Schriftlicher Teil der Diplomarbeit zum Thema Der

Transcription

Schriftlicher Teil der Diplomarbeit zum Thema Der
NW105°
NW120°
NW135°
NW90°
NW60°
NW75°
NW45°
0°
NW15°
NW30°
NE15°
NE45°
NE30°
NE60°
NE75°
NE90°
NE120°
NE105°
NE135°
NE150°
$ER ³BER "LICK
Diplomarbeit (schriftlicher Teil)
Max Neupert
Beispiele
Heroisierende Schlachtendarstellungen sollen mitreißen, Geschichte wachhalten und Volkshelden mythologisieren wie im Innsbrucker Panorama „Die
Schlacht von Bergisel“ den Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer der die
Bayern aus Tirol vertrieb. Eine offene Wunde der Volksseele thematisieren
wie das Sedanpanorama, welches geschickt Geschichte umschrieb und mit zur
Kriegslüsternheit vor dem 1.WK beitrug. Die heroischen Leistungen der Metroarbeiter beim Bau der Untergrundbahn preisen: beim Diorama „Metro-proud
of Korea“ in Pyong-Yang. Den Arbeiter und Bauernstaat eine geschichtliche
Eigenständigkeit und Legitimation verschaffen: beim Bauernkriegspanorama
in Bad Frankenhausen. Auch wenn Tübke geschickt einigen programmatischen
Anordungen aus dem ZK auswich und sich die Einmischung der Politik in das
Bildprogramm weitgehend1.
Grenzenlos
N60°
"ETREUER UND 'UTACHTER
für den praktischen und schriftlichen Teil: Prof. Ute Hörner
für den praktischen Teil: Prof. Luc Courchesne
für den schriftlichen Teil: Dr. Joachim Penzel
Charlotte Davies · Osmose · 1995
interaktiver Immersionstraum (VR-Brille)
Burg Giebichenstein
Hochschule für Kunst und Design
Halle an der Saale
0&%2$
Nach Benthams Idee realisiertes Gefängnis
Stateville Correctional Center
NW150°
Der entwendete Auftrag; Zur Entwicklung der Konzeption des Panoramas zu Frankenhausen ·
Rede von Gerd Lindner auf der Panorama-Konferenz in Luzern · 1999
Online unter http://www.panorama-museum.de/html/der_auftrag.html
1
„Siehst du den Horizont? Direkt über‘m Boden fängt der Himmel an“ spricht
1997 Thomas Dürr im Song „Rückenwind“ auf seinem Soloalbum, als hätte
er gerade eine Tüte Goethe geraucht. Die Geschichte des Panoramas lässt sich
nicht auf das Militärische beschränken. Die Romantiker entdeckten den Horizont. Als Goethe in seinem neuen Studienort Straßburg ankam, war das Erste,
worauf er erpicht war, den Turm des Münsters zu besteigen. Auf der Plattform
verschaffte er sich einen Überblick über die Stadt und verewigte sich im Sandstein. Die Aufklärung funktionalisierte das sakrale Bauwerk Münster zu einer
Aussichtsplattform für Sehsüchtige. Es folgten Bauwerke, die das Verlangen
nach dem Weitblick stillten, ohne Sakralbauten zu sein. Dass Kirchen nicht
mehr die Orte der Demut waren, an denen man beeindruckt zu Gott aufschaut,
sondern zu Plattformen zum stolzen Sattsehen wurden, beschreibt die Umwälzungen der Aufklärung sehr bildlich. Aussichtstürme und Plattformen wie die
Bismarktürme wurden errichtet. Immer beliebter wurde es, die Berge zu ersteigen, um des berauschenden Gipfelerlebnisses wegen. Die Gemälde Caspar David
Friedrichs zeugen von dieser Sehn- und Sehsucht nach dem – auch als Metapher – entdeckten Horizont. Die Rückenfiguren Friedrichs stehen auf einer Art
Plattform und richten ihren Blick in die Weite, als wären sie Stellvertreter für
einen Besucher in einem Panorama. Den bürgerlichen Freiheiten wurden durch
die Ballonfahrten Flügel verliehen. Die Brüder Joseph Michel und Jacques Étienne Montgolfier1 leiteten gemeinsam eine Papierfabrik und entwickelten den
ersten Heißluftballon aus mit Papier abgedichteter Leinwand. Im Dezember
1782 unternahmen sie auf ihrem Firmengelände den ersten erfolgreichen, noch
unbemannten Flugversuch. Ihre Arbeiter, die dem Bau und den Flugversuchen
der Montgolfière zugesehen hatten, waren die ersten, die zum Sturm auf die
Bastille aufriefen. Auch in Deutschland konnten Ballonfahrer sich bald über die
engen Grenzen der Fürsten hinwegsetzen und hatten wie Friedrich einen weiteren Horizont, die Nation. Durch humanistische Aufklärung und Nationalismus
wurde ein neuer Zeitgeist des bürgerlichen Selbstverständnisses geprägt. Eines
Selbstverständnisses, welches das Medium Panorama ausgezeichnet bedienen
konnte.
1
das erste Bild eines Spionagesatelliten
Milit. Flughafen in Shmidta, UdSSR 18. 8. 1960
Borodino-Panorama (Ausschnitt) Moskau
1912 vertiggestellt, 1962 Rundbau errichtet
Schema Von Werners Sedanpanorama
1883-1904 am Alexanderplatz, Berlin
Robert Barkers Panorama
von 1792. Leicester Square, London
Deutscher Soldat mit getarntem Periskop
in einem Schützengraben des Ersten Weltkriegs
(5"",%
30!#% 4%,%3#/0%
DECKENFRESKEN
Oettermann · Das Panorama · Seite 34 ff., http://de.wikipedia.org/wiki/Montgolfier
42/-0% ,î),
Beschleunigung
Message
Die aus dem Bedürfnis einer militärischen Aufklärung entstandene Technologie
stellte sich schnell als für diesen Zweck untauglich heraus. Sie traf aber um so
mehr den Nerv einer nach Unterhaltung und Spektakel eifernden Öffentlichkeit.1
Bei der Analyse der im Panorama behandelten Bildthemen fällt auf, dass
Kriegs- und Schlachtendarstellungen überproportionale Repräsentanz erhalten.2
Neben Landschafts- und Stadtdarstellungen oder biblischen Szenen, die die
Betrachter in Raum und Zeit reisen ließen, waren es die Schlachtendarstellungen, die dem Charakter des Mediums offenbar besonders entsprachen. Die
militärische Herkunft des Panoramas taucht hier im Bildinhalt wieder auf. So
wird Marshall McLuhans These bestätigt, der das Wesen des Mediums für seine
eigentliche Botschaft hält. Die im Medium Panorama verankerte Botschaft
könnte lauten: „Lasse dich von mir vereinnahmen, tauche in mich ein, du kannst
dich mir nicht entziehen“. Die Kontrolle, die über das Kampfgeschehen ausgeübt werden sollte, schlägt sich auf den Betrachter nieder, der vom Bildformat
eingenommen wird.
3D Nachbau des Holodecks
aus der US-Fernseheserie Star Trek, Hollywood
Screenshot Atari Battlezone
Erstes 3D Game 1980
Überblick
Als Panorama bezeichnet man heute Verschiedenes: Die Klatschseite einer
Zeitung, den schönen Ausblick oder eine breitformatige Fotografie. Ursprünglich bezeichnete der Begriff Panorama („Allschau“ aus griechisch pan = alles
und horama = Sehen, Erscheinung)1 ein Riesenrundgemälde. ‚Panorama‘ wird
dabei sowohl das Gemälde genannt, als auch das zu seiner Präsentation notwendige Gebäude, eine Rotunde. Erst mit der Zeit dehnte sich der Begriff auf
andere, den Blick erweiternde Medien und Wahrnehmungen aus. Das Panorama
war ein populäres Massenmedium im 19. Jahrhundert. Das Riesenrundgemälde bildete die konsequente Weiterentwicklung seiner Vorgänger, wie den
illusionistisch ausgemalten Innenräumen (→ WOHIN FÜHRT DER BLICK?), welche
es seit der Antike gibt. Selbst ist es Vorläufer neuer Medientechnologien wie
dem virtual environment. Was das Panorama innerhalb dieser Entwicklung
hervorstechen lässt, ist seine Popularität und eine weitgehende Kontinuität des
Bildformats über einen Zeitraum von rund hundert Jahren.
Zur Erfindung des Panoramas führten sowohl eine konkrete technische
Entwicklung (→ STRATEGIE)2, als auch die gesellschaftlichen und politischen
Rahmenbedingungen (→ GRENZENLOS).3
1
2
3
1
2
Schema des Waller Flexible Gunnery Trainers
1940
-# ,5(!.
N20°
Kubakrise: Die US-Delegation präsentiert
Beweise vor dem UN-Sicherheitsrat. 25.10.1962
Total1
2
Satellitenbilder von Amnesty International
Beirut, Libanon. Juli(links), August(rechts) 2006
CAMERA OBSCURA
&/4/'2!&)%
l
e
t
it
m
lfs
i
H
-),)4›24%#(./,/')%
PERISKOP
LATERNA MAGICA
+5.34
FILM
5.4%2(!,45.'
3#(!5"5$%
7!(2(%)43!.3025#(
MANIPULATION
GLORIFIZIERUNG
ÜBERHÖHUNG
PANOPTIKUM
Nach den Meilensteinen der Filmgeschichte Tonfilm und Farbfilm wurden Versuche unternommen
das Kinoerlebnis noch immersiver zu gestalten. Das klassische Bildformat 3:4 reichte hierfür bald
nicht mehr aus. Es wurde daran gearbeitet, das panoramatische Ausfüllen des Blickfelds mit der
Welt des bewegten Bildes zu vermählen. Der Panorama-Blick hielt mit dem Cinerama 1952 auch in
die Kinos Einzug. Beim Cinerama wurden für die Filmaufnahmen drei synchrone Kameras benutzt.
Zur Wiedergabe benötigte man so gleichfalls drei Projektoren (und einen für den optisch gespeicherten Stereo(!)-Ton, welcher auf einem separaten Film belichtet wurde), die ein breitformatiges
Bild auf einer gekrümmten Projektionsfläche erzeugten. Ein spezieller Film wurde produziert,
der die Vorzüge des neuen Formats ausspielen sollte. „This is Cinerama“ war der Titel des ersten
der insgesamt nur gut einem dutzend Filmen, die im Cinerama-Format produziert wurden. Das
Cinerama-Format war für die Filmproduzenten und Kinobetreiber zu kostspielig und kompliziert.
Außerdem waren mit dem Format viele Einschränkungen verbunden. Beispielsweise musste beim
Dreh auf Zooms verzichtet werden, da sich sonst die drei Bilder überlagert hätten. In der Sowjetunion gab es ein dem Cinerama ganz ähnliches Format: Das „Kinopanorama“1.
Mit dem CinemaScope wurde ein anderer Weg gegangen: Das breitformatige Bild wurde mit einer
zylindrischen Linse aufgenommen, die es wie zusammengepresst auf einen normalen 1,33:1 (~4:3)
Filmstreifen bannte. Bei der Projektion des anamorphen Bildes wurde das Bild wiederum durch
eine Linse entzerrt und auf das panoramatische Format von 2,66:1 gebracht. 20th Century Fox
erwarb die Rechte an diesem Verfahren von Henri Chrétien. Diese einfache und wirtschaftliche
Lösung, um zu einem breiteren Bild zu gelangen, war erfolgreicher als das Cinerama System. Panavision stellte die speziellen Objektive für das CinemaScope System her und entwickelte es weiter.
Das Panavision System konnte das CinemaScope schnell ablösen, auch weil viele Studios nicht
länger Lizenzgebühren an die Konkurrenz abtreten wollten. Das Prinzip des anamorphen Films besteht bis heute. Die Bemühungen um ein überzeugenderes Kinoerlebnis rissen nicht ab: VistaVision
(1954), Superscope, Techniscope (1954), TODD-AO (1955), Technirama (1956), UltraPanavision
(1957), Cinemiracle (1958), Super Panavision 70 (1959), IMAX (1970) und andere Entwicklungen. Grundsätzlich ging die Entwicklung zu größeren und im Verhältnis breiteren Projektionen.
Am Prinzip Kino änderte sich jedoch nichts. Damit haben die Medien Film und Panorama eine
Gemeinsamkeit: Eine konstante Popularität über einen Zeitraum von rund einhundert Jahren. Wenn
wir dem Kino so viel Zeit geben wie dem Panorama, müssen wir in weniger als zehn Jahren mit
dem Ende der Kinos rechnen.
0/7%,, 0/).4
4/4!,)4›2
S40°
Zeugen
SCHURKENSTAATEN
$%&).)4)/. "53(
$%&).)4)/. #(/-3+9
Schurken
ÄGYPTEN
Die Ära der klassischen Panoramen als Riesenrundgemälde in Öl auf Leinwand ist in der westlichen Welt vorüber. Wenn man sich das Verzeichnis der
Panoramen weltweit auf der Website der internationalen Panorama-Konferenz1
ansieht, fällt auf, dass in den letzten hundert Jahren fast alle neuen Panoramen unter totalitären Regimes produziert wurden. Staaten, die in der Rhetorik
G. W. Bushs als Schurkenstaaten bezeichnet werden. So entstanden in den
Ländern Ägypten, Irak, Syrien, der VR China, Nord Korea und der Deutschen
Demokratischen Republik Panoramen. Offenbar passen das totale Bildformat
und totalitäre Systeme gut zusammen, da sie eine Abwendung vom System
nicht zulassen. Das Riesenrundgemälde konnte in diesen Ländern wie in einem
Reservat weiter existieren, wurde sogar weiter produziert, obwohl das bewegte
Bild längst die Rolle des Mediums für die Massen übernommen hatte. Die
offensichtliche Überhöhung, die das Panorama leistete, kam der Ästhetik der
Totalität entgegen, die Panoramen wurden wie Denkmäler als eine Stätte offensichtlicher Huldigung gebaut. In den Demokratien existieren mindestens so
viele Manipulationsmedien, aber deutlich suggestivere als die der Despoten. Ein
Blick ins Fernsehprogramm reicht um dies zu erkennen. Als krasse Beispiele
können die militärfetischistischen Sendezeit-Füller ab 23 Uhr auf NTV dienen,
oder die zahllosen B-Movies über den Vietnamkrieg. Die Medien des Westens
lassen die Riesenrundgemälde mit ihrer simplen Überwältigungsstrategie schon
fast archaisch aussehen. Schurken jedenfalls brauchen Propaganda und Überhöhung, seien es die Schurken die Bush zu solchen erklärt hat oder jene, welche
Noam Chomsky zu entlarven versucht: die USA2. Wessen Standpunkt bloße
Propaganda ist, entscheidet die Perspektive.
1
2
USA
IRAK
SYRIEN
NORD-KOREA
CHINA
DDR
#9#,/2!-! $)/2!-!
#/3-/2!-!
Als US-Außenminister Colin Powell, „die Taube“, am 5.2.2003 vor den UN-Sicherheitsrat trat, präsentierte er Beweise, welche belegen sollten, dass der Irak
entgegen der UN-Resolution Massenvernichtungswaffen produziert und besitzt.
In seiner Power-Point Präsentation1, die später auch Powell-Point Präsentation
genannt wurde, zeigte er neben abgehörten Funksprüchen, Diagrammen terroristischer Verbindungen und detaillierten Renderings der mobilen Giftwaffenfabriken vor allem eines: Satellitenaufnahmen. Aufnahmen, die mit Markierungen
versehen waren um das Abgebildete zu identifizieren. Powell verband mit diesen Beweisfotos einen Wahrheitsanspruch, der der Logik des Panoramas folgte:
Da die Fotos echt sind, stellen sie die Wahrheit dar. Die Interpretationshoheit
hatte Powell aber auf seiner Seite. Alle Punkte der Präsentation stießen auf
große Vorbehalte bei den Mitgliedern des Sicherheitsrates. Nach dem Irakkrieg
stellten sie sich alle als falsch heraus: Es gab keine Verbindung zwischen dem
Saddam Regime und dem Terrornetzwerk Al-Kaida. Der Irak hatte keine Massenvernichtungswaffen, schon gar nicht die auf Lastwagen vermuteten mobilen
Chemiewaffenfabriken.
Die Geschwindigkeit der Bilder hat zugenommen und hat die von Virilio gesetzte Höchstgeschwindikeit durchbrochen. Anton von Werners Sedanpanorama
hielt die Kriegsgeschichte aus der Sicht der Sieger wach, damit Veteranen mit
ihren Enkeln und Schulklassen die eine Sichtweise der Geschichte aus der
Retrospektive erleben konnten. Mit den Wochenschauen der Nazis erreichten
die Bilder des Krieges, beziehungsweise der Siege, ihre Zuschauer schon in
kürzerer Zeit. Erst mit den Golfkriegen zwei und drei beschleunigten sich die
Kriegsbilder weiter auf Echtzeit: Jetzt konnten die Fernsehzuschauer live miterleben wie „embedded jounalists“ von der Front berichteten. Auf dem Dach des
Bagdader Informationsministeriums standen die Fernsehkameras, welche den
nächtlichen Horizont der Stadt mit dem an „Battlezone“ erinnernden Grünstich übertrugen. In Echtzeit konnte vor den Fernsehern auf den Einschlag
der Raketen gewartet werden. Zur abendlichen Primetime in den USA wurde
der Angriff begonnen und Fernsehzuschauer wurden Zeugen und Voyeure des
abstrakten Spektakels. Wenn der Spannungsbogen der Inszenierung abriss
wurde das Live-Bild verkleinert, um auf dem Schirm für Kommentatoren Platz
zu schaffen, die meist wenig Neues zu berichten wussten. „Die Invasion in den
Irak werde in die Geschichtsbücher eingehen als der erste Krieg, den der Zuschauer live am Bildschirm verfolgen konnte“ zitiert Paul2. Bilder berichteten
ehemals retrospektiv vom Krieg, doch im dritten Golfkrieg wurde eine Gleichzeitigkeit erreicht. Powell ging gar einen Schritt weiter: Er präsentierte der
Weltöffentlichkeit Bilder, die den dritten und vorerst letzten Teil der GolfkriegsTrilogie vorwegnahmen bevor er stattgefunden hatte.
1
2
Am Alexanderplatz eröffnete 1883 Anton von Werners Sedanpanorama. Um
Zweifel an der realitätsgetreuen Wiedergabe auszuschließen, betrieb man
einen immensen Aufwand. Das Panorama galt als Medium, dessen künstlerische Komponente sich auf die Perfektion der Nachbildung beschränken sollte,
andernfalls sah man die Glaubwürdigkeit und damit die Akzeptanz des Dargestellten in Gefahr. Die Produktion wurde, wie bei Panoramen üblich in einem
arbeitsteiligen Prozess ausgeführt. Für Landschaft, Himmel und Personen gab
es jeweils spezialisierte Teams, die unter der Leitung von Werners die Malarbeiten ausführten. Von Werner selbst hat am Panorama keinen Pinselstrich
getan. Das Produktionsteam reiste in geheimer Mission1 nach Frankreich. Es
besuchte neue Schlachtenpanoramen in Paris und den Schauplatz der Schlacht,
um sich ein genaues Bild von den örtlichen Gegebenheiten zu machen. Es wurden Manöver des Militärs besucht, um die Ausbreitung des Pulverdampfes zu
studieren. Fachleute und Augenzeugen wurden herangezogen um die inhaltliche
Richtigkeit zu garantieren. Bei der Eröffnung autorisierte letztlich der Kaiser selbst die Authentizität der Abbildung durch seine Anwesenheit. Das nicht
mehr erhaltene Panorama thematisierte die Schlacht von Sedan, ein Kampf im
Deutsch-Französischen Krieg, bei dem die Truppen Preußens und Bayerns die
Reiter des Französischen Heeres einkesselten und ihnen empfindliche Verluste
zufügten. So hoch auch der Anspruch auf Authentizität war, das Sedanpanorama bildete die Geschichte nicht aus neutraler Position ab. Die Auswahl der
abgebildeten Situation, bei der sich die eingeschlossenen französischen Reiter
aus dem Kessel zu befreien versuchten ließ die Franzosen wie die Aggressoren
aussehen. Unter den preußischen und bayerischen Reitern waren viele eindeutig identifizierbare Persona, während das französische Heer vornehmlich eine
Anonyme Masse darstellte. Blutige Wunden wurden nicht dargestellt, tote
Soldaten lagen wie unversehrt am Boden. Der Blickwinkel und die Wertung
sind eigentlich offensichtlich, werden aber durch einen gesteigerten Authentizitätsanspruch zu Wahrheit konvertiert. Das Medium kann so seine manipulative Kraft entfalten2. Im Film stehen die gleichen Mittel zur Verfügung um
die Wahrnehmung des Betrachters zu beeinflussen. Darüber hinaus kann die
zeitliche Narration noch einen großen Schritt weiter gehen als die simultanen
Bildwelten des Panoramas. Wenn uns der Film die besorgte Mutter und die Lebensgeschichte eines Private Ryan nahe bringt, wird unsere Sympathie auf den
Protagonisten gelenkt. Dessen anonyme Feinde müssen zwangsläufig auf unser
Wohlwollen verzichten.
053(
Passiv
(/,/$%#+
.%52/-!.#%2
2
die
ie dRechte daran
anRechte
hat sich 1993 die
hat
ie Australische
ustralischeAFirma
irma Fith
sich
ith Continent
dar nent gesichert
F F
Conti
rt http://www.kinopanorama.biz
1993
gesiche
http://www.widescreenmuseum.com/widescreen/waller04.htm
d
#!6% #5"%
0/24!,
Periskop1, Panorama, VR-Cube, CAVE, Portal und VR-Brille aber genauso Telefon, Funk, Radio und Fernsehen sind Medien, die Telepräsenz bewirken können,
da sie die physische Entfernung überwinden und eine entfernte, oder erdachte
Realität simulieren.
S40°
Wie beschrieben, scheiterte das Panorama an der Statik seiner Bilder; da
halfen dioramische Effekte, welche durch den Wechsel von Auf- und Rückbeleuchtung eines beidseitig bemalten Bildträgers Bewegung im Bild (meist den
Übergang zwischen Tag und Nacht) darstellten, wenig. Dies gilt auch für das
Pleorama und das Moving Panorama, bei dem beispielsweise eine Dampferfahrt auf dem Mississippi simuliert wurde, in dem das Ufer vor dem Publikum
von einer Rolle abgewickelt und auf eine zweite wieder aufgerollt wurde. Auch
dies konnte das Desinteresse am Panorama angesichts des neuen Mediums
Films nicht verhindern. Für über 100 Jahre war das Panorama Unterhaltungsformat für Massen. Der Film verdrängte es von dieser Position, indem es zur
Simulation der Wirklichkeit die Bewegung hinzufügte. Das Medium Fernsehen
brachte als Neuerung Komponente Echtzeit, der Computer letztlich die Interaktion. Während es sich bis zum Fernsehen um Push-Medien handelt, bei
denen festgelegte Inhalte zentralistisch an die Rezipienten (von einem Sender
an viele Empfänger) gesendet werden, die diese passiv aufnehmen müssen, ist
es seit Telefonauskunft, Tele- und Bildschirmtext, Dial-up Mailboxen, Internet
und world wide web möglich, sich aktiv selbst die gewünschten Informationen
zu beschaffen (und sei es nun, ob das gewünschte Buch schon ausgeliehen ist).
Diese werden als Pull-Medien bezeichnet.
Die Panoramen als feste „Spielstätten“ für die Riesenrundgemälde zeigen viele
Parallelen mit dem Kino und seinem Medium Film. Nach einer weitgehenden
Standardisierung des Panoramenformats um 1830 war es den Betreibern der
Panoramen möglich geworden, nicht mehr rentable Gemälde aufzurollen und
mit Pferdefuhrwerken zu einer anderen Rotunde zu transportieren, um sie
dort wieder aufzuspannen. Die Zyklen, in denen neue Panoramen hergestellt
werden mussten wurden immer kleiner; schon 1798 zeigte Robert Barker in der
Rotunde am Leicester Square mehrere Panoramen innerhalb eines Jahres. Ein
Gebäude, welches eigens für die Präsentation des Mediums errichtetes wurde
sowie die Spielzeit als durch die Wirtschaftlichkeit begrenzte Dauer seiner
Präsentation sind wichtige Parallelen die die Verwandtschaft der beiden Medien unterstreicht. Durch die in ganz Europa und Nordamerika entstandenen
Panoramen wuchs die Konkurrenz auf dem Markt. Dadurch stieg der Ökonomisierungsdruck unter den Anbietern und sorgte für eine straffe Organisation von
Produktion, Promotion und Distribution. Entsprechende Strukturen bestehen
bis heute in der Filmbranche.
INTERNET
05,,
Aktiv
Schießen und Treffen sind bei einem Großteil der Computerspiele Handlungsprinzip. Nach dem 1980 Atari „Battlezone“1 als Spielhallen-Computer auf den
Markt brachte, bei dem der Spieler ein Panzer steuerte, um mit ihm feindliche
Fahrzeuge und UFOs zu zerstören, wurde das US-Militär auf diese neue Technologie aufmerksam und ließ von Atari eine spezielle Version programmieren,
welche zu Trainingszwecken für den Kanonier der Bradley Panzer eingesetzt
wurde. „Battlezone“ wird als die erste wirklich interaktive 3D-Umgebung
bezeichnet und war so auch die erste computergestützte virtual reality Simulation. Damit wurde die Idee des Panoramas um die Interaktivität bereichert.
Bemerkenswert ist, dass es bei der Computersimulation nicht das Militär war,
welches das Tempo der Entwicklung vorgab, sondern die Unterhaltungsindustrie. Es wird behauptet2, dass einige Spieleentwickler bei Atari sich weigerten
an „The Bradley Trainer“, der militärischen Version von „Battlezone“, mitzuarbeiten. Der auch für die Heimatfront traumatische Vietnamkrieg hatte erst sein
desaströses Ende gefunden, und die meisten Entwickler bei Atari gehörten zum
linken Spektrum der Kriegsgegner. Die Armee-Variante von „Battlezone“ war
kein großer Erfolg, offiziell wurden nur fünf der Konsolen hergestellt, die dann
in Kantinen der Armee endeten wo die Soldaten Spielen und Trainieren miteinander kombinieren sollten. Aber seit „Battlezone“ hat das Militär das Potenzial computergenerierter Simulationen erkannt. Die Deutsche Bundeswehr hat
heute Hunderte des „Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrwaffen“ (AGSHP) im Einsatz und seit Kurzem auch eine mobile Variante
davon, welche in einem Container untergebracht ist.3, 4 Das AGSHP besteht aus
einem halbrunden Kollimatorspiegel5 auf dem die Virtuelle Kampfumgebung
durch vier Projektoren erscheint. Andere Trainingsgeräte arbeiten mit VR-Brillen, die abhängig von der Kopfbewegung den jeweiligen Ausschnitt einer vollimmersiven Umgebung zeigen. Damit ist Realität geworden was Lord Wemys of
Wemys 1780 vorschwebte: Ein mobiler Simulationsapparat.
Ausblick
0°
Mit den Satellitenbidern stellte sich die Blickrichtung auf den Kopf. Statt
des künstlichen Himmels auf der ausgemalten Decke sehen wir wie in einer
Reflektion unser eigenes Bild aus göttlicher Perspektive. Der Blick gilt nicht
mehr dem Gott wie bei den illusionistischen Deckenfresken des Barocks, aber
auch nicht mehr den menschlichen Heldentaten denen das aufgeklärte Panorama huldigte. Satellitenbilder zeigen uns die Folgen dieser Heldentaten in ihrem
Ausmaß: Das Abschmelzen der Pole und die Ausdehnung der Wüsten. Der Blick
der Satelliten beobachtet uns, als wären wir in Benthams Panoptikum. In diesem Gefängniss, in dem der Blick regiert, wird der Gefangene nach Rousseaus
Erziehungslehre allein das Beobachten diszipliniert. Fast könnte man meinen,
die Bilder der Iranischen Atomanlagen dienten diesem Zweck. Was wie die Dystopie der totalen Überwachung klingt, war als eine Befreiung der Bewachten
vor den Übergriffen der Bewacher gedacht. Die Demokratisierung der Satellitenbilder über frei verfügbare Online-Applikationen wie NASA WorldWind, dem
Microsoft Terraserver und dem populären Google Earth schaffen tatsächlich
die Möglichkeit einer Überwachung der Herrschenden. Künstlerische Projekte,
die diese Möglichkeiten nutzen, gibt es, beispielsweise die Visualisierung der
CIA Gefangenentransporte über Google Maps oder das Zusammenführen und
Ordnen an Informationen über Gebiete, zu denen Staaten einen freien Zugang
nicht zulassen, wie dem Militärgefängnis in Guantanamo Bay1. NGOs nutzen
die Verfügbarkeit kommerzieller Orbitalfotografie, um Verstöße gegen das Völkerrecht zu belegen, wie jüngst sehr beeindruckend Amnesty International mit
Bildern von Beirut vor und nach den Bombardements der israelischen Armee.
Deren Raketen wiederum lassen sich mit Applikationen zu ihrem Ziel steuern,
die Google Earth sehr ähnlich sind. Im Kriegsgebiet wurden alle wesentlichen
Gebäude dreidimensional in das System eingespeist, so dass die richtige Einschlagsstelle genau bestimmt werden kann. Global-Security.org versucht mit
dem Public-Eye Projekt nicht nur relevante Satellitenbilder zu veröffentlichen,
sondern auch deren Inhalt ohne politische Interessen zu interpretieren. Das Raketenprogramm Nord-Koreas beispielsweise wird dort ganz anders beurteilt als
im Pentagon. Ist Google Earth also eine Befreiung des Blicks, eine Befreiung
von ökonomischen, militärischen und politischen Interessen?
http://en.wikipedia.org/wiki/Battlezone
so schreibt es Robert Jung auf seiner Website http://www.electric-escape.net/node/561 und fast
gleich lautend in der Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Battlezone
3
http://de.wikipedia.org/wiki/AGSHP
4
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/13/0,3672,3934669,00.html
5
http://www.rk-gammertingen.de/in_agshp.html
1
2
1
welches Gutenberg schon in den 1430ern an Pilger in Aachen verkaufte, damit diese über die
Köpfe der Anderen hinweg schauen konnten · http://en.wikipedia.org/wiki/Periscope
1
)-!8
62 "2),,%
34%2%/6)3)/.
ECHELON
,!#2/33%
-)349
(%,)/3
Wohin führt der Blick?
das Bekanntwerden hätte komplizierte Diplomatische Probleme zwischen Deutschem Reich und
Frankreich zur Folge gehabt
2
Grau hat diese Suggestionswirkung durch die Scheinauthentizität am Beispiel des Sedanpanoramas am Berliner Alexanderplatz detailliert untersucht.
STAATSTERRORISMUS
)- !5&42!' '/44%3
http://www.panoramapainting.com
vgl. Chomsky · War Against People
Illusionsräume sind schon lange vor dem digitalen Zeitalter entstanden. Maler
wie Andrea Mantegna und Andrea Pozzo perfektionierten die auf der Perspektivlehre beruhende Illusion als Vortäuschung von nicht vorhandenen Räumen.
Der Blick zur Decke in der Camera degli Sposi oder in St. Ignatio öffnet den
geschlossenen Raum und lässt durch eine Scheinarchitektur in die Unendlichkeit des Himmels sehen. Die auf das Deckengewölbe aufgebrachten Fresken
berücksichtigen die Perspektive und die Geometrie des Gewölbes durch eine
anamorphotische Darstellung1. Visuelle Effekte wie das trompe l‘œil wurden
angewandt um die Wahrnehmung des Betrachters zusätzlich zu überlisten. Der
Blick richtete sich nach oben, dort wo das Himmelreich verortet und all jenes
Unfassbare vermutet wurde. Dabei wurde der Betrachter von der Fülle und
Pracht überwältigt.
Eine ganz andere Rolle erhielt der Betrachter durch die humanistische Aufklärung. Der Mensch wurde zum Mittelpunkt. Um ihn herum schloss sich
ein Panorama. Es überhöht die von ihm beherrschter Natur, die von ihm
geschaffene Architektur oder den von ihm geführten Krieg. Der schweifende
Blick des eingeschlossenen Betrachters richtete sich in der Horizontalen aus
leicht erhöhter Perspektive dem Erschaffenen zu. Auf der Leistungsschau des
Industriellen Zeitalters, den Weltausstellungen, ist das Medium Panorama mit
seinen modernen Abwandlungen bis heute besonders präsent. Die militärische
Aufklärung ließ einen anderen Blickwinkel notwendig werden. Luftaufnahmen über feindlichem Territorium wurden im Zweiten Weltkrieg zur einer der
primären Entscheidungsgrundlagen für militärische Operationen. In der Ära des
Kalten Kriegs wurde deutlich, dass Luftaufklärung auch für den zerbrechlichen
Weltfrieden gefährlich sind. Während der Kuba-Krise wurde ein Spionageflugzeug der US-Air-Force über Kuba abgeschossen. Seit diesem Vorfall bemühte
man sich verstärkt die Satelliten für die Aufklärung einzusetzen, denn im Orbit
besteht keine Lufthoheit. Das Hubble Space Telescope richtet den Blick hinaus
ins Weltall und verschleiert doch nur aus welchem Antrieb die Technologie entwickelt wurde. Das HST ist nahezu baugleich mit den Satelliten der KeyholeKlasse, von der momentan mindestens fünf funktionstüchtige im Orbit sind.
Nur: diese richten Ihr Objektiv in die entgegengesetzte Richtung: Die Keyhole
Satelliten gehören zu den Spionagesatelliten des National Reconaissance Office
(NRO). Jahrzehnte lang unterlagen Orbitalfotografien strenger Geheimhaltung,
da die Geheimdienste nicht preisgeben wollten, wie weit sie mit ihrer Technik
und wie detailreich dadurch ihre Bilder waren. Die öffentliche Zugänglichkeit
zu Satellitenbildern wurde mit dem Ende des Kalten Kriegs immer einfacher,
sogar die Umlaufbahnen der geheimen US-Spionagesatelliten wurden dank Perestroika, Glasnost und eines durch Platzmangel immer gefährlicheren Weltalls
nicht länger geheim gehalten.
S40°
#/3-/3
3526%),,!.#% 3!4%,,)4%3
'//',% %!24(
SATELLITENBILD
SATELLITEN
LD
ÜBERWACHUNG
B
Spiele-Krieg
Intelligence
Es entwickelte sich1 eine Szene an Amateuren, die es sich zur Aufgabe machten
die Satelliten mit eigenen Augen zu beobachten. kurz nach Sonnenuntergang
und bevor Sonnenaufgang erscheinen die künstlichen Erdtrabanten am Himmel, da sie das Sonnenlicht wie andere Himmelskörper reflektieren. Kurz nach
Sonnenuntergang und bevor Sonnenaufgang erscheinen die künstlichen Erdtrabanten am Himmel, da sie das Sonnenlicht wie andere Himmelskörper reflektieren. Seit 1980 werden die Umlaufbahnen wieder geheim gehalten, die Amateure lassen es sich jedoch ihr Hobby nicht nehmen, im Gegenteil: Durch die
Herausforderung schlossen sich die Satellitenbeobachter zusammen. Über die
Mailingliste See-Sat berichten sie sich gegenseitig von ihren Beobachtungen,
denn nur durch Beobachtungen von verschiedenen Standpunkten lässt sich der
Orbit der künstlichen Erdtrabanten rekonstruieren. Regelmäßig werden so die
neuen Beobachtungen mit den vorhergesehenen Verglichen und Veränderungen
in der Umlaufbahn der Satelliten genau registriert.
1
I
Die Verbindungen zwischen der militärischen Anwendung der Technologie und
dem Kriegsspiel wurden zwanzig Jahre nach „Battlezone“ noch enger: 2002
veröffentlichte das US-Militär das Spiel „America‘s Army“1 als PR-Offensive
für einen besseren Ruf und um die seit Jahren stagnierenden Rekrutenzahlen
anzuheben. Bei „America‘s Army“, welches man kostenlos bestellen oder aus
dem Internet laden kann, ist jeder Spieler zuerst Rekrut und wird erst nach
erfolgreichem Training zum virtuellen Einsatz geschickt2. Mit Spielern, die
einen besonders guten Highscore3 erreichen, nimmt die Armee durch einen
Recruiting Officer Kontakt auf. „It‘s no longer necessary to deploy bulky simulator chambers or multimillion-dollar pieces of equipment to achieve virtually
the same results“ wird Col. Casey Wardynski zitiert, der dem „America‘s
Army“-Progamm vorsteht4. Spieleentwickler und Simulationsexperten des
Militärs wollen das Gleiche: Eine Illusion mit einem möglichst hohen Grad an
Realität erzeugen. An der University of Southern California5 wurde ein Institut
gegründet, welches beide Parteien in ihrem gemeinsamen Interesse zusammenführen soll. Das Institute for Creative Technologies6 beschreibt seine Aufgabe
folgendermaßen: „The mission of the ICT is to build a partnership among the
entertainment industry, Army, and academia with the goal of creating synthetic
experiences so compelling that participants react as if they are real. The result
is engaging, new, immersive technologies for learning, training, and operational
environments.“ Zwei enorm finanzkräftige Partner, das Militär und die Spieleindustrie, verkuppelt durch die akademische Forschung, haben ein gemeinsames Ziel: Die perfekte Simulation der Wirklichkeit. Fiktionalen Illusions- und
Immersionsmedien, wie dem Holodeck aus Star-Trek oder der cybernetischen
Matrix in W. Gibsons Neuromancer sind wir vielleicht weniger fern, als wir uns
heute vorstellen können. Auf der Games Convention im August 2006 in Leipzig
wurden gleich mehrere 360° Environments präsentiert, in die die Zuschauer
eintauchen konnten. Die Filmindustrie Hollywoods kann dagegen schon lange
nicht mehr mit Innovationen aufwarten und ist von der Computerspiel-Industrie ins Abseits geschlagen worden, sowohl was Umsatz-, als auch was Werbeeinnahmen anbelangt. Vermutlich deutet dies auf einen ähnlichen Generationswechsel hin, wie es ihn zwischen den Massenmedien Panorama und Film gab.
http://www.wired.com/wired/archive/14.02/spy.html
SE150°
Legende
Vorgeschlagene Lesereihenfolge
S60°
http://en.wikipedia.org/wiki/America%27s_Army, http://www.americasarmy.com/
2003 veröffentlichte die Hizbollah ihr Spiel „Special Force“, welches ganz ähnliche
Intentionen hatte · http://en.wikipedia.org/wiki/Special_Force
3
in sogenannten „Ehrenpunkten“ (Honour-Points)
4
http://elianealhadeff.blogspot.com
5
http://www.usc.edu
6
http://www.ict.usc.edu
1
2
Noam Chomsky · War against people, Menschenrechte und Schurkenstaaten · Europa-Verlag · Hamburg/Wien · 2001
Gässler, Leitermann, Steinmaier · Medien, Modernisierung und Terrorismus: Die Medienlandschaft nach dem 11. 9.
2001 in der Perspektive Niklas Luhmanns. · Seminararbeit Albert-Ludwigs-Universität
Freiburg · Institut für Soziologie · Prof. Dr. Degele 2001 /2002
William Gibson · Neuromancer · Wilhelm Heyne Verlag · München · 1987
Oliver Grau · Das Sedanpanorama · http://www2.hu-berlin.de/grau/Textsedan.htm
Oliver Grau · Virtuelle Kunst in Geschichte und Gegenwart: visuelle Strategien · Dietrich Reimer-Verlag · Berlin · 2001
Tom Holert (Hrsg.) IMAGINEERING Visuelle Kultur und Politik der Sichtbarkeit · Oktagon Verlag · 2000
Daniela Kloock, Angela Spahr · Medientheorien: eine Einführung · Wilhelm Fink · München · 2000
Tim Lenoir · All but war is simulation: The military-entertainment complex · erschienen in configurations · 2000
http://www.stanford.edu/dept/HPS/TimLenoir/MilitaryEntertainmentComplex.htm
Max Neupert · Anamorphosen · Hausarbeit Dr. Penzel · Burg Giebichenstein · 2005
http://www.revolwear.com/ueberblick/anamorphosen.pdf
Max Neupert · Kunst Kommerz Unterhaltung · Hausarbeit Prof. Dr. Knöll · Burg Giebichenstein · 2006
http://www.revolwear.com/ueberblick/kunstkommerzunterhaltung.pdf
Stephan Oettermann · Das Panorama: die Geschichte eines Massenmediums · Syndikat · Frankfurt/Main · 1980
Gerhard Paul · Der Bilderkrieg, Inszenierungen, Bilder und perspektiven der Operation Irakische Freiheit
Wallstein · Göttingen · 2005
Marie-Louise von Plessen, Ulrich Giersch · Sehsucht: das Panorama als Massenunterhaltung im 19 Jahrhundert.
Stroemfeld/Roter Stern · 1993
Uwe Schimank/Ute Volkmann (Hrsg.) · Soziologische Gegenwartsdiagnosen I Eine Bestandsaufnahme
Leske+Budrich · Opladen · 2000
Paul Virilio · Information und Apokalypse · Carl Hanser Verlag · München Wien · 2000
Paul Virilio · Krieg und Kino Logistik der Wahrnehmung · Fischer Taschenbuch Verlag · Frankfurt am Main · 1989
Paul Virilio · Die Kunst des Schreckens · Merve · Berlin · 2001
Haus am Lüzowplatz/Rebecca Horn · Der Schock des 11. September und das Geheimnis der Anderen –
Eine Dokumentation · Haus am Lützowplatz/Lettre International · Berlin · 2002
Olivier Minkwitz · Kommerzielle Satellitenbilder und internationale Politik · Hessische Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung · Frankfurter Technikvorlesung, Neues aus dem Orbit, Frankfurt a. M. 2004
Werner Nekes · Media Magica · Eigenverlag · Mühlheim an der Ruhr · 2004
Kluge Ethymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache · Walter de Gruyter Verlag · Berlin/NewYork · 2002
DUDEN Das Fremdwörterbuch · Dudenverlag · Mannheim/Wien/Zürich · 1997
Lexikon der Kunst · Deutscher Taschenbuch Verlag · München, 1996
Blickrichtung nach oben = Deckenfresken = Gott im Fokus
zur Seite = Panorama = Weitblick = humanistische Aufklärung
nach unten = Luftbilder, Satellitenbilder = Überblick = militärische Aufklärung
1
wikipedia.org (de/en/fr) · alle Artikel Stand 1.9.2006
Weltmacht Google, Was die Suchmaschine alles kann, alles plant, alles über uns weiß · Der Stern · Nr. 21 · 18.5.2006
Neupert · Anamorphosen
Discovery Channel · Highscore, Die Geschichte der Computerspiele · 2003
3Sat · Eine kurze Geschichte des PC - Von den Anfängen einer Erfolgsmaschine · 2005
Gestaltung: Max Neupert unterstützt durch Moritz Grünke · 2006
NW150°
NW135°
NW120°
NW105°
NW90°
NW75°
NW60°
NW45°
NW30°
NW15°
0°
NE15°
S20°
www.zone-interdite.org
#/2/.!
+%9(/,%
1
http://www.state.gov/p/nea/disarm
Paul · Der Bilderkrieg
HOLLYWOOD
Entwickler des Cinerama waren Fred Waller und Merian C. Cooper. Waller entwickelte auch ein
System mit elf Kameras/Projektoren, „Vitarama“ genannt, welches einmalige Verwendung im
Pavillion der Erdölindustrie auf der Weltausstellung 1939 in New York fand. Für das Militär
entwickelte er den „Waller Gunnery Trainer“, ein System welches aus fünf Projektoren bestand.
Mit diesem trainierte die Air Force während des zweiten Weltkriegs die Schützen ihrer Kampfflugzeuge. Den Schützen wurden auf einem hemisphärischen Projektionsschirm Luftaufnahmen mit
feindlichen Flugzeugen präsentiert2 die diese mit ihren Übungsgewehren anvisierten. Das Trainieren
in virtueller Realität ohne die reale Lebensgefahr war für die Air Force und die trainierten Soldaten erfolgreich: Nach dem Krieg schätzte das Militär seine durch die verbesserte Ausbildung verhinderten Verluste auf 350.000 Mann.
1
Lord Wemys of Wemys wollte eine Simulation für den Generalstab. Dafür
schien ihm Barkers Entwicklung passend. Dieser aber wollte eine möglichst
realitätsgetreue, immersive Umgebung. Beide Ansätze sind Simulationen,
jedoch ist der von Lord Wemys of Wemys eine Abstraktion, der von Barker eine
Illusion. Der Kriegsführer ist auf die Abstraktion angewiesen, den Über-Blick,
nicht den seitlichen Blick aus einer ‚first person‘ Perspektive. Den lokalen
Überblick für die Kriegsstrategen boten ja schon in ausreichendem Maße die
Pläne und Landkarten. Interaktiv waren die Generalstabstische, auf denen mit
Zinnsoldaten die Frontverläufe und Truppenbewegungen nachvollzogen werden
konnten, auch schon. Die militärische Verwendung der Immersionstechnologie liegt in der Simulation für den unmittelbar Beteiligten des Kampfes. Der
Umgang mit Stresssituationen unter realitätsnahen Bedingungen, aber ohne
die damit in der Realität verbundene Lebensgefahr, kann so simuliert werden.
Der Generalstab dagegen muss strategische Entscheidungen treffen – Entscheidungen mit Überblick.
Wirklich = Wahr?
Kriegsspiel
Echt-Zeit
Abstraktion
"%.4(!2/533%!5
&/5#%!5,4
Interaktion
Cinerama
LUFTBILD
MILITÄRISCHE
SUGGESTION
GAMES
Vernetzung, Communities
total <franz.> gänzlich, völlig, Gesamt...
Albrecht Koschorke bezeichnete das Panorama als entrahmtes Bild.
http://de.wikipedia.org/wiki/Panorama_%28Kunst%29
4/4!,%
Virilio nach Kloock 137
Virilio · Krieg und Kino · Seite 114
3
Grau · Virtuelle Kunst · Seite 191
2
Echtzeit
Illusion
!54(%.4):)4›4
!5&+,›25.'
N20°
1
TV
Bewegung
2
6%2%).!(-5.'
³"%27›,4)'5.'
Vermutetes Testgelände des mutmaßlichen
Atombomben-Tests · P‘unggye-yok, Nord Korea
$6$
1
PRINZIP IMMERSION
Bild:
PublicEye
Project
31.6.2006
öffentliche Massenmedien
HUMANISTISCHE
3#(%).
0(%.!+)34)3+/0
N40°
:/%42/0
PANORAMA
Grau · Virtuelle Kunst · Seite 50 · Fußnote 134
Grau · Virtuelle Kunst · Seite 50
private Massenmedien
34%2%/3+/0
4(2!5-!42/0
&!58 4%22!).
PROPAGANDA
S60°
Panorama der Heldentaten des 6. 10. 1973
1985-89 von zehn Nordkoreanern gemalt, Kairo
"!,,/.
Blickrichtung
S20°
1
Das Panorama ist eine totale Bildwelt, die ihre Identität als Abbildung dadurch
zu verschleiern versucht, indem es den Bildrahmen2 auflöst. Sie ist damit nicht
nur Illusions-, sondern auch Suggestionsmedium, da das Panorama für sich in
Anspruch nimmt, die Wirklichkeit mit maximaler Authentizität nachzuahmen.
Ziel ist ein Zustand, den Baudrillard Simulacrum nennt: die vollkommene
Indifferenz zwischen Kopie und Orginal. Authentizität wird als Objektivität
präsentiert → WIRKLICH = WAHR?. Objektivität kann in einer Abbildung jedoch
nicht vorhanden sein. Beim Panorama ist schon allein (aber nicht nur) die Wahl
von Ort (Betrachterstandpunkt) und Zeit der Abbildung eine Stellungnahme,
die das Abgebildete subjektiv werden lässt. Der in die Scheinwelt eingetauchte
Betrachter (immersed spectator) ist in dem simulativen, ihn gänzlich umschließenden Medium verstärkt anfällig für Manipulation und Propaganda. Das
formatsprengende, totalitäre Bildmedium geht mit dem Bildthema eine ideale
Verbindung ein. Das Manipulationspotential wurde genutzt, um zu verherrlichen und zu überhöhen. Im Falle des Berliner Sedanpanoramas ohne direkten
Einfluss der Politik, aber als Ergebnis ökonomischer Interessen.
Das militärische Bedürfnis eines Feldherrn, die Übersicht zu behalten, hat zur
Erfindung des Panoramas geführt. Was der Feldherrenhügel und der Wachturm leisteten - nämlich die Kontrolle und das Erlangen eines Informationsvorsprungs – versuchte auch das Panorama, scheiterte jedoch für die militärische Anwendung an seinen statischen Bildern. Im ersten Weltkrieg setzten
britische und deutsche Militärs zur Feldaufklärung mobile Periskope ein, um
einen strategischen Vorteil zu erlangen. Das Prinzip des Periskops (zu deutsch:
Sehrohr) ist denkbar einfach: Durch zwei Spiegel oder Prismen wird der Blick
so umgelenkt, dass man beispielsweise aus den Schützengräben heraus sehen
kann, ohne den eigenen Kopf der Gefahr auszusetzen. Die Parallelverschiebung
der Sichtachse betrug dabei nur etwa 60 cm. Das Prinzip der Telepräsenz
ist damit schon erfüllt, das Medium erlaubt virtuell an einem anderen Ort zu
sein. Dies war die Antriebsfeder fast aller für die militärische Verwendung
entwickelten Medien, Radio und Television eingeschlossen. Telepräsenz, die
‚Fern-Anwesenheit‘ wird auf der Website des Sonderforschungsbereichs 453,
Wirklichkeitsnahe Telepräsenz und Teleaktion an der TU-München so definiert:
„Telepräsenz [...] bezeichnet das Gefühl [...] sich in der entfernten Remote-Umgebung präsent zu fühlen [...] Ideale Telepräsenz ist die totale sensorielle ‚Immersion‘ (Eintauchen) des menschlichen Bedieners mit all seinen
sensorischen Fähigkeiten in die Remote-Umgebung.“ Telepräsenz ist also
vom subjektiven Empfinden des Betrachters abhängig. Nur wenn die Illusion
glaubhaft erfahrbar gemacht wird, fühlt sich der Betrachter an den entfernten
Ort versetzt. Beim Panorama war diese Bedingung gegeben; die Besucher der
Panoramen waren begeistert von dieser Simulation, sie fühlten sich als wären
sie an einem anderen Ort gewesen. Das subjektive Gefühl ist jedoch abhängig
von der Medienkompetenz des Betrachters. Vermutlich fühlen sich heute weniger Menschen in einem Panorama telepräsent. Medienkompetenz bedeutet hier
die Gewöhnung an eine höhere Reizdichte des Mediums Film, verglichen mit
der der Illusionswelt Panorama. Die Faszination der zeitlichen Dimension, die
den Film auszeichnete, an der Geschwindigkeit der Bilder, markierte das Ende
des Panoramas.
WACHTURM
Der Künstler Paul Sandby beispielsweise stand im Dienst der Englischen Armee, um für die militärische Aufklärung im besetzten Schottland 1746 panoramatische Ansichten zu fertigen. Für das Empire wurden 1810 zahlreiche
panoramatische Zeichnungen von Belutschistan und den Grenzregionen Indiens
zu Pakistan und Afghanistan1 angefertigt, um sich neben dem abstrakten Kartenmaterial ein anschaulicheres Bild der Gegend machen zu können.
Für militärische Aufklärung, Taktik und Strategie sind gute Kenntnis der Geound Topographie erforderlich. Neben kartographischem Material waren bis zur
Erfindung der Photographie vor allem Zeichnungen ein wichtiges Referenzmaterial für taktische Überlegungen des Generalstabs.2 Der Effizienz halber, aber
vor allem auch um der militärischen Präzision zu genügen wurde die Camera
Obscura als Hilfsmittel verwendet, deren Abbildungen nachgezeichnet wurden.
Die eigentliche Erfindung des Panoramas wird auf den 17.7.1787, dem Datum
der Patentierung unter dem Namen „la nature a un coup d’œil“ datiert. Der
Erfinder Robert Barker wurde dabei von Lord William Wemys of Wemys
finanziell unterstützt, zudem bekam er von ihm ein Studio in seinem Schloss
zur Verfügung gestellt. Der Engländer Wemys of Wemys, ein Politiker und
Angehöriger des Militärs, war im besetzten Schottland eingesetzt. Er machte
sich als Generalmajor durch die erfolgreiche Niederschlagung des Irischen
Aufstandes von 1795 große Verdienste. Vom Panorama versprach er sich einen
strategischen Vorteil, denn diese Abbildungstechnologie war als mobiler Simulations- und Planungsraum für den Generalstab geplant. Jedoch konnte es sich
beim Militär nicht durchsetzen, denn das abstrakte Kartenmaterial war dem
Illusionsraum Panorama für die militärisch-planerische Anwendung überlegen.
Großes Manko des Panoramas war seine Immobilität und die fehlende Interaktivität der Simulation. Interaktivität in einem Illusionsraum sollte erst zweihundert Jahre später durch die Computertechnologie möglich werden.
Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache
vgl. Grau, Virtuelle Kunst
vgl. Oetterman, Das Panorama
Telepräsenz
+)2#(452Strategie
Paul Virilio beschreibt, wie die zunehmende Geschwindigkeit unser Bewusstsein,
unsere Wahrnehmung benebelt und schließlich (ver-)schwinden lässt. Diese
Beschleunigung vollzieht sich nach Virilio in drei Epochen:
Als erste Stufe sieht er die Beschleunigung durch die steigende Mobilität der
Transportmittel (Mutter, Pferd, Zug, Flugzeug und Rakete). Als zweite Stufe
nennt er die Beschleunigung der Medien, von Brieftaube, über Periskop, zu
Radio, TV und Internet. Die dritte Stufe sieht Virilio in der Technisierung des
menschlichen Körpers durch Doping, Trans-, Implantation und (Gen-)Manipulation. Sie expandiert die Wahrnehmungs- und Kommunikationsfähigkeiten der
Physis in einem endzeitlichen Selbstzerstörungs-Szenario. Für Virilio scheint
diese Entwicklung eine Dynamik zu besitzen, die sich nicht aufhalten lässt.
Die Zukunft ist determiniert. Wir befinden uns am Anfang der Stufe drei, denn
nach der Industrialisierung (Stufe eins) und der TV-Live-Übertragung (Stufe
zwei) ist die zweite Stufe abgeschlossen1. Die Live-Übertragung (in Radio, TV
und anderen Echtzeit-Medien) ist das Maximum an Geschwindigkeit, auf die
beschleunigt werden kann; schneller als Echtzeit ist nicht möglich. Dieser Beschleunigung, Virilios Dromologie, liegt das Militärische zugrunde. Für alle drei
Stufen waren und sind Krieg und Militär die entscheidenden Triebfedern der
technologischen Entwicklung. Virilio beschreibt das Verhältnis von Krieg und
industriellem Kino als eine Osmose2. Damit skizziert er, wie sich das Gleichgewicht von technologischer Entwicklung als äußerer Form einerseits, und Ästhetik der Filmproduktion andererseits, immer wieder herstellt. „Fritz von Opels
Flugzeug, das, von Schießpulverraketen angetrieben, 1929 vom Frankfurter
Flugfeld abhob, hatte etwas von Méliès“ schreibt Virilio über die Parallelen
in der (unfreiwilligen) Komik von Forschung und Film. „Osmose“ heißt eine
viel diskutierte Arbeit der Kanadierin Charlotte Davies von 1995. Das virtual
environment wurde durch einen Head-Mounted-Display (HMD) betrachtet. Die
virtuellen Welten in „Osmose“ waren von vormals nicht gesehener Weichheit,
die sich deutlich von der sonst üblichen low-polygon Ästhetik der frühen Echzeit-Renderings absetzten. Möglich wurde dies, da für „Osmose“ drei Onyx2
Infinite-Reality Workstations von Silicon Grafics im Wert von über eine Million
US$ verwendet wurden, die sonst u.a. militärische Simulationen rechneten3.
Hier zeigt sich, dass Virilios These auch auf künstlerische Arbeiten abseits der
Filmindustrie anwendbar ist.
Falsch interpretierte Satellitenbilder
sogenannte Powell-Point Präsentation
Allegorie des Missionswerkes d. Jesuiten
Andrea Pozzo 1691-1694, St. Ignazio, Rom
Neupert · Kunst Kommerz Unterhaltung
Grau · Virtuelle Kunst · 66: etwa 30% der Panoramen hatten Schlachtendartellungen zum Inhalt
BOTSCHAFT DES MEDIUMS
0°
&%,$(%22%.(³'%,
Blickrichtung
N40°
N60°
NE30°
NE45°
NE60°
NE75°
NE90°
NE105°
NE120°
NE135°