NeWsletteR

Transcription

NeWsletteR
Newsletter
1/2010
Liebe Katzenfreunde,
zum neuen Jahr möchten wir unsere Reihe der Genetik-Newsletter mit dem großen Thema Blutgruppe bei der Katze fortsetzen. Wir berichten über das Blutgruppensystem der Katze
sowie die Bestimmung der serologischen und genetischen
Blut­gruppe. Außerdem informieren wir Sie über die Progressive Retinaatrophie bei der Katze und die Möglichkeit zum genetischen Nachweis. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Blutgruppensystem der Katze
Dr. Elisabeth Müller
Warum Blutgruppenbestimmung?
Blutgruppenbestimmung
rdAc-PRA Mutation
Blutgruppensystem der Katze
Das wichtigste Blutgruppensystem bei der Katze ist das AB-System mit den drei Blutgruppen A, B und AB. Die Blutgruppenmerkmale werden durch verschiedene Neuraminsäuren in den Glykolipiden auf der Erythrozytenmembran bestimmt. Dabei steht NGlycolyl-Neuraminsäure für das A-, und N-Acetyl-Neuraminsäure für das B-Antigen.
AB-Katzen tragen beide Neuraminsäuren auf der Erythrozytenmembran.
Die meisten Katzen haben die Blutgruppe A, bei einigen Rassen tragen jedoch bis zu 60 % der Katzen die Blutgruppe B. Die Blutgruppe AB ist sehr selten (0.7% in Deutschland). Seit einiger Zeit ist ein weiteres Erythrozyten-Antigen, das sogenannte Mik-Antigen, bekannt. Bei Europäisch Kurzhaar bzw. Amerikanisch Kurz- und Langhaar-Katzen dominiert die Blutgruppe A. Der Prozentsatz der Tiere mit dieser Blutgruppe schwankt je nach Land zwischen 75 % und 100 %.
Die Häufigkeit der Blutgruppe B bei Rassekatzen ist sehr unterschiedlich: Bei Katzen der Rassen Siam, Burma, Russisch Blau oder
Tonkanese wurde bislang keine Blutgruppe B gefunden, 1-10 % der Maine Coon und der Norwegischen Waldkatzen, 11-20 %
der Abessinierkatzen, Somalikatzen, Birma, Perser, Scottish Folds und 20-45 % der Exotischen Kurzhaarkatze, Britisch Kurzhaar,
Cornish Rex sowie der Devon Rex waren Typ-B-Katzen. Bei Katzen der Rasse Türkisch Van wurden sogar 60 % mit Typ B festgestellt (Weingart und Kohn, Kleintierpraxis 54, Heft 9, S. 502-516).
Katzen haben natürliche Antikörper (Alloantikörper) gegen die jeweils andere Blutgruppe. Katzen mit der Blutgruppe A haben
meist nur eine sehr geringe Konzentration an Anti-B-Antikörper im Blut. Katzen mit der Blutgruppe B dagegen bilden in hohem
Maße Anti-A-Antikörper. Katzen mit der Blutgruppe AB bilden weder Anti-A-Antikörper noch Anti-B-Antikörper. Katzenwelpen der
Blutgruppen A und B bilden in den ersten Lebenswochen keine Antikörper gegen die jeweils andere Blutgruppe. Erst nach ca. 12
Wochen sind Antikörper wie beim erwachsenen Tier zu finden.
Warum ist die Bestimmung der Blutgruppe bei der Katze von Interesse?
Blutübertragung: Diese oben beschriebenen Alloantikörper sind für das Auftreten von Transfusionsreaktionen verantwortlich. Katzen mit der Blutgruppe A dürfen daher nur A-Blut, Katzen mit der Blutgruppe B
nur B-Blut und Katzen mit der Blutgruppe AB nur A-Blut oder AB-Blut erhalten. Bei einer Transfusion von
Blut der falschen Blutgruppe kann es zu einer Blutgruppenunverträglichkeit kommen, die tödlich enden
kann. Erste Symptome hierfür sind Atemnot, Erbrechen und Ruhelosigkeit.
Zucht: Eine weitere, gerade für Züchter wichtige Unverträglichkeitsreaktion ist auch bei der neonatalen Isoerythrolyse festzustellen. Sie entsteht, wenn man eine Blutgruppe-B-Mutterkatze mit einem Blutgruppe-AKater verpaart. Die Welpen der Blutgruppe A nehmen die Anti-A-Antikörper der Mutter durch die Muttermilch
auf und durch die resultierende neonatale Isoerythrolyse kann es zum Tod des Welpen kommen.
www.
D-97688 Bad Kissingen · Steubenstraße 4
Tel. +49 971 72020 · Fax +49 971 68546
[email protected]
.com
CH-4058 Basel · Riehenring 173
Tel. +41 61 3196060 · Fax +41 61 3196065
[email protected]
A-4040 Linz · Rosenstraße 1
Tel. +43 732 717242 · Fax +43 732
717322
[email protected]
Newsletter
1/2010
Genetische Bestimmung der Blutgruppe
Die Vererbung der Blutgruppe erfolgt in einem einfachen autosomal dominanten Erbgang.
Dabei ist das Allel A dominant gegenüber dem rezessiven Allel b. Da jedes Tier immer zwei
Allele trägt, kann sich aufgrund der Dominanz von A hinter dem serologischen Ergebnis
„Blutgruppe A“ genetisch verbergen, dass das Tier sowohl ein Allel A als auch ein Allel b
Blutgruppensystem der Katze
trägt. Bei Tieren mit der Blutgruppe AB wird vermutlich die Dominanz von A durch einen
Warum Blutgruppenbestimmung? bislang unbekannten Faktor unterdrückt.
Blutgruppenbestimmung
rdAc-PRA Mutation
Die genetische Bestimmung der Blutgruppe bei der Katze erlaubt im Vorfeld von Verpaarungen die genetische Differenzierung der serologisch bestimmten Blutgruppe. So ist
es möglich das rezessive Allel b, welches mit dem Blutgruppentyp B assoziiert ist, zu
identifizieren. Katzen mit zwei Kopien des Allels b bilden die Blutgruppe B aus. Hinter der
Blutgruppe A kann sich genetisch nicht nur ein reinerbiges AA sondern auch ein mischerbi­
ges Ab Trägertier verbergen. Eigene Untersuchungen zeigten, dass bei rund 65% der
Katzen der Rasse Britisch Kurzhaar mit Blutgruppe A, bei 60% der Britisch Langhaar mit
Blut­gruppe A, bei 45% der Heiligen Birma und 40% der Somali mit Blutgruppe A das
rezessive b-Allel vorhanden ist. Diese Tiere können bei Verpaarung mit B-Tieren reine bNachkommen (besitzen die Blutgruppe B) haben, bei Verpaarung von 2 A-Tieren, die beide genetisch Ab-Tiere sind, sind ebenfalls reine b-Nachkommen (besitzen die Blutgruppe
B) möglich.
Zur Abklärung der genetischen Grundlage bei A- sowie bei AB-Katzen ist daher die genetische Untersuchung empfohlen. Ausnahmen wie Ragdoll, Türkisch Angora und einige
weitere Rassen können genetisch nicht näher differenziert werden.
rdAc-PRA Mutation in weiteren Rassen gefunden
Die Progressive Retina Atrophie der Katze (rdAc-PRA) ist eine Erkrankung der Netzhaut des Auges (Retina), die durch kontinuierliches Fortschreiten letztendlich zur Erblindung führt. Dabei werden die Photorezeptoren des Auges im Laufe der Zeit zerstört.
Zuerst verlieren die Stäbchenzellen ihre normale Funktion, im weiteren Verlauf sind auch die Zapfenzellen der Netzhaut betroffen.
Betroffene Katzen haben zum Zeitpunkt der Geburt ein normales Sehvermögen. Die klinischen Symptome treten in der Regel im
Alter von 1,5 bis 2 Jahren auf. Im Endstadium der Krankheit, meist im Alter von 3-5 Jahren, sind die Photorezeptoren dann völlig
zerstört und die Katze erblindet vollständig.
Die für die rdAC-PRA verantwortliche Mutation im CEP290-Gen wurde bereits 2007 von der Arbeitsgruppe von Kristina Narfström
(University of Missouri-Columbia, Columbia) bei den Rassen Abessinier und Somali identifiziert. Inzwischen wurde diese Mutation
in einem Großteil weiterer Rassen gefunden. Vor allem Siam und Siam-verwandte Katzen waren mit hoher Frequenz betroffen.
Der Gentest für den Nachweis dieser Mutation steht bei Laboklin zur Verfügung. Wir führen den Test in Lizenz von Kristina Narfström durch. Es können damit freie, mischerbige und genetisch betroffene Tiere identifiziert werden.
Die rdAC-PRA wird autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass eine Katze nur an dieser Form der PRA erkranken kann, wenn
sie je ein betroffenes Gen von Vater und Mutter erhalten hat. Es müssen also sowohl Vater- als auch Muttertier das mutierte Gen
tragen. Träger, d.h. Tiere mit nur einem betroffenen Gen, können zwar selbst nicht erkranken, geben aber die Erbanlage mit einer
Wahrscheinlichkeit von 50% an ihre Nachkommen weiter. Bei der Verpaarung von zwei Trägern besteht die Gefahr, daß die Nachkommen von der Erkrankung betroffen sind.
www.
D-97688 Bad Kissingen · Steubenstraße 4
Tel. +49 971 72020 · Fax +49 971 68546
[email protected]
.com
CH-4058 Basel · Riehenring 173
Tel. +41 61 3196060 · Fax +41 61 3196065
[email protected]
A-4040 Linz · Rosenstraße 1
Tel. +43 732 717242 · Fax +43 732 717322
[email protected]