PDF-Download - ZEIT
Transcription
PDF-Download - ZEIT
ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Tätigkeitsbericht 2013 Inhalt 3 Überblick Wissenschaft und Forschung 7 Transatlantic Academy 8 Migrations- und Metropolenforschung 9 Rechtswissenschaft 9 Geschichte / Geschichtswissenschaft 10 Sonstige 11 Publikationen 12 Wissenschaft und Öffentlichkeit 14 Israel Kunst und Kultur 16 Musikförderung 18 Denkmalpflege / Kulturerhalt 19 Theaterförderung 20 Literaturförderung 21 Museumsförderung / Ausstellungen / Kunst 22 Kultur und Öffentlichkeit Bildung und Erziehung 24 Frühkindliche Bildung 24 Schule und Lehrer 26 Gemeinsam gegen Jugendgewalt 27 Bibliotheksförderung 27 Governance / Internationale Nachwuchsführungskräfte 28 Gesprächskreise 29 Bildung und Öffentlichkeit 33 Presseförderung 35 Stiftungswesen 37 Alumni-Netzwerk 38 Impressum ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Tätigkeitsbericht 2013 Insbesondere aufgrund der positiven Entwicklung an den Aktienmärkten erzielte die Stiftung erneut einen erfreulichen Vermögenszuwachs von +9,1 % (Vorjahr +12,3 %). Die laufenden Erträge waren wegen des nach wie vor niedrigen Zins- niveaus mit EUR 23,1 Mio. (Vorjahr EUR 23,5 Mio.) leicht rückläufig. Ein außerordentlicher Ertrag wurde genutzt, um für die beiden Tochtergesellschaften eine Projektrücklage in Höhe von EUR 3,9 Mio. zu bilden. Nach Verwaltungskosten und Dotierung der Kapitalerhaltungsrücklage verblieb für Förderzwecke ein Betrag von EUR 14,0 Mio. Es erfolgten insgesamt 114 Bewilligungen (Vorjahr: 134). Der Aufwand für die Verwaltung der Stiftung betrug EUR 3,1 Mio.; er hat sich gegenüber dem Vorjahr um +1,7 % erhöht. Für Fundraising-Aktivitäten wurden erstmals EUR 0,1 Mio. aufgewendet. Durchschnittlich beschäftigte die Stiftung im Berichtsjahr 30 (Vorjahr: 31) angestell- te Mitarbeiter, auf Vollzeitstellen umgerechnet waren es 25,7 Stellen (Vorjahr: 25,1). Die Stiftung hat ihr Förderprogramm 2013 fortsetzen können. Hier die wichtigsten Fördereinrichtungen, -programme und -vorhaben im Überblick: – An der Bucerius Law School studieren derzeit 587 Studierende für LL.B./Erste Prüfung (früher: Erstes Juristisches Staatsexamen). Es sind an der Hochschule 228 Promotionsstudenten eingeschrieben, seit ihrer Gründung wurden an der Hochschule 232 Doktoranden promoviert. Es konnten sechs Habilitationen abgeschlossen werden. Es lehren und forschen insgesamt 27 Professoren an der Hochschule. Bei der Akademischen Feier am 27. September 2013 hielt Giovanni di Lorenzo die Festrede. – Im Bucerius /WHU Master of Law and Business – Joachim Herz Program studieren derzeit 52 Studierende aus 31 Ländern. – Das Bucerius Kunst Forum erreichte im Jahr 2013 eine Gesamtbesucherzahl von 150.000 Besuchern. Damit ist die Anzahl gegenüber dem Vorjahr um 7 % gestiegen. – In der Kindertagesstätte an der Bucerius Law School werden zurzeit vierzig Kinder betreut. Durch die Eltern- und Arbeitgeberspenden kann die KiTa weiterhin einen sehr guten Personalschlüssel (Verhältnis Erzieher:Kinder) von 1:4 im Krippenbereich und 1:8 im Elementarbereich anbieten. – Die American Friends of Bucerius (AFB) konnten im Jahr 2013 folgende Förde- 3 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 rungen einnehmen: USD 192.000 an Fördermitteln für die Bucerius Law School, die gemeinsam mit der Bucerius Law School eingeworben wurden, USD 305.000 an Programmgebühren für die Bucerius Education GmbH, USD 24.150 an Fördermitteln für die American Friends of Bucerius sowie USD 230.000 in Form von Sachmitteln (= Zuverfügungstellung von Räumlichkeiten, Catering, Werbungsmaterial für Veranstaltungen der AFB in den USA). – Die Bucerius Summer School on Global Governance fand 2013 zum dreizehnten Mal statt. Das von Dr. Theo Sommer und Botschafter Prof. Dr. h.c. Wolfgang Ischinger geleitete, zweiwöchige Programm stand unter dem Titel »Global Governance: Rebalancing the International System«. – Zum dritten Mal fand das »Asian Forum on Global Governance« in Neu-Delhi statt, das fünfzig junge Führungskräfte aus 27 Ländern zum Thema »RESOLVING GRIDLOCKS: Managing Conflicts on Sovereignty, Economy, Ecology, Technology and Demography« versammelte. – An der Transatlantic Academy in Washington, DC forschten 2012/2013 sieben Fellows zum Thema »The Future of the Western Liberal Order«. Ihre Arbeitsergebnisse stellten sie im Mai in den U.S.A. und Europa (u. a. in Hamburg, Berlin und Warschau) vor. – Das Doktorandenprogramm »Settling Into Motion – The Bucerius Ph.D. Scholarships in Migration Studies« wurde zum sechsten und letzten Mal ausgeschrieben. Aus 224 Bewerbungen wurden sechs Stipendiaten ausgewählt. Sie forschen zum Thema »Transformation of Migration and Societies«. Insgesamt konnten mit diesem Programm 56 junge Wissenschaftler gefördert werden. – Die Sommerakademie »History Takes Place – Dynamics of Urban Change« fand 2013 zum sechsten Mal – diesmal in Istanbul – statt. Die Veranstaltungsreihe richtete sich an junge Historiker, Kunsthistoriker, Kultur- und Sozialwissenschaftler sowie Architekten und Stadtplaner. 26 Nachwuchswissenschaftler aus zehn Ländern nahmen an dem vierzehntägigen Programm teil. – Am 15. Juni 2013 fand erstmals der Sommersalon Parlando der Stiftung an der Bucerius Law School statt. Mehr als 1.000 Gäste besuchten die insgesamt 25 Ver- anstaltungen (Diskussionen, Vorträge, Führungen, Lesungen, Konzerte) zu den Themenfeldern »Kunst und Kultur«, »Klang«, »Kompetenz«, »Krise(n)« und »Hamburg«. – Am 27. August 2013 fand das 50. ZEIT Forum Wissenschaft zum Thema »Ist das noch Wissenschaft?« in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt. Seit Beginn im Jahr 2001 haben die Diskussionsveranstaltungen rund 16.000 Gäste angezogen. – Anlässlich des 200. Geburtstages der beiden Komponisten Giuseppe Verdi und Richard Wagner führte die Stiftung im Bucerius Kunst Forum die neunteilige Reihe »Hören, woher wir kommen. Begegnungen mit Giuseppe Verdi und Richard Wagner zum 200. Geburtstag« durch. 4 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 – Am 9. Juni 2013 wurde die neue Hauptorgel von St. Katharinen in Hamburg geweiht. Das Instrument, das zu den bedeutendsten Barockorgeln gehörte, wurde 1943 bei einem Bombenangriff zerstört. Seit 2005 wurde die Orgel komplett rekonstruiert. – Zum vierten Mal fand vom 25. Januar bis 9. Februar 2013 das Festival »Lessingtage« am Thalia Theater statt. 16.500 Zuschauer sahen die mehr als 58 Veranstaltungen, das entspricht einer Auslastung von 80 % (Vorjahr: 72 %). – Unter dem Titel »Franz Marc, Henri Nannen und die Blauen Fohlen. Studioausstellung zum 100. Geburtstag von Henri Nannen« zeigte die Kunsthalle in Emden über dreißig Gemälde von Franz Marc. Im Mittelpunkt der Schau stand sein berühmtes Gemälde »Die Blauen Fohlen«. – Die Ausstellung »Die erwartete Katastrophe. Luftkrieg und Städtebau in Hamburg und Europa 1940 – 1945« in der Freien Akademie der Künste in Hamburg thematisierte anhand bislang unveröffentlichter Dokumente den Zusammenhang zwischen Zerstörung und Städtebau. – Am 13. Oktober 2013 fand die erste Veranstaltung der neuen Reihe »Ein Tag mit … « der Stiftung und der Berliner Festspiele statt, bei der vor ausverkauftem Haus parallel eine Vielzahl von Vorträgen, Diskussionen, Gesprächen, Choreographien, Filmen oder Performances im Haus der Berliner Festspiele angeboten wurde. Gastgeberin war die Dramaturgin und Schriftstellerin Sibylle Berg. – Am 18. September 2013 fand die Auftaktveranstaltung des neuen Bildungsprojekts »WEICHENSTELLUNG« statt. 32 Schüler der vierten Klassenstufe an sieben Projektschulen in Hamburg erhalten durch die Stiftung drei Jahre lang eine intensive Lernbegleitung. Zudem wird ihnen eine Teilnahme an kulturellen Bildungsangeboten ermöglicht. – 425 Einsendungen wurden für den Ideenwettbewerb »Weltverbesserer gesucht« der Stiftung und der ZEIT Verlagsgruppe eingereicht. Ausgezeichnet wurden »More than shelters«, eine Initiative, die langlebige Unterkünfte für die humanitäre Hilfe in Krisenregionen entwickelt hat; »Stadt macht satt«, ein Projekt, das sich für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln in der Stadt einsetzt und »Puls Engagement Camps«, ein Verein, der junge Menschen zu sozialem Engagement ermutigt. – Zum sechsten Mal fand vom 26. bis 29. April 2013 in Hamburg der Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« statt. Durch Kooperationen konnten seit 2008 bundesweit insgesamt 22 Seminare an zwölf Standorten durchgeführt werden. – Am 24. Oktober 2013 vergab die Stiftung zum letzten Mal zusammen mit dem Deutschen Bibliotheksverband e. V. den Deutschen Bibliothekspreis. Ausgezeichnet wurde die Stadtbibliothek Stuttgart. – Die Reihe ».vernetzt# – Wie wollen wir leben?« widmete sich in diesem Jahr dem Thema »Fortschritt«. Höhepunkt war ein Camp auf Kampnagel vom 25. bis 5 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 28. September 2013, dessen 23 Teilveranstaltungen über 3.500 Besucher anzogen. Hauptredner war der britische Historiker Lord Robert Skidelsky. – Fünf Veranstaltungen der Dialogreihe »Bridging the Gap« des Vereins zur Förderung des Israel-Museums in Jerusalem e. V. fanden im Thalia Theater statt. Die Reihe versammelte prominente Referenten und wurde vom Hamburger Publikum überaus gut angenommen. – Am 20. Juni 2013 wurden zum 14. Mal die Gerd Bucerius-Förderpreise Freie Presse Osteuropas verliehen. Der Festakt fand im Nobel-Institut in Oslo statt. – Am 1. Dezember 2013 wurde der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim mit dem Marion Dönhoff Hauptpreis für internationale Verständigung und Versöhnung 2013 ausgezeichnet. Der Förderpreis ging an Sr. Karoline Mayer und den Verein Cristo Vive Europa-Partner Lateinamerikas. Auf den folgenden Seiten findet sich ein detaillierter Bericht über die Entwicklung der Stiftung im Jahr 2013. Der Bericht ist nach den Satzungsgebieten Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Bildung und Erziehung gegliedert. Über die Bucerius Law School, das Bucerius Kunst Forum sowie über die American Friends of Bucerius informieren die entsprechenden Webpages. Bei den im Folgenden vorgestellten Projekten leistet die ZEIT-Stiftung oftmals nur eine Teilförderung und ist Partner in einem Verbund mehrerer Förderer. 6 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung Transatlantic Academy Die Transatlantic Academy ist eine gemeinsame Initiative der ZEIT-Stiftung, des German Marshall Fund of the United States, der Robert Bosch Stiftung und der Lynde and Harry Bradley Foundation. In dem entstandenen Kompetenzzentrum sollen europäische und amerikanische Experten zu wechselnden Jahresthemen Lösungskonzepte für Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft erarbeiten. Die Thyssen Stiftung fördert als weiterer Partner seit 2011 die Transatlantic Academy, die Joachim Herz Stiftung und die VolkswagenStiftung finanzieren Stipendien. Im akademischen Jahr 2012/2013 forschten die Fellows über das Thema »The Future of the Western Liberal Order« und legten im Mai 2013 ihren Jahresbericht unter dem Titel »The Democratic Disconnect – Citizenship and Accountability in the Transatlantic Community« vor. Der Expertengruppe gehörten an: Seyla Benhabib, Yale University (U.S.A); Gabor Halmai, Eötvös Lóránd University (Ungarn); Professor David Cameron, University of Toronto (Kanada); Prof. Dr. Gunther Hellmann, Goethe Universität Frankfurt (Deutschland); Dr. Richard Youngs, FRIDE Madrid (Spanien) und University of Warwick (Großbritannien); Dr. Anna Dolidze, University of Western Ontario (Kanada) und die Doktorandin Kateryna Pishchikova, Scuola Superiore Sant’Anna Pisa (Italien). Die Fellows stellten ihre Ergebnisse in verschiedenen europäischen Städten vor – u. a. in Hamburg (an der Bucerius Law School und im Generalkonsulat der U.S.A.) sowie in Berlin und Warschau. Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass das westliche, liberale Demokratiemodell bedroht ist. Wahlmüdigkeit und zunehmende Kritik an politischen Strukturen seien Symptome dafür, dass die etablierten Regierungsformen offenbar nicht mehr ausreichten, auf die Bedürfnisse der Bürger in befriedigender Weise einzugehen. Gleichzeitig etablieren sich in anderen Regionen Alternativ- oder Gegenmodelle zur westlichen Demokratie: etwa »Hybridregime«, die demokratische und autoritäre Elemente miteinander verbinden wie beispielsweise Russland, Ukraine und Georgien. Die Fellows argumentieren, dass die Stärkung der westlichen Demokratie nicht von oben nach unten erfolgen kann, sondern nur von unten durch die engagierte Beteiligung der Bürger möglich ist. Im September 2013 starteten die Fellows des sechsten Jahrgangs der Transatlantic Academy. Von den 83 Bewerbungen – 46 aus Europa, 37 aus den Vereinigten Staaten – wurden vier Senior Fellows und zwei Junior Fellows ausgewählt. Zu der Gruppe der Senior Fellows gehören Prof. Dr. Trine Flockhart, Danish Institute for International Studies in Kopenhagen (Dänemark); Professor Xiang Lanxin, Graduate Institute of International Studies in Genf (Schweiz); Professor Charles A. Kupchan, Georgetown University und Council on Foreign Relations Washington, DC (U.S.A.); Professor Christina Lin, University of California in Berkeley und Paul H. Nitze School of Advanced International Studies in Washington, DC (U.S.A.). Die beiden Junior Fellowships erhielten Bartlomiej Nowak, Center for International Relations in Warschau (Polen), und der Doktorand Patrick W. Quirk, Johns Hopkins University in Washington, DC (U.S.A.). 7 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung Migrations- und Metropolenforschung Doktorandenprogramm Settling Into Motion – The Bucerius Ph.D. Scholar-ships in Migration Studies Anfang des Jahres wurden im Rahmen des Programms »Settling Into Motion – The Bucerius Ph.D. Scholarships in Migration Studies« letztmalig Doktorandenstipendien ausgeschrieben. Bei dem Schwerpunkt »Transformation of Migration and Societies« ging es insbesondere um neue Formen der Mobilität und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen. Der wissenschaftliche Beirat wählte in seiner Sitzung am 13. Juni 2013 aus 224 Kandidaten aus 35 Ländern sechs neue Stipendiaten aus. Während der anschließenden Jahreskonferenz stellten die bereits geförderten Doktoranden ihre Promotionsprojekte vor, die im Kreis der Beiratsmitglieder und Mitstipendiaten diskutiert wurden. Die Fortschritte der einzelnen Forschungsprojekte wurden positiv bewertet. Bei allen acht Doktoranden des Jahrgangs 2012 beschloss die Stiftung, die Förderung fortzusetzen. Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit Die Schreibwerkstatt Mehrsprachigkeit unter der Leitung von Prof. Dr. Ursula Neumann, Universität Hamburg, wurde im Juni 2011 eingerichtet. Sie zielt darauf, die wissenschaftliche Schreibkompetenz bilingualer Studierender zu verbessern und vermittelt Lehramtsstudierenden mit Migrationshintergrund wissenschaftliches Schreiben als Schlüsselkompetenz für den Studien- und Berufserfolg. Den Studierenden soll die Arbeit an eigenen Texten durch die Teilnahme an Schreibgruppen erleichtert werden. Vom 12. bis 15. Februar 2013 fanden die Tagungen »Mehrsprachige Lehramtsstudierende schreiben« und »Methoden in der Schreibprozessforschung« im Rahmen der Schreibwerkstatt statt. Sommerakademie »History Takes Place – Dynamics of Urban Change« Die Sommerakademie »History Takes Place – Dynamics of Urban Change« fand vom 8. bis zum 21. September 2013 in Istanbul statt. Die Veranstaltung wurde erneut in Kooperation mit der Gerda Henkel Stiftung durchgeführt. Das Programm richtet sich an junge Historiker, Kunsthistoriker, Kultur- und Sozialwissenschaftler sowie Architekten und Stadtplaner. Nach einer internationalen Ausschreibung wurden 26 Nachwuchswissenschaftler aus zehn Ländern (Deutschland, U.S.A., Österreich, Indien, Iran, Israel, Litauen, Polen, Niederlande und Türkei) eingeladen, an der Sommerakademie teilzunehmen und ihre Forschungsprojekte in Istanbul zu präsentieren. Während des zweiwöchigen Programms hatten sie Gelegenheit, in einen interdisziplinären Austausch zu treten und mit Istanbuler Wissenschaftlern, Akteuren der Stadtplanung, Vertretern der Zivilgesellschaft und Kulturschaffen- den ins Gespräch zu kommen. Das Programm thematisierte die Geschichte der Stadt, der durch ihre einzigartige Lage zwischen Europa und Asien eine besondere Vermittlungsrolle zugesprochen wird. Auch die Auseinandersetzungen um den Taksimplatz und andere städtebaulichen Herausforderungen, mit denen sich Istanbul konfrontiert sieht, kamen zur Sprache. Eine Wissenschaftlergruppe, der die Stadtsoziologin Prof. Dr. Ay e Öncü (Sabanci Universität, Istanbul), die Historikerin Dr. Cecilia Olovsdotter (Schwedisches Forschungsinstitut, Istanbul) und die Architektin Pelin Dervi (Young Architects Program Istanbul Modern, 8 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung Istanbul) angehörten, begleitete das Programm. Die Durchführung vor Ort wurde vom Goethe-Institut, dem Deutschen Archäologischen Institut, dem Schwedischen Forschungsinstitut und der gemeinnützigen Organisation SALT Galata unterstützt. Rechtswissenschaft Bucerius Law School siehe www.law-school.de Bucerius Jura Programm Am 3. Mai 2013 fand die Auswahlsitzung des Bucerius Jura Programms in Bonn statt. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Karsten Schmidt, Mitglied des Kuratoriums und des Vorstands der ZEIT-Stiftung hat an ihr als Jurymitglied mitgewirkt. Aus vierzig eingegangenen Bewerbungen wurden 23 Kandidaten zu der Auswahltagung eingeladen. Schließlich konnten vier Stipendien vergeben werden. Da dreien der vier neuen Stipendiaten von den aufnehmenden Universitäten Studiengebühren reduziert bzw. erlassen wurden, konnte ein zusätzliches Stipendium durch ein Nachrückverfahren vergeben werden. Insgesamt wurden 2013 vier Männer und eine Frau gefördert; vier Stipendiaten gehen in die U.S.A. und ein Stipendiat nach Großbritannien. Gerd Bucerius hat das Programm 1993 selbst initiiert. Es wird aus einem Fonds finanziert, der teilweise aus dem Privatvermögen von Gerd Bucerius stammt und teilweise aus Mitteln der Stiftung. Den Fonds verwaltet der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. Geschichte / Geschichtswissenschaft Gerd Bucerius-Stiftungsprofessur für Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas Vor fünf Jahren hat die Stiftung an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder die Einrichtung einer Gerd Bucerius-Stiftungsprofessur für Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas ermöglicht. Sie wurde mit Prof. Dr. Werner Benecke besetzt. Ihm ist es gelungen, die Professur so erfolgreich zu etablieren, dass sie im Herbst 2012 in die staatliche Förderung überführt werden konnte. Am 15. Januar 2013 fand aus diesem Anlass im Collegium Polonicum in Frankfurt an der Oder eine akademische Feier statt, bei der das Engagement der Stiftung durch Dr. Gunter Pleuger, Präsident der Viadrina, und Professor Benecke gewürdigt wurde. Fritz Stern Senior Visiting Professorships in Breslau Im Rahmen der zweiten Fritz Stern-Professur war Bundesaußenminister a.D. Joschka Fischer vom 12. bis 14. Juni 2013 in Breslau zu Gast. Am 12. Juni 2013 hielt er eine Vorlesung zum Thema »The Crisis and the Future of Europe« und diskutierte anschließend mit Studierenden und Doktoranden über europäische Zukunftsfragen. Sein Abendvortrag »Has the West still the Future?« begleitete die Übergabe der Büchersammlung Fritz Sterns an die Universität seiner Heimatstadt Breslau. Am 13. Juni 2013 besuchte Joschka Fischer das Willy-Brandt-Zentrum für Deutschlandund Europastudien. Der 14. Juni 2013 war der Teilnahme an dem »Wrocław Global Forum« gewidmet, wo er mit dem türkischen Minister für EU-Angelegenheiten, Egemen Bagis, und den Außenministern Italiens (Dr. Emma Bonino), Frankreichs 9 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung (Laurent Fabius) und Polens (Radosław Sikorski) an der Podiumsdiskussion mit dem Titel »The European Global Strategy: A Transatlantic Perspective« mitwirkte. Helmut Schmidt-Preis 2013 Das Auswahlkomitee des Deutschen Historischen Instituts in Washington hat im Jahr 2013 mit Dr. Mary Nolan, Geschichtsprofessorin an der New York University, die erste Frau in der Geschichte des Helmut Schmidt-Preises für Deutsch-Amerikanische Wirtschaftsgeschichte ausgezeichnet. Professor Nolan hat sich in ihrer Forschung auf transatlantische Transferprozesse im 20. Jahrhundert spezialisiert. In ihrer 2012 erschienenen Publikation »The Transatlantic Century. Europe and America, 1890 – 2010« beschreibt sie das europäisch-amerikanische Verhältnis aus wirtschaftlicher, militärischer und kultureller Sicht. Die Preisverleihung fand am 24. Oktober 2013 in Washington D.C. statt. Sonstige Professur für Kulturwissenschaften am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg wurde mit Unterstützung der Stiftung eine zusätzliche Vollzeitprofessur für Kulturwissenschaften eingerichtet. Seit dem Wintersemester 2011/2012 ist diese Professur mit Prof. Dr. Reinhard Flender besetzt. Im akademischen Jahr 2012/2013 hat er mehrere musik- und kulturwissenschaftliche Lehrveranstaltungen für Studierende und Doktoranden angeboten: Neben der Fortführung des Seminars »Was ist Forschung?« waren dies sowohl Einführungsveranstaltungen im Bereich der kulturellen Innovationsforschung als auch Projektseminare mit musiktheoretischem Schwerpunkt. Professor Flender betreute in diesem Jahr sechs Promovenden und gab im LIT Verlag einen Band mit dem Titel »Offene Räume für Kunst und Kultur – Innovatives Kulturmanagement in Hamburg« heraus. Forschungsprojekt »Repeat, Remix, Remediate: Formen und Normen der Wiederverwendung digitaler Medien« Im Rahmen des Forschungsschwerpunktes »Repeat, Remix, Remediate: Formen und Normen der Wiederverwendung digitaler Medien« konnten mit Hilfe der Stiftung Kurzzeitstipendien an Nachwuchswissenschaftler der Universität Hamburg vergeben werden. Unter der Leitung von Prof. Dr. Michel Clement, Research Center for Media & Communication an der Universität Hamburg, und Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Hans-Bredow-Institut, untersuchten die Stipendiaten die Wiederverwendung von bereits veröffentlichten Medieninhalten und damit zusammenhängende kulturelle, gesellschaftliche, ökonomische und rechtliche Fragen. Bei einer öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung am 13. November 2013 wurden die Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Dr. Nishant Shah vom Centre for Internet and Society in Bangalore hielt den Eröffnungsvortrag mit dem Titel »Copy + Paste: Of Authors, Authenticity and Authority«. Dahrendorf Lecture und Kolloquium Am 3. Mai 2013 fand auf Einladung von Professor Timothy Garton Ash am St. Antony’s College in Oxford die diesjährige Dahrendorf Lecture statt. Dr. Martha Nussbaum, Professorin für Philosophie an der Law School der University of Chi- 10 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung cago, hielt einen Vortrag zum Thema »Combining Freedom and Diversity: The Challenge of Religious Difference«. Schwerpunkte des am 4. und 5. Mai 2013 folgenden nicht-öffentlichen Dahrendorf Kolloquiums mit den Stipendiaten aus dem »Dahrendorf Programme for the Study of Freedom« bildeten Paneldiskussionen über Einwanderung und Staatsbürgerschaft. Aber auch der zunehmende Einfluss von Vielfalt auf den Bildungssektor, den Arbeitsmarkt, die Medien und die Politik wurde thematisiert. Der im Dahrendorf-Programm erstellte Ergebnisbericht »Freedom in Diversity« wurde am 11. November 2013 in der Landesvertretung Hamburgs in Berlin vorgestellt. Lecture de l’Académie de Berlin Am 28. Mai 2013 hat Daniel Cohn-Bendit, Ko-Vorsitzender der Fraktion der Grünen/ Europäische Freie Allianz im Europäischen Parlament, im Allianz Forum in Berlin vor ca. 150 Gästen die dritte Lecture de l‘Académie de Berlin gehalten. Unter dem Titel »Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der deutsch-französischen Beziehungen: Welche Bedeutung haben sie für die Zukunft Europas?« blickte er auf die symbolischen Ereignisse in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen zurück und forderte politische Akteure in den beiden Ländern dazu auf, ihre national geprägten Perspektiven zu überwinden. In der anschließenden Diskussion mit Prof. Dr. Heinrich August Winkler und Ulrich Wickert ging es vor allem um die gemeinsamen Anstrengungen beider Länder zur Bewältigung der Euro-Krise. »Stipendien für Belarus« der Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa e. V. Die Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa e. V. vergibt Stipendien an Studierende aus Belarus, um ihnen durch einen Studienaufenthalt in Deutschland eine besondere Qualifizierungschance zu geben. Im Wintersemester 2013/2014 wurden Ihar Buika aus Brest sowie Aliaksandr Yushkevich aus Minsk gefördert. COPERNICUS Hamburg e. V.: Programm zur Förderung von Studierenden aus Ost- und Mitteleuropa Das Stipendiatenprogramm des Copernicus e. V. trägt dazu bei, dass engagierte Studierende aus Ost- und Mitteleuropa ein Semester an der Universität Hamburg studieren können. Im Sommersemester war Anastassija Batetschko aus Belarus, Studentin des internationalen Rechts in Minsk, an der Universität Hamburg zu Gast. In der vorlesungsfreien Zeit absolvierte die Studentin ein Praktikum. Der Studienaufenthalt in Deutschland gilt als eine besondere Qualifizierung und führt in aller Regel nach dem Studium zu einem erfolgreichen Einstieg der Absolventen in den Arbeitsmarkt. Publikationen »Max Sauerlandt. Ethos des Kunsturteils« Im Mai 2013 erschien im Verlag Hoffmann und Campe die Publikation »Max Sauerlandt. Ethos des Kunsturteils«, herausgegeben von Prof. Dr. Heinz Spielmann. Max Sauerlandt übernahm nach dem Tod von Justus Brinkmann, dem Gründungsdirektor des Museums für Kunst und Gewerbe, die Leitung des Hamburger Hauses. Das Buch enthält eine Auswahl seiner Korrespondenz mit den Künstlern seiner Zeit, unter ihnen Max Pechstein, Emil Nolde, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff. 11 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung Am 6. Juni 2013 wurde der Band in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg präsentiert. Werkausgabe Barthold Heinrich Brockes Im Herbst 2013 erschien der zweite Band der mehrteiligen Gesamtausgabe der Werke von Barthold Heinrich Brockes. Herausgeber der Publikation ist Dr. Jürgen Rathje, Romanist und ehemaliger akademischer Direktor am Fachbereich Angewandte Sprach- und Kulturwissenschaft der Universität Mainz. Der erschienene Band enthält den ersten und zweiten Teil der Gedichtsammlung »Irdisches Vergnügen in Gott«. »Adolph Lewisohn – Kupfermagnat im ›Goldenen Zeitalter‹« Im Frühjahr ist die von Dr. Henning Albrecht verfasste Biografie über Adolph Lewisohn im Verlag Hamburg University Press erschienen. Das Buch stellt den 13. Band der von der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung herausgegebenen Reihe »Mäzene für Wissenschaft« dar, die anlässlich des einhundertjährigen Jubiläums der Stiftung im Jahr 2007 ins Leben gerufen wurde. Adolph Lewisohn wurde 1849 in Hamburg als Sohn orthodoxer Juden und erfolgreicher Kaufleute geboren. Er wanderte im Jahr 1867 in die U.S.A. aus und hat dort als Industrieller mit Kupfer- produktion ein Millionenvermögen erwirtschaftet. Jahrzehnte lang unterstützte er Bildungs- und Wissenschaftsprojekte in New York und in seiner Heimatstadt Hamburg. Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Karl Schlögel Zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Karl Schlögel haben seine Schüler Dr. Katharina Kucher (Universität Tübingen), Dr. Gregor Thum (University of Pittsburgh) und Sören Urbansky (Universität Freiburg) den Band »Stille Revolutionen. Die Neuformierung der Welt seit 1989« herausgegeben. Das Buch erschien im Frühjahr im Campus Verlag und umfasst 21 Beiträge. Wissenschaft und Öffentlichkeit Sommersalon Parlando Am 15. Juni 2013 fand in den Räumen und auf dem Campus der Bucerius Law School erstmals der Sommersalon »Parlando« der Stiftung statt. Vorbild für das Veranstaltungsformat ist der seit dreizehn Jahren erfolgreich von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführte Salon Sophie Charlotte. Insgesamt fanden 25 kurzweilige Veranstaltungen – Diskussionen, Vorträge, Führungen, Lesungen, Konzerte – in den vier Themenfeldern »Kunst und Kultur«, »Klang«, »Kompetenz« und »Krise(n)« statt, die ein möglichst breites Bild der Kultur- und Wissenschaftslandschaft zeichneten. Zusätzlich gab es einen fünften Bereich, den »Hamburg-Salon«, der sich insbesondere Hamburger Wissenschaftsthemen widmete. Eröffnet wurde der Salon durch Dr. Dorothee Stapelfeldt, Zweite Bürgermeisterin und Präses der Behörde für Wissenschaft und Forschung, und Prof. Dr. Michael Göring, Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung, musikalisch untermalt wurde die Eröffnung durch die Hamburger Chansonnière Anna Depenbusch. Weitere Referenten waren u. a. die Schriftstellerin und Büchner-Preisträgerin Felicitas Hoppe; Prof. Dr.-Ing. h.c. Architekt Volkwin Marg; der Kunsthistoriker Dr. Frank Fehrenbach, Alexander von Humboldt-Professor an der Universität Hamburg; 12 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung Dr. Birgit Recki, Professorin für Philosophie an der Universität Hamburg; Dr. Christian Büchel, Professor am Institut für Systemische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf; Dr. Franklin Kopitzsch, Professor emeritus für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der norddeutschen Regionalgeschichte an der Universität Hamburg; Karin Beier, Intendantin des Hamburger Schauspielhauses; Amelie Deuflhard, Intendantin von Kampnagel; Joachim Lux, Intendant des Thalia Theaters, Prof. Dres. h.c. Manfred Lahnstein, Vorsitzender des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung; und Dr. Theo Sommer, Mitglied des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung. Der erste Sommersalon der Stiftung zog mehr als 1.000 Besucher an. Sämtliche Veranstaltungen des abendfüllenden Programms waren gut bis sehr gut besucht. ZEIT Forum Wissenschaft Seit 2002 veranstalten die ZEIT-Stiftung, DIE ZEIT sowie die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW) zusammen mit dem Deutschlandfunk viermal im Jahr Diskussionsabende in der BBAW zu aktuellen Wissenschaftsthemen. Die Veranstaltungen werden entweder live oder zeitversetzt im Deutschlandfunk übertragen. Am 18. März 2013 fand das 49. ZEIT Forum Wissenschaft statt. Das Thema lautet »Ist das noch normal? Wer definiert psychische Erkrankungen?« Es diskutierten Prof. Dr. Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité Berlin; Prof. Dr. Karl Lauterbach, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag; Michael Mary, Autor des Buches »Ab auf die Couch. Wie Psychotherapeuten immer neue Krankheiten erfinden und immer weniger Hilfe leisten«; und Prof. Dr. Hans-Ulrich Wittchen, Institut für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Technischen Universität Dresden. Das 50. ZEIT Forum Wissenschaft am 27. August 2013 bot Gelegenheit zu bilanzieren – rund 15.000 Gäste haben die Diskussionsveranstaltungen seit Beginn angezogen. Die Podiumsrunde zur Frage »Ist das noch Wissenschaft?« war mit Dr. Julia Fischer, Professorin für Kognitive Ethologie an der Georg-August-Universität Göttingen; Dr. Markus Gabriel, Professor für Philosophie an der Universität Bonn; Dr. Gerd Gigerenzer, Professor für Psychologie und Direktor des Max Planck-Instituts für Bildungsforschung Berlin; und dem Mediziner und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen prominent besetzt. Am 8. Oktober 2013 sprachen Dr. Herfried Münkler, Professor für Theorie der Politik am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften; Friedrich von Borries, Professor für Designtheorie und kuratorische Praxis an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und Autor des Romans »RLF – Das richtige Leben im falschen« sowie Initiator des gleichnamigen Revolutionsunternehmens; Marina Weisband, ehemalige Bundesgeschäftsführerin der PIRATEN und Autorin »Wir nennen es Politik. Ideen für eine zeitgemäße Demokratie«; und Juli Zeh, Schriftstellerin und Autorin eines offenen Briefs an die Bundeskanzlerin, in der sie eine angemessen Reaktion auf die Ausspähungen durch die NSA einfordert. Am 11. Dezember 2013 lautete das Thema »Was haben wir gewählt? Die Zukunft der deutschen Wissenschaft«. Podiumsgäste waren Prof. Dr.-Ing. Dr. Sabine Kunst, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg; Dr. Wolfgang Marquardt, Professor für Prozesstechnik an der RWTH Aachen und Vorsitzender des Wissenschaftsrats; Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz, Präsident der Humboldt-Universität zu Berlin; Prof. Dr. Jürgen Zöllner, Mitglied des Vorstands der Stiftung Charité. Die Abende wurden jeweils von Andreas Sentker (DIE ZEIT) und Ulrich Blumenthal (Deutschlandfunk) moderiert. Die Ausstrahlung 13 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung im Deutschlandfunk garantiert Resonanz über den Kreis der jeweils rund 250 bis 300 anwesenden Gäste hinaus. Philosophische Vorlesungsreihe »Was ist der Mensch? Erscheinungsformen des Humanen« in der Bucerius Law School Die Reihe »Was ist der Mensch?« der Stiftung und des Studium generale der Bucerius Law School behandelte verschiedene Aspekte des menschlichen Lebens. In vier Salongesprächen wurden die wesentlichen Dimensionen des Menschseins diskutiert und vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen wurde nach den Perspektiven für die Gestaltung einer humanen Welt gefragt. Dr. Dr. Kai-Michael Hingst und Dr. Sven Murmann, die die fachliche Leitung im Ausbildungsbereich Philosophie des Studium generale der Bucerius Law School innehaben, moderierten die Reihe. Die erste Veranstaltung fand am 9. Januar 2013 zum Thema »Menschliches« mit Prof. Dr. Peter Bieri statt, der sich als Philosoph und Schriftsteller (unter dem Pseudonym Pascal Mercier) auf unterschiedlichen Wegen zentralen Aspekten des menschlichen Seins widmet. Die zweite Veranstaltung am 6. März 2013 widmete sich dem Thema »Allzumenschliches« mit Prof. Dr. Martin Seel von der GoetheUniversität in Frankfurt am Main. Am 15. Mai 2013 sprach Prof. Dr. Dr. h.c. Friedrich Wilhelm Graf über das Thema »Übermenschliches« und am 19. Juni 2013 war Thea Dorn zu Gast, die über »Unmenschliches« referierte. Die Veranstaltungen wurden von jeweils über zweihundert Gästen besucht. Israel Bucerius Institute for Research of Contemporary German History and Society Im Jahr 2013 haben am Bucerius-Institut zehn Gastvorträge, drei kulturelle Veranstaltungen zu unterschiedlichen Themen und zwei Forschungsseminare stattgefunden. Im Juni 2013, während des 41. Aufsichtsratstreffens der Universität, wurde zudem Prof. Dres. h.c. Manfred Lahnstein geehrt. Am Institut waren vier wissenschaftliche Mitarbeiter, zwei Gastwissenschaftler, zwei Doktoranden, zwei PostDoktoranden und eine wissenschaftliche Assistentin. Außerdem bot sich für sieben deutsche Studenten die Möglichkeit, ein Praktikum am Institut zu absolvieren. Das Praktikum wird vom Bucerius-Institut und dem Haifa Center for German and European Studies gemeinsam ausgeschrieben und am jeweiligen Institut hälftig absolviert. Das Haifa Center, unterdessen von Eli Salzberger und Fania Oz-Salzberger geleitet, arbeitet nun eng mit dem Bucerius Institute zusammen. Im Forschungsbereich kam es zur Veröffentlichung von vier wissenschaftlichen Artikeln, die Publikation „The Idea of Race in the History of the Humanities“, ein von Amos Morris-Reich herausgegebener Sammelband, steht vor der Drucklegung. Bridging the Gap Towards Higher Education Im November 2013 hat das von der Stiftung unterstützte Projekt »Bridging the Gap Towards Higher Education« von Prof. Dr. Majid Al-Haj an der Universität Haifa begonnen. Das Ziel des Modellprojekts ist es, die Bedeutung akademischer Bildung insbesondere für arabische Israelis, insbesondere die jungen Frauen zu verdeutlichen und diese zu fördern. Durch gezielte persönliche Beratung während organisierter Studientage an der Universität Haifa und am Technion (Israel Institute of Technology) sowie durch eine jährliche Konferenz und die Erarbeitung eines Leitfadens zur 14 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Wissenschaft und Forschung akademischen Qualifizierung soll den arabischen Mädchen der Übergang von der weiterführenden Schule zur Universität erleichtert werden. 15 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur Musikförderung Meisterkursprogramm beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) Seit 1987 widmen sich die Meisterkurse des Schleswig-Holstein Musik Festivals in der Musikhochschule Lübeck der instrumentalsolistischen Weiterbildung talentierter Studenten. Die ZEIT-Stiftung unterstützt das Meisterkursprogramm seit 1999, in den letzten Jahren zusammen mit der Lübecker Possehl-Stiftung. Vom 20. Juli bis 11. August 2013 fanden die acht diesjährigen Meisterkurse statt. Zu den Dozenten gehörten die Sopranistin Margreet Honig, der ehemalige Intendant der Dresdner Staatsoper Gerd Uecker, der Pianist Wolfram Rieger, der Cellist David Geringas, der Geiger Donald Weilerstein, die Pianistin Elisabeth Leonskaja und die lettische Organistin Iveta Apkalna. Erstmals gab es einen Percussion-Workshop, den die britische Percussionistin Dame Evelyn Glennie abhielt. Das Festkonzert mit Teilnehmern der Meisterkurse von Margreet Honig, David Geringas und Donald Weilerstein am 10. August 2013 belegte die hohe Qualität der geleisteten Arbeit. Festspiele Mecklenburg-Vorpommern Seit 2008 unterstützt die ZEIT-Stiftung das »Preisträger in Residence«-Konzept der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern und ermöglicht, dass die ausgewählten Musiker ungewöhnliche programmatische Ideen umsetzen. Im Sommer war Matthias Schorn, Solistenpreisträger 2005 und Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker, Preisträger in Residence. Im Zentrum standen zwei Kammermusikwochen auf Schloss Hasenwinkel mit dem Trompeter Thomas Gansch, dem Geiger Benjamin Schmid, dem Kontrabassisten Georg Breinschmid und dem Percussionisten Martin Grubinger. Am Preisträger-Projekt nahmen außerdem Viviane Hagner, Gábor Boldoczki, das Danish String Quartet, Gabriel Schwabe und Alexej Gerassimez teil. Gerd Bucerius Stipendienprogramm der Deutschen Stiftung Musikleben Seit 1999 vergibt die Deutsche Stiftung Musikleben jährlich »Gerd Bucerius Förderstipendien«. Ziel dieser Stipendien ist es, jungen Hochschulabsolventen die Teilnahme an internationalen Meisterklassen und die Finanzierung von Auslandsaufenthalten insbesondere an amerikanischen Hochschulen zu ermöglichen. Insgesamt konnten durch das Programm fast einhundert junge angehende Solisten gefördert werden; allein für das Studienjahr 2013/2014 haben neun Neubewerber eine Zusage erhalten, acht Stipendien wurden verlängert. Elbjazz Festival Vom 24. bis 26. Mai 2013 fand zum vierten Mal das Elbjazz Festival im Hamburger Hafen statt. Die über achtzig Konzerte auf zwölf Bühnen zogen insgesamt rund 15.000 Zuhörer an. Die ZEIT-Stiftung förderte zum zweiten Mal gemeinsam mit der Dr. E. A. Langner Stiftung und Springer Bio Backwerk die Hochschulbühne direkt vor der Elbphilharmonie am Kaiserkai. Unter der Leitung von Jasper Blom vereinte das internationale Studentenprojekt Kehrwieder unter dem Titel »European ELBJAZZ Lab« Nachwuchsmusiker aus Kopenhagen, Amsterdam und Hamburg. Die Möglichkeit, auf einem großen Jazzfestival aufzutreten, ist für die jungen Musiker 16 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur eine bundesweit einmalige Chance. Kunstfest Weimar – zwei Veranstaltungen zu Richard Wagner Seit 2004 versammelt das Kunstfest Weimar internationale Spitzenkünstler in der Stadt Goethes und Schillers. Dr. Nike Wagner hat dieses Kunstfest unter dem Namen »pèlerinages« neu begründet und konzipiert. In diesem Jahr war sie letztmalig die Künstlerische Leiterin des Festes. Anlässlich des 200. Geburtstags von Richard Wagner stellte die Urenkelin des Komponisten ihren Vorfahren in den Mittelpunkt. Unter dem Motto »Wagner-Idyll« wurde seine Musik im Spiegel zeitgenössischer Künste präsentiert. Die Stiftung förderte im Rahmen des Festivals einen Liederabend am 8. September 2013 mit Daniel Heide (Klavier) und Luca Pisaroni (Bariton), bei dem u. a. Wagners Französische Lieder aufgeführt wurden, und eine Diskussion zum Thema Wagnergesang am 8. September 2013 mit Jürgen Kesting, Prof. Dr. Jens Malte Fischer und Dr. Stephan Mösch, moderiert von Dr. Jürg Stenzl, Professor emeritus für Musikwissenschaft der Universität Salzburg. Hören, woher wir kommen. Begegnungen mit Giuseppe Verdi und Richard Wagner zum 200. Geburtstag Seit Herbst 2012 versammelten sich in der Reihe »Hören, woher wir kommen« namhafte Experten, um über die Unterschiede und Parallelen im Leben der beiden 1813 geborenen Komponisten Richard Wagner und Giuseppe Verdi zu sprechen. Am 30. Januar und 13. Februar 2013 widmeten sich Jürgen Kesting (Vortrag) und Volker Hanisch (Lesung) unter den Titeln »Ja – hätt ich’s nur selbst schon zum Singer gebracht!« und »Der Attila der Stimmen« den Grundlagen des Wagner- und Verdi-Gesangs. Am 27. Februar 2013 diskutierten Hans Neuenfels und Dr. Stephan Mösch in einem Gespräch unter dem Titel »Mein Verdi – Mein Wagner« über die Herausforderungen, die die Werke der beiden Komponisten an den Opernregisseur stellen; am 6. März 2013 thematisierte Prof. Dr. Anselm Gerhard in seinem Vortrag »Verdi, Paris und die Globalisierung der Oper im 19. Jahrhundert«, auf welche Weise Giuseppe Verdi in seinen Werken auf die Innovationen der französischen Grand Opéra reagierte, und zum Abschluss sprach Dr. Nike Wagner am 19. März 2013 unter dem Titel »Bayreuther Klassik. Zu Wagner und Semper« über die Freundschaft Wagners mit dem Architekten Gottfried Semper und deren Auswirkung auf ihrer beider Werke. Hören, woher wir kommen. Grundzüge der europäischen Oper Die Reihe »Hören, woher wir kommen. Grundzüge der europäischen Oper«, in der Jürgen Kesting Hauptwerke der europäischen Oper vorstellt, wurde im Herbst mit drei Veranstaltungen fortgesetzt. Am 21. Oktober 2013 behandelte Kesting »Salome« von Richard Strauss, am 6. November 2013 folgten »Cavalleria rusticana« von Pietro Mascagni und »Pagliacci« von Ruggero Leoncavallo und am 26. November 2013 ging es um »Eugen Onegin« von Peter Tschaikowsky. Hörbeispiele machen die Musikstücke für das Publikum erfahrbar, der Schauspieler Volker Hanisch liest aus Zeitzeugnissen und Briefen. Sommerliche Musiktage Hitzacker »Träume« lautete das Motto der Sommerlichen Musiktage, die vom 27. Juli bis 4. August 2013 und zum zweiten Mal unter der künstlerischen Leitung der renommierten Geigerin Carolin Widmann stattfanden. Zu den Solisten des im wahrsten Sinne 17 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur des Wortes traumhaften Programms gehörten hochrangige Künstler wie András Schiff (Klavier), Tabea Zimmermann (Viola), Marie-Luise Neunecker (Horn) und Jörg Widmann (Klarinette), aber auch Neuentdeckungen wie das Trio Rafale oder das junge Berliner Solistenensemble Kaleidoskop als Ensemble in Residence. Das Programm umfasste die deutsche romantische Musik und Literatur – etwa Robert Schumann, Felix Mendelssohn Bartholdy, Novalis, Jean Paul oder Ludwig Tieck –, präsentierte aber auch Träumer verwandter Sphären: Utopisten, Visionäre, religiöse Mystiker oder surrealistische Fantasten. Zudem gab die Hörer-Akademie Einblicke in die Untersuchung der neurologischen Vorgänge beim Träumen. Wagner-/Verdi-/Boulanger-Salonabende an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg Im Fanny Mendelssohn-Saal des Budge-Palais erprobt die Hochschule für Musik und Theater neue Formen der Musikvermittlung: Professoren und Studierende musizieren gemeinsam, literarische Zeugnisse, Filmeinspielungen und ZeitzeugenBeobachtungen kommen hinzu. Im Sommersemester veranstaltete die Hochschule unter Leitung von Prof. Dr. Beatrix Borchard vier Salons anlässlich des 200. Geburtstags von Giuseppe Verdi und Richard Wagner. Gottorfer Hofmusik Vom 26. April bis zum 1. Mai 2013 fand zum zweiten Mal die Gottorfer Hofmusik statt. Das Festival verfolgt das Ziel, die Musik der Gottorfer Hofkapellmeister an ihrem Ursprungsort in der Schlosskapelle und im Hirschsaal des Schlosses wieder erlebbar zu machen. Im Zentrum des Festivals stehen Kompositionen der Gottorfer Kapellmeister, in diesem Jahr von Johann Philipp Förtsch. Ihren Höhepunkt fand die Gottorfer Hofmusik in der Zeit von Herzog Christian Albrecht von SchleswigHolstein-Gottorf. Die Stiftung unterstützte ein Konzert des Ensembles Hamburger Ratsmusik mit Werken von John Dowland am 30. April 2013 aus Anlass des 450. Geburtstags des Komponisten. Denkmalpflege / Kulturerhalt Bach-Orgel in St. Katharinen Die neue Hauptorgel von St. Katharinen in Hamburg wurde am 9. Juni 2013 geweiht. Das Instrument ist eine Rekonstruktion des 1943 während der sogenannten »Operation Gomorrha« zerstörten Instruments, das zu den bedeutendsten Barockorgeln gehörte. Johann Sebastian Bach, der 1720 in St. Katharinen ein denkwürdiges Konzert gab, nannte sie »ein in allen Stücken vortreffliches Werk«. Seit 2005 wurde die Orgel unter Verwendung von 520 im Krieg ausgelagerten historischen Pfeifen, Fotos und Dokumenten und mittels historischer Handwerkstechniken von der niederländischen Orgelbaufirma Flentrop komplett rekonstruiert. Auch die reichhaltigen handgeschnitzten Dekorationen und Figuren des Gehäuses wurden anhand der Vorlagen von der süddeutschen Holzbildhauerin Christiane Sandler originalgetreu wiederhergestellt. Die Orgel verfügt auf vier Manualen und Pedal über 61 Register. Die rund 4.500 Orgelpfeifen haben eine Länge von 1 cm bis über 10 m. Im Anschluss an die Orgelweihe fand eine Festwoche mit hochkarätig besetzten Konzerten und Vorträgen statt. Kulturerhalt in Ostdeutschland. Denkmalpflegemaßnahmen 18 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur Mit dem Projekt Kulturerhalt in Ostdeutschland soll eine zeitnahe, unbürokratische Reaktion auf die vielfältigen Förderanfragen erleichtert und sollen die denkmalpflegerischen Aktivitäten der Stiftung in den neuen Bundesländern unter einem gemeinsamen Dach zusammenfasst werden. Die Stiftung konzentriert sich dabei auf die Restaurierung denkmalgeschützter Objekte wie Kirchen und deren Ausstattung sowie auf herausragendes Archivgut und Kunstgegenstände in Museen. Seit Januar 2013 wurden Förderungen zur Sanierung des Kirchturms der St. Andreaskirche in Schillingstedt, der Fassaden der St. Marienkirche in Barth sowie zur Instandsetzung des Kirchturms der Stadtkirche Marlow und zur Sanierung des Kirchendaches der St. Cecilien-Kilian Kirche in Bucha bewilligt. Im Frühjahr bzw. Sommer 2013 konnte mit den Arbeiten an der Schlosskirche in Ostramondra, an der Kirche in Bucha sowie an der St. Marien-Kirche in Barth begonnen werden. Die Kirchdachsanierung an der Stadtkirche St. Stephani in Aschersleben sowie an der Kirche in Bucha, aber auch die Restaurierung des Jan Borman Altars in der Pfarrkirche zu Güstrow wurden abgeschlossen. Insgesamt berücksichtigt das Programm somit gegenwärtig vierzig denkmalgeschützte Objekte. Turmsanierung der Kirche Zu den Zwölf Aposteln in Lurup Der 32 Meter hohe, runde Kirchturm, als frei stehender Campanile neben der Kirche errichtet, wurde 1962/1963 in einer Stahlbetonskelettbauweise mit Ziegelmauerwerkausfachungen nach einem Entwurf des Architekten Bernhard Hermkes erbaut, der als Architekt des denkmalgeschützten Ensembles der bis 1956 entstandenen Grindelhochhäuser bekannt ist. Die Sichtbetonkonstruktion ist beispielhaft für die Ingenieurbaukunst der 1960er Jahre. Der Kirchturm weist am Stahlbauskelett starke Schäden auf, die inzwischen so massiv geworden sind, dass zur Sicherheit der Passanten vor Steinschlag eine komplette Einrüstung und Einnetzung vorgenommen werden musste. Innenraumsanierung der St. Ansgar-Kirche in Hamburg-Langenhorn Die Ansgarkirche in Hamburg-Langenhorn wurde in den Jahren 1929/1930 durch die Architekten Hermann Geißler und Otto Wilkening erbaut. Die Kirche gilt als bemerkenswerter Sakralbau aus der Phase des Neuen Bauens nach dem Ersten Weltkrieg, welche besonders durch Funktionalität und Einfachheit geprägt ist. Zugleich doku-mentiert der Kirchenbau die Entwicklung Langenhorns Anfang des 20. Jahrhunderts: Durch diesen eigenen Kirchenbau konnte sich die wachsende Langenhorner Gemeinde endgültig von der Gemeinde Eppendorf unabhängig machen. Nach der Wiedereinweihung des restaurierten Kirchenschiffs am 1. Advent 2011 wurden im Jahr 2012 die Nebenräume saniert. 2013 folgte die Erneuerung der Heizungsanlage aus den frühen 1980er Jahren. Theaterförderung Lessingtage am Thalia Theater Zum vierten Mal fanden vom 25. Januar bis 9. Februar 2013 die »Lessingtage« am Hamburger Thalia Theater statt. Im Rahmen des Festivals wurden wieder nationale und internationale Gastspiele gezeigt, u. a. der Volksbühne am Rosa-LuxemburgPlatz, Berlin, des Lin Zhaohua Studios, Peking, des Theaters der Nationen, Moskau, und des Schauspielhauses Zürich. Den Eröffnungsvortrag »Ein Blick von außen« hielt der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der am 14. Oktober 2012 mit dem 19 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet wurde. Wie schon in den letzten Jahren ergänzten zahlreiche Vorträge, Konzerte, Stadtführungen, eine Ausstellung und die »Lange Nacht der Weltreligionen« das Festivalprogramm. Insgesamt haben 2013 16.500 Zuschauer die mehr als 58 Veranstaltungen der Lessingtage besucht. Damit lag die Auslastung des Festivals bei 80 %. Um das Engagement der Stiftung für die Lessingtage sichtbarer zu machen, lud der Vorstand am 31. Januar 2013 Projektpartner der Stiftung und andere Förderer der Lessingtage zum Gastspiel der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz »Kill your darlings! Streets of Berladelphia« von René Pollesch ein. Festivalakademie des Hamburger Theater Festivals Zum fünften Mal fand im Herbst 2013 das Hamburger Theater Festival statt. Neben Gastspielen aus dem In- und Ausland, u. a. des Burgtheaters Wien, des Deutschen Theaters Berlin und der Münchner Kammerspiele, wurde unter dem Titel »Festivalakademie« wieder ein Programm für Studierende der Theaterakademie Hamburg und die interessierte Öffentlichkeit angeboten: Am 23. Oktober 2013 sprach die Schauspielerin Caroline Peters über »Schauspielformen: Performance oder Figur« und diskutierte mit dem Publikum. Am 26. und 27. Oktober 2013 las die Autorin und Schauspielerin Emine Sevgi Özdamar aus ihrem Werk und sprach mit den Besuchern über Literatur und Theater im Spannungsfeld zweier Kulturen. Der Schauspieler André Jung, Münchner Kammerspiele, hielt am 29. Oktober 2013 einen Vortrag über das Thema »Beruf und Berufung: Schauspieler«. Am 1. November folgte ein Gespräch mit Diskussion mit dem Regisseur Willy Decker über das Thema »Musik ist Sprache - Sprache ist Musik«. Theaterfestival Kaltstart Bereits zum achten Mal fand zwischen dem 15. und 29. Juni 2013 das Theaterfestival »Kaltstart Hamburg« statt. Es ist inzwischen das größte Nachwuchstheaterfestival im deutschsprachigen Raum. Das Festival bietet angehenden Profis und jungen Talenten, die sich auf dem Weg der Professionalisierung befinden, eine Plattform. Die Talentschau versammelte über 47 Produktionen an verschiedenen Orten im Hamburger Schanzenviertel und in Altona. Insgesamt haben das Festival über 3.000 Besucher gesehen. Literaturförderung Erfahren, woher wir kommen. Große Romane der Weltliteratur In der Reihe »Erfahren, woher wir kommen. Große Romane der Weltliteratur« von und mit Hanjo Kesting fanden im Jahr 2013 neun Veranstaltungen statt: am 20. Februar über Antoine-François Prévosts »Manon Lescaut« mit dem Schauspieler Henning Nöhren; am 27. März über »Große Erwartungen« von Charles Dickens, der Sprecher war Friedhelm Ptok; am 24. April über Theodor Fontanes »Frau Jenny Treibel« mit Siegfried W. Kernen als Sprecher; am 26. Juni über Emily Brontës »Sturmhöhe« mit den Schauspielern Barbara Nüsse und Volker Hanisch; am 17. Juli wurde Karl-Joris Huysmans´ »Gegen den Strich« behandelt, es lasen Gerd Wameling und Bodo Primus; am 7. August folgte ein Abend über Mark Twains »Die Abenteuer des Huckleberry Finn«, der Sprecher war Daniel Lommatzsch; am 9. Oktober las Jürgen Thormann aus Laurence Sternes »Leben und Meinungen des Tristram Shandy, Gentleman«; am 13. November wurde Johann Wolfgang Goethes »Die Leiden des jungen Werther« behandelt, es las Sebastian Rudolph; und am 4. Dezember wurde Stendhals »Rot und 20 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur Schwarz« behandelt, der Sprecher war Bodo Primus. Die Eintrittskarten waren erneut innerhalb kurzer Zeit vergriffen. Sprechende Bilder – 2. Hamburger Graphic Novel Tage Vom 10. bis 13. Juni 2013 fanden im Literaturhaus Hamburg zum zweiten Mal die Graphic Novel Tage statt. Comic-Künstler aus Deutschland, Großbritannien, der Tschechischen Republik, Spanien, Frankreich und Österreich waren eingeladen, mit den Kuratoren Andreas Platthaus und Christian Gasser über dieses noch junge Literaturgenre zu diskutieren. Unter dem Titel »Building a Graphic Novel« bot der spanische Graphic Novel-Künstler Max außerdem einen Workshop an. Die Presse berichtete ausführlich und sehr positiv über die Veranstaltungen. Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg – Preis »HamburgLesen« 2013 wurde zum ersten Mal der neu initiierte Preis »HamburgLesen« der Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg vergeben, mit dem ein Buch ausgezeichnet wird, das sich in herausragender Weise mit dem Thema Hamburg befasst. Der Jury gehören an: Ulrich Greiner, Präsident der Freien Akademie der Künste; Prof. Dr. Lisa Kosok, Direktorin des Hamburg Museums; Dr. Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg; Annemarie Stoltenberg, NDR Kultur; Prof. Dr. Gabriele Beger, Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg; und Dr. Alexander Extra, Medienpool Extra GmbH. Aus über 300 Vorschlägen wählte die Jury die Publikation »Arno Schmidt in Hamburg« aus, herausgegeben von Joachim Kersten. Dr. Theo Sommer moderierte die Preisverleihung am 25. Oktober 2013 im Lichthof der Staatsbibliothek. Museumsförderung / Ausstellungen / Kunst Bucerius Kunst Forum siehe www.buceriuskunstforum.de Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen Bereits seit 1987 unterstützt die ZEIT-Stiftung regelmäßig die Arbeit der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen. Von den zur Verfügung stehenden Mitteln werden Kunstwerke für die Hamburger Kunsthalle und für das Museum für Kunst und Gewerbe angekauft. Seit Gründung der Stiftung für die Hamburger Kunstsammlungen 1956 konnten bereits über 450 Kunstwerke erworben werden. Ausstellung »Franz Marc, Henri Nannen und die Blauen Fohlen. Studioaus-stellung zum 100. Geburtstag von Henri Nannen« Am 25. Dezember 2013 wäre Henri Nannen einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass zeigte die von ihm gegründete Kunsthalle in Emden vom 3. Oktober 2013 bis 9. Januar 2014 die Ausstellung »Franz Marc, Henri Nannen und die Blauen Fohlen«. Es wurden über dreißig Gemälde von Franz Marc gezeigt, im Mittelpunkt der Schau stand sein berühmtes Gemälde »Die Blauen Fohlen«, das 1913, im Geburtsjahr Henri Nannens, entstand. Ausstellung »Die erwartete Katastrophe. Luftkrieg und Städtebau in Hamburg und Europa 1940 – 1945« In der Freien Akademie der Künste in Hamburg war vom 15. August bis 29. September 2013 die Ausstellung »Die erwartete Katastrophe. Luftkrieg und Städtebau in Hamburg und Europa 1940 – 1945« zu sehen. Anhand bislang unveröffentlich- 21 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur ter Dokumente zeigten die Kuratoren Dr. Jörn Düwel, Professor für Theorie und Geschichte der Architektur an der HafenCity Universität Hamburg; Dr.-Ing. Niels Gutschow, Honorarprofessor an der Universität Heidelberg; und Prof. Dr.-Ing. h.c. Architekt Volkwin Marg, Gründungspartner von gmp – Architekten von Gerkan, Marg und Partner, den Zusammenhang zwischen Zerstörung und Städtebau. Die Vernichtung der Stadt Hamburg durch den Großen Brand 1842 und im Zweiten Weltkrieg durch die sogenannte »Operation Gomorrha« stellten aus Sicht der Stadtplaner eine Chance für einen radikalen Wiederaufbau dar, bei dem moderne städtebauliche Gesichtspunkte berücksichtigt werden konnten. Die Ausstellung wurde in der Presse ausführlich besprochen. Liebe – Macht – Leidenschaft. Die Leipziger Barockoper Die vom 15. März bis 25. August 2013 in den Räumen des Bach-Museums Leipzig gezeigte Ausstellung stellte die gewohnte Sichtweise, nach der vorwiegend die Hamburger Oper am Gänsemarkt der Brennpunkt der deutschen Operngeschichte gewesen sei, durch neue Forschungsergebnisse in Frage. Während der Jahre 1693 bis 1720 wurde in Leipzig Barockoper auf höchstem künstlerischem Niveau gespielt. Die Ausstellung präsentierte die Forschungsergebnisse der wissenschaftlichen Mitarbeiter des Bach-Archivs zum Leipziger Opernleben, gab Einblicke in die Musik und das aufregende Leben an der Leipziger Oper sowie in die Geschichte der Barockoper in Deutschland. Ausstellung »›Wo man Bücher verbrennt … ‹ Verbrannte Bücher, verbannte und ermordete Autoren Hamburgs« Anlässlich des 80. Jahrestags der Bücherverbrennungen in Hamburg durch die Nationalsozialisten im Mai 1933 wurde vom 15. Mai bis 28. Juni 2013 in der Staatsund Universitätsbibliothek Hamburg die Ausstellung »›Wo man Bücher verbrennt…‹ Verbrannte Bücher, verbannte und ermordete Autoren Hamburgs« gezeigt. Damit wurde an die zu dieser Zeit verfolgten Künstler, Journalisten, Autoren und Verleger erinnert, u. a. an die Kinderbuchautorin Grete Berges, den Theaterkritiker Justin Steinfeld und den Autor und späteren Literaturagenten Heinz Liepmann. Kultur und Öffentlichkeit »Ein Tag mit … « Die Veranstaltungsreihe »Ein Tag mit …« ist nach den »Berliner Lektionen« die zweite Kooperation der Stiftung mit den Berliner Festspielen. Sie soll viermal im Jahr eine Person der Zeitgeschichte im Haus der Berliner Festspiele vorstellen: Bildende Künstler, Filmschaffende, Theatermacher, Schauspieler, Musiker, Architekten und Wissenschaftler. Im Mittelpunkt steht zwar – wie schon bei den Berliner Lektionen – die pointierte Rede eines Prominenten, darüber hinaus erhalten die Besucher aber durch zusätzliche Angebote die Gelegenheit, den Gedanken- bzw. Werkkosmos des Eingeladenen näher kennenzulernen. Am 13. Oktober 2013 fand die Auftaktveranstaltung der neuen Reihe statt. Zu Gast war die Dramaturgin und Schriftstellerin Sibylle Berg, bekannt auch als Kolumnistin von Spiegel online. Sie hatte sich eine Reihe prominenter Freunde zur Unterstützung eingeladen, u. a. die Schauspielerin Katja Riemann; die Autorin Helene Hegemann; die Schriftstellerin und Dramaturgin Thea Dorn; und den Schauspieler Matthias Brandt. Kulturdiskurs im Bucerius Kunst Forum 22 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Kunst und Kultur Das Jahresthema der diesjährigen Kulturdiskurse lautete »Tendenzen und Trends oder Wie tickt unsere Gesellschaft?«. Die erste Veranstaltung stand am 18. Februar 2013 unter dem Titel »Erkundungen im Reich der Mode«. Zu Gast waren die Modedesignerin Iris von Arnim; Dr. phil. Petra Leutner, Professorin für Modetheorie und Ästhetik an der Akademie Mode & Design Hamburg; Anne Petersen, Fashion Director BRIGITTE; und Josef Voelk, Gründer des Fashion Concept Store »The Corner«. Über das Thema »Schön ist die Jugend – auch im 21. Jahrhundert?« diskutierten am 16. April 2013 Rebekka S. Henrich, Sozialpädagogin, Coolness- und Antiaggressivitäts-Trainerin sowie Leiterin von »Zweikampfverhalten e. V.«, Hamburg; Katharina Weiß, Journalistin, Herausgeberin »Generation Geil – Jugend im Selbstportrait«, Berlin; und Dr. Thomas Rauschenbach, Professor für Sozialpädagogik an der Technischen Universität Dortmund, Leiter des Deutsches Jugendinstitut e. V., München. Am 18. Juni 2013 ging es um die Frage »Immer mehr? Konsum zwischen Luxus und Krise?« Gäste waren Dr. Dr. h.c. Ursula Hansen, Professorin emerita am Lehrstuhl für Markt und Konsum der Universität Hannover; Prof. Dr. Dr. Hinderk M. Emrich, Direktor an der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychologie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover; Prof. Dr. Meinhard Miegel, Vorsitzender des Vorstands des Denkwerks Zukunft – Stiftung kulturelle Erneuerung, Bonn; und Professor Detlef Rahe, Direktor des i/i/d Institut für Integriertes Design, Bremen. Der Abend des 9. September 2013 war den Perspektiven von »Bibliotheken im 21. Jahrhundert« gewidmet. Es sprachen Dr. Simone C. Ehmig, Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen, Mainz; Monika Ziller, Leiterin der Stadtbibliothek Heilbronn; Max Dudler, Architekt, Berlin/Zürich/Frankfurt am Main; und Karl Dietrich Wolff, Verleger, Stroemfeld Verlag, Frankfurt am Main. Über »Spielräume der Gesellschaft« diskutierten am 2. Dezember 2013 Dr. Dr. h.c. Oskar Negt, Professor emeritus am Institut für Soziologie der Leibniz Universität Hannover; Kristin Feireiss, Ausstellungskuratorin und Mitbegründerin des Architekturforum Aedes, Berlin; und Ulrich Khuon, Intendant des Deutschen Theaters, Berlin. Die Moderation übernahm jeweils Stephan Lohr von NDR Kultur. Die Zahl der Besucher lag zwischen 120 und 190 pro Abend. Am Folgesonntag war jeweils auf NDR Kultur der Mitschnitt des Abends zu hören. arabesques – Deutsch-Französische Kulturtage Zum zweiten Mal fanden vom 17. Januar bis 18. Februar 2013 die deutsch-französischen Kulturtage »arabesques« statt. Das Programm bestand aus einer Vielzahl von Konzerten, Theateraufführungen und Ausstellungen. In diesem Rahmen fand auch eine Diskussionsveranstaltung anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Elysée-Vertrages in Zusammenarbeit mit dem Studium generale der Bucerius Law School statt. Unter dem Titel »50 Jahre Elysée-Vertrag – Die Zukunft der deutsch-französischen Zusammenarbeit in Europa« sprachen Dr. Etienne François, Professor emeritus für Geschichte der FU Berlin und an der Universität Paris-I (Panthéon-Sorbonne); und Dr. Ulrike Guérot, Senior Policy Fellow und Repräsentantin für Deutschland im European Council on Foreign Relations (ECFR); es moderierte Dr. Jochen Bittner von der ZEIT. 23 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 BILDUNG UND ERZIEHUNG Frühkindliche Bildung Strategische Weiterentwicklung der Hamburger Eltern-Kind-Zentren Seit 2007 hat die Stadt Hamburg in sozialen Brennpunkten sogenannte Eltern-KindZentren aufgebaut, deren Unterstützungsangebote sich speziell an hochbelastete Familien mit Kindern im Alter bis zu drei Jahren richten. Die Zentren, die an reguläre Kindertagesstätten angegliedert sind und von unterschiedlichen Trägern betrieben werden, bieten Eltern und Kindern ein besonders niedrigschwelliges Betreuungs-, Bildungs- und Beratungsangebot, das auch ohne offiziellen Kita-Gutschein genutzt werden kann. Um die mittlerweile fast vierzig Eltern-Kind-Zentren auf dem Weg der weiteren Professionalisierung zu unterstützen, entwickelt die Stiftung – in Kooperation mit der Sozialbehörde, den Einrichtungsträgern sowie Wissenschaftlern der Universität Hamburg – verbindliche Qualitätsstandards für die Arbeit in den Einrichtungen. Am 27. September 2013 fand eine Fachtagung zum Thema »Qualitätsstandards und Qualitätsentwicklung« im Rahmen des Projekts »Weiterentwicklung der Eltern-Kind-Zentren in Hamburg durch kooperative Entwicklung von Qualitätsstandards« an der Universität Hamburg statt. Die beteiligten Projektleiter der Universität Hamburg und der Hochschule für Angewandte Wissenschaften stellten einem ausgewählten Fachpublikum ihre ersten Ergebnisse vor. Im Herbst 2014 sollen im Rahmen einer Abschlussveranstaltung an der Bucerius Law School die Handlungsempfehlungen für die Hamburger Eltern-Kind-Zentren öffentlich vorgestellt werden. Schule und Lehrer Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« in Hamburg Vom 26. bis 29. April 2013 fand der sechste Hamburger Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« an der Universität Hamburg und dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung statt. Bei der Auftaktveranstaltung begrüßten Ties Rabe, Präses der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg; Prof. Dr. Josef Keuffer, Direktor des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung; und Dr. Tatiana Matthiesen für die Stiftung die jungen Teilnehmer und rund einhundert Gäste. Seit 2008 bietet die Stiftung den viertägigen Kompaktkurs gemeinsam mit dem Hamburger Zentrum für Lehrerbildung und dem Landesinstitut an, um Schülerinnen und Schüler mit Einwanderungsgeschichte für den Lehrerberuf zu interessieren. Das am Landesinstitut ansässige Hamburger Netzwerk »Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte« wird zukünftig die Projektdurchführung in Hamburg übernehmen. Die Stiftung wird – auf ausdrücklichen Wunsch des Landesinstituts und der Hamburger Bildungsbehörde – auch weiterhin Partner bleiben und die Gesamtkoordination bis 2015 übernehmen. Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« – neue Standorte Am 8. Februar 2013 fand die Auftaktveranstaltung für den ersten Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« in Kiel statt. Bei der Eröffnung sprach Prof. Dr. 24 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung Waltraud Wende, Ministerin für Bildung und Wissenschaft des Landes SchleswigHolstein. Die rund zwanzig Schülerinnen und Schüler mit familiären Wurzeln in Aserbaidschan, Indien, Russland, in der Türkei und Ukraine hatten während des viertägigen Kompaktkurses Gelegenheit, sich über die Anforderungen des Lehramtsstudiums und Chancen des Lehrerberufs zu informieren. Die Kieler Studienorientierungstage werden in Kooperation mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft, der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, der Universität Flensburg, dem Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen und dem Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein angeboten. Vom 1. bis 4. März 2013 fand der vierte bayerische Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« statt. Michael Berndt, Mitglied des Vorstands, verantwortlich für Finanzen, Verwaltung, Personal, begrüßte gemeinsam mit dem Staatssekretär des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, Bernd Sibler, in den Räumen des bayerischen Kultusministeriums in München die jungen Teilnehmer und rund sechzig Gäste. Am 3. Mai 2013 eröffneten Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung und stellvertretende Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, und Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, den Schülercampus »Mehr Migranten werden Lehrer« im Dortmunder U – Zentrum für Kunst und Kreativität, der erstmals vom 3. bis zum 6. Mai in der Ruhrmetropole stattfand. Nach einem Poetry Slam mit dem deutsch-afghanischen Autor und Rapper Sulaiman Masomi startete eine Diskussionsrunde zum Thema »Neue Lehrer braucht das Land?« u. a. mit Prof. Dr. Wilfried Bos, Professor für Bildungs- und Schulentwicklungsforschung an der TU Dortmund. Bucerius LERN-WERK Lesen Das vierte und letzte Förderjahr für leseschwache Grundschüler ging im Juni 2013 mit rund achtzig teilnehmenden Schülern der dritten Klassen an sieben Hamburger Schulen erfolgreich zu Ende. Damit hat auch das letzte aktive Projekt des Bildungsprogramms Bucerius LERN-WERK seinen Abschluss gefunden. Die Stiftung förderte an sieben ausgewählten Hamburger Schulen in insgesamt neun Kleingruppen mit je maximal zehn Teilnehmern. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen deutliche Lerngewinne sowohl für die Schüler als auch für die Studierenden. Die Schulen äußern sich sehr positiv über das Projekt. Die wissenschaftliche Projektleitung seit 2001 lag bei Prof. Dr. Reiner Lehberger. WEICHENSTELLUNG Am 18. September 2013 fand die Auftaktveranstaltung des Projekts WEICHENSTELLUNG in Anwesenheit des Präses der Behörde für Schule und Berufsbildung der Freien und Hansestadt Hamburg, Ties Rabe, statt. Mit dem Schuljahr 2013/2014 startete das neue Bildungsprojekt der Stiftung, für das 32 Schüler der vierten Klassenstufe an sieben Projektschulen in Hamburg ausgewählt wurden. Das Programm, das die ZEIT-Stiftung in Hamburg in Kooperation mit der Dürr-Stiftung und der Harald A. und Ingeborg L. Hartog-Stiftung durchführt, zielt auf die Jahre in der schulischen Ausbildung, in denen sich entscheidet, welche Schulform ein Kind besucht. Es handelt sich dabei um eine besonders kritische Phase der Schullaufbahn, die von Experten als entscheidend für die Entstehung von Bildungsungerechtigkeit identifiziert wird. Leiter des Projektes ist der Hamburger Pädagoge Prof Dr. Reiner Lehberger. Die Stiftung will Schüler mit weniger günstigen Voraussetzungen, aber ausreichendem Potenzial für eine höhere Schulbildung stärken. In enger Verzah- 25 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung nung mit den wichtigsten Bildungsakteuren – Eltern, Schule sowie studentischen Mentoren (Lehramtsstudierenden) – sollen die Weichen für einen erfolgreichen Übergang der Viertklässler auf das Gymnasium oder die Stadtteilschule gestellt werden. Das Programm ermöglicht den Schülern über einen Zeitraum von drei Jahren, von der vierten bis zur sechsten Klasse, eine intensive Lernbegleitung und Teilnahme an kulturellen Bildungsangeboten. Die geförderten Schüler (Mentees) werden von Lehramtsstudierenden individuell betreut, motiviert und in ihren Stärken gefördert. Experten des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg und der Universität Hamburg bilden die Lehramtsstudierenden zu Lernbegleitern aus und beraten sie kontinuierlich durch Supervision. In der Grundschule nehmen die Mentoren zweimal pro Woche am Unterricht teil und fördern die ausgewählten Mentees in Abstimmung mit den Lehrkräften. In der weiterführenden Schule gewähren die Mentoren in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften vor allem fachliche Unterstützung. Das Konzept sieht vor, dass alle beteiligten Akteure aus dem Projekt Nutzen ziehen: die Schüler können ihre Potenziale besser entfalten, die Eltern erhalten Unterstützung bei der Förderung ihrer Kinder, die Schulen können stärker auf die unterschiedlichen Begabungen ihrer Schüler eingehen und die Lehramtsstudierenden sammeln schon während ihres Studiums pädagogische Praxiserfahrungen. Das Projekt zieht mittlerweile Kreise: Im Herbst 2014 startet das Schülerförderprogramm erstmals auch in Baden-Württemberg – in Kooperation mit der Karl-Schlecht-Stiftung. American Field Service (AFS) Interkulturelle Begegnungen e. V. Seit 2002 hat die Stiftung über das AFS Schüleraustauschprogramm insgesamt 73 Schüler erreicht. Davon verbrachten fünfzig Schüler aus Shanghai, Osaka und St. Petersburg ein Schuljahr in Hamburg, 23 Hamburgern wurde ein Aufenthalt in einer der Partnerstädte ermöglicht. In den Jahren 2008/2009 bis 2012/2013 konzentrierte sich die Förderung auf den Austausch zwischen Hamburg und St. Petersburg. Im Juni 2013 lief die Förderung für das AFS Schüleraustauschprogramm aus. Qualifizierungsmaßnahme Interkulturelle Koordination Im Schuljahr 2012/2013 wurde in Hamburg erstmals die bundesweit einmalige Qualifizierung zur »Interkulturellen Koordination« angeboten. Die Schulung soll Hamburger Lehrkräfte unterstützen, das Potenzial der interkulturellen Vielfalt an Schulen zu managen und zu fördern. Im Rahmen des Projekts fand am 19. Februar 2013 die zweite Interkulturelle Fachmesse des Hamburger Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung statt, auf der die Weiterbildungsmaßnahme vorgestellt wurde. Gemeinsam gegen Jugendgewalt Gemeinsam gegen Jugendgewalt: Modellprojekte Am 14. November 2011 und 19. März 2012 fanden in Hamburg und Stuttgart die Tagungen zum Thema »Gemeinsam gegen Jugendgewalt« statt, die die ZEIT-Stiftung in Zusammenarbeit mit der Robert Bosch Stiftung durchgeführt hat. Beide Stiftungen hielten es für sinnvoll, sich über die geplanten Veranstaltungen hinaus für die Erforschung und Bekämpfung von Jugendgewalt zu engagieren und ihre bisherigen Aktivitäten durch flankierende Förderprojekte zu erweitern. Eines dieser Folgeprojekte ist eine Qualifizierungsmaßnahme zur »Fachkraft Opferbegleitung 26 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung im schulischen Kontext«. Am 9. Februar 2013 fand die Auftaktveranstaltung am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, die erstmals in Hamburg durchgeführt wird, statt. Die Fortbildungsmaßnahme soll dazu beitragen, dass Kindern und Jugendlichen, die Opfer von schulischen Gewaltvorfällen werden, zukünftig angemessener geholfen werden kann. Die 24 teilnehmenden Lehrkräfte sollen Kompetenzen im Bereich der Gesprächsführung und im Umgang mit schulischen Opfern erlangen und für eine rechtzeitige Erkennung von Anzeichen und Signalen, die auf eine Traumatisierung hindeuten, sensibilisiert werden. Die Qualifizierungsmaßnahme wurde über insgesamt zwölf Module à vier Stunden umgesetzt. Die Referentinnen und Referenten der Fortbildungsmodule sind qualifizierte Fachkräfte aus unterschiedlichsten Bereichen der Opferbetreuung und begleitung und haben langjährige Berufserfahrungen im Bereich Opferhilfe (u. a. Ankerland e. V., Weisser Ring e. V.) Bibliotheksförderung Bibliothek des Jahres 2013 – Deutscher Bibliothekspreis Die Stiftung vergibt seit dem Jahr 2000 den Deutschen Bibliothekspreis zusammen mit dem Deutschen Bibliotheksverband e. V., das Preisgeld beträgt EUR 30.000,-. Die Wahl 2013 auf die Stadtbibliothek Stuttgart, die unter allen Bewerbern die Kriterien der Auswahl am besten erfüllte: Die Offenheit und Benutzerfreundlichkeit, die vorbildliche Pflege und Erschließung der Bestände, die innovative Herangehensweise in der Optimierung bibliothekarischer Arbeit, der offensive Einsatz neuer Technologien sowie das Engagement für das Themenfeld »Lebenslanges Lernen« überzeugten die Fachjury. An der Preisverleihung am 24. Oktober 2013 nahm Prof. Dres. h.c. Manfred Lahnstein, Vorsitzender des Kuratoriums der ZEIT-Stiftung, teil. Der Preis wurde in diesem Jahr zum 14. Mal vergeben, die diesjährige Preisverleihung war die letzte von der Stiftung geförderte Auszeichnung als Bibliothek des Jahres. Governance / Internationale Nachwuchsführungskräfte Bucerius Summer School on Global Governance Unter dem Titel »Global Governance: Rebalancing the International System« fand vom 18. bis 31. August 2013 die dreizehnte Bucerius Summer School on Global Governance in Hamburg, Berlin und Paderborn statt. Die Veranstaltung wurde zum zehnten Mal in Kooperation mit der Heinz Nixdorf Stiftung durchgeführt, Botschafter Prof. Dr. h.c. Wolfgang Ischinger nahm erneut an der Seite von Dr. Theo Sommer an der Auswahl der Teilnehmer und als Moderator am zweiwöchigen Programm teil. Zentrale Themen waren die aktuelle Lage in der arabischen Welt, besonders in Ägypten und Syrien, der Aufstieg Asiens, der BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika), die Eurokrise und die Zukunft der Europäischen Union, Cyber Security und der Klimawandel. Wie in den Vorjahren sorgte eine lebhafte Formatmischung von Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen für eine hohe Lern- und Diskussionskultur. Vom 28. bis 31. August 2013 kamen zusätzlich zu den sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmern zweihundert Alumni der Jahrgänge 2001 bis 2012 der Bucerius Summer School und der Jahrgänge 2011 und 2012 des Asian Forum on Global Governance zu einem Global Governance Alumni Summit (Reunion) in der Bucerius Law School zusammen. 27 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung Asian Forum on Global Governance Unter dem Titel »Resolving Gridlocks: Managing Conflicts on Sovereignty, Economy, Ecology, Technology and Demography« fand vom 10. bis 20. November 2013 das dritte Asian Forum on Global Governance in Neu-Delhi statt. Das Asian Forum on Global Governance veranstaltet die ZEIT-Stiftung gemeinsam mit der Observer Research Foundation, einem renommierten indischen Think Tank, sowie in Kooperation mit der BMW-Stiftung Herbert Quandt, Trumpf Lasertechnik, der Wadhawan Group und dem indischen Außenministerium. Der indische Politiker und ehemalige UN-Untergeneralsekretär Staatsminister Shashi Tharoor ist Schirmherr des Asian Forum on Global Governance, es moderierten Dr. Theo Sommer und der indische Politikwissenschaftler Prof. Dr. C. Raja Mohan. Die fünfzig jungen Führungskräfte aus 27 Ländern diskutierten neben klassischen Sicherheitsfragen wirtschaftliche, demographische und politische Entwicklungen im asiatisch-pazifischen Raum. Latin American Forum on Global Governance Das erste Latin American Forum on Global Governance fand vom 6. bis 15. April 2014 in Rio de Janeiro statt. Titel der gemeinsam mit der Fundação Getúlio Vargas veranstalteten Konferenz ist »Global Cooperation and Regional Realities«. Bei der Jury-Sitzung in Hamburg am 19. Dezember 2013 wurden 56 Teilnehmer aus 23 Län- dern ausgewählt, davon 29 Männer und 27 Frauen: Neun Teilnehmer kommen aus Deutschland, elf aus anderen europäischen Staaten, neun aus Brasilien und sechzehn aus anderen Staaten Lateinamerikas. Die anderen Teilnehmer kommen aus dem mittleren Osten, Afrika, Indien, Australien und den U.S.A. Gesprächskreise Gerd Bucerius-Gesprächskreis für junge Führungskräfte Am 26. Februar 2013 setzten sich die Abende unter dem 2012 begonnenen Rahmenthema »Der Arabische Frühling« fort. Eva Fuchs, Projektleiterin am Zentrum GenderWissen an der Universität Hamburg, referierte über das Thema »Frauen in der Arabischen Revolution: Gender und gesellschaftliche Umbrüche revisited«. Das Zentrum GenderWissen bietet ein fachübergreifendes Forum für Forschende, Lehrende und Studierende an Hamburger Hochschulen, die kontinuierlich zu Gender Studies und intersektionalen Perspektiven arbeiten. Dort hatte die Referentin im Sommer des vergangenen Jahres die Tagung »Arabischer Frühling? Alte und neue Geschlechterpolitiken in einer Region im Umbruch« geleitet. Nach ihrem Vortrag diskutierte sie angeregt mit den Teilnehmern des Gesprächskreises über die Chancen eines gesellschaftlichen Wandels durch die Veränderung der traditionellen Geschlechterrollen in den arabischen Staaten. Am 13. März 2013 sprach Felix Butzlaff vom Göttinger Institut für Demokratieforschung über »Demokratie und ihre Voraussetzungen im Wandel gesellschaftlicher Entwicklungen« und bot die Vorlage für eine lebendige Diskussion über die möglichen positiven und negativen Auswirkungen des Demokratisierungsprozesses in den arabischen Ländern. Aus aktuellem Anlass war das Treffen des Gerd Bucerius-Gesprächskreises am 27. August 2013 dem Thema Wahlkampf gewidmet. PD Dr. Ralf Tils, Politikwissenschaftler am Zentrum für Demokratieforschung der Leuphana Universität Lüneburg und Gesellschafter der Agentur für politische Strategie (APOS), hielt einen Vortrag zum Thema »Bundestagswahlkampf 2013. Strategien und Chancenpotenziale der Parteien«. Es folgte eine lebhafte Diskussion. Am 4. September 2013 führte Miriam 28 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung Häßler, wissenschaftliche Volontärin im Bucerius Kunst Forum, den Gesprächskreis durch die Ausstellung »Rodtschenko. Eine neue Zeit«. Ab September 2013 wurden die regulären Treffen des Gerd Bucerius-Gesprächskreises unter dem neuen Rahmenthema »Geopolitik. Weltordnung im 21. Jahrhundert?« fortgesetzt. Erster Referent war am 12. September 2013 Dr. Paul Reuber, Professor für Anthropogeographie am Institut für Geographie der Universität Münster. Nach einer grundsätzlichen Definition des Begriffs »Geopolitik« sprach er über das aktuelle Verständnis von Geopolitik und alte und neue Risikokonstellationen. Am 21. November 2013 waren Dr. Dr. Nele Noesselt, Research Fellow am GIGA German Institute of Global and Area Studies, und Dr. Saskia Hieber, Lehrbeauftragte am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaften der LMU München, als Referentinnen eingeladen. Gemeinsam sprachen sie mit dem Gesprächskreis über Ressourcen-Konflikte, strategische Interessen, neue Allianzen und die Außenpolitik Chinas. Es folgte eine angeregte Diskussion mit den Teilnehmern. Am 10. Dezember 2013 war Dr. Florian Hartleb, Koordinator für Politikanalysen und Parteienforschung bei der Konrad-AdenauerStiftung, zu Gast, der sich dem Thema Populismus widmete. Hintergrund war der Zusammenschluss der populistischen Rechtsparteien im Europäischen Parlament. Denken und Lenken Am 23./24. Februar 2013 traf sich im Haus Rissen zum dritten Mal der Gesprächskreis »Denken und Lenken«, den die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh und die Journalistin Marie von Mallinckrodt initiiert haben. Zu Gast waren u. a. Matthias Graf von Kielmansegg, Berater im Bundeskanzleramt; Dr. Robert Habeck, stell- vertretender Ministerpräsident und Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und Ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein; der Bundestags- abgeordnete Nils Annen, Mitglied im SPD-Parteivorstand; Dr. Urs Marti, Titularprofessor für Politikwissenschaft, Teilgebiet Politische Philosophie an der Universität Zürich; Johannes Vogel, damaliger Bundestagsabgeordneter der FDP; Dr. Bettina Munimus, Mitglied des Vorstands der Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen; und der Publizist Christoph Giesa. Die Teilnehmer diskutierten, inwieweit politische Beteiligungsideen – virtuelle Ortsverbände, Vorwahlen oder ähnliche Modelle – in den politischen Alltag Eingang gefunden haben. Was hat sich verändert? Wie ist der zaghafte Trend zu Mitgliederbefragungen und Urabstimmung in den Parteien zu bewerten? Welche anderen Partizipationsmodelle werden konkret angedacht oder erprobt? Bildung und Öffentlichkeit Das Fortschrittscamp .vernetzt# – So wollen wir leben! Das Leitthema der .vernetzt#-Reihe lautete 2013 »Gestern – Heute – Morgen: Was bedeutet Fortschritt für uns?« und nahm Bezug auf aktuelle gesellschaftspolitische Diskurse. Nach der Eröffnungsveranstaltung am 13. April 2013 »Fortschritt ≠ Wachstum« im Hamburger Beta-Haus hat das .vernetzt#-Projektteam das Sommerhalbjahr zur intensiven Vorbereitung des zweiten .vernetzt# – Zukunftscamps genutzt, das vom 25. bis 28. September 2013 unter dem Titel »Fortschritt – wohin?« auf Kampnagel stattfand. Ein Programm aus 23 Teilveranstaltungen mit Vorträgen, Diskussionen, Tanz und Theater, Workshops, Science-Slam, einem Filmprogramm und Ausstellungen lud vier Tage lang dazu ein, gemeinsam mit internationalen Experten, Künstlern und dem Publikum über die Perspektiven unserer vernetz- 29 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung ten Welt, aktuelle Ereignisse wie die »Snowden-Affäre« und insbesondere einen nachhaltigen Fortschrittsbegriff zu diskutieren. Im Zentrum stand die Frage, ob Fortschritt durch Wachstum und technische Innovationen weiterhin möglich und sinnvoll erscheint. Diese Lesart wurde unter anderem durch die Keynote »Wie viel ist genug?« des britischen Historikers Lord Robert Skidelsky in Frage gestellt. Ebenso kritisch äußerten sich die Schriftstellerin Juli Zeh und der Internetexperte Andy Müller-Maguhn, die unsere Freiheit durch das technische Überwachungspotenzial globaler Konzerne und Geheimdienste gefährdet sehen. Ideen für eine mögliche Postwachstumsära wurden von der Initiative Nexthamburg in der radikal nachhaltigen Stadtvision »ZERO CITY« vorgestellt, die auf vorangegangenen .vernetzt#-Workshops mit Künstlern, Wissenschaftlern und Bürgern exklusiv für das Zukunftscamp entstand. Insgesamt sprachen über vierzig zum Teil internationale Experten zu den unterschiedlichsten Aspekten von Fortschritt. Über die Begleitaktion »1000 und Deine Idee – Was bedeutet Fortschritt für Dich?« wurden in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt über 3.200 persönliche Antworten von Bürgern auf dem Camp vorgestellt. Das Zukunftscamp hatte über vier Tage hinweg insgesamt über 3.500 Besucher. Es fand in Kooperation mit Kampnagel statt und wurde von einem vielfältigen Kulturprogramm flankiert. Die Stiftung unterstützte Kampnagel zusätzlich bei zwei Gastspielen, die inhaltlich zum Thema des Zukunftscamps passten: »CRACKz« von Bruno Beltrão und »TURBULENCES – A PLAY ABOUT THE ECONOMY« von Keith Hennessy. Das Zukunftscamp stieß sowohl beim Publikum als auch in der Presse auf großes Interesse. ZERO-CITY – Eine Stadtvision für die Postwachstumsära Die Ausstellung ZERO-CITY zeigte vom 25. bis 28. September 2013 Modelle einer Stadtvision, die sich umfassend des Themas Nachhaltigkeit annimmt. Die Modelle, die von Bürgern, Forschern und Künstlern gemeinsam entwickelt wurden, sind vor allem Angebote: maximale Selbstversorgung, maximale Vielfalt, maximale Sparsamkeit soll diese Stadt anpassungsfähig für künftige Krisen (insbesondere die Endlichkeit natürlicher Ressourcen) machen. Das Projekt wurde von mehreren Workshops im Rahmen der Initiative .vernetzt# und von dem Hamburger Stadtentwicklungs-Think Tank Nexthamburg begleitet. An den Workshops nahmen jeweils über 25 Personen teil. Die Ausstellung und Präsentation auf Kampnagel besuchten über 1.000 Besucher des .vernetzt#-Zukunftscamps. Es ist geplant, die Modelle später noch einmal im Museum für Hamburgische Geschichte auszustellen. Marion Dönhoff-Preis für internationale Verständigung und Versöhnung Seit dem Jahr 2003 vergibt die ZEIT-Stiftung in Kooperation mit der Marion Dönhoff Stiftung und der Wochenzeitung DIE ZEIT im Gedächtnis an ihre langjährige Kuratorin den »Marion Dönhoff Preis für internationale Verständigung und Versöhnung«. Ziel des Preises ist, das geistige Erbe Marion Gräfin Dönhoffs in der breiten Öffentlichkeit wachzuhalten. Der Preis würdigt herausragende Verdienste und Initiativen zur Verständigung und Versöhnung zwischen den Völkern und bezieht auch Leistungen auf den Gebieten Bildungswesen, Kultur und Wissenschaft mit ein. Am 1. Dezember 2013 wurde der undotierte Hauptpreis an den Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim verliehen. Die Laudatio hielt die Geigerin Anne-Sophie Mutter. Den Förderpreis in Höhe von EUR 20.000,- erhielten Sr. Karoline Mayer und der Verein Cristo Vive Europa-Partner Lateinamerikas e.V. Die Laudatio hielt Bundesarbeitsminister a. D. Dr. Norbert Blüm. Über die Vergabe des Preises entscheidet eine unabhängige Jury auf der Grundlage von Vorschlägen der Leser der ZEIT. 30 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung Weltverbesserer gesucht – Ideenwettbewerb für Engagement in Deutschland Die Stiftung hat gemeinsam mit der ZEIT Verlagsgruppe den Ideenwettbewerb »Weltverbesserer gesucht« ausgeschrieben. Gesucht wurden die besten Ideen für Projekte, die Menschen helfen, den Zusammenhalt stärken oder die Lebensqualität erhöhen. Zur Jury gehören neben Giovanni di Lorenzo und Christina Rau der Filmregisseur Fatih Akin, der Soziologe Prof. Dr. Heinz Bude, der Musiker Jan Delay, die ehemalige Kieler Oberbürgermeisterin Dr. Susanne Gaschke und die langjährige Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt und Präsidentin des Deutschen Städtetags, Petra Roth. Bis zum Einsendeschluss am 1. Oktober 2013 hatten 425 Beiträge die Stiftung erreicht. Den ersten Preis in Höhe von EUR 25.000,- und eine Beratung von der Stiftung erhielt die Initiative »More than shelters«, die langlebige Unterkünfte für die humanitäre Hilfe in Krisenregionen entwickelt hat. Den zweiten Preis in Höhe von EUR 10.000,- erhielt das Projekt »Stadt macht satt«, das sich für einen nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln in der Stadt einsetzt; den dritten Preis in Höhe von EUR 5.000,- erhielt der Verein »Puls Engagement Camps«, der junge Menschen an soziales Engagement heranführt. Dialogreihe Bridging the Gap Die Gesprächsreihe »Bridging the Gap« wird vom Verein zur Förderung des IsraelMuseums e. V. und dem Thalia Theater Hamburg durchgeführt. Ziel ist es, einen Dialog über Grenzen und deutliche Gegensätze hinweg zu ermöglichen und zur Lösung kultureller, religiöser und politischer Konflikte beizutragen. Am 21. Januar 2013 fand die Auftaktveranstaltung zum Thema »Wo bleiben die Intellektuellen in der europäischen Krise?« statt. Zu Gast waren Daniel Cohn-Bendit, Mitglied des Europäischen Parlaments in Straßburg; Staatsminister a. D. Prof. Dr. Michael Naumann, Geschäftsführer der Barenboim-Said Akademie; Prof. Dr. Gesine Schwan, ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für deutsch-polnische Angelegenheiten und Präsidentin der Humboldt-Viadrina School of Governance; und Botschafter a. D. Janusz Reiter, Präsident des Center for International Relations in Warschau. Die Moderation übernahm der Intendant des Thalia Theaters Joachim Lux. Die zweite Veranstaltung der Reihe fand am 3. März 2013 unter dem Titel »Jüdische Identität in Europa – zwischen Anpassung und Selbstfindung« statt. Zu Gast waren der Rabbiner Shlomo Bistritzky, Jüdische Gemeinde Hamburg; die Philosophin und Publizistin Dr. Isolde Charim; Dr. Dr. Michel Friedman, Moderator und ehemaliger Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses; und die Schriftstellerin und Malerin Julya Rabinowich. Sonja Lahnstein-Kandel, Vorsitzende des Vereins zur Förderung des Israel-Museums e. V., moderierte. Am 7. April 2013 wurde unter dem Titel »Pulverfass Nahost – sind Frauen klüger?« die Rolle der Frauen bei den arabischen Revolutionen thematisiert. Zu Gast waren Gihan Abou Zeid, Menschenrechtsaktivistin aus Kairo; Dr. Hanan Ashrawi, ehemalige Sprecherin der palästinensischen Delegation im Nahost-Friedensprozess; Rafif Jouejati, Sprecherin des Lokalen Koordinierungskomitees der Oppositionsdemonstrationen in Syrien; Prof. Dr. Fania Oz-Salzberger, Universität Haifa; Claudia Roth, Parteivorsitzende »Bündnis 90/Die Grünen« und Alice Schwarzer, Herausgeberin der Frauenzeitschrift »Emma«. Die Matinee wurde erneut von Sonja Lahnstein-Kandel moderiert. Am 14. Mai 2013 folgte die Veranstaltung »Lieben wir das Deutsche? – über die deutsche Migrationshintergründigkeit«. Es diskutierten Hamburger Persönlichkeiten unterschiedlicher Herkunft, die das kulturelle, politische, wirtschaftliche und mediale Leben in Deutschland mitprägen: Ian Karan, Unternehmer, Mäzen und ehemaliger Senator für Wirtschaft und 31 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung Arbeit; Sonja Lahnstein-Kandel, Gründerin und Vorsitzende der Stiftung »step21 für Toleranz und Verantwortung«; Giovanni di Lorenzo, Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT und Moderator der Talkshow »3 nach 9«; John Neumeier, Ballettintendant der Hamburgischen Staatsoper und Ehrenbürger Hamburgs; Aydan Özoğuz, stellvertretende SPD-Vorsitzende, Mitglied des Deutschen Bundestages und Integrationsbeauftragte der SPD; Vural Öger, türkisch-deutscher Unternehmer und ehemaliges Mitglied des Europäischen Parlaments. Die Moderation übernahm wieder Joachim Lux. Die Reihe endete mit einer Matinee zum Thema »Das Reli- giöse und das Säkulare – Glaube gegen Vernunft« am 9. Juni 2013. Die Podiumsteilnehmer waren Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland und ehemaliger Bischof von Berlin-Brandenburg; Jens Jessen, Feuilletonredakteur der ZEIT; und Seyran Ateş, Rechtsanwältin und Autorin. Die Moderation übernahm Johannes B. Kerner, Journalist und Fernsehmoderator. 34. Deutscher Evangelischer Kirchentag Vom 1. bis 5. Mai 2013 fand der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag, diesmal in Hamburg, statt. Die Stiftung unterstützte die Hauptpodienreihe zum Thema »Religion – Vielfalt leben«. Die drei Veranstaltungen »Bereichern wir uns! Glauben im Angesicht der Anderen«, »Wie viel Glaube darf‘s denn sein? Spirituelles Leben und religiöse Erziehung« und »Einigkeit und Recht und Vielfalt. Welche Relevanz Glauben in der Gesellschaft hat« waren prominent besetzt: Es diskutierten u. a. Bischöfin Kirsten Fehrs; Dr. Lejla Demiri, Professorin für Islamische Glaubenslehre an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen; Dr. Carola Roloff, Tibetologin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Akademie der Weltreligionen der Universität Hamburg; Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland für das Reformationsjubiläum 2017; Aydan Özoğuz, stellvertretende SPD-Vorsitzende, Mitglied des Deutschen Bundestags und Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion. Veranstaltungsreihe »Heimliche Hauptfigur« Die Akademie für Publizistik in Hamburg veranstaltete 2013 drei Abendveranstaltungen unter dem Titel »Heimliche Hauptfigur«. Die Reihe stellt dem Publikum einen herausragenden Journalisten und sein zentrales Thema im Gespräch mit zwei Journalistenkollegen der Akademie vor. Zum Auftakt am 9. April 2013 sprach Stefan Willeke (DER SPIEGEL) über »Macht«, am 11. Juni 2013 folgte Michael Ohnewald (Stuttgarter Zeitung) über »Bruchstellen« und am 12. September 2013 Heike Faller (DIE ZEIT) über »Offene Geheimnisse«. Die Abende verliefen sehr eindringlich, der Gerd Bucerius Saal in der Akademie für Publizistik war jeweils mit 120 Personen voll besetzt. Wenn im Laufe des Abends herausragende Texte der im Fokus stehenden Autoren vorgelesen wurden, zeigten sich deren Qualität und die Wirkung journalistischen Könnens. Reihe »Aufbrüche. Vom Reiz des Unbekannten« In Kooperation mit NDR Info fand im November die dreiteilige Reihe »Aufbrüche. Vom Reiz des Unbekannten« statt. Die Auftaktveranstaltung am 6. November 2013 stand unter dem Titel »Anders leben. Von der persönlichen Entscheidung zum gesellschaftlichen Signal«. Zu Gast waren Andreas Altmann, Reporter und Schriftsteller (»Gebrauchsanweisung für die Welt«); Dr. Niko Paech, außerplanmäßiger Professor im Department für Wirtschafts- und Rechtswissenschaften an der Carl 32 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung von Ossietzky Universität Oldenburg; und Meike Winnemuth, Journalistin und Autorin (»Das große Los«). Am 13. November 2013 folgte der Abend »Anders zusammen leben. Vom Überwinden eingefahrener gesellschaftlicher Strukturen« mit Dr. phil. Heinz Bude, Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel; Thomas Effenberger, Gründer und Inhaber der Bio-Bäckereien Effenberger; und Marion Stock, Dipl.-Umweltwissenschaftlerin, Mediatorin und Mitarbeiterin im Arbeitsbereich »Bürgerschaftliches Engagement stärken« der Stiftung Mitarbeit. Am 20. November endete die Reihe mit der Podiumsdiskussion »Anders denken. Von neuen Ideen und der Schwierigkeit, andere davon zu überzeugen« mit Jo Lendle, Verleger und Autor (»Mein letzter Versuch, die Welt zu retten«); Tran Nguyen, Studentin der Medizin und Bundessiegerin beim »FameLab 2013«; und Dr. Gunter Dueck, Professor emeritus für Mathematik an der Universität Heidelberg und Autor wirtschaftsphilosophischer Bücher (»Das Neue und seine Feinde. Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen«). Jeweils am Folgetag strahlte NDR Info eine 45-minütige Zusammenfassung der Diskussionen aus. Presseförderung Gerd Bucerius-Förderpreis Freie Presse Osteuropas Seit 2000 vergibt die ZEIT-Stiftung die Gerd Bucerius-Förderpreise Freie Presse Osteuropas, seit 2004 gemeinsam mit der Stiftelsen Fritt Ord. Die Gerd Bucerius-Pressepreise des Jahres 2013 wurden am 20. Juni 2013 in Oslo vergeben, da die norwegische Partnerstiftung die Verleihung ausrichtete. Ausgezeichnet wurden: aus Russland die Journalistin Jelena Kostjuschenko und der Journalist Alexander Golts, beide Moskau, mit jeweils EUR 10.000,-; die Wochenzeitung Jakutsk Wetschernij aus Jakutsk mit EUR 20.000,-; aus der Ukraine der Journalist Sergej Leschtschenko, Kiew, mit EUR 10.000,-; aus Aserbaidschan die Journalistin Tahmina Tagizade, Baku, mit EUR 10.000,-; und der Photograph Mehman Huseinov, Baku, mit EUR 10.000,-. Der junge aserbaidschanische Fotojournalist Mehman Huseinov wurde an der Ausreise zur Preisverleihung gehindert, so dass seine Mutter die Auszeichnung entgegennahm. Marion Gräfin Dönhoff-Programm des IJP Internationale Journalisten Programme e. V. Das Marion Gräfin Dönhoff-Programm ermöglicht deutschen und osteuropäischen Journalisten, im jeweils anderen Land den Arbeitsalltag in Redaktionen zu erleben. Im Herbst begannen insgesamt elf Stipendiaten ihren zweimonatigen Aufenthalt in einer Gastredaktion: sechs Stipendiaten stammen aus osteuropäischen Ländern, fünf aus Deutschland. Die georgische Journalistin Edita Badasyan von »Kaukaszki Uzel«, Tiflis, arbeitete beim »Hamburger Abendblatt« und nutzte das Veranstaltungsangebot der ZEIT-Stiftung und des Bucerius Kunst Forums intensiv. Die Einführungswoche fand vom 6. bis 9. Oktober 2013 in Tiflis, Georgien, statt. M100 Sanssouci Colloquium und M100 Young European Journalists Der 9. internationale M100 Young European Journalists (früher: Jugend Medien Workshop) fand vom 1. bis 5. September 2013 zum Thema »New Media – New Europe? How the Media influence the Mood in Europe« statt. Zwanzig Nachwuchsjournalisten aus zwanzig Ländern kamen nach Potsdam und untersuchten während des Workshops, wie die Medien in welchen Ländern über Europa berichten, welche Positionen sie beziehen, ob sie wirklich die Stimmung im Großteil der Bevölkerung 33 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Bildung und Erziehung abbilden und wie unterschiedlich in verschiedenen Ländern über ein- und dasselbe Thema berichtet wird. Am 5. September 2013 nahmen die jungen Journalisten dann am M100 Sanssouci Colloquium zur Frage »Are the Media destroying Europe?« teil. Die Ergebnisse des Workshops wurden in die öffentliche Debatte mit sechs TopJournalisten aus sechs Ländern einbezogen. 34 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 STIFTUNGSWESEN Hamburger Stiftungstage Vom 16. bis 19. Oktober 2013 fanden die Hamburger Stiftungstage statt. Erstmals erstreckte sich das Angebot aus diversen, mehr als einhundert Veranstaltungen über mehrere Tage. Intensiv beworben und durch gezielte Presseaktivitäten begleitet, gelang es, das Engagement von Stiftungen in der Hansestadt öffentlich bewusst zu machen. Die ZEIT-Stiftung war an der Konzeption der Hamburger Stiftungstage als aktives Mitglied des Initiativkreises Hamburger Stiftungen beteiligt: Am 17. Oktober 2013 berichteten Michael Berndt, Mitglied des Vorstands, verantwortlich für Finanzen, Verwaltung, Personal, und Ulrich Müller, Leiter Kapitalanlagen & Finanzen der Joachim Herz Stiftung, unter dem Titel »Vermögensverwaltung in turbulenten Zeiten« aus der Praxis ihrer Vermögensanlage, es moderierte Prof. Dr. Wilhelm Ahrens, Geschäftsführer der Hanse StiftungsTreuhand. Ebenfalls am 17. Oktober 2013 gaben Frauke Hamann und Dr. Regine Klose-Wolf, Leiterin des Bereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Hamburger Institut für Sozialforschung, unter dem Titel »Stiftungskommunikation auch digital?!« Einblick in ihre Arbeit. Am 19. Oktober 2013 fand zudem der Tag der offenen Tür im Bucerius Kunst Forum zur Ausstellung »Dionysos. Rausch und Ekstase« statt. Unter dem Motto »Von Bacchus bis Bucerius« wurde ein vielfältiges Programm mit Führungen, Weinverkostungen, MitmachAktionen für Kinder und Podiumsdiskussionen angeboten: So führten Prof. Dr. Michael Göring, Vorsitzender des Vorstands der ZEIT-Stiftung; Dr. Andreas Hoffmann, Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums; und die Journalistin Melanie von Bismarck ein Gespräch unter dem Titel »High Noon oder: Warum gründete die ZEIT-Stiftung das Bucerius Kunst Forum?« und Dr. Ortrud Westheider diskutierte mit Eske Nannen, Geschäftsführerin der Kunsthalle in Emden, und Prof. Dr. Christiane Lange, Direktorin der Staatsgalerie Stuttgart, über das Modell »Kooperation statt Konkurrenz«. European Foundation Centre – Konferenz Grantmakers East Forum Das Grantmakers East Forum des European Foundation Centre tagte vom 16. bis 19. Oktober 2013 in Belgrad, Serbien. Das Thema der Tagung war »Transparency«. Zu der Konferenz kamen rund einhundert Vertreter von Stiftungen aus ganz Europa. Die Konferenz eröffnete Dragica Nikolić, die Ehefrau des serbischen Präsidenten Tomislav Nikolić und Gründerin und Vorsitzende der Dragica Nikolić Foundation. Neben der Vernetzung der europäischen Stiftungen gehören die politische Lage in der Balkan-Region, die Europäische Union und die Auswirkungen der Eurokrise auf die Zivilgesellschaft zu den Themen der Konferenz. Ferner fanden Podiumsdiskussionen und Workshops zu Fragen von Transparenz, Evaluation, Öffentlichkeitsarbeit, Ökonomischer Ungleichheit in Osteuropa und Medien- und Pressefreiheit statt. Ziel der von der Stiftung unterstützten Initiative ist es, in den osteuropäischen Staaten ein Stiftungswesen mit zu entwickeln, das unseren Standards von Transparenz, Offenheit, Rechnungslegung und Vertrauensbildung entspricht. Podiumsdiskussion in Marseille im Rahmen der Hamburger Woche Am 15. März 2013 beteiligte sich Prof. Dr. Michael Göring, Vorsitzender des Vor- 35 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 stiftungswesen stands der ZEIT-Stiftung, in Marseille an der von der Stiftung und dem GoetheInstitut Marseille organisierten Podiumsdiskussion »Stiftungen und Mäzene und ihr Beitrag zum kulturellen Leben einer Stadt – Deutschland und Frankreich im Vergleich« – »Quel engagement pour la culture en France et en Allemagne?« Der Anlass war, dass Marseille, die französische Partnerstadt Hamburgs, im Jahr 2013 eine der Kulturhauptstädte Europas war. Die Diskussion fand im Rahmen der »Hamburger Woche« vom 15. bis 22. März 2013 statt. Zu den Gästen gehörte auch der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Olaf Scholz. 36 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 ALUMNI-NETZWERK Das Frühjahr stand im Zeichen der 3. Bucerius International Alumni Reunion, die 2013 vom 31. Mai bis 1. Juni 2013 in Paris stattfand. Rund 120 Alumni der Stiftung sowie aus den internationalen Programmen der Bucerius Law School kamen zum Thema »Post Arab Spring: Redefining the Arab World« zusammen. Sie diskutierten am 31. Mai 2013 mit Vertretern renommierter europäischer Think Tanks über die Folgen des Arabischen Frühlings. Referenten waren: Prof. Jean-Louis Guigou, General Delegate, und Radhi Meddeb, President (beide vom IPEMED – Institut de Prospective Economique du Monde Méditerranéen, Paris) sowie Barah Mikaïl (FRIDE – Fundación para las Relaciones Internacionales y el Dialogo Exterior, Madrid). Das Rahmenprogramm beinhaltete u. a. eine Führung durch die Banlieue Villiers-le-Bel, das durch die gewalttätigen Proteste junger Migranten im Jahr 2008 bekannt wurde. Im Sommer kamen die aktuellen und ehemaligen Mitglieder des Gerd BuceriusGesprächskreises zum gemeinsamen Sommerfest zusammen. Die Teilnehmer dis- kutierten mit PD Dr. Ralf Tils, Politikwissenschaftler am Zentrum für Demokratieforschung der Leuphana Universität Lüneburg und Gesellschafter der Agentur für politische Strategie (APOS) über das Thema »Bundestagswahlkampf 2013. Strategien und Chancenpotentiale der Parteien«. Am 1. und 2. November 2013 fand das 10. allgemeine (nationale) Alumni-Treffen der Stiftung statt. Das Thema lautete »Die zukunftsfähige Stadt«. Den Auftakt bildete eine Führung durch die HafenCity. Anschließend diskutierten die Teilnehmer mit Claas Gefroi, Sprecher der Hamburgischen Architektenkammer, über die Entwicklung dieses neuen Stadtviertels. Am zweiten Tag fand eine Besichtigung der Internationalen Bauausstellung in Wilhelmsburg statt. In sich anschließenden Workshops von und mit Julian Petrin, Stadtplaner und Leiter des Think Tanks Nexthamburg, zum Thema »Die zukunftsfähige Stadt« wurden die aktuellsten Trends, aber auch Probleme bei der Entwicklung von Ballungsräumen diskutiert. Am 10. Dezember 2013 waren ehemalige und aktuelle Mitglieder des Gerd Bucerius-Gesprächskreises zu dem Vortrag von Dr. Florian Hartleb, Koordinator für Politikanalysen und Parteienforschung bei der Konrad-Adenauer-Stiftung, über das Thema »Populismus« eingeladen. Regelmäßige gemeinsame Besuche der Ausstellungen des Bucerius Kunst Forums sowie die Möglichkeit zur Teilnahme an den verschiedenen anderen Veranstaltungen der Stiftung runden das Programm für die Alumni ab. 37 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013 Impressum ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Feldbrunnenstraße 56 20148 Hamburg Telefon: +49 40 41 33 66 Telefax: +49 40 41 33 67 00 E-Mail: [email protected] Internet: www.zeit-stiftung.de www.facebook.com/zeitstiftung 38 ZEIT-Stiftung Tätigkeitsbericht 2013