Ackerbohnen, Körnerleguminosen allgemein
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Ackerbohnen, Körnerleguminosen allgemein
Körnerleguminosen Der Körnerleguminosenanbau (Ackerbohnen und Futtererbsen) schwankte in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen beständig um 3.000 ha, wobei die Ackerbohnen insgesamt einen leicht höheren Anbauflächenanteil einnehmen. Im Rheinland überwiegt eher der Futtererbsen-, in Westfalen eher der Ackerbohnenanbau. 2014 hat der Anbau beider Arten eine Anbauausdehnung in NRW von insgesamt 1.000 ha erfahren. Acker- und pflanzenbauliche Vorteilswirkungen des Leguminosenanbaus in der Fruchtfolge sind vorhanden. Sie unterbrechen den Entwicklungszyklus von Getreide- und Rapskrankheiten und tragen damit zu einem geringeren Krankheits- aber auch Schädlingsbefall sowie Ungrasdruck (Problemgräser Trespe und Ackerfuchsschwanz) bei. Darüber hinaus fördern sie die strukturverbessernde Bodengare des Oberbodens. Auch eine Umstellung auf Mulchsaatverfahren (reduzierte Bodenbearbeitung) wird dadurch erleichtert. Durch die Stickstofffixierung ist eine standort- und witterungsabhängig bedingt unterschiedliche N-Einsparung in der Nachfrucht möglich (N-Bedarfsanalyse). Der Leguminosenanbau ermöglicht insgesamt damit einen geringeren Aufwand an Produktionsmitteln in den Folgefrüchten. Zu den Leistungen der Ackerbohnen und Futtererbsen 2014 und Sortenempfehlungen für 2015: Versuchsausfälle in Niedersachsen sowie noch ausstehende Wertprüfungsergebnisse vom Bundessortenamt ermöglichen eine nur eingeschränkt sichere Sortenempfehlung für 2015. Die aus NRW vorliegenden Standortergebnisse zeigen jedoch, dass sich bei den Ackerbohnen die Ertragsleistungen der im vorangegangenen Jahr empfohlenen, mehrjährig geprüften Sorten Fuego und Pyramid 2014 erneut bestätigten. Die Sorte Fanfare konnte die guten Ergebnisse aus Wertprüfung und erstem LSV-Jahr hingegen nicht erneut zeigen. Ganz neue Sorten befanden sich keine in der Prüfung. Bei den Futtererbsen zeigte die langjährig geprüfte und stabil überdurchschnittlich dreschende Sorte Alvesta auch diesjährig am Standort Haus Düsse ein hohes Ertragsniveau. Die letztjährig „eingeschränkt empfohlene“ Sorte Auckland wurde seitens der Züchter für den deutschen Markt nicht weiter vorgesehen (kein Saatgut verfügbar) und daher auf Wunsch nicht weiter geprüft. Die beiden neuen und erstjährig im LSV geprüften Sorten Volt und Astronaute konnten die guten Ergebnisse aus den Wertprüfungen am NRW-Standort Haus Düsse 2014 wiederholen und könnten damit interessant für die Neuvermehrung werden. Sollten sich aufgrund der noch ausstehenden Wertprüfungsergebnisse doch noch gravierend andere Sortenempfehlungen ergeben, wird dieses kurzfristig in den Wochenblättern mitgeteilt. Ackerbohnen Besonderheiten: Standortansprüche: Wegen ihres hohen Wasserbedarfs (600-700 mm Jahresniederschlag erforderlich) sind Standorte mit tiefgründigen, humusreichen, bindigen Lehmen oder Tonen geeignet. Die Ackerzahlen sollten über 50 liegen. Weniger geeignet: staunasse Gleyböden, flachgründige Kalksteinverwitterungsböden sowie trockene, lehmige Sandböden. Ackerbohnen sind besonders empfindlich gegenüber Trockenheit zur Zeit der Blüte und des Hülsenansatzes (Abwurf von Blüten und Hülsen). Ackerbohnen besitzen ein schwach entwickeltes Neben- und Faserwurzelsystem und haben im Vgl. zur Erbse und Lupine weniger die Fähigkeit, tiefgründige Bodenschichten zu lockern (GefüStand: 01.02.2015 1 geverbesserung eher in oberen Bodenschichten). Ein pH-Wert von 6 sollte nicht unterschritten werden, damit die Knöllchenbakterien genügend Stickstoff binden können (pH 6,6-7,2 gut). Fruchtfolgeansprüche: Anbaupausen von 4 - 6 Jahren sind erforderlich. Lockern als Blattfrucht enge Getreidefruchtfolgen auf. Als Vorfrüchte sind alle Getreidearten möglich, ebenso Mais. Für die Nachfrucht werden etwa 20 - 40 kg N je ha hinterlassen. Bodenbearbeitung: flache Stoppelbearbeitung (5 - 10 cm tief, Rückverfestigung) nach Getreidevorfrucht, sorgfältige Grundbodenbearbeitung im Herbst mit mind. 15 cm tiefer Lockerung (Pflugeinsatz nicht unbedingt erforderlich). Saatbett auf Ablagetiefe des Saatgutes lockern, ausreichend feinkrümlig für Wirkungssicherung von Vorauflaufherbiziden. Saatzeit: möglichst früh, Ende Februar. Spätfröste bis - 5 °C werden vertragen. Wachstum möglichst lang unter Kurztagsbedingungen. Wenn der Oberboden gut abgetrocknet und ohne Verdichtungen befahrbar ist, kann gesät werden. Spätester Aussaattermin ist Anfang April. Saatstärke: 40 - 50 Körner/m². Auch bei späteren Saatterminen sollte die Saatstärke nicht erhöht werden. Die Saatgutkosten beanspruchen einen großen Teil der gesamten Produktionskosten, sie werden stark von der Tausendkornmasse-Leistung der jeweiligen Sorte beeinflusst. Es empfiehlt sich, wenn möglich, die Einzelkornsaat. Drillsaat ist allerdings auch möglich (evtl. Schardruck erhöhen). Saattiefe: bei schweren Böden ca. 6 - 8 cm, bei leichten Böden ca. 8 - 10 cm. Keimwasserverfügbarkeit, bessere Wurzelausbildung und höhere Standfestigkeit bei tiefer Saat. Die großen Samen benötigen mehr Keimwasser, sind aber empfindlich gegen stauende Nässe. Gegenüber suboptimalen Saatverhältnissen sind Ackerbohnen weniger empfindlich als Futtererbsen. Keimung ab 2°C; hypogäisch, d. h. die Keimblätter durchbrechen die Bodenoberfläche nicht. Düngung: Ackerbohnen sind, wie andere Blattfrüchte auch, für eine ausreichende Grundnährstoffversorgung besonders dankbar. Eine Grunddüngung im Rahmen einer Fruchtfolgedüngung sollte nach Möglichkeit hier platziert werden. Mehrjährige Düngungsversuche zur Schwefelbedürftigkeit ergeben im Mittel der Jahre etwa 5 % Ertragszuwachs durch eine Schwefeldüngung. Je nach Nachlieferungsvermögen des Bodens ist eine Düngung mit 20 bis 40 kg/ha S empfehlenswert. Siehe dazu auch Kapitel Schwefeldüngung. Stickstoffdüngung ist nicht erforderlich! Verwertung: Ackerbohnen werden zum überwiegenden Teil auf dem eigenen Betrieb verfüttert. Der Rohproteingehalt und damit der Eiweißertrag je Hektar ist ein wichtiges Bewertungskriterium für die Sortenwahl. Verschiedene Inhaltsstoffgruppen können die Rationsanteile und den Futterwert beeinflussen. Tanninhaltige Sorten sind besser für die Fütterung bei Wiederkäuern, tanninfreie Sorten eher für die Fütterung von Schweinen geeignet, wobei mittlerweile auch in der Schweinemast tanninhaltige Sorten in größerem Umfang eingesetzt werden. Vicin- und convicinfreie Sorten haben eine besondere Eignung in der Fütterung von Legehennen (Vicin und Convicin mit negativen Auswirkungen wie verringerte Eigewichte bei Legehennen). Neben dem Korn- und Eiweißertrag sind Standfestigkeit und Tausendkornmasse wichtige Kriterien für die Sortenwahl. Ernte: Ackerbohnen reifen spät ab, auch in günstigen Lagen Ernte oft erst Ende August/Anfang September. Zeitpunkt: Optimal, wenn Hülsen schwarz und Körner hart; Stängel sollten zum überwiegenden Teil braun bis schwarz verfärbt sein. Auf Standorten über 300 m steigt das Abreiferisiko je nach Jahr. Bei Drusch mit zu hohen Feuchtigkeits- Stand: 01.02.2015 2 gehalten fallen wegen der großen Körner teure Trocknungskosten an. Die optimale Kornfeuchte für den Drusch liegt bei 15-17%. Die Leistungen der Ackerbohnensorten im Ertrag – mehrjährig Lehmstandorte Nord-West Anbaugebiet Prüfjahr Anzahl der Versuche 2006 4 2007 4 2008 3 2009 4 2010 5 2011 5 2012 5 2013 3 2014 2* Ertrag (dt/ha)-Versuchsm. 41,2 37,2 54,7 50,8 35,7 57,3 65,8 59,9 43,6 101 99 105 104 drei- und mehrjährig geprüft Fugeo 109 106 106 104 106 Espresso 103 94 105 104 95 Pyramid Isabell 101 101 91 94 97 103 104 104 105 102 103 101 99 101 95 97 95 96 zweijährig geprüft Taifun Fanfare 98 92 107 103 108 xxx = Wertprüfungs- bzw. EU-Sortenprüfungsergebnisse *) 2014 nur sehr eingeschränkte Sortenbewertung aufgrund der geringen verfügbaren Standortzahl möglichsiehe Kommentar Einleitung Ackerbohnen – Die Sortenempfehlungen für 2014/2015* Lehmstandorte Nord-West drei- und mehrjährig geprüft Fuego zweijährig geprüft Pyramid erstjährig geprüft (zum Probieren) Fanfare *) siehe Kommentar in der Einleitung! Stand: 01.02.2015 3 Die Eiweißleistungen der Ackerbohnensorten - mehrjährig Lehmstandorte Nord-West Prüfjahr 2014 * Protein % in TM abs. = 100 2013 2012 2011 2010 2009 2008 28,7 28,8 28,7 30,3 30,9 29,8 32,0 drei- und mehrjährig geprüft Fuego 104 98 100 99 99 99 100 Isabell 102 102 100 102 100 102 101 Pyramid 98 98 95 Espresso 95 99 97 98 100 zweijährig geprüft Taifun Fanfare 102 99 99 102 *) 2014 nur sehr eingeschränkte Sortenbewertung aufgrund der geringen verfügbaren Standortzahl möglich-siehe Kommentar Einleitung Die Leistungen der Ackerbohnensorten in ihren agronomischen Eigenschaften Tanningehalt TKM Kornertrag Rohproteinertrag 5 5 2 5 4 6 4 9 6 7 7 Fuego NPZ/SU 2004 4 5 5 2 5 4 6 4 9 7 7 7 Isabell SYN Cereals 2007 5 5 6 2 5 4 5 5 9 6 6 7 Pyramid Limagrain EU/F/2009 4 4 5 2 5 3 3 9 7 7 7 Ascochyta 4 Lager 2003 Zulassungsjahr Pflanzenlänge NPZ/SU Züchter/ Vertrieb Reife Espresso Sorten Blühbeginn Rohproteingehalt Ertragsbildung über… Rost KrankheitsQualitätsanfälligkeit für … merkmale Botrytis agronomische Merkmale drei- und mehrjährig geprüft zweijährig geprüft Fanfare NPZ/SU 2012 4 5 6 2 4 4 9 6 8 8 Taifun NPZ/SU EU/DK/2011 4 5 5 3 4 4 1 6 6 6 Erläuterungen: Stand: 01.02.2015 = schlechter/geringer als Durchschnitt = besser/höher als Durchschnitt 4