Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015
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Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015
Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2016 ANALYSE * *Anteil Erneuerbarer Energien am Stromverbrauch 2015 Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 IMPRESSUM ANALYSE Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2016 DURCHFÜHRUNG DER ANALYSE Agora Energiewende Rosenstraße 2 | 10178 Berlin Patrick Graichen Mara Marthe Kleiner Christoph Podewils Kontakt: [email protected] Satz: UKEX GRAPHIC, Ettlingen Titelbild: Eigene Illustration Bitte zitieren als: 088/01-A-2016/DE Agora Energiewende (2016): Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015. Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2016. Veröffentlichung: Januar 2016 www.agora-energiewende.de Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Deutschland hat im Jahr 2015 einen wichtigen Schritt in der Energiewende getan: Knapp ein Drittel des verbrauchten Stroms haben wir aus Erneuerbaren Energien gewonnen. Die Erneuerbaren, allen voran Wind- und Sonnenenergie, sind damit unangefochten die Nummer 1 im Strommix und bilden die neuen Leittechnologien des Stromsystems. Neben diesem Stand der Dinge in der deutschen Energiewende planen wir, in der ersten Jahreshälfte 2016 auch einen europäischen Jahresrückblick zu veröffentlichen, denn nicht nur in Deutschland basiert die Stromversorgung zunehmend auf Erneuerbaren Energien, sondern auch in der Europäischen Union. Mit dieser Analyse wollen wir Ihnen, wie schon 2015, einen Blick auf das vergangene Jahr in der Energiewirtschaft ermöglichen, und durch Zeitreihen einordnen, wo die Energiewende im Stromsektor im Zeitablauf steht. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre! Ihr Dr. Patrick Graichen Direktor Agora Energiewende Die wesentlichen Entwicklungen 2015 auf einen Blick 1 Erneuerbare Energien sind auf Rekordkurs. Im Jahr 2015 hat die Stromproduktion aus Windenergie um 50 Prozent zugelegt, Erneuerbare Energien erzeugten 2015 mehr Strom als jemals ein anderer Energieträger in Deutschland. Sie decken inzwischen fast ein Drittel (32,5 Prozent) des inländischen Stromverbrauchs und dominieren das Stromsystem. 2 Der Kohlestromexport erreicht ein Allzeithoch. Trotz der stark gestiegenen Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien blieb die Stromproduktion aus Stein- und Braunkohle weitgehend konstant. Sie ging aber zunehmend in den Export, dieser erreichte mit physikalischen Stromflüssen von per Saldo 50 Terawattstunden ein Allzeithoch. Gemessen an den Handelsflüssen werden saldiert sogar mehr als 60 Terawattstunden netto exportiert, das sind 50 Prozent mehr als im Vorjahr oder etwa zehn Prozent der Stromproduktion. 3 Die Dekarbonisierung des Energiesystems stagniert. Die CO₂-Emissionen des deutschen Kraftwerksparks lagen 2015 aufgrund der konstanten Kohleverstromung in etwa auf Vorjahresniveau, die gesamten energiebedingten Treibhausgasemissionen stiegen witterungsbedingt leicht an. Ohne eine konsistente Dekarbonisierungsstrategie für Strom, Wärme und Verkehr wird Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen können. 4 Die Börsenstrompreise sind weiter in freiem Fall. Deutschland hatte 2015 mit 31,60 Euro pro Megawattstunde nach Skandinavien die zweitniedrigsten Börsenstrompreise in Europa, am Terminmarkt wird Strom für die nächsten Jahre schon für unter 30 Euro gehandelt. Die Haushaltsstrompreise dürften 2016 wegen gestiegener Abgaben und Umlagen dennoch leicht steigen und das Niveau von 2014 wieder erreichen. 1 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 2 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Das Stromjahr 2015 in zehn Punkten 1.Erneuerbare Energien: 2015 war ein Jahr der Superlative. So hat die Windenergie einen Rekordzuwachs von 50 Prozent erlebt, die Erneuerbaren Energien wurden mit 30 Prozent Anteil an der Stromerzeugung die mit Abstand dominierende Energiequelle. Sie decken inzwischen 32,5 Prozent des Stromverbrauchs. 6.Strompreise: Die Strompreise an der Börse sind 2015 weiter gefallen. Sie lagen am Spotmarkt bei durchschnittlich 31,60 Euro pro Megawattstunde. Am Terminmarkt sanken die Preise noch weiter: In der zweiten Jahreshälfte 2015 kostete Strom für die Jahre 2016 bis 2019 weniger als 30 Euro/Megawattstunde. 2.Stromverbrauch: Der Stromverbrauch ist 2015 witterungsbedingt leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen, während die Wirtschaft um etwa 1,7 Prozent wuchs. Die Entkopplung von Stromverbrauch und Wachstum erfolgt jedoch nicht schnell genug: Während gemäß Energiekonzept der Bundesregierung bis 2020 der Stromverbrauch um 10 Prozent gegenüber 2008 sinken soll, lag der Rückgang 2015 nur bei minus 3,4 Prozent. 7.Flexibilität: 2015 zeichnet ein gemischtes Bild bei der Flexibilität des Stromsystems. Während die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen sich auf 126 beinahe verdoppelte (2014: 64 Stunden), sank zugleich der durchschnittliche negative Strompreis 2015 auf 9 Euro pro Megawattstunde (2014: minus 15,55 Euro). 3.Konventionelle Energien: Kern- und Gaskraftwerke produzierten etwas weniger Strom als im Vorjahr, die Verstromung von Braun- und Steinkohle blieb hingegen annähernd konstant. Da die Erneuerbaren Energien immer stärker den inländischen Strombedarf decken, drängt deutscher Kohlestrom zusehends in den Export. 8.Rekordtage: Der Tag mit dem zeitweise höchsten Anteil Erneuerbarer Energien war der 23. August, an dem von 13 bis 14 Uhr 83,2 Prozent des Stromverbrauchs mit Erneuerbaren Energien gedeckt wurde. Die Bewährungsprobe hatte das Stromsystem während der partiellen Sonnenfinsternis am 20. März 2015: Hierbei kam das Stromsystem mit sehr starken Schwankungen der bundesweiten Solarstromproduktion hervorragend zurecht. 4.Klimaschutz: Die CO₂-Bilanz des Stromsektors hat sich aufgrund der nach wie vor hohen Kohleverstromung gegenüber dem Vorjahr kaum verändert. Die GesamtTreibhausgasemissionen Deutschlands sind sogar leicht gestiegen und liegen 2015 bei -26 Prozent gegenüber 1990. Die Erreichung des 2020er-Klimaziels Deutschlands wird daher immer schwerer. 9.Stimmung: Die Bevölkerung unterstützt die Energiewende weiterhin mit großer Mehrheit, 90 Prozent der Menschen halten die Energiewende für „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Als tragende Energieträger werden Sonnenenergie (85 Prozent) und Windkraft (77 Prozent) gewünscht, Kernenergie und Kohle favorisieren demgegenüber nur acht beziehungsweise fünf Prozent. 5.Stromexport: Die Stromexporte haben 2015 erneut deutlich zugelegt. Die physikalischen Stromflüsse erreichten mit per Saldo 50 Terawattstunden ein Allzeithoch. Dieses entspricht per Saldo rund acht Prozent der Stromproduktion. Gemessen an den Handelsflüssen wurden saldiert 61 Terawattstunden exportiert, 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem die Niederlande, Österreich und Frankreich beziehen Strom aus Deutschland. Der Grund: Deutschland hat nach Skandinavien die zweitniedrigsten Börsenstrompreise Europas. 10.Ausblick auf 2016: Im Bereich der Erzeugung wird der Anteil der Kernenergie leicht zurückgehen, die Erneuerbaren Energien werden voraussichtlich aufgrund des Zubaus von Windkraftanlagen weiter zulegen. Bei den Strompreisen ist trotz der gesunkenen Börsenpreise aufgrund gestiegener Abgaben und Umlagen eine leichte Erhöhung auf das Niveau von 2014 zu erwarten. 3 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 10 points on the 2015 power market 1. Renewable energy: 2015 was a year of superlatives. Wind energy saw record growth of 50 percent, renewables were by far the dominant energy source with a 30 percent share of production. They now cover 32.5 percent of power consumption. 6. Power prices: Market power prices fell again in 2015. They were around 31.60 euros per megawatt-hour. On the futures market, prices decreased even further: In the second half of 2015, power for the years 2016 and 2017 traded at less than 30 euros per megawatt-hour. 2. Power usage: Electricity usage rose slightly in 2015 due to weather conditions compared to 2014, while the economy grew by 1.7 percent. However, the decoupling of power usage and growth is not happening fast enough: While the federal government’s energy concept envisions a decline in power usage of 10 percent by 2020 over 2008, usage was only down 3.4 percent in 2015. 7. Flexibility: There was a mixed picture of the flexibility of the power system in 2015. While the number of hours with negative power prices nearly doubled to around 126 (2014: 64 hours), the average negative power price sank to around nine euros per megawatt-hour (2014: minus 15.55 euros). 3. Conventional energy: Nuclear and gas power plants produced somewhat less power than in the previous year, electricity from lignite and hard coal remained nearly constant. Because renewables are covering ever more of the domestic power needs, German coal power is being increasingly exported. 4.Climate protection: The CO₂ balance of the power sector hardly changed compared to the previous year. Total greenhouse gas emissions in Germany even rose slightly and were 26 percent below those of 1990 in 2015. It is thus becoming more and more difficult for Germany to reach its 2020 climate targets. 5. Power exports: Power exports rose considerably in 2015. Physical power flows reached an all-time high at 50 terawatt-hours on balance. This was on balance around eight percent of all power production. Measured by trade flows, net exports amounted to around 61 tera watt-hours, 50 percent more than in the previous year. The Netherlands, Austria and France are the main power importers from Germany. The reason: Germany has the second-lowest market power price in Europe after Scandinavia. 4 8. Record days: On 23 August, the share of renewables reached its highest level: Between 1pm and 2pm, 83.2 percent of all power demand were covered by renewables. The litmus test for the power system came on 20 March, during the partial eclipse of the sun: The power system dealt extremely well with the sharp fluctuations in nationwide solar power production. 9. Popular sentiment: A large majority of the population supports the energy transition: 90 percent of all citizens consider the Energiewende as “important” or “very important”. Solar (85 percent) and wind (77 percent) power are the most popular choices to be the main pillar of the energy system, while only 5 percent of the population favour nuclear and coal power. 10.Outlook 2016: In production, the share of nuclear energy will decline slightly, while renewables will continue to expand, due to the continued build-up in wind power plants. Despite the decline in market power prices, household power prices are likely to rise slightly due to higher levies and fees, nearing the 2014 level. Inhalt Das Stromjahr 2015 in zehn Punkten 3 10 points on the 2015 power market 4 Der Stromsektor 2015 auf einen Blick 6 1Stromerzeugung 9 2Stromverbrauch 11 3 Entwicklung der Erneuerbaren Energien 13 4 Entwicklung der konventionellen Energieträger 17 5 Stromhandel und europäischer Preisvergleich 21 6 Preisentwicklung in Deutschland 25 7 Spotmarkt, negative Strompreise und Flexibilität 29 8Treibhausgasemissionen 31 9 Stimmung der Bevölkerung zur Energiewende 33 10 Kennzeichnende Tage zur Charakterisierung des deutschen Stromsystems 35 11 Ausblick 2016 41 12Referenzen 42 5 01. Apr 03. Apr 05. Apr 07. Apr 09. Apr 11. Apr 13. Apr 15. Apr 17. Apr 19. Apr 21. Apr 23. Apr 25. Apr 27. Apr 29. Apr 01. Mai 03. Mai 05. Mai 07. Mai 09. Mai 11. Mai 13. Mai 15. Mai 17. Mai 19. Mai 21. Mai 23. Mai 25. Mai 27. Mai 29. Mai 31. Mai 02. Jun 04. Jun 06. Jun 08. Jun 10. Jun 12. Jun 14. Jun 16. Jun 18. Jun 20. Jun 22. Jun 24. Jun 26. Jun 28. Jun 30. Jun [GW] 0 6 01. Jan 03. Jan 05. Jan 07. Jan 09. Jan 11. Jan 13. Jan 15. Jan 17. Jan 19. Jan 21. Jan 23. Jan 25. Jan 27. Jan 29. Jan 31. Jan 02. Feb 04. Feb 06. Feb 08. Feb 10. Feb 12. Feb 14. Feb 16. Feb 18. Feb 20. Feb 22. Feb 24. Feb 26. Feb 28. Feb 02. Mrz 04. Mrz 06. Mrz 08. Mrz 10. Mrz 12. Mrz 14. Mrz 16. Mrz 18. Mrz 20. Mrz 22. Mrz 24. Mrz 26. Mrz 28. Mrz 30. Mrz [GW] Der Stromsektor 2015 auf einen Blick Nettostromerzeugung und -nachfrage im ersten und zweiten Quartal 2015 90 80 70 60 50 40 30 20 10 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Biomasse Agora Energiewende 2015 Wasserkraft Windkraft Photovoltaik konventionell Stromnachfrage 01. Okt 03. Okt 05. Okt 07. Okt 09. Okt 11. Okt 13. Okt 15. Okt 17. Okt 19. Okt 21. Okt 23. Okt 25. Okt 27. Okt 29. Okt 31. Okt 02. Nov 04. Nov 06. Nov 08. Nov 10. Nov 12. Nov 14. Nov 16. Nov 18. Nov 20. Nov 22. Nov 24. Nov 26. Nov 28. Nov 30. Nov 02. Dez 04. Dez 06. Dez 08. Dez 10. Dez 12. Dez 14. Dez 16. Dez 18. Dez 20. Dez 22. Dez 24. Dez 26. Dez 28. Dez 30. Dez [GW] 01. Jul 03. Jul 05. Jul 07. Jul 09. Jul 11. Jul 13. Jul 15. Jul 17. Jul 19. Jul 21. Jul 23. Jul 25. Jul 27. Jul 29. Jul 31. Jul 02. Aug 04. Aug 06. Aug 08. Aug 10. Aug 12. Aug 14. Aug 16. Aug 18. Aug 20. Aug 22. Aug 24. Aug 26. Aug 28. Aug 30. Aug 01. Sep 03. Sep 05. Sep 07. Sep 09. Sep 11. Sep 13. Sep 15. Sep 17. Sep 19. Sep 21. Sep 23. Sep 25. Sep 27. Sep 29. Sep [GW] Der Stromsektor 2015 auf einen Blick Nettostromerzeugung und -nachfrage im dritten und vierten Quartal 2015 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 Biomasse Wasserkraft WIndkraft Photovoltaik konventionell Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 7 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 8 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 1. Stromerzeugung Im Jahr 2015 haben die Erneuerbaren Energien endgültig die zentrale Rolle im Stromsystem eingenommen. Mit einem Anteil von 30 Prozent an der Bruttostromerzeugung sind sie mit Abstand die dominierende Technologie zur Stromerzeugung (vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr) geworden und haben die Stromerzeugung aus Braunkohle mit einem Anteil von 24 Prozent deutlich abgehängt. Die Steinkohle bleibt mit gut 18 Prozent der drittwichtigste Energieträger, gefolgt von Kernenergie (14 Prozent) und Erdgas (knapp 9 Prozent, vgl. Abbildung 1). Eine Analyse der absoluten Zahlen zeigt, dass in Deutschland im Jahr 2015 mit 647,1 Terawattstunden mehr Strom produziert wurde als jemals zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Gegenüber 2014 ist die Stromerzeugung um etwa drei Prozent (19,3 Terawattstunden) angestiegen. Das bisherige Allzeithoch wurde im Jahr 2008 verzeichnet; es lag bei 640,7 Terawattstunden. Da der Stromverbrauch mit fünf Terawattstunden nur leicht gestiegen ist, folgte aus der gestiegenen Stromproduktion ein deutlich höherer Stromexport als im Vorjahr. Ein Vergleich der langjährigen Entwicklung der Energieträger (vgl. Abbildung 2) macht deutlich, dass die Erneuerbaren Energien im Jahr 2015 mit 194 Terawattstunden mehr Strom produziert haben als jemals ein anderer Energieträger vorher in der Geschichte. Das Maximum der Kernenergie fällt ins Jahr 2001, das Maximum der Braunkohle lag im Jahr 1990. In beiden Fällen betrug es 171 Terawattstunden. Der Vergleich der Stromproduktionsdaten mit den Vorjahreswerten zeigt, dass die Erneuerbaren Energien 2015 um 31,6 Terawattstunden gegenüber 2014 zugelegt haben. Dies ist der höchste Zuwachs, den je ein Energieträger seit 1990 hatte. Demgegenüber produzierten Kern- (minus 5,6 Terawattstunden) und Erdgaskraftwerke (minus 4,1 Terawatt- Erneuerbare Energien produzieren 30 Prozent des deutschen Stroms: Strommix des Jahres 2015 (Werte für 2014 in Klammern) Abbildung 1 Öl + Sonstige: 4,9 % (5,2 %) Erdgas: 8,8 % (9,7 %) Steinkohle: 18,2 % (18,9 %) Wind Onshore: 12,0 % (8,9 %) Erneuerbare: 30,0 % (25,9 %) Kernenergie: 14,1 % (15,5 %) Wind Offshore: 1,3 % (0,2 %) Photovoltaik: 5,9 % (5,8 %) Biomasse (inkl. biogenem Müll) 7,7 % (7,9 %) Braunkohle: 24,0 % (25,0 %) Wasserkraft: 3,0 % (3,1 %) AG Energiebilanzen 2015a 9 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Entwicklung der Stromproduktion: Erneuerbare produzieren 2015 mehr als die Kernenergie in ihren Höchstzeiten 700 89,3 536,8 49,2 41,1 145,9 142,6 300 143,1 147,1 140,8 118,0 134,1 117,0 91,5 200 Erneuerbare Kernenergie Steinkohle 104,8 Erdgas 2009 2008 2007 2006 2003 2004 2002 Braunkohle 2005 62,5 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 194,1 37,9 25,1 19,7 1990 0 154,1 152,5 1991 100 140,6 163,0 169,6 Mineralölprodukte 2015 170,9 155,0 154,1 148,3 2014 35,9 57,0 2013 549,9 2012 400 72,7 647,1 2011 [TWh] 500 633,1 576,6 2010 600 622,5 Abbildung 2 Sonstige AG Energiebilanzen 2015a stunden) weniger Strom als im Vorjahr, während die Verstromung von Braun- und Steinkohle in etwa konstant auf dem Niveau von 2014 verblieb. Der Stromverbrauch stieg leicht um 4,8 Terawattstunden. Der Stromaustauschsaldo legte mit 15 Terawattstunden deutlich zu – auch dies der größte Zuwachs seit 1990. Veränderungen von 2014 zu 2015: Erneuerbare mit Rekordzuwachs, Kernenergie und Erdgas verzeichnen leichten Rückgang, Kohle bleibt konstant und drängt in den Stromexport 35 Abbildung 3 31,6 30 25 [TWh] 20 15 15 10 4,8 5 0 -0,8 -5 -4,1 -5,6 -10 Erneuerbare AG Energiebilanzen 2015a 10 -0,6 Kernenergie Braunkohle Steinkohle Erdgas Stromaustauschsaldo Verbrauch ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 2. Stromverbrauch Der Stromverbrauch ist 2015 aufgrund des etwas kälteren Winters leicht angestiegen und lag bei 597 Terawattstunden. Damit wurden 4,8 Terawattstunden mehr verbraucht als im Vorjahr (+ 0,8 Prozent), wobei dies vor allem auf die etwas kälteren Wintermonate Anfang 2015 im Vergleich zu den Vorjahresmonaten zurückzuführen ist. Temperaturbereinigt liegt der Stromverbrauch 2015 unter dem Niveau des Jahres 2014. Der Trend zum sinkenden Stromverbrauch aufgrund steigender Energieeffizienz setzt sich damit fort. So lag der Stromverbrauch im Jahr 2015 um 21,2 Terawattstunden niedriger als im Jahr 2008, dem Basisjahr für das Stromeffizienzziel des Energiekonzepts. Um das Stromeffizienzziel des Energiekonzepts – eine Verringerung des Stromverbrauchs im Jahr 2020 um zehn Prozent gegenüber 2008 – zu erreichen, ist es jedoch notwendig, dass energieeffiziente Geräte den Markt mit einer deutlich höheren Geschwindigkeit durchdringen als bis- lang. So ist der Stromverbrauch im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2015 um drei Terawattstunden pro Jahr gesunken, der 2015 erreichte Rückgang beträgt somit 3,4 Prozent. In den kommenden fünf Jahren wird es daher nötig sein, den Stromverbrauch jährlich um etwa 8 Terawattstunden zu vermindern; nur dann wird der Stromverbrauch des Jahres 2020 zielgemäß um 62 Terawattstunden unter dem Verbrauch von 2008 liegen. Deutlich wird auch, dass die Entwicklungen von Verbrauch und Erzeugung immer stärker unabhängig voneinander verlaufen, und die Schere dazwischen immer weiter geöffnet wird. Aufgrund dessen konnten 50,1 Terawattstunden Strom im Jahr 2015 ins Ausland fließen.1 1 Diese Stromflüsse bilden die physikalischen Stromflüsse ab. Im Kapitel 5 werden die Handelsflüsse diskutiert. 647,1 556 597,0 592,2 50,1 627,8 638,7 604,9 613,1 638,7 607,1 615,4 Abbildung 4 606,8 595,6 633,1 640,7 640,6 621,5 618,2 639,6 614,1 608,8 617,5 610,2 586,4 600,7 587,4 581,3 560 585,1 580 579,6 [TWh] 600 576,6 620 586,7 640 622,6 660 619,8 Stromverbrauch und -produktion 2000-2015 und Effizienzziel 2020 540 Ziel 2020: -10 Prozent vs. 2008 520 500 2000 2005 Bruttostromerzeugung 2010 2015 2020 Brutto-Inlandsstromverbrauch AG Energiebilanzen 2015a 11 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Während die Wirtschaft kontinuierlich wächst, sinken seit 2007 sowohl Primärenergieverbrauch und Stromverbrauch: Bruttoinlandsprodukt, Primärenergieverbrauch und Stromverbrauch 1990-2015 indexiert (1990=100) Abbildung 5 150 142 140 133 130 122 [1990=100] 120 125 112 112 111 105 110 108 98 100 90 97 96 98 101 Ziel 2020: -10 Prozent 80 Ziel 2020: -20 Prozent vs. 1990 95 89 80 70 60 1990 1995 2000 Bruttoinlandsprodukt 2005 2010 Primärenergieverbrauch 2015 2020 Bruttostromverbrauch AG Energiebilanzen 2015a, Statistisches Bundesamt 2015a, eigene Berechnungen Auch das Jahr 2015 zeigte die zunehmende Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Stromverbrauch: Während das Bruttoinlandsprodukt um etwa 1,7 Prozent stieg, legte der Stromverbrauch nur um 0,8 Prozent zu. Im Unterschied dazu stieg 2015 der allgemeine Primärenergieverbrauch etwa ebenso stark wie das Bruttoinlandsprodukt. Ursache hierfür ist vermutlich in erster Linie die kältere Witterung des Jahres 2015, temperaturbereinigt dürfte daher auch 12 hier eine Entkopplung des allgemeinen Energieverbrauchs vom Wirtschaftswachstum zu beobachten sein. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch beim allgemeinen Energieverbrauch wie schon beim Stromverbrauch, dass der Trend zur Energieeinsparung nicht schnell genug verläuft, um das im Energiekonzept für 2020 festgelegte Ziel sicher zu erreichen. ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 3. Entwicklung der Erneuerbaren Energien Der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen: 32,5 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms stammten aus regenerativen Quellen. Damit ist deren Anteil an der Stromversorgung im vergangenen Jahr um fünf Prozentpunkte gestiegen. Das Ziel der Bundesregierung, im Jahr 2025 zwischen 40 und 45 Prozent des Bruttostromverbrauchs durch Erneuerbare Energien zu decken, ist damit deutlich näher gerückt. Die Stromproduktion Erneuerbarer Energien hat sich seit 1990 fast verzehnfacht – von seinerzeit 19,7 Terawattstunden auf 194,1 Terawattstunden im Jahr 2015. Gegenüber 2014 betrug der Zuwachs 31,6 Terawattstunden. Der größte Treiber ist mit einem Plus von 28,7 Terawattstunden die Windenergie (22 Terawattstunden Onshore-, 6,7 Terawattstunden Offshore-Windenergie). Die Stromproduktion aus Photovoltaik lag aufgrund eines guten Sonnenjahres bei 38,5 Terawattstunden (+2,4 Terawattstunden), Biomassestrom hat leicht zugelegt auf insgesamt 49,9 Terawattstunden. Wasserkraft lag mit 19,5 Terawattstunden auf einem ähnlichen Niveau wie im Vorjahr. Besonders bemerkenswert ist die Windstromproduktion im vergangenen Jahr: Es wurden 86 Terawattstunden Windenergie erzeugt, davon 77,9 Terawattstunden an Land und 8,1 Terawattstunden von Offshore-Anlagen auf See. Hierfür sind vor allem zwei Effekte ursächlich: → Zum einen war 2015 ein relativ gutes Windjahr, in dem deutlich mehr Wind wehte als 2014. Nachdem die letzten Jahre von einem eher schlechten Winddargebot geprägt waren, dürfte 2015 wieder ein leicht überdurchschnittliches Windjahr gewesen sein. → Zum anderen lieferten die vielen neu zugebauten Windräder des Jahres 2014 im Jahr 2015 erstmals eine volle Erneuerbare Energien produzierten 2015 knapp ein Drittel des Stromverbrauchs: Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch 2000-2015. Abbildung 6 Ziel 2035: 55 - 60 % 70 EE-Anteil am Bruttostromverbrauch Ziel 2025: 40 - 45 % Obere Zielmarke 50 27,4 % 25,2 % 23,7 % 17,0 % 16,3 % 15,1 % 14,2 % 11,6 % 9,3 % 7,8 % 7,6 % 10 6,6 % 20 10,2 % 30 20,4 % 40 32,5 % Untere Zielmarke 6,5 % Anteil am Bruttostromverbrauch [%] 60 2015: 32,5 % 2034 2032 2030 2028 2026 2024 2022 2020 2018 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 0 AG Energiebilanzen 2015a 13 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Die Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien hat sich seit 1990 fast verzehnfacht: Entwicklung Erneuerbarer Energien 1990-2015 Abbildung 7 250 193,9 38,5 200 150 8,1 [TWh] 104,8 11,7 Biomasse (inkl. biogenem Hausmüll) 49,9 34,3 19,5 Windkraft onshore Windkraft offshore 2015 2014 2013 2012 2010 2009 2008 2007 21,0 2006 2005 2004 2003 27,2 14,4 19,6 2002 1999 1998 1997 1996 1994 1993 1992 1991 1990 Wasserkraft 1995 21,6 19,7 9,5 3,4 24,9 2001 1,5 2,0 19,7 2000 50 37,8 1,3 37,8 25,1 0 77,9 62,5 2011 100 Photovoltaik AG Energiebilanzen 2015a Die Windstromerzeugung stieg im letzten Jahr um 50 Prozent: Windstromproduktion 2000-2015 Abbildung 8 100 86,0 90 8,1 80 57,3 70 51,7 [TWh] 60 1,4 0,9 50 40 77,9 30 20 10 0 9,5 2000 10,5 15,8 2001 2002 18,7 25,5 27,2 2003 2004 2005 30,7 2006 39,7 2007 Windkraft onshore AG Energiebilanzen 2015a 14 48,9 40,6 38,6 37,8 2008 2009 2010 Windkraft offshore 2011 50,7 50,8 55,9 2012 2013 2014 2015 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Jahresstromproduktion. Sie wurden ergänzt durch den Anlagenzubau in den ersten Monaten des Jahres 2015, der im windreichen Herbst bereits voll im Einsatz war. So wurden 2014 etwa 4,4 Gigawatt Windkraftleistung an Land und 1,4 Gigawatt Windkraftleistung auf See errichtet, in den ersten drei Quartalen 2015 kamen 2,5 Gigawatt Windkraftleistung an Land und der Anschluss von Offshore-Windparks mit einer Leistung von rund 2,25 Gigawatt hinzu. Beide Effekte zusammen führten dazu, dass die Windstromproduktion um 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr angewachsen ist – eine Rekordsteigerung. 2015 war auch das Jahr, in dem in Deutschland erstmals die Höhe der Einspeisevergütung von einigen ErneuerbareEnergien-Anlagen über Ausschreibungen ermittelt wurde. Entsprechend des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2014 stellte die Bundesnetzagentur eine Photovoltaikleistung von insgesamt 500 Megawatt zur Auktion. In einer ersten Ausschreibungsrunde wurden am 1. April 150 Megawatt versteigert, der mittlere Zuschlagswert lag bei 9,17 Cent/ Kilowattstunde. In der zweiten Runde am 1. August lag der einheitliche Zuschlagswert bei 8,49 Cent/Kilowattstunde, hier wurden ebenfalls 150 Megawatt versteigert. Die Ergebnisse der dritten Ausschreibungsrunde von 200 Megawatt am 1. Dezember lagen noch niedriger, nämlich bei 8,00 Cent/ Kilowattstunde. 15 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 16 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 4. Entwicklung der konventionellen Energieträger Nachdem in den vergangenen Jahren die Stromerzeugung aus Braun- und Steinkohle leicht zurückgegangen war, stagnierte sie 2015 mit 118 Terawattstunden (Steinkohle) und 155 Terawattstunden (Braunkohle) annähernd auf Vorjahresniveau. Hier liegt die Quelle für die stark gewachsenen Produktionsüberschüsse, die den Stromexport 2015 getrieben haben. Hätte der Stromexport auf dem Niveau von 2014 verharrt (auch dieses war schon ein Rekord), so hätte angesichts des starken Zuwachses bei der Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien und dem nur geringfügig angestiegenem Stromverbrauch die Kohleverstromung um 14,6 Terawattstunden reduziert werden können (entsprechend 5,35 Prozent der Gesamtproduktion der Braun- und Steinkohlekraftwerke). werks Grafenrheinfeld am 27. Juni 2015. Laut Atomgesetz hätte es noch bis zum 31. Dezember 2015 weiterbetrieben werden können. Der Betreiber E.ON hatte das Kernkraftwerk jedoch bereits zur Jahresmitte abgeschaltet, um zu vermeiden, die für neue Brennelemente fällige Brennelementesteuer entrichten zu müssen. Damit sind weitere 1.345 Megawatt Kernenergie aus dem deutschen Strommix ausgeschieden. Aufgrund der unterjährigen Abschaltung wird der volle Effekt der Stilllegung auf die Stromerzeugung erst 2016 deutlich werden. Das Jahr 2015 war das fünfte Jahr in Folge, in dem die Stromproduktion aus Erdgas deutlich zurückging: Es wurden 57 Terawattstunden Strom aus Erdgas generiert, vier Terawattstunden weniger als im Vorjahr (61,1 Terawattstunden) und ein Drittel weniger als noch 2010 (89,1 Terawattstunden). Die Stromproduktion aus Kernenergie ging im vergangenen Jahr um 5,6 Terawattstunden zurück. Der Grund dafür liegt vor allem in der vorzeitigen Abschaltung des Kernkraft- Die Steinkohle verbleibt 2015 auf Vorjahresniveau: Stromproduktion aus Steinkohle 1990-2015 Abbildung 9 180 160 140 [TWh] 120 100 80 60 1995 147,1 1990 140,8 2000 143,1 2005 134,1 2015 118,0 2010 117,0 40 20 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 AG Energiebilanzen 2015a 17 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Braunkohle verharrt 2015 auf weiterhin hohem Niveau: Stromproduktion aus Braunkohle 1990-2015 Abbildung 10 180 160 140 [TWh] 120 100 80 1990 170,9 60 2005 154,1 2000 148,3 1995 142,6 2015 155,0 2010 145,9 40 20 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 AG Energiebilanzen 2015a Die Abschaltung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld Ende Juni 2015 macht sich mit einer leicht gesunkenen Stromproduktion bemerkbar: Stromproduktion aus Kernenergie 1990-2015 Abbildung 11 180 160 140 [TWh] 120 100 80 1990 152,5 2000 169,6 1995 154,1 2005 163,0 2010 140,6 60 2015 91,5 40 20 AG Energiebilanzen 2015a 18 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Erdgas wird weiter aus dem Strommix verdrängt: Stromproduktion aus Erdgas 1990-2015 Abbildung 12 100 90 80 70 [TWh] 60 50 2010 89,3 40 2005 72,7 30 20 1995 41,1 1990 35,9 10 2000 49,2 2015 57,0 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 0 AG Energiebilanzen 2015a Trotz geringerer Gasstromproduktion stieg der Gasverbrauch ingesamt 2015 aufgrund des kälteren Winters leicht an: Primärenergieverbrauch von Gas 1990-2015 Abbildung 13 4000 [PJ] 3000 2000 1000 0 1990 1995 2000 Stromerzeugung 2005 2010 2014* 2015* Übriger Gasverbrauch AG Energiebilanzen 2015b, *eigene Berechnungen auf Basis von AG Energiebilanzen 2015a 19 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Betrachtet man den Gasverbrauch über alle Sektoren, so zeigt sich, dass trotz des rückläufigen Verbrauchs in der Stromwirtschaft der Gasverbrauch aufgrund des kälteren Winters 2015 insgesamt gegenüber 2014 leicht angestiegen ist. Gleichwohl fällt der Gasverbrauch im langjährigen Vergleich gering aus - 2015 markiert den zweitniedrigsten Gasverbrauch seit 1995. Der Anteil des Gasverbrauchs, der für die Stromerzeugung verwendet wird, ist dabei mit rund 18 Prozent klein; er unterlag in den vergangenen Jahren einer abnehmenden Entwicklung. 20 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 5. Stromhandel und europäischer Preisvergleich Deutschland ist wie schon in den Vorjahren StromexportEuropameister und hat überdies einen neuen Exportrekord aufgestellt. So wurden 97,8 Terawattstunden Strom 2015 ins Ausland verkauft und 36,9 Terawattstunden aus dem Ausland gekauft. Der Exportsaldo — auf Basis der Handelsflüsse — beträgt somit 60,9 Terawattstunden. Der bisherige Rekordsaldo von 2014 mit 40,3 Terawattstunden wurde damit im Jahr 2015 nochmals um 50 Prozent gesteigert.2 Per Saldo exportierte Deutschland damit im Jahr 2015 rund zehn Prozent des hierzulande produzierten Stroms. Der physikalische Stromaustausch-Saldo lag etwa 10 Terawattstunden unter dem Handelssaldo (Ursachen hierfür können etwa Kettenhandelsverträge von Strom im europäischen Binnenmarkt, Ringflüsse zwischen den verschiedenen europäischen Netzgebieten sowie Redispatch-Maßnahmen der Netzbetrei- 2 In diesem Kapitel werden die kommerziellen Stromhandelsflüsse dargestellt, da diese mit Blick auf die Marktakteure die relevanten Größen sind. ber sein), erreicht aber mit 50 Terawattstunden ebenfalls ein neues Allzeithoch (2014: 36 Terawattstunden) Zugleich stieg die an einzelnen Tagen erreichte maximale Exportleistung im Jahr 2015 auf etwa 17 Gigawatt an. Im Vorjahr hatte die maximale Exportleistung noch bei rund 10 Gigawatt gelegen. Die maximale Importleistung ist mit 16 Gigawatt vergleichbar groß. Allerdings verringerte sich die Zahl der Stunden, an denen Deutschland Nettoimporteur von Strom war, deutlich: von 1.181 Stunden im Jahr 2014 auf 415 im Jahr 2015. Deutschland verkauft insofern 10 Prozent der Stromproduktion ins Ausland (Handelssaldo) beziehungsweise produziert 8 Prozent Strom mehr Strom, als es verbraucht (physikalischer Saldo). Diese Differenz zwischen Erzeugung und Verbrauch ist in den vergangenen Jahren konstant angestiegen – während das Stromaustauschsaldo im Jahr 2000 noch ungefähr ausgeglichen war, öffnet sich die Schere zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch seither immer weiter. Deutschland hat 2015 mit 60,91 Terawattstunden erneut einen Nettostrom-Exportrekord aufgestellt – fast 10 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms werden per Saldo ins Ausland verkauft Abbildung 14 120 97,8 100 [TWh] 80 81,9 81,4 38,9 40,3 43,0 41,1 2013 2014 71,3 60 25,1 40 46,1 60,9 36,9 20 0 2012 Saldo Import 2015 Export Eigene Berechnungen auf Basis von ENTSO-E 2015. Es werden kommerzielle Stromhandelsflüsse dargestellt, keine physikalischen Stromflüsse. 21 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Der bedeutendste Handelspartner für Strom aus Deutschland war Österreich, mit dem traditionell aufgrund der Nutzung der Pumpspeicher ein täglicher Stromhandel besteht. Übers Jahr gesehen bezog Österreich jedoch netto deutlich mehr Strom aus Deutschland als umgekehrt (Export nach Österreich: 44,9,Terawattstunden, Import aus Österreich 13,6 Terawattstunden). Demgegenüber sind die Niederlande ein reines Importland für deutschen Strom – sie kauften aufgrund der niedrigeren Strompreise in Deutschland mehr als 16,6 Terawattstunden, lieferten jedoch fast nichts. Drittwichtigster Abnehmer von Strom war Frankreich, das 13,3 Terawattstunden aus Deutschland importierte und etwa 3,8 Terawattstunden an Deutschland lieferte. bei Exporten von 5,4 Terawattstunden) sowie aus Schweden (2015: Importe in Höhe von 1,6 Terawattstunden bei Exporten von 0,1 Terawattstunden). Umgekehrt importiert Deutschland traditionell Strom aus Tschechien (2015: Importe in Höhe von 8,6 Terawattstunden Verschoben haben sich die Verhältnisse gegenüber dem Vorjahr im Stromhandel mit der Schweiz und mit Dänemark. Während die Schweiz 2014 noch Nettoexporteur nach Deutschland war, ist sie 2015 zum Nettoimporteur geworden: Deutschland exportierte 10,4 Terawattstunden und importierte 5,7 Terawattstunden aus der Schweiz. Die Stromhandelsbilanz zwischen Deutschland und Dänemark wiederum war 2014 noch in etwa ausgeglichen, im Jahr 2015 allerdings avancierte Dänemark deutlich zum Exporteur nach Deutschland: 5,3 Terawattstunden wurden nach Deutschland ausgeführt, wohingegen Dänemark im Gegenzug nur 2,1 Terawattstunden einführte. Der Stromhandel mit dem Ausland ist sehr rege – vor allem nach Österreich und in die Niederlande wird viel Strom exportiert Abbildung 15 SE 1,61 0,11 5,33 2,21 DK 0,17 BE LB FR 0,55 0,86 PL 16,61 5,3 5 4,82 8,61 3,84 13,27 CH 5,6 5 10, 38 NL 13 CZ 44 ,89 ,56 AT Exporte: Importe: Saldo: 97,8 TWh (2014: 76,5 TWh) 36,9 TWh (2014: 41,1 TWh) 60,9 TWh (2014: 35,1 TWh) Stromhandel in TWh Eigene Berechnungen auf Basis von ENTSO-E 2015. Es werden kommerzielle Stromhandelsflüsse dargestellt, keine physikalischen Stromflüsse. 22 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Diese Entwicklung wurde insbesondere durch zwei Faktoren begünstigt: →→ Nach mehrjähriger Vorbereitung wurde am 20. Mai 2015 im Handel in der zentralwesteuropäischen Region (Benelux, Frankreich, Schweiz, Österreich und Deutschland) die lastflussbasierte Methode zur Bemessung der Grenzkuppelkapazitäten aktiviert. Dieses Verfahren optimiert die für den Stromhandel verfügbaren Leitungskapazitäten, wodurch die Potenziale zum Stromaustausch in der CWE-Region gestiegen sind. →→ Die gestiegene Produktion aus Erneuerbaren Energien hat in Deutschland Kohlestrom verdrängt, der – angesichts der weiterhin niedrigen Börsenstrompreise in Deutschland – von ausländischen Abnehmern gekauft wurde. Da die Erneuerbaren Energien in der Merit Order der Strombörse zuerst den Zuschlag erhalten und die anderen konventionellen Energien entweder Must-RunAnlagen sind (Gas-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen bzw. Müllkraftwerke) oder niedrigere Grenzkosten haben (Kernenergie, Braunkohle), ist der aus Deutschland exportierte Strom fast immer Strom aus Steinkohlekraftwerken (vgl. Abbildung 15). Damit bleibt die Produktion von CO₂-intensivem Kohlestrom auch europaweit auf hohem Niveau – trotz ausreichend klimafreundlicheren Gaskapazitäten sowohl in Deutschland als auch in Nachbar ländern wie Niederlande oder Österreich. Ursache für die hohen Stromexporte von Deutschland zu seinen Nachbarn sind die Strompreisunterschiede zwischen den Ländern. Die deutsch-österreichische Preiszone hat nach Skandinavien mit seinen traditionell niedrigen Typische Stromproduktion in einer Novemberwoche 2015 – ein großer Teil der Steinkohlestromproduktion wird exportiert Abbildung 16 100 90 80 70 [GW] 60 50 40 30 20 10 0 16. Nov. 2015 17. Nov. 2015 18. Nov. 2015 19. Nov. 2015 20. Nov. 2015 Biomasse Wasserkraft Wind Photovoltaik Sonstige (v.a. Müll) Braunkohle Erdgas Steinkohle 21. Nov. 2015 22. Nov. 2015 Kernenergie Last Agora Energiewende 2015b. (www.agora-energiewende.de/agorameter). Hinweis: Produzierter Strom oberhalb der Nachfragekurve wird exportiert. Da Erneuerbare Energien in der Merit Order der Kraftwerke an erster Stelle stehen, Kernkraft und Braunkohle zu sehr niedrigen Grenzkosten produzieren und die Stromproduktion aus Gas-KWK und Müllverbrennungsanlagen überwiegend unabhängig vom Strompreis erfolgt, stammt der „Überschuss-Strom“, der in die Nachbarländer exportiert wird, überwiegend aus Steinkohlekraftwerken. 23 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Strompreisen (21 Euro im Schnitt 2015) die zweitniedrigsten Strompreise in Europa – so lagen die Preise in Deutschland und Österreich im Schnitt im Jahr 2015 bei etwa 31,60 Euro pro Megawattstunde. Demgegenüber betrugen sie 2015 in Polen, Frankreich, Schweiz und in den Niederlanden etwa 40 Euro pro Megawattstunde und in Spanien, Portugal, Italien und Großbritannien lagen sie im Schnitt bei 50 Euro pro Megawattstunde und mehr (vgl. Abbildung 17). Ursache für die höheren Strompreisniveaus in diesen Ländern ist ein höherer Anteil von Gaskraftwerken beziehungsweise im Fall von Spitzenreiter Großbritannien (56 Euro pro Megawattstunde) der CO₂-Mindestpreis von 18 Pfund (circa 24 Euro) pro Tonne CO₂, der von britischen Kraftwerksbetreibern zusätzlich zum EU-Emissionshandelspreis zu entrichten ist, sodass britische Kraftwerke derzeit pro ausgestoßener Tonne CO₂ Kosten von etwa 32 Euro zu tragen haben. Deutschland hat nach Skandinavien die niedrigsten Strompreise in Europa: Börsenstrompreise 2015 (Day-Ahead Base) im europäischen Vergleich Abbildung 17 80 IT CH 70 ES 60 PT [EUR/MWh] 50 UK BE 40 FR 30 NL 20 PL 10 DE - AT Nordpool 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez EPEX Spot 2015, BELPEX 2015, OMEL 2015, GME 2015, Nordpool 2015, APX Power 2015, PolPX 2015, Quandl 2015, eigene Berechnungen 24 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 6. Preisentwicklung in Deutschland Der Rückgang der Großhandelsstrompreise seit 2011 hat sich im vergangenen Jahr fortgesetzt. Sowohl am Terminals auch am Spotmarkt sind die Preise an der Leipziger Strombörse erneut gesunken, wobei sich dies in den Terminmärkten für Strom in den Jahren 2016 und danach noch deutlicher bemerkbar machte als für den täglich gehandelten Strom im Jahr 2015 selbst. Der für die Strombeschaffung der Vertriebe relevante Preis für eine Stromlieferung im Jahr 2016 (1-Jahres-Future) ist im Laufe des Jahres 2015 kontinuierlich gesunken und lag im Mittel bei rund 31 Euro pro Megawattstunde, das entspricht einem Rückgang von etwa 12 Prozent. Seit 2011 ist dieser rollierende Jahresfuture um 25 Euro die Megawattstunde gefallen – fast auf die Hälfte des Niveaus des Jahres 2011, das bei 56 Euro pro Megawattstunde lag. Besonders drastisch ist der Verfall der Preise auf langfristige Sicht: Die Preise für Stromlieferungen in den Jahren 2017 bis 2019 lagen zum Ende des Handelsjahres zum Teil weit unter 30 Euro (vgl. Abbildung 19). Daraus lässt sich auf die Erwartung der Händler für den Strommarkt der kommenden Jahre schließen; demnach werden die kommenden Jahren nach Ansicht der Händler weiter von einem großen Stromangebot bei niedrigen Erzeugungskosten und verhältnismäßig moderater Stromnachfrage geprägt sein. Der Strompreis an der Börse ist auch 2015 weiter gefallen: Rollierender Jahresfuture 2007-2015 Abbildung 18 140 120 [EUR/MWh] 100 80 60 69,9 55,9 49,2 49,9 56,0 49,2 39,1 40 35,1 31,0 0 Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov Jan Mrz Mai Jul Sep Nov 20 2007 2008 2009 Baseload 2010 2011 Peakload 2012 2013 2014 2015 Mittelwert Baseload EEX 2015 25 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Bis ins Jahr 2019 kann Strom für unter 30 Euro pro Megawattstunde eingekauft werden: Future-Preise im Handelsjahr 2015 für die Jahre 2016-2019 Abbildung 19 35 34 33 [EUR/MWh] 32 31 30 29 28 27 26 18.12.15 04.12.15 20.11.15 06.11.15 23.10.15 09.10.15 25.09.15 11.09.15 28.08.15 14.08.15 31.07.15 17.07.15 03.07.15 19.06.15 05.06.15 22.05.15 08.05.15 24.04.15 10.04.15 27.03.15 13.03.15 27.02.15 13.02.15 30.01.15 16.01.15 02.01.15 25 Handelstag 2016 2017 2018 2019 EEX 2015 Die für die Erzeugungskosten wichtigen Grenzübergangspreise für Steinkohle, Erdgas und Mineralöl sind im vergangenen Jahr wie schon 2014 gesunken, wohingegen der CO₂Zertfikatspreis 2015 wieder leicht zugelegte. Er lag im Mittel bei etwa 7,50 Euro pro Tonne CO₂. Diese Preiskonstellation wirkte sich leicht auf die Grenzkosten von Stein- und Braunkohlekraftwerke aus – sie stiegen ein wenig an. Umgekehrt sanken die Grenzkosten von Erdgaskraftwerke ein wenig, da diese weniger von den Preisen für Emissionsrechte abhängig sind und gleichzeitig von den gesunkenen Grenzübergangspreisen für Gas profitieren konnten. Gleichwohl liegen die Grenzkosten von neuen Gas- im Vergleich zu alten Steinkohlekraftwerken noch etwa sieben Euro pro Megawattstunde auseinander, so dass sich an der durch die Grenzkosten determinierten Einsatzreihenfolge der Kraftwerke nichts geändert hat: Alte Steinkohlekraftwerke kommen vor neuen Gaskraftwerken zum Zug. 26 Die gesunkenen Preise und Preiserwartungen spiegeln sich auch in den Beschaffungskosten der Stromvertriebe wider – sie gehen zurück. Trotz leicht steigender EEG-Umlage sinkt daher die Summe aus EEG-Umlage und Beschaffungskosten im Jahr 2016 (vgl. Abbildung 22). Gleichzeitig steigen jedoch KWKG- und sonstige Umlagen, zudem erhöhen sich auch die Netznutzungsentgelte in vielen Vertriebsgebieten. Insgesamt dürften im Durchschnitt für die Privathaushalte im Jahr 2016 die Strompreise daher leicht steigen und wieder das Niveau von 2014 erreichen (vgl. Abbildung 23). ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Rohstoffpreise sinken 2015 deutlich, CO₂-Preise steigen leicht: Grenzübergangspreise für Erdgas, Steinkohle und Mineralöl und Zertifikatspreis für CO₂ 60 55,3 Grenzübergangs- bzw.CO₂-Zertifikatspreis [EUR/MWh bzw. EUR/t CO₂] 51,0 Abbildung 20 52,6 47,7 50 41,6 38,3 40 32,2 30 20 10 26,8 22,3 29,0 27,9 25,7 20,9 20,6 13,1 14,3 13,8 9,7 10,5 27,6 23,5 20,7 13,1 11,4 9,7 7,3 4,4 2009 2010 Steinkohle (EUR/MWh) 8,5 13,1 0 2008 9,0 2011 Erdgas (EUR/MWh) 2012 2013 Mineralöl (EUR/MWh) 5,9 2014 7,5 2015* CO₂-Preis (EUR/t CO₂) BAFA 2015a, BAFA 2015b, BAFA 2015c, EEA 2015, DEHSt 2015, eigene Berechnungen Trotz der gesunkenen Grenzübergangspreise für Erdgas und der leicht gestiegenen CO₂-Preise sind neue Gaskraftwerke nicht konkurrenzfähig gegenüber alten Kohlekraftwerken: Grenzkosten für neue Erdgas-, alte Braunkohleund alte Steinkohlekraftwerke Abbildung 21 70 60 52,6 Grenzkosten [EUR/MWh] 60,8 50 40 54,0 33,6 43,7 30 21,9 49,0 42,6 40,5 41,6 50,1 38,3 48,8 40,5 23,6 39,7 32,0 22,5 20 15,1 11,4 31,3 13,3 31,5 15,2 10 0 2008 2009 2010 Braunkohle (alt, 31 %) 2011 2012 Steinkohle (alt, 35 %) 2013 2014 2015 Erdgas (GuD) (neu, 58 %) BAFA 2015b, BAFA 2015c, DEHSt 2015, EEA 2015, Lazard 2015, Statistisches Bundesamt 2015b, UBA 2015a, eigene Berechnungen 27 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Die Summe aus Strombeschaffung und EEG-Umlage bleibt auch 2016 unter 10 Cent pro Kilowattstunde: Strombeschaffungskosten (70 Prozent Ein-Jahres-Future (Base), 30 Prozent Ein-Jahres-Future (Peak)) und EEG-Umlage 2011-2016 Abbildung 22 12 10,55 10 9,96 9,70 3,79 3,35 6,24 6,17 6,35 2014 2015 2016 8,92 8 [ct/kWh] 10,46 9,58 4,22 5,27 5,99 5,43 6 4 5,28 2 3,49 3,59 2011 2012 0 2013 Strombeschaffungskosten EEG-Umlage EEX 2015, Übertragungsnetzbetreiber 2015 Die Haushaltsstrompreise steigen 2016 wieder leicht auf das Niveau 2014: Haushaltsstrompreise 2007-2016 Abbildung 23 35 30 25 [ct/kWh] 20,1 20 15 10 1,0 1,3 6,3 5,3 5 21,4 1,2 1,5 5,9 5,5 22,8 23,4 1,2 1,5 2,1 1,5 5,8 25,5 29,2 29,5 29,1 29,5 5,3 6,2 6,2 6,4 1,7 1,6 1,6 1,6 26,1 3,5 3,6 1,7 1,7 5,8 5,8 6,0 6,5 6,5 6,6 6,8 5,7 5,8 6,1 6,2 6,7 6,8 6,7 6,8 5,9 7,2 8,4 8,1 8,4 8,4 8,3 7,9 7,6 7,1 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016* 0 Beschaffung, Vertrieb, Marge EEG-Umlage BNetzA 2015, * eigene Schatzung 28 KWKG-Umlage Steuern Netzentgelte Sonstige Umlagen Konzessionsabgabe ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 7. Spotmarkt, negative Strompreise und Flexibilität Die stündlich gehandelten Preise am Spotmarkt der EPEX (Day-ahead) lagen im Jahr 2015 bei durchschnittlich 31,60 Euro pro Megawattstunde und damit auf einem sehr niedrigen Niveau. Gegenüber dem Vorjahr sind die Preise am Spotmarkt damit nochmals um 3,40 Euro je Megawattstunde gesunken. Hemmnisse (unter anderem An- und Abfahrkosten bei Braunkohle- und Kernkraftwerken, mangelnde Wärmespeicher bei KWK-Anlagen, Design des Regelleistungsmarktes) verhindern jedoch, dass dies immer geschieht. In Summe ist die Zahl der Stunden mit negativen Strompreisen nach wie vor recht niedrig. Im Jahr 2015 waren an insgesamt 126 Stunden negative Strompreise zu verzeichnen, das entspricht 1,4 Prozent der Stunden des Jahres. In den beiden Vorjahren waren 64 Stunden mit negativen Strompreisen zu verzeichnen (0,7 Prozent der Jahresstunden). Es handelt sich also um einen starken Zuwachs auf niedrigem Niveau. Demgegenüber weisen die Werte der negativen Strompreise eine stark sinkende Tendenz auf. Während im Jahr 2012 der Durchschnitt der 56 Stunden mit negativen Preisen bei minus 60,51 Euro pro Megawattstunde lag, waren es 2015 nur minus 9 Euro. In Stunden, an denen eine niedrige Nachfrage, eine hohe Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien und eine mangelnde Flexibilität von konventionellen Kraftwerken aufeinander treffen, treten negative Strompreise auf. Dies bedeutet, dass Abnehmer von Strom Zahlungen dafür erhalten, dass sie dann Strom beziehen. Die Anzahl solcher Stunden und die absolute Höhe der negativen Preise sind Indikatoren für die (mangelnde) Flexibilität des Stromsystems, da es in diesen Stunden eigentlich betriebs- und volkswirtschaftlich sinnvoll wäre, die Stromproduktion aus konventionellen Kraftwerken zu reduzieren. Verschiedene Die Spotmarktpreise der EPEX lagen durchschnittlich 31,60 Euro/MWh, 3,40 Euro unter Vorjahresniveau Abbildung 24 120 100 80 60 [EUR/MWh] 40 28,27 36,72 31,34 29,72 25,36 Mär Apr Mai 30,06 35,00 31,61 31,88 Aug Sep 39,36 32,39 27,78 Nov Dez 20 0 -20 -40 -60 -80 -100 Jan Feb Strompreis Jun Jul Okt monatl. durchschnittlicher Strompreis EPEX 2015 29 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Die beiden Entwicklungen zeichnen also ein gemischtes Bild hinsichtlich der Flexibilität des Stromsystems. Einerseits steigt angesichts der stark gewachsenen Produktion von Wind- und Solaranlagen bei einem sich gleichzeitig langsam flexibilisierenden Stromsystem die Zahl der Stunden mit negativen Preisen. Andererseits sinkt das Preisniveau negativer Stunden deutlich, was darauf hinweist, dass immer mehr Marktteilnehmer versuchen, stark negative Preise zu vermeiden, also im Rahmen ihrer Möglichkeiten flexibel reagieren. Mit steigenden Anteilen von Wind- und Solarenergie wird sich die Flexibilitätsherausforderung weiter vergrößern, sodass sowohl auf Seiten der Kraftwerksbetreiber als auch auf Seiten der Regulierung weitere Anstrengungen nötig sein werden. Dies ist deswegen besonders relevant, als dass ab dem 01. Januar 2016 §24 des EEG 2014 gilt, wonach Neuanlagen größer als 500 Kilowatt (Windenergieanlagen größer als 3 Megawatt) in Zeiträumen mit negativen Preisen keine Vergütung erhalten, wenn diese sechs Stunden oder länger andauern. Im Jahr 2015 gab es sieben solcher Zeiträume mit insgesamt 56 Stunden. Stunden mit negativen Strompreisen, mittlerer negativer Preis sowie geringster Preis 2012-2015 Abbildung 25 126 h 56 h 64 h 64 h 2012 2012 2013 2014 2015 2013 2014 2015 -14,17 -15,55 -9,00 2012 2013 2014 -65,03 -70,19 2015 -79,94 -100,03 -221,99 Anzahl Stunden mit neg. Preisen EPEX 2015 30 Mittlerer negativer Preis in Euro/MWh Geringster Preis in Euro/MWh ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 8. Treibhausgasemissionen Da im Jahr 2015 ein kälterer Winter als 2014 zu verzeichnen war, sind die deutschen Treibhausgasemissionen aufgrund des gestiegenen Heizenergieverbrauchs leicht angestiegen. Nach einer ersten Schätzung wurden im Jahr 2015 925 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente Treibhausgase ausgestoßen, fünf Millionen Tonnen mehr als 2014. Die Emissionen Deutschlands sind damit im Jahr 2015 wieder auf dem Niveau von 2011 angelangt, das heißt bei einer Reduktion der Treibhausgasemissionen um 26 Prozent unter das Niveau von 1990. Ziel der Bundesregierung ist es, die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Da rund 40 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen Deutschlands auf die Energiewirtschaft entfallen, spielen die CO₂-Emissionen des Stromsektors eine besondere Rolle, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Diese Emissionen sind nach einer ersten Schätzung im Jahr 2015 um 5 Millio- nen Tonnen leicht zurückgegangen. Sie liegen mit 313 Millionen Tonnen ebenfalls wieder auf dem Niveau des Jahres 2011. Dass die Emissionen des Stromsektors trotz der seit 2011 deutlich gestiegenen Stromproduktion aus CO₂-freien Energieträgern (+55 Terawattstunden Nettoeffekt aus Erneuerbaren-Zubau und Kernenergie-Abschaltung) und des seither erfolgten Nachfragerückgangs (-10 Terawattstunden) nicht gesunken sind, liegt an der seither gestiegenen Stromerzeugung aus Stein- und Braunkohle (+11 Terawattstunden), die zunehmend auch für den Export erfolgt (+44 Terawattstunden Nettoexportsaldo). Insgesamt verursachte die Braunkohleverstromung mehr als 150 Millionen Tonnen CO₂ und die Steinkohleverstromung fast 100 Millionen Tonnen CO₂. 925 920 957 931 945 925 910 974 977 Ziel 2020 Ziel 2030 750 800 563 [Mio. t CO₂-äqu.] 1000 1002 2015: -26 % 994 1036 1019 1060 1039 1200 1046 1122 1400 Abbildung 26 1250 Die Treibhausgasemissionen steigen 2015 wieder leicht an: Treibhausgasemissionen nach Sektor 1990-2015 sowie Reduktionsziele für 2020 und 2030 600 400 200 Energiewirtschaft Haushalte Verkehr 2030 2020 2014* GHD 2015** 2013* 2010 2005 2000 1995 1990 0 Industrie Landwirtschaft Sonstige UBA 2015b, * eigene Berechnungen, ** eigene Schätzung 31 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Die CO₂-Emissionen des Stromsektors liegen 2015 wieder auf dem Niveau von 2011: CO₂-Emissionen des Stromsektors 2000-2015 nach Energieträgern Abbildung 27 400 350 326 335 339 339 333 334 339 350 330 301 315 314 2010 2011 325 331 2012 2013* 317 313 CO₂-Emissionen [Mio. T] 300 250 200 150 100 50 0 2000 2001 2002 2003 Braunkohle 2004 2005 2006 Steinkohle 2007 Erdgas UBA 2015a; * eigene Berechnungen Um das deutsche Klimaschutzziel für 2020 zu erreichen, müssen in Deutschland die jährlichen Treibhausgasemissionen bis dahin um 500 Millionen Tonnen gegenüber 1990 reduziert werden (entsprechend 40 Prozent). Bis 2015 betrug die Reduktion 325 Millionen Tonnen. Bis 2020 müssen dementsprechend noch weitere 175 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente reduziert werden. Dies ist ohne eine deutliche Reduktion der Treibhausgasemissionen in allen energierelevanten Bereichen – Strom, Wärme und Verkehr – nicht erreichbar. Hierfür wird eine konsistente Dekarbonisierungsstrategie benötigt. 32 2008 2009 Mineralölprodukte Sonstige 2014* 2015* ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 9. Stimmung der Bevölkerung zur Energiewende Die Zustimmung zur Energiewende lag 2015 weiterhin auf einem sehr hohen Niveau: 90 Prozent der Bevölkerung halten die Energiewende laut dem jährlichen Energiemonitor, den die Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft erhebt, für wichtig oder sehr wichtig (Abbildung 28). Dieser Wert ist sehr konstant seit 2012, wobei etwa 50 Prozent der Befragten die Energiewende für „sehr wichtig“ und 40 Prozent der Befragten sie für „wichtig“ halten. In einer Umfrage des Allensbach-Instituts im Auftrag des Bundespresseamts dazu, welche Energieträger in den nächsten Jahrzehnten eine wichtige Rolle in der Energiewirtschaft spielen sollen, liegen die Erneuerbaren Energien weit vorne, mit Zustimmungsraten von 85 Prozent für Sonnenenergie und 77 Prozent für Windenergie. Einziger konventioneller Energieträger mit einer nennenswerten Zustimmung ist das Erdgas (22 Prozent). Nur 5 Prozent der Befragten wünschen sich, dass die Energieversorgung in 20 bis 30 Jahren durch Kohle gesichert wird. Die Kohleverstromung erhält damit noch weniger Zustimmung als die Stromerzeugung mit Kernkraftwerken (8 Prozent Zustimmung). Seit 2012 genießt die Energiewende eine stabile 90-Prozent-Zustimmung in der Bevölkerung: Bedeutung der Energiewende 2012-2015 Abbildung 28 2012 2013 2014 2015 0% 20 % sehr wichtig 40 % wichtig weniger wichtig 60 % überhaupt nicht wichtig 80 % 100 % weiß nicht BDEW Energiemonitor 2012, 2013, 2014, 2015 33 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Sonne und Wind genießen hohe Zustimmung, die Kohle die niedrigste: Meinung der Bevölkerung zu wichtigen Energiequellen der Zukunft Abbildung 29 In 20, 30 Jahren soll die Energieversorgung vor allem gesichert werden durch... 100 90 85 77 Zustimmung in Prozent 80 70 60 45 50 40 30 24 22 20 10 8 7 6 5 Kernkraftwerke Erdöl Stromimporte Kohle 0 Sonnenenergie Windenergie Wasserkraftwerke Biomasse Bundespresseamt 2015, zitiert nach zeit.de und phasenpruefer.de 34 Erdgas ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 10Kennzeichnende Tage zur Charakterisierung des deutschen Stromsystems Abbildung 30 90 60 80 50 70 60 40 50 30 40 30 20 20 10 10 0 0 Abbildung 30 zeigt den Verlauf der stündlichen Strom einspeisung von Photovoltaik-Anlagen am Tag der Sonnenfinsternis sowie am Tag zuvor, der ein sehr ähnliches Sonnenprofil hatte. Während an beiden Tagen die durchschnittliche stündliche Erzeugung zwischen 9 und 10 Uhr 13 Gigawatt betrug, lag sie am 20. März zwischen 10 und 11 Uhr bei nur 8 Gigawatt, um dann rasch auf 16 Gigawatt (Mittelwert 11 bis 12 Uhr) und 21 Gigawatt (Mittelwert 12 bis 13 Uhr) anzusteigen. Damit hatte sie wieder das Niveau des 19. März erreicht, denn außerhalb der Zeiten der Sonnenfinsternis waren die Solar-Einspeiseverhältnisse an beiden Tagen fast identisch. Die binnen kurzer Zeit wegfallende Solarleistung wurde ganz überwiegend über die Mechanismen des europäischen Strommarktes – im vortägigen und innertägigen Handel kompensiert. Infolgedessen sprangen Pumpspeicherkraftwerke ein, zudem reduzierte Deutschland seine Stromexporte während der Sonnenfinsternis – allerdings wurde auch währenddessen noch Strom ins Ausland verkauft. Die von den Übertragungsnetzbetreibern als Systemverantwortliche kontrahierte Regelleistung wurde hingegen nur in 3 D er Mond hat bis zu 82 Prozent der Sonne verdeckt (50Hertz et al, 2015). [EUR/MWh] Am 20. März 2015 trat in Deutschland eine partielle Sonnenfinsternis auf. An diesem Tag hat sich zwischen 9:30 und 12:00 Uhr der Mond auf seiner Umlaufbahn zwischen Erde und Sonne geschoben und Deutschland einen erheblichen Teil des Tageslichts genommen.3 Rund eine Stunde lang wurde es dunkler, ehe sich der Tag langsam wieder aufhellte. Da der 20. März ein sehr sonniger Tag war, wurde die Solarstromerzeugung durch die Sonnenfinsternis deutlich beeinträchtigt. Stromproduktion aus Solarenergie am 20. März 2015 [GW] 20. März 2015: P artielle Sonnenfinsternis stellt das Stromsystem auf die Probe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Wind Photovoltaik Kernenergie Braunkohle Steinkohle Erdgas Pumpspeicher/ Speicherwasser Sonstige (v.a. Müll) Nachfrage Strompreis Agora Energiewende 2015 gewöhnlichem Maße abgerufen 4, die eigens für diesen Tag überdimensionierte Reserve wurde nicht in Anspruch genommen. Grundlage für den reibungslosen Verlauf der Sonnenfinsternis für das Stromsystem war eine präzise Solarprognose, auf deren Grundlage die Solarstrommengen im vortägigen Handel treffsicher angeboten worden waren. Der Tag der Sonnenfinsternis kann damit als erfolgreicher Test für das Jahr 2030 angesehen werden, denn in 15 Jahren werden Rampen wie zur Sonnenfinsternis regelmäßig auftreten. 4 Fraunhofer IWES (2015) 35 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Am 23. August 2015 erreichte die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien um 13 Uhr ein Allzeithoch: 50,8 Gigawatt und damit gut 83 Prozent des Stromverbrauchs stammten an diesem Dienstag vor allem aus Windkraft(18,9 Gigawatt) und Photovoltaikanlagen (25,1 Gigawatt). Gleichwohl lag der Exportsaldo zu dieser Zeit mit 16,9 Gigawatt recht hoch. Die Preise an der Strombörse notierten mit 10,04 Euro pro Megawattstunde positiv. Maximaler Erneuerbaren-Anteil von 83,2 Prozent am 23. August 2015 um 13 Uhr Abbildung 31 100 90 80 70 60 [GW] 23. August 2015: M aximale Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Photovoltaik konventionell Wind Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 Um 17 Uhr erreichte die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien am 3. November 2015 ihr Minimum für 2015 mit einer Gesamtleistung von 7,3 Gigawatt. Der ErneuerbarenAnteil zu dieser Zeit lag bei weniger als zehn Prozent, da die Windstromproduktion auf das sehr niedrige Niveau von 0,5 Gigawatt fiel. Am selben Tag um 14 Uhr wurde auch das geringste Niveau der Windstromeinspeisung mit 0,2 Gigawatt gemessen. Minimale Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien am 3. November um 17 Uhr Abbildung 32 100 90 80 70 60 [GW] 3. November 2015: M inimale Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Photovoltaik konventionell Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 36 Wind ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 21. Dezember 2015: Maximale Windeinspeisung Maximale Windstromeinspeisung am 21. Dezember um 23 Uhr: 36,7 Gigawatt Um 23 Uhr am 21. Dezember 2015 erreichte die Produktion von Windstrom ihr Maximum: Die deutschen Windkraftwerke speisten mit einer Leistung von 36,7 Gigawatt Strom ein. Damit waren die deutschen Windkraftanlagen – gemessen an ihrer Nennleistung von 40,6 Gigawatt zum Jahresende – zu diesem Zeitpunkt zu 91,5 Prozent ausgelastet. Abbildung 33 100 90 80 70 [GW] 60 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Photovoltaik konventionell Wind Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 21. April 2015: Maximale Solareinspeisung Maximale Solarstromeinspeisung am 21. April um 13 Uhr: 28,5 Gigawatt Um 13 Uhr erreichte die Leistung aller deutschen Solarstromanlagen am 21. April 2015 28,5 Gigawatt. Bei einer zu diesem Zeitpunkt installierten Nennleistung von etwa 39 Gigawatt (Jahresende: circa 39,6 Gigawatt) entspricht das einer Auslastung von 73 Prozent. Abbildung 34 100 90 80 70 [GW] 60 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Photovoltaik konventionell Wind Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 37 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Um 3 Uhr morgens erreichte die Last am Zweiten Weihnachtstag ihr Jahresminimum. Nur noch 36 Gigawatt wurden verbraucht. Die Windkraft lieferte mit einer Leistung von 20,1 Gigawatt zu diesem Zeitpunkt mehr als die Hälfte des Strombedarfs. Hätte der Wind in dieser Weihnachtsnacht so stark geweht wie fünf Tage zuvor am 21. Dezember, dann hätte Deutschland erstmals in seiner Geschichte 100 Prozent seines Stroms aus Windkraft bezogen. Bemerkenswert an diesem Stromtag ist die Flexibilität konventioneller Kraftwerke: Die Braunkohlekraftwerke drosselten ihre Leistung auf 8,2 Gigawatt (Maximalleistung: 20,7 Gigawatt), die Leistung der Kernkraftwerke wurde innerhalb weniger Stunden von 10,5 auf 6,5 Gigawatt reduziert (Maximalleistung nach Stilllegung des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld: 11 Gigawatt) und die Steinkohleverstromung erreichte 1,9 Gigawatt (Maximalleistung: 22,2 Gigawatt). Hingegen verharrte die Leistung von Erdgaskraftwerken in diesen Stunden und Tagen konstant auf einem Niveau von etwa 5,4 Gigawatt. Dies dürfte zu einem großen Anteil Wärmelieferverpflichtungen von KWK-Anlagen auf Erdgas-Basis geschuldet sein. Minimaler Stromverbrauch und viel Strom aus Erneuerbaren Energien Abbildung 35 100 90 80 70 60 [GW] 26. Dezember 2015: M inimaler Stromverbrauch und ein möglicher 100-Prozent-Wind-Tag 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Wind Photovoltaik Kernenergie Erdgas Braunkohle Steinkohle konventionell Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 Tag der Jahreshöchstlast Abbildung 36 100 90 15. April 2015: Jahreshöchstlast 80 70 60 [GW] Die Jahreshöchstlast wurde am 15. April 2015 um 13 Uhr erreicht. Zu diesem Zeitpunkt wurden 83,2 Gigawatt des produzierten Stroms verbraucht. Dabei lag die Solarstromproduktion bei 27,6 Gigawatt und die Windstromproduktion bei 20,2 Gigawatt. Insgesamt wurden zu dieser Stunde 66 Prozent des verbrauchten Stroms durch Erneuerbare Energien gedeckt. Die verbleibenden 34 Prozent sowie der Export (11,5 Gigawatt) von wurden durch 10,3 Gigawatt Kernenergie, 13,8 Gigawatt Braunkohlestrom, 7,1 Gigawatt Strom aus Steinkohle, 5,4 Gigawatt Strom aus Erdgas sowie 3,2 Gigawatt sonstiger Stromerzeugung produziert. 50 40 30 20 10 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 Biomasse Wasserkraft Photovoltaik konventionell Stromnachfrage Agora Energiewende 2015 38 Wind ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 Kalenderwoche 46: Flexible Reaktion der fossilen Kraftwerke auf Windstrom Die Tage vom 9. November bis 15. November 2015 sind gekennzeichnet von lang anhaltendem, starken Wind, der allerdings einmal zur Wochenmitte am 12. November deutlich abflaut. Über den Zeitraum von mehreren Tagen werden kontinuierlich Windleistungen von mehr als 20 Gigawatt gehalten, in der Spitze sogar bis zu 31 Gigawatt. In der Wochenmitte fällt die Windleistung kurzzeitig auf 6,7 Gigawatt ab. Flexibilität in der Stromerzeugung wird im gesamten Zeitraum weitgehend von Steinkohlekraftwerken geliefert – ihre Leistung variiert zwischen 3,7 und 27,6 Gigawatt. Braunkohlekraftwerke modulieren in einem Bereich von 9,6 und 17,5 Gigawatt. Die eigentlich ebenfalls flexiblen Gaskraftwerke kommen – bis auf die Gas-KWK-Anlagen, die Wärmelieferverpflichtungen haben – kaum zum Zuge und produzieren auf einem Niveau zwischen 5,7 und 10,8 Gigawatt. Im gesamten Zeitraum wird Strom zu positiven Preisen gehandelt. Diese erreichen während des Abflauens des Windes am 12. November mit 69,49 Euro pro Megawattstunde ein Maximum in dessen Folge der Export von Strom kurzfristig einbricht – gleichwohl mit einem Exportsaldo von 2,4 Gigawatt noch nennenswert ist. Unmittelbar nach dem Wieder-Anziehen der Windleistung schnellt der Export wieder auf Werte von mehr als 7,5 Gigawatt, gleichzeitig fallen die Strompreise in ein Band von etwa 10 bis 40 Euro pro Megawattstunde zurück. Kalenderwoche 46 mit viel Windstrom und flexiblen thermischen Kraftwerken Abbildung 37 100 90 80 70 [GW] 60 50 40 30 20 10 0 9. Nov. 2015 10. Nov. 2015 11. Nov. 2015 12. Nov. 2015 13. Nov. 2015 Biomasse Wasserkraft Wind Photovoltaik Steinkohle Erdgas Pumpspeicher/Speicherwasser 14. Nov. 2015 Kernenergie Sonstige (v.a. Müll) 15. Nov. 2015 Braunkohle Nachfrage Agora Energiewende 2015 39 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 40 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 11 Ausblick 2016 Im Jahr 2016 wird sich das Stromsystem weiter verändern, außerdem stehen energiepolitische Entscheidungen auf der Tagesordnung. Im Stromsystem sind folgende Entwicklungen dabei schon zu Jahresanfang absehbar: →→ Sehr wahrscheinlich ist ein weiteres Wachstum des Anteils Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung, vor allem bei der Windstromerzeugung auf See. Die Grundlagen dafür wurden bereits 2015 mit der Inbetriebnahme mehrerer großer Offshore-Parks gelegt. Diese Parks werden angesichts ihrer hohen Volllaststunden einen deutlichen Effekt erzielen. Zudem könnte der in den vergangenen Jahren rückläufige Trend beim Ausbau der Photovoltaik langsam wieder ins Positive drehen: Zum Jahreswechsel 2016 wurde erstmals seit ihrer Einführung die Einspeisevergütung für Solarstrom nicht gesenkt, gleichzeitig sinken die globalen Modulpreise weiter. →→ Umgekehrt wird die Stromproduktion aus konventionellen Kraftwerken weiter abnehmen. Hierzu trägt insbesondere die Stilllegung des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld bei, die erst zur Jahresmitte 2015 erfolgte und die sich somit erstmals 2016 voll auf eine Jahresstromproduktion auswirkt. Ob hingegen die Kohlekraftwerke auch 2016 weiter auf dem Niveau des Jahres 2015 verbleiben oder ihre Stromproduktion ebenfalls zurückgehen wird, dürfte in erster Linie von den Exportmöglichkeiten des Jahres 2015 abhängen. →→ Zur Sicherung des Stromnetzes dürften zwei Effekte beitragen: Zum einen die Inbetriebnahme eines Teils der „Thüringer Strombrücke“. Sie verbindet die Regelzone von 50Hertz in Ostdeutschland mit der Regelzone von Tennet in Bayern und reduziert den innerdeutschen Netzengpass. Zudem soll zwischen dem deutschen und polnischen Übertragungsnetz der erste Phasenschieber – ein Betriebsmittel, das die Ringflüsse von Windstrom aus Norddeutschland nach Süddeutschland über Polen und Tschechien verhindern kann – in Betrieb genommen werden. Hierdurch könnte der Stromhandel zwischen Deutschland und Polen wieder steigen, der 2015 fast zum Erliegen gekommen war. →→ Erneuerbare Energien übernehmen zunehmend mehr Systemverantwortung: Seit Mitte Dezember 2015 sind die Rahmenbedingungen klar, unter denen – zunächst einige- Windparks sich an der Bereitstellung von Regelleistung beteiligen können. Diese wurde bisher ausschließlich von fossilen Kraftwerken, Speicheranlagen sowie Wasserkraft- und Biogaskraftwerken geliefert. Auch im Bereich der Energiepolitik wird es 2016 zwei entscheidende Entwicklungen geben: →→ Im Jahr 2016 soll das Erneuerbare-Energien-Gesetz novelliert werden. Die Planungen der Bundesregierung sehen vor, erstmals Ausschreibungen für die Vergütung von Windkraftanlagen an Land einzuführen und in Verbindung damit eine Steuerung für die zugebauten Leistungen zu etablieren. Zentrale Diskussionspunkte werden mögliche Ausnahmeregelungen für kleinere Akteure (Stichwort Bürgerenergie) beziehungsweise kleine Anlagen sowie die Ausschreibungsmengen für Windanlagen an Land sein. →→ Die Debatte über die Dekarbonisierung des Stromsystems geht weiter: Die Bundesregierung will gemäß Koalitionsvertrag und im Lichte des Klimaschutzabkommens von Paris bis Sommer 2016 einen Klimaschutzplan 2050 vorlegen. Dieser soll die bestehenden mittel- und langfristigen Klimaschutzziele Deutschlands (Minderung der Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 55 Prozent bis 2030, um 70 Prozent bis 2040 und um 80 bis 95 Prozent bis 2050) konkretisieren. Für 2030 soll ein Klimaschutzaktionsplan mit konkreten Maßnahmen vorgelegt werden. Hierzu wird eine konsistente Dekarbonisierungsstrategie für alle Sektoren – Strom, Wärme und Verkehr – notwendig sein. 41 Agora Energiewende | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 42 ANALYSE | Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2015 12Referenzen 50Hertz (2015): Sonnenfinsternis am 20. März stellt elektrisches System in Europa vor große Herausforderung. Abgerufen unter http://www.50hertz.com/de/Medien/ News/Details/newsId/16214/title/Sonnenfinsternis-am20-Maerz-stellt-elektrisches-System-in-Europa-vorgro%C3%9Fe-Herausforderung AG Energiebilanzen (2015a): Bruttostromerzeugung in Deutschland ab 1990 nach Energieträgern. Stand: 11.12.2015 AG Energiebilanzen (2015b): Primärenergieverbrauch in Deutschland. Abgerufen unter http://www.ag-energiebilanzen.de/6-0-Primaerenergieverbrauch.html Agora Energiewende (2015): Agorameter. Abrufbar unter www.agora-energiewende.de APX Power (2015): Market Results. 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Das deutsche Energiewende-Paradox. Ursachen und Herausforderungen Eine Analyse des Stromsystems von 2010 bis 2030 in Bezug auf Erneuerbare Energien, Kohle, Gas, Kernkraft und CO₂-Emissionen Die Energiewende im Stromsektor: Stand der Dinge 2014 Rückblick auf die wesentlichen Entwicklungen sowie Ausblick auf 2015 Die Entwicklung der EEG-Kosten bis 2035 Wie der Erneuerbaren-Ausbau entlang der langfristigen Ziele der Energiewende wirkt Die Rolle des Emissionshandels in der Energiewende Perspektiven und Grenzen der aktuellen Reformvorschläge Die Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung in der Energiewende Status quo, Perspektiven und Weichenstellungen für einen sich wandelnden Strom- und Wärmemarkt Der Spotmarktpreis als Index für eine dynamische EEG-Umlage Vorschlag für eine verbesserte Integration Erneuerbarer Energien durch Flexibilisierung der Nachfrage Die Sonnenfinsternis 2015: Vorschau auf das Stromsystem 2030 Herausforderung für die Stromversorgung in System mit hohen Anteilen an Wind- und Solarenergie Effekte regional verteilter sowie Ost-/West-ausgerichteter Solarstromanlagen Eine Abschätzung systemischer und ökonomischer Effekte verschiedener Zubauszenarien der Photovoltaik Ein Kraftwerkspark im Einklang mit den Klimazielen Handlungslücke, Maßnahmen und Verteilungseffekte bis 2020 Ein robustes Stromnetz für die Zukunft Methodenvorschlag zur Planung – Kurzfassung einer Studie von BET Aachen Erneuerbare-Energien-Gesetz 3.0 Konzept einer strukturellen EEG-Reform auf dem Weg zu einem neuen Strommarktdesign Energieeffizienz als Geschäftsmodell Ein marktorientiertes Integrationsmodell für Artikel 7 der europäischen Energieeffizienzrichtlinie Kapazitätsmarkt oder Strategische Reserve: Was ist der nächste Schritt? Eine Übersicht über die in der Diskussion befindlichen Modelle zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland Klimafreundliche Stromerzeugung: Welche Option ist am günstigsten? Stromerzeugungskosten neuer Wind- und Solaranalagen sowie neuer CCS- und Kernkraftwerke auf Basis der Förderkonditionen in Großbritannien und Deutschland 46 Publikationen von Agora Energiewende Kostenoptimaler Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland Ein Vergleich möglicher Strategien für den Ausbau von Wind- und Solarenergie in Deutschland bis 2033 Negative Strompreise: Ursache und Wirkungen Eine Analyse der aktuellen Entwicklungen – und ein Vorschlag für ein Flexibilitätsgesetz Netzentgelte in Deutschland Herausforderungen und Handlungsoptionen Positive Effekte von Energieeffizienz auf den deutschen Stromsektor Endbericht einer Studie von der Prognos AG und dem Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) Power-to-Heat zur Integration von ansonsten abgeregeltem Strom aus Erneuerbaren Energien Handlungsvorschläge basierend auf einer Analyse von Potenzialen und energiewirtschaftlichen Effekten Stromexport und Klimaschutz in der Energiewende Analyse der Wechselwirkungen von Stromhandel und Emissionsentwicklung im fortgeschrittenen europäischen Strommarkt Stromspeicher für die Energiewende Untersuchung zum Bedarf an neuen Stromspeichern in Deutschland für den Erzeugungsausgleich, Systemdienstleistungen und im Verteilnetz Transparenzdefizite der Netzregulierung Bestandsaufnahme und Handlungsoptionen AUF ENGLISCH 12 Insights on Germany’s Energiewende An Discussion Paper Exploring Key Challenges for the Power Sector A radically simplified EEG 2.0 in 2014 Concept for a two-step process 2014-2017 Benefits of Energy Efficiency on the German Power Sector Final report of a study conducted by Prognos AG and IAEW Comparing Electricity Prices for Industry An elusive task – illustrated by the German case Comparing the Cost of Low-Carbon Technologies: What is the Cheapest Option? An analysis of new wind, solar, nuclear and CCS based on current support schemes in the UK and Germany Cost Optimal Expansion of Renewables in Germany A comparison of strategies for expanding wind and solar power in Germany Increased Integration of the Nordic and German Electricity Systems Modelling and Assessment of Economic and Climate Effects of Enhanced Electrical Interconnection and the Additional Deployment of Renewable Energies Power Market Operations and System Reliability A contribution to the market design debate in the Pentalateral Energy Forum The Danish Experience with Integrating Variable Renewable Energy Lessons learned and options for improvement Understanding the Energiewende FAQ on the ongoing transition of the German power system Alle Publikationen finden Sie auf unserer Internetseite: www.agora-energiewende.de 47 088/01-A-2016/DE Wie gelingt uns die Energiewende? Welche konkreten Gesetze, Vorgaben und Maßnahmen sind notwendig, um die Energiewende zum Erfolg zu führen? Agora Energiewende will helfen, den Boden zu bereiten, damit Deutschland in den kommenden Jahren die Weichen richtig stellt. Wir verstehen uns als Denk- und Politiklabor, in dessen Mittelpunkt der Dialog mit den relevanten energiepolitischen Akteuren steht. Agora Energiewende Rosenstraße 2 | 10178 Berlin T +49 (0)30 284 49 01-00 F +49 (0)30 284 49 01-29 www.agora-energiewende.de [email protected] Agora Energiewende ist eine gemeinsame Initiative der Stiftung Mercator und der European Climate Foundation.