Der stramme Soldat Gottes

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Der stramme Soldat Gottes
NACHRICHTEN 11
8. April 2007
Der stramme Soldat Gottes
Ehefrau statt
Jungbauer
Warum EDU-Nationalrat Christian Waber den DJ-Bobo-Song bekämpft
Studie zeigt, wohin
Subventionen gehen
Partei registriere einen Mitgliederzuwachs, einige kämen von der
CVP. Diese und die Landeskirchen haben sich zum Beispiel für
die gleichgeschlechtliche Partnerschaft ausgesprochen. Für Waber
kommt das nicht in Frage. Steuerhinterziehung? Homosexualität? «Sünd isch Sünd.»
Wäre einer seiner Söhne schwul,
Waber hätte ein Problem. «Ich
würde ihn weiterhin als meinen
Sohn lieben, würde aber seine
Beziehung in keinster Weise unterstützen.» Solange Wabers Kinder unverheiratet sind, müssen die
Paare im Elternhaus in getrennten
Zimmern übernachten, Konkubinat wird nicht geduldet. Dass zwei
seiner vier 26- bis 34-jährigen Kinder geschieden und wieder verheiratet sind, sorge in seinen Kreisen für kritische Stimmen.
VON JEAN FRANÇOIS TANDA
(TEXT), TOM WÜTHRICH (FOTO)
Jetzt also auch noch
Baschi. Der ehemalige «MusicStar»-Teilnehmer hat einen neuen
Song und singt: «Ich hätte gerne
eine Sekte, in der es nur ums Bumsen geht.» Das Lied heisst «Wenn
das Gott wüsst».
«Blasphemischer geht es nicht»,
sagt Nationalrat Christian Waber,
treibende Kraft hinter der Petition
gegen den Vampir-Song von DJ
Bobo. Er sitzt in Sumiswald im
Restaurant Kreuz, Drehort von
Jeremias-Gotthelf-Verfilmungen
wie «Ueli der Knecht» und «Ueli
der Pächter». «Satan ist überall»,
sagt Waber, Parteimitglied der
Eidgenössisch-Demokratischen
Union (EDU) und Soldat der
Heilsarmee. Deren Ziel ist es, die
ganze Welt unter die «Herrschaft
Jesu» zu stellen.
Es ist Mittag, und ins Restaurant Kreuz kommen Familien und
Paare zum Karfreitagsmahl. Zuvor war Waber im Gottesdienst in
Langnau. Die blaue Soldatenjacke, die er in der Kirche noch
zugeknöpft über dem weissen
Hemd getragen hatte, hat er
draussen in seinem schwarzen
Renault gelassen. Jetzt erzählt er
von sich und wie es dazu kam,
dass er eine Petition gestartet hat
gegen ein Lied von DJ Bobo.
«Anders als bei Baschi ist DJ
Bobos Song nicht blasphemisch»,
sagt Waber, «sondern okkult.» DJ
Bobo vertrete als Botschafter die
Schweiz am Eurovision Song
Contest. «Wir stehen nicht dahinter, denn der Teufel steckt drin.»
LANGNAU BE
Er gilt als hinterwäldlerisch
und altmodisch
Das war nicht anders, als Waber
der Versuchung des Internets erlag. Eineinhalb Jahre chattete er
mit einer Unbekannten – es ging
um Sex. «Getroffen haben wir uns
nie», sagt Waber. «Mit der Hilfe
Gottes und meiner Frau konnte
ich das Laster aufgeben.»
Seine DJ-Bobo-Petition hingegen kam gut an. Keiner der Besucher des Karfreitagsgottesdienstes
der Heilsarmee, der nicht unterschrieben hätte. Wenn es einfach
nur ein Song wäre, egal, sagt Waber. Aber DJ Bobo repräsentiere
die Schweiz. Auch jugendliche
Kirchgänger hätten signiert, «oder
finden Sie das Lied etwa gut?» Der
Text gehe zu weit. «Eine junge
Mutter sagte mir, sie behalte eine
ältere DJ-Bobo-CD trotzdem.»
Auf weniger Zustimmung ist die
Petition ausserhalb von Kirchenkreisen gestossen. Waber wurde
beschimpft, bedroht, beleidigt.
Doch er glaube, was in der Bibel
stehe: «Segne deine Feinde.»
Kalt lässt ihn, dass er als hinterwäldlerisch und altmodisch betitelt wird. Wenig beschäftigt ihn,
dass ihn Kollegen aus dem Parlament ignorieren. «Mit einem Stündeler will man nichts zu tun haben.» Der «Drachentöter aus dem
Emmental» lässt sich nicht beirren. «Als Politiker muss ich für
das Wohl des Volkes sorgen.»
13 Uhr, die Strassen von Sumiswald sind leer, und Waber hofft,
dass der Eishockeyklub SCL
Tigers den Liga-Erhalt schafft.
Homosexuelle Partnerschaft:
«Sünd isch Sünd»
So wie Freikirchler Waber denken
viele der 200 000 bis 350 000 Menschen, die laut Schätzungen den
so genannt Evangelikalen angehören, christlichen Fundamentalisten. In den USA stellen die
«wiedergeborenen Christen» mit
George W. Bush den amtierenden
Präsidenten, in der Schweiz gerade mal zwei Nationalräte. Dennoch: In nur zwei Wochen landete die DJ-Bobo-Petition aus dem
Emmental in Bern – mit 50 000
Unterschriften.
«Moralische Fragen gewinnen
an Bedeutung», sagte Bundesrat
Hans-Rudolf Merz dem Nachrichtenmagazin «Facts», und Nationalrat Waber stimmt zu. Seine
Nationalrat und Heilsarmee-Soldat Waber, 59, lancierte die DJ-Bobo-Petition: «Finden Sie das Lied etwa gut?»
Viele Bauern, die nach 65
keine Direktzahlungen mehr erhalten, übergeben den Hof statt
einem jungen Bauern der Ehefrau.
Eine aktuelle Studie im Auftrag
des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) zeigt auf, dass in den
letzten Jahren rund 20 Prozent aller Betriebe an eine unwesentlich
jüngere Person übergeben wurden. «In der Regel dürfte dies die
Ehefrau des Bewirtschafters sein»,
sagt Studienautor Beat Meier.
Beim BLW reibt man sich die
Augen. «Dies widerspricht der
Grundidee der Altersgrenze bei
den Direktzahlungen», sagt Werner Harder vom BLW. Die Studie
empfiehlt, diese strikte Altersgrenze zu hinterfragen.
In der Untersuchung wird zudem die Starthilfe für Jungbauern
unter 35 Jahren kritisiert. Es sei
fraglich, ob staatliche Einstiegsanreize bezüglich des Strukturwandels langfristig effizient seien.
Darum solle man den Verzicht
auf diese Investitionskredite in
Betracht ziehen. «Eine sofortige
Überprüfung der Starthilfe scheint
angezeigt», sagt Meier.
Das BLW sieht die Sache gelassener. Man werde die Einstiegshilfe bei der Weiterentwicklung
der Agrarpolitik vertieft analysieren, sagt Harder. Im BLW weiss
man, dass einige Massnahmen
nicht effizient genug sind. «Die
nächste WTO-Runde und ein allfälliges Freihandelsabkommen
mit der EU erhöhen den Druck,
die Effizienz der Massnahmen zur
Lenkung der landwirtschaftlichen
Strukturen zu überprüfen», sagt
Harder.
JOËL WIDMER
BERN
Schlägerei in
Jugendklub
In einem Jugendklub in Pfäffikon ist es am Abend
des Karfreitag zu Tumulten gekommen. Rund 60 Linksautonome
lieferten sich mit etwa 30 Ausländern eine Schlägerei. Dabei gab es
leicht Verletzte, Sachschaden und
Verkehrsbehinderungen. Ursache
der Eskalation war ein Streit zwischen Linksautonomen aus der
Zürcher Punkszene, die sich im
Jugendlokal zu einer Veranstaltung getroffen hatten, und einem
jugendlichen Ausländer.
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