen? Gruppen funktionieren immer dann gut, wenn sie eine Struktur haben, die nicht von einzelnen Personen abhängt. Wenn ich nicht mehr kann oder will, könnte es sein, dass es für eine Weile eine Lücke gibt. Diese Lücke wird aber wieder gefüllt werden. Und ich bin sicher, dass der Ostermarsch nicht abgeschafft wird. Der Mensch sehnt sich nach Frieden. taz Berlin lokal vom 7.4.2007, S. 27, 209 Z. (Interview), FELIX LEE DIE FRIEDENSIKONE Wenn soziale Bewegungen nicht so institutionsfeindlich wären - Laura Freiin von Wimmersperg wäre eine Institution. Das Urgestein der Berliner Friedensbewegung hat 1982 zum ersten Mal einen Ostermarsch organisiert. Seitdem koordiniert sie die "Berliner Friedenskooperative" (Friko), einen Dachverband von mehreren Dutzend Friedensinitiativen. Die 72-Jährige stammt aus einer schlesischen Adelsfamilie, hat die meiste Zeit ihres Lebens aber in Berlin verbracht. Sie war Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Westberlin (SEW) und ist jetzt bei der Linkspartei. Bis 1985 war sie Lehrerin an einer Hauptschule. FLEE http://www.taz.de/pt//2007/04/07/a0313.1/text OSTERMÄRSCHE Berlins und Brandenburgs Friedensbewegung demonstriert Linke marschieren zum Bombodrom Nach den Grünen kehrt auch die PDS dem Berliner Ostermarsch den Rücken Eine der traditionellen Veranstaltungen der Berliner Friedensbewegung ist weiter auf dem Weg, ein Auslaufmodell zu werden. Der Ostermarsch durch die Innenstadt, in früheren Jahren von vielen Gruppen und Parteien wie der PDS und den Grünen mitgetragen, verliert dieses Jahr noch mehr Unterstützer. So ruft der Landesverband der Linkspartei/PDS, der den Berliner Ostermarsch vergangenes Jahr noch finanziell unterstützte, nicht mehr zur Teilnahme auf, sondern mobilisiert seine Mitglieder stattdessen für den voraussichtlich größten deutschen Ostermarsch gegen den Truppenübungsplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide in Brandenburg, das sogenannte Bombodrom. Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter von der Bürgerinitiative Freie Heide dort rund 12 000 Protestierer. 23 „Wir müssen die Kräfte bündeln und dahin gehen, wo wir etwas bewegen können“, heißt es in der Berliner Linkspartei. Der Berliner Ostermarsch sei dagegen zu einem „Ritual“ erstarrt. Ähnlich sehen das die Berliner Grünen, die ihre Anhänger ebenfalls aufrufen, in Brandenburg zu marschieren. „Da trifft man viele Leute, die man lange nicht gesehen hat“, sagt Barbara Oesterheld, Landesvorsitzende der Grünen. Auch Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig, die schon lange nicht mehr bei einem Ostermarsch mitgelaufen ist, findet die Veranstaltung in Brandenburg immerhin besser als den Berliner Marsch: „Da geht es um ein konkretes Projekt, gegen das sich der Protest richtet. Das ist etwas anderes als die pauschalen Forderungen des Berliner Ostermarsches“, sagt sie. Beim Marsch gegen den geplanten Bombenabwurfplatz in Brandenburg werden auch Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) und der Theologe Eugen Drewermann erwartet, Treffpunkt ist heute um 14 Uhr die Kirche von Fretzdorf in Nordwest-Brandenburg. Der Berliner Ostermarsch, der unter anderem von den Gewerkschaften, einzelnen linken Gruppen und Friedensinitiativen sowie einzelnen Bezirksverbänden der Linkspartei unterstützt wird, findet am Ostermontag mit drei zentralen Forderungen statt: Atomwaffen abschaffen, Bundeswehreinsätze im Ausland beenden sowie: „Abrüstung statt Sozialabbau.“ Der Berliner Marsch beginnt am Montag um 12 Uhr mit einer Kundgebung an der USBotschaft Unter den Linden. Die Abschlusskundgebung ist für 14 Uhr vor dem Kino Babylon geplant. Angemeldet sind 500 Teilnehmer.lvt http://www.tagesspiegel.de/berlin/archiv/08.04.2007/3189833.asp 8.4.07 „Ostermärsche sind nicht mehr zeitgemäß“ Frau Eichstädt-Bohlig, wann waren Sie zum letzten Mal auf einem Ostermarsch? Ich bin in den 80er Jahren oft auf Ostermärschen mitgelaufen. Aber nach dem Ende des Kalten Krieges, der ja ein Grundmotiv der Ostermärsche war, hat diese Art von Friedensdemonstrationen an Bedeutung verloren. Wieso? Sie sind zum Ritual geworden, da sie sich nur noch gegen Kriegs- und Konfliktsituationen im Allgemeinen wenden, ohne sich differenziert mit ihnen auseinanderzusetzen. Deswegen finde ich die Ostermärsche nicht mehr zeitgemäß. Dabei gibt es auch heute von Afghanistan bis Iran und Irak viele Themen, die die Menschen beunruhigen. Ja, aber mit diesen Themen muss man sich spezifisch auseinandersetzen. Viele Ostermarschaufrufe tun das zu pauschal. Sagen Sie das als Politikerin einer Partei, die sich in ihrer Regierungszeit mit der Friedensbewegung überworfen hat? Wir haben bei den Konflikten in Ex-Jugoslawien viel gelernt, und ich gehöre zu denjenigen Grünen, die sagen, da musste militärisch eingegriffen werden. Haben sich die Grünen endgültig von der Friedensbewegung entfremdet? 24 Nein, aber man muss spezifisch hingucken, was zum Beispiel in Darfur, Afghanistan oder dem Irak los ist. Die Lehre aus dem Kosovo und auch aus Afghanistan ist: Es reicht nicht immer aus, gegen jegliche militärische Einsätze zu sein. FRANZISKA EICHSTÄDT-BOHLIG (65) ist Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus. Von 1994 bis 2005 saß sie im Bundestag. Mit ihr sprach Lars von Törne Tagesspiegel, gedruckte Ausgabe 8.4.07 Grüne gegen Ostermarschierer Die eigenen Irrtümer Man braucht sich nur durch die Webseiten der Ostermarschbewegung zu klicken, um die inneren Widersprüche des Radikalpazifismus zu erkennen: Die „Friedenskoordination“ Berlin lädt mit einer Friedenstaube zum Ostermarsch ein, die Ende der 80er von einem Kind im von Islamisten umzingelten Kabul gezeichnet wurde. Heute ist die Zukunft Afghanistans und besonders die junger Mädchen wieder von Gotteskriegern bedroht – und die Ostermarschierer fordern ein Ende der Auslandseinsätze der Bundeswehr. Wenn jetzt die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth den Friedensaktivisten „pauschale Ablehnung des Militärischen“ vorwirft, hat sie nicht nur recht, sondern arbeitet damit auch friedenspolitische Irrtümer ihrer Partei auf. Denn es war noch nie logisch, einerseits jedes Jahr am 8. Mai die Befreiung Europas vom Faschismus zu feiern und andererseits Krieg in jedem Fall abzulehnen. Mit Friedenstauben konnte man Hitler genauso wenig besiegen wie man die Taliban davon abhalten wird, ihre Terrorherrschaft über Afghanistan wiederzuerlangen. clw Tagesspiegel, 8.04.07, gedruckte Ausgabe Demonstration Ostermarsch durch die Berliner Innenstadt Mehrere hundert Friedensaktivisten haben am Montag beim traditionellen Ostermarsch in Berlin gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr und Atomwaffen protestiert. Laut Veranstalter nahmen an der Demonstration rund 1000 Menschen teil. Die Polizei ging von knapp 600 Ostermarschierern aus. Die Demonstranten versammelten sich um 12.00 Uhr zur Auftaktkundgebung auf dem Boulevard Unter den Linden nahe der US-Botschaft. Von dort zogen sie zum RosaLuxemburg-Platz, wo es um 13.30 Uhr eine Abschlusskundgebung gab. Im vergangenen Jahr hatten sich etwa 1000 Demonstranten an dem Berliner Ostermarsch beteiligt, wie die Gruppen der Berliner Friedenskoordination als Veranstalter mitteilten. Neben der Abschaffung von Atomwaffen forderten die Ostermarschierer unter anderem, den Irak-Krieg und Bundeswehreinsätze im Ausland zu beenden. Darüber hinaus richtete sich der Protest gegen "die neuen Weltordnungskriege" sowie gegen "Sozialabbau, Arbeitslosigkeit und eine Hartz-Gesellschaft". http://www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news5713146.html Stand: 09.04.2007 14:57 25 10.04.07 Bundeswehr rekrutiert in Jobcentern 550 Ostermarschierer zogen von der US-amerikanischen Botschaft zum Rosa-LuxemburgPlatz Von Andreas Heinz Die große weiße Taube aus Pappmaché führte in diesem Jahr mal wieder den Ostermarsch an. »Das Tier ist schon etwas gerupft, aber noch lange nicht kaputt«, sinnierte Organisatorin Laura von Wimmersperg gestern beim Anblick des Friedenssymbols. Die Taube sei erstmals 1981 beim Marsch der Wilmersdorfer Friedensinitiative mitgeführt worden. Und Klaus-Dieter Heiser, vor 40 Jahren Mitinitiator des ersten Ostermarsches in Westberlin, erinnerte an die lange Tradition der Bewegung: »Die Haare mancher Protestierer sind inzwischen grau geworden, aber wir sind noch lange nicht lahm!« Vor dem Start in Rufweite zur US-amerikanischen Botschaft Unter den Linden mahnte Elsa Rassbach von der Antikriegsbewegung »American Voices Abroad Military Project«, eine Schweigeminute für den Frieden einzulegen. »65 000 US-Soldaten in 73 bundesdeutschen Stützpunkten lehnen den Krieg ab«, so Rassbach. Wer aber in den USA gegen den Krieg sei, könne abgehört und auch verhört werden. »In US-Amerika gibt es weniger Demokratie als in Deutschland«, erklärte sie, bevor die nach Polizeischätzungen etwa 550 Ostermarschierer in Richtung Rosa-Luxemburg-Platz zogen. Im letzten Jahr wurden laut Veranstalter rund 1000 Demonstranten gezählt. An dem Protestzug gegen Krieg und Auslandseinsätze deutscher Soldaten sowie Sozialabbau nahmen politische Gruppierungen wie Linkspartei, Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD), DKP und Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) teil, Vertreter der Gewerkschaften ver.di und BAU und der Kirchen. Auf Transparenten machten sie ihre Standpunkte klar: »Kein Bundeswehreinsatz im Ausland«, »Bundeswehr raus aus Afghanistan« und »Keine deutschen Truppen ins Ausland – egal unter welcher Helmfarbe«, hießen die Forderungen. Neben einem Tornado-Kampfjet aus Pappe mit der Frage: »Für Frieden und westliche Werte?« wurde der Widerstand auch musikalisch aus einem Lautsprecherwagen kund getan. Da ertönten alte Barden wie Franz Josef Degenhardt, Mercedes Sosa, Hannes Wader oder Georges Moustaki. Ver.di zitierte aus einer Bundeswehr-Studie: »68 Prozent der Deutschen lehnen Krieg zur Herbeiführung von Gerechtigkeit ab.« Pfarrer Peter Storck von der HeiligkreuzPassionskirche in Kreuzberg mahnte: »Seien wir wachsam! Kriege werden als friedensstiftend umdefiniert.« Der Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt könne nur durch Ausbrechen durchbrochen werden. Eine »Entmenschlichung durch Worte und Taten« nannte Jutta Kausch von der Initiative »Künstler gegen den Krieg« die Verurteilung des Irak-Kriegsdienstverweigerers Augustin Aguayo. Gleichzeitig gehe die Bundeswehr in Arbeitsagenturen und Jobcenter, um Soldaten zu rekrutieren, so am 26. April ab 15 Uhr in der Arbeitsagentur Mitte in Kreuzberg. »Das werden wir uns nicht gefallen lassen«, erklärte Kausch. »Wir werden dagegen demonstrieren.« http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=107899&IDC=5 10.04.07 Zehntausende bei Ostermärschen 26 Grünen-Chefin Claudia Roth warf Organisatoren pauschale Verurteilung des Militärischen vor Bundesweit zehntausende Menschen nahmen an den diesjährigen Ostermärschen teil. Indes kritisierte die Parteispitze von Bündnis 90/Die Grünen die Ostermärsche als zu pauschal gegen Militärisches gerichtet. Frankfurt (Main) (Agenturen/ND). Mehrere zehntausend Menschen haben über Ostern in ganz Deutschland für Frieden und Abrüstung sowie gegen Auslandseinsätze der Bundeswehr demonstriert. An den traditionellen Ostermärschen beteiligten sich nach Angaben der Veranstalter ähnlich viele Menschen wie im vergangenen Jahr. Eine genaue Zahl nannten sie nicht. Es gab Veranstaltungen in mehr als 80 Städten. »Es hat sich gezeigt, dass die Friedensbewegung nach wie vor lebt und auch in der Fläche aktiv ist«, sagte der Sprecher der Frankfurter Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen, am Montag. Besonders die Entsendung von Aufklärungs-Tornados der Luftwaffe nach Afghanistan wurde von den Demonstranten kritisiert. »Der entgegen einer Dreiviertelmehrheit der Bevölkerung gefasste Beschluss bedeutet die unmittelbare Beteiligung an Bombardements, die mit großer Sicherheit auch viele zivile Opfer fordern werden«, sagte der Geschäftsführer des Friedensnetzwerkes Manfred Stenner. Von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft verlangten die Friedensaktivisten ein energischeres Engagement für Konfliktlösungen im Nahen und Mittleren Osten. Die größte Kundgebung fand wie im Vorjahr im nordbrandenburgischen Fretzdorf statt, wo sich nach Polizeiangaben 3000 und laut Veranstalter mehr als 10 000 Menschen versammelten, um gegen den geplanten Tiefflugbetrieb der Luftwaffe über der KyritzRuppiner Heide zu demonstrieren. Die Bundeswehr will dort einen früheren Luft-BodenSchießplatz der sowjetischen und später russischen Streitkräfte wieder in Betrieb nehmen. An der Demonstration beteiligten sich auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (beide SPD). In Berlin nahmen gestern 550 Menschen am Ostermarsch teil. Auf dem Frankfurter Römerberg kamen am Montag nach Angaben des Veranstalters rund 2000 Menschen zusammen. Dort sagte Ulrich Gottstein von der Organisation »Ärzte gegen Atomkriege«: »Es ist eine Tragödie, dass Deutschland mehr und mehr in fremde Kriege hineingezogen wird wie jetzt mit dem Tornado-Einsatz in Afghanistan.« Auf Unverständnis bei der Friedensbewegung stieß die Kritik der Grünen an den Ostermärschen. Die Vorsitzende Claudia Roth hatte am Donnerstag den Veranstaltern der Ostermärsche eine »Schwarz-Weiß-Sicht« und eine »pauschale Ablehnung des Militärischen« vorgeworfen. Sie kritisierte, die meisten Aktionen sagten »notorisch wenig« dazu, »wie internationalen Krisen, Gewalt und Krieg begegnet werden kann«. Manfred Stenner vom Netzwerk Friedenskooperative wertete dies als Indiz für einen wachsenden Konflikt zwischen den »Regierungsgrünen« und der Basis. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=107891&IDC=16 10.4.07 Alte Hasen retten Ostermarsch 27 Trotz Tornado-Einsatz und Irak-Dilemma: Die Beteiligung am Ostermarsch ist mager. Selbst SPD und Grüne fehlen. Vor allem junge Menschen lassen sich durch das Thema Krieg nicht mehr mobilisieren VON KATHRIN SCHRECK "Unsere Haare sind grauer geworden, aber wir werden deswegen nicht lahmer!" Klaus-Dieter Heiser, 60 Jahre alt, scheint mit dem Alter wirklich kaum an Enthusiasmus eingebüßt zu haben. Bei seiner Rede zum Auftakt des Ostermarschs ist jedenfalls nichts von Altersmilde zu hören: "Eine andere Welt ist nötig! Wir erhalten die Forderung nach Abrüstung wach!", ruft Heiser, der Mitglied der WASG ist, ins Mikrofon. Und erntet Beifall der Umstehenden. In der ersten Reihe sind wirklich viele mit grauen Haaren zu sehen. 550 Menschen nahmen laut Polizei gestern am Ostermarsch teil. Von der Auftaktkundgebung Unter den Linden, nahe der US-Botschaft, machte sich der Zug auf den Weg zum RosaLuxemburg-Platz. "Bundeswehr raus aus Afghanistan" forderten die Demonstranten auf Transparenten und "Kein Krieg gegen Iran!" Vor 40 Jahren fand in Berlin der erste Ostermarsch statt. Beim Blick über die diesjährigen Teilnehmer drängt sich der Verdacht auf, dass ihm die Teilnehmer aus seiner Anfangszeit treu geblieben sind, während sich die jüngere Generationen doch sehr zurückhält. "Ich bin vor 64 Jahren geboren worden und habe noch am eigenen Leibe erfahren, was Krieg bedeutet", sagt eine Teilnehmerin, die von Anfang an beim Ostermarsch dabei war. Sie hält es für möglich, dass junge Menschen nur schwer für die Friedensbewegung zu mobilisieren sind, weil sie den Krieg selbst nicht kennen. Frieden sei für die Jüngeren kein zu erstrebendes Ziel, sagt sie, sondern der schon lebenslange Ist-Zustand. Die Stimmung unter den Teilnehmern wirkt gedrückt - vielleicht liegt es an der niedrigen Teilnehmerzahl. "Das ist ja wie ein Trauermarsch hier", ruft ein Demonstrant denn auch zu Beginn der Demo. Auch die Debatte in den Medien über den Sinn der Ostermärsche dürfte zu der geringen Beteiligung in Berlin beigetragen hat. In den vergangenen Tagen hatten mehrere Politiker Stimmung gegen die bundesweit stattfindenden Ostermärsche gemacht. Claudia Roth, Parteichefin der Grünen, hatte etwa den Pazifisten vorgeworfen, die Augen vor der Realität zu verschließen und unhaltbar strenge Positionen einzunehmen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus, Franziska Eichstädt-Bohlig, bezeichnete den Ostermarsch als "nicht mehr zeitgemäß" (siehe Interview). Dieser öffentliche Boykott vieler Grünen-Politiker - deren Partei Anfang der Achtzigerjahre die Ostermärsche maßgeblich geprägt hat - erzielte aber nicht bei allen die erhoffte Wirkung. "Das Statement von Frau Roth gegen die Ostermärsche war für mich ausschlaggebend, heute hier doch mitzulaufen", sagt Peter Weigt von der WASG Reinickendorf. Und für ihn ist das ein echtes Opfer: Sein rechter Fuß ist im Gips - Fersenbeinbruch. Carsten T., Fahnenträger der DKP, hat zu dem Vorstoß der Grünen eine eigene Theorie: "Die machen das in den Medien, um ihre eigene Basis dahingehend zu formatieren, heute nicht mitzulaufen. Oder sind hier irgendwo die Grünen? Ich hab sie noch nicht gesehen." Das stimmt: Sollte die Sonnenblumenpartei bei der Demo anwesend sein, dann hält sie sich gut versteckt. Die SPD ist auch nicht auszumachen. 28 Die 28-jährige Julia ist eine der wenigen jungen Menschen, die zum Ostermarsch gekommen sind. Von den abwertenden Aussagen der Politik hält sie wenig: "Das ist Quatsch, zu sagen, es bringt nichts. Wenn dadurch immer weniger Menschen für den Frieden kämpfen, dann bringen Friedensbewegungen wirklich irgendwann gar nichts mehr." taz Berlin lokal vom 10.4.2007, S. 21, 119 Z. (TAZ-Bericht), KATHRIN SCHRECK Zehntausende verurteilen Kriegseinsätze Friedensbewegung: Ostermärsche waren ein Erfolg. Grüne wettern weiter gegen »Einseitigkeit« der Proteste Mehrere zehntausend Menschen haben am Osterwochenende bei Veranstaltungen der Friedensbewegung gegen die deutsche Beteiligung an Kriegseinsätzen protestiert. Die größte Demonstration mit rund 10000 Teilnehmern fand erneut auf dem Gelände des früheren sowjetischen Truppenübungsplatzes in der Kyritz-Ruppiner Heide statt. Die Veranstalter der Ostermärsche sprachen von rund 80 Protestaktionen in ganz Deutschland. Der Einsatz der Bundeswehr-»Tornados« in Afghanistan war Schwerpunktthema. Der zentrale Ostermarsch Baden-Württembergs begann mit 1300 Teilnehmern vor der Graf-Zeppelin-Kaserne in Calw. Die Kaserne ist Standort des berüchtigten »Kommandos Spezialkräfte« (KSK) der Bundeswehr. In München zählten die Veranstalter des Ostermarsches 600 Teilnehmer bei der Demonstration und etwa 1000 bei der Abschlußkundgebung auf dem Marienplatz. Zu den Rednern gehörte hier Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr und Friedensaktivist. »Deutschlands Sicherheit wird am Hindukusch nicht verteidigt, sondern nur gefährdet«, betonte er. Der Kampf gegen den Terror mit militärischen Mitteln führe immer nur zu neuem Terror. In Düsseldorf kamen zum Ostermarsch Rheinland und zu einem abschließenden Friedensfest nach Veranstalterangaben knapp 1000 Menschen. In Berlin gingen am Montag nach Angaben der Organisatoren ebenfalls rund 1000 Friedensaktivisten auf die Straße. In Hamburg demonstrierten am Montag unter dem Motto »Kriege beenden – Spart endlich an der Rüstung« nach Polizeiangaben knapp 2000 Menschen. Der Sprecher der Infostelle Ostermarsch, Willi van Ooyen, wies erneut die Kritik der GrünenSpitze an der Friedensbewegung (siehe jW vom Wochenende) zurück und konterte in der Frankfurter Rundschau, grundsätzlich trete die Partei für Frieden und atomare Abrüstung ein, wenn es aber konkret werde, vergesse sie regelmäßig ihre Überzeugungen. (jW) 10.4.2007 Ohne harte Mißtöne Ein Brecht-Programm von Manfred Wekwerth mit den Schauspielern Renate Richter und Hendryk Duryn sowie der Rock-Band EMMA (männlich) präsentiert alte Texte von erstaunlicher Aktualität Aus der Finsternis und der Kälte der dunklen Wälder kam der Dichter B. B. bekanntlich in den asphaltierten Dschungel der Städte. Auf dem Gymnasium zu Augsburg lernte er die Kunst des Textens und des Gitarrenspiels. Die damals noch kaisertreue Borniertheit des Publikums verhinderte allerdings, daß er als Begründer einer völlig neuen Musikrichtung in die Geschichte einging. Ganz und gar notgedrungen begann er demzufolge mit dem Schreiben dramatischer Texte... 29 Die Idee, Texte von Brecht als Grundstock für Rock-Musik zu nutzen, ist seinem Schüler, dem langjährigen Intendanten des Berliner Ensembles, Manfred Wekwerth, zu verdanken. An sich liegt sie nahe – überliefert ist des Dichters Ausspruch aus dem Jahre 1954, seine frühen Gedichte gingen »alle zu Gitarre zu singen«. Und in Brechts gesammelten Werken findet sich auch schon mal die Anweisung: »zu singen unter Anschlag harter Mißtöne auf einem Saiteninstrument«. Wekwerths neues Programm – hauptsächlich Gedichte aus der »Hauspostille«, ergänzt durch Texte über Brecht – ist eine Kombination aus Theaterabend und Konzert. Nach dem Motto »Wer Brecht singt, muß auch Brecht lesen« wechseln sich die Schauspieler Renate Richter (ehemals Berliner Ensemble) und Hendrik Duryn (bekannt durch Film und Fernsehen) sowie die Musiker der Rock-Band EMMA (männlich) ab – mit ganz und gar durchschlagendem, keineswegs mißtönendem Erfolg. Gesungene und gesprochene Texte gehen ineinander über: Sanfter Gitarrenrhythmus untersetzt plötzlich die Monologe der Schauspieler – der Trommelwirbel des Schlagzeugers wird jäh durchbrochen von leisen, fast zärtlich gesprochenen Worten. Brechts frühe Gedichte sind von eigenartiger Aktualität – der bittere Hohn des Gymnasiasten über die bourgeoise Doppelmoral, sein Aufbegehren gegen den gnadenlosen Stumpfsinn des Daseins könnte ohne weiteres von einem Jugendlichen der Gegenwart stammen. Besonders interessant: Ob nun das »Lied der Galgenvögel«, die »Mahagonny-Songs« oder der »Choral vom großen Baal« – die Verse erweisen sich als erstaunlich paßgerecht gegenüber den Anforderungen moderner Instrumentalmusik. Bekannte Weill- oder Eisler-Melodien werden zitiert und adaptiert – bekommen plötzlich einen ganz neuen Rhythmus. War Brecht nun wirklich der verhinderte Erfinder des Rock‘n’Roll? Wer kann das wissen... In jedem Fall knüpft die Vertonung seiner Texte durch die Gruppe EMMA (männlich) nahtlos an die besten Traditionen des DDR-Rock der siebziger und achtziger Jahre. Der Lyriker Brecht war natürlich auch schon in seiner Jugendzeit ein politischer Dichter. Der diesjährige Berliner Ostermarsch am Montag fand daher nicht ohne Grund seinen Abschluß mit Wekwerths Brecht-Programm im Kino Babylon. Noch immer von besonderer Brisanz ist die »Moderne Legende«, vom sechzehnjährigen Dichter wider den Zeitgeist geschrieben im Jahre 1914 – als die gesamte Nation sich im patriotischen Blutrausch überschlug. Und natürlich die vom zwanzigjährigen Sanitätssoldaten Brecht verfaßte »Legende vom toten Soldaten« in der hervorragenden Wiedergabe von Renate Richter. Den Musikern der 1989 gegründeten Band EMMA (der Zusatz »männlich« ist notwendig wegen einer zwar nicht naheliegenden, aber immerhin möglichen Verwechslung mit einem Druckerzeugnis) sind die Brecht-Texte ein besonderes Anliegen – alle sechs kommen aus der Finsternis des tiefschwarzen Bundesstaates Thüringen. Seit einem Namenswechsel – zuerst hieß die Band YOGA – produziert die Gruppe um den Sänger Matthias Hirschfeld überwiegend deutschsprachige Titel. Eine erste CD entstand 1998. Nach über 1000 LiveAuftritten kam es im Jahre 2006 bei einer ersten Zusammenarbeit mit Manfred Wekwerth zur Idee mit diesem Brecht-Programm. Auf Anfrage erklärte Band-Chef Hirschfeld, die Herausgabe einer neuen CD mit Brecht-Titeln wäre angedacht. Sollte diese tatsächlich zustandekommen, sei sie hiermit bereits jetzt allen Interessierten wärmstens empfohlen.Gerd Bedszent »In der Sünder schamvollem Gewimmel – oder: Was Eugen Berthold Friedrich in Augsburg so alles gedichtet hat«. Brecht-Programm von Manfred Wekwerth mit den Schauspielern 30 Renate Richter und Hendryk Duryn sowie der Rock-Band EMMA (männlich). Termine über: emma-maennlich.de. http://www.jungewelt.de/2007/04-11/010.php 11.4.07 Reaktionen. Friedensbewegung widerspricht zahm Die Initiatoren der Ostermärsche weisen Vorwürfe der Grünen-Spitze zurück, die Friedensbewegung mache keine konkreten Vorschläge zur Lösung internationaler Konflikte und Krisen. Nicht jeder will dabei allerdings die mittlerweile zu jedem Krieg bereite Partei offensiv und grundsätzlich angehen – offensichtlich aus bündnispolitischen Erwägungen. Bei den Ostermarschprotesten sei die Zuspitzung auf die Politik der eigenen Regierung und ihrer Verbündeten nötig, verbunden mit einer deutlichen Kritik, die von der grünen Fraktion nicht geleistet werde, rechtfertigte sich etwa Manfred Stenner vom »Netzwerk Friedenskooperative«. Willy van Ooyen, Sprecher der »Infostelle Ostermarsch 2007«, nennt das Verhältnis von Grünen und Friedensbewegung dagegen »zerrüttet«, seit die einst pazifistische Partei völkerrechtswidrigen Militäreinsätzen zugestimmt habe. Peter Strutynski vom »Bundesausschuß Friedensratschlag« meint, zwischen Empörung und Belustigung schwanke die Reaktion der Ostermarschierer auf die Angriffe von Seiten der bündnisgrünen Parteiführung. Claudia Roths Vorwurf, die Friedensbewegung lehne das »Militärische« »einseitig und pauschal« ab, empfänden die so Gescholtenen als Auszeichnung. Denn genau darum müsse es heute gehen: »Die Probleme dieser Welt, gleichgültig ob in Afghanistan, Irak, Iran, Somalia oder Kongo, können nicht mit militärischen Mitteln gelöst werden. Es bedarf statt dessen gewaltiger ziviler, politischer, wirtschaftlicher und sozialer Anstrengungen, die Welt vor dem Abgrund zu bewahren.« Christine Buchholz kritisiert namens der WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit) die jüngsten Ausfälle grüner Spitzenpolitiker. »Wenn Roth und Bütikofer die Friedensbewegung angreifen, schonen sie in Wirklichkeit die Große Koalition.« Das sei besonders abenteuerlich, da die Bundesregierung mit der Entscheidung, »Tornados« nach Afghanistan zu senden, gerade einen weiteren Schritt in den Sumpf von Bushs Krieg gegen den Terror gemacht habe. (rg) http://www.jungewelt.de/2007/04-11/013.php 11.4.07 Leitartikel Die Legende von den grünen Pazifisten Holger Schmale Es gibt Legenden, die dauerhaft jeglicher Realität widerstehen. Die Behauptung, die Grünen seien eine pazifistische Partei, ist eine solche Legende. Nur so ist die Erregung zu erklären, mit der in manchen grünen Kreisen die distanzierten Äußerungen der Parteivorsitzenden Claudia Roth zu den diesjährigen Ostermärschen und ihren sehr einfachen Losungen aufgenommen worden sind. Claudia Roth hat aber nicht mehr getan, und das ist immerhin verdienstvoll, als die politische Entfremdung, die sich seit vielen Jahren zwischen Grünen und der Friedensbewegung entwickelt hat, in Worte zu kleiden. Der entscheidende Bruch zwischen Partei und Bewegung hat ein Datum und einen Ort. Er ist für alle Welt offenkundig geworden am 13. Mai 1999, als der Parteitag der Grünen in 31 Bielefeld mit Zwei-Drittel-Mehrheit für die Beteiligung der rot-grün regierten Bundesrepublik am Kosovo-Krieg gestimmt hat. Der Bruch hat aber auch ein Siegel: Es ist der Farbbeutel, mit dem ein gewaltbereiter Pazifist Joschka Fischer vor der Abstimmung auf jenem Parteitag angegriffen und getroffen hat. Es war diese orangefarbene Attacke, die Fischer erst die Mehrheit für seinen Kriegskurs gesichert hat. Damals wurde für alle sichtbar, dass die Partei der Grünen nicht mehr die Partei der Pazifisten war. Das allerdings war auch zu jenen Zeiten schon eine Legende. Denn von der ersten Stunde der Grünen an gab es in ihren Reihen starke Strömungen und Persönlichkeiten, die gar kein Problem damit hatten, Geld für Waffen der Befreiungsbewegung in El Salvador oder für die kämpfenden Sandinisten in Nikaragua zu sammeln. Viele von ihnen hatten aber auch überhaupt kein Problem, beim Ostermarsch hinter dem Transparent "Frieden schaffen ohne Waffen" zu demonstrieren. Damals, in den Zeiten des Kalten Krieges, gab es eine denkwürdige Vermischung des klassischen Pazifismus - der bei den Grünen auch immer einen Platz hatte - mit einem, der sehr genau zwischen guten und schlechten Waffen, gerechten und ungerechten Kriegen zu unterscheiden wusste. Mit einem im Zweifel auch gewaltbereiten Pazifismus, der sich mit dem Farbbeutelwurf von Bielefeld eindrucksvoll delegitimiert hat. Der Zeitpunkt war kein Zufall, denn spätestens mit dem Eintritt der Grünen in die Bundesregierung ließ sich die Legende von der Partei als dem parlamentarischen Arm der Friedensbewegung nicht mehr aufrecht erhalten. Wer ein Mitgliedsland der Nato mitregiert, kann dem Einsatz von Militär nicht grundsätzlich abschwören. Allerdings blieb gerade der Kosovo-Krieg ein Sündenfall, denn er war im Kern eine völkerrechtswidrige Intervention ohne Mandat der Vereinten Nationen. Erst das Nein der rot-grünen Regierung zum Irak-Krieg 2003 führte dann wieder zu einer zeitweiligen Versöhnung mit der Friedensbewegung. Sie aber verdeckte auch die grundsätzliche Differenz zwischen Bewegung und Partei. Denn seit ihrer Regierungsbeteiligung stehen die Grünen zum Unterschied zwischen guten und schlechten Kriegen. So hat Claudia Roth recht, wenn sie den Ostermarschierern eine pauschale Ablehnung des Militärischen vorhält. Es ist ein Unterschied, ob Soldaten in Marsch gesetzt werden, um einen Völkermord wie im Sudan zu unterbinden oder um ein unliebsames Regime wie im Irak zu stürzen. Diese Erkenntnis und Argumentation der Grünen ist weder neu noch besonders originell. Allerdings hat die Partei es lange vermieden, sie gegenüber einem einst wesentlichen Teil ihrer Basis so explizit zu formulieren. Gerade in Oppositionszeiten lässt sich mit einer gewissen Unklarheit gut leben und eine bequeme Legende noch besser pflegen. Damit ist nun Schluss. Man hätte sich für eine basisbewegte Partei, als die sich die Grünen ja auch noch immer betrachten, freilich auch einen anderen Weg als den einer recht überheblich daherkommenden öffentlichen Erklärung und diverser Interviews der Parteiführung vorstellen können. Die Grünen hätten ihre Positionen zum Beispiel in die Bewegung tragen und mit dafür sorgen können, dass dort eben keine plumpe Schwarz-Weiß-Sicht gepflegt wird. Gerade jetzt könnten sie dafür sogar eine besondere Glaubwürdigkeit in Anspruch nehmen. Denn erstmals seit ihrer Regierungszeit wachsen in der Bundestagsfraktion der Grünen wieder die Zweifel am Militärischen. Dem Einsatz der Tornados in Afghanistan hat die Hälfte der Abgeordneten die Zustimmung verweigert. Claudia Roth gehörte zu ihnen. Berliner Zeitung, 14.04.2007 http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/print/meinung/644985.html 32 „Friedensinitiative“ Grünen-Pazifisten gründen Flügel Von Günter Bannas, Berlin 11. April 2007 Wenige Tage vor dem Länderrat der Grünen in Bremen ist innerhalb der Partei eine Gruppierung gebildet worden, die der Parteispitze vorwirft, die pazifistischen Strömungen und Grundüberzeugungen verraten zu haben. Eine sogenannte „Grüne Friedensinitiative“, die am Ostermontag gegründet worden ist, erhebt den Anspruch, das „bündnisgrüne friedenspolitische Erbe“ bewahren zu wollen. Die „fortgesetzte Unterstützung des Afghanistan-Krieges durch die Grünen“ habe mit „Friedenspolitik“ wenig zu tun. Der Gruppierung gehören mit Uli Cremer aus Hamburg sowie Marianne Hürten aus Köln Grünen-Mitglieder an, die schon zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung und von Außenminister Fischer deren Politik - vergeblich - bekämpft hatten. Nun forderten sie, der Länderrat dürfe sich nicht, wie das vorgesehen sei, hinter den Afghanistan-Kurs der Nato stellen. Stattdessen müsse es um einen Abzug der Nato aus Afghanistan gehen. „Wir brauchen keine militärische Nato-Frühjahrsoffensive.“ „Friedenspolitische Spielräume in der Regierung“ In einem Papier, das die Initiatoren der Gruppierung jetzt veröffentlichten, heißt es, die „Friedenspolitik“ sei viele Jahre Pfeiler der Politik der Grünen und „Kernelement“ ihrer politischen Identität gewesen. Die Grünen hätten der „Friedensbewegung“ viel zu verdanken. „Mit dem Eintritt in die rot-grüne Koalition erodierten die friedenspolitischen Ansprüche der Grünen substantiell. So lange Entscheidungen, an Kriegen teilzunehmen, nicht anstanden, war es leicht, gegen den Krieg zu sein. Als es darauf ankam, versagten die Grünen.“ Die Zustimmung der Grünen zum Kosovo-Krieg wird in dem Papier als „Dammbruch“ bezeichnet. Auch hernach seien vorhandene „friedenspolitische Spielräume in der Regierung“ kaum genutzt, sondern häufig verkleinert worden. Die Vorwürfe der Gruppierung spiegeln Auseinandersetzungen wider, die während der Osterfeiertage zwischen Teilen der Parteiführung und den Organisatoren der „Ostermärsche“ ausgetragen worden waren. Die Grünen-Vorsitzende Claudia Roth und der verteidigungspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Nachtwei, hatten in einer gemeinsamen Erklärung die Kundgebungen zwar als eine immer noch „gute und wichtige Tradition“ bezeichnet. Es bestehe auch Einvernehmen, „dass Militär keine Konflikte lösen kann und ein Krieg gegen Iran verhindert werden muss“. Doch fügten sie an: „Gerade zu notorisch wenig sagen die Aufrufe allerdings auch in diesem Jahr dazu, wie internationale Krisen, Gewalt und Krieg begegnet werden kann. Der Blick verengt sich zu oft allein auf die pauschale Ablehnung des Militärischen.“ Vorwurf: „Weitere Provokation“ Einige Aufrufe erweckten sogar „den Eindruck, als seien Bush-Administration, die EU und bundesdeutsche Politik eine einzige ,Achse des Bösen'“. Frau Roth und Nachtwei bezeichneten diese „Schwarz-weiß-Sicht“ als falsch. „Friedenspolitik heute braucht auch mehr neues Denken und Differenzierung“. Sprecher der Ostermarsch-Organisatoren kritisierten die Stellungnahme als „überflüssig und an der Sache vorbei“. Die Grünen verträten „halbseidene und widersprüchliche Positionen“. 33 Die Jugendorganisation der Grünen warf der Parteivorsitzenden eine „weitere Provokation“ vor. Der stellvertretende Grünen-Fraktionsvorsitzende Trittin warnte am Mittwoch im „Deutschlandfunk“ vor pauschaler Kritik. Er erinnerte daran, Deutschland und Frankreich hätten sich gegen den Irak-Krieg gewendet. Auch „Pazifisten“ müssten „konkrete Zusammenhänge und konkrete Konflikte“ überprüfen, sich aber „nicht schlank davonmachen, nach dem Motto: ,Egal, was passiert, Hauptsache ich bin nicht dabei'“. Text: F.A.Z. vom 12. April 2007 http://www.pr-inside.com/de/friedensbewegung-wirft-gruenen-halbherzigkeit-vor-r87564.htm "Grüne Friedensinitiative" übt Kritik an der Parteilinie Die Debatten über Militäreinsätze reißen bei den Grünen nicht ab – sie werden auch den Parteitag in Bremen beschäftigen DIETMAR PHILIPP POTSDAM Soweit sie sich erinnern kann, sagt Claudia Roth, sei die Friedensbewegung doch wohl nie homogen gewesen. Die Grünen-Vorsitzende gab sich gestern gelassen. Sie hatte sich an einigen Forderungen in Aufrufen zu den Ostermärschen gestoßen und dafür Kritik aus den Organisationsbüros geerntet. Roth waren die Aufrufe zu eng gefasst, vieles bei der Ablehnung von Militäreinsätzen zu "Schwarz-Weiß" gefasst. Das hatte auch in der eigenen Partei für Bewegung gesorgt. Mehrere Politiker der Ökopartei gründeten eine "Grüne Friedensinitiative", die sich als Gegengewicht zur "derzeit dominanten militärpolitischen Ausrichtung der Grünen" versteht, wie einer der Initiatoren, der Sprecher des Grünen-Kreisverbandes Münster, Wilhelm Achelpöhler, erklärt. Für Claudia Roth ist jede Debatte darüber, wie man Frieden schaffen kann, nützlich und in ihrer Partei stets Usus gewesen. Auf diese Feststellung legt sie wert und weist Befürchtungen weit von sich, es könne auf dem Kleinen Parteitag der Grünen am Samstag in Bremen wegen der Initiative zu einer Spaltung in den eigenen Reihen kommen. Schließlich gebe es nach wie vor Konsens darüber, dass kein Konflikt auf der Welt nur mit militärischen Mitteln zu lösen sei. Die Grünen-Vorsitzende bekräftigte gestern den Anspruch ihrer Partei, ein starker Teil der Friedensbewegung zu sein. In der hätte es immer Kontroversen gegeben. Sie erinnerte daran, dass einst DKP-nahe Teile der Friedensbewegten den Afghanistan-Krieg der Sowjetunion rechtfertigten und mutmaßt, dass gerade diese Kreise heute den "grünen Verrat" an den Idealen der Bewegung kolportierten. Wilhelm Achelpöhler ist davon überzeugt, dass den Grünen am Wochenende in Bremen harte Debatten über Militäreinsätze ins Haus stehen. Für ihn hat die Unterstützung des "Afghanistan-Krieges" durch die Grünen-Spitze mit Friedenspolitik wenig zu tun. Die neue Initiative der Grünen will als "friedenspolitischer Think-Tank" Debatten um militärische Alternativen anstoßen. Für Achselhöhle war es ein großer Fehler, dass seine Partei eine Exitstrategie für Afghanistan abgelehnt hat. Die Vereinten Nationen hätten das Mandat für einen Kampfeinsatz gegeben, den sollte der Kleine Parteitag ablehnen. Der Schalter muss umgelegt werden, fordert der Münsteraner. Er will, dass sich die Grünen mehrheitlich von der Vorstellung lösen, man habe es am Hindukusch mit einem halben Dutzend böser Taliban zu tun und der Rest der Afghanen erwarte den Westen mit offenen Armen. Man müsse verhandeln und Waffenstillstände erreichen. Die afghanische Gesellschaft sei pluralistisch. 34 Claudia Roth, die den deutschen Tornado-Einsatz bei den Abstimmungen in ihrer Partei ablehnte, hat keine Probleme mit einer kritischen Sicht. Afghanistan brauche eine politische und zivile Initiative. Ihr sei selbst nicht klar, wie die Bundeswehr darauf wirksam Einfluss nehmen kann, sagt sie. Auch die Drogenpolitik der Kabuler Regierung hält Roth für mehr als fragwürdig. Sie sucht nach Antworten auf Gewaltsituationen. Ein prinzipielles Nein zu Auslandseinsätzen der Bundeswehr, das wird sie in Bremen vertreten, hält sie allerdings für realitätsfremd. http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10907734/492531/ 13.4.07 Offener Brief an die Grünen-Spitze junge Welt dokumentiert ein Schreiben an Claudia Roth (Bundestagsabgeordnete und Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen), Reinhard Bütikofer (Bundesvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen) und Winfried Nachtwei (Bundestagsabgeordneter): Liebe Claudia, lieber Reinhard, lieber Winni, liebe Grüne in Bundesvorstand und Bundestagsfraktion, Ihr habt in einer Erklärung zu den Ostermärschen die Friedensbewegung scharf kritisiert. Ihr habt den Aufrufen zu den Ostermärschen ein »Armutszeugnis« ausgestellt und erklärt: »Friedenspolitik in unserer globalisierten Welt ist komplizierter und schwieriger geworden. Eine Schwarz-Weiß-Sicht hilft hier nicht weiter. Heute braucht Friedenspolitik mehr neues Denken und Differenzierung.« Ihr kritisiert eine »pauschale Ablehnung des Militärischen« der Friedensbewegung, dieser fehle auch der positive Bezug auf die Vereinten Nationen. Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin, Franziska Eichstädt-Bohlig, ist sogar noch einen Schritt weiter gegangen; für sie sind Ostermärsche »zum Ritual geworden« und »nicht mehr zeitgemäß«. Lieber Reinhard, Du hast gesagt, daß wer z.B. alle Auslandseinsätze der Bundeswehr kategorisch ablehne, in deinen Augen keine Friedenspolitik betreibe. Die Grünen und die Friedensbewegung gehen danach – nicht nur zu Ostern – getrennte Wege. Eure massive Kritik, gerade als führende VertreterInnen der Grünen, weisen wir zurück. »Kompliziert« ist Friedenspolitik wohl vor allem für manche Grüne geworden. Das zeigte sehr deutlich die Auseinandersetzung um die Entsendung von Tornado-Flugzeugen der Bundeswehr nach Afghanistan, Flugzeuge, die die Kriegsführung der NATO im Süden Afghanistans unterstützen sollen. Die Grünen zeigten sich in einer Weise »differenziert«, die ihresgleichen sucht. Eine knappe Mehrheit in der Bundestagsfraktion und eine etwas größere Mehrheit im Parteirat stimmte der Entsendung der Tornado-Flugzeuge zu, die Mehrheit des Bundesvorstandes lehnte sie ab. In einer Erklärung des Parteirates vom 5. März werden dann die Argumente aufgelistet, die jeweils für bzw. gegen den Tornado-Einsatz vorgebracht wurden. Wir wollen nicht die gesamte Debatte um die Tornados nachzeichnen, wir wollen angesichts Eurer Forderung nach »mehr Differenzierung« in den Stellungnahmen der Friedensbewegung aber unserem Wunsch nach etwas »mehr Eindeutigkeit« in den Stellungnahmen unserer Führungsgremien Ausdruck geben. Gleichzeitig wären wir nicht überrascht, daß andere politische Gruppierungen nicht jenes Maß an Differenziertheit anstreben, wie es die Grünen derzeit bieten. Es ist weder Anspruch noch Aufgabe der Friedensbewegung, Optimierungsvorschläge für NATO-Operationen zu machen. 35 Auch Euer Ratschlag, friedenspolitische Aufrufe sollten einen positiven Bezug auf die Vereinten Nationen enthalten, kollidiert mit dem taktischen Verhältnis, das unsere Partei in den letzten Jahren zum Völkerrecht gepflegt hat: Wer mit dem Kosovo-Krieg 1999 und dem Afghanistan-Krieg 2001 (Beteiligung an der Operation Enduring Freedom) zwei völkerrechtswidrige Kriege unterstützt hat, sollte gegenüber der Friedensbewegung nicht den moralischen Zeigefinger heben. Wir erlauben uns außerdem den Hinweis, daß der von den UN legitimierte Irak-Krieg 1991 von den Grünen völlig zu Recht abgelehnt und zum Anlaß für eine breite friedenspolitische Kampagne genommen wurde. Und wenn Ihr von der Friedensbewegung einen positiven Bezug auf die UN erwartet, dann fordert dies doch bitte auch von Franziska Eichstädt-Bohlig ein, die im Tagesspiegel vom 8. April aus dem nicht UN-mandatierten Kosovo-Krieg die einfache Lehre zieht: »Es reicht nicht immer aus, gegen jegliche militärische Einsätze zu sein.« In diesem Falle erwarten wir nun auch »mehr Differenzierung«: Am Ende der außenpolitischen Debatte, die innerhalb der Partei in den Friedens- und Sicherheitspolitischen Kongreß Ende des Jahres mündet, müssen differenzierte Antworten stehen. Daß es nicht genügend »friedenspolitische Begleitung« der zivilen Friedensförderung gebe, ist im übrigen ein Vorwurf, der auf Bündnis 90/Die Grünen selbst zurückfällt: Zwar wurden unter Rot-Grün friedenspolitische Fortschritte, z. B. im »Aktionsplan zivile Krisenprävention«, erzielt. Deren finanzielle und personelle Ausstattung ist jedoch im Vergleich zu den Milliardenausgaben für Militär verschwindend gering. Insofern müssen sich die Grünen der zentralen friedenspolitischen Frage stellen: Wie können die zivilen Mittel der Krisenbewältigung aus dem Würgegriff des Militärischen befreit werden? Wir möchten Euch erinnern: In unserem Grünen-Grundsatzprogramm erklären wir, daß bündnisgrüne Außenpolitik den Werten der »ökologischen Verantwortung, der Selbstbestimmung, der internationalen Gerechtigkeit, der Demokratie und des Friedens« verpflichtet ist. Wenn wir unsere Politik nach diesen Werten gestalten wollen, ist die Friedensbewegung keine Gegnerin, sondern Verbündete. Arvid Bell (Vertreter der Grünen Jugend im Bundeskoordinierungskreis von ATTAC), Stefan Ziller (Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin), Paula Riester (Sprecherin Grüne Jugend Bundesverband), Wilhelm Achelpöhler (Kreisvorstandssprecher Bündnis 90/Die Grünen, Münster), Sven Lehmann (Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen, NRW), Julia Seeliger (Mitglied des Grünen Bundesparteirats), Birgit Ebel (NRW-Delegierte im Grünen Bundesfrauenrat), Uli Cremer (Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Hamburg-Eimsbüttel), Nadine McNeil (Schatzmeisterin Grüne Jugend Bundesverband) http://www.jungewelt.de/2007/04-11/013.php 14.04.07 Richtige Fragen Von Tom Strohschneider Warum eigentlich die ganze Aufregung um die Kritik führender Grüner an der Friedensbewegung? Muss man Claudia Roth und Co. nicht eher dankbar sein für späte Ehrlichkeit? Oder hätten sich die Ostermarschierer mehr darüber gefreut, wenn die in Regierungsverantwortung olivgrün gewordenen Parteioberen jetzt in der Opposition 36 versuchen, sich wieder als Friedenskräfte anzubiedern? Die Aufregung über die grüne Ostermarsch-Schelte lebt von der Hoffnung, der Kopf dieser Partei stünde der außerparlamentarischen Bewegung noch als Bündnispartner zur Verfügung. Und sie schweißt zusammen. Mit dem, was als Kritik vorgebracht wurde, wollte sich denn auch niemand so recht auseinandersetzen. Man kann aber durchaus darüber streiten, ob ein fundamentaler Pazifismus angesichts der real existierenden Killing Fields tragbar ist. Was nützen die Appelle für Armutsbekämpfung den von mörderischen Banden Verfolgten? Fragen müssen sich auch jene gefallen lassen, die einst kein Problem mit dem sowjetischen Afghanistan-Feldzug hatten. Und was heißt es eigentlich, von der Bundesregierung Entmilitarisierung und eine »gerechte Welt« zu fordern? Abwarten auf Einsicht bei den Herrschenden? Oder Revolution? Diese Debatte kann die Friedensbewegung auch ohne Claudia Roth führen. Statt für die Zukunft auf falsche Freunde zu hoffen, sollten jetzt die richtigen Fragen auf den Tisch. http://www.nd-online.de/artikel.asp?AID=108135&IDC=7 Beim Parteitag droht Ärger Ostermärsche und Tornados heizen alte Debatte der Grünen an Die Friedenspolitik stiftet erheblichen Unfrieden bei den Grünen. Vor ihrem kleinen Parteitag am Samstag ist die alte Kontroverse über die Militäreinsätze im Ausland überraschend heftig aufgebrochen. Berlin - Von "großem Unmut" an der grünen Basis, spricht der Exponent der Parteilinken, Fraktionsvize Hans-Christian Ströbele. "Heftige Debatten" sieht auch Partei-Chefin Claudia Roth auf die 80 Delegierten des "Länderrats" der Grünen am Wochenende in Bremen zukommen. Darüber, dass "wir einen Nerv getroffen haben" triumphiert hingegen der Münsteraner Wilhelm Achelpöhler. Der Rechtsanwalt aus Nordrheinwestfalen gründete über Ostern mit einem kleinen Kreis von Mitstreitern eine "Grüne Friedensinitiative" - und schuf damit ein provokantes Sammelbecken für das Gegrummel in den eigenen Reihen über die Friedens- und Sicherheitspolitik. Vor allem an zwei Punkten macht sich der Konflikt fest, der nun - eher unplanmäßig - den kleinen Parteitag beschäftigen wird. Zum einen regt sich vernehmlicher Ärger über die ungewöhnlich scharfen Worte, mit denen sich Claudia Roth und Sicherheitsexperte Winfried 37 Nachtwei von Aufrufen zu den traditionellen Ostermärschen abgegrenzt hatten. Als zu "schwarz-weiß", zu undifferenziert hatten sie die Appelle zurückgewiesen. Diese Schelte teilen viele Grüne "in der Sache" - nicht aber in der Form. Tatsächlich seien viele Ostermarsch-Aufrufe holzschnittartig und einseitig Linkspartei-PDS-lastig gewesen. "Aber man muss nicht unnötig Krach anfangen", meint etwa Ströbele. "Wir können nicht jeden Mist unterschreiben, aber wir dürfen die Diskussion mit der Friedensbewegung nicht arrogant führen, sondern mit einer gewissen Demut und Lernbereitschaft", meint auch der Bundestagsabgeordnete Winfried Hermann. "Warum sollen wir eine Art von Pauschalkritik, die auch unsere Politik denunziert, unwidersprochen lassen?", hatten hingegen Roth und Nachwei gekontert und statt eines "Anbiederns" an Teile der Friedensbewegung die "offene Auseinandersetzung" gefordert. Weit mehr noch als die richtige Form im Umgang mit der Friedens- und auch der AntiGlobalisierungsbewegung treibt die Grünen jedoch die Sache selbst um. Um die Haltung zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr bahnt sich dabei ein heftiger Dauerstreit an, der das Zeug zu einem Grundsatzkonflikt hat. Junge und Altlinke sind verärgert Dass die grüne Bundestagsfraktion kürzlich - wenn auch nur mit hauchdünner Mehrheit - für die Entsendung deutscher Tornados nach Afghanistans gestimmt hat, irritiert und verärgert vor allem junge Grüne. Aber auch der Altlinke Ströbele sieht darin einen glatten Verstoß gegen einen Parteitagsbeschluss vom vergangenen Dezember. Im Hintergrund schwelt dabei die Forderung, ein Konzept zum Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan zu erarbeiten. Die Gründer der neuen "Grünen Friedensinitiative" fordern vehement eine solche "Exit-Strategie". Andere sind vorsichtiger. "Es wäre sicher nicht klug, einfach zu gehen", meint Pazifist Hermann. Dennoch solle die Partei über einen "verantwortbaren Rückzug" reden. Dem widerspricht der Bundesvorstand ausdrücklich: In einem Antrag für den Länderrat plädiert die Parteispitze zwar für einen Strategiewechsel am Hindukusch. Gerade den Grünen aber mit ihrer "besonderen Verantwortung für Afghanistan" könne es nicht um "eine Exit-, sondern um eine Erfolgsstrategie gehen". Vera Gaserow http://www.fronline.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?sid=0046445ac80307596c7d42e644a76ef1&em_cn t=1114645 13.4.07 Interview mit Florian Pfaff. "An die Angriffskriege gewöhnt" Als Major Florian Pfaff die Mitwirkung am Irakkrieg verweigerte, wollte ihm die Bundeswehr das Denken verbieten. Auf dem Ostermarsch heute zeigt er, wie das Militär das Recht noch immer bricht Interview: Armin Simon taz: Herr Pfaff, Sie kommen gerade vom Dienst? Florian Pfaff, Major: Ja. Ich war gerade im Sanitätsamt in München. Da hab' ich Gott sei Dank keine Probleme mehr mit Angriffskriegen. 38 Sie haben vor vier Jahren Ihre Mitarbeit an einem Softwareprojekt verweigert. Hatten Sie keine Lust mehr? Damals konnte man in allen Medien lesen, dass der Irakkrieg ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg ist. Weder die Rechtslage noch Anstand und Moral hätten es mir erlaubt, daran mitzuwirken. Mein Vorgesetzter hatte mir aber klargemacht, dass ich mit meinem Projekt immer auch den Irakkrieg unterstützte - nicht nur Friedenseinsätze und Verteidigung. Welche Konsequenzen haben Sie daraus gezogen? Die, die ich mir vorgenommen hatte für diesen Fall: Meine Mitwirkung an diesem Verbrechen zu verweigern. Ich habe den Militärpfarrer und den Truppenarzt, neutrale Personen also, gefragt, ob ich das richtig vernähme, dass fast die ganze Welt den Irakkrieg als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg ansehe und dass dieser begonnen habe. Der Pfarrer hat gesagt: "Na sicher ist das so, leider." Der Nervenarzt hat mich dann in die Psychiatrie verfrachtet, wo ich eine Woche auf meinen Geisteszustand untersucht wurde. Mit welchem Ergebnis? Dass ich kerngesund bin. Und dass mich meine Vorgesetzten dann unter Druck setzten. Inwiefern? Sie haben verlangt, ich solle nicht weiter prüfen, ob ich an einem Verbrechen mitwirke. Ich würde sonst entlassen. Das ist selbstverständlich gesetzeswidrig. Sie sind seit Jahrzehnten Soldat. Mussten Sie schon einmal Befehle verweigern? Leider ja, denn schon in Somalia hat sich die Bundeswehr am Verfassungsbruch beteiligt. Ich habe damals meinem Vorgesetzten gemeldet, dass ich da nicht mitmachen darf. Die Bundeswehr hat nichts gegen mich unternommen, das Verfassungsgericht hat mir später Recht gegeben. Auch die Tornado-Piloten, die 1999 beim völkerrechtswidrigen Angriff auf Jugoslawien ihre Mitwirkung verweigert haben, hat die Bundeswehr nicht gemaßregelt. Beim Irakkrieg kamen Sie nicht mehr so glimpflich davon? Da war man sich offenbar sicher, die Bevölkerung nun an die Angriffskriege gewöhnt zu haben. Wie sah Ihre Weigerung aus? Ich habe meinem Vorgesetzten gemeldet, dass ich alle rechtmäßigen und verbindlichen Befehle weiter ausführen werde. Eine Provokation. Die wahre Provokation war doch: Einem Soldaten, dem man fast 30 Jahre lange beigebracht hatte, er sei ausschließlich für den Frieden da, nun den Auftrag zu geben, einen völkerrechtswidrigen Angriff zu unterstützen! Zum Teil nannten selbst meine damaligen Vorgesetzten den Krieg offen "Verbrechen". 39 Sie wurden degradiert, haben geklagt - und 2005 vom Bundesverwaltungsgericht Recht bekommen. Was bedeutet das für Ihre KameradInnen? Sie haben es einfacher. Oberstleutnant Rose, der jetzt die Mitwirkung am Tornado-Einsatz in Afghanistan verweigert hat, wurde nicht mehr in die Klapse eingeliefert und auch nicht mehr so unter Druck gesetzt. Und viele Verfahren gegen Demonstranten, die etwa Soldaten zur Gehorsamsverweigerung aufgerufen haben, wurden eingestellt oder es gab Freisprüche - unter Berufung auf mein Urteil. Haben Sie viele NachahmerInnen gefunden? Eine Frau Hauptfeldwebel aus dem Sanitätsdienst hat sich geweigert, das humanitäre Völkerrecht in Afghanistan zu brechen. Von weiteren Fällen habe ich gehört. Aber kein Vergleich zu den USA: Dort haben Tausende verweigert. Wie hält es die Bundeswehr mit dem Gewissens-Urteil? Meine Vorgesetzten hier im Sanitätsamt haben mich schon im Verfahren sehr unterstützt. Die Bundeswehrführung aber erkennt das Urteil nicht an. Sie unterstellt mir weiterhin, ich hätte keine Gewissensentscheidung getroffen. Wie kann man die Bundeswehr wieder ans Recht binden? Entweder es wird gerichtlich aufgearbeitet oder die Politik muss eingreifen. Und die Bundeswehrführung austauschen? Zumindest müsste sie sie so in ihre Schranken weisen, dass sie sich nicht mehr traut, Soldaten dazu anzustiften, in völkerrechtswidrigen Angriffskriegen das Grundgesetz und die Justiz zu missachten. Die Regierung deckt aber die Gesetzesbrüche oder stiftet sogar dazu an. Sind Sie nach alldem noch überzeugter Soldat? Ich glaube ja. Aber wohl nicht in den Augen derjenigen, die auch Angriffskrieg befürworten und Kadavergehorsam fordern und dies "Primat der Politik" nennen. taz Nord vom 7.4.2007, S. 32, 158 Z. (Interview), Armin Simon http://www.taz.de/pt/2007/04/07/a0031.1/text Drewermann bezeichnet Nato als "kriminelle Vereinigung" Tausende Ostermarschierer gegen Auslandseinsätze und Tiefflieger An der Kundgebung gegen das "Bombodrom" nahmen auch Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck und Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (beide SPD) teil. Regierungschef Platzeck forderte Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) auf, seine Pläne aufzugeben. Die Menschen in der Region brauchten nach jahrelanger Ungewissheit endlich Klarheit, hieß es in einer Mitteilung der Potsdamer Staatskanzlei. Die "Bombodrom"-Pläne sollten endlich beerdigt werden, forderte Petra Pau, stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE im Bundestag. "Die Kyritz-Ruppiner Heide braucht eine friedfertige Zukunft. Das noch immer geplante "Bombodrom" verheißt das Gegenteil", 40 sagte Pau. Der Paderborner Theologe Eugen Drewermann griff die NATO scharf an und bezeichnete sie als «kriminelle Vereinigung». In Essen setzten rund 120 Menschen den Ostermarsch Ruhr fort. Nach einer Kundgebung ging es per Fahrrad nach Gelsenkirchen und von dort nach Bochum. Der dreitägige Ostermarsch Ruhr hatte am Samstag in Duisburg begonnen und endet an diesem Montag in Dortmund. Der Marsch steht unter dem Motto «Kriege beenden! Völkerrecht durchsetzen! Spart endlich an der Rüstung!». Im bayerischen Ansbach kamen rund 300 Menschen zusammen und demonstrierten gegen den Ausbau des örtlichen US- Militärstützpunktes. Die Initiatoren vom «Ansbacher Friedensbündnis» forderten den Stadtrat dazu auf, den Ausbauplänen nicht zuzustimmen. Die Kaserne Ansbach würde durch den Ausbau zur größten Hubschrauber- Basis der US-Armee in Europa. Rund 100 Ostermarschierer demonstrierten in Schkeuditz bei Leipzig gegen eine militärische Nutzung des Flughafens Leipzig/Halle. Von dort starten seit März 2006 humanitäre und militärische Einsätze von NATO und EU in Krisengebiete in aller Welt. http://linkszeitung.de/content/view/103654/42/ 13.4.07 Rede von Dr. Eugen Drewermann, Paderborn, in Fretzdorf 8.4.07 Liebe Freundinnen und Freunde des Friedens, liebe Bürgerinnen und Bürger der Neuruppiner Heide! Von ganzem Herzen danke ich Ihnen für Ihr jahrelanges Engagement gegen die Nutzung eines schönen Teils Natur als eines Zielobjektes, wie man effizient töten und morden aus großer Höhe lernt. Ich bin mir sicher, dass es viele regionalpolitische und rechtspolitische Argumente gibt, das Bombodrom der Bundeswehr nicht zu übergeben. Diese Gründe, bin ich mir genauso sicher, werden nachher von Herrn Backhaus, Herrn Platzeck und Herrn Geulen dargelegt. Uns aber geht es heute am ersten Ostertag nicht nur darum, zu verhindern, dass ein bestimmtes Areal in das Training des Militärs umfunktioniert wird oder bleibt. Wir könnten das Bombodrom in Neuruppin verhindern, um dann mitzuerleben, wie Herr Struck oder Herr Jung es in die Lüneburger Heide verlegen. Es ist sehr wichtig, heute zu sagen, wir wollen dieses Bombodrom nicht und wir wollen überhaupt kein Bombodrom nicht, denn wir wollen keinen Krieg mehr und keine Kriegsvorbereitungen mehr. Wogegen wir hier protestieren, hat eine direkte Verbindung zur aktuellen Tagespolitik. Man bringt uns gerade bei, dass wir Tornados brauchen über Afghanistan, um mit Herrn Struck zu reden, damit Deutschland verteidigt wird und der zivile Aufbau in Afghanistan nicht gefährdet würde. Was denn trainiert man mit den Tornados? Alle Leute, die hier stehen in meinem Alter wissen noch, aus Kindererinnerungen an den so genannten zweiten Weltkrieg was gemeint ist mit einem Weihnachts- oder Christbaum: Ein Bomberpilot vor dem Pulk gibt die Markierung der Zieldaten an, auf welche dann die Bomben niedersausen. Nur, dass es heute sechzig Jahre später weit furchtbarere Waffen noch sind oder Massenvernichtungsmittel besser gesagt, als die Spreng- und die Phosphorbomben im zweiten Weltkrieg, Druckbomben, Napalmbomben 41 das ist das normale Areal zum auskoffern der killing boxes. Genau dafür sollen Deutsche sich jetzt hergeben und Herr Struck erklärt, dass das alles noch kein Krieg ist. Und ein Militärbischof Mixa erklärt, dass er das gerade noch eben mittragen kann. Dies ist Beihilfe zum Mord, nichts weiter. Vor allem sind wir es Leid, über eine Brücke von Lügen in immer die nächste Katastrophe hineinreiten zu lassen. Wer denn von unseren Nachrichten- und Medienschreibern und sprechern erinnert sich dessen noch, wie 2001 vor dem Angriff auf die Twintowers noch im Juli in Deutschland in Bonn Amerikaner verhandelten mit Talibanführern. Darüber nämlich, wie zwei Pipelines für Erdöl durch Afghanistan gelegt werden sollten. Erst als sie sich dessen weigerten, war klar, dass sie die nächsten sein würden, die drankämen, und der Krieg war nur der Vorwand. Mit den Angriffen vom 11. September hat Afghanistan erkennbar nicht das mindeste zu tun. Man kann nicht gleichzeitig sagen, wir haben es zu tun mit Steinzeitislamisten, und ihnen dann in die Schuhe schieben, sie hätten die Technologie zur Vorbereitung der Angriffe von 9/11. Beides ist bescheuert, aber es hat nur eine einzige Logik: unter scheinbar humanitären Gründen, unter scheinbar defensiv-politischen Gründen nimmt man sich das Recht, zu machen, was man will im Zugriff auf das Erdöl. Manchmal fragt man sich, worin der Fortschritt der Geschichte - die Vernunft der Geschichte - eigentlich bestehen solle. Sie können in Wittstock im Museum zum dreißigjährigen Krieg in deutlichem Vergleich zum Status quo heute -rechtspolitisch- den Rückfall um fast 390 Jahre miterleben. Damals führten die Habsburger Krieg, wie es die Amerikaner heute tun. Man beutete die damals Dritte Welt aus und ruinierte Millionen Indios in Mittel- und Südamerika im Zugriff auf Gold und Silber, damit man die Truppen hätte, die Soldateska, im Kampf in Europa. Der erste europäische Gesamtkrieg dreißig Jahre lang, den man zu gewinnen hoffte am Ende, um noch besser im eigenen Gebiet Herrschaft und Macht und Geld erringen zu können. Setzen Sie statt Gold und Silber Erdöl, Bauxit, Uran und was Sie wollen, haben Sie einen der vier Kriegsgründe der NATO seit 1999 - Sicherung der Ressourcen steht da – nichts weiter als „Wir nehmen uns was wir brauchen, denn wir haben jedes Recht im Gefälle der Macht.“ 2001 erklärte Rot-Grün Herr Schröder und Herr Fischer die unbedingte Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika, als wenn sie die Lügerei um den Angriff gegen Afghanistan völkerrechtswidrig nicht gekannt hätten. Man hat 2003 genauso freigegeben die Unterstützung für den Krieg gegen den Irak über die Drehscheibe Frankfurt. Man war nicht gegen den Krieg, man wollte lediglich mit der Unterstützung von Friedenswilligen im Volk die nächste Wahl gewinnen. Und wir sagen: Rot-Grün oder jetzt Rot-Schwarz – Wir werden Euch die Tour vermasseln. Wir brauchen keine Politiker, deren Kopf auf einem Hals sitzt, der ähnelt einem Rechtsgewinde, wie bei einem Schraubenzieher, um sich am Wein der Macht nur gründlich zu besaufen. Die allerschlimmste Lüge lautet, dass wir dabei sind, gar keine Kriege mehr zu führen, sondern im orwellschen Neusprech nur noch humanitäre friedensstiftende Maßnahmen ergreifen. Eindeutig ist das Töten von Menschen, nicht das Retten von Menschen. Eindeutig ist Kriegsvorbereitung, nicht Abrüstung. Eindeutig ist Krieg, nicht Frieden und Lüge, nicht Wahrheit und Menschlichkeit, nicht Grausamkeit. Man hat uns hinein gelogen in die humanitären Kriege, als Rot-Grün, als Herr Fischer und seine Mannen uns erklärten, wir müssten Auschwitz verhindern im Kosovo. Man präsentierte uns den Hufeisenplan, von dem jeder damals bereits wissen konnte, dass er niemals existierte, dass die Verbrechen von Milosevic die konsequente Antwort dessen waren, dass man die 42 NATO zur Luftunterstützung der UCK von Seiten der Albaner bereitstellte und in Rambouillet so verhandelte, dass kein Serbe den Vertrag am Ende hätte unterschreiben können. Madeleine Albright wollte ihren Krieg in Serbien, und den Schlamassel haben wir bis heute: Vielleicht jetzt gerade müssen wir als Europäer unablässig lang das eine Zehntel von Serben im Kosovo schützen. Nichts ist gelöst worden indem wir humanitäre Kriege führten. Zum ersten Mal deutsche Bomber über Belgrad! Welch ein Albtraum, welch eine unverschämte Lügerei und welche Unerträglichkeiten! Man fragte 1998 Madeleine Albright, Außenministerin unter Clinton, ob ihr der Tod von 500.000 irakischen Kindern unter fünf Jahren die Aufrechterhaltung des US-Waffenembargos gegen den Irak wert sei. Wie glauben Sie antwortet eine Außenministerin eines westlichen Staates auf die Ermordung von 500.000 Kindern unter fünf Jahren? „Yes Sir“, war ihre Antwort und Punkt. Sind es nicht kriminelle, die uns da regieren, unverantwortliche Zyniker der Macht! Und was war, als ihr Chef Clinton ’95 Al-Shifa bombardieren ließ, rein auf Verdacht hin, ein Chemiewerk im Süden des Sudan mit der Unterstellung, es produziere Waffen. Es produzierte Medikamente. Und was macht ein amerikanischer Präsident, wenn er das einzige pharmazeutische Werk in einem Drittweltland in Grund und Boden bombardieren lässt? Baut er es wieder auf, entschuldigt er sich, gibt er Medizinersatzmittel bereit? Nichts von alledem! Mit der Folge, dass wieder, wir können schätzen, hunderttausende von Menschen krepieren, an Malaria, an Schlafkrankheit, an was Sie wollen, dass die Rinderherden dezimiert werden durch jede Seuche. So beginnt zum Teil die Ursache für das Desaster in Darfur. Aber wieder müssen wir humanitär eingreifen. Statt die Verbrechen vor Ort zu benennen. Dafür wären die Medien gut, dass sie Ihre Kamera mal darauf richteten, wie es aussieht, was sie machen. Wir könnten in dieser Auseinandersetzung politisch endlos weitermachen, Punkt für Punkt abarbeiten. Wir sind gegen den Krieg aus einer einzigen Begründung: Sie steht zur Einfahrt hierher auf dem Plakat oder dem Transparent an der Straße: Es ist das fünfte Gebot „Du sollst nicht töten!“ Ich war gerade erschüttert, hier in der Kirche von Fretzdorf, zum ersten Mal in meinem Leben, einem Moses zu begegnen, der unter der Last der Kanzel fast zusammenbricht und der sich stützen muss wie wär’ es seine letzte Krücke. Auf der Tafel der zehn Gebote auf der steht „Du sollst nicht töten!“ Wie schwer in unserer mörderisch wütenden Friedenspolitik ist es, daran zu erinnern, dass „Du sollst nicht töten!“ mit Sicherheit heißt: „Du sollst nicht mit 18 Jahren dich zwingen lassen zu trainieren, wie man am effizientesten mordet!“ Es gibt eine Menge wirtschaftlicher Gründe, gegen den Krieg und gegen jede Kriegsvorbereitung zu sein. Wir in Deutschland zahlen ungefähr dreißig Milliarden Euro nur für Rüstung jedes Jahr. Das bedeutet etwa täglich 100 Millionen Euro, die wir verpulvern. Jeder kann sich in Neuruppin ausrechnen, was man mit 100 Millionen Euro machen könnte. Und das ist nur ein Zehntel von dem, was die Amerikaner verschwenden: über dreihundertfünfzig Milliarden Dollar jedes Jahr nur für Rüstung plus Zusatzhaushalte 100 Milliarden, 80 Milliarden – so what? Allein die USA geben für Rüstung mehr aus, als die halbe Welt. Man will den Hegemonialanspruch. Wie anders könnte es aussehen, und wir wüssten es genau als die Russen hier abzogen, und ihr Bombodrom zurückließen. Damals ’89 erklärte Gorbatschow ein Ende aller Rüstung - Abbau des Warschauer Paktes genauso wie der NATO, die Stalinnote 1952, der Rapazki-Plan 1956 - kein NJET von russischer Seite, sondern NO von amerikanischer Seite! Man wollte den kalten Krieg gewinnen. Man wollte Hegemonialansprüche für den globalisierten Kapitalismus durchsetzen. Da stehen wir heute. Deshalb musste es eine NATO-Osterweiterung geben unter Kohl. Und deshalb belügt man 43 uns bis zum heutigen Tag und erklärt das für eine Erfolgsstory. Als Bush Senior ’91 erklärte, wir haben den kalten Krieg gewonnen, gab es keinen deutschen Politiker, der ihm sagte, was denn der Preis dafür war. Fünfzig Millionen Menschen, die verhungern, jedes Jahr. Das ist der Preis für den gewonnen kalten Krieg. Ich muss zugeben, um diesen Preis wollte ich niemals Sieger sein. Wir hätten den ganzen kalten Krieg über was Besseres zu tun gehabt. Dann höre ich Grünenpolitiker sagen, aber wir müssen eine zuverlässige berechenbare Außenpolitik etablieren. Wir dürfen aus der NATO gar nicht heraus. Wenn wir zur Erkenntnis kommen, dass wir im Grunde einer kriminellen Vereinigung angehören, nur aus wenig Wachsamkeit beim Eintritt, kommt es einem Verbrechen gleich, in diesem Verband noch weiter zu bleiben. Der Austritt wird zur Pflicht. Wir haben in ganz Europa keine Feinde mehr. Und wenn die Rüstung bedeutet, die Verwüstung der Welt - Millionen Opfer an Toten, mehr als der ganze zweite Weltkrieg in Ostasien und Europa an Menschen gefressen hat sechs Jahre lang, im Auswurf der Vernichtungskapazität aller großindustrialisierten Nationen - ist deutlich in welchen Dimensionen wir heute nicht Sicherheit, sondern politischen Wahnsinn zum Machterhalt und Machtgewinn definieren. Damit muss im PRINZIP Schluss sein. Und wenn all das noch diskutabel wäre, modifizierbar, differenzierbar, gibt es an diesem Punkt nun kein Wenn und Aber mehr: Was die Kriegsvorbereitung mit den Achtzehnjährigen auf den Kasernenplätzen überall auf Erden macht, bedeutet, dass wir den Krieg, wie einen Kraken unsere Kultur umgeben lassen bis dass er jeden zivilen Impetus ins Gegenteil wegsaugt. Wir führen am Ende Krieg unter den ewigen Begriffen Gerechtigkeit, Fortschritt, Freiheit, Menschlichkeit und was wir anrichten ist in jedem Punkt das Gegenteil: Es verbreitet sich im Kampf gegen den Terrorismus auf diese Art der Terror. Es verbreitet sich auf diese Art beim Fortschritt für die Demokratie Zwang und Diktatur. Es verbreitet sich bei dieser Art der Verbreitung von Menschlichkeit Unmenschlichkeit und Würdelosigkeit. Dies alles ist ein gegenfinaler Irrsinn, den jeder erkennen könnte, und von dem ich möchte, dass er im Bundestag von den Linksparteien zumindest und von denen die noch denken können, klar und eindeutig zur Sprache gebracht wird. Was denn lernt ein Achtzehnjähriger, wenn man ihn hernimmt, zum Killerprofi sich ausbilden zu lassen? Sollten wir nicht sagen ungerührt mit Tucholsky und Karl von Ossietsky „Soldaten sind Mörder“, denn wozu erzieht man sie außer, dass ihre aus dem Tierreich noch stammende Tötungshemmung durch rein mechanisiertes Training heruntergefahren wird zur vollkommenen Empfindungslosigkeit, zu töten auf Befehl. Das soll gelernt werden. Ich höre sagen, dass unsere Soldaten ja weiter Bürger in Uniform bleiben. Der Krieg macht aus ihnen eine Gegenwelt, Angehörige der Steinzeit mitten im Atomzeitalter, macht aus ihnen latente Bestien, die nur auf den Befehl warten, wie Schläfer, sich selber von der Kette zu lassen. Keine Armee der Welt gibt es, in der man Befehlsverweigerung aus Gewissensgründen trainiert und lernt, wie man unmenschliche Befehle verweigert. Nirgendwo. Ein Soldat hat zu lernen, dass er verantwortlich ist für die Ausführung des Befehls, nicht für den Inhalt. Das wird delegiert. Wie wenig in irgendein Rechtssystem dieses Denken passt, könnten wir Deutschen, hätten wir Deutschen lernen sollen 1947 in Nürnberg. Damals konnten die amerikanischen Ankläger den Nazigranden gegenüber die Frage erheben, ob sie sich denn das selber glauben - Befehl ist Befehl?! Was denn mit ihnen los sei, man schiebt sich einen Stahlhelm über das Gehirn und hört dann auf zu denken. Man zieht sich eine Uniform an und gibt seine Menschlichkeit an der Garderobe zum Wallhall einfach ab. Man schiebt sich einen Koppel um den Bauch auf dem steht „Gott mit uns!“ und hat das Recht zu jeglichem Verbrechen. Ist nicht die Delegation der Verantwortung an die nächsthöhere Befehl 44 ausgebende hierarchische Ebene unverantwortlich und unmenschlich im Kern, dann ist der Gehorsamsbegriff des Militärs inhuman im Kern. Und dies sollten wir unseren amerikanischen Verbündeten jenseits des Teichs genauso zurückmelden, wie sie es ’47 gesagt haben. Den ganzen kalten Krieg hat man uns beibringen wollen, dass wir die Abscheulichkeiten alle nur lernen, um sie niemals tun zu müssen. Jetzt titelt der Spiegel im letzten Jahr: „Die Deutschen müssen lernen wie sie töten“. Wir sagen, wir werden das niemals mehr lernen wollen. Wir wollen eine Politik, die das nicht mehr im Programm hat, die Option des Krieges. Nehmen sie als Beispiel für das, was militärischer Gehorsam aus Menschen macht, nicht nur die Experimente von Stanley Milgram aus den siebziger Jahren in Stanford und in der YaleUniversität, nehmen sie ein kleines Interview von 1995 auf RTL: Günter Jauch befragt den Bomberkommandanten vom 9.August 1945 über Nagasaki. „Major Sweeney, was haben sie gedacht, ein halbes Jahrhundert geht hin und Sie …“. Er hat nicht gefragt, „Major Sweeney, sie haben mit eigener Hand gleich ihrem Staffelkameraden Major Tibbets drei Tage vorher über Hiroshima mehr Mensche getötet mit eigener Hand, als jeder in der Geschichte der Menschheit bislang. Wussten Sie, dass ein Dutzend Jahre später noch japanische Frauen beim Gebären eines Kindes nicht fragen, ist es ein Junge oder ein Mädchen, sondern, hat es Erbschäden oder nicht. Das zwanzig Jahre später in den Kliniken von Japan immer noch Menschen strahlen, vergiftet und verseucht, sich verröcheln werden in einem Leben, das Sie gestohlen haben.“ Major Sweeney antwortete ganz simpel: “Was soll das? Jeder Soldat der Welt hätte dasselbe getan. Befehl ist Befehl.“ Und sein Präsident erklärt, ich werde mich für Amerika niemals entschuldigen. Was macht man aus Menschen? Die US-Army hat im Moment einhunderttausend Fälle von posttraumatischem Stress-Disorder. Von Menschen, die aus dem Ruder laufen, weil man sie gelehrt hat, jede Grenze zu überschreiten. Wenn man einmal tötet, gibt es kein Halten mehr. Man überschreitet die Hemmung, die, ich sage noch mal, aus der Zeit der Wölfe und Schimpansen in uns liegen könnte. Wir hören nicht bloß auf, Menschen zu sein, wir werden schlimmer als die Bestien, weil wir all das was furchtbar ist, lernen mit System, mit Gefühllosigkeit, mit Zerstörung des Mitleids, und dann kommen Menschen nach Hause, die von all dem was sie tun sollten oder mussten oder glaubten, man könne es ihnen abverlangen, kein Wort mehr sagen dürfen. Ich hab eine Reihe von Feldpostbriefen aus dem so genannten zweiten Weltkrieg von Männern gelesen, die genauso schrieben: „Frau, feiere Weihnachten, aber was wir hier machen, kann ich dir nicht sagen. Und wenn es zurückkommt auf Deutschland, ist es wie ein Gericht Gottes.“ Wie heilt man Menschen, die traumatisiert wurden -nicht durch das was man ihnen zugefügt hat- sondern durch das, was sie anderen zufügen mussten. Es zerspaltet ihre Seele. Es teilt sie in ganz verschiedene Marionettenpersönlichkeiten, die keine geistige Synthese mehr finden. Es wäre die große Chance, dass endlich eine Generation aufsteht, die nicht mehr durch den Schlachthof den Eintritt in die Geschichte finden muss. Und diese Generation, hätten wir die Chance in Deutschland endlich zu bekommen, ersparen wir unseren Kindern und Kindeskindern den Krieg ein für alle mal, sagen wir mit Wolfgang Borchert, ganz ähnlich, wie es da steht auf der Rückseite -nicht des Kriegerdenkmals von Fretzdorf- sondern des Kriegserinnerungsmals. Er schrieb ’47 in Basel lungenkrank und sterbend sein Vermächtnis: Mann an der Werkbank, wenn sie wiederkommen und dir sagen, du sollst statt Wasserrohren und Kochgeschirren 45 Kanonenrohre und Handgranaten ziehen. Mann an der Werkbank, sag nein! Und wenn sie kommen, Pfarrer in der Kirche und sagen, du sollst wieder den Krieg rechtfertigen und heilig sprechen und die Waffen segnen. Pfarrer auf der Kanzel, sag nein! Und Mutter, wenn sie zu dir kommen und sagen, du sollst gebären, Jungs für die Schützengräben, Mädchen für die Spitäler, für den nächsten Krieg. Mutter in der Ukraine, Mutter in Deutschland, sag nein ! Denn wenn ihr nicht nein sagt, wird das alles noch viel schlimmer wiederkommen!!! *****Tonbandabschrift der Rede im Wortlaut***** Bahr wirft Drewermann Populismus vor Kritik an der Ostermarsch-Rede des Theologen: "Das schadet der Bewegung" NEURUPPIN Der Bundestagsabgeordnete Ernst Bahr (SPD) hat sich kritisch zur Ostermarsch-Rede des Theologen Eugen Drewermann geäußert. Drewermann sollte am Ostersonntag in Fretzdorf die üblichen Worte zur Besinnnung zum Beginn einer jeden Protestwanderung der Bürgerinitiative "Freie Heide" halten. Es wurde ein leidenschaftliches Plädoyer gegen Militäreinsätze aller Art, wobei der Theologe auch unter die Gürtellinie ging. Drewermann bezeichnete unter anderem die Grünen als "eine Bande von Verbrechern" und die Regierungsbeschlüsse zu Bundeswehreinsätzen im Ausland als "Beihilfe zum Mord". "Solche Äußerungen, dass die Bundesrepublik Deutschland von Kriminellen und verantwortungslosen Zynikern regiert würde, kann ich so nicht stehen lassen", sagte Ernst Bahr. "Das ist purer Populismus. Mit solchen Entgleisungen schadet Herr Drewermann der Bewegung", kritisierte er. Drewermann habe das Podium, das ihm die Bürgerinitiative "Freie Heide" bot, für eine generelle Diskreditierung der Bundeswehr genutzt und sich dabei im Ton vergriffen. Der Bundestagsabgeordnete befürchtet, dass sich Leute von der Protestbewegung abwenden, weil sie sich mit solchen Generalverurteilungen nicht identifizieren können. Nicht jeder, der sich für eine freie Heide ausspricht, sei grundsätzlich gegen das Militär. "Wir leben nun einmal in einer Welt, in der es auch böse Menschen gibt. Da müssen wir Sicherheit schaffen, auch mit Militär", sagte Bahr. Der SPD-Mann lobte ausdrücklich das Engagement der Bürgerinitiative "Freie Heide" und der vielen Menschen, die zu den Protestwanderungen gingen. Ihm persönlich falle es schwer, zu Protestwanderungen zu gehen, wenn er dann wortlos danebenstehen muss, "wenn solche populistischen Äußerungen fallen". kat http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10907609/61299/ 13.4.07 13. April 2007 09:52 Uhr Grüne streiten sich über Afghanistan-Einsatz Berlin - Bei den Grünen zeichnet sich ein Streit über die Friedenspolitik und den 46 Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan ab. Beim Länderrat am Samstag in Bremen will sich die Parteilinke mit einem Antrag gegen den Bundesvorstand positionieren, wie der nordrheinwestfälische Landtagsabgeordnete Rüdiger Sagel (Grüne) der Berliner Tageszeitung "Welt" (Freitagausgabe) sagte. "Wir brauchen eine neue Friedenspolitik und eine Exit-Strategie für Afghanistan". In einem Antrag des Bundesvorstandes, der am Samstag in Bremen zur Abstimmung steht, wird einer "Exit-Strategie" demgegenüber ausdrücklich eine Absage erteilt. Sagel nannte die Positionierung des Grünen-Bundesvorstandes "enttäuschend". Ein Strategiewechsel sei nicht erkennbar. Die Wählerschaft der Grünen fordere in ihrer großen Mehrheit ein Ende des Engagements in Afghanistan. "Wir sind mit unserem Antrag näher an der Basis als einige Leute in Berlin", sagte Sagel der "Welt". Es sei ein Unding, dass die Mehrheit der grünen Bundestagsabgeordneten für den Tornado-Einsatz in Afghanistan und damit gegen einen Beschluss der Partei gestimmt habe. In dem Antrag des Bundesvorstandes heißt es, die Grünen sollten auch weiterhin "die Mitverantwortung für einen erfolgreichen Aufbau- und Stabilisierungsprozess in Afghanistan übernehmen. Es geht uns daher auch nicht um eine Exit-Strategie, sondern um eine Erfolgsstrategie in Afghanistan." Die Bundesregierung wird in dem Antrag aufgefordert, die Unterstützung für den zivilen Aufbau in Afghanistan "massiv aufzustocken". Sagel kritisierte zudem die Absage von Grünen-Chefin Claudia Roth an die Ostermarschbewegung. "In unserer Partei finden es sehr viele unverständlich und unnötig, wie sehr die Spitze sich in offene Konfrontation mit der Basisbewegung begibt." Roth hatte den Initiatoren des Ostermarsches vorgeworfen, in ihrem Aufruf keine Vorschläge zur Lage im Sudan gemacht zu haben. Auch andere Grünen-Vertreter hatten kritisiert, dass die Ostermarsch-Initiatoren keine konkreten Vorschläge zur Lösung internationaler Konflikte unterbreitet hätten. http://www.net-tribune.de/article/130407-94.php Hausfriedensbruch mit dem Fahrrad Ein Mann soll vor Gericht, weil er auf dem Heimweg über den Schießplatz fuhr NEURUPPIN Ein Mann aus Dranse muss sich wegen Hausfriedensbruchs vor Gericht verantworten, weil er mit dem Fahrrad über den von der Bundeswehr beanspruchten Schießplatz in der Kyritz-Ruppiner Heide fuhr. Der Mann hatte im Juli vergangenen Jahres ein Konzert in Gadow besucht und hatte für den Heimweg nach Dranse die etwas kürzere Strecke über den Schießplatz gewählt. Auf dem Platz wurde der Radfahrer von Bundeswehrangehörigen angehalten, die dann auch die Polizei hinzuholten. Das "widerrechtliche Betreten eines umfriedeten Gebietes" ist Hausfriedensbruch. Etwa einen Monat später bekam der Dranser Post von der Bundeswehr, die eine Verwarnung aussprach und gleichzeitig mitteilte, diesmal auf die Erhebung eines Bußgeldes zu verzichten. Für den Fall einer Wiederholung kündigte die Bundeswehr aber ein Bußgeldverfahren an. Umso überraschter war der Mann, als er gut drei Monate später einen Beschluss des 47 Amtsgerichtes Neuruppin über eine Geldstrafe von 200 Euro erhielt. Die Bundeswehr hatte doch Strafanzeige wegen Hausfriedensbruchs gestellt. Der Mann legte Widerspruch gegen die Strafe ein, sodass es jetzt zu einer öffentlichen Verhandlung kommt. Am 25. April ab 14 Uhr wird sich das Amtsgericht Neuruppin mit der Frage befassen, ob das Betreten des Schießplatzes Hausfriedensbruch ist. Vor diesem Hintergrund erscheint die Ankündigung einer namenlosen Aktionsgruppe besonders brisant. Die Bombodrom-Gegner haben angekündigt, am 1. Juni für einen Tag mit zirka 1500 Aktivisten das Schießplatzgelände zu "besiedeln". Auch beim Ostermarsch in Fretzdorf wurde die "Besiedlung" beworben. Die Bürgerinitiative "Freie Heide" hat sich von der Besetzungsaktion distanziert. kat http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/10905508/61299/ 11.4.07 Rede von Tobias Pflüger, MdEP Vorstand der Informationsstelle Militarisierung (IMI) e.V. in Calw beim Ostermarsch 2007 Liebe Freundinnen und Freunde! Vielleicht hören das ja auch die Soldaten und Soldatinnen des Kommando Spezialkräfte, die heute noch hier sind - die meisten sind ja "ausgeflogen" Ich hab mal nachgeschaut, wann wir den ersten Ostermarsch hier in Calw gemacht haben. Das ist sage und schreibe 10 Jahre her. Vor 10 Jahren waren wir hier über 5.000 Leute, die die Forderung aufgestellt haben: "Löst das Kommando Spezialkräfte sofort auf!" Und ich weiß, dass wir hier heute mit genau derselben Forderung "Löst das Kommando Spezialkräfte sofort auf!" wieder hier sind: Es ist dringender denn je, dass diese Elitekampftruppe der Bundeswehr endlich aufgelöst wird. Ich habe auch nachgeschaut, mit welchen Begründungen wir damals diese Forderungen aufgestellt haben. Eine Begründung war, dass das KSK eine Truppe der Exekutive ist. D.h., allein die Regierung entscheidet über den Einsatz des KSK. Der Bundestag wird nicht ausreichend informiert. Diese Aussage 1997 getroffen, hat sich erschreckend bewahrheitet. Wie wir gesehen haben im Fall Murat Kurnaz, hat diese Truppe gemacht, was sie für richtig erachtet hat und sie wurde dabei gedeckt von der Bundesregierung, von der vorigen rot-grünen Bundesregierung. Und der Koordinator für diesen Bereich (der drei deutschen "Nachrichtendienste" BND, MAD und Verfassungsschutz, der auch explizit zuständig war für die Bundeswehr z.B. bei Gefahrenanalyse von ausländischen Regionen, in denen auch die Bundeswehr mit Einsatzkräften vor Ort war) war Frank-Walter Steinmeier, der heutige Außenminister der großen Koalition. Liebe Freundinnen und Freunde, Wir wissen, dass das Kommando Spezialkräfte bzw. Soldaten des Kommando Spezialkräfte 48 in Kandahar in Afghanistan bei der Bewachung und auch bei der Einteilung von Gefangenen im Gefangenenlager in Kandahar beteiligt waren. Wir wissen, dass dort in diesem Lager gefoltert wurde und wird. Und deshalb ist die Aussage richtig, dass dieses Kommando Spezialkräfte Zulieferung zu Folterungen betrieben hat und Folterunterstützer sind. Liebe Freundinnen und Freunde, Wir haben damals gesagt, dass es regelmäßig beim Kommando Spezialkräfte Kontakte und Berührungen zu Rechtsextremen gibt. Einer der früheren Kommandanten dieses KSK, Herr Reinhard Günzel, ist inzwischen offen in das rechtsextreme Lager übergelaufen. Er hat jetzt gemeinsam mit Herrn Wegener, dem damaligen Chef der GSG 9 und Wilhelm Walter, dem ehemaligen Chef der so genannten "Brandenburger", einer Wehrmachts-Eliteeinheit, ein Buch herausgegeben. Das Buch heißt "Geheime Krieger". Und dort werden Traditionen hergestellt, u.a. von Herrn Günzel, der sagt, dass das KSK sich auf diese Wehrmachts-"Brandenburger" positiv beziehen soll. Diese Bezüge werden von den Soldaten hier betrieben, wir haben immer wieder gesagt, wir warnen davor eine militärische Eliteeinheit zu betreiben, weil Eliteeinheiten automatisch Rechtsextreme anziehen. Wir wollen keine Rechtsextremen und natürlich auch keine Rechtsextremen im Kommando Spezialkräfte! Liebe Freundinnen und Freunde, (Wir haben immer wieder danach gefragt, was das Kommando Spezialkräfte mit Gefangenen macht, denn nach Aufgabenzuschreibung sollten sie "Terroristen bekämpfen, gefangen nehmen und vor Gericht zu stellen." Ich kenne keine Gefangenenlager des KSK und keine Gefangenen des KSK, die vor deutschen Gerichten stehen. Nein, die KSK-Soldaten übernahmen wohl in Übereinstimmung mit dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr die us-amerikanische Klassifikation der Gefangenen als "illegitime Kämpfer", die nicht "festgenommen" sondern "festgesetzt" wurden. Die Gefangenen wurden wohl Verbündeten bzw. verbündeten Truppen übergeben, was die mit ihnen gemacht haben, war den KSKSoldaten und ihren Vorgesetzten offensichtlich egal. Dass KSK-Soldaten es besser wussten, zeigen einige ihrer Berichte, in denen von Kriegsgefangenen die Rede ist. Doch diese Bezeichnung würde eine nach dem Kriegsvölkerrecht vorgeschriebene Behandlung nach sich ziehen.) Wir haben damals gesagt, dass diese Truppe an vorderster Linie - auch bei Angriffskriegen kämpfen und auch töten wird. Und was wir jetzt wissen, zeigt, dass genau das offensichtlich immer wieder der Fall war und ist. Das KSK war mindestens viermal in Afghanistan. Ich hoffe, dass immer mehr Soldaten das machen, was jetzt der aktive Oberstleutnant der Bundeswehr, Jürgen Rose gemacht hat: Er sagte, er will Angriffskriegshandlungen der Bundeswehr nicht unterstützen und nicht an ihnen teilnehmen, bezogen hat er das auf den geplanten Tornadoeinsatz. Ich begrüße ausdrücklich, dass Jürgen Rose Angriffskriege verweigert. Es müsste mehr solche Angriffskriegsverweigerer geben! Jürgen Rose hat das KSK im übrigen "Kommando Spezialkiller" genannt. Ich glaube das trifft zu. Das ist nicht gegen die Soldaten gerichtet, sondern gegen die politische Führung. Wir wollen, dass dieses Kommando Spezialkräfte aufgelöst wird. Das ist eine politische Entscheidung, dafür ist die Bundesregierung zuständig. Also Frau Merkel, Herr Steinmeier lösen sie endlich dieses Kommando Spezialkräfte auf! Liebe Freundinnen und Freunde! 49 In Afghanistan wird von der NATO ein brutaler Krieg geführt mit der Operation Achilles mit 5.500 NATO-Soldaten. Die Bundeswehr beteiligt sich nicht direkt an diesem Krieg, aber mit der Entscheidung für den Tornadoeinsatz sind sie - so hat es die Tagesschau formuliert "Angriffshelfer". 77 % der Bevölkerung sind nach Umfragen gegen diesen Tornadoeinsatz. Und wir sagen von hier aus: Dieser Tornadoeinsatz muss sofort beendet werden! Ich hoffe, dass das Bundesverfassungsgericht diesen Kriegseinsatz sofort stoppt. Und es ist typisch, dass sich Herr Jung, der deutsche Militärminister Orwellscher Sprache bedient: Er nennt den Auftrag der Tornados "Aufklärung". Nein, es ist ein Kriegseinsatz und wir sind gegen Krieg, also sind wir gegen diesen Tornadoeinsatz! Liebe Freundinnen und Freunde! Die Bundeswehr ist mit ca. 8.000 Soldaten im Auslandseinsatz. Wir haben eine Kampagne gestartet, die heißt: "Stoppt die Auslandseinsätze der Bundeswehr - keine deutsche Kriegsunterstützung". Ich glaube, diese Kampagne sollten wir ab heute von hier aus verstärkt unter die Leute bringen. Beendet die Auslandseinsätze der Bundeswehr, beginnt mit dem Afghanistan-Einsatz. Bundeswehr raus aus Afghanistan! Liebe Freundinnen und Freunde! Es werden weitere Kriege vorbereitet. Das, was wir die letzten Tage in den Medien erlebt haben (die Berichterstattung über die britischen Soldaten im Iran), war so etwas wie der Auftakt für einen möglichen Krieg gegen den Iran. Es herrscht eindeutig Kriegsstimmung. Egal wie sich die iranische Regierung, das iranische Regime verhält, ein Krieg trifft immer die Zivilbevölkerung. Wir sind gegen ein Krieg gegen den Iran und wir werden alles dafür tun, dass er nicht stattfindet! Liebe Freundinnen und Freunde! Derzeit hat ja Deutschland den Vorsitz, die Präsidentschaft in einer Reihe von Bereichen: Deutschland hat die EU-Ratspräsidentschaft und Deutschland hat den Vorsitz der so genannten G 8 Staaten. Bzgl. der EU-Ratspräsidentschaft erlebe ich derzeit ja hautnah, was Merkel und Steinmeier betreiben. Sie haben zwei zentrale Projekte innerhalb der EURatspräsidentschaft: Die EU-Militarisierung weiter voranzutreiben und den in Frankreich und den Niederlanden abgelehnten EU-Verfassungsvertrag doch noch durchzusetzen. Wir sind selbstverständlich gegen eine Militarisierung der Europäischen Union und lehnen den EUVerfassungsvertrag - ob er nun weiter so genannt wird oder nicht - nach wie vor ab, dieser Verfassungsvertrag darf nicht etabliert werden! Dieser Verfassungsvertrag schreibt neoliberale Politik fest und schreibt an einer Reihe von Stellen Militarisierung fest. Im Artikel I. 41 Absatz 3 wird es am deutlichsten: "Die Mitgliedstaaten verpflichten sich, ihre militärischen Fähigkeiten schrittweise zu verbessern" das ist eine Aufrüstungsverpflichtung! Wir wollen kein militarisiertes Europa, wir wollen eine zivile EU! Liebe Freundinnen und Freunde! 50 Lasst mich noch auf einen Aspekt eingehen, der die nächste Zeit noch sehr wichtig werden wird. Die US-amerikanische Regierung will in Tschechien, Polen, in der Ukraine und im Kaukasus und in anderen Staaten ein so genanntes Raketenabwehrsystem stationieren. Es gibt Widerstand z.B. in Tschechien, aber auch in den anderen Ländern gegen dieses Raketenabwehrsystem. Wir sollten von hier aus sagen, wir wollen dieses so genannte Raketenabwehrsystem nicht und wir unterstützen diejenigen, die sich in Tschechien, Polen und den anderen Staaten gegen dieses Raketenabwehrsystem wehren. Liebe Freundinnen und Freunde! Ihr wisst, Calw ist für mich ein besonderer Ort, in Calw-Stammheim bin ich aufgewachsen. Ich freue mich, dass wir wieder einmal einen Ostermarsch hier haben und ich hoffe, dass es der letzte sein wird, weil dann das Kommando Spezialkräfte aufgelöst sein wird. (Und wenn nicht, kommen wir halt wieder.) Ich will mit folgendem Satz enden: Ceterum censeo Kommando Spezialkräfte esse delendam! Vielen Dank! 51